Was ist die PKA (2013)

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Was ist die

PKA?

[Pilot-Konditionierungsanlage]

Die machen den Castor auf!


Erste deutsch - deutsche Großdemonstration gegen den Baubeginn im Februar 1990

Pilot-Konditionierungsanlage veröffentlicht durch: BI Lüchow-Dannenberg e.V. Rosenstraße 20 X 29439 Lüchow Tel.: 05841 4684 X Fax: 05841 3197

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August 2013 Auflage 1 Druck: Saxoprint

Text: Wolfgang Ehmke Fotos: Ingrid und Werner Lowin Heiner Möser sowie uns nicht bekannte Fotografen mit herzlichem Dank. Layout: Kirsten Longmuss

Die Pilot-Konditionierungsanlage Die PKA ist die „vergessene“ Atomanlage in Gorleben, aber sie ist derzeit die Anlage mit der höchsten Brisanz, würde sie den „heißen Betrieb“ aufnehmen. Der Bau begann im Jahr 1990. Natürlich nicht ohne Proteste. Mitten im Winter errichteten Atomkraftgegner ein Hüttendorf. Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann´. Es folgte eine Großdemonstration im Februar 1990: die erste deutsch-deutsche Anti-AKW-Demo. Im Gegenzug waren wir wenige Wochen später zu Tausenden gegen den Weiterbau des geplanten AKW-Komplexes in Stendal mit auf der Straße. www.bi-luechow.dannenberg.de


Abluftkamin und Strahlenbelastung

Kalter Betrieb

Das Atomkraftwerk ist Geschichte, es wurde nicht weitergebaut. Die PKA hingegen wurde fertiggestellt. Die Kosten betrugen am Ende 400 Millionen Euro. Der massive Bau steht auf einer Grundfläche von 61 mal 51 Metern, ist 20 Meter hoch - der Abluftkamin ragt 60 Meter in die Höhe.

Als die PKA beantragt wurde, ging die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) von einer Inbetriebnahme im Jahr 1995 aus. Das ehrgeizige Ziel war nämlich, dass das Atommüllendlager in der Nachbarschaft 1999 den Betrieb aufnehmen würde. Das haben wir zum Glück verhindern können, deshalb gibt es bisher nur den so-

Aus ihm könnten eines Tages 0,3 Millisievert Emissionen pro Jahr in die Luft gepustet werden, so würden sich die Grenzwerte des Castor-Lagers (offiziell Transportbehälterlager – TBL-Gorleben) und der PKA aufsummieren.

genannten kalten Betrieb. Das heißt, das Handling wird geprobt. So sollten Castor-Behälter in einer heißen Zelle geöffnet werden, Brennelemente würden möglicherweise zersägt, um sie in kleine Pollux-Behälter für die Endlagerung in einem Salzstock umzupacken.

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Genehmigt ist die PKA für einen Jahresdurchsatz von 35 Tonnen. Ausgelegt ist sie allerdings für ein Mehrfaches. Würde Gorleben tatsächlich Standort für ein Atommüllendlager, dann reicht diese Anlage nicht. Eine solche Konditionierungsanlage müsse auf 450 bis 500 Tonnen Jahresumsatz ausgelegt sein, beschwichtigt Lutz Oelschläger von der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS). Zurzeit fielen jährlich Betriebskosten von fünf Millionen Euro an, sagte Oelschläger gegenüber der Elbe-Jeetzel-Zeitung: Für die Wartung, atomrechtliche Prüfungen und Gutachter - insgesamt 500 Prüfungen gäbe es pro Jahr. Im Schnitt hätten dort drei Beschäftigte zu tun. Mitunter würde auch kalt erprobt, wie sich nicht kontaminierte Brennelemente zerlegen und in Pollux-Behälter packen lassen. Das sei dann etwa eine Woche Arbeit.

Ständiger Wandel der Zweckbestimmung Aber auch die beiden anderen derzeit diskutierten Varianten ließen sich in der PKA erproben: Da gäbe es auch noch die Brennstab-Kokille, in die die Brennelemente gepackt werden könnten. Diese Kokillen könnten dann eines Tages in einem Endlager in Bohrlöchern ohne Pollux-Behälter versenkt werden. Im Klartext: Hochradioaktiver Müll würde im Salz ohne eine Sicherheitsbarriere versenkt! Und schließlich gibt es noch die sogenannte direkte Endlagerung. Die Castoren landen dann als solche im Endlager, würden aber zuvor im Inneren mit Magnetit verfüllt. Dazu müsste man sie in der heißen Zelle öffnen. Alle drei Verfahren könnten schon derzeit kalt in der PKA erprobt werden, behauptet die GNS und erfindet ständig neue Varianten, um einen möglichen heißen Betrieb der PKA zu rechtfertigen.

Berliner Planspiele Diese Liste muss um einen Aspekt erweitert werden, der ein ganz besonderes Licht auf die verkorkste Atommüllpolitik wirft. In Jülich lagern derzeit 125 Castor-Behälter mit rd. 290.000 Brennelementkugeln aus dem stillgelegten Forschungsreaktor Jülich. Dabei handelt es sich um hochbrennbares Uran. Das Bundesumweltministerium brachte 2012 die Überlegung ins Spiel, dass diese Brennelemente bis zur Inbetriebnahme eines Endlagers in der PKA Gorleben ein- oder zweimal neu konditioniert werden. Die PKA ist also auch so eine Art „Entsorgungsnachweis“ für diese Brennelemente. Die Lagerung in Jülich war bis zum 30. Juni 2013 befristet und wurde vorerst um 6 Monate verlängert.

Konditionieren der Brennelemente - aus dem Tranportbehälter in den ­Endlagerbehälter

Jülich 2013 www.bi-luechow.dannenberg.de


Kommen die restlichen Castoren doch nach Gorleben? Ganz aktuell dagegen spielt die PKA eine gewichtige Rolle bei der Frage, ob es weitere Castor-Transporte nach Gorleben geben könnte. Um bei der angeblich neuen Endlagersuche den Druck vom Standort zu nehmen. Die Castoren aus La Hague und Sellafield sollten in die Zwischenlager an den Atomkraftwerken geschickt werden. Ein typischer Fall von Denkste. Denn der aktuelle Transportbehälter HAW28M ist lediglich für Gorleben genehmigt. Wegen seines speziellen Deckelsystems ließe er sich im Notfall lediglich in der PKA reparieren. Das sei Bestandteil der Genehmigung, unterstreicht die GNS. Andere Castoren ließen sich sehr wohl in den AKWs reparieren.

Castorbehälter HAW28M

Fehlplanung, aber Druckmittel bei der Endlagersuche Mit der 3. Teilerrichtungsgenehmigung zum Betrieb der PKA wurde im Jahr 2000 die Konditionierung von Brennelementen mit einem maximalen Durchsatz von 35 Tonnen Schwermetall (SM) pro Jahr genehmigt. Bis zur Benennung eines Endlagerstandortes durch den Bund ist der Betrieb der PKA durch eine Nebenbestimmung der erteilten Genehmigung auf die Reparatur

schadhafter Transport- und Lagerbehälter beschränkt. Da die Inbetriebnahme eines Endlagers wiederholt in immer weitere Ferne rückt, kristallisiert sich heraus, dass die PKA im Kern eine Fehlinvestition ist. Bis 2031 soll ein Endlagerstandort benannt sein, wann Atommüll eingelagert wird, steht in den Sternen. Ob eine Anlage, die in den 80er Jahren geplant wurde, dann noch dem Stand von Wissenschaft und Technik entspricht, ist zu bezweifeln. Aber auch hier gibt es einen Haken: Bei der angeblich neuen Suche nach einem Endlager ist natürlich die nukleare Infrastruktur in Gorleben mit der Castorhalle und der PKA von Bedeutung, auch wenn das offiziell dementiert wird.

Sittenwidriger Vertrag Normalerweise erlischt eine Betriebserlaubnis, wenn von ihr nicht Gebrauch gemacht wird, nach einigen Jahren. Das gilt im Baurecht, das gilt beim Immissionsschutz. Doch da hat die GNS vorgebaut. 1997 vereinbarten das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) und die GNS, dass bereits die Empfangsbereitschaft der PKA als Betriebsbeginn zu werten sei. In dem Knebelvertrag heißt es wörtlich: „Den Vertragspartnern ist bewusst, dass aufgrund des Charakters der PKA als Pilotanlage und als Anlage für Serviceaufgaben, insbesondere auch im Hinblick auf das TBL-G, nicht davon ausgegangen werden kann, dass die PKA von Beginn an einen Dauerbetrieb aufnehmen oder aufrechterhalten wird. Aufgrund dieser besonderen Funktion der PKA wird NMU im Falle von derartigen Stillständen weder als Genehmigungs- noch als Aufsichtsbehörde die erteilte Genehmigung in Frage stellen oder die Aufnahme oder Fortsetzung des genehmigten Betriebes behindern.“

Hintergrund Das NMU schloss diesen Vergleich mit der GNS, um Schadensersatzansprüchen in Höhe von 15 Millionen DM aus dem Wege zu gehen. Mit dem Kniefall der damaligen Umweltministerin Monika Griefahn vor den Interessen der Atomwirtschaft garantierte die Umweltministerin vertragwww.bi-luechow.dannenberg.de


lich, dass die Genehmigungsunterlagen zügig bearbeitet würden, damit die Realisierung der PKA vorankäme. Zu der Vereinbarung gehörte auch, dass die Betriebserlaubnis auch dann nicht erlischt, wenn der Betrieb nicht aufgenommen wird. Stockungen und Verzögerungen wie Pfusch am Bau hatte es beim Bau immer wieder gegeben. In nachweislich 25 Fällen war die GNS von den Bauunterlagen abgewichen. Das Umweltministerium prüfte gründlich und musste im Juli 1994 durch den damaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) per Weisung dazu angehalten werden, einer 2. Teilerrichtungsgenehmigung zuzustimmen. Wer hat hier die Verzögerung zu verantworten?

Verzicht auf externe Gutachter Das NMU ließ sich in dem Vertrag sogar auf folgende Passage ein: „Im Interesse eines zügigen Genehmigungsverfahrens zur Erlangung der Betriebsgenehmigung wird

NMU für die PKA über die bestehenden Gutachterverträge hinaus keine weiteren Gutachter einschalten oder einen Wechsel der Gutachter vornehmen, insbesondere keine Mehrfachbegutachtung desselben Sachverhalts veranlassen, soweit nicht gesetzlich zwingend erforderlich.“ Das ist nicht hinnehmbar.

Unsere Forderungen Das NMU muss diesen sittenwidrigen Vertrag kündigen. Die Betriebserlaubnis der PKA gehört auf den Prüfstand. Dazu müssen externe Gutachter eingeschaltet werden. Den Planspielen, die PKA für die Konditionierung brennbaren Urans zu nutzen, muss energisch entgegengetreten werden.

Mit der Kartoffelschleuder gegen die Kartoffelscheune (Castorhalle) und die PKA beim Protest 1990

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Zur Sache

w PKA die ''Pilotkonditionierungsanlage“ (Februar 1998) w Redebeiträge zur Altmaier-Veranstaltung: Warum dieses Endlagersuchgesetz der falsche Weg ist. w Entsorgungsfiasko - Atommüllbilanz w Salinare Hölle - Erkundung in Gorleben

Flyer

w Wir sellen uns vor - die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.e.V. w Fukushima - Eine humanitäre Katastrophe w Gorleben geht gar nicht der Salzstock ist ungeeignet, der Standort verbrannt.

Gorleben Rundschau

neueste Informationen aus dem Gorleben Widerstand, alle zwei Monate neu.

Wir haben außerdem Material zum Thema Fracking, verschiedene Variationen von Fahnen, Aufkleber, Shirts und Pullis sowie die tradionellen gelben Xse..... Erhältlich auch über unsere Internetseite: www.bi-luechow-dannenberg.de Unser Spendenkonto:

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1990 Besetzung des PKA - Geländes in Gorleben durch die INI 60


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