Handball-Geschichte(n)

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Matratzen für die Torhüter Der Abzug der vielen Spieler aus ·Hermannstadt, Agnetheln und Schäßburg nach Bukarest bedeutet einen gewaltigen Aderlass. Diesen Spielerverlust und die Umstellung vom Groß- aufs Kleinfeld und auf die Halle wird der Siebenbürger, und vor allem der Hermannstädter Handball so rasch nicht verkraften. Ganz erholen wird er sich von diesem Schock nie mehr. Der Aderlass macht den traditionsbewussten Sachsen anscheinend mehr zu schaffen als anderen Mannschaften. Für Hermannstadt bedeutet er den Abstieg aus der höchsten Spielklasse in die zweite Liga und den Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Die Umstellung auf Kleinfeldhandball ist für den Verband in Bukarest die Gelegenheit, dem Sportbetrieb in den Banater und Siebenbürger Hochburgen einen Dämpfer zu verpassen, sagt der Hatzfelder Roland Wegemann. In die neu geschaffene Liga werden aus dem Banat und Siebenbürgen nur noch ein paar Klubs zugelassen. Das Banat wird im Oberhaus mit Poli Temeswar und Tehnometal vertreten sein. An die Stelle der ausgebooteten Vereine treten allmählich Klubs aus Muntenien oder der Moldau: Galatz, Piatra Neamt oder Borze~ti. Der Nackenschlag, der demBanaterund Siebenbürger Handball versetzt wird, sitzt, macht sich jedoch erst später bemerkbar: Die Deutschen stellen im Laufe der Jahre der Nationalmannschaft immer weniger Spieler. Dass der gezielte Schlag jedoch durch den erhofften Auftrieb des Handballs in den anderen Landesteilen wettgemacht werden konnte, darfbezweifelt werden. Der Handball in Südund Ostrumänien ist nie das geworden, was er einmal im Banat und in Siebenbürgen war: eine Massenbewegung. Wichtig für die Entwicklung des Banater Kleinfeldhandballs ist der Umbau eines Teils der Siebenbürger Kaserne in Temeswar zur Sporthalle. Darin tragen zwei Schülermannschaften am 11. Februar 1951 das erste Hallenhandballspiel aus. Während Temeswarer Handballfachleute vermuten, das sei die Geburtsstunde des rumänischen Hallenhandballs, behauptet Hans Andreas Bretz, dass bereits 1950, während seiner CCA-Zeit, Kleinfeldhandball gespielt wird. Für die Torhüter werden noch Matratzen ausgelegt. Das erste Hallenhandballspiel in Rumänien wird vermutlich 1934 in Obor ausgetragen, das erste in Siebenbürgen 1936 in der Hermannstädter Messehalle: Das Lehrerseminar unterliegt dem HTV-Meisterteam 8:17. Zu diesem Spiel heißt es in der Handballchronik des Hermannstädter Seminars für die Jahre 1933 bis 1939: "In diesem Jahr ist von dem HTV hier in Hermannstadt das Hallenhandballspiel eingeführt worden. Als Spielhalle wird die Messehalle Nr. 1 benutzt. Das Hallenhandballspiel gleicht im großen ganzen dem RasenhandballspieL Doch ist durch die Einschränkung des Raumes bedingt, dass nur 7 Spieler mitspielen dürfen, die jederzeit 28


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