Grosseltern-Magazin 02/2022

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MAGAZIN

Grosseltern

# 02 / 2022

# 02 / 2022 grosseltern-magazin.ch

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Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Auf der Flucht

Baustelle betreten

Noch immer ein Stigma

Eine Grossmutter, ihre Tochter und Enkelinnen fliehen aus Kiew nach Deutschland. (S. 32)

... erwünscht. Hämmern, malen, sägen: Eine ­Bildergeschichte vom Baustellenspielplatz. (S. 40)

Interview mit Sergio Devecchi, der in Kinder­ heimen aufwuchs und ­Heimleiter wurde. (S. 26)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

72


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~ Magazin ~ EDITORIAL

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Diktatorenlügen

E

ine meiner Kindheitserinnerungen geht so:

Meine Familie besucht ein befreundetes Ehepaar zum Essen. Das Ehepaar hat keine Kinder, dafür ein sauber aufgeräumtes Haus. Auf der Hinfahrt erhalten meine Geschwister und ich eine Schnellbleiche in Benimmregeln-Deluxe: Nichts anfassen, in ganzen Sätzen antworten, aufrecht sitzen, WC spülen … Logisch, konnten wir ob dieser geballten Ladung Neuigkeiten nicht alles verinnerlichen. Es stellte sich heraus, dass die kinderlose Hausherrin Puppen sammelte. Auf Kommoden, Stühlen und Truhen starrten sie unbespielt ins Leere. Nun, Sie ahnen es, nicht nur den Puppen war langweilig. Auf dem Weg zurück vom Klo, das ich zur Sicherheit zwei Mal gespült hatte, näherte ich mich im Flur einer langhaarigen, glotzenden Schönheit. Während ich die Puppe auf meinen Arm nahm, verlor sie ihrerseits den ihren. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Bei der Verabschiedung fiel der Puppenmutter der kaputte Arm auf, drei Verdächtige wurden im Flur aufgereiht, alle drei schüttelten trotzig ihre Köpfe. Bevor es zum Kreuzverhör kommen konnte, boten meine Eltern die Übernahme der Kosten für die Reparatur der teuren Puppe an. Meine Lüge, nichts mit allem zu tun zu haben, hielt ich noch mehrere Tage und ohne schlechtes Gewissen aufrecht. Ich würde behaupten, dennoch kein schlechter Mensch geworden zu sein. «Eine Kinderlüge ist nicht Ausdruck eines schlechten Charakters», bestätigt zum Glück auch Familientherapeutin Marielle Donzé in unserem Dossier über Kinderlügen ab Seite 48. Eine Aussage, die auf Lügen verbreitende Diktatoren leider nicht zutrifft. Unser Reporter Klaus Petrus hat

KARIN DEHMER (48) Stv. Chefredaktorin, belügt heutzutage eigentlich nur noch ihre Kinder. Sie verspricht ihnen, sich beim Kochen mehr Mühe zu geben. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Wie erklärt man Kindern den Krieg: grosseltern-magazin.ch/kriegerklaeren

eine ukrainische Grossmutter, ihre Tochter und ihre Enkelinnen auf ihrer Flucht von Kiew bis über die ungarische Grenze begleitet. Ein Zeugnis dreier Lebenswege, die von einer Minute auf die andere eine erschütternde Wendung genommen haben, ab Seite 32. Wie erklärt man Kindern den Krieg? Unsere Kinderbuch-Tipps zum leider aktuellen Thema auf Seite 76. Ausserdem haben die Kolleg:innen von «wir eltern» und «Fritz und Fränzi» für ihre Leser:innen entsprechende Ratschläge zusammengefasst, Sie finden die Links zu beiden Artikeln auf unserer Website. Grundsätzlich gilt, nur über den Krieg sprechen, wenn die Kinder gezielt danach fragen, grausame Details sollten vermieden, gleichzeitig aber nichts beschönigt werden. Klingt schwierig? Ist es auch. Denken Sie daran, Kinder haben feine Antennen. Stehen Sie zu ihren Ängsten und Sorgen. Und schenken Sie sich und Ihren Enkeln immer wieder Momente der Ablenkung. Ich wünsche Ihnen schöne Frühlingstage. •

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INHALT # 02 / 2022

Zu schön, um wahr zu sein

Ein lockerer Umgang mit der Wahrheit gehört zur kindlichen Entwicklung dazu. Gleichzeitig sollen Kinder lernen, offen und ehrlich zu sein. Das braucht im Umgang viel Fingerspitzengefühl und viel Vertrauen. Unser Dossier zum Thema Kinderlügen auf S. 48

Frühlingsexperiment

« Ein Heimkind zu sein, ist noch immer ein Stigma »

Sergio Devecchi (75) wuchs in Kinderheimen auf und wurde später selber Heimleiter. Ein Gespräch über seine Kindheit, über das Heimwesen heute und über die wichtige Rolle der Grosseltern von Heimkindern. S. 26

Cover: Auf der Kinderbaustelle, Foto: Fabienne Bühler # 02 ~ 2022

Foto: Martina Meier, zVg / Illustration: Reto Crameri

Er ist überall: der Löwenzahn. Mit der Wildpflanze können die Enkel wunderbar experimentieren. S. 72


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin 3 4

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Editorial Inhaltsverzeichnis

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Hintergrund 26

Meine Grosseltern Die ehemalige Skirennfahrerin Dominique Gisin über ihre Grosseltern.

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Juli meint Unsere Kolumnistin über Lust und Frust mit dem Handy. Philosophieren mit Kindern Die grossen Fragen. Freiwilliges Engagement Margot Bryner engagiert sich als Moderatorin bei der Sendung «Seniorama» beim Radio Stadtfilter.

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Kolumne: Meine Kinder, meine Enkel Anderswo: Kenia Die Maasai Nesurai hat eine enge Beziehung zu ihren Enkeln und Urenkeln. Es sind insgesamt 74. Kolumne: Grossmütterrevolution Glückliche Ferientage

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Inwiefern sind Grosseltern für Heimkinder wichtig? Interview mit Sergio Devecchi (75), der in Kinderheimen aufwuchs und später Heimleiter wurde. Auf der Flucht Grossmutter, Tochter und Enkelinnen fliehen vor dem Krieg in der Ukraine. Unser Autor hat sie begleitet. Mit Anhang Mit dem Velo von A nach B – mit dabei: Die Enkel. Wir stellen Velo-Anhänger und -sitzli vor. Plus Sicherheitstipps.

Service 56 56 58 59

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Kleine Baumeister Baustellen-Spielplätze sind ein wahrgewordener Kindertraum. Augenschein auf dem Bauplatz in St. Gallen.

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Ist doch nicht wahr! Was gehört zur Entwicklung, was geht zu weit? Kinderlügen erfordern von Eltern und Grosseltern Fingerspitzengefühl und viel Vertrauen.

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DO S

SIER

en L eb n e m ä h r ig e d s J au r 14 e i ne

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Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli Unterwegs Nachterlebnisse Wanderung und Hotel Kulturtipps Museumstesterin Kaufen, Spielen Einkaufstipps mit Stil Spiele zum Thema Konstruieren Stricken und Basteln Muttertagstöpfli Strickaffe Experimentieren Löwenzahn Backen Gewürznüsse Lesen Bilderbücher zum Thema Krieg Buchtipps im Mai/Juni Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Rätsel Kurs: Biografie Impressum / Vorschau


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« Ich fuhr das Rennen für Opa »

Von KARIN DEHMER (Aufgezeichnet)

Dominique Gisin mit Opa und Omi und ihrem Vater an den Weltmeisterschaften in Åre 2007.

Während des Weltcupfinals 2014 starb Dominique Gisins geliebter Opa. Die ehemalige Skirennfahrerin überlegte nur kurz, ob sie zum letzten Rennen der Saison antreten soll: Opa war ein leidenschaftlicher Skifahrer, er hätte gewollt, dass sie fährt.

Mit den Grosseltern bzw. mit dem Grossvater väterlicherseits.

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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

D

ie Grosseltern väterlicherseits leben nicht mehr, aber ich habe glücklicherweise viele Erinne­ rungen an sie. Meine Familie wohnte im Engadin und sie im Kanton Aargau. Im Frühling und Sommer verbrachten mein Bruder Marc und ich immer je eine Woche bei ihnen. Frühling war auch die Zeit der grossen Familienfeste, weil meine Gross­

Grösste. Er kannte keinen Schlechtwet­ tertag, es ging rauf und runter, den gan­ zen Tag. Ich war abends immer total k.o., und das auch noch, als ich mit 13 oder 14 Jahren bereits in einem Kader trainierte. Omi und Opa haben meine Erfolge im Skisport miterlebt. Sie waren auch bei meiner ersten Ski­WM 2007 in Are dabei. Während der langen Jahre meiner schlimmen

mutter im Mai Geburtstag feierte. Dann kamen alle Geschwister meines Vaters, die Cousins und Cousinen zusammen im riesigen Garten. Der Garten war für uns Kinder ein Paradies. Nicht nur für uns, auch für die Grossen waren diese Zusammenkünfte jedes Mal ein Heimkommen. Ein weiteres jährliches Highlight war die gemeinsame Kirschen­ ernte. Grossvater unternahm mit uns Kindern die klassischen Schweizerreisen: mit dem Dampfschiff zur Tellsplatte, Besuche im Nationalmuseum. Meine Grossmutter mütterlicherseits, Omi, ist mein letzter verbleibender Grosselternteil. Wir telefonieren oft und ich besuche sie, wenn ich bei ihr in der Nähe bin. Gerade kürzlich habe ich spontan mit zwei Pizzen unter dem Arm bei ihr geklingelt. Sie und mein Opa waren beide angefressene Ski­ fahrer. Sie hatten eine Ferienwohnung in Andermatt und jeden Winter verbrachten wir eine Woche bei ihnen zum Skifahren. Die erste Bahn am Morgen war heilig! Das Skifahren beigebacht haben uns unsere Eltern, aber die Leidenschaft meiner Grossel­ tern hat sicher das ihre dazugetan. Skifahren war für Opa das

Verletzungen wurden die beiden zu einer Art Gasteltern, weil sie unmittelbar neben der Reha­Klinik wohnten. Sie versuchten nie, mir den Skisport auszureden, was ja rückblickend schon krass ist, weil sie miterlebten, wie schlecht es mir teilweise ging, welche Zweifel ich hatte. Wenn ich nachmittags aus der Reha kam, warteten sie mit Kaffee und Kuchen auf mich und hörten mir zu, und am nächsten Tag begleitete Opa mich wieder in die Klinik. Er starb 2014 während des Weltcup­Finals. Meine Eltern wollten eigentlich zum Rennen kommen. Sie riefen dann an, dass Opa gestorben sei. Ich musste mich entscheiden, ob ich fahren wollte oder nicht. Aber er hätte sicher gewollt, dass ich das Rennen fahre, also habe ich das dann auch getan. Meine Grosseltern führten, soweit ich das beurteilen kann, immer eine entspannte Beziehung, aber es war schon eindrücklich, wie die beiden in der Zeit vor seinem Tod nochmals näher zusam­ mengefunden haben, wie zärtlich sie miteinander gewesen sind bis zum Schluss. Das zu beobachten war traurig und schön zugleich. •

Skifahren war für Opa das Grösste.

Foto: zVg

DOMINIQUE GISIN (36) ist ehemalige Skirennfahrerin und Olympiasiegerin. 2014 gewann sie an den Olympischen Spielen in Sotschi Gold in der Abfahrt. Im Februar hat sie ihren Master in Astrophysik an der ETH Zürich abgeschlossen. Daneben hält sie Motivationsreferate und engagiert sich für die Schweizer Sporthilfe. dominiquegisin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

MÄRCHENHAFT Von Aschenputtel bis Die zertanzten Schuhe: Die SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte hat in einem Sammelband die 25 schönsten Grimm Märchen neu veröffentlicht – illustriert von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern. Entstanden ist das über 200-seitige Buch aus einer Spendentradition des SBS heraus: Seit 1960 verschickt die Spezialbibliothek mit eigener Produktion jedes Jahr ein Märchen der Brüder Grimm. Mit dem Erlös dieser Spendenaktion finanziert die SBS ihre Produktion von Büchern in Blindenschrift oder Grossdruck sowie von Hörbüchern für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen. Der neue Märchen-Sammelband entstand in enger Zusammenarbeit mit dem NordSüd-Verlag mit Sitz in Zürich.

54.50 Franken inkl. Versandkosten. Der Erlös fliesst vollumfänglich in die Bücherproduktion der SBS für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen. Der Sammelband ist bei der SBS bestellbar • sbs.ch/märchen-sammelband • info@sbs.ch • 043 333 32 32 • SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, Grubenstrasse 12, 8045 Zürich.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Juli meint ~

LUST UND FRUST MIT DEM HANDY FÜR VIELE JUNGE MENSCHEN SPIELT DAS HANDY EINE NOCH ZENTRALERE ROLLE IM TÄGLICHEN LEBEN, ALS DIES FÜR DIE ÄLTERE GENERATION DER FALL IST. UNSERE KOLUMNISTIN IST DANKBAR FÜR DESSEN ERFINDUNG, OBWOHL ES IHR IMMER WIEDER VIEL ZU VIEL ZEIT RAUBT.

en L eb n e m ä h r ig e d s au r 14 -J e i ne

Meine Meinung über das Handy ist gemischt. Ich halte es für nützlich, bereichernd und unterhaltsam, aber manchmal erscheint es mir auch nur störend und zeitraubend. Das Smartphone hat durchaus seine guten Seiten. Den meisten Leuten erleichtert es den Alltag in vielen Bereichen. Es dient als Merkhilfe, Kalender, Telefon, Kamera, Ticketautomat, Radio, Landkarte, Fitnesscoach – die Möglichkeiten sind unendlich. Mir persönlich gefällt es, dass ich damit jederzeit Musik hören, ein Foto machen, jemanden anrufen oder in Notfällen bezahlen kann. Auf Apps wie Instagram, TikTok oder Snapchat sind vor allem Jugendliche aktiv. Es gilt als Standard, ein Profil auf mindestens einer dieser Plattformen zu haben. Diese Apps geben einem die Möglichkeit, sich online zu präsentieren, und zwar so, wie man auf andere Leute wirken will. Das ist meiner Meinung nach einerseits eine gute Sache. Es hilft einem, herauszufinden, wer man sein will und wie man gesehen werden will. Andererseits kann das auch ernsthafte Probleme auslösen. Es sind nämlich auch Leute darauf tätig, die sehr viel von ihrem Leben zeigen. Das sind sogenannte Influencer. Dadurch, dass diese aber häufig nur die besten, interessantesten Seiten ihres Lebens preisgeben, beginnt man schnell einmal am eigenen Lebensstil zu zweifeln. Dies sorgt häufig auch für Komplexe über das Aussehen oder den Körper. Man kann Filter benutzen, die Pickel oder andere Makel verschwinden lassen. Folgendes bemerke ich häufig bei mir selbst: Wenn mir langweilig ist, greife ich schnell einmal zum Handy, lege mich aufs Bett und merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht, in der ich produktiv oder kreativ hätte sein können. Mein Vater sagt immer, dass in der Langeweile die besten Ideen entstehen. Aber weil man immer ein Handy zur Hand hat, das einen unterhält, verschwindet die Langeweile mehr und mehr. Oft bin ich dann unzufrieden, weil ich nichts erledigt habe und nur auf dem Bett rumgehangen bin. Das Handy hat also seine guten und schlechten Seiten. Ich bin sehr dankbar für all die Möglichkeiten, die es bietet. Aber manchmal denke ich, dass vieles auch einfacher wäre, wenn es nie erfunden worden wäre. •

Juli ist Schülerin an der Bezirksschule Baden (AG).

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

Viele haben zu wenig

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Prozent der Schweizer Haushalte mit Personen im Rentenalter müssen mit geringen bis sehr geringen finanziellen Mitteln auskommen. Das zeigt eine breit angelegte Analyse von Steuer-, Register- und Erhebungsdaten von 4,5 Millionen Personen, die das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV am 22. Februar 2022 publiziert hat. ~CAP

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Begeistert von der Natur?

Wir haben die Worte dafür. Magazin Naturfreund –4x jährlich mit Geschichten über Natur und sanften Tourismus. Jetzt mit dem Gutscheincode grosseltern ein Schnupperabo mit 4 Ausgaben für nur 20 CHF statt 30 CHF über den QR-Code oder naturfreunde.ch/shop bestellen. # 02 ~ 2022


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Vorlese

Tag

Am 18. Mai ist Schweizer Vorlesetag. Das Grosseltern-Magazin macht wieder mit. Kommen Sie mit Ihren Enkelkindern und Kindern, hören Sie zu und tauchen Sie ein in die Geschichten. Es lesen, singen und fabulieren verschiedene Vorleserinnen und Vorleser um 14 Uhr, um 15 Uhr und um 16 Uhr. Bei schönem Wetter stellen wir das Lese-Sofa vor unsere Redaktions-Türe in die Gasse. Bei schlechtem Wetter sind wir drinnen. Wer sich einen Platz reservieren will, kann das tun, per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch.

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Wir freuen uns auf viele lauschende Kinderohren. Der Schweizer Vorlesetag ist eine nationale Leseförderungskampagne des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM in Kooperation mit 20 Minuten, welche die Wichtigkeit des Vorlesens ins Zentrum stellt. Am Vorlesetag 2021 fanden in der Deutschschweiz über 150 öffentliche Vorleseveranstaltungen statt: in Schulen, Bibliotheken, Spielgruppen, Quartier- und Familienzentren, in Cafés, Buchhandlungen und Museen. Auch dieses Jahr wird an zahlreichen Orten gelesen – unter anderem beim Grosseltern-Magazin. Alle Vorlese-Veranstaltungen vom 18. Mai auf schweizervorlesetag.ch. ~CAP

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EIN FILM VON JOHANNES SCHMID

JETZT IM KINO

NACH DEN BÜCHERN VON CHRISTINE NÖSTLINGER MIT JOSSI JANTSCHITSCH NORA REIDINGER LEO WACHA URSULA STRAUSS SIMON SCHWARZ

SONGS

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MARCO WANDA


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

12 ~ Getestet ~

Ein neues Audioprodukt für Kinder ist da – und wir haben es getestet: Die Kekz-Kopfhörer funktionieren unabhängig vom Handy oder Tablet der Grosseltern – und damit auch ohne Bildschirm, ohne Internet und ohne Kabel. Alle verfügbaren Audioinhalte sind bereits auf dem Kopfhörer vorinstalliert. Erst durch die Verbindung mit einem Audiochip werden die Musikalben und Hörbücher freigeschaltet. Den magnetischen Audiochip seitlich in den Kekzhörer klicken und los geht’s. UNSER FAZIT: toll, weil so simpel. Die Kopfhörer sind einfach zu bedienen, aufzuladen, mitzunehmen, abzuschalten. Die Lautstärke kann maximal auf die von Kinderärzten empfohlene Stufe eingestellt werden.

Foto: Privat

DAS KLINGT GUT Die Chips sind klein und leicht. Das testende Kind (6) ist begeistert. Zwei Schönheitsfehler: Es gibt keinen Pausenknopf. Bei Unterbrüchen muss zuerst wieder an die entsprechende Stelle gespult werde. Und: Die Hörer sind an die Audiochips gekoppelt. Andere Musik oder Hörbücher abzuspielen, ist nicht möglich. Die Kekz-Kopfhörer eignen sich prima für Reisen, für die Mittagspause auf dem Balkon und natürlich für die Aufenthalte bei den Grosseltern. ~CAP store.kekz.com Kekz-Starterset, ca. 79 Franken, u. a. bei books.ch

~ Kinderkunst ~

ENKELS PERSPEKTIVE Erstklässlerin Julia hat Oma und Opa anlässlich deren 40. Hochzeitstag gezeichnet. Beat Jossen per Mail Wie hat Ihr Enkelkind Sie gezeichnet? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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Finde alles für einen legendären Grillsommer. Offizielle Partner:

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

14 ~ Frage ~

PHILOSOPHISCHE POSTKARTEN FÜR KINDER

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Thaís (9) hat ein Nussschalenschiff gezeichnet, weil sie mit ihren Freunden Abenteuer erlebt, die sie «mega glücklich» machen. «Ich kann mit ihnen über alles sprechen», sagt sie und verrät, dass es so manches Geheimnis gibt, von dem nur ihre Freunde wissen. Eine gute Freundin «merkt, wenn ich traurig bin, und fragt dann nach dem Grund». Das ist für Thaís Freundschaft. Gibt es auch in deinem Leben Dinge, die du nur mit deinen Freundinnnen und Freunden teilst? Wozu sind Freunde da? Wie muss ein Kind sein, damit du mit ihm befreundet sein willst?

MALU STRAUSS ist überzeugt, dass philosophisches Denken dazu beiträgt, das Leben entspannter und genussvoller zu gestalten. Für die Philosophin und Mutter zweier Töchter sind die philosophischen Kinderkarten ein Herzensprojekt, bei dem junge Denker:innen ganz im Zentrum stehen: Sie haben die Karten illustriert und ihre Ideen sollen Inspiration sein für andere Kinder. Malu Strauss' philospohisches Postkartenabo richtet sich an Kinder ab 6 Jahren. Ein Abo kostet 25 Franken. philopost.ch

~ Kindermund ~

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

GOI

Die mächtigste Frau der Welt

Meine Enkelin Joelle (4) konnte mit 2 Jahren das S und R noch nicht aussprechen, seither nennt sie micht «Goi» statt «Grosi».

Neulich las ich meinem sechsjährigen Enkel abends eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Darin war die Rede von einer Königin, die als die mächtigste Frau der Welt vorgestellt wurde. Unser Enkel korrigierte mich sofort: «Die mächtigste Frau der Welt ist meine Mama!»

Von Susi Bitzi-Enz, per Mail Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

Von Brigitta Klaas Meilier, per Mail

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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Geschenke mit

persönlicher Gravur ~ Neu aufgelegt ~

COVERS

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und ihre Geschichte

EMERSON, LAKE & PALMER – BRAIN SALAD SURGERY Auf der Suche nach neuen Ideen für das Albumcover ihres vierten Studioalbums schlug Emerson, Lake & Palmers Schweizer Promoter Gustav Zumsteg den Künstler HR Giger vor. Als die britische Band dann im April 1973 im Rahmen ihrer Europatournee in Zürich weilte, besuchten Keith Emerson und Gustav Zumsteg nach einem Konzert den Künstler in seinem Haus. Keith Emerson war von der Arbeit so begeistert, dass er seine Bandkollegen Greg Lake und Carl Palmer überzeugte. Sie entschieden sich für die beiden Werke «Work 217» und «Work 218», die in etwa der tatsächlichen Grösse eines Vinylplattencovers entsprachen. Bis heute sind leider beide Originalgemälde unauffindbar. Vermutlich wurden sie nach dem Ende einer Ausstellung von HR Gigers Werken 2005 in Prag gestohlen. Auf der offiziellen Webseite von HR Giger ist ein Finderlohn von je 5000 Dollar ausgesetzt. ~JL

Ausführliche Infos zu den Gravuren finden Sie unter rhomberg.ch/gravuren

Zur Kollektion: QR-Code scannen oder unter

schmuck.ch/p2pam

JEANNINE LAMPREU betreibt das Schallplattengeschäft «Recordroom» in Baden (AG). recordroom.ch Aarau | Amriswil | Arbon | Bad Ragaz | Basel Bern | Brig | Buchs | Luzern | Lyss | Marbach | Mels Olten | Seewen | Solothurn | Stans | St. Gallen Sursee | Thun | Visp | Wil | Winterthur Würenlingen | Zug | Zürich | rhomberg.ch

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16 ~ Engagiert ~

ANREGEND, AUFREGEND, INTERESSANT UND EINE HERAUSFORDERUNG WER Margot Bryner (75) aus Winterthur, 2 Enkelkinder (12) WOFÜR Radio Stadtfilter, Winterthur, Seniorama FUNKTION Radiomoderatorin

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vorbereiteten Text ins Mikrofon. Eine technisch versierte Kollegin musste nachbessern und die vielen hörbaren Atemzüge herausschneiden. Wenn ich nach dreieinhalb Jahren heute meine ersten Beiträge höre, dann habe ich doch echt Fortschritte gemacht. Am 16. Februar 2020 machte ich meine erste Magazinsendung alleine. Das war mit viel Arbeit und Lampenfieber verbunden. Es

as ist es, mein Engagement beim Radio Stadtfilter Winterthur. Eine liebe Kollegin war freiwillige Mitarbeiterin in der Sendung «Seniorama», einer monatlich ausgestrahlten, einstündigen Magazinsendung. Sie machte mich mit ihrer Erzählung richtig «gluschtig», da mitzutun. Die Teilnahme an der monatlichen Redaktionssitzung war mein Einstieg ins Team. An der Redaktionssitzung werden die vergangene Sendung besprochen und die Beiträge für das nächste Magazin festgelegt. Mein Vorschlag, ein Interview mit der Leiterin meiner Tanzstunde «Everdance» von der Pro Senectute zu machen, wurde angenommen. Ein Kollege begleitete mich und führte das Interview. Ich sass staunend daneben und begriff, dass ich doch einiges lernen musste, um stotterfrei ins Mikrophon zu sprechen. Das nächste Magazin wurde mit dem Titel «Weisch no?» ausgestrahlt. Das fand ich herrlich und ich verfasste einen Beitrag über meine Ferien in der Kinder- und Jugendzeit bei meinem Onkel im Kino Capitol in Reiden und die Filme, die damals gezeigt wurden. Mich an diese Zeit zu erinnern, machte Spass, und alles in einem 3-Minuten-Beitrag zu formulieren, war eine Herausforderung. Jeweils am Samstag, eine Woche vor der Sonntagsausstrahlung der Sendung, treffen wir uns im Radiostudio. Damals sprach ich das erste Mal meinen

ist gar nicht einfach, mit Begrüssung, Beiträgen der Kolleg:innen, Musik, Zwischenmoderationen und Verabschiedung genau auf 60 Sendeminuten zu kommen. Damit das Timing stimmte, musste ich kürzen, neue Formulierungen erarbeiten … es war eine spannende und schwierige Aufgabe. Als dann aber die Sendung ausgestrahlt wurde, war das ein tolles Gefühl. Der zeitliche Aufwand ist je nach Beteiligung an der Sendung unterschiedlich und kann für einen Beitrag zwei bis drei Stunden, für die Aufnahme im Studio 30 Minuten bis zwei Stunden in Anspruch nehmen. Manchmal gehen wir auch noch Kaffee trinken. Die monatliche Redaktionssitzung ist Pflicht und die Weiterbildung, das Schuelreisli und die Plenumssitzungen machen pro Jahr drei bis vier Tage aus. Die Coronazeit war eine Herausforderung, weil wir die Sitzungen via Zoom machten und die Aufnahmen zu Hause erstellen und an die Moderator:innen im Studio senden mussten. Ich freue mich sehr, wenn wir wieder selbst ins Studio gehen können, weil es für mich authentischer ist. Wenn Sie Lust haben, hören Sie doch mal rein: Radio Stadtfilter Winterthur, Seniorama, jeweils am Sonntag um 13 Uhr, immer Mitte Monat oder zu anderen Zeiten im Podcast. Sogar meine beiden 12-jährigen Enkelsöhne haben sich schon mal den einen oder anderen Beitrag von mir «reingezogen». Jedenfalls hat den einen auch das Radiofieber gepackt. Er ist jetzt Kinderreporter beim Zambo-Bus von Radio SRF. Er geht mit dem Mikrofon so locker um, dass ich neidisch werde. • stadtfilter.ch

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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Zoo % 100 paren s 20% h/zoo c zkb.

Züri wird wild.

Das Abenteuer wartet vor Ihrer Tür. Und als Hauptsponsorin des Zoo Zürich laden wir Sie ein, dabei zu sein.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

WIE HELFE ICH DEM PLANETEN? Sind die Enkelkinder noch zu klein, um sich der Klimajugend anzuschliessen, aber alt genug, um zu verstehen, dass es fünf vor zwölf ist? Dann können Sie einen Anfang machen mit der Umsetzung der Ideen zur Müllreduktion im soeben erschienenen Buch «Kein Müll mehr». Geschrieben wurde das Buch von Kathryn Kellogg, einer der führenden Stimmen der Zero-Waste-Bewegung.

Aus: Kein Müll mehr! 30 Ideen, dieses Ziel zu erreichen. Kathryn Kellogg, Laurence King Verlag, 2021, 24 Franken, ab 10 Jahren

~ Bildarchiv ~

LUFT-

AUFNAHME Diese Kleinstadt ist grösser als der Hauptort des Kantons, in dem sie liegt. Wegen ihrer zentralen Lage im Schweizer Mittelland ist sie beliebter Austragungsort für Kongresse und Tagungen. Interessant für Literaten: Hier findet man den Schweizer Schriftstellerweg. ~KD Die Lösung finden Sie auf Seite 78. .

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

FRÖHLICHES GEZWITSCHER

Kurz und knapp: Auf der Plattform Twitter können Userinnen und User Kurznachrichten oder Kommentare verbreiten. Über Politik,

«

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~ Zitat ~

DAS SCHÖNE IST, DASS ICH BEI IHR NUR ICH SELBST BIN

»

sagt RONJA FORCHER , Schauspielerin

Gesellschaft. Oder die Grosseltern. Alles, was einem halt wichtig ist und auf der Zunge brennt. Twitterperlen.de sammelt Tweets zu verschiedenen Themen, so auch zu Grosi und Opa.

(«Der Bergdoktor»), über ihre Grossmutter. Und weiter: «Sie behandelt mich immer noch wie ihr ‹Kindel›, so nennt sie mich. Ich liebe an ihr, dass sie mir immer ganz deutlich sagt und zeigt, sie mag mich, so wie ich bin.»

Quelle: twitterperlen.de

THE DUKE GB 2020. Regie: Roger Michell. Mit Matthew Goode, Helen Mirren, Anna Maxwell Martin, Charlotte Spencer u. a. Ab 28. April im Kino

Foto: © Pathé Films

ROBIN HOOD DER RENTNER

Im Jahr 1961 stiehlt der sechzigjährige Taxifahrer Kempton Bunton (Matthew Goode) Francisco Goyas Porträt des Herzogs von Wellington aus der National Gallery in London. Sein Handeln soll jedoch dem Wohl des Volkes dienen. Für die Rückgabe fordert er die Erlassung der Fernsehgebühren für Englands Rentner. Dieser britische Spielfilm erzählt eine ungewöhnliche Robin-Hood-Geschichte mit Humor und Warmherzigkeit. ~PD # 02 ~ 2022


~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

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Geht's euch gut ?

FABIAN BUCHER (39) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, dreieinhalb, und Mara, fünf Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

K

ürzlich musste Jan ins Spital. Nichts Grosses, auch nicht zum ersten Mal. Es ging um einen geplanten Eingriff an den Ohren mit einer kurzen Vollnarkose. Kleine Wehwehchen sind wir uns mittlerweile gewohnt: Kinder sind dutzendfach erkältet, immer mal wieder rumpelt der Magen, auch hohes Fieber bringt uns nicht mehr so schnell aus der Ruhe. Aber ein Besuch im Spital geht trotzdem unter die Haut. Ich habe Jan begleitet, weil ich selbst schon so oft auf dem OP-Schragen gelegen habe, dass mir die ganze Prozedur etwas weniger ausmacht als meiner Frau. Bloss: Sich selbst unter das Messer zu legen, ist das eine. Sein Kind auf den Armen zu halten, während die Vollnarkose eingeleitet wird, und dann den kleinen bewusstlosen Körper auf den Operationstisch zu legen, rauszulaufen und mit bangem Blick auf die Uhr zu warten, bis alles vorbei ist – das ist eine andere Liga. Und es ist ein Moment, der mich zutiefst demütig werden lässt: Unsere Kinder sind gesund. Wenn mal was nicht stimmt (zum Beispiel Jans Ohren), so können wir uns den Arzt oder die Ärztin aussuchen, welche:r den Eingriff durchführt. Trotzdem scheinen dann die Sorgen übergross. Wie muss es erst Eltern ergehen, die – wie jetzt aktuell wieder – tausendfach auf der Flucht sind? Die nicht wissen, wo sie sich und die Kinder in Sicherheit bringen sollen. Nicht ins nächstbeste Spital gehen können, wenn die Kleinen krank oder verletzt sind. Es geht uns unglaublich gut. Dafür bin ich dankbar. Erst recht, nachdem die bangen Minuten von Jans Operation vorbei sind, nachdem er aufwacht und morgens um neun fröhlich eine Schoggiglace verdrücken darf. •

HANNES BUCHER (69) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen dreieinhalb und neun Jahren alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

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Hallo zäme, hallo Fabian. Wie geht’s? Gut, schön! Alle gesund?!» Fast formelhaft erscheint es, wenn die Telefonanrufe an die erwachsenen Kinder, die eben jetzt selber Eltern sind, so eröffnet werden. Und trotzdem: ein Aufatmen, zumindest ein innerliches, gibt es, wenn die Antwort kommt: Ja, alle gesund, alle «zwäg». Schön! Wirklich schön. Die Gesundheit als schönstes, vielmehr noch, als wertvollstes Gut überhaupt. Diese ist auch nicht ernsthaft bedroht, wenn es bei einem Anruf aus Zürich etwa heisst: «Weisst du, Mara oder Jan sind ein wenig erkältet, haben e chli Fieber, eine schlechte Nacht gehabt.» Wegen Ohrenweh etwa, wie es gerade beim kleinen Jan häufig der Fall ist. Als Grosspapi gebe ich dann gerne den Hörer weiter an Grossmami. Sie ist da erfahrener. Sie kann das Geschilderte einordnen, weiss auch, wenn sie bestätigen soll: «Ja, geht doch vielleicht trotzdem zum Arzt und klärt es ab.» So weit, so fast alltäglich. Aber wenn bei der Frage «Wie geht's?» Sohn oder Schwiegertochter, Töchter oder Schwiegersöhne etwas zögern mit der Antwort, dann ahnt man als Grosseltern bereits: Nein, nicht alles ist gut. Da ist «etwas». Nun, es war bisher glücklicherweise trotzdem nie etwas ganz Schlimmes. Aber in jedem Fall ist da unbedingt das Grossmami gefragt. Sie reagiert überlegter, erschrickt natürlich auch, kann aber die eigenen und gerade auch die Emotionen des Sohnes, der Tochter besser auffangen. Und muss dann auch noch mich als Grosspapi beruhigen … •

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~ Publireportage ~ UBS HELPETICA

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Die UBS hat mit UBS Helpetica eine Vermittlungsplattform lanciert, die gemeinnützige Projekte und freiwillige Helferinnen und Helfer zusammenbringt.

Foto: Daniel Rihs

Wie kann ich helfen? Generationen im Klassenzimmer: Geben Sie Ihre vielseitigen Lebenserfahrungen den Kindern weiter und lernen sie Neues dazu.

Gutes tun, tut gut. Und zwar nachweislich: Die Überzeugung, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu leisten, scheint einen günstigen Einfluss auf die eigene Gesundheit

Incluso Um die Chancengleichheit der Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Lehrstellenmarkt zu fördern, bringt incluso freiwillige Mentorinnen und Mentoren mit jungen

zu haben. Die UBS hat mit UBS Helpetica eine Vermittlungsplattform lanciert, die gemeinnützige Projekte und freiwillige Helferinnen und Helfer zusammenbringt. Gesellschaftliches Engagement spielt eine tragende Rolle in der Schweiz. Die UBS will dieses Engagement weiter stärken und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Auf UBS Helpetica haben gemeinnützige Organisationen die Möglichkeit, nachhaltige Freiwilligenprojekte in den Bereichen Umwelt, Soziales, Bildung und Unternehmertum auszuschreiben und Personen zu finden, die sich engagieren möchten. Interessierte Helferinnen und Helfer wiederum können Einsatzmöglichkeiten suchen und sich direkt auf UBS Helpetica für ein Projekt anmelden. Ausserdem können Privatpersonen eigene Projektideen für Freiwilligen-Engagements einreichen. Viele der Projekte richten sich auch an vitale und aktive Seniorinnen und Senioren. Unter anderem:

Migrantinnen und Migranten zusammen. Es werden Tandems gebildet, die während einem Schuljahr zusammenarbeiten. Einsatz: 1 bis 2 Stunden pro Woche. Generationen in Schulklasse Ältere Menschen besuchen im Rahmen des Angebots «Generationen im Klassenzimmer» regelmässig eine Schulklasse. Der Austausch zwischen verschiedenen Generationen fördert das gegenseitige Verständnis und bereichert den Alltag. Einsatz: 2 bis 4 Stunden pro Woche. Natureinsatz im Neeracherried (Juni, Juli, Sept) Das Neeracherried bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen – darunter auch Bestände von landesweiter Bedeutung. Diese werden aber von eingeschleppten Pflanzen bedrängt. Mit dem Ausreissen der Neophyten samt Wurzeln leistet man einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Einsatz: 1 Tag. Mehr Informationen finden Sie unter ubs-helpetica.ch

Gutes tun tut gut. J et z t ig äft t a t k r l fe n e h t i m

Das Freiwilligen-Netzwerk für mehr Nachhaltigkeit. ubs-helpetica.ch © UBS 2022. Alle Rechte vorbehalten.

Umwelt – Bildung – Soziales – Unternehmertum


~ Magazin ~ ANDERSWO

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«Wenn Töchter heiraten, ziehen sie weg. Enkelinnen bleiben»: Kokoo – Grossmutter – mit einigen Enkeln.

Maasai Nesurai

KENIA

NAIROBI HELL'S GATE NATIONALPARK

Grossmütter seien die Quelle unendlich vieler Geschichten, sagt Kokoo Nesurai. Die Maasai hat eine enge Beziehung zu ihren Enkeln und Urenkeln. Es sind insgesamt 74. Von CAROLINE DOKA ( Text und Fotos)

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D

as Dorf der Maasai liegt am Rand des Hell’s Gate Nationalparks im Herzen von Kenia. Hier leben die Maasai in Nachbarschaft mit Büffeln, Zebras, Giraffen und manchmal sogar Löwen. Es ist später Nachmittag, als Joseph uns das Tor zum Gelände öffnet, auf dem er mit seiner Frau Mary, den fünf Kindern und seiner Mutter Nesurai zu Hause ist. Die schöne alte Maasai-Frau, die in ihrem Clan als Heilerin und Weise verehrt wird, begrüsst uns mit einem Kopfnicken. Ihre Enkelinnen und Enkel lächeln scheu. Sie neigen ihre Köpfe vor uns, auf die wir zur Begrüssung, wie es Brauch ist, die Hand legen. Wir werden ins Haus gebeten. Im Wohnzimmer läuft Maasai-TV, doch kaum jemand interessiert sich für die lokalen Tänze auf dem Bildschirm. Alle sind gespannt, was die weisse Journalistin aus Europa von Grossmutter und Enkeln erfahren möchte. Die zierliche alte Frau mit dem leuchtend roten Maasai-Tuch um die hageren Schultern und dem traditionellen bunten Perlenschmuck um Hals, Handgelenke und an den Ohren setzt sich in einen riesigen Polstersessel, in dem sie fast verschwindet. Sie wirkt fremd in diesem Wohnzimmer und lebt tatsächlich lieber in ihrer Lehmhütte neben dem Haus. Inzwischen kommt sie jedoch gerne in die Stube, um Maasai-TV zu schauen. Die Grosskinder gruppieren sich auf Sofa und Sesseln um Nesurai herum, deren Vorname eigentlich Sempewuan lautet. Der Kosename Nesurai bedeutet passenderweise Baum mit vielen Ästen und Blättern. Am liebsten nennen die Enkel sie aber Kokoo, Grossmutter. Purity, die Zweitälteste, übersetzt, was sie in der lokalen Maasai-Sprache Maa erzählt. Kokoo sitzt mal aufrecht und feierlich im Sessel, mal lehnt sie sich bequem zurück. Wenn sie mit leiser Stimme spricht, klimpern geheimnisvoll ihre grossen Ohrringe, als würden unsichtbare Wesen flüstern, kichern und mitdiskutieren. Ihre Rolle als Grossmutter sei wichtig, betont sie, die Beziehung zu Enkelinnen und En-

KENIA Einwohner 50 Mio. Hauptstadt Nairobi Fläche 580 367km² Währung Kenia-Schilling Amtssprachen Swahili und Englisch Staatsform Republik Religion Über 80 Prozent der Bevölkerung sind Christen Sport Iten (nahe Kabarnet) ist bekannt für sein Höhentrainingszentrum. Itens Oberschule St. Patricks brachte viele Welt spitzenLangstreckenläuferinnen und -läufer hervor, wie etwa Ibrahim Hussein und Peter Rono. Wirtschaft Kenia lebt vom Kaffee- und TeeExport, von der Industrie (Maschinen- und Fahrzeugbau, Textil und Bekleidung, Ernährung und Genussmittel) und vom Tourismus. Kaffee Obwohl Kaffee eines der wichtigsten Exportprodukte ist, trinken Kenianer selber lieber Tee. Sie nennen ihn «Chai». Volksgruppen In Kenia gibt es mehr als 40 Volksgruppen, die über 50 verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen. Maasai In Ostafrika leben vermutlich etwa eine halbe bis zu einer Million Maasai. Die Mehrzahl der Maasai lebt im Süden Kenias. Die Schreibweise variiert. Die besuchte Familie bevorzugt «Maasai». ~KD

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keln eng. Grossmütter seien die Quelle unendlich vieler Geschichten. Symbolischen Geschichten, aber auch realen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, um die Tradition aufrechtzuerhalten. Kann sich Nesurai an ihre Grosseltern erinnern? Die alte Frau lacht und entblösst ihre makellosen Zähne. «Natürlich! Auch sie erzählten uns Kindern Geschichten, abends in der Hütte am Feuer. Ich tue es heute genauso, einfach im Wohnzimmer den fünf Enkeln.» Gelegentlich besucht sie die anderen Grosskinder und erzählt auch ihnen Geschichten. Insgesamt hat Nesurai 74 Enkel und Urenkel. Sie kennt sie alle. Was erwartet Nesurai von ihren Enkelkindern? Auf Sofa und Sesseln wird diskutiert. «Respekt gegenüber Erwachsenen und Lehrpersonen», übersetzt Purity die Antwort der Grossmutter. «Dass sie hart arbeiten, demütig und bescheiden sind, einen guten Charakter haben und über Geschichten unsere Tradition weitergeben.» Was bedeutet Kokoo ihren Enkeln? Verlegenes Grinsen bei Gross und Klein. Purity antwortet schliesslich: «Meine Grossmutter ist eine weise Frau. Sie lehrt mich alles. Einerseits Alltägliches wie Kochen, Haushaltführung, Kindererziehung. Aber auch, Respekt vor Mutter und Vater zu haben. Und sie lehrt mich, weise zu sein.» Und umgekehrt, was bedeuten Kokoo ihre Enkelinnen und Enkel? Verlegenheit im Raum, dann wird angeregt diskutiert, das Maasai-Programm auf dem Bildschirm interessiert schon lange niemanden mehr. Purity fasst zusammen, was die Grossmutter erzählt. Die Enkelkinder seien ihr sehr wichtig. Sie kümmerten sich um sie, kauften für sie ein. Und sie bedeuteten ihr Glück. Ob das bei den eigenen Kindern auch so war, möchte ich wissen. Wieder angeregte Diskussion. Scheinbar hat sich diese Frage bisher noch keiner überlegt. «Ja», sagt sie schliesslich. «Es gibt einen Unterschied. Wenn Töchter heiraten, ziehen sie weg. Enkelinnen bleiben.» ~


~ Magazin ~ ANDERSWO

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Auch Nesurai hat einst geheiratet und ist aus ihrem Dorf weggezogen. Sie war damals sehr jung. Doch sie erinnert sich, als ob es gestern gewesen wäre. Die Mutter ihres Zukünftigen hatte sie als Braut ausgewählt, da war sie noch ein Kind. «Ich sah meinen künftigen Mann oft von fern und fürchtete mich sehr vor ihm. Er hatte schon Frauen und Kinder. Als der Hochzeitstag kam, weinte ich auf dem ganzen Weg zu seinem Dorf und bei der Trauung. Ich war nicht bereit für die Ehe.» Nesurai zog in die Hütte der Schwiegermutter, lernte die anderen Frauen ihres Mannes und deren Kinder kennen. Mit ihrem herzlichen, liebevollen Wesen und weil sie alle akzeptierte, wie sie waren, wurde sie von Gross und Klein geliebt. Sie brachte zehn Kinder zur Welt. Ob ich Nesurai nach ihrem Alter fragen darf? Sie strahlt, und auch Purity antwortet sichtlich stolz. «Kokoo ist etwa 120 Jahre alt! Ihre älteste Tochter, meine Tante, ist 80 und geht im Gegensatz zur Mutter schon am Stock!» Alte Menschen in Kenia wissen nicht, wann sie geboren sind, da es früher keine Geburtsdokumente gab. Ihr Alter wird nach Geschehnissen in Natur oder Geschichte berechnet. Als Nesurai klein war, gab es eine grosse Dürre und Hungersnot. Weil Kühe, Schafe und Ziegen verendeten, wilderten die Maasai Büffel und Giraffen. Und sie kochten getrocknete Kuhhäute weich, die ihnen als Matratzen dienten, um sie auszukauen. Jene Dürre wird auf das Jahr 1902 da-

Unsere Autorin im Gespräch mit Nesurai. Die Maasai «ist etwa 120 Jahre alt ».

tiert. «Ich konnte gerade gehen», sagt die alte Frau, «war also etwa zwei Jahre alt». Kokoo erinnert sich gut an ihre Kindheit. Sie war eine ausgezeichnete Läuferin und wurde mit Botschaften zu anderen Leuten geschickt. Etwa, wenn diese sich treffen oder einander Nachrichten übermitteln wollten. Alle mochten sie. Sie war ein spezielles Mädchen, das sich auch für das Heilen mit Kräutern interessierte. Später führte ihre Schwiegermutter sie in die Heilkunst ein. Bis heute ist Nesurai eine gefragte Heilerin, die ihr Wissen auch gerne ihren Enkeln weitergibt. Da drängt sich eine Frage auf: Wie ist die alte Frau mit den feinen Fältchen und dem lebensfrohen Strahlen so jung und schön geblieben? Kennt sie dafür auch ein Kraut? Nesurai lacht verlegen wie ein junges Mädchen. Das Geheimnis, sagt sie, sei die Nahrung. Sie ernähre sich ausschliesslich von Pflanzen und einem Mix aus Milch und Blut. Blut von lebenden Kühen, roh oder gekocht. Dafür werde die Kuh am Hals geritzt, was ihr nicht schade. Was ist mit Pasta? Schokolade? «Nie im Leben! Ich brauche nicht viel», sagt die alte Maasai, die bestimmt kein Gramm Fett an sich hat. Die Maasai, das Volk der

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Halbnomaden, die mit ihren grossen Herden von Weideplatz zu Weideplatz zogen und teilweise heute noch ziehen, können tagelang ohne Essen sein. Es ist spät geworden, die alte Dame zeigt keine Spur von Müdigkeit. Sie ist es gewohnt, Geschichten zu erzählen. Warum sind sie in ihrer Kultur so wichtig? «Weil wir gute Menschen sein wollen auf diesem Planeten. Gut zu den Menschen und zur Natur. Vorbilder für die folgenden Generationen.» Wenn sie dereinst nicht mehr auf dieser Erde weilt, wird sie dann immer noch bei ihrer Familie sein? Diesmal kommt die Antwort postwendend: «Ja!», sagt sie, und ihre Ohrringe flüstern aufgeregt. «Von der geistigen Welt aus werde ich sehen, was passiert, Einfluss nehmen können und noch immer mit meiner Familie verbunden sein.» Ich spüre, das ist etwas ganz Grosses, woran ich nicht rühren will. Ich wechsle zurück ins Hier und Jetzt. Die Ohrringe, frage ich, ob sie mit ihnen schlafen könne? «Nein», lacht Nesurai. «Natürlich nicht. Meinen Schmuck lege ich zum Schlafen ab, auch die Ohrringe.» Wie zum Einverständnis rascheln diese aufgeregt, als würden sie leise kichern. •


FLIZZI-FILM ANSEHEN

ER T E S T S IE G TURZ K AS S E N S 2020

W W W. F L I Z Z I . C H | W W W.V E L O P L U S . C H

SPIELEND LEICHT VELOFAHREN «Für Kinder ist es das Wichtigste, Freude am Velofahren zu haben. Und genau das haben wir mit FLiZZi, dem mitwachsenden Kindervelo, erreicht.» Dass sich der Produktentwickler Michi Voser bei der Entwicklung auf das Urteil seiner drei Kinder abstützen konnte, hat massgeblich dazu beigetragen, dass das FLiZZi so viel Spass bereitet. Von Kindern für Kinder.

Michi

PRODUKTENTWICKLER «FLiZZi»

Lilly

BEGEISTERTE

F L i Z Z i -T E S T E R I N


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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«Ein Heimkind zu sein, ist noch immer ein Stigma» Von KARIN DEHMER (Interview)

Sergio Devecchi (75) verbrachte seine Kindheit und Jugend in Kinderheimen im Tessin und im Bündner Rheintal. Später bildete er sich zum Sozialpädagogen weiter und wurde selbst Heimleiter. Ein Gespräch darüber, was es bedeutet, Heimkind zu sein, was sich im Heimwesen alles geändert hat und über die wichtige Rolle der Grosseltern von Heimkindern.

Herr Devecchi, in Kürze, was sind die grössten Unterschiede zwischen einem Heimalltag heute und damals, als Sie ein Heimkind waren? Die individuelle Betreuung, der Fokus auf Probleme und Bedürfnisse der einzelnen Kinder. Früher haben alle Kinder dasselbe durchlaufen. Man war Teil eines Grosskollektivs. Auch geändert hat sich die Privatsphäre: Gerade Jugendliche haben heute fast immer ein Einzelzimmer. Und die «Einmischung» von Seiten der Behörden hat sich glücklicherweise intensiviert: Auflagen, Regeln, Vorschriften. Zu meiner Zeit als Heimkind war der Heimleiter König und regierte, wie er wollte. Wann kamen Sie zum ersten Mal in den Genuss eines eigenen Zimmers? Mit 15. Ich kam zehn Tage nach meiner Geburt ins Heim und bin mit 17 entlassen worden. Privatsphäre kannte ich nicht. Abgesehen von einer Zeit mit 15, als ich in unserem Heim Stallbursche war. Da gab man mir ein Einzelzimmer, weil ich morgens sehr früh aufstehen musste. Damit ich niemanden weckte.

Was macht das mit jemandem, stets bloss ein kleiner Teil einer grossen Gruppe zu sein? Man lernt in diesem Schwimmbecken schwimmen, sich durchzuschlagen. Aber was man nicht lernt, ist, verlässliche Beziehungen einzugehen, zu realisieren, dass man geliebt werden kann, dass man Zuwendung kriegt und diese auch annehmen darf. Welche Erinnerungen an Ihre Heimzeit sind die prägendsten? Die schönsten Erinnerungen sind geografischer Natur. Die ersten Jahre verbrachte ich in einem Kinderheim im Tessin mit Blick auf den Luganersee, den San Salvatore und den Monte Bré. Die Schönheit dieser Lage habe ich unbewusst wahrgenommen. Später war ich in Zizers im Churer Rheintal. Auch da war es sehr schön. Das ist ja das Paradoxe in der Schweiz: Die Heime liegen oft sehr schön. Rückblickend ist diese Tatsache für mich wie ein Trost. Schön waren auch die Weihnachtsund Osterfeiern. Wir kriegten kleine Geschenke, ein Minimum an Aufmerk# 02 ~ 2022

samkeit. Der arbeitsreiche Alltag wurde unterbrochen. Als Heimkind hat man das Gefühl, es stimme etwas nicht mit einem, oder? Fremdplatziert zu werden ist etwas sehr Schwieriges für Kinder. Damals wie heute. Man muss sich trennen von der Familie. Das ist schwierig, egal wie belastend die Zustände zu Hause sind. Kinder beziehen das auf sich, haben das Gefühl, Schuld daran zu sein. Das war auch bei Ihnen so? Ja. Ich kam in einer sehr armen Familie als uneheliches erstes Kind meiner Mutter zur Welt. Ich dachte viele Jahre, ich wäre zu wenig gut für die Familie gewesen und man habe mich deshalb weggegeben. So etwas zieht sich durchs ganze Leben weiter. Deshalb stellt man heute die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie eines Heimkindes viel stärker ins Zentrum. Mutter, Vater, Lehrer, Freunde … man bezieht diese Menschen mit ein, ermöglicht Besuche und fordert Gespräche ein. Diese Verbindung muss aufrechterhalten werden.


27 Das ist sehr wichtig. Ich habe in meiner Zeit in Zizers während sechs Jahren meine Mutter, meine Schwestern und alle anderen Mitglieder der Familie nie gesehen. In einer Pflegefamilie waren Sie nie untergebracht? Nein. Das kannte man damals noch nicht. Eher wurde man ein Verdingkind. Können Sie trotzdem eine Aussage darüber machen, wie entschieden wird, ob ein Kind in eine Pflegfamilie kommt oder in ein Heim? Das Alter des Kindes ist ausschlaggebend. Für jüngere Kinder ist es vielleicht besser, in einer Familie untergebracht zu werden, wo es bestenfalls bis zum Erreichen des Erwachsenenalters aufgehoben ist. Das macht bei Jugendlichen nicht mehr gleich viel Sinn. Da ist ein Jugendheim oft die geeignetere Lösung. Wie ist es mit Geschwistern? Schaut man, dass die am gleichen Ort untergebracht sind?

Wann kam der grosse Umbruch im Heimwesen? War das gleichzeitig mit der sogenannten «Heimkampagne» (s. Box)? Die Heimkampagne hat sicher einen wichtigen Impuls gegeben. Aber die treibende Kraft waren unabhängig

Hatten Sie das Bedürfnis, etwas korrigieren zu müssen, als Sie entschieden, selbst Heimleiter zu werden? Nein, so würde ich das nicht sagen. Ich wurde mit 17 entlassen und war vollkommen verloren. Ich vermisste die Tiere, die ich im Heim betreut hatte, die Gruppe, das Aufgehobensein. Ich hatte grosses Heimweh. Ich habe dann das KV gemacht und irgendwann wurde jemand auf mich aufmerksam, realisierte, dass ich Unterstützung nötig hatte. Ein Sozialarbeiter meinte dann, ich sollte Sozialpädagogik studieren. Darauf wäre ich selbst nie gekommen. Es war eine Art Zurückgehen zu dem, was ich kenne.

davon die Behörden, der Bund und die Kantone. Es gab immer mehr Forschungsergebnisse, auf die man sich stützen konnte. Diese Heimreformen habe ich als Heimleiter miterlebt. Subventionen wurden an Qualität geknüpft. Das war pragmatisch, aber sehr wirksam. Personalschlüssel, Quadratmeterzahlen der Zimmer, alles wurde vorgegeben und auch kontrolliert. Mich freute das sehr.

Weshalb überträgt man eigentlich nicht öfter den Grosseltern die Obhut für Kinder? Wir hören immer wieder von Fällen, in denen sich Grosseltern dazu bereit erklären, die Kinder dann aber trotzdem nicht erhalten. Bei einer Fremdplatzierung schauen die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) sehr genau, was die beste Lösung für das Kind ist. Dabei spielen ~

Ja. Im Gegensatz zu früher, wo man Geschwister auseinandergerissen hat. Oder wenn sie Geschwister im gleichen Heim waren, hat man es ihnen verschwiegen. Das gab viele tragische Geschichten. Meine drei Schwestern hat man später auch in drei verschiedenen Heimen untergebracht. Daran nagen sie bis heute.

Sergio Devecchi mit seinen Söhnen bei einem seltenen Besuch seiner Mutter, mit Grossmutter, Tante und zwei Halbschwestern im Heim in Pura (TI) sowie als angehender Heimerzieher während eines Praktikums im Tessin (im Uhrzeigersinn).

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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Viele Jahre dachte ich, ich wäre zu wenig gut für die Familie gewesen und man habe mich deshalb weggegeben. Ich warne davor, Kinder nicht mehr in den Arm nehmen zu dürfen. Alter, Gesundheit, Wohnort der Pflege-

Denn im Heim zu enden, ist längst

Es fehlt an einer

eltern eine wichtige Rolle. Grundsätzlich geht es sicher, dass Grosseltern die Kinder zu sich nehmen, und das kommt auch vor, aber sie werden ebenso genau unter die Lupe genommen wie andere mögliche Pflegeplätze.

keine Sackgasse mehr. Absolut nicht. Bildung ist in Kinder- und Jugendheimen einer der wichtigsten Faktoren. Damit die Kinder und Jugendlichen eine Möglichkeit haben, schulisch so weit zu kommen wie möglich. Auch was Ausbildungsplätze betrifft, wird alles dafür getan, dass sie, wenn sie entlassen werden, einen Boden unter den Füssen haben, auf dem sie aufbauen können.

Übergangsbetreuung? Ganz sicher, ja. Wenn die Jugendlichen entlassen werden, ziehen sich die Behörden von einem Tag auf den anderen zurück, auch finanziell. Das ist ein wunder Punkt in der heutigen Heimerziehung. Man sagt, das Kind ist erwachsen, aber es braucht noch immer schrittweise Betreuung.

Inwiefern sind Grosseltern für Heimkinder wichtig? Sie sind sehr zentral und wichtig. Während meiner Zeit als Heimleiter kam es immer wieder vor, dass Jugendliche, nachdem sie ein Jahr bei uns verbracht haben – wenn sich ihre Situation etwas beruhigt hat –, zu den Grosseltern gezogen sind. Das waren immer Grosseltern, die regelmässig an Gesprächen und Sitzungen teilgenommen haben, die sich während der Zeit, die das Kind im Heim verbracht hatte, aktiv gekümmert haben. Ist es heute noch ein Stigma, ein Heimkind zu sein, oder schafft man es, das Selbstbewusstsein der Kinder diesbezüglich zu stärken? Es ist immer noch ein Stigma. Die Gesellschaft hat sich von den Vorurteilen Heimkindern gegenüber nicht emanzipiert. Die Reformen und die Entwicklung, die in den Heimen stattgefunden hat, hat die breite Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, leider.

Mit welchem Blick schauen heutige ehemalige Heimkinder auf ihre Zeit im Heim zurück? Der ist aus meinen persönlichen Erfahrungen sehr positiv. Ich habe mit vielen ehemaligen Heimkindern Kontakt und keines hat je gesagt, dass das Heim nicht gut gewesen sei. Wenn sie im Heim sind, finden viele alles schlecht. Das hat aber oft mit ihrem Alter zu tun, mit der Pubertät. Wenn sie wieder draussen sind, merken sie, wie gut es ihnen gegangen ist. Im letzten Jahr haben ehemalige Heimkinder den Verein «Careleaver» (s. Box Seite 27) gegründet. Unter anderem wollen sie damit eine Lücke schliessen für die Zeit, wenn Heimkinder entlassen werden. Ja, dieses Loch, in das Heimkinder nach der Entlassung fallen, gibt es immer noch. # 02 ~ 2022

Werden die behördlichen Instanzen hellhörig auf das Problem? Ja, langsam. Gerade dank der Bemühungen von «Careleaver». Auch an den Fachhochschulen wird vermehrt zur Problematik geforscht. Es braucht immer viel Zeit, bis sich etwas bewegt. Ich hoffe, dass eine Anschlussfinanzierung und eine Begleitung bald gesichert sein werden. Ist es ein Klischee, dass Heimkinder als Erwachsene vermehrt in mögliche Verhaltensmuster ihrer Eltern fallen? Kinder werden geprägt von den Eltern, das ist einfach so. Aber auch die Zeit im Heim prägt sie zum Glück. Am schlimmsten wäre es, wenn man die Kinder einfach in den hoffnungslosen Situationen zurücklässt, in denen sie stecken.


29 Ein Umstand, dem heute die KESB effizient entgegenwirkt. Für die hohen Kosten eine Fremdplatzierung müssen auch heute noch mehrheitlich die Gemeinden aufkommen. Aus diesem Grund haben die Gemeinden oft gezögert und lange zugewartet. Mit der KESB ist nun eine unabhängige Behörde dafür zuständig und sie allein fällt die Entscheide. So kommen Kinder und Jugendliche früher aus belastenden Situationen heraus.

VEREIN CARELEAVER Der Verein Careleaver Schweiz setzt sich mit verschiedenen regionalen Netzwerken für Heim- und Pflegekinder in deren Übergang vom Heim zur Selbstständigkeit ein. Die Initiant:innen sind alles ehemalige Heim- oder Pflegekinder. Betroffene finden über Careleaver Infos rund um Auszug, Beruf, Versicherungen, Vorsorge oder den Umgang mit Behörden. Ausserdem ermöglicht der Verein einen Austausch mit anderen ehemaligen Heimkindern in ähnlichen Situationen.

Eine letzte Frage: Ich habe gelesen, dass aus Angst vor Anklagen von sexuellen Übergriffen viele Heimmitarbeiter:innen die Kinder auf Distanz halten, worunter gerade jüngere Kinder leiden. Stimmt das? Ja, das ist die Schattenseite dieses sicher richtigen Fortschritts. Ich bedaure das sehr. Unter dem Heimpersonal ist es ein grosses Thema. Ich weiss nicht, wie man damit umgehen soll. Ich warne davor, Kinder nicht mehr in den Arm nehmen zu dürfen. Es ist ein neues Problem, das aufgrund der gesellschaftlichen Sensibilisierung auf ein anderes Problem entstanden ist. •

careleaver.ch

HEIMKAMPAGNE Am 28. September 1971 demonstrierten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppierung «Heimkampagne» vor der Arbeitserziehungsanstalt Uitikon (ZH) gegen repressive Erziehungsmethoden. Die anschliessende Flucht von 17 jugendlichen Heiminsassen war der Höhepunkt einer Kampagne, in deren Mittelpunkt die Kritik an der Einweisung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Erziehungsanstalten und an deren Praktiken stand. Als direktes Vorbild für die Deutschschweizer Kampagne diente die gleichnamige Gruppierung in Deutschland. Die Heimkampagne hatte ihren Ursprung in der institutionenkritischen 68er-Bewegung und war Teil einer internationalen Debatte über die Demokratisierung von Gefängnissen, Heimen und psychiatrischen Kliniken. Die medienwirksamen Aktionen trugen zur Debatte bei, die in den 70er-Jahren zu Reformen in der Heimerziehung und im Jugendstrafvollzug führte.

SERGIO DEVECCHI (1947) war 10 Tage alt, als er als erstes Kind einer unverheirateten Mutter ins Heim gebracht wurde, wo er seine gesamte Kindheit und Jugend verbrachte. Der Heimbub ergriff später selbst den Erzieherberuf. Er wurde Heimleiter und später Präsident von Integras, dem Schweizerischen Fachverband für Sozial- und Sonderpädagogik. Auch nach seiner Pensionierung ist Sergio Devecchi im In- und Ausland als Experte und Berater in Sachen Heimwesen gefragt. Sergio Devecchi ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Seine persönliche Geschichte hat er in «Heimweh – Vom Heimbub zum Heimleiter» aufgeschrieben, Stämpfli Verlag 2017, 37 Franken.

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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Das ist

Glück

willige gab: Groma. Tatsächlich, es war Glück pur, den zweimonatigen Süssling auszuziehen, sein perfektes Körperchen zu betrachten, es zu streicheln und wieder einzupacken. Ich wähnte mich in meinen Kinderjahren, als ich stundenlang mit Passion meine Bäbis anund auszog. Und was machte dieser Winzling ein Mann und ich haben zweimal mit mir? Er schaute mich an und lächelte. im Jahr das Glück, einige Ferientage mit unUnd als ich mit ihm plauderte, verzog er sein serer Tochter und ihrer Familie zu verbrinGesicht und machte so etwas wie eine Erwigen. Leider wohnen wir nicht ganz nah von derung. Unglaublich, dieser kleine Mensch, ihnen. Die Ferien ermöglichen uns, jeweils vollständig abhängig von seiner Umwelt, unseren Grosskindern etwas länger nahe hat mit mir Kontakt aufgenommen, und bezu sein. Zugegeben, Ferien sind es keine. Im grüsste mich. Mein Gott, wie war ich gerührt! BERNADETTE KURMANN (1950) aus Gegenteil, physisch war es diesmal ziemlich An den Nachmittagen waren Spaziergänge Ebikon LU ist Krankenschwester streng, aber mental unglaublich erfrischend. angesagt – meistens in Richtung Spielplatz. und Journalistin, Mutter von drei Töchtern und Grossmutter. Schon am ersten Morgen wurden wir aus Zweimal fuhren wir mit der Gondel auf einen unserem Schlafhimmel geblitzt. Licht an: Berg und wanderten hinunter. Die grösste «Groma, Gropa aufstehen, frühstücken.» Arbeit dabei war, die Dreijährige zum Gehen Nachdem wir uns vom Schreck erholt hatzu motivieren. Meine Tochter ist Meisterin ten, kam die Dreijährige zu uns ins Bett. Sie war so warm, andarin. Sie hat tausend Ideen, wie das gelingen kann: «Siehst hänglich und süss, dass wir den Schreckmoment schnell verdu den Hasen dort? Wo ist der nächste rote Stab? Wer findet gessen konnten. zuerst einen grossen Stein? Wer ist zuerst bei der grossen Tanne Programm gabs für alle Erwachsenen von früh bis spät: spielen, angelangt?» singen, aufräumen, rüsten, kochen, Windeln wechseln, beruhiBei einem Abstieg durfte ich den Säugling im Känguru-Sack gen, Tränen abwischen … Alle halfen mit. Wir waren ein gutes tragen. Kaum zu glauben, ich war aufgeregter als bei meinen Team. Unsere Tochter stillte den Neugeborenen im ZweistunKindern, ob er auch wirklich atmet. Immer wieder musste ich dentakt, und für alle Erwachsenen war das Hallenbad angesagt. mich versichern. Mit der Zeit kam die Sicherheit, und ich geUnd trotzdem schafften wir es, dass alle von uns vielleicht eine noss die Nähe zu meinem kleinen Enkel. Es fühlte sich fast Stunde pro Tag für sich hatten. Das ist der Vorteil des Mehrpernoch einmal an, wie das eigene Baby im Bauch. Ja, diese Ferien sonen-Haushalts in den Ferien. waren Glück pur! «Wer wickelt den Kleinen?» fragte meine Tochter oft mit einem Schmunzeln. Sie wusste genau, dass es dafür immer eine Frei-

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~ Magazin ~ LESERBRIEFE

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SCHÖNSTE EMOTIONEN MIT DEN LIEBSTEN ERLEBEN

Dossier

ENKEL UND IHRE HANDYS: WIE VIEL BILDSCHIRM ZEIT IST OKAY?

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MAGAZIN

ab Seite 46

Grosseltern

# 01 / 2022

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Grosseltern MAGAZIN

Die Meinung der Leserinnen und Leser

gazin.ch

CHF 9.50 EUR 8.50

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ZUSAMMEN GLÜCKLICH

Zum Artikel «Über die kindliche Suche nach dem Glück» in der Ausgabe 1/22 TM © 1981 RUG LTD.

Endlich ist es auch in den Medien durchgesickert, dass Oma und Opa nicht nur als Ersatzbetreuer für die Kinder bei beruflichen Einsätzen der Eltern zugezogen werden. Zusammen glücklich den Tag erleben. Zusammen einschlafen, im grossen Zimmer, das Opi mit zwei Betten zusätzlich eingerichtet hat. Noch eine Folge von «Shaun das Schaf» vor dem Einschlafen und alle sind glücklich. Das Glück ist ein Wie, kein Was. Das können wir mit unserem Tun als Eltern und Grosseltern vermitteln.

13. – 29. Mai 2022 Theater 11 Zürich

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Adelhaid Lisser via E-Mail

DRUCKWERKSTATT

Zum Kurs «Gemeinsam Drucken» mit «Grosseltern»-Layouterin Irene Meier in der Druckwerkstatt Lenzburg

Die Druckwerkstatt hat uns allen super gefallen, besonders, dass man alles ausprobieren und selber machen konnte, was man wollte, und dann nochmals, aber anders. Die Kinder sind stolz auf ihre Drucke und glücklich mit dem Tag. Martina Fierz, Korrektorin von «Grosseltern», via E-Mail

13.– 17. Juli 2022 Musical Theater Basel

Wir haben den Kurs sehr genossen. Irene hat das alles kindsgerecht gestaltet, schön präsentiert und gut organisiert. M. Brennwald, via E-Mail

Fotos: zVg

10. –15. Mai 2022 Musical Theater Basel 23. – 25. Juni 2022 Theater 11 Zürich diverse weitere Spielorte

Eigene Druckplatten herstellen und auf alten Buchdruckmaschinen drucken: Kurs mit «Grosseltern»-Layouterin Irene Meier.

musical.ch # 02 ~ 2022


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~ Hintergrund ~ FLUCHT

Auf der Flucht Von KLAUS PETRUS ( Text und Bild)

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~ Hintergrund ~ FLUCHT

Die ersten sieben Tage des Krieges verbrachte Elena (68) in einem Bunker bei Kiew. Dann machte sie sich mit ihrer Tochter und zwei Enkelinnen auf die Flucht Richtung Deutschland.

U

nd dann waren sie plötzlich überall, sie besetzten Regierungsgebäude, fuhren mit den Panzern durch die Strassen, versteckten ihre Heckenschützen. Später warfen sie Bomben auf den Flughafen nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt. Da begannen die Menschen zu fliehen. Zuerst waren es nur wenige, die Sack und Pack auf das Dach ihres Autos schnürten, dann tausende, zehntausende. Viele fuhren nach Westen, manche ostwärts, von wo noch mehr Panzer anrollten. Auch Elena* hatte Angst. Das Donnern der Raketen wurde lauter mit jedem ~ # 02 ~ 2022

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~ Hintergrund ~ FLUCHT

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Tag. Sie sass in ihrem Haus am Stadtrand, allein, der Mann voriges Jahr verstorben, ihre Tochter Nadja mit dem Ehemann und den beiden Kindern 700 Kilometer weit weg. «Pack das Nötigste zusammen, komm zu uns», hatte Nadja am Telefon gesagt. Elena zögerte. Hier war sie geboren worden, hier war sie zur Schule gegangen, hatte geheiratet und gearbeitet. Irgendwann lagen Tote auf der Strasse vor ihrem Haus. Mit dem Koffer und einer Handtasche stieg sie in den Zug und fuhr zu ihrer Tochter. DIE ZWEITE FLUCHT Das war im April 2014 in Donetsk, ganz im Osten der Ukraine. Fast acht Jahre später, am 25. Februar 2022, und dreissig Kilometer nördlich von Kyiv holten Sirenen, Schüsse und Sprengsätze die inzwischen 68-jährige Elena wieder ein. Ihre Enkelin Diana (15) wird es später so schildern: Zuerst sei da nur ein grelles Licht gewesen, das sich ausdehnte vor ihren Augen wie ein grosser weisser Ballon, dann kam der Knall, dumpf, ein zweiter und ein dritter, Menschen hätten geschrien und seien in alle Richtungen gerannt und der Himmel habe sich verfärbt, grosse schwarze Wolken

Wie alle Ukrainer zwischen 18 und 60 Jahren wurden die beiden Männer ins Militär eingezogen. Für wie lange und was sie erwartet, das wissen sie nicht.

überall, wie in einem Trickfilm sei das gewesen. Eine halbe Stunde später hatten sie ihre Rucksäcke gepackt: Pässe, Kleider und Schuhe, ein paar Andenken, Schminke, ein Buch, den Laptop. Als Elena und die Familie am selben Abend bei Freunden in einem Luftschutzkeller Unterschlupf fanden, gingen die Bilder von den Raketeneinschlägen und zerstörten Brücken in der Ortschaft Irpin, nur wenige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, bereits um die Welt. Sieben Tage harrte die Familie im Bunker aus, dann fuhren sie im Bus nach Kyiv, wo Kristina, Elenas ältere Enkelin und Nadjas Tochter, sie erwartete. Dort nahmen sie Abschied: von Evgeni, Nadjas Ehemann, und von Kristinas Freund, bei dem sie wohnte. Wie alle Ukrainer zwischen 18 und 60 Jahren wurden die beiden Männer ins Militär eingezogen. Für wie lange und was sie erwartet, das wissen sie nicht. Mit dem Nachtzug fuhren die Frauen nach Záhony, einem kleinen Grenzbahnhof auf der ungarischen Seite. Dort wurden ihre Pässe kontrolliert, Hilfsorganisationen, unter ihnen viele christliche, nahmen sie in Empfang, sprachen tröstende Worte, schöpften warmes Essen. Die Nacht verbrachten sie in der Turnhalle der Schule, die im Auftrag der Gemeinde von Záhony in ein Massenlager umfunktioniert wurde. Wie viele der hunderttausenden Ukrainer, die bis jetzt die ungarische Grenze überquert haben, haben die vier Frauen ein Ziel; sie wollen nach Deutschland. Dort leben Bekannte von Elena. Sie stammen ebenfalls aus Donetsk in der Ostukraine und mussten 2014 in den Westen fliehen. «Viele vergessen, dass in unserem Land schon seit acht Jahren Krieg ist», sagt Nadja. Nach den Maidan-Protesten im November 2013 in Kyiv nahm Wladimir Putin im März 2014 die Halbinsel Krim ein und sicherte wenig später den prorussischen Separatisten im Donbas, wie die umkämpfte Region in der Ostukraine genannt wird, seine unbedingte Unterstützung zu. Daraufhin besetzten diese die Gebiete um Donetsk und Luhansk und riefen sie als unabhängige Volksrepubliken aus. Als Reaktion schickte die ukrainische Regierung ihr Militär in die Ostukraine. Der seit damals andauernde Krieg trieb 1,5 Millionen Menschen in die Flucht und forderte 13 000 Tote, unter ihnen 3300 Zivilisten – die Opfer seit diesem Februar nicht mitgezählt. Für die 47-jährige Nadja, die ihre Kindheit im Donbas verbrachte, war ein Leben in Ungewissheit lange Zeit Normalität. Erst als sie Anfang zwanzig und frisch verheiratet mit # 02 ~ 2022


~ Hintergrund ~ FLUCHT

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Pässe, Kleider und Schuhe, ein paar Andenken, Schminke, ein Buch, den Laptop: Diana besteigt den Zug nach Budapest – mit wenig Gepäck.

ihrem Ehemann in die Nähe von Kyiv zog – dort fand sie, anders als im wirtschaftlich maroden Osten, wenigstens Arbeit –, kehrte so etwas wie Ruhe in ihr Leben ein. Ihre Mutter dachte keinen Moment daran, wegzuziehen. «Was soll ich in einer Stadt wie Kyiv?», fragte Elena damals. Der Westen ist ihr bis heute irgendwie fremd geblieben, vielleicht zu modern; Elena ist gläubig, spricht russisch, sie schaute russisches Fernsehen, hörte russisches Radio. In Donetsk sei sie aber nicht aus politischen Gründen geblieben, mit dem Kreml habe sie nichts am Hut, sagt Elena. «Ich will bloss, dass dieser Krieg endlich aufhört, nach so langen Jahren.» Tatsächlich wird vieles, was Putin diese Tage verlauten lässt, Elena bekannt vorkommen. Von «guten Ukrainern» redet der russische Präsident nun schon seit Jahren und meint damit die Bewohner von «Neurussland», ein Ausdruck aus der Zarenzeit, der die südliche und östliche Ukraine benennt. Nur sie gehörten, wie die Belarussen, zum Brudervolk Russlands. Die «schlechten Ukrainer» dagegen kämen aus dem Westen und seien darauf aus, den Menschen im Osten ihre Werte aufzuzwingen. Schon bald bezeichneten die prorussischen Separatisten im Donbas sie als «Nazis». Diesem Narrativ entsprechend sprach Putin kurz nach dem Angriff denn auch davon, die Ukraine zu «entnazifizieren». «Putin gefällt nicht, in welche Richtung sich unser Land entwickelt», sagt Kristina, die 26-jährige Enkelin von Elena. Alle wüssten, dass eine unabhängige, ins westliche Bündnis strebende Ukraine für den russischen Präsidenten einen Affront auf der ganzen Linie darstelle. Und doch seien die meisten überrascht gewesen. Dass Putin im Frühjahr 2021 seinen Angriff in die Wege leitete, wie Geheimdienste warnten, nahm die ukrainische Bevölkerung kaum wahr. Damals stationierten sich im Rahmen einer russisch-belarussischen Militärübung an der ukrainischen Grenze Truppen, die nach Ende des Manövers nicht mehr abzogen. Die «Washington Post» zitierte eine anonyme Quelle aus dem US-Geheimdienst, wonach Putins Regierung Anfang 2022 eine Grossoffensive auf die Ukraine plane. Auch Kristina fürchtet inzwischen das Schlimmste: «Sie werden sich Kyiv holen. Erst kommen sie mit ihren ~ # 02 ~ 2022

«Viele vergessen, dass in unserem Land schon seit acht Jahren Krieg ist», sagt Nadja.


~ Hintergrund ~ FLUCHT

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Grossmutter Elena (68) mit ihrer Tochter Nadja und den beiden Enkelinnen Diana und Kristina (vrnl.) auf ihrer Flucht von Kiew über Budapest nach Deutschland.

Der Westen ist ihr bis heute irgendwie fremd geblieben, vielleicht zu modern; Elena ist gläubig, spricht russisch, sie schaute russisches Fernsehen, hörte russisches Radio.

* alle Namen geändert Mitarbeit: Sara Steiner

Panzern, und wenn das nicht reicht, werfen sie Bomben über die Stadt.» Sie ruft jeden Tag den Vater an und redet mit ihrem Freund, er sei in Sorge, er fürchte sich und wisse nicht, was als Nächstes komme. «Ich versuche, ihn zu unterstützen so gut es geht, erzähle ihm, dass wir in Sicherheit sind und es uns an nichts fehlt.» Am liebsten wäre Kristina geblieben. Ihr Freund, ein paar Jahre älter als sie, ist Uhrenmechaniker, sie hat Biologie studiert, arbeitete bis vor vierzehn Tagen im Büro eines Unternehmens. Ein gutes Leben war das, sagt sie, als wäre es für immer vorbei. Eigentlich hätten Elena und ihre Familie das Land über die polnische Grenze verlassen wollen, dann aber war von langen Wartezeiten die Rede. Als sie in Záhony ankamen, waren sie überrascht, wie unkompliziert sie einreisen konnten, wie herzlich sie am Bahnhof empfangen wurden. Tatsächlich können Geflüchtete aus der Ukraine ohne Visabestimmungen mit einem «Solidaritätsticket» problemlos etwa nach Budapest weiterreisen. Damit trägt Ungarn den Entscheid der EU für eine schnelle und unkomplizierte Aufnahme ukrainischer Geflüchteter vollumfänglich mit. Was erstaunen mag, hat sich doch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán seit dem Beginn der sogenannten Migrationskrise 2015 innerhalb der EU mit einer teils offen rassistischen Migrationspolitik positioniert. Inzwischen ist am Bahnhof von Záhony auf Gleis 1 der Zug nach Budapest eingefahren. Kristina hat sich den zu grossen Pullover ihres Freundes übergezogen, Diana stapft in ihrer Astronautenjacke voran, Nadja und Elena folgen ihnen. Die Zugreise nach Budapest wird vier Stunden dauern, dann will die Familie weiter nach Deutschland. Tags darauf poppt auf dem Handy eine Nachricht einer der Enkelinnen auf: «Sind angekommen, müde, aber es geht uns gut.» • Bei Redaktionsschluss war die Familie in Deutschland, Diana hat die Schule begonnen, Kristina sucht Arbeit, bis dahin vergeblich. Vater und Freund sind beide in der Nähe von Kiew, sie waren bis jetzt nicht in Kriegshandlungen involviert und entsprechend wohlauf.

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~ Wissen ~ VELO

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Mit Anhang

A

nhänger oder Sitzli? Im Velo-Anhänger mit Nutzlast von 45 Kilo haben zwei Kinder Platz. Er kann gleichzeitig als Kinderwagen dienen oder als Transportwägeli beim Ausflug zu Fuss. Ausserdem ist die Fallhöhe tiefer als beim Sitzli. Grundsätzlich: Der Veloanhänger braucht zwar mehr Kraft und bessere Bremsen, ist im Vergleich zum Kindersitz aber sicherer. Beim Sitzli fällt das An- und Abmontieren weg. Ausserdem bleibt man im Verkehr wendiger, weil es auf der Strasse weniger Platz braucht. Weniger Platz braucht das Sitzli auch im Keller.

Von GERALDINE CAPAUL (Text) und IRENE MEIER (Illustration)

Schnell, unkompliziert, umweltfreundlich: Auch mit kleinen Enkelkindern kann man gut mit dem Velo unterwegs sein. Einfach in einen Velo-Anhänger oder auf ein Velositzli packen und los geht's. Aber worauf muss man beim Kauf achten? Und welche Sicherheitstipps sind entscheidend?

VELO-KINDERSITZ

WEITERE TIPPS ZUM SITZLI

TIPPS FÜR DEN KAUF DES KINDERSITZES

• Sitz mit 5-Punkt-Gurt wählen, den das Kind nicht selbst öffnen kann. • Die Rückenlehne sollte mindestens 40 cm hoch sein. • Besonders praktisch: höhenverstellbare Fussstützen. So «wächst» der Kindersitz mit. • Zulässiges Gewicht, Firmenzeichen und Fabrikationsdatum – all das sollte auf dem Sitz markiert sein. • Sitze mit der Norm EN 14344 erfüllen wichtige Sicherheitsempfehlungen.

Yepp Maxi Seatpost von Thule, 140 Franken

HINTEN AUF DEM VELO, FÜR KINDER BIS 22 KG

• Ob E-Bike oder herkömmliches Velo: Nehmen Sie das Velo gleich mit zum Kauf des Kindersitzlis. • Achten Sie auf die korrekte Montage der Halterung am Rahmen des Velos. • Ist der Sitz hinten montiert, hat man freie Sicht. • Ein solider Hinterbau- oder Zweibeinständer macht das Hineinsetzen des Kindes einfacher. • Sitzt das Kind hinten, ist es wichtig, dass es den Sicherheitsgurt nicht selber öffnen kann.

Caress C2 von Hamax, 179 Franken

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One Maxi von Bobike, 89 Franken


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Hinweis für beide Varianten: Am besten auf unbefahrenen Strecken üben, da das Zusatzgewicht Auswirkungen hat. Insbesondere das Kurvenfahren und Bremsen oder beides gleichzeitig sollten geübt werden. Nicht zu unterschätzen ist auch das Beund Entladen, da dies meistens unter Last auf dem Ständer des Velos geschieht und ebenfalls etwas Übung benötigt. Velos mit Zentralständer (Zweibein) sind da wesentlich stabiler als Seitenständer (zentral oder hinten). Der Kindersitz auf dem Velo übt wegen des höheren Schwerpunkts sicher die grösseren Kräfte auf die fahrende Person aus als ein Anhänger und ist also etwas schwieriger im Handling – vor allem im Stillstand und bei langsamer Fahrt. •

VELO-ANHÄNGER Mitarbeit: Stefan Thalmann; Quelle: Bfu, TCS, Kassensturz SRF, Stiftung Warentest.

TIPPS FÜR DEN KAUF EINES ANHÄNGERS

TIPPS FÜR DEN GEBRAUCH DES ANHÄNGERS

• Veloanhänger mit der Normbezeichnung EN 15918 entsprechen den aktuellen Sicherheitsempfehlungen. • Achten Sie auf robusten Aufbau und einen stabilen Überrollbügel mit ausreichend Kopffreiheit. • Wählen Sie ein Modell mit verstellbaren Hosenträgergurten für jedes mitgeführte Kind. • Der Anhänger sollte mit Front-, Rück- und Seitenreflektoren ausgestattet sein. • Ein Fangriemen an der Anhängerkupplung bietet zusätzlichen Schutz, falls diese versagen sollte.

Burley D'Lite

Leicht zu bedienen, ruhige und stabile Fahrweise, ca. 890 Franken

• Kinder auch auf kurzen Fahrten anschnallen. • Sowohl auf dem Velo als auch im Anhänger einen Helm tragen. • Veränderte Fahreigenschaften mit Anhänger nicht unterschätzen (besonders bei Nässe und Gefälle). • Abends, nachts sowie bei Regen und Nebel ein rotes, ruhendes Rücklicht am Anhänger montieren. • Dreieck-Flagge aus orangefarbenem Material gut sichtbar am Veloanhänger befestigen. • Gute Bremsen sind ein Muss, Scheibenbremsen haben eine höhere Bremsleistung als Felgenbremsen, und das auch bei nasser Witterung.

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Intelligente Kupplung, integrierte Leuchtlampen, ca. 900 Franken

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~ Hintergrund ~ KINDERBAUPLATZ

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Betreten der Baustelle ... ~ # 02 ~ 2022


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... erwünscht! Auf Kinderbaustellen dürfen die Kleinen bauen, was ihnen gefällt – mit richtigem Werkzeug. Ein Augenschein auf dem Bauplatz in St. Fiden in St. Gallen. Von SILVIA SCHAUB ( Text) und FABIENNE BÜHLER (Fotos)

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K

aisa (10) und André-Jakob (6) knien auf dem Steg zwischen den Baumhäusern und ziehen an der Handsäge. Die Bretter sind noch zu lang und müssen zurechtgeschnitten werden. Das braucht Kraft und Ausdauer. Aber bald haben sie es geschafft. Unten auf der Wiese steht Paul Furrer mit Amina vor einer Holzkiste. «Hilfst du mir?», fragt der pensionierte Modellschreiner die Sechsjährige, die sich noch etwas schüchtern auf dem Gelände bewegt, und reicht ihr eine Zange. «Wir müssen die Nägel und Schrauben aus diesen Latten entfernen. Schau, so packst du sie an.» Und schon macht sich das Mädchen an die Arbeit. Ritschratsch geht das. Es herrscht ein geschäftiges Treiben an diesem sonnigen Samstagnachmittag auf der Kinderbaustelle im Quartier St. Fiden in St. Gallen. Rund vierzig Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren tummeln sich auf dem Platz am Rand des Areals Bach beim Bahnhof. Sie bohren, hämmern, sägen, malen und schrauben, was das Zeug hält. Das 1600 Quadratmeter grosse Gelände liegt am Hang zwischen Bäumen und gehört der Migros-Genossenschaft. Da noch kein spruchreifes Bauprojekt besteht, kann das Reservebauland zwischengenutzt werden. Trägerin dieses Freizeitangebots ist die Abteilung Offene Arbeit mit Kindern der Stadt St. Gallen. «Die Nachfrage ist riesig», freut sich Samuel Roth, der Verantwortliche der «Offenen Kinderbaustelle». Ziel der Kinderbaustelle ist es, den Kindern einen Freiraum zu bieten, wo sie eigenständig und selbstbestimmt wirken können. «Das kann mitunter auch etwas chaotisch sein», meint Roth schmunzelnd. «Wir möchten aber möglichst wenig vorgeben, damit sie eigene Lösungsansätze entwickeln. Wir unterstützen sie nur dann, wenn sie nicht mehr weiterwissen.» Ein weiterer wichtiger Aspekt: «Alles, was

Ausmessen, «Ritschratsch», malen: André-Jakob mit Paul Furrer (rechts) und zusammen mit anderen Kindern – eigenständig und selbstbestimmt (unten).

wir auf der Kinderbaustelle bauen, gehört allen Kindern und bleibt hier», steht auf einer Tafel gleich beim Eingang. Dieses Freizeitangebot ist in der Schweiz nicht ganz neu. Schon seit einigen Jahren gibt es Kinderbaustellen an verschiedenen Orten in der Schweiz (siehe Box). Sie sind jeweils über die Sommermonate geöffnet und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Meist befinden sie sich auf Arealen, die zwischengenutzt werden und so freie Zonen bieten, wo alles möglich ist. Wie hier in St. Fiden. Pippi Langstrumpf würde sich bestimmt wohlfühlen zwischen all den kunterbunten Häusern, manche sogar zweistöckig und mit Stegen miteinander verbunden. Unter einem Sonnensegel befindet sich ein Sandplatz, wo die Kinder nach Gold graben können. Daneben lädt eine Feuerstelle zum Grillieren von Würsten oder Schlangenbrot ein. Und da gibt es auch eine Sirup-Bar, die von den Kindern selbst betrieben wird. Beim Eingang schreiben sich die Kinder

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~ Hintergrund ~ KINDERBAUPLATZ

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an der Theke mit Namen und Adresse ein. Dann geht es vorbei an der Materialstelle, wo sie sich mit den nötigen Werkzeugen eindecken. Kisten mit Zangen, Meisseln und Laubsägen, Helmen, Handschuhen und Übergwändli stehen bereit, daneben Bretter, Balken, Seile, Stoff und Ketten. Alles darf benutzt werden. Mit einer Ausnahme: die Kreissäge. Die wird nur vom Team bedient. Amina hat die Nägel und Schrauben mit Paul entfernt. Jetzt will sie selbst etwas bauen. Sie hat bereits die nötigen Holzbalken und ein Brett zusammengesucht. «Ich baue mir einen Tisch», erklärt sie. Paul muss sie nicht mehr anleiten. «Sie hat das voll im Griff», meint er. Er freut sich, dass er sein Wissen nun den jungen Baumeisterinnen und Baumeistern weitergeben kann. Der zweifache Grossvater bedauert es, dass die Kinder oft nicht mehr die Möglichkeit hätten, solche Erfahrungen zu sammeln. «Früher war es doch ganz normal, dass die Kinder von den Eltern ~

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Wie echt: Elin und André-Jakob (rechts), mit Bauhelmen geschützt.

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~ Hintergrund ~ KINDERBAUPLATZ mitbekamen, wie man einen Hammer oder einen Bohrer benutzt.» Das ist für Vincent kein Problem. Er steht oben auf dem zweistöckigen Haus und ruft: «Oma, kommst du mal rauf, ich muss dir was zeigen!» Der 9-Jährige war schon mehrere Male mit seinem Bruder und seinem Vater hier und bewegt sich wie ein Routinier auf dem Gelände. Auch sein Vater Julian findet Freude am Werkeln und hilft mit. Er habe als Kind selbst oft mit Holz gearbeitet. «Ich möchte, dass das meine Jungs auch lernen.» Heute sind Vincents Grosseltern aus München zu Besuch. Oma Regina klettert die wacklige Brücke hinauf. «Endlich sehe ich mal live, was meine Enkel hier bauen», freut sie

Man spürt die besondere Stimmung an diesem Ort, der ganz anders ist als ein Spielplatz, wo alles fixfertig vorgegeben ist.

sich. Bisher musste sie sich mit Whatsapp-Bildern begnügen. Vincent streckt ihr einen Akku-Bohrer hin. «Hier, da müssen noch ein paar Schrauben rein», fordert er seine Oma zum Mitarbeiten auf. Man spürt die besondere Stimmung an diesem Ort, der so ganz anders ist als ein Spielplatz, wo alles fixfertig vorgegeben ist. Die kleinen Baumeister:innen sind mit grosser Ernsthaftigkeit am Werk – und in erstaunlicher Eintracht. «Bei uns gestalten die Kinder ihre eigene Spiellandschaft», betont Samuel Roth. Das sei sehr wichtig in der heutigen Zeit mit ihrer verdichteten Bauweise. «Sie lernen hier unglaublich viel.» Etwa, wie man seine Ideen umsetzt. «Dazu gehört auch, mit Misserfolgen umgehen oder teilen zu können.» Taktile Fähigkeiten sind ebenso gefragt wie die räumliche Einschätzung, wenn es darum geht, seine Traumhütte zu bauen. Um Punkt 16.10 Uhr erklingt das Horn – das Zeichen, die Werkzeuge und Materialien aufzuräumen. Vincent befestigt die letzten Schrauben, Kaisa und AndréJakob bringen die letzten Pinselstriche auf ihrem Bauwerk an, auch Amina schlägt noch schnell die letzten Nägel ein – und fertig ist der Tisch. Zufrieden bringen alle ihre Werkzeuge zurück. Vielleicht reicht es noch für ein Schlangenbrot – schliesslich ist Bauen harte Arbeit und macht hungrig. •

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~ Hintergrund ~ KINDERBAUPLATZ

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KINDERBAUSTELLEN – EINE AUSWAHL Biel Terrain Gurzelen, Champagneallee 2, ab 27. April, Mittwoch-, Freitag- und Samstagnachmittag von 14–18 Uhr zwischen den Bieler Frühlings- und Herbstferien (Während den Sommerferien geschlossen), kinderbaustelle.ch Emmen Hämmerplatz Kinderbaustelle, Mooshüsliwald, ab 4. Mai bis Oktober, Mittwoch 14–17 Uhr, themenspielplatz-emmen.ch/haemmerplatz

Glarus Süd Kinderbaustelle Baumgärtli, Tschächli 8, Luchsingen, ab 4. Mai, in der Regel jeweils Mittwochund Samstagnachmittag, 13.30–17.30 Uhr, die genauen Daten sind auf der Website angegeben, hoehenzug.ch/kinderbaustelle

Interlaken Kinderbaustelle Bödeli neben dem GeneralGuisan-Schulhaus, ab Ende März bis zu den Herbstferien, Mittwoch und Freitag, 13.30 –16.30 Uhr, jabinfo.ch/kinder/kinderbaustelle

Luzern Eisenplatz an der Industriestrasse 13, ab Mai jeweils Mittwoch und Samstag, 14–18 Uhr, kinderbaustelleluzern.ch

Rorschach auf der Wiese neben dem Robinsonspielplatz zwischen der PHSG und der kleinen Migros an der Seminarstrasse, 7. Mai bis 14. September, jeweils Mittwochnachmittag, 14–17.30 Uhr sowie jeden zweiten Samstag, 10–16 Uhr, kinder-baustelle.ch St. Gallen Areal Bach in St. Fiden, Passarellenweg, ab 7. Mai bis 24. September, Samstag, 13.30–17 Uhr, stadtsg.ch/kinderbaustelle

Wattwil Churfirstenstrasse, 14. Mai bis 24. September, Mittwoch, 14–18 Uhr und Samstag, 10–16 Uhr, jugendarbeit-wattwil.ch/informationen-kinderbaustelle

Wil auf dem ehemaligen Zeughausareal zwischen Zeughausweg und Thuraustrasse, ab 7. Mai bis Ende September jeden Mittwoch mit Ausnahme der Sommerferien offen. In den Sommerferien in der ersten und letzten Ferienwoche von Montag bis Freitag offen sowie an folgenden Samstagen: 7./21.5., 4./11./25.6., 10./24.9., kinderbaustelle-wil.ch

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«Hier, da müssen noch ein paar Schrauben rein»: Vincent werkelt mit Oma Regina auf dem 1600 Quadratmeter grossen Gelände.

Pippi Langstrumpf würde sich bestimmt wohlfühlen zwischen all den kunterbunten Häusern.

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~ Dossier ~ LÜGEN

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49 Von ANNA GIELAS ( Text) und RETO CRAMERI (Illustration)

Zu schön,

um wahr zu sein DO S

SIER

Ein lockerer Umgang mit der Wahrheit gehört zur kindlichen Entwicklung. Gleichzeitig sollten Kinder darin bestärkt werden, offen und ehrlich zu sein. Kinderlügen erfordern von Eltern und Grosseltern Fingerspitzengefühl und viel Vertrauen.

J

etzt bloss nicht lachen! Das denkt sich Esther Thieme, als ihr dreijähriger Sohn Tristan mit ernster Miene behauptet, er habe nicht mit der Topfpflanze gespielt. «Habe ich nicht, Mama!», sagt der kleine Schwindler. An seinen Fingern klebt Erde, die Hose ist mit schwarzen Flecken übersät. Seine Mama schmunzelt. Nicht alle Eltern reagieren so entspannt und amüsiert wie Thieme. Einige sehen die Flunkereien ihrer Kinder ~ # 02 ~ 2022


~ Dossier ~ LÜGEN

50 ganz und gar nicht gerne – egal, in welchem Alter der Nachwuchs sich gerade befindet. Andere fragen sich gar, ob aus ihren kleinen Schwindlern noch ehrliche Menschen werden können. Besorgte Eltern können aufatmen: Flunkern gehört zum kindlichen Entwicklungsprozess – und das Ehrlichsein können sie den kleinen Märchenerzählern vermitteln. Dafür gilt es erst einmal zu verstehen, wieso Kinder generell schwindeln und lügen. «Das tun sie aus verschiedenen Gründen», sagt die Psychologin Marielle Donzé vom Elternnotruf in Zürich. «Der häufigste Grund ist die Angst vor der Reaktion der Eltern.» Etwa wenn das Kind im Haushalt etwas kaputtmacht oder in der Schule eine schlechte Note bekommt. Kinder schwindeln auch, um die eigenen Wünsche durchzusetzen. Beispielsweise, um ein paar Kekse mehr zu bekommen oder länger am Computer spielen zu dürfen. Manche erfinden Geschichten, weil sie sich mehr Anerkennung und Lob wünschen. «Ich habe gestern fünf Saltos auf dem Trampolin geschafft!», erzählt Mirja. Ein Salto ist der Neunjährigen in Wirklichkeit noch nie geglückt. Wenn das Selbstvertrauen des Kindes gering ist oder es sich kaum beachtet fühlt, dient Flunkern auch dazu, sich bei Mama und Papa oder bei den Grosseltern interessant zu machen. Aber sollen die Erwachsenen das Verhalten als unbedeutende Flunkerei ansehen – oder als eine Lüge, auf die sie reagieren müssen? Das hängt unter anderem vom Entwicklungsstand der Heranwachsenden ab. Kinder bis etwa drei Jahre kennen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie nicht. Sie erzählen Dinge, die nicht stimmen – und sind sich der vermeintlichen Wahrheit ganz sicher. Wie der dreijährige Tristan. Dagegen setzt bewusstes Schwindeln beachtliche kognitive Fähigkeiten voraus: Das Kind muss zwischen sich und anderen Personen unterscheiden können. Es muss sich seiner eigenen Gedankengänge bewusst sein – und verstehen, dass andere Menschen andere Gedanken und Ziele haben. Ausserdem muss sich ein kleiner Schwindler

Kinder schwindeln, um eigene Wünsche durchzusetzen.

Flunkern dient auch dazu, sich bei den Grosseltern interessant zu machen.

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in andere hineinversetzen können, um zu wissen, was sie von ihm hören möchten – und was nicht. Er bedarf all der Fähigkeiten, die Psychologen als «Theory of Mind» bezeichnen. Diese entwickeln sich im Alter von etwa drei bis fünf Jahren. In dieser Phase sind Schwindeleien sowohl ein erster Ausdruck als auch eine Erprobung der eigenen Identität. «Es ist normal, dass die Heranwachsenden experimentieren und sich ausprobieren», sagt der Entwicklungspsychologe Luciano Gasser von der Pädagogischen Hochschule Luzern. «Eltern müssen sich keine Sorgen machen, wenn Kinder in diesem Alter hin und wieder flunkern.» Aber die Erwachsenen sollten diese Flunkereien nicht ignorieren – sondern sie als günstige Momente betrachten, um dem Kind den Wert von Ehrlichkeit zu vermitteln. Ertappen sie den Märchenerzähler auf frischer Tat, sollten sie ihn darauf ansprechen. Bei kleineren Kindern können sie humorund fantasievoll reagieren. Etwa das Kind nach dem unsichtbaren Freund fragen, der angeblich den letzten Keks stibitzt hat. Dabei sollten sie vermitteln: Schwindeln ist nicht nötig. Sie können beispielsweise sagen: «Du magst etwas Verbotenes gemacht haben – kannst es aber immer offen sagen.» Gewöhnt sich das Kleinkind daran, dass Schwindeln unnötig und Ehrlichkeit willkommen ist, wird es mit zunehmendem Alter generell seltener lügen. Bei Kindern ab etwa fünf Jahren sollten sich Eltern und Grosseltern mehr Zeit nehmen. Bei diesem Gespräch sollten sie respektvoll bleiben: Sie können das kindliche Verhalten kritisieren, aber nicht das Kind. Den Heranwachsenden gar als Lügner zu beschimpfen ist tabu. Solches Schimpfen verletzt das Kind. Es schämt sich – und lernt, ähnlichen Situationen aus dem Weg zu gehen, indem es nicht weniger, sondern womöglich mehr flunkert. «Deshalb sollten Eltern und Grosseltern die Schwindelei möglichst nicht dramatisieren», rät Marielle Donzé vom Elternnotruf. Die Eltern können dem Kind sagen: «Ich bin zwar ein wenig enttäuscht – aber trotzdem sehr froh, dass du uns die


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Wahrheit gesagt hast.» Im gemeinsamen Gespräch können die Erwachsenen den Gründen des Schwindelns nachgehen. Dabei könnten sie fragen: «Hast du Angst, dass wir dich bestrafen?» oder «Hast du dich in der Situation überfordert oder ängstlich gefühlt und deshalb geschwindelt?» Wissen die Eltern und Grosseltern, wieso ihr Kind geschwindelt hat, können sie entscheiden, ob sie etwas unternehmen müssen. Hat es beispielsweise einen Grund erfunden, um nicht mit dem Nachbarsburschen zu spielen, weil dieser es bedroht hat? Oder flunkerte es lediglich aus der Situation heraus, ohne ernste Ursachen? Ernste von harmlosen Lügen unterscheiden zu können, ist ein Ziel des Gesprächs. Ein anderes Ziel lautet: Eltern und Grosseltern sollten deutlich machen, dass

Im gemeinsamen Gespräch sollten Eltern den Gründen des Schwindelns nachgehen.

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Wahrheit wichtig und positiv ist. Sie können zum Beispiel betonen, dass Ehrlichkeit gegenseitiges Vertrauen fördert – und so die Beziehung zwischen dem Kind und ihnen noch stärker macht. «Nicht zu lügen ist auch ein Zeichen von Respekt», sagt Donzé und rät, solche positiven Seiten von Ehrlichkeit zu betonen. Gleichzeitig sollten Eltern ihren Nachwuchs durchaus auf die Nachteile des Lügens aufmerksam machen. Durch Schwindeln und Lügen, so ein denkbares Argument, mache es sich das Kind unnötig schwer – weil es allein mit einem Problem kämpft, bei dem seine erwachsenen Vertrauenspersonen ihm sehr gerne helfen würden. Anschliessend können Eltern im Gespräch mit dem Kind überlegen: Wie kann es den Fehler, den es mit seinem Schwindeln verheimlichen wollte, wiedergut- ~


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machen? Kann es die Vase der Nachbarn, die es kaputtgemacht hat, aus seinem Taschengeld ersetzen? Sieht das Kind, dass es seine Fehler aus der Welt schaffen kann, wird es langfristig selbstbewusster mit ihnen umgehen. Schwindeleien, die der Angst und der Unsicherheit entspringen und diese Fehler vertuschen sollen, werden dadurch weniger. Doch was tun bei Schwindeleien, die im Grunde gut gemeint sind? Etwa wenn das Kind ein Geschenk der Oma nicht mag – ihr aber sagt, es gefalle ihm sehr gut. Das schützt die Gefühle und die Beziehung zur Grossmutter, ist aber streng genommen eine Lüge. «Diese ‹weisse› Lüge kann als soziale Kompetenz und Empathie betrachtet werden», sagt Luciano Gasser. «Da müssen die Eltern selbst entscheiden, ob sie diese soziale Fähigkeit ihres Kindes oder aber die rigorose Ehrlichkeit fördern.» In diesem Fall müssen Eltern für sich selbst klären: Wo sollen wir die Grenze ziehen zwischen erwünschtem und unerwünschtem Schwindeln? Die Antwort finden die Erwachsenen ausgehend von ihrem eigenen Verhalten: Eltern, die stets ehrlich sind – ohne auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen – werden ihrem Nachwuchs kaum vermitteln können, dass er in manchen Situationen zum Wohl der Verwandten flunkern soll. Denn das Kind schaut sich ehrliches und unehrliches Verhalten auch von den Eltern ab. Über ihre Vorbildfunktion prägen Mutter und Vater den Nachwuchs – und können so bewusst auch seine Ehrlichkeit fördern. Auch der Erziehungsstil prägt den kindlichen Umgang mit der Wahrheit. Ein Elternhaus, das rigorose Regeln vorschreibt, viel Kontrolle ausübt und dem Kind kaum Freiraum lässt, führt zu Schwindeleien. Die Heranwachsenden lügen, um Aufmerksamkeit für ihre Bedürfnisse zu bekommen. Ein Elternhaus, das offene Gespräche und respektvollen Austausch favorisiert, begünstigt die Wahrheit. Hier merkt das Kind: «Meine Ehrlichkeit wird nicht bestraft, sondern hilft mir, Fehler und Probleme aus der

Welt zu schaffen.» So vermitteln Eltern ihrem Kind die entscheidende Lektion: Es lohnt sich viel mehr, die Wahrheit zu sagen, als zu lügen. «Jede Entwicklungsphase des Kindes basiert auch darauf, Fehler zu machen – dazu gehören ebenfalls moralische Fehler», sagt Gasser. Doch erlebt das Kind die Ehrlichkeit und Wahrheit in seinem Elternhaus als etwas Positives, wird es auch ehrlich in die Welt hinausgehen. •

# 02 ~ 2022

Dieser Artikel erschien zuerst in «Wir Eltern».


~ Dossier ~ LÜGEN

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GENUG IST GENUG

WIE SOLLEN SICH ERWACHSENE VERHALTEN, WENN KINDER LÜGEN ?

Sobald Eltern oder Grosseltern sich von Schwindeleien überfordert fühlen und ein Leidensdruck entsteht, sollten sie fachlichen Rat einholen. Auch ein Austausch mit anderen Eltern oder den Grosseltern kann hilfreich sein.

Bemühen Sie sich um Ehrlichkeit und Offenheit im Alltag und leben Sie so Ihre eigene Werthaltung vor. Das gilt auch bei unangenehmen oder schmerzhaften Kinderfragen, die bestmöglich ehrlich beantwortet werden.

Wird das Lügen des Kindes zwanghaft, könnte sich dahinter eine Entwicklungsstörung verbergen, die sich unter anderem in Lügen äussert.

Bestehen Sie nicht rigoros auf einem Schuldeingeständnis. Geben Sie dem Kind stets die Möglichkeit, das Gesicht zu wahren, indem es beispielsweise etwas Gestohlenes zurücklegen darf, wenn niemand anwesend ist. Wenn das Kind einen offenkundigen Vorfall hartnäckig leugnet: Fragen Sie nach, wovor es sich fürchtet, falls die Sache ans Licht käme. Diese Furcht können Sie ihm dann durch geeignete Unterstützung nehmen.

FLUNKERN NACH ALTER 2–4 Jahre Kinder beginnen zu schwindeln. Diese Flunkereien sind oftmals ungeschickt und simpel, sodass Erwachsene sie gleich durchschauen. 4–8 Jahre Die Kinder flunkern und können dabei ernst bleiben. Sie können ihre Flunkereien jedoch für gewöhnlich nicht lange aufrechterhalten, etwa weil sie schliesslich versehentlich die Wahrheit sagen. 9–12 Jahre Die kognitiven Fähigkeiten der Kinder sind so weit entwickelt, dass sie Flunkereien auch über längeren Zeitraum beibehalten können. Allerdings ist in diesem Alter auch ihr Gespür für richtig und falsch so weit ausgeprägt, dass die Kinder wissen, dass sie sich nach dem Flunkern unwohl fühlen werden. Das hält viele vom Schwindeln ab.

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Stellen Sie dem Kind keine Fallen, sondern sprechen sie es direkt an, wenn Sie eine Lüge vermuten. Wenn die Situation für das Kind völlig verfahren ist: Suchen Sie gemeinsam einen Ausweg. Das Kind lernt so Bewältigungsstrategien kennen. Blamieren Sie das Kind nicht, indem Sie es vor andern der Lüge überführen. Klären Sie die Sache unter vier Augen. Je öfter Kinder positive Reaktionen auf Ehrlichkeit erleben, desto eher lassen sie das Schwindeln.


~ Dossier ~ LÜGEN

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«Viele Lügen sind auch Wunschvorstellungen der Kinder » ERZÄHLT DAS KIND LÜGEN, ZWEIFELN ELTERN SCHNELL AN IHRER ERZIEHUNG ODER AN DER PERSÖNLICHKEIT IHRER KINDER. FAMILIENTHERAPEUTIN MARIELLE DONZÉ ERKLÄRT, WESHALB DAS ÜBERTRIEBENE SORGEN SIND. Von KARIN DEHMER (Interview)

Frau Donzé, der Entwicklungsforscher Kang Lee sagt: «Wenn Sie realisieren, dass Ihr Zweijähriger zum ersten Mal lügt, haben Sie Grund zum Feiern», stimmen Sie dem zu? Es ist schon so, um lügen zu können, müssen Kinder kreativ sein, über eine gewisse Intelligenz verfügen und kommunizieren können. Lügen verlangt auch Selbstkontrolle. Sonst kann man die Lüge ja nicht für sich behalten. So weit sind aber Zweijährige noch nicht. Nein. Erst ungefähr im Schulalter kommen Kinder zur Erkenntnis, dass man andere Menschen mit einer Falschinformation täuschen und dies zu seinem persönlichen Vorteil nutzen kann. Ein zwei- oder dreijähriges Kind lügt aus anderen Gründen als ein achtjähriges. Wo liegt der Unterschied? Ein Kleinkind lügt nicht im klassischen Sinn einer Täuschung, sondern die Lüge ist Teil eines Spiels, das Resultat von Fantasie. Nochmals zurück zum Anfang: Lügen gehört also zur normalen kindlichen Entwicklung? Unbedingt, ja. Ich erlebe immer wieder Eltern, die schockiert sind über die Lügen ihrer Kinder. Sie nehmen die Lügen viel zu persönlich. Aber eine

Kinderlüge ist nicht der Ausdruck eines schlechten Charakters oder einer ungenügenden Erziehung. Viele Lügen sind auch Wunschvorstellungen der Kinder. Sie erzählen, dass sie in Amerika waren oder super Ski fahren können, obwohl beides nicht stimmt. Da muss man als Erwachsener nicht immer gleich sagen «Das stimmt doch gar nicht!». Man kann auch zu einem gewissen Grad mitspielen: «Was hast du in Amerika alles gesehen?» So weit so gut. Aber wie sieht es mit Lügen aus, die etwas Unschönes verheimlichen sollen? Wenn die Kinder etwas gestohlen oder kaputtgemacht haben? In solchen Fällen rate ich den Eltern und Grosseltern, den Kindern zu erklären, weshalb die Wahrheit immer der bessere Weg ist, anstatt sie zu bestrafen. Die Kinder sollten darin gestärkt werden, die Wahrheit zu sagen. Man kann auch fragen, ob es noch eine andere Motivation für die Lüge gibt, abgesehen von der Angst einer Bestrafung. Wichtig bei solchen Gesprächen ist, dass sie immer allein mit dem Kind geführt werden, nicht in Anwesenheit anderer Kinder, und vor allem erst, wenn sich nach einer möglichen Aufregung alle wieder beruhigt haben.

# 02 ~ 2022

Ist es ein Klischee oder Vorurteil, dass Kinder, die von ihren Eltern stark kontrolliert aufwachsen, tendenziell eher lügen? Kinder, die sich vor harten Strafen fürchten müssen, neigen natürlich eher dazu, zu lügen. Und wenn sie das öfter tun müssen, werden sie auch immer besser darin. Kinder brauchen Freiraum, um sich entwickeln zu können. Je grösser der moralische Druck in der Erziehung, desto grösser die Möglichkeit, dass sich das Kind irgendwann zu einer Lüge gezwungen sieht. Ich rate den Eltern immer zu Vertrauen statt zu Kontrolle. Dazu gehört es, in Kauf zu nehmen, dass auch mal etwas schief läuft. Was halten Sie von Notlügen? Ich erlebe, dass Kinder oder Teenager Gleichaltrige nicht vor den Kopf stossen wollen und darum sagen, sie hätten bereits etwas vor anstelle von «Ich habe keine Lust auf diese Party». Also ganz so, wie wir Erwachsenen das unter Umständen auch mal machen. Sehr viele Leute finden Notlügen okay, wenn diese aus Höflichkeit geschehen – wie in Ihrem Beispiel beschrieben. Und es ist schon so, ohne Notlügen wäre unser gesellschaftliches Zusammensein sicher schwieriger. Trotzdem bin ich ambivalent. Ich bin der Ansicht,


55 dass man stets klar Stellung zu etwas beziehen sollte und dass man dies den Kindern auch so vorlebt.

LESETIPPS

Keine Notlügen also? Ein Teil von mir findet wie gesagt, dass Notlügen Teil der Basis unseres täglichen Nebeneinanders sind. Jeder muss für sich entscheiden, welches Mass an Ehrlichkeit für ihn richtig ist. Gleichzeitig sollten Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, dazu zu stehen, wenn sie etwas falsch gemacht oder keine Lust auf etwas haben. Da hilft es nicht, wenn die Eltern ihnen erlauben, sich stets mit einer Notlüge aus solchen Situationen herauszustehlen.

Pinocchio, Carlo Collodi, NordSüd Verlag, 2018, 35 Franken

Der Marionettenschnitzer Geppetto traut seinen Augen nicht, als die von ihm gefertigte Puppe plötzlich lebendig wird. Er tauft die Puppe Pinocchio und kümmert sich fortan um sie wie um einen richtigen Sohn. Doch bereits auf dem Weg zur Schule gerät Pinocchio in Not, und das ist erst der Anfang einer Odyssee, bei der er von einem Abenteuer ins nächste schlittert. Dass Pinocchio es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, ihm aber bei jeder Lüge die Nase wächst, macht die Sache nicht einfacher. Schön illustrierte Ausgabe des Klassikers.

Kinder lügen ja auch, um Geheimnisse zu wahren – eigene oder solche von Freunden. Das sollte respektiert werden? Grundsätzlich sollen Erwachsene nicht nachbohren, nein. Sie sollen dem Kind Vertrauen schenken, dass es weiss, was es tut. Aber natürlich kommt es darauf an, was der Inhalt des Geheimnisses ist und wie es dem Kind mit diesem Geheimnis geht. Sollte es sich sichtlich unwohl fühlen, ist es wichtig, dem Kind zu signalisieren, dass es sich Eltern oder Grosseltern anvertrauen kann und man gemeinsam eine Lösung suchen wird. Gerade wenn Kinder für sich behalten, dass es anderen Kindern schlecht geht oder diese grosse Probleme haben, ist es besonders wichtig, den Geheimnisträgern diese Last abzunehmen und ihnen aufzuzeigen, wie wichtig es sein kann, dass sie ihr Geheimnis einer erwachsenen Person anvertrauen. Das braucht Fingerspitzengefühl und sollte ohne Ausübung von Druck geschehen. •

Eine dicke Lüge, Thierry Robberecht, Baeschlin Verlag, 2021, 15 Franken

Lucas ist ein guter Fussballspieler. Aber dann kickt er versehentlich den Ball durchs Küchenfenster. Sein Papa ist so wütend, dass Lucas seine kleine Schwester bezichtigt. Am Abend liegt ihm dann etwas Schweres auf dem Magen. Ist es vielleicht das Dessert? Aber nein, es ist nicht das Dessert, es ist die Lüge, und sie ist so gross und schwer wie ein Elefant! Ein Bilderbuch, das die Themen Lügen und Schuldgefühle aus der Perspektive des Kindes beleuchtet. Füchse lügen nicht, Ulrich Hub, Carlsen Verlag, 2016, ca. 9 Franken

Auf einem verlassenen Flughafen sitzen Panda, Affe, Gans, Tiger, zwei Schafe und ein Hund fest. Dann taucht der feuerrote Fuchs auf und gewinnt in null Komma nichts das Vertrauen der Tiere. Eigentlich will er ihnen nur die Reisepässe stehlen. Aber braucht ein einsamer Fuchs nicht auch Freunde?

MARIELLE DONZÉ ist Familien- und Paartherapeutin in Erlenbach (ZH). Zudem ist sie Beraterin beim Elternnotruf.

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~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Des Hausarzts grüne Hilda Die Ehefrau ist zum «Personal Green Trainer» ihres Gatten geworden. Das ist zwar manchmal anstrengend. Aber unser Autor weiss, dass seine Liebste recht hat.

D

ie grünen Täler und Hügel des Juras, der grüne Kastenwagen, die grüne Windjacke, all das Grün ist dem Hausarzt über die Jahre angewachsen. Aber nichts ist zu vergleichen mit seinem angetrauten grünen Gewissen. Seine Frau zeigt ihm schon seit vielen Jahren, was grün leben heisst. Da waren zwar auch die «Ärzte für Umweltschutz», die gute Ideen hatten, zum Beispiel mit Abfallvermeidung und korrekter Entsorgung oder mit Initiativen für saubere Luft und gegen Lärm. Die Kollegen fanden zu Recht, dass Ärzte Vorbilder sein sollten und die kollektive Gesundheit der Bevölkerung mehr von der Umwelt abhinge als von den Medikamenten. Das war ja alles gut und recht, aber der Teufel steckt im Detail. Die Ehefrau ist zum «Personal Green Trainer» ihres Gatten geworden, der ja sonst viel wissen mochte, aber im grünen Bereich war der nicht immer. Ökologisch gesehen bewegte er sich sogar manch-

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

mal eher im orangen Bereich. Wie oft musste sie die Heizung zurückdrehen im Winterhalbjahr, weil er sie zuvor aufgedreht hatte. «Nicht mehr als 20 Grad!» Mit Nachbarn zusammen hatte er eine Genossenschaft gegründet, die per Schnitzelheizung zwanzig Wohneinheiten wärmte. Zudem montierte man schon vor dreissig Jahren Solarzellen und eine Warmwasseraufbereitung aufs Dach der von vier Familien bewohnten ehemaligen Uhrenfabrik. Man schaffte es trotz Praxis mit Notfalleinsätzen und Hausbesuchen mit einem einzigen Auto durch die Jahre. Das war doch nicht wenig? Dass nachts auch im Winter das Schlafzimmerfenster offen bleiben muss, ja gut, das kann man hinnehmen, denn sonst schläft die Liebste schlecht, und das ist nicht gut. Lieber eine kalte Nase als eine kalte Liebe.

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57 Ein heikler Punkt aber bleibt die Handhabung des Wassers. Im Sommer heizen die Solarpanele auf dem Dach gewaltig, aber leider braucht man ausgerechnet dann nicht so viel heisses Wasser. Die Ökochefin verordnet daher eine Warmwasserpflichtabnahme, für alles Mögliche und Unmögliche. Den Pflanzen und dem Gatten wird es vor lauter Heisswassergüssen ganz anders. Überhaupt sollte man Wasser sparen, meint die Grüne, obwohl er ihr versichert, dass ihm Brunnmeister Toni mehr als einmal erklärt habe, man solle ausserhalb der Trockenperioden ruhig Wasser brauchen, schliesslich müsse das Reservoir durchgespült werden. Aber dann: Warmwasser im Winter nur in Miniportionen! Es wird kalt gespült, gewaschen und geduscht, wann immer es geht, denn der böse Boiler muss das alles aufheizen und bevor es warm wird, gehen zwei Liter Wasser den Bach runter. Wehe, die Oberaufsicht findet den Mischhahn in der Stellung «warm» vor. Das gibt eine Gelbe Karte. Er weiss natürlich schon, dass sie irgendwie recht hat. Man stelle sich vor,

der Rückfahrt von Besuchen mit den Velos vier Mal total verregnet. Der grüne Lehrling knurrte jeweils kurz und heftig, beruhigte sich aber, sobald er wieder trocken war. Dass die beiden weniger Fleisch essen und nur im Notfall fliegen, ist für den alten Hausarzt völlig okay. Die politisch korrekten Ökonüsse, der Kaffee und die Orangen vom Kleinbetrieb gehören sowieso ins Programm, die 40-Grad-Wäsche ist Standard. Aber es ist nie genug. Die beharrliche Gattin meint, es gäbe noch viel zu tun. Der holländische Kabarettist Herman Van Veen tröstet ihn treffend mit dem Lied «Liefde van later», wo er vom ewigen süssen Krieg der Liebe singt. Danke Herman. Mann ist also nicht allein. Im Übrigen muss gesagt werden, dass die «Lady in Green» einen wohltuenden Humor hat und auch über sich selber lachen kann, womit sie ihn immer wieder herumkriegt. Zum Schluss noch ernsthaft: In der Tat ist es für das alte Ehepaar schwierig zu akzeptieren, dass seit dem ersten Bericht des Club of Rome Anfang der 70er-Jahre immer noch viel

zwei Liter mal acht Millionen Einwohner, und das mit einem einzigen falschen Dreh am Hahn! Bei der Abfalltrennung ist er bei den Leuten, aber beim Velofahren gibt es noch viel zu tun. Die Tapfere schafft es auch bei Regen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt mit dem E-Bike ins nächste Städtchen. Da muss er aufholen. Im letzten Sommer wurden die beiden auf

zu wenig passiert ist bezüglich Umwelt. Der Hausarzt hat sich dank seiner grünen Liebe schon gebessert. Die Erkenntnis, dass Verzicht oft Gewinn sein kann, ist der Lohn für die Vergrünung und es dämmert ihm, dass da noch mehr drin liegt. Wenn es ihm je langweilig würde, dann hätte jemand an seiner Seite noch ein paar Ideen. •

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~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Südafrika in der guten Stube

Bei einem Wochenbettbesuch findet sich unsere Hebamme plötzlich auf einer Safari wieder. Mittendrin der 4-jährige Max und sein Held, der Grossvätu.

H

eute öffnet mir Max die Tür. «Hallo Max», sage ich. Max trägt einen grossen Rucksack und dazu – verkehrtherum – die Wanderschuhe seines Vaters. Ich versuche, mich nach bestandener kritischer Inspektion und Kopfnicken des Vierjährigen mit meiner Wochenbetttasche an ihm vorbei in den Flur zu drängeln. «Gehst du auf Reisen?», frage ich. «Ja. Südafrika», antwortet Max mit ernster Miene. «Oh. Da hast du eine lange Reise vor dir!» Max nickt stumm, und obwohl er mich anschaut, scheint er innerlich bereits in Südafrika zu sein. «Hast du einen Löwen gesehen?», fragt er mich. «Wo? Da draussen?» «Ja.» «Nein. Ich glaube, die schlafen um diese Tageszeit. Und ausserdem ist es zu heiss zum Jagen», sage ich. Tatsächlich hat die Temperaturanzeige in meinem Auto 33 Grad angezeigt. Wieder arbeitet es hinter seinen dunklen Augen. «Hoho! Von Osten nähert sich ein Rudel Hyänen, Herr Maximilian!» Im Flur steht nun ein grosser Mann mit weissem Bart und Safarihut, dazu ein Holzgewehr über der Schulter. Als er mich bemerkt, lächelt er verlegen. «Oh, Hallo!

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäftsführerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

Ich habe Sie gar nicht kommen hören.» «Das ist die Hamme, Grossvätu», erklärt Max. Aus dem Wohnzimmer höre ich den Laut eines Neugeborenen. «Oh, ich höre ein Junges!», sage ich. Max’ Augen öffnen sich weit. Nun hat er wieder den Südafrika-Blick. «Wehrt ihr mal die Hyänen ab, und ich schaue bei der Mama vorbei», sage ich und finde Andrea mit der kleinen Ella an der Brust auf dem Sofa. Sie sind umringt von zahlreichen Affen und Löwen, einer Giraffe, einem Nilpferd sowie einer Familie Erdmännchen. Andrea wirkt entspannt und glücklich. «Willkommen in Südafrika», lacht sie. «Ben holt gerade ein Picknick, das wir nachher hier auf dem Boden essen.» Ich setze mich auf den einzigen freien Platz zwischen den Tieren. Wir besprechen das Stillen, ich mache meine Kontrollen bei Mutter und Kind, und als Ella in der Hängewaage liegt, ruft Andrea Max und Grossvätu hinzu. Das interessiert nicht nur Max brennend, sondern auch den Grossvater, der nun seinerseits grosse Augen macht. Als wir Ellas Gewicht in das Gesundheitsheft eintragen, holt Max ein Notizbuch aus dem Rucksack. Er schlägt es auf und ich sehe viele Zeichnungen, dazwischen erfundene Zahlen und Buchstaben sowie eingeklebte Bilder von afrikanischen Tieren. Nacheinander wird jedes Stofftier von Max in die Hängewaage gelegt, ich rapportiere die Zahl auf der Anzeige. Dann hält Max das Gewicht säuberlich fest, so wie er es bei mir beobachtet hat. Als Max aufsteht und noch weitere Tiere in seinem Zimmer holt, sagt Andrea: «Max, Carole muss gehen. Du kannst nicht alle Tiere wägen.» Als Max das Gesicht zu einem Protest verziehen will, springt Grossvätu ein. «Ich habe noch eine Fischwaage, Max. Und die Hängematte machen wir selbst!». Da strahlt Max seinen Helden an. Grossvätu weiss für alles eine Lösung. «Löwenfutter!», tönt es aus dem Flur. Ben kommt mit vollen Taschen herein. Max stürmt seinem Vater entgegen. Ich mache Platz für das Familien-Wochenbett-Picknick und verabschiede mich. Draussen erwartet mich die afrikanische Hitze – so fühlt es sich jedenfalls heute an. •

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~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

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Kuscheln mit Oma EINE GROSSMUTTER (64) FRAGT: Ich lebe seit mehreren Jahren mit einer Frau in einer Beziehung, womit meine erwachsenen Kinder kein Problem haben. Eine meiner Enkelinnen, die ich seit ihrer Geburt regelmässig über Nacht hüte, schlüpft morgens immer gern zu mir und meiner Partnerin ins Bett. Je älter das Mädchen wird – sie ist jetzt zehn – desto unwohler fühle ich mich dabei. Ich befürchte negative Reaktionen in der Verwandtschaft, aufgrund des Umstands, dass ich mit einer Frau liiert bin. Mache ich mir zu viele Sorgen?

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

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unächst ist es ja sehr erfreulich, dass Ihre erwachsenen Kinder Ihre Partnerschaft mit einer Frau befürworten. Das ist auch heutzutage noch alles andere als selbstverständlich. Was allerdings die Reaktion Ihrer Verwandtschaft anbetrifft, wenn Ihre Enkelin morgens noch ein wenig zu Ihnen unter die Bettdecke schlüpfen möchte, scheint für Sie nicht vorhersehbar. Mir stellt sich die Frage, ob Ihre unguten Gefühle nur auf diese möglichen Reaktionen zurückzuführen sind. Die vor einiger Zeit zu Recht aufgekommene Diskussion über Missbrauch und Übergriffe auf Kinder mag dabei eine Rolle spielen. Die Ungewissheit, was als zulässig oder eben bereits als übergriffig bezeichnet werden könnte, hat auch Betreuungspersonen, vor allem Männer, in Krippen und sozialpädagogischen Einrichtungen erreicht und lässt sie zum Teil übervorsichtig handeln. Vielleicht ist es momentan am sinnvollsten, wenn Sie versuchen, sich über Ihr ungutes Gefühl völlig klar zu werden. Ich meine damit, für sich selbst herauszufinden, ob es lediglich aus der Angst vor negativen Reaktionen der Verwandtschaft herrührt oder ob Sie von der öffentlichen Diskussion über die Missbrauchsfälle verunsichert wurden oder auch: ob Sie selbst diesen körperlichen Kontakt mit Ihrer heranwachsenden Enkelin gar nicht mehr wünschen. Bis Sie zu einer eindeutigen Antwort gekommen sind, könnten Sie vielleicht eine Übergangslösung ausprobieren. Die bestünde darin, dass Sie am Morgen einfach vor Ihrer Enkelin aufstehen, das feine Frühstück zubereiten und sie dann miteinander die emotionale Nähe während des Essens geniessen. Wer weiss, vielleicht vermisst dann das Kind gar nichts mehr und Ihr Problem hätte sich fast von alleine gelöst. •


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Von KINDERREGION.CH ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

ERLEBNISSE IM DUNKELN

BADEN

WINTERTHUR

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ZÜRICH

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ZUG

SCHWYZ 4

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Im Museum, mitten in der Stadt, im Restaurant, auf dem Berg oder im Stollen: Dunkelheit lässt sich auf verschiedenste und vor allem sehr spannende Arten erleben.

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NACHTWÄCHTERFÜHRUNG WINTERTHUR Die Winterthurer Altstadt bei Dunkelheit erleben und in eine längst vergangene Zeit eintauchen. Bei dieser

ESSEN IN DER BLINDEN KUH IN ZÜRICH Was passiert mit unserem Geschmacks- und Geruchssinn, wenn man nichts sieht? Wie «sieht» man, was

einstündigen Führung geht es zurück ins 18. und 19. Jahrhundert. Mit Horn, Laterne und Hellebarde erzählen die Nachtwächter:innen, wie sie damals die Bürger der Stadt beschützten und was sie dabei alles erlebten. Geeignet für Kinder ab 10 Jahren. winterthur.com/de/

auf dem Teller ist – und wo er sich befindet? In diesem aussergewöhnlichen Dunkelrestaurant erleben Kinder und Erwachsene das Essen und den Genuss in einer ganz neuen Form mit Zusatzbonus: Mit Fingern essen ist hier Ehrensache. Geeignet für Kinder ab 7 Jahren.

winterthur-entdecken.html

blindekuh.ch

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«NACHTS IM MUSEUM» IN BADEN Die Lichter gehen aus, die letzten Besucher:innen haben das Museum verlassen. Aber Ruhe herrscht noch lange nicht, denn an gewissen Abenden im Jahr findet eine ganz besondere Führung für Kinder statt. Mit Taschenlampen ausgerüstet, geht es auf eine Zeitreise und spannende Schatzsuche durchs nächtliche Historische Museum. Geeignet für Kinder ab 7 Jahren. museum.baden.ch

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SONNENUNTERGANGSFAHRTEN AM FRONALPSTOCK In der Sommersaison und immer am Samstag bringt die Komfort-Sesselbahn Geniesser:innen hoch zum Fronalpstock auf dem Stoos. Auf 1922 m ü.M. erleben die Grossen den malerischen Sonnenuntergang, während die Kleinen sich auf dem Spielplatz austoben. Zu einem genussreichen Abendessen lädt das Gipfelrestaurant, bevor es bei Dunkelheit wieder zurück ins Tal geht. stoos-muotatal.ch/activities/ abendfahrten-fronalpstock

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l in r t i ke it Ein A ar b e n e mm ion Zu s a in d e r r e g K r e d mi t

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~ Herausgepickt ~ Bergwerk Käpfnach in Horgen Wo früher unter schwierigen Bedingungen Kohle abgebaut wurde, gehen heute Familien auf eine spannende Zeitreise. Im Bergbaumuseum erfährt Gross und Klein Wissenswertes zur Bergwerkgeschichte, und dann heisst es: «Helm auf und ab ins Abenteuer!» Die Tour besteht aus einer aufregenden Fahrt durch das 1,4 km lange Stollennetz und einem kurzen Fussmarsch in den niedrigen Stollen zum Abbauschlitz. Geeignet für Kinder ab 6 Jahren. bergwerk-kaepfnach.ch

Diese und viele weitere einfallsreiche Ausflugsideen lassen die Welt in der Dunkelheit erstrahlen: kinderregion.ch/erlebnisse-im-dunkeln


~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~ ~ Übernachten ~

Am Ufer der Rhône

Rundwanderung Heiden-Kaienspitz-Heiden (AR)

An nassen Frühlingstagen sind Ausflüge mit dem Zug und darauffolgende Entdeckungen in einer anderen Stadt ideal. Eine längere Zugs­ fahrt nimmt die Reise nach Genf in Anspruch. Da lohnt es sich, eine oder gleich zwei Nächte zu bleiben. Unweit des Stadtzent­ rums, am Ufer der Rhône, liegt das familien­ freundliche Budgethotel Meininger. Eine Übernachtung für zwei Erwachsene und zwei Kinder inkl. Halbpension: 250 Franken. ~KD

Die Rundwanderung ab Heiden führt an idyllischen Bauern­ höfen am Bischofsberg vorbei über den Weiler Kaien und von da auf den auf 1121 Meter hohen Kaienspitz, von wo aus die Wandernden einen grandiosen Rundumblick genies­ sen. Der Wanderweg ist ab Heiden gut ausgeschildert. Auf dem Kaienspitz hat es eine Feuerstelle mit Sitzbänken und Holz. Überhaupt gibt es auf dieser Rundwanderung mehre­ re sehr schön gelegene Brätelstellen. Wer lieber einkehrt, tut dies (samstags und sonntags) im wunderschönen «Kai­ enhaus» der Naturfreunde­Sektion Rorschach. Kurz nach dem Kaienspitz steht das auffällig rote Haus am Waldrand. Über Wiesen und durch kurze Waldstücke führt der Weg zu­ rück nach Heiden. ~KD

MEININGER HOTEL Rue de Lyon 118 Genf 022 518 03 49 meininger-hotels.com

ZUM KAIENSPITZ (AR) Start/Ziel: Heiden (AR) Wanderzeit: 3 Stunden Einkehren: Naturfreundehaus Kaien (Samstag und Sonntag bewirtet) naturfreunde.ch/haeuser/kaien

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~ Service ~ UNTERWEGS

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KULTURTIPPS RIDING THE OLYMPIC WAVE

RITA – EIN TANZTHEATER ÜBERS ÄLTERWERDEN

bis 5.März 2023 Olympisches Museum, Lausanne olympics.com/museum

Die Sonderschau widmet sich den jugendorientierten Trendsportarten 3x3 Basketball, BMX Freestyle, Breaking, Sportklettern, Skateboarden und Surfen und ihrem gesellschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Kontext. Ergänzt wird die Ausstellung durch spannende Geschichten rund um die wichtigsten Protagonisten der Szene und Hintergrundinformationen zu den sechs Trendsportarten.

bis 19. Juni 2022 11–12 Uhr / 8–12 Jahre Blickfelder Festival, Wasserwerkstrasse 127a, Zürich blickfelder.ch

Rita ist eine Dramaqueen. Sie liebt die Oper. Dorthin flüchtet sie sich, um nicht an ihren Alltag zu denken und daran, dass sie älter und vergesslicher wird. Nach und nach verwandelt sich ihr Kopf zu einem Labyrinth, in dem sich Realität und Fiktion die Hand reichen. An Ritas Seite lebt ihr Pfleger. Während Rita immer zufriedener wird in ihrer neuen Welt, versucht ihr Pfleger – mal liebevoll mal verzweifelt – den Alltag von Rita aufrechtzuerhalten. Lustig, zart und skurril. Ideal für Grosseltern und Enkelkinder.

FESTIVAL DER NATUR

18.–22. Mai 2022 Verschiedene Orte ganze Schweiz festivaldernatur.ch

Das Festival der Natur der Schweiz vereint Veranstaltungen zu Themen der Natur, Artenvielfalt, Biodiversität und Ökologie. Mögliche Naturveranstaltungen können sein: Exkursionen, Wanderungen, Referate oder Informationsstände. Viele Naturpärke, Naturmuseen und Naturschutzverbände bieten Veranstaltungen für Familien und Kinder an, so zum Beispiel das Naturmuseum Winterthur. Alle Veranstaltungen auf der Website.

CHARLIE CHAPLIN «THE KID» bis 25.September 2022 Museum Chaplins World, Vevey (VD) chaplinsworld.com

Diese von der Charlie Chaplin Museum Foundation konzipierte und produzierte Ausstellung feiert Chaplin durch das ganze Spektrum seiner Kindheit, seiner Widerstandsfähigkeit und seiner unglaublichen Reise von den heruntergekommenen Gassen Londons zum weltweiten Ruhm.

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Freier Eintritt und mehr? Werden Sie Mitglied! # 02 ~ 2022

www.schlosskyburg.ch/verein


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~ Service ~ UNTERWEGS

Köchin und Königin ur &

S pi e

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R STE u seu E M T Sn S– MUK SEUM ie h e R U M u lt mK

MUKS – Museum Kultur & Spiel Baselstrasse 34 4125 Riehen (BL) Mi–Mo 11–17 Uhr (Di geschlossen) Erwachsene 10 Franken Kinder bis 16 Jahre gratis muks.ch

I

m Zug nach Hause greift sich Ruby (knapp 5 Jahre) Grossmutters Brille, setzt sie sich auf die Nase und erzählt als Grossmutter von dem, was Ruby besonders gefallen habe beim Ausflug ins Riehener Museum «Kultur & Spiel». In der Kinderküche habe Ruby gerne gespielt und aus dem Kämmerli daneben Glace geholt. Also sie habe so getan, weil eigentlich waren da Barbies drin. Die Grossmutter hielt die gelben Streifen beim Filz-Gemüse für Spaghetti, das seien aber doch Kartoffelschalen gewesen! Im riesigen «Prinzessinnenhaus» gleich beim Eingang waren drei Hunde. Und eines der Trämli auf der Rückfahrt habe getuckert wie eine Dampflokomotive und von der Bank ganz zuhinterst im anderen Trämli konnte man bis zum Fahrer schauen und Magnet-Puzzle spielen. Die Grossmutter holt sich ihre Brille zurück und erzählt, wie sie im traumhaft schönen Hof des ehemaligen Wohnhauses vom Basler Bürgermeister Wettstein (1594–1666) von Ruby zur bösen Königin ernannt worden sei und wie sie auf dem Turm die Dracheneier bewachten. Was manchmal bedeutete, dass Ruby mit dem Alleszauber-Teppichklopfer andere Leute abschiessen musste. Ruby empfiehlt ihrer Familie unbedingt den Besuch. Die Grossmutter will dann wieder mit, weil sie nicht einmal ein Drittel der Ausstellung gesehen haben und nicht alle interaktiven Stationen und Spielsachen ausprobieren konnten. •

ELI WILHELM (61) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch

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~ Service ~ EINKAUFEN

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Schön Gut

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Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 02 ~ 2022


~ Service ~ SPIELEN

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Spie & Spass

Bau genau: Konstruktionsspiele machen Ihren Enkeln Spass. Und fördern dabei Konzentration, Ausdauer und Vorstellungsvermögen.

Von GERALDINE CAPAUL ( Text)

Konstruieren geht auch draussen: mit Steinen – oder verkohltem Holz.

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Foto: Privat

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~ Service ~ BASTELN

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~ Service ~ BASTELN

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MATERIAL FÜR NADELSTÄRKE 3 1/2: 15 g blau, je 20 g gelb, beige und rot, 25 g dunkelbraun 2 Wackelaugen 12 mm, Füllwatte

STRICKMUSTER Muster Glatt rechts: Hinr re, Rückr li Streifenfolgen Beine und Arme: je 8 R gelb, dunkelbraun, rot, beige, blau Schwanz: je 8 R dunkelbraun, rot, beige, blau, gelb Bei der 1. Farbe werden jeweils 7 R gestrickt Maschenprobe 24 M und 33 R glatt rechts 10 x 10 cm

AUSFÜHRUNG Körper und Kopf (von unten nach oben stricken) 50 M in dunkelbraun anschlagen und glatt re in dieser Streifenfolge stricken: 8 R dunkelbraun, 8 R rot, 8 R beige, 8 R blau, 8 R gelb, 8 R dunkelbraun, 8 R rot, dann zu beige wechseln und nach weiteren 12 R verteilt zwischen den Randmaschen 4 x jede 5. und 6. M re zus str = 42 M. Diese Abn noch 2 x in jeder 4. R wdh, (über den bisherigen Abnahmen), dann zu dunkelbraun wechseln und die Abn noch 2 x in jeder 6. R wdh = 10 M Die restlichen 10 M mit einem Faden zusammenziehen. Beine 2 x (von oben nach unten stricken) 25 M in gelb anschlagen und glatt re in der Streifenfolge stricken. In der 106. R gleichmässig verteilt 5 M abnehmen. Diese Abnahmen in der 110. und 112. Reihe wdh, bis nur noch 10 Maschen übrig sind. Die restlichen M mit einem Faden zusammenziehen.

Arme 2 x (von oben nach unten stricken) 25 M in gelb anschlagen und glatt re in der Streifenfolge str. In der 74. R gleichmässig verteilt 5 M abnehmen. Diese Abnahmen in der 78. und 80. R wdh, bis nur noch 10 M übrig sind. Die restlichen M mit einem Faden zusammenziehen. Schwanz (von oben nach unten stricken): 14 M in dunkelbraun anschlagen und glatt re in der Streifenfolge str. In der 96. R stets 2 M. rechts zus str = 7 M. Die restlichen 7 M mit einem Faden zusammenziehen. Ohren 2 x 10 M in beige anschlagen und 5 R str, dann 16 R dunkelbraun und 4 R beige str. M abketten. Schnauze (von unten nach oben stricken): 8 M in dunkelbraun anschlagen und glatt re str, dabei in jeder R beids 2 x 1 M zunehmen = 12 M. In jeder 2. R beids 2 x 3 M dazu anschlagen = 24 M Noch 2 R str, dann 2 R beige str. Nach weiteren 2 R dunkelbraun 2 x beids 3 M abk = 12 M. Noch 2 x beids 1 M abk = 8 M. Die 8 M abk. Ausarbeiten: Bei den Ohren, Armen, Beinen und dem Schwanz die Nähte schliessen und mit Füllwatte ausstopfen. Beim Körper- und Kopfteil die seitliche Naht schliessen und mit Füllwatte befüllen. Die untere Naht des Körpers schliessen. Den Kopf mit einem Faden in der 48. R abbinden und formen. Beine und Arme annähen, den Schwanz in der rückwärtigen Mitte auf die 16. R des Körpers nähen. Die Schnauze zur Hälfte auf die unteren 16 R des Kopfes in der vorderen Mitte aufnähen, mit Füllwatte füllen und die restliche Naht schliessen. Die Ohren seitlich von der 17. bis 24. R auf den Knopf nähen. Die Wackelaugen aufkleben.

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~ Service ~ STRICKEN

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Von der Wiese bis zur Ritze zwischen den Pflastersteinen: Der Löwenzahn ist im Frühling überall. Warum nicht mal aus den Stängeln ein Wasserrohr basteln?

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it dem schönen Wetter im Frühjahr leuchten auch die Wiesen. Eine Farbe sticht dabei deutlich heraus: das Gelb des Löwenzahns. Die Wildpflanze wächst fast überall auf der Welt und blüht vor allem in den Monaten April und Mai. Den Namen hat die Pflanze von ihren gelben Blüten, die so spitz zulaufen, dass sie an die Zähne von Löwen erinnern. Den Löwenzahn kann man bei einem Spaziergang mit den Enkeln im Wald, auf Wiesen oder auch in der Stadt leicht entdecken. Durch das genaue Betrachten lernen die Kinder die typischen Merkmale und Besonderheiten des Löwenzahns kennen und schärfen ihre Wahrnehmung. Pflückt man einige Blumen und nimmt sie nach Hause, können die Experimente beginnen. Stellt man die Blume beispielsweise in ein Glas ohne Wasser, lässt sie den Kopf sinken, giesst man Wasser hinzu, kann ge-

DAS BRAUCHT’S • frischen Löwenzahn mit dicken, stabilen Löwenzahnstängeln • einen Becher mit Wasser

SO GEHT’S

meinsam bestaunt werden, dass der Löwenzahn eine «Steh-aufBlume» ist. Aber nicht nur der Kopf der Blume ist spannend, auch mit den langen Löwenzahnstängeln lassen sich Versuche anstellen. Mit dem Fingernagel oder einem Messer kann man vorsichtig einige vertikale Streifen in die Stängelenden ritzen. Legt man die Stängel anschliessend in ein Wasserglas, beginnen sie sich lustig zu kringeln. Aus den Stängeln kann man auch eine Wasserleitung basteln. Wie das geht, ist rechts beschrieben. Der Löwenzahn bleibt auch interessant, wenn die Blütezeit vorüber ist. Dann werden aus den gelben Blütenköpfen weisse Bälle aus unzähligen Samen mit kleinen Flugschirmen, die man mit kräftigem Pusten zum Fliegen bringen kann. •

1 2 3 4

Die gelben Köpfe werden von den Stängeln getrennt. Die Stängel werden unter dem Wasserhahn gewaschen, bis der Milchsaft entfernt ist. Nun werden die Stängel vorsichtig ineinandergesteckt. Anschliessend kann die Wasserleitung getestet werden. Wie viele Stängel könnt ihr aneinanderstecken?

Text aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch Foto: Martina Meier # 02 ~ 2022


~ Service ~ EXPERIMENTIEREN

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Publireportage SWISSMILK

Fotos: Swissmilk

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n ke l i i t A r ti rbe a Ein n e ilk amm Zus S wis sm mi t

Für den Hunger zwischendurch

Ob süss oder salzig, ob als kleiner Snack oder etwas gehaltvoller: So zaubern Sie mit Ihren Enkeln ein feines Znüni oder Zvieri. Der Spass fängt schon mit der gemeinsamen Zubereitung an, bei der nebenbei Fingerfertigkeiten wie Schälen und Zerteilen gelernt werden.

Das Hasen-Müesli ist ein gutes Beispiel für ein gesundes Znüni aus Apfel, Rüebli, Joghurt und Haferflocken, ergänzt mit Haselnüssen.

Für weitere Rezeptideen scannen Sie mit Ihrem Smartphone den QR-Code oder lassen sich unter swissmilk.ch/znueni

inspirieren.

FRAGEN SIE UNS Möchten Sie mehr Informationen zu einem bestimmten Thema? Schreiben Sie uns eine Mail an: ernaehrungsberatung@ swissmilk.ch

Kinder sind ständig in Bewegung. Beim Spielen, Lernen, Entdecken und Ausprobieren verbrauchen sie Energie. Im Kindermagen hat pro Mahlzeit nur wenig Nahrung Platz, und die Mini-Muskeln können erst begrenzt Reserven anlegen. Deshalb brauchen Kinder für den Nährstoffnachschub regelmässig über den Tag verteilte Mahlzeiten.

Ein gutes Znüni und Zvieri besteht idealerweise aus diesen drei Hauptzutaten:

GEMÜSE UND FRÜCHTE Am besten frisch und saisonal.

ENERGIENACHSCHUB AM VOR- UND NACHMITTAG Zwischenmahlzeiten helfen den Kindern, die Zeit bis zum Mittag- und Abendessen ohne Hungerloch zu überstehen. Ausgewogene Znünis und Zvieris mit Früchten, Gemüse, Milchprodukten und Vollkorn liefern wertvolle Nährstoffe und ausreichend Energie. ALLESKÖNNER NÜSSE Für etwas mehr Energie, zur Abwechslung oder wenn der Hunger gross ist, können Nüsse eine ideale Ergänzung zur Zwischenmahlzeit sein. Gemahlene Nüsse oder Nussmus können zum Beispiel ein Joghurt mit Früchten und Haferflocken ergänzen. Vorsicht bei ganzen Nüssen: Bei Kindern bis drei Jahren ist die Gefahr des Einatmens und Verschluckens am höchsten.

BROT, CRACKERS, FLOCKEN Vollkorn ist die beste Wahl.

KINDER LIEBEN RITUALE Das gemeinsame Essen am Tisch oder bei warmem Wetter auf einer Picknickdecke oder Parkbank fördert den Zusammenhalt und vermittelt den Kindern Sicherheit und Geborgenheit. Verbinden Sie einen lustigen Tischspruch oder ein gemeinsames Lied mit dem Znüni und Zvieri. Bestimmt fällt Ihnen ein schönes Ritual für das gemeinsame Essen ein. • # 02 ~ 2022

MILCHPRODUKTE Vorzugsweise aus Vollmilch und ungesüsst.


~ Service ~ BACKEN

PIKANTE

NÜSSE

Nach all dem vielen Süssen rund um die Ostertage schätzt man eine pikante Abwechslung besonders. Erst recht, wenn sie so einfach und schnell zuzubereiten ist wie diese Gewürznüsse. Schon die jüngeren Kinder helfen gerne beim Abwägen und Mischen, vor allem aber beim Probieren mit …

Das braucht's 500 g gemischte Nüsse (Mandeln, Haselnüsse, Baumnüsse, was grad so zu Hause vorrätig ist, oder eine Packung gemischte Nüsse) 1 EL flüssigen Honig 1 frisches Eiweiss 2 TL Raz el Hanout 1 TL Fleur de Sel

So geht's

Illustration: Irene Meier

Ofen auf 180 Grad vorheizen. Mandeln, Nüsse, Honig, Eiweiss, Raz el Hanout und Fleur de Sel in einer Schüssel mischen. Nussmischung auf einem mit Backpapier belegten Blech verteilen. Backen: ca. 15 Min. in der Mitte des Ofens, dabei Nüsse einmal mischen. Herausnehmen, nochmals 1 TL Raz el Hanout daruntermischen, auskühlen lassen. Varianten: Statt Raz el Hanout Dukkah, Za’Atar oder Curry verwenden. Hinweis: Raz el Hanout ist eine marokkanische Gewürzmischung, die bis zu 30 verschiedene Gewürze enthält. Erhältlich in grösseren Supermärkten. Haltbarkeit: In einer Dose oder einem Einmachglas gut verschlossen ca. 1 Woche.

Dieses Rezept stammt von unserer Leserin EDITH SCHWEIZER. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 02 ~ 2022

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~ Service ~ LESEN

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Von trauriger Aktualität Über den Krieg reden: Kinderbücher können dabei helfen.

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n Trickfilmen sind Schlägereien oft Unterhaltungsmomente, und ältere Kinder schauen Kriegsfilme als Spannungsangebot. Und dann, wenn die Verhältnisse Fragen aufwerfen und Ängste auslösen, soll Kinderliteratur klären helfen. Eigentlich eine paradoxe Situation, aber niemandem vorzuwerfen. Wer von Konflikten im Alltag sprechen will, um über Krieg nachzudenken, findet in unserem Dossier über Streit und Streitkultur auch Hinweise auf passende Bilderbücher (grosseltern-magazin/streit). Aber angenommen, Sie möchten Fluchtgründe und Flüchtlingsschicksale einbringen, um Kindern die Notwendigkeit des Schutzstatus S zu erklären: Die in der Schweiz lebende Künstlerin Francesca Sanna erzählt in einem intensiv bunten Bilderbuch von einer Flucht, während die Französin Claude K. Dubois in einer grossartigen Abfolge vieler Skizzen von einem Bub im Nahen Osten berichtet, der fliehend seine Mutter verliert.

Und eindrücklicher als alle Jugendromane über Kriegsflüchtlinge war für mich die Geschichte von Dirk Reinhardt über die Train Kids, über eine «ganz normale» Migration von Teenagern aus Mittelamerika in die USA. Weil zwei, drei Buchtipps weder den Fragen noch dem Angebot gerecht werden können, verweise ich auf differenzierte Empfehlungslisten und Datenbanken: sikjm.ch/literale-foerderung/ medientipps sikjm.ch/rezensionen/datenbank Mit den Stichworten Krieg, Konflikt, Flucht, Flüchtlinge, Streit u.a.m. finden Sie noch mehr Buchbesprechungen.

kinder-jugendbuchverlage.de > «Schwerpunktthemen» führt zu einer weiteren Zusammenstellung einschlägiger Bücher für alle Lesealter. Auf grosseltern-magazin.ch/konflikt haben wir die Datenbanken verlinkt.

Die benannten Listen haben auch den Vorteil, dass Umschlagbilder und teils weitere Illustrationen Ihnen die Möglichkeit geben, sich ein erstes Bild von den Büchern zu machen. Abschliessend dennoch ein Einzeltipp; bewusst ein überraschender: WAS IST EIN DIKTATOR? Am besten zeigt das eine ungemein witzige Geschichte. Wer jetzt an Charlie Chaplins «The Great Dictator» denkt, liegt nicht falsch. Satire ist ein starkes Aufklärungsmittel. Das Bilderbuch «Hier kommt keiner durch» erzählt überraschend, aber letztlich frappant einfach, wie ein Soldat niemanden von der linken Buchseite auf die rechte hinüber lässt. Die bleibt weiss und leer. So lächerlich das ist, der General hats befohlen. Praktisch ohne Worte, aber in plakativ bunten Bildern entwickelt sich nun die Geschichte, wie ein Ball die Grenze überwindet und wie Kinder das Verbot durchbrechen. Kinder, die naiv das fragen oder tun, was die Erwachsenen nicht wagen, das hat schon des Kaisers neue Kleider entlarvt. Und das ist auch die Pointe und die Hoffnung, um den Widersinn eines unsinnigen Befehls vorzuführen. • Die Flucht, Francesca Sanna, NordSüd Verlag, ab 4 Jahren Akim rennt, Claude K. Dubois, Moritz Verlag, ab 6 Jahren Train Kids, Dirk Reinhardt, Gerstenberg Verlag, ab 13 Jahren

Illustration: © Bernardo P. Carvalho

Hier kommt keiner durch, Isabel Minhos Martins / Bernardo P. Carvalho, Klett Kinderbuch, Leipzig 2016, 40 Seiten, ca. 22 Franken, ab 4 Jahren

HANS TEN DOORNKAAT (69) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugendliche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig. # 02 ~ 2022


~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es werden 1 Kinderbuch ab 7 Jahren : Der Billabongkönig, Matthias Kröner, Beltz und Gelberg, 22 Franken. Stolz herrscht das Krokodil Ben über den Sumpf. Doch das friedliche Zusammenleben der Tiere ist gestört. Ein kleiner, machthungriger Vogel terrorisiert die anderen. So muss Ben im Moment grösster Schwäche die Gesetze der Sümpfe verteidigen. Die bunten Illustrationen erinnern an Zeichnungen der australischen Urbevölkerung. 2 Erwachsenenbuch: In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel, Samira El-Maawi, Zytglogge, 31 Franken. Aus Sicht eines Mädchens erzählt die Autorin die Geschichte des Vaters aus Sansibar, der in der Schweiz lebt und mit einer Schweizerin verheiratet ist. «Langsam, aber sicher verwurzelt er sich hier», sagt seine Frau. Leider passiert genau das Gegenteil, der Vater entfernt sich immer mehr von der Familie, bis er ganz verschwindet. 3 Erwachsenenbuch: Der Silberfuchs meiner Mutter, Alois Hotschnig, Kiepenheuer und Witsch, 31 Franken. Der Ich-Erzähler will wissen, wer er ist. Sicher weiss er nur, dass seine Mutter aus Norwegen ins Vorarlberg gekommen ist, weil sie dort den Wehrmachtssoldaten, in den sie sich verliebt hatte, wieder treffen wollte. 4 Erwachsenenbuch: Löwenherz, Monika Helfer, Hanser, 22 Franken. Nach «Bagage» und «Vati» erzählt die Autorin die Geschichte eines weiteren Familienmitglieds. Ihr jüngerer Bruder Richard wächst nach dem Tod der Mutter bei einer Tante auf. Er scheint das Leben nicht sehr ernst zu nehmen. Als ihm eine Zufallsbekanntschaft ihr Kind zur Betreuung überlässt, gibt ihm die neue Vaterrolle Halt. 5 Kinderbuch ab 9 Jahren: Ist das Kunst?, Sarah Hull, Usborne Verlag, 31 Franken. Muss Kunst schön sein? Wie ist ein Bild aufgebaut? Was ist ein Stillleben? Das Buch zeigt auf, worauf bei Bildbetrachtungen geachtet werden kann. Eine spannende und anregende Vorbereitung auf den Museumsbesuch. 6 Erwachsenenbuch: Der grosse Sommer, Ewald Arenz, Dumont, 25 Franken. Um die Nachprüfungen zu bestehen, schicken die Eltern den sechzehnjährigen Frieder in den Sommerferien zu den Grosseltern, um unter deren Aufsicht zu büffeln. Was sich zuerst wie eine Strafe anfühlt, entwickelt sich zu einer prägenden Zeit. 7 Familienbuch: Die Angelones - Pasta, Fussball und Amore, Rita Angelone, elfundzehn, 30 Franken. Dieses Buch vereint die besten 151 «Die Angelones»-Kolumnen der bekannten Familienbloggerin Rita Angelone – natürlich kommen darin auch die Grosseltern das eine oder andere Mal vor. Bunt, humorvoll und lebensnah.

Ausgewählt von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster und der Redaktion. doppelpunkt-uster.ch # 02 ~ 2022


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku

Illustration: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Werkzeuge, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 24. Juni 2022. Zu gewinnen gibt es einen von drei Pferden von Schleich.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

Schwierigkeit: mittel

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Schwierigkeit: schwer

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39 Conceptis Puzzles

05010000615

Lösung So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Die Luftaufnahme auf Seite 18 zeigt Olten. Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

# 02 ~ 2022


~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Treffer beim Jassen Gew SON inne N n Sie rlich ENCR er, v E M e E « im W ganer Son das b ert

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waagrecht 5 Wo in der Höhe Hunger und Durst gestillt werden. 14 Alpinistische Herausforderung in Klostermanns Nähe. 15 Was die Blüte hält (alte Schreibweise). 17 Freitagabendlicher Kampfplatz. 18 Macht den Kien zum erfolgreichen Schriftsteller. 19 Der Leuchtturm in Genua ist auch eine Stadt in Portugal. 20 … Poets Society. 22 Kurz für eine, die wir nicht sein möchten. 23 Der Beginn eines Saiteninstruments. 25 Wo Merkzettel hängen. 28 Ds Lotti isch e … 29 Das Plus bei der Elf aus Bergamo. 31 Konsonantenlose Cruz. 32 Ehemals Ceylon (ein Wort). 35 Wenn Françoise etwas zufügt. 36 Hic etc. … 37 Ni mois nis … 38 …meter, …gramm. 39 … in Truure muess i läbe. 41 Von …gehen (gehoben und veraltet). 42 Third Age Online. 43 Räubers Objekt der Begierde. 44 Dieser Rumpf hat auch seine Vokale verloren.

senkrecht 1 Kirchenraumfüllende. 2 Von wo das Herausfinden schwierig ist. 3 …aktuell, …gefährlich (sowieso). 4 Ihnen schmeckt Tandoori Masala. 5 …iarium. 6 ... der Daus. 7 Jet d'eau und Calvin sind Hinweise. 8 Auf Neudeusch: mit Power. 9 Allein gespielte. 10 Brauchtum. 11 Soll beim Bungeejumping ausgeschüttet werden. 12 Schrieb die «Jahrestage» (Vorname). 13 Endlose Kreuzworträtseltropenfrucht. 16 Was uns einst das Hüsli. 21 Dem (Motor-)Starter fehlt ein S. 24 Ist im Welschland Trumpf. 26 Macht das Dorf zum Stadion. 27 Folgt Gugus im Doppel. 28 So viel wie gemein. 30 Gewand aus und am Altar. 33 Vereine seien der … der Gesellschaft. 34 Kann den Waldboden oder Steine bedecken. 40 Macht off zu Gewebe.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 24. Juni 2022. Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 1/22 finden Sie auf Seite 81. # 02 ~ 2022


~ 02/2022 ~ KURS

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Lebensgeschichten «Die Lust am Schreiben wird zur echten Freude, wenn man wie bei Nathalie Schmid kompetente Anregungen und Aufgabenstellungen dazu erhält.» Kursteilnehmerin Reinhild Asmuth

«Nathalie Schmids motivierende Kursführung ist sehr beeindruckend. Ihre Unterlagen und Anregungen sind gut durchdacht und äusserst hilfreich.» Kursteilnehmer Paul Sprenger KURSINHALT

Möchten auch Sie den roten Faden finden, der die vielen Geschichten aus Ihrem Leben miteinander verbindet? Suchen Sie nach Anregungen, die Ihnen helfen, mit dem Schreiben zu beginnen? In diesem Kurs erhalten Sie theoretische und praktische Inputs. Es werden Methoden für Ideenfindungsprozesse und gegen Schreibblockaden vorgestellt. Besondere Schreibkenntnisse sind nicht nötig.

KOSTEN

300 Franken pro Person. MITBRINGEN

evtl. eigenen Laptop, Notizblätter oder Notizbuch, Schreibutensilien.

DATUM & ZEIT

KURSORT

Jeweils Dienstags von 19 bis 21.30 Uhr 1.Teil: 7. Juni 2022 2.Teil: 14. Juni 2022 3.Teil: 21. Juni 2022 4.Teil: 28. Juni 2022

Grosseltern-Magazin Kronengasse 4 5400 Baden

ES CH S I F RA BEN G O I E BI TO SCHR U A

NATHALIE SCHMID ist Schriftstellerin und Erwachsenenbildnerin. Sie hat am Deutschen Literatur Institut, Leipzig, studiert, drei Lyrikbände und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, für die sie verschiedene Auszeichnungen erhalten hat. Seit vielen Jahren gibt sie Kurse in Kreativ-Schreiben. naschmid.ch

grosseltern-magazin.ch

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ANMELDUNG ZUM AUTOBIOGRAFISCHEN SCHREIBEN Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung.

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Vorname

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PLZ / Ort

Telefon

E-Mail

Anmeldung bis 15.Mai 2022 an Grosseltern-Magazin, Biografisches Schreiben, Kronengasse 4, 5400 Baden oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #03/2022

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Erscheint am 24. Juni

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Caroline Doka, Hans ten Doornkaat, Anna Gielas, Ilona Herzog, François Höpflinger, Andrea Kalt, Bernadette Kurmann, Carole Lüscher, Barbara Maurer, Klaus Petrus, Edy Riesen, Silvia Schaub, Dagmar Schifferli, Eli Wilhelm, Juli Zehnder Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch

Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch

Fotografie Fabienne Bühler, Caroline Doka, Martina Meier, Klaus Petrus

Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG avd.ch

Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald

Illustrationen Reto Crameri, Irene Meier, Marie-Anne Spross

Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch STEFAN HOSTETTLER +41 79 79 79 410 grosseltern-magazin@1to1media.ch

MAGISCH Zauberstäbe, leicht gemacht: aus Stecken, Wolle, Glitzer und Federn. Damit zaubern sich die Enkel die Welt, wie sie ihnen gefällt.

FREUNDSCHAFT Manche begleiten uns ein Leben lang, manche während eines bestimmten Lebensabschnitts: Freunde. Warum sie wichtig sind – sowohl für Enkel wie auch für Grosseltern – und wie sie uns prägen.

EIN FAMILIENREZEPT Mit Dania Kambly und ihrem Mann Nils hat die vierte Generation die Leitung des Gebäck-Unternehmens Kambly übernommen. Wir haben die Chefs und ihre Eltern besucht.

~ #01/2022 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG

Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

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Foto: Martina Meier

72. Ausgabe 02/2022

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waagrecht 3 Kleiderschrank 14 Rechenschieber 15 Abhang 17 Three 18 WTA 19 Uetliberg 21 Reat 23 Tick 25 Silas 26 Ochoa 28 Sproed 30 Len 31 Null 32 Truhe 34 Eggi 35 Rest 37 Io 38 Dort 39 Nehmet 42 Te 43 Epilog 45 Sioux 46 Hon 47 Latrine 48 Li 49 Steif 50 Ne 51 Frust

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 02 ~ 2022

senkrecht 1 Erstellen 2 Tree 3 Krautstiel 4 Lebe 5 Echt 6 Denise 7 Eng 8 Schraeg 9 Chrgsng 10 Hieronimus 11 Abwahl 12 Net 13 Krawatten 16 Alkohol 20 Bidet 22 Tolstoi 24 Crudites 27 Cure 29 Propan 33 Eroi 36 Ethel 40 Eilt 41 Hoi 44 Gnu 46 Ses

Lösungswort Entwicklungshilfe


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Wie Hund und Katze oder auch nicht

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ir Menschen denken und argumentieren gerne in Gegensätzen wie links – rechts, böse – gut, jung – alt, fleis-

traute sich Scotty hervor und ging ihr hinterher. Die Hündin wie ein Schneepflug durch den weichen Schnee und der Kater folgte vertrauensvoll der fri-

sig – faul und so weiter. Auch viele umgangssprachschen Hundespur. In der Folge waren sie häufig zuliche Redewendungen betonen klare Gegensätze sammen: In warmen Sommermonaten sassen beide und damit auch permanente Feindschaften. «Wie Tiere – Kitty als grosse Schäferhundmischung und Hund und Katze» ist seit der Antike ein gern beScotty als kleiner roter Kater – gemeinsam in der nützter Vergleich für einen unauflösbaren DauerWiese vor einem Mäuseloch. Die Hündin nutzte die streit. Der Film «Cats & Dogs» trieb das Ganze auf Staubsaugermethode (Feldmäuse durch Absaugen die Spitze, nach dem Prinzip «Tiere sind auch nur der Luft an die Oberfläche zwingen) und der Kater gut-böse Menschen». Fakt ist jedoch, dass Freundwar flink genug, die Mäuse einzufangen. Die Beuschaften zwischen Hund und Katte wurde gemeinsam verzehrt. ze häufiger sind, als man meinen Wie bei allen intensiven Freundkönnte (wenn die menschliche schaftsbeziehungen zahlt allerGattung als Gegensatzwesen soldings nicht selten ein Dritter (hier che Freundschaften nicht stört). die Maus) den Preis für rassenWir haben vor Jahren – als wir übergreifende Solidarität. Auch als Familie im Prättigau wohnten ein tägliches Abendritual wurde – selbst eine enge Freundschaft gemeinsam zelebriert: Am Abend zwischen unserer Hündin Kitty gingen Hündin und Kater beide in und unserem Kater Scotty erlebt. den oberen Stock zu ihren SchlafDie Freundschaft zwischen Hünplätzen. Beide erwarteten hingeFRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung din Kitty und Kater Scotty begann bungsvoll ihre vier Nachtbiskuits und Beratung zu Altersund im Winter bei heftigem Schnee(und wehe sie zählten nur drei). Generationenfragen tätig. Nebst fall: Der Kater war gegen Abend Sachgemäss war das Abendritual seinen wissenschaftlichen in eine benachbarte Scheune gefür den Kater nicht das Ende des Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzrast, um dort Mäuse zu jagen. Als Tages. Als Nachttier war er später geschichten, Satiren und Fabeln. er nach erfolgreichen Nachtstunhäufig nochmals unterwegs, aber Er ist verheiratet, hat zwei den morgens jedoch wieder nach das Abendritual mit der Hündin Kinder und vier Enkelkinder. Hause gehen wollte, war alles tief war Teil seines Alltags. verschneit. Als kleiner Kater hatte Moral der Geschichte: Tiere sind er bei Neuschnee von fast einem Meter keine Channicht selten die besseren Menschen und als menschce, allein heimzukommen. Als ich ihn heimtragen liches Tier tut man gut daran, Gegensätze immer wollte, zog er sich allerdings in eine dunkle Scheuwieder aufzulösen. • nenecke zurück. Erst als die Hündin Kitty mitkam,

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The One for Men EdT 100 ml

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Dolce & Gabbana

Bottled Unlimited Homme EdT 200 ml

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Miyake L’Eau d’Issey Sport Homme EdT 100 ml

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Issey

1881 Femme EdT 100 ml

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Signature Femme EdP 30 ml

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Roberto Cavalli

Cool Water Sea Rose Femme EdT 100 ml

Omina Mini Set, 3 x 15 ml

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Prada

Alien Flora Femme EdT 60 ml

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Le Male on Board EdT 125 ml

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Gaultier

La Femme Intense EdP 35 ml

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Zauberhaftes Südfrankreich auf Saône und Rhône

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8 Tage ab CHF 1290* p.P.

Lyon–Mâcon–Arles–Avignon–Lyon 1. Tag Lausanne–Lyon Individuelle Anreise zum Bahnhof Lausanne. Bustransfer (Abfahrt 13.30 Uhr) nach Lyon. Um 18.00 Uhr heisst es «Leinen los!». 2. Tag Mâcon Am Vormittag Busausflug(1) ab Mâcon nach Cluny mit Besichtigung d ­ es mittelalterlichen Benediktinerklosters und anschliessender Wein­ probe. Weiterfahrt Richtung Lyon. 3. Tag Lyon Rundfahrt/-gang(1) durch Lyon und ­Besichtigung der wichtigsten Sehens­würdig­keiten. 4. Tag Viviers–Avignon Rundgang(1) durch Viviers. Im mittelalterlichen Stadtgefüge dominiert die mit schönen Wandteppichen geschmückte Kathedrale. Ge­niessen Sie den Nachmittag an Bord. ­ 5. Tag Avignon–Arles Schiffahrt nach Arles. Bei ei­ nem Rundgang(1) erfahren Sie Wissens­wertes über die Stadt und berühmtesten Einwohner Vincent van Gogh. Ausflug(1) in die Camargue. Halt im ehema­ ligen ­Fischer- und Marienwallfahrtsort SaintesMaries-­de-la-Mer und Zeit zur freien Verfügung. 6. Tag Avignon Rundgang(1) durch die Stadt u ­ nd Be­ sichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie den Papst­palast und die berühmte Brücke Saint Bé­ nézet «Pont d’Avignon». W ­ eiterfahrt nach Tournon. 7. Tag Tournon–Lyon Ausflug(1) mit dem «Train de ­l’Ardèche» im Panorama­wagen durch das Doux-Tal. Gemütliche Schifffahrt Rhône aufwärts nach Lyon. 8. Tag Lyon–Lausanne Ausschiffung nach dem Früh­ stück und Busfahrt zum Bahnhof Lausanne (Ankunft ca. 12.00 Uhr). Indivi­duelle Heimreise.

Reisedaten 2022 Es het solangs het Rabatt 16.05.–23.05. 500 15.08.–22.08. 500 23.05.–30.05. 500 19.09.–26.09. 500 30.05.–06.06. 500 26.09.–03.10. 500 06.06.–13.06. 500 03.10.–10.10. 600 25.07.–01.08. 700 (6) 10.10.–17.10. 700 01.08.–08.08. 700 (7) 17.10.–24.10. 800 08.08.–15.08. 600 (6) Mit Jodelchörli Pilatusblick und Ländlerkapelle Wallimann/Fuchs | (7) Mit Willis Wyberkapelle

2-Bettkabine MD und OD (ca. 15 m²) mit franz. Balkon

Weitere attraktive Reiseangebote! 8 Tage ab CHF 1390 p.P.

Unsere Leistungen: Kreuzfahrt mit Vollpension an Bord, Bustransfer Lausanne–Lyon v. v., Thurgau Travel Kreuzfahrtleitung, Audio-Set bei allen Ausflügen

Kulturreise auf dem Fluss

Preise p.P. in CHF (vor Rabattabzug) 2-Bettkabine Hauptdeck hinten 1990 2-Bettkabine Hauptdeck 2190 2-Bettkabine Mitteldeck hinten, franz. Balkon 2390 2-Bettkabine Mitteldeck, franz. Balkon 2490 Junior Suite Mitteldeck, franz. Balkon(5) 2590 2-Bettkabine Oberdeck, franz. Balkon 2690 Junior Suite Oberdeck, franz. Balkon(5) 2890 Suite Oberdeck, franz. Balkon(5) 3090 Zuschlag Alleinbenutzung Hauptdeck 0 Zuschlag Alleinbenutzung Mitteldeck 890 Zuschlag Alleinbenutzung Oberdeck 990 Ausflugspaket (7 Ausflüge) 290 (5) Nicht zur Alleinbenutzung möglich

i  Spektakuläre Architektur Rotterdams i  Schutzverbauung Deltawerke Neelte Jans

Amsterdam–Middelburg–Amsterdam MS Antonio Bellucciiiiii

Abreisedaten 2022 20.08./27.08.

8 Tage ab CHF 590 p.P.

Naturspektakel entlang des Rheins

Basel–Strasbourg–Amsterdam–Basel MS Edelweissiiii+

Pont Saint-Bénézet, Avignon

Weisse Wildpferde in der Camargue

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(1) Im Ausflugspaket enthalten, vorab buchbar

l o s- P a k

Abreisedaten 2022 14.05./09.07./23.07./30.07./27.08./03.09./ 17.09./01.10./08.10./22.10./10.11./17.11./ 20.12.(8)/27.12. (8) Kein Zuschlag zur Alleinbenutzung

| Programmänderungen vorbehalten | * Günstigste Kategorie, Rabatt abgezogen | Kurzfristig Treibstoffzuschlag möglich

Informationen oder buchen www.thurgautravel.ch Gratis-Nr. 0800 626 550 Amriswilerstrasse 12, 8570 Weinfelden Tel. 071 552 40 00, info@thurgautravel.ch

Pionier für weltweite Flusskreuzfahrten


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