»Maskerade« in Einbeck

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»Maskerade« 18.11.2022 | PS.Halle Einbeck

Programm

Aram Chatschaturjan (1903-1978)

Suite aus „Maskerade“ Walzer (Maskerade) Nocturne Mazurka Romanze Galopp

Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866)

Variationen und Rondo für Fagott und Orchester B-Dur op. 57 Adagio Allegretto (Tema con variazioni) Allegro, rondoletto

Michael Daugherty (geb. 1954)

„Dead Elvis“ für Fagott und sechs Instrumente – Pause –

Antonín Dvořák (1841-1904)

Symphonie Nr. 9 e-Moll „Aus der neuen Welt“ Adagio – Allegro molto Largo Scherzo. Molto vivace Allegro con fuoco

Nicholas Milton Dirigent Ömür Kazil Fagott Göttinger Symphonieorchester

Maskerade

„Maskerade“ ist ein Versdrama des russischen Dramati kers Michail Lermontov (1814-1841). Darin geht es um eine Frau, die fälschlich der Untreue bezichtigt und von ihrem Mann getötet wird. Der sowjetische Komponist Aram Chatschaturjan hat zu einer Inszenierung dieser Tragödie in Moskau eine Bühnenmusik komponiert, die am 21. Juni 1941 Premiere hatte. Aus der Bühnenmusik stellte Chatschaturjan 1944 die Suite für den Konzertsaal zusammen. Besondere Mühe gab sich der Komponist, eine eingängige Melodie für den eröffnenden Walzer zu finden. Er ließ sich dazu vom Text der Heldin Nina inspi rieren: „Wie schön ist dieser neue Walzer! … Etwas zwi schen Trauer und Freude ergriff mein Herz.“ Das Nocturne enthält ein gefühlstiefes Violinsolo, auf die festliche Ma zurka folgt eine elegische Romanze mit Anklängen an Tschaikowsky. Der abschließende Galopp ist keines wegs fröhlich, sondern dissonant und satirisch-grotesk. Gern wird der Maskerade-Walzer zur Kür im Eiskunstlauf gewählt.

Johann Wenzel Kalliwoda, geboren in Prag, gestorben in Karlsruhe, begann seine musikalische Karriere als Geiger, um Ende 1822 Hofkapellmeister in Donaueschingen zu werden. Er hat ein umfangreiches Œuvre hinterlassen, das mehr als 500 Werke umfasst. Stilistisch liegt seine Mu sik zwischen Klassik und Frühromantik. In seinem Opus 57 fordert Kalliwoda das solistische Fagott gehörig. Auf ein empfindsames Adagio folgt das harmlos beginnen de Thema, das in immer reicheren Figurierungen vari

iert wird, die bisweilen – eine Spezialität des Fagotts – in grotesk weite Sprünge münden. Eine ungemein gefühl volle Moll-Variation (Adagio) bereitet den Boden für das abschließende fröhliche Rondo im Sechsachteltakt.

Zu seinem Stück „Dead Elvis“ hat der 1954 geborene amerikanische Komponist und Pianist Michael Daugher ty, der mit mehreren Grammys ausgezeichnet worden ist, eine Einführung gegeben: „Keine Rock’n’Roll-Persön lichkeit scheint so viele Spekulationen, Schmeicheleien und Nachahmungen inspiriert zu haben wie Elvis Presley (1935-77). In ,Dead Elvis‘ ist der Fagottsolist ein Elvis-Imi tator, begleitet von einem Kammerensemble. Es ist kein Zufall, dass ,Dead Elvis‘ für die gleiche Instrumentierung wie Strawinskys ,Histoire du Soldat‘ (1918) vertont ist, in dem ein Soldat seine Geige und seine Seele für ein Zau berbuch an den Teufel verkauft. Ich biete eine neue Variante dieses faustischen Szenarios an: Ein Rockstar verkauft sich für Reichtum und Ruhm an Hollywood, Colonel Parker und Las Vegas. Ich benutze ,Dies irae‘ – einen mit telalterlichen lateinischen Gesang für das Jüngste Gericht – als musikalisches Hauptthema in meiner Komposition, um die Frage zu stellen: Ist Elvis tot oder lebt er jenseits des Grabes von Graceland? In ,Dead Elvis‘ hören wir schnelles und langsames Rock’n’Roll-Ostinato aus den Fünfzigern in Kontrabass, Violine und Bongos, während der Fagottist kreist, Doppelzungen spricht und sich durch Variationen von ,Dies irae‘ säuselt. Elvis ist im Guten wie im Schlechten Teil der amerikanischen Kultur, Geschichte und Mythologie.“

Im Sommer 1891 erhielt Antonín Dvořák das Angebot der amerikanischen Pianistin Jeanette Thurber, die Leitung des neugegründeten National Conservatory in New York

zu übernehmen. Er sagte zu. In seiner „amerikanischen“ Symphonie, die er bald nach seiner Ankunft zu komponie ren begann, hat Dvořák allerdings nicht, wie früher viel fach angenommen, echte Indianerlieder verwendet. Kurz vor der Uraufführung äußerte er sich öffentlich zu dieser Frage: „Ich habe von keiner dieser Melodien Gebrauch gemacht. Ich habe nur eigene Themen geschrieben, de nen ich Besonderheiten der Indianermusik verlieh. Indem ich diese Themen zum Vorwurf nahm, habe ich sie mit al len Errungenschaften der modernen Rhythmik, Harmonik und Kontrapunktik sowie des Orchesterkolorits zur Ent wicklung gebracht.“

Eine melancholische, noch tastende Adagio-Einleitung mündet in den ersten Satz (Allegro molto) mit dem mar kanten Hornthema, auf das die Holzbläser mit einer tän zerischen Bewegung antworten. Das heitere Seitenthema in G-Dur erinnert ein wenig an das bekannte Spiritual „Swing Low, Sweet Chariot“. Das Largo beginnt mit sieben harmonisch kühnen Bläserakkorden, die den Hörer sogleich in ihren Bann ziehen. Das sanft klagende Eng lischhorn-Thema gehört zu den schönsten melodischen Eingebungen Dvořáks. Groß ist der Kontrast zum rasch bewegten Scherzo (Molto vivace) mit seinem walzerarti gen Mittelteil; das Trio mit seinen übermütigen Sprüngen und fröhlichen Terzentrillern klingt unverhüllt böhmisch. Von mitreißendem Schwung und erhabener Größe ist schließlich die Themensprache im Allegro con fuoco-Fi nale.

Nicholas Milton

Nicholas Milton ist Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Göttinger Symphonieorchesters (seit 2018), Chef dirigent des Stadttheaters Klagenfurt und des Kärntner Symphonieorchesters, Österreich (seit 2021) und Künst lerischer Leiter und Chefdirigent des Willoughby Orches tra in Sydney, Australien (seit 2000). Geschätzt für seine herausragenden Interpretationen eines breitgefächerten Opern- und Konzertrepertoires hat sich Nicholas Milton als einer der erfolgreichsten international aktiven Dirigen ten Australiens etabliert.

Als Generalmusikdirektor am Staatstheater in Saarbrü cken (2014-2018) sowie als Gast an der Deutschen Oper Berlin, der Komischen Oper Berlin, der Volksoper Wien und den Opernhäusern in Dortmund, Leipzig, Linz, Inns bruck und Sydney u. a. dirigierte Nicholas Milton Werke wie „Salome“, „Tannhäuser“, „Tosca“, „La Bohème“, „Ma dama Butterfly“, „Falstaff“, „La Traviata“, „Carmen“, „Don Giovanni“, „Così fan tutte“ und „Die Zauberflöte“. Zukünftige Einladungen führen ihn erneut an die Deutsche Oper Berlin, an das Sydney Opera House und ans Kärntner Lan destheater Klagenfurt. Von 2004 bis 2010 leitete er als Generalmusikdirektor die Jenaer Philharmonie. Milton war Chefdirigent des Innviertler Symphonie Orchesters, des Dubrovnik Symphony Orchestra und des Canberra Symphony Orchestra sowie Erster Gastdirigent der Nord deutschen Philharmonie Rostock. 2013 begleitete er als Assistent von Mariss Jansons das Concertgebouw-Or chester auf einer umfangreichen Tournee durch Europa und die USA.

Konzertverpflichtungen führten ihn zu internationalen Spit zen-Orchestern – darunter das London Philharmonic Orches tra, das Konzerthausorchester Berlin, das NDR Symphonie orchester Hamburg und die Radiophilharmonie Hannover, das SWR Radio Symphonieorchester Stuttgart, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken, die Stuttgarter und die Dortmunder Philharmoniker, die Staatsorchester Wiesbaden und Darmstadt, die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz, das Orchester des Nationaltheaters Mannheim, das Bruckner Orchester Linz, das Orchestra della Svizzera Italiana, die Sinfonia Varsovia, das Nagoya Philharmonic Orchestra und das China National Symphony Orchestra.

1999 kürte ihn „Symphony Australia“ zum Dirigenten des Jahres, und er war Preisträger beim „Internationalen Lovrovon-Matačić-Dirigierwettbewerb“. 2001 erhielt er die „Aust ralische Jahrhundertmedaille“. Die Michigan State University zeichnete ihn 2014/15 mit dem College of Music Distinguis hed Alumni Award aus. 2016 wurde er mit der Aufnahme in den Order of Australia (AM) geehrt.

Nicholas Miltons Diskografie beinhaltet ca. 60 Aufnahmen, von denen ein Album mit dem Klaviersolisten Joseph Moog 2016 für den GRAMMY nominiert war. CD-Aufnahmen mit dem Konzerthausorchester Berlin und der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern sind bei Onyx Classics und cpo erschienen. Seine jüngste Einspielung bei Prospero ist ein 3-CD-Album mit den vier Brahms-Sympho nien, gespielt vom Göttinger Symphonieorchester.

Ömür Kazil

Ömür Kazil, geb. 1979 in Istanbul, begann sein Musikstudium an der Mimar Sinan Universität in Istanbul. Nachdem er dieses 1999 mit dem Diplom abgeschlossen hatte, setzte er sein Studium an der Musikhochschule in Detmold bei Prof. H. Jung und an der Hochschule für Mu sik „Hanns Eisler“ in Berlin bei Prof. K. Thunemann fort. Bei Prof. Thunemann legte er im Februar 2005 sein Diplom ab.

Er gewann den 1. Preis sowohl beim Wettbewerb »Wind and Percussion« in Tokio als auch beim Wettbewerb »Bri tish Council« in Ankara.

Als Solist spielte er u. a. mit den Staatssymphonieorches tern Istanbul, Ankara, Izmir und dem Göttinger Symphonie orchester, wo er seit Oktober 2003 Solofagottist ist.

Orchesterbiografie

Mit mehr als 100 Konzerten und über 90 000 Zuhörern im Jahr ist das Göttinger Symphonieorchester, seit 2018 geleitet von Nicholas Milton, ein fester Bestandteil des kulturellen Le bens der Universitätsstadt. Es hat sich in seiner 160-jährigen Tradition einen exzellenten Ruf erworben. Das Repertoire des Orchesters, besetzt mit rund 60 Musikerinnen und Musikern aus 24 Ländern, ist weit gefächert. Als das „Reiseorchester Niedersachsens“ gehört das Göttinger Symphonieorchester zu den angesehensten Klangkörpern in Nord- und Mitteldeutschland. Es war zu Gast auf zahl reichen Festivals. Längst ist das Orchester auch international gefragt, etwa im Concertgebouw Amsterdam, in Göttingens polnischer Partnerstadt Thorn und bei zwei China-Tourneen. In seiner 160-jährigen Geschichte ist das Orchester mit be deutenden Solistinnen und Solisten aufgetreten. Dazu ge hören in jüngster Zeit u. a. die Pianisten Alexander Krichel und Joseph Moog sowie die Cellisten Daniel Müller-Schott, Sol Gabetta, Wolfgang Emanuel Schmidt und Raphaela Gro mes. Der Violinist Frank-Peter Zimmermann, seit 2001 Ehren mitglied des GSO, trat bereits als Zwölfjähriger als Solist in Göttingen auf.

Auch auf dem Tonträgermarkt ist das Orchester vertreten. 2021 entstand unter Milton eine Gesamtaufnahme der Sym phonien von Brahms. Unter Miltons Vorgänger ChristophMathias Mueller sind mit dem ECHO Klassik ausgezeichnete CDs mit dem Trompeter Reinhold Friedrich (2012) und der Oboistin Maria Sournatcheva (2017) sowie eine Aufnahme zweier Bühnenwerke Debussys (2013) produziert worden.

Göttinger Symphonie Orchester gGmbH Godehardstr. 19-21 • 37081 Göttingen 0551 - 305 44-0 • info@gso-online.de Chefdirigent: Dr. Nicholas Milton Geschäftsführerin: Franziska Vivaldi Grafik und Gestaltung: Julian Crozier Text: Michael Schäfer Fotos: ©Christoph Mischke, John Appleyard/Newspix. Tickets und Infos 0551 - 305 44 11 www.gso-online.de

CHRISTMAS IN EINBECK

Freitag Sonntag | 17:00 Uhr Sonntag | 19:30 Uhr

Uhr Donnerstag | 19:30 Uhr Donnerstag | 19:30 Uhr Dienstag

Winter Wonderland, I’m Drea ming of a White Christmas und viele weitere Weihnachtsklassiker

NEUJAHRSKONZERT

Musik von Johann (Sohn und Vater), Josef und Eduard Strauss, Gioachino Rossini, Pablo de Sara sate und vielen anderen

ROMANTISCHE SEELE

Brahms, Sibelius, Dvořák

MATTHÄUSPASSION

Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion

NACHT DER FILMMUSIK »HEROES«

Kats-Chernin, Elgar, Rachmaninow

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| 19:30
SYMPHONISCHE TÄNZE | 19:30 Uhr
Musik aus Star Wars, Superman, Indiana Jones und vielen weite ren Blockbustern
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