Es ist bezeichnend, dass die Künstlerin statt Konsumkritik zu üben lieber eine Strategie vorschlägt, um trotz allen Konsumzwangs frei und sich selbst treu zu bleiben. Wirklich frei ist nur derjenige, der, wie Stephanie Guse selbst, sich mit der Papier-Krone und der Verkleidung zufrieden gibt, weil er nur mit dem Gedanken an Macht spielen braucht. Die Auseinandersetzung mit der Bildsprache der Werbegrafik und -fotografie geschieht bei Stephanie Guse nicht zufällig. Vor ihrem Studium der Freien Kunst hat sie ein Grafikdesign Studium absolviert und dabei die visuellen Mechanismen der Werbung verinnerlicht. Später hat sie sich von ihnen distanziert, um sie als Künstlerin in ihren Arbeiten zu reflektieren. Sie änderte weniger die Handschrift dafür mehr die Inhalte und machte die Handschrift zum Inhalt. So kommt schon mal ein von ihr gestalteter Ausstellungskatalog als Hochglanzmagazin daher, balanciert eine Lampe auf dem schmalen Grad zwischen Kunst- und Designobjekt und gleichen selbst ihre Arbeiten aus Verpackungsmüll in ihrer Flüchtigkeit eher gezeichneten Skizzen als durchkomponierten Endprodukten. Durch diese vom Grafikdesign stark geprägte Arbeitsweise rückt sie auch technisch in die Nähe der Pop-Art. Was ihre Kunst so zeitgenössisch macht ist der Umstand, wie offen und unverkrampft mit der Tatsache umgegangen wird, dass man sich etwas nicht leisten kann. Selbstbewusst wird Ersatz angeboten, der, weil er Kunst ist, wiederum einen ähnlich imageträchtigen Mehrwert wie andere Konsumartikel verspricht. Stephanie Guse reflektiert auch die Tatsache, dass ihre Arbeiten ebenso wie Design-Handtaschen letztlich kommerzielle Produkte sind, die ohne entsprechende Werbung, wie etwa den vorliegenden Katalog, schlecht auskommen. Ihre Leistung ist ihre Leichtigkeit und ihr Optimismus. Alles nicht so ernst zu nehmen ist ein unerhört ernster Anspruch – dann kann man sich auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren und es ist nur lebensbejahend, wenn es dann um die Kunst geht.
ART OF A DECEPTIVE BEAUTY by Petra Prahl When, at the end of the 1950’s, the first artists in the United Kingdom and the USA began with what would later cause a furore throughout the world as Pop Art, the world of consumption was still in good order. Social prosperity had escalated and produced a society that increasingly wished to see itself reflected in more and more areas of its everyday life. The world of products, media and fashion developed such a dynamic and refinement that artists adopted it, and from then on decisively influenced it. Pop Art made the phenomenon of mass media a theme and itself became a mass phenomenon. What followed was the dissolution of the boundary between high culture and the trivial, a situation that has today become normality.
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