Greenmobility Magazin

1 / 2010

Sind wir reif für

Mit Stil in die Zukunft

GreenCars?

Grosser

E-BikeTest

GREENmobility.li

elektroautos

hybridCars

GREEN mobility

Die grünsten

Green life

E-Bikes

Städte

D € 6,80 A € 7,15 B € 7,60 Lux € 7,60 CH CHF 13.-

E-Bikeboard zu gewinnen!

GREEN inhalt

012

026

INHALT

084

– 01/10

GreenCars

008

010 Das Auto neu erfinden!

012 High Voltage – Fisker und Tesla

Titelstory

008

008 Im Gespräch mit Karl Nestmeier – Was uns die Elektroautos wirklich bringen

016 Grossdiscounter Migros bewegt

018 Klein aber Oho – CityEL, Reva, Startlab, Twike, Tazzari 022 Mobilitätswandel – Sind die Asiaten noch einzuholen?

024 White Paper zur Elektromobilität

GreenCars

032 E-Modelle in Entwicklung – von Audi bis Subaru

Aktuell verfügbare und angekündigte E-Modelle und

026 Fahren wir bald mit Wasserstoff?

040 Hybrid – ein Antrieb macht Karriere

044 Hybridmodelle – von BMW bis Peugeot

002 | GREENmobility

025

025 Überblick Green Cars Hybridautomobile 2010-2012

032

048

070

GreenBikes 048 Schicke Stromer – Trendvehikel Pedelec 052 E-Bike Testberichte – 10 ausgewählte

Qualitäts-E-Bikes unter der Lupe

062 Handmade by Koga

064 Hase – die Fahrradpioniere 066 BionX Power-Baukasten

068 Flyer – Schweizer Überflieger 070 PG Bikes – die Easy Rider

072 Giant – Gigant auf leisen Sohlen

048

GreenTravel

080 Von Schiffpedaleuren und Dschingis-Khan-Bikern

GreenLife

082

082 Nachhaltigkeit im Alltag

084 Grüne Städte im 1. europäischen Vergleich

088 Deutschland & Elektromobilität – BeMobility und

Interview mit Staatssekretär Scheurle

GreenNetwork

092

092 eCarTec: E-Mobilität in Europa, Mobilitätsakademie,

074 Kalkhoff – Made in Germany

076 Akku-Wissen und Reichweiten

Gewinnspiel

074 So testete GreenMobility

080

Bundesverband eMobilität, CleanEnergy Project

095

095 E-Bikeboard im Wert von € 3000 zu gewinnen

Impressum, Vorschau

096

GREENmobility | 003

GREEN news

KOGA

d

Individuell „Koga Signature“ bietet ungeahnte Möglichkeiten zur Individualität.

Die Rahmen dieser Serie können nach Kundenwunsch aufgebaut und mit exklusiven Komponenten ausgestattet werden. Dem Kunden PLANET SOLAR

wird mit Koga „Signature“ ermög-

c

licht, sich - ohne Fahrradspezialist zu sein - sein Traumfahrrad zu

Auf zu neuen Horizonten!

Hause über eine speziell entwiPlanetSolar, das erste Solarboot, welches

Automatik- oder Quarzwerk, Saphirglas,

ckelte Website oder beim Händler

die Welt umrunden wird, feierte in Ham-

Metall- oder PU-Band ausgestattet. Eine

mittels einer Touch-Screen-Appli-

burg am internationalen Hafenfest im Mai

auf 100 Stück limitierte Edition stellt das

kation zusammenzustellen. Wäh-

2010 sein Debut unter Hundertausenden

Herzstück der Kollektion dar und ist ab

rend man sein Fahrrad, Rennrad,

von Zuschauern. Der 31 m lange Solarka-

Herbst im Fachhandel verfügbar.

Trekking- oder Reiserad so zusammenstellt, erhält man laufend

tamaran mit der revolutionären Fortbewegungstechnik hatte seine Jungfernfahrt von Kiel nach Hamburg zuvor perfekt gemeistert. Das Deck besteht aus 825 Solarmodulen mit 38.000 Photovoltaikzellen, die über Lithium-Ionen-Akkus vier Elektromotoren mit bis zu 236 PS antreiben.

Festina-Candino Watch AG Faubourg du Jura 44 CH-2501 Biel-Bienne Schweiz Tel. +41 (0)32 344 28 28 www.candino.com www.planetsolar.org

Informationen zur Fahrradcharakteristik. Letztendlich kann sogar noch ein selbst gewählter Text auf dem Rahmen verewigt werden.

Obwohl der Kunde auf diese Weise zu einer fundierten Entscheidung

Es ist das weltweit größte solargetriebene

gelangt, muss er die Bestellung

Wasserfahrzeug.

über den Koga-Händler tätigen,

Für April 2011 planen Skipper Raphaël

der als Fachmann die letzte Ins-

Do­mjan, ein Schweizer Bergführer und

tanz bleibt.

Rettungsspezialist, und Steuermann

www.koga.com

und Co-Skipper Gérard d'Aboville, ein französischer Abenteurer, die Weltumrundung von Ost nach West. Sie soll mit einer Geschwindigkeit von 14 km/h rund 160 Tage dauern.

Einer der beiden Hauptsponsoren des Projektes ist Candino, eine bekannte Schweizer Uhrenmarke, die international tätig ist. Mit einer neuen Strategieausrichtung und einem innovativen Sponsoringengagement, präsentiert sich Candino mit einem frischen Auftritt.

Im Zuge dessen wurde, neben vielen weiteren Neuheiten, die Uhrenkollektion „PlanetSolar“ in Schweizer Top-Qualität entwickelt. Elemente der Solarzellen, des Wassers und der Dynamik erinnern an das einzigartige Abenteuer. Jede Uhr ist mit

004 | GREENmobility

GIANT

d

Weiblich Wie muss ein Bike für die Frau aussehen? Mit dieser Frage machte sich Giant weltweit auf die Runde. Heraus kam das MIO! Es soll wie kein anderes City-Rad den Trend zum „Simple Lifestyle“ verkörpern – zum Prinzip, durch Innovationen unser Leben zu vereinfachen. Technische Raffinessen sind schön verpackt in elegante, puristische Formen. Griffe, Pedale und Sattel sind ergonomisch so konzipiert, dass auch längere Fahrten ohne lästige Verspannungen im Nacken möglich sind.

Leichtigkeit trifft auf Komfort, so das Designer-Motto. Die cremefarbenen Schwalbe Big Apple Reifen sind dabei nicht nur stylisch und kontrastieren mit einem türkisblauen Rahmen, sie sind auch sehr komfortabel. Die NexusSchaltung von Shimano nimmt mit BIKEBOARD INTERNATIONAL

ihren acht Gängen auch steilere

c

Anstiege ganz locker. Und vor allem: das integrierte Spiralka-

Cooles E-Bikeboard

belschloss ermöglicht Ab- und Die elektrisch angetriebenen dreirädrigen E-Bikeboards der Firma Bikeboard International stellen eine völlig neue Synthese aus Spaß, Umweltfreundlichkeit, Sparsamkeit und Sicherheit dar.

Die Fahrzeuge sind modular aufgebaut –

Infos: www.bikeboard.com Deutschlandvertretung: OrangeBikeConcept GmbH Ingenieurbüro für Elektro-Mobilität Neureuter Str. 55, D-76185 Karlsruhe Tel. +49 (0)721 – 915 901-86 www.orangebc.com

Aufschließen im Handumdrehen und es bleibt mehr Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens! Zum Beispiel Shopping. Das Resultat lässt sich gut in Seitentaschen oder dem fertigen Korb auf dem Gepäckträger untebringen. Ab

die Basis bildet ein stabiler Aluminiumrah-

Herbst 2010 im GIANT-Fachhandel

men mit einer Zuladung bis 150 kg, der

erhältlich.

mit seinem Faltmechanismus dafür sorgt,

www.giant-bicycles.com

dass es leicht und platzsparend transportiert und gelagert werden kann. Durch die abnehmbaren und abschliessbaren LiPo Akkus und die mitnehmbaren Ladegeräte kann man Energie an jeder beliebigen Haushaltssteckdose nachladen.

Das sparsame Konzeptfahrzeug kann individuell an die Wünsche angepasst werden – vom trendigen Fun Bike mit einzigartigem Carving–Kurvenspass über ein sicheres Seniorenmobil bis hin zum Einsatz als Lastfahrzeug in Industriehallen oder zum Golf-Caddy (Wettbewerb Seite 95).

GREENmobility | 005

GREEN news

SHANGHAI – PARIS 100% ELEKTRISCH

c

Ausdauernd Wer glaubt, Elektroautos seien nur etwas für Kurzstrecken, muss umdenken. Ein französisches Lehrerpaar, Géraldine

d

Gabin und Xavier Chevrin, hat vom 3.5. bis

identische Batteriepacks unterge-

MERIAN LIVE!

13.7.2010 mit einem fast serienmäßigen

bracht, welche eine theoretische

Reisefreudig

Citroën Berlingo Electrique „powered

Reichweite von 360 Kilometern

by Venturi“ die 14'000 km lange Strecke

ermöglichten. Tatsächlich legte

Die neuen MERIAN live! sehen nicht nur

Shanghai-Paris in 55 Etappen zurückge-

der Wagen auf einer Etappe durch

frischer aus, sondern die neuen Kapitel

legt – ohne Begleitfahrzeug. Die einzige

die Wüste Gobi 430 Kilometer zu-

"grüner reisen" unterstützen Menschen,

Panne war ein banaler Reifenschaden.

rück und wies anschließend noch

denen ein verantwortungsvoller Umgang

Gabin und Chevrin durchquerten die

eine Restladung der Batterie von

mit der Natur am Herzen liegt: Tipps und

Wüste Gobi und durchstanden Sandstür-

15 Prozent auf.

Adressen zu zertifizierten Bio-Hotels und

me, erreichten bei der Überquerung der Tian Shan-Gebirgskette auf verschneiten Pässen Höhen über 3.000 Meter und meisterten die teils mörderischen Pisten Kasachstans und der russischen Steppen – alles auf eigenen Rädern und auf eigene Faust. Vor allem aber fanden sie

Restaurants, Geschäfte mit ökologisch proInfos: http://lacroisiereverte-shanghaitoparis.blogspot.com/(frz)) , oder knapper auf englisch unter http://www.shanghai-to-paris-en. blogspot.com/, www.shanghaiparis.fr

duzierten Waren, grüne Festivals – oder gar Clubs, mit Öko-Strom betrieben und mithilfe von Pflanzen wärmeisoliert.

Damit richtet sich MERIAN live! mit originellen Tipps gezielt an neue Bedürfnisse der Reisenden, die Wert legen auf Genuss

überall gastfreundliche Menschen, die

und Umweltbewusstsein. Aktuell im

ihnen ein Obdach und dem Berlingo eine

Buchhandel erhältlich sind MERIAN live!

380-Volt-Steckdose anboten – auch wenn

„Berlin“ und MERIAN live! „Istanbul“.

die Verständigung nur mit Händen und Füssen und der elektrische Anschluss mit bisweilen eher unorthodoxen Mitteln herzustellen waren.

Der Citroën Berlingo der beiden Abenteurer entsprach weitestgehend dem Modell, das vor einigen Monaten eine Ausschreibung der französischen Post gewonnen hat und zurzeit in einer Serie von über 1.000 Exemplaren entsteht. Zusätzlich zum Batteriepack des Serienfahrzeugs, das eine Reichweite von 120 rund Kilometern sicherstellt, waren im orangefarbenen Expeditionsfahrzeug zwei weitere

006 | GREENmobility

X PRICE

c

Innovativ Der X-Prize wird dieses Jahr zum 2. Mal ausgetragen. Der erste X-Prize war der Space-X-Prize 2006, den Sir Richard Branson mit seinem Space-Ship One gewonnen hat. Das erste bemannte Raumschiff, das auf 100 km Höhe stieg und danach wieder auf der Erde landete, ohne irgendwelchen Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn zu hinter-

RHEIN-VALLEY-HOSPITAL

lassen.

umweltfreundlichen Fahrzeuge mit einem

2010 wird nun der Automo-

Energieäquivalent von maximal 2,35 l /

tive-X-Prize ausgetragen.

100 km auskommen müssen.

Hier wird das effizienteste

Der Wettbewerb wurde im Januar an der

Strassenfahrzeug gesucht,

Detroit Autoshow lanciert und dauert bis

das auch zu­las­sungstauglich

September 2010.

ist, also nicht wie seinerzeit

43 Teams, darunter etablierte Fahrzeug-

die "Tour-de-Sol-Liegevelos"

hersteller, Start Ups und Universitäten

mit Vollverschalung.

aus 10 verschiedenen Ländern gingen an

Der Progressive Insurance

den Start. Nach zwei Knock-out Phasen, in

Automotive X PRIZE möchte

welchen Sicherheits-, Beschleunigungs-,

eine neue Fahrzeuggeneration

Reichweiten- und Effizienztests anstan-

anregen – eine Generation von

den, sind Mitte Juli 2010 noch 12 Teams

alltags- und serientauglichen,

im Rennen.

sicheren und hoch ener-

Den drei Siegerfahrzeugen winken an der

gieeffizienten Fahrzeugen.

Siegerehrung in Washington DC US $10

Der Wettbewerb führt über

Millionen Preisgeld.

mehrere Etappen, bei denen die großserientauglichen,

www.progressiveautoxprize.org

b

Sozial Mit einer spektakulären Aktion beschaffte Stephan Holderegger für das „Rhein-ValleyHospital“ Spendengelder. Der seit seiner Kindheit an cystischer Fibrose erkrankte und lungentransplantierte Stephan Holderegger wollte aufzeigen, was möglich ist, wenn man an sich glaubt und das Gute jeweils in den Vordergrund stellt. Mit seinem FLYER-Trekking auf den höchsten Gipfel Afrikas sammelte er zugleich Geld: zur Finanzierung des Spitalprojektes «Rhein Valley Hospital» in Kenia, das von der Appenzellerin Ruth Schäfer (Mama Matata) geleitet wird.

Nach erfolgreicher Kilimanjaro Besteigung testete das FLYER-Team das neue Fully unter erschwerten Bedingungen. Auch Staub oder sintflutartiger tropischer Regen konnten den Bikes auf den oft wilden Trails in Höhenlagen zwischen 800 und 3000 m.ü.M. nichts anhaben.

Die Biketec AG spendete dem Rhein Valley Hospital einen FLYER X-Serie, damit Mama Matata die oft beschwerlichen Wege zu ihren Patienten oder dem Spital etwas einfacher bewältigen kann. www.flyer.ch / www.hochhinaus.org

GREENmobility | 007

GREEN cars

1

Smiles Centers , aufzubauen.

Karl Nestmeier, wo liegt der Einsatzbereich von Elektrofahrzeugen?

Es wird sicher nicht möglich sein, heute und morgen das Fahrzeug der Handelsreisenden durch ein Elektrofahrzeug zu ersetzen.

Aber die 80 % Tagesnahverkehr von 1-2 Leuten, Berufspendelfahrten, Einkaufsfahrten, Schulfahrten, Besorgungen, der lässt sich heute völlig

80 % Tagesnahverkehr von 1-2 Leuten, Berufspendelfahrten, Und bei den Einkaufsfahrten, Schulrichtigen Fahrfahrten, Besorgungen, zeugkonzepten lassen sich heute völlig auch zu deutlich problemlos elektrisch geringeren erledigen. problemlos elektrisch erledigen.

Kosten als mit herkömmlichen Verbrennungsfahrzeugen.

Was ist das Kernproblem?

Wenn ich klassische Autokonzepte elektrifiziere, sprich hohe Fahrzeugmassen bewegen will, brauche ich große Batteriesätze, habe hohe Anschaffungspreise mit zu viel Gewicht. Die heutigen Batterien sind bei 80% Entladetiefe gut genug für 5000 Ladezyklen, rein rechnerisch wären wir bei einem Durchschnitt von 80km damit bei einer Lebensdauer von 400'000 km.

Infolge zeitlicher Alterung – nach 10 Jahren müssen wir einen Austausch einkalkulieren – und daduch, dass wir das Fahrzeug als

Was uns die

S

ElektroAutos wirklich bringen

TANDORTGESPRÄCH ZUR ELEKTROMOBILITÄT mit dem Experten Karl Nestmeier, welcher sich seit 1990 mit den Themen Nachhaltigkeit und Elektromobilität

beschäftigt.

6000 seiner 3-rädrigen Fahrzeuge sind auf europäischen Strassen unterwegs.

Er zählt zu den Pionieren und Vorreitern der E-Mobilität, hat alle Höhen und Tiefen durchschritten, ist nach wie vor überzeugter Anhänger der Elektromobilität und gerade dabei, mit freien Autowerkstätten ein Netz von e-Mobilitätszentren, den sogenannten

008 | GREENmobility

Zweit- oder Drittfahrzeug nutzen, machen

aufweist, reduziert sich der Ressourcen-

dann transportiert werden, zur Raffinerie

wir im Schnitt 10-15'000 km pro Jahr, lan-

verbrauch auf 25kg, also auf einen Viertel

gebracht, dort verarbeitet und dann zu den

den also bei gut 100'000 km Lebensdauer.

eines herkömmlichen Pkw. Die bei Leicht-

Tankstellen verteilt werden. Rund 76-85%

Beim CityEL liegen die Batteriekosten bei

fahrzeugen eingesetzten hochwertigen

der Primärenergie kommt bei den Tank-

1'800 Euro, heißt also auf 100'000 km

Kunststoffe ermöglichen eine wesentlich

stellen an. Die effizientesten Verbrennungs-

gerechnet, 1,80 Euro plus Strom 1,00 Euro,

längere Lebensdauer, so haben wir viele

motoren kommen auf einen Wirkungsgrad

total 2,80 Euro/100 km.

CityEL, welche nach 20 Jahren noch im

von 40%, Standardbenziner im Kurzstre-

Beim Tazzari Zero, welcher 550kg wiegt,

Einsatz sind! Dieser Produkt-Lebenszyklus

ckenbetrieb auf nur 15-20%. D.h. im Schnitt

liegen wir bei 6,00 Euro/100km. Habe ich

ist wesentlich nachhaltiger als wenn wir

zwischen 60-80% wird in Wärme durch

aber ein Fahrzeug von 1,2 Tonnen mit

in China eine preisgünstige Blechkarosse-

Auspuff und Kühler weggeblasen. Davon

einem Verbrauchswert von 20-30kWh,

rie kaufen, einen Elektromotor einbauen

wiederum nutzen wir 90%, um eine Tonne

lande ich bei 22 Euro pro 100km an reinen

und nach 8-10 Jahren wieder entsorgen

Auto zu bewegen und vielleicht 10%, um

Betriebskosten. Hier ist die CO2-Bilanz

müssen.

uns als Person zu bewegen. In der Gesamt-

nicht mehr besser als bei herkömmlichen

energiekette nutzen Verbrennungsmotoren

Fahrzeugen.

Wie geht die Automobilindustrie mit der

also nur um die 5% effizient. Der Peak Oil

Die von manchen Herstellern angegebenen

Thematik um?

wird die Preise von Benzin aber weiter in

Verbräuche von 10-15kWh wurden mit

Die Automobilindustrie hat einen gewissen

die Höhe schnellen lassen. Wir können also

Testzyklen auf sogenannten Rollenprüf-

Standard, den zu unterschreiten sie sich

davon ausgehen, dass die Betriebskosten

ständen erzielt, welche von der Realität

nicht erlauben kann.

des Benziners sich gegenüber dem Elektro-

weit entfernt sind. Fahrzeuge, welche mit

Es ist nicht so, dass wir trennen in

fahrzeug weiter verschlechtern. Natürlich

11kWh angegeben wurden, haben in der

Elektro=gut und Verbrennung=schlecht.

können wir das nicht in die Kalkulation

Praxis zum Teil 21 kWh verbraucht!

Elektromobilität hat ganz klare Vorteile und

einbeziehen, aber wir müssen uns dies

Ein vernünftiges Elektrofahrzeug muss

sollte bei den 1-2 Personen Nahverkehrsein-

stets vor Augen halten. Die Spassfahrerei

also von Beginn weg anders konzipiert

sätzen gefördert werden. Der Transport

wird durch steigende Benzinpreise weiter

werden: Leichtbauweise, Gewichtsreduk­

von Massengütern,

reduziert.

tion, Schwerpunktlage sind entscheidende

der Langstrecken-

Faktoren. Daher macht es wenig Sinn, aus

betrieb wird nach

einem herkömmlichen Fahrzeug den Ver-

wie vor die Domä-

brennungsmotor auszubauen und durch

ne von sparsamen

einen Elektromotor zu ersetzen.

Verbrennungsmotoren bleiben.

Der Transport von Massengütern, der Langstreckenbetrieb wird nach wie vor die Domäne von sparsamen Verbrennungsmotoren bleiben.

Braucht es ein Umdenken für den Einsatz von Elektrofahrzeugen?

Wir müssen beim Konsumenten bewirken, dass er das Fahrzeug nicht mehr nach den Kriterien schneller, stärker bewertet, son-

Wie steht es wirklich um die ökologische

Die Automobilher-

dern dass er überlegt, was er wann wozu

Verträglichkeit von E-Autos?

steller haben ihre

braucht. Denn

Jede kWh Strom verursacht im durch-

Kernkompetenz im Bereich Motoren- und

schließlich will

schnittlichen Strommix ungefähr 500g

Fahrwerkstechnik aufgebaut, viele andere

der Verbrau-

CO2. Ein Fahrzeug mit 10 kWh Verbrauch

Komponenten stammen mehr und mehr

cher primär

trägt damit pro 100km rund 50g zum

von Zulieferern. Sportlichkeit, Schnelligkeit,

Kosten sparen.

CO2-Ausstoss bei. Das ist rund die Hälfte

Beschleunigung waren hier über Jahrzehn-

Stichwort

der sparsamsten Verbrennungsmotoren. Ab

te die zentralen Themen. Von der Produk-

dafür ist

20kWh-Stromverbrauch aufwärts liegen wir

tion bis zu den Vertriebs- und Marketing-

«angepasste

aber bei 120-130g CO2-Ausstoß, sind also

konzepten wurde alles darauf ausgerichtet.

Mobilität», d.h. wir müssen uns überle-

gleichauf mit Verbrennungsmotoren – aber

Fertigungsstrassen, Entwicklungsabteilun-

gen, welches Fahrzeug brauchen wir für

bei deutlich höheren Anschaffungskosten.

gen, Werkstätten, Händlerketten müssen

welchen Zweck und welche Strecke. Eine

Ein anderer Aspekt ist der Ressourcenver-

für das Thema Elektromobilität umstruk-

Familienlimousine für alle ist gut, aber

brauch bei der Fahrzeugproduktion. Die

turiert werden. Andere Kompetenzen und

im täglichen Nahverkehr oder als Zubrin-

durchschnittliche Lebensdauer eines Pkw

ein anderer Mobilitätsgedanke liegen hier

ger zur Bahn nicht angepasst. Für 15 km

liegt bei 13 Jahren bei einem Durchschnitts-

zugrunde. Das macht es für die Automobil-

Weg zum Arbeitsplatz benötige ich keine

gewicht von (2007) 1360kg. Das entspricht

hersteller schwer.

Klimaanlage und den Luxus von 4 leeren

einem Materialressourcenverbrauch von

«Angepasste Mobilität», d.h. wir müssen uns überlegen, welches Fahrzeug brauchen wir für welchen Zweck und welche Strecke.

Sitzplätzen.

100kg pro Jahr oder – in Energiemenge

Nochmals: wie können wir den Verbrauch

ausgedrückt – 3000kWh, was beinahe dem

von Benzin und Elektro vergleichen?

Jahresstromverbrauch eines Einfamilien-

Ein Fahrzeug, welches 8,5l Benzin ver-

hauses entspricht. Bei einem Fahrzeug,

braucht, braucht ja eigentlich 10l, weil:

welches 550kg wiegt und 20 Jahre Nutzung

Der Sprit muss in Arabien gefördert,

1 Interview Daniel Chardon mit Karl Nestmeier, CEO Smiles AG, siehe Artikel "Klein, aber oho!"

Seite 18

GREENmobility | 009

GREEN cars

LENKRAD VERSUS

DIE FORTSETZUNG DER

JOYSTICK

UP! LITE STUDIE:

Armaturen des Mercedes-

Der emissionsfrei fahren-

Benz 170 H (Baureihe W

de Golf blue-e-motion

28, 1936 bis 1939).

mit Elektromotor kommt

Per Force-feed-back-

2013 auf den Markt und

Joystick werden beim

soll mit einer Reichwei­

Rinsspeed die Befehle an

te von 150 km auch

die Straße geschickt.

Be­rufspendlern gerecht werden.

Das

Auto neu erfinden !

Text: Hans-Joachim Rehg

A

UF DEM WEG ZUR ELEKTRO-MOBILITÄT wird sich mehr verän-

in einem Liter Benzin enthal­ten ist, wiegt etwa 180

dern müssen als nur der Antrieb. Manche glauben, es gehe um

Kilogramm.

eine Art Herz­trans­plantation. Ganz so als genüge es, auf dem

Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität nur den Antrieb auszutauschen.

DAS BEDEUTET ZWANGSLÄUFIG: Auf dem Weg zu einer

Dort, wo heute noch das Ver­brenn­ungs­aggregat im Viertakt schlägt,

anderen Form der individu­ellen Mob­ilität wird sich nicht

rotiert dann einfach ein Elektromotor. Doch so billig ist der Wandel

nur der An­trieb än­dern, sondern das gesamte Auto­mobil.

nicht zu haben.

Jedes Bau­teil muss auf den Prüf­stand, damit eine drasti-

sche Gewichts­reduktion kein Wunschdenken bleibt.

Ganz abgesehen davon, dass auch die Fra­ge nach der Herkunft des

Eine unrealistische Forderung? Wohl kaum, wenn selbst

Stroms ge­stellt werden muss, erscheint es nach heutigen Erkenntnis-

Dieter Zetsche von seinen Ingen­i­eur­en fordert, sie müssten

sen unvorstellbar, dass es je gelingen wird, die Energiemenge, die in

im Grunde genommen das Auto noch einmal neu erfinden.

einem Kraftstofftank üblicher Größe transportiert werden kann, als

Offenbar hat der Daimler-Vorstands­vor­­sitzende erkannt,

elektrische Energie im Auto mitzuführen. Selbst radikale Erfolge in der

dass die Leistungs- und Gewichtspirale, die Autos über

Strom­speicher­technik werden das nicht er­möglichen. Wie weit wir

Jahr­zehnte schwerer und hungriger gemacht hat, gerade-

davon entfernt sind, zeigt eine einzige Zahl.

wegs in die Sackgasse führt. Auch Audi-Tech­nik­vorstand

Ein moderner Lithium-Ionen-Akku, der die Energie speichern kann, die

Michael Dick gilt als Befürworter des modernen Leicht­baus.

010 | GREENmobility

Gewicht von nur 695 Kilogramm

Moni­tor übertragen. Der Kühl­ergrill öffnet

ermöglicht.

sich nur, wenn Kühlbedarf be­steht. Die

Damit wiegt der Up! Lite fast 500 Kilo-

nahezu kantenlose Steilheck-Karosserie

gramm weniger als ein Polo BlueMo­tion.

glänzt nicht nur im modernen »Liquidblau

Ein Teil der Ersparnis resultiert aus

metallic« sondern auch mit einem cw-

einer komplexen Misch­bauweise. Bei der

Wert von 0,237. Im Sommer wird warme

Karosserie kamen warm­­umgeformte,

Luft gezielt nach außen gelenkt. Die

hochfeste Stähle, Alumin­ium und Kohle­

passive Standlüf­tung mildert den üblichen

faser-Verbundwerkstoffe zum Einsatz. Das

Hitzestau, der sonst nach dem Start mit

aus diesem Material gebackene, 1,7 Qua­

hohem Energie­aufwand abgebaut werden

dratmeter große Dach bringt lediglich

muss.

3,3 Kilogramm auf die Waage.

So kommt ein Mosaikstein beim Up! Lite

Doch der Aus­tausch von Werkstoffen

auf den anderen und ruft eine Erfah­rung

reicht noch lange nicht aus, um ein zu-

in Erinn­er­ung, die fast in Vergessen­heit

kunftsfähiges Auto auf die Räder zustel­­len.

geraten ist: Beim innovativen Volks­wagen reicht ein Zwei-Zylinder-Diesel mit Hybrid-

ERST DIE SUMME weiterer innovativer Lö­

modul aus, um Fahrleistungen zu ermög-

sungen hat das Projekt »Zwei-Liter-Auto»

lichen, die bei der heutigen Verkehrs­

Er rechnet vor, dass eine Einsparung

entscheidend voran gebracht. Dazu ge-

dichte sicher nur selten ein Gefühl der

von 200 Kilo­gramm etwa zu einem Ver­

hört beispielsweise die Ent­schei­d­ung, den

»Untermotorisie­rung« aufkommen lassen.

brauchsvor­teil von einem Liter Kraft­­stoff

Up! Lite als Zweitürer zu konzipieren. Eine

Die Systemleis­tung von 48 kW/65 PS kann

führt, weil dann auch die Motor­leistung

Maß­nahme, die neben der Gewichtser­

mit einer Eco-Taste zugunsten eines güns-

sinken könnte.

sparnis auch Vorteile beim Seitenaufprall­

tigeren Ver­­brauchs reduziert werden.

schutz bringt. Die Fondpas­sa­giere steigen

Energie-Rück­ge­­winn­ung und Start-Stopp-

WIE ABER SIEHT DAS AUTO der Zukunft

dennoch ähnlich komfortabel ein wie

Automatik erschließen weitere Sparpoten-

aus, das keine zwei Tonnen Gewicht be-

bei einem Viertürer, weil Fahrer- und

ziale.

nötigt, um ein oder zwei Personen, die

Beifah­rersitz ungewohnt weit nach vorne

zu­sammen meist nicht mehr als 150 Kilo­

gleiten und so eine breite Einstiegsluke

INNOVATIVE STUDIEN mit cleveren Ideen

gramm wiegen, sicher und komfortabel zu

freigeben. Die aus einer einteiligen Schale

hat es ohne Frage schon vor dem Up! Lite

befördern? Vielleicht nicht so, wie sich das

geformten Sitze sind mit atmungsaktiven,

gegeben.

einige Kleinhersteller von Elektroautomo­

neopren­ähnlichen Stof­fen bezogen. Mit

Den 2004 auf dem Genfer Salon gezeigten

bilen vorstellen, die das Wort »Verzicht«

der Längs­einstellung wird automatisch

Opel TRIXX etwa mit seinem aufblasbaren

auf ihre Fahnen geschrieben haben. Die

die Sitzhöhe angepasst. Ein gutes Beispiel

Rücksitz, der nur bei Bedarf »aktiviert«

Zahl der Auto­fahrer, die auf dem Weg zur

dafür, wie die Reduktion auf das Wesent­

werden musste. Oder den Citroen C-

Arbeit oder in die Freizeit Leib und Leben

liche Ge­wicht verringert, Raum spart und

Cactus, der 2007 auf der IAA mit einem

riskieren wollen, dürfte überschaubar

trotzdem nicht zu Kom­fortein­bußen führt.

modernen, entrümpelten Innen­raum und

bleiben. Sicherheit bleibt unverzichtbar.

Nach gleichem Muster ist das Armatu­

exotischen Materialien Aufse­hen erregte.

Und dass wir künftig im Sommer unter

renbrett gestaltet, das mit seiner schlich-

Was den Volks­wagen von diesen und

einer engen Glaskuppel sitzend in einer

ten aber hochwertigen Ele­ganz zeigt,

vielen anderen Studien allerdings un-

fahrenden Sauna unser Ziel ansteuern, ist

wie verschwenderisch konventionelle

terscheidet, ist sein stimmiges Gesamt­

ebenfalls kaum vorstellbar.

Lös­un­gen mit wertvollem Innen­raum

kon­zept und seine Alltagstauglichkeit.

umgehen. Klar, dass bei einem sol­chen

Schon heute ist sein Sicherheitskonzept so

INTELLIGENTE LÖSUNGEN sind gefordert

Konzept die Be­dienung intuitiv auf einem

entwickelt, dass er weltweit zulassungs-

und es gibt Hinweise, dass diese keine

Touchscreen er­folgt. Hier habe man sich

fähig wäre. Etwas anders sieht es mit der

Utopie mehr sind. Der Volkswagen-Studie

am »erfolgreichsten Multi­media-Internet-

Markt­reife aus. Noch sind die eingesetzten

Up! Lite ist so ein Auto­mobil, das Hoffnun­

Handy der Neuzeit« orientiert, bekennt

Werk­stoffe, insbesondere jene aus Kohle­

gen weckt. Nicht weil der überraschend

Volkswagen. Wer dabei an das Apple iPho-

fasern, für die Großserie zu teuer. «Unser

geräumige Viersitzer nach Norm mit nur

ne denkt, liegt bestimmt nicht falsch.

nächster Schritt, sagt ein Ingenieur aus

2,44 Liter Diesel auskommt. Sondern weil

Neben dem reduzierten Gewicht ist

der VW-Entwicklungsabteilung, ist deshalb

dieses Fahrzeug wirklich das Gefühl ver-

die optimierte Aerodynamik Voraus-

herauszufinden, wie wir diese Verbund­­

mittelt, hier könnte etwas ganz Neues ent-

setzung für den geringen Verbrauch. Die

werk­stoffe günstiger herstellen können.»

standen sein. Raffinierte Detail­lösungen

Rückspie­gel des Up! Lite wurden deshalb

und konsequenter Leichtbau haben trotz

durch Kameras ersetzt, die ihre Bilder auf

vollständiger Sicherheits­ausstattung ein

einen aus einer Dach­kon­sole ragenden

GREENmobility | 011

GREEN cars

High

V

oltage

ELEKTROAUTOS, WELCHE SCHNELLER ALS EIN PORSCHE 911 BESCHLEUNIGEN? Kein Hirngespinst von Öko-Träumern, sondern Resultat langjähriger hartnäckiger Forschung, von Engagement und Pioniergeist. Sie zeigen, dass die Gratwanderung zwischen Ökologie, Ästhetik, Sport & Geschwindigkeit möglich sind – zu einem mit Verbrennern vergleichbaren Preis.

FAZIT: ES DARF AUCH IN EINER NACHHALTIGEN ZUKUNFT GETRÄUMT WERDEN!

VOM SAULUS ZUM PAULUS

Text: Michael Specht

Wer Henrik Fisker noch vor ein paar

machen“. Nötig? Fisker ist ehemaliger

eine knapp fünf Meter lange Sportlimou-

Jahren in seiner Firma in Irvine südlich

Aston-Martin- und BWW-Designer, ein

sine mit dem Namen Karma. Was dieses

von Los Angeles besucht hat und ihn

Mann mit begnadeten Händen. Er schuf

Auto so einzigartig macht, ist sein Antrieb.

heute spricht, glaubt, nicht mehr dieselbe

den Roadster Z8, den DB9 oder auch das

Der Karma verfügt über zwei Elektro-

Person vor sich zu haben. War dieser

Coupé Vantage V8, nicht nur für Fachleute

motoren mit zusammen 403 PS, soll in

Mann bei einem Öko-Guru? „Der Motor

die stilvollsten Sportwagen überhaupt.

sechs Sekunden von null auf 100 km/h be-

ist nicht länger das Herz eines Autos. Er

Bis 2004 war Fisker Chef von „Ford Global

schleunigen – und doch im Schnitt nur 2,4

wird so unbedeutend wie der Antrieb des

Advanced Design“.

Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrauchen oder 83 Gramm CO2/km ausstoßen.

Scheibenwischers.“ So etwas sagt einer, der bis vor kurzem noch über 600 PS star-

Nun scheint der gebürtige Däne vom

Versorgt werden die E-Motoren aus einer

ke Acht- und Zwölfzylinder an extrover-

Saulus zum Paulus zu mutieren. Er will

22 kWh Lithium-Ionen-Batterie, die eine

tierte Reiche verkauft hat. „Das war nötig,

nichts weniger als die automobile Welt

Reichweite von 80 km ermöglichen soll.

um sich einen Namen in der Branche zu

verändern. Der Beginn steht neben ihm,

Um seinen Kunden die Angst zu nehmen,

012 | GREENmobility

STIEVIE AWARD Fisker Automotive hat soeben den “Stevie Award“ erhalten. Die 200-köpfige Jury des American Business Awards Program wählte Fisker als “Innovativstes Unternehmen der Kategorie bis 100 Angestellte” für seine Einzigartigkeit im Bereich "zukünftige Transportbedürfnisse". Damit steht Fisker auf Augenhöhe mit Firmen wie Apple, Mozilla oder Ford, welche ebenfalls ausgezeichnet wurden.

Der Fisker Karma, welcher als 4-Türer konzipiert ist und 4 Personen Platz bietet, ist das erste Luxus-Elektroauto mit Plug-in Hybrid.

Solardach: Das von der deutschen Asola GmbH entwickelte Solardach ist mit 1,10 mal 1,40 Metern und 120 Watt das nach Angaben des Herstellers größte, leistungsstärkste, sphärisch gewölbte Solarmodul weltweit.

keinen Tropfen Benzin tanken“, prophezeit Fisker. Bestätigung findet er auch in einer Untersuchung, die das US-Energieministerium in Auftrag gegeben hat. Danach sollen 78 Prozent aller amerikanischen Autofahrer pro Tag weniger als 70 km zurücklegen.

Fisker will schon Ende dieses Jahres den Karma auf den Markt bringen. 1700 feste Bestellungen sollen bereits vorliegen. In Europa wird die Elektrolimousine über die Emil FreyGruppe vertrieben und kostet ab 78.780 Euro plus Mehrwertsteuer.

Geplant ist eine jährliche Produktion von 15 000 Karma, sowohl als Limousine, als auch

auf einsamer Landstraße ohne Strom

als Cabrio (Karma S). Fisker lässt beide Modelle ausschließlich in Finnland bei Valmet

liegen zu bleiben, setzt Fisker zusätzlich

fertigen. Spätestens 2013 soll eine Mittelklasse-Limousine namens Nina folgen, von der

als so genannten Range Extender einen

jährlich bis zu 100’000 Stück geplant sind und die weniger als die Hälfte des Karma

Verbrennungsmotor (Zweiliter-Turboben-

kosten soll.

ziner mit 260 PS) ein. Dieser treibt aber lediglich einen Generator, nicht das Auto direkt an. Die Reichweite lässt sich so um 400 km verlängern.

Fisker bezeichnet seinen Karma als „ecochic“ und trifft damit vermutlich genau die Seele seiner Kunden. Die beschreibt er als verantwortungsbewusst, technikverliebt und grün. „Sie wollen ein Statement setzen und ihre Lebenseinstellung dokumentieren“, sagt Fisker.

Wenn alles so wahr wird, wie er es plant, könnte Henrik Fisker Automobilgeschichte schreiben. Denn es sieht so aus, als würde der Karma der Welt erste Serienlimousine nach dem so genannten Plug-in-Prinzip werden. „Wer täglich nur kürzere Strecken unterwegs ist, braucht das ganze Jahr

TESLA Model S

GREENmobility | 013

GREEN cars

Der E-Architekt1 Was war Ihre Motivation, ein

sind begeistert über Beschleunigung und Durch-

z.B. C02 basierte Berechnung der KfZ-

solches Auto zu erwerben?

zug. Es kommt auch oft vor, dass ich spontan von

Steuer.

Meine Suche begann 2007. Wir

Fremden angesprochen werde, die sich über das

… Ausrüstung der Verkehrs-Hauptachsen

hatten im Architekturbüro Steu-

Auto erkundigen.

und von Parkhäusern in den Ballungszen-

erwald Scheiwiller beschlossen,

Was ist Ihr Fazit, persönlich, ökologisch?

tren mit Hochleistungs-Elektrotankstellen

Neubauten ausschließlich min-

Im Alltag kann ich rund 90% meiner Mobilitäts-

… Bereitstellung von Risikokapital für das

destens im Minergie-Standard zu

bedürfnisse abdecken, was ich nicht für möglich

Gewerbe, welches sich mit Entwicklung

realisieren. Es lag auf der Hand,

gehalten hätte. Mit der Kombination meiner Photo-

von "grüner" Mobilität befasst. Es wäre

den Themenkreis Nachhaltigkeit

voltaik-Anlage zuhause, welche Strom für 25'000

schade, wenn die ursprüngliche hohe

auch auf die persönliche Mobilität

Tesla-Km/Jahr produziert, kann ich vollständig

Wettbewerbsfähigkeit der vergangenen

zu übertragen. Zu dieser Zeit ar-

CO2-frei herumfahren. Mit meinem durchschnitt-

Jahrzehnte verloren gehen würde, jetzt

beiteten wenige Firmen an einem

lichen Verbrauch von 17kWH/100km verbrauche

wo die Sache zu rollen anfängt.1

E-Auto: Think, Protoscar, Mindset,

ich nur einen Teil der Gesamtproduktion.

Fisker, GT Lightning und Tesla.

Nach einer Testfahrt im Mai 2008

Was würden Sie sich vom Tesla noch wünschen?

war der Fall klar und ich war ei-

Ich wünsche mir die baldige Einführung des

ner der Ersten, die im September

Model S, eines 5+2 Plätzers, der preislich rund die

2009 einen Tesla erhielten.

Hälfte des Roadster kosten soll und das Auto für unsere 5-köpfige Familie werden soll.

Welche Reaktionen hat der Tesla provoziert?

Was wünschen Sie sich von der Um- und

Die Erfahrungen sind durch-

Mitwelt?

aus positiv, was für das erste

Weniger Aufgeregtheit im Umgang mit dem

Fahrzeug eines Start-up's schon

Thema Ökologie, weniger Fanatismus. Die

einmal sehr beachtlich ist und

Energie sollte nicht in Verbote verschwendet,

grossen Respekt verdient. Die

sondern in positive Initiativen und Projekte

versprochenen Fahrleistun-

gesteckt werden. Dazu gehören:

gen, Handling, Reichweite und

… die Ausschöpfung des brachliegenden

Verbrauch wurden allesamt

Potential an geeigneten Dachflächen für

eingehalten oder sogar über-

Solarstromerzeugung.

troffen. Es ist eine reine Freude

… Kostenwahrheit in der Diskussion der ver-

das Auto zu bewegen. Auch die

schiedenen Energieträger

hartgesottensten "Benzinköpfe"

… Förderung der EV-Pioniere durch Anreize:

014 | GREENmobility

1 Interview von Daniel Chardon mit dem Basler Architekten Lukas Steuerwald, www.ssar.ch

Der E-Racer1 Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Ihnen, dem Autobau und dem Tesla?

Wir hatten unter Freunden viele Gespräche, die darauf hinausliefen, dass wir den Autosport nur zukunftsträchtig gestalten können, wenn wir uns den Herausforderungen auch im Umweltschutzbereich stellen. Der Tesla erfüllt diese Kriterien und ist dazu auch noch ästhetisch. Im autobau* in Romanshorn habe ich meine ganzen automobilen Träume versammelt, Classic Cars, Rennwagen und der Tesla ist gleichsam der verlängerte Arm der Zukunft. Viele Besucher fahren hier zum ersten Mal einen Elektro-Sportwagen.

Was beeindruckt diese Besucher?

Das Drehmoment und die Beschleunigung ist sagenhaft. Man muss nicht schalten, das überrascht immer wieder. Dazu kommt der ungemein po­­sitive

Wie sehen Sie die Entwicklung der Auto-

Der Tesla geht mit 1200kg mit gutem

Aspekt, dass, wenn andere im Stop-and-Go

mobilindustrie im Bereich E-Mobilität?

Beispiel voran, davon entfallen 450kg auf

Verkehr dauernd bremsen, ich im Tesla

Auch die deutsche Automobilindustrie

die Batterie. Ein E-Auto sollte klar unter 1

durch Rekuperation Energie produziere.

ist voll dabei, Hybrid-Rennwagen, zum

Tonne wiegen.

Und für 90% der Fahrten ist die Reichweite

Beispiel den Porsche 918, zu entwickeln.

von 340km mehr als genügend.

Ich glaube, dass die Europäer hier den Anschluss wieder schaffen. Kleine, kreative

Arbeitet Fredy Lienhard an einem eige-

Firmen wie Rinspeed haben dafür oft die

nen Traum?

guten Ideen. Ohne die Grossen wird die

Mein Ehrgeiz ist es, mit einem Range

Elektromobilität aber nicht zum Durch-

Extender einen Rennwagen zu bauen, der

bruch kommen.

im Autorennsport bestehen kann. Für den

1 Interview von Daniel Chardon mit Fredy Lienhard, er ist nicht nur erfolgreicher Ge-­ schäftsmann (Lista Office), sondern hat auch eine 40-jährige Rennfahrerkarriere hinter sich, gewann mit 52 Jahren noch das 24h-Rennen von Daytona Beach. Er ist auch einer der wichtigsten Förderer von jungen Schweizer Automobilsport­lerinnen und -sportlern. Und – er fährt seit einem Jahr den Tesla Roadster.

Rennsport reicht ein reines Elektroauto

Wo gilt es, neue Wege zu beschreiten?

* Im autobau sind in permanenten Ausstellun­

noch nicht. Wir arbeiten mit einem Team

Thema Gewicht: der Porsche 911 S Targa

an der Verwirklichung dieses Traums. Wir

von 1971 wog 1000kg, das gleiche Modell

wollen uns voll dem Wettbewerb der Ben-

911 Carrera 4S wiegt heute 600kg mehr.

ziner aussetzen und so gut sein, dass der

Komfort und Sicherheit bescherte uns zu

neue Antrieb die Benziner sogar schlagen

viel Gewicht. Von der Sicherheit können

kann. Dann haben alle einen Grund,

wir wenige Abstriche machen, vom Kom­

umzusteigen. Das wird die Entwicklung

fort hingegen schon. Hier müssen wir

beschleunigen.

uns auf das Wesentliche konzentrieren.

gen viele attraktive Rennfahrzeuge, aber auch zahlreiche edle Classic-Cars zu sehen. Auf dem hauseigenen Rundkurs kann auch der elektrisch angetriebene Original-Siegerwa­gen der Monte Carlo Rally für alternative Antriebe gefahren und erlebt werden. Für diesen Tesla wird im autobau eine Fotovoltaik-Anlage gebaut, so dass das Fahrzeug komplett ohne Umweltbelastung unterwegs ist. www.autobau.ch

TESLA Tesla mit Sitz in Palo Alto, Kalifornien, entwickelt und produziert mit 650 Mitarbeitern Elektroautos. 2004 begann Tesla mit der Entwicklung eines Premiumsportwagens für Visionäre.

Tesla hat bereits mehr als 1200 Roadster an Kunden in über 28 Länder ausgeliefert. In Europa eröffnete Tesla bereits Stores in München, Zürich, London, Monaco und Kopenhagen.

Im Mai 2010 vereinbarten Toyota und Tesla Motors eine Kooperation im Bereich der Elektroautos. Im Juli 2010 ging Tesla Motors an die Börse und erzielte beim Börsengang einen Höhenflug. Der Autohersteller Toyota soll sich mit 50 Millionen Euro an Tesla beteiligen. Der Stuttgarter Autokonzern Daimler AG hält ebenfalls eine Beteiligung am Unternehmen.

Deutschland: Tesla Munich Store D-80331 München, Tel: +49 (0)89 55 05 20 20 www.teslamotors.com

Schweiz: Tesla Zurich Store CH-8001 Zürich, Tel. +41 (0)43 344 73 50

GREENmobility | 015

GREEN cars

Migros bewegt !

Im Herbst lanciert die Migrol (ein Tochterunternehmen der Migros-Gruppe1) in Zürich ein integriertes Angebot im Bereich nachhaltiger Mobilität. Weitere Städte sollen folgen.

Mobilitätsexperten auf internationaler Ebene haben es schon seit längerem vorausgesagt: Elektromobilität wird kein exklusives Geschäft für die grossen Automobilhersteller oder Benzin- resp. Stromlieferanten sein. Diese Tatsache scheint sich in der Schweiz als erstem Markt zu bewahrheiten. Der größte Detailhändler in der Schweiz nimmt sich des komplexen Themas umfassend an. Das sucht in Europa seinesgleichen, ja, es scheint so, als ob die Migros wieder einmal weltweite Pionierarbeit leistet, den

Der E-Pionier1

Fußstapfen von Gottlieb Duttweiler, dem Gründervater folgend.

Was bewegt Migros

Er kann kaufen oder mieten und muss

dazu, in den E-Mobilitäts-

sich um nichts kümmern.

markt einzusteigen?

1 Die Migros ist mit rund 530 Filialen und 84'000 Ange­

stellten das größte Detailhandelsunternehmen in der Schweiz und wurde von Gottlieb Duttweiler, einem Pionier und Visionär, im Stile einer Genossenschaft (bis heute) aufgebaut. Sinnigerweise revolutionierte er den Lebensmittel­ handel in den 1920er Jahren mit einem Ford T-Verkaufs­ wagen.

Die Migros betreibt zudem 190 Restaurants, 60 Fach- und Baumärkte, Reisebüros sowie Fitness Zentren und erzielte 2009 einen Umsatz von knapp CHF 25 Mrd.

Das Projekt m-way bildet

Brecht Ihr als erstes Großunternehmen

eine Plattform für alle

die Hemmschwelle vor der Elektromo-

Themen um die Elektro-

bilität?

mobilität.

Vielleicht ist das so. Die Menschen haben

Dieser Markt präsentiert

enorm viele Fragen zum Thema Elekt-

sich anders als bishe-

romobilität. Welche Steckdosen brauche

rige, deshalb müssen

ich? Wo kann ich aufladen? Reichweite?

wir ihn auch anders

Gibt es E-Tankstellen? Gibt es das auch

anpacken. Zum Beispiel

mit Mobility (Car Sharing)? Wieviel CO2

den Bereich Telematik,

erzeugt mein Strom? Wir wollen diese

die Versicherer oder die

Fragen mit unserer Plattform beantwor-

Stromlieferanten. Die

ten. Jedes Mobilitäts-Modell, das es aktuell

Batteriehersteller, welche

auf dem Markt gibt, deckt nur einen Teil

ihre Batterien verleasen.

davon ab.

Das alles ist für den Kun-

Wir haben die entsprechenden Service-

den sehr kompliziert. Was

stellen, um das Ganze schnell auszubrei-

liegt da näher, als es für

ten, falls es gut ankommt.

den Kunden zu bündeln und ein transparentes Paket daraus zu machen.

016 | GREENmobility

THINK Die kleine Firma Think aus Norwegen zählt seit 19 Jahren zu den Pionieren unter den Elektroauto-Herstellern. Mit dem Zweisitzer Think City besitzen die Norweger, die ursprünglich mit USD 150 Mio. von Ford aufgebaut worden waren, das wohl ausgereifteste E-Auto, welches als erstes von der EU das Sicherheitszertifikat erhalten hat. Produziert wird der Think von Valmet Automotive in Finnland, welche auch für Porsche und Fisker arbeiten. Seit August 2009 konnte Think US-$ 87 Mio. an Investitionsgeldern gewinnen, welche unter anderem für den Aufbau des US-Marktes eingesetzt werden.

Der Think City ist derzeit in Norwegen, Niederlande, Österreich, Schweden und (demnächst) der Schweiz erhältlich.

Bei den Medien kam es ja schon gut an

Verbrennungsmotors. Darüber hinaus

Was werdet ihr im Herbst den Kunden

(ironisch)...

sind Elektrofahrzeuge auch wesentlich

bieten können?

Nur wurde die Botschaft nicht richtig

wartungsfreundlicher, da sie weniger

E-Fahrzeuge zum Testen, Mieten und

verstanden, es geht ja darum, zu zeigen,

Verschleissteile haben. Dinge wie Auspuff,

Kaufen, Beratung, Finanzierungs- und

dass über die gesamte Lebensdauer ein

Abgaskontrollen oder Schmieröl fallen

Versicherungslösungen sowie Service

Elektroauto trotz hohem Anschaffungs-

einfach weg.

und vor allem eine Fülle von Informa-

preis schon heute günstiger kommt als

tionen zur Elektromobilität und deren

ein normales Auto. Nur ist das schwierig

Ihr habt den Think als Elektromobil

Gebrauch im Alltag an sich. E-Mobilität

zu erklären. Die Kunst wird sein, dies in

ausgewählt, wieso?

ist ein komplexes, vernetztes System. Wir

einem Ladenlokal interaktiv und einfach

Der Think City ist das erste europäische,

haben ein riesiges Archiv aufgebaut, viele

zu kommunizieren.

als echtes Elektromobil entwickelte

Abklärungen getroffen und machen nun

Fahr­zeug in Serienproduktion, d.h. es ist

einen Schritt nach dem anderen. Es wird

Wie kann ein Kunde denn die Kosten

im Unterschied zu vielen angekündig-

vielleicht nicht alles auf Anhieb klappen,

kalkulieren?

ten Fahrzeugen der grossen Hersteller

aber wir glauben daran, dass die Elektro-

Wichtig ist, dass der Kunde den Paket-

tatsächlich verfügbar. Das Fahrzeug ist

mobilität Einzug halten wird. Und hierfür

Service erhält. Er kann bei uns ein Elek-

bereits in der EU, und neu auch in der

wollen wir eine der ersten Plattformen

tromobil mieten und so die Kosten über

Schweiz homologiert. Die ersten 60 THINK

bieten. Unsere Analyse des Marktes zeigt,

die Betriebsdauer gleichmäßig verteilen.

Citys konnten wir auch schon ausliefern.

dass die Zeit reif ist dafür.1

Dabei wird er von den im Vergleich zu

Im Herbst eröffnen wir dann ein Laden-

Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren

lokal an zentraler Lage in Zürich, wo es

tieferen Betriebskosten überdurch-

auch verschiedene Elektro-Scooter zur

schnittlich profitieren. Das lässt sich

Auswahl geben wird.

einfach erklären: der Wirkungsgrad eines Elektromotors (inklusive Stromerzeugung) ist ca. 2,5 mal höher als derjenige eines

1 Daniel Hofer, seines Zeichens Unternehmensleiter der Migrol, geht mit gutem Beispiel voran und baut als größter Heizölhändler der Schweiz und Betreiber von 300 Tankstellen mit m-way ein neues Standbein im Bereich Elektromobilität auf.

GREENmobility | 017

GREEN cars

a

KLEIN, ABER

Twike

c

OHO !

Tazzari Zero

CityEL

bb

Smiles – drei auf einen Streich Karl Nestmeier, welche Elektrofahrzeuge haben Sie im

Wie reagieren die

den ein E-Fahrzeug Sinn macht und bei

Angebot?

Händler und Automo-

welchen nicht.

Wir bieten u.a. den Reva an. Er ist ähnlich dem Think sehr

bilwerkstätten auf die

Zur Zeit haben wir 300 Händler, welche

nutzungsorientiert, große Heckklappe mit viel Laderaum,

Entwicklung?

sich für unsere E-Fahrzeuge interessieren

ist superwendig mit knapp 4 Meter Wendekreis. Als Eltern

Wir sind am Aufbau von

und sich als Smiles Händler bewerben.

kann ich da auch mal die Kinder mitnehmen, da er im

lokalen Smiles Center und

Nun müssen wir sorgfältig auswählen. Die

Unterschied zum Think ein 2+2 Sitzer ist. Vom Reva sind

eines Händlernetzes.

Händler müssen die Philosophie E-Mobili-

rund 3'500 Fahrzeuge auf den Strassen, wovon gut 1'000 in

Die Händler realisieren,

tät verstehen und aktiv leben.

London fahren.

dass hinter einer Firma

Der Tazzari Zero ist optisch ein starkes Produkt, italieni-

wie Smiles eine vernünf-

sches Design. Geeignet für Leute, die sagen, Elektromo-

tige Struktur inklusive

Smiles Centers Deutschland

bilität finde ich Klasse, aber den Reva zu wenig stilsicher

Marketing- und Werbe-

Die SMILES AG in Aub bei Würzburg

und der CityEL oder ein Twike stellen für mich zu wenig

konzeptionierung steht,

produziert und vertreibt Elektrofahrzeu-

Auto dar. Der Zero fährt in der aktuellen Version 100 km/h

welche auch Schulung

ge. Das Unternehmen ist Marktführer für

Spitze und bietet eine Reichweite von 80-140 km. In diesem

anbietet. So bieten wir

Elektrofahrzeuge in Deutschland, hat 22

Bereich gibt es nichts, was nicht mindestens € 10'000 teurer

einen 4-Tage-Schulungs-

Mitarbeiter und ein Grundkapital von 5,74

ist.

block an: am 1. Tag Elekt-

Mio. Euro. Neben dem selbst produzierten

rofahrzeugtechnik, sowie

CityEL bietet die Smiles AG als Generalim-

Wie positioniert sich die Firma Smiles in diesem Markt?

je einen Tag produktspe-

porteur Fahrzeuge der Marken Beepo, Reva

Nachdem wir nun nicht mehr nur den CityEL auf dem Markt

zifische Schulung für

und Tazzari an. Die Aktien der SMILES AG

anbieten, haben wir umfirmiert. Der Name Smiles drückt

CityEL, Tazzari und Reva.

werden von rund 500 zukunftsorientierten

Offenheit aus, unter dieser Dachmarke vereinen wir die

Auch gegenüber den Kun-

Aktionären gehalten und im Freiverkehr

ganze Elektromobilität. Zu den Produkten der Smiles World

den müssen die Händler

z.B. an der Deutschen Börse in Frankfurt

gehören auch Ökostromangebote, Finanzierung, Ge-

in ihrer Argumentation

gehandelt.

brauchtwagen, Ladestationen. Inzwischen können wir auch

völlig umdenken, diese

Smiles AG, Industriestraße 5-9, D-97239

Leasing für E-Fahrzeuge anbieten.

müssen klar beurteilen

Aub-Baldersheim, Tel.: +49-(0)9335-9717-

können, für welche Kun-

26, www.smiles-world.de

018 | GREENmobility

Der SolarMobilist

zur Zeit rasant. Nun sind ganz normale Pendler die Kunden. Wenn Fahrzeuge früher nach 3 Jahren 2500 km auf

Hans Stalleicher, wie passen Photovoltaik

dem Tacho hatten, schaffen das heute

und Elektromobilität zusammen?

die Meisten in einem halben Jahr. Die

Die beiden Themen passen hervorragend

neuen Kunden bauen sich typischerweise

zusammen, da wir mit der Solarenergie

ein Null-Energie-Haus inklusive einer

sauberen Strom für das eigene E-Fahrzeug

Solaranlage und legen sich als logische

produzieren können. Allerdings brauchen

Konsequenz ein E-Fahrzeug zu.

die Batterien für eine lange Lebensdauer eine konstante Ladespannung. Deshalb

Wie steht es mit Service, Wartung und

wird der eigene Solarstrom ins Netz ein-

Steuern?

gespiesen und für das Laden wieder vom

Wenn man sich vorstellt, dass in einem

Netz bezogen.

Verbrennungsmotor grosse Hitze und viele Explosionen auf Lager, Wellen, Kurbeln

Wie hat sich das Angebot an E-Fahrzeu-

einwirken, wird schnell klar, dass die

gen entwickelt?

Wartung viel geringer ist und der Motor

Die Hersteller haben bisher wenig

dadurch langlebiger wird. Ein E-Motor hat

investiert. Deshalb ist die Auswahl an

maximal 10 bewegliche Verschleissteile,

E-Fahrzeugen gering. Ich habe immer ein

ein Verbrennungsmotor mindestens

Fahrzeug gesucht, welches wenigstens

200! Dann haben wir beim E-Auto keine

Platz für zwei Personen und ein wenig

Kupplung, keine Schaltung, kein Auspuff,

Gepäck bietet. Im Startlab* habe ich ein

keine Ölwanne. Abgenutzt werden Reifen,

solches Fahrzeug gefunden, das zudem

Bremsen, Lichter, elektronische Teile. Ak-

ab € 13'500 erhältlich ist. Das gibt es sonst

tuell sind die E-Autos auf 5 Jahre hin von

nirgends. Natürlich kann und darf ich den

der Steuer befreit, das wird sich mit der

Startlab nicht mit einem normalen Auto

Zunahme an E-Autos sicher verändern.

vergleichen, ich muss bei der sportlichen oder Komfort-Automobilität klare Abstri-

* Die neue Produktion des StartLab

che machen. Mit den neuen Akkus können

erfolgt ab Herbst 2010 in Zaragoza/Spa-

wir aber auch im Winter schon richtig

nien und firmiert unter ecovehicles.

heizen. elfar - Elektrofahrzeuge Stalleicher, Wie hat sich die Kundschaft verändert?

Schwarzauer Strasse 41,

Bisher hatten wir Freidenker, Pioniere,

D-83308 Trostberg

Bastler als Kunden. Das verändert sich

Tel.: +49 (0)8621 508984, www.elfar.de

GREENmobility | 019

GREEN cars

Der Twiker Herr Duffner, wie kamen Sie

Wo sind E-Autos richtig eingesetzt?

zum Twike?

Eigentlich für die Pendler. Wir haben immer wie-

1996 trat meine Frau eine Stelle

der Kunden aus Städten wie Freiburg, welche mit

an, für welche sie täglich im ber-

dem Twike liebäugeln. In der Stadt bin ich aber

gigen Gelände 60 km bewältigen

mit dem eBike, dem eRoller schneller unterwegs,

musste. Nun fahren wir beide je

und auch die Agglomerationen sind mit Bus und

10’000km mit dem Twike und

Bahn oft gut erschlossen. Das Twike ist mit seiner

zwar auch im Winter und das

tollen Reichweite dort ideal, wo kein öV vorhan-

mitten im Schwarzwald! Das

den ist, also in den weiteren Grüngürteln der

hohe Gewicht auf der Hinterach-

Städte oder auf dem Lande.

Das TWIKE ist ein dreirädriges Elektromobil für zwei Personen. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 5 kWh pro 100 Kilometer legt es gut 200 km zurück. Pro 10 Minuten an der Steckdose kann es weitere 10 km zurücklegen.

Das TWIKE ist in zwei Modellreihen erhältlich.

se in Verbindung mit schmalen Reifen erzeugt viel Grip, sogar bei

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der E-Mobi-

Eisglätte.

lität?

Twike hat nun 14 Jahre Erfahrung, die Akku-

Ist ein Twike nicht viel teurer als

Technologie hat sich stark verbessert, alleine in

ein normaler Kleinwagen?

den letzten 2 Jahren haben sich die Lithium-Akkus

Der Anschaffungspreis ist doppelt

nochmals um 20% verbessert. Die vielen Ankün-

so hoch, aber die Unterhalts- und

digungen und eine fehlende klare Langfristpolitik

Betriebskosten viel geringer. Die

aus Berlin bremsen aber die Vermarktung zur Zeit

Stromkosten für 5 kWh/100 km

eher.

und die Akkukosten ergeben einen Preis von €1/100km. Der Clou: wenn ich heute ein Twike

Felix Duffner versorgt auch einige Nachbarn mit

kaufe, weiss ich, was mich die

regenerativer Energie aus Holz, Kraft-Wärme-

Mobilität die nächsten 10 Jahre

Kopplung und Fotovoltaik. "In der Bilanz erzeugen

kostet, wer kann das schon von

wir mehr Energie als wir benötigen."

einem Benziner behaupten?

www.twike-center-schwarzwald.de

020 | GREENmobility

REVA NXR (NeXt Reva) Modell 2011 Der 3-Türer bietet 4 Personen Platz, Höchstgeschwindigkeit 104 km/h mit einer Reichweite bis zu 160 km pro Ladung. Eine 90 MinutenSchnellladung erhöht die Reichweite auf bis zu 320km pro Tag.

Faltbar: Hiriko Citycar Leise, klein und integraler Teil des modernen

Das Hiriko Citycar soll laut InnoZ*

öffentlichen Verkehrs: Das preisgekrönte Fahr-

als Teil des öffentlichen Verkehrs

zeugkonzept Hiriko City Car (siehe Titelbild) – vom

genutzt werden. Das „öffentliche“

Massachusetts Institute of Technology (MIT) erfun-

Auto orientiert sich z. B. an den

den und im Baskenland vom Hiriko-Konsortium

Nutzungskonzepten öffentlicher

produziert – ist als kompakter Zweisitzer für

Fahrradverleihsysteme wie Vélib

die urbane Nutzung gedacht. Das 2,5 m lange

in Paris und Bicing in Barcelona

Elektrofahrzeug kann auf der Stelle drehen und

sowie Bixi in Montreal und Call a

die Achsen zum Parken auf nur 1,5 m zusammen-

bike in Berlin.

schieben. Durch "flexible" Radnabenmotoren kann das Stadtauto außerdem seitlich einparken. Beim

* ein Beitrag von Dr.-Ing. Daniel C.

Faltvorgang heben sich die Sitze an, um einen

Hinkeldein / InnoZ,

ergonomischen Ein- und Ausstieg über die Front

siehe Artikel BeMobility S. 88-91

zu erleichtern. In drei Sekunden soll der Hiriko die Spitzengeschwindigkeit von 50 km/h erreichen, maximal soll die Batterie 120 Kilometer weit tragen, bei einer Aufladezeit von nur 12 Minuten.

Der Hiriko soll ab 2012 produziert und gleichzeitig in fünf Städten weltweit getestet werden.

Die ÖkoRentner Elfriede und Bernhard Hilske, Bernau im Schwarzwald, fahren einen Startlab: „Wir sind mit dem Startlab sehr zufrieden. Nur beim Kauf fand meine Frau, dass der Wagen so laut klappere..., bis ich den Verkäufer bat, eine Schale mit losen Schrauben zu entfernen...! Der Startlab überwindet auch 10 km lange, 12% steile Steigungen.

Allerdings wird dann die Reichweite auf 70 km eingeschränkt. Am Anfang gab es ein paar kleine Störfälle, die aber kostenlos bereinigt wurden. Dazu haben wir erst noch einen Ersatzwagen erhalten. Toller Service! Und die Kosten liegen bei sensationellen € 1.20-1.50 pro 100 km. Auch im Winter sind wir mit den dünnen Winterreifen noch nie hängengeblieben und wir haben ja bis zu 4m Schnee hier im Schwarzwald".

GREENmobility | 021

GREENcars

MobilitätsWandel Sind die Asiaten in der Elektromobilität noch einzuholen?

sich die Branche verabschieden

knapp einem Jahrzehnt die Europäer

müssen, denn in Zukunft wird

und Amerikaner den Markt dominiert

all das durch einfache E-Module

haben und aufgrund der technologischen

ersetzt.

Einstiegshürde auch mit keinen weiteren ausländischen Playern gerechnet wurde.

Kann dieser Wandel kontrolliert

Heute sind zwei chinesische Konzerne mit

ablaufen?

insgesamt 30% Marktanteil führend und

Das wird nicht funktionieren.

Siemens als Telekommunikationsanbieter

Wenn man sich heute die grossen

gibt es nicht mehr. Zu glauben, dass man

Wachstumsmärkte wie China

mit einem Joint Venture das Problem löst,

anschaut, wird in ganz ande-

halte ich für unrealistisch.

ren Dimensionen gedacht und

Die einzige Hoffnung, die verbleibt, ist,

gehandelt. Hier will ein führender

dass die Batteriepreise in den kommen-

Hersteller wie BYD innerhalb ei-

den Jahren dramatisch verfallen und

Stehen wir bei der Elektromobilität vor

nes Jahres 1 Million E-Fahrzeuge

der Focus wieder stärker auf Themen

einem Paradigmenwechsel?

auf den Markt bringen. Obwohl

wie Sicherheit, Innenausstattung und

Bei der Elektromobilität geht es nicht

die Qualität in Europa noch kaum

Markenimage gerichtet wird. Aber auch

mehr nur ums Autofahren, sondern die

verkäuflich ist, planen die Chi-

hier holen die Inder und Chinesen auf:

Dienstleistung E-Mobilität benötigt ein

nesen schon nächstes Jahr auch

China hat sich Volvo gekauft, der indische

ganzes Netzwerk. Es findet zudem ein

den Einstieg in Europa! Für die

Autobauer Tata Jaguar.

Paradigmenwechsel statt: seit 100 Jahren

deutschen Hersteller ist es ganz

sind Werke, Patente, Ingenieure, Know

schwierig, auf diese Entwicklung

Sie haben ja zum Thema E-Mobilität

How, Zulieferer auf Verbrennungsmotoren

eine passende Antwort zu finden.

zwei Studien veröffentlicht. Können Sie

Der E-Forscher1

ausgerichtet, die ganzen Arbeitsplätze

uns da einen Einblick in die wichtigsten

sind davon abhängig. Auf den Messen

Ist die Kooperation wie diejenige

Erkenntnisse geben?

zeigen die grossen Autohersteller immer

zwischen Daimler und BYD eine

2009 haben wir, ahnend, dass die

noch die Schnittmodelle ihrer verchrom-

passende Antwort?

Entwicklung viel schneller als gewünscht

ten Motorblöcke, Technikverliebtheit

Auch das ist schwer zu sagen.

voranschreiten könnte, mit der Unterstüt-

steht an erster Stelle, damit hat man die

Solche Kooperationen gab es

zung vom TÜV SÜD eine Umfrage unter

Menschen begeistert. Doch davon wird

im Mobilfunkbereich, wo vor

5'000 TÜV-Kunden durchgeführt.

022 | GREENmobility

- Kombinationen mit ÖV / Bahn-Card sind gefragt.

- Das Bedürfnis, ein Auto zu besitzen, geht zurück, aber man will für sich selber immer noch ein eigenes Fahrzeug zur Verfügung haben.

- Fahrgemeinschaften, welche die Individualität einschränken, sind weniger gefragt.

- Die Ökopendler sind ein riesiger Markt und das treibende Element für die E-Mobilität. Das sind nicht nur die Arbeitnehmer, welche in den Vororten der Großstädte leben sondern insbesondere Pendler die im ländlichen Gebiet zur Arbeit in die nächste Stadt fahren müssen. Deshalb hat Bayern als neue Modellstadt für E-Mobilität mit Bad Neustadt eine Kleinstadt ausgewählt.

- Diese Menschen suchen für den Weg zur Arbeit eine mittelfristige Preisgarantie (Leasing- und Mietmodelle).

- Das Auto bleibt für Menschen außerhalb der Städte sogar bei Arbeitslosigkeit ein Muss.

- Innerhalb der Stadt wird das E-Auto nicht so zentral sein, eher ÖV, eRoller und eBikes.

- Discounter könnten durchaus in den Markt einKfW-Bildarchiv / Fotografin: Bärbel Högner

steigen, wenn die E-Fahrzeuge massenmarktfähig BYD Auto (Build Your Dreams) ist ein Autohersteller in Shenzhen China und Teil der BYD Company LimitedFirmengruppe. Das 1995 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 60'000 Mitarbeiter.

sind.

- Grüne Kraftprotze wie Tesla bleiben immer ein Nischenmarkt, aber ein starkes Zugpferd für die E-Mobilität.

Wie steht der Handel zur E-Mobilität?

Wir haben im März 2010, also ein Jahr später, mehr als 300 freie und Marken-KfZ-Werkstätten aus ganz Deutschland befragt, um herauszufinden, wie der Handel und die Werkstätten auf E-Mobilität vorbereitet sind.

Mit Hilfe des E3 Elektroautos erforscht der Energieversorger EWE AG, wie sich Elektroautos in das Stromnetz einbinden lassen

Dabei haben wir festgestellt, dass 85% der Werkstätten dem Thema gegenüber offen sind.

60% informieren sich aktiv zum Stand der Elekt­ rofahrzeuge. 44% der Werkstätten erwarten, dass E-Autos innerhalb der nächsten 5 Jahre wirtschaftlich relevant werden und dies, obwohl die grossen deutschen Automobilhersteller bisher E-Autos nur als Prototypen herausgebracht haben.

Ein Drittel der Werkstätten sehen ein Risiko darin, dass das E-Auto wartungsärmer wird. 73% sehen aber die Chance darin, dass E-Autos noch stärker auf Fachwerkstätten angewiesen sind und sich neben den Verbrennungsmotoren als Zusatzmarkt

Wir haben 60 Fragen gestellt und erzielten mehr als 50%

mit Mehrwert entwickeln.1

Rücklauf.

- Knapp 50 Prozent der an Elektroautos interessierten Verbraucher sind Vertragsmodellen gegenüber aufgeschlossen, bei denen der Kaufpreis über eine Leasingrate oder ähnlich wie bei einem Mobiltelefon über monatliche Gebühren

1 Interview D. Chardon mit Dipl.-Ing. Andreas Varesi, Geschäftsführer Technomar. Technomar ist seit über 30 Jahren als Institut für technologieorientierte Marktfor­ schung und Unternehmensberatung mit Stammsitz in München tätig. www.technomar.de

finanziert wird.

GREENmobility | 023

GREEN cars

White paper

von Technomar – Der heutige Stand der Erkenntnisse

1. DEUTSCHLAND IM RÜCKSTAND

bilbranche ihnen Fahrzeuge liefert.

weitgehend in Vergessenheit geraten:

Im Autoland Deutschland haben bis­

In Zukunft werden Kombiangebote an

der Erdgas- bzw. Biogasantrieb. Im

her lediglich einzelne Mittelständler

Bedeutung gewinnen, bei denen ein

Gegensatz zu Flüssiggas bzw. Autogas

ernsthafte Aktivitäten zum Bau eigener

Versorger (Red.: im Falle der Schweiz

ist Erdgas bei der Verbrennung noch

E-Autos gezeigt. Doch auch diese sind

Migros, der grösste Discounter) alle

umweltfreundlicher: Im Vergleich zu

auf Batterien aus Fernost angewiesen.

Energie- und Mobilitätsaspekte in einem

Benzin- und Dieselfahrzeugen wird der

Paket anbietet. Aufgrund der langjährigen

CO2-Ausstoss um bis zu 25%, Stickoxide

2. DAS ENDE DEUTSCHER KERNKOM-

Kundenbindung sind Quersubventionie-

um bis zu 70% und Feinstaub um bis zu

PETENZ

rungen möglich, welche die anfangs noch

99 Prozent reduziert.

Wo heute beim Antriebsstrang noch

sehr hohen Kosten für das Batterieleasing

Doch erst mit Biomethan wird die

50 Prozent der Wertschöpfung direkt

deutlich reduzieren. Damit sind Versorger

Umweltbilanz wirklich attraktiv. Bio-

beim Autobauer liegen, werden beim

in der Lage, Elektromobilität zu einem

methan entsteht beim Verrotten von

Elektroantrieb nach aktuellem Stand

konkurrenzlos günstigen Preis anzubieten.

organischem Material (z.B. Gülle oder

voraussichtlich 100 Prozent bei Zulie-

Bioabfall). Gereinigtes Biomethan kann

ferern vorwiegend aus Fernost liegen.

5. DAS ENDE DER TANKSTELLE

ins Erdgasnetz eingespeist und in ei-

Was deutsche Autobauer die letzten

Mineralölkonzerne hoffen auf Schnellla-

nem Erdgasauto genutzt werden. So ist

100 Jahre ausgezeichnet hat, nämlich

destationen oder Batterietauschsysteme.

es möglich, die CO2-Emissionen auf das

überlegene Verbrennungsmotoren

80% der Deutschen, dies zeigt eine Um-

Niveau von E-Autos zu reduzieren, die

und hochpräzise Getriebetechnik, wird

frage von Technomar, möchten ihr E-Auto

mit 100 Prozent Windstrom betrieben

für Elektroautos in Zukunft nicht mehr

aber selber zu Hause aufladen. Nur für

werden. Allerdings bieten heute nur

benötigt.

längere Fahrten benötigt man Ladesäulen

900 von 14'500 Tankstellen Erdgas an.

mit Schnelladetechnologie. Die Batterie­

Auch die Lithium-Ionen-Technologie

3. FERNOST UNBELASTET

tauschsysteme – Beispiel Better Place

ist nur ein Ansatz der Batterietechno-

Die neuen Automobilfirmen aus Fern-

– werden voraussichtlich an den hohen

logie. Die heutigen Modelle nehmen

ost können unbelastet vom etablierten

Kosten pro Anlage (700'000 €) sowie an

meist nur eine lineare Verbesserung

Bestandsgeschäft im neuen Markt der

der Weigerung der Automobilindustrie

der Energiedichte an. Zwischen den

E-Autos eine dominierende Position

scheitern, sich auf einen einheitlichen

Lithium-Ionen-Batterien (180 Wh/kg)

aufbauen. Dabei müssen sie sich nicht

Batteriestandard zu einigen.

und den theoretischen Lithium-Luft-Bat-

mit hoch reglementierten und zum Teil

terien (5300Wh/kg) liegt ein Faktor von

auch noch schrumpfenden Märkten in

6. LITHIUM-IONEN-TECHNOLOGIE

30! Der 450kg schwere Baterieblock

den Industrienationen auseinanderset-

Bei der Entwicklung der E-Autos hin-

des Tesla würde dann nur noch 10kg

zen, sondern sie können mit einfachen

ken die deutschen Automobilhersteller

wiegen!

Basisprodukten den gigantisch wach-

mindestens 2 Jahre hinterher. Experten

senden Mobilitätsbedarf ihrer eigenen

zweifeln daran, dass Deutschland diesen

Nehmen wir also die Breite möglicher

Schwellenländer decken.

Rückstand aufholen kann, da Elektroche-

Antriebe zur Annahme, dann bietet

mie, wie sie für die Lithium-Ionen-Tech-

sich den deutschen und europäischen

4. NEUE WETTBEWERBSSITUATION

nologie benötigt wird, schon lange keine

Herstellern sowie Zulieferern die

Nahezu alle großen Stromversorger

Kernkompetenz der deutschen Industrie

Chance, neue Kernkompetenzen zu

arbeiten derzeit an der E-Mobilität. Bei-

mehr darstellt.

entwickeln und die Basis ihrer bishe-

spielsweise hat EWE mit einer eigenen

rigen Motorenkompetenz weiter zu

Konzeptstudie, dem Elektroauto E3,

7. ALTERNATIVE ANTRIEBE

nutzen. Dies setzt aber voraus, dass alle

deutlich gemacht, dass sie nicht warten

In der Begeisterung für das Elektroauto ist

Akteure am gleichen Strang ziehen.

wollen, bis die deutsche Automo-

eine heute bereits serienreife Technologie

024 | GREENmobility

Überblick

GreenCars

Fahrzeugtyp

Fahrzeug

Preis EURO

Preis CHF

Verfügbarkeit

E

City-el

ab 9'999

14'900 bis 19'100

➀

E

Startlab

13'500 bis 19'000

18'015 bis 25'350

➀

E

Reva

13'999 bis 19'999

19'900 bis 31'000

➀

E

Tazzari Zero

ab 23'990

34'990 bis 40'000

➀

E

Tesla Roadster

ab 100'000

ab 126'000

➀

E

Think

20'000 bis 25'000

-

➀

E

Twike

23'300 bis 35'000

-

➀

E

Beepo Pony Pic-Up

ab 21'998

-

➀

H

BMW ActiveHybrid 7

105'900

156'700

➀

H

BMW ActiveHybrid X6

102'900

159'000

➀

H

Lexus GS 450h

60'150

87'700

➀

H

Lexus LS600h

108'400

158'800

➀

H

Lexus RX450h

59'690

85'600

➀

H

Mercedes S400 Hybrid,

85'323

144'900

➀

H

Porsche Cayenne Hybrid S

78'636

-

➀

H

Toyota Prius III

24'950

39'700

➀

H

Honda Civic,

23'990

35'700

➀

H

Honda Insight

19'950

29'800

➀

H

Toyota Auris HSD

22'950

33'900

➀

E

Fisker Karma

93748

-

➁

E

Peugeot iOn

Leasing > 500/Mt.

Leasing > 750/Mt.

➁

E

Mitsubishi i-MiEV

> 40'000

> 50'000

➁

H

Honda CR-Z Hybrid

21'990

29'900

➁

Fahrzeugtyp

Fahrzeug

Preis EURO

Preis CHF

Verfügbarkeit

E

BYD e6

➂

➂

2011 / Markteinführung verschoben

E

Chevrolet Volt

-

-

bis Ende 2011 ausschließlich in den USA verkauft

E

Nissan Leaf

ca. 30'000

-

Ende 2011 (2010 schon in anderen EU-Ländern)

E

Opel Ampera

ca. 35'000

-

Ende 2011

E

Renault Fluence / Kangoo

➂

➂

2011

E

Renault Twizzy / Zoe

➂

➂

2012

E

Smart Fortwo ed

Leasing 700 €

-

2012

E

VW e! Up / VW E-Golf

➂

➂

2013

E

VW E-Jetta

➂

➂

2014

E

Tesla Model S

ca. 50'000

-

2012

E

Peugeot Studie "5 by Peugeot"

➂

➂

2012

H

Mazda RX-8 / Premacy RE Hybrid

➂

➂

keine Angabe

H

BMW 5er Active Hybrid

➂

➂

2011

H

Lexus CT 200h

➂

➂

Frühjahr 2011

H

Peugeot 3008 Hybrid 4

-

ca. 50'000

Frühjahr 2011

H

Peugeot RCZ Hybrid4

➂

➂

2012

H

Toyota Prius Plug-in Hybrid

➂

➂

voraussichtlich ab 2012

H

Audi Q5 Hybrid

➂

➂

Frühjahr 2011

H

Mercedes E300BlueTecHybrid

➂

➂

2011

WS

Toyota FCHV-adv (Brennstoffzelle)

➂

➂

voraussichtlich ab 2015

WS

Mercedes B-Klasse F-CELL

➂

➂

2015

E

Audi e-tron / A1 e-tron

➂

➂

2013 in Kleinserie / 2013

E

BMW ActiveE

Studie

Studie

ab 2011 in Kleinserie

E

BMW Megacity Vehicle

➂

➂

geplant ab 2013

E

Toyota FT-EV II

➂

➂

voraussichtlich ab 2012 in Europa

H

Mercedes F 800

➂

➂

Forschungsauto

Stand Juli 2010

Legende: E = Elektrofahrzeug H = Auto mit Hybridantrieb WS= Mit Wasserstoff-/Brennstoff zelle betriebene Autos ➀ 2010 verfügbar ➁ 4. Quartal 2010 Markteintritt ➂ Bei Redak­tionsschluss keine genaueren Angaben verfügbar

GREENmobility | 025

GREEN cars

Mercedes F 800 Style Im F 800 Style zeigt Mercedes den wieder weiter entwickelten Brennstoffzellen­ antrieb erstmals in einer Limousine, die nicht über einen Sandwichboden wie die B-Klasse verfügt.

Im F 800 Style sitzen die Stacks vorne, die vier Wasserstofftanks in Bodenmitte und der Elektromotor auf der Hinterachse.

Damit zeigen die Stuttgarter, dass emis­ sionsfreie Mobilität auch attraktiv verpackt werden kann.

von Michael Specht

A

LS DAIMLER 1994 seinen umge­

Brennstoff­zell­entechnik bei höherer

bauten Lieferwagen Necar 1

Leistung um den Faktor 5 zu verkleinern

nannte – der Name stand für New

und so in den Sandwichboden des Mini-

Electric Car der 1. Generation – sollte die­

Mercedes zu integrieren.

ses Auto den Weg in die automobile Zu­kunft weisen. Der Laderaum des

SEIT DER ELEKTROANTRIEB in aller

Forschungsfahrzeugs glich einer Art che­

Munde ist und von vielen als Retter des

mischem Labor. An Bord waren Brenn­

Planeten gesehen wird, rückt auch die

stoffzellen. Sie erzeugen mittels Wasser­

Brennstoffzelle wieder in den Fokus der

stoff und dem Sauerstoff der Luft Strom,

Öffentlichkeit. Denn technisch ist das

der wiederum einen Elektro­motor an­­

Brennstoffzellenauto nichts anderes als

treibt. Einziges Abfall­produkt ist Wasser.

ein Elektroauto, nur mit einer mehr als dreimal so großen Reichweite. Denn der

DIE EUPHORIE WAR GROSS. Autofahren

Strom entsteht direkt an Bord.

von morgen schon heute, leise, ohne

Hochdrucktanks (700 bar) im Boden kön­

schädliche Abgase und unabhängig vom

nen, wie beispielsweise in der Mercedes

Erdöl. Der damals größte Auto­mobilher­

B-Klasse F-Cell, bis zu vier Kilogramm

steller der Welt, General Motors, sprang

Wasserstoffgas speichern – genug für

auf den Brennstoffzellenzug ebenso auf

rund 400 Kilometer Fahrt. Auch das

wie Toyota. Jürgen Hubbert, damaliger

Tanken dauert nur wenige Minuten. Der

Chef von Mercedes-Benz, versprach Ende

Autofahrer muss nicht umdenken und

der 90er-Jahre sogar vollmundig, schon

kann (fast) seine Gewohnheiten beibehal­

2004 "werde es serienreife Fahr­zeuge mit

ten. Ein riesiger Vorteil gegenüber den

Brennstoffzellenantrieb geben."

rein batteriegetriebenen Autos, deren

Ladezeit bis zu acht Stunden in Anspruch

Hubbert irrte gewaltig. Aber als einer

der wenigen Autobauer hielt Daimler kon­

nehmen kann und lange Fahrstrecken

sequent an der Brennstoffzelle fest, ent­

damit schon im Ansatz vereitelt.

wickelte weiter und steckte bislang mehr

In der besseren Alltagstauglichkeit sieht

als ein Milliarde Euro in diese Techno­

auch Mercedes-Entwicklungschef Thomas

logie. Es folgten weitere "Necars", bald auf

Weber den größten Vorteil der Brennstoff­

Basis der Mercedes A-Klasse. Denn den

zelle und räumt ihr als Zukunfts­­­antrieb

Entwick­lern gelang es, die gesamte

"die höchsten Chancen" ein. Schon Mitte

026 | GREENmobility

Fahren wir bald mit

WASSERstoff?

GREENmobility | 027

GREEN cars

sondern wurde von Anfang an komplett als Brennstoffzellenfahrzeug ausgelegt.

Beide Her­steller schafften es in den vergangenen Jahren, der Brennstoff­zelle einen gravierenden technischen Nachteil auszutreiben: ihr schlechtes Kaltstart­ verhalten. Brennstoffzellen vertrugen bis dato keinen Frost. Jetzt funktionieren sie selbst bei arktischen Temperaturen von -25 Grad Celsius.

AUCH DER GRÖSSTE AUTOHERSTELLER der Welt, Toyota, bleibt der "Fuel Cell", wie die Brennstoffzelle im Englischen genannt wird, treu. Rund 100 FCHV-adv (Fuel Cell Hydrogen Vehicle, advanced) schickt Toyota in Amerika auf die Straße, hauptsächlich auf kalifornische. Denn im Sonnen­staat an der Westküste sitzt die treibende Kraft im Parlament: Gouver­ neur Arnold Schwarzenegger ist eifrig dabei, seinen "Hydrogen Highway" fertig stellen zu lassen. In der Endphase sollen dann 100 Wasserstofftankstellen von den Autofahrern angesteuert werden können.

Elektromotor

Luftmodul

«HYDROGEN HIGHWAY» USA: Ursprünglich sollte der "Hydrogen Highway" in Kalifornien schon in diesem Jahr fertig gestellt sein. Geplant waren 100 Wasserstoff­ tankstellen. Doch massive Einschnitte im Etat von Gouverneur Arnold Schwarzenegger ließen auch den "HH" ins Stocken geraten.

Im kalifornischen Netz sind aber bereits 24 Zapfsäulen eröffnet, 15 weitere folgen demnächst. Experten rechnen mit rund 50 000 Brennstoffzellen-Fahrzeugen im

Lithium-Ionen-Batterie

Jahr 2017.

Wasserstofftanks

Wasserstoffmodul BrennstoffzellenStapel MERCEDES F-CELL Wasserstoff ist im Boden angebracht

Weitere Infos: www.diebrennstoffzelle.de

028 | GREENmobility

des Jahrzehnts sollen Mercedes-Modelle

Bei seiner Zukunftsprognose bleibt Toyota

mit der Brennstoff­zellen-Technologie in

eher konservativ und rechnet nicht vor

Serie gehen. Daimler hat weltweit die

2020 mit einer größeren Marktein­führung

größte Wasser­stoff-Testflotte im Einsatz

dieser Technologie.

und mit ihr mehr als 4,5 Millionen Kilome­ ter abgespult. Derzeit läuft die Produktion

WIE ERNST DAS THEMA WASSERSTOFF

für 200 B-Klasse Brennstoffzellen­modelle

und Brennstoffzelle angegangen wird,

an, die in Europa und in den USA bei

zeigt auch der "Letter of Understanding",

Kunden im Test laufen.

den Daimler und die Autohersteller

Honda schickte vergangenes Jahr

Ford, GM, Opel, Honda, Hyundai, Kia,

"Clarity"-Limousinen mit Brenn­stoffzel­

Renault/Nissan und Toyota unterzeichnet

l­en­antrieb in den USA in Kundenhand

haben. Darin hat man sich verständigt,

und will 2018 mit der Serienfertigung

ab 2015 "über den Lebens­zyklus" einige

beginnen. Der FCX Clarity basiert nicht

hunderttausend Elektrofahrzeuge mit

auf einer herkömmlichen Architektur,

Brenn­stoffzellenantrieb auf den Markt

OPEL HYDROGEN4 Über 100 HydroGen4 – die 4.

Generation – werden weltweit auf Herz und Nieren getestet. Mehr als 1.1 Millionen Kilometer wurden dabei absolviert.

Audi Q5 HFC Der Wolfsburger Autobauer testet die Alltagstauglichkeit des Energieträgers Wasserstoff unter realen Verhältnissen im Berliner Stadtverkehr.

zu bringen. Im engen Kontakt stehen die

die Hoch­temperatur -Brennstoffzelle. Sie

Zuversichtlicher ist da Prof. Herbert

deutschen Autobauer über die "Clean

arbeitet trocken mit Phosphorsäure und

Kohler. Der Umweltbevoll­mächtigte bei

Energy Partnership" (CEP) auch mit den

bei Temperaturen bis zu 160 Grad Celsius,

Daimler ist sich sicher, schon in fünf

Technologie-, Mineralöl- und Wasserstoff­

benötigt weniger Kühl­­aufwand, wiegt we­

Jahren ein Brennstoff­zellen­auto zum Preis

konzernen zum wirtschaftlichen Aufbau

niger und liefert deutlich mehr Leis­tung.

eines vergleichbaren Hybrids anbieten zu

einer Infrastruktur. Seit Anfang März

VW-Motoren-Chef Wolfgang Hatz sieht

können.

ge­­hört – als bislang einziger "Ausländer" –

selbst im nächsten Jahrzehnt keine Brenn­

auch Toyota dazu.

stoffzelle auf der Straße. "Dann müsste

AUCH BMW STEHT DER BRENNSTOFFZELLE

dies alles heute schon viel weiter sein",

als Antriebseinheit äußerst kritisch gegen­

DOCH NICHT ALLE AUTOBAUER verfolgen

sagt der Ingenieur, "vor allem beim Preis."

über. "Wir sehen keine wirtschaftliche Re­

das Thema Brenn­stoff­z elle so intensiv

Denn die Fuel-Cell-Stacks kosten derzeit

alisierbarkeit", sagt Entwicklungsvorstand

wie Daimler, Honda, GM und Toyota. So

noch mehrere hunderttausend Euro. Hatz:

Klaus Draeger, glaubt aber wenigstens,

liefen zwar auch bei Volkswagen Fuel-Cell-

"Ich weiß nicht, wie das gehen soll." Auch

dass Wasserstoff der "Energieträger der

Forsch­ungsfahr­zeuge (Tiguan HyMotion),

Dirk Breuer von Toyota bestätigt: "Noch

Zukunft" sein wird und "eine gute Mög­lich­

doch die Wolfsburger favorisieren das rei­

kostet die Brenn­stoffzelle 100 Mal so viel

keit, auch weite Strecken emissionsfrei

ne Batterie-Elektroauto. Dabei hat VW eine

wie ein Benzin­motor, muss preislich also

zu­rückzulegen". Die Münchener entschlos­

vielversprechende Technik im Köcher:

um 90 Prozent runter."

sen sich daher schon vor mehr als zehn

GREENmobility | 029

GREEN cars

MERCEDES F 800 Bei der F-CELL Variante des neuen Premiumautomobils ermöglicht ein Elektroantrieb mit Brennstoffzelle lokal emissionsfreies Fahren bis zu 600 Kilometern.

Intelligente Assistenzsysteme wie der DISTRONIC PLUS Stau­folgefahr­ assistent, das neue HMI (Human Machine Interface) mit Cam-Touch-Pad oder das Range-on-Map – die geografische Reichweitenanzeige bei elektrischer Fahrt – entlasten den Fahrer.

HONDA FCX Clarity Die an Bord befindliche Batterie dient als Energiequelle für den 100 kW star­ ken Elektromotor, der das Fahrzeug antreibt.

Der FCX Clarity ist eine völlig wasser­ stoffbetriebene Limousine und erzielt mit 4,1 kg komprimiertem Wasserstoff (350 bar) eine Reichweite von rund 430 km. Dies bei einem äquivalenten Verbrauch von 3,3 Litern/100km und Null Emissionen.

MAZDA RX-8 Der Sportwagen wird von einem Kreiskolbenmotor angetrieben, der sowohl mit Wasserstoff als auch mit Benzin betrieben werden kann.

2009 startete die Produktion der ersten RX-8 Hydrogen RE mit norwe­ gischen Spezifikationen.

Jahren, Wasserstoff in herkömmlichen Benzinmotoren zu verbrennen. 100 Siebener-V12-

DOCH SO ÖKOFREUNDLICH sich die

Limousinen haben seitdem über sieben Millionen Testkilometer abgespult. Mittlerweile

Brenn­stoffzellen-Technik, bezogen auf

ruht das Projekt. Von "beenden" will man jedoch in München nicht sprechen. Draeger:

das reine Fahren, auch anhören mag, die

"Wir bauen keine neue Flotte, aber machen mit Kompo­nenten wie Drucktank, Fuel-

Autoindu­strie steht noch vor gewaltigen

Cell-Batterie und auch beim Verbrennungsmotor weiter. Ich denke da an Wasserstoff-

Heraus­ford­erungen.

Direktein­spritzung und Turboaufladung."

Die größte: Tankstellen. Zwar existie­ ren bereits ein paar Dutzend Zapfsäulen

ÄHNLICH EXOTISCH NUTZT MAZDA das leichteste Element der Erde. Die Japaner ver­

zwischen Island und Italien, doch viel zu

feuern Wasserstoff in ihrem Wankel­motor. Mit guten Ergebnis­sen, denn im Drehkolben-

wenig, um auch nur im Ansatz von Ver­

Triebwerk sind Ein- und Aus­­­­­­­­lass und Kompression voneinander ge­trennt, weshalb der Wasserstoff bei niedrigeren Temperaturen als beim Ottomotor eingespritzt werden kann. Seit einigen Jahren laufen Versuchs-RX-8 in Japan bei ausgewählten Kunden. Auch eine Flotte von Premacy Hydrogen RE Hybrid ist mit Wasserstoff- und Batterie­antrieb unterwegs.

JAPAN Das Hydrogen Fuel Cell Project umfasst derzeit zwölf Wasserstofftankstellen in elf japanischen Städten.

030 | GREENmobility

BMW HYDROGEN 7 Top Model Nadja Auermann vor einer der 100 Siebener-V12-Limousinen

OPTIMISTISCHE PLÄNE sehen vor, bis 2015 Deutschlands Brennstoff­z ellen­­fahr­zeuge flächendeckend mit Wasserstoff zu versorgen.

Das ist sehr ambitioniert. Denn nötig sind hierzu nach Expertenansicht mindestens 1000 Zapfsäulen. Mercedes-Vorstand für Forschung und Entwicklung Thomas Weber sieht bei den Kosten keine größeren Probleme. "Unsere gemeinsam mit Linde erstellte Analyse hat ergeben, dass sich mit einem Invest von rund 500 Millionen Euro in Deutsch­ land eine Basis­ver­sorgung mit Wasserstoff für Brennstoff­zellenfahrzeuge realisieren ließe." Dennoch bleibt das Henne-Ei-Prinzip. Bei nur wenigen Brennstoffzellenfahrzeu­ gen baut keiner Tankstellen, bei zu wenig Tank­stellen kauft kein Mensch diese Ökoautos, selbst wenn sie zu konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden sollten.

sorgung sprechen zu können. In Norwe­

AUCH DAS THEMA HERSTELLUNG hinterlässt beim Wasserstoff noch einen bitteren

gen stehen zwischen Oslo und Bergen an

Beigeschmack. Es wird vorwiegend aus Erdgas gewonnen. Möglich wäre die Her­stell­

den Autobahnen auf einer Länge von 780

ung auch über die Elektrolyse. Den Strom hierzu könnten Windkrafträder oder Solar­

Kilometer sieben Wasser­stoff­tankstellen.

zellen liefern. So würde das Brennstoffzellen-Fahrzeug zum CO2-neutralen Ökoauto

Oslo selbst weist drei aus. Deutschland

geraten. Auch aus pflanzlichen Abfällen ließe sich über den Um­weg Biogas leicht

spielt zwar mit 30 Tank­stellen bereits eine

Wasserstoff herstellen. Dass man das Biogas besser direkt in Motoren verbrennen sollte,

Art Vorreiterrolle, aber nur sieben davon

verneinen Experten allerdings. "Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle ist auch in die­

sind für die Öffentlichkeit zugänglich.

sem Fall noch um 50 Prozent besser", wendet Herbert Kohler ein.

Fachleute halten fünf bis zehn Tankstellen für eine erste Ab­deckung einer Großstadt

BLEIBT ES BEI DEN ZURÜCKHALTENDEN PROGNOSEN von nur "einigen hunderttausend"

für ausreichend. Noch kostet Wasserstoff

Brennstoffzellenfahrzeugen im nächsten Jahrzehnt, so wären diese Dis­kussionen eh hin­

acht Euro pro Kilo­gramm. Damit kommt

fällig. Denn in der chemischen Industrie fallen als Abfallprodukt solche gigantische

ein Auto wie die Mercedes B-Klasse F-Cell

Mengen an Wasserstoff­gas an – allein in Deutschland sollen es eine Milliarde Kubik­

rund 100 Kilo­meter weit und liegt damit

meter jährlich sein –, dass sich damit mehr als eine halbe Million Brennstoffzellen­autos

in Bezug auf die reinen Fahrkosten schon

betreiben lassen würden.

heute auf Diesel-Niveau.

GREENmobility | 031

GREEN cars E-Modelle

ElektroDrillinge iOn iMIEV C-ZERO

Text: Michael Specht

Schon bis 2013 soll die Produktion des

zu haben, ohne auch nur den ungefähren

i-MiEV auf jährlich 55'000 Einheiten

Preis zu kennen. Diesen gab Peugeot jetzt

hochgefahren werden. 25'000 davon sind

bekannt: 500 Euro Leasinggebühr im

dann für die französischen Autohersteller

Monat auf Basis eines Dreijahres-Vertrags.

Citroën und Peugeot bestimmt, die mit

Ein verlockendes Angebot. Doch viele

Mitsubishi eine Kooperation eingegangen

werden nicht in den Genuss der lautlosen

WÄHREND die deutschen Au­

sind und den i-MiEV mit kleinen Ände­

und abgasfreien Mobilität kommen. Für

tohersteller noch Begriffe wie

rungen als C-ZERO und iOn vermarkten

das Restjahr plant Peugeot, zirka 100

„Feldversuch“ oder „Testflotte“

werden.

Fahrzeuge abzusetzen, 2011 sollen es 250

verwenden, und sich demzufolge

sein. Erst 2012 dürfte die Sache stärker

frühestens ab 2012 eine Serien­

MIT DEM ION WILL PEUGEOT zunächst

ins Rollen kommen. Die Absatzplanungen

produktion vorstellen können,

professionelle Kunden (Fuhrparks, Fir­

liegen dann bei jährlich 10'000 Einheiten.

macht ein Japaner noch in diesem

men, Behörden, Gemeinden, Großunter­

Jahr ernst: Mitsubishi will mit dem

nehmen) ansprechen. Auf der seit einigen

ÄHNLICHE ZAHLEN dürften für Citroën

Kleinwagen i-MiEV (Mitsubishi

Monaten bestehenden Internetseite

gelten. In Japan wird der nur 3,40 Meter

innovative Electric Vehicle) das

haben sich europaweit schon mehr als

lange Elektro-i-MiEV bereits seit Juli 2009

weltweit erste rein batteriebetrie­

2000 Interessenten für den iOn eintragen

verkauft, vorerst an ausgewählte Nutzer

bene Großserien-Elektroauto auf

lassen, davon 550 aus Deutschland – ohne

aus dem Versorger- und Kommunalbe­

den Markt bringen.

das Auto auch nur einen Meter bewegt

reich. Seit kurzem können aber auch

032 | GREENmobility

Privatpersonen in Japan den i-MiEV erwer­

ANGETRIEBEN werden alle drei Stromer-

ben. Der Preis liegt umgerechnet bei rund

Drillinge von einem 47 kW / 64 PS starken

34.000 Euro, wird jedoch massiv von der

Elektromotor an der Hinterachse. Das

japanischen Regierung unterstützt. Käufer

Drehmoment von 180 Newtonmeter

erhalten einen Zuschuss von bis zu 15.000

macht i-MiEV, C-ZERO und iOn zu flotten

Euro.

Flitzern in der Stadt. Schon nach wenigen Kilometern möchte man nie wieder ein

IM HERBST STARTET MITSUBISHI nun die

konventionelles Auto fahren, so viel Spaß

Produktion für die Linkslenker-Version des

bereitet der Umgang mit ihnen. Mit dem

i-MiEV. Derzeit wird noch an der Struktur

E-Motor ist der i-MiEV sogar dem Turbo-

gefeilt, um die Crashbestimmungen für

Benziner Mitsubishi „i“ überlegen: Bei der

den Fußgängerschutz zu erfüllen. Auch

Beschleunigung von 40 auf 60 km/h ist er

der Schleuderschutz ESP soll dann zur

um 31 Prozent schneller – und dabei

Serienausstattung gehören. Wie viel der i-MiEV in Europa schließlich kosten wird, ist noch nicht kalkuliert. Vorstellbar ist ein Geschäftsmodell ähnlich dem von Peugeot.

In der Schweiz hat Mitsubishi vor we­ ni­gen Wochen mit dem ElektroenergieVersorger Alpiq eine Zusammenarbeit angekündigt. Dabei stehen die Erprobung der Alltagstauglichkeit im Vordergrund sowie der Test der in Japan entwickelten Schnell-Ladestationen, an denen inner­ halb von 30 Minuten bis zu 80 Prozent der Kapazität nachgeladen werden kann.

Versprochen wird eine Reichweite von bis zu 144 Kilometern – allerdings nur unter optimalen Bedingungen. Sind Heizung oder Klimaanlage eingeschaltet, geht der Aktionsradius deutlich runter. Fahrtests vorwiegend im Stadtverkehr ließen die Reichweite manchmal auf unter 100 Kilo­ meter absacken. Doch selbst diese Strecke ist immer noch erheblich länger als jene, die der europäische Autofahrer durch­ schnittlich am Tag zurücklegt.

vibrationsärmer und leiser.

DIE ENERGIE für den Fahrspaß liefert eine Lithium-IonenBatterie mit einer Kapa­ zität von 16 kWh. Sie ist in Unterflur-Technik verbaut, was zu einem niedrigen Schwerpunkt führt und die Fahrstabilität begünstigt.

GREENmobility | 033

GREEN cars E-Modelle

AUDI A1

c

Der Wankel-Stromer Lithium-Ionen-Zellen haben eine Kapazität

Wankelmotor aus. „Er bietet bezogen auf

Kompakt, knuffig, clever. Ende 2012,

von 12 kWh. Geht dem Akku der Saft aus,

die Leistung den kleinsten Bauraum, ist

eher aber Anfang 2013 will Audi den A1

springt ein so genannter Range Extender

leicht und dem Hubkolbenmotor schwin­

e-tron auf den Markt bringen. Im Bug des

an. Dieses Hybrid-Prinzip verwenden

gungstechnisch haushoch überlegen“, sagt

Mini-Stromers steckt ein E-Motor mit 61

auch Chevrolet beim Volt und Fisker

ein Audi-Experte. Das kleine Kraftpaket

PS (kurzzeitig sind 103 PS möglich), der

beim Karma. Gewöhnlich ist der Range

sitzt abgekapselt im Heck und verlängert

den knapp 1,2 Tonnen schweren A1 rund

Extender ein kleiner Drei- oder Vierzy­

die Reichweite um rund 200 Kilometer,

50 Kilometer emissionsfrei rollen lässt.

linder-Verbrennungsmotor. Ob aus alter

wenn er mit etwa 5000/min konstanter

150 Newtonmeter Drehmoment sorgen

Tradition heraus oder aus „Vorsprung-

Drehzahl einen Generator als Notstromag­

für gute Elastizität und beschleunigt den

durch-Technik“-Gründen, Audi wählte

gregat antreibt. Ob der A1 e-tron am Ende

A1 in 10,2 Sekunden auf 100 km/h. Die

für die Stromerzeugung an Bord einen

wirklich wankelt, ist allerdings noch nicht

T-förmig im Boden untergebrachten 96

SUBARU R1E UND STELLA PLUG-IN

entschieden. Cool wäre dies allerdings.

b

Allrad auch bei Elektroautos Euro. Gemäß seiner Allrad-Philosophie Geht es um das Thema Hybrid, heißt es

wird dieser 4x4-Antrieb bei Subaru auch

Toyota. In Sachen Elektroauto denkt man

für Elektroautos eine zukünftige Rolle

bei den japanischen Autoherstellern

spielen. Jedoch nicht in konventioneller

sofort an Mitsubishi. Doch auch ande­

Bauweise. „Die Hinterräder könnten dann

re Japaner stellen die Weichen für die

wurden bislang zehn R1e gebaut, die alle

beispielsweise über kleine Radnabenmo­

Zukunft. Subaru, das seit 30 Jahren zum

von Tokio Denryoku eingesetzt werden,

toren angetrieben werden“, verrät der

Fuji Heavy Industries Konzern gehört,

einer Partnerfirma von Subaru. Sie half

Entwicklungsleiter Yasuo Hiraoka.

investiert nachhaltig in die Elektromobili­

bei der Entwicklung. Mittlerweile kann

tät. Schon 2005 fuhr ein Subaru-Stromer

man in Japan aber sogar schon einen

als Versuchsfahrzeug durch Mitaka, einem

Elektro-Subaru kaufen, den Stella Plug-in.

Vorort Tokios. Hier befindet sich das

Der 3,40 Meter kurze Microvan – ähnlich

Entwicklungszentrum von Subaru. Und

einem Suzuki Wagon R – bietet Platz für

bei dem Prototypen handelt es sich um

vier Personen und wird von einem 47 kW

das Modell R1e. Der kleine Dreitürer trägt

starken E-Motor angetrieben. Im Wagen­

eine Lithium-Ionen-Batterie im Boden

boden liegen ebenfalls Lithium-Ionen-Zel­

und kann 90 Kilometer emissionsfrei und

len. Vergangenes Jahr wurden bereits 170

lautlos durch die City stromern. Insgesamt

Stella verkauft, für umgerechnet je 25.000

034 | GREENmobility

NISSAN LEAF

d

Warten auf den Stromer Ankündigungen von eventuellen Elektro­ autos machen viele. Nissan nennt konkre­ te Daten. Der Leaf soll das erste Großseri­ en-Elektroauto überhaupt werden, schon ab Ende 2010 in Produktion gehen und auch von Privatkunden zu kaufen sein. Da­ mit zeichnet sich – zumindest in einigen europäischen Ländern – ein Kopf-an-KopfRennen ab mit dem Mitsubishi i-MiEV und dessen französischen Brüdern Citroen CZero und Peugeot iOn, die ebenfalls Ende 2010 an den Start gehen. In Deutschland wird der Leaf allerdings erst in eineinhalb Jahren zu kaufen sein. Grund: Nissan be­ ginnt die Auslieferung in jenen Ländern, deren Regierungen Zuschüssen beim Kauf von Elektroautos gewähren. Frankreich gibt beispielsweise 5000 Euro dazu.

Weitere Staaten sind Portugal, Monaco, England, und Dänemark. Zwar gibt es der­ zeit keine offiziellen Preise, doch Nissan spricht von „bezahlbar“ und „auf dem

c

Niveau eines vergleichbaren Benziners“.

bestehenden Baureihe, sondern auf einer

MERCEDES CONCEPT BLUEZERO

Der Lithium-Ionen-Akku muss allerdings

vollkommen neuen EV-Plattform. Gebaut

Mobilität nach Baukastenprinzip

extra gekauft werden, soll angeblich rund

werden soll der Stromer unter anderem

7500 Euro kosten.

ab 2013 in England (Sunderland), ab 2012

Die Entwickler von Mercedes hielten sich

Den Leaf treibt ein 110 PS starker Elektro­

in den USA (Smyrna, Tennessee) und

bei der Entwicklung ihrer Visionen sehr

motor an, der den Fünfsitzer auf etwa 140

schon ab diesem Jahr in Oppama (Japan).

eng an Serienfahrzeuge, als sie vergange­

km/h beschleunigt. Nissan verspricht eine

Darüber hinaus beginnen derzeit die

nes Jahr das Concept BlueZero vorstellten.

Reichweite von 160 Kilometern. Danach

Arbeiten am ebenfalls neuen Batteriewerk

Damit soll der Weg in die Elektromobilität

geht es entweder für acht Stunden an die

Sunderland. Ab 2012 werden hier jährlich

aufgezeigt werden, auf Basis einer modu­

Haussteckdose oder für etwa 60 Minuten

60.000 Lithium-Ionen-Stromspeicher ge­

laren Fahrzeug-Architektur.

an eine Schnellladestation. 80 Prozent der

fertigt, sowohl für den Leaf als auch für

Unter dem Motto 200-400-600 gibt es drei

Batteriekapazität können sogar innerhalb

die E-Modelle des Allianzpartners Renault.

unterschiedliche Antriebskonfigurationen

von 30 Minuten aufgeladen werden.

in optisch identischen Fahrzeugen. Die

Technisch basiert der Leaf auf keiner

Hunderter-Zahlen geben die jeweiligen maximalen Reichweiten an und damit im Prinzip auch die unterschiedlichen Ein­ satzzwecke. Mercedes legt sich bewusst nicht auf einen „Königsweg“ fest.

200 Kilometer: BlueZero E-Cell. Hier hat die kompakte Fünftürer-Studie – das Design soll einen Vorgeschmack auf die kommende Generation der B-Klasse geben – einen rein batterie-elektrischen Antrieb. Im Wagenboden steckt ein flüssigkeitsgekühlter Lithium-Ionen-Akku mit 35 kWh Kapazität, der Strom für einen 100 kW starken Elektromotor liefert.

400 Kilometer: BlueZero F-Cell. Identisch ist der E-Motor, wesentlich kleiner ist die

GREENmobility | 035

GREEN cars E-Modelle

Batterie. Den Ausgleich für die fehlende Speicherkapazität schafft ein kleines Chemie­

ro E-Cell Plus sorgt der Dreizylinder für

labor namens Brennstoffzelle. Sie erzeugt aus Wasserstoff und dem Sauerstoff der Luft

weitere 500 Kilometer Fahrstrecke und

Strom, der dann zum Elektromotor fließt. Die Hochdrucktanks sind tief und gut geschützt

gibt dem Fahrer das beruhigende Gefühl,

im Wagenboden platziert und können knapp 4,5 Kilo Wasserstoff speichern.

selbst bei entladener Batterie pünktlich

600 Kilometer: BlueZero E-Cell Plus. Mit einem Elektroauto nachts und ohne Strom auf

nach Hause zu kommen.

einsamer Landstraße liegen zu bleiben? So etwas kann passieren. Im E-Cell Plus wäre dies nach 100 Kilometern der Fall. Ein Grund, warum die Mercedes-Entwickler ins Heck des Autos einen kleinen Dreizylinder-Verbrennungsmotor setzten. Er treibt den Wagen allerdings nicht direkt an, sondern dient einzig und allein dafür, einen Generator am Laufen zu halten. Dieser erzeugt Strom für den Elektromotor oder die Batterie. Das Auto ist wieder mobil. Fachleute nennen diese Art Motor – es kann ein Benziner, Diesel- oder Erdgasmotor sein – „Range Extender“. Zu deutsch: Reichweitenverlängerer. Im BlueZe­

RENAULT

c

Vierer-Bande unter Spannung machen und in mehreren Ländern ein Man könnte es fast als „Französische

Netz von Ladestationen aufbauen. Den

Revolution“ bezeichnen, was Renault in

Anfang macht Israel, 2012 folgen Däne­

Sachen Elektromobilität zu tun gedenkt.

mark und Portugal, in Übersee Kanada

Im Gegensatz zu anderen Herstellern,

und Australien. 100'000 Elektro-Renaults

die meist nur mit einer Studie aufwarten,

sollen bis spätestens 2016 allein durch

verspricht Renault gleich vier E-Autos, die

Better Place vom Band laufen.

schon in den nächsten zwei Jahren auf die

Der Twizzy ist ein lustiger Zweisitzer und

Straße kommen sollen. Auch wenn sie so

erinnert ein wenig an den überdachten

verspielte Namen wie Fluence, Kangoo,

Motorroller C1 von BMW. Fahrer und Bei­

Zoe und Twizy tragen, Carlos Ghosn, Chef

fahrer sitzen hintereinander. Daher reicht

der Renault-Nissan-Allianz meint es bitter­

ihm auch nur ein 20 kW starker Elektro­

ernst. Vier Milliarden Euro stellt er angeb­

motor, der es auf eine Höchstgeschwin­

lich für die Entwicklung zur Verfügung.

digkeit von 75 km/h bringt. Die Batterien

Zudem ging Renault eine Kooperation mit

sollen Energie für 100 Kilometer haben.

der Firma Better Place ein. Dahinter steckt

Auch für den Kleinwagen Zoe sieht

das ehemalige SAP-Vorstandsmitglied Shai

Renault als Einsatzrevier hauptsäch­

Agassi. Der visionäre Unternehmer will

lich die Stadt. Der Viersitzer hat 95 PS

dem Elektroauto zum großen Durchbruch

und schafft eine Spitze von 140 km/h.

verhelfen, es gar zum Massenfahrzeug

Mehr für die Familien ist die Limousine

036 | GREENmobility

Fluence gedacht, deren E-Motor 70 kW leistet. Die vierte Variante von Renault zielt auf Gewerbetreibende, die zum Beispiel im für Diesel und Benziner gesperrten Citybereich zu Kunden müssen. Der Kangoo ist identisch motorisiert wie der Fluence. Allen Z.E.Modellen (steht für Zero Emission) von Renault gemeinsam ist die Lithium-Ionen-Batterie.

Sie wurde in Modulbauweise konzipiert und unterscheidet lediglich in der Anzahl ihrer Zellen voneinander – und damit auch in Leistung, Gewicht und Kapazität.

Während Twizzy und Kangoo ausschließlich an der Steckdose geladen werden können, hat Renault für den Fluence und den Zoe einen austauschbaren Akku konstruiert. Er kann an einer Wechselstation innerhalb von wenigen Minuten aus- und eingebaut wer­ den. Fluence und Kangoo sollen in der ersten Jahreshälfte 2011 auf den Markt kommen, die Produktion des Twizzy ist für Ende 2011 und die des Zoe für Mitte 2012 vorgesehen.

Elektro-Kompaktvan „e6“, in dessen Wa­ genboden Lithium-Ionen-Batterien sitzen und das Familienauto angeblich über 300 Kilometer weit mit Strom fahren lassen.

Experten bezweifeln diese Angaben. In fünf Jahren will BYD Autobauer Nummer eins in China sein, 2025 sogar auf dem ganzen Globus. Große Töne aus dem Reich der Mitte. BYD-Exportchef Henry Li präzisierte kürzlich die Zahlen: „Acht bis BYD E6

neun Millionen Fahrzeuge pro Jahr, rund

c

30 Prozent davon als Hybride und Elekt­ roautos.“ Mit Volkswagen verhandelt BYD

Vom Akku zum Auto BYD beabsichtigt, bei Elektroautos die

derzeit in Sachen Batterien und auf dem

Der Name ist Programm: BYD (Built Your

Marktführerschaft zu übernehmen. Mister

Genfer Autosalon im März '10 hat Daimler

Deams). Das chinesische Unternehmen

Chuanfu ist sich sicher, dass es zwecklos

mit BYD ein Kooperationsabkommen un­

wurde 1995 von einem Herrn Wang

sei, noch Geld in die Entwicklung von

terzeichnet. Man will zusammen in China

Chuanfu gegründet und ist heute der

Verbrennungsmotoren zu stecken. Man

ein Elektroauto entwickeln und bauen.

zweitgrößte Hersteller von Lithium-Ionen-

würde den europäischen Autobauern

Das Modell soll aber unter einer eigenen

Batterien für Mobiltelefone weltweit.

eh nur hinterherfahren. Auf der Detroit

neuen Marke verkauft werden.

Jetzt kann man sich denken, was kommt.

Auto Show im Januar 2010 zeigte BYD den

GREENmobility | 037

GREEN cars E-Modelle

CHEVROLET VOLT UND OPEL AMPERA

c

Zweiter Versuch erschien der EV-1, ein kleiner, stromli­ Nach 14 Jahren wiederholt sich bei Ge­

nienförmiger Zweisitzer. Doch das Auto

ne­ral Motors die Geschichte. Amerikas

floppte, nur 1117 Stück wurden gebaut.

größter und derzeit schwer angeschla­

Nach jeweils drei Leasing-Jahren zog der

gener Autobauer wird Ende dieses

Detroiter Konzern alle EV-1 zurück und

Jahres mit dem Chevrolet Volt erneut ein

schickte sie in die Schrottpresse.

Elektroauto auf den Markt bringen. Es ist

Keiner zweifelt daran, dass es diesmal

nicht das erste Mal, dass GM den Versuch

besser läuft. Elektroautos sind weltweit im

wagt, elektrisch zu fahren. Bereits 1996

Kommen. Alle großen Hersteller haben Benzin“, sagt der ehemalige Volt-Entwick­ ler Frank Weber.

GM entschied sich für die zweifellos teurere Range-Extender-Lösung, um dem Autofahrer mehr Flexibilität zu geben und damit an dessen bisherigem Nutzungs­ profil anzuknüpfen: Fahren, ohne darüber nachzudenken, wohin und wie weit.

Zu Hause lädt der Volt an der Steckdose (Plug-in). Für die Lithium-Ionen-Batterie – bei einer Kapazität von 16 kWh wiegt sie 180 Kilogramm – gibt Chevrolet 64 Kilometer Reichweite an und verspricht

Prototypen im Test oder stehen kurz vor einer Serienfertigung. Doch während die ande­

gleichzeitig eine Garantie von zehn Jah­

ren auf reinen Batterieantrieb setzen, ist der Volt ein Plug-in-Hybrid. Denn neben seinem

ren. Der Verbrennungsmotor für den Volt

Elektromotor steckt unter seinem Blech noch ein Verbrennungsmotor. Dieser treibt

stammt aus dem Opel-Regal, ein Vierzylin­

jedoch nicht das Auto direkt an, sondern einen Generator, der wiederum die Batterien

der-Benziner mit 1,4 Liter Hubraum und

lädt. Fachleute sprechen vom Range Extender, einem „Reichweitenverlängerer“. So kann

75 PS. Er läuft abgekapselt mit konstanter

der Volt-Fahrer, sollte er einmal mit müdem Akku liegen bleiben, noch mehrere hundert

Drehzahl in seinem jeweiligen Bestpunkt

Kilometer weiter fahren. „Wer täglich jedoch nur 50 bis 60 Kilometer unterwegs ist – laut

und damit niedrigstem Verbrauch.

einer Studie sind das rund 70 Prozent aller Autofahrer – braucht im Jahr keinen Tropfen

Unter dem Namen Ampera wird GMs deut­

038 | GREENmobility

d

sche Tochter Opel Ende 2011 ebenfalls

HONDA EV-N

ein Elektroauto auf den Markt bringen.

Ähnlilchkeit ist Absicht det, ist sein Antrieb. Die ersten beiden

Der Ampera entspricht im Wesentlichen dem Volt, wurde nur optisch verändert.

Ältere Autofahrer werden sich noch gut

Buchstaben stehen für „Electric Vehicle“.

Zeitgleich wird jedoch Chevrolet den Volt

daran erinnern, als Honda Ende der 60er-

Einzelheiten zur Technik gibt Honda noch

auch in Europa anbieten. Wie viel die

Jahre mit seinen ersten Kleinwagen einen

nicht bekannt. Erwartet wird eine Lithium-

beiden Stromer kosten werden, darüber

Fuß nach Europa setzte. Darunter war ein

Ionen-Batterie. Sie soll zusätzlich sogar

gibt es nur Spekulationen. Opels Ex-Vor­

Stadtfloh namens N 360. Er war für die Ja­

über Solarzellen auf dem Dach mit Strom

standschef Hans Demant sprach von ei­

paner so etwas wie der Mini für die Briten

gespeist werden. Das Design des EV-N ent­

nem Preis, der einem „gut ausgestatteten

und der Fiat 500 für die Italiener. Klein,

stammt der Feder einer jungen Frau. Kana

Zafira-Turbodiesel entspricht“. Mithin: Um

knuffig, kultig. Jetzt hat sich Honda seiner

Sumiyoshi entwarf den Japan-Mini nach

32.000 Euro sollte der Volt/Ampera-Kunde

Vergangenheit besonnen und ebenfalls

der Maxime: „Würden die Leute nicht auch

einkalkulieren.

einen Retro-Car auf die Räder gestellt,

ein Auto haben wollen, das noch kleiner

das dem Urahn ähnlich sieht: der EV-N.

als ein typischer Kleinwagen ist, so lange

Was ihn vom Mini und Fiat unterschei­

der Innenraum ausreichend groß ist?“ Im EV-N gelang dies, weil unter anderem die Sitze sehr dünne, aber grobmaschige Bezüge haben. Die Polster sind auswech­ selbar und in vielen Arten erhältlich. Alle Werkstoffe wurden bewusst luftig und leicht gehalten. Honda ist sich sicher, dass Elektroautos vor allem für die Mobilität in der Großstadt prädestiniert sind. „Hier soll ein Fahrzeug möglichst wenig Ver­ kehrsfläche beanspruchen und möglichst wenig die Umwelt belasten. Genau dies tut der EV-N“, sagt Hondas Vorstandschef Takanobu Ito.

RINSPEED UC

b

„You see?“ Daimler. Sie erlaubt eine Reichweite von Bislang hat der eigenwillige Schweizer

rund 100 Kilometern. Nach vier Stunden

Tüftler Frank M. Rinderknecht – besser be­

Steckdose kann der UC seine Fahrt fort­

kannt unter dem Firmennamen Rinspeed

setzen. Gesteuert wird der knallig-bunte

– stets durch abgedrehte Gefährte von

Zweisitzer per Joystick, ein Lenkrad fehlt.

sich Reden gemacht. Bisweilen konnten

Auch sonst sieht es im Innenraum aus wie

seine Fahrzeuge wie in schlechten James-

eine Mischung aus Micky-Maus und Daniel

Bond-Filmen sogar tauchen. Nun aber

Düsentrieb. Zum Auto will Rinspeed auch

hat eine neue Vision von ihm durchaus

gleich das passende Mobilitätskonzept

Chancen auf Realität. Es ist ein knuffig

mitliefern. Der Kleine kann auch Zug

dreinschauender Kleinstwagen im Smart-

fahren. Um den Stadtverkehr zu entlas­

Format. 2,60 m kurz, zwei Sitze, Heckklap­

ten, ist eine Verladung auf Schnellzüge

pe und – Elektroantrieb. Der Name „UC?“

(quer zur Schienenrichtung) vorgesehen.

steht für Urban Commuter, was so viel

Gebucht werden soll der mobile Stellplatz

wie städtischer Pendler heißt. Eine zweite

mit Batterieladeanschluss bei der Bahn

Übersetzung lautet „You see?“.

übers Internet. „Wir wollen eine Integra­

Angetrieben wird der Rinspeed-Floh von

tion und Verzahnung von öffentlichem

einem 41-PS-Elektromotor, der für 120

Personen- und Individualverkehr“, sagt

km/h gut sein soll. Die Lithium-Ionen-

Rinderknecht. Bauen möchte der Visionär

Batterien stammen aus Deutschland und

den UC jedoch nicht selbst, sondern sucht

werden von Li-Tec-Battery beigesteuert,

hierfür einen großen Hersteller.

einem Joint-Venture von Evonik und

GREENmobility | 039

GREEN cars Hybrid

Audi A8

Porsche Cayenne S Hybrid

E

Toyota Prius

IN MILDES LÄCHELN. Ein arrogantes Abwinken. Nett war das nicht, was sich die deutschen Autobosse da in den vergangenen zehn Jahren geleistet haben. Hätte man alle ihre Argumente niedergeschrieben, die angeblich gegen den Hybridan­

trieb, also der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor sprechen, der Platz in diesem Heft würde dafür nicht ausreichen. Wieder und wieder redeten sie den Hybrid­ antrieb schlecht. Zu teuer sei er, zu schwer, zu aufwändig und überhaupt, das alles sei doch ökologischer Schwachsinn. Zudem ein Verlustgeschäft und der Diesel sei sowieso unschlagbar. Keiner der Entwicklungschefs gab auch nur mit einer Silbe zu, dass die Japaner da eigentlich einen guten Job machen, dass sie doch sehr mutig seien, derart hohe Investitionen auf sich zu nehmen, ohne zu wissen, ob der eingeschlagene Weg der richtige sei.

ALLE KRITIKER WURDEN EINES BESSEREN BELEHRT. Der Hybridantrieb ist dabei, sich

auch außerhalb von Japan und Amerika weiter zu etablieren, selbst wenn er in Relation zu den konventionellen Antrieben (Diesel- und Benzinmotoren) noch ein Nischendasein führt. Weitaus häufiger findet der Hybrid in den Köpfen der Autofahrer statt. Zu verdan­ ken ist dies hauptsächlich einem Modell: dem Toyota Prius. Er gilt unter den Pkws als der Öko-Musterknabe. Kein anderes Auto besitzt ein grüneres Image. Sogar Hollywood-Stars fahren Prius und ließen sich mit der eigenwillig gestylten Limousine gerne ablichten. Bei solch medienwirksamen Aktionen rieben sich die Händler die Hände. Über zwei Millio­ nen Hybridfahrzeuge hat Toyota seit 1998 schon verkauft, davon tragen fast 1,5 Millionen den Namen Prius. Die meisten fahren in Kalifornien und Japan.

SEIT VORIGEM SOMMER FÄHRT DER PRIUS BEREITS IN DER 3. GENERATION, in verblüf­ fend ähnlichem Design wie sein Vorgänger. „Wir haben Priorität auf Aerodynamik und Verbrauch gelegt. Da bleibt nicht viel Spielraum für die Form“, entschuldigt Chef-Entwick­ ler Akihiko Otsuka das Aussehen. „Außerdem soll der Wagen von 100 Meter Entfernung

040 | GREENmobility

Hybrid

– ein Antrieb macht

KARRIERE

Text: Michael Specht

BMW X6

wieder sofort als Prius erkannt werden.“

an. Dies passiert so sanft, dass man aufs

Mehr passierte unter dem Blech. 90 Prozent der Antriebskomponenten wurden

Display im Cockpit schauen muss ob der

überarbeitet, verkleinert, erleichtert, verbessert. Über 1000 neue Patente sollen im Prius

Motor auch wirklich läuft.

stecken und zusammen mit einem effizienteren Energiemanagement zwischen Verbren­ nungs- (98 PS) und Elektromotor (80 PS) für einen Verbrauch sorgen, der die fünftürige Limousine zum sparsamsten Benziner der Welt macht: 3,9 Liter pro 100 km gibt das

Modelle wie der Prius oder der Lexus nennt der Fachmann

Werk als EU-Durchschnittswert an. Dies entspricht einem CO2-Ausstoß von 89 g/km. Kein

„Full-Hybrids“, weil deren Elekt­

anderer Serien-Neuwagen mit Ottomotor schafft dies. Diesen Herbst wird Toyota mit

romotoren und Batterien genug

identischer Hybrid-Technik sogar sein Volumenmodell Auris anbieten.

Kraft besitzen, den Wagen auch nur mit Strom und damit lokal

ÄHNLICH LAUTEN DIE TÖNE VON TOYOTAS LUXUS-TOCHTER LEXUS. Seit 2005 arbeitet

emissionsfrei anzutreiben.

die Hybridtechnik auch in dem Geländewagen RX 400h. Der Hybrid-SUV schafft nach EU-Zyklus einen Verbrauch von nur 8,1 Liter Benzin je 100 Kilometer. Sein Nachfolger RX 450h, seit vorigem Jahr auf dem europäischen Markt, unterschreitet diese schon sehr niedrige Marke massiv. Deutschland Lexus-Chef Ulrich Selzer spricht daher auch ganz ungeniert vom „fortschrittlichsten Antrieb auf diesem Planeten“ und nennt Zahlen, die den Ingenieuren der Konkurrenzmarken noch für einige Zeit den Schlaf rauben dürften: 6,3 Liter/100 km und 148 g/km CO2. Solche Werte schafft nicht einmal der kleine Fiat Panda 4x4 mit seinem 60-PS-Benzinmotor und beim RX 450h handelt es sich um ein Zwei-Tonnen-Gefährt mit knapp 300 PS. „Die anderen haben uns lange belächelt, aber nun hecheln sie hinterher“, sagt Selzer.

Wie aufgeschlossen die RX-Kunden dem Hybridantrieb gegenüberstehen, zeigen Be­ stellraten von über 90 Prozent. „Für den neuen RX 450h erwarten wir sogar noch mehr“, sagt Michael Potthast vom Produkt-Marketing. Erstmals verfügt dieses Modell über einen Schalter, mit dem der elektrische Fahrmodus auch manuell aktiviert werden kann. Der Fahrer kann sich so morgens leise und abgasfrei aus der Wohnsiedlung schleichen. Erst ab 45 km/h oder nach zirka zwei Kilometern springt dann der Sechszylinder-Benziner

EIN KOPF-AN-KOPF-RENNEN in Sachen Full-Hybrid-Technik liefern sich derzeit die beiden deutschen Autohersteller BMW und Volkswagen. Jeder proklamiert für sich, die erste europäische Automarke zu sein, die einen SUV mit Hybridantrieb auf den Markt bringt. BMW gebührt zumindest der Vorsprung, bereits im vorigen Herbst ein Modell fahrfertig vorgestellt zu haben: den X6 Active Hybrid. Der „schräge“ SUV entstammt dem Gemeinschaftsprojekt „Global Hybrid Alliance“, das BMW einst mit DaimlerChrysler und General Motors eingegangen war. Zusammen wollte

GREENmobility | 041

GREEN cars Hybrid

nicht zu sein. „Wir machen das, weil der Kunde dies von einer Marke wie Audi erwartet“, sagt Entwicklungschef Michael Dick, „wirtschaftlich aber ist es Blödsinn.

Ein Hybrid ist teuer und verbraucht mehr als ein gleichstarker Diesel.“ Ein Grund, warum die Kollegen von Mercedes vorerst auf den so genannten Mild-Hybrid setzen. Motto: weniger Auf­ wand, weniger Gewicht, weniger Kosten und fast die gleiche Effizienz. Vorigen Cayenne S Hybrid

Sommer brachten die Stuttgarter den S 400 Hybrid auf den Markt und waren da­ mit der erste europäische Autohersteller mit solch einem Antrieb. Der ringförmige

Projektleiter Peter Tünnermann.

E-Motor (27 PS) in der S-Klasse leistet

Ulrich Hackenberg wird da sicher ande­

beim Beschleunigen lediglich Anschubhil­

rer Meinung sein. „Unser Touareg Hybrid

fe (Boost-Effekt). Doch selbst dies macht

entwickeln. Einerseits, um der Toyota- und

erreicht eine Verbrauchseinsparung bis

das Topmodell zur derzeit sparsamsten

Lexus-Vormacht Paroli bieten zu können,

zu 40 Prozent“, kontert der VW-Entwick­

Luxuslimousine. Das Werk verspricht im

andererseits, um sich nicht länger vor­

lungschef. Mit der zweiten Generation des

EU-Mix 7,9 Liter je 100 km.

werfen lassen zu müssen, die deutschen

erfolgreichen Geländewagens bringen

Autohersteller befänden sich in Sachen

die Wolfsburger zum ersten Mal auch

NEBEN MERCEDES setzt noch ein zweiter

Hybridantrieb noch immer im Tiefschlaf.

einen Hybridantrieb, laut Hackenberg den

Autohersteller auf die Mild-Hybrid-Tech­

Wer jedoch denkt, der X6 Active Hybrid ist

„effizientesten seiner Klasse“. Mittels einer

nik: Honda. Seit 1999 gibt es den Insight,

eine Art „Ich-rette-die-Welt-Auto“ mit ei­

intelligenten Kombination aus V6-Direkt­

ein zweisitziges Ökoauto in Stromlini­

nem ähnlichen Öko-Image wie der Toyota

einspritzer (333 PS), Achtgangautomatik

enform, das vorwiegend in Japan und

Prius, liegt völlig daneben. Der Wagen ist

und Elektromotor (47 PS) verbraucht der

in den USA verkauft wurde, jedoch stets

mit 485 PS und 780 Newtonmeter nicht

Touareg Hybrid lediglich 8,2 Liter pro 100

im Windschatten des Prius fuhr. Schuld

km. Bis 50 km/h kann der SUV elektrisch

daran war nicht nur das extreme Design

gefahren werden, allerdings nur zwei

(u. a. voll verkleidete hintere Radhäuser),

Kilometer weit.

sondern auch ein Marketing-Fehler der

Weitgehend identische Werte bietet

Honda-Strategen.

auch Porsche seinen Kunden im neuen

Honda Insight

man so etwas wie den Super-Hybriden

VW Touareg Hybrid

Cayenne S Hybrid an. Welch Wunder!

Touareg und Cayenne sind technische Brüder und wurden zusammen von Porsche und Volkswagen entwickelt.

Lediglich Audi schert ein wenig aus nur der stärkste Hybrid der Welt, sondern mit knapp 2,5 Tonnen Gewicht auch einer der

der Reihe. In den derzeitigen technisch ähnlichen Q7 passt der Hybrid nicht rein. Erster Hybrid-SUV wird 2011 der Man

Q5 werden. Im selben Jahr

glaubte, das

präsentieren die Ingol­

Wort „Hybrid“

schwersten. Umso erstaunlicher aller­

städter ihren Kunden den

dings, dass er im EU-Normzyklus lediglich

Öko-Antrieb auch im A8. Das

9,9 Liter je 100 Kilometer verbrauchen

Flaggschiff der Marke soll mit sei­

soll. Wohlgemerkt Benzin, nicht Diesel.

ner Lithium-Ionen-Batterie (1,5 kWh)

Das sind immerhin 20 Prozent weniger

rund zwei Kilometer und bis zu Tempo 80

Abkürzung IMA, was für „Motor Integra­

als der vergleichbare Achtzylinder im X6

emissionsfrei mit Strom fahren können.

ted Assist“ steht.

xDrive50i schluckt. „Kein anderer Hybrid

Sehr überzeugt scheint man allerdings

An diesem Bauprinzip hält Honda auch

schafft eine größere Einsparung“, sagt

von der teuersten Art, Sprit zu sparen

beim neuen Insight fest. Ähnlich wie bei

wäre negativ besetzt, nicht sexy genug und entschied sich daher für die

der S-Klasse hilft bei der Beschleu­

042 | GREENmobility

nigung ein integrierter Elektromotor (er sitzt zwischen dem Verbrennungsmotor und dem Getriebe). Zu spüren ist davon aber kaum etwas. Denn lediglich 14 elek­ trische PS helfen dem 88 PS starken Vier­ zylinder auf die Sprünge. Zudem scheinen einige Pferdestärken im stufenlosen CVT-Getriebe hängen zu bleiben, das bei zu forschem Gasgeben gern mal aufjault.

Yasunari Seki, der Entwicklungsleiter des Insight, ist dennoch stolz, einen Ver­ brauch von 4,4 Litern je 100 km angeben zu können und hat für die aufwändige Hybrid-Technik von Toyota nicht all zu viel übrig. „Der Prius-Antrieb wiegt mehr als doppelt so viel wie unser und ist wesent­ lich teurer“, sagt Seki. Honda kann den

LEXUS CT 200h

Insight daher über 5000 Euro günstiger anbieten und spricht von einer „Demo­ kratisierung des Hybrid-Antriebs“. Neben

2006 präsentierte Peugeot einen 307-Ver­

dem Insight hat Honda zwei weitere Mild-

suchsträger. Kurz darauf folgten Proto­

Statt, wie ursprünglich geplant, beide

Hybride in der Produktpalette, den Civic

typen vom 307 Cabrio und der 308-Li­

Motoren als Einheit vorn unter die Haube

und – ganz neu – das Sportcoupé CR-Z.

mousine. Letztere erzielte ein Verbrauch

zu stecken, hieß es jetzt: Dieselmotor nach

Nächstes Jahr soll der Jazz folgen.

von nur 3,4 Liter je 100 km. Obwohl die

vorne, E-Motor nach hinten. Beide sind

Entwicklung bereits weit fortgeschritten

mechanisch nicht miteinander verbun­

KOSTENREDUZIERUNG steht bei den

war, entschied

den, trotzdem können alle vier Räder

Entwicklern von Hybridfahrzeugen auch

man sich

in Zukunft ganz oben auf der Liste. Umso

den­

3008 Hybrid4 leistet der Zwei­

mehr verwundert es Fachleute, dass

noch

liter-Diesel 163 PS, der Elektro­

angetrieben werden. Im Crossover

sogar mit Diesel-Hybriden experimen­

motor unterstützt den Vortrieb

tiert wird. Mercedes und Peugeot führen

mit weiteren 37 PS. So steht eine

hier den Markt an. Die Stuttgarter wollen

Gesamtleistung von 200 PS sowie

im nächsten Jahr einen E 300 BlueTec

300 Newtonmeter an der Vorder-

Hybrid als Serienfahrzeug anbieten. Hier

und 200 an der Hinterachse zur

handelt es sich technisch um die gleiche

Verfügung. Der Wagen soll lediglich

Hybridmodul-Anordnung wie in der S-

4,1 Liter pro 100 km verbrauchen und

Klasse. Statt des V6-Benziners kommt ein

109 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen.

Vierzylinder-Diesel zum Einsatz, derzeit

Für Gewicht und Größe des Autos ist dies

der neueste Motor von Mercedes. Aus 2,2

für

Liter Hubraum schöpft der Selbstzünder

ein exzellenter Wert.

eine

204 PS, ein E-Motor erhöht die Systemleis­

Peugeot 3008Neu­ Hybrid 4 technische

Mit welchem Konzept auch immer: Der

tung auf 224 PS und ein Gesamtdrehmo­

Elektromotor ausrichtung.an der Hinterachse

Hybridantriebstechnik stehen gute Zeiten

ment von 580 Newtonmeter. Dank einer

Verbrennungsmotor an der Vorderachse

bevor, besonders in den USA und in Japan.

Trennkupplung kann der Dieselhybrid

Im nächsten Schritt sollen sogenannte

auch kurze Strecken rein elektrisch zu­

Plug-in-Hybrids zum Einsatz kommen. Sie

rücklegen. Mercedes verspricht für den E

besitzen anstelle von Nickel-Metallhydrid-

300 BlueTec Hybrid einen Verbrauch von

leistungsfähigere Lithium-Ionen-Batterien.

4,1 Litern.

Kurze Strecken bis zirka 20 Kilometer können dann rein elektrisch zurückgelegt

AUCH PEUGEOT WILL 2011 mit einem

werden. Mercedes zeigte bereits einen S

Dieselhybrid in die Serienfertigung gehen

500 Plug-in-Hybrid als Konzeptstudie. Die

und im 3008 Hybrid4 sogar eine bislang

Limousine soll auf einen Verbrauch von

einzigartige Kombination anbieten. Schon

nur 3,2 Liter kommen. Dies entspräche ei­

GREENmobility | 043

GREEN cars HybridModelle

BMW FÜNFER

b

Active Hybrid Fünfmal in Folge ist BMW bereits mit dem Dow Jones Sustainability Index ausgezeichnet worden und gilt damit als nachhaltigster Automobilhersteller der Welt. Früher als andere hat der Konzern den Trend zu umweltfreundlicheren Antrieben erkannt. Im europäischen CO2Flottenausstoß liegen die Bayern derzeit mit 156 g/km sogar unter Volkswagen – und dies mit deutlich stärkeren Motoren. „Wir werden auch über die nächsten Jahre hinaus gegenüber unseren Wettbewer­ bern einen signifikanten Vorsprung beim Verbrauch haben“ prophezeit BMW-Ent­ wicklungschef Klaus Draeger. Helfen soll dabei unter anderem die Hybridtechnik. Wie so etwas aussieht, zeigten die Münchener

technischen Kniffe wie Bremsenergie-

Autobauer im März auf dem Genfer Automobilsalon. Dort stand das „BMW Concept 5er

Rückgewinnung (Rekuperation) und Start-

Active Hybrid“. Offiziell ist der Wagen noch eine Studie, aber jeder weiß: Damit kommen

Stopp-System. Diese setzt sogar schon ein,

die Bayern nächstes Jahr auf den Markt. Es wäre dann nach Siebener und X6 Active

kurz bevor der Wagen zum Stehen kommt,

Hybrid bereits das dritte Hybridmodell.

trennt den Verbrennungsmotor vom

Im Fünfer-Hybrid wird jedoch erstmals der laufruhige Reihensechszylinder mit

Getriebe und schaltet ihn ab.

Doppelturboaufladung und 306 PS mit einem 54-PS-Elektromotor und einer Achtgang-

Recht schlau haben die Entwickler auch

Automatik kombiniert. Rechnerisch stehen also 360 PS zur Verfügung, womit BMW

das Energiemanagement konzipiert. Über

seinen Dynamikanteil schon mal erfüllt hätte. Die E-Maschine ist aber auch stark genug,

das Navigationssystem kennt das System

um in der Stadt die Business-Limousine so oft wie möglich rein elektrisch anzutreiben.

die restliche Strecke zum Ziel (beispiels­

Prinzipiell handelt es sich also um einen Fullhybrid. Wird mehr Leistung abgefordert,

weise die Adresse zu Hause) und schaltet

arbeiten Sechszylinder und Elektromotor wieder zusammen. BMW nennt dies „eBoost“.

zum optimalen Zeitpunkt den Verbren­

Auch an Steigungen hilft die E-Maschine. Selbstverständlich verfügt der Fünfer über alle

nungsmotor ab. Das letzte Stück durchs Wohngebiet fährt der Hybrid-Fünfer dann weitgehend lautlos und emissionsfrei.

HONDA CR-Z

c

Hybrid im Sportcoupé deten Radhäusern. Das Auto galt über Jahre als Rekordhalter für niedrigen CO2-Ausstoß: Schon Ende der 90er-Jahre kam Honda

80 Gramm pro Kilometer. 2003 folgte der Civic Hybrid, der drei Jahre später zum „World

mit dem Insight auf den Markt, einem

Green Car of the Year“ gekürt wurde. Seit vorigem Jahr ist die zweite Generation des

stromlinienförmigen Coupé mit verklei­

Insight im Markt, ein Hybridmodell, das weniger als 20.000 Euro kostet. Honda will damit

044 | GREENmobility

die Hybridtechnik demokratisieren und sie nächstes Jahr sogar in dem Kleinwagen Jazz einsetzen.

Zuvor aber soll die IMA-Technik (Integrated Motor Assist) im CR-Z auch sportlich ambi­ tionierte Kunden anlocken. Das schräg gestylte Coupé weckt schon durch seine Optik Erinnerungen an den Dreitürer CRX von 1986 und hat eine ähnliche Heckform mit großer Scheibe. Wie im Civic Hybrid und im Insight ziehen auch im CR-Z ein 1,5-LiterBenziner und ein Elektromotor an einem Strang, liefern eine Systemleistung von 124 PS und ein Drehmoment von 174 Newtonmeter. Dennoch soll der 2+2-Sitzer laut Honda nur fünf Liter pro 100 km verbrauchen, was einem CO2-Ausstoß von 117 Gramm je Kilome­ ter entspräche. Über die Leistung der Batterie machen die Japaner keine Angaben. Im Gegensatz zu dem bei Hybriden üblichen stufenlosen CVT-Getriebe verfügt der CR-Z über ein manuelles Sechsganggetriebe – bislang einmalig.

Eine dreistufige Fahrdynamikregelung soll sportliche Gemüter zufrieden stellen. Das System bietet die Wahl zwischen Sport, Normal und Econ. Je nach Programm stehen Fahrspaß, betont wirtschaftliches Fahren oder ein Kompromiss aus beiden im Fokus.

Noch 2010 soll der CR-Z auf den Markt kommen.

LEXUS CT 200H

c

möchte. Doch wird es den 4,32 Meter

einen Schalter für reinen EV-Betrieb. Im

langen Fünftürer weder als Benziner noch

Eco-Modus ist das Gas reduziert und die

als Diesel geben, sondern ausschließlich

Klimaanlage läuft mit geringerer Kühlleis­

Die Edel-Toyota-Tochter Lexus steht nicht

als Hybrid. Unter dem Blech steckt die

tung. Im Sportmodus geht’s direkter zur

nur für entspanntes Fahren und luxuri­

bekannte Technik aus dem Toyota Prius (3.

Sache, die Gaspedalkennung ist spontaner

öses Ambiente, sondern auch für den

Generation). Heißt: 1,8-Liter-Vierzylinder

und die Armaturen im Cockpit leuchten

Hybridantrieb. Keine andere Marke setzt

mit 99 PS, Nickel-Metall-Hydrid-Batterie,

rot statt grün.

so konsequent auf die Kombination von

Elektromotor mit 60 PS, maximale System­

Verbrennungs- und Elektromotor. So war

leistung 136 PS, Verbrauch: rund vier Liter

Lexus der erste Hersteller, der die Hybrid­

pro 100 Kilometer und damit deutlich

technologie in der Luxusklasse (LS 600h)

unter 100 g/km CO2. Der CT 200h ist

und im Premium-SUV-Segment (RX 400h)

wie der Prius ein Fullhybrid, also fähig,

einführte. Nun wagt Lexus den Schritt in

rund zwei Kilometer auch rein elektrisch

die heiß umkämpfte Golf-Klasse. Ende des

fahren zu können und dies mit bis zu 45

Jahres soll das Kompaktmodell CT 200h

km/h. Mit auf den Weg gegeben haben

auf den Markt kommen, mit dem man vor

ihm die Entwickler drei unterschiedliche

allem eine jüngere Klientel ansprechen

Fahrmodi: Eco, Normal und Sport sowie

Premium-Hybrid in der Golf-Klasse

GREENmobility | 045

GREEN cars Hybrid

MERCEDES F 800 STYLE

c

Mit den Antrieben von Morgen

etwa die nächste Generation der C-Klasse aussehen könnte, doch interessanter ist die Antriebs-Architektur. Bislang setzten

Bei den zukünftigen alternativen An­

die Stuttgarter zum Beispiel beim Thema

trieben gibt es keinen Königsweg, sagt

Brennstoffzelle stets auf die A- und B-Klas­

Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vor­

se, weil sich deren Sandwichboden wun­

stands der Daimler AG, verantwortlich

derbar eignet, um die gesamte Technik

für Konzernforschung und Entwicklung

aufzunehmen. Nun haben die Ingenieure

Mercedes-Benz Cars. Ein Grund, wa­

die Wasserstofftechnik erstmals auch in

rum der älteste Autobauer der Welt sich

eine konventionelle Limousine integriert.

nicht auf eine einzige Strategie festlegt,

Dort, wo sonst der übliche Verbrennungs­

sondern bewusst mehrspurig fährt – und

motor sitzt, produzieren Brennstoffzellen

dies in modularer Bauweise. So lassen

aus Wasserstoff und dem Sauerstoff der

sich verschiedene Arten von Hybrid- und

Luft Strom. Dieser fließt in die Batterie im

Elektroantrieben integrieren. Auch die

Heck oder zum E-Motor an der Hinter­

Lithium-Ionen-Batterien können – obwohl

achse. Insgesamt vier Wasserstofftanks

technisch identisch – in unterschied­

(Druck: 700 bar) liegen optimal geschützt

lich großen Paketen zusammengefasst

und crashsicher im Wagenboden – zwei

werden.

quer unter der Rücksitzbank, zwei weitere

Umgesetzt wurde diese Multiantriebs­

längs unterm Mitteltunnel. Der 136 PS

plattform erstmals beim F 800 Style.

starke Elektromotor beschleunigt den F

Das Forschungsfahrzeug präsentierte

800 Style nach Aussagen von Mercedes in

Mercedes auf dem Genfer Autosalon

elf Sekunden von null auf Tempo 100 und

Anfang März. Die schnittige Limousine

weiter auf eine Höchstgeschwindigkeit

soll einen Ausblick auf die zweite Hälfte

von 180 km/h. Den Aktionsradius gibt das

des Jahrzehnts geben. Optisch liefert der

Werk mit alltagstauglichen 600 Kilome­

F 800 Style zwar bereits Hinweise, wie in

tern an.

Dr. Thomas Weber, Member of the Board of

SCHON DEUTLICH VOR 2015 dürfte die

Daimler AG, verantwortlich für Forschung

zweite Antriebsform des F 800 auf der

und Entwicklung bei Mercedes-Benz, im F 800

Straße sein: der Plug-in-Hybrid. Hier

Style.

arbeitet ein 3,5-Liter-V6 (300 PS) intelli­ gent mit einem 109 PS starken Elektro­

046 | GREENmobility

motor zusammen. Die Lithium-Ionen-Batterie unter der Rücksitzbank lässt sich an der Steckdose aufladen (plug in) und soll 30 Kilometer Reichweite erlauben. Beschleunigt der Fahrer, schicken beide Motoren ihre Kraft zu den Hinterrädern. Nach dem EU-Zyklus soll der F 800 Style lediglich 2,9 Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrauchen, was einem CO2-Ausstoß von nur 68 Gramm pro Kilometer entsprechen würde. Nicht eingerechnet in dem Fahrzyklus sind allerdings die Energiekosten für die Batterieladung.

Erstmals in Serie könnte der Plug-in-Hybrid in der nächsten Generation der S-Klasse gehen. Das Flaggschiff der Marke wird 2013 erneuert und dann auch mit ziemlicher Sicherheit den „Staufolgeassistenten“ an Bord haben. Ihn stellte Mercedes ebenfalls im F 800 Style vor. Mittels Stereokamera, Radar und elektronischer Lenkhilfe folgt das Auto bis Tempo 40 (zum Beispiel im Stop-and-Go-Verkehr auf der Autobahn) dem Vorder­ mann, gibt alleine Gas, bremst und lenkt selbstständig.

HYbrid4 lediglich 4,1 Litern pro 100 km verbrauchen und 109 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen soll. Ein exzellenter Wert. Zum Vergleich: Der heutige, konven­ tionelle 3008-Diesel mit 150 PS verbraucht 5,6 Liter. Über einen Drehschalter auf der Mit­ telkonsole lassen sich im Hybrid-Peugeot vier Modi einstellen. Bei Stellung „Auto“ erfolgt eine vollautomatische Regelung des Systems. „ZEV“ steht für Zero Emission Vehicle. Im Allradmodus „4WD“ arbeiten PEUGEOT-HYBRIDE TANKEN DIESEL

c

beide Motoren, was vor allem bei winterli­ 308 Hybrid schon dieses Jahr hätte in

chen Straßenverhältnissen von Vorteil ist.

Serie gehen können, entschied man sich

„Sport“ erlaubt höhere Drehzahlen und

dennoch für eine technische Neuausrich­

kürzere Schaltvorgänge.

Wenn alle das Gleiche tun, muss es noch

tung: Diesel nach vorne, E-Motor nach

Wie Toyota so verzichtet auch Peugeot

lange nicht richtig sein. Nach diesem Mot­

hinten. Beide sind mechanisch nicht mitei­

beim Energiespeicher auf die teuren

to scheint der französische PSA-Konzern

nander verbunden, trotzdem können alle

Lithium-Ionen-Zellen und setzt auf be­

beim Thema Hybrid zu handeln. Seit über

vier Räder angetrieben werden. Erstmals

währte Nickel-Metallhydrid-Batterien. Der

zehn Jahren kennen wir den Hybrid prin­

zu sehen war diese Lösung in der Studie

etwa 50 Kilo schwere Akku liefert genug

zipiell als Kombination aus Benzin- und

3008 HYbrid4. Damit gab Peugeot auch

Strom für zirka drei Kilometer rein elekt­

Elektromotor. Peugeot beeindruckt dies je­

gleich die Richtung vor, in welche Art von

risches Fahren. Die gleiche Technik wird

doch wenig. „Der Selbstzünder besitzt im

Fahrzeugen man den Hybrid am besten

auch im ersten Sport-Coupé von Peugeot,

Stadtverkehr ein größeres Sparpotenzial

aufgehoben sieht: im Crossover-Segment.

dem RCZ, Einzug halten und auf weitere

als ein Benziner“, sagt der Chefentwickler

Der Serienstart ist nun für 2011 vorgese­

Modelle ausgedehnt. Beispielsweise auf

des Hybrid-Projekts, Vincent Basso.

hen.

den 508, dem Nachfolger der Baureihen

Schon 2006 präsentierte Peugeot einen

Im 3008 Hybrid4 leistet der Zweiliter-

407 und 607. Auch PSA-Konzernschwester

307-Versuchsträger mit Dieselhybrid.

Diesel 163 PS, der Elektromotor unter­

Citroen nutzt den Hybrid4 zukünftig für

Kurz darauf folgten Prototypen vom 307

stützt den Vortrieb mit weiteren 37 PS.

sein Modell DS5, das Ende 2011 kommt.

Cabrio und der 308-Limousine. Letztere

So steht eine Gesamtleistung von 200 PS

erzielte ein Verbrauch von nur 3,4 Liter

sowie 300 Newtonmeter an der Vorder-

je 100 km (entsprechend 90 Gramm CO2

und 200 Nm an der Hinterachse zur Ver­

pro Kilometer). Obwohl die Entwicklung

fügung. Das ganze System ist so effizient

bereits weit fortgeschritten war und der

aufeinander abgestimmt, dass der 3008

Gegen den Strom

GREENmobility | 047

GREEN bikes

Schicke Stromer Text: Karsten Kaufmann

Die

Radbranche steht mächtig unter Strom. Immer mehr Kunden entdecken das E-Bike für sich, der Absatz boomt. Tendenz steigend.

Als Ursache für diese rasante Entwicklung mag gelten, dass Elektroräder fast über Nacht das Image des geriatrischen Hilfsvehikels und ihre Kinderkrankheiten ablegten.

Kraftvolle Motoren begeistern, neue, leistungsfähige Akkus erlauben attraktive Reichweiten. Ein weiterer Aspekt tritt aber in den Vordergrund: Moderne E-Bikes offenbaren den ganzen Charme eines neuen Mobilitätsgedankens. Die Idee flott, mühelos und dabei flüsterleise durch City oder Natur zu gleiten, begeistert. Neben der bisher von der Radbranche fokussierten Zielgruppe der Best Ager, entdecken immer mehr jüngere Leute das attraktive Potenzial dieser umweltschonenden Fortbewegungsart.

Beflügelt durch die breite Akzeptanz wagen sich immer mehr Radentwickler und Designer endlich auch an mutige Konzepte. Die Resultate lassen sich in den Bikeshops bestaunen. Komfortable Tourenbikes, kompakte Cityflitzer oder schnittige Sporträder buhlen hier um die Gunst der Kunden.

GreenMobility hat 10 dieser Flitzer zum Test eingeladen und auf unzähligen Testkilometern genauer unter die Lupe genommen. Die Konzepte unterscheiden sich ebenso deutlich wie die Ergebnisse. Lesen Sie hierzu in die Testberichte der Räder.

Das unbekannte E-Bike.

Wer sich erstmalig dem Thema Elektrofahrrad zuwendet, verirrt sich schnell in einem Dschungel aus unbekannten Begrifflichkeiten. Die Schaufenster der Händler schmücken Pedelecs, E-Bikes, S-Pedelecs, einige mit Werbeschildern „Schnelle Klasse“ verziert, die Übersicht fällt schwer. Also hübsch der Reihe nach.

Was Händler, Fachzeitschriften und selbst die Fahrradindustrie als E-Bike bezeichnen, ist im Grunde genommen

048 | GREENmobility

kein Fahrrad. Beim E-Bike geht’s durch

er den Fahrer unterstützen soll. Womit

den Dreh am Gasgriff vorwärts. Wodurch

sich ein weiterer Begriff selbsterklärend

es rechtlich nicht mehr zu den Fahrrä-

vorstellt: Hybrid-Bike, ein Rad, das auf

dern, sondern zu den motorunterstütz-

die Kombination zweier Energiequellen

ten Fahrzeugen, sprich Mofas zählt. Ein

setzt. So hält das Pedelec den Fitnessge-

Kennzeichen ist obligatorisch, das Tragen

danken weiterhin hoch, verhilft aber auch

eines Helmes nicht, wenn der Motor bei

weniger sportlichen Menschen zu bisher

maximal 20 km/h die Unterstützung ein-

unbekanntem Fahrspaß und größerem

stellt. Gesundheitlich profitiert der Biker

Aktionsradius.

wenig von dieser Art der Fortbewegung,

Die maximale Dauerleistung limitiert

einzig das Naturerlebnis bleibt nicht auf

der Gesetzgeber auf 250 Watt, bei 25

der Strecke.

km/h endet die Unterstützung. Zudem

Trendvehikel Pedelec.

optimieren zahlreiche Hersteller die Leistung dieser Pedelecs auf eine vergleichsweise langsame Pedalumdrehung, auch

Ganz anders die Pedelecs. Sie sind die

Kadenz genannt. Die liegt bei Flyer bei

eigentlichen Helden des aktuellen E-Bike-,

rund 70 Umdrehungen pro Minute. Sport-

sorry, Pedelec-Booms. Sie bescheren der

liche Fahrer pedalieren aber gerne mit

Radindustrie derzeit volle Auftragsbücher,

80, 90 oder mehr Umdrehungen pro Mi-

wie sie zahlreiche Hersteller zum letzten

nute und fühlen sich von dem Reglement

Mal durch den beispiellosen Siegeszug

ausgebremst. Da sie zudem die 25-km/h-

des Mountainbikes erleben durften.

Grenze als quälende Begrenzung ihres

Beim Pedelec (engl. pedal electric cycle)

Vorwärtsdrangs verspüren, fühlen sie sich

ist der Biker nach wie vor gefordert in

zur schnellen Pedelec-Klasse hingezogen.

die Pedale zu treten. Kein Krafteinsatz, keine Unterstützung. Ein Trittkraftsensor erkennt die investierte Muskelkraft und signalisiert dem Motor, je nach gewähltem Unterstützungsgrad, mit wie viel Power

GREENmobility | 049

GREEN bikes

Mag das Kennzeichen am „Rad“ auch etwas befremdlich wirken, liegen die Vorteile doch auf der Hand. Zur Haftpflichtversicherung gibt’s eine Diebstahlversicherung inklusive. Auch für Biker, die ihr Rad gewissenhaft abschließen, eine zusätzliche, in vielen Städten zwingend notwendige, weitere Absicherung. Summa summarum: Die Räder der S-Klasse haben enormes Suchtpotenzial. Wer einmal eins Probe fährt, wird sich mit einem normalen Pedelec nicht mehr zufrieden geben.

Die Antriebskonzepte.

Drei Antriebskonzepte buhlen um die Gunst der Kunden: Mittelmotoren, die direkt die Kurbel antreiben und Nabenmotoren in Vorder- oder Hinterrad.

Der Mittelmotor verlangt nach einer aufwändigen Systemintegration, sprich nach speziellen Rahmen. Mit dem Motor in der Mitte wächst der Radstand im Vergleich zu herkömmlichen Rädern, das geht auf Kosten der Agilität. Dafür

Die Speed-Stromer.

wandert im Gegenzug der Motor und Akku und mit ihnen der Schwerpunkt tief in die Mitte des Bikes. Das Resultat sind

Kommen wir zur Königsklasse.

meist schön ausbalancierte, spurstabile

Wer morgens flott ins Büro, oder

Pedelecs.

abends im Rausch der Geschwin-

Mit weniger Aufwand gelingt die

digkeit eine kleine Trainingsrun-

Nachrüstung von Nabenmotoren. Etwas

de drehen möchte, wirft ein Auge

reduziert beschrieben funktioniert das

auf die schnellen Pedelecs, oder

so: Rad ohne Motor raus, Rad mit Motor

S-Pedelecs. Mit kerniger Nenn-

rein, Akku im Gepäckträger verstauen.

leistung von bis zu 500 Watt, wir-

Der Aufwand liegt im Detail, abschließend

belnden Pedalen mit 85er Cadenz

muss der Monteur die Verkabelung noch

und einer Höchstgeschwindigkeit

möglichst dezent am Rad verstecken und

von maximal 45 km/h darf’s

das Display am Lenker montieren. Fertig

durch die Lande gehen. Bei so viel

ist das Pedelec.

Fahrspaß wünscht der Gesetzge-

Räder mit entsprechend stabilen

ber ein Mofakennzeichen am Bike

Rahmen und Nabenmotoren im Heck

und die Fahrerlaubnis der Klasse

beweisen ein meist gutmütiges und spur-

M (Mofaführerschein), verzichtet

sicheres Fahrverhalten.

dafür aber auf eine Helmpflicht.

Anders sieht das bei Frontmotoren aus.

Während langsame Pedelecs

Die meisten Rahmen, Lenkkopfbereiche

keiner Altersbegrenzung unterlie-

und Gabeln sind auf das ungefederte, weit

gen, dürfen hier erst Jugendliche

vom Schwerpunkt entfernte Mehrgewicht

ab 16 Jahren in den Sattel steigen.

nicht ausgelegt. Häufige Lastwechsel, die

050 | GREENmobility

beim Beschleunigen und Abbremsen das

Wer braucht welches Pedelec?

Sie damit zufrieden? Wenn ja,

mengröße zweitrangig,“ lässt dies darauf schlie-

Gabelschaftrohr belasten, nagen an der

dann wird Ihr Traumpedelec

ßen, dass er einen Ladenhüter abstoßen möchte.

Haltbarkeit. Hinzu kommt ein vielfach

wahrscheinlich genau in der

Wenn die Rahmengröße passt und der Händler

ungünstig, hoch auf dem Gepäckträger

gleichen Bike-Kategorie zu finden

die Sitzposition auf die individuellen Belange

montierter Akku. Darunter leidet die Spur-

sein. Wer momentan Angebo-

eingestellt hat, gilt es ausgiebig zu testen. Fahren

stabilität und somit die Fahrsicherheit.

te sondiert, erkennt schnell,

Sie Ihre bevorzugten Strecken, und werfen Sie ein

Unabhängig vom Motor gilt: Mit dem E-Mo-

dass Pedelecs in nahezu jedem

kritisches Auge auf die Akku-Laufzeiten. Apropos

tor steigt die Höchst- und Durchschnittsge-

Fahrrad-Segment zu finden sind.

Akku: Wer über keinen Stellplatz mit naher Steck-

schwindigkeit der Räder. Selbsterklärend,

Tourenräder für die Reisefrakti-

dose verfügt, darf Räder mit integriertem Akku

dass jetzt potentere Bremsen, vorzugs-

on, Tiefeinsteiger mit Rücktritts-

erst gar nicht in die engere Wahl nehmen.

weise Scheibenbremsen, die Verzögerung

bremse für Senioren, vollgefeder-

In puncto Ausstattung verhält es sich wie beim

übernehmen sollten.

te Mountainbikes für Freunde des

Kauf eines Autos. Wer bei der Sonderausstattung

Ernst Brust, Zweiradsachverständiger

Offroad-Vergnügens, und, und,

zuschlägt, entfernt sich flux vom Basispreis. Ein

und Geschäftsführer von velotech.de,

und. Wer einen bevorzugten Ein-

paar Komponenten sollten dennoch gründlich

weist daher eindringlich auf das Gefah-

satzbereich definiert hat, schränkt

überlegt werden. So wählen Biker mit Rücken-

renpotenzial hin.

die Wahl seines Favoriten weiter

problemen unbedingt ein vollgefedertes Rad,

„Einige Hersteller kennen die Problematik

übers Budget und, nicht ganz

zumindest eine ordentliche gefederte Sattelstütze.

und verbauen passende Rahmen und

unwesentlich, auch über die

Aber Obacht: Nur wenige dieser Stützen federn

adäquate Bremsen. Es finden sich aber

Optik ein. Vor der ersten Testfahrt

wirklich. Eine Probefahrt lohnt. Wer beim Händler

auch verantwortungslose Bastellösungen,

sollte eine Frage allerdings schon

den schmalen, geraden Rennlenker durch einen

insbesondere mit Nabenmotoren im

geklärt sein: Welches Antriebs-

gekröpften Lenker mit ergonomisch geformten

Vorderrad auf dem Markt,“ erklärt der

konzept kommt für mich in Frage?

Griffgummis ersetzen lässt, erzielt einen gewalti-

Experte und verweist mit Blick zurück auf

Siehe hierzu die Erläuterungen

gen Komfortgewinn. Meist gibt’s dieses Tuning für

die Boomzeit des Mountainbikes: „Auch

im Absatz oben und im Kasten auf

geringe Mehrkosten.

in den späten achtziger Jahren schossen

Seite 76.

Vorrangig sollte aber die Wahl einer vernünftigen

Firmen wie Pilze aus dem Boden. Schluss-

Ab jetzt gelten die gleichen

Bremse sein. Ein paar Euro extra für eine potente

endlich etablierten sich nur die, die Rah-

Regeln wie beim Kauf eines

Scheibenbremse sollten beim Kauf eines Pedelecs,

men und Komponenten kompromisslos

herkömmlichen Fahrrads. Oberste

auf alle Fälle bei einem aus der schnellen Klasse,

am jeweiligen Einsatzgebiet orientierten

Priorität hat dabei die richtige

schon drin sein. GreenMobility wünscht Ihnen eine

und entsprechend testeten.“

Rahmengröße. Argumentiert der

Welches Fahrrad fahren Sie derzeit? Sind

Händler: „Beim E-Bike ist die Rah-

gute Fahrt!

GREENmobility | 051

GREEN bikes testbericht

Diamant

Zouma Elite+

Im Zouma stecken 125 Jahre Erfahrung

20 Kilometer.

im Fahrradbau des Traditionsunterneh-

Ähnlich dem Giant Twist und dem Victoria

mens Diamant aus Chemnitz. Auch heute

St. Moritz mangelt es dem Diamant Zouma

noch entstehen wunderschön gelötete

etwas an Spurstabilität. Als Ursache

Rahmen in Handarbeit. Eine Seltenheit in

entlarven die Tester das seitliche Spiel

Zeiten der Massenfertigung. Für das Elite+

in der Führung der Gabel am Testbike.

griffen die Chemnitzer Entwickler auf den

Auch mehrfache Kontrolle und erneutes

bewährten Tourenrahmen des Zoumas

Einstellen des Lenkkopflagers konnte

zurück und implantierten den kanadi-

die Ursache nicht eliminieren. Der hoch

schen Bionx Nabenmotor im Heck. Dieser

auf dem Gepäckträger lastende Akku

zeigt sich im Diamant einmal mehr von

verschärft das Lenkerflattern, als alleinige

seiner stärksten Seite und überzeugt mit

Ursache scheidet er aus, bei entnomme-

überwältigendem Vortrieb. Schon in der

nem Akku gewinnt das Rad nur wenig an

zweiten von vier Leistungsstufen schiebt

Spurtreue.

er beherzt bergan und unterstreicht

Interessenten würden sich beim Zouma

damit den sportlichen Grundcharakter

eine etwas homogenere Ausstattung wün-

des Zoumas Elite+. Stufe vier beflügelt das

schen. Die billigen Bontrager-Griffgummis,

Bike und erstürmt selbst steile Rampen

die sich im Testverlauf ständig verdrehten

im Eiltempo. Diese ungestüme Gangart nu-

und die etwas zahmen Tektro-Bremsen

ckelt aber spürbar an den Akku-Reserven.

stehen im völligen Gegensatz zu dem leis-

Umso erstaunlicher, dass am Ende der

tungsfähigen und exklusiven Vorderlicht

Testfahrt respektable 29 Kilometer auf

von Supernova, dem tollen Motor und der

dem Tacho stehen. Eine reife Leistung.

guten Schaltung.

Die langstreckentaugliche Sitzposition lädt zu längeren Touren ein. Zwar muss

FAZIT: Das Diamant Zouma hat das Zeug

der Fahrer auf eine gefederte Sattelstütze

zu einem erstklassigen Tourenbike. Der

verzichten (ein Tuning-Tipp), dafür federt

bärenstarke Motor überzeugt, Schwächen

die Gabel an der Front beherzt kleine und

im Fahrwerk und Ausstattung kosten aber

mittlere Schläge weg. Längere Flachetap-

Wertungspunkte.

pen auf Stufe 2 oder 3 strecken die Reichweite, ein einstündiger Zwischenstopp zum Laden des Akkus addiert zusätzliche

052 | GREENmobility

DIAMANT ZOUMA ELITE+ Preis Testbike: 2.799 Euro, Einstiegspreis in diese Serie: 1.899 Euro Gewicht: 21,95 kg Reifengröße: 28 Zoll Radstand: 1110 mm Rahmengrößen: Herren 50/55/60 Zoll, Damen 45/50/55 Zoll, Testbike: 50 Motor: BionX / 250 Watt (Nabenmotor im Hinterrad) Akku: 40,7 Volt / 6,4 Ah Li-Ion (260 Wh) Bremse: Tektro V-Brake Rücktrittbremse: nein Schaltung: Kettenschaltung 3 x 9 Gänge (Schalthebel/Schaltwerk: Shimano LX) Komfort: Federgabel (Lenkkopf)/ keine gefederte Sattelstütze Akku-Management: Akkuentnahme und Verriegelung im Gepäckträger gelingt problemlos, etwas fummliger Stecker am Ladegerät Sonstiges: Vorderrad zum Transport via Schnellspanner fix demontierbar www.diamant-rad.de

Flyer

I:SY Urban

FLYER I:SY URBAN

Manche Bikes haben das Zeug zum

Flyer die hervorragenden ergonomischen

Trendsetter. Das I:SY von Flyer gehört

Griffe auf einen leicht gekröpften Lenker

dazu. Mit dem Mut, einmal ein völlig neu-

stecken. Der bewährte Panasonic-Antrieb

es Bike-Konzept auf kleine dicke Reifen

treibt den kleinen Flitzer zu respektablen

zu stellen, gelang den Schweizern ein

Fahrleistungen an. Entgegen anderen

großer Wurf. Was das Rad so besonders

Rädern mit identischem Motor und

macht? Zuerst einmal die Vorbehalte, mit

Nabenschaltung, wechselt die im kleinen

dem so mancher Tester aufs I:SY steigt.

20-Zoll-Rad eingespeichte Alfine-Nabe am

„Was sollen die kleinen Räder, warum

Berg flotter die Gänge. Mit über 50 Kilo-

der relativ kurze Radstand, warum nicht

meter Laufleistung sichert sich das Flyer

gleich ein Faltrad?“ Viele Fragen, die sich

einen Spitzenplatz in der Reichweiten-

nach wenigen Metern durch die Tübinger

Wertung.

City in Luft auflösen. Mit spielerischem

Bei knapp über 25 km/h bremst die

Handling geht’s durch die Innenstadt und,

Elektronik den Fahrspaß und regelt ab.

man möge es uns verzeihen, auch durch

Wer’s schneller liebt, greift zum I:SY Street

die Fußgängerzone. Der tiefe Rahmen er-

HS. Mit Mofakennzeichen und offener

leichtert das Auf- und Absteigen bei zahl-

Elektronik geht’s mit bis zu 35 km/h

Preis Testbike: 2.990 Euro Einstiegspreis in diese Serie: Modell Eco 2.190 Euro Gewicht: 23,45 kg Reifengröße: 20 Zoll Radstand: 1060 mm Rahmengrößen: Uni Motor: Panasonic / 250 Watt (Tretlagermotor) Akku: 26 Volt / 10 Ah (260 Wh) Bremse: Shimano Alfine Disc Rücktrittbremse: nein Schaltung: Nabenschaltung (Schalthebel: Shimano Alfine Rapidfire/Alfine 8-Gang-Nabe) Komfort: Starrgabel / gefederte Sattelstütze Akku-Management: perfekter Sitz im Rahmen, leicht zum Entnehmen, tolle Ladestation Sonstiges: Vorderrad zum Transport via Schnellspanner fix montierbar, Lenker absenk- und drehbar

reichen Zwischenstopps, auf Lenkbefehle

durch die Lande. Und wer das I:SY im

www.flyer.ch

reagiert das Flyer punktgenau, selbst bei

Auto oder Wohnmobil verstauen möchte,

höherem Tempo völlig unaufgeregt. Das

freut sich über die kompakten Lademaße.

I:SY ein patenter Cityflitzer? Ganz sicher,

Mit eingeklappten Pedalen und Lenker

aber nicht nur. Als die Tester zu länge-

baut es gerade einen Meter hoch und 29

ren Testrunden aufbrechen, überrascht

Zentimeter breit. Trotzdem lohnt es, für

das Flyer mit erstklassiger Laufruhe und

den Transport den Akku zu entnehmen.

erstaunlichem Komfort. Von Unsicherheit

Mit über 23 Kilogramm zählt das I:SY nicht

keine Spur. Die kleinen dicken Reifen

zu den Leichtgewichten.

FAZIT: Das Flyer I:SY punktet auf breiter

filtern Vibrationen und kleine Kanten im

Front. Kompakte Maße und spielerisches

Fahrbelag, die gute gefederte Sattelstütze

Handling überzeugen Citybiker, solide

hält den Rücken schadlos. Um den Kom-

Fahrleistungen und guter Komfort den

fort noch etwas zu verbessern, könnte

Tourenbiker.

GREENmobility | 053

GREEN bikes testbericht

Giant

Twist Express RSO

GIANT TWIST EXPRESS RSO

Giant - der Name ist Programm.

vorbildlich die Gänge, Maguras HS 33 sorgt allzeit

Bei keinem Radhersteller der

für erstklassige Verzögerungswerte. Das gelunge-

Welt verlassen mehr Räder die

ne Sanyo-Display informiert über den Ladezustand

Fertigungshallen. In dieser Firma

des Akkus und zeigt wichtige Tacho-Funktionen

steckt zweifelsohne langjährige

an. Die großen Tasten sind spitze und problemlos

Erfahrung und viel Knowhow im

auch mit Handschuhen zu bedienen. Einzig auf

Radbau. Umso offensichtlicher

eine Visualisierung der aktuellen Unterstützung

drängt sich schon zu Testbeginn

muss der Pilot verzichten. Insbesondere sportliche

den Redakteuren von Green-

Fahrer fühlen sich im Sattel des Twist sofort wohl,

Mobility die Frage auf, warum

Geometrie und leicht gestreckte Sitzposition laden

Giant noch kein Pedelec mit im

zu schnellen Touren ein. Allerdings gibt Giant dem

Rahmen integriertem Motor und

Fahrer weder eine gefederte Sattelstütze, noch

zentral platziertem Akku auf die

eine Federgabel mit auf den Weg. Das Resultat: Ein

Reifen stellt. Vielmehr implantiert

direktes, sportliches Fahrwerk, das in dieser Form

der taiwanesische Hersteller

von vielen Fahrern so auch gewünscht ist. Doch

weiterhin einen Nabenmotor im

solch ein Fahrwerk sollte in allen Fahrsituationen

Vorderrad und platziert den Akku

verlässlich und sicher reagieren. Beim Twist zeigt

am Gepäckträger. Eine Systemin-

die Kombination aus schwerem Nabenmotor im

tegration mit Schwächen. Doch

Vorderrad und relativ hoch, zudem seitlich mon-

dazu später. An Leistung fehlt

tierten Akku, Tücken. Die Spurstabilität leidet bei

es dem in Zusammenarbeit mit

einhändiger Fahrt deutlich, der Lenker beginnt in

Sanyo entwickelten Triebwerk

Extremsituationen zu flattern. Diese Symptomatik

wahrlich nicht. Mit ordentlichem

verschwindet bei Vergleichsfahrten ohne Akku fast

Zug und deutlich vernehmba-

vollständig. Bei der Akku-Laufzeit fährt das Giant

rem Sirren beschleunigt das

Twist keine Bestnote ein. Nach 24,4 Kilometern,

Twist vorwärts, auch am Berg

im Powermodus durch hügeliges Terrain, geht

FAZIT: Das günstige Giant Twist Express

lassen sich Express-verdächtige

dem Giant der Saft aus. Wer größere Reichweiten

RSO gefällt durch seinen Vorwärtsdrang,

Geschwindigkeiten erreichen.

wünscht, setzt auf einen zweiten Akku. Den bietet

gute Bremsen und seinen sportlichen

Die Kettenschaltung wechselt

Giant für 499 Euro an, die Halterung ist im Gepäck-

Charakter. Schwächen im Fahrwerk.

054 | GREENmobility

Preis Testbike: 2.099 Euro, Einstiegspreis in diese Serie: 1.799 Euro Gewicht: 22,85 kg Reifengröße: 28 Zoll Radstand: 1150 mm Rahmengrößen: 45 cm (M), 50 cm (54), 60 cm (XL) Testbike: 50 cm Motor: Sanyo / 250 Watt (Nabenmotor im Vorderrad) Akku: 26 Volt / 9 Ah (250 Wh) Bremse: Magura HS 33 Rücktrittbremse: nein Schaltung: Kettenschaltung 3 x 9 Gänge (Schalthebel: Shimano Deore Rapidfire/ Schaltwerk Shimano XT) Komfort: Starrgabel / gefederte Sattelstütze Akku-Management: Ladung nicht im Rad mgl., Akku leicht zu entnehmen, Ladegerät mit Schwächen Sonstiges: Vorderrad zum Transport nicht demontierbar. www.giant-bikes.de

träger schon integriert.

Kalkhoff

Sahel Pro Disc

KALKHOFF SAHEL PRO DISC

Mann, sind die dick Mann. Die voluminö-

und legt in der mittleren Stufe spürbar zu.

sen Schwalbe Big Apple-Pneus an Kalk-

Im Power-Modus erreicht das Bike viel zu

hoffs Sahel Pro stechen ins Auge. Doch die

schnell die 25-km/h-Grenze, verliert dafür

Breitreifen setzen nicht nur optische Ak-

am Berg nur wenig an Speed. Flott klettert

zente. Bei flotten Kurvenfahrten legt sich

das Sahel bergan und kann fast an das

das Sahel über den großen Radius sanft in

voranstürmende Matra mit Bionx-Motor

die Kurve, die üppige Reifenaufstandflä-

aufschließen.

che sorgt für besten Bodenkontakt. Diese

Die Alfine-Scheibenbremse sichert be-

traumwandlerische Sicherheit unterstüt-

achtliche Verzögerungswerte. Einmal

zen die vergleichsweise kleinen 26-Zoll-

gut eingebremst überzeugt sie mit feiner

Räder, eine sportlich zentrale Sitzposition

Dosierbarkeit und mächtiger Bremspo-

und der tiefe, mittige Schwerpunkt des

wer. Keine Frage: So eine Bremse gehört

Rades. Hier wäre eine kleine Danksagung

an jedes E-Bike und Pedelec. Wollte man

an Panasonic fällig. Mittelmotor und zent-

dem Kalkhoff etwas ankreiden – dann das

ral montierter Akku halten die Massen wo

schlichte Display. An, Aus, drei wählbare

sie hingehören – tief und in der Mitte.

Unterstützungsmodi, das war’s. Das unauf-

In Sachen Komfort setzen die Techniker

fällige Schaltkästchen sorgt zwar für eine

bei Kalkhoff auf eine gefederte Sattelstüt-

aufgeräumte Optik, der Fahrer vermisst

Preis Testbike: 2.699 Euro, Einstiegspreis in diese Serie: 1.999 Euro Gewicht: 22,75 kg Reifengröße: 26 Zoll Radstand: 1165 mm Rahmengrößen: 45/50/55 Zoll, Testbike: 50 Zoll Motor: Panasonic / 250 Watt (Tretlagermotor) Akku: 26 Volt / 10 Ah (260 Wh) Bremse: Shimano Alfine Disc Rücktrittbremse: nein Schaltung: Nabenschaltung (Schalthebel: Shimano Alfine Rapidfire/Alfine 8-Gang-Nabe) Komfort: Starrgabel / gefederte Sattelstütze Akku-Management: perfekter Sitz im Rahmen, leicht zum Entnehmen, tolle Ladestation Sonstiges: Vorderrad zum Transport via Schnellspanner fix montierbar

ze und wieder einmal, auf die Breitrei-

aber hilfreiche Tacho-Funktionen. Hier

www.kalkhoff-bikes.de

fen. Erstere arbeitet überzeugend und

sollte Kalkhoff auf das moderne Panaso-

schluckt selbst harte Schlaglochattacken.

nic-Display setzen, wie es etwa Kettler im

Vibrationen und kleine Unwegbarkeiten

Obra verwendet.

absorbieren die gewaltigen Volumen der

Bleibt abschließend die Frage: Wie viel

schwarzen Rundlinge. Warum nicht mehr

darf ein gutes E-Bike kosten, was darf es

FAZIT: Wenn perfektes Handling auf eine

Hersteller auf voluminöse Reifen als ef-

wiegen? Kurzum: Exakt so viel wie das Sa-

stimmige Ausstattung trifft, kommt ein

fektives Komfort-Tuning setzen, bleibt ein

hel Pro Disc. Hier bleiben keine Wünsche

erstklassiges Pedelec heraus. Das Kalkhoff

Rätsel. Zum Motor. Die Kraftentfaltung des

offen.

Sahel Pro überzeugt - ohne nennenswerte

Panasonic beginnt auf der Eco-Stufe sanft

Schwächen.

GREENmobility | 055

GREEN bikes testbericht

Kettler

Obra

KETTLER OBRA Preis Testbike: 2.299 Euro, Einstiegspreis in diese Serie: 1.999 Euro Gewicht: 24,4 kg Reifengröße: 28 Zoll Radstand: 1225 mm Rahmengrößen: Trapez 47/53, Herren 51/55, Tiefeinsteiger 47/53/57, Testbike: 53 Zoll Motor: Panasonic / 250 Watt (Tretlagermotor) Akku: 26 Volt / 10 Ah LiMn (260 Wh) Bremse: Magura HS 11 Rücktrittbremse: nein Schaltung: Nabenschaltung (Schalthebel: Shimano Nexus Drehgriff/Nexus 8-Gang-Nabe) Komfort: Federgabel / gefederte Sattelstütze Akku-Management: perfekter Sitz im Rahmen, leicht zum Entnehmen, tolle Ladestation Sonstiges: Vorderrad zum Transport per Schnellspanner fix demontierbar. www.kettler-bike.de

Das Obra ist auf den ersten Blick eine

Daher gilt: rechtzeitig runterschalten. Auf

unspektakuläre Erscheinung: farblich

glatten Asphaltpassagen rollt das Kettler

mausgrau gehalten, traditioneller Trapez-

souverän und spursicher. Kein Klappern

rahmen. Der zweite Blick entdeckt den im

stört, vom Antrieb dringt nur ein leichtes

Rahmen integrierten Gepäckträger und

Summen ans Ohr des Fahrers. Geht’s auf

den schön geschwungenen Kettenschutz.

etwas ruppigere Feld- oder Waldwege

Weder lose verlegte Kabel noch ein un-

überzeugen weder Federgabel noch die

passend hoch montierter Akku stören die

gefederte Sattelstütze. Die Gabel schluckt

harmonische Erscheinung. Federgabel, er-

zwar tapfer kleinere Rippel, schlägt bei

gonomische Griffe, gefederte Sattelstütze,

Schlaglöchern aber durch. Auf steilen Ge-

hydraulische Felgenbremsen und ein Na-

fällstrecken verzögern Maguras hydrauli-

ben-Dynamo, der auch bei völliger Ebbe

schen Felgenbremsen HS 11 verlässlich,

im Akku für Licht sorgt, runden das stim-

verlangen aber nach hohen Handkräften.

mige Bild ab. Die Eckdaten passen. Einmal

Das können die hochwertigeren HS 33 im

unterwegs bringt der schön im Rahmen

günstigeren Giant besser. Ein Highlight:

integrierte Panasonic-Antrieb ordentlich

die erstklassige Lichtanlage und das neue

Schwung ins Obra. Die aufrechte Sitzposi-

Panasonic-Display. Neben allen wichtigen

tion sorgt für eine entspannte Haltung, die

Tacho-Funktionen, wie etwa Geschwin-

Nabenschaltung für weiche Gangwechsel.

digkeit oder Tageskilometer, informiert

Diese kommen etwas ins Stocken, wenn

ein anwachsender Balken über die aktuell

sich die Schaltung an Steigungen eine

abgefragte Unterstützung. Wer maximale

Gedenksekunde beim Runterschalten ge-

Unterstützung anfordert, darf beim Obra

FAZIT: Kettlers Obra glänzt als solides

nehmigt. Ursache: Der Panasonic schiebt

im hügeligen Terrain eine Reichweite von

Tourenbike mit ausgewogener Geome-

auch bei angehaltener Kurbel kurz nach,

etwa 44 Kilometer erwarten. Eine Leis-

trie. Dem guten Antrieb und einigen

was den Kettenzug aufrecht hält und die

tung, die das Kettler auf einem sehr guten

Schmankerln in der Ausstattung steht ein

Nabe am schnellen Gangwechsel hindert.

Platz im vorderen Mittelfeld platziert.

schwaches Fahrwerk gegenüber.

056 | GREENmobility

Koga Miyata

Tesla Special

Schick, schicker am schicksten: Das holländische Tesla ist eine

KOGA MIYATA TESLA SPECIAL Preis Testbike: 3.299 Euro, Einstiegspreis in diese Serie: 2.499 Euro Gewicht: 28,7 kg Reifengröße: 28 Zoll Radstand: 1085 mm Rahmengrößen: Damen 47/50/53/56, Herren 54/57/60/63 Zoll, Testbike: 54 Zoll Motor: Xtra High Power (Koga) / 250 Watt (Nabenmotor im Hinterrad) Akku: 24 Volt / 11 Ah NiMH (264 Wh) Bremse: Magura HS 33 Rücktrittbremse: nein Schaltung: Kettenschaltung 3 x 9 Gänge (Schalthebel: Sun Race/Schaltwerk Shimano XT) Komfort: Federgabel (Lenkkopf) / Gefederte Sattelstütze Akku-Management: Akku im Rahmen integriert, kann zum Laden oder Radtransport nicht entnommen werden Sonstiges: Vorderrad via Schnellspanner leicht demontierbar www.koga-tesla.com

imposante Erscheinung. Der

Im Fahrbetrieb schiebt das Tesla sanft aus dem

wunderschön gefertigte Rahmen

Stand an, der Motor nimmt unhörbar seine Arbeit

versteckt im Unterrohr den Akku

auf. In der Ebene und an leichten Steigungen

und hält somit den Schwerpunkt

geht’s flott vorwärts, am Berg präsentiert sich der

tief und die Fahreigenschaften

Antrieb fleißig, aber nicht als Kraftpaket. Insge-

gutmütig. Die Monteure von

samt laden die Fahreigenschaften des Teslas zum

Koga verlegen Züge und Kabel

entspannten Cruisen ein. Federgabel, gefederte

vorbildlich, die Vormontage passt

Stütze und wunderschöne, ergonomisch geformte

auf den Punkt. Ein Merkmal, das

Ledergriffe sorgen für ordentlichen Komfort, der

Händler und Kunden gleicherma-

Fahrer beherrscht das Tesla in allen Fahrsituatio-

ßen erfreut.

nen spielend.

Vorbildlich auch die Bedienele-

Wer das Tesla auf Heck- oder Dachträger am Auto

mente des neuen Displays. Sie sit-

laden möchte, braucht starke Arme. Die fast 29

zen direkt am rechten Lenkergriff

Kilogramm stemmen sich alleine kaum, zu allem

und lassen sich während der

Überfluss sitzt der Akku fest implantiert im Rah-

Fahrt mit dem Daumen problem-

men. Entnahme und Gewichtsreduktion unmög-

los erreichen. Der Fahrer muss

lich. Ein Umstand der auch das Aufladen des Akkus

dazu die Hand nicht vom Lenker

erschwert, eine Steckdose nahe des Stellplatzes ist

nehmen. Stichwort Systemintegra-

somit zwingend notwendig. Einzigartig: Die Elek-

tion – perfekt gelöst. Auf Wunsch

tronik errechnet die Restkapazität des Akkus und

programmiert der Händler einen

zeigt im Tacho die möglichen Restkilometer an. In

von drei möglichen Grundmodi,

der Praxis meldete das Display auf den letzten 15

Stärken beweist es in der Ebene und leicht

die eher Reichweite oder Kraft

Kilometer allerdings beharrlich zwischen sechs

hügeligem Terrain. Sein Übergewicht

herausstellen. GreenMobility

und sieben Kilometern.

kann es nicht kaschieren.

wählte den Modus „Optimal“, der einen ausgewogenen Kompro-

FAZIT: Das Tesla ist ein wunderschönes, komfor-

miss beider Merkmale verspricht.

tables Tourenrad mit angenehmem Motor. Seine

GREENmobility | 057

GREEN bikes testbericht

Matra

i-Step Racer

MATRA I-STEP RACER Preis Testbike: 2898 Euro, Einstiegspreis in diese Serie: 1799 Euro, Runner mit NiMH-Akku Gewicht: 18,05 kg Reifengröße: 28 Zoll Radstand: 1070 mm Rahmengrößen: S (48 cm) / M (51 cm) / L (53 cm), Testbike: M Motor: BionX / 250 Watt (Nabenmotor im Hinterrad) Akku: 26 Volt / 10 Ah, LiMn (260 Wh) Bremse: Shimano LX V-Brake Rücktrittbremse: nein Schaltung: Kettenschaltung, 2 x 9 Gänge (Schalthebel: Shimano SLX / Schaltwerk: Shimano SLX) Komfort: Karbongabel ungefedert / keine federte Sattelsütze Akku-Management: schnell und problemlos zu entnehmen und zu fixieren, Ladekabel mit handlichem Stecker, am Akku fehlt Spritzschutz für die Kontakte Sonstiges: kein Schnellspanner am Vorderrad, Licht über Bedienteil schaltbar. www.matra-ms.com

Die Wurzeln des Matra i-Step sind nur schwer zu

Matra überlegen, das Racer mit

verkennen. Schnittige Karbongabel, profillose

angepasster Elektronik und Mofa-

Slick-Reifen, ein radial gespeichtes Vorderrad

kennzeichen in höhere Geschwin-

und ein sportlich schmaler Lenker scheinen dem

digkeitsbereiche vorpreschen zu

Bike zu einem ähnlich unkonventionellen Auftritt

lassen. Abgesehen von diesem

verhelfen zu wollen, wie ihn einst in den 60er

kleinen Manko punktet sich

Jahren die Sportwagen von Matra hatten. Doch

das Bike mit sicherem, agilem

entgegen dem mäßigen kommerziellen Erfolg

Handling und dem konstanten,

der schnittigen PS-Boliden steuern die Pedelecs

unhörbarem Schub des Motors in

von Matra einer besser gesicherten Zukunft

die Herzen der Tester. Es lässt sich

entgegen. Der Auftritt im Test von GreenMobility

ebenso problemlos durch den

lässt dies zumindest vermuten. Wer im Sattel des

Großstadt-Dschungel steuern, wie

i-Step Platz nimmt, freut sich über die zentrale

mit High-Speed über asphaltierte

Sitzposition und die optimale Krafteinleitung ins

Radwege. Forst- und Wiesenwege

Pedal. Schon bei leichtem Pedaldruck stürmt das

sind, zumindest nicht mit den

Matra vorwärts, beschleunigt flott und erreicht

serienmäßig montierten Slicks,

dank fein gestufter Kettenschaltung, leider viel

nicht das bevorzugte Terrain des

zu schnell, die programmierte Maximalgeschwin-

schlanken Flitzers. Hier bieten die

eingeschlafene und prickelnde Finger

digkeit. Bei 25 km/h regelt die Elektronik abrupt

schmalen Reifen zu wenig Trak-

verhindern. Ganz erstaunlich: Trotz

ab. Schluss mit lustig. Ein Gefühl, als wolle man im

tion. In punkto Komfort schlägt

vergleichsweise geringer Energiemenge

Auto im ersten Gang mit Vollgas und angezogener

die steife Karbongabel viele

im Akku erreicht das Matra bei maximaler

Handbremse beschleunigen. Schneller geht’s jetzt

Alu-Gabeln im Test. Würde Matra

Unterstützung 42 Km Reichweite.

nur mit Muskelkraft - oder der Fahrer muss ver-

auf die unkomfortable Radialspei-

suchen das Tempo bei etwa 24,5 km/h zu halten,

chung am Vorderrad verzichten,

FAZIT: Mit spielerischen Handling, bäri-

um mit leichter Unterstützung flott, aber leider

würde die Front an Komfort noch

gem Motor und satter Laufruhe empfiehlt

nicht flott genug, weiter zu cruisen. Schade, selbst

zulegen. Zudem könnte dem

sich das Matra i-Step Racer für die City,

wenig trainierte Biker erreichen mit dem leichten

Bike ein leicht gekröpfter Lenker

wie auch für sportliche Touren ins Hinter-

i-Step diese Grenze völlig problemlos und würden

und ergonomische Griffe gut zu

land. Mit anderem Lenker und Griffen ein

gerne weiter vorwärts stürmen. Daher sollte

Gesicht stehen. So ließen sich

Traumrad.

058 | GREENmobility

RIESE & MÜLLER BIRDY HYBRID

Riese & Müller

Birdy Hybrid

Preis Testbike: 3299 Euro Gewicht: 19,2 kg Reifengröße: 18 Zoll Radstand: 1005 mm Rahmengrößen: Uni Motor: Bionx / 250 Watt (Nabenmotor im Hinterrad) Akku: 24 Volt / 10 Ah LiIon (240 Wh) Bremse: Tektro V-Brake Rücktrittbremse: nein Schaltung: 8-Gang-Kettenschaltung (Shimano Drehgriff Revo-Shift / Schaltwerk: Shimano Capreo) Komfort: Gefedertes Vorderrad / Elastomer gefederter Hinterbau Sonstiges: Faltmechanismus, kein Licht (optional) www.r-m.de

Reiserad-Spezialist Riese & Müller stellt mit dem Birdy Hybrid ein ganz außergewöhnliches Pedelec auf die

Cockpit nimmt man gerne Platz. Die Sitzposition präsentiert sich entspannt, trotz kurzem

kleinen 18-Zoll-Räder. Dazu kombiniert

Radstand läuft das Birdy ruhig und sicher, zirkelt exakt durch enge und lange Kurven.

die Darmstädter Firma bewährte mit

Keine Frage: Das Birdy lädt zu mehr als nur einer kurzen Fahrt zum Bäcker ein. Einzig

moderner Technik und implantiert in

der hoch am Lenker montierte Akku sitzt ungünstig und ermahnt bei einhändiger Fahrt

den Bestseller Birdy den kanadischen

durch leichtes Lenkerflattern dazu beide Griffe fest zu umgreifen. Eine andere Positio-

Bionx-Nabenmotor. Damit wächst neben

nierung des Akkus, etwa auf oder unter dem Hauptrohr des Rahmens könnte hier sofort

dem Gewicht des kompakten Faltrades

für Linderung sorgen. Die Kraft und Performance des Bionx-Motors lässt keine Wünsche

auch der Spaß-Faktor des Vögelchens. Der

übrig. Der kräftige Schub kommt konstant, reißt auch beim Wechseln der Gänge nicht

erschließt sich schon, wenn der Fahrer

ab. Die Übersetzungsbandbreite des Birdy ist mit acht Gängen nicht gerade üppig. Ein

das Bike mit wenigen Handgriffen vom

Umstand, der dank des kräftigen Motors, in der Ebene und an leichten Steigungen nicht

Transportmaß auf Fahrtgröße entfaltet.

weiter auffällt. Erst wenn’s steiler bergan geht, schaltet der Fahrer fix aufs größte Ritzel,

Das gelingt in nur wenigen Sekunden.

das sich aber nicht ganz als die gewünschte Kletterhilfe entpuppt. Jetzt ist etwas mehr

Jetzt noch die Steckpedale einklicken

Muskelkraft gefragt. Zum Laden des Akkus lässt sich die Lenkertasche bequem aus der

und los geht’s. Wer im Birdy nur einen

Halterung ausklicken, das Lösen des Kabels ist schon etwas kniffliger. Wer wünscht kann

lauen Kompromiss aus Praktikabilität und

den Akku auch am Bike laden.

Fahrperformance vermutet, wird nach wenigen Metern eines Besseren belehrt.

FAZIT: Mit kleinem Packmaß und guten Fahrleistungen präsentiert sich das Birdy Hybrid

Am vorbildlich gekröpften Lenker stecken

als vielseitiger und kräftiger Begleiter mit ausreichend Reichweite. Die Integration des

ergonomisch geformte Griffe - an diesem

Akkus ist nicht optimal gelöst.

GREENmobility | 059

GREEN bikes testbericht

VICTORIA ST. MORITZ

Victoria

St. Moritz

Preis Testbike: 1.899 Euro Gewicht: 25,5 kg Reifengröße: 28 Zoll, Radstand: 1105 mm Rahmengrößen: Damen (Trapezrahmen) 48/52 cm, Herren 48/52 cm , Testbike: 52 cm Motor: JD Tranz X PST / Watt 250 W (Nabenmotor im Vorderrad) Akku: 36 Volt / 10 Ah Li-Ion, (360 Wh) Bremse: Tektro V-Brake Rücktrittbremse: nein Schaltung: Kettenschaltung 3 x 9 Gänge (Schalthebel/-werk: Shimano Deore) Komfort: Federgabel JD Mono / gefederte Sattelstütze Akku-Management: ungünstige Position des Akkus auf dem Gepäckträger, Einschub in Heckträger etwas hakelig, kann im Rad geladen, aber auch entnommen werden. Ungünstig: AkkuEntnahme nullt Tageskilometerzähler des Tachos.

Sonstiges: Vorderrad via Schnellspanner leicht demontierbar

Ganz in schwarz, schlicht, voller Understatement

Die Federung im Lenkkopf des

kommt das Victoria St. Moritz daher. Mit der Ex-

Rahmens schluckt so manches

klusivität und Eleganz des weltberühmten Skire-

Schlagloch, die dünnen Lenker-

sorts scheint es auf den ersten Blick nichts zu ver-

griffe und die de facto inaktive

binden. Auch bei der Ausstattung entdeckt man

gefederte Sattelstütze tragen

keine Highlights, hier haben sich die Produkt-

hingegen wenig zum Komfort bei.

manager preisgünstiger Komponenten bedient.

Wer den Lenker des St. Moritz fest

Dafür steht das St. Moritz für einen attraktiven

in beiden Händen hält, freut sich

Kampfpreis von 1.899 Euro beim Händler.

über guten Geradeauslauf und

Wer am Display die Unterstützung auf Stufe

sicheres Handling. Den Versuch,

drei schaltet, wird von einem kräftig vorwärts

das Victoria für einen Moment

stürmenden Motor überrascht. Beherzt zieht er

freihändig zu fahren, bestraft das

das Bike vorwärts. Auch beim Schalten reißt die

Rad mit massivem Lenkerschla-

zeigen eines Spurwechsels, oder zum Zu-

Unterstützung nicht ab. Mit Bravour überwindet

gen. Der schwere, hoch im Ge-

rechtrücken der Sonnenbrille, eine Hand

er leichte und mittlere Steigungen. Erst wenn die

päckträger fixierte Akku lässt sich

vom Lenker nimmt. Hier sollte Victoria

Topographie steilere Rampen in den Weg stellt,

als Ursache nicht allein anführen,

unbedingt nachbessern. Den Spitzenplatz

geht’s spürbar langsamer, aber mit ausreichend

da das Bike auf Vergleichsfahrten

sichert sich das St. Moritz mit 52 Kilometer

Restschub dahin. Seinen Arbeitseifer untermalt

ohne Akku ähnliche Tendenzen

Reichweite bei der Laufleistung. Chapeau.

der JD Tranz X-Motor mit laut vernehmbaren

zeigte. Die Führung der Federga-

Sirren. Auch für Beobachter nicht zu überhören:

bel im Lenkkopf wäre als Ursache

FAZIT: Das günstige Victoria St. Moritz

hier schuftet ein E-Motor. Die einen stört’s, andere

denkbar, das minutiös vom Tester

bietet viel Pedelec fürs Geld. Mit üppiger

freuen sich über den Leistungsbeweis. Das St.

eingestellte Spiel des Lenkkopf-

Reichweite und kräftigem Motor beflügelt

Moritz offeriert eine komfortabel sportliche

lagers nicht. Kritisch kann dieses

es Biker auf ausgedehnten Touren. Der

Sitzposition, die sich über den variablen Vorbau

Fahrverhalten werden, wenn

durchschnittliche Komfort und Schwächen

fix an individuelle Wünsche adaptieren lässt.

der Biker bei flotter Fahrt zum An-

im Fahrwerk kosten viele Sympathiepunkte.

060 | GREENmobility

www.e-rad.de

WHEELER FALCON 40 PL250 HT

Wheeler

Falcon 40

PL250 HT

Preis Testbike: 3299 Euro Gewicht: 22,85 kg Reifengröße: 26 Zoll Radstand: 1100 mm Rahmengrößen: 17,5/19/21 Zoll, Testbike: 19 Zoll Motor: Hersteller: Bionx, 250 Watt HT (High Torque / hohes Drehmoment) Akku: 37 Volt / 9,6 Ah LiMn (355 Wh) Bremse: Quad Disc QHD 4-Axis (180/160 mm Scheibengröße) Rücktrittbremse: nein Schaltung: Kettenschaltung 3 x 9 Gänge (Schalthebel: Shimano Deore / Schaltwerk: Shimano XT) Komfort: Federgabel, SR Suntour Rai­don / Hinterbau gefedert, SR Suntour Raidon LO Akku-Management: schnell und problemlos zu entnehmen und zu fixieren, Ladekabel mit handlichem Stecker, am Akku fehlt Spritzschutz für Kontakte Sonstiges: kein Licht, Vorderrad für den Transport fix zu entnehmen www.hostettler.de, www.intercycle.ch

Wheeler schickt einen echten

früher an steilen, technischen Bergaufpassagen,

Blickfang in diesen Test. So ziert

die Muskelkraft versiegte, hilft nun die Extraporti-

das knallrote Falcon der bären-

on Kraft aus der Hinterradnabe. Das macht nicht

starke 250 Watt-Bionx-Motor mit

nur Spaß, sonder eröffnet bisher unbekannte

extragroßem Drehmoment, eine

Wege und einen völlig neuen, interessanten

kräftige Scheibenbremse und das

Fahrstil.

einzige vollgefederte Fahrwerk

Das Fahrwerk des Falcon offeriert satte 120 Milli­

zungsstufen immer ausreichend Schub

im Vergleich. Trotzdem zweifeln

meter Federweg an der Front und 100 Millimeter

zur Verfügung. Das Display informiert

eingefleischte Mountainbiker

im Heck. Gabel und Dämpfer lassen sich via

über die Restkapazität, bietet wichtige

beim Blick auf die Waage. 22,85

Luft­druck ans Fahrergewicht anpassen, die Gabel

Tacho-Funktionen und, sehr hilfreich,

Kilogramm zeigen die Ziffern, fast

sogar in der Zugstufendämpfung einstellen.

zeigt konstant an, wie viel der mögli-

8 Kilogramm mehr, als das Falcon

Entsprechend komfortabel geht’s mit dem Falcon

chen Unterstützung derzeit in Anspruch

40 ohne E-Motor und Akku auf

über Forst- und Wiesenwege. Ein Genuss für jeden

genommen wird. Die kleinen Knöpfe

die Waage bringt. Kann bei soviel

Tourenbiker. Aber auch wer das Bike in kernigeres

am Display sind mit Handschuhen kaum

Übergewicht noch Fahrspaß

Terrain steuert, freut sich über sicheres Handling

zu bedienen. Im Gelände erreichte das

rüber kommen? Kurzum: Aber si-

und die SR Suntour an der Front. Sie absorbiert

Wheeler 36 Kilometer, auf der Vergleichs-

cher. Zwar leidet, ohne Frage, das

selbst gröberes Wurzelwerk mit Bravour. Das

strecke respektable 48 Kilometer. Der Hit:

Handling des roten Falken durch

Heck hingegen federt zwar lange Wellen und

Der Motor erlaubt die Rückgewinnung von

den schweren Motor im Heck. Ei-

Schlaglöcher klaglos, verdaut kurze, harte Schläge

Energie (siehe Artikel Akku-Wissen).

nige bei Mountainbikern beliebte

aber nur schwer. Hier kommt der günstige, in der

Standardmanöver gelingen nicht,

Zugstufe nicht variabel einstellbare Dämpfer an

FAZIT: Mit hohem Spaßpotenzial begeis-

oder nur unter „erschwerten“

sein Limit.

tert das Wheeler Falcon auf Touren ins

Bedingungen. Trotzdem zaubert

Wenige Grenzen kennt hingegen die Kraft des

nicht zu schwere Gelände. Der erstklas-

schon allein der gewaltige Schub

Bionx-Motors. Ab drei km/h setzt sie spürbar ein,

sige Mo­­tor und die guten Bremsen be-

des kanadischen Bionx jedem

schiebt flüsterleise mit konstanter Power an und

geistern, das Fahrwerk leistet sich leichte

Tester ein Lächeln ins Gesicht. Wo

stellt selbst auf der dritten von vier Unterstüt-

Schwächen.

GREENmobility | 061

GREEN bikes

handmade by

S

Koga

EIT DEM START 1974 wird jedes Koga-Miyata im Hauptsitz in Heerenveen, Niederlande,

entwickelt und montiert. Ein sorgfältiger Prozess, bei dem jedes Fahrrad von A bis Z von Hand gebaut wird.

Eine einzigartige und besonders strenge Qualitätssicherung ist Alltag bei Koga. Die Philosophie: nur das Beste ist gut genug.

Ein Besuch im Showroom in Heerenveen bestätigt: hier geht es um die Verbindung von Funktionalität und Design, neudeutsch: Lifestyle durch Integration am Fahrrad. Spezielles Aluminium erlaubt Gewichtsreduktion, was das E-Light mit 23kg zu einem der leichtesten E-Bikes auf dem Markt macht – im Januar 2010 wurde es in Holland zum Fahrrad des Jahres gekürt.

1984 startete das Unternehmen mit Reiserädern, einer Sparte, in der Koga zu besonderem Ruhm gelangte. Die Typen Randonneure und der World Traveller wurden nicht zuletzt dank Berufsreisenden wie Tilman Waldthaler berühmt.

In dieser Tradition steht auch die Unterstützung von Julia und Stefan Meinhold, welche zur Spitze der Fahrrad-Weltreisenden zählen: „Wir fahren auf einem faltbaren Koga Miyata Twin Traveller, welches auch auf Schotterpisten viel Komfort bietet. Das stabile Tandem ist wie geschaffen für den Long Run.“

Traumrad Koga-Signature Mit dem Koga-Signature wird dem anspruchsvolleren Radfahrer zum allerersten Mal die Möglichkeit geboten, sein Koga-Traumrad individuell zusammenzustellen und genau so zu bauen, wie er es will. Das kann er zu Hause oder beim Händler direkt online tun. Er sieht dabei sofort jede Veränderung am Bildschirm, kann individuell wählen und am Schluss auch noch seinen Namen auflackieren lassen.

062 | GREENmobility

Das Traveller-Team Meinhold Mit der Durchquerung des nordamerikanischen Kontinents per Fahrrad nach dem Abitur 1996 stand für Stefan fest: „Eines Tages werde ich um die Welt radeln - mit meiner Traumfrau“. In Frankfurt lernte er dann Julia kennen. Zur Hochzeit erhielten sie von Freunden ein Tandem geschenkt. Seitdem verbrachten sie jede freie Minute auf dem Rad bis hin zur Weltreise 2007.

Wie lange braucht man zur Vorbereitung einer

verändert?

solchen Reise?

Wir haben Hochzeiten verpasst, Kinder

Drei Jahre sparten wir und ein halbes Jahr berei-

sind geboren worden, Kollegen haben

teten wir die Reise vor, d.h. Wohnung auflösen,

weiter Karriere gemacht oder Häuser ge-

loslassen vom alten Leben, alles kündigen. Wir

baut. Aufgefallen ist uns, dass viele Leute

wussten auch nicht, wann und wie wir in unser al-

ihre wahren Träume nicht realisie-

tes Leben zurückkehren würden. Nach 13/4 Jahren

ren. Das Buch, das wir nach der Reise

waren wir so übervoll mit Eindrücken, dass wir

geschrieben haben, ist eigentlich eine

die Rückkehr nach Deutschland beschlossen. Julia

Aufforderung, die eigenen Träume zu

hat sich inzwischen selbständig gemacht, Stefan

leben. Wichtig ist, sich einen Zeitpunkt zu

konnte wieder bei der Deutschen Bank einsteigen.

setzen, an dem man seinen Plan umsetzt, sonst findet man sich selber gegenüber

Wie verändert einen eine solche Reise?

immer einen Grund, die Verwirklichung

Beim Losfahren gibt es erstmal eine Entschleuni-

seiner Träume aufzuschieben.

gung, da merkt man erst, wie hektisch der Alltag in Deutschland ist, dann kommt die Phase, wo

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem

man realisiert, dass die Reise kein Urlaub ist,

Koga-Tandem gemacht?

sondern die Welt endlos weit vor einem liegt. Der

Für uns war klar, dass wir ein faltbares

normale Rahmen eines Urlaubs, der doch ein

Tandem wollen, um es z.B. auch im Flie-

gewisses Pro­gramm beinhaltet, ist weg. Dann

ger transportieren zu können. Dazu kam

kommt man zu sich selber. Das ist einer der

der gute Ruf des Koga World Traveller,

schönsten Momente der Reise. Ich dachte so für

nach einer Probefahrt war die Sache klar

mich, wenn jetzt ein Unfall geschähe und Dein

und wir waren und sind sehr zufrieden

Leben wäre vorbei, dann würde ich nicht daran

mit dem Twin Traveller, haben dazu die

denken, was ich noch hätte tun wollen, sondern

Marathonreifen von Schwalbe aufgezo-

dass es genau richtig war, unseren Traum zu ver-

gen.

wirklichen. Es stellt sich auch eine Zufriedenheit und Zuversicht ein, dass sich für jedes Problem

Habt ihr eine Vision für die Welt von

eine Lösung findet.

morgen?

Im eigenen Umfeld: die Rad-Autobahn!

Wie nutzt ihr das Fahrrad im Alltag?

Also generell grössere und breitere Rad-

Wir nutzen es (fast) immer, es gibt keine Schlecht-

wege. Im weiteren Sinne: man erkennt,

wetter-Ausrede, mit einem Ein-Rad-Anhänger

wie klein man als Mensch ist, ein kleiner

machen wir den Einkauf, was die Leute auch

Teil der Natur. Und man sieht Dinge wie

immer wieder zum Umdenken anregt. Pannen

die Wasserarmut des Colorado River, der

oder schlechtes Wetter – die Reaktionen sind oft

aufgrund des Wasserverbrauchs den Oze-

eine Mischung aus Mitleid und Bewunderung. Es

an nicht mehr erreicht, das sensibilisiert

fällt auf, dass aber kontinuierlich mehr Menschen

einen. Und man erkennt, dass es in armen

mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.

Ländern viele kleine nicht-materielle Dinge gibt, die Menschen glücklich machen.

Wie waren die Reaktionen nach der Rückkehr?

Darauf sollten wir uns immer wieder

KOGA B.V.

So einen Monat lang wurde Stefan von den Kol-

besinnen.

Postfach 167

legen beäugt, die wollten halt gucken, ob er sich

8440 AD Heerenveen

verändert hat. Als sie merkten, dass er doch noch

Das Buch macht Lust auf mehr:

die Niederlande

„der Alte“ ist, war die Sache erledigt.

Gangwechsel - Eine Weltreise mit dem

www.koga.com Tel. +31 (0) 513 630 111

Tandem (ISBN 978-3-7688-5304-0) Hat sich bei Euch in den Beziehungen was

www.bankerbiker.de

GREENmobility | 063

GREEN bikes

Hase

�ezialräder.

Klimax

2K

DAS GEBÄUDE, in welchem Hase Bikes zu

als Weltmarktführer in seinem

Umweltschutz und CO2-freie Mobilität muss bei

Hause ist, ist so speziell wie seine Räder.

Marktsegment. Heute werden die

jedem Wetter Spaß machen, finden die Leute

Die ehemalige Zeche Waltrop verströmt

«Trikes» in 32 Länder exportiert.

von Hase Spezialräder und starten das Projekt

einen Mix aus Tradition, aber auch Auf­-

KLIMAX mit dem Modell KLIMAX 2K. Basis ist das

bruchstimmung, welche den Erfinder-

Kult-Dreirad Kettwiesel*. Es wird mit der neuen

geist, der Hase umgibt, so richtig zur

E-Unterstützung von Protanium in der Vorder-

Geltung bringt. Leise, aber konzentriert

radnabe zum echten Pedelec und damit noch

wird hier gearbeitet und Top-Qualität

flexibler einsetzbar – zum Beispiel für den langen

produziert.

Arbeitsweg ganz ohne Schweiß. Der Clou ist aber das Falt-Verdeck, eine Kooperation des Chefkons-

DIE KREATIVITÄT und das Tüfteln an

trukteurs Marec Hase mit dem Ingenieur Johann

besseren Lösungen sind allenorts spürbar,

Oost. Dank Steckverbindungen ist es in weniger

haben seit 1989, als der Unternehmens-

als einer Minute ganz ohne Werkzeug angebracht

gründer Marec Hase im Alter von 17

und kann genau auf die Fahrergröße eingestellt

Jahren mit einem Tandemdreirad den

werden. Der Funktionsstoff in Ripstop-Qualität

Landeswettbewerb Jugend forscht in

ist ultraleicht, dank Polyacrylat-Beschichtung

Nordrhein-Westfalen gewann, nicht

wasserdicht und extrem robust. Lässt das Wetter

nachgelassen. Seit 1994 werden nun in

Cabrio-Feeling zu, ist das Verdeck ebenso schnell

Bochum Spezialräder hergestellt. Aus der

wieder auf handliche Größe zusammengefaltet

Garagenfirma ist ein veritables Unterneh-

und verschwindet in der Hase-Gepäcktasche.

men mit 30 Mitarbeitern geworden, das Unternehmerpreise einheimst. * Zwei Hinterräder, ein Vorderrad; über ein DifDIE PRODUKTPALETTE des Unterneh-

WEITERE INFORMATIONEN:

ferential werden wie bei einem PKW beide Räder

mens umfasst aktuell Liegedreiräder,

Hase Spezialräder

gleichzeitig angesteuert. Diese Konstruktion er-

Stufentandems und Liegeräder. Für

Hiberniastraße 2

zeugt viel Grip. Das Sitzen im breiten spannbaren

die meisten angebotenen Modelle sind

45731 Waltrop

Netzsitz ist richtig gemütlich. Die Beinkraft wird

Spezialausstattungen verfügbar, so daß

Tel. +49 (0)2309/782582

rasant in Beschleunigung umgewandelt. Der tiefe

die Fahrräder für Reha-Zwecke eingesetzt

Fax +49 (0)2309/782586

Schwerpunkt bietet viel Sicherheit und ermög-

werden können. Mit einem Verkauf von

www.hasebikes.com

licht gleichzeitig optimales Kurvenverhalten wie

1200 Spezialrädern jährlich gilt Hase

E-Mail: info@hasebikes.com

bei einem Sportwagen.

064 | GREENmobility

Fahrradpioniere1 Was ist vom Pionierunternehmen geblieben?

Wir hatten ein enormes Wachstum zu verdauen, bis zu 30% pro Jahr. Wir sind aber immer noch ein Familienunternehmen, das gemeinsam frühstückt.

Die Mitarbeiter der Hase-Crew sind vom Entwickler bis zum Einpacker Überzeugungstäter, welche ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben.

Kann man eure Räder als alltagstauglichen Automobilersatz bezeichnen?

Das ist Teil unserer Philosophie. Wir entwickeln zur Zeit Regenschützer, haben Einkaufstaschen von Ortlieb, es gibt viel individuelles Zubehör bis hin zum E-Motor. Mit dem E-Motor verbessern wir Reichweite und Bequemlichkeit. Unsere 20 Zoll-Laufräder stellten dafür ganz spezielle Anforderungen. Das war nicht leicht, den richtigen Motor zu finden. Nun haben wir mit dem 180 Watt starken Nabenmotor von Protanium auch noch einen besonders leisen gefunden.

Wir bieten nur hochwertige Komponenten mö­­g­ lichst aus Deutschland und Europa an. Pulverbeschichtung, Drehteile, Endmontage machen wir

Klimax K2

Ein Stichwort zur Qualität und zum Preis?

alles in Deutschland. Trotzdem sind unsere Räder schon ab € 2000 erhältlich, wir bieten damit ein

fast nicht kippen kann und natürlich Individualisten. Mi dem Familientandem

sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, das bestäti-

kann man Kinder mit auf Touren nehmen. Unsere Tandems eignen sich auch

gen unsere Kunden immer wieder.

extrem gut für Menschen, welche zum Beispiel mit sehbehinderten Menschen eine Tour machen wollen. Und unsere Räder sind belastbar, ausdauernd sozusagen.

Wie muss man sich den typischen Käufer eines

Sebastian Burger ist damit von Bremen bis Singapur gefahren.

Hase-Bikes vorstellen? (lacht) Eine schwierige Frage. Es sind ja wirklich

Wohin geht die Zukunft von Hase?

spezielle Räder. Alle Kunden haben Testfahrten

Die E-Bikes haben den Markt nochmals beschleunigt, da erwarten wir einiges.

hinter sich. Wir haben Kinder und Erwachsene,

Und als wir 2001 aus der „Garage“ in die Zeche gezogen sind, hätten wir nie

das Kettwiesel ist individuell verstellbar. Familien

gedacht, dass der Platz nicht ausreicht, inzwischen bauen wir eine weitere Halle,

mit Kindern, ältere Leute, weil ein Liegedreirad

sind bei 32 Mitarbeitern angelangt, und nehmen es, wie es kommt. Ich denke,

1 Interview mit Kirsten Hase

dass es sich immer weiterentwickeln wird. Ende offen.

GREENmobility | 065

GREEN bikes

Bion X

Elektroturbo.

MIT MUT ZUR VERÄNDERUNG – Die Ge-

die beiden zum ersten Mal und unterhiel-

2009 erzielte Intercycle nicht zuletzt dank

schichte könnte «Made in Hollywood» sein:

ten sich über Möglichkeiten und Chancen.

BionX* das Rekordergebnis seit seinem

Manfred Gingl, ehemaliger Präsident,

Ende 2007 übernahm Magna Marque die

30-jährigen Bestehen. Das spannende ist,

Ge­schäftsführer und stellvertretender

Mehrheit an EPS Inc.

dass wir nun völlig neue Käufer anspre-

Vorstandsvorsitzender des Autozulieferers

chen, die bisher nie ein Fahrrad gekauft

Magna, entschliesst sich 2001 seine Aufga-

PETER HOSTETTLER, Geschäftsführer

ben bei Magna aufzugeben, um die Magna

Intercycle: „Ab diesem Zeitpunkt gings bei

Marque International Inc. zu gründen,

BionX blitzartig, 2008 zog die Firma nach

*BionX Produkte werden mittlerweile von

eine neue Produktgruppe mit dem Fokus

Aurora (Kanada) um, innert Kürze wurde

zahlreichen Konsumenten, Vertriebspart-

auf alternative Mobilitätslösungen. Er gilt

EPS zu einem international agierenden

nern geschätzt sowie von renommierten

als der Architekt für unzählige Magna

Unternehmen aufgebaut und die Pro-

Fahrradherstellern wie Diamant, KTM,

Technologien und ist auch heute noch

duktionsabläufe und Qualitätsstandards

Matra und Trek eingesetzt.

Visionär aus Leidenschaft.

auf den Level der Automobilindustrie ge-

Etwa zur gleichen Zeit entwickelte und

bracht. Innerhalb von 12 Monaten wurde

baute Jean Yves Dubé, Unternehmer und

die Leistungsfähigkeit des Motors um sage

Gründer der Systèmes d’Energie et Pro-

und schreibe 40% gesteigert! Ein Jahr

pulsion EPS Inc., erste Prototypen eines

später ist BionX eine der Erfolgsgeschich-

Elektroantriebes. Anfang 2007 trafen sich

ten der Elektromobilität. Im Krisenjahr

066 | GREENmobility

hätten.“

Power-Baukasten1 Martin Birrer, was ist die Grundidee

Habe ich die Wahl zwischen verschiede-

hinter BionX?

nen Motoren?

Mit dem BionX-Kit wird aus jedem Fahr-

BionX-Motoren gibt es in vier Varianten.

rad ein Elektrofahrrad. Einfacher und

Der stärkste Motor macht aus einem

preiswerter gehts kaum, und niemand

Fahrrad einen 45 km/h schnellen Flitzer.

muss auf den Komfort seines Lieblings-

Dazu braucht es ein Mofanummernschild,

Rades verzichten.

Helmpflicht besteht keine. Mit normaler Fahrradzulassung gefahren werden

Wie kompliziert und wie teuer ist eine

dürfen die drei BionX-Motor-Varianten,

solche Umrüstung?

die bis maximal 25 km/h Zusatzschub

Das BionX-Konzept ist bestechend einfach:

geben. Beim 45 km/h-Modell PL-500HS,

Der Fahrradhändler (Red.: zu empfehlen,

der stärksten Variante, kann man den

Eigen-Montage nur für sehr gewiefte

Motor zusätzlich über einen Gashebel

Bastler!) ersetzt das Hinterrad durch

ansteuern.

das BionX-Rad mit dem integrierten

BionX Deutschland:

Nabenmotor. Den Akku steckt man an

Was unterscheidet BionX von anderen

die Flaschenhalterbefestigung oder unter

Elektrofahrrädern?

den Gepäckträger, die Steuerung an den

In 10 Jahren Entwicklungsarbeit entstand

Lenker. Umrüstsätze gibt es ab CHF 1990

der leichteste Elektroantrieb für Fahrrä-

bis CHF 3100 bez. € 1300 bis € 2000.

der. Mit nur 7,6 Kilogramm Mehrgewicht

Hostettler gmbh

wird aus einem normalen Fahrrad ein

Neuenburgerstrasse 33

Wie funktioniert das BionX System?

ausdauernder Tourer, oder ein flexib-

D-79379 Müllheim

Bei allen Modellen wählt man über den

les Pendlerfahrzeug. In aktuellen Tests

Tel. +49 (0)7631-180 40

Lenkercomputer, wie stark der Motor

schnitt das BionX-System auch dank

info@hostettler.de

unterstützen soll. Der Motor arbeitet nur

seiner Reichweite hervorragend ab. Mit

http://shop.hostettler.de

dann, wenn man in die Pedale tritt. Es

bis zu 90 km liegen BionX-Fahrräder ganz

besteht also keine Gefahr, dass der Motor

vorne in den Vergleichen. Ein weiteres

BionX Schweiz:

übermässig beschleunigen könnte. Die

dickes Plus holt sich der BionX-Motor

Intercycle

Elektronik misst, wie stark man in die

durch seine Fähigkeit, nicht nur Strom zu

Pfrundmatte 3

Pedale tritt und ergänzt entsprechend

verbrauchen, sondern auch Strom zu pro-

Sursee 6210

mit Motorkraft. Je nach Bedarf verstärkt

duzieren. Bremst man, hilft der Motor mit.

Tel. +-41 (0)41 926 65 11

das System die Schubkraft um 35%, 75%,

Er bremst und produziert dabei Strom.

info@intercycle.com

150% oder sogar 300%. Die Batterie-

Das schont die Bremsen und lädt die

www.intercycle.com

standsanzeige informiert konstant über

Batterie. Auch bei Abfahrten kann man so

www.bionx.ch

die verbleibende Energie. Die Reichweite

einen Teil der im Aufstieg verbrauchten

der Batterie hängt von verschiedenen

Stromreserven wieder einfahren. Rekupe-

Faktoren ab. Zum Beispiel vom gewählten

ration nennt sich diese Fähigkeit, die auch

Unterstützungsgrad, dem Gesamtgewicht

im modernen Lokomotiv- oder Elektro-

oder der Topographie des Geländes.

autobau verwendet wird. Rekuperation

siehe Test Seite 61

verlängert die Reichweite um 10 Prozent 1 Interview mit Martin Birrer, Intercycle

und mehr.

GREENmobility | 067

GREEN bikes

Flyer

Überflieger.

X-Serie FLYER in Afrika anlässlich einer Spendenaktion zugunsten des Spitalprojektes «Rhein Valley Hospital» in Kenia.

Neubau ein zweites Werk im Bau befindet.

Nachhaltigkeit innen & aussen

Die Produktion läuft auf Hochtouren, der Markt für elektrobetriebene Fahrräder verdoppelt sich

Seit Juli 2009 wird der FLYER in Huttwil

in der Schweiz jährlich. Heute bietet FLYER die

montiert. Das moderne 8000m2 umfas-

ES IST EINE DER SCHWEIZER

gesamte Palette an: vom Touren- und Trekkingrad

sende Fabrikationsgebäude wurde nach

ERFOLG­STORIES der letzten Jahre.

über sportliche Modelle mit 26-Zoll-Rädern und

dem Minergie®-Standard (Passivhaus)

Und sie spielt sich im beschau-

progressivem Antrieb in sportlichem Look, ein

gebaut und ist entsprechend der FLYER-

lichen Schweizer Emmental ab

urbanes Rad (FLYER i:sy) und seit 2010 sogar ein

Philosophie ganz auf Nachhaltigkeit und

– richtig, da gab es doch einen

vollgefedertes Mountainbike (FLYER X-Serie Fully).

Funktionalität ausgerichtet: Eine Wärmepumpe holt mit acht Erdsonden die

gleichnamigen Käse?

Nur, wenn der Flyer so weiter-

KURT SCHÄR bleibt bescheiden und weist auf

Wärme aus einer Tiefe von 250m, die

fliegt, wird er den Käseumsatz

den wachsenden Gesamtmarkt hin. Erlebt man

integrierte Lüftungsanlage führt bis zu

bald übertreffen. Im Jahr 2001

ihn bei der Schulung von 100 Radhändlern, dann

90% der Abluftwärme wieder der Frisch-

wurden 1000 Flyer pro Jahr

spürt man das Feuer, welches ihn antreibt und

luft zu. Die im Sommer anfallende Über-

produziert, heute sind es fast

weiss, worauf der Erfolg basiert: Konzentration,

schusswärme wird mittels Erdsonden

ebenso viele pro Woche. 45'000

Seriosität, stetes Bemühen um den Kunden und

wieder ins Erdreich zurückgeführt. Eine

bis 50'000 Flyer werden das Werk

die Verbesserung der Produkte. Unternehmergeist

40m3 fassende Regenwasser-Anlage

der Firma Biketec 2010 verlas-

gepaart mit sozialer Verantwortung.

dient zur Speisung der Toilettenspülungen, der Fahrrad-Waschanlage und der

sen. Beschäftigte Biketec 2007 noch 25 Angestellte, sind es zwei

Biketec AG

Aussenbewässerung, damit kein wert-

Jahre später bereits 125. Tendenz

Schwende 1

volles Trinkwasser verschwendet wird.

weiter steigend. Die neue Produk-

CH-4950 Huttwil

Die Solaranlage sorgt für das Warmwas-

tionshalle in Huttwil – erst 2009

Tel. +41 (0)62 959 55 55

ser, die Photovoltaik-Anlage erzeugt den

fertiggestellt – ist bereits wieder

info@flyer.ch

Strom für den ganzen Betrieb und für

zu klein, weshalb sich hinter dem

www.flyer.ch

viele Millionen FLYER–Kilometer.

068 | GREENmobility

Bodenständiger Überflieger1 Kurt Schär, wer kam vor fast 20

zu tun, die man zu Hause vielleicht nicht

Jahren auf die Idee, ein Fahrrad

probieren würde, weil einen der Nachbar

mit einem E-Motor auszurüsten?

schief anschaut. Wir sind mit einer

Das war ein Bergbewohner von

kleinen Flotte gestartet, mittlerweile sind

der Lueg-Passhöhe, der im Tal

alleine in der Schweiz 1'500, in Österreich

gearbeitet hat und mittags wohl

und Deutschland nochmals 2’500 Flyer im

das gute Essen seiner Frau nicht

Mieteinsatz.

missen wollte. Er hat sich 1993 selber einen Motor ans Fahrrad

Wo will Biketec noch hin?

gebastelt, das erste E-Bike na-

Inzwischen sind wir ein Team von über

mens „Roter Büffel“ war geboren.

100 Mitarbeitern. Wir wollen ein Vollsortiment anbieten und verstehen uns als die

Wie ging es weiter?

elektrifizierte Hälfte des Fahrradmarktes.

Im 1. Anlauf scheiterte man mit

Der Händler ist langsam bereit, die Hälfte

einem zu ingenieurorientierten

seines Geschäftes den E-Bikes zu widmen,

Produkt. Wir kauften dann die

diese Hälfte wollen wir besetzen.

Firma aus der Nachlassstundung und machten aus dem Flyer ein

Wie hat sich der Markt seit 2005 entwi-

kundenorientiertes Produkt.

ckelt?

Es brauchte eine neue Sicht-

Vor 5 Jahren hatten 5% der Fahrradhänd-

weise, man musste schlicht die

ler Elektrofahrräder, heute sind es 95%!

wichtigsten Kundenbedürfnisse

Früher hat man sich nicht getraut, heute

– einfache Bedienung, zuverlässi-

geht es nicht mehr ohne, früher ver-

ge Technik und hohe Reichweite

steckten die Kunden ihr E-Fahrrad, heute

– ins Zentrum stellen. Von da an

sind sie stolz darauf. Die Kunden werden

ging es steil aufwärts. Vorher wa­

immer jünger, allerdings in unterschiedli-

ren die Fahrräder zu schwer, zu

chen Produktbereichen. Die älteren Kun-

kompliziert in der Bedienung.

den kaufen sich eher die Tiefeinsteiger, die jüngeren die schnellen E-Bikes.

Welches war der wesentliche

In Holland sind es bereits 20% Marktanteil

Grundstein für den Erfolg des

für E-Fahrräder, in der Schweiz 5-10%, zu

Flyers?

erwarten sind etwa 30% Marktanteil.

Wir haben 2003 als erste die Lithium-Ionen-Batterie in Europa

Ein kurzer Blick hinter den Menschen

eingebaut, das war der techni-

Kurt Schär?

sche Durchbruch, die Zuverläs-

Ich bin Biker, Familienvater, habe 4 Kin-

sigkeit. Der Erfolg im Bereich

der, eine Frau, die hinter mir steht. Hinter

weiche Faktoren waren die

jedem guten Projekt steckt ja eine starke

Tourismusprojekte. Hier haben

Partnerin! Auch in der Firma habe ich

wir die Menschen in ihrer Freizeit

starke Partner. Politisch bin ich grünlibe-

auf das Rad gebracht und haben

ral, zeige täglich, dass man Ökonomie mit

kontinuierlich Hemmungen

Ökologie verbinden kann.

abgebaut. Wir mussten zuerst viele Vorurteile abbauen. Im

1 Interview mit Kurt Schär, Geschäftsführer

Urlaub traut man sich viele Dinge

GREENmobility | 069

GREEN bikes

PG Bikes

new lifestyle.

DAS FAHRRAD wird zunehmend zum Modeartikel, der Begriff Lifestyle drängt sich immer mehr in den Vordergrund. Bestes Beispiel dafür ist PG Bikes.

Die Easy Rider1

SEI ES IM STILE EINER HARLEY mit

WER HAT SCHON EINMAL einen Radfahrer mit

Manu, wie ist PG Bikes entstan-

vollgefederten Sitzen, modischen

lockeren 50km/h daherrollen sehen mit einem

den?

Accessoires, Räder mit 144 Spei-

Bike, das cool ausschaut? Ein Beach Cruiser mit

chen, hochgezogene Chopper-

E-Power. Da kommen sogar eingefleischte PS-Fans

Wir wollten was ganz Spezielles

Lenker, vergoldete Ventildeckel,

ins Staunen. Die neue Black Block Serie von PG ist

mit eigenem Design und haben

nichts ist unmöglich.

etwas vom Schnellsten und Innovativsten, was der

2004 erstmals über Kontakte nach

Manu Ostner und Alex Waltzog

Fahrradmarkt derzeit zu bieten hat. Beim rund

Bosnien 20 Rahmen organisiert.

haben in kürzester Zeit eine Kult-

30 Kilo schweren PG-Bike kommt ein von Grund

Innerhalb einer Woche waren 20

marke geschaffen, welche kurz

auf neu entwickeltes Antriebssystem von Clean

Bikes verkauft! Daraufhin haben

vor dem Durchbruch steht. Wo ein

Mobile zum Einsatz. Diesem liegt ein Elektromotor

wir unsere alten Firmen aufge-

PG Bike auftaucht, drehen sich die

zugrunde, der für 400 Kilo schwere Postwagen

geben, gaben voll Gas und haben

Leute auf der Strasse um. Möglich

entwickelt wurde und unglaubliche 140 Newton-

Bikes „gepimpt“, „Pimp Garage“

gemacht hat dies ihre lockere, un-

meter Drehmoment liefert. Will heissen: Dieses

war denn auch der erste Name,

verfrorene Art, die Zukunft frech

Gerät geht trotz seiner bulligen Gestalt ab wie

übrig geblieben ist PG.

anzupacken und etwas ganz Neu-

eine Rakete, und zwar aus dem Stand. 3000 Um-

es zu wagen. In der persönlichen

drehungen je Minute und eine Höchstgeschwin-

Woher bezieht ihr Euer Material?

Begegnung ist die Bewegung nach

digkeit von bis zu 80 km/h – bei der ungedrossel-

Die Rahmen kommen inzwischen

vorne, das Sprengen von Grenzen,

ten Version – überzeugen selbst Rad-Muffel.

aus Ungarn, für den Elektromotor

deutlich zu spüren – und natürlich

haben wir einen exklusiven Vertrag

auch in den Produkten.

mit der Münchner Firma „Clean

070 | GREENmobility

Das Rad der Superlative Der letzte Schrei ist das BLACKTRAIL, ein extravagantes Vollcarbon-E-Bike in Formel1-MonocoqueBauweise. Mit einem Gesamtgewicht von unter 20 Kilogramm und einer Endgeschwindigkeit von 100 km/h bei einer Reichweite von maximal 200 Kilometern ist das BLACKTRAIL das derzeit leichteste, schnellste und mit € 59'500 teuerste E-Bike der Welt.

PG Trade & Sales GmbH Donaustauferstr. 46b D-93059 Regensburg Tel. +49 941 5860410-1 www.pg-bikes.com

Mobile“. Die 140-Speichen-Räder kommen

Geschmack zusammenstellen.

Heineken, aber auch viele Kleine stellen sich so als

leider aus dem fernen Osten, weil das An-

Sportlich, crusinglastig, flexibel,

innovativ und modern dar. Ab 50 Rädern machen

speichen unheimlich arbeitsintensiv ist.

wild, stylisch, modern, egal was er

wir für Unternehmen eigene Rahmendesigns.

will, wir können ihm das passende

Auch die Frösche Ladestationen kommen dann

Wer sind eure Kunden? Und in wie vielen

Fahrrad anbieten und brauchen

z.B. im firmeigenen Design daher. Mit Elektrobikes

Märken finden sich diese Kunden?

dann 15 Tage für die Auslieferung.

haben wir 2009 bei 350 Hybrid-Bikes angefangen

Wir nennen Sie Trendgenossenschaften:

Ab Dezember 2010 wird man sich

und sind ein Jahr später bei 800 Vorbestellungen.

Retrokunden sind Menschen, die sehr

sein eigenes PG Bike fotorealistisch

Insgesamt setzt sich unser jährliches Wachstum

rockafin sind, „Born To Be Wild“, „Easy

mit einer 3D-Software online her-

mit 30-40% fort.

Riding“, „Beach Crusing“. Presentkunden

stellen können. Das Fahrrad wird

legen Wert auf Mode- und Lifestyletrends.

dann zum Unikat.

Das Fahrrad passend zum Outfit, passend

Wo hat der Markt noch Potential?

Wir waren in Russland an der Millionärsmesse,

zum individuellen Geschmack. Und Future

Wieviele Räder verlassen pro

da geht es um Premium-Produkte, die Style mit

sind Premiumkunden, welche der Zeit ein

Jahr Euer Werk ?

grüner Mobilität verbinden. Mit dem Aquatrans-

Stück voraus sein möchten und High Class

2009 waren es rund 3000 Fahrrä-

ferdruck können wir die Bikerahmen wie echte

mit High Quality suchen. Diese Kunden

der. 1000 davon waren company-

Schlangenhaut oder echtes Tigerfell aussehen

sprechen wir bereits in 16 Ländern an.

branded Bikes. Viele Firmen sehen

lassen. Es ist alles möglich. Das teuerste Bike kostet

unsere Bikes als Image-Werbeträ-

zur Zeit € 59'000! Dabei geht der Trend Richtung

Was heißt bei Euch individuell?

ger. Die Fahrräder sind ein echter

Schlichtheit – einfach, edel, aber Top-Materialien,

Wir haben momentan 13 verschiedene

Hingucker, ein PG Bike fällt in

handverarbeitet.

Rahmenmodelle. Jeder Kunde kann sein

der Innenstadt mehr auf als ein

Fahrrad für seinen absolut individuellen

Ferrari. Firmen wie Jack Daniels,

1 Interview mit Manu Ostner, CEO International

GREENmobility | 071

GREEN bikes

Giant

Gigant auf leisen Sohlen.

MIT EINEM ABSATZ von über sechs Millionen Fahrrädern pro Jahr, sechs Produktionsstandorten und fünf Entwicklungszentren in Asien, Europa und den USA ist GIANT der größte Fahrradhersteller der Welt.

Bei der Produktion der hochwertigen Carbonrahmen und -komponenten greift GIANT auf sein eigenes C-Tech-Werk in Taichung bei Taipeh zurück. Hier wird vom ersten Garn bis zum fertigen Rahmen die gesamte Herstellung in einem Hause vollzogen (Advanced Composite). Eine derartige Fertigungstiefe ist weltweit einzigartig in der Branche.

DER AKTIENWERT des börsennotierten Unternehmens hat sich seit 2000 trotz aller Krisen vervierfacht!

Und seit Oliver Hensche für GIANT Deutschland verantwortlich ist, geht die Entwicklung auch in Deutschland steil nach oben.

Giant Deutschland GmbH Mettmanner Str. 25 40699 Erkrath Tel. +49 (0)211 9 98 94 32 www.giant-bikes.de

072 | GREENmobility

Hybrid-Bikes sind mehr als ein Trend, sie stellen eine neue Produktgattung dar. Mit 100'000 verkauften Hybrid-Rädern liegt der

Der Macher1

Anteil 2009 in Deutschland erst bei 2,5% (total 4,3 Mio. verkaufter Räder). In Holland liegt der Anteil bereits bei 10%. Der Fachhandel, auf den wir so Wert legen, ist in diesem Bereich besonders stark und verkauft 80% aller E-Bikes.

Langfristig positioniert sich Giant als absoluter Vollanbieter im Seg­ ment der Elektrofahrräder. Erstklassige Produktequalität, intuitive Bedienung sowie die Partnerschaft zum Handel sind die maßgeben-

Oliver Hensche, wie hat sich Giant in den

Was uns auszeichnet – und groß gemacht hat – ist,

letzten Jahren entwickelt?

dass wir die Innovation kontinuierlich vorantrei-

Seit 2007 haben wir zweistellige Um-

ben. Wir verfügen natürlich über die nötigen Res-

Wo liegen die Stärken der Giant

satzwachstumsraten erzielt und stocken

sourcen. So haben wir den Compact Road-Rahmen

Hybrid-Bikes und welche Ziele

personell – trotz Wirtschaftskrise – kon­

im Rennbereich geschaffen, die Federungstechno-

haben Sie sich hier gesetzt?

tinuierlich auf! Deshalb empfehlen Finanz­

logie Maestro im Mountainbike-Bereich eingeführt

Die Hybrid-Räder sind mit bis zu

experten wie die UBS Bank in Taiwan

oder erzielen die größten Reichweiten mit unseren

130km die reichweitestärksten

unsere Aktie inzwischen als die derzeit

Elektro – pardon, wir nennen sie – Hybrid-Bikes. Es

am Markt und wurden dafür

interessanteste Sportartikelaktie zum Kauf.

ist wie im Rallye- oder Formel1-Sport. Größe allein

mehrfach ausgezeichnet. Der

Das sah auch Focus-Money so in einem

reicht nicht, aber für Spitzenleistungen muss man

Vorderradnabenmotor, der Akku

Artikel in der Ausgabe 16/2010.

immer wieder neu kreativ werden und die Resulta-

hinten und das Steuergerät mittig

te fliessen am Schluss in alle Räder ein, vom ganz

am Rahmen befestigt, gewährleis-

Der Anspruch des Weltmarktführers

einfachen Trekking-Bike bis hin zum Rennrad, das

ten eine ausbalancierte Gewichts-

kommt hier zum Ausdruck, aber gilt das

von den Profis auf der Tour de France gefahren

verteilung. Sämtliche Akkus sind

auch für den deutschsprachigen Raum?

wird.

abschließbar und mit wenigen

Seit 2007 ging es gerade in Deutschland

den Erfolgsfaktoren.

Handgriffen abnehmbar. Natürlich

kontinuierlich aufwärts. Wir setzen zu

Nochmals zurück zum Handel, wo sie ja eine kla-

verwenden wir nur hochwertige

100% auf den Fachhandel, haben hier viel

re Strategie verfolgen, Sie erwarten hier offenbar

Lithium-Ionen-Akkus. Dazu kom-

Vertrauen aufgebaut und zielen darauf,

einen Wandel?

men hydraulische Felgenbremsen

Deutschland zur erfolgreichsten Verkaufs-

Ganz klar, der Fahrradhändler muss sich künftig

von Magura, Bordcomputer mit

niederlassung zu machen. Wir sind zum

mehr Gedanken zu seiner Positionierung ma-

tollem Sanyo-Display, LED-Rück-

größten Anbieter von Flächenkonzepten

chen. Ausgeklügelte Flächenkonzepte werden

licht oder die speziell für E-Bikes

avanciert, d.h. wir bieten ein modulares

langfristig althergebrachte Strukturen ersetzen,

entwickelten Energizer Reifen von

Shop-in-Shop System. Der Händler stellt

Shop-in-Shop-Systeme werden expandieren. Auch

Schwalbe, welche einen gerin-

60-80% seiner Verkaufsfläche zur Verfü-

Markenstores, wie diejenigen von Apple, Nespresso

geren Rollwiderstand bieten und

gung und erhält im Gegenzug Schulung,

oder Adidas wachsen.

dadurch die Reichweite erhöhen.

langfristige Partnerschaft, Marketingun-

Auch wir werden Giant-Markenstores zusammen

Wir werden aber nicht ausruhen,

terstützung, Lagermanagement und vieles

mit unseren Fachhandelspartnern sukzessive auf-

sondern wollen Giant Deutsch-

mehr. Wir gewinnen durch kompetente Be-

bauen. Daneben werden die reinrassigen Online-

land zum Innovationsführer im

ratung wiederum an Profil – beide Seiten

Spezialisten ihren Marktanteil festigen, hier wird

hiesigen Markt machen mit einem

profitieren. Der Erfolg zeigt, dass wir uns

es meines Erachtens aber die größte Marktberei-

Bekanntheitsgrad, der auch Nicht-

auf einem guten Weg befinden.

nigung geben, da ein ausgeklügeltes Logistik- und

Radfahrer erreicht.

Artikel-Management à la IKEA gefordert ist.

Perfekte Organisation, perfektes Marketing, sind die Räder von Giant ebenso

Wie positioniert sich Giant bei den Elektro-Fahr-

gut?

rädern und wie sehen Sie deren Zukunft?

1 Interview mit Oliver Hensche, Geschäftsführer Giant Deutschland

GREENmobility | 073

GREEN bikes

Kalkhoff

Made in Germany.

Deutsches Hand-Werk1

DIE MARKE KALKHOFF hat sich das Credo

Cloppenburg und in der Begegnung

gesetzt, Fahrräder für hohe Ansprüche wie

mit dem Marketingverantwortlichen

Komfort, Qualität und Sicherheit zu fertigen.

Herwig Reus deutlich. Er schätzt die

Herwig Reus, was können wir aus Ihrer

Bereits 1919 gründete der Landbriefträger

Leistung seiner Mitarbeiter hoch ein,

Sicht tun, um die Mobilität unserer Städ-

Heinrich Kalkhoff eine eigene Fahrradpro-

die tagtäglich in Handarbeit bis zu

te nachhaltiger zu gestalten?

duktion. Aus dem Ein-Mann-Betrieb wurde

2.500 Fahrräder fertigstellen. Wir

Ich denke man müsste das Verständnis

schnell eine mittelständische Manufaktur, die

haben uns mit Ihm vor Ort getroffen

für bewusste Nachhaltigkeit und Ökologie

bis 1939 bereits über 700.000 Räder fertigte.

und wollten von ihm wissen, wie er

in der Gesellschaft weiter fördern. So ist

Heute zählt Kalkhoff zu der Derby Cycle Werke

die weitere Entwicklung und Zukunft

es bereits vorbildlich, wenn Personen

GmbH, Deutschlands größter Fahrradherstel-

der E-Mobilität in der Fahrradbranche

der Öffentlichkeit öfters mal aufs Rad

ler und einer der drei größten Hersteller in

sieht.

umsatteln. Die Stadt München bewirbt

Europa. Die Marke Kalkhoff setzt aus Über-

sich beispielsweise unter der Führung des

zeugung konsequent auf eine Produktion in

Radlbeauftragen und dritten Bürgermeisters Hepp Monatzeder um den Titel der

Deutschland mit den Standorten Cloppenburg und Quakenbrück. Das Qualitätslabel „Made in

E-Bikes und Fahrräder von Kalkhoff wer-

„Radlhauptstadt“. Hierfür finden in ganz

Germany“ auf den Kalkhoff Fahrradrahmen ist

den über den Fahrradfachhandel ver-

München verschiedene Aktionen statt,

aus diesem Grund nicht nur ein Verkaufseti-

trieben. Den nächsten Kalkhoff-Händler

die den Bürgern das Thema Radfahren

kett, sondern gelebte Überzeugung.

sowie weitere Informationen finden Sie

näher bringen sollen. Leider gibt es

Diese Authentizität wurde auch beim per-

unter www.kalkhoff-bikes.de. Ganz neu

aber noch immer wenige Städte, wo des

sönlichen Besuch bei Kalkhoff im Werk in

ist auch: www.facebook.com/ kalkhoff.

074 | GREENmobility

Wie sieht heute der typische Käufer

Mitarbeitern rund 530.000 Fahrräder pro

eines E-Fahrrades aus?

Jahr. Nur die Rahmen kommen aus Asien.

Vor Allem Damen aus dem Best Ager

Die komplette Entwicklung, Technik,

Segment haben den Vorteil der E-Räder

Abstufung von Getriebeeinheiten, elek­

mit Rückenwind schnell erkannt. Sie

tronische Steuerungen, Qualitätstests, das

konnten ihren sportlichen Ehrgeiz leichter

alles wird durch unsere Mitarbeiter noch

ablegen und sind zuerst auf die neue Fort-

größtenteils in Handarbeit in Cloppen-

bewegungsart umgestiegen. Danach ging

burg bewerkstelligt. Auch nach 90 Jahren

es schnell, und immer mehr Menschen

bleiben wir in der Region mit den Werken

haben erkannt, dass man durch den ein-

Cloppenburg und Quakenbrück fest ver­

gebauten lautlosen Elektromotor seinen

ankert. Kalkhoff hat schon immer Wert

Aktionsradius extrem erweitern kann,

auf deutsche Qualität gelegt und so soll es

d.h. mit gleichem Energieaufwand wei-

auch weiterhin bleiben.

tere Distanzen zurücklegt als mit einem herkömmlichen Rad. Aber vor allem auch

Was zeichnet eure Qualität aus?

die jüngeren Generationen sehen in den

Die Marke Kalkhoff hat sich das Credo

E-Bikes einen langfristigen Trend. Diese

gesetzt, Fahrräder für höchste Ansprüche

Generationen sind für neue ökologische

zu fertigen. Heute, 90 Jahre später, ist das

Deutschen Lieblingskind, nämlich das

Technologien und Fortbewegungsmittel

in Deutschland produzierende Unterneh-

Auto, zugunsten von Zweirädern in den

empfänglicher als früher. Trend hat für

men sehr innovativ und steht für größt-

Hintergrund gestellt wird. Begrüßenswert

Sie nicht nur mit Aussehen und Cool-

mögliche Qualität. Eines verbindet alle

sind die Entwicklungen der Städte Bozen

nessfaktor zu tun, sondern vielmehr mit

Kalkhoff Fahrradtypen: Es handelt sich

und Meran, die die Innenstädte bereits

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.

stets um Spitzenqualität – ganz gleich, ob

verkehrsfrei gemacht haben und so den

Bedenkt man, dass die Hälfte aller

E-Bike oder Trekkingfahrrad. Dies spiegelt

Einsatz von Fahrrädern fördern. Die Stadt

Arbeitswege kürzer als 5 Kilometer ist, ist

sich auch in den Testergebnissen wider.

Wien gibt sogar eine Starthilfe von 30%

das E-Bike gerade im Stadtverkehr eine

So kürte die ADAC Motorwelt bei Ihrem

des Anschaffungswertes beim Erwerb von

echte Alternative zum Auto.

E-Bike Test im Mai 2010 das Agattu XXL

Elektrofahrrädern, um eine umfassende

zum Testsieger in seiner Preisklasse und

E-Mobilität zu gewährleisten. Man sieht

Wir sprechen hier über E-Bikes, aber

im Stiftung Warentest konnte das Trekkin-

also, es gibt bereits verschiedenste Ansät-

die Einstellung verändern kann nur das

grad Image im Bereich Fahrkomfort und

ze – man muss sie nur anpacken.

persönliche Erleben, ist das auch Eure

Sicherheit überzeugen.

Erfahrung?

Inwieweit hat der Boom der E-Bikes

Absolut! Das Fahren mit dem E-Bike

Wie sieht die Zukunft aus?

einen Einfluss auf die Mobilität von

bringt fast Allen das große Aha-Erlebnis.

Ich denke, dass eine umweltfreundliche

morgen?

Die meisten können sich nur schwer vor-

und günstige Mobilität für uns alle lang-

Bei den E-Bikes erzielen wir ein Um-

stellen, was es heißt, von einem 250 Watt

fristig an Bedeutung gewinnt. So werden

satzwachstum im mittleren 2-stelligen

Motor Rückenwind zu bekommen. Das

sich auch die Straßenbilder der Städte im-

Bereich. Im Jahr 2010 gehen wir alleine

E-Bike ist eine völlig neue Erfahrung.

mer weiter verändern. Die Popularität von

bei Kalkhoff von 50.000 verkauften E-

Aus diesem Grund werden wir auch in der

E-Bikes wird sich nicht mehr aufhalten

Bikes aus, Tendenz weiter steigend. Diese

kommenden Saison wieder mehr als 300

lassen. Auch die Automobilbranche, die

Zahlen machen deutlich, dass sich die

Veranstaltungen durchführen, zusammen

das Thema Elektromobilität verstärkt for-

meisten Städte neuen Herausforderungen

mit Händlern, an lokalen Messen, Stadt-

ciert, trägt deutlich dazu bei, dass weitere

und Mobilitätskonzepten stellen sowie ent-

festen etc., um das persönliche E-Bike

Fortschritte und technische Entwicklun-

sprechende Infrastrukturen schaffen bzw.

Erlebnis nahe zu bringen. Da haben die

gen den Weg zum Endverbraucher und

ausbauen müssen. So kann beispielsweise

Leute einfach Spaß – und Ihr Lächeln

damit in unsere Städte finden werden.

die Errichtung von E-Bike-Stationen zum

nach einer Testrunde bestätigt den Trend

Unsere Zukunft wird also grüner..

Akku laden die Handhabung im Alltags-

dieser Räder.

gebrauch von E-Bikes immens erleichtern und so die Anschaffung attraktiver

Einige Worte zu 90 Jahre Kalkhoff?

machen.

Wir sind der größte Fahrradhersteller in

1 Interview mit Herwig Reus, Marketingverantwortlicher

Deutschland und produzieren mit 600

GREENmobility | 075

GREEN bikes

Akku-Wissen

A

NSPRÜCHE an Energieträger steigen

Beim Pedelec haben daher altbekannte Blei-Akkus schon lange ausgedient. Neben einem

rasant. Automobile mit Start-Stop-

verheerenden Verhältnis aus Gewicht und Energiemenge reduziert der lästige Memory-

Automatik machen herkömmlichen

Effekt, ihre Kapazität und Lebensdauer im Eiltempo.

Startbatterien in Rekordzeit den Garaus,

MIT HÖHERER ENERGIEDICHTE, Wattstunden pro Kilogramm, befeuern NiMH-Akkus

immer vielseitigere Anwendungen im

(Nickel-Metallhydrid) Pedelecs. Allerdings verlieren sie bei Standzeiten bis zu 30 Prozent

Fahrzeug erfordern spezielle Batteriety-

ihrer Kapazität pro Monat. Diese hohe Selbstentladungsrate verlangt nach häufiger

pen. AGM-Batterien lösen herkömmliche

Nachladung und reduziert die Lebensdauer auf selten mehr als 500 Ladezyklen. Daher

Nass-Batterien ab, spezielle Bauformen,

laufen ihnen Lithium-Ionen-Akkus zusehends den Rang ab. Mit deutlich höherer Energie-

wie etwa Batterien mit Spiralzellen, er-

dichte und nur minimaler Selbstentladung, stehen sie in der Gunst von Herstellern und

lauben rasante Ladezeiten und gewaltige

Kunden weit oben. Den gefürchteten Memory-Effekt kennen sie nicht, manche Hersteller

Startströme. Zudem verdauen sie Tiefent-

versprechen bis zu 2000 Ladezyklen. Das streckt die Lebensdauer, bei Ersatzkosten von

ladungen der Start-Stop-Automatik, wie

500 Euro und mehr ein wichtiger Aspekt für den Kunden.

sie häufig im Stadtverkehr vorkommen,

HINTER DEM BEGRIFF LITHIUM-IONEN versteckt sich eine Vielzahl moderner Akku-

deutlich besser.

Typen, die auf verschiedene Metalllegierungen setzen. Mit Aktivmaterialien Eisen,

Abgekoppelt von der Startbatterie über-

Mangan oder Cobalt entstehen verschiedene Energieträger, die allesamt mit hoher

nehmen neuerdings kleine Kraftwerke

Energiedichte punkten und nach speziellem, aufwändigem Lademanagement verlangen.

Versorgungsaufgaben im Innenraum des

Daher gilt: Niemals Ladegeräte verschiedener Akkus verwechseln. Zudem sollten Akkus

Autos. Hier steht, wie auch beim Pedelec,

in beheizten Räumen geladen werden, da sie beim Ladevorgang frostige Temperaturen

ein Anspruch ganz oben im Pflichtenheft

verabscheuen. Mit fallenden Temperaturen steigt der Innenwiderstand, die Haltbarkeit

der Entwickler: Minimales Gewicht. (kk)

der Energieträger sinkt wiederum. (kk)

Mittelmotor

Nabenmotor im Hinterrad

Nabenmotor im Vorderrad

(Panasonic-Antrieb im Flyer I:SY, Kalkhoff Sahel Pro, Kettler Obra)

(Wheeler Falcon, Koga Tesla, Matra i-Step, Diamant Zouma, Riese & Müller Birdy)

(Giant Twist Express, Victoria St. Moritz)

+ spezielle Rahmen ermöglichen optimale Platzierung des Akkus - daraus resultiert ein tiefer zentraler Schwerpunkt und erstklassiges Fahrverhalten

+ starke Motoren mit sehr konstantem Schub

+ Nachrüstung einfach möglich

+ keine Traktionsprobleme

+ keine Traktionsprobleme

+ Rücktrittbremse möglich

+ bequemster Akku-Wechsel aller Systeme

+ bei Bionx Energierückgewinnung (womit sich lange Gefällstrecken angenehm bremsen lassen)

+ Ketten- und Nabenschaltung möglich

+ nahezu alle Schalt- und Bremskomponenten verwendbar – auch Scheibenbremsen

+ Demontage des Vorrades für den Transport problemlos möglich

+ kräftige, konstant arbeitende Motoren

+ sehr angenehme, kräftige und konstante Unterstützung

+ nachrüstbar

- Vorderrad für den Transport nicht demontierbar

+ wenige Kabel und Steckverbindungen nötig (hohe Ausfallsicherheit)

+ flüsterleiser Betrieb

- keine Scheibenbremse am Vorderrad möglich

- keine Rücktrittbremse möglich

+/- nur Kettenschaltung möglich

- sehr lautes Betriebsgeräusch

- spezielle Rahmen nötig, keine Nachrüstung möglich

- keine Rücktrittbremse möglich

- auf Nässe und an steilen Schotteranstiegen Traktionsprobleme

- Motor leicht hörbar

- Motor im Heck macht Bike etwas hecklastig (im Straßenbetrieb kaum spürbar, im Gelände schon)

- schwerer Motor in der Gabel beeinflusst Lenkverhalten und Spurstabilität negativ

- teils von den Herstellern ungünstige gewählte Platzierung des Akkus

076 | GREENmobility

die Reichweite massiv. Zehn Kilogramm liegen zwischen dem leichtesten und schwersten Rad im Vergleich. Zehn Kilogramm, die großen Einfluss auf die Reichweite nehmen, zudem den Transport im, oder am Auto maßgeblich erleichtern, oder eben erschweren können. Zehn Kilogramm, die bei leerem Akku, mit Muskelkraft bewegt werden wollen. Vor diesem Hintergrund wiegen die 28 Kilogramm des Kogas doppelt schwer.

Das leichte Matra erreicht auf schmalen Reifen mit geringem Rollwiderstand, trotz kleinem Akku, eine hervorragende Reichweite. Dafür bietet es dem Fahrer weder Ständer, Gepäckträger noch Schutzbleche. Diamant, Kalkhoff und Giant zeigen

Eine Frage der Reichweite

W

eindrucksvoll, das rund 22 Kilogramm für ein voll ausgestattetes E-Bike derzeit als

IE weit komme ich mit dem Pedelec? Keine Frage interessiert potenzielle Kunden

realistisch gelten dürfen. Warum sie aber

brennender. Und keine Frage lässt sich schwerer beantworten.

bei der Reichweite nicht zwangsläufig

Das im Vergleich zum Auto vergleichsweise leichte System aus Rad und Mensch reagiert

die Nase vorne haben, lese Sie im Kasten

sensibel auf zahlreiche Einflussgrößen. Wie sieht die Topographie der Strecke aus? Ist

„Akku-Wissen“ auf Seite 76.

mit starkem Gegenwind zu rechnen? Welche Unterstützungsstufe wählt der Biker – und

Wie die Streckenwahl die Reichweite

wie clever wählt er Gang und Pedalumdrehung? Wer bei frostigen Temperaturen in die

beeinflusst, zeigt ein Versuch mit dem

Pedale tritt, muss damit rechnen, dass sein Akku bis zu 20 Prozent weniger Kapazität

Wheeler-Mountainbike. Auf der Teststre-

bietet.

cke absolviert das Bike, wohlgemerkt

Tipp: Im Warmen lagern und erst bei Fahrtantritt einsetzen.

auf vergleichsweise schlecht rollenden

Hinzu kommt: Das System aus Fahrrad und Mensch bringt, je nach Gewicht von Rad und

Stollenreifen, beachtliche 48 Kilometer.

Fahrer, zwischen etwa 70 und schnell einmal 120 und mehr Kilogramm auf die Waage.

Ein Spitzenplatz im Ranking. Im harten

Bei solch verschobenen Verhältnissen kann die Differenz der möglichen Reichweite

Geländeeinsatz schrumpft die Reichweite

leicht über 100 Prozent betragen.

auf 36 Kilometer bei gleichem Unterstüt-

Allein schon das Radgewicht beeinflusst, selbst bei gleichem Motor und Akku-Kapazität,

zungsmodus (höchste Stufe). (kk)

Modell

Gewicht*

Akku

Gewicht Akku

Wh

Wh/kg

Reichweite

Victoria St. Moritz

25,5

LiIon

3,35

360

107,46

52 Km

Wheeler Falcon 40

22,85

LiMn

3,70

355

95,94

48 Km

Kettler Obra

24,40

LiMn

2,45

260

106,12

44 Km

über die von GreenMobility ermit-

Matra i-Step Racer

18,05

LiMn

2,85

260

91,22

42 Km

telten Reichweiten im Vergleich

Flyer IS:Y

23,45

LiMn

2,45

260

106,12

42 Km

zum Gewicht und der verfügbaren

Kalkhoff Sahel Pro Disc

22,75

LiMn

2,45

260

106,12

41 Km

Energiemenge. Die Teststrecke

Koga Miyata Tesla Special

28,70

NiMH

fest installiert

264

------

36 Km

Riese & Müller Birdy

19,2

LiIon

2,90**

240

82,75

34 Km

Diamant Zouma E-Elite

21,95

LiIon

3,00

260

86,67

29 Km

Fahrergewicht 80, Außentempera-

Giant Twist Express RSO

22,85

LiIon

3,00

234

78,00

27 Km

tur etwa 0 Grad Celsius, größtmög-

*Gewicht Bike inklusive Akku und Pedale (alle Gewichte Meßwerte GreenMobility), **inklusive Lenkertasche. Wh (Wattstunden/ Energiemenge); Wh/kg (Energiedichte).

Hier finden Sie einen Überblick

führte durch leicht hügeliges Terrain mit nur kurzen steilen Anstiegen von maximal 500 Metern.

liche Unterstützungsstufe.

GREENmobility | 077

GREEN bikes

So testet GreenMobility UM DAS TESTFELD möglichst

bei der Reichweite das Gros des Testfeldes noch

homogen zu halten, wählte

auf Augenhöhe lag, streuten die Ergebnisse des

GreenMobility alle Pedelecs für

Fahrtests deutlich (siehe Testberichte). (kk)

den Vergleich aus der 250-WattKategorie mit einer Unterstützung

Akku-Fachbegriffe:

bis maximal 25 km/h. Verschiedene Bike- und Antriebskonzepte

Balancing Ein spezielles Verfahren um einen LiIon-

Akku. Während Zweifler in der Rekuperation

sollten unter Beweis stellen, für

Akku schonend, schnell und vollständig zu laden.

eine Spaßbremse sehen, erkennen Befür-

welche Aktivitäten und für welche

Es steuert die gleichzeitige Ladung aller Zellen auf

worter das Potenzial. Neben der Energiege-

Zielgruppe sie sich vornehmlich

identischem Niveau.

winnung überzeugt ein weiterer Vorteil: Auf langen Gefällstrecken können die Fahrer

eignen. Erfreulich: Alle Bikes präsentierten sich ohne Ausfälle

Betriebsspannung Im Akku schalten die Techniker

die vier Stufen als variable Motorbrem-

an Antrieb oder Elektronik. Das

mehrere Zellen identischer Spannung hinterein-

se einsetzen. Das entlastet Finger am

wäre vor wenigen Jahren noch

ander, je höher die gewünschte Spannung, desto

Bremshebel und Bremsen. Insbesondere

ein außergewöhnlicher Testver-

mehr. Bei Flyer liegt die Betriebsspannung bei 26

bei schweren Fahrern oder bei Fahrten mit

lauf gewesen.

Volt, Wheeler favorisiert eine Spannung von 37 Volt.

dem Kinderhänger ein nicht zu unterschätzender Sicherheitsaspekt.

Welche Merkmale machen ein ordentliches zu einem außeror-

Kapazität Die Kapazität einer Batterie geben

dentlichen Pedelec? Um dieser

Hersteller in Amperestunden (Ah) an. Da Pedelecs

Wattstunden Wh beziffern die zur Verfü-

Frage auf den Grund zu gehen,

aber mit verschiedener Betriebsspannung arbeiten,

gung stehende Energiemenge eines Akkus,

mussten die Räder nicht nur ihre

rückt erst die Energiemenge den „Tankinhalt“ ins

sozusagen den Tankinhalt. Man errechnet

Reichweite auf der immer glei-

rechte Licht.

Wattstunden, indem man die Betriebsspannung in Volt mit der Kapazität in Ampere-

chen Teststrecke und unter dem gleichen Fahrer absolvieren. Bei

Rekuperation Der etwas kryptische Begriff bezeich-

stunden multipliziert. Beim Wheeler Falcon

Ausweich- und Bremsmanövern

net eine Besonderheit des Bionx-Motors. Neben den

sieht die Rechnung wie folgt aus: 37 Volt

mussten sie auch Spurstabilität

vier Unterstützungsstufen kann der Fahrer auch

x 9,6 ergibt 355 Wh. Würde der Biker die

und die Dosierbarkeit und maxi-

vier Stufen der Energierückgewinnung schalten.

maximale Dauerleistung des Motors von

male Bremskraft ihrer Verzögerer

Jede Stufe bremst das Rad etwas mehr – aus kine-

250 Watt konstant abfragen, wäre die Fahrt

unter Beweis stellen. Während

tischer Energie werden wieder Amperestunden im

nach etwa 1,5 Stunden Fahrt zu Ende.

078 | GREENmobility

GREENmobility | Anzeige

Ein neuer Roller entwickelt sich zum Kult Es gibt Dinge, die liebt man auf den ersten Blick.

Unwillkürlich stellt sich das „must have“-Gefühl ein.

Dass schöne Dinge auch sinnvoll sein können, beweist der Elektroroller Tante Paula.

klappen lässt. Maximillian II überzeugt

Unter Strom.

Tante Paula

in einem frechem schwarzmatt, mit geländegängigen Motorradreifen und einem modernen Design, das so recht gar nicht zum altbackenen Namen passen will.

Das Einstiegsmodell Ferdinand II kommt serienmäßig in Silber daher, rollt auf Allwetterreifen und sorgt nach Einbruch der

HENI, der Remscheider Exklusiv-

Dunkelheit mit seinem großen Scheinwer-

Vertriebspartner für Tante Paula

fer für gute Sicht. Ist der Akku voll, reicht

Elektroroller rollt in die Zukunft!

die Ladung für rund dreißig Kilometer geräuscharmen und umweltschonenden

MODELLE FÜR JEDEN GESCHMACK

Fahrspaß. Für knapp fünfzig Cent/100 Ki-

Zum einen gibt es den soliden

lometer rollt man leise an jeder Tankstelle

Ferdinand II, der in einem gedie-

vorbei und hat für die Spritpreise nur ein

genen Silber daherkommt und

müdes Lächeln übrig.

praktische Extras wie einen kleinen Gepäckkorb gleich mitbringt.

HOCHWERTIGE KOMPONENTEN UND

Zum anderen steht mit dem coo-

BESTE VERARBEITUNG Der patentierte

len Maximilian II eine sportliche

500-, beziehungsweise 1000-Watt-Elek-

Variante mit geländegängigen

tromotor je nach Modell schafft auch

Motorradreifen bereit. Die Vorteile

Steigungen ohne große Anstrengung. Für

der beiden Modelle von Tante Pau-

die nötige Verzögerung an Gefällstrecken

la liegen auf der Hand: Schnell,

sorgt ein leistungsstarkes Dual-Disc-

leise, einfach, sauber. Man schont

Scheibenbremssystem. Überhaupt setzt

die Umwelt und den Geldbeutel,

der Hersteller HENI bei beiden Modellen

kommt schnell von A nach B und

auf hochwertige Komponenten: Das

hat mit der Parkplatzsuche nichts

Angebot reicht von einem ausgeklügelten

am Hut. Auf Tankstellen ist man

Federungssystem, das auch auf längeren

auch nicht angewiesen, denn

Fahrten für den nötigen Komfort sorgt, bis

Tante Paulas Zapfsäule ist eine

hin zum modernen Elipsoid-Scheinwerfer

handelsübliche Steckdose.

vorn und einem LED-Rücklicht hinten. Am HENI Helmut Niemeyer GmbH

PLATZSPAREND UND UMWELTSCHONEND Tante Paula ist zunächst ein handliches Bündel, das sich mit zwei einfachen Handgriffen zum Roller auseinander

Walter-Freitag-Straße 9a D-42899 Remscheid

Ziel angekommen, kann man den Akku mit einem einzigen Handgriff ausbauen und mit in die Wohnung oder ins Büro

Tel.: +49 (0)21 91 / 95 58 – 0

nehmen. Nach drei Stunden ist die Batte-

Fax: +49 (0)21 91 / 555 80

rie wieder voll und Tante Paula fit für die

www.tante-paula.eu

nächste Tour durch die City.

GREENmobility | 079

GREEN Travel

GONDELN NACH VENEDIG

d

Italia Radreisen Die acht Tage dauernde Rad&Schiffstour startet in der wunderschönen Renais­ sancestadt Mantua und schlängelt sich dem Mincio und dem natürlichen Lauf des Po entlang. Nach einer faszinie­ renden Strecke bis zum Erreichen des Podelta mit seiner umfangreichen Tier- und Pflanzenwelt, erwartet den Reisenden eine der schönsten Städte der

GreenTravel

Welt: Venedig! Übernachtet wird auf der Reise auf dem holländischen Schiff Vita Pugna, welches auf 36 Meter Länge und 5,4 Meter Breite bis zu 21 Gäste unterbringen kann.

Natürlich könnten wir an dieser Stelle ein eigenes Heft zu diesem Thema füllen, immer mehr Veranstalter setzen auf das Motto „Grünes Reisen“, immer mehr Gütesiegel machen dem Konsumenten die Wahl nicht gerade leichter.

An dieser Stelle präsentieren wir einige Vorschläge, die uns persönlich – also völlig subjektiv und ohne Anspruch auf perfekte Nachhaltigkeit – angesprochen haben.

SCHIFF-PEDALEURE

b

„Bewegt reisen“, das Motto von Radissi­

Die Nordroute führt von Amsterdam

mo Reisen, gibt’s im doppelten Sinne,

an der IJsselmeerküste entlang auf die

tagsüber auf dem Rad, abends auf dem

Insel Texel und über Alkmaar und das

Schiff! Das Hotelschiff MS Jelmar beglei­

Museumsdorf „Zaanse Schans“ zurück

tet die Radurlauber auf den Ka­nä­len

nach Amsterdam.

während der gesamten Reise. Tagsüber

Die Südroute bietet die schönsten Städ­

erwarten die Gäste herrliche Radtouren

te Hollands und idyllische Landschaf­

und abends genießen die rund 20 Passa­

ten im „grünen Herz Hollands“.

giere die familiäre Atmosphäre an Bord.

„Wir wurden an Bord der MS Jelmar von einem sehr freundlichen Skipperehe­ paar betreut und die Verpflegung war super. Wir haben die tolle Atmosphäre an Bord einfach genossen, denn das sehr gepflegte Schiff ist klein und ge­ mütlich. Diese Art zu reisen, sein Hotel immer dabei zu haben, ist einfach Klas­ se. Wir waren begeistert und freuen uns auf die nächste Tour mit der MS Jelmar.“

080 | GREENmobility

sind klimatisiert. Giro Libero gilt als einer der renommiertesten Anbieter von Radtouren in Italien und bietet eine Auswahl von über 100 Touren mit Gepäcktransport an.

Italia Radreisen Contra manin, 14, I-36100 Vicenza Tel. +39 0444 330724 Freecall aus Deutschland 0800 7238687 www.italia-radreisen.it

Radissimo Radreisen

Monika Keim, mehrfache Teilnehmerin:

Gemeinschaftsräume wie das Restaurant

Radissimo Radreisen D-76131 Karlsruhe Tel.: +49 (0)721 35 48 18-0, E-Mail info@radissimo.de www.radissimo.de

SANFTE MOBILITÄT MOVELO Um die Idee der sanften Mobilität im Urlaub weiter zu verbreiten und beliebte Ferienregionen für ihre Gäste noch attrak­tiver zu gestalten, wurde im Jahr 2005 die „movelo GmbH“ gegründet. „movelo“ steht für die sanfte Fortbe­ wegung mit dem Fahrrad, für E-Power und somit für eine neue Zielgruppe – nämlich die „NICHT-Radler“. Mit dem Berchtesgadener Land ging damals die

DSCHINGIS KHAN-BIKER

erste movelo-Region weltweit in die

bike adventure tours

c

Tourismuswerbung.

ZWISCHEN LOTUSBLUMEN Diese Zweirad-Wohlfühlreise führt durch den Süden Vietnams und Kambodschas

Inzwischen gibt es über 30 Urlaubsregio­

Diese Mountainbike-Reise (12.-29.8.2010)

durch die anmutige Flusslandschaft des

nen in Deutschland, Österreich, Italien

führt auf den Spuren von Dschingis

Mekong, vorbei an saftig grünen Reis­

und Spanien, die mit dem Markenzei­

Khan durch die weite Steppen- und

feldern, an tropischen Zuckerpalmen

chen „movelo-Region“ werben. Über

Hügellandschaft der Mongolei, durch die

und Seen mit schwimmenden Lotus­

2.500 Elektrofahrräder der Marke Swiss­

Provinzen Bulgan und Arkhangai. Zwei

blumen. Die Teilnehmer erfahren viel

flyer von der Schweizer Firma Biketec

Wochen lang, so weit das Auge reicht,

über die Kultur der beiden Länder und

werden im Verleih den Urlaubsgästen

saftige, blühende Wiesen, Steppengras,

erhalten Einblick in das einfache Leben

angeboten und ein Netzwerk aus über

fischreiche Seen und diese unendliche

der liebenswürdigen Bevölkerung. Vom

600 E-Bike-Verleih- und Akkuwechsel­

Weite und Stille der Mongolei, Natur pur.

Mekong geht es an den Golf von Siam

stationen garantiert flächendeckende

Meist wird in Jurtencamps übernachtet,

mit seinen menschenleeren Abenteuer­

Mobilität in diesen Regionen. Das macht

fast genau so wie die Nomaden es seit

stränden. Historisch führt die Rad-

„movelo“ zum größten europäischen

Jahrhunderten tun. Ulan Bator, der für

Reise von der Gegenwart zurück in die

Anbieter für Elektromobilität im Touris­

seine Pferde bekannte Hustai-National­

geheimnisvolle Hochkultur von Angkor,

mus. Auch movelo-FLYER-Stores gibt es

park, der erloschene Khorgo Vulkan,

der beeindruckendsten Tempelstätte

inzwischen wie denjenigen in Sassnitz

erfrischende Bäder in glasklaren Seen

Asiens (19.11-5.12.10, 24.12.-9.1.2011).

auf Rügen.

und herzliche Begegnungen mit der

INSEL-GLEITEN

b

Imposante Kreidefelsen, verträumte Fischerdörfer, traditionsreiche See­ bäder, Leuchttürme, kilometerlange

mongolischen Bevölkerung, die meist zu Pferd unterwegs ist, machen die Reise zu einem einmaligen Erlebnis.

bike adventure tours Sagistrasse 12 CH-8910 Affoltern am Albis Tel. + 41 (0)44 761 37 65 www.radferien.ch www.bikereisen.ch

Strände und extra viele Sonnenstunden – das alles und noch vieles mehr bietet Deutschlands größte Insel. Movelo zeigt Ihnen in geführten Tagestouren die schönsten Fleckchen der Insel, gespickt mit interessanten Informationen über Land und Leute. movelo Deutschland Bahnhofstraße 20, D-83435 Bad Reichenhall movelo Austria Franz-Sauer Straße 48, A-5020 Salzburg Hotline: +49 (0)8651/ 76666-66 www.movelo.com

GREENmobility | 081

GREEN life

Nachhaltigkeit imAlltag Ist

es nachhaltig, ein Gebäude im Passiv­ hausstandard auf der "grünen Wiese" zu

errichten, um dann täglich mit dem Auto 50 km zur Arbeit zu fahren?

Ist es nachhaltig, ein Fahrzeug aus Aluminium herzu­ stellen, welches durch sein geringeres Gewicht weni­ ger Sprit verbraucht, wenn der Herstellungsprozess für Aluminium umso energieintensiver ist?

Ist es nachhaltig, eine Solarzelle auf das Hausdach zu montieren, deren energetische Amortisationszeit (Zeitpunkt, zu dem die für die Herstellung einer Solaranlage aufgewandte Energie durch die Anlage selbst wieder erzeugt wurde) etwa 3–4 Jahre dauert und die spätere Entsorgung Sondermüll darstellt?

Ist es nachhaltig, aus Spritspargründen zu einem wichtigen Geschäftstermin mit dem Fahrrad zu reisen, wenn dadurch viel Zeit und vielleicht auch wichtige Aufträge verloren gehen?

Das Stichwort „Nachhaltigkeit“ hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Fahnenwort in vielen gesellschaftlichen Bereichen entwickelt.

Vertreter aus dem Bauwesen sprechen von "nachhal­ tiger Bauweise", Energieversorger werben mit dem Bezug "nachhaltiger Energien", Fondsmanager ver­ sprechen das große Potential „nachhaltiger Geldan­ lagen“, Verbraucherzentralen geben Empfehlungen zu "nachhaltigem Konsum", Pädagogen sprechen von der Notwendigkeit "nachhaltiger Bildungsprozesse" und Reiseveranstalter werben mit Angeboten zu "nachhaltigem Tourismus". Bei einer solchen Überflu­ fahr groß, dass dieser zu einem Modewort verkommt, welches schnell inhaltsleer verwendet wird.

Die thermische Solaranlage auf dem Dach des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung in Berlin dient der solargestützten Kälteerzeugung. Die Vakuumröhren versorgen zwei Absorptionskälteanlagen. Im Hintergrund ist der Reichstag zu sehen.

082 | GREENmobility

Quelle: BSW-Solar/Langrock

tung mit dem Begriff der "Nachhaltigkeit" ist die Ge­

Relation Aufwand-Nutzen-Ertrag abge­ wogen sein. Gesellschaftlicher Wandel zu ökologisch, sozial und ökonomisch ver­ träglichen Handlungs-, Produktions- und Konsummustern funktioniert nur, wenn die Bevölkerung zur aktiven Mitarbeit gewonnen werden kann und ihr Handeln auch versteht.

Das beinhaltet, dass jeder Einzelne sich von Ideen der Nachhaltigkeit, die einem tagtäglich begegnen, auch in seinem per­ sönlichen Lebensstil direkt angesprochen fühlt. Nachhaltigkeit beschreibt somit eine Einstellung zum Leben im Allgemeinen.

Sei es im Supermarkt bei der Entschei­ dung für oder gegen bestimmte Lebens­ mittel, sei es beim Duschen der Gedanke, heute mal schneller das Wasser abzudre­ hen bzw. abends den Fernseher komplett Vestas Central Europe

auszuschalten, statt den oft bequemeren Horns Rev im Abendlicht.

Die dänsche Regierung hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Ende des Jahres 2030 insgesamt 4000 MW im Meer zu installieren.

Stand-by–Modus zu wählen.

Hier bietet sich schon in kleinen Gewohn­ heitsveränderungen das Potential, selbst nachhaltig zu handeln.

Doch natürlich beinhaltet das Engagement für Nachhaltigkeit noch mehr: Es ist auch

Somit besteht auch die Gefahr, dass das große

Teilhabe erhalten.

das aktive Eintreten für eine Gesellschaft,

Potential, welches in Konzepten der Nachhaltig-

• die ökonomische Perspektive

in der jeder, ob nun leistungsstark oder

keit liegt, verschwendet wird bzw. dass sich ein

verfolgt das Ziel, Wirtschaft so zu

leistungsschwach, ein Recht auf Teilhabe

gesellschaftlicher Überdruss zu dem Thema

gestalten, dass sowohl heutige

und Aktivität in dieser hat.

entwickelt. Zudem wirkt der Begriff "Nachhaltig­

als auch zukünftige Generationen

keit" so abstrakt, dass der Einzelne sich in seinem

die Chance auf ein ökonomisch

Und natürlich ist es auch essentiell, in

Lebensumfeld nicht davon angesprochen fühlt.

abgesichertes Leben haben.

seinem eigenen Berufsfeld Gedanken

Doch

der Nachhaltigkeit aufzunehmen und

was bedeutet der Begriff Nach­

Schon aus diesen kurzen Erklärun­

haltigkeit aktuell?

gen wird deutlich, dass alle drei

umzusetzen.

Fazit:

Der Begriffsursprung stammt aus dem forstwirt­

Säulen eng miteinander verknüpft

schaftlichen Nachhaltigkeitsdenken, das beinhal­

sind und aufgrund der ihnen

Nachhaltigkeit ist kein zu

tete, dass immer nur so viel Holz gerodet werden

zugrunde liegenden Wertvorstel­

solle, wie wieder nachwachsen könne. Der Begriff

lungen nicht isoliert zu betrachten

die durch menschliche, gesellschaftliche,

definiert somit ein regenerierbares System, das

sind. Diese Wertvorstellungen kön­

technische und monetäre Faktoren stets

in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten

nen unter dem Stichwort globale

fortgeschrieben wird.

bleibt und in seinem Bestand auf natürliche Weise

Gerechtigkeit zusammengefasst

nachwachsen kann.

werden.

erreichender Zielzustand,

sondern eine kontinuierliche Entwicklung,

Was bedeutet dies nun für den

Autor: Jochen Lang

Heute versteht man unter dem Begriff der Nach­

Alltag einer Gesellschaft und für

www.akademie-der-ingenieure.de

haltigkeit ein sogenanntes 3- Säulen- Modell:

die Rolle des einzelnen Bürgers?

Die Akademie ist seit Jahren führend in den

• die ökologische Perspektive betont das Ziel,

Nachhaltige Entwicklung kann

nachhaltiges Planen und Bauen. Zudem

die Umwelt für nachwachsende Generationen zu

nur gelingen, wenn sie in allen

ist sie Gründungsmitglied im Energetikom

beschützen und zu erhalten.

gesellschaftlichen Bereichen

www.energetikom.de

• die soziale Perspektive fokussiert sich auf die

durchgeführt wird. Nachhaltigkeit

Forderung nach einer Gesellschaftsstruktur, in

muss auch „Sinn“ ergeben, d. h.

der alle Menschen die Chance auf Aktivität und

die Handlungen müssen in der

Themenbereichen Energieeffizienz und

GREENmobility | 083

GREEN life

Green City

INDEX

Städte

sind heute weltweit für 80% der CO2-Emissionen verant­

wortlich. 72% der Bevölkerung Europas leben in Städten.

Viele davon sind der „Covenant of Mayors“, einer Inititative der Europäischen Komission beigetre­ ten, welche zum Ziele hat, die CO2-Emissionen bis 2020 um 20% zu senken.

Grund genug für Siemens, die 30 wichtigsten Städte aus 30 europäischen Ländern einmal ge­ nauer unter die Lupe zu nehmen und mit dem European Green City Index deren Umweltverträg­ lichkeit zu vergleichen.

Wie

misst man die Umweltverträglichkeit einer Stadt? Eine Gruppe von Exper­

ten der Economist Intelligence Unit entwickelte eine Methodik, welche acht wichtige Kategorien mit diversen Kriterien berücksichtigt1: CO2-EMISSIONEN: Emissionen pro Kopf, Emissio­ nen pro BSP, Reduktiosstrategien.

ENERGIE: Verbrauch, Intensität, Anteil erneu­ erbarer Energien, Anstrengungen zur Nutzung CO2-neutraler Energien.

GEBÄUDE: Energieverbrauch pro m2 Wohnfläche, Energieeffizienz der Gebäude.

TRANSPORT: der Anteil der Werktätigen, welche sich mit ÖV, zu Fuss oder per Fahrrad zur Arbeit bewegen. Das Netz von Radwegen und ÖV pro m2 Stadtfläche.

1 Es wurden quantitative und qualitative Indikatoren berücksichtigt. Die Daten stammen soweit wie möglich aus öffentlich zugänglichen Quellen. Wo ungenügende Statistiken vorlagen, wie im Falle der CO2-Emissionen, von denen die vorhandenen Statistiken geschätzte 30% nicht erfassen, wurden Hochrechnungen angestellt.

084 | GREENmobility

Testsieger des Creen City Index: Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks. ''The Black Diamond'' ist der neue Flügel der Königlichen Bibliothek und eine der architektonischen Perlen am Kopenhagener Kai. Sie beinhaltet Ausstellungen, Buchhandlung, Konzerthalle, Konferenzräumlichkeiten sowie ein trendiges Restaurant.

ZÜRICH - Blick auf die Transfer & Shopping Zone A vom Flughafen Zürich. Die lichtdurchflutete Zone lädt zum Shoppen und Verweilen ein.

WASSER: Jahreskonsum in m3/Person, Wasserverlust im Leitungssystem, Abwas­ sernutzung.

ABFALLWIRTSCHAFT & LANDNUTZUNG: Kg Müll/Person, Abfall-Wiederverwertung

schnittlich hohes BSP.

Fazit:

Die wichtigsten Fazits der Studie – Wohlstand

ermöglicht Umweltschutz! Dies ist die heu­

in %, Erhaltung von Grünflächen.

tige Realität der Studie. Mehr Wohlstand

LUFTQUALITÄT: die Jahresmittel von

führt also nicht zwangsläufig zu mehr

Schadstoffen wie Stickoxid, Ozon u.a.

Emissionen bzw. diese Effekte werden

UMWELTPOLITIK: Umweltaktionsplan, Ma­

durch umweltverträglichere Infrastruk­

nagement zur Realisierung von Umwelt­

turen und ambitionierte Klimaziele mehr

standards, Teilnahme und Integration der

als kompensiert. Neben dem Wohlstand

Bevölkerung an den Entscheidprozessen.

beeinflusst aber auch das Engagement der Bevölkerung die Umweltverträglich­

Wenig überraschend: die skandinavischen

keit entscheidend. Dies ist eine interes­

Städte, welche seit Jahren grosse Anstren­

sante Erkenntnis, welche viel ungenutzten

gungen unternehmen, liegen vorne.

Spielraum eröffnet (siehe Folgeseite). Je

Knapp gefolgt von Wien, Amsterdam und

mehr sich Bürger engagieren, desto bes­

Zürich. Die beste osteuropäische Stadt

ser schneidet eine Stadt in der Umweltver­

liegt auf Platz 13, bedingt wohl dadurch,

träglichkeit ab!

dass in Zeiten des Kommunismus der Um­

Aufklärung tut aber nicht nur bei der Be­

weltschutz eine geringe Priorität genoss.

völkerung not, sondern auch bei Entschei­

Berlin belegt mit dem achtbaren 8. Platz,

dungsträgern in Politik und Wirtschaft:

dass nicht der Wohlstand alleine massge­

„Es gilt, das Bewusstsein für energieeffizi­

bend ist für ein gutes Resultat. Ansonsten

ente Technologien zu schärfen, denn die­

korreliert der Faktor Wohlstand aber sehr

se lohnen sich auch finanziell“, so Stefan

eng mit der Platzierung: 9 der 10 besten

Denig, Siemens-Projektleiter.

Städte erwirtschaften ein überdurch­

GREENmobility | 085

GREEN life

Wovon

können wir lernen?

Warum gibt Siemens solche

finanzieren sich von den Energieersparnissen. Die

Wir wollen uns hier

Studien in Auftrag?

Stadt zahlt weiterhin die alten Energiekosten und

an den besten Vorbildern orientieren, um

Wir wollen die Bedürfnisse der

erhält dann im Laufe der Zeit auch einen Teil der

direkte Anstöße zu neuen Maßnahmen zu

Städte besser verstehen und mit

Ersparnisse zurück. Am Ende des Projektes gehen

geben. Was hat uns beeindruckt?

ihnen in einen Dialog treten.

die Immobilien wieder an die Stadt zurück – und

BRÜSSEL: SOZIALKOMPETENZ

Was hat die Studie bewirkt?

diesem Prinzip hat Siemens weltweit schon 6'500

Eine Initiative namens „Quartier durable“

Zum einen haben wir ein großes

Gebäude saniert.

(nachhaltige Nachbarschaft) ruft die Be­

Medienecho bekommen und das

wohner dazu auf, Ideen für grüne Projekte

Interesse von Institutionen wie

Wie können Städte noch mehr voneinander

in ihrer Nachbarschaft zu entwickeln. Die

etwa der Europäischen Union

lernen?

besten Projekte werden ausgewählt und

ge­weckt. Durch dieses positive

Es gibt eine Reihe von Stadtverbänden wie C40

finanziell sowie fachlich unterstützt. Das

Feedback haben wir weitere

oder ICLEI, die dafür geeignet sind, Projekte und

schafft Nähe und Betroffenheit und ver­

Green City Indices in Asien, Afri-

Prozesse voranzutreiben. Die C40 etwa ist eine

bessert direkt das eigene Lebensumfeld.

ka und Lateinamerika in Auftrag

Vereinigung von Bürgermeistern, welche ihre

gegeben.

Städte nachhaltiger gestalten wollen. Auch UN

alle haben gewonnen, auch die Umwelt. Nach

OSLO: MIT DRUCK AUF BEWUSSTSEIN

Habitat hat eine Initiative namens World Urban

ZUM CO2 -SIEGER Mit nur 2,2 Tonnen CO2 pro Person liegt

Wie können Städte mit wenig

Campaign lanciert, in der Städte gemeinsam

Geld das Thema Nachhaltigkeit

Projekte zu mehr Nachhaltigkeit entwickeln. Nun

Oslo fast 60% unter dem Durchschnitt

angehen?

geht es darum , im Sinne von "Best Practice", sich

aller Städte. Grund ist nicht nur der hohe

Die Mehrheit der energieeffizi-

auszutauschen und vorbildhafte Beispiele schnel-

Anteil an Wasserkraft. 60% der städtischen

enten Technologien, die derzeit

ler umzusetzen.

Fahrzeugflotte produzieren geringe oder

auf dem Markt sind, lassen sich

gar keine CO2-Emissionen, Busse sollen

innerhalb des Produkt-Lebens-

Wie wird das Thema Nachhaltigkeit von den

ab 2012 auf Biogas umgestellt werden.

Zyklus refinanzieren und amorti-

städtischen Verwaltungen behandelt?

Und: seit 2000 fördert die Stadt ein System

sieren. Das muss noch deutlicher

Das Thema ist ganzheitlich und sollte deshalb in

von Quartier-Heizanlagen. Für neue

ins Bewusstsein dringen. Berlin

allen relevanten Verwaltungsbereichen adres-

oder renovierte Objekte wurde nur diese

zB. hat eine Energy Alliance

siert werden. Die Stadt Kopenhagen etwa hat

Form des Energieangebots zugelassen –

gebildet, in der mit privaten

sich ambitionierte CO2-Ziele gesetzt und auf

inzwischen treten mehr und mehr private

Unternehmen ein „Performance

Ihre Agenda genommen. Wichtig ist es auch, die

Hausbesitzer dem System bei. Auch die

Contracting“ vereinbart wurde.

Bürger einzubinden. Es hat sich gezeigt, dass der

Förderung von Elektromobilen (1'700 sind

Häuser wer­den mit energieeffi-

Erfolg ganz wesentlich von dem Engagement der

im Einsatz), die Erhebung von Gebühren

zienten Technologien ausgestat-

Bevölkerung abhängt.1

für den Individualverkehr sowie die Er­

tet, für die Stadt selber fallen

laubnis für e- und Hybridfahrzeuge, die

keine Kosten an. Die privaten

Busspuren zu benutzen, trug zur Verhal­

Unternehmen investieren und

086 | GREENmobility

 Interview und Text: Daniel Chardon in Zusammenarbeit mit Karen Stelzner

Solaranlage zur Stromerzeugung (Photovoltaik) in Berlin, Regierungsviertel, Stadtteil Mitte. Im Hintergrund ist das Bundeskanzleramt zu sehen.

Quelle: BSW-Solar/Langrock

Rangliste nach Punkten

*

1

Copenhagen

87,31

DUBLIN: STEUERREDUKTION FÜR BIKER

2

Stockholm

86,65

Bike to Work: Arbeitgeber können bis zu

3

Oslo

83,98

1000 Euro Lohnrückstellung für den Kauf

4

Vienna

83,34

5

Amsterdam

83,03

6

Zurich

82,31

eines Fahrrades machen, welche nicht be­steuert werden. Dies vergünstigt die An­schaffung eines Fahrrades bis zu 47%.

7

Helsinki

79,29

ZÜRICH: ABFALLREDUKTION

8

Berlin

79,01

Alle Bewohner müssen für Ihre Müllsäcke

9

Brussels

78,01

zahlen! Das gibt einen direkten Anreiz,

10

Paris

73,21

11

London

71,56

12

Madrid

67,08

gut 100kg unter dem 30-Städte-Durch­

13

Vilnius

62,77

schnitt.

14

Rome

62,58

15

Riga

59,57

16

Warsaw

59,04

17

Budapest

57,55

18

Lisbon

57,25

19

Ljubljana

56,39

20

Bratislava

56,09

21

Dublin

53,98

22

Athens

53,09

23

Tallinn

52,98

viert. Die Isolation der Kellerdecken und

24

Prague

49,78

Aussenwände sowie winddichte Fenster

25

Istanbul

45,20

reduzieren die CO2-Emissionen um 1-1,4

26

Zagreb

42,36

27

Belgrade

40,03

28

Bucharest

39,14

schaut, könnte das Berliner Modell Schule

29

Sofia

36,85

machen.

30

Kiev

32,33

weniger Abfall zu produzieren, innert 3 tensänderung der Bevölkerung und zur

Jahren reduzierte sich der Abfall um 24%

sensationellen CO2-Bilanz bei.

und liegt heute mit 406kg pro Einwohner

PARIS: CAR SHARING Die Pariser Flughäfen haben ein innerbe­ triebliches Car Sharing-Modell entwickelt, welches 4000 Tonnen CO2/Jahr einspart, wenn es nur 5% der Angestellten nutzen.

BERLIN: SANIERUNGSVORBILD 1990 wurden 400'000, 2005 nur noch

Stockholm International Water Institute: Die World Water Week ist der führende globale Treffpunkt für den Aufbau von Infrastruktur, Partnerschaften und die Umsetzung internationaler Programme zum Thema Wasser.

60'000 Wohnungen mit Kohle beheizt.

Folge des Heizungs-Modernisierungs­ programmes: Zweidrittel der 273'000 Ostberliner Plattenbauten wurden reno­

Tonnen pro Wohnung! Wenn man sich die 50 Mio. bauähnlichen Wohnungen in Osteuropa und die 200 Mio. in China an­

* Punkte (max. von 100)

STOCKHOLM: TRANSPORT-WELTMEISTER Auf jeden km2 kommen 4km Radwege, 68% der Menschen bewegen sich zu Fuss oder per Fahrrad zur Arbeit. Intelligen­

AMSTERDAM: TOP-WASSERMANAGEMENT

te Stadtplaner haben ein öffentliches

Seine Bewohner verbrauchen „nur“ 53m3 anstelle der 105m3 im Durchschnitt aller

Verkehrsnetz geschaffen,welches 25% der

untersuchten Städte des Index. Nur 3,5% Wasser verschwindet aus lecken Leitungen

Menschen täglich zur Arbeit bringt. Nur

gegenüber 23% im Gesamtschnitt. Seit 1998 wurden zudem laufend Wassermessgeräte

mehr 7% fahren per PKW zur Arbeit. Ef­

in den Haushalten installiert, so dass die Bewohner förmlich zuschauen können, wie das

fekt nicht nur der Steuer,welche auf PKW

Wasser in ihren Händen "zerrinnt", was zu 10-15% Reduktion im Wasserverbrauch führte.

im Stadtzentrum erhoben wird, sondern

Seit neustem werden für Wasser unterschiedliche Preise je nach Tageszeit erhoben, um

Fakt ist, dass alle politischen Parteien sich

den Verbrauch auszugleichen. Ziel ist es, klimaneutral zu werden.

mit Nachhaltigkeit einen Namen machen wollen. So war Stockholm seit 1989 ein ständiges Versuchsfeld für Busflotten mit

Ansprechpartner: Siemens AG, Corporate Communications and Government Affairs,

alternativen Treibstoffen: Ethanol, Elektro,

Issue Management, Karen Stelzner, karen.stelzner@siemens.com

Wasserstoff. Inzwischen fährt die 10. Ge­

Link zum Download und zum Bestellen der Studie: www.siemens.com/greencityindex

neration auf Stockholms Strassen.

Link Zeitschrift Pictures of the Future mit dem Heftschwerpunkt "Grüne Städte": www.siemens.de/pof

GREENmobility | 087

GREEN life

Deutschland&Elektromobilität Weltweite Überkapazitäten im Automobil­ bau, Wertewandel im Automobilgebrauch vor allem bei jüngeren Menschen und in

Be

Mobility Berlin Ein Beitrag des InnoZ

Berlin-Brandenburg, Vattenfall Europe, RWE, Bosch, Solon Mobility, Contipark, Innovationszentrum für Mobilität und

Ballungsräumen, die Notwendigkeit, die

Zum weit überwiegenden Teil setzen

gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH,

Innenstädte von den negativen Folgen des

sich bisherige Forschungsprojekte

DAI-Labor TU Berlin und Hacon.

Verkehrs zu entlasten – im öffentlichen

zum Thema Elektromobilität mit der

und individuellen Verkehr vollzieht sich

Technologie und der Produktion von

Geringe Reichweiten und lange Ladezei­

ein Paradigmenwechsel. Die deutsche

Elektrofahrzeugen auseinander.

ten der Elektroautos werden auf abseh­

Bundesregierung schätzt, dass bis 2020

bare Zeit die größte Herausforderung für

1 Million Elektroautos in Betrieb sein wer­

Im Unterschied dazu entwickelt das

die Nutzung dieser Zukunftstechnologie

den. Das Nachhaltigkeitsfenster für eine

Projekt BeMobility als bundesweit erstes

darstellen. Ziel des Förderprojekts ist es

zukunftsfähige Mobilität ist weit geöffnet.

Projekt Konzepte für eine Verbindung

daher, den vergleichsweise gut ausge­

des Öffentlichen Personen Nahver­

bauten öffentlichen Nahverkehr in der

Aus diesem Anlass betrachten wir Berlin

kehrs (ÖPNV) mit Elektromobilen in

Hauptstadtregion durch elektrisch betrie­

als Modellregion und befragten stellver­

der Region Berlin-Potsdam. Das Projekt

bene Fahrzeuge so zu ergänzen, dass die

tretend für die Bundesregierung Staats­

wird vom Bundesverkehrsministerium

Kunden nicht nur uneingeschränkt mobil

sekretär Prof. Klaus-Dieter Scheurle vom

(BMVBS) gefördert. Beteiligte Partner

sind, sondern die komplette Mobilitätsket­

Bundesverkehrsministerium.

sind: Deutsche Bahn, Verkehrsverbund

te vollständig CO2-frei ist.

088 | GREENmobility

Zukunftsvisionen Interview GreenMobility mit Staatssekretär Prof. Klaus-Dieter Scheurle

Zu diesem Zweck sollen schrittweise

mobilindustrie. Was erwarten

Elektro-Fahrräder, eRoller (Elektro-Roller)

Sie sich von den Modellregionen

und Elektroautos samt entsprechender

und ihren Partnern bis zum

Ladestationen an Übergangspunkten zum

Abschluss 2011?

öffentlichen Nah- und Schienenfernver­

Da muss ich Ihnen widerspre-

kehr installiert werden. Die Fahrzeuge

chen: Die Projekte in unseren

können von den Kunden mit dem Handy

Modellregionen sind überaus

oder einer speziellen Karte gebucht wer-

erfolgreich. Der Ansturm auf die

den, womit zugleich der Anschluss an den

Projektmittel ist groß. In Berlin/

öffentlichen Verkehr verbunden ist. Wäh­

Potsdam, Hamburg, Bremen/

rend der zweijährigen Testphase sollen

Oldenburg, Sachsen, Rhein/

bis zu 500 Kunden die neuen Möglichkei­

Ruhr, Rhein-Main, Stuttgart und München/Allgäu sind mittler-

ten erproben. Weil an den Ladesäulen nur regenerativ erzeugter Strom angeboten

Herr Prof. Scheurle, wenn man sich die Förder­

weile rund 200 Einzelprojekte

wird, kann eine vollständig CO2-freie Mo­

gelder und -projekte für Elektromobilität inter­

in Arbeit. In diesem Rahmen

bilität angeboten werden, die individuel­

national anschaut, wo reiht sich hier Deutsch­

werden auch Forschungs- und

len und öffentlichen Verkehr umfasst.

land qualitativ und quantitativ ein?

Entwicklungsprojekte der Auto-

Deutschland spielt bei der Elektromobilität ganz

mobilindustrie unterstützt und

Möglich wird das Projekt durch eine

vorne mit. Staaten wie Frankreich oder Däne-

im Alltag getestet. Das ist wichtig,

beispiellose Kooperation führender Ver­

mark holen allerdings auf. Auch in den USA oder

wenn wir die Elektromobilität aus

kehrsdienstleister, Energieversorger, In­

in Asien hat die Elektromobilität hohe Priorität.

ihrem Nischendasein heraus-

frastrukturbetreiber, Fahrzeugzulieferer

Es kommt deshalb entscheidend darauf an, mit

holen wollen. Bis 2011 werden

und Forschungseinrichtungen. Geplant ist

neuen Technologien und sparsamen Fahrzeugen

wir auf diese Weise wichtige

der schrittweise Aufbau einer öffentlichen

die eigene Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit

Erkenntnisse sammeln und der

und integrierten Fahrzeugflotte von 40

zu sichern und auszubauen. Deutschland hat

Marktreife einen großen Schritt

Autos und ca. 50 Pedelecs einschließlich

das Zeug dazu, Leitmarkt für Elektromobilität zu

näher gekommen sein.

entsprechender Ladesäulen.

werden. Deshalb fördern wir die Elektromobilität mit Batterie und Brennstoffzelle mit insgesamt

Die neue Mobilität sprengt

Um zu vermeiden, dass Innovationspro­

mehr als zwei Milliarden Euro. Im Rahmen des

Grenzen im Denken. Sprich:

zesse mit großem Forschungs- und Ent­

Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-

Energieversorger, Automobil­

wicklungsaufwand am Kunden und damit

und Brennstoffzellentechnologie (NIP) fließen

hersteller, Werkstätten, Versi­

am Markt vorbei vorangetrieben werden,

700 Millionen Euro Bundesmittel. Die Wirtschaft

cherer, Kommunen u.a. müssen

setzt das Innovationszentrum für Mobilität

gibt noch einmal den gleichen Betrag dazu. Aus

in der neuen Mobilität enger

und gesellschaftlichen Wandel GmbH

dem Konjunkturpaket II kommen zusätzliche 500

zusammenarbeiten. Wie sehen

(InnoZ) in seiner wissenschaftlichen

Millionen Euro für die angewandte Forschung und

Sie diese Herausforderung und

Begleitung des Projekts eine Reihe von

Entwicklung der Elektromobilität. Davon stehen

wie kann Deutschland ihr besser

Methoden ein, um die Kundenbedürfnisse

allein 115 Millionen Euro für die acht Modellre-

begegnen?

in jeder Phase des Innovationsprozesses

gionen Elektromobilität bereit. Auch hier kommt

Sie bringen es auf den Punkt. Nur

zu berücksichtigen. So werden die konkre­

noch eine Industriebeteiligung dazu. In Europa

gemeinsam mit allen Beteiligten

ten Anforderungen der künftigen Nutzer

gibt es im Verkehrsbereich bisher keine vergleich-

können wir die Elektromobilität

in der Modellregion Berlin-Brandenburg

baren Programme.

in Deutschland nennenswert vorantreiben. Deswegen haben wir

identifiziert.

Wenn man die Modellregionen Elektro-Mobilität

auf dem Elektromobilitätsgipfel

Viele Analysen haben gezeigt, dass es für

heute betrachtet, könnte man fast meinen, das

im Mai eine Nationale Plattform

den Markterfolg wichtig, ist, die Nutzer

die deutsche Politik zu schnell war für die Auto­

Elektromobilität mit Vertretern

GREENmobility | 089

GREEN life

der betroffenen Branchen ins

Noch einmal: Zum jetzigen Zeitpunkt macht eine

Leben gerufen. Sie wird nun die

direkte Kaufförderung keinen Sinn. Ich kann doch

offenen Fragen in Arbeitsgruppen

keine Prämie für ein Auto ausloben, das noch

angehen. Diesen Ansatz haben

gar nicht auf dem Markt ist. Außerdem würde

wir auch für unsere Modellregio-

das derzeit eher ausländischen und weniger den

nen gewählt.

deutschen Herstellern nutzen. Deswegen unterstüt-

Hier arbeiten Kommunen,

zen wir unsere Industrie bei der Forschung und

Ener­gieversorger, die Automo-

Entwicklung. Damit sichern wir auch zukunftsfähi-

bilindustrie, kleine und große

ge Arbeitsplätze in Deutschland. Im Übrigen befreit

Unternehmen, Wissenschaft und

die neue Kfz-Steuer Elektrofahrzeuge bereits fünf

Forschung, Verkehrsbetriebe,

Jahre von Zahlungen.

Flughafenbetreiber und viele andere engagiert zusammen. Ich

Zum Schluss zwei persönliche Fragen: Wie sind

frühzeitig in den Innovationsprozesses

will Ihnen ein Beispiel nennen. In

ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Elektro­

zu integrieren. Eine Methode dafür ist die

Dresden und Leipzig untersuchen

mobilität? Wie sieht ihr Elektro-Wunschauto aus?

Identifikation und Beteiligung von lead

wir den Einsatz von Hybridbussen

Als Staatssekretär im Verkehrsministerium bin ich

usern (d. h. trendführenden Kunden). Die­

im Linienbetrieb. Diese Busse

hier im Vorteil: Autohersteller und Zulieferer stel-

se Methoden mussten auf die Entwicklung

werden durch Ladepunkte an den

len mir regelmäßig ihre neuesten Innovationen vor.

integrierter Mobilitätsdienstleistungen

Bushaltestellen berührungslos

Außerdem informiere ich mich bei Herstellern vor

angepasst werden.

und schnell über elektromagne-

Ort. Da gehört eine Probefahrt zum Arbeitsalltag

tische Induktion aufgeladen. Ein

dazu. Die Mercedes B-Klasse mit ihrem Brennstoff-

Es ist zudem davon auszugehen, dass

vielversprechendes Verfahren,

zellen-Antrieb, den Elektro-Mini von BMW oder

es keine einheitliche, für alle passge­

das sich nun in der Praxis bewäh-

den E3 von Karmann habe ich z.B. schon getestet.

naue E-Mobilitäts-Dienstleistung geben

ren muss. Solche Versuche sind

Sogar ein Elektroroller war dabei. Seit Mitte Mai

wird. Daher unterscheidet das InnoZ die

sozusagen der große Praxistest

haben wir auch einen Elektro-Smart in unserem

Nutzeranforderungen, indem diese nach

für Deutschland. Gleichzeitig wer-

Fuhrpark, der allen Mitarbeitern für Dienstfahrten

Mobilitätstypen unterteilt werden. Aus

den verschiedene Maßnahmen

in Berlin zur Verfügung steht. Das Fahrgefühl ist

unterschiedlichen Mobilitätsstilen, damit

zur Unterstützung der Elektromo-

bei Elektroautos völlig neu. Die Fahrzeuge sind

verbundenen Mobilitätsmotiven und –

bilität geprüft. Das können zum

leise und erreichen dabei die volle PS-Kraft schon

vorlieben, lassen sich Anforderungsprofile

Beispiel besonders gekennzeich-

in der ersten Sekunde am Gaspedal. Auch die

ableiten, die in zielgruppengenaue Dienst­

nete Parkplätze für Elektroautos

Beschleunigungswerte sind beeindruckend. Selbst

leistungskonzepte einfließen.

sein, die Nutzung von Busspuren

das Bremsen ist anders. Die Energierückgewin-

oder Wechselkennzeichen. Wir

nung bremst sofort mit, wenn der Fahrer vom Gas

Schließlich werden in Feldtests, zu denen

wollen marktreife Produkte, die

geht. Langfristig sollte ein Elektrofahrzeug einem

InnoZ eine umfangreiche Begleitfor­

auch im Alltag bestehen.

herkömmlichen Auto in nichts nachstehen. Auch

schung realisiert, neue Formen integrier­

eine Familie mit Kindern muss sich ein Elektroauto

ter Mobilitätsdienstleistungen unter Einbe­

leisten und damit in den Urlaub fahren können.

ziehung von Elektrofahrzeugen erprobt.

Andere Länder arbeiten mit Kaufzuschüssen für Elektroautos.

Minister Ramsauer hat sich klar

Bestandteile der Begleitforschung sind: Besten Dank für das Interview.

• Analyse bekannter E-Mobility-Systeme

gegen diesen Weg geäußert und

• Auswahl der Kundengruppen

vom spezifisch "deutschen Weg"

• Kundenbefragung zum Handling

gesprochen. Was würde Ihre

E-Carsharing/normales Carsharing

Meinung ändern?

• Sofortbefragung Erstnutzer • Tiefen-/Gruppeninterviews • Lösungsansätze zu Standardisierungen

090 | GREENmobility

InnoZ

Das Innovationszent­ rum für Mobilität und

gesellschaftlichen Wandel erstellt als

des öffentlichen Verkehrs muss in kollek­

Forschungs- und Beratungsunternehmen

tiver, vernetzter Form erfolgen (Carsha­

• Testergebnisse zu neuen

methodisch fundierte Mobilitätsszenari­

ring, Carpooling).

Geschäftsmodellen

en sowie Trendstudien mit Blick auf alle

• Ergebnistransfer

mobilitätsrelevanten Handlungsfelder.

• Akzeptanzverhalten von Nutzern und Öffentlichkeit

Beitrag von Ulrich König

Orientiert an den Zielen Intermodalität Die Ergebnisse, die sich aus der unmit­

und hoher Kundenakzeptanz entwi­

telbaren Einbindung von potentiellen

ckelt es neue Konzepte und konkrete

7. Oktober 2010

Kunden in den Innovationsprozess erge­

Verkehrsdienstleistungen. Das InnoZ

14. Mobilitätssalon: Das öffentliche Auto –

ben, fließen sukzessive in die Entwicklung

gestaltet und koordiniert Projekte und

internationale Perspektiven

einer integrierten Mobilitätsdienstleistung

Forschungsvorhaben. Mit der Organisati­

Ort: „Gasometer“, EUREF-Gelände,

ein. Auf diese Weise kann ein wesentli­

on von Symposien, Konferenzen und Se­

Torgauer Str. 12-15, D-10829 Berlin

cher Beitrag zur Bewältigung der hohen

minaren trägt es zur wissenschaftlichen

Zeit: 18.30 - 20.30 Uhr

Anforderungen an eine zukunftsfähige

und öffentlichen Diskussion innovativer

Energie- und Klimastrategie geleistet

Mobilitätsthemen bei. Das InnoZ forscht

November 2010 – Februar 2011

werden. Diese verlangt für die Mobilität

zu Elektromobilität mit Partnern aus

Winter Lecture – Green Mobility

neue Lösungen, vor allem für den Verkehr

der Automobilindustrie, der Energie­

Veranstalter der Winter Lecture sind das

in Ballungsräumen.

wirtschaft, des öffentlichen Verkehrs

EUREF-Institut Berlin gGmbH und das InnoZ.

und der Informationstechnologien. Für

Ort: „Alte Schmiede“, EUREF-Gelände,

Damit Elektrofahrzeuge aus Kundensicht

das InnoZ steht Praxistauglichkeit und

Torgauer Str. 12-15, D-10829 Berlin

einen relevanten Beitrag dazu liefern

Nutzerakzeptanz vernetzter Mobilitäts­

Umfang: 5-6 Veranstaltungen,

können, sind substanzielle Innovationen

konzepte im Mittelpunkt des Interesses.

Turnus: jeweils Donnerstagabend, alle 14

erforderlich:

Tage

• der Strom für den Betrieb der Autos muss nachweislich aus regenerativen Energiequellen stammen

Innovationszentrum

• die Fahrzeuge müssen als Teil des öf­­

für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel

fent­lichen Verkehrs verstanden und ohne

Schöneberger Str. 15

große Anforderungen ans Selbstmanage­

10963 Berlin

ment genutzt werden können

Tel.: +49 (0)30 238 884 – 0

• die Nutzung von Elektroautos als Teil

http://www.innoz.de/

GREENmobility | 091

GREEN Network

Ist der Motor schon an?

Bedeutung der Elektromobilität auf europäischer Ebene DR. ANGELIKA NIEBLER, Mitglied des Eu­

die Strategie der Kommission für

ropäischen Parlaments, ist neue Schirm­

saubere und energieeffiziente

herrin der in München angesiedelten Mes­

Fahrzeuge vor.

se zur Elektromobilität "eCarTec", welche

Angesichts der knapper wer­

vom 19.-21. Oktober 2010 zum zweiten

denden fossilen Brennstoffe

Mal stattfindet. Ihr Bericht spiegelt die

will die EU in Zukunft verstärkt

aktuellen Rahmenbedingungen und ist

die Erforschung und Nutzung

Ansporn zum Weitermachen.

effizienter und umweltfreundli­ cher Technologien fördern, die

„IST DER MOTOR SCHON AN? Als ich

den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen

kürzlich in Brüssel eine Testfahrt in einem

reduzieren.

Mini E von BMW machen durfte, konnte ich kaum glauben, wie leise der kleine

EIN WEITERER SCHWERPUNKT in

Elektroflitzer war – und das bei stolzen

der Mitteilung sind Maßnahmen

204 PS. CO2-Ausstoß gleich Null, kein laut

zur europaweiten Standardi­

dröhnender Motor und trotzdem ein tolles

sierung von Ladestationen und

Fahrgefühl. Kurzum: Ich war begeistert.

Steckern von Elektroautos. Eine

Wären da nicht die Nachteile, die derzeit

solche Standardisierung soll

noch allen Elektroautos gemein sind: der

noch weiter ausreifen, um für jedermann

sicherstellen, dass das Fahrzeug

hohe Anschaffungspreis und die geringe

erschwingliche und leistungsstarke Elekt­

an jeder erreichbaren Station

Reichweite (250 km im Fall des Mini E).

roautos auf den Markt zu bringen. All das

aufgeladen werden kann – was

wird Zeit brauchen, aber die Europäische

ein großer Pluspunkt für das

NOCH FEHLT für elektrisch betriebene

Union ist dabei, investitionsfördernde

Vertrauen der Verbraucher in

Fahrzeuge die Infrastruktur wie „Strom­

Rahmenbedingungen zu schaffen: Im

die Technologie wäre. Ebenso

zapfsäulen“ mit grünem Strom an den

vergangenen April stellte EU-Industrie­

wie für die Verbraucher ist eine

Tankstellen und deren europaweite Stan­

kommissar Antonio Tajani dem Industrie­

Harmonisierung der Normen für

dardisierung. Auch die Technologie muss

ausschuss des Europäischen Parlaments

Elektroautos für die heimische

092 | GREENmobility

Industrie von großer Bedeutung. Die baye­ rische Automobilbranche gehört mit über

Was wird aus der elektromobilen Ideenschmiede Schweiz?

180.000 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern im Freistaat. Damit diese Ar­ beitsplätze erhalten bleiben, müs­sen sich die Autobauer nach dem globalen Trend

JAHRELANG schauten die E-En­

richten – fast zwei Drittel ihres Umsatzes

thusiasten Europas nicht ohne

erzielen Audi, BMW und Co. im Ausland.

einen gewissen Neid auf die Schweiz. Die Schweiz galt den

DIE USA haben bereits ein 2,9 Milliarden

mobilen Vordenkern als Quell

Dollar schweres Forschungsprogramm

vielversprechender Verkehrsinno­

für Elektroautos aufgelegt, China sub­

vationen: Sowohl bei den "social

ventioniert die Entwicklung ebenfalls in

innovations" mit Blick auf die

Milliardenhöhe, aber in der EU gibt es nur

Genossenschaftler von Mobility

vereinzelte nationale Vorstöße und klei­

CarSharing als auch den techni­

nere Pilotprojekte, die von der EU mit ein

schen Innovationen rund um das

paar Millionen Euro bezuschusst werden.

Elektroauto, welches schon in

Während China und die USA bereits an

den 90er Jahren im grossen Stil

gemeinsamen Standards für Batterien ar­

im Tessin getestet wurde. Doch

matisch und konsequent ihren eigenen Weg, ohne

beiten, haben die europäischen Regierun­

zumindest beim E-Auto scheint die

dabei mit grossem Pomp staatliche Subventionen

gen in dieser Hinsicht noch nichts unter­

Schweiz nun von den von oben

einzufordern. Ob das allerdings vor dem Hinter­

nommen. Lediglich auf nationaler Ebene

verordneten "Auto-E-volutionen"

grund der enormen globalen Nachfrage auch

sind erste gute Ansätze zu erkennen: In

in Deutschland oder Frankreich

reichen wird, den Massenmarkt für zweispurige

Großbritannien erhalten die Käufer eines

überrollt zu werden... die ganze

Elektrofahrzeuge in der Schweiz zu kultivieren,

Elektroautos bis zu 5.800 Euro Prämie,

Schweiz?

muss sich noch zeigen. Trotz der hohen Affinität

für E-Autofahrer in Skandinavien gilt freie

der Schweizer zu nachhaltigen Mobilitätsange­

Fahrt auf der Busspur. Wir werden im

NEIN, auch wenn der Stromauto-

boten und des hohen Anteils klimaschonenden

Europäischen Parlament sicher noch an

Pomp aus Berlin und Paris derzeit

Stroms am Schweizer Energiemix halten sich die

der ein oder anderen Stelle nachjustieren

alles zu überdecken scheint, kön­

Grosserienhersteller von Elektroautos von jenen

und die nationalen Regierungen anspor­

nen die grossen Nachbarn bei der

Märkten erst mal fern, auf denen ihnen oder ihren

nen müssen, ein koordiniertes Vorgehen

Elektromobilität nach wie vor vom

potentiellen Kunden keine Subventionen geboten

zu beschleunigen.

hartnäckigen Erfindergeist, einem

werden.

soliden Sinn für das Geschäft und 19. – 21. Oktober 2010

dem grünen Verkehrsnachfrage­

Die Mobilitätsakademie

eCarTec 2010

potential der Eidgenossen etwas

Die Mobilitätsakademie schaut seit ihrer Gründung

Messe für Elektromobilität

lernen. Die Liste der elektromobi­

im Jahr 2008 auf die Zukunft der Mobilität. Als Initia-

Neue Messe München

len Erfindungen in der Schweiz ist

tor des Schweizer Forums Elektromobilität widmet

www.ecartec.de

lang und wird dank der hochspe­

sich die Mobilitätsakademie in Partnerschaft mit

zialisierten Forschung, der hoch­

dem Bundesamt für Strassen und dem Touring Club

wertigen Zulieferindustrie und

Schweiz derzeit verstärkt der Marktentwicklung für

einigen hochfliegenden Start-Ups

Elektrofahrzeuge in der Schweiz. Weitere Informa-

in Elektromobilität noch länger.

tionen unter:

Wer es nicht glaubt, der geht am

www.mobilityacademy.ch.

besten einmal googlen: Mendrisio, Mindset, Lampo, Schaefler, Brusa,

Jörg Beckmann, Geschäftsleiter der Mobilitätsakademie

NewRide, Batteriegenossenschaft, park&charge, Kamoo, M-way, Grimselstrom, Belenos und natür­ lich der Flyer!

WÄHREND DEUTSCHLAND sich selber zum Leitmarkt erklärt, gehen die Pioniere am Schweizer Elektromobilitätsmarkt ganz prag­

GREENmobility | 093

GREEN Network

CleanEnergy Project - for a better environment Das CleanEnergy Project ist eine internationale Initiative für erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Umwelt. Es besteht aus einem Online-Magazin, einer schnell wachsenden Social Community und wird getragen vom GlobalCom PR-Network, einem internationalen Agentur-Netzwerk für Pressearbeit und Kommunikation, das Events, Kooperationen und Partnerpro­ gramme initiiert und ökologisch sinnvolle Konzepte unterstützt.

Das CleanEnergy Project wurde im Frühjahr 2008 von Ralf Hartmann, Geschäftsführer der GlobalCom PR-Network GmbH (München), mit dem Ziel gegründet, Experten, Unternehmen und Verantwortliche der Energie- und Umweltbranchen zu ver­ netzen und neue Projekte im Sinne der nachhaltigen Entwick­ lung anzustoßen, um auf diese Weise einen Beitrag gegen die Folgen des Klimawandels zu leisten. Das GlobalCom PR-Network steht dabei als internationaler Ansprechpartner für Pressear­ beit und Kommunikation zur Seite. Weitere Informationen finden Sie unter: www.cleanenergy-project.de CleanEnergy Project Münchener Str. 14 D-85748 Garching bei München Tel.: +49 (0)89 360 363-3

Bundesverband eMobilität

– wir bewegen..

DER VOR EINEM JAHR gegründete Bun­

und für potentielle Kunden

Obwohl bereits ein großes Interesse für

desverband eMobilität e.V. (BEM) setzt sich

preislich attraktiv zu machen",

nachhaltige Mobilitätskonzepte innerhalb

dafür ein, die Mobilität mit dem Einsatz

erklärt Christian Heep, Vorstand

der Bevölkerung festzustellen ist, sind bis

erneuerbarer Energien auf elektrische

und Marketingleiter beim BEM vor

dato weniger als ein Prozent schon einmal

Antriebsarten umzustellen, um so den

diesem Hintergrund.

selbst mit einem Elektrofahrzeug gefah­

Weg in eine postfossile Gesellschaft aktiv

ren. „Die Hemmschwelle muss überwun­

zu begleiten. Vieles ist im letzten Jahr

UM DIE GESETZTEN ZIELE zu

den werden, es ist jetzt Zeit zum Handeln“,

bereits auf den Weg gebracht geworden.

erreichen, vernetzt der BEM die

betont BEM Präsident Kurt Sigl.

Akteure aus Wirtschaft, Politik und „MIT ELEKTRISCHEN ZWEIRÄDERN vom

Medien miteinander. „Die Einbin­

eBike über eScooter bis hin zu eMotorrä­

dung unserer Mitglieder in die

dern sind Elektrofahrzeuge bereits jetzt

verschiedensten BEM Aktionen,

in großen Stückzahlen erhältlich und

Veranstaltungen und Projekte ist

für den Massenmarkt einsetzbar. Erste

eine unserer wichtigsten Aufga­

Erfahrungen und Studien mit Elektroautos

ben im tagespolitischen Geschäft.

sind bereits durchgeführt, ein infrastruk­

Darüber hinaus sorgen wir dafür,

Bundesverband eMobilität e.V.

tureller Ansatz ist erkennbar, die Fahr­

dass sich unsere Mitglieder un­

Wallstr. 16

zeughersteller und die Bundesregierung

tereinander vernetzen, um über

D-10179 Berlin

haben sich zur Elektromobilität bekannt

Branchengrenzen hinaus neue

Tel. +49 (0)30 8961 0800

und erste Kleinserienfahrzeuge sind

Kooperations- und Geschäftsmo­

www.bem-ev.de

bereits erhältlich. Insbesondere in der

delle zu entwickeln“, so Kurt Sigl,

Anfangsphase bedarf es nun innovativer

BEM Präsident.

Finanzierungsmodelle, um Elektroautos auf dem Markt positionieren zu können

094 | GREENmobility

Foto: von links: Frank Müller, BEM Geschäftsführer, Michael Hofmann, BEM Vorstand Finanzen, Christian Heep, BEM Vorstand Marketing, Kurt Sigl, BEM Präsident