Grosseltern-Magazin 05/2022

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Grosseltern

mit Enkelkindern

Legasthenie

Pater

Himmelwärts

Oma allein zuhause

Wie

Das Magazin über das Leben
Grosseltern MAGAZIN Grosseltern MAGAZIN 75 # 05 / 2022 CHF 9.50 EUR 8.50 grosseltern-magazin.ch
... ist vererbbar Was sich geändert hat, seit die Gross eltern in der Schule darunter gelitten haben. (S. 32)
Cyrill zeigt sein Zuhause: eine Führung durchs Kloster Einsiedeln. (S. 40)
ist es, wenn man die Enkel ohne Partner betreut? Zwei Grossmütter erzählen. (S. 26) Dossier VEREINBARKEIT ab Seite 48 # 05 / 2022 12.–

Weitere attraktive

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1. TAG BASEL Individuelle Anreise nach Basel. Einschiffung ab 14.00 Uhr. Um 15.00 Uhr heisst es «Leinen los!».

2. TAG MANNHEIM Geniessen Sie die gemütliche Rhein Flussfahrt. Kurz nach dem Mittag nehmen Sie an einem organisierten Ausflug(1) «Moderne trifft auf Romantik» teil. Nach einer Rundfahrt durch das kreative Herz von Mannheim geht es weiter ins historische Heidelberg, welches Sie bei einem Ausflug individuell erkunden können.

3. TAG KOBLENZ Am Morgen erwartet Sie ein Rundgang(1) durch Koblenz mit anschliessender Weinprobe. Während des Mittagessens Fortset zung der Rhein Flussfahrt entlang des «Romanti schen Rheins». Lauschen Sie den Ausführungen eines Einheimischen über die einzigartige Land schaft.

4. TAG KARLSRUHE Morgens Flusskreuzfahrt auf dem Rhein. Nach dem Mittagessen können Sie an einem Rundgang(1) durch Karlsruhe teilnehmen. Die Stadt am Rhein bietet Ihnen Kultur und Stadt erlebnis mit einem ganz besonderen Flair und ist Deutschlands erste UNESCO «City of Media Arts».

5. TAG BREISACH Während der Schifffahrt nach Breisach geniessen Sie einen entspannten Vor mittag an Bord. Die romantische Städtereise ent lang des Rheins führt Sie nach dem Mittagessen bei einem Ausflug(1) in die Festungsstadt NeufBrisach, einem der Meisterwerke von Vauban.

6. TAG BASEL Ausschiffung nach dem Frühstück und individuelle Heimreise.

Luxus-Schnupperfahrt ins Elsass

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FLUSSKREUZFAHRTEN KENNENLERNEN

Reisedaten 2022

09.11.–11.11. 13.11.–15.11. 15.11.–17.11.

17.11.–19.11. 20.11.–22.11. 22.11.–24.11. 27.11.–29.11.

29.11.–01.12. 01.12.–03.12.

Reisedaten 2022 Es het solangs het Rabatt 06.11.–11.11. 450 13.11.–18.11.

18.11.–23.11.

Diese Reise ist auch als Wellness-Reise buchbar. Weitere Informationen auf thurgautravel.ch/themen

Unsere Leistungen

• Kreuzfahrt mit Vollpension an Bord

• Vegetarische Menüoptionen

• Vegane Mahlzeiten auf Voranmeldung

• Kaffee & Kuchenbuffet, Gala-Dinner

• Thurgau Travel Kreuzfahrtleitung

• Persönliche Reiseunterlagen

• Audio-Set bei allen Ausflügen

Preise pro Person in CHF (vor Rabattabzug) 2-Bettkabine Hauptdeck 1132 Mini Suite Hauptdeck(5) 1232 Junior Suite Mitteldeck, franz. Balkon(5) 1332 Junior Suite Oberdeck, franz. Balkon 1432 Deluxe Suite Mitteldeck, franz. Balkon(5) 1582 Deluxe Suite Oberdeck, franz. Balkon(5) 1682 Queen Suite (ca. 30 m²) OD, Privatbalkon(5) 1932 Zuschlag Alleinbenutzung Hauptdeck 0 Zuschlag Alleinbenutzung Junior Suite Oberdeck 0 Ausflugspaket (4 Ausflüge) 180 (5) Nicht zur Alleinbenutzung möglich

Nicht inbegriffen: An-/Rückreise zum/vom Schiff, Versiche rungen, Ausflüge, Getränke, Trinkgelder

Kurz- und Adventsfahrt im Elsass

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CHRISTKINDELSMÄRIK IN STRASBOURG

Reisedaten 2022 28.11.–01.12. 01.12.–04.12. 04.12.–07.12.

07.12.–10.12. 10.12.–13.12. 13.12.–16.12.

16.12.–19.12.

Naturspektakel entlang des Rheins

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ROMANTISCHER RHEIN MIT «LORELEY»

Reisedaten 2022 10.11.–17.11. 17.11.–24.11.

Amriswilerstrasse 12 | 8570 Weinfelden | Tel. 071 552 40 00 | info@thurgautravel.ch (1) Im Ausflugspaket enthalten, vorab buchbar | Programmänderungen vorbehalten | * Günstigste Kategorie, Rabatt bereits abgezogen | Preise inkl. Treibstoffzuschlag Informationen oder buchen thurgautravel.ch Gratis-Nr. 0800 626 550
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20.12.–27.12. 3 Tage ab CHF 211 p.P. 8 Tage ab CHF 746 p.P. 4 Tage ab CHF 268 p.P. 6 Tage ab CHF 682* p.P. Rheinklassiker trifft Moderne BASEL–MANNHEIM–KOBLENZ–BASEL MS THURGAU ULTRA b
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(Empfehlung € 7–10 p. P./Tag), Auftragspauschale CHF 25 p.P. (entfällt bei Buchung über thurgautravel.ch)

Leidenschaftlich durchschnittlich

Kochen, lesen, Filme schauen, wandern, schwimmen – das mache ich alles gern. Und wenn ich länger nicht dazu komme, fehlt es mir. Aber mache ich es so gern, dass ich da für auch auf ein Abendessen mit Freundinnen ver zichten würde? Auf den Besuchstag in der Schule meines Sohnes? Die Geburtstagsfeier meiner Mutter verpassen? Würde ich mich tagelang in der Küche verschanzen, um das perfekte Menü zu kreieren? Gut, man kann sich bei uns nicht verschanzen, die Küche steht quasi im Wohnzimmer. Aber würde ich, wenn ich könnte? Nein, auf alle Fragen. Und so gibt es tatsächlich nichts, wofür ich ganz und gar brenne. Freunde und Familie ausgenommen. Für die brenne ich total. Fehlt es mir, eine absolute Leidenschaft zu haben? Ich denke nicht. Ich kann einiges gut und weniges sehr gut. Das ist genug.

Das Treffen mit Simon Styles (Seite 36) hat mich nachhaltig beeindruckt. Mit 13 Jahren hat er die Tuba entdeckt. Diesen Sommer wurde er nach 40 Jahren beim Tonhalle-Orchester Zürich pensioniert. Er sagt: Alles änderte sich, aber die Tuba war immer da. Er hat auf vieles verzichtet. Nicht aber auf eine eigene Familie. Sein letztes Konzert war das erste seines Enkels Lenny. Ein rührender Abschluss. Und Neubeginn.

GERALDINE CAPAUL (42)

Chefredaktorin, hat mal recht gut Handball gespielt. Aber als sie mit 16 Jahren ihre Wochenenden zum Trainieren in Turnhallen statt mit Freundinnen ver bringen sollte, wars das mit der Handballkarriere. geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

Wie es ist, eine tiefe Hingabe zu verspüren, das weiss auch Cyrill. Er ist Pater im Kloster Einsiedeln und er widmet sein Leben dem Glauben. In unserer Bil dergeschichte ab Seite 40 führt er Familie Wilhelm durch «sein» über 1000 Jahre altes Zuhause. Er tat dies mit so viel Herzblut, dass die Kinder ihm be geistert folgten.

Was Pater Cyrill und Simon Styles gemeinsam ha ben: Sie teilen ihre Leidenschaft mit uns, unseren Kindern und Enkeln. Nicht nur in diesem Magazin, sondern auch im richtigen Leben.

Apropos Leidenschaft: Ihr Meinung als Leserinnen und Leser vom Grosseltern-Magazin ist uns wich tig. Mit der Umfrage (QR-Code auf Seite 19) können Sie uns mitteilen, was Ihnen besonders gefällt, was weniger und was getrost wegbleiben kann. Damit wir uns stetig verbessern und Ihnen ein vergnügliches, spannendes und inspirierendes Lese-Erlebnis bieten können.

Noch ein apropos: Alles wird teurer, die Energie, das Papier... Und das Grosseltern-Magazin. Aufgrund der steigenden Kosten mussten wir unsere Preise erhöhen. Wir möchten transparent darüber informieren und hoffen, Sie bleiben uns trotzdem treu.

~ Magazin ~ EDITORIAL 3 # 05 ~ 2022
Foto: Joan Minder

Vereinbarkeit

Beruf, Familie, Stress: Warum tun sich das junge Eltern an? Wir suchen in unserem Dossier zusammen mit Experten nach Antworten. S. 48

Simon und die Tuba

Simon Styles wurde diesen Sommer pensioniert – nach vierzig Jahren als Tubist im Tonhalle-Orchester Zürich. Nun freut er sich auf mehr Zeit mit seinen Enkeln. Das Porträt eines leidenschaftlichen Musikers und Grossvaters. S.

Das kommt in die Tüte

Aus alten Migros- und Coop-Papiertaschen basteln wir schöne Aufbewahrungsboxen für allerlei Kleinkram.

Cover Pater Cyrill und Familie Wilhelm im Kloster Einsiedeln.

4 # 05 ~ 2022 INHALT # 05 / 2022
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Foto: Martina Meier
S. 68
Foto: Mirjam Graf, Marco Scharf / Illustration: Irene Meier

Hintergrund ServiceMagazin

26 Oma allein zuhaus

6 Meine Grosseltern

Was die Karriere von Sänger, Produzent und Politiker

Christian Jott Jenny mit seiner Grossmutter zu tun hat.

9 Philosophieren mit Kindern

Die grossen Fragen

12 Juli meint

Unsere jüngste Kolumnistin über Neuanfänge

16 Freiwilliges Engagement

Dorothea Hauri ist Mentorin für das Projekt «Mit Deutsch unterwegs».

22 Anderswo: Somaliland

Die Grosseltern Mohammed und Seynab leben als Bauern in Somaliland. Die Dürre erschwert das Überleben.

30 Kolumne: Grossmütterrevolution

Angst

Kolumne:

Meine Kinder, meine Enkel

läuft

Wie ist es, wenn man die Enkel ohne Partner betreut? Zwei Grossmütter erzählen.

32 Legasthenie

... ist vererbbar. Der Unterschied zu früher: Heute wird dem Kind geholfen. Und neue Studien bringen versöhnliche Resultate.

36 Simon und die Tuba Simon Styles war vierzig Jahre Tubist im Tonhalle-Orchester Zürich. Welchen Einfluss hat sein Musikerleben auf die Enkel?

40 Wir gehen ins Kloster Zwischen Gemälde und Glaube: Pater Cyrill führt uns durchs Kloster Einsiedeln. Eine Bildergeschichte

48

Beruf, Familie, Stress: Warum tun sich das junge Eltern an? Wir suchen im Dossier nach Antworten. Im Wissen darum: Ohne Grosseltern ginge es nicht.

56 Aus der Praxis

Hausarzt Edy Riesen

Hebamme Carole Lüscher

Psychologin Dagmar Schifferli

Unterwegs

Basel

Wanderung

Hotel

Museumstesterin

Kulturtipps

Kaufen & Spielen

Einkaufstipps mit Stil

Winterschlaf

Basteln und Stricken

Papiertüten

Winterpulli für Teenies

Experimentieren Fingerabdrücke

Kochen Tik-Tok-Müesli

Lesen

Bilderbücher zum Thema Angeln –und Konsequenzen

Buchtipps im November

Das Schlusswort

François Höpflinger

Wettbewerb

Rätsel

Impressum/Vorschau

5 ~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS # 05 ~ 2022
3 Editorial 4 Inhaltsverzeichnis
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DOSSIER Vereinbarkeit

« Sie war an all meinen Konzerten »

Christian Jott Jenny ist Sänger und Produzent. Seiner Grossmutter verdankt er Inspirationen, Erinnerungen, viel Liebe. Und seine Karriere.

Mit Charme und Perlenkette:

Ida Koch-Küfer, Bilderbuchgrossmutter und Queen-Elisabeth-Fan.

Meine Grossmutter mütterlicherseits hat einige Weichen in meinem Leben gestellt. Sie war es nämlich, die mich zu den Zür cher Sängerknaben geschickt und damit meine Lei denschaft für Musik geweckt hat. Als ich damals an den Salzburger Osterspielen als Sängerknab-Solist mit dem Dirigenten Herbert Karajan auftrat, war das ein Highlight für sie. Sowieso war sie an all meinen Konzerten.

Ida Koch-Küfer war eine richtige Bilderbuchgross mutter, die es gut mit Kindern konnte. Ihr war nie etwas zu viel. Meine Mutter war berufstätig und ich mit 13 und 11 Jahren Altersunterschied zu meinen Geschwistern der Nachzügler der Familie. Deshalb war ich zu meinem Glück sehr oft bei ihr. Ich habe regelmässig da übernachtet und bin jeweils am Mor gen mit dem Tram von Wollishofen quer durch die Stadt Zürich zur Schule gefahren, ohne Handy. Angekommen bin ich immer, wenn auch nicht jedes Mal superpünktlich.

Meine Grossmutter war die einzige in der Familie, die einen Fernseher hatte. Abends sassen wir beide in der Stube und schauten Musiksendungen. Auch hier hat sie mich beeinflusst: Vieles aus meinen Bühnenrepertoires habe ich zum ersten Mal mit ihr gehört. In die Ferien hat sie uns oft begleitet. Manchmal bin ich auch allein mit ihr und ihren Schwestern weggefahren. Die waren immer so lustig, grossartig.

6 # 05 ~ 2022

Ich erinnere mich, wie es in ihrer Wohnung gero chen hat und auch, wie sie gerochen hat – nach Niveacreme, Kölnisch Wasser, Brillcreme und GabaZeltli. Ihre Telefonnummer kann ich heute noch aus wendig. Was sie gern für mich kochte und ich min destens so gerne ass: Fleischvögel, Brätkügeli, selbst gemachte Spätzli. Meine Fischabneigung verdanke ich übrigens ebenfalls ihr. Sie ist neben einer Fisch zucht aufgewachsen und ihr Vater war Hobbyfischer. Zu sehen, wie die Tiere totgeschlagen wurden, hat sie geprägt. Und mich indirekt auch.

Ida Koch-Küfer war eine unglaublich charismatische Grossmutter. Sie hatte Schalk und Geduld ohne Ende. Sogar meine Freunde hatten sie gern. Es war nie viel Geld da, aber es reichte immer. Denn meine Gross mutter war lebenstüchtig, hat bis zur Pensionierung als Fotolaborantin gearbeitet. Ich denke, sie war glücklich, sehr gefreut und an Menschen interessiert. Ihren unüberhörbaren Luzerner Dia lekt hat sie auch in den Zürcher Jahren nicht abgelegt. Sie sah aus wie Queen Elisabeth II., die sie verehrt hat. Schon relativ früh hat sie von sich aus beschlossen ins Altersheim zu ziehen. Sie war nicht gern allein. Ich habe sie regelmässig besucht und gesehen, wie schön sie es hatte. Die haben so viel zusammen un ternommen, ganz anders als heute. Sie hatte sogar nochmals einen Freund.

War nicht gern allein: Ida Koch-Küfer mit Enkel Christian und ihrer Tochter.

Ja, meine Grossmutter war sehr wichtig für mich. Und ich auch für sie. Sie hat immer gesagt, dass ich mindestens 10 Jahre lebensverlängernd für sie gewe sen bin.

CHRISTIAN JOTT JENNY (44) ist Tenor, Produzent und – als Zürcher – Gemeindepräsident von St. Moritz. Bekannt geworden ist er mit seiner Kunstfigur Leo Wundergut und mit seinen parodistischen Lieder abenden. Seine Produktionsfirma «Amt für Ideen» produziert Bühnenstücke, welche von klassischer Musik («Schubertiade») über Musik-Theater («Der kleine schwarze Niederdorf Hecht» u.a.) bis zu Comedy-/Musik-Programmen reichen. Jenny hat vier Kinder und lebt in Zürich und St. Moritz. chjj.ch

# 05 ~ 2022 ~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN 7
Foto: Matthias Heyde, Berlin

DIE SCHUHE DER ANDERN

Kinder sollen sich in ihre Geschwister einfühlen, Manager:innen in ihr Team und Politiker:innen in das ganze Volk: Die Forderung nach mehr Empathie hat sich in all unseren Lebensberei chen breit gemacht. Gleichzeitig leben wir in einem Zeitalter der Individuali sierung und Selbstoptimierung. Das Berner Generationenhaus nimmt sich dem Thema an und bringt unter anderem die Ausstellung «A Mile in My Shoes» in Kooperation mit dem Empathy Museum nach Bern. Eine Sammlung von Schuhen und Ge schichten laden dazu ein, die Pers pektive zu wechseln: «A Mile in My

Shoes» ist ein interaktives Schuhge schäft, in dem die Besucher:innen in die Schuhe eines anderen Menschen schlüpfen - im wörtlichen Sinne - und während eines Spaziergangs per Kopfhörer der Geschichte der Schuh besitzer:in lauschen. Wie fühlt es sich an, im falschen Körper geboren zu sein? Oder unter Existenzängsten zu leiden? Was macht ein unerfüllter Kinderwunsch mit einer Beziehung? Und wie verändert eine Reise den Blick auf die Heimat? Die Geschichten stammen aus Bern und anderen Orten der Welt, erzählt in Schweizerdeutsch, Hochdeutsch, Französisch und Englisch. ~PD

AUSSTELLUNG

A Mile in My Shoes by Empathy Museum. Im Berner Generationenhaus, Bern. Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 9–18 Uhr, Samstag 9–17 Uhr Weitere Infos und Veranstaltungen begh.ch Vom 11. November 2022 bis 14.Mai 2023

8 # 05 ~ 2022 ~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
Fotos: A Mile in My Shoes by Empathy Museum
~ Aktuell ~

OHA LÄTZLI

Chic und sozial:

Die Luzerner Stiftung Brändi lanciert eine neue Textilkollektion für Kleinkinder. Die Lätzlis, Nuschis oder Ponchos werden in einem geschützten Arbeitsumfeld von Menschen mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung hergestellt.

Die fünf Produkte sind aus Frottiergewebe des Schweizer Herstellers Weseta gefertigt und in drei Farben und mit unterschiedlichen Tiermotiven erhältlich. Auf Wunsch können sie individuell mit dem Kindernamen bestickt werden.

braendi-shop.ch

PHILOSOPHISCHE POSTKARTEN FÜR KINDER

MöchtestWas ist Wann Wie würdestdu die Welt Was kannman ohneWorte sagen?

Was kann man ohne Worte sagen?

«Mein Bruder und ich haben eine Geheimsprache erfunden», erzählt die achtjährige Katja, «wir machen Zeichen mit den Händen.» Was sie einander wohl ohne Worte sagen? Das bleibt selbstverständlich ein Geheimnis! Sprechen ist so viel mehr als blosse Worte: Du schaust jemandem ins Gesicht und weisst, dass er wütend ist. Mit einem Daumen nach oben sagst du «ok», mit Kopfschütteln «Nein». Beim Trösten ist meistens eine Umarmung besser als alle Worte der Welt. Wie wäre es, einmal eine Viertelstunde oder sogar einen ganzen Tag ohne Worte miteinander zu sprechen?

MALU STRAUSS ist überzeugt, dass philosophisches Denken dazu beiträgt, das Leben entspannter und genussvoller zu gestalten. Für die Philosophin und Mutter zweier Töchter sind die philosophischen Kinderkarten ein Herzensprojekt, bei dem junge Denker:innen ganz im Zentrum stehen: Sie haben die Karten illustriert und ihre Ideen sollen Inspiration sein für andere Kinder. Malu Strauss' philospohisches Postkartenabo richtet sich an Kinder ab 6 Jahren. Ein Abo kostet 25 Franken. philopost.ch

9 # 05 ~ 2022 ~ Frage ~
Katia 8 ~ Aufgefallen ~

DER KRIEG VOR UNSERER TÜR

Wie antwortet man auf Fragen nach Krieg und Krisen? Eliane Perret hat ein Buch dazu geschrieben. Hier gibt die Psycho login Inputs für Kinder im Vorschulalter.

Was ist Krieg? Es ist durchaus möglich, dass Ihre Enkel mit dieser Frage an Sie als Grosseltern herantreten, weil mit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine der Krieg quasi vor unsere Haustür kam. Schon kleine Kinder wissen mehr über aktuelle Ereignisse als wir denken. Sie hören unbedachte Diskussionen von uns Erwachsenen, schnappen Wortfetzen am Telefon auf oder sehen Bilder, die Ängste auslösen können. Als Grosseltern sind Sie dank Ihrer grossen Lebenserfahrung geeignete Gesprächspartner für die Kinder. Wir dürfen sie keinesfalls ihren Fantasien überlassen. Die Antwort muss jedoch individuell dem Alter und dem Entwick lungsstand angemessen sein. Oft gilt es, zuerst innezuhalten und uns bewusst zu werden, dass die in Kriegszeiten auf uns einstürmenden Medienmeldungen selbst für uns als Erwachsene nicht leicht zu verarbeiten sind. Es ist schwer

zu überprüfen, was daran sachliche Information ist und welche Meldungen so aufbereitet sind, dass sie Emotio nen hochkochen und die Meinung der Menschen in eine bestimmte Richtung lenken sollen. Propaganda ist leider ein Teil der Kriegsführung! Das müs sen wir reflektieren, bevor man sich auf ein Gespräch mit Kindern einlässt.

Die beste Antwort kann eine klärende Rückfrage sein: «Wie kommst du auf diese Frage?» Oft beschäftigt die Kinder etwas anderes als wir denken und wir dürfen sie nicht mit komplexen Erklä rungen, Details und Bildern belasten, die sie emotional überfordern. Diese Er kenntnis aus der Friedenspädagogik ist wichtig, denn so konfrontierte Kinder können Ängste und Unsicherheit oder eine Gewöhnung an Gewalt und ge fühlsmässige Abstumpfung entwickeln. Wir müssen sachlich sein und dürfen mit unseren Antworten und Stimmun

gen keine Stereotype und Feindbilder aufbauen, die sich verfestigen könnten: Russen sind nicht einfach böse Men schen, auch Amerikaner oder Chinesen nicht. Aus der entwicklungspsycho logischen Forschung – speziell der Bindungsforschung – ist bekannt, dass sonst das Grundvertrauen des Kindes in seine Mitmenschen und in die mensch liche Gemeinschaft herabgesetzt und es in seiner ganzen Persönlichkeit geschwächt wird. Darum sollen die Kinder in Ihnen jemanden erleben, der sich zwar offen und ehrlich mit ihnen auseinandersetzt, aber auch vorlebt, in schwierigen Lebenssituationen nicht zu resignieren und nach Lösungen zu su chen und sie in ihrem Wunsch bestärkt, aktiv am Weltgeschehen teilzunehmen. Ihr Gespräch mit dem Kind, vielleicht unterstützt durch ein Bilderbuch, ist dazu das geeignete Medium.

ELIANE PERRET ist Primarlehrerin, Heilpädagogin und Psychologin. 1992 eröffnete sie mit Kollegen eine Tagessonderschule f ür Kinder und Jugendliche mit Lernproblemen und Verhaltensauff älligkeiten, an der sie bis 2020 als Schulleiterin und Lehrerin arbeitete. Sie ist Autorin von Artikeln und Büchern über Psychologie, Erziehungsfragen und Schulthemen sowie zu Gewalt- und Mobbingpr äventi on. Sie ist Co-Autorin des Buches «Wie ich mit Kindern über Krieg und andere Katastrophen spreche», 2022 Brainbook-Verlag

FRÜH INS BETT

Die Mutter erklärt ihrer Tochter (2 ½) beim Morgenessen: «Noch einmal schlafen, dann darfst du zu Nana und Nonno in die Ferien.» Darauf steht unsere Enkelin auf und meint, dann gehe sie jetzt schlafen

Von Dieter Marty

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Aktuell ~
~ Kindermund ~

Mit den Enkeln nach den Sternen greifen: Das Planetarium im Verkehrs haus wurde diesen September frisch renoviert. Es gibt einen neuen Laser-Projektor und ein neues 3D-Audiosystem. Diese ermöglichen es dem Verkehrshaus Luzern, ein grösseres Angebot an Realfilmen und Livestreams auf der Kuppel zu zeigen und Kulturerlebnisse, wie Konzerte oder 3D-Hörspiele, zu veranstalten. verkehrshaus.ch

ERSATZGROSSMUTTER

Wir haben folgende Zuschrift erhalten, die wir hier gerne teilen: Für unsere drei Kinder (2.5, bald 7 und 9) sowie ein viertes Geschwisterchen im Herbst suchen wir eine fröhliche, liebevolle Ersatzgrossmutter. Wir wünschen uns eine aufgestellte, aktive Person, die uns im Alltag gelegentlich unterstützen und eine Bezugsperson werden kann und die sich freut, mit Kindenr gemeinsam Zeit zu verbringen.

Wir wohnen in der Nähe von Solothurn und freuen uns, von Ihnen zu hören.

11 ~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
~ Aktuell ~ PLANETARIUM ~ Gesucht ~
079 574 68 52 ersatzgrossmutter@hotmail.com Anzeige Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. A.Vogel AG, Roggwil TG. Starkes Immunsystem? Jetzt vorbeugen! Eine Antwort der Natur Echinaforce® forte • Zur Steigerung der körpereigenen Abwehr • Aus frischem Roten Sonnenhut

BODY POSITIVITY

noch tausend anderen Jugendlichen. Die se «Schönheitsideale» sind die Ursache vieler Unsicherheiten. Es kann aber auch noch viel schlimmer kommen, schlimms tenfalls zu einer Essstörung. Und das sind keine Einzelfälle.

dem Leben einer14-Jährigen

Sobald man auf dem Handy eine App wie Instagram oder Tik Tok hat, hat man au tomatisch Zugriff auf Fotos von Millionen wildfremden Menschen, die sich dazu entschieden haben, ihr Leben mit allen, die es interessiert, zu teilen. Oder besser gesagt den Teil ihres Lebens, in dem al les stimmt und das anderen das Gefühl geben kann, jeder Aspekt ihres Lebens sei perfekt. Dazu gehört auch der Körper. Oftmals sind die Bilder von den Traum körpern, die wir zu sehen bekommen, be arbeitet. Ich selbst glaube, dass ich das schon lange durchschaut habe und mir nichts mehr vormachen lasse. Und trotzdem erwische ich mich oft dabei, wie ich anfange, an mir selbst zu zweifeln wegen dieser unrealistischen Vorlage. So geht es

Die Bewegung «Body Positivity» setzt sich dafür ein, dass man den eigenen Körper sowie auch den von anderen mehr akzep tiert und keine unrealistischen Schön heitsideale verbreitet. Sie entstand be reits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts und ist heute so wichtig wie nie zuvor. Inzwischen gib es auch viel mehr Leu te, die realistische Bilder veröffentlichen und sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Mir ist es extrem wichtig, dass es den Leu ten bewusst ist, wie heikel dieses Thema heutzutage ist. Wenn man bereits Kom plexe wegen des eigenen Körpers hat, kann eine kleine Bemerkung über das Körpergewicht oder -aussehen sehr viel bewirken und einem in ein Loch ziehen, aus dem man sehr schwer wieder her auskommt.

Gegner dieser Bewegung argumentie ren, dass sie keinen ungesunden Lebens stil oder übergewichtige Menschen un terstützen wollen. Doch das ist auch gar nicht die Idee davon. Die Idee ist, dass man allgemein toleranter ist und zweimal überlegt, bevor man einer Person empfiehlt, doch mal ein bisschen auf ihre Linie zu schauen.

Juli ist Schülerin an der Kantonsschule Wettingen (AG).

~ Juli meint ~
• ~ Magazin ~ SAMMELSURIUM12 # 05 ~ 2022 aus

SENIOREN UNIVERSITÄT

Forschungsorientiert, niederschwellig, unabhängig und innovativ: Die Seniorenuniversität gibt es seit 1985 und richtet sich als Bildungseinrichtung der Universität Zürich und der ETH Zürich an alle Bürgerinnen und Bürger im Dritten Lebensalter – unabhänig ihrer bisherigen Bildung. Teilnahmeberechtigt sind Personen über 60 Jahre. Für einen Jahresbeitrag von 150 Franken pro Kalenderjahr haben die Mitglieder freien Zugang zu den ausgeschriebenen Vorlesungen und Sonderveranstal tungen. Die Vorlesungen finden als Präsenzveranstaltungen an der Universität Zürich Irchel statt. Zusätzlich werden sie per Zoom/Livestream übertragen. Solange Plätze vorhanden sind, können auch nicht registrierte Seniorinnen und Senioren an der Kasse vor dem Hörsaal Einzeleintritte kaufen. Die Vorträge finden jeweils am Dienstag und Donnerstag statt, von 14.15–15.45 Uhr.

NÄCHSTE VORLESUNGEN

Dienstag, 1. November

Warum darf die Psychiatrie Menschen gegen ihren Willen unterbringen und behandeln?

PD DR. MANUEL TRACHSEL, Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte

Donnerstag, 3. November

Phosphat – vom essenziellen Mineral zum toxischen Nahrungsmittel

PROF. DR. CARSTEN WAGNER, Institut für Physiologie, Medizinische Fakultät

Generationen leben gleich zeitig in Mary Marshalls Familie aus Edinburgh.

Letztes Jahr machte das bis dahin jüngste Famili enmitglied Mary zur ersten Ururur-Oma in Schottland.

Das Vorlesungsverzeichnis inkl. Sonderveranstaltungen, Anmeldung und Infos auf seniorenuni.uzh.ch

Die 87-jährige Schottin hat selbst acht Kinder und 90 Enkelkinder. Die Frauen bekamen alle Kinder, als sie um die 18 Jahre alt waren.

Quelle: stern.de

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~ Die Zahl ~ 6
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«DIE BLASE IST EIN ORGAN WIE JEDES ANDERE AUCH»

Über ein Drittel der 60-Jährigen sind in der Schweiz von Urininkontinenz betroffen. Höchste Zeit, darüber zu reden, findet Expertin Karin Kuhn.

28 Prozent der unter 60-Jährigen und 35 Prozent der über 60-Jährigen leiden in der Schweiz an Urininkontinenz. Was sind die Ursachen?

Es gibt verschiedene Formen von Urin inkontinenz. Die häufigsten sind die hyperaktive Blase und die Belastungs inkontinenz. Beide Formen können auch gleichzeitig auftreten.

Worin liegt der Unterschied?

Die Ursachen der Belastungsinkon tinenz können eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur nach Schwan gerschaften und Geburten sein oder durch die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre hervorgerufen werden. Ein geschwächtes Bindegewebe, chronischer Husten, das Heben von schweren Lasten und Verstopfung können den Beckenboden ebenfalls schwächen. Die Folgen sind geringe Mengen an Harnverlust durch den erhöhten Druck auf die Blase wie beim Laufen, Springen, Heben, Lachen, Niesen oder Husten. Die hyperaktive Blase

hat ihre Ursache im Zusammenspiel von Blase und Gehirn. Der Blasenmus kel zieht sich unkontrolliert zusammen, obwohl die Blase nicht richtig gefüllt ist. Die Betroffenen verspüren vielfach einen heftigen Harndrang ohne oder mit nur kurzer Vorwarnzeit, müssen für kleine Urinmengen sehr häufig auf die Toilette gehen oder verlieren unkontrol liert Urin.

Wie sehr schränkt das Leiden ein? Urininkontinenz schränkt Betroffene in vielen Aspekten des Lebens ein. Phy sisch, wenn Betroffene erzählen, dass sie nicht mehr ins Training gehen mögen, weil sie bei jedem Hüpfen auf dem Trampolin unfreiwillig Urin verlieren. Sozial, wenn etwa Grosseltern erzählen, dass sie sich kaum mehr getrauen, ihre Enkelkinder aufzuheben, weil es auch da zu einem Urinverlust kommen kann. Oder dass Betroffene sich sozial zurückziehen, weil sie Angst haben, ungewollt Urin zu verlieren und das Umfeld das dann merken könnte.

Das kann Betroffene in eine soziale Isolation treiben, die bis zu depressiven Verstimmungen führen. Ich habe in diesen 20 Jahren so viele persönliche Geschichten von Betroffenen gehört, dass sich damit ein Buch füllen könnte.

Sie schreiben, dass es sich dabei um ein Tabu handelt. Warum hilft es, darüber zu reden?

Ganz wichtig für Betroffene ist es, zu wissen, dass es sich bei der Urinin kontinenz um ein körperliches Be schwerdebild handelt. Wenn jemand ein Herzproblem oder Probleme mit der Niere hat, sprechen wir ja auch darü ber. Darum sollte es auch bei Blasenbe schwerden möglich sein, ohne Scham darüber zu sprechen, die Blase ist ja ein Organ wie jedes andere Organ auch. Ebenso hilft es zu wissen, dass es welt weit unzählige Menschen gibt, die unter dem gleichen Problem leiden. ~ CAP

Das ganze Interview lesen Sie auf grosseltern-magazin.ch/inkontinenz

KARIN KUHN engagiert sich seit 20 Jahren unter anderem als Geschäftsführerin bei der Schweizeri schen Gesellschaft für Blasenschwäche für Betroffene. inkontinex.ch oder info@inkontinex.ch

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM # 05 ~ 2022
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~ Interview ~
~ Zitat ~ «DIE WELT VERLOR EINE AUSSERGEWÖHNLICHE FÜHRERIN. ... ICH ABER VERLOR EINE GROSSMUTTER. ... SIE WAR IN MEINEN GLÜCKLICHSTEN MOMENTEN AN MEINER SEITE. UND SIE WAR IN DEN TRAURIGSTEN TAGEN MEINES LEBENS AN MEINER SEITE. » Prinz William

PLATTENCOVERS und ihre Geschichte

THE BEATLES ABBEY ROAD

Das Album entstand in der Trennungsphase der Beatles und ist das letzte, an dem die «Fab Four» gemeinsam gearbeitet hatten. Es erschien am 26. September 1969 mit einem der bis heute bekanntesten Plattencovers. Es zeigt die Beatles, wie sie auf dem Zebrastreifen vor den Abbey Road Studios in London die Strasse überqueren. Als neuer Mitarbeiter bei Apple Records erhielt John Kosh den Auftrag, das Cover für das Album zu kreieren. Da der Auftrag innerhalb weniger Tage zu erledigen war, griff er auf das Bild vor den Abbey Road Studios zurück, welches Fotograf Iain Macmillan im August 1969 gemacht hatte. John Kosh entschied sich mutig dafür, weder Bandname noch Albumtitel zu drucken und begründete diese Entscheidung wie folgt: «Ich dachte, hier sind die vier Beatles, die über die Strasse gehen. Wenn du nicht weisst, wer sie sind, warst du definitiv irgendwo in einer Höhle.» Abbey Road stieg im Oktober 1969 auf Platz 1 der britischen Albumcharts ein. ~JL

Spass beim Essen

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JEANINNE
LAMPREU betreibt das Schallplattengeschäft «Recordroom» in Baden (AG). recordroom.ch
Zu den Geschenkideen: QR-Code scannen oder unter schmuck.ch/p2pbj Aarau | Amriswil | Arbon | Bad Ragaz | Basel Bern | Biel | Brig | Buchs | Luzern | Lyss | Marbach Mels | Olten | Seewen | Solothurn | Stans St. Gallen | Sursee | Thun | Visp | Wil | Winterthur Würenlingen | Zug | Zürich | rhomberg.ch
Gravurbeispiel

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WER

Mein FREIWILLIGES ENGAGEMENT

Dorothea Hauri (68) aus Erlinsbach (SO) WOFÜR Caritas Aargau FUNKTION

Mentorin für das Projekt «Mit Deutsch unterwegs»

Bis zu meiner Pensionierung war ich Lehrerin im Heilpädagogischen Bereich. Ich hatte eine so tolle, mühelose Berufskarriere hinter mir, dass ich das Bedürfnis verspürte, mich für jemanden zu engagieren, der oder die es nicht so einfach hat. Bei Caritas Aargau stiess ich auf ein grosses Angebot an ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ich entschied mich für das Projekt «Mit Deutsch unterwegs», weil ich so meine Erfahrungen aus dem Berufsleben nochmals einsetzen kann. Zuerst betreute ich einen jungen Geflüchteten, der bereits eine Lehrstelle hatte, aber beim Multicheck –einem schulischen Check vor Stellenantritt – wegen seiner Deutschkenntnisse grosse Schwierigkeiten hatte. Er befürchtete, er schaffe die Berufsschule nicht. Mit ihm habe ich während eines Jahres einmal wöchentlich Deutsch «gebüffelt». Kürzlich hat er sich nun wieder bei mir gemeldet. Er möchte mit mir seine Abschlussarbeit durchgehen. In der Zwischenzeit habe ich Frauen mit unterschied-

lichen Deutschkenntnissen getroffen. Zurzeit ist es eine geflüchtete Kurdin, die kurdisch und türkisch spricht, aber weder lesen noch schreiben kann. Die Frau ist keinen Tag in ihrem Leben zur Schule gegangen, bis zum Alphabetisierungskurs, den sie jetzt besucht. Wenn man die eigene Sprache nicht schreiben oder lesen kann, ist es unglaublich schwie rig, eine Fremdsprache zu lernen. Ganz abgesehen davon, ist es auch schambehaftet, Analphabetin zu sein. Die Frau schätzt es sehr, dass sie zu mir nach Hause kommen darf, wo wir 1:1 Deutsch üben. Ich decke zum Beispiel mit ihr den Tisch und nenne ihr alle Wörter: Teller, Glas, Gabel, Messer. Zusätzlich habe ich Blätter für sie vorbereitet mit Abbildungen von den Gegenständen. Ja, das ist relativ aufwendig. Aber so ist es nicht immer und wird von der Caritas übrigens auch nicht von uns erwartet. Im Gegenteil, man kann sich auch einfach auf einen Spaziergang treffen oder gemeinsam ins Kino gehen – wichtig ist, dass dabei Deutsch gesprochen wird. Es hat mich sehr berührt, wie die Frau mir beim dritten Treffen selbst gemachtes kurdisches Gebäck mitgebracht hat. So gut es geht, beginnt sie langsam Persönliches zu erzählen. Ihre Flucht muss traumatisch gewesen sein. Manchmal nutzen wir die Übersetzungsapp des Handys, aber bei einem längeren Satz kommen da abstruse Sachen heraus. Mittlerweile hat mir die Caritas Aargau eine Freiwillige vermittelt, die türkisch spricht und die ich ab und zu beiziehen kann. Sie versucht dann der Frau zu erklären, was Verben oder Nomen sind, sowie einfache grammatikalische Regeln. Zurzeit nimmt dieses Engagement einmal in der Woche eineinhalb Stunden in Anspruch. Wir sind aber sehr flexibel und dürfen die Stunden so planen, wie wir wollen. Ich schätze das sehr. Es wäre mir ein Wunsch, wenn weitere freiwillige Mitarbeiter:innen dank Caritas so positive und berührende Erfahrungen machen könnten wie ich. Die Caritas Aargau sucht laufend Mentorinnen und Mentoren für ihr Projekt «Mit Deutsch unterwegs»: caritas-aargau.ch/aktiv-werden oder 062 837 07 48

Für was engagieren Sie sich freiwillig?

Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

16 # 05 ~ 2022
~ Engagiert ~

LUFT AUFNAHME

Der gesuchte Ort fungierte vor der Übernahme der Eidgenossen des Kantons, in dem er liegt, als Stadtstaat. Seine Lage an der Reuss und am Schnittpunkt wichtiger Landstrassen machte ihn im Mittelalter zu einem bedeutenden Verkehrspunkt. Die gedeckte Holzbrücke aus dem 16. Jahrhundert bietet einen besonders schönen Anblick auf die Altstadt. ~KD

Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM 17 ~ Bildarchiv ~
Ab 20. Oktober im Kino /PETTERSSONUNDFINDUS.FILM UWE OCHSENKNECHT CHRISTINE
URSPRUCH ANDRÉ JUNG MARIANNE SÄGEBRECHT STEFAN KURT
Basierend auf den Figuren Pettersson und Findus von Sven Nordqvist Anzeige

MARKE

ALLES IM TROCKENEN

BEDSURE WASSERDICHTER MATRATZENSCHONER

ab ca. 17 Franken von Bedsure, amazon.ch

«Hast du trockene Windeln?» «Ja», sagt der Kleine. Jeden Morgen das gleiche Ritual. Aber nicht jeden Morgen die gleiche Antwort. Trotzdem wäre es schön, wenn wir die Windeln weglassen könnten. Bei uns zuhause bin ich nicht so zimperlich. Aber ich habe gewartet, bis ich diesen wasserdichten Matratzenschoner bekommen habe, um das Vorhaben dann auch in die Tat umzusetzen. Kurz zusammengefasst: Er hält, was er verspricht. Die Matratze wird geschont. Und der Kleine schläft, wie wenn nichts wäre. Denn während die Unterseite der Matratzenauflage durch eine spezielle Verarbeitung und TPUFolie wasserdicht ist, verspricht das Mikrofaser-Gewebe eine weiche und atmungsaktive Oberfläche. Aber klar, es ist kein Baum wollleintuch. Ein solches habe ich noch drüber gezogen, obwohl das nicht nötig wäre. Ich empfehle den Matratzenschoner vor allem für die einzelnen Übernachtungen bei den Grosseltern, wo es oft kein Extrabett für Kinder hat und die Matratze extra geschont werden sollte. Eine Entlastung für alle.

Es gibt ihn in verschiedenen Grössen, er darf bis 40 Grad gewaschen werden und auch in den Trockner. ~ CAP

Zu ihrem 50. Todestag würdigt die Schweizerische Post die Friedensakti vistin Gertrud Kurz (1890–1972). Mit der Sondermarke erhält ihr Lebens werk erneut Anerkennung – dies zu einer Zeit, in dem die Hilfe für Geflüch tete wieder aktueller ist denn je. Gertrud Kurz hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg bis zu ihrem Tod im Jahr 1972 für geflüchtete Menschen in der Schweiz eingesetzt. Vielen Hilfebedürftigen konnte Gertrud Kurz mit ihren Interventionen das Leben retten. Die in Bern lebende Appenzellerin grün dete 1938 das Hilfswerk «Flüchtlingshilfe der Kreuzritter», welches heute noch unter dem Namen existiert. Noch heute lebt das Engagement von Gertrud Kurz in der gleichnamigen Stiftung weiter. Sie unterstützt Pro jekte, welche die Teilhabe und Anerkennung von Personen fördern, die aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt sind. post.ch gertrudkurz.ch

FRÖHLICHES

GEZWITSCHER

Kurz und knapp: Auf der Plattform Twitter können Userinnen und User Kurznachrichten oder Kommentare verbreiten. Über Politik, Gesellschaft. Oder die Grosseltern. Alles,

was einem halt wichtig ist und auf der Zunge brennt. Twitter-perlen.de sammelt Tweets zu verschiedenen Themen, so auch zu Grosi und Opa.

Quelle: Twitterperlen.de

18 # 05 ~ 2022 ~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
~ Aktuell ~
~ Getestet ~

Umfrage

Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Themenauswahl im Grosseltern-Magazin? Wovon können Sie nie genug bekommen und was dürfen wir zukünftig getrost weglassen?

In einer kurzen Online-Umfrage gehen wir diesen und weiteren Fragen nach. Machen Sie mit, Ihre Meinung zählt! Zur Umfrage: grosseltern-magazin.ch/umfrage

Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer verlosen wir zwei Geschenkkörbe mit Schweizer Produkten sowie fünf Bastelboxen im Gesamtwert von 400 Franken.

~ Service ~ BACKEN #05 ~ 2019# 05 2022

ENKELS PERSPEKTIVE

Unsere Familien, gezeichnet von Enkel Yanis (9). Walter Scheiwiller per Mail

Kinderkunst

Wie hat Ihr Enkelkind Sie gezeichnet? redaktion@grosseltern-magazin.ch

~ Aktuell ~

STARKE GEFÜHLE

Von JOHANNES GREISSER, KINDERARZT UND ENTWICKLER DER BURGGEMEINSCHAFT ( Text)

Vielleicht kennen Sie solche Situationen? Ihr 7-jähriger Enkelsohn steht auf dem Ein metersprungbrett und will springen. Aber er traut sich nicht. Die Angst ist stärker. Enttäuscht verlässt er das Sprungbrett. Starke Gefühle wie Angst oder Wut können für Kinder herausfordend sein. Wäre es nicht schön, wenn Sie als Grosseltern Ihr Enkelkind in solchen Situationen noch besser unterstützen könnten? Dafür gibt es jetzt einen neuen Ansatz: Die Burgge meinschaft.

Die Burggemeinschaft ist ein kindgerechtes Modell des «inneren Teams». Die verschiedenen menschlichen Gefühle werden dabei durch Burgbewohner:innen repräsentiert, welche in der Körperburg des Kindes wohnen. Für die Angst ist beispielsweise der aufmerksame Wachmann zuständig. Seine Aufgabe ist die Sicherheit auf der Burg. Für den Mut ist es die stolze Heerführerin. Und natürlich gibt es eine

Mit dem Kinderbuch «Die geheimnisvolle Holztruhe» treten Kinder in die Bildwelt der Burggemeinschaft ein. Mit dem Charakterkartenset lernen sie ihre Burgbewohner:innen noch besser kennen. Erhältlich bei blaukreuzverlag.ch oder in jeder Buchhandlung.

Chefin auf der Burg: die weise Burgherrin. Wenn Ihr Enkelkind nun «seine» Burgbewohner:innen kennt, dann kann es seine Gefühle besser steuern. Nehmen wir das Beispiel vom Sprungbrett: Sie können dem Kind sagen, dass nicht es, sondern der aufmerksame Wachmann in ihm Angst vor dem Sprung hat. Das ist ganz logisch, weil er ja für die Sicherheit auf der Burg zuständig ist. Ganz anders die stolze Heerführerin: Sie möchte springen! Nun könnte die Chefin (die weise Burgherrin)

zum Wachmann sagen: «Ich sehe, dass du Angst hast. Und das ist okay. Aber ich habe mich entschieden, dass ich heute auf die stolze Heerführerin hören möchte: Wir springen!» Dadurch realisiert das Kind, dass die Angst nur ein Teil seiner selbst ist und kann besser entscheiden, was es tun möchte..

Vortrag zum Thema: 17.11., 19 Uhr, Karl der Grosse, Zürich

burggemeinschaft.ch

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM20 # 05 ~ 2022
~
~

Der schweizerisch-indisch-britische Spielfilm erzählt in zwei über Generationen hinweg verwobenen Parallelgeschichten von Kavita und Mutter Teresa – beides leidenschaftliche und kompromisslose Frauen, die ihrer Berufung trotz persönlicher Zweifel nachgehen. Ein Film über Liebe und Mitgefühl, inspiriert durch das Leben von Mutter Teresa. ~PD

MOTHER TERESA & ME

Kamal Musale

2022,

Oktober

Kino

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM 21 # 05 ~ 2022
~ Filmtipp ~ WAHRE LIEBE
Regie:
CH-India-GB
ab 27.
im
Bon * Einlösbar in Ihrem Coop Supermarkt oder in der Lebensmittelabteilung Ihres Coop City Warenhauses Attraktive Freizeit- und Ferienangebote Willkommensbons für Ihre nächsten Einkäufe Jede Woche Rabatte für Ihren Familieneinkauf Als Familie profitieren 10% Willkommensrabatt auf Ihren nächsten Einkauf* hellofamily.ch Jetzt gratis anmelden!

«Welche Aussichten haben unsere Enkel?»: Mohammed und seine Frau Seynab machen sich Sorgen um ihre Familie.

~ Magazin ~ ANDERSWO22 # 05 ~ 2022
MOGAGDISCHU
TOGDHEER-REGION

«Hungern die Tiere, hungern auch wir»

Seit Generationen leben die Mitglieder des Clans von Grossvater Mohammed und Grossmutter

Seynab als Hirten und Bauern in Somaliland. Die Dürre erschwert ihren Nachfahren das Überleben.

«Früher wurde aus dem Sommer Regen und aus dem Regen wur de unsere Ernte, Tomaten, Gur ken, Weizen. Doch das ist lange her.» Ab dirahman Ahmed schreitet über ein aus getrocknetes Feld, er scheucht sich die Fliegen aus dem Gesicht, bleibt stehen, zeigt auf ein totes Schaf vor seinen Füs sen, der Körper ein abgenagtes Skelett.

Der 35-jährige Viehhirte lebt in der Togd heer-Region östlich von Somalilands Hauptstadt Hargeisa. Die Republik So maliland ist eine völkerrechtlich zu So malia gehörende autonome Region. Seit Jahren schon herrscht Dürre in der Re bublik und im restlichen Land. Die Tie re von Abdirahman stehen dicht beiein ander im Schatten der Bäume, bewegen sich kaum, sie keuchen schwer, magern ab. Drei Dutzend Schafe und Ziegen, sie sind alles, was der Mann noch hat. Schon bald wird er sie auf den Märkten in Hargeisa unter Wert verkaufen müssen – wissend, dass die Händler die Tiere in Dubai mästen und um ein Vielfaches weiterverkaufen werden.

Seit Generationen leben die Mitglieder seines Clans als Hirten und Bauern in Togdheer. Doch so schlimm wie jetzt war es noch nie, das sagt auch Mohammed, der Vater von Abdirahman. «Es gab schon immer Zeiten, in denen die Sonne unsere

Erde verbrannte. Aber irgendwann kam der Regen, und wir konnten unser Gemü se anpflanzen, den Weizen und das Obst. Doch seit Jahren verdorrt alles um uns he rum, die Ziegen und Schafe haben kaum noch zu essen. Sie sind unsere Leben grundlage: Hungern sie, hungern auch wir.» Mohammed lebt mit seiner Frau Sey nab – beide um die achtzig – am Dorfrand in ihrem eigenen Zelt. «Wir sind ein Leben lang herumgezogen, mit unseren Tieren und den Kindern, nun sind wir alt gewor den, wir brauchen Ruhe», sagt Seynab. Sie ist in Sorge um Abdirahman und dessen Familie. «Was ist das noch für ein Leben, hier draussen in der Wüste, welche Aus sichten haben unsere Enkel?»

Auch Saeda, Abdirahmans Frau, fragt oft, ob all das die Strafe Gottes sei. Dann sagt Abdirahman bloss: «Es ist der Hunger.» Der Hunger: Als sei er etwas Abstraktes und nicht der Hunger derer, die an ihm zugrunde gehen. Als gehöre er zu niemandem, eine Naturgewalt, die von aussen hereinbricht, die man fürchtet, bekämpft und in Zahlen zwängt: 193 Millionen waren es 2021, so viele wie noch nie. Sie sind akut unter- oder chronisch mangelernährt, es fehlt ihnen an Vitaminen, an Eiweiss, Jod und Zink. Viele sind Kleinkinder, auch hierzu gibt es Zahlen: Auf fünf Hungernde kommt ein Kind un-

ter fünf Jahren, das waren letztes Jahr umgerechnet 38 Millionen weltweit. 2,5 Millionen sind daran gestorben, macht: alle 13 Sekunden 1 totes Kind.

Auch Abdirahman hat eine Tochter ver loren, das war vor vier Jahren. Kaum auf der Welt, hatte die kleine Shukri ständig Durchfall, sie musste viel erbrechen. Fast zwei Jahre ging das so. «Sie konnte kaum schlucken, sie wimmerte Tag und Nacht, ihre dürren Arme zuckten und zappelten, irgendwann sagte Saeda, meine Frau: Es ist kein Leben mehr in ihren Augen.» Ein Arzt meinte, das Kind sei einseitig ernährt worden, weswegen es nicht wachsen und zu Kräften kommen konnte.

«Damals begannen unsere Felder zu ver dorren, wir hatten kaum Gemüse, kei ne Früchte, die Ziegen gaben zu wenig Milch.» Die Hälfte des Geldes musste er für sauberes Trinkwasser ausgeben, das mit Tankwagen in die Region gebracht wurde, erzählt Abdirahman. «Dann kamen, dem Erbarmer und Barmherzigen sei Dank, bessere Zeiten, ich hatte Arbeit bei einer Hilfsorganisation, verdiente ein paar Dollar am Tag, und meine Frau brachte ein weiteres Kind zur Welt.» Bis vor ein paar Monaten die Preise für Lebensmittel in die Höhe schnellten, wie von einem Tag auf der anderen, und das Geld nicht mehr ausreichte. Auch die

23 # 05 ~ 2022
~

Laster mit Wasser kamen seltener, denn das Benzin wurde teurer. «Die Leute re deten von einem Krieg, der Schuld an al lem sei, irgendwo weit weg in Europa, in der Ukraine.»

Tatsächlich stammt der kostbare Wei zen, den Somaliland in all den vergangenen Jahren der Dürre und Trockenheit importieren musste, zu 90 Prozent aus der Ukraine. Seit dort aber Krieg ist, kommt kaum noch Ware am Horn von Afrika an. Dabei ist dieser Krieg nicht der Auslöser der derzeitigen Lage, sondern allenfalls ein Katalysator. Somaliland und Somalia standen nämlich schon vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs diesen Februar auf dem globalen Hungerindex ganz zuoberst: Sieben Millionen Menschen

sind akut von Hunger betroffen, das ist fast die Hälfte der Bevölkerung in die ser Region.

Doch es gibt auch Hoffnung am Horn von Afrika, und das Zauberwort heisst «Proso pis juliflora». Der lateinische Name steht für ein Mimosengewächs, das ursprünglich aus Mexiko stammt. Der holzige, mit Dornen besetzte Strauch wächst rasch zu einem stattlichen Baum heran. Weil sich die Wurzeln dreissig Meter in die Tiefe graben, kommt er auch in Dürrezeiten noch zu Grundwasser, während andere Pflanzen längst verdorren. Da die Tiere deren Samen nicht verdauen können und mit dem Kot ausscheiden, breitet sich die Prosopis in rasantem Tempo aus; allein in Somaliland nimmt sie inzwischen

550 000 Hektaren Land ein. Das Potenzial der Pflanze sehen Agrarexperten in den reifen Schoten, die man zu Mehl verarbei ten kann. Daraus wiederum lässt sich ein protein- und zuckerhaltige Tierfutter ge winnen. Feldstudien haben gezeigt, dass mit Prosopismehl gefütterte Tiere schon innerhalb eines Monats deutlich an Ge wicht zunehmen und auch die Milchpro duktion steigt an.

Doch das ist nur die eine Seite der Ge schichte, die andere heisst: «Geed jinni», der teuflische Baum. So nennt Abdirah man, der Viehhirte und Familienvater aus Togdheer, die Prosopis. «Sie wächst auch dann noch, wenn alles andere schon tot ist, und richtet doch nur Schaden an.» Seine Tiere würden von den grünen, bit teren Blättern krank, wegen des Zuckers der reifen Schoten fielen ihnen alle Zähne aus, die Dornen des Baums durchbohrten ihre Hufe oder blieben im Magen stecken. Es seien schon viele seiner Schafe und Ziegen daran gestorben. Das Schlimms te aber sei die Gier der Prosopis, sagt Ab dirahman. «Sie nimmt uns alles Wasser, verdrängt jedes Gras und jeden Strauch.» Hilfsorganisationen, die auf das Proso pis-Mehl als Massnahme gegen den Hun ger setzen, sind sich dieser Skepsis be wusst. Entsprechend versuchen sie, die Viehhirten mit Aufklärungskampagnen

~ Magazin ~ ANDERSWO24 # 05 ~ 2022

für diese Idee zu gewinnen. Abdirahman ist einer von ihnen. Auch seine Tiere sol len schon bald von dem Kraftfutter pro fitieren – so jedenfalls wurde es ihm ge sagt. Doch bis dahin vergeht kostbare Zeit – Zeit, in der noch immer kein Regen fällt und seine Tiere weiter hungern müssen. Abdirahman überlegt sich, die Zelte abzu brechen und nach Hargeisa zu ziehen – in der Hoffnung auf Arbeit. Nicht nur seine Frau ist dagegen, auch die Kinder. «Wir wollen hierbleiben, bei unseren Freunden und den Tieren», sagt die fünfjährige Nia. Abdirahman weiss, es wäre eine grosse Umstellung. Nia und ihr zwei Jahre älterer Bruder Kaya haben noch nie eine Schu le besucht, sie können weder lesen noch schreiben. Bisher haben sie sich um die Tiere gekümmert, sind stundenlang un terwegs, um an Brunnen Wasser zu ho len, die übrige Zeit verbringen sie mit Spielen. Doch Abdirahman weiss auch: Er möchte nichts mehr, als ihnen ein glück liches Leben bieten, genug zu essen, Klei dung, ein wenig Geld für das Nötigste und manchmal für etwas, das sie gar nicht brauchen. Hier draussen, in der Togd heer-Region, wo die Erde immer trocke ner wird und die Luft staubiger, rückt sein Traum jedoch mit jedem neuen Tag wei ter in die Ferne. •

SOMALIA

Fläche 637.6571 km²

Hauptstadt Mogadischu Amtssprache Somali, arabisch Bevölkerung 17,1 Millionen. Staatsform Somalia wird oft als «gescheiterter Staat» bezeichnet. Seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 herrscht Bürgerkrieg. Die grössten Stämme kämpfen um die Macht. Es gibt im gesamten Land keine von allen Somaliern anerkannte nationale Regierung. Religionen Somalis sind fast zu 100% muslimischen Glaubens. Hungersnot Im Jahr 2021 stand Somalia im Welthunger-Index an 116. und somit letzter Stelle.

Die Bevölkerung war unter allen betrachteten Regionen der Welt am stärksten von Hunger betroffen.

Somaliland Die Republik Somaliand erklärte sich 1991 von Somalia unabhängig.

Das Gebiet hat eine eigene Regierung, eigene Streitkräfte und Währung, wird aber mit Ausnahme von Taiwan von keinem westlichen Land anerkannt ~KD

Wo man sich mit den

Fischen unterhält.

Bleiben oder umziehen? Abdirahman lebt mit seiner Frau Saeda, den drei Kindern und ihrem Vieh in der Togdheer-Region.

Das naturbezogene Erlebnis für die ganze Familie in der Oase im Berner Oberland

Ferienfeeling inklusive!

# 05 ~ 2022
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Grossmutter allein zuhaus

Alleine regelmässig die Enkelkinder betreuen: Was für die einen Grossmütter ein Jungbrunnen ist, ist für andere manchmal ein Frust.

26 ~ Hintergrund ~ ALLEINSTEHEND # 05 ~ 2022

Rund 20 Prozent der Grossmütter sind le dig, geschieden, verwitwet oder sie leben in einer Beziehung, wohnen aber allein. Über den Daumen kann man also sagen, dass jede achte Grossmutter, die ihre Enkelkinder betreut, dies alleine tut.

Eine dieser alleinstehenden Grossmütter ist Da niela Sidler (Name geändert). Sie ist seit 17 Jahren verwitwet und hütet regelmässig ihre beiden dreiund fünfjährigen Enkelkinder. «Als Mutter habe ich früher viel mit meinen Kindern allein unter nommen. Wir verbrachten auch ab und an die Ferien ohne mei nen Mann. Das war kein Prob lem. Ich war jung und bei Kräf ten», sagt sie. Kräfte, und auch eine Sicherheit im Umgang mit den Kindern, die sich mit dem Äl terwerden reduziert haben. «Im Gegensatz zu meinen Jahren als Mutter verbringe ich den heuti gen Alltag nicht mit meinen En keln. Meist sind sie an zwei Wo chenenden im Monat bei mir.» Und wenn die Enkelkinder dann bei Daniela Sidler sind, kocht, wi ckelt, spielt sie. Geht mit ihnen nach draussen, ist zuständig für die Abendrituale, das Zähneputzen und steht in der Nacht auf, wenn eines der Kinder einen bösen Traum hat. Niemand ist da, der mit den Kindern spielt, während sie kocht, der dem älteren Enkelkind etwas vorliest, während sie dem jüngeren ein Einschlaflied singt. «Das macht mich manchmal traurig. Einerseits weil ich die Freude an den Kindern mit niemandem teilen kann, anderseits weil niemand da ist, der mich unterstützt.» Auf dem Spielplatz oder im Schwimmbad empfindet Daniela Sidler den Spagat als besonders gross: «Ich

beneide die Grosselternpaare, die zu zweit da sind. Der Grossvater beaufsichtigt die Kleinen beim Klet tern, die Grossmutter rüstet ein Zvieri. Manchmal ergibt sich ein kurzer Austausch, an dem ich sehr interessiert wäre, aber ich muss immer an mehre ren Orten gleichzeitig sein und habe keine Zeit zum Reden.»

Was Daniela Sidler beschreibt, erfahren auch al leinerziehende Elternteile. Mit dem grossen Unter schied, dass sie einerseits jünger sind und anderseits, wie bereits erwähnt, gewohnter im Umgang mit den Kindern. Zudem verfü gen sie meist über ein Netzwerk aus Freunden oder Nachbarn, die ebenfalls Eltern sind. «Wenn ich mit den Kindern allein unterwegs bin, fühle ich mich einsamer, als wenn ich ganz allein irgend wo bin», erzählt Daniela Sidler, die von sich selbst sagt, dass sie grundsätzlich gerne allein ist, ei nen grossen Bekanntenkreis hat und nicht damit hadert, allein stehend zu sein. «Bin ich mit den Enkelkindern an einem Ausflugs ort, an dem es viele Familien und Grosselternpaare hat, kommt es allerdings vor, dass ich das Gefühl habe, als Alleinstehende zu stören.»

DAS PRIVILEG, UNEINGESCHRÄNKT ZU SEIN

Brigitte Galatti (Name geändert) erlebt das Kinderhüten als alleinstehende Grossmutter anders. Auch sie ist seit einigen Jahren Witwe, ihre fünf Enkelkinder sind 14, elf, sechs und drei Jahre alt. «Seinen jüngsten Enkel hat mein Mann nicht mehr kennengelernt, das macht mich traurig.» Brigitte Galatti kann die Gedanken von Daniela Sidler, dass zu zweit Grosseltern zu sein schöner wäre, zwar nachvollziehen, aber: «Ich

27 # 05 ~ 2022
Ungefähr jede achte Grossmutter, die regelmässig ihre Enkelkinder betreut, ist alleinstehend und übernimmt das Kinderhüten von A bis Z alleine. Nicht alle sind damit gleich zufrieden.
~
«Ich beneide die Grosselternpaare, die zu zweit sind. Der Grossvater beaufsichtigt die Kleinen beim Klettern, die Gross mutter rüstet ein Zvieri.»

Vorlesen, Kochen, nach Draussen gehen, in den Schlaf wiegen: Wer Enkelkinder in deren Alltag begleitet, übernimmt viel Verantwortung.

28 # 05 ~ 2022 ~ Hintergrund ~ ALLEINSTEHEND

erachte es auch als Privileg, ‹nur› auf die Bedürfnis se der Kinder eingehen zu können und nicht darauf achten zu müssen, welche Wünsche und Pläne ein Partner hat.» Ihr jüngster Enkel verbringt jede Woche zwei Tage und eine Nacht bei ihr und auch die anderen Kinder sieht und be treut Brigitte Galatti regelmässig. Als ihre älteren Enkelinnen noch klein waren, hat deren Grossvater noch gelebt. «Ich empfinde es ent spannter, allein mit den Kindern zu sein, weil ich alles so machen kann, wie es für mich und die Kinder stimmt. Natürlich gibt es Situationen, die leichter zu zweit zu bewältigen wären, aber die Freude an der totalen Unabhän gigkeit überwiegt.» Beide Frauen waren während ihrer Zeit als Mütter oft mit den Kindern allein. Beide empfinden den Umstand, als Grossmutter nicht den Alltag mit den Kindern zu verbringen als grössten Unterschied zum Muttersein und auch als Quelle möglicher Unsicherheiten: «Das Verantwortungsbewusstsein hat zugenommen. Ich will weniger Risiken eingehen, verbiete vielleicht mal eine Kletterpartie, obwohl ich weiss, dass sie das könnten», sagt Brigitte Galatti. «Ich sage dann: ‹Das kannst du mit deinen Eltern tun›. Ich habe keine Angst beim Hüten, aber ich bin mir der Verantwor tung bewusst.»

PER EIGENINITIATIVE ZUR VERNETZUNG

Brigitte Galatti sucht den Austausch mit anderen Grosseltern nicht, wenn sie mit den Enkelkindern unterwegs ist. «Ich halte mir die Tage, an denen ich für die Kinder zuständig bin, komplett frei. Mit ihnen ins Spiel einzutauchen, finde ich grossartig. Es ist ein Jungbrunnen. Natürlich bin ich danach auch müde, aber auf eine gute Art.» Die folgenden Tage ohne die Enkel habe sie dann genug Zeit, sich zu erholen und sich um ihr soziales Netzwerk zu kümmern, fasst die ehemalige Buchhändlerin zusammen. Daniela Sidler wäre an einer Vernetzung mit anderen Grossmüttern interessiert. Aber auf dem Spielplatz fällt ihr die Kontaktaufnahme, wie eingangs erwähnt, schwer und ihre befreundeten Grossmütter haben entweder einen Partner, mit dem sie die Hütetage verbringen, oder Enkelkinder, die älter sind oder weiter weg wohnen.

Anruf bei der Pro Senectute und deren Abteilung für «Kultur und Geselligkeit», die schweizweit Kurse und Vernetzungsangebote für Senioren ins Leben ruft: Wäre die wachsende Anzahl alleinhütender Grossmütter nicht eine Zielgruppe, an die man sich mit einem entsprechenden An gebot wenden könnte? «Unsere zahlreichen Kurse und Bildungs angebote stehen allen älteren Menschen offen und richten sich somit nicht explizit an Grossel tern», teilt die Pro Senectute mit. Grossmüttern wie Daniela Sid ler bleibt im Grossen und Gan zen also nichts anderes übrig, als sich selbst zu organisieren. Zum Beispiel mittels einer An zeige im örtlichen Gemein schaftszentrum oder auf dem lokalen Spielplatz, auf der sie gleichgesinnte Grossmütter zu einem gemeinsa men Spielnachmittag aufruft. Oder online über die Plattform sozialkontakt.ch (siehe Link unten). Und wer weiss, vielleicht ist Daniela Sidler auch einfach der Zeit voraus. Denn: »Alleinstehende Grossmütter sind eine nicht unbedeutende Be völkerungsgruppe, primär im höheren Alter, aber auch schon früher», meint Soziologe und Al tersforscher Francois Höpflinger. Gut möglich also, dass sich mittelfristig die Nachfrage nach entsprechenden Netzwerken vergrössern wird. Übrigens: Sollten alleinstehende Grossväter, die re gelmässig ihre Enkelkinder betreuen, etwas pikiert darüber sein, dass von ihnen keine Rede ist, so liegt das daran, dass sie in keiner Statistik erscheinen. Weil es zu wenige von ihnen gibt. Wir wären neugie rig. Melden Sie sich bei uns. •

ProCommunis ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Ziel es ist, gleichgesinnte Menschen für gemeinsame Aktivitäten zu verbinden. Ihre Plattform versteht sich nicht als Partnervermittlungsbörse. sozialkontakt.ch

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«Ich erachte es als Privileg, ‹nur› auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können und nicht darauf achten zu müssen, was mein Partner für Pläne hat.»

Angst ist eine schlechte Ratgeberin

Vor Kurzem wurde ich in einem In terview gefragt: «Wovor hatten oder haben Sie Angst?» Angst? Ich doch nicht, Herausforderungen ja, aber Ängste?

Beim ehrlichen Nachdenken erinnerte ich mich an die (etwas verdrängten) vergan genen 6 Monate. Als Einäugige musste ich mein «gutes» Auge operieren lassen. Der Ausgang war ungewiss und die ersten Wo chen nach der Operation würde ich beinahe nichts sehen. Viele Fragen stürmten auf mich ein. Wie soll ich die Skala auf dem Insulinpen einstellen können? Wie soll ich einkaufen, kochen und ohne Zeitung und Bücher den Tag verbringen? Genau in dieser Zeit starb meine langjährige Nachbarin. Die andere tolle Hausbewohnerin fuhr in die Provence und meine eigene Fami lie mit den Enkeln nach Amerika. Notgedrungen quartierte ich mich kurzfristig als Gast im Blindenheim ein. Danach, wieder zu Hause: Ich noch blind wie eine Eule, Feiertage, alle Apothe ken geschlossen und der Hausarzt abwesend. Da holte mich die Angst wuchtig ein. Alle möglichen und un möglichen Notsituationen kamen mir in den Sinn. Eine Unter zuckerung im Schlaf, ein dritter Hirnschlag oder es bricht eine Hungersnot(!) aus. Meine Fantasie spielte verrückt. Die Angst

RUTH FRIES aus Wallisellen, ist diplomierte Fundraiserin und war früher in der TaubblindenBeratung des Zentralvereins für das Blindenwesen tätig.

übernahm das Zepter und ich schrammte beinahe täglich haarscharf an einer Panik vorbei. Mit aller Kraft bemühte ich meinen Verstand: Hey Ruth, du lebst nicht in den Pampas, es gibt die Nummer 144, Notfallärzt:innen, und wenn es unbedingt sein muss, hilft sogar die Polizei. Meine Boden ständigkeit, mein rationales Denken, mein Humor – alles weg!

Heute ist meine Welt wieder in Ordnung, mein soziales Um feld funktioniert wie eh und je. Uffh, Glück gehabt. Um viel Erfahrung reicher und etwas demütiger würde ich heute auf die Frage: «Wovor haben Sie Angst?» etwas weniger hochnäsig antworten.

PS: Eigentlich erwachte mein Sinn für Situationskomik bereits wieder im Blindenheim: Das Pflegepersonal war in frühlings hafte grüne T Shirts gekleidet. Bei einem Rundgang auf der Dachterrasse entdeckte ich, etwas entfernt, einen Pfleger. Bes tens, ich wollte gerne mit ihm plaudern. Beim Näherkommen stand da aber kein Pfleger im grünen T Shirt, sondern ein gras grüner ROBIDOG. Mein Lachen war zurück – aber erzählt habe ich es dem Pfleger nie. •

GROSSMÜTTER REVOLUTION NEU ALS VEREIN

Nachdem die GrossmütterRevolution vom Migros-Kulturprozent initiiert und 12 Jahre finanziell unterstützt worden war, geht sie ab dem 1. Oktober 2022 als eigenständiger Verein weiter. Projektleiterin Anette Stade äussert sich rückblickend in der aus diesem Anlass geschaffenen Broschüre dazu: «Es war spannend, wie in den selbstor ganisierten Arbeitsgruppen, die in der Regel super funktionierten, immer wie der neue relevante Themen aufgegrif fen wurden. Es ging darum, alte Frauen sichtbar und hörbar werden respektive bleiben zu lassen. Die Frauen wollen in ihrer Vielfalt an Rollen und

Lebensentwürfen wahrgenommen wer den. Sie wehren sich gegen Entscheide über die Köpfe hinweg und wollen Mit sprache bei Themen, die sie beschäfti gen und betreffen, wobei neue Frauen wieder neue Akzente setzen. In diesem Sinn wurde die GrossmütterRevolution zu einer Plattform und einem Netzwerk für gesellschaftspolitische Anliegen.»

«Wir wollen uns mit vereinten Kräften zusammentun und die GrossmütterRe volution engagiert und selbstbewusst weiterführen», heisst es im Prospekt des in Basel gegründeten Vereins GrossmütterRevolution. Angespro

chen sind Frauen der Grossmütter generation unabhängig davon, ob sie biologische Grossmütter sind oder nicht. Interessierte können mit einem Jahresbeitrag von 9 bis 99 bis 999 Franken Mitglied oder Gönnerin im Verein werden.

Auf der Website der GrossmütterRevo lution grossmuetter.ch können Sie sich anmelden. Dort sind auch die Broschü re «12 Jahre GrossmütterRevolution» mit einem Rück- und Ausblick sowie das neue Manifest zu finden.

~ Kolumne ~ GROSSMÜTTER R EVOLUTION30 # 05 ~ 2022

Die Meinung der Leserinnen und Leser

Polstergarnitur

«WIR SIND STOLZ

AUF EUREN ERFOLG»

Zum «Grosseltern»

Wir haben mit dem «Grosseltern» schöne Jahre erlebt. Wir schätzen das Magazin nach wie vor sehr. Wir finden immer Artikel, die uns interes sieren. Unsere Enkel sind nun auf dem Sprung, erwachsen zu werden, und wir werden merklich älter. Nun ist für der Zeitpunkt gekommen, uns vom Magazin zu trennen. Wir danken euch herz lich für eure sorgfältige Arbeit und sind auch ein bisschen stolz auf euren Erfolg. G. und T. Gindely, per E-Mail

MEHR DAVON

Zum Interview mit den Gründerinnen von elleXX.com: «Frauen sollten über die Finanzen in ihrer Ehe Bescheid wissen», Ausgabe 4/22

Das Interview ist höchst bemerkenswert. Die Fragestellungen und insbesondere deren Antworten gehören ins Vademekum der Frau en. Mag sein, dass die Männer in Finanzfragen etwas mehr interessiert sind, aber wenn ich die gegenwärtigen Debatten rund um die AHV und das BVG verfolge, stelle ich fest, wie engagiert sich die Frauen dafür interessieren. Ich ermun tere «Grosseltern» dazu, neben den Finanzen auch die Thematik der Vorsorge aufzunehmen. Neben der AHV muss auch das BVG umfassend angepasst werden. Alle Generationen sind dazu aufgerufen.

H.P. Joss, per E-Mail

WERTVOLLE ARTIKEL

Zum «Grosseltern»

Vielen Dank für die zahlreichen, wertvollen Artikel in Ihrem Magazin. C.H., via E-Mail

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Offenburg Stoff, 276/246 x 84 x 93 cm Anzeige Grosseltern Das Magazin über das Leben mit EnkelkindernGrosseltern MAGAZIN Grosseltern MAGAZIN 2022 grosseltern-magaz Enoteca Maria New Restaurant stehen Grossmütter am haben besucht Unsere Lieblingsorte Wo Grosseltern-Redaktion erdet dem 40 Frauen & Finanzen DieGründerinnen Finanzmedienplattform Interview. S.32 Dossier WAS TUT DIE KESB? Seite 48 #04 2022

Die Tochter unserer Autorin hat Legasthenie. Auch deren Grossmutter hat Legasthenie.

Die Erkunderin M

eine Tochter hat Legasthenie. Sie ist zehn, geht in die fünfte Klasse. Sie reitet und schwimmt gerne, trifft ihre Freundinnen, liebt YouTube-Videos und Life hacks. Sie ist voller Ideen und Fragen über die Welt und was dahintersteckt. Und sie liebt Geschichten, die grossen Abenteuer von Harry Potter, Eragon und

Ich habe ihr viel vorgelesen, tue es immer noch, denn die dicken Schinken sind für sie ein unerreichbarer Schatz, zu klein die Schrift, zu gross die Anstren gung, auch wenn das Lesen nicht der grosse Stolper stein ist. Die Rechtschreibung verursacht schon eher ein «Chrüsimüsi» und auch Mathe ist eine Welt, die sich ihr nur schwer erschliesst. Erste Anzeichen erkannte die Lehrerin in der ersten Klasse, als sie ihr Heft falsch herum beschriftete.

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Von SABINE BORN ( Text)

Später folgten Abklärungen an der Erziehungsbera tung und die Diagnose Rechenschwäche und Legas thenie. Ein sogenannter Nachteilsausgleich soll nun Gerechtigkeit schaffen. Wie die Brille bei einer Seh schwäche. In ihrer Klasse haben drei weitere Kinder Legasthenie und eines die Diagnose Dyskalkulie. Das entspricht ungefähr dem Durchschnitt, wonach fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung von Legasthenie und/ oder Dyskalkulie betroffen sind – in unterschiedli chen Ausprägungen. Nicht selten kommt ein ADHS hinzu, was die Ausgangslage nochmals erschwert. Mit Intelligenz hat Legasthenie nichts zu tun, son dern vielmehr mit einer anderen Denkweise: Legas thenikerinnen denken bildhaft. Während des Lesens formen sich Wörter zu Bildern, ähnlich einem fil mischen Abriss. Zu Spielverderbern mutieren dann all jene Worte, denen kein Bild zugrunde liegt wie «aber», «zu», «jedoch» und bringen den Lesefluss ins Stocken. Von neurologischen Erkrankungen sprechen die einen, von Lernschwierigkeiten die anderen. Ge meinsam ist den Definitionen die defizitorientierte Sichtweise, die allerdings nicht die ganze Wahrheit wiedergebe, betont Dr. Helen Taylor von der Cam bridge Universität in ihrer neuen Forschungsarbeit und verlangt nach einer anderen Definition: «Le gasthenie ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.» Das ist an und für sich keine neue Erkenntnis. Belege für einen Zusammenhang zwischen Legasthenie und Kreativität, Erfindergeist oder Unternehmertum er kannten Forscherinnen und Forscher bereits vor ihr.

Ich bin gemäss Helen Taylor eine auf Verwertung spe zialisierte Sucherin, meine Tochter eine Erkunderin und gemeinsam produzieren wir ein Survival-Kit, mit dem sich die Menschheit von der Urzeit bis heute bravourös durchgeschlagen hat. In der Schule war ich allerdings im Vorteil, denn hier erhält gute Noten, wer fliessend liest, die Rechtschreibung im Griff hat und Französisch-Wörter aus dem Ärmel schüttelt.

Neues Terrain auf eigene Faust erkunden – das hat wenig Platz und kaum Gewicht im Zeugnis. Das muss man ändern, findet Wissenschaftlerin Helen Taylor, die selbst Legasthenikerin ist. «Eine interessante Studie», findet Robin Hull, Prä sident des Schweizerischen Verbands für Dyslexie (VDS), Autor und Rektor eines englischen Gymna siums in Zürich. Von den beschriebenen Stärken ist er durchaus überzeugt, hält aber wenig davon, Le gasthenie zu romantisieren, statt den Nachteil, den sie nun mal mit sich bringt, beim Namen zu nennen. «Viel wichtiger scheint mir, Lehrpersonen für Le gasthenie und Dyskalkulie zu sensibilisieren, Kin der systematisch abklären zu lassen und ihnen die sonderpädagogische Unterstützung zukommen zu lassen, die ihnen zusteht.» In England werden alle Kinder ab fünf Jahren abgeklärt. Es sei nebst Ameri ka das legastheniefreundlichste Land der Welt. Denn der Prozentsatz ungeklärter Legastheniker bei uns ist gross, ebenso wie die psychischen Schäden, die daraus resultieren können.

Legasthenie wird vielfach vererbt. Auch die Gross mutter meiner Tochter hatte Mühe mit Lesen und

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FABIAN BUCHER (39)

ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, dreieinhalb, und Mara, fünf Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

HANNES BUCHER (69) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen dreieinhalb und neun Jahre alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

Es läuft ... oder ?

Manchmal erinnert mich unser Leben an eine mal fei ner, mal weniger fein abgestimmte Maschine. Alles muss ineinander greifen, schnell stockt ein Zahn rädchen. Ich will mich nicht beklagen – wir haben das so ge wählt: Meine Frau arbeitet an 4, ich an 3 Tagen. Bleiben also 2 Tage, an denen unsere Kinder fremdbetreut werden, in der Kita und im Hort. Im Alltag heisst das: Meine Frau und ich stehen um 5.45 Uhr auf, eine gute Stunde vor den Kindern. Duschen, Frühstück und Znüni machen, mich eine gute hal be Stunde mit Zeitung lesen auf die Arbeit vorbereiten. Um 7 kommen die Kinder und meine Frau fährt zur Arbeit. Jetzt bleibt eine Stunde. Ein wenig kuscheln, anziehen, zmör gele – wenn es irgendwie geht stressfrei. Ist natürlich nicht immer möglich. Ab und zu ein Blick aufs Handy: Sind wir in der Zeit? Hat mich jemand von der Arbeit gesucht? Und ganz wichtig: Wie wird das Wetter, was brauchen die Kinder an Aus rüstung für den Tag? Dann Zähne putzen, Sonnencrème auf tragen. «Papi, ich muss aufs WC ...», heisst es natürlich genau dann, wenn wir aus der Wohnung gehen. Es folgt mein banger Blick auf die Uhr und die Erkenntnis: Ein Rädchen stockt – und wenn die Kinder Richtung Kindergarten losgelaufen und bei der Kita abgegeben sind, muss ich umso mehr in die Pedalen treten. Vereinbarkeit heisst auch: Schon verschwitzt bei der Arbeit ankommen. Dafür werde ich als Papi zu Hause genauso gebraucht, das ist mir jeden Schweisstropf wert. Und wenns mal wirklich brennt – das wissen wir und das gibt uns Sicherheit – dürfen wir auch mal die Grosseltern anrufen ...

Nein, «es isch nömme die Ziit …» – vorbei die Zeiten, als Kleinkinder auch mal bis zum Mittag im Pyjama bleiben konnten, in ein Spiel vertieft der Vormittag verstrich, zumeist Mami fest zu Hause war. Der moderne Ar beitstag, der nach Papis und zunehmend nach den Mamis ruft, hinterlässt Spuren. Auch bei den Kleinen und oft auch den Kleinsten. Beide Elternteile gehen arbeiten, die vorschulpflich tigen Kinder in die Kita. Und dahin müssen sie vor der Arbeit gebracht werden. Also ist rechtzeitiges Aufstehen gefragt, die Abläufe müssen «gut getimt» sein, damit alles ineinandergreift. Das erleben wir auch in unserer Familie so, in den Familien unserer Kinder. So um die 150 Prozent plus minus wird da von den Elternpaaren gearbeitet. «Planen», «Timen» ist Alltag. «Wochenplanung» angesagt. Die Puzzleteilchen der Arbeits wochen müssen fein säuberlich ineinandergreifen. Dann läuft alles rund. Dann ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben.

Wenn aber was dazwischenkommt, Fieber, Grippe und so weiter einen Strich durch die Wochenrechnung machen, wird es schwierig und auch mal stressig. Dann fällt das Wochenpuzzle auch mal wie ein Kartenhaus zusammen. «Chönnsch ächt viellecht cho …?», heisst es dann etwa. Natürlich. Im Bewusstsein: «Es isch wirklich nömme die Ziit …»

34 ~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL
# 05 ~ 2022

Ein Magazin, so vielseitig wie die Schweiz.

Die «Schweizer Familie» bringt Ihnen jeden Donnerstag aufs Neue ein entspanntes und vielseitiges Lesevergnügen – und überrascht Sie mit frischen Ideen und Tipps für Ferien, Freizeit und Ihr Zuhause.

In jeder Ausgabe treffen Sie auf interessante Personen und lernen die unterschiedlichen Regionen unseres Landes mit seiner vielfältigen Kultur kennen. Sie entdecken spannende Reisereportagen aus faszinierenden Ländern und erhalten einen ungewohnten Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt. Und vieles, vieles mehr. Denn die «Schweizer Familie» ist ein Heft für alle, die gerne Neues entdecken.

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So vielseitig wie die Schweiz.

Endlich mehr Zeit füreinander: Simon Styles mit seinen En kelkindern Lenny und Lyla in der Tonhalle.

~ Hintergrund ~ KLASSIK36 # 05 ~ 2022

Simon und die Tuba

Simon Styles wurde diesen Sommer pensioniert – nach vierzig Jahren als Tubist im Tonhalle-Orchester Zürich. Wie ist das, ein ganzes Leben mit einem einzigen Musikinstrument im immer gleichen Orchester? Und welchen Einfluss hat das auf seine vier Kinder und seine vier Enkel?

Die Tuba hat mich ausgewählt», sagt Simon Styles. Die richtige Wahl, wie es scheint. Denn was vor vielen Jahren in der Graf schaft Leicestershire in England in einem kleinen Zimmer begann, sollte zu einer lebenslangen Bezie hung zwischen Styles und seinem Instrument wer den. Mit 13 Jahren entdeckte er im Haus eines Mu sikförderers, der alle Instrumente der Dorfkapelle bei sich zu Hause aufbewahrte, auf einem Schrank eine Tuba. Für Styles wars – ja, man kanns nicht anders sagen – Liebe auf den ersten Blick. Der Mann sagte zu ihm: «Sobald du sie selber runternehmen kannst, darfst du sie spielen.» Ein Jahr später war es so weit. Simon Styles hob das Instrument vom Schrank runter und legte es nie mehr weg. Für die Tuba verzichtete er auf vieles. Interrail mit Freunden zum Beispiel. Aber dazu später mehr.

Die Musik wurde zum alles bestimmenden Teil seines Lebens und führte ihn schliesslich nach Zürich, wo er diesen Sommer nach vierzig Jahren als Tubist beim Tonhalle-Orchester in Rente ging. «Schon als Kind mochte ich Musik, ich mochte, was Musik mit mir machte», sagt Styles. Er probierte es zuerst mit Geige, war aber absolut «nutzlos». Ganz im Gegensatz zur Tuba. Bereits mit 16 spielte er auf Top-Niveau. Sein Berufswunsch war klar: Tuba spielen in einem richtig guten Orchester mit ambitionierten

Leuten. «Mein Interesse war nur noch die Tuba. Sie ben Tage die Woche habe ich geübt», sagt Styles. Os tern, Weihnachten, Ferien, immer. «Während meine Kollegen mit dem Zug durch Europa reisten, übte ich zu Hause. Das war eines der wenigen Male, wo ich wirklich neidisch war», sagt er. Aber Styles war ein «Musiknarr», er hatte nichts anderes im Kopf. Als Autodidakt schaffte er es ans Konservatorium. Die ersten zwei Jahre sperrte er sich im Übungs raum ein. Nach insgesamt vier Jahren schloss er das Studium ab und wurde Mitglied im «European Community Youth Orchestra» unter der Leitung von Dirigent Claudio Abbado. Drei Monate später wan

derte er nach Holland aus. Dort erfüllte sich sein Berufswunsch ein erstes Mal: Simon Styles wurde festes Mitglied in einem richtig guten Orchester –etwas, das aus seinem Studienjahrgang gerade mal ein halbes Dutzend anderer Absolventen auf Anhieb schafften.

1981, 24-jährig, spielte er in einem Kirchgemeindehaus fürs Tonhalle-Orchester vor. «Ich war gut», sagt er. Im darauffolgenden Frühling, am 1. April ,

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«Sobald du sie selber runternehmen kannst, darfst du sie spielen.»
~

fing er im Tonhalle-Orchester Zürich an. «Ich war im Himmel.» Eine solche Stelle ist ein Sechser im Lotto. In der Schweiz gibt es nur wenige Stellen als Tubist, sechs, um genau zu sein. Ihm war bewusst: Mitglied in einem Orchester zu sein, ist sehr speziell, sehr bindend. Es ist wie eine Familie, manchmal auch einengend. Das Orchester gibt den Takt vor: Aufstehen, üben, in die Tonhal le fahren, weiter üben. Nach Hause und schlafen. Danach essen und ans Konzert fahren. Oder auf Tournee sein. «Berufsmusik ist ein Leistungssport», sagt er.

Dazu kam bei Styles seine tatsächliche Familie: Mit 25 lernte er seine erste Frau kennen. Sie haben zu sammen vier Kinder. «Unsere Rollenaufteilung war traditionell.» Bis zur Trennung: Sie einigten sich auf ein gemeinsames Sorgerecht für die vier Kinder im Alter zwischen 9 und 16 Jahren. Betreuung 50:50. «Das war sehr anspruchsvoll. 100 Prozent Orchester in Zürich, 30 Prozent Professor an der Hochschu le Luzern und getrennt lebender Vater», sagt er. Er sei aber ein engagierter Vater gewesen. Mit einem ausgeklügelten System, diversen Ämtli und klaren Regeln – einmal täglich sassen alle zusammen am Tisch zum Essen – brachte er ein pubertierendes Kind nach dem anderen durch. Heute sagt er: «Fa milie ist das wichtigste. Ich bin stolz auf das, was

ich geleistet habe. Vor allem aber bin ich stolz auf meine Kinder. Sie sind alle verschieden, haben ihre eigene Persönlichkeit, ihren eigenen Kopf.» Er sagt auch: «Ich will nie wieder Fischstäbli essen und nie wieder Pasta mit Thon aus dem Ofen.» Familie Styles hatte immer Musikinstrumente zu Hause. «Meine Kinder haben vielleicht schon etwas darunter gelitten, dass ihr Vater Musiker ist», sagt er. Trotzdem haben sie ihren eigenen Zugang zur Musik gefunden. Die unterschiedlichen Charaktere der Kinder zeigen sich – natürlich – auch hier. So hat eine Tochter ein fantastisches Gehör. Die andere war dafür sehr kreativ und hat viel frei gespielt.

Auf seinen Austritt aus dem Orchester hat sich Styles vorbereitet: Seit fünf Jahren setzt er sich bereits mit seiner Pensionierung auseinander und hat mit einer Fachperson darüber geredet. «Seit ich 14 Jahre alt bin, mach ich dasselbe. Es zieht sich wie ein roter

«Kinder sollen alles Mögliche hören und sehen. Aber wie soll das Kindern gelingen, wenn wir es ihnen nicht zeigen?», sagt Simon Styles.

~ Hintergrund ~ KLASSIK38 # 05 ~ 2022
«Schon als Kind mochte ich Musik, ich mochte, was Musik mit mir machte», sagt Styles.

KLASSIK FÜR DIE KLEINEN

In der Schweiz bieten alle grossen Sinfonieorchester spezielle Konzerte für Kinder an. Meistens werden die Konzerte von Bildern oder Tänzen beglei tet und fesseln die Kleinen zusätzlich, sodass sie tatsächlich richtig eintauchen und dementsprechend ruhig folgen können. Auf unserer Homepage haben wir die Programme von verschie denen Orchestern aus Basel, Bern, Luzern und Zürich direkt verlinkt.

grosseltern-magazin.ch/kinderkonzerte

Faden durch mein Leben. Alles ändert sich, aber die Tuba ist immer da.» Mittlerweile hat Styles vier Enkelkinder. Die ältes ten zwei sind drei Jahre alt. Sie helfen ihm indirekt durch den Prozess der Pensionierung. Denn endlich hat er mehr Zeit für sie, kann sie noch regelmässi ger sehen. Und musikalisch fördern. Denn das findet Styles ganz grundsätzlich wichtig. «Kinder sollen al les Mögliche hören und sehen. Aber wie soll das Kin dern gelingen, wenn wir es ihnen nicht zeigen? Es ist unsere Aufgabe, die der Eltern und Grosseltern, ihr Interesse an Kunst und Kultur zu wecken.» Die ser Verantwortung war er sich als Musiker immer bewusst. Auch wenn er zum 200. Mal «Karneval der Tiere» spielte. Oder es die 300. Aufführung von «Pe ter und der Wolf» war. «Es sitzt doch immer jemand im Publikum, der das Stück zum ersten Mal hört. Das ist eine Verpflichtung für uns Musiker. Wenn wir diese nicht wahrnehmen, wenn wir uns nicht immer genau gleich viel Mühe geben, schaden wir uns am Ende selber», sagt Styles. «Für diese Kinder ist ein solches Konzert ein Schlüsselerlebnis. Diese Förderung fängt schon ganz jung an.» Live-Konzer te findet er zentral, allerdings nicht unter drei Jah ren. Seine älteren Enkel sind nun in diesem Alter. Konnten sie ihn noch live erleben? «Ja», sagt Styles. «Mein letztes Konzert mit dem Tonhalle-Orchester war das erste für meinen Enkel Lenny.» Ein emotio nales Erlebnis. Simon, der sich auf der Bühne stets korrekt verhalten hat, geht während des Applauses in die Hocke, bereitet die Arme aus, Lenny klettert die Bühne rauf und springt in seine Arme. Für Len ny dürfte es nicht das letzte Konzert gewesen sein. Denn sein Grossvater will künftig regelmässig mit seinen Enkeln die Kinderkonzerte besuchen. Das ist etwas, das er unbedingt allein mit ihnen machen will.

Und was hat er sich sonst noch vorgenommen für die Zeit nach diesen vierzig Jahren Tonhalle-Orchester? Zuerst mal mache er eine Pause, sagt er. Dann will er sich vertieft mit Kunst und Malerei auseinandersetzen. Und weiter Tuba üben. «Diese Verbindung bleibt.» Ach ja, er geht endlich auf Interrail. Die iberische Küste entlang.

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Eine solche Stelle ist ein Sechser im Lotto. In der Schweiz gibt es nur wenige Stellen als Tubist, sechs, um genau zu sein.

Wir gehen ins Kloster

~ Hintergrund ~ KLOSTER40 # 05 ~ 2022

Gemälde, Glaube und viel Geschichte. Über 1000 Jahre, um genau zu sein: Pater Cyrill führte Familie Wilhelm durch das Kloster Einsiedeln – durch verwinkelte Gänge zu geheimen Räumen und der Schwarzen Madonna.

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Mit Wissen und Witz: Pater Cyrill führt Familie Wilhelm durchs Kloster Einsiedeln.

Die Familie reiht sich damit ein in die 800 000 Touristen und Pilgerinnen, die jährlich das Kloster Einsiedeln besuchen.

«Es war einmal ein Mönch, der hiess Meinrad und der wollte ganz allein zu Gott beten. Er ging auf die Suche und fand eine Quelle und baute sich dort eine Hütte und das war im Finsterwald.»

Die Kinder erzählen auf der Heimfahrt die Geschichte vom Hl. Meinrad, dessen Schicksal vor über tausend Jahren zur Gründung des Benediktiner-Klosters Einsiedeln führte. Dass Felia (9), Juno (7) und Ruby (5) ganz selbstverständlich

~ Hintergrund ~ KLOSTER 43 # 05 ~ 2022
~

den «finsteren Wald» der Legende so be zeichnen, wie er als Ortsname bei «Harry Potter» vorkommen könnte, verwundert nicht nach zwei Stunden im Kloster. Sie wurden von Pater Cyrill durch verwinkel te Gänge und geheime Räume geführt, die es mit «Hogwarts» aufnehmen können. Ausserdem gibt es im Kloster Einsiedeln ja tatsächlich ein Internat für Gymnasi ast:innen.

Der Pater mit den blitzenden blauen Au gen und dem schelmischen Lächeln er klärte zuerst anhand eines Fotos vom Kloster aus der Vogelschau «sein» Famili enhaus – ja, hier wohne er zusammen mit seiner Familie, 40 anderen Mönchen. Und daneben zeigte er die Werkstätten der Schlosser, Schreiner und Steinmetze, die den Unterhalt des Klosters gewährleisten. Auf dem anschliessenden Rundgang sa hen sie die Kopie der «Schwarzen Ma donna», dem Einsiedler Gnadenbild, das so viele Menschen anzieht. Rührend be scheiden und freundlich steht sie da. Ohne die Gewänder, die sie in der Kir che trägt, sieht man das Jesuskind bes ser. Ruby erkannte, dass es einen kleinen Vogel in der Hand hält und der wiederum hält den Daumen des Kindes im Schnabel.

Und weiter ging es zu «Ex Voto»-Gemäl den, die Menschen als Dank für eine wun dersame Errettung stifteten. Ein Schiffs unglück wird beispielsweise drastisch ausgemalt – und wie ein Vater sein Kind wie eine Hundemutter am Nacken packt, um es schwimmend an Land zu retten. Oh, wie viele Geschichten sich in diesen Gemäuern finden!

Die Kinder folgten Pater Cyrill begeis tert. Er führte sie auf eine Empore und sie bewunderten die barocke Malerei und den überirdischen Lichteinfall und beobachteten die Menschen unterschiedlichster Hautfarbe und Sprachen, die sich im Kirchenschiff unter ihnen bewegten und lauschten einer weiteren Legende. Über eine Hintertreppe landeten sie im Rücken eines Altares und plötzlich standen sie vor der golden strahlenden Gnadenkapelle – was für eine eindrucksvolle Inszenierung! Die Madonna trug das paillettenfunkelnde «persische» Kleid, ~

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Hell, freundlich und über 1000 Jahre alt: Die Bibliothek umfasst gegenwärtig 1280 Handschriften, über 1100 Frühdrucke sowie weitere rund 230 000 Bände aus allen Wissensgebieten, von denen der historische Bestand im Barocksaal aufgestellt ist.

~ Hintergrund ~ KLOSTER 45 # 05 ~ 2022

genäht und gestiftet von einer Muslimin und ihrer Tochter.

Dass danach die berühmte Stifts-Bib liothek nicht dunkel dräuend und ehr furchtsgebietend erschien, sondern hell und einladend, die Bemalung rosa und hellblau, war eine grosse Überraschung. Die Geschichten von den abgeschlage nen Nasen der wichtigen Männer in den Fensternischen hat hier keinen Platz mehr … nur noch, dass die Kinder nach einer hervorragenden Glace vom Klos tervorplatz staunend die Prozession der Mönche durch die Kirche erlebten und ihr vielstimmiges «Salve Regina» zur Ves per. Nach deren feierlichem Abgang frag te Juno, ob die «Mölche» jetzt Znacht ässen und war verlegen-stolz, dass ihr Missver stehen so viel Gelächter auslöste.

Hotspots des Glaubens: In der Klosterkirche versammeln sich die Mönche fünfmal am Tag zum Chorgebet sowie zur Eucharistie-Feier. Die Gnadenkapelle befindet sich im Innern der Klosterkirche. Diese ist übrigens rund 100 Meter lang.

ZU BESUCH IM KLOSTER EINSIEDELN

Um das Jahr 835 errichtete der heilige Meinrad an der Stelle der heutigen Gnadenkapelle seine Einsie delei. Heute ist das Koster Einsiedeln das Zuhause von rund fünfzig Mönchen. Die Benediktiner-Mön che arbeiten in der Schule, der Wallfahrts- und Pfarreiseelsorge und verrichten Arbeiten innerhalb des Klosters.

Die Führungen durch die Klosterkirche und die Stiftsbibliothek bringen die Besucher:innen in Berührung mit der über 1000-jährigen Geschich te, der Spiritualität sowie der Kultur des Klosters Einsiedeln. Aber: Das Kloster Einsiedeln ist kein Museum. Aus zeitlichen und personellen Gründen beschränken sich die Mönche auf Gruppenführun gen mit einem spezifischen Interesse am Kloster leben, also auf Gruppen von Ministranten, Erst kommunikanten, Firmanden oder Konfirmanden sowie Schulklassen. kloster-einsiedeln.ch

Tourist:innen wenden sich ans Tourist Office Einsiedeln. Dieses bietet von Montag bis Samstag (ausgenommen Feiertage) Klosterführungen durch Kloster kirche und Stiftsbibliothek ohne Voran meldung an. Ebenfalls im Angebot sind spezielle Führungen in die Stiftsbibliothek an Sonntagen sowie – auf Voranmeldung für Gruppen – in den klösterlichen Weinkeller. eyz.swiss.ch

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~ Hintergrund ~ KLOSTER 47 # 05 ~ 2022
48 ~ Dossier ~ VEREINBARKEIT

DOSSIER

Warum tun sie sich das an?

«Ich hatte diese Doppelbelastung halt nie», sagt die Mutter unserer Autorin, als sie diese wieder für einen Hüeti-Einsatz anfragte. Sie sagte es keineswegs vorwurfsvoll, eher bemitleidend. Was bei unserer Autorin –und nicht nur bei ihr – immer mal wieder die Frage aufwirft: Warum tun wir uns das eigentlich an? Im Dossier zum Thema Vereinbarkeit suchen wir Antworten darauf. Immer im Wissen darum: Ohne Grosseltern ginge es in der Schweiz nicht.

Von DIANA WICK ROSSI ( Text), GERALDINE CAPAUL (Interviews) und IRENE MEIER ( Illustration)
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WORK-LIFE-INTEGRATION? DAS WHITE PAPER VON TADAH

Eltern sollen arbeiten, als hätten sie keine Kinder und ihre Kinder erziehen, als hätten sie keinen Job – so die Erwartungshaltung der Gesellschaft. Wer also ein gleich grosses schlechtes Gewissen gegenüber seinem Arbeitgeber und seiner Familie inklusive den Grosseltern hat, hat eine ausgeglichene Work-Life-Balance.

Schluss damit – finden die Gründerinnen von Tadah. Die vier Frauen, alles Unternehmerinnen und Mütter, definieren in einem Whitepaper als An satz die Work-Life-Integration. Dabei gilt es nicht, die Konkurrenz zwischen Berufs- und Privatleben zu zementieren, sondern vielmehr zwischen allen Bereichen des Lebens Synergien zu kreieren. Dazu gehören neben der Arbeit und der Familie auch das Umfeld, das persönliche Wohlbefinden und die Gesundheit dazu. Um ihren Ansatz herauszu arbeiten hat Tadah für das Paper mit über fünfzig Personen aus der Wirtschaft gesprochen. Vereinbarkeit ist für die Generation Y und Z elementar. Sie verlangen genau das von ihren Arbeitgebern: ein Leben, in dem alles seinen Platz hat – das Hobby, die Weiterbildung, die Familie, der Hund, die Auszeit, die Karriere. Wenn früher die zweite Frage im Vorstellungsgespräch die nach dem Firmenauto, dem Bonus oder dem Lohn war, ist es heute die nach Home-Office, Flexibilität, Teilzeit oder Jahresarbeitszeit. Ganz klar: Unternehmen müssen Vereinbarkeit neu denken. Denn sie geht alle an. Auch jene, die keine Kinder haben, aber dafür ein Pferd. Oder ein Elternteil, der gepflegt werden muss. Tadah ist überzeugt, dass neben allen Massnahmen vor allem wichtig ist, dass das Thema in die Werte eines Unternehmens aufgenommen wird. «Wenn Vereinbarkeit nicht als strategisches Ziel angesehen wird, wird sich so schnell nichts ändern», sagt Tadah-Gründerin Sarah Steiner.

Mehr Infos und Download Whitepaper: vereinbarkeit.tadah.ch

D IANA WICK ROSSI hat gemeinsam mit drei anderen Müttern den schweizweit ersten Coworking Space mit Kinderbetreuung gegründet. Das Start-up Tadah will damit die Rahmenbedingungen für arbeitende Eltern verbessern. Dieses Jahr haben die vier Gründe rin ein «White Paper» verfasst, in dem sie aufzeigen, wo die Schweiz in Sachen Vereinbarkeit steht und wo sie sich hin entwickeln sollte (siehe Kasten links). Für «Grosseltern» fasst Diana Wick Rossi unter Einbezug ihrer persönlichen Situation den Stand der Dinge zusammen.

Meine Mutter hat früher, als wir Kinder be reits etwas älter waren, einen Tag die Wo che in einer Druckerei gearbeitet. «Da mit sie mal rauskommt», sagten die Männer dieser 20%-Mütter damals süffisant. Es gehörte zum guten Lebensstandard, nicht zu arbeiten als Frau. Mein Va ter wiederum wusste nicht, wo die Windeln sind. Und mit einem Staubsauger in der Hand habe ich ihn auch nie gesehen. Er arbeitete als Architekt. Und samstags ging er seinem Hobby nach.

Als ich 23 Jahre alt war, trennten sich meine Eltern. Übrigens nicht, weil er nie staubsaugte. Meine Mut ter musste mit 60 Jahren einen Job suchen, um über die Runden zu kommen. Sie hat viele Bewerbungen geschrieben und wurde – Sie ahnen es – selten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. «Das passiert mir nie!», schwor ich mir damals. Ich werde nie aufhören zu arbeiten. Ich werde auf mei nen eigenen Beinen stehen. Dass diese zwei Beine aber ganz schön müde werden bei diesem Familienund Arbeitsmodell, das war ich mir natürlich keines wegs bewusst. Und bis heute negiere ich oft die Tatsache, dass ich zwar beruflich so unabhängig bin, wie man mit einem 60–70%-Pensum halt sein kann, dies jedoch seinen Preis hat. Und ich bin nicht die einzige in meiner Familie, die ihn bezahlt.

KANN DIE ARBEITSWELT AUF FRAUEN VERZICHTEN?

Tatsache ist: 2021 betrug die Teilzeitquote in der Schweiz bei den Männern 18,2%*. Nur ein Fünftel der Schweizer Männer arbeitet also in einem redu-

~ Dossier ~ VEREINBARKEIT50 # 05 ~ 2022

zierten Pensum. Bei den Frauen ist es mehr als die Hälfte. Konkret: 58,6%. Wo Männer, wenn sie Väter werden, ihren Job laut eigenen Angaben nicht redu zieren können oder wollen, scheint dies bei den Jobs der Frauen kein Problem zu sein. Dies wirft die Frage auf: Sind wir Frauen so viel einfacher zu ersetzen, un sere Jobs einfacher reduzierbar? Oder anders: Kann man in der Arbeitswelt so viel besser auf uns verzich ten? Schaue ich mich in meinem Kolleg:innenkreis um, ist fast überall dasselbe Bild: Die Männer redu zieren auf 80%, der obligate Papi-Tag, meist am Frei tag, sorgt zumindest ein klitzekleines bisschen für ein sogenanntes modernes Familienleben. Will man als Frau jedoch mehr als diesen «kinderfreien» Frei tag arbeiten, ja, drei bis vier oder gar fünf Tage, muss man das Kind fremdbetreuen lassen für die restliche Zeit. Und viele (meist) Frauen, tun sich nach wie vor schwer damit. Zum einen, weil wir Zeit mit unseren Kindern verbringen wollen. Zum anderen, weil wir das schlechte Gewissen mit in die Wiege gelegt be kommen haben. Mein Mann hat übrigens selten ein schlechtes Gewissen. Und wenn, dann nur seinem Arbeitgeber gegenüber.

DIE WORK-LIFE-BALANCE IST AUS DEM GLEICHGEWICHT

Ganz gleich, wie es die anderen handhaben: Ich habe mir vorgenommen, weiterzuarbeiten. Die relativ fa milienunfreundlichen Rahmenbedingungen in den hiesigen Unternehmen haben meine romantische Vorstellung von der glücklichen, weil auch beruflich ausgefüllten Mutter entromantisiert. Lange Präsenz zeiten und die Vorstellung, dass ein Managementjob nicht in Teilzeit ausgeführt werden kann, sind nur zwei von vielen Beispielen, welche die viel zitierte Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht bringen, war sie denn jemals überhaupt in Balance. Das Resultat: Stress. Ich bin manchmal überfordert mit allem. War meine Mutter bestimmt auch. Trotzdem kann ich mich nicht erinnern, dass sie so viel aus der Haut gefahren ist, wie ich das zeitweise tue. Ich will arbeiten. Weil es mich glücklich macht. Weil es mir Freude macht. Weil ich Selbstbewusstsein daraus generiere. Ich will nicht jeden Monat Sack-

geld oder Haushaltsgeld überwiesen bekommen. Ich möchte mein eigenes Geld, mein eigenes Konto. Ver meintliche Unabhängigkeit. Und Familienzeit, die will ich auch. Ich möchte einerseits daheim präsent sein, wie meine Mutter damals. Aber ich möchte nicht so enden wie meine Mutter nach ihrer Schei dung. Ein Konflikt. «Man kann nicht alles haben», sagt meine Mutter. «Kann man wohl», antworte ich. Aber: Kann man?

DER FÜNFER UND DAS WEGGLI. UND DIE GROSSELTERN

In der Schweiz * werden 64% aller Kinder unter 13 Jahren familienergänzend betreut. Meine Mutter wollte nie fix hüten. Sie lebt alleine und ist bereits etwas älter. Klar: In Notfällen springt sie ein. Dank meiner Selbstständigkeit sind diese Notfälle fast je den Donnerstag. Dank ihr habe ich den Fünfer und das Weggli. Die Kinder und den Job. Es ginge nicht ohne sie.

Wenn sie kommt, arbeite ich. Selten haben wir Zeit für ein längeres Gespräch. Sie fragt: «Wie geht es dir, Kind? Arbeitest du nicht zu viel?» «Nein», lüge ich. Was sie sich wünscht für mich, habe ich sie letzthin gefragt. Ihre Antwort: Dass du die Kinderzeit auch geniessen kannst. Ob sie denn bereue, nicht weiter gearbeitet zu haben? «Manchmal», sagte sie. «Alles hat seinen Preis.» •

DIANA WICK ROSSI

ist 45 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern am Zürichsee. tadah.ch

* alle zitierten Studien finden Sie auf grosseltern-magazin.ch/studie-vereinbarkeit 51 # 05 ~ 2022

69 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer im Alter von 25 bis 80 Jahren haben mindestens ein Kind.

40 Prozent der Grosseltern betreuen ihre Enkelkinder mindestens einmal pro Woche.

34 Prozent gehen in der Deutschschweiz in eine Krippe.

Bei knapp sieben von zehn Paaren im Alter von 25 bis 54 Jahren mit Kindern wird die Hausarbeit hauptsächlich von der Frau erledigt. (69 %). Bei 5 Prozent ist hauptsächlich der Mann zuständig.

Für rund einen Zehntel der Eltern ist es aufgrund der Erwerbsarbeit meistens oder immer schwierig, den familiären Verpflichtungen nachzukommen.

Die meisten Grosseltern mit Enkelkindern unter 13 Jahren betreuen diese regelmässig oder gelegentlich (72 Prozent): 40 Prozent passen mindestens einmal in der Woche auf ihre Enkelkinder auf, 18 Prozent mindestens einmal im Monat. 28 Prozent hüten ihre Enkelkinder nie.

Bei gut zwei Dritteln der Haushalte mit Kindern unter 13 Jahren (68 Prozent) werden die Kinder familienergänzend betreut. Ein Viertel der Haushalte stützt sich ausschliesslich auf Betreuung aus dem Umfeld, der Rest nutzt zusätzlich andere Betreuungsangebote.

Vier von zehn Personen im Alter von 50 bis 80 Jahren (38 Prozent) haben ein oder mehrere Enkelkinder.

Ein Fünftel der Haushalte nutzt ausschliesslich Krippen und schulergänzende Betreuungsangebote.

~ Dossier ~ VEREINBARKEIT52 # 05 ~ 2022
Quelle: Bundesamt für Statistik

ZWERGENSCHRITTEN KOMMEN WIR NICHT WEITER »

Nationalratspräsidentin IRÈNE KÄLIN , seit 2017 für die Partei der Grünen im Nationalrat, hat ihr Präsidialjahr unter das Thema Vereinbarkeit gestellt.

Irène Kälin, die Schweiz landete bei der UNICEF-Studie zu Familien freundlichkeit auf dem letzten Platz. Was tut die Politik, damit das bei der nächsten Studie nicht mehr passiert? Leider viel zu wenig. Denn es ist ja keine neue Erkenntnis, dass die Schweiz ein familienpolitisches Entwicklungsland ist. Wir kennen keine Elternzeit, haben kein flächendeckendes und ein viel zu teures Kita-Netz, Jobsharing ist für viele Arbeitgeber:innen noch ein Fremdwort. Sprich: Es gibt noch vie le Baustellen an allen Ecken und Enden und die kleinen Errungenschaften der letzten Jahre wie der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub und die nationale Anschubfinanzierung für die frühkindliche Bildung sind zwar Schritte in die richtige Richtung, aber mit Zwergenschritten kommen wir nicht weiter. Wir brauchen echte Lösungen für unsere Familien.

Ganz konkret: Was können Politik und Wirtschaft für eine bessere Vereinbarkeit tun?

Die Politik ist gefordert, endlich eine Elternzeit in Angriff zu nehmen und die frühkindliche Bildung zu stärken, zu fördern und auszubauen. Und die Wirtschaft ist zum einen gefordert zu anerkennen, dass man auch in einem Teilzeitpensum attraktive Stellen schaffen kann und Jobsharing nachweislich Vorteile hat. Auch Kadersitzungen müssen nicht zwingend abends oder am frühen Morgen stattfinden. Zum anderen muss auch die Wirtschaft einen finanziellen Beitrag leisten an die frühkindli che Bildung und Betreuung wie das im Kanton Waadt schon der Fall ist.

Glauben Sie, dass die Erhöhung des AHV-Alters bei Frauen spürbaren Einfluss auf die Betreuungssituation der Enkel hat? Gemessen daran, dass viele Familien die Grosseltern aktiv in die Kinderbetreuung involvieren (müssen) und wie so oft in der Care-Arbeit hier die Frauen, sprich Grossmütter, wesentlich mehr leisten, ist die Frage klar mit Ja zu beantworten. Umso wichtiger, dass wir in der Familienpolitik endlich aus dem Dornröschenschlaf aufwachen und die Bedürfnisse unserer Familien ernst nehmen und anerkennen, dass diese Bedürfnisse eben auch sehr unterschiedlich sind und wir Strukturen brauchen, die möglichst allen dienen und nicht nur für einige wenige funktionieren.

«MIT
53 # 05 ~ 2022

«Grosseltern spielen eine riesige Rolle»

Konkret: Was braucht es, damit Vereinbarkeit gelingt?

Ich habe 2019 gemeinsam mit Mitarbeitenden Stu dien* zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben analysiert. Sie zeigen, dass beispielsweise Vor gesetzte – egal auf welcher Hierarchiestufe – ein ernst gemeintes Interesse an den Schwierigkeiten rund um die Vereinbarkeit ihrer Mitarbeitenden zeigen könnten, indem sie regelmässig nachfra gen, ob das Unternehmen etwas tun kann, um die Mitarbeitenden zu unterstützen. Neben den Vorge setzten und den Mitarbeitenden spielen natürlich Partner:innen oder weitere Personen im sozialen Umfeld eine wichtige Rolle für eine gelingende Vereinbarkeit. Einiges liegt auch bei den Personen selbst. Sie können sich beispielsweise die Frage

gen in Unternehmen und Gesellschaft hinwirken; andererseits können wir alle versuchen, zu einer gelingenden Vereinbarkeit beizutragen, bei uns selbst, aber auch bei anderen.

Grosseltern (40%) zur familienergänzenden Kinderbetreuung ein. Institutionelle Kinderbetreuung wie Kindertagesstätten (21%) oder schulergänzende Kinderbetreuung (19%) werden von rund

~ Dossier ~ VEREINBARKEIT54 # 05 ~ 2022

einem Fünftel der Befragten genutzt. Ein Drittel der Eltern (33%) nimmt keine familienergänzende Kinderbetreuung in Anspruch. Hier wird deutlich, dass gesamtgesellschaftlich betrachtet die Betreu ung durch Grosseltern eine riesige Rolle spielt. Es tun sich aber auch grosse Ungleichheiten auf. Familien, welche nicht auf Grosseltern oder ein familiäres Umfeld zurückgreifen können, müssen auf kostenintensivere Betreuungslö sungen zurückgreifen.

Sie haben 2019 in einer Studie aufgezeigt, wie sich Vereinbarkeit verbessern könnte. Hat sich in der Zwischenzeit etwas getan? Die Grundergebnisse, also etwa was es für eine gute Vereinbarkeit braucht (vgl. oben), sind gleich geblieben. Unser Care-Barometer* zeigt aber auf, dass die Schweizer Bevölkerung im Bereich «Gleichstellung in der Familie» 2021 viel mehr Handlungs bedarf sieht als noch drei Jahre davor. Wir nehmen an, dass diese negativere Wahrnehmung der Situation unter anderem auf ein höheres Problembewusstsein nach dem grossen Frauenstreik von 2019 zurück zuführen ist. Andererseits deutet sie bei vielen Bevölkerungsgruppen auf eine tatsächliche Ver schlechterung der Vereinbarkeit hin, die mit der Covid-Pandemie zusammenhängt. Das heisst also, während an gewissen Orten Verbesserungen nach zuzeichnen sind, hat an anderen eine Verschlech terung stattgefunden.

Ich sehe durchaus die Vorteile des Homeoffice. Aber wenn mein Mann die Kinder zuhause be treut, komme ich im Zimmer nebenan nicht gleich zum Arbeiten wie im Büro.

LUCIA LANFRANCONI

ist Gleichstellungs expertin und Profes sorin am Institut für Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention der Hoch schule Luzern.

Schön ist, wenn der Mann im Nebenzimmer die Kinder betreut. Oft werden Homeoffice und Kinderbetreuung auch gleichzeitig gemacht und die Qualität von beidem leidet. Dies war sicherlich während der Pandemie eine Reali tät. Studien zeigen, dass es während der Pandemie doch vor allem wie derum die Frauen waren, die mehr Betreuungsarbeit geleistet haben als die Männer. Neben diesen Proble men zeigen Studien auch weitere Nachteile von Homeoffice: Mitar beitende nehmen sich teilweise zu wenig Aus- und Erholungszeit.

Viele Eltern wollen zwar arbeiten, ihre Kinder aber nicht so oft in die Kita geben. Da springen dann jeweils wieder die Grosseltern ein. Gäbe es andere Möglichkeiten, dieses Dilemma zu lösen?

Hat die Pandemie die Türen zu neuen, flexiblen Arbeitsmodellen geöffnet?

Covid hat viel verändert! Dies zeigen auch die oben erwähnte Untersuchung sowie ein neuer Artikel von mir, der bald publiziert werden sollte und auf einer Befragung von Unternehmen basiert. Ausserdem geht das auch aus meinen Gesprächen mit Arbeitgebenden und Führungskräften hervor. Die grösste Veränderung ist ganz klar, dass Flexibilität am Arbeitsort zugenommen hat. Auch hat in vielen Organisationen generell das Vertrauen der Führungskräfte in die Mitarbeitenden zugenommen. So haben Themen wie Selbstorganisation und flexible Arbeitszeiten tendenziell einen Aufschwung erlebt. Es gibt hier jedoch riesige Unterschiede zwischen Branchen, Unternehmen und auch innerhalb von Organisationen je nach Tätigkeiten.

Ich finde immer den Blick in andere Länder ganz schön. In vielen nordischen Ländern ist es einfach ganz normal, dass alle Eltern ihre Kinder 5 Tage die Woche fremdbetreuen lassen. Dafür oft nur bis um 16 Uhr. Wenn das die Norm ist, dann findet niemand mehr: «Ich möchte meine Kinder nicht so oft in die Kita geben.» Ich wünschte mir eigentlich eine Normalisierung von familien- und vor allem auch schulergänzender Kinderbetreuung. Wichtig wäre, dass die Betreuer:innen gut qualifiziert und entlöhnt wären. Unter diesen Voraussetzungen würden sowohl die Kinder von einer guten früh kindlichen Bildung, die Eltern von einer Normali sierung des Betreuungsalltags profitieren und die Grosseltern könnten immer noch am Wochenen de, in den Ferien oder mal an einem Abend Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen. Natürlich gibt es auch andere Auswege aus dem Dilemma, die legitim sind – aber gemäss dem aktuellen Stand der Forschung auch in Bezug auf die Vorteile für Kinder in guten Betreuungs- und Förderungsstrukturen fände ich diese Lösung für alle entlastend. •

* alle zitierten Studien finden Sie auf grosseltern-magazin.ch/studie-vereinbarkeit

55 ~ Dossier ~ VEREINBARKEIT # 05 ~ 2022

Ängstliche Gesunde, renitente Kranke

Mit überängstlichen, kerngesunden Patient:innen, die mit Pseudowissen aus dem Internet auffahren, kann es für den Hausarzt schon mal schwierig werden.

Patient Peter hat gesundheitlich wahrlich den Kürzeren gezogen. Neben einem Diabetes, kaputten Hüften, einem Stotterherz, Übergewicht und Arthrosen hat er noch weitere Hypotheken, deren Aufzählung kein Ende nehmen würde. Man muss zugeben, dass ein Teil der Probleme hausgemacht sind, nach jahrzehntelangem Zigarettenkonsum, fettem Essen und Problemen im Geschäft und in der Liebe. Patient Walter hat gesundheitlich eine makellose weisse Weste. Doch das reicht ihm nicht, nein! Er «googelt und äppt» sich durchs Leben, um sich stets noch mehr zu optimieren. Sein Handy notiert ihm die Schlafzeit, die Anzahl Schritte und

56 # 05 ~ 2022
Illustration: Irene Meier

neuerdings misst ein kleines Armband auch noch ständig Blutdruck und Puls. Allerdings gab es kürz lich einen falschen Alarm wegen einer Rhythmusstö rung, was zu einem Besuch der Notfallstation führ te und zu einer teuren Abklärung, die Walter wegen seines hohen Selbstbehaltes selbst bezahlen muss. Der Hausarzt kann sich schon einmal über den Pe ter ärgern, aber über die vielen Jahre ist er ihm ans Herz gewachsen, da er ein dankbarer und treuer Pa tient ist. Zwar verdampfen die ärztlichen Empfehlun gen im Dunste des Zigarettenrauches (immerhin nur noch ein halbes Päckli täglich), aber auf menschli cher Ebene verstehen sich Patient und Arzt. Schwie rig zu sagen, warum. Es hat etwas mit Ehrlichkeit zu tun, mit Empathie, mit einer kuriosen Männer freundschaft. Die zwei lachen viel in der Sprech stunde. Und es gibt eine stille gegenseitige Bewun derung. Vom Patient für den Arzt sowieso, denn er kann sich nicht vorstellen, dass einer so viel weiss wie sein «Dokter». Der Arzt beneidet umgekehrt die Sorglosigkeit und naive Unbeschwertheit, mit der Pe ter durchs Leben mäandert, stolpert, fällt und wie der aufsteht. Ob sein Patient glücklich ist, weiss der Arzt nicht, aber es ist etwas Freies und Wildes um ihn. Wenn jener von den Basteleien an seinem Wohn wagen im Oberland erzählt, kann sich der Arzt ent spannen, denn es gibt immer eine gute Story zu hö ren, die die Sprechstunde zum Hörbuch macht. Der Patient entführt den Arzt für Minuten in eine ande re Welt. Dieses interessierte Zuhören ist die Basis für das unbedingte Vertrauen zwischen den beiden. Man kann sich ja fragen, ob der Hausarzt eine kor rekte medizinische Arbeit macht, aber es ist mensch liche Medizin. Ob jemand anders den Sünder gesün der machen könnte, ist sowieso fraglich. Als dieser einen längeren psychischen Absturz erleidet, zieht ihn der Arzt mit grosser Geduld, Medikamenten und

freundlichen Worten wie einen Schiffbrüchigen an Land. Es ist bei allem Elend eine befriedigende und dankbare Arbeit.

Welch harter Schwenker, wenn dann jemand wie Walter auftaucht. Vollgestopft mit Pseudowissen aus dem googelschen Universum, gefüttert mit Daten sei ner diversen Gadgets (der alte Dokter weiss nicht so recht, was das ist) und doch immer besorgt um seine Gesundheit, lässt sich der kerngesunde Mann kaum je beruhigen und geht frustriert von dannen, was umgekehrt auch eine Verärgerung beim Mediziner auslöst. Diese Wechselwirkung ist ungünstig und die Konsultationen verlaufen harzig und unharmonisch. Gestern hat der Hausarzt allen Mut zusammenge nommen und den Perfektionisten konfrontiert. Er hat ihm ein Entzugsprogramm angeboten, bei dem er vorerst eine Woche, dann zwei, dann drei auf Re cherchen bei Google verzichtet und gleichzeitig Mo biltelefon, Armbändchen und Apps nicht mehr me dizinisch anwendet. Unglaublich, denkt der Arzt, ist ja wie bei einem Alkohol- oder Drogenentzug. Der digitalisierte Walter kann sich noch nicht so schnell entscheiden, ist aber doch sehr verunsichert durch diese Intervention. Endlich funkt es zwischen den beiden und der Hausarzt ist sicher, dass er etwas ins Rollen gebracht hat. Sie vereinbaren eine Kontrolle nach zwei Wochen. Diese Geschichte zeigt, dass die Medizin nicht nur aus Regeln und Daten besteht, sondern ganz we sentlich aus einem Bündnis zwischen Patient und Arzt. Patienten mit Krankheiten und Defiziten müs sen nicht notwendigerweise schwierig sein. Gesun de können sehr viel mühsamer sein. Paradox? Nein! Es gilt immer wieder, das Verhältnis zwischen Arzt und Patient zu klären. Selbst, wenn es (selten) zu ei nem Bruch führen sollte, lohnt es sich. Auch dann ist beiden gedient.

LIEBES STETHOSKOP

Kolumnen von Hausarzt Edy Riesen.

Seiten, 20 Franken.

November 2022.

EDY RIESEN (74) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

57 # 05 ~ 2022
• Edy Riesen Edy Riesen Liebes Stethoskop«Es gibt keinen Arzt, keine Ärztin ohne Fehler und ohne Schuld. Wichtig ist die Ehrlichkeit, die Bescheidenheit und die Einsicht, dass man auch nur ein Mensch unter Menschen ist. LiebesStethoskop 40 Kolumnen eines Hausarztes Grosseltern
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Rosas kurzes Leben

In ihrer Kolumne in Ausgabe 3/22 erzählte Hebamme Carole Lüscher von Baby Rosa und seinen Eltern, die während der Schwangerschaft erfuhren, dass ihre Tochter nach der Geburt keine Überlebenschancen haben wird. Nun ist die Zeit für Begrüssung und Abschied gekommen.

Die Ärzte gaben Lena und Joel wenig Hoffnung, dass ihre schwerkranke Tochter Rosa bis zum Ende der Schwangerschaft leben würde, ge schweige denn die Geburt überleben. Trotzdem, oder gerade deshalb, entschieden sich die beiden, jeden Tag mit Rosa als Geschenk anzunehmen und die Schwangerschaft fortzusetzen. Als der Geburtster min näher rückt, flammt in ihnen die Hoffnung auf, dass sie Rosa vielleicht doch lebend in den Ar men halten würden, und sie fragen mich, ob doch eine Hausgeburt möglich wäre. Nach einem erneu ten runden Tisch mit Lena, Joel, dem Neonatologen, der Gynäkologin und meiner Teamkollegin sind wir uns einig, dass es keine medizinischen Kontraindi kationen für eine Hausgeburt gibt. Für die palliati ve Sterbebegleitung von Rosa zu Hause kontaktiere ich einen Kinderarzt, der ebenfalls seine Unterstüt zung zusichert.

In den Tagen vor der Geburt hat Lena immer wieder stundenweise Wehen, doch richtig losgehen will es nicht. Lena versucht weiter stark zu sein, doch ihre Anspannung ist deutlich spürbar: «Nun haben wir es so weit geschafft, dass ich einerseits möchte, dass die Geburt losgeht, da ich Angst habe, dass Rosa vorher noch stirbt, und andererseits habe ich Angst, loszulassen, da ich weiss, dass das heisst, dass sie dann bald stirbt.» Die Geburt beginnt nach weiteren zwei Tagen emotionaler Achterbahn, geht dann aber rasch voran. Als Lena an das soeben geborene Köpfchen greift, spürt sie, dass Rosa lebt, denn diese be-

wegt sich kräftig. Lena hebt den Blick zu Joel, der sie stützt, und ruft «Sie lebt!» Nun ist es Joel, der gleich zeitig zu weinen und zu lachen beginnt. Rosa hus tet und beginnt zu atmen, ein leises Wimmern folgt. Wie alle Eltern sind Lena und Joel überwältigt vom Anblick des kleinen nassen Wesens. Wir helfen den dreien ins Bett, wo wir sie zudecken. Rosa atmet zu erst unregelmässig, dann immer regelmässiger. Die Plazenta wird problemlos geboren, und ausser dass wir Hebammen regelmässig die Blutung kontrollie ren, sitzen wir einfach da und lassen die drei ihre kostbare Zeit geniessen. Der Kinderarzt kommt und geht bald wieder. Rosa zeigt keine Anzeichen von Schmerzen oder Stress. Nach drei Stunden kommen auch Eva und Hans, Lenas Eltern, um ihre Enkelin zu begrüssen und gleichzeitig zu verabschieden. Ihre Augen leuchten ebenso wie die der Eltern. Rosa ist ruhig, öffnet ihre Augen und schaut interessiert in Richtung ihrer frischgebackenen Grosseltern. Evas Hände zittern, als sie Rosa liebevoll über das Köpf chen streicht, Hans’ Augen füllen sich mit Tränen. Alle sitzen rund ums Bett, Kerzen brennen, wir flüs tern, lachen, bewundern Rosa, die still zuhört. Später essen wir etwas – ein kleines bisschen Normalität. Eva und Hans gehen, drücken ihre Tochter und ihren Schwiegersohn lange und lassen sie auf ihren schwe ren Weg gehen, Rosa bald loslassen zu müssen. Ro sas Herz hört nach 10 Stunden auf zu schlagen, auf Papas Bauch, friedlich schlafend. 10 Stunden, die zu den berührendsten und zugleich traurigsten in meiner Hebammenlaufbahn gehören.

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäfts führerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

58 # 05 ~ 2022 ~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

Angst vor Krankheiten

EINE GROSSMUTTER (61) FRAGT: Meine Schwiegertochter, die vor vier Monaten zum ersten Mal Mutter geworden ist, fürchtet überall Krankheitserreger. Sie benutzt mit dem Baby deshalb auch keine öffentlichen Verkehrsmittel. Beim Anflug eines Schnupfens kriege ich meine Enkelin nicht zu sehen. Nun sollte das Kind in die Krippe und die Mutter zurück auf die Arbeit. Beides schiebt sie aufgrund ihrer Angst hinaus. Mein Sohn scheint mir etwas machtlos in dieser Situation. Darf ich versuchen, meiner Schwiegertochter ihre Ängste auszureden, oder ist das heikel?

Als Grossmutter blicken Sie mit grosser Lebenserfahrung auf die vergangenen Jahre. Tatsächlich ist ein Baby vollumfänglich von den Er wachsenen abhängig. Gerade beim ersten Kind sind manche Eltern unsicher, sodass aus Fürsorge mitunter auch Überängst lichkeit entstehen kann. Einer Mutter ihre Überängstlichkeit ausreden zu wollen, ist allerdings kein Erfolg versprechen des Vorgehen. Viel eher empfiehlt es sich, den Gründen für die Angst auf die Spur zu kommen. Die Verunsicherung durch die Corona-Pandemie könnte hier eine Rolle spielen, weil wir alle erfahren ha ben, wie unberechenbar die Erkrankung ist und man zumeist nicht weiss, wo man sich angesteckt hat. Möglich sind auch

individuelle Ursachen: Vielleicht ist die Mutter selbst bei überängstlichen Eltern aufgewachsen oder die Schwangerschaft verlief problematisch. Zudem könnten Schicksalsschläge in der Familie zu ei ner solchen Überängstlichkeit führen. Leider hat diese Angst auch ihre schwie rigen Seiten. Zunächst ist es sehr anstren gend und Stress verursachend für die Mutter, in ständiger Sorge zu sein und sich jedes mögliche Unheil auszumalen. Das andere ist, dass sich die Angst der Mutter auf das Kind übertragen könnte und damit sein natürlicher, zuversicht licher Entwicklungsverlauf behindert wird. Meiner Ansicht nach ist es einen Versuch wert, mit der Schwiegertochter über solche Aspekte zu reden. Vielleicht

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DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch

gelingt es ihr dann allmählich, mit ei ner grösseren Gelassenheit ihr Kind zu betreuen und vermehrt auf seine selbst regulierenden Kräfte zu vertrauen. Un terstützung bieten zudem die Fachperso nen in der Kita. Sie haben Erfahrung mit dieser Thematik und können die ängstli che Mutter zusätzlich stärken. Dieser Pro zess benötigt naturgemäss etwas Zeit. Ich wünsche Ihnen dazu das nötige Verständ nis und eine Prise Geduld. •

Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

So vielseitig wie das Leben ist, so individuell ist auch das Älterwerden. Ein schönes Zuhause zu haben und sich wohl zufühlen, bedeutet für jeden etwas anderes. Deshalb bietet die Senevita für jedes Bedürfnis das passende Angebot im Betreuten Wohnen und in der Langzeitpflege. Wir stehen für attraktives Wohnen, individuelle Dienstleistungen und eine ausgezeichnete Gastronomie.

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59 # 05 ~ 2022 ~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN
Willkommen zu Hause! Senevita AG, Hauptsitz, Worbstrasse 46, Postfach 345, 3074 Muri b. Bern Telefon +41 31 960 99 99, info@senevita.ch, www.senevita.ch
# 05 ~ 2022 ~ Service ~ UNTERWEGS60 BASEL Von KARIN DEHMER ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS ( Illustration) 2 4 O F F E N MARKTHALLE 1 2 3 3 3 3 4 5 BAHNHOF 6 7

Der Zolli oder die Herbstmesse: In Basel gibt es einiges, was die Grosseltern vielleicht schon als Kinder besucht haben. Höchste Zeit, mit den Enkeln hinzugehen.

1 ERLEBNISTOUR

MIT BASIL

Cartoonfigur Basil nimmt die Kinder mit auf drei verschie dene Erlebnistouren durch die Stadt: Eine führt in den Basler Zoo, eine Dedektiv runde und eine Schatzsuche durch die Innenstadt. Ver schiedene Attraktionen und zum Schluss ein kleines Ge schenk erwarten die kleinen Abenteurer. Alle benötigten Unterlagen und Eintritte sind im Touren-Preis inbe griffen. Los gehts bei der Information im Stadtcasino am Barfüsserplatz. basel.com

2 ZOO

Gut möglich, dass bereits die Grosseltern als Kind im «Zolli» gewesen sind. Der bald 150-jährige Zoo ist der älteste der Schweiz und ein Must auf der Basel-Agenda. Im Kinderzoo dürfen die Tiere gestreichelt und gefüttert werden. zoobasel.ch

3 FÄHRENFAHRT

Die vier Rheinfähren «Wild Maa», «Leu», «Vogel Gryff» und «Ueli» verbinden Gross basel mit Kleinbasel. Sie sind an einem langen Draht

seil befestigt und werden allein von der Strömung des Rheins angetrieben. Die Fähren fahren im Herbst und Winter täglich 11–17 Uhr. basel.com

4 BASLER PAPIERMÜHLE

Im ehemaligen Gebäude der mittelalterlichen Papier mühle führt das Museum über vier Stockwerke durch die Geschichte des Papiers, der Schrift und des Schrei bens bis hin zum Buchdruck. Die Ausstellungen wechseln sich ab mit authentisch ein gerichteten Werkstätten, in denen auf alten Maschinen produziert wird und Muse umsbesuchende Gelegen heit erhalten, selber Hand anzulegen. baslerpapiermuehle.ch

5 PARK IM GRÜNEN

Der Park in Münchenstein, entstanden während der nationalen Gartenbau ausstellung «Grün 80», ist Basels idyllisches Naherholungsgebiet und erstreckt sich über rund 130 000 Quadratmeter. Vielfältige Flora und Fauna, Gewässer, Grillplätze, Spiel plätze und ein Karussell,

eine Minigolfanlage und neu ein Familienrestaurant er warten die Besucher:innen. parkimgruenen.ch

6 MARKTHALLE

Hier gibts Essen aus aller Welt: Thai, indisch, persisch, argentinisch sind nur einige der kulinarischen Destinati onen. Egal ob Grill, Gemüse oder Glace: Alle finden ein passendes Menü. altemarkt halle.ch

7 SPIELZEUGMUSEUM

Kaufläden wie zu Urgross mutterszeiten, Modelleisen bahnen wie jene, mit der Opa als Kind gespielt hat, und viele kleine Spielstationen. Toll sind nicht nur die ver schiedenen Ausstellungen des Museum Kultur & Spiel Riehen, sondern auch das verwinkelte Haus, in dem das Museum seinen Sitz hat. muks.ch

Herausgepickt ~ HERBSTMESSE

Vom 29. Oktober bis 13. November ist in Basel «dMäss». Die Herbst messe ist mehr als eine Chilbi mit etwas Riesen radromantik (obwohl Letztere ganz besonders grossartig ist). Der älteste und grösste Jahrmarkt der Schweiz blickt auf eine 550-jährige Ge schichte zurück und bietet für Schleckmäuler und Feinschmecker:in nen zahlreiche Speziali täten an. herbstmesse.ch

61 # 05 ~ 2022
~

Gräppelensee

Der Sage nach verbirgt sich am Gräppelen see im Toggenburg ein Schatz unter einem Stein. Die Geschichte erzählt von einem jungen Mädchen, dem es gelungen ist, diesen Stein zu bewegen. Als es nach dem Schatz greifen will, erscheint allerdings der Teufel und will den kostba ren Schatz gegen seine Seele tauschen. Das tapfere Mädchen kann der Versuchung widerstehen und hat von jenem Tag an das Glück auf seiner Seite. Glücklich macht diese Wanderung auch ohne grossartigen Fund. Ab Unterwasser folgt man dem Wegweiser Richtung Thurwasserfälle. Der kurze Abstecher über Stege und Brücken durchs Chämmerlitobel zu den Wasserfällen lohnt sich. Zurück bei der Weggabelung biegt man dann links Richtung

Chüeboden ab. Der Gräppelensee liegt in einem ge schützten Flachmoorgebiet inmitten einer traum haften Bergkulisse. Auf die Wanderer, die zuvor nicht im idyllischen Restaurant Aelpli eingekehrt sind, warten Feuerstellen mit bereitgestelltem Holz. Der Abstieg nach Alt St. Johann führt ein kleines Stück auf demselben Weg zurück bis zum Wegwei ser, wo man zuerst nach rechts den Hang zu einem kleinen Passübergang hinauf- und von da weiter hinunter Richtung Tal geht. ~KD

GRÄPPELENSEE (SG)

Start: Unterwasser

Ziel: Alt St. Johann Wanderzeit: 3 bis 4 Stunden Einkehren: Restaurant Aelpli aelpliinfo.wordpress.com

~ Service ~ UNTERWEGS62 # 05 ~ 2022 ~ Wandern ~

Heimelig

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Schlafen im nach Holz duftenden Zimmer mit Blick in die Walliser Bergwelt, wo sich nebenan Rinder, Schafe und Wollschweine gute Nacht sagen. Das kann man im familien freundlichen B & B-Hotel Berglandhof in Ernen. Wanderwege beginnen direkt vor der Tür und der historische Dorfkern von Ernen ist nur wenige Gehminuten entfernt. Mehrmals täglich fährt der Bus ins wildromantische Binntal. Im hauseigenen Restaurant ErnerGarten wird mit Produkten vom eigenen Hof oder aus dessen nächster Umgebung gekocht. Übernachtung für zwei Erwachsene und zwei Kinder unter 12 Jahren, inkl. Frühstück, ab 340 Franken.

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Kompetent und herzlich

Das Angebot für eine Auszeit ist gross und vielfältig, und zwar sowohl, was die bevorzugte Unterkunft als auch, was den ge wünschten Ort oder die gewünschte Behandlung betrifft. Der ausgezeichnete Ruf unserer Mitglieder beruht auf hoher medizinischer Fachkompetenz, herzlicher Atmosphäre sowie den mehrheitlich einzigartigen Lagen in naturnaher Umgebung.

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Heilbäder und Kurhäuser Schweiz

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Ein Schloss voller Wunderkammern

Alles im Schloss Burgdorf ist schick und hell, umso überraschter sind die Grossmutter und Lioba (11) vom ersten Museumsraum auf der Detektiv-Tour: Eng und ein wenig unheim lich leuchtet er in Rot. Die Gegenstände in diesen Vitrinen stammen von Burgdorfer:innen, die im 19. Jahrhundert exotische Länder bereisten und «Souvenirs» nach Hause brachten. Das Geld dafür lieferte z.B. der Käsehandel (Emmentaler!). Es fanden sich bei der Neukonzeption des Muse ums vor drei Jahren viele rote Dinge, die ergänzt mit zeitgenössisch Rotem (60er Jahre Thermoskan ne, Bobby Car …) in dieser «Wunderkammer» die Frage nach unserem persönlichen Rot stellen. Da könnten wir uns einiges erzählen, aber die Lösung der Detektiv-Aufgabe findet sich an einem Sarkophag, und davor ist ein kleinerer und Lioba entdeckt, dass er offen steht und man die Mumie darin sieht! Ihre geschichtengetränkte Fantasie lässt sie Schlimmstes befürchten und wir eilen weiter. Lioba und die Grossmutter schaffen die Detektiv-Tour nicht vollständig – die Suchaufgaben sind einfach,

Museum Schloss Burgdorf

Schlossgässli 1 3400 Burgdorf

April bis Oktober

MO–SO 10–18 Uhr

November bis März

MI–SO 10–18 Uhr

Erwachsene 14 Franken

Kinder 6–16 Jahre 6 Franken

schloss-burgdorf.ch

MUSEUMSTESTER

aber die beiden bleiben immer wieder hängen: beim Goldwaschen im Napf, im hohen Turm, bei chinesischen Schuhen, beim Glaceessen im Schlosshof und superwichtig: beim Schattentheaterspielen mit selber gebastelten Figuren. Die Aufsicht muss sie um 18 Uhr persönlich rauswerfen. Lioba findet, es wäre schön, jetzt grad in der Jugendherberge im Schloss zu übernachten, leider ist morgen wieder Schule. •

ELI WILHELM (61) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch

~ Service ~ UNTERWEGS64 # 05 ~ 2022

KULTURTIPPS

FAMILIENTAG IM LANDESMUSEUM

30.10.2022 Landesmuseum, Zürich landesmuseum.ch

Ob Ritter oder Burgfräulein, Erfinder oder Forscherin, Seefahrer oder Archäologin, am Familientag ist fast alles möglich. Familien- und Spezialführungen.

INTERNATIONALE KURZFILMTAGE

Ab 6 Jahren 8.–13.11.2022 blue Cinema Maxx, Winterthur kurzfilmtage.ch

Für das junge Kinopublikum ab 6 Jahren lockt das Programm «Kurze für Klein», Kurzfilmfans ab 9 Jahren kommen bei «Sparks Junior» auf ihre Kosten.

BUBBLE IM KOSMOS – KINDER MUSICAL

13.11.2022, 15–16.30 Uhr Stadttheater Olten stadttheater-olten.ch

Der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking wird zu Hause von seiner Haushaltshilfe Zephyra tyrannisiert. Um ihr zu entfliehen, startet er in seinem Rollstuhl eine fantastische Reise ins Universum. Bei «Bubble im Kosmos» rockt es und die Kinder lernen etwas über schwarze Löcher und Magnetismus.

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~ Ausflugstipps ~ HERBSTLICHE AUSFLÜGE

In den Naturschutzgebieten der Kinderregion erleben Grosseltern und Enkelkinder den farbenfrohen Herbst von seiner schönsten Seite.

Im Wildschutzgebiet Freiberg Kärpf in Elm bewundert Jung und Alt die Tiere in ihrer freien Wildbahn, geniesst auf der Wanderung die Natur und beobachtet von einem der drei «Nester» die Tiere aus der Vogelperspektive. In der Naturstation Silberweid am Greifensee geht es verspielter zu und her. Hier kann zum Beispiel der Be such in der Beobachtungshütte mit dem Rätselspass «Pinguin Ringo» verbunden werden. Im Tüfels Chäller in Baden wird es mystisch, denn im Naturreservat gibt es nicht nur ausserweltliche Gesteinsforma tionen und Urwaldpflanzen. Es geht auch eine Sage um von einer wunderschönen Prinzessin, die von bösen Geistern in ei nen Baum verwandelt wurde. Im Wildnispark Langenberg in Langnau am Albis heisst es Augen auf und Ohren spitzen: Auf den verschiedenen Rundwegen kommen grosse und kleine Besucher:innen den hei mischen Tieren in ihrer natürlichen Um gebung ganz nah.

EVOLUTION HAPPENS ab 17.11.2022 Naturmuseum, Solothurn naturmuseum-so.ch

Wo es Leben gibt, finden Veränderungen statt – und so passiert Evolution auch im Hier und Jetzt. Die neue Sonderausstellung macht mit Beispielen aus Medizin, Landwirtschaft und Naturschutz die Evolution in unserem Alltag sicht- und greifbar.

Weitere Ausflugsideen und Informationen: kinderregion.ch/herbst

Pläne schmieden leicht gemacht: Das Ideenportal informiert über bekannte Ausflugsziele und verrät Geheimtipps – für kleine Wundernasen, Wasserratten und Weltentdecker:innen.

65 # 05 ~ 2022

Schön

Gut

1 Stuhl «Serie 7» Von Fritz Hansen. Arne Jacobsens Stuhl von 1955 gehört zu den meistverkauftesten Sitzmöbeln der Welt. 434 Franken. 2 Runder Esstisch «Prova» Von Horgenglarus. Perfektes Zusammenspiel von Form und Funktion. 4635 Franken. 3 Champagnergläser «Ripple» Von Ferm Living. Wunderschöner 1920er-Jahre-Look. Set aus 2 Gläsern. 38 Franken. 4 Teppich «Amigös Rose» Von Schoenstaub. 100% künstliche Seide. 1575 Franken. 5 Archetypische Vase «Kink» Von Muuto. 194 Franken.

6 Teller «Feast 2» Von Ottolenghi. 64 Franken. 7 Besteckset «Faro» Von Sola. Set aus 24 Teilen. 220 Franken.

Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch

~ Service ~ EINKAUFEN80 # 05 ~ 2022 7
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SpassSpie

Die Tage werden kürzer, die Bäume und Sträucher kahler. Ein guter Moment, um mit den Kindern darüber nachzudenken, wie die Tiere ihren Winter verbringen.

Nach der Laub schlacht werden die Blätter zu einem Haufen zusammengerecht, in dem der Igel sein Winterquartier bezieht.

1 Winterschlaf – das bärige Würfelspiel Die Bären wollen in den Winterschlaf. Aber bevor sie in ihre Höhle dürfen, müssen sie sich eine dicke Speckschicht anfuttern. Würfelspiel aus Holz von Erzi. Ab 4 Jahren. 36 Franken. Gesehen bei pastorini.ch 2 Brändi Igeli Übt den Umgang mit Zahlen und Mengen, die Feinmotorik und das Tastgefühl. Ideal für Vorschulkinder. Hergestellt von der Brändi-Stiftung. 59 Franken. Gesehen bei changemaker.ch 3 «Der Hase hält Winterschlaf» Marion Arnold, Baeschlin Verlag, 28 Franken. Eine lustige Geschichte darüber, wie die Tiere den Winter verbringen. Im Buchhandel. 4 Lichterkette Forrest Friends. Nicht alle Tiere dieser hübschen Lichterkette halten Winterschlaf, aber sie erhellen an dunklen Tagen das Kinderzimmer. 12 Franken. Gesehen bei galaxus.ch.

&67 # 05 ~ 2022 ~ Service ~ SPIELEN
Fotos: Privat
1 3 2 4

Upcycling

im Kinderzimmer

Aus Papiertaschen vom Grossverteiler entstehen mit wenigen Handgriffen kunterbunte Aufbewahrungskörbe für Lieblingsdinge.

DAS BRAUCHT’S

Papiertasche von Migros, Coop, Aldi

Schere

Acrylfarbe, Pinsel

SO GEHT’S

Griffe der Tüte abschneiden.

Mit grossem Pinsel die Farbe dick und deckend auftragen. Dabei können Teile des Hintergrunds offengelassen werden (im Beispiel auf dem Bild rechts die kleinen Vierecke). So werden Original-Farbe und Design der Tasche miteinbezogen. Farbe trocknen lassen.

Den oberen Teil der Tasche zweimal vorsichtig umkrempeln.

~ Service ~ BASTELN68 # 05 ~ 2022
1
2
3
Von IRENE MEIER ( Umsetzung ) und MARCO SCHARF ( Foto)

Schach brett pulli

Vorderteil, in 5 Streifen gestrickt

Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARCO SCHARF ( Foto)

GRÖSSE

S (oversized)

Masse: Oberweite 120 cm, ganze Länge 49 cm

MATERIAL

Alpaka von Sandnes, (100% Alpaka) 110 m//50g, 350 g = 7 Kn Farbe 6063 Inkbla, 250 g = 5 Kn Farbe 5834 Lavendel, je 1 Paar Nd Nr. 3.5 und 4.0, 1 Rundstrnd Nr. 3.5

STRICKMUSTER I

Mit Nd Nr. 3.5, Vorders: 1 M re, 1 M li Rücks: deckend str.

STRICKMUSTER II

Mit Nd Nr. 4.0 glatt re, = Voders re, Rücks li Maschenprobe: 22 M und 32 R = 10 x 10 cm

AUSFÜHRUNG

Rückenteil, in 5 Streifen gestrickt

1. Streifen links aussen: Anschlag 26 M Inkkbla mit Nd Nr. 4.0 1 Rückr li str, im Muster II noch 30 R str, dann je 32 R Lavendel, 32 R Inkbla, 32 R Lavendel, alle M abk. 2. Streifen: Wie 1. Bahn, jedoch mit Lavendel beginnen und für den Halsausschnitt beim 4. Karo nach 26 R an der re Kante 1 x 3, 1 x 2, 1 x 1 M abk, restl 20 M abk. Mittlerer Streifen: Anschlag mit Inkbla, im Wechsel mit Lavendel str, für den Halsausschnitt beim 4. Karo nach 24 R die M abk. 4. Streifen: Anschlag mit Lavendel, im Wechsel mit Inkbla str, Halsausschnitt gegengleich zu Streifen 2 arb. 5. Streifen rechts aussen: Anschlag mit Inkbla, im Wechsel mit Lavendel wie 1. Streifen str.

1. Streifen: wie beim Rückenteil, jedoch mit Lavendel beginnen. 2. Streifen: Wie 2. Streifen beim Rückenteil, beginnend mit Inkbla und für den Halsausschnitt beim letzten Karo nach 10 R an der li Kante jede 2. Nd 1 x 3, 2 x 2 und 4 x 1 M abk. Die restl 15 M in gleicher Höhe wie beim 1. Streifen abk. Mittlerer Streifen: Wie mittlerer Streifen Rückent, jedoch mit Lavendel beginnen. Für den Halsausschnitt beim letzten Karo nach 8 R alle M abk.

4. Streifen: Anschlag mit Inkbla, im Wechsel mit Lavendel str, Halsausschnitt gegengleich zu Streifen 2 arb. 5. Streifen rechts aussen: Anschlag mit Lavendel, im Wechsel mit Inkbla wie 1. Streifen str.

Ärmel, in 4 Streifen gestrickt

1. Streifen: Anschlag 14 M mit Lavendel, 1 Rückr li str, im Muster 2 noch 30 R str, dabei für Ärmelschräge an der re Kante in der 10. R 1 M aufn. Im Wechsel mit Inkbla weiterstr, dabei noch 11 x jede 10. R 1 M aufn = 26 M. Nach dem 4. Karo die M abk. 2. Und 3. Streifen: Anschlag mit Inkbla (2. Streifen) resp. Lavendel (3. Streifen), im Wechsel mit Lavendel resp. Inkbla 4 Karos str, M abk. 4. Streifen: Gegengleich zum 1. Streifen, beginnend mit Inkbla

Fertigstellung

Rücken- und Vorderteil: Streifennähte schliessen, Achselnähte schliessen. Aus dem Halsausschnitt mit der Rundstricknadel 3.5 104 M mit Inkbla auffassen, 10 cm 1 M re, 1 M li str, M abk, zur Hälfte nach innen annähen. Untere Borte Rückenteil: Aus der Anschlagkante 121 M auffassen, im Strickmuster I str, dabei in der 1. R 15 M verteilt abn (jeweils die 6. Und 7. M im Muster zus str), = 106 M. Nach 8 cm die M abk. Untere Borte Vorderteil: Wie beim Rückenteil str. Die Seitennähte schliessen, die oberen 20 cm für die Ärmel offen lassen. Ärmel: Streifennähte schliessen. Für die Borte aus der An schlagkante mit Nd Nr. 3.5 74 M auffassen, im Strick muster I str, dabei in der 1. R nach der Rdm jeweils 2 M zu str. = 38 M. Weiter im Muster I str, nach 8 cm die M abk. Nähte schliessen, Ärmel einsetzen.

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch

70 # 05 ~ 2022 ~ Service ~ STRICKEN

Fingerspit zengefühl

Jeder Mensch ist einzigartig.

Das zeigt sich bei den Fingerabdrücken, die mit Farbe spielerisch sichtbar gemacht werden können.

DAS BRAUCHT’S

• Papier

• Verschiedenfarbene Stempelkissen oder Wasserfarbe

• Haushaltspapier zum Abwischen der Finger

SO GEHT’S

1 Fingerspitzen in die Farbe halten

2 Bunte Fingerspitze aufs Papier pressen

3 Abdrücke trocknen lassen

4 Mit Filzstift Schnäbel, Augen, Füsse dazuzeichnen oder alles andere, was den Fingerspitzen-Figuren oder Blumen noch fehlt.

Jeder Mensch hat seinen eigenen Fingerabdruck, keiner ist gleich wie der andere. Diese Linien entstehen bereits im Mutterleib. Mit dem persönlichen Fingerabdruck lassen sich Menschen identifizieren. Deshalb nützt die Polizei den Abdruck beim Nachweis von Verbrechen. Wenn man Fingerabdrücke auf Papier überträgt, kann man sie genauer studieren. Es werden helle und dunkle Rillen sichtbar, die unterschiedliche Formen aufweisen, fast wie Jahrringe bei den Bäumen. Die Enkel kinder erkennen: Die Fingerabdrücke der einzelnen Finger sind unterschiedlich. Auch unterscheiden

sich die Fingerabdrücke von jeder Person, also zum Beispiel jene der Grosskinder untereinander oder jene von Enkel und Grossmutter und Grossvater. Mit den Abdrücken lassen sich schöne oder lustige Zeichnungen machen. Dafür kann Stempelfarbe verwendet werden: Farbe an den Finger, Finger aufs Papier. Nachdem die Abdrücke trocken sind, lassen die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf und kreieren Blumen, Tiere, Bäume. Im Herbst können Kinder die Bilder auch mit zuvor getrockneten und gepressten Blättern, die aufs Papier geklebt werden, kombinieren.

Text aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch Foto aus «Schleckmäuler und Dreckspatzen», Weber Verlag, 2012.

~ Service ~ EXPERIMENTIEREN72 # 05 ~ 2022

Ein Artikel in Zusammenarbeit mit Swissmilk

Frühstücksmuffel ?

ZMORGEN HIGHLIGHT

Das schmeckt auch den Zmorgen-Muffeln: Fluffige Pancakes zusammen mit einem feinen Fruchtkompott.

Das Frühstück liefert Energie für den Start in den Tag und versorgt den Körper mit Nährstoffen. Das wirkt sich positiv auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus. Doch nicht alle Kinder wollen nach dem Aufstehen bereits etwas essen. Was also tun mit Frühstücks-Muffeln?

Für weitere Frühstücksideen: swissmilk.ch/familie

Möchte Ihr Enkelkind morgens nichts essen? Grund sätzlich ist das kein Problem, manche Kinder und auch Erwachsene brauchen etwas länger, bis sie auf Touren kommen. Ein Getränk hilft fürs Erste, dass Verdauungsorgane und Stoffwechsel in die Gän ge kommen. Bei den Erwachsenen übernimmt das meistens die erste Tasse Kaffee oder Tee, bei den Kindern ein Glas Milch mit oder ohne Zusatz von Schoggi- oder Ovipulver.

VERSCHOBEN IST NICHT AUFGEHOBEN

Im Laufe des Morgens liefert ein spätes Frühstück oder ein grosses Znüni Nährstoffe und Energie. Ob die erste Mahlzeit des Tages also Frühstück heisst oder Znüni, ist nicht so wichtig. Von Bedeutung ist hingegen, dass die vormittägliche Mahlzeit nicht einfach ausfällt.

DREIERLEI GESUNDES

FRAGEN SIE UNS

Möchten Sie mehr Informationen zu einem bestimmten Thema? Schreiben Sie uns eine Mail an: ernaehrungsberatung@ swissmilk.ch

Für ein ausgewogenes Frühstück oder Znüni braucht es drei Zutaten: Eine Portion Vollkorn in Form von Brot oder Getreideflocken. Eine Portion Früchte oder Gemüse sowie ein Milchprodukt wie Joghurt, Käse oder Milch. In dieser Kombination stecken viele verschiedene Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe, die insgesamt das Wachstum und die Leistungsfähigkeit unterstützen.

WÄHRSCHAFT STARTEN

Ideal, wenn Sport auf dem Stundenplan steht.

FÜR SCHLAFMÜTZEN

Lieber trinken statt essen: Ein sättigender Smoothie aus Frucht oder Gemüse, Milch und Haferflocken.

74
FÜR EINEN WARMEN BAUCH Ein wärmender Porridge für einen guten Start in den neuen Tag. Fotos: zvg
Publireportage SWISSMILK
# 05 ~ 2022

CHURRO-MÜSLI

DAS TIK-TOK-FRÜHTSTÜCK

Gianluca, der Enkel von Leserin Dominique A., ist im Teenageralter und übernachtet nur noch gelegentlich bei seiner Oma. Manchmal schickt

er ihr vorab einen Essenswunsch. Für diese Churros zum Frühstück musste die Grossmutter extra früher aufstehen.

Sie benötigen etwas mehr Zeit zur Vorbereitung als ein normales Müsli.

SO GEHT’S

DAS BRAUCHT’S

eine Portion

1 In der Bratpfanne Butter schmelzen und mit dem Wasser erhitzen. Mehl, Zucker und Salz dazugeben und zu einem Teig rühren. Ei daruntermischen, etwas auskühlen lassen.

2 Öl in Bratpfanne erhitzen. Teigmasse in einen Spritzbeutel geben und ca. zwei Zentimeter lange Teigstücke im heissen Öl schwimmend ausbacken. Herausnehmen und im Zimtzucker wälzen.

3 Churros warm oder kalt mit Milch übergiessen und wie ein Müsli geniessen.

Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne? Welche Tik Tok-Rezeptwünsche sind bei Ihnen eingegangen? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

~ Service ~ KOCHEN # 05 ~ 2022
Illustration: Irene Meier 75
für
• 60 g Butter • 200 ml Wasser • 170 g Mehl • 60 g Zucker • 1 Prise Salz • 1 Ei • Zimtzucker • Sonnenblumenöl

Fischefangen ist einfacher, als sie zu töten

Madeleine und der Angler

Mira Lobe (Text), Sabine Rufener (Bild), Jungbrunnen-Verlag 2022,32 Seiten, ca. 26 Franken

Es geht mir nicht um ein Pro und Kontra über Veganismus. Mein Nachdenken geht von einem druckfrischen Bilder buch aus. Fasziniert bin ich eingetaucht in das Lichter spiel, das Sabine Rufener darin ausbreitet; nicht nur auf und im Wasser, sondern auch in einem dunkeln Kirchenraum, den die Sonne durch die Glasfenster erhellt. Aber Madeleine zieht es hinaus, ans Licht, weg von der Tante, hin zum Fluss. Das Mädchen will eine Angel ins Wasser halten und fischen. Das ist sein grosser Wunschtraum. Aber was, wenn ein Fisch an beisst? Soweit kommt es nicht, obschon ein alter Angler dem Kind seine Rute leiht.

Mira Lobe lässt in ihrer Geschichte (von 1966) einen Jungen auf treten, der Madeleine fragt, ob sie den Fisch, wenn sie ihn denn fängt, vom Haken nehmen und totmachen wird. Diese Frage nach der Konsequenz eines Handelns ist aufwühlend. Gerade weil die Autorin das Thema subtil und doch unausweichlich auf den Punkt bringt, wurde das Buch hoch gelobt und ist bis heute als Taschenausgabe lieferbar.

Sein erster Fisch

Hermann Schulz (Text), Wiebke Oeser (Bild), Beltz

2016,

Seiten, ca.

Franken

Das Töten eines Fisches war schon mal Thema in einem Bilder buch. Vor gut zwanzig Jahren hat «Sein erster Fisch» Aufsehen erregt. Hermann Schulz erzählt von Raul, den sein Grossva ter dazu anleitet, wie er fischen kann. Der Opa ist eigenwillig, aber respektvoll sachbezogen, wenn sein Enkel ihn braucht. Wiebke Oeser zeigt nicht nur, dass der Bub entscheiden muss, sondern auch die Gäste des nahen Fischrestaurants, die von der Speiseterrasse herunter ihr Entsetzen verkünden. Das Kind erlebt das Existenzielle seines Entscheides und reagiert erwachsener als die Zaungäste, die sich nicht fragen, wie die Fische auf ihre Teller gekommen sind .Schulz’ knappe Prosa und Oesers eindringlich gestische Zeichnungen bringen eine kraftvoll expressive Dramatik in die Szenen und geben doch dem einsamen Entscheid des Buben Raum. Auch Rufener lenkt mit ihren impressionistischen Stimmungen den Fokus auf die ethische Frage, entlang der unaufgeregten Innenschau von Lobes Momentaufnahme eines Mädchens. Und mein «Fangglück» ist, dass zwei Bilderbücher mit völlig verschiedenen Sprach- und Stilmitteln gleich ernsthaft und eindrücklich vom verantwortlichen Leben erzählen.

HANS TEN DOORNKAAT (69) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugendliche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

76 ~ Service ~ LESEN # 05 ~ 2022
Zwei Bilderbücher, die Kinder vor die Frage stellen, ob sie die Fische, die sie angeln, auch töten sollen oder dürfen.
Die Konseqenzen einer Handlung – bildhaft erkärt.
Minimax
32
12
Unter den Leuten ist auch ein Junge. Er läuft zur Treppe, springt die Stufen hinunter und stellt sich hinter Madeleine. „Hat schon einer angebissen?“, fragt er. Madeleine gibt keine Antwort. Richtige Angler sind schweigsam, das weiß sie von dem Bärtigen. „Wenn du einen fängst“, sagt der Junge, „schenkst du ihn mir?“ „Wieso denn? Das ist doch dann mein Fisch!“, ruft Madeleine. Bild: © 2022 Verlag Jungbrunnen Bild: © Wiebke Oeser

Empfehlenswert Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es werden

1 Kindersachbuch ab 9 Jahren: 100 Kinder, Christoph Drösser, Nora Coenenberg, Gabriel Verlag, 23 Franken. Wie sehen Lebensumstände und Alltag der Kinder rund um den Erdball aus? 52 Jungen und 48 Mädchen stehen stellvertretend für rund zwei Milliarden Kinder. 56 leben in Asien, acht in Südamerika, sechs in Europa. 16 haben keine Schuhe, fast die Hälfte besitzt ein Fahrrad. 2 Erwachsenenroman: Mädchen auf den Felsen, Jane Gardam, Hanser, 33 Franken. Die achtjährige Margaret ist genervt und gelangweilt. Ihre Mutter kümmert sich nur noch um ihren neugeborenen Bruder. Doch mittwochs macht sie jeweils mit dem Hausmädchen einen Ausflug, und es tut sich eine neue Welt für sie auf. Grandios, wie sich in diesem Roman, in dem lange nichts Spektakuläres geschieht, zwischen den Zeilen eine Spannung aufbaut. Herausragend erzählt. 3 Kinderroman ab 11 Jahren: Feuerwanzen lügen nicht, Stefanie Höfler, Belz & Gelbert, 24 Franken. Nits und Mischa sind beste Freunde. Sie halten zusammen, erzählen sich alles und sagen einander immer die Wahrheit. Doch dann hört Nits, wie Mischa den Lehrer beschwindelt. Er versteht die Welt nicht mehr. Und erkennt, dass er längst nicht alles von seinem Freund weiss. Wunderbar erzählt und äusserst berührend. 4 Bilderbuch: Das Rübchen – Ripka , Romana Romany schyn, Andrij Lessiw, Iwan Franko, Baobab Verlag, 27 Franken. Kaum ist der Frühling da, holt Opa Andruschka Hacke und Spaten aus dem Gartenhaus und bereitet das Gartenbeet vor, um Rübchen zu pflanzen. Endlich ist es Zeit, das Rübchen zu ziehen, doch es sitzt so fest, dass Opa Andruschka Oma Maruschka zu Hilfe bitten muss. Und Enkelkind Minka, Hund Finka, Katze Warwarka und das Mäuschen Darka. Das ukrainische Künstlerduo Romana Romanyschyn und Andrij Les siw hat die Überlieferung, die eine Art «Joggeli söll ga Birli schüttle» ist, als Kinderbuch gestaltet. Der Text ist deutsch und ukrainisch. 5 Erwachsenenbuch: Ein von Schatten begrenzter Raum , Emine Sevgi Özdamar, Suhrkamp, 41 Franken. Özdamars poetischer wie scharfsinniger Roman ist ein Blick auf Europa und gleichzeitig ein Klagegesang auf die Opfer politischer Unterdrückung. Als Schauspielerin flüchtet die Türkin in den 1970er-Jahren nach Berlin und Paris, findet ihre Heimat aber nicht in diesen Städten, sondern in den Menschen um sie herum. Zu Recht wurde Özdamar dieses Jahr mit dem Büchnerpreis ausgezeichnet. 6 Sachbuch: Wir werden Grosseltern, Silke Geercken, DK Verlag, 25 Franken. Wie sehe ich meine Rolle als Oma oder Opa? Wie stark will ich mich engagieren? Was hat sich bei Babypflege, Babyschlaf, Ernährung verändert? Wie kann ich meine Enkel fördern und mögliche Konflikte konstruktiv lösen? Dieser Ratgeber liefert wertvollen Rat und Denkanstösse.

Ausgewählt von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster und der Redaktion. doppelpunkt-uster.ch

~ Service ~ LESEN 77 # 05 ~ 2022
2 3 4 5 6

Kinderrätsel

Sudoku

Schwierigkeit: mittel

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Blätter, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25. November 2022.

gewinnen gibt es eine von drei

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

Schwierigkeit: schwer

So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Lösungen

Die Luftaufnahme auf Seite 17 zeigt Bremgarten Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

~ Service ~ RÄTSEL78 # 05 ~ 2022
Zu
Schachteln Colour Pencils Black Edition. 1 32 4 5 6 87 9 10 11 12 13 14 15 16 1171829 0 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 439 0 41 42 43 44 45 46 447 8 49 50 5 0 Conceptis Puzzle s 0501000062 0

Gewinnen

4 Per Definition kein Wachraum. 13 Ersetzt Besen und Schüfeli. 14 Die körperliche und die seelische tut uns gut. 16 Damit Ginette besser sieht. 17 Steht in Bulle im 4 waagr. 18 Seine Stärke wird auf der Richter-Skala angegeben. 21 Erziehungshilfe. 22 ... sag ichs meinem Kinde? 23 Dorf in der Magliasina ist auch rein ebenda. 24 So beginnt Kleid, das fast keines ist. 25 Ge schoss, das seinen Namen von einer Frucht hat. 27 Kurzer, vokalloser Anton. 28 Eine Art Art. 30 …falten, Ehe… 31 della Casa oder Tetzner. 33 Auch Hechtbarsch genannt. 34 Kurzer Teil der Betriebswirtschaft. 35 Taurus. 37 Brüllt in England und Frankreich. 38 Vom Unglück bleiben nur die Vokale. 39 Grossfrüchtige Moosbeere. 40 Macht Ale zum Endspiel.

1 Macht am Valentinstag grossen Umsatz. 2 Befinden sich ausserhalb. 3 Diese Schriften sind keine Literatur. 5 Kopf und Schwanz der englischen Rübe. 6 Solche Nüsse sind schwer zu knacken. 7 Irrsinn, aber nicht lustig. 8 Schlechter Alk ohne Vokale. 9 …laterne, …wort, …kiste. 10 Englischer Monat ist auch Mädchenname. 11 Nano…, Peri… 12 Schieber bei der Velofahrt. 13 Steht in der besseren Stube. 15 Bäume aus Beine. 19 Diese Revolution ist nicht blutig, aber vier fehlt. 20 Retour à la …

Ihre Büchse enthält Übel. 26 Arbeit auf so benötigt Flexibilität.

In der griechischen Mythologie die personifizierte Erde.

Vereinen anderswo aus Urin. 32 Macht ich zur Linie. 36 Macht Ko zum Behälter.

Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit

Postadresse

E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch

der

Grosseltern-Magazin,

5400 Baden.

79 ~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL # 05 ~ 2022
23
28
29
Das
Ihrer
per
oder via Post an
Kronengasse 4,
Einsendeschluss ist
25. November 2022. Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 4/22 finden Sie auf Seite 81. waagrecht senkrecht Angestellter im Dentallabor ? 3 20 34 11 2 16 8 9 10 19 23 25 37 26 29 30 38 40 14 4 15 5 6 17 18 21 24 27 35 39 1 7 22 13 3231 28 36 33 12
Sie UND«GLOBINE VÖGEL»DIEGlobine erlebt ein neues Abenteuer: Wir verlosen drei Bücher im Wert von je 24.90 Franken. Lösung j, y= i -
11 Ausgaben für nur 35.–! Schweizer Rätsel auf über 40 Seiten! Sudokus und vieles mehr! Rätsel-KönigProfi-Kombi Tolle Preise Jahresgewinn! Kreuzworträtsel Jetzt profitieren: GlücksPost SuperRätsel-Abonnement plus grosser

VorschauImpressum

75. Ausgabe

05/2022

Erscheinungsweise

6-mal im Jahr

Auflage

12 000 Exemplare (reduzierte Auflage)

Preise

EINZELPREIS

CHF 12.–

JAHRESABO

CHF 65.– (6 Ausgaben)

2-JAHRES-ABO CHF 125.– (12 Ausgaben)

PROBEABO

CHF 25.– (3 Ausgaben)

JAHRESABO EUROPA

CHF 80.– (6 Ausgaben)

Copyright

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unver langte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Herausgeberin

3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch

Druck & Vertrieb

AVD GOLDACH AG avd.ch

Verlag

3G MEDIA GMBH grosseltern-magazin.ch

Verleger

DOMINIK ACHERMANN

Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77

GERALDINE CAPAUL –CAP

Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch

Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Sabine Born, Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Ruth Fries, Ilona Herzog, François Höpflinger, Andrea Kalt, Carole Lüscher, Brigitt Maag, Barbara Maurer, Klaus Petrus, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Diana Wick Rossi, Eli Wilhelm, Juli Zehnder

Layout

IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch

Fotografie

Mirjam Graf, Martina Meier, Klaus Petrus, Marco Scharf

Illustrationen Regina Hügli, Irene Meier, Marie-Anne Spross

Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald

Verkauf & Vermarktung

DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch

STEFAN HOSTETTLER +41 79 79 79 410 grosseltern-magazin@1to1media.ch

Abonnemente

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Wir bekennen uns zu Werbung

Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig und eine Bereicherung. So können wir professionell und unabhängig Inhalte erarbeiten. Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

am 2. Dezember

WAS WOLLEN WIR SPIELEN?

Gesellschafts- oder Rollenspiele, Lego oder Klötze: ein Dossier rund ums Spielen. Mit Ideen und Inputs für jedes Alter. Und warum es wichtig ist. Auch für die Grossen.

ENKEL IM AUSLAND

Wie es ist, wenn die Enkelkinder nicht eine Zugstunde, sondern vielleicht mehrere Flugstunden entfernt leben. Erfahrungsberichte von Grosseltern, die ihren Enkeln trotz der Distanz nahe sind.

HALLO BABY

Innig, intensiv, intim: Wir durften eine Familie im Wochenbett begleiten. Eine Fotogeschichte mit vielen Emotionen.

~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU 81 # 05 ~ 2022
~ #04/2022 ~ DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 4 Tagesausflug 12 Energiesparen 15 Linie 17 Obergoms 18 Ekel 19 Lena 20 Elua 21 Park 22 Birs 23 Droege 25 Tae 26 Aser 28 APG 29 Seb 30 Attila 33 leu 35 Liebe 37 Naiv 38 ALF 39 Staefa 41 Cool 42 Arte 43 Truhe 45 Akne 46 Amie 47 Zinn senkrecht 1 Panikattacke 2 HSG 3 Essensreste 4 Tele 5 Generation 6 Aioli 7 Uebereifrig 8 Lagerplatz 9 Urologie 10 Gemuese 11 Ansage 13 Rilke 14 Prada 16 Elba 21 Planta 24 Ebene 27 Salam 31 Ivo 32 Lala 34 Uten 36 Bahn 40 Fun 44 Ri Lösungswort Handlauf
#06/2022 Erscheint
EinArtikelin Zusammenarbeit 11 Foto: Marco Scharf

Familienresilienz –Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten

Gegenwärtig folgt eine Krise auf die andere. Nach der Pandemie kam es in Europa wie der zum Krieg. Inflation und Energieängs te, kombiniert mit Klimawandel, verunsichern wei ter. Die Bewältigung solcher Krisen hängt eng mit der Widerstandsfähigkeit (Resilienz) einer Gesell schaft, einer Familie oder einer Person zusammen; das heisst mit der Fähigkeit, belastende Lebensum stände zu meistern und mit ne gativen Ereignissen konstruktiv umzugehen. Resiliente Familien können schwierige Situationen besser bewältigen als Familien mit geringer Resilienz. Im Allgemeinen sind Familien resilienter, die zwei grundlegen de Merkmale kombinieren: Ei nerseits sind sie insofern solida risch, als dass Familienmitglieder einander in Notsituationen prak tisch und moralisch unterstützen. Andererseits sind sie auch offen, ausserfamiliale Unterstützung (durch Fachleute) zu akzeptieren, um Familienmitglieder nicht zu überfordern.

FRANÇOIS HÖPFLINGER (70)

ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

Wichtiger Einflussfaktor für eine resiliente Entwick lung speziell von Kindern und Jugendlichen ist die Erfahrung stabiler, unterstützender und haltgeben der Familienbeziehungen. Bezugspersonen in Fami lien sollten idealerweise:

• konstant verfügbar sein und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln,

• feinfühlig auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder eingehen,

• wertschätzend sein, Vertrauen und Unterstützung bieten und damit Selbstvertrauen stärken,

• herausfordernde, jedoch bewältigbare Anforderungen stellen.

Bedeutsam ist auch eine optimistische Grundhal tung, die Probleme als Lernchancen begreift und nicht als «Heimtücke des Schicksals» oder als Beleg für die Aussichtslosigkeit eigener Anstrengungen. Für Anpassungen an neue Umstände (wie Pande mie, Energieengpässe) oder an den gesellschaftlichen Wandel ist eine flexible Gestaltung der Eltern-Kind-Beziehungen wich tig (und das gilt auch für Enkel kind-Grosseltern-Beziehungen). Starre Regeln und Beharren auf früheren Erfahrungen können sich in Veränderungssituationen oder unvorhergesehenen Belas tungen negativ auswirken. Gross eltern beispielsweise haben ihr Verhalten und ihre «Ratschläge» dem Alter der Enkelkinder anzu passen. Spiele und Sprüche, die von Kindern geschätzt wurden, sind für Teenager ungeeignet. Re siliente familiale Netzwerke sind nicht patriarchal organisiert, sondern Familien, wo auch die jüngsten Generationen (Enkelkinder) ihre Sicht und Interessen einbringen können.

In Krisenzeiten können Familien allerdings nicht alles selbst bewältigen. Neben einer niederschwel ligen Unterstützung einkommensschwacher Familien ist eine gemeinschaftliche Einbettung zentral, sei es durch gute Kontakte zu Nachbar:innen oder anderen Familien. Sozial organisierte Prozesse der Nachbarschaft, ein guter sozialer Zusammenhalt von Jung und Alt sowie hohe Partizipationsmöglichkeiten in lokalen Vereinen verstärken eine krisenresiliente Entwicklung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familien.

~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT # 05 ~ 2022 82

Geht es Marc gut, geht es uns allen gut.

Und damit das so bleibt, begleiten wir Marc, seine Familie und all unsere Versicherten ein ganzes Leben lang.

TOYOTA COROLLA CROSS

DAS MEISTVERKAUFTE AUTO DER WELT JETZT ALS 4x4-HYBRID-SUV

Der Corolla Cross hat alles, was eine Familie braucht. Ob kleine Besorgungen oder grosse Ferien: Im Corolla Cross, dem 2,0-l-Hybrid-SUV mit dem optionalen, intelligenten Allrad antrieb AWD-i, sind Sie sicher aufgehoben und mit der Welt vernetzt.

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