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Zum Bösen Weibl
from Bergwelten Osttirol
by Griassdi.com
Vom Lucknerhaus aufs Böse Weibl (Bildmitte, mit dem Kreuz auf dem Gipfel) – Aufstieg über die Nordseite.
Unterwegs zum Bösen Weibl

Wild, einsam – und wunderschön. Eine Tour zum Balkon der Alpen, mit Hüttenzauber, Gröstl und ein, zwei Stamperln Pregler.
Text: Marlies Cerny
Auf dem Sattel
Der südseitige Aufstieg erfolgt über die Lesachalm. Hier sind wir auf dem Tschadinsattel. Im Hintergrund ist die Schobergruppe zu sehen.

Katrin aus Kals genießt die Ruhe in den Weiten des Lesachtals.
N

Nicht nur die Kärntner, auch die Kalser in Osttirol haben ein „Lesachtål“. Von dem bekommen die wenigsten Gipfelstürmer in Kals am Großglockner etwas mit. Denn die meisten wollen dort höher hinaus, so hoch, wie es sonst nirgends in Österreich geht, auf 3.798 Meter. Mir ging es stets ähnlich. Eine leichte Form von Bergblindheit?
Diesmal schauen wir aber über den ersten Talausgang des berühmten Bergdorfs in Osttirol nicht hinweg, wir folgen ihm.
Eine Stunde geht es einwärts, auf einer Forststraße den Lesachbach entlang, bis in wilder Umgebung eine Handvoll Hütten auftauchen und wenige Schritte danach noch ein paar.
In einer einzigen brennt Licht, in der Staller Alm. Als Christian Riepler die Küchentür öffnet, steigt der Geruch frischer Kaspressknödel in unsere Nasen. Wir treten ein in die warme Stube, der dunkle Holzboden knarrt. Die Gelassenheit hat 1.968 Meter über dem Meer und 1.830 Meter unter dem GlocknerGipfel einen Rückzugsort gefunden.
Das Feuer knistert im Ofen, darauf brodelt die Rindsuppe. Christian Riepler ist dankenswerterweise nachmittags vorausgegangen, um die unbewirtschaftete Almhütte auf Betriebstemperatur zu bringen. In der Stube gelingt ihm das herzerwärmend. Der Bergführer aus Kals ist gebürtiger Osttiroler und gelernter Koch: Er begrüßt uns mit einem Stamperl Pregler, einem Obstler, Marke Osttirol, aus separat gebrannten Äpfeln und Birnen. Hat der Volksmund recht, dann gibt der Pregler Kraft und Lebensfreude, schützt vor bösen Geistern und Langeweile, fördert die Verdauung, steigert das Lebensgefühl und so manches andere auch. Christian schickt zum besseren Verständnis vor dem ersten Nippen voraus: Die Kalser sprechen mit ihrem sonderbaren Dialekt in vielen Wörtern das „A“ als „E“ aus, ein „O“ wird oft zum



Herrliches Hüttenleben
Ein Prost mit ein paar Stamperln Pregler – er löst die Zunge, klärt aber nicht alle Fragen. Oben: Blättern im Liederbuch. Immer noch aktuelles Motto: „Wohlauf die Luft geht frisch und rein … “
„Ö“. Da wird die Wand zur Wend und das Tanzen zum Tenzen. Verstanden?
Unsere Hütte, die Staller Alm, können Gäste im Sommer mieten – allerdings nur inklusive Bergführer und Koch. Ein uriger Luxus. „Es ist eine brutal wilde Gegend und skitechnisch anspruchsvoll“, sagt unser Bergführer Matthias Wurzer. Der Star in der Manege ist aber nicht der Großglockner, sondern es sind Glödis, Ganot und Hochschober. Diese Gipfel setzen dem Talkessel mit ihren scharfen Graten oberhalb der Dreitausendermarke eine Krone auf.
Sonne als Versprechen
Was wir morgen vorhätten, sei die gemäßigtste Tour in dieser Gegend, schickt unser Bergführer voraus. Klingen tut’s, als wär’s die wildeste: Auf das Böse Weibl wollen wir.
Mit seinem feministisch fragwürdigen Namen steht der 3.119 Meter hohe Berg nicht allein da. So heißen in Tirol einige wenige Gipfel, die als Wetterwinkel immer wieder Anziehungspunkt für böse Unwetter waren. Warum nicht „Böses Mandl“? Immerhin heißt es ja auch der Blitz, der Donner, der Wolkenbruch, der Wind. Das können wir auch beim zweiten Stamperl Pregler nicht klären.
Uns wird für morgen die Sonne versprochen. Damit wir noch besser gestärkt sind, brutzelt ein Tiroler Gröstl in der großen Pfanne. Wir sitzen um einen von zwei Holztischen in der guten Stube der Staller Hütte, aus dem Fenster leuchtet bald nur noch Kerzenschein. >
Stilles Vergnügen

Die Abfahrt führt über unberührte Hänge, wo man die Ski laufen lassen kann. Im Hintergrund die Nordwand des Dreitausenders Ganot.

Kräftige Brotzeit
Bergführer Matthias Wurzer genießt eine Stärkung auf der Staller Alm.
Rechts: Zum Frühstück ist der Tisch mit Bauernbrot, Biobutter und anderen Köstlichkeiten gedeckt.

Die Staller Alm gehört Alois Holaus, zu Hause ist er am Stallerhof in Lesach. Er ist Bergführer, der älteste der Kalser Führungsebene. Wer Hüttencharme in einer verborgenen Winterwelt erleben will und nicht den Komfort eines Hotels sucht, der wird hier glückliche Tage verbringen.
Zum Frühstück haben wir uns den Apfelstrudel aufgehoben. Wir wandern gähnend in das Tal hinein. Dort, wo im Sommer vierzig Kühe und zweihundert Schafe weiden, scheint uns die Sonne ins Gesicht. Mit einem breiten Grinsen lassen wir unsere Ski in den Nationalpark Hohe Tauern gleiten. „Hier ist nur Natur. Keine Hütte, du bist weit und breit allein“, sagt Katrin Polentz aus Kals, die uns heute begleitet, und strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Vor uns werden linker Hand immer mehr Zacken der Krone sichtbar.
Am Balkon der Alpen
Talauswärts öffnet sich ein Weitblick über die Granatspitzgruppe hinweg. Weil es hier so schön ist, beschließen wir, unsere Gruppe zu teilen. Die einen genießen die Ruhezone, die anderen mit Matthias ein Blitzdate mit dem Bösen Weibl.
Ein Aufschwung in spitzen Kehren, schon peitscht uns der Wind heftig um die Ohren – ein bisschen böse darf’s doch sein, das Weibl. Wir stehen am Balkon der Alpen. Der Großglockner hätte die ganze Bühne für sich. Aber im Wolkenkleid bleibt sein Auftritt kurz. Und auch wir sind wieder schnell weg.
Matthias Wurzer fährt voraus. Große Abstecher lassen wir heute aus, immerhin wartet bereits eine Speckjause auf uns. Die schmeckt nach dem Ausflug über die Dreitausendergrenze und der freudigen Abfahrt bis direkt vor die Hüttentür besonders gut.
Und teilen müssen wir hier auch mit niemandem – weder die Butter noch den Firn.
Naturverbunden und sportbegeistert, so präsentiert sich das Wanderhotel Taurerwirt in Kals. Gerne begleitet die Familie die Gäste als Wander- und Naturführer zu einzigartigen Wanderungen und Touren in den Nationalpark Hohe Tauern. Auch im Haus selbst steht die Natur im Mittelpunkt, Umweltbewusstsein und Regionalität liegt allen am Herzen: Küchenchef Sigi verwöhnt die Gäste mit Kalser Wild, Fleisch und Milchprodukten von Kalser Bauern und anderen regionalen Produkten. Der „GlocknerSpa“ lädt zur Erholung ein. Verschiedene Saunen, Ruheräume, Massagen und Kosmetikanwendungen sind Wohltaten für Körper und Seele. Bei so viel Entspannung können die Gäste nach geführten Schneeschuhwanderungen „schlafen wie die Murmeltiere“. Die Lage des Taurerwirts am Ende des Tales garantiert Ruhe und Entschleunigung.
Kals am Großglockner | Nationalparkregion
Wanderhotel Taurerwirt ★★★★
Burg 12, A-9981 Kals am Großglockner Tel. +43.4876.8226, info@taurerwirt.at www.taurerwirt.at TOP WINTER ANGEBOT


Großglockner – „Skitour Pur“-Woche
20. bis 27. März 2021
• 7 Nächte • Taurerwirt-Verwöhnpension • Wohlfühlen im „GlocknerSpa“ • Eine wohltuende Bergsteigermassage • 4 – 5 Skitouren mit den Kalser Bergführern
ab 1.360,- Euro pro Person
Hotel - Gasthof
Angebot Dolomitenschnuppern:

• 3 Übernachtungen im Doppelzimmer • Begrüßungsschnapserl • Reichhaltiges Osttiroler Frühstück • 3 x 3-Gang Genuss-Wahlmenü mit Salat am Abend • 3 Tage Skipass SKI-HIT Osttirol & Mölltaler Gletscher • Gribelehof Inklusivleistungen • Benützung der Kombisauna (Finn- und Kräuterdampf) • Infrarotwärmekabine • W-LAN im Hotelbereich • Bademantel für die Dauer des Aufenthaltes im Zimmer • Parkplatz vor dem Hotel • Rodelverleih / Skibus im Lienzer Talboden 3 Nächte ab € 317 pro Person
Gastfreundschaft, Tradition & Gemütlichkeit
Einzigartige, ruhige Panoramalage oberhalb von Lienz Faszinierend im Winter Ausgangspunkt für Winter-Erlebnisse

Skifahren in den Lienzer Dolomiten Skitouren am Hausberg Schneeschuhwanderungen direkte Liftnähe zum Skigebiet Hochstein Winterwandern vom Hotel auf den Berg
SKI IN SKI OUT



Wo Spitzenkehren Spaß machen – und Traumabfahrten warten
Zum Figerhorn
Von der Kalser Glocknerstraße folgt man einem Forstweg bis zu den Greiwiesen. Auch gemütliche Geher und Einsteiger werden mit dieser Tour ihre Freude haben – zumindest bis unterhalb der Gipfelflanke. Erst geht man den Weg über der Waldgrenze einen Bergrücken entlang, um nach knapp zwei Stunden unter dem steilen Schlusshang (35 Grad) zu stehen. Wer diesen in Spitzkehren meistert, der wird mit einem Glockner-Blick aus der ersten Reihe belohnt. Start: Kalser Glocknerstraße Länge: 3,5 km Zeit: 2,5 h Höhenunterschied: 889 m
Zur Glorer Hütte
Zwei bis zweieinhalb Stunden dauert der Anstieg vom Lucknerhaus. Man folgt einem Forstweg, der in mehreren Kehren an Höhe gewinnt. Nach einer Unterstandshütte geht es über breite und nur mäßig steile Hänge taleinwärts und nach einem kleinen Sattel über den großen Boden zur Glorer Hütte. Der Tee und die Kost sind selbst mitzubringen – im Winter ist die Hütte nämlich nicht bewirtschaftet. Start: Lucknerhaus Länge: 4 km Zeit: 2,5 h Höhenunterschied: 735 m
Hoch Tirol
Die „Hoch Tirol“ führt vom Südtiroler Ahrntal über den Großvenediger bis zum Großglockner. Geschlafen wird auf Hütten und Gasthöfen. Die Transversale ist eine Mission für Routiniers mit Topkondition, die Route führt teilweise über Gletscher. Wer sich hier nicht völlig sicher ist, vertraut sich einem Bergführer an. Start in Osttirol: EssenerRostocker-Hütte Länge: 140 km Zeit: 6 Tage Höhenunterschied: 18.000 m
Almerhorn
In der Sonnseite des Staller Sattels, am Eingang in die Rieserfernergruppe, erhebt sich die schroffe Pyramide des Almerhorns. Der Gipfel ist über die westseitig gelegene steile Jägerscharte (2.939 m) leicht ersteigbar und gilt als beliebtes Tourenziel unter fortgeschrittenen Skitourengehern. Vor allem die nordseitige Abfahrt vom Almerhorn ins Patschertal gehört zu den besonderen Skitourenzuckerln. Sie erfordert Ortskenntnis und darf nur bei sicheren Schneeverhältnissen angegangen werden. Start: Staller Sattel Länge: 3,6 km Zeit: 3 h Höhenunterschied: 984 m
Rotes Kinkele
Das Rote Kinkele steht meist ganz oben auf dem Villgrater SkitourenWunschzettel, hat es doch für jeden etwas zu bieten: einen langen Forstweg, eine schöne Alm mit Kapelle, Mulden, Steilhänge und zu guter Letzt einen aussichtsreichen Gipfelgrat mit Tiefblick zu einsamen Bergseen. Der kurze abschließende Nordgrat stellt kein Problem dar und lässt sich bei genügend Schnee mit den Skiern begehen. Die Abfahrt ist über den Sommerweg zu empfehlen. Start: Innervillgraten, Schettlet Länge: 5,8 km Zeit: 3,5 h Höhenunterschied: 1.000 m
Hochgasser
Ausgangspunkt der Tour auf den Hochgasser (2.922 m) ist das Südportal (1.600 m). Wie bei der Skitour zur Amertaler Höhe folgen wir dem neu errichteten Forstweg oberhalb
Unterwegs auf dem Zettersfeld – mit herrlicher Aussicht auf die Lienzer Dolomiten und den Lienzer Talboden.

Auf dem Ködnitzkees unterwegs zum Großglockner – übrigens auch die letzte Etappe der „Hoch Tirol“-Tour.

der Parkplätze, der uns durch den Waldgürtel in freies Gelände bringt. Über Grünseehütte und Messlingscharte führt die Spur zum höchsten Punkt mit seiner nahezu senkrecht ins Amertal abbrechenden Nordwand. Abfahrt entlang der Aufstiegsspur. Start: Matreier Tauernhaus Länge: 4,5 km Zeit: 4 h Höhenunterschied: 1.240 m

Ödkarscharte
Die Skitour findet ihren Ausgangspunkt beim Gasthof Kreithof und erreicht die Dolomitenhütte (1.616 m) am Eingang ins Laserz über die von der Rodelbahn begleitete Skiabfahrt. In Folge empfiehlt es sich, die Abkürzungen in Richtung Marcherstein weiterzubenützen. Hier ist die Karlsbader Hütte zum ersten Mal ersichtlich. Bei günstigen Verhältnissen eröffnen sich dem Skitourengeher mehrere Möglichkeiten, sich zu verausgaben. Gute Spitzkehrentechnik und Lawinenkenntnisse notwendig. Start: Tristach, Kreithof Länge: 7,6 km Zeit: 4,5 h Höhenunterschied: 1.550 m
Kreuzspitze
Am Weg nach Innervillgraten sticht dem Skitourengeher schon von weitem die Kreuzspitze mit ihren steilen Flanken ins Auge. Sie ist wohl eines der beliebtesten Tourenziele im Villgratental und wird bei entsprechenden Verhältnissen den ganzen Winter über bestiegen. Abfahrt über schöne Rinnen und Mulden – meist mit guten Schneeverhältnissen. Start: Innervillgraten, Kalkstein Länge: 4,7 km Zeit: 3 h Höhenunterschied: 1.000 m
Öfenspitze
Die Öfenspitze zählt zu den steileren Skitouren am Karnischen Kamm und sollte aufgrund der Nähe zum Talort nicht unterschätzt werden. Ausgangspunkt ist die kleine Fraktion Rauchenbach. Die Schneeverhältnisse müssen für das Befahren der Gipfelhänge passen, da diese vor allem nach Schlechtwetterperioden mit trügerischem Triebschnee gefüllt sind. Start: Kartitsch, Rauchenbach Länge: 4 km Zeit: 2,5 h Höhenunterschied: 820 m
Bergwelten-Tipp: Das Skitourenfestival
Treff für Touren-Freunde. Das Austria Skitourenfestival bringt Experten und Hobbysportler zusammen. Ziel ist es, nicht nur zu vermitteln, wie viel Freude das Tourengehen bereitet, sondern auch über Sicherheitsvorkehrungen zu informieren – in Theorie und Praxis: mit Vorträgen und Filmen, aber auch bei Touren mit Berg und Skiführern. Bitte aktuelle Infos beachten: austria-skitourenfestival.at