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Hans ten Doornkaat: Bücher zum Klimawandel

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Wie viel wärmer ist 1 Grad?

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Dass Themen der engagierten Jugendlichen rasch aufgegriffen werden, hat nicht nur mit kinderliterarischer Offenheit zu tun. Das Sachbuchangebot für Kinder ist längst auch Teil marktorientierter Buchprogramme. Was da in den letzten Monaten an Greta-Biografien aus dem Boden gestampft wurde, ärgert mich mehr, als es mich freut. Zudem repetieren unzählige Bücher im Stil von «Was du tun kannst für das Klima» die immer gleichen Tipps. Die sind zwar mentalitätsmässig wichtig. Aber was ist das für eine Erziehung, wel

Würden alle so leben wie die Menschen in Mitteleuropa, bräuchte man mehrere Planeten. Denn regelmäßig zu fliegen, Lebensmittel in Supermärkten zu kaufen, oft neue Kleidung zu tragen oder täglich Fleisch zu essen, verbraucht mehr, als die Erde geben kann. Hitze, Starkregen und Stürme können Straßen und Häuser beschädigen. Die Reparaturen kosten viel Geld. Deshalb versucht man, diesen Schäden vorzubeugen, zum Beispiel, indem man neue Abwassersysteme baut. Noch besser ist, man belässt Landschaften so natürlich wie möglich. Erwachsene wünschen sich die Kindheit als politikfreien Raum. Dieser Wunsch erlebt in den Schülerdemos Fridays for Future eine irritierende Gegenposition. Kinderbücher greifen diesen Trend auf. Aber nur eines überzeugt unseren Autor. che die Aufgaben einfach der jüngeren Generation aufbürdet? EIN Buch unter vielen hat mich dennoch überzeugt: Fakten und Zusammenhänge zum Klimawandel werden in «Wie viel wärmer ist 1 Grad? Was beim Klimawandel passiert» in leicht verständlicher Sprache und mit klärenden Illustrationen erläutert. Man kann die Einzelthemen wie in einem Magazin herauspicken und es gut zu zweit anschauen und lesen. Kristina Scharmacher-Schreiber erklärt gleich zu Beginn den Unterschied zwischen Klima und Wetter; sie erläutert die Wirkung der Sonnenstrahlung, die parallele Entwicklung von Trockenheit und Hochwasser in verschiedenen Regionen, und sie schaut auch immer wieder auf unser Verhalten im Alltag. Die Illustratorin

89 Stephanie Marian zeichnet überlegt lebensnahe Situationen, integriert Textfragen in die Szenen und zeigt – farblich freundlich, aber inhaltlich entschieden – Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten, jedoch nicht plump ratgeberhaft. Der Altershinweis «ab 8 Jahren» gehört zum Lesetipp. Aber Hand aufs Herz: Wie viel wissen wir Erwachsenen? Und vor allem, sind wir bereit, unser «Wissen» zu revidieren? Sie werden staunen, wie viel alle Generationen lernen können bei der gemeinsamen Lektüre. •

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HANS TEN DOORNKAAT (66) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugendliche gesammelt; er ist als Verlagslektor, Literaturkritiker, Kursleiter und Dozent für Illustrationsgeschichte tätig.

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