Silvester- und Neujahrskonzert

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PROGRAMM

Johann Strauss (Sohn)

„Die Fledermaus“ - Ouvertüre

Eduard Strauss

„Bahn frei!“ Polka schnell op. 45

Pablo de Sarasate

„Carmen-Fantasie“ op. 25 für Klarinette und Orchester

Johann Strauss (Sohn)

„Rosen aus dem Süden“ Walzer op. 388

Johann Strauss (Sohn)

„Leichtes Blut“ Polka schnell op. 319

Johann Strauss (Sohn)

„Eljen a Magyar“ Polka schnell op. 332

- Pause -

Johann Strauss (Sohn)

„Unter Donner und Blitz“ Polka schnell op. 324

Johann Strauss (Sohn) „Kaiser-Walzer“ op. 437

Gioachino Rossini

Introduktion, Thema and Variationen für Klarinette und Orchester

Johann Strauss (Sohn) und Josef Strauss Pizzicato Polka op. 234

Josef Strauss

Ohne Sorgen, Polka schnell, op. 271

Nicholas Milton Dirigent

Lyuta Kobayashi Klarinette

Göttinger Symphonieorchester

DIE FAMILIE STRAUSS

Mit Johann Strauss (dem älteren) erschien die goldene Zeit des Wiener Walzers. Es war, als habe er irgendwo das Zauberhorn Oberons gefunden […] Tänzer und Tänzerinnen sprangen so hoch und drehten sich geschwind, dass sie von eigener Glut wie Schnee am Tauwind schmolzen und jedes zappelnde Herz bis an die Kehle schlug. Strauss wurde für Wien die zehnte Muse, oder vielmehr, er galt mehr als alle neun Musen zusammen; er war der wahre Musengott.

Der Musikhistoriker Johann Wilhelm Ambros verfasste im Jahre 1860 diese Hymne auf Johann Strauss (Vater). Geboren 1804, hatte er 15-jährig mit dem Wirtshausfiedeln angefangen, unter Pamer in den Sperlsälen. Er war einer der vielen „Bratlgeiger“, die damals Wien bevölkerten. Bald schon gelang es ihm, zusammen mit Lanner aufzutreten. „Blutjung beide und lohend wie Fackeln, schwarz der eine, blond der andere. Die Leute kamen in Scharen, als sie diese Musik hörten, Equipagen hielten, und der Wirt rieb sich die Hände“, beschreibt Ann Tizia Leitich in ihrem Buch „Wiener Biedermeier“ diese Zeit. Und bald schon hatte Strauss in der Gunst des Publikums den gemütvollen, aber eher biederen Lanner überflügelt. „Unermüdlich setzt er durch kecke, schneidende Bogenstriche seinem Tongemälde die scharfen Lichter auf“, bemerkt der Karlsruher Hofkapellmeister Josef Strauss (mit Johann nicht verwandt) nach einer „musikalischen Abendunterhaltung“ des Wiener Gastes im Karlsruher Rathaus 1835, „ermutigt

und beseelt auf diese Art sein Orchester, ergreift die Zuhörer und reißt die ermatteten Tänzer mit dämonischer Gewalt fortwährend in die wildverschlungenen Tanzwirbel! – Dies ist sein Beruf! – er erfüllt ihn ganz.“ Die Wertschätzung dieses Musikers spiegelt sich in Straussens Karriere. Zum Hofballmusikdirektor hat er es gebracht, ein glanzvolles Amt im Habsburger Reich.

Johann Strauss (Sohn), Jahrgang 1825, ist gerade 24, als sein Vater stirbt, und verfolgt den väterlichen Weg weiter. Schon 1856 drängt er ebenfalls in das Amt des Hofballmusikdirektors, denn seine Popularität in Wien ist enorm. Doch anfangs kommt ihm die Polizei in die Quere. In den revolutionären 1848er Zeiten war er aufgefallen, „beiläufig 22 Jahre alt“, so das Protokoll, „weil er bei mehreren Gelegenheiten sich fortreißen ließ, mit seiner Musikbande revolutionäre Märsche zu produzieren, so wie er auch während des Belagerungszustandes von Wien an öffentlichen Orten ein Quodlibet mit Reminiszenzen an derlei Tonweisen aus dem Jahre 1848 vorgetragen haben soll.“ Das war dem Feldmarschalleutnant Kempen so verdächtig, daß er am Schluss seines Berichts an das „löbliche k. k. Obersthofmeisteramt“ Johann Strauss (Sohn) ein vernichtendes Gutachten ausstellt: „Er war, seitdem er Musikdirektor geworden, ein leichtsinniger, unsittlicher und verschwenderischer Mensch und führt erst seit kürzerer Zeit eine mehr geregelte Lebensweise.“ Sohn Strauss hinterlässt ein verschwenderisch reiches Œuvre und stirbt 1899 in Wien.

Über seinen Bruder Josef Strauss (1827-1870) hat Walzerkönig Johann gesagt, er sei der Begabteste der Familie, er selbst sei nur populärer. Josefs Werdegang hatte zunächst überhaupt nichts mit Musik zu tun: Er wurde Bautechniker und Architekt, nachdem er zuvor eine Lehre als Maurer und Steinmetz absolviert hatte. Daneben hat er sich auch als Erfinder betätigt: unter anderem hat er zwei Straßenkehrmaschinen konstruiert. Zur Musik kam er 1853, als er für seinen von einer Konzertreise völlig erschöpften Bruder Johann als Kapellmeister einspringen musste.

Eduard Strauss (1835-1916) war zehn Jahre jünger als sein Bruder Johann. Er gehörte schon bald nach seinem Dirigentendebut zu den Leitern der Strauss-Kapelle und wurde nach Josefs frühem Tod Chef des Orchesters, das er auf 42 Musiker aufstockte. „Der schöne Edi“ hieß er bei seinen Wiener Fans. Natürlich gehörten vor allem Walzer zu seinem Repertoire, daneben hat er aber auch andere populäre Tänze wie Polkas und seinen berühmtesten Bruder um 17 Jahre überlebt.

ORCHESTERBIOGRAFIE

Mit mehr als 100 Konzerten und über 90 000 Zuhörern im Jahr ist das Göttinger Symphonieorchester, seit 2018 geleitet von Nicholas Milton, ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Universitätsstadt. Es hat sich in seiner 160-jährigen Tradition einen exzellenten Ruf erworben. Das Repertoire des Orchesters, besetzt mit rund 60 Musikerinnen und Musikern aus 24 Ländern, ist weit gefächert.

Als das „Reiseorchester Niedersachsens“ gehört das Göttinger Symphonieorchester zu den angesehensten Klangkörpern in Nord- und Mitteldeutschland. Längst ist das Orchester auch international gefragt, etwa im Concertgebouw Amsterdam, in Göttingens polnischer Partnerstadt Thorn und bei zwei China-Tourneen.

Seit seiner Gründung ist das Orchester mit bedeutenden Solistinnen und Solisten aufgetreten. Dazu gehören in jüngster Zeit u. a. die Pianisten Alexander Krichel und Joseph Moog sowie die Cellisten Daniel Müller-Schott, Sol Gabetta, Wolfgang Emanuel Schmidt und Raphaela Gromes.

Auch auf dem Tonträgermarkt ist das Orchester vertreten. 2021 entstand unter Milton eine Gesamtaufnahme der Symphonien von Brahms. Unter Miltons Vorgänger Christoph-Mathias Mueller sind mit dem ECHO Klassik ausgezeichnete CDs mit dem Trompeter Reinhold Friedrich (2012) und der Oboistin Maria Sournatcheva (2017) sowie eine Aufnahme zweier Bühnenwerke Debussys (2013) produziert worden.

NICHOLAS MILTON

Nicholas Milton ist Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Göttinger Symphonieorchesters (seit 2018), Chefdirigent des Stadttheaters Klagenfurt und des Kärntner Symphonieorchesters, Österreich (seit 2021) und Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Willoughby Orchestra in Sydney, Australien (seit 2000). Geschätzt für seine herausragenden Interpretationen eines breitgefächerten Opern- und Konzertrepertoires hat sich Nicholas Milton als einer der erfolgreichsten international aktiven Dirigenten Australiens etabliert.

Als Generalmusikdirektor am Staatstheater in Saarbrücken (2014-2018) sowie als Gast an der Deutschen Oper Berlin, der Komischen Oper Berlin, der Volksoper Wien und den Opernhäusern in Dortmund, Leipzig, Linz, Innsbruck und Sydney u. a. dirigierte Nicholas Milton Werke wie „Salome“, „Tannhäuser“, „Tosca“, „La Bohème“, „Madama Butterfly“, „Falstaff“, „La Traviata“, „Carmen“, „Don Giovanni“, „Così fan tutte“ und „Die Zauberflöte“. Zukünftige Einladungen führen ihn erneut an die Deutsche Oper Berlin, an das Sydney Opera House und ans Kärntner Landestheater Klagenfurt. Von 2004 bis 2010 leitete er als Generalmusikdirektor die Jenaer Philharmonie. Milton war Chefdirigent des Innviertler Symphonie Orchesters, des Dubrovnik Symphony Orchestra und des Canberra Symphony Orchestra sowie Erster Gastdirigent der Norddeutschen Philharmonie Rostock. 2013 begleitete er als Assistent von Mariss Jansons das Concertgebouw-Orchester auf einer umfangreichen Tournee durch Europa und die USA.

Konzertverpflichtungen führten ihn zu internationalen Spitzen-Orchestern – darunter das London Philharmonic Orchestra, das Konzerthausorchester Berlin, das NDR Symphonieorchester Hamburg und die Radiophilharmonie Hannover, das SWR Radio Symphonieorchester Stuttgart, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken, die Stuttgarter und die Dortmunder Philharmoniker, die Staatsorchester Wiesbaden und Darmstadt, die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das Orchester des Nationaltheaters Mannheim, das Bruckner Orchester Linz, das Orchestra della Svizzera Italiana, die Sinfonia Varsovia, das Nagoya Philharmonic Orchestra und das China National Symphony Orchestra.

1999 kürte ihn „Symphony Australia“ zum Dirigenten des Jahres, und er war Preisträger beim „Internationalen Lovro-von-Matačić-Dirigierwettbewerb“. 2001 erhielt er die „Australische Jahrhundertmedaille“. Die Michigan State University zeichnete ihn 2014/15 mit dem College of Music Distinguished Alumni Award aus. 2016 wurde er mit der Aufnahme in den Order of Australia (AM) geehrt.

Nicholas Miltons Diskografie beinhaltet ca. 60 Aufnahmen, von denen ein Album mit dem Klaviersolisten Joseph Moog 2016 für den GRAMMY nominiert war. CDAufnahmen mit dem Konzerthausorchester Berlin und der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern sind bei Onyx Classics und cpo erschienen. Seine jüngste Einspielung bei Prospero ist ein 3-CD-Album mit den vier Brahms-Symphonien, gespielt vom Göttinger Symphonieorchester.

LYUTA KOBAYASHI

Lyuta Kobayashi wurde 2003 in Detmold geboren und erhielt seinen ersten Klarinettenunterricht bei seinem Vater. Als Elfjähriger wurde er Jungstudent an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin bei Martin Spangenberg, von 2018 bis 2021 war er Frühstudent am Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bei Johannes Peitz. Seit 2021 studiert er in Stuttgart an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst bei Norbert Kaiser.

Weitere Impulse erhielt er von Sabine Meyer, Reiner Wehle, Karlheinz Steffens, Wenzel Fuchs und Johann Hindler.

Lyuta Kobayashi war Mitglied des Bundesjugendorchesters und konzertierte als Solist mit dem Göttinger Symphonieorchester, dem Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode und dem Theater Nordhausen/ Lohorchester Sondershausen.

Bei zahlreichen Wettbewerben wie dem Bundeswettbewerb Jugend musiziert, Carl Schröder Wettbewerb Sondershausen, Klarinettenwettbewerb Wetzlar, internationaler Klassikmusikpreis Tirol, Lions Musikwettbewerb, konnte er als Gewinner oder Förderpreisträger hervortreten. 2022 wurde er beim Deutschen Musikwettbewerb (DMW) in Bonn mit dem Preis des DMW, dem Publikumspreis und dem Sonderpreis der Freunde Junger Musiker Düsseldorf ausgezeichnet und in die Förderung des Deutschen Musikrates aufgenommen.

Der Klarinettist ist Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben, PE-Förderung für Studierende Mannheim, Jürgen Ponto Stiftung, Eva Lind Musikakademie und des Thüringer Ministeriums für Kultur und Wissenschaft für musikalisch Hochbegabte.

Lyuta Kobayashi erhielt als mehrfacher 1. Bundespreisträger Förderungen von der Stiftung „Jugend Musiziert Niedersachsen“ und 2020 ein Stipendium für den Meisterkurs „epoche f international“ mit dem Ensemble Modern.

Göttinger Symphonie Orchester gGmbH Godehardstr. 19-21 · 37081 Göttingen 0551 - 305 44-0 · info@gso-online.de

Chefdirigent: Dr. Nicholas Milton Geschäftsführerin: Franziska Vivaldi Grafik und Gestaltung: Julian Crozier Text: Michael Schäfer Fotos: ©Adobe Stock, Marco Kany, Tilman Graner

TICKETS UND INFOS 0551 - 305 44 11 www.gso-online.de

Elena Kats-Chernin - Mythic Matthew Hindson - House Music Antonín DvořákSymphonie Nr. 6 D-Dur

GSO-Academy

Die Mitglieder der Akademie des Göttinger Symphonieorchesters präsentieren ein abwechslungsreiches, reizvolles Kammermusik-Programm

» Die wilde Reise durch die Nacht«

In Kooperation mit dem »Theater der Nacht« Northeim nach einer Geschichte von Walter Moers, mit Bildern von Gustave Doré. Empfohlen ab zwölf Jahren.

Johannes Brahms - Tragische Ouvertüre

Jean Sibelius - Konzert für Violine und Orchester d-Moll Antonín Dvořák - Symphonie Nr. 6 D-Dur

tickets@gso-online.de
Ticket- und Abo-Hotline 0551 - 305 44 11
PS.Speicher Einbeck
09.02. 29.01. 30.01. 05.02.
SEELE
Montag Sonntag Donnerstag Sonntag 19:45 Uhr 11:30 & 16:00 Uhr 19:30 Uhr 11:30 Uhr
www.gso-online.de
Altes Rathaus Göttingen Waldorfschule Göttingen
Deutsches Theater Göttingen
RATHAUS-SERENADE 3 FAMILIENKONZERT 3 ROMANTISCHE
DT-MATINEE 2: »HOUSE MUSIC«
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