12
IDEE & KONZEPT
»
CĂLLNâS IN HAMBURG
Die zeitgemĂ€Ăe Hamburgensie Im Cöllnâs am Hamburger Rathaus prĂ€sentiert Jan Schawe, GrĂŒnder der Delikatessenmarke Mutterland, sein modernes Konzept nachhaltiger und regionaler Feinkost in den geschichtstrĂ€chtigen RĂ€umlichkeiten Deutschlands Ă€ltester Austernstube â hauseigene FischrĂ€ucherei inklusive. Von Anne Glaser Die Hamburger Feinkost-Manufaktur ÂMutterland war bis 2017 mit drei Standorten in der Hansestadt vertreten: Das mittlerweile 2020 komplett erneuerte Stammhaus am Hauptbahnhof bietet neben einem ÂDelikatessenhandel auch eine Gastronomie mit CafĂ©, Restaurant und Bar, eine glĂ€serne Chocolaterie und einen groĂen Take-AwayBereich. Auch in der Innenstadt und im vornehmen Eppendorf fĂŒhrt Mutterland je ein GeschĂ€ft sowie eine hauseigene Backstube. ErgĂ€nzt wird das Angebot von einem Online shop. 2017 hat das Unternehmen zusĂ€tzlich das Restaurant Cöllnâs ĂŒbernommen, das als echte Hamburgensie gilt.
Eine lebhafte Geschichte Seit ĂŒber 250 Jahren ist das Jugendstil-Haus im Brodschrangen eine beliebte Adresse fĂŒr Fisch- und MeeresfrĂŒchtespezialitĂ€ten. Was 1760 als kleine, aber feine Handlung
begann, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Johann Cölln ĂŒbernommen und um eine weitlĂ€ufige Gastronomie erweitert. Von ihm erhielt die erfolgreiche Fisch- und ÂAusternstube auch den bis heute bekannten Namen. Seine Firma lancierte zum gröĂten Kaviarlieferanten Europas und zĂ€hlte neben berĂŒhmten Hotels auch  KönigshĂ€user zu ihren Kunden. Mit dem guten Ruf kamen auch bedeutende GĂ€ste: Kaiser ÂWilhelm II. und Bismarck dinierten im Cöllnâs und auch Zar Nikolaus II. und seine Frau pausierten hier 1897 auf ihrem Weg nach England. In neueren Zeiten waren es Helmut und Loki Schmidt, die man hier regelmĂ€Ăig antraf. Sie alle schĂ€tzten die Diskretion, die die Sepa rees des Restaurants ihnen boten â Das Cöllnâs begeisterte bereits Kaiser, Zaren und politische GröĂen. Besonders geschĂ€tzt werden seither die Separees
und ÂnatĂŒrlich auch das Essen. So heiĂt es ĂŒber den Verleger Rudolf Augstein, dass dieser in den 1980er Jahren am liebsÂten die âKanalarbeiter-Schnitteâ bestellte â 200 Gramm Tartar vom Rinderfilet auf Brot, kurz ĂŒberbacken, dazu etwas CrĂšme FraĂźche und zwei Löffel Kaviar. Dabei stritt er mit seinenÂÂBegleitern John Jahr Senior und Gerd BuceriusÂderart laut, dass sich die GĂ€ste im benachbarten Separee beschwerten.
Zwischen Tradition und Moderne Auch heute spĂŒrt und sieht man die lange und lebhafte Geschichte des Cöllnâs, das 1988 aufwendig restauriert und umgebaut wurde. Rund 30.000 handgefertigte Jugendstil-Fliesen von Villeroy & Boch zieren mehrere Bereiche des Restaurants mit delikaten Mustern und einem GemĂ€lde der Elbe und ihres Reichtums an MeeresfrĂŒchten. Auch der
5/6.2021