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DIE KULTOFFENSIVE

Die neuen Hörbücher und Hörspiele von WinterZeit AUDIOBOOKS!

JETZT NEU: Folge 4

ENDLICH! Zum allerersten Mal in der chronologisch richtigen Reihenfolge und von Anfang an: Die Abenteuer des legendären PSA-Agenten. Als inszenierte Hörbücher mit bekannten Stimmen, Geräuschkulisse und eigens komponiertem Soundtrack! Jede Folge bietet auf zwei Audio-CDs rund 180 Minuten feinste Gruselunterhaltung!

Dan Shocker’s Kultserie! MACABROS - Ein Mann lebt zum zweiten Mal! Jetzt neu! Erstmals chronologisch korrekt und von Beginn an. Als inszenierte Hörbücher mit bekannten Stimmen, Geräuschkulisse und eigens komponiertem Soundtrack!

JETZT NEU: Folge 2

Außerdem:

Jetzt startet Deutschlands wahrscheinlich kultigste Science-Fiction-Serie auch als HÖRSPIEL durch. Die Promet-Historie wird völlig neu aufgearbeitet. Verbliebene Rätsel endlich gelöst! Mit kinoreifen Sounds und extra komponiertem Soundtrack!

Sherlock Holmes Chronicles

Pater Brown

Der Butler

Dark Mysteries

JETZT NEU: Folge 4

Batman

Star Trek Next Generation

ÜBERALL im gut sortierten Fachhandel erhältlich! Oder unter: www.winterzeit-shop.de www.winterzeitstudios.de https://www.facebook.com/WinterZeit.Studios


IMPRESSUM Anschrift: NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel.: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 E-Mail: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-magazin.de www.facebook.com/goodtimeskult

mit

Poster

Herausgeber und Chefredakteur: Fabian Leibfried

Mitarbeiter: Matthias Auer, Jens-Uwe Berndt, Horst Berner, Kathrin Bonacker, Kirsten Borchardt, Lothar Brandt, Michael Fuchs-Gamböck, Hans-Jürgen Günther, Christian Hentschel, Teddy Hoersch, Michael Klein, Andreas Kötter, Madita Leibfried, Niklas Leibfried, Bernd Matheja, Kati Naumann, Hans-Joachim Neupert, Markus Nöth, Helmut Ölschlegel, Thorsten Pöttger, Alexander Querengässer, Sven Rachner, Philipp Roser, Roland Schäfli, Oliver Schuh, Lars Schumacher, Ulrich Schwartz, Christian Simon, Alan Tepper, Jörg Trüdinger, Claudia Tupeit, Uli Twelker, Thomas Wachter, Jürgen Wolff

Abonnements, Shop: Andrea Leibfried

Grafische Gestaltung: Andrea Zagmester, kult@nikma.de Kathleen Müller, grafik@nikma.de

Anzeigenverkauf: Petra Czerny, anzeigen@nikma.de

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 1211 53334 Meckenheim Tel: 0 22 25/88 01-0

Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Str. 168 34121 Kassel

Erscheinungsweise: 2x jährlich

Copypreis:

Einzelheft: 6,50 € (Preis inkl. 7% MwSt.)

Abonnement: siehe Seite 39

Anzeigen: Für gewerbliche Anzeigen bitte Preisliste Nr. 01 (inkl. Mediadaten) anfordern.

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kult!

Willkommen bei

Geradezu stiefmütterlich gehen die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihren Kult-Marken um. Bestes Beispiel vor wenigen Tagen: Da feierte der Beat-Club" 50. Geburtstag, die Crème de la Crème " der deutschen Rockmusik von einst und gab sich jetzt die Ehre beim Jubiläumskonzert – und wo bzw. wann strahlte die ARD die Show aus?? Kurz i Sh vor Mitternacht im Dritten (NDR)! (Einen Bericht über die Veranstaltung wird es übrigens in der nächsten Ausgabe unseres Schwesterblatts GoodTimes geben.) Ähnlich gedankenlos geht das Erste mit seinem einstigen, etwas jüngeren Aushängeschild Formel Eins" um, das ebenfalls Kult-Status genießt, aber in seiner Neuausgabe le" diglich auf dem Nischensender RTL Nitro zu sehen ist. Und auch das ZDF macht's nicht viel anders mit seinen früheren Flaggschiffen in Sachen Musikshows. Weshalb wir uns des Themas in diesem Heft in Gestalt eines Interviews mit Peter Illmann annehmen und auch in den nächsten Ausgaben immer wieder auf kultige TV-Musikshows eingehen werden. Ansonsten haben unsere Autoren wieder tief in der eigenen Erinnerung und in den Archiven gekramt, um Ihnen ein buntes Potpourri an Kultigem zu bieten – aus Ost und West, wie Sie es gewohnt sind, um 25 Jahre nach der Wiedervereinigung daran zu erinnern, dass es auch Zeiten mit zwei Deutschlands gab. Wir erinnern an Winnetou und Old Shatterhand, wie sie sich einst ihren Fans präsentierten, sowie an legendäre Leinwandgrößen und die Filme, in denen sie zu erleben waren, wie beispielsweise im Zusammenhang mit dem dauerflüchtigen Richard Kimble. Wir gedenken der Süßigkeiten, die uns einst den Alltag schmackhafter machten, und des Autors Michael Ende, der unsere Fantasie beflügelte. Und auch der Sport/Fußball kommt natürlich nicht zu kurz. Ich hoffe, Sie haben wieder viel Spaß dabei, in dieser kult!-Ausgabe zu schmökern (und auch mal in die neue, mittlerweile vierte Ausgabe unserer Reihe GoodTimes Edition Discographien wie auch in das aktuelle GoodTimes reinzuschauen) ...

Titelfoto: James Dean: © Davids/Bildarchiv Hallhuber Romy Schneider: Bildarchiv Hallhuber

GoodTimes kult! ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt! Weiterverwendung aller in GoodTimes kult! erschienenen Artikel, Interviews, Fotos, Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des Herausgebers gestattet. Gerichtsstand: Stuttgart

Fabian Leibfried -Herausgeber/Chefredakteurwww.facebook.com/goodtimeskult

kult! Nr. 14 erscheint am 15.04.2016 GoodTimes

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Seite

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kult! 60er · 70er · 80er

Ausgabe Oktober 2015 1/2016 (Nr. 13)

INHALT RUBR IKE N

Seite 14 Seit

3 Editorial/Impressum 4 Inhaltsverzeichnis 5 Top 5: Kultfußballer Mitarbeiter & Prominenz

6 News from the past Altes neu ausgepackt

73 kult! Verlosung 37 kult! Shop 39 kult! Abo 73 kult! Rätsel 47 T. Rex /James Dean Riesenposter

Seite S Se i 16 14 Pierre Brice Winnetou, wo bist du nur, jetzt, wo wir dich brauchen?

16 Landrover – Defender Schluss mit ruppig

Seite 22

20 Leihbücher Preiswerte Erfüllung grenzenloser Sehnsüchte

22 Mode-Reklame der 60er – Serie (Teil 1) Fort mit den rosa Rüschen!

26 Her mit den kleinen Engländerinnen" "

Seite 34

Sport, Spiele, Sprachferien in Sachen Liebe

28 Das Jahr 1975 Wie isses nur möööchlich ?!": "Silber-Stopp, ein Fies-Fisch & Ali im Akkord

Seite 36

60 Profis Profis – Interv Interview mit Paul Breitner Eine geile Ze Zeit für den Fußball

32 Werbe-Ikonen – Serie (Teil 1)

62 James Dean

Der Marlboro Man" – Die Freiheit echter Kerle "

Beruf Rebell

34 Yakari

64 Giuliano Gemma

Der Indianerjunge, der mit den Tieren spricht

Ein Sonnyboy im Wilden Westen

36 Milky Way

66 Peter Illmann

Der Milchschwimmer

Gibt wieder Gas mit Formel Eins" "

38 Unvergessene TV-Charaktere – Serie (Teil 2)

68 Am Fuß der blauen Berge

Dr. Richard Kimble auf der Flucht

Coole Cowboys auf der Mattscheibe

40 James Bond

70 Akim

Seite 62

007 – Auf allen medialen Kanälen

Europas beliebtester Dschungelheld

44 Kino-Bösewichte – Serie (Teil 1)

74 Michael Ende

Blofeld: Bonds ganz böser Gegenspieler

Schreiben als Abenteuer

46 Mister Dynamit

76 Kultbücher

Die deutsche Antwort auf James Bond

Geschätzt, geliebt, gelobt

56 Es geschah am hellichten Tag

Seite 40

Auf den Spuren von Rühmann und Fröbe

78 Kosmetik in der DDR Florena" - und Sie fühlen sich wohl "in Ihrer Haut ...

58 Mondbasis Alpha 1 Trabant auf Abwegen

82 Romy Schneider Die vielen Gesichter eines Mythos

86 RockPop Keep on rocking im ZDF

90 Peter Thomas

Seite 86

Note für Note ein Hit

91 Karl-May-Filmbildgeschichten Winnetous Ritt in der Programmzeitschrift

Seite 70

92 Europa-Hörspiel-Klassiker Das Gesetz der Serie

96 Disco Über 70 Jahre Licht aus, Spot an!" "

98 Asterix Seite 96

Seite 82 Seite

4

GoodTimes

50 Jahre – Siggi, der Westgermane

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1. 2. 3. 4. 5.

Gerd Müller Klaus Fischer Sepp Maier Kremers-Zwillinge Norbert Nigbur

1. 2. 3. 4. 5.

Pelé Franz Beckenbauer Johan Cruyff Günter Netzer Kevin Keegan

1. 2. 3. 4. 5.

Rudi Völler Jürgen Klinsmann Günter Netzer Paul Breitner Pelé

1. 2. 3. 4. 5.

George Best Günter Netzer Dieter Burdenski Flemming Povlsen Wolfgang Overath

1. 2. 3. 4. 5.

Franz Beckenbauer Sepp Maier Pelé Garrincha Gerd Müller

1. 2. 3. 4. 5.

Petar Radenkovic Günter Netzer George Best Erwin Kostedde Uli Borowka

1. 2. 3. 4. 5.

Jupp Heynckes Kazimierz Deyna Sócrates Teófilo Cubillas Allan Simonsen

1. 2. 3. 4. 5.

Jürgen Klinsmann Thomas Häßler Pierre Littbarski Lothar Matthäus Karl-Heinz Rummenigge

1. 2. 3. 4. 5.

Joachim Löw Oliver Kahn Diego Maradona Franz Beckenbauer Sepp Maier

1. 2. 3. 4. 5.

Uwe Seeler Franz Beckenbauer Pelé Eusébio Diego Maradona

kult! Fu ß b aller Fabian Leibfried

Horst Berner

Kathrin Bonacker

Kirsten Borchardt

Lothar Brandt

Michael F.-Gamböck

Andreas Kötter

Andrea Leibfried

Kati Naumann

1. 2. 3. 4. 5.

George Best Willi Ente" Lippens " Sócrates Michael Lameck Karl Allgöwer

1. 2. 3. 4. 5.

Pelé Franz Beckenbauer Stan Libuda Klaus Fischer Hansi Müller

1. 2. 3. 4. 5.

Georg Schwarzenbeck Herbert Wimmer Bobby Moore Conny Torstensson Dieter Nüssing

1. 2. 3. 4. 5.

Diego Maradona Hansi Müller Jürgen Klinsmann Pierre Littbarski Hans-Peter Briegel

1. 2. 3. 4. 5.

Lew Jaschin Allan Simonsen Günter Netzer Wilfried Hannes Hans-Günter Bruns

1. 2. 3. 4. 5.

Franz Beckenbauer Günter Netzer Karl Heinz Rummenigge Gerd Müller Sepp Maier

1. 2. 3. 4. 5.

George Best Paul Breitner Günter Netzer Ewald Lienen Beverly Ranger

1. 2. 3. 4. 5.

Lutz Eigendorf Jürgen Sparwasser Pierre Littbarski Karl-Heinz Rummenigge Paul Breitner

1. 2. 3. 4. 5.

Franz Beckenbauer Uwe Seeler Paul Breitner Gerd Müller Pelé

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Sven Rachner

Philipp Roser

Markus Nöth

Ulrich Schwartz

Christian Simon

Alan Tepper

1. Heinz Flohe 2. Dieter Müller 3. Toni Schumacher 4. Bernd Cullmann 5. Herbert Neumann H. J. Neupert

Thorsten Pöttger

Christian Hentschel

Jürgen Wolff © Tina Niedecken

TOP 5

... und weitere fünfzehn Spieler aus dem Kader der Double-Mannschaft des 1. FC Köln aus der Saison 1977/78..

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Wolfgang Niedecken


from the past DVDs + BLU-RAYs ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT 30TH ANNIVERSARY TRILOGY Auf DVD, Blu-ray und Blu-ray Steelbook kann man sich nun zum 30-jährigen Jubiläum von Zurück in die Zukunft" " die ultimativen Zeitreisen in Vergangenheit und Zukunft von Marty McFly (Michael J. Fox) und Doc Emmett Brown (Christopher Lloyd) in allerbester HD-Qualität ins heimische Wohnzimmer holen. Neben den inzwischen fraglos zu Kult gewordenen Hauptfilmen, die auch im Laufe der Jahre noch nichts von ihrer ganz eigenen Faszination verloren haben, bietet die Jubiläumsedition massenhaft neu hinzugekommenes Bonus-Material wie Blicke hinter die Kulissen, gestrichene und alternative Szenen, Kinotrailer, Kurzfeatures, eine Frage- und Antwortsession mit Michael J. Fox sowie FAQs über die Trilogie. Für tiefer einsteigende Kinofans dürften wohl die Audiokommentare von Regisseur Robert Zemeckis und den Produzenten Bob Gale und Neil Canton am interessantesten sein. Hier erfährt man Insiderwissen aus erster Hand, sieht so manche Szene danach mit komplett anderen Augen. So machen Zeitreisen definitiv am meisten Freude! (Universal, 4 DVDs, 342 Min.)

RAUCHENDE COLTS VOLUME 5 Ohne Frage gehört Rauchende Colts" zu den " besten und beliebtesten Western-Serien, die in den 70er Jahren im deutschen Fernsehen liefen. Die Episoden, die in Dodge City um das Jahr 1870 herum spielten, boten ein breites Spektrum an Themen. Die Stadt in Kansas fungierte dabei als Anziehungspunkt für allerlei Glücksritter, Ganoven und Revolverhelden. Mit dem besonnenen Marshal Matt Dillon wollte die Regierung dem wilden Treiben Einhalt gebieten. Gemeinsam mit seinem schrulligen Hilfssheriff Festus Haggen und dem jungen Deputy Chester B. Goode zeigte der aufrechte Gesetzeshüter fortan den Schurken ihre Grenzen auf. Unterstützt wurden die drei von der attraktiven Saloonbesitzerin Miss Kitty, die heimlich für den Marshal schwärmte, und von Dr. Galen Doc" Adams, der immer zur Stelle " war, wenn eine Schießerei ihre Opfer forderte. RAUCHENDE COLTS VOLUME 5 bietet die komplette und ungekürzte 17. Staffel verteilt auf sechs DVDs, fünf der 24 Folgen wurden

zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung nicht im deutschen Fernsehen gezeigt, diese Folgen gibt es daher nur mit der originalen (englischen) Tonspur mit deutschen Untertiteln, der Rest ist deutsch synchronisiert. (Paramount, 6 DVDs, 1200 Min.)

OTTO BEST OF OTTO BOX Zusammen mit einem em grauen Plüsch-Ottifanten gibt es nun die (zuvor auch ein-zeln erhältlichen) DVDs Die Otto " Show Vol. 1", Die " Otto Show Vol. 2" sowie Best Of Otto" " in einer transparenten Box. Ganz klar, Otto-Shows sind und bleiben Kult, und wer dem Humor des ostfrie" sischen Blödelbardens" einmal verfallen ist, der wird auch hier Tränen lachen. Auf den ersten beiden DVDs sind die ersten fünf Fernsehshows versammelt, die Otto Waalkes Anfang der 70er Jahre zum wohl berühmtesten Komiker Deutschlands werden ließ, die dritte Disc liefert eine Zusammenstellung aus weiteren Shows. (edel, 3 DVDs, 295 Min.)

AUCH DIE ENGEL MÖGEN'S HEISS Auch wenn die offizielle Fortsetzung von Auch " die Engel essen Bohnen" zwar ohne Bud Spencer auskommen muss, unterhält dieser Film mit Giuliano Gemma in der Hauptrolle dennoch bestens. In New York Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts versucht der kleine Ganove Sonny von den Geschäftsleuten einer New Yorker Straße Schutzgebühren zu erpressen. Dabei gerät er zwischen die Fronten zweier rivalisierender Gangstersyndikate. Erst mit der schlagkräftigen Unterstützung des irischen Priesters O’Flanagan (das wäre Bud Spencers Rolle gewesen, hier dargestellt vom ähnlich agierenden Ricky Bruch) gelingt es Sonny, ins Geschäft zu kommen. Als angeblicher UndercoverAgent der Polizei schlägt sich Sonny nun auf die Seite der Schwachen und mischt die Unterwelt gemeinsam mit O’Flanagan ordentlich auf. Fazit: Die spritzige Gaunerkomödie mit kurzweiliger Handlung liefert genau die Action, die Filme dieser Art Mitte der 70er Jahre zu Kinohits machte. Dazu noch liefert die Blu-ray diesen Film nun erstmals in restaurierter HD-Qualität. (3L Film GmbH, 115 Min.) Seite

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GoodTimes

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BRUCE LEE ORIGINAL COLLECTION Mit vier Spielfilmen und zwei Dokus bietet die Bruce Lee Original Collection" ausgiebig " Material für Fans des asiatischen Kampfsportstars. Vor allem für die Kinofreunde, die bisher nur die großen Blockbuster Lees kannten, dürfte dies eine interessante Geschichte sein, da die vier hier versammelten en Filme – Das " Geheimnis der grünen Hornisse", Der gelbe Taifun", " Bruce Lee und ich" sowie " Detektiv Marlowe gegen " den kleinen Drachen" – eher zu seinen unbekannteren Filmen gehören, aber dennoch gute Unterhaltung bieten – noch dazu in bestmöglicher technischer Qualität. Auch die beiden Dokus – Intercepting Fist" und " Martial Arts Master" – sind alles andere als " Billigware, zeigen sowohl Fans als auch Genre-Neueinsteigern welche Faszination hinter asiatischer Kampfkunst steckt. (Paragon Movies, 2 DVDs, 500 Min.)

BEAT CLUB JUBILÄUMSEDITION BOXSET Vor unglaublichen 50 Jahren, am 25. September 1965, fiel der Startschuss zum Beat-Club", der " ersten (richtigen) Jugendsendung im deutschen Fernsehen und heute – völlig zu Recht – eine Legende der Musik- und TV-Geschichte. In den kommenden Jahren traten die angesagtesten Stars der damaligen Musikszene in Bremen auf, noch dazu fanden zahlreiche internationale Karrieren im Studio 3 ihren Anfang. Doch nicht nur musikalisch setzte der Beat-Club" Maßstäbe, " auch Mode, Politik und Gesellschaft wurden durch diese Sendung beeinflusst, ohne Zweifel hat der Beat-Club" die Jugendkultur der 60er und " 70er Jahre in Deutschland mitgeprägt. Damit lieferte Radio Bremen viel mehr als nur eine reine Musiksendung, der Beat-Club" war eine " Lebenseinstellung und gleichzeitig Spiegel einer Gesellschaft im Umbruch. Zwischen 1965 und 1972 produzierte Radio Bremen 80 Beat" Club"-Sendungen, die in dieser exklusiven Jubiläumsedition (digital überarbeitet) enthalten sind. Neben Stars wie den Lords, den Hollies, den Kinks, Ike & Tina Turner, Manfred Mann, Status Quo, Steppenwolf, Canned Heat und vielen anderen Pop- und Rockstars findet man hier alles, was den Beat-Club" zum Kult machte: " Natürlich darf man sich auf alle Moderatoren – Uschi Nerke, Gerd Augustin, Dave Lee Travis, Eddie Vickers und Dave Dee – freuen, ebenso wie auf die verrückten Tänze der legendären Go-


Go-Girls sowie die innovativen, optischen Spielereien des Regisseurs Mike Leckebusch. Alle 80 Original Beat-Club" Folgen auf 25 DVDs sind " in einer wie ein Verstärker aussehenden Box verpackt, flankiert von einem 120-seitigen Booklet mit nummeriertem Zertifikat, Soundmodul und Autogrammkarte von Uschi Nerke. (Studio Hamburg Enterprises, 25 DVDs, 3841 Min.)

konventionellen Methoden. Die sind aber auch notwendig, wenn er zum Beispiel ein Medium verteidigt, eine Blueslegende oder gar den britischen Botschafter. Nancy Stafford ist wieder als Bens hübsche Partnerin Michelle Thomas dabei, Kene Holliday ermittelt als smarter Privatdetektiv Tyler Hudson, und Golden-GlobeGewinnerin Julie Sommars ist als Bezirksstaatsanwältin Julie March zu sehen. (Paramount, 5 DVDs, 943 Min.)

MATLOCK DIE DRITTE SEASON

BUSTER KEATON

Auch die dritte Staffel der amerikanischen Erfolgsserie Matlock" g oc steht für beste und kurz" weilige Krimi-Unterhaltung w mit bestechendem Südm staatencharme! Krimifans s und u Fernsehzuschauer lieben b Andy Griffith alias Ben Matlock, den gewitzten M Anwalt, Hobbygitarrenspieler und unbelehrbaren Hot-Dog-Liebhaber, der die bösen Jungs jedesmal auf seine ganz eigene Art überlistet. Wie auch in diesen 20 digital überarbeiteten Episoden der dritten Staffel, immer wieder besticht Matlock mit seinen un-

COLLEGE

The 80s NEU ab 13.11. – VOL. 1 – nur 6,50 €

kult!

Ronald (Buster Keaton) ist ein langweiliger Bücherwurm und dazu noch Muttersöhnchen. Kein Wunder, dass er bei dem Objekt seiner Fantasien, Mary Haynes (Anne Cornwall), nicht gut ankommt. Sie ist das beliebteste Mädchen auf der Highschool und Freundin des Athleten Jeff Brown (Harold Goodwin). Nach dem Schulabschluss finden sich die drei auf dem Clayton College wieder. Ronald versucht dabei hartnäckig, als guter Athlet aufzufallen und so das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Leider hat er ab-

CHEECH & CHONG'S SMOKE BOX Keine Frage, wenn es darum geht, die Folgen von überzogenem Cannabiskonsum komödiantisch aufzuarbeiten, stehen die amerikanischen Komiker Cheech Marin und Tommy Chong an erster Stelle. In den 70er

Unsere Gewinner der Verlosung aus kult! Heft 12 – 2/2015: Stichwort kult!-Verlosung" "

Boney M.-Fan-Set: Peter Ligau, Greifswald Konrad Galonska, Unna Olaf Frerichs, Neuenkirchen

kult!-CD-Box-Set: Jürgen Stricker, Mechernich Susanne Dreier, Berlin

Figur Kleiner Maulwurf": " Michael Eckstein, Michelstadt Bernd Karrenberg, Velbert

DVD: Karl Seiler, Sasbachwalden Ursula Schüttner, Lauda-Königshofen Herbert Kellermeier, Minden

Box Hase & Wolf": " Mike Rohrig, Bielefeld Christoph Schwanke, Neumünster

Doppel-CD Smokie: Irene Jüngling, Bremen Helmut Bauer, Hardheim Rudy Dihan, München

Box Lolek & Bolek": " Sven Müller, Bremen Lutz Fleischmann, Schmalkalden

DVD-6 CD-Box Smokie: Gerit Kühnel, Leonstein (Österreich) Günter Schwab, Speichersdorf Viola Bauer, Erfurt

ab dem 13.11. im Handel, im Shop Seite 37 oder unter

www.goodtimes-magazin.de NikMa Verlag • Eberdinger Straße 37 • 71665 Vaihingen E-Mail: goodtimes@nikma.de • Telefon: 0 70 42/37660-160 Fax: 070 42/37660-188

GoodTimes

solut keine Ahnung von Sportarten wie Baseball, Leichtathletik oder Kugelstoßen, macht sich ein ums andere Mal lächerlich. Doch die Scherze der anderen Studenten können ihm nichts anhaben, solange es noch eine Chance mit Mary gibt, kämpft er weiter. Kann da vielleicht ein Kanurennen die Lösung sein? In diesem Stummfilm aus dem Jahr 1927 zeigt Buster Keaton (1895– 1966) einmal mehr seine begnadete Fähigkeit ohne Tricks, nur mit seiner Mimik und seiner Körpersprache für allerbeste Komik zu sorgen. Zusätzlich zur originalen Version (mit englischen, deutsch untertitelten Zwischentafeln) bietet die Blu-ray auch noch eine nachträglich deutsch synchronisierte Sprachfassung. (Starmovie, 64 Min.)

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from the past und 80er Jahren erlangten sie mit ihrer Comedy-Serie Cheech & Chong" Kultstatus, " erfanden nebenher mit anarchischem Humor und überdrehten Gags ein eigenes Genre: das Stoner-Movie. Zwischen 1980 und 1985 drehten sie auch sechs Langfilme, die es nun zusammen auf der Cheech & Chong's Smoke " Box" gibt. Zwar fehlt mit Viel Rauch um " Nichts" ihr erfolgreichster Film aus dem Jahr 1978, doch bieten die beiden Discs dieser Box mit dem Film A Million To Juan" und " der Pseudo-Dokumentation Jetzt hat's sich " ausgeraucht" zwei DVD-Premieren, darüber hinaus liefern Noch mehr Rauch um über" haupt nichts", Evil Bong", Born In East " " L.A." und McHale's Navy" allerbeste Un" terhaltung; wer auf Stoner-Movies, wer auf Cheech & Chong steht, der kommt hier voll auf seine Kosten. (Capitol Film/edel, 2 DVDs, 502 Min.)

DER DICKE IST NICHT ZU BREMSEN Fünf Jahre saß Bill Kiowa (Brett Halsey) unschuldig im Gefängnis, weil ihm der Gangsterboss Elfego den Mord an seiner Frau in die Schuhe schob. Endlich wieder auf freiem Fuß, heuert er den Kraftprotz O'Bannion (Bud Spencer) und drei zwielichtige Pistoleros an, um sich zu rächen: Der Plan ist, den Gangster kurzerhand umzulegen. Bud Spencer zeigt in diesem schnörkellosen Western, dass er weit mehr zu bieten hat als nur simplen Haudrauf-Humor, zeigt durch ungewohnt nuanciertes Spiel seine Klasse als Schauspieler. Trotzdem kam der Film Ende der 60er Jahre mit dem reißerischen Titel Stoßgebet für einen Hammer" ins Kino, für " die DVD-Version abgeändert in Der Dicke " ist nicht zu bremsen". Erstmals erscheint er nun als Blu-ray in restaurierter HD-Qualität, dazu Bonus-Material wie Originalkinotrailer, Textinterwiew, Artworkgalerie sowie ein aufschlussreicher Bildvergleich zwischen SDund HD-Fassung. (3L Film GmbH, 95 Min.)

ES WAR EINMAL ... DAS LEBEN Nach der Erde und den Menschen widmet sich der bärtige Wissenschaftler Professor Maestro in der neuesten Es war einmal ..."-Aus" gabe dem Leben. Dabei geht es auf eine aufregende Reise durch den menschlichen Körper, von A wie At-

mung bis zu Z wie Zelle wird alles genauestens unter die Lupe genommen und lehrreich vorgestellt. Herz, Nieren, Lunge, die Geburt, das Gehirn, die Muskeln, welche Organe gibt es, wie sehen sie aus, wie funktionieren sie. Dabei immer wieder verblüffend, welch Wunder das menschliche Leben eigentlich ist, wie wir vieles als ganz natürlich annehmen, was dazu im Hintergrund alles notwendig ist. Eingebettet in interessante Geschichten aus dem Alltag wird so eine Menge Wissen kindgerecht vermittelt, und auch der Humor kommt mit Maestros Freunden Dicki und Pierrot nicht zu kurz. Eine ebenso kurzweilige wie detaillierte Entdeckungsreise. (Studio Hamburg Enterprises, 6 DVDs, 650 Min.)

DIE BENNY HILL SHOW Die Benny Hill Show", diese kultige Sketch" serie, machte den Briten Benny Hill zum weltbekannten und äußerst w populären Komiker, im p Zeitraum zwischen 1955 Z und u 1988 lief seine Show in mehr als 100 Ländern! Sein m (zumindest anfangs) ge( wöhnungsbedürftiger Huw mor m überwand dabei alle Sprach- und Kulturbarrieren, rund um den Globus machten ihn sein mimisches Talent sowie seine äußerliche und stimmliche Wandlungsfähigkeit zum Star. Die rasanten Charakterwechsel, die er in seiner Show vollzog, seine Liebe zu skurril-verrückten Situationen und frechen Gags – bei denen er auch die eine oder andere Zote einbaute – sicherten Hill über Jahrzehnte eine treue Fangemeinde und machten ihn bis heute unvergesslich. Sein vielseitiges künstlerisches Repertoire reichte von Slapstick über Parodie bis hin zur Pantomime. Seine Drehbücher schrieb Hill selbst, er skizzierte dabei mit leichter Hand mit verhältnismäßig geringem Aufwand kuriose Charaktere und herrlich absurde Szenen. Neben der Parodie auf bekannte TV-Persönlichkeiten und das Fernsehen selbst entwickelte er ein ganzes Ensemble an immer wieder auftauchenden Figuren, die er voller cholerischer Energie und alles andere als zurückhaltend agieren ließ. Diese jetzt veröffentlichte, hochwertige 8-DVD-Box enthält sämtliche jemals im deutschen Fernsehen gezeigten Folgen der Benny Hill Show"! Als " Extra sind die kurz vor seinem Tod im Jahr 1992 entstandene Dokumentation Benny Hill " – The World's Favourite Clown" sowie eine bislang unveröffentlichte Bonus-Episode mit dabei, die (in englischer Sprachfassung) auf dieser DVD-Box ihre Deutschland-Premiere feiert. (edel, 8 DVDs, 965 Min. & Bonus 74 Min, Sprache: englisch, deutsch) Seite

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LEDERSTRUMPF Die Romane von James F. Cooper waren Vorlage für zahlreiche Verfilmungen, immer wieder wurde die Geschichte der Freundschaft zwischen dem Trapper Nat Bumppo und des Indianers Chingachgook vom Stamm der Mohikaner in unterschiedlichen Versionen verfi lmt. Die DVD Lederstrumpf" " bietet nun die Umsetzung der Geschichte aus Nordamerika, in der die Briten und die Franzosen Mitte des 18. Jahrhunderts um die Vorherrschaft in den neuen Kolonien kämpfen, aus dem Jahr 1965. Unter der Regie des Spaniers Mateo Cano sind hier Jack Taylor und Paul Müller in den Hauptrollen zu sehen, authentische Kostüme, wunderschöne Naturaufnahmen und herrliche Kulissen sorgen für einen Film, der sich erfreulicherweise weit absetzt von zeittypischen US-Western. Noch dazu bietet diese Verfilmung einen nostalgischen Charme, der einen zurückführt in die Zeiten, in denen man bei solchen Filmen gebannt vor dem Fernseher saß. (Starmovie, 81 Min.)

CALIMERO 1 + 2 Calimero ist ein kleines schwarzes Küken mit einer halben Eierschale auf dem Kopf. Er ist in Palermo zu Hause und geht dort mit seiner Freundin Priscilla in die Schule. Mit seinen Freunden erlebt er viele spannende und lustige Abenteuer, u denn natürlich ist er mit d seinen sechs Jahren genau s in i dem Alter, in dem jeder Tag T überquillt vor neuen Entdeckungen. Doch für E Calimero bietet das LeC bben noch viel mehr: Zeit vverbringen mit den besten Freunden der Welt, sich das F erste Mal ein kleines bisschen in ein hübsches Mädchen vergucken und immer versuchen, jeden Tag in ein aufregendes Abenteuer zu verwandeln. Er tut alles dafür, Dinge wieder ins Lot zu bringen, ist nie davon abzubringen, anderen zu helfen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch das erfordert eine Menge Mut von so einem kleinen Küken. Diese Einstellung macht Calimero zum Helden und zum großen Unterhaltungsspaß für Groß und Klein. Kleines Küken, großer Held – die abenteuerlichen und zu Herzen gehenden Geschichten mit liebevoll dargestellten Charakteren rund um Calimero und


seine beste Freundin Priscilla wurden völlig zu Recht mit einem International Emmy Kids Award für hervorragendes Kinderfernsehen ausgezeichnet. Und endlich gibt es nun die ersten Folgen um das Kultküken aus Palermo auf DVD zu sehen. (Universum, 88 Min. + 88 Min.)

HAPE KERKELING DIE OMA IST TOT + CLUB LAS PIRANJAS + WILLI UND DIE WINDZORS Oma Vera, ebenso rüstig wie trinkfreudig, reist mit Hund und Schnaps aus einer polnischen Kleinstadt per Bus nach Pinneberg, um mit Enkelin Linda, deren Ehemann Lothar und den beiden Kindern Jan und Christina ihren Geburtstag zu feiern. Gemeinsam mit Lothars spießig-verklemmten Eltern verbringt man einen feuchtfröhlichen Abend. Doch am nächsten Morgen ist die Oma tot. Obwohl Oma Vera eigentlich in ihrem Heimatort Kowalow neben Opa Pjotr liegen wollte, kann sich die Familie keine teure Überführung leisten. Da bleibt nur eins: die Oma selbst zu transportieren. Eine Reise voller Pannen beginnt, bis Oma endlich ihre letzte Ruhe gefunden hat. Eine Paraderolle für Hape Kerkeling, ebenso wie seine Darstellung als Animateur Edwin im Ferienclub Las Piran" jas"'. Mit dabei eine junge Tankwartsfamilie, eine fröhliche Rentnerin, eine Kosmetikverkäuferin mit Blick für das Männliche und ein gemütlicher Kassierer. Was sie dann im Ferienclub erwartet, sind vor allem die beiden Animateure Edwin und Biggi. Edwin, Stim-

mungsmacher und ständig m bemüht, die Erwachsenen b beisammenzuhalten, und b Biggi, Basteltante und B Spielkamerad für die KinS der. d Sie nehmen ihre Sache ernst, über weite Strecken e zu ernst: Vom Brennball " zum Kennenlernen" bis hin zu abendlichen Veranstaltungen mit Kostüm- und leider auch Teilnahmezwang: Das hält keiner der Gäste lange aus. Die ersten wollen weg, doch es gelingt ihnen nicht. Sie scheitern an der Clubdirektorin und vor allem an Edwin und Biggi, denen offenbar nichts, aber auch gar nichts entgeht. Kult ohne Frage auch Hape Kerkeling als ahnungsloser Verwandter des britischen Königshauses. Als das britische Unterhaus die Meldung verbreitet, dass die Monarchie abgeschafft ist, müssen Queen Elizabeth und ihre Verwandten umgehend das britische Empire verlassen. Nur Fergie und Andrew dürfen auf der Insel bleiben, bis Fergie ihre Schulden abgearbeitet hat. Vergeblich bemühen sich die Gestürzten" bei anderen europäischen " Königshäusern um Asyl. Überall wird abgewinkt. Als einziger Ausweg bleibt den blaublütigen Heimatlosen, Unterschlupf bei ihren letzten lebenden Verwandten in Hannover, den noch ahnungslosen Möbelhausbesitzern Willi und Else Bettenberg, zu suchen. Gastfreundlich wie die Bettenbergs, pardon: jetzt natürlich von Bettenbergs" sind, bieten sie der " königlichen Verwandtschaft ein kuscheliges

Plätzchen in ihrem bescheidenen Reihenhaus an. Natürlich auch klar, dass die neuen Lebensumstände der Royals zu zahllosen grotesken Situationen führen. (Studio Hamburg Enterprises, 83 Min. + 88 Min. + 86 Min.)

MACGYVER DIE KOMPLETTE COLLECTION Wenn das nicht mal die Vollbedienung für MacGyver-Fans ist, zusammen in einer Box gibt es nun auf 38 DVDs alle 139 Episoden der ebenso unterhaltsamen wie sympathischen Actionreihe. Warum? Weil waffenlose Action und kreativer Erfindergeist einen Namen haben: einen Namen, der als MacGyvering" sogar in den " englischen Wortschatz einzog. Richard Dean Anderson überzeugt in seiner Paraderolle als gewaltfreier Waffenhasser, als bastelnder Vokuhila und als genialer Geheimagent. Angus MacGyver ist ein früheres Mitglied einer amerikanischen Spezialeinheit, der über ein riesiges chemisches, physikalisches und elektronisches Wissen verfügt. Im Auftrag der Stiftung Phoenix Foundation übernimmt er riskante Aufträge, die ihn zur Not auch mal um die ganze Welt führen. MacGyver verzichtet bei seinen Missionen konsequent auf Waffen, mit Ausnahme seines Schweizer Armeemessers. Allerdings hindern ihn seine außergewöhnlichen naturwissenschaftlichen Fähigkeiten nicht daran, bei Bedarf aus handelsüblichen Haushaltschemikalien hochexplosiven Sprengstoff herzustellen. Sein Chef und gelegentlicher Partner ist der äl-

Studio S tudio Hamburg Hambur -Beat Club Clu ub (1/3 quer)

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from the past tere Pete Thornton, ein immer wiederkehrender Gegenspieler ist der Auftragskiller Murdoc, dessen üble Pläne regelmäßig von MacGyver durchkreuzt werden. Ein wahrlich explosives Actionpaket! (CBS, 38 DVDs, 6325 Min.)

DICK TRACY DIE ORIGINAL TV-SERIE EPISODEN 1– 4 Dick Tracy ist kein muskelbepackter Superheld im Kostüm, sondern ein pflichtbewusster und sensibler Detektiv im Kampf gegen die übelsten Unterwelttypen der Stadt. Zusammen mit dem Straßenkind Kid legt er sich mit der ehren" werten Gesellschaft" an und gerät somit schnell an die Spitze ihrer Abschussliste. Zu Beginn der 50er Jahre wurde die aus den 30er Jahren stammende Comicserie von Chester Gould mit Ralph Byrd in der Titelrolle für das US-Fernsehen verfilmt. In diesen vier ersten Episoden muss Tracy sich immer wieder aus tödlichen Situationen befreien. Dauernd wird er mit der Bande der gefürchteten Spider-Gang konfrontiert, ist drauf und dran, dem Gangsterboss Paul Adair endlich das Handwerk zu legen. Herrlich nostalgische Schwarz/ weiß-Unterhaltung, als Extras gibt es eine Biografie, Trailer- sowie Slideshow. (Starmovie, 90 Min.)

Bücher TITANIC BOY GROUP: GREATEST HITS Von Oliver Maria Schmitt/Thomas Gsella/Martin Sonneborn 2015, Rowohlt Berlin ISBN 978-3-87134-818-1 336 Seiten; 25 Ð

Mit Martin Sonneborn (zurzeit EU-Abgeordneter), Oliver Maria Schmitt und Thomas Gsella hat die Titanic" drei Autoren/Darstel" ler hervorgebracht, die Deutschland seit über 20 Jahren den Finger auf wunde Punkte legen. Sie sind vom Papst verklagt worden ( Die " undichte Stelle ist gefunden!"), vom Bundespräsidenten und von der FIFA, was ihrer Popularität einen zusätzlichen Schub verlieh. Politik, Religion, gesellP schaftliche Zustände – kein s Thema ist ihnen zu heilig, T um u es nicht richtig durch den d Kakao zu ziehen und damit gleichzeitig zu bed weisen, dass sich die so gew nannte Realität mittlerweile selbst schon ins Absurde

gesteigert hat. Auf über 300, im Titanic"-Stil " layouteten Seiten, sind nun zahlreiche kultige Reportagen der letzten 20 Jahre zu finden, die man gelesen haben muss. Gut, dass es noch Menschen mit so einem Format gibt, die mit den Mitteln der Parodie/Komödie/Ironie auf den alltäglichen Wahnsinn" hinweisen. " Erstklassig!

DIE ULTIMATIVEN FERNSEHFAMILIEN DER 80er Von Niklas Hofman und Klaus Raab 2015, Suhrkamp ISBN 978-3-51846-518-9 160 Seiten; 8,99 Ð

Gab es nicht schrecklich nette Fernsehfamilien in den Achtzigern? Wer jetzt an Al Bundy und seinen Clan denkt, liegt richtig, vergisst aber die Ewings ( Dallas"), Diese Drom" " buschs", Alf" und die Tanners oder Lin" " denstraße" (der Denver Clan" wird merk" würdigerweise unterschlagen). Nach einer g humorvollen Vorstellung der Kultserien folgen Listen, bei denen alle nur erdenklichen Charakteristika verglichen oder gegenübergestellt werden. Wer fuhr welchen Wagen? Wie sieht es mit der Ernährung aus? Wer waren die intriganten Figuren? Dadurch werden nicht nur Erinnerungen geweckt, sondern auch Strukturen aufgezeigt, die den Erfolg der überaus populären Filmchen erklären. Das locker und ein wenig frech geschriebene Buch beweist Humor und lässt eine Ära Revue passieren, in der man in Ermangelung eines Videorekorders immer noch pünktlich vor der Glotze sitzen musste.

1000 SNEAKER 2015, edel Books ISBN 978-3-84190-360-0 208 Seiten; 14,95 Ð

Sneaker sind natürlich weit mehr als nur schnöde Turnschuhe – Sneaker sind eine Lebensphilosophie! Ausgehend von der HipHopszene New Yorks setzten diese Sportschuhe ab Mitte der 70er Jahre zu einem weltweiten Siegeszug an. Sportler, Künstler oder Popstars machten ihre Lieblingstreter zu Ikonen: Der "Air Jordan" wurde dank Basketball Superstar Michael Jordan unsterblich, der Superstar" verdankt " seine Berühmtheit den Rappern von Run DMC, John Lennon machte den Spring Court" zum " Kultobjekt. Keine Frage, Turnschuhe – wie Seite

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man sie früher nannte – gehören mittlerweile fest zur Popkultur, zur Mode, wurden zu Fashionsymbolen ganzer Generationen. Der Bildband 1000 Sneaker" zeigt 1000 Snea" kermodelle, die es in den letzten rund 40 Jahren auf dem deutschen Markt gab und gibt, dazu Kurzportraits der wichtigsten Hersteller und Marken. Dabei reicht das Spektrum von echten Klassikern wie den Converse-Chucks bis hin zu limitierten Sondereditionen und raren Fundstücken; am meisten Spaß macht es jedoch, ziellos hin und her zu blättern und mit vielen der abgebildeten Schuhen andere Erinnerungen (wieder) zu entdecken. Toll gemacht, klasse Geschichte!

MOVIES – SOUND! CAMERA! ACTION! 2015, ear Books, edel ISBN 978-3-94357-315-2 200 Seiten, 8 CDs; 49,95 Ð

Was wäre ein guter Film ohne die dazu passende Musik, was wäre Spiel mir das Lied " vom Tod" ohne das gespenstische Heulen der Mundharmonika, was wäre Halloween" " ohne John Carpenters Horror-Piano-Stakkato, was wäre Der dritte Mann" ohne das auf " einer Zither gespielte "Harry-Lime-Theme", oder wer könnte sich die Hubschrauberszene aus Apokalypse Now" ohne Wagners g " "Ritt der Walküren" vorstellen? Eine schier unglaubliche Auswahl aus solchen Filmmusikperlen bietet jetzt der großformatige Bildband Movies", der auf " fast 100 Jahre Filmgeschichte zurückblickt. Dabei wird jeder Film auf einer Doppelseite kurz mit den wichtigsten Produktionsinfos wie Regisseur, Schauspieler, Budget und Einspielergebnis vorgestellt, dazu (in Deutsch und Englisch) der Filmplot sowie ausgiebiges Bildmaterial. Was dieses Earbook von zahlreichen ähnlichen Veröffentlichungen abhebt, das sind die acht CDs (mit rund neun Stunden Spielzeit!), die man in den Hardcover Umschlagsseiten findet. Denn dort gibt es die Musik zu hören, mit der die vorgestellten Streifen Kinogeschichte schrieben, von "As The Times Go By" aus Casablanca" über "America" aus der West " " Side Story", Monty Pythons "Always Look On The Bright Side Of Life", "Misirlou" aus Pulp Fiction", "My Heart Will Go On" aus " Titanic", "The Fellowship" aus Herr der " " Ringe", "Solomon" aus 12 Years A Slave" " bis zu den "Main Themes" aus Filmen wie Psycho", Die glorreichen Sieben", Star " " " Wars", Alien", Schindlers Liste" oder Der " " " weiße Hai".


ISBN 978-3-94357-316-9 220 Seiten; 49,95 Ð

Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar " nicht ernst genug nehmen kann" sagte einst Jacques-Yves Cousteau völlig zu Recht. Ein Beleg für diese Thesee ist ohne Frage dieser jetzt veröffentlichte dicke Bildband mit dem Titel Vintage " Toys". Chronologisch aus der Jetzt-Zeit in die Vergangenheit wandernd, werden dabei zahlreiche KultSpiele abgebildet und (englisch/deutsch) englisch/deutsch) kurz beschrieben, und wer sich dabei nicht an die eigene Kindheit (oder die seiner Kinder und Enkel ...) zurückerinnert, ist selbst schuld. Noch gar nicht so lange ist es her, als das virtuelle Haustier Tamagotchi" die Kinder" zimmer bevölkerte, über die Game-Invasion aus Japan (Playststion, Game Boy, Sega Mega Drive, Nintendo Entertainment System, Casio CG-300 Western Bar, Game & Watch) und Spielen wie Scotland Yard", Monopoly", " "

Mensch ärgere Dich nicht", Memory", Vier " " " Gewinnt", Scrabble", Malefiz", Risiko", " " " Trivial Pursuit", Schiffe versenken" oder " " Die Siedler von Catan" bis zu Kult-Klassi" kern wie Barbie, Lego, den Matchbox HotWheel-Autos, dem Zauberwürfel, Playmobil, dem Bobby-Car, Fischertechnik, der Carrera Autorennbahn, dem Hula-Hoop-Reifen, den Fußballspielen Subbuteo oder Tipp-Kick. Keine Frage, eine herrliche Rückschau!

FIGURENWELTEN NACH KARL MAY Von Malte Ristau und Wolfgang Willmann 2015, Karl-May-Verlag ISBN 978-378020-128-7 432 Seiten; 39,90 Ð

Schon zu Lebzeiten von Karl May (1842– 1912), nämlich im Jahr 1906, kamen die ersten Figuren auf den Markt, die sich unmittelbar auf von ihm beschriebene Charaktere bezogen. Sie stammten von der Firma Ernst Heinrichsen aus Nürnberg, waren flache Zinnfiguren und orientierten sich an den Jugendromanen Der Schatz " im Silbersee", Der Ölprinz" und Der Sohn " " des Bärenjägers". Ab diesem Zeitpunkt zogen

Rund 1000 Abbildungen!

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Erstmals mit Karl May! für deutschsprachige Romanhefte, Bücher von Karl May und Leihbücher

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Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.00 – 19.00 Uhr Sa 10.00 – 14.00 Uhr Ständiger An-und Verkauf!

In unserem Laden findet Ihr neue Comics aller Verlage und alte Comics von 1945 bis heute, wie Micky Maus ab 1951, Sigurd, Felix, Bessy usw. AUSSERDEM FOLGENDE SAMMELGEBIETE: alte Romanhefte von 1900-heute alte Musikzeitschriften wie Bravo, POP, Musikparade, Popfoto usw. Erotikmagazine von 1950-1980 Sammelbilderalben wie Panini, Voss usw. Filmprogramme Kinderbilderbücher Figuren der Firma ELASTOLIN, Timpo-Toys

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ddie Helden, Bösewichte und u Komparsen aus Karl Mays Romanen in die M kindliche Spielwelt ein, k zunächst aus Zinn, dann z auch aus Masse- und a Kunststoff. Mit FiK " gurenwelten nach Karl g May" ist den beiden Autoren Malte Ristau und Wolfgang Willmann nun der Spagat zwischen wissenschaftlicher Aufarbeitung und kurzweiliger Vermittlung dieses faszinierenden Themas gelungen; hier kommt keine Facette zu kurz, weder wie es dazu kam, dass erstmals Figuren aus Romanen in die Welt der Spielzeuge einzogen, noch mit welcher Akribie die Charaktere, ihre Accessoires und die Kulissen ihrer Abenteuer nachgebaut wurden. Dass die Reise durch Mays Figurenwelt auch ein visueller Leckerbissen ist, dafür sorgen zahlreiche Abbildungen, Katalogauszüge, Bestelllisten und Anweisungen zum Bemalen, höchst interessant auch immer wieder, in welchen Nuancen sich die Figuren unterschiedlicher Hersteller oder Epochen unterschieden oder wie der KarlMay-Verlag mit den Gestaltern jedes kleinste Detail diskutierte. Ein großartiges Buch!

ZEITGEIST TOUR 2015 CLIMAX BLUES BAND 24.10.’15 Blue Notez Club, Dortmund WAR OF KINGS TOUR 2015 EUROPE Support: THE VINTAGE CARAVAN 29.10.’15 Turbinenhalle II, Oberhausen LIVE & LOUD 2015 · GUEST: VIBRAVOID THE PRETTY THINGS 11.11.’15 turock, Essen FUNTOWN TOUR 2015 RANDY HANSEN (USA) 12.11.’15 turock, Essen NEVER BE CLEVER TOUR Dany Lademacher’s WILD ROMANCE 12.11.’15 Zentrum Altenberg, Oberhausen DIE 3/4 JAHRHUNDERT TOUR GURU GURU 20.11.’15 Gdanska, Oberhausen 21.11.’15 Blue Notez Club, Dortmund THE KILLER INSTINCT EUROPEAN TOUR BLACK STAR RIDERS 21.11.’15 turock, Essen ROCK THE HAUS TOUR 2015 URIAH HEEP 28.11.’15 Turbinenhalle II, Oberhausen I’M BACK TOUR 2015 WALTER TROUT (USA) 03.12.’15 RuhrCongress, Bochum TEMPERATURE RISING TOUR 2015 DANNY BRYANT (UK) 05.12.’15 Zentrum Altenberg, Oberhausen JUKEBOX TOUR 2015 CHRIS THOMPSON 11.12.2015 blue notez Club, Dortmund

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from the past CDs VARIOUS ARTISTS PARTYKELLER-KNALLER Spätestens an Silvester steht man wieder vor dem alten Problem, welche Musik denn nun den Partykeller beschallen soll. Abhilfe könnte da der Dreierpack mit dem programmatischen Titel PARTYKELLER-KNALLER schaffen, der sich mittels 60 Liedern einmal quer durch die deutsche Schlagerwelt der letzten 50 Jahre bewegt. Mit Heinos "Karamba, Karacho, ein Whiskey (in Rio De Janeiro)" geht die Party los, über Gittes "Ich will 'nen Cowboy als Mann" und "Es war einmal ein Jäger" von Katja Ebstein geht es bis zur "Motorbiene" von Benny Quick. Auf dem zweiten Tonträger reicht das Spektrum von Wencke Myhre mit "Er hat ein knallrotes Gummiboot" über Dorthes "Wärst du doch in Düsseldorf geblieben" und Howard Carpendales "Das schöne Mädchen von Seite 1" bis zum Kult-Party-Hit "Tanze Samba mit mir" von Tony Holiday. Auch die dritte CD liefert massenweise kultverdächtige Partyware, wie Roy Black & Anita mit "Schön ist es auf der Welt zu sein", die "Sauerkraut-Polka" von Gus Backus, "Ich möcht' der Knopf an deiner Bluse sein" von Bata Ilic, Chris Roberts' "Mein Name ist Hase" oder "Du, die Wanne ist voll" von Dieter Hallervorden und Helga Feddersen. Damit dürfte die Party gerettet sein ... (Electrola/Universal, 2015, 3 CDs)

NANA MOUSKOURI + PETER ALEXANDER + VICKY LEANDROS ORIGINALE ALBUM-BOX Neues aus der Vergangenheit auch aus dem Hause Electrola, dessen wunderschön gestaltete ORIGINALE ALBUM-BOX-Reihe wieder drei klasse Fortsetzungen bietet. Das Konzept dieser Boxen ist so eeinfach wie unschlagbar, jjeweils fünf LPs werden iim Originaloutfit als CD veröffentlicht, klanglich v auf a den neuesten Stand gebracht und dazu noch um ein paar BonusTracks (meistens längst vergriffene Single-Aund B-Seiten) erweitert. Vor allem, da es fast alle dieser Alben zuvor noch nie auf CD gab, ist diese Reihe natürlich die ideale Gelegenheit wieder einmal stilecht in die Musik seiner Jugend einzutauchen.

Bei Nana Mouskouri bietet der Fünferpack die Einzelalben DIE WELT IST VOLL LICHT (1976), SING DEIN LIED (1979), WENN ICH TRÄUM ... (1980), MEINE LIEDER SIND MEIN LEBEN (1981) und NANA (1982), hier stammen die insgesamt zwölf Bonus-Titel von der 1982er LP EIN LEBEN ZU ZWEIT. Schier unerschöpflich natürlich die Möglichkeiten, LPs von Peter Alexander auszuwählen, hier geht es mit MELODIEN ZUM VERLIEBEN, MIR GEHT'S WUNDERBAR, WIENER SPAZIERGÄNGE, SPAZIERGANG DURCH DAS LAND DER OPERETTE sowie ALEXANDER DER GROSSE durch die Zeitspanne von 1960 bis 1966. Fünf Jahre umfasst der Zeitraum, aus dem die Alben von Vicky Leandros stammen, von 1971 bis 1975 veröffentlichte die Sängerin, die sowohl die ggriechische als auch die ddeutsche Staatsbürgersschaft besitzt, folgende LPs: ICH BIN, VICKY L LEANDROS, MEINE L FREUNDE SIND DIE F TRÄUME, MEIN LIED FÜR DICH sowie (als besondere Rarität) ACROSS THE WATER, die LP, die sie 1975 komplett in englischer Sprache aufnahm. (Electrola/Universal, 2015, jeweils 5 CDs)

PRÄSENTIERT CLASSIC ROCK + POP & WAVE + FUNKY DANCE GROOVES + AMIGA Zusammen mit den Spezialisten von Sony Music präsentiert unser Magazin nun mit vier weiteren CD-Boxen (mit je drei Discs) die nächste Runde der kult! präsentiert"-Reihe. Auch dieses Mal " stehen wieder die langen Versionen zahlreicher Kultsongs im Fokus, auf CLASSIC ROCK gibt es gut 16 Minuten britischen 70er- Jahre-Rock von Uriah Heepp ("Salisbury") zu hören, unver( Sa zichtbar natürlich auch die z knapp elf Minuten Deep k Purple ("Child In Time"), P knapp zehn Minuten Meat k Loaf ("Bat Out Of Hell") L oder o die fast ebenso lange Maxiversion von Frankie M Goes To Hollywoods "The Power Of Love". Eine ganze Menge selten zu findende Versionen bietet auch der mit POP & WAVE betitelte Dreierpack, direkt hintereinander gibt es sowohl After The Fire als auch Falco mit ihren Maxiversionen von "Der Kommissar", dazu geben sich zahlreiche bekannte Bands und kultige Künstler der 80er Jahre mit ihren Extended Versions ein Stelldichein, von Duran Duran ("The Wild Boys") über Kajagoogoo ("Too Shy") Seite

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und u den Thompson Twins ("King For A Day") bis zu ( Visage ("Fade To Grey"). V Wie W gemacht für ausufernde Discoversionen sind natürD lich li auch die Songs. die man auf FUNKY DANCE GROOVES findet, hier reicht die Bandbreite von Boney M. ("Suny ny") über Herbie Hancock ("Stars In Your Eyes") und die Jacksons ("Walk Right Now") bis zu den Isley Brothers ("For The Love Of You") und Alan Parsons Project ("I Wouldn't Want To Be Like You"). Besonderen Kultstatus genießt dann die mit AMIGA betitelte 3-CD-Box, hier geht es weit zurück in die Archive des ehemaligen DDRLabels, hier gibt es musikalische Leckerbissen, die wahrscheinlich nur ausgewiesene Spezialisten bisher in ihren Plattenschränken hatten, wie Monokel mit "Das Monster vom Schilkinsee oder der Bär, der Frohsinn bringt", die Skalden mit "Krywán, krywán" oder den "Maskentanz" vom Orchester Walter Kubiczek. Daneben bietet diese Rückschau natürlich auch die Lieder, die damals auch außerhalb der DDR bekannt waren wie die gut 17 Minuten von Citys "Am Fenster", "Kampf um den Südpol" von Stern Combo Meißen, "Es fällt mir schwer" von den Puhdys, Wolfgang Ziegler & Ute Freudenberg mit "Es gibt für mich kein fremdes Lied", "Die Glocke Zweitausend" von Tamara Danz & Herbert Dreilich oder "Tritt ein in den Dom" von Electra. Tolle Musik, klasse präsentiert! (Sony Music, 2015, 4 x 3 CDs)

RALPH SIEGEL DIE AUTODISCOGRAFIE Am 30. September hat der Münchner Hit" Macher" Ralph Siegel seinen 70. Geburtstag gefeiert. Also der Mann, der in den letzten 50 Jahren die deutsche Musikszene und Schlagerlandschaft entscheidend geprägt hat. Weit über 2000 Siegel-Songs sind bei der Gema registriert, darunter viele für den Eurovision Song Contest, für Heino, Rex Gildo, Costa Cordalis, Udo Jürgens, Peter Alexander, Dschinghis Khan, Katja Ebstein, Roy Black, Chris Roberts, Lena Valaitis, Ireen Sheer, Penny McLean, Nicole; auch zahllose andere Künstler haben Lieder von Siegel aufgenommen. Jetzt ist zum Wiegenfest seine AUTODISCOGRAFIE auf vier CDs erschienen: mit allen Hits, vielen Raritäten, einem Grand-Prix-Mix sowie einer eigens aufgenommenen Hörbuch-CD mit Anekdoten zu seinen Songs und Künstlern sowie auch seinem Label Jupiter Records. (Sony Music, 2015, 4 CDs)


Hörbücher DAN SHOCKER MACABROS CLASSICS – DER MONSTERMACHER An Dan Shocker kam wohl kaum ein Horrorfan der 70er Jahre vorbei, die Romane, die der 2007 verstorbene deutsche Autor Jürgen Grasmück unter diesem Synonym schrieb, gehören zum Besten des Genres. Neben B den d Hörspielen erscheinen seine Romane nun auch s als a Hörbücher, den Anfang macht die gut dreistündige m Doppel-CD DER MONSD TERMACHER. Die StoT ry: r Um den taubstummen japanischen Rennfahrer Onio Yamahoki beim Grand Prix von Südfrankreich siegen zu sehen, sabotiert der Trainer Tonka Hamado mit Hilfe seiner Techniker den Wagen des einzig harten Konkurrenten für Yamahoki, Björn Hellmark. Während des Rennens verliert Hellmarks Wagen das linke Vorderrad, und Hellmark wird mit inneren Blutungen ins Krankenhaus gebracht. Sein Vater, der Industrielle Alfred Hellmark, und seine Freundin Carminia Brado bangen um sein Leben. Dann beginnt der Horror, mysteriöse Ereignisse nehmen ihren Lauf, Björn Hellmark begegnet als geisterhafte Erscheinung sowohl seiner Freundin als auch seinem Vater und teilt beiden mit, dass er überleben wird. Gelesen von Brigitte Carlsen und behutsam um Spielszenen mit Geräuschkulisse und Musik erweitert, nimmt einen diese Gruselgeschichte – selbst wenn man sie schon kennt – immer noch gefangen wie in jenen Tagen, als man sehnsüchtig am Kiosk auf jeden neuen Dan-Shocker-Roman wartete. (WinterZeit/Soulfood, 2015, 2 CDs, 186 Min.)

LARRY BRENT DAS GRAUEN SCHLEICHT DURCH BONNARDS HAUS + DIE ANGST ERWACHT IM TODESSCHLOSS + IM KABINETT DES GRAUENS Kult ohne Frage ist auch die Larry Brent"-Reihe " von Dan Shocker. Neben Romanen und Hörspielen gibt es die Abenteuer des Spezialagenten Larry Brent nun auch als Hörbuch (erweitert um Geräusche und Musik) auf jeweils zwei CDs. Erstmals erscheinen die Geschichten nun in der chronologischen Reihenfolge der Originalromane, so dass sich diese Figur langsam und logisch entwickeln kann. Der Arbeitgeber Brents, die PSA (Psychoanalytische Spezialabteilung), ist eine internationale Organisation zur Verbrechensbekämpfung übernatürlicher und unge-

wöhnlicher Fälle. Die PSA rekrutiert ihre Mitglieder dabei aus Angehörigen der Geheimdienste aller Länder. Geleitet wird sie von David Gallun alias X-RAY-1, der seinen Agenten nur als Stimme bekannt ist und dessen Identität geheim bleibt. In Folge 1 muss Brent alias X-RAY-3 sich um Vampire kümmern, die mit X-RAY-18 schon einen Kollegen auf dem Gewissen haben und Brent alles abverlangen. In Folge 2 wird Brent dann offiziell bei der PSA aufgenommen und muss seine Klasse zusammen mit einem Kollegen im Schloss des Duke Of Huntington zeigen, in dem sich unerklärliche Dinge abspielen. In der dritten a Folge geht es um einen F Massenmörder, der 20 JahM re r nach seiner Hinrichtung sein Versprechen, sich zu s rächen, in die Tat umsetzen r möchte – dabei aber nicht m mit Larry Brent gerechnet hat ... (WinterZeit/Soulfood, 2015, 166 Min. + 168 Min. + 142 Min.)

RAUMSCHIFF PROMET DER VERLORENE SOHN + DAS AUGE DES BÖSEN Mit den Fortsetzungen Nummer 3 und 4 liefert WinterZeit Audiobooks ein zweiteiliges Science-Fiction-Hörspiel, bei dem sich das Raumschiff Promet am Rand unseres Sonnensystems befindet und dort eine unglaubliche Entdeckung macht: Eine fremde Raumstation gewaltigen Ausmaßes türmt sich vor ihm auf, zeitgleich sorgt man sich auf der Erde um die Astronauten, die di A di spurlos verschwunden sind. Das gefällt weder Harry T. Orell noch der Space Police, die gerade dabei ist, dem Industriemagnaten Schwierigkeiten zu machen. Da steht Raumschiffkommandeur Peet vor einem ganz anderen Problem: Soll er dem Rest der Mannschaft mitteilen, dass sich mit Arn Borul ein Außerirdischer unter ihnen befindet? Mit der zweiten CD geht die Geschichte weiter, Peet und Arn Borul sind an Bord der fremden Raumstation, haben aber den Kontakt zur Promet verloren. Auf der Erde sitzt Harry T. Orell nicht nur die Space Police im Nacken, sondern auch die Konkurrenz, die Wind davon bekommen hat, dass die Promet ohne Genehmigung gestartet ist. (WinterZeit/Soulfood, 2015, 2 CDs, je 60 Min.)


Zum Tod von Pierre Brice:

Winnetou wurde ja schon 1965 vom großen Manitou abberufen, am Ende der Karl-May-Trilogie. Er hat sich seither jedoch im übertragenen Sinn als unsterblich erwiesen. Dass Pierre Brice seinem Alter Ego irgendwann würde folgen müssen, war so klar wie das Wasser des Rio Pecos. Aber ist darum nicht weniger traurig ...

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a trauerten wir also um jemanden, den die „Bravo" schon ein Jahrzehnt zuvor mit der Kampagne „Winnetou darf nicht sterben" retten wollte. Zu spät. Und irgendwie ahnte ja auch unsere Generation immer,, dass wir den Tag erleben würden, an dem unser großer roter Bruder tatsächlich sterben müsste: Pierre Brice, der B lleibhaftige Winnetou. Als Journalist traf ich ihn dann vor 17 Jahren. Damals spielte er in der Schweiz d Theater. Ein Lustspiel, so weit weg von Karl May wie T gekommen war,, iirgend möglich. Das Publikum,, das g um Winnetou mal u in i echt zu sehen, eerlebte auf der Bühne einen lustvoll B aaufspielenden Pierre Brice, der erkenB nen n ließ: Er konnte m mehr als nur den Häuptlingssohn! Wie das war, das W Idol seiner Kindheit I zu z treffen? Ein bisschen so, wie wenn c Keanu Reeves als K R l Neo N endlich den Architekten hit kt der d Matrix M t i trifft, t ifft den d Erschaffer seines eigenen Universums. Man erwartet Gott und findet einen einfachen Menschen vor. n seiner Garderobe waren nur die Lampen am Schminkspiegel an. Pierre Brice trug sein ergrauendes Haar lang, freilich nicht so lang, wie die Perücke in den Filmen damals war. Die adligen Gesichtszüge, die hohen Wangenknochen – alles war noch am selben Platz. Als Fan outete ich mich nicht, das wäre ja unprofessionell gewesen. Tatsächlich

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Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber

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ls die Nachricht von Pierre Brices endgültigem Abschied kam, zog unsere Kindheit nochmals vor dem inneren Auge vorbei, als seien wir gerade selbst dem Tode nah: diese Mutproben der Jungenspiele, Blutsbrüderschaft mit stumpfen Taschenmessern,, p das Anschleichen durch hohes Gras, das Anbinden unschuldiger Mädchen am Baum. Und immer diese eingängige Mundharmonikamelodie im Ohr. Eine lange Kinderzeit, geprägt von Winnetou. Der Pueblo-Indianer ging ja schon 1965 in die ewigen Jagdgründe ein (respektive in den christlichen Himmel, denn im letzten Teil konvertierte der Heide zum Christentum). verstarb ) Winnetou Wi t t b also l sogar noch h vor meiner Geburt. Doch Wiederaufführungen im Kino und regelmäßige Wiederholungen im Fernsehen machten die Jungen meines Jahrgangs glauben, die Winnetou-Welle rolle noch immer. Und als der 3. Teil nochmals ins Kino kam, da meinten wir, angenietet in unseren Kinosesseln, den Märtyrertod des edlen Apachen als Allererste mitzuerleben: Jungen dürfen nicht weinen. Außer am Ende von „Winnetou III".

Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber

Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber

Winnetou, wo bist du nur, jetzt, wo wir dich brauchen?


l lawischen Statisten nicht auf. Wir blendeten aus, dass d die Silberbüchse nur zwei Schuss abgeben könnte, iim Notfall aber nie nachgeladen wurde. Und ebenso w wenig merkten wir, dass die samtene Stimme, mit der d der Franzose auf Deutsch zu uns sprach, gleich zwei SSynchronsprechern gehörte (die ansonsten auch noch SSteve McQueen ihre Stimme liehen). Dass der Indianer d das Anschleichen als Fallschirmjäger für sein Land im Algerien A Krieg trainiert hatt Algerien-Krieg hatte, war uns Jungs nicht bewusst. Es war ja schon verstörend b vers genug für Kinder, wenn die Stars in ihren unverwechselbaren plötzli bei Rudi Carrells „Am Kostümen plötzlich laufenden Band Band" auftraten. er Tag, an dem ein Junge seine MattelMattel-Action-Figur beerdigte und das Sammelalbum mit den sorgfältig eingeklebten Bildchen in eine K Kiste legte, markierte den Abschie von der unbeschwerAbschied ten Win Winnetou-Kindheit und den Beginn des Erwachsenseins. i dieser neuen Welt wieDoch in G und Böse keine klaren sen Gut Kontu Konturen mehr auf, und wir spürte dass wir dem Vorbild spürten, W des Winnetou nicht gerecht würde „Er war Freund und würden: Beschü Beschützer aller Hilflosen, aber unerbi unerbittlicher Gegner aller Ungere Ungerechten", wie es in Teil 1 über ihn hieß. Irgendwann mussten wir uns eingestehen, dass ein solche solcher Streiter für Recht und Gerechtigk Gerechtigkeit aus uns nicht geworden war. U Und dennoch, irgendwie war der gro große Bruder nie ganz weg. Seine ikonen ikonenhafte Silhouette erschien manchmal am Horizont unseres Unterbewus wusstseins. Als wollte er uns so eloquen eloquent wie eh und je sagen: „Winnetous Herz ist schwer, dass sein weißer weiße Blutsbruder die Pfade des Guten verlassen hat ..." m F Finale der Trilogie steht Win Winnetou am Rand eines Sees, Kirchenglocken dringen an sein Ohr Ohr, er sinn sinniert über den Übergang iins Jenseits. Ebenso so unausweichlich wie der F Filmtod 1965 kam n nun also, genau 50 Jahre später, am 6. Juni 2015 die Meldung vom T Tod von Pierre B Brice. Und es war seltsam zu sehen: D Die Jungen von damals, heute gestandene M Männer, erinnertten sich an ihre Schwüre, für das d St ti h wurde d Gute einzutreten. A An jjedem Stammtisch die gute alte Zeit wieder zum Thema. Der N Name Winnetou war einmal mehr in aller M Munde. Es war wieder, wie die Erzählerstimme am Anfang von „Winnetou I" uns wissen lließ: „Sein Name lebte in jedem Zelt, in jeder B Blockhütte, an jedem Lagerfeuer." Roland Schäfli

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nahm ich mir vor, das Stichwort „Winnetou" gar nicht zu geben. Doch Pierre Brice kam selbst darauf zu sprechen. Über sein Typecasting als edelmütiger Häuptling. „Ich bin gefangen in einer Rolle." Das muss ihn als Schauspieler viele andere gute Auftritte gekostet haben. An diesem T Tag war Winnetous He Herz jedenfalls nicht leic hi Pi i noch h nicht i ht mit it sich i h selbst lb t im i leicht. Zu jener Zeit schien Pierre B Brice Reinen. R cch sprach prach ihn auf d die Action-Figur attel an: die von Mattel WinnetouPuppe, die man damals h a b e n musste (am besten zu mmen zusammen mit Pfe Pferd Iltschi, mit beweglichen Ge ken!). Daran Gelenken!). ko te er sich nicht konnte er ern, gab aber erinnern, zu dass natürzu, li auch er vom lich Merchandising p tiert habe. Das profitiert e nert mich an erinnert e Gespräch mit ein H st Wendlandt, Horst d m dem Erfinder d der Karl-MayFil i Der D wollte ll sich i h partout nicht i h d i , dass ass seine eigeg Filmserie. daran erinnern, nen Western auch in den USA liefen, unter reißerischen Titeln, und dort als solide B-Movies aufgenommen wurden. Und auf die Frage, wie er darauf gekommen sei, den Shatterhand mit Lex Barker zu besetzen, lachte der Produzent nur, süffisant sogar: „Ach, der Lex. Der brauchte doch das Geld!" Begegnungen mit den Erfindern dieser Traumwelt zerstören das Bild, das man sich im Kopf zurechtgelegt hat. Karin Dor, das anmutige Indianermädchen Ribanna, vertraute mir an: „Ach, die schönen Zöpfe, das waren Haar-Extensions ..." Und Elke Sommer, das Fräulein-Wunder? Die so viel international gedreht hat, dass ihr Euro-Western nur eine Fußnote ist? Sie war mehr an meiner Krawatte interessiert als an einer Unterhaltung über „Unter Geiern". ass das Karl-May-Universum erfunden ist und die Figur nur von einem Schauspieler dargestellt wird, der auch seine Sorgen hat, Steuererklärungen ausfüllt und Kompost in den Garten trägt, musste man als Junge Stück für Stück erst begreifen. Uns fielen die schief sitzenden Perücken der jugos-

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Schluss mit ruppig Defender

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ie Einladung zur Beerdigung kam Anfang August: „Werden Sie Zeuge, wie die letzten Defender vom Band rollen", schrieb Barbara Jodorf, Projektmanagerin bei Land Rover Experience, per E-Mail an die Fans des rustikalen Briten. Zum letzten Mal sehen, wie der Defender im Werk Solihull, unweit von Birmingham, zusammengesetzt wird, ein letztes Mal mit ihm auf den Offroad-Strecken neben en dem Werk und rund um Eastnor Castle durch Schlammlöcher und nd Bachläufe furchen, steile Abhänge rauf und runter und ihn am Stahlseil aus dem Dreck ziehen. Die modernen Zeiten und ihre Bürokraten n haben dem kernigen Veteranen zugesetzt. Aufklappbare Sitze in Fahrtrichtung? In Europa und den USA längst verboten. Euro 5? Nur mit Mühen erfüllt. Der Verbrauch? Wie eine fahrbare Schrankwand – nicht einmal al im Euro-Zyklus in den einstelligen Bereich zu drücken. Komfort? Fehlanzeige. Airbags? Äh, was für Bags? Bremsweg? g? Vorhanden. Fahrsicherheit Fahrsicheerheit generell? In Bachläufen, auf Geröllebenen und Bergpfaden ausgezeichnet, weniger gut auf Asphalt und bei Seitenwind. Doch nun ist Schluss mit ruppig. Die Chronologie eines angekündigten Todes folgt bereits seit Monaten einem festen Drehbuch. Den Auftakt für das lange Jahr des Abschieds machte eines der größten Sandbilder der Welt. Das war Anfang 2015 5 für fü ein i paar Minuten Mi t am Strand St d der d Red R d Wharf Wh f Bay auf der walisischen Insel Anglesey zu bestaunen – vorausgesetzt, man hatte einen Hubschrauber oder ein Flugzeug dabei. Der Ort war bestens gewählt: An diesem Strand entwarf Maurice Wilks kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1947 die markante Form des britischen Dauerläufers, dessen Produktion nun nach fast 70 Seite

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Jahren eingestellt und der von einem modernen Nachfolger abgelöst wird. Mit Hilfe von Spezialisten des Teams „Sand In Your Eye" pflügten jedenfalls sechs Defender den charakteristischen Umriss der 4x4-Ikone in den Sand der Bay. Um das riesige Sandgemälde schaffen zu können, wurde den Land-Rover-Künstlern jeweils eine vier Meter messende Egge angehängt. angeh hängt. D Das halbe Dutzend Fahrzeuge repräsentierte brige gens en nahezu die gesamte Modellgeschichte vom dabei ü übrigens Prem em mieeree Premierenjahr 1948 bis zur Neuzeit. Hi ier er fing also alles an: Die Familie Wilks besaß Hier La Land auf der walisischen Insel und verbrachte d dort ihre Urlaube. Auf Anglesey entwickelte Maurice Wilks die Idee eines neuen RoverM Modells, das als Offroader und leichter Traktor M gleichermaßen geeignet war. „Mein Vater traf g seinen Bruder damals am Strand der Bucht und se

entwarf Zeichnung en t f mit it einer i Z i h im Sand seine Vorstellung eeines Land Rovers", erklärt SStephen Wilks, Sohn von Maurice. „Damit konzipierte Mau er den Land Rover, und alles nahm seinen Anfang." visionäre Idee wurde n h i A f " SSeine i sschließlich Land Rover getauft – und ist unter dem Namen Defender heute eine automobile Legende. N Das V Vorbild D bild war natürlich der amerikanische Armee-Jeep. Maurice Wilks wollte ein britisches Vehikel kreieren, das den Jeep Willis ersetzen sollte, der auf seinem Anwesen gefahren wurde. Da im Nachkriegs-England der Stahl knapp war, benutzten die Brüder Aluminium, das im Überfluss vorhanden war, um die ersten Prototypen zu bauen. Die Vorteile lagen auf der Hand: Der Werkstoff war leichter und resistent gegen Rost.

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Ot Ortswechsel. h l Das D A Anwesen Packington P ki t Estate unweit des Provinzflughafens von Birmingham wirkt für englische Adelsverhältnisse vergleichsweise schlicht. Innerhalb des Gebäudes finden sich heute immer noch Weihnachtskarten mit Lady Dianas Konterfei und persönlicher Widmung der britischen Königin der Herzen. Auf dem 121 Hektar großen Gelände ringsum wurde der Land Rover entwickelt und getestet. Die Prämissen für das neue Modell waren einfach: Es sollte ein Rover-Modell werden,, das überall hinkommt,, über Stock

und Stein Ziell erreicht. Deswegen war ein Vierradantrieb d St i sein i Zi i ht D i Vi d t i b unabb dingbar – seitdem das Markenzeichen der Modelle aus Solihull. Der Preis des ersten Defender-Modells: 450 englische Pfund. Der Motor des Universalautos war ein Vierzylinder-Benziner mit 1,6 Liter Hubraum und 50 PS. Am 30. April 1948 stand die erste Generation des Land Rovers auf der Amsterdam Motor Show. Bevor der erste „Landy" in Produktion ging, probierten die Ingenieure um seinen Erfinder Maurice Wilks allerdings erst einmal aus, wie ihr Arbeitspferd aussehen sollte. Vom allerersten Entwurf, einer Mischung aus Karosserie, Achsen und Lenkung eines Jeeps mit eigenen Rover-Teilen, gibt es nur noch einen originalgetreuen Nachbau aus dem Jahre 2005. Aber er machte den britischen Entwicklern zuminh E t i kl i dest schon mal eines klar: So ging es ganz sicher nicht! Es bedurfte schließlich ein paar Dutzend Prototypen, bis sie eine Form gefunden hatten, die ihren Vorstellungen entsprach. 20 dieser Einzelstücke existieren noch heute. Ein Geheimnis des langen Erfolges der kantigen Knochen liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die markant kantige Silhouette bis heute beibehalten wurde. Wenn man einem Kleinkind ein weißes Blatt GoodTimes

Papier Bleistift der P i und d einen i Bl i tift gibt ibt mit it d Aufforderung: „Mal ein Auto", dann ist A das Ergebnis fast überall gleich auf died ssem Globus: Ein Strich von unten nach oben, dann nach rechts, wieder hoch, o noch einmal nach rechts, dann wieder n rrunter und nach links, zwei Halbkreise, darin zwei Kreise für die Räder und d noch zwei Quadrate für die Fenster – n ffertig ist das Auto. Und siehe da: Es ssieht aus wie ein Land Rover Defender. Tief eintauchen in die Geschichte von T LLand Rover kann man alle zwei Jahre aauf einer Kuhweide des Springbok p E t t bei b i Cranleigh, C l i h eine i tostunde Autostunde Estate nordwestlich von London. Es ist eine dsehr spezielle Sammlung von LandRover-Modellen, die hier an diee frische Landluft darf und in Reih und Glied aufgereiht steht. Brian Bashall hat 1968 mit der einzig-artigen Sammlung begonnen. Seit it 1993 läuft sie unter dem Namen men „Dunsfold Collection". Ein Museum gibt es nicht, die Fahrzeuge werden das Jahr über in diversen übers Land verstreuten Schuppen und Garagen eingelagert. Seit einem Jahr managt Brian Bashalls Sohn Philip die gut gemischte Sammlung mit Modellen des Defender, Discovery, y Freelander und Range Rover aus den Jahren zwischen 1948 und 2014. Auch der Erhaltungszustand ist st höchst unterschiedlich. Da stehtt

der „naturbelassene" und schon d halb verrostete Scheunenfund h neben einem liebevoll restauriern ten Prachtexemplar. Unweit der t Replika des allerersten Prototypen R parkt ein knallgelbes Exemplar der p Serie 1, das Ende der 1950er Jahre S vom Bertram Mills Circus umgebaut v wurde. d Der D Fahrer F h lenkte l kt versteckt t k in einer Holzbox hinten auf dem Fahrzeug, vor ihm saß ein ausgewachsener Zirkuselefant namens Kam. Für das Publikum sah es auf den ersten Blick so aus, als ob Kam das Auto lenkte. Heute ächzt der Zirkus-Defender deutlich weniger in der Federung: Der echte Dickhäuter ist einem erheblich kleineren Plastikelefanten gewichen. Aus der zweiten Bauserie stammen gleich ein paar im Wortsinn staatstragende Defender. Zwei davon wurden 1968 in Deutschland bei 1/2016

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d b der britischen iti h Rheinarmee Rh i für P fü Paradezwecke d k umgebaut. Darunter auch ein Fahrzeug, mit dem die Queen an ihren Soldaten vorbeidefilierte. Vorne schmückten Banner und das königliche Wappen den schwarz lackierten „Landy". Queen Elizabeth II. konnte bequem über eine Treppe mit Handlauf in das mit rotem Teppich ausgelegte Heck einsteigen und sich stehend und während der Fahrt huldvoll winkend mit einer Hand an einem massiven Griff festhalten. Auch in der „königlichen" Sammlung: Paradefahrzeuge für Begleiter und Leibwächter. Der Platz für die Fahrer war – wie in den Defendern jener Zeit üblich – deutlich knapper bemessen als für die Queen. Die meisten anderen Schmuckstücke der Sammlung sind deutlich l i d d tli h bodenständiger. So der 1961 umgebaute Defender mit einem in der Höhe verstellbaren Förderband, das auch als Kran genutzt werden konnte. Oder der Defender mit den riesigen Reifen, der ab 1964 g rund 20 Mal gebaut und vor allem in der Forstwirtschaft genutzt wurde – dank seiner üppigen Bodenfreiheit nfreiheit und der unschlagbaren Traktion. Manche Perlen unter den Sammlerstücken en kommen eher unscheinbar daher, haben ess dafür aber kräftig unterm traditionellen Blechkleid. In dem hellblauen Defender mit dem Nummernschild BXC 975G etwa steckt ein V8-Motor von Buick. Er diente 1967 7 als Testfahrzeug für den Motor,, der später in p den Range Rover übernommen werden sollte. Um die ungewohnte Kraft zu bändigen, wurden die Übersetzung der Gänge angepasst und die Bremsen vergrößert. Ein paar Meter weiter der Defender aus dem 2000 ins Kino gekommenen Lara-Croft-Film L C ft Fil „Tomb Raider". Auch er hat einen V8 unter der Haube, das Kraftmanagement übernimmt allerdings eine 4-GangAutomatik. Der große Erfolg des Films war für Land Rover Grund genug, eine „Tomb Raider Limited Edition" auf den Markt zu bringen: Es wurde die erfolgreichste Sonderserie der Briten. Auch mit dabei: Zahlreiche militärische Versionen der diversen Land Rover. Die Nehmerqualitäten des Defender überzeugten auch das Militär, das sich schnell zum größten Kunden von Land itk äft Ihrer Ih Majestät M j tät rund d Rover mauserte. Bis heute nahmen die Streitkräfte die Hälfte aller jemals produzierten Fahrzeuge ab. Dazu gehört eine Seite

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Reihe gepanzerter Defender-Versionen onen für die Kriege und Krisengebiete ete dieser Welt. So war das Shorland d Armoured Car aus dem Jahre 1965 für Nordirland gedacht, 13 davon gingen nach Ulster. Der Land Rover 90 106-mm m Recoilless Rifle Gunship hatte eine geteilte Frontscheibe, in deren Mitte ein Bazooka-ähnliches 106-mm-Geschütz passt. Aber Militär ging h b beim b l es für Land Rover nicht immer nur militärisch zu: Von 1986 an bis 1996 starteten vier Defender 90 im Armed Forces Rally Team. Ein Exemplar der Army-Racer gehört E seit 2014 zur Sammlung. Nicht s nur die Briten hatten Interesse: n Für F die schweizerische Armee entwickelten die Engländer einen w Pickup-Prototypen, der aber nie in P SSerie ging. Die „Dunsfold Collection" zeigt: D Aus dem Kraxler wurde schnell A ein e Welterfolg, der auch zu einem gefragten Nebendarsteller in g Fernsehserien und Kinofilmen avanF cierte. Unvergessen der Land Rover c mit m der Zebra-Bemalung, auf dessen Motorhaube sich in „Daktari" der M schielende Clarence fl hi l d Löwe Lö Cl flääzte. t Oder die Land Rover der Tierfänger aus „Hatari" mit John Wayne und Hardy Krüger. Und dass der Defender zu den Lieblingsautos der britischen Queen gehört, weiß man nicht erst seit dem Oscar-prämierten Film „The Queen" … Den offenen folgten bald die Version mit offenen Arbeitstieren A langem Radstand und festem Dach und 1958 die zweite Generation des unverwüstlichen z Geländewagens. Natürlich wurden die Technik Gee verfeinert und die Modellvarianten ergänzt: v ve Bereits 1950 gab es einen selektierbaren B Allradantrieb. Der Juni 1970 markierte A sschließlich den Anfangspunkt einer anderen Erfolgsgeschichte innerhalb der traditionsEr reichen reich Land-Rover-Historie. Denn zu diesem Zeitpunkt Zeitpun erschien die erste Generation des Range Rovers dem Markt, des Geländewagens, der bald Rove ers auf d zum Luxus-SUV um Inbegriff dess Lu us SU werden sollte. Nahezu unverändert in Aussehen und Technik hat der Land Rover die vergangenen knapp 70 Jahre bestens überstanden. Im richtigen Gelände ist er auch dank seiner Achsverschränkung nach wie vor beinahe unschlagbar. Achsverschränkung? Wenn das rechte Vorderrad in einem Loch zwischen zwei Steinen verschwindet und das linke Hinterrad gleichzeitig einen großen Stein erklimmt, sich dabei aber keines der vier Räder vom Boden löst, ist das Fahrwerk nicht kaputt, sondern beherrscht maximale Achsverschränkung! Nach dem Umstieg auf Schraubenfedern Mitte der 80er Jahre und der Umbenennung in „Defen d „Defender" 1990 ist die aktuelle Modellpflege die bei weitem umfangreichste gewesen. d Außen wanderte dabei lediglich der A Defender-Schriftzug nach hinten und D musste dem konzerneinheitlichen „Land m Rover" Platz machen. Die Motorhaube R hat einen leichten Buckel bekommen, h ffür den neuen Motor. Die Montage eines Ersatzrades soll darauf aber weiterhin E möglich sein. m Ansonsten präsentiert sich auch der Land A Rover Defender 2007 der Fangemeinde R iin klassischer Würfelform und bietet dem Fahrtwind mit dem cw-Wert eines d Wochenendhauses weiterhin tapfer die W Stirn. B Bullige Kotfl ügel,l senkrechte Seitenflächen, gerade abfallendes Sti lli K tflü k Heck – das einzig Runde sind Scheinwerfer und Leuchten. Auch alle

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Nieten der Al Aluminium-Beplankung sind Ni t d i i B l k i d iimmer noch h gutt zu erkennen. k Und die Türscharniere immer noch außen. Die wichtigste Neuerung ist der Motor. Er stammt aus dem FordKonzernregal und treibt unter anderem den Transit an. Damit geht der TD4 akustisch deutlich weniger aggressiv zu Werke. Selbst bei Vollgas – gerade einmal 132 Kilometer pro Stunde – ist immer noch ein angeregter Meinungsaustausch zur englischen Landschaft möglich. Damit auch die puristischsten Defender-Fans nicht g gar zu wehmütig den alten Zeiten nachtrauern, ist die Schaltbox wie gewohnt hakelig mit sehr eng beieinanderliegenden Gängen ausgelegt. Völlig neu ist der Innenraum mit einem richtigen Armaturenbrett. Zum ersten Mal waren Designer am Werk und haben alle Schalter und Anzeigen schön symmetrisch in der Mittelkonsole angeordnet – gekrönt von einer Analoguhr zwischen den mittleren Lüftungsauslässen. Die liebenswerten Asymmetrien, die unregelmäßige Verstreuung der Regler, Schalter und Anzeigen – alles ist wegmodernisiert zugunsten des Plastikeinerleis d biederen bi d Pl tik i l i aus dem d m Freelander. Und es will so gar nicht mehr zum klassischen Äußeren des Defender passen. Da tröstet es nur wenig, dass es auf den vorderen Plätzen nach wie vor wunderbar beengt zugeht und das Lenkrad glücklicherweise immer noch in Traktor-Position steht. Die Tür drückt am Ellbogen, die Knie sind nur mit Mühe unter dem Armaturenbrett zu verstauen. Unverändert verheerend die Sicherheitsausstattung: Airbags gibt es nicht einmal für Geld und gute Worte. Selbst ABS muss man sich in der Aufpreisliste für unvorstellbare 1760 Euro erkämpfen. In dem Preis enthalten ist immerhin noch eine durchaus sinnvolle Traktionskontrolle. Die Cousins Stephen und Nick Wilks, die Söhne von Maurice und Spencer Wilks, waren im Übrigen Anfang 2015 auf der Insel Anglesey vor Ort, um an der ungewöhnlichen Fahrt durch den Sand teilzunehmen. Sie halfen dabei,, dass für den Umriss der Karosserie eine 4,52 Kilometer e lange Linie entstel hen konnte – in h einer Länge, die e aneinandergereiht 1118 Defender 90 entspricht. s Zu Ehren des briZ tischen Offroadt Dauerläufers gibt es D kurz vor dem Ende k aber nicht nur das a GoodTimes

spektakuläre kt k lä Strandgemälde, St d äld sondern d auch h drei d i Sondermodelle. S d d ll Die Di limitierten Editionen Heritage, Adventure und Autobiography werden dabei von dem bekannten 2,2-Liter-Turbodiesel angetrieben. An den Start geht der Defender Autobiography unter anderem mit Zweifarblackierung, 110 kW/150 PS und einer umfangreichen Ausstattungsliste, auf der auch eine Windsor-Lederausstattung steht. Höchste Exklusivität gewährleistet die Limitierung des Modells auf 180 Exemplare der Version 90 Station Wagon. Ab April 2016 wird p der Defender Autobiography in d Deutschland lieferbar sein, zu D Preisen ab 64.000 Euro. P Das Sondermodell Defender D Heritage bezieht seine Inspiration H vvon den frühen Modelljahren. Die weltweit in einer Stückzahl D vvon 2654 Einheiten vertriebene Sonderausgabe besitzt eine n LLackierung in Grasmere Green mit weißem Kontrastdach. Neben m eeinem nostalgisch anmutenden Kühlergrill kennzeichnen mehK

rere „HUE 166"-HUE 166" Logos diese Version:: Dieses Kennzeichen trug der allererste Vorserien-LandRover, der daraufhin den SSpitznamen d it erhielt. „„Huey" Das HeritageD Sondermodell iist zu Preisen ab 40.000 Euro im 4 Handel. H Dritter im Bunde D iist der Adventure. FFür Ausritte ins Gelände verfügt G das Sondermodell d über zusätzü Unterfahrschutz MT/R-Reifen. Abgerundet lilichen ich chen en U n erfahrschut und nt n rrobuste obus bus uste te M T/R T/ R Re Reii wird die Ausstattung durch verschiedene Elemente zur Karosserieverschönerung und einer Lederausstattung im Innenraum. Er ist zu Preisen ab 45.000 Euro in einer limitierten Auflage von 2277 Exemplaren erhältlich. Am 15. Dezember rollt offiziell der letzte Defender vom Band. Bis ein Nachfolgemodell kommt, wird es mindestens drei Jahre dauern. Sofern das überhaupt möglich ist. Jürgen Wolff 1/2016

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LEIHBÜCHER

Von Hans-Joachim Neupert

Preiswerte Erfüllung grenzenloser Sehnsüchte Am Ende des 2. Weltkriegs, zur "Stunde Null", war Deutschland vollkommen zerstört. Die Menschen waren froh, wenn sie eine Bleibe und etwas zu essen hatten. Dann folgten auch noch h zwei schrecklich kalte Hungerwinter. In dieser schlimmen Zeit wurden auch wieder Bücher und sehr viele alte Heftromane verbrannt, denn es ging diesmal um das nackte Überleben. 1948 wurde die D-Mark eingeführt, und mit Deutschland und seiner Bevölkerung ging es wieder aufwärts. Gleichzeitig g setzten eine Sehnsucht, ein unstillbares Verlangen nach Abwechslung vom m grauen Alltag ein. Jeder Mensch braucht t seine Träume, in die er sich zurückziehen kann, aber Kino und besonders s Bücher waren damals sehr teuer und das s Geld sehr knapp. Genau zum richtigen n Zeitpunkt kamen deshalb billig produzierte "Leihbücher" in den Handel, die alle e erdenklichen Träume erfüllten und schon n bald unglaublich beliebt waren.

existieren exis ex xis heute nicht mehr, und auch die di d ie Deutsche Nationalbibliothek hat den größten Teil der Leihbücher nicht im g gr ö Bestand erfasst, da die Verlage oftmals Beess B keine kkeein n Belegexemplare einreichten. Die Aufl Auflage der verschiedenen Leihbuchtitel A variierte zwischen 1000 und 3000 vari vva ari r Exemplaren. Einige wenige Buchtitel von Exem E e sehr sehr se h beliebten Autoren, z.B. die des deutschen sche ssc che he Vielschreibers Gert Fritz Unger, der sich sich ch auf Western spezialisiert hatte, erreichten mal eine Auflagenhöhe von 5000 teen auch a Stück. Sttüc Unger veröffentlichte zudem etliche SStüc Romane unter den Pseudonymen G.F. Rom Ro R m Bucket Bu B cckk und A.F. Peters.

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in Leihbuch hat in der Regel 260 Seiten, ist bis zu vierr Zentimeter dick, 18 Zentimeter hoch, 12,5 Zentimeterr breit und wiegt knapp 500 Gramm. Das Papier ist beson-ders dick und nicht holzfrei. Fast alle Leihbücher besitzen ein gemaltes und oftmals sehr plakativ gestaltetes farbiges Titelbild. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre wurden auch immer mehr Bilder aus Kinofilmen koloriert und zu Titelbildern umgearbeitet. Als Schutz vor Verschmutzung hat jeder Einband eines Leihbuches einen Überzug aus Supronyl, einer durchsichtigen Plastikfolie. Im ungebrauchten Zustand besaßen die Bücher auch einen Schutzumschlag mit identischem Coverbild.

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en Hauptanteil unter den Leihbüchern nahmen die speziell für ein weibliches Publikum geschriebenen Romane ein. Dazu zählen Liebesromane, Arztromane, Heimatromane, Adelsromane lsr sroman srom oman om ne sowie Schicksalsromane. Bei den Männerromanen waren es in erster stter LLinie i ie in ie die Western- und Kriminalwerke, die sehr gerne gelesen wurden. Aber auch die Abenteuergeschichten, Piratenromane, Mantel-und-DegenStorys, utopisch-fantastischen Geschichten, Zukunftsromane sowie die und Kriegsromane LLegionärsLe g on gi när ärss u nd K riegsr ri eg gsrom srom sr oman ane fanden ihre Leser. an ane

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nsgesamt nsg ns sg erschienen zwischen 1946 und 1979 eetwa et ttw w 33.000 verschiedene Leihbuchtitel. Die genaue g na ge n u Anzahl der Titel ist nicht bekannt, denn die die meisten der über 300 zumeist kleinen Verlage, die damals Leihbücher produzierten, Ver Ve er Seite

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ber nicht nur Schriftsteller, sondern auch viele Kunstmaler fanden als Titelbildzeichner über Einer T Ti telb te bilild ei eich chne ch hne n r üb ü ber viele ieellee Jahre Jah hre eine e sichere Einkommensquelle. om mme q der bekanntesten Illustratoren der Leihbuchära war der Künstler Günther König, der sich damals auf Titelbilder für Westernromane spezialisiert hatte und es im Laufe seiner Schaffenszeit auf 5.000 Veröffentlichungen brachte.

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in Leihbuch kostete damals zwischen 5,50 und 6,80 DM, am Ende der Leihbuchära sogar bis zu 8,80 DM. Einige wenige Leihbücher wurden auch über den ganz normalen Buchhandel

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vvertrieben. Die große Masse aber wurde über Vertreter a oder im Direktversand an die o über 20.000 gewerblichen ü Leihbüchereien verkauft. Die L Leihgebühr betrug anfangs L 25, 2 später 40 Pfennige. Ein Heftroman dagegen durfH te t nicht gewerbsmäßig verliehen werden und kostellii te t das Doppelte. Man darf darüber hinaus auch nicht vergessen, d rgessseen rg rges dass das Heftromane, im Volksmund auch da Groschenhefte genannt, in Deutschland Gro Gr immer schon als Schund angesehen wurim m den de und auch heute noch gewissermaßen de „geächtet" sind. Ein Buch mit einem „g g festen Einband aber ist ein Kulturgut. ffee So S verwundert es nicht, dass etliche Heftromane auf dem Leihbuch-Sektor H eine Zweitverwertung fanden. Zu den eii beliebtesten Serien zählten etwa „Billy b Jenkins", „Tom Prox", „Jerry Cotton", J „Kommissar X" und „Perry Rhodan". „

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ie gewerblichen Leihbüchereien waren zum größten Teil Kombi-Geschäfte, denn man benötigte keine Konzession und keine besonbee b deren Vorkenntnisse für diesen N Nebenerwerb. de de e en eb ner erwerb werb we rb. Besonders Zeitschriftenhändler B Be und un Tabakläden nahmen häufig un LLeihbücher in ihr Sortiment auf. Le Gelegentlich kam es zur Indizierung G Ge eeines ei n Leihbuches, und dann musste s e die Leihbücherei dieses aus dem st Regal nehmen. Es durfte nach dem R Re e Gesetz Ge G essee nicht mehr verliehen werden. Für F Fü ür den Verleiher ein herber Verlust, denn d de en die Verlage nahmen diese en Bücher nur selten zurück. Insgesamt B Bü ü kkam ka a es auf dem Leihbuchsektor zu 695 Indizierungen,, davon betrafen 50 Prozent d da Krimis. Mit Einführung K Kr des Farbfernsehens in d Deutschland begann ab D 1967 das langsame Sterben 1 der Leihbüchereien. Eine d neue Zeit war angebrochen. n

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eute sind die alten Leihbücher zum Teil gesuchte Sammlerstücke. g Einige wenige Exemplare E erzielen Preise von über e 100 Euro, wiee die 1 diie 1958 d 1958 19 58 im im Heros-Verlag Hero He H erro oss-V Veerl rllag ag ag B a y r e u t h erschienenen drei „Liane"-d B ü c h e r dass ((„Liane, Mädchen auss M dem Urwald", d ", ", Band I und II, B I, I, ssowie Band III II II „„Liane zwischen n zzwei Welten") ") einigee ssowie „„Billy Jenkins"-Ausgaben. Diee A GoodTimes GoodTi Goo oodTi oo dTi dT dTi dTimes Times me m es s

„„Liane"-Titel erschienen ursprünglich als Fortsetzungsroman in der „Bild"-Zeitung und wurden 1956 mit der 16-jährigen Marion d Michael in der Titelrolle verfilmt. Die junge Schauspielerin zeigte M ffür die damalige Zeit sehr viel nackte Haut. Der Skandal aber machtte sie zum Star, der Film wurde ein phänomenaler Erfolg und spielte über fünf Millionen n DM ein. Schon 1957 wurde eine Fortsetzung D gedreht: „Liane, die weiße Sklavin." Die g „„Billy Jenkins"-Erzählungen wiederum waren sschon vor dem Krieg absolute Bestseller und un nd vielen Lesern noch bestens in Erinnerung. Hinzu kommt, dass Erin Er E in n der deer Westmann Billy ja eine reale Person war und damals seine Peer Abenteuer als tatsächlich Erlebtes Ab b verkauft wurden. ver ve r

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ber nicht nur die alten Leihbücher, büch büch bü cher err sondern sond so n er nd e n auch au uch h die seltenen Schutzumschläge sind bei Sammlern heute sehr beliebt und kosten oftmals wesentlich mehr he h e als al ls das eigentliche Buch. Die allermeisten Leihbücher aber können auch in gutem Zustand für fünf bis zehn Euro kö kö erstanden werden. Einen schnellen Überblick über die ers er ers Sammlerpreise findet der Interessierte im „Allgemeinen Roman aaktuellen ak ktu tu uel elle l n Sa Samm m le mm lerp erp r Preiskatalog" (10. erweiterte Auflage), allerdings sind nur etwa 33 Prozent aller Leihbücher dort erfasst. Gelegentlich wird man auf Flohmärkten fündig, aber es bieten auch sehr viele ComicRoman-Versandhändler c un und nd R Ro oma man n Ve Vers ers rsan san nd dh hän ndler dller er Leihbücher in ihrem Bestand an. Wer Interesse In nteere ress s e an ss an alten Leihbüchern hat, wird bei be b e der Sammlerecke (info@ sammlerecke.de) in Esslingen, sa a der d de e Bremer Comic Mafia (info@comicmafia.de) und (in (i in dem Comicladen Kollektiv d de e (info@comicladen-kollektiv. ((i in de) in Hamburg immer gut d de und kompetent beraten. u un

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m Bereich der Leihbücher ist noch sehr viel Forschungsarbeit hu ung ngssaarbei rb bei eit notwendig. no otw twen endi en dig Aber di Abeer es es tut sich einiges in der Szene. Bereits 1995 verfasste Jörg ein Sekundärwerk zum Thema Leihbücher mit Jörg Weigand Jö W dem de Titel „Träume auf dickem Papier". Besonders empfehlensde e p pffehle ehlens eh leenss wert ist auch der 2013 erschienene w we erste e s Teil der „Illustrierten Bibliographie er der dee Leihbücher". Die beiden Sammler d Herbert Kalbitz und Dieter Kästner haben He He in ihrem Mammutwerk auf 500 Seiten knapp 7000 Kriminalleihbücher aufgekn kn listet und mit über 1500 Abbildungen liist s dokumentiert. Ein zweiter Teil, der sich do ok vor vo or allem den Abenteuerromanen widmet, me aber auch Genre-Raritäten auflistet aus au us den Bereichen Arzt, Flieger, Grusel, Hexen, Humor, Landser/Krieg, Legionär, Heex H ex Magie, Sport, Südsee, Mag Magi Ma gie, gi ie, e, Mantel Maante an nte teell und und Degen, u Deg De geen n,, Piraten, Pirrate aten at teen, Sitte, S SSü üds d ee ee Theater, Th heeaate terr Tropen, Tro ope pen Unheimliches usw., ist erst vor kurUnhe U he zem zem erschienen. Die bunten Titelbilder sind ssiind einfach fantastisch schön. Und vielleicht gibt es ja auch noch einen vviiel e le dritten drrittttee Band mit den wunderschönen d Abbildungen der Wild-Westromane. Abbi Ab A biil Über Üb Ü ber er die Website www.classicrimes.de kann kkaann nn man sowohl die beiden schönen Bibliografien bestellen als auch Updates Bibl B blio o und un u nd Korrekturen finden. Und für die Freunde der utopisch-phantastischen Frreu Freu F e n op pis isch cch h-p -pha hanttassti ha hant tisc sche sc hen he Leihbücher bietet die LLeeih hb diie Internetseite Inte In t rn te rnet e seeit et ite www. ww ww. w. sf-leihbuch.de wiederum sf-l sf - ei eih deeru rum alles, a lees, was al wass das erfreut daas Sammlerherz d S errfrreu ut ... ... 1 1/ 1/2016 20 6 201

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Mode -Reklame der 60er c s h e n ü ! R a s Fo r o r t mi t den Der Bikini war zwar in den 50er Jahren schon von einigen wagemutigen Frauen getragen worden, aber erst der "ItsyBitsy-Teenie-Weenie"-Hit von 1960 machte ihn so richtig populär. Ähnlich langsam ging es mit den Frauenhosen auf dem deutschen Markt. Es brauchte viel Werbung, um Neuerungen durchzusetzen, und die gab's vor allem in Zeitschriften wie Quick", Brigitte", Constanze" oder Jasmin". Als Vorbilder " " " " dienten dabei die amerikanischen Werbeagenturen (wie in der köstlichen Mad Men"-Fernsehserie), die immer mehrere " Schritte voraus waren. Das Foto hatte die bunte Grafik der Petticoat-Zeit abgelöst, die Texte wurden nicht mehr gereimt, das Mittel der Wahl waren nun kurze, schlagkräftige Slogans und sachliche" Argumente. " Seite

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lare Linien und Solidität bestimmten auch die beworbene Mode in traditionellem Wollstoff oder zukunftsträchtigem Trevira. Neue Chemiefasern mussten an den Mann gebracht werden. Das ging offenbar am besten, wenn der idealisierte Berufsalltag den Hintergrund abgab. Als Architekt – ein überaus beliebter Beruf damals! – stand der erfolgreiche Mann perfekt gekleidet im Freien, oder ein Flugzeug wartete im Hintergrund, während er mit anderen Geschäftsleuten zusammentraf und ungemein wichtig aussah. Alternativ dominierte das Glück der traditionellen Ehe und Kleinfamilie die Szenerie: Mutti schmierte Frühstücksbrote, band dem Gatten die Krawatte, gab ihm einen Kuss und blieb zu Hause. Fürs Kochen und Putzen benötigte sie, ganz klar: eine Kittelschürze! „Praktisch" und „hübsch" zugleich, aus Nylon (BRD) oder Dederon (DDR), musste sie nicht unbedingt abgenommen werden, wenn die Schwiegermutter zum

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In I den Werbebildern gibt es zu dieser Zeit eckige Formen, gerade Linien, klare Farben, viel Schokoladenbraun, in g der d Gestaltung der Anzeigen wie auch mit Blick auf die Objekte selbst. Die Muster sind eher groß, geometrisch, vor O allem schnörkellos und kontrastreich. Verspielte Rüschen, a Pastellfarben und kleine Schleifchen haben ausgedient. Das P Ideal dieser Zeit war der Betonbau, der auch oft die Kulisse I abgab. Die Stabilität, die damit assoziiert wurde, wünschten a sich s die Menschen in allen Bereichen, auch in der körperlichen Anmutung. Die Betonung des Rumpfes und eines gerne mal A kantigen Kinns bei den männlichen Models machten deutlich, k dass es sich hier um Persönlichkeiten von Gewicht handelte, d die d entscheiden konnten; und das taten die Herren für ihre Frauen gleich mit! Der Mann am Rummelplatz-Schießstand F im i beworbenen Trevira-Anzug macht sich daher auch keine Sorgen, ob er trifft, sondern fragt die Frau, die zu ihm aufS blickt: „Hallo Liebling, noch einen Teddy?" Denn, so erfahren b wir: w „Männer wie er sind immer am Drücker." Der Slogan hieß dementsprechend: „Gut angezogen – gut angesehen." d

Kaffee kam. Mit der Freundin zum Einkaufsbummel zu gehen, verlangte dagegen noch bis Mitte der 60er Jahre Schuhe nach Absätzen, Hütchen und Handschuhen. Die amerikanische First Lady Jackie Kennedy im gerade geschnittenen ChanelKostüm mit Pill-Box auf ihrem perfekt sitzenden Haar war eine der Mode-Ikonen dieser Zeit. Dem langsamen Abschied von diesen klassischen Accessoires trat die jeweilige Industrie mit Imagekampagnen entgegen. Der Herr des Hauses bekam „Übrigens ... man geht nicht mehr ohne Hut" mit auf den Weg, vor allem jedoch durfte er kein Krawatten-Muffel sein.

Männer mussten vor allem breitschultrig und souverän sein, M die Damen unbedingt und gepfl d passenden p g elegant g g p egt, g,

Die Auswahl der Garderobe richtete sich nach Anlass und Geldbörse, ansonsten dbö t aber b galt als Maßstab, was der populärste Benimm-Ratgeber der 60er Jahre der „bezaubernden Eva" und dem „korrekten Adam" vorschrieb: „solide Eleganz". Die 7. Auflage des „Etikette"-Buches von Erica Pappritz und Karlheinz Graudenz beschwor zwar 1965, wie alle Werke dieser Art, die konservative Variante der Alltagskleidung; dennoch lugten auch hier manchmal Neuerungen zwischen den klassischen Anweisungen hervor. So hatte selbst Frau Pappritz (zu Zeiten Konrad Adenauers stellvertretende Protokollchefin im Auswärtigen Amt) gemerkt, dass Hosen auch für Frauen in Mode gekommen waren, und sie erlaubte gnädig: „Wenn Sie sehr schlank sind, dürfen Sie vormittags getrost eine freche enge lange Hose tragen – natürlich mit flachen Schuhen und möglichst nicht im Stadtzentrum" (S. 149). Im Film „Ein süßer Fratz" („Funny Face", USA 1957) machte die in den 60ern sehr populäre junge Audrey Hepburn in Hosen Furore, als sie eine junge Amerikanerin mimte, die in Paris intellektuelle Erbauung g sucht, während sie eigentlich in Abendkleidern modeln soll: Schwarzer Rolli und enganliegendes Beinkleid ermöglichen ihr in der Geschichte wilden Jazztanz in rauchigen Kneipen – die Avantgarde war entzückt!

niemals vulgär. Weder Taille noch Ausschnitt spielten bei den Kostümjäckchen in Kastenform eine Rolle. Dazu gab es Betonfrisuren mit Haarspray in hochtoupiertem Haar, wer dieses auffüllen musste, benutzte Perücken, Toupets und Haarteile. Das Geschlechterverhältnis war

Als die von Pappritz in Ausnahmefällen gestattete „freche" Hose diente in der Regel eine Stretchhose mit seitlichem Verschluss. Ein sichtbarer Reißverschluss, womöglich vorne, war weiterhin undenkbar! Immerhin konnte jetzt alles, was das Modeherz begehrte, direkt im Geschäft von der Stange und nicht nur bei der Schneiderei erstanden werden: Die Kampagne für Konfektionskleidung: „... natürlich fertig gekauft", die das neue Prinzip „Aussuchen – anziehen – mitnehmen" versprach, führte mit dazu, dass immer weniger Maßschneiderinnen, Modistinnen und Schuster selbstständig arbeiten konnten, weil die Passgenauigkeit der Fabrikware in der Massenfertigung beständig zunahm. GoodTimes

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Die D Fotomodelle, die nur hübsch oder attraktiv aussehen sollten, hielten still und zeigten sich und ihre Kleidung ruhig und selbsth ssicher. Die fiktive Figur des „Krawatten-Muffels" dagegen wurde p parallel zum „Filzteufel" der Wollindustrie entwickelt: Sie verkörp perten als Schwarz-Weiß-Grafiken zu bekämpfende Probleme, ähnl real, wie „die kleinen grünen Männchen". Die Texte wiederum lich w waren an Wissenschaftlichkeit orientiert, Statistiken und Grafiken ( (gefälscht und geschönt, aber scheinbar gesichert) sollten überzeug gen: „Warum empfehlen Ärzte Unterwäsche aus Rhovyl?", fragte z zum Beispiel 1964 eine Anzeige in der „Quick". Die Antwort folgte in i acht langen Sätzen, während ein grauschläfiger Mediziner mit Stethoskop in die Augen der Zielgruppe blickte. Hier ging es um S die …" (un (unter uns gefragt: wo die Sache: „Direkt auf der Haut getragen … tragen Sie eigentlich t Ihre Unterwäsche I sonst?) „… ist s Rhovyl-Unterwäsche R wohltuend für w den gesamten d Organismus. Das O haben medizinische h und wissenschaftliu che c Versuche in vielen le Ländern bewiesen." Werbetexte se dieser Zeit versprad chen ungeniert das ch Blaue vom Himmel Bl und verkauften un Fantastereien als Fa belegbare Wahrheit. be Die Di Brillen und die wissenschaftlichen wi Acces der Ac soires „Experten" wiesen sie „„Exp dabei als unbedingt da d kompetent aus. ko

klar: Die Frau himmelt den Mann als Denker und Versorger an, er bewundert sie als hübsches Objekt und genießt, von ihr umsorgt zu werden; sie bereitet seine Garderobe vor und hält den Alltagsschmutz von ihm fern, während er die Welt erobert. Zu diesem störungsfreien Dasein sollte die Garderobe dienen. Noch 1968 lautete ein Slogan für DiolenStar-Hemden: „Glückliche Männer, deren Frauen etwas von Herrenhemden verstehen." Die Farben waren zunächst schlicht, Anzüge schwarz und grau. Konrad Adenauers Tochter Elisabeth Werhahn schwärmt auch später noch von einem Kleid, das sie sich h 1965 hat anfertigen n lassen: „Das warr ein tolles Kleid! Dass war nicht schwarz,, das war nicht weiß, ß, das war kariert!"" (im ARD-Film „Dass Jahrhundertereignis: s: Der Queen-Besuch h 1965"). Offenbar war ar ein Karomuster schon n eine kleine Sensation n ... Braune und blaue ue Kleidung für Männer er erschien ebenfalls fast st jugendlich wild, und nd die Schuh-Industrie pries i 1961 beispielsb i i l weise „ein schönes Palisanderbraun" als „europäische Modefarbe". Dies änderte sich bald mit den rasanten Entwicklungen in der Produktion der Chemiefasern, mit denen sich alles anstellen ließ, was sich das Modedesigner-Hirn erdachte. Allerdings blieben die Kleidungsstücke jeglicher Art vor allem praktisch. Das galt natürlich besonders für die Jüngsten: Bevor ab 1965 der so genannte Pillenknick einsetzte, gab es einen Babyboom, dessen Höhepunkt 1964 erreicht war. So geriet Kinderkleidung zunehmend ins Visier, und die neuen Materialien erlaubten mehr Spielen im Dreck. Waschbarkeit und Bügelfreiheit machten auch der kleinen Faltenrockträgerin ein Treffen mit der Baumhausbande möglich!

Die Di formale Gestaltung der Anzeigen tu war sehr einheitw lich: lic In den meisten te Fällen fanden sich im oberen si Bereich ein großes B Foto des Produkts Fo und darunter ein u schmaler Textblock, sc dominiert vom d Markennamen oder Slogan. Die o Fotografien setzF ten die Objekte t in Szene, bliei ben aber sparb sam mit Kulissen. s Ganz im Sinne der Strategie, es müsse durch Überzeugung geworben werden, m g fokussierten sie oft ein Detail, wie die Haptik f eines Stoffes oder die schlichte Form einer e Brille. In der Modewerbung sind EtikettenB Abbildungen und Markenzeichen auffällig, A wobei oftmals unklar ist, ob es sich um w Reklame der herstellenden Kleiderfabrik oder R des Faserproduzenten handelt: „Hier sehen Sie S eine Bluse aus … Nylon, Dralon, Perlon, Dederon ... von der Firma Sowieso." Das D U repräsentierte Stil und Schnitt, Unternehmen das Material war seine Wahl. Seite

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Die 60er Di 60 JJahre h waren üb übrigens i kkeineswegs i einheitlich i h i li h iim Erscheinungsbild. Schienen en zu Beginn an der einen oder anderen Stelle noch die Verspieltheit und Plüschigkeit der 50er durch, so gab es gegen Ende schon die Umbrüche zu sehen, die sich eigentlich erstt in den 70ern manifes-tierten: Der Weg von n idealisierten korrekten n Damen und Herren derr einen Generation hin zu u flippigen Jugendlichen, n, die mit Bärten und d Miniröcken Sit-Ins gegen n den Vietnamkrieg verannstalteten, war nur äußererlich weit. Es gab zeitgleich ch junge Frauen in Hosen und nd Rollis, während die Dame me im Schneiderkostüm immer mer noch ihre Handschuhe he trug. Im Bewusstsein i bedurfte b d ft es eines heftigen Umbruchs und starker Konflikte, aber manches – gerade in Modefragen – machte auch vor den konservativsten Gemütern nicht Halt und brauchte nur wenige Jahre, um sich durchzusetzen. Und das ist es, warum wir heute von der „68er Revolution" sprechen: Ein radikaler Wandel, der so vieles ermöglicht hat, was uns heute vollkommen selbstverständlich erscheint, fand in der Folge dieser Jahre statt; und seien es auch nur der Hosenknopf und Reißverschluss an der engen Jeans einer 50-jährigen Frau ... Hieß es noch 1961 für die Altvorderen: „Immer korrekt – immer in Wolle", so sind für die 68er Aufgeschlossenheit und Intelligenz höhere Werte als gebügelte Hemden. Beide Gruppen lt H d B id G versuchten die Werbestrategen mittels sachlicher Argumente in für uns Heutige unglaublich langen Texten zu überzeugen. Aber auch der GoodTimes

popkulturelle Zeitgeist nicht fehlen, und so k l ll Z i i durfte d f in i den d Kampagnen K wurde im James-Bond-Stil fotografiert, seit „007" im Jahr 1962 erstw malig in die Kinos kam (zuerst jagte er Dr. No, danach gab es insgesamt m fünf der Agentenfilme in den 60ern, alle mit Sean Connery). Der „Dr. fü No-Bikini" mit Gürtel, den Ursula Andress in einer Strandszene populär N gemacht hatte, ließ sich wunderbar vermarkten. ge Das großäugige Gesicht der Swinging Sixties in London, die junge, D sehr se ehr schmale Twiggy (eigentlich Lesley Hornby Hornby), wurde bei C&A zum P Produktnamen für eine SSerie knapp geschnitten ner Kleider, und Elbeo kkopierte den Stil der „„Vogue"-Fotografien mit ihr. Vom Typ her m ähnlich wie Audrey ä Hepburn, wirkte Twiggy H mit m ihren langen dünnen Gliedmaßen und ne dem Bubikopf vor allem de zerbrechlich; ihr Erfolg ze hielt sich bis in die 70er hie Jahre. Der Minirock, zwar Ja bereits Anfang der 30er ber Jahre entwickelt und Jah getragen, aber erst zu get Beginn der 60er Jahre von Beg Mary Quandt neu entMa worfen, war wie für sie wor geschaffen. ges Revolutionären d dagegen näherte sich die Frankreichs jungen Revolutionären F Modewerbung eher in romantisierender Form, als seien intelM llektuelle Frauen nur in Paris möglich. Die ExistenzialistenMode der Studentinnen und Studenten mit Rollkragenpullis M und langen Hosen in sehr ähnlicher Form für beiderlei u Geschlecht brauchte fast zehn Jahre, um sich durchzusetzen. Der erste Schritt in die wilden 70er war allerdings auch für D den Geschäftsmann gemacht, als der Anzug aus einem Guss dann einem zweifarbigen wich, dessen Träger Koteletten trug! Als Literatur zum Nachlesen und Staunen: Karlheinz A Graudenz, Erica Pappritz: „Etikette neu." München, Südwest Verlag, G d 7. überarbeitete Auflage 1965 Kathrin Bonacker – Fortsetzung folgt – 1/2016

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„Her mit den kleinen „ Engländerinnen Sport, Spiele, Sprachferien in Sachen Liebe Drei bis vier Jahrzehnte ist es her, dass amouröse Vorlieben augenzwinkernd einfach so per Filmtitel herbeigefordert werden durften. Drei bis vier solcher Kinostreifen können, Geduld vorausgesetzt, auch heute noch überwiegend auf Videokassette ausfindig gemacht werden. Bis auf das ihnen gemeinsame Genre „Teenie-Film„ gehören sie inhaltlich jedoch nicht zusammen (auch wenn sich in den Streifen selbstverständlich alles um die Frage dreht, wer denn nun zu wem gehört ...). Es waren die für die Synchronisationen aus dem Französischen und Englischen verantwortlichen deutschen Wortakrobaten, die durch ähnlich klingende Titel die Filme auff einen vermeintlich gemeinsamen Nenner brachten. Glücklicherweise gibt es das Magazin Ihres Vertrauens, um Licht ins Dunkel zu bringen … er renommierteste Film unserer unfreiwilligen Reihe war in den französischen Kinos der erfolgreichste des Jahres 1976. Er spielt allerdings 1959 – schwer vorzustellen, dass die Macher von „Eis am Stiel" ihn nicht gesehen und sich von ihm nicht haben inspirieren lassen. Her mit den kleinen " Engländerinnen" startet nicht am Strand, genau wie sein Titel „befürchten" lässt, sondern an einer höheren SSchule d i höh h l iin Frankreich. Die Schüler Jean-Pierre und Alain, der eine ein bezirzenen der Draufgänger, der andere ein zurückhaltender Träumer, verpatzen zen ihre Abschlussprüfung, indem sie durch die Englischklausur fallen. Und weil damals Eltern bei schlechten Noten ihres Kindes noch nicht die Schule ni verklagten, wird den beiw den Freunden de kurzerhand derr ku lang ersehn-la te Urlaub in n Saint-Tropez gestrichen und g d in Sprachferien n in dem engli-sschen Küstenortt Ramsgate um-R funktioniert. Zunächst ist diee Z kklischeebedingg-

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te Befürchtung von Nebel und Regen groß, aber natürlich lassen sich die beiden Jungen von ihrem ursprünglichen Urlaubsziel „weibliches Geschlecht" nicht abbringen. Wenn dabei wenigstens die französischbritische Freundschaft vertieft würde! Doch nachdem Jean-Pierre und Alain in dem Nest auf gleichaltrige Landsleute gestoßen sind, siegt schnell die Bequemlichkeit. Fortan wird bevorzugt mit Mädchen derselben Nationalität Blues getanzt und am Strand geknutscht, wenn sich die anderen Gören halt zieren. Schließlich rückt die 15-jährige Claudie in den Mittelpunkt des Interesses unserer beiden Sprachgenies. Sie möchte es langsam angehen lassen. In der Hinsicht passt sie besser zu Alain als zu Jean-Pierre, aber so weit ist es zunächst noch nicht. Beim vvermeintlichen Happy End sschwingt dann auch dank des SSoundtracks Melancholie mit, wie sie gleichfalls eine Rolle w iin den zumindest ersten „Eis aam Stiel"-Filmen spielte ... Springen wir mitten in die 80er. Hier geht es nicht d mehr um eine Sprachreise m iins Ausland. Der Urlaub iim eigenen Land, in SaintTropez, kommt jetzt doch T noch zustande, aber in völn llig anderer Besetzung und unter anderen Umständen: u Zwei miteinander befreundeZ tte Pärchen bekommen eine Villa zur Verfügung gestellt. V Protagonist Antoine könnP tte sich also glücklich schätzen. D Doch der Hi Hinfahrt h während äh d d f h t auff dem Motorrad verliert er seine Geldbörse, während seine Freundin ihre Pille vergessen hat.

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Jedenfalls ist es ganz erstaunlich, wie viele barbusige junge Frauen im Laufe des Films plötzlich auftauchen und sich um ihn kümmern, wenn ihm mal wieder ein Missgeschick passiert ist. Als später die Partykasse fast leer ist, gibt Antoine sich als Polizist aus und kassiert im örtlichen Einzelhandel den letzten verbliebenen 500er-Schein mehrmals als Beweisstück ein, nachdem sein Freund Christian als angeblich gesuchter Geldfälscher zuvor damit jeweils bezahlt Wechselgeld hat. hlt und d W h l ld zurückerhalten ü k h lt h t Ein klassischer Fall für „Nepper, Schlepper, Bauernfänger"! Zur gibt es letztlich nicht nur das Portemonnaie zurück,, „„Belohnung" g g

Wetterfeste Kleidung empfohlen: Alains und Claudies Romanze im englischen Regen

sondern auch Prämie fürs A Aufspüren der ttatsächlichen d h noch h eine i P ä i fü f ü d t ä hli h Geldfälscherbande, die sich am Ende der faden Sex & Crime-Story eine nicht enden wollende Auto-Verfolgungsjagd mit der Polizei liefert. Her mit den Jungs" legt die Vermutung nahe, dass die Damen der " Schöpfung 1985 zurückschlugen. Der Titel ist allerdings ausschließlich auf eine der beiden weiblichen Hauptfiguren gemünzt, nämlich die selbstverständlich blonde Stéphanie (Motto: „Mit den Typen ist es wie mit einem Kleenex"). Sie kümmert sich während eines Eishockeyspiels hockeyspiels schon mal auf ihre Weise um die Ersatzspieler. Ihrer Rolle als Femme fatale wird die überraschenderweise brünette Véronique als Femme fragile entgegengesetzt. Es erstaunt nicht, dass zuerst Stéphanie einen Eishockeychampion an der Angel hat, obwohl ihm doch Véroniques Herzz gehört, ohne dass er dies jedoch weiß. Bis zur Auflösung g in Amsterdam wird auf einer 50er-Jahre-Party (originel-ler Verkleidungsvorschlag: „Geh doch als Vespa und fahrr weg") inklusive Elvis-Double eine Pornokassette ent-deckt. Und Véroniques jüngere Schwester entpuppt sich h als für ihr Alter ausgesprochen geschäftstüchtig, wenn n sie während des Babysittens zusätzlich ein Zimmer für ür gewisse Stunden an junge Pärchen vermietet. Die Knete te versteckt sie dann stilsicher in ihrem Stoffbären. Aber auch ch die Erwachsenen in Gestalt von Stéphanies Eltern, einer er Antiquitätenhändlerin und einem Landschaftsgärtner, der er aufgrund eines Missverständnisses um ein Foto unter falalschen Verdacht gerät, haben so ihre Probleme und Gelüste ... uiLast but not least: der schrägste Streifen in unserer exquihn siten Auswahl. Allein schon weil er so rar ist, muss man ihn gesehen haben. Dass es sich nicht um eine französische, sononGoodTimes

d dern um eine britische Produktion handelt, ist Her mit den kleinen h " Playboys" sofort anzumerken. P Hier H geht es aber nicht etwa um Toyboys. Der angemessene Titel T der deutschen VHS wäre „Wie d werde ich ein großer Playboy?" w gewesen. Zum Plot: Bevor er ein g Buch mit dem Titel „Wie habe B iich Erfolg bei den Frauen" heraausbringt, möchte Verlagsbesitzer Fielding auf Nummer sicher F gehen und den Wahrheitsgehalt g des Werkes überprüfen lassen. d SSeine Wahl fällt auf einen tollpatsschigen Angestellten seiner Firma. Da ihm mit Entlassung gedroht D wird, hat Mr Jasper Jenkins keine w aandere Wahl, als sich unter die Fittiche des Handbuchautors zu F begeben. Andererseits Geld b b A d it spielt i lt G ld kkeine Rolle bei dem Experiment, in dessen Verlauf die Versuchsperson vergeblich im Flugzeug, in der Ballettschule, in einem Hippiecamp, im Freibad und in einem Tanzclub das Glück sucht – bevor es schließlich just bei der T Arbeit gefunden wird. Dank eines Rings mit Minisender stehen A Proband und Coach in ständigem Kontakt. Dokumentiert wird P das Experiment von einem Fotoroboter in Menschengestalt. d Das alles beweist indes nur, wie sehr der Film seiner Zeit vorD aaus war, als er 1972 gedreht wurde. Wie schade, dass seine Veröffentlichung nicht von größerem Erfolg gekrönt war. Dem V deutschen Ratgeberbuchmarkt wäre womöglich so manches d Womanizer-Wunderwerk erspart geblieben. W p g

Doch D h nun nenntt kkult! kult lt! Ih Ihnen exklusiv kl i noch h d das E Erfolgsgeheimnis: f l h i i Es lautet PP, was für „Psychische Power" steht. Seien Seie Sie innerlich von der Sache überzeugt, und berücksichtigen Sie folgende Tipps, auf die mit gesundem Menschenverstand einfach nicht zu kommen ist: Treiben Sie bevorzugt draußen Sport, bringen Sie ein paar Blümchen mit („Das Sp erleichtert die ersten Annäherungsversuche") und erl seien Sie vorsichtig mit Alkohol. Denn schon sei der große Shakespeare wusste, dass Alkohol de das Wollen steigert, aber das Können beeinda trächtigt. Und kaufen Sie sich einen Schniedeltr wutz w e rweiterungs i ndividual d eformer, falls möglich! Bei Redaktionsschluss konnte allerm dings nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob di das SEID-Modell in Serie gegangen ist. Und d wenn Sie sich in der Apotheke von allen, w also wirklich allen Anwesenden in Sachen a Verhütungsmitteln beraten lassen, greifen Sie V unbedingt zum Kondom Super-GTI-Modell. Es u hält ein Leben lang. h Thorsten Pöttger 1/2016

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DAS JAHR 19 75

Von Bernd Matheja

Wie isses nu " möööchlich ?!" Silber-Stopp, Fies-Fisch & A im Akkord

Familie Kempowski

Joe Frazier – Muhammad Ali

Auch ohne Olympia und FußballWeltmeisterschaft, ohne desaströse HorrorKatastrophen und ohne die Menschheit final aus den Schuhen Werfendes: 1975 hatte dennoch viel zu bieten, war kein Langweiler-Jahr. Der (fast schon tragisch vergessene) Vietnamkrieg ist beendet; ein Kraftwerk-Monster geht am Rhein ans Netz; deutschen Terroristen fliegen in Schweden eigene Bomben in die Steckbriefgesichter; ein eher fieser Fisch schnappt herzhaft zu. Und:: Der Heiermann", kurios, wird als Münze zu teuer; Boxweltmeister " Muhammad Ali steigt in nur sechseinhalb Monaten für vier (!!!) Titelkämpfe in den Ring – und in der ARD begeistert die umjubelte TV-Familie Kempowski mit dem vielfach preisgekrönten Mehrteilerr Tadellöser & Wolff" ein Millionenpublikum. "

Zeitgeschehen

Neujahr: Um Mitternacht beginnt das Internationale Jahr der Frau". " *** Volljährig – von 21 runter auf 18 – über Nacht: Rund 2,5 Millionen Deutsche der Jahrgänge 1954 bis 1956 kommen mit Wirkung vom 1.1. in den Genuss dieser Gesetzesänderung. *** Umfangreiche regionale StädteNeuordnung am Niederrhein und im Ruhrgebiet, ebenfalls ab 1.1.: Unter anderem wird Wattenscheid zu einem Bochumer Stadtteil, Homberg geht an Duisburg. *** Baden-Württemberg stattet die ersten 1000 Polizisten mit einem Reizstoffsprühgerät aus, umgangssprachlich Chemische Keule", " deren Inhalt Augen, Nase und Mund angreift. *** 18.1.: Nach zwölf Jahren Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Kuba. *** Das gab's noch nie: Am 11.2. wählen die britischen Konservativen erstmals eine Frau an ihre Parteispitze, Margaret Thatcher. *** § 218: Am 25.2. wird die darin enthaltene Fristenlösung vom Bundesverfassungsgericht für verfassungsMargaret Thatcher widrig erklärt. *** 27.2.: Entführung des Berliner 2. CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz durch Mitglieder der „Bewegung d d B Juni". Nach Austausch gegen fünf Terroristen, die in den Jemen ausgeflogen werden, kommt der Politiker am 4.3. frei. *** Am 26.3. wird Harry Tisch (1927–1995) Vorsitzender der DDR-Gewerkschaft FDGB. *** Am V selben Tag erkennt Österreich als erster westlicher Staat per Vertrag die DDR-Staatsbürgerschaft an. *** Konservative US-Wissenschaftler erklären am 2.4., der Ozonmantel der Erde sei massiv gefährdet. Größter Übeltäter demnach: Spraydosen. *** Peter Lorenz Die Studienabbrecher Bill Gates (19) und Paul Gardner Allen ((22)) gründen in Albuquerque, New Mexico, das SoftwareG d All ü Unternehmen Microsoft. *** Am 15.4. geht in Biblis am Rhein das Seite

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damals größte Kernkraftwerk der Welt ans Netz. *** 24.4.: Geiselnahme durch RAF-Terroristen in Stockholm,, denen eine eigene Bombe um die Ohren fliegt. Die schwediO Kernkraftwerk Biblis sche Polizei greift zu, die sc aangestrebte Freipressung der einsitzenden Bader, d Meinhof, Raspe, M Ensslin & Co. war E schon vor dem Knall von sc worden. Bundeskanzler d k l Schmidt S h id abgelehnt b l h worden d *** Mit dem 30.4. gilt der Vietnamkrieg als beendet: Kommunistische Soldaten nehmen Saigon ein, Südvietnam kapituliert, die letzten Amerikaner werden evakuiert („Operation Frequent Wind"). *** Die DDR gestattet ab 6.5. die Einrichtung westlicher Filialbanken in Ost-Berlin. *** Am 7.5. richtet das Bundeskriminalamt (BKA) eine „Abteilung Terrorismus" ein. *** 30.5.: Gründung der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Paris. *** Helmut Kohl wird am 19.6. nächster Kanzlerkandidat der CDU. *** Am selben Tag löst in der DDR das Neue Zivilgesetzbuch das seit 1896 gültige Bürgerliche Gesetzbuch ab. *** Vom 27.–29.6. findet in der BRD erstmals ein Ausländerkongress" statt. In Bochum geht es u.a. um " Rechtsfragen, Bildungschancen und die Wohnsituation. *** Hoffnung für die Natur: Zum 1.7. tritt das Washingtoner Artenschutzabkommen in Kraft. *** Jetzt unabhängig von Portugal: die Kapverden, Komoren, Sao Tomé und Principe. *** 15.7.: Start der ersten gemeinsamen Raumfahrtmission ( Apollo-Sojus-Projekt") von Amerikanern und " Sowjetrussen. Treff im All am 17.7. *** Am 20.7. nimmt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ND) seine Arbeit auf. *** Gründung der Konferenz für Sicherheitt und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki am 1.8. *** Erstes Attentat auf einen US-Präsidenten seit der Kennedy-Ermordung: Eine Frau namens Lynette

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Fromme will Gerald Ford erschießen (5.9.). Nur 17 Tage später feuert eine weitere Attentäterin auf den Politiker, der unverletzt bleibt. *** Ab 1.10. gibt es erstmals weibliche Offiziere in der Bundeswehr: Fünf Ärztinnen werden im Sanitätsbereich eingesetzt. *** Vom 28.10.–2.11. fliegt Helmut Schmidt als erster Bundeskanzler zu einem Staatsbesuch nach China, trifft dort Mao Tse-tung. *** Das Bundesverfassungsgericht entscheidet am 5.11., dass Abgeordnetenbezüge zu versteuern sind. *** Walter Scheel reist am 10.11. als erster Bundespräsident zu einem offiziellen Staatsbesuch in die Sowjetunion. *** 20.11.: Ende einer 36-jährigen Diktatur mitten in Europa: In Spanien stirbt General Franco. Zwei Tage später wird Juan Carlos I. König des Landes. *** Eine Gruppe extremistischer Süd-Molukker kapert am 2.12. in Holland einen Zug, sie fordern bessere Lebensbedingungen für ihre Landsleute. Die Regierung bleibt hart, die Entführer erschießen vier Geiseln und geben am 19.12. auf. *** Am selben Tag einigen sich BRD und DDR über den Ausbau der Transitstrecken von und nach Berlin. *** Geiselnahme in Wien (OPECGebäude, 21.12.): Angeführt vom bald weltweit meistgesuchten Terroristen Carlos, bringen die Männer u.a. elf Ölminister in ihre Gewalt. ***

Sport

Gegenwärtig würden Trainer, Mediziner, Veranstalter und nicht zuletzt die Faustkämpfer selbst ob solcher „Verhältnisse" abwechselnd jammern, betteln, weinen, pöbeln, warnen. Denn was Box-Weltmeister Muhammad Ali 1975 an Titelkämpfen absolvierte, entspräche heute eher der Zahl der Runden per anno: fünf pro Jahr sind genug ... Unglaubliche vier WM-Fights in nur sechs Monaten (!) bestreitet der Gigant – gegen Chuck Wepner (24.3.), Ron Lyle (16.5.) und Joe Bugner (30.6.). Höhepunkt: der als solcher beworbene „Thrilla in Manila" am 1.10., die sensationelle OpenAir-Schlacht auf den Philippinen bei 40 Grad Außentemperatur gegen Joe Frazier, der in der 14. und vorletzten Runde durch Technischen Knockout unterliegt. *** Deutlich kühler war's bei Jahresbeginn: Die drei Österreicher Willi Pürstl, Edi Federer und Karl Schnabl sorgen am 6.1. als überragendes Siegertrio dennoch für heißes Feiern der Skispringer bei der Vierschanzentournee. *** Vom 3.–19.4. läuft parallel in München und in Düsseldorf die Eishockey-WM. Die Sowjetunion tritt zehnmal an, siegt ebenso oft und wird Titelträger vor der Tschechoslowakei und Schweden. Die Kufen-Sputniks fahren u.a. mit Schalimow (Torjägerkrone), j g Petrow, Charlamow, Malzew, Kapustin und Über-Torhüter Tretjak das Beste auf, was das Welt-Eishockey zu bieten hat. *** Titelverteidiger Bobby Fischer (USA) fordert zu viel Kohle, darum erkennt ihm der Weltschachbund FIDE am 3.4. seinen Titel ab. Zum neuen Weltmeister wird Anatoli Bobby Fischer Karpow (UdSSR) erklärt. *** Nach einem 0:0 im Hinspiel zerlegt Borussia Mönchengladbach 21.5. hengladbach am 21 5 iim Rückspiel Twente Enschede mit 5:0 und gewinnt gegen die Niederländer den UEFA-Cup. *** Nur eine Woche später der nächste Triumph: Der FC Bayern München holt sich den Cup der Landesmeister durch einen 2:0Sieg im Pariser Prinzenpark gegen Leeds United. *** Bereits am 14.5. (St. Jakob-Park, Basel) hatte Dynamo Kiew gegen Ferencváros Budapest im Europapokal der Pokalsieger mit 3:0 gesiegt – vor der beschämenden Finalkulisse von 10.897 Zuschauern. *** Motorsport: Am 27.4. rast der deutsche Fahrer Rolf Stommelen beim Großen Preis von d eu ut Spanien in eine Tribüne. Es sterben fünf Formel-1-Fans. S Die Italienerin Maria Lella" Lombardi (1941–1992, D " Krebs) ist die bis heute einzige Frau, die in der Formel 1 in die Punkteränge fährt: Bei Rennabbruch liegt sie im March auf Platz 6, wofür sie 0,5 Punkte erhält. *** Zwei M Hammerwerfer des DLV „drehen durch": Zunächst H schraubt Karl-Hans Riehm am 19.5. den Weltrekord auf schr mächtige 78,50 Meter. Nur drei Monate später setzt sein Kumpel und Kontrahent Walter Schmidt mit 79,30 Meter eine neue fabelhafte Bestmarke. *** Den Titel des BRD-Hallenhandballmeisters sichert sich am 3.5. zum sechsten Mal der VfL Gummersbach. *** Turn-Europameisterschaften in der Schweiz: Bei den Einzelwettkämpfen siegt am 1.6. in Bern Eberhard Gienger aus Künzelsau am Reck – Goldmedaille! *** Damals eine Fabelsumme: Die brasilianische Kicker-Legende Pele unterschreibt am 10.6. für umgerechnet elf Millionen Mark einen Vertrag beim damals so bezeichneten „Operettenclub" Cosmos New York. *** 24.6.: In der GoodTimes

80. Minute des Fußball-Länderspiels Chile – Uruguay in Santiago stellt der Schiedsrichter beim Stand von 1:3 nach einer Prügelei 19 Treter & Klopper vom Platz – Abbruch mangels Masse. *** Tennis: Das traditionsreiche Turnier in Wimbledon (23.6.–5.7.) gewinnt bei den Herren erstmals ein Farbiger: Arthur Ashe (USA) bezwingt seinen Landsmann und Maria Lella" Lombardi Favoriten Jimmy Connors in vier Sätzen. Der " Damentitel D tit l geht ht an Billy Bill Jean King (USA; gegen Evonne Goolagong Cawley). *** Bei der Tour de France steht am 20.7. ein Franzose auf dem Siegertreppchen: Bernard Thévenet kommt 2:47 Minuten vor dem Belgier Eddy Merckx ins Ziel in Paris. Der Giro d'Italia ging schon am 7.6. nach 3963 gestrampelten Kilometern an den Italiener Fausto Bertoglio, der den Spanier Francisco Galdos auf Platz 2 verweist. *** Deutscher DreierTriumph: Europameister der Springreiter wird am 17.8. in München Alwin Schockemöhle (Meppen) vor Hartwig Steenken (Twistringen) und Sönke Sönksen (Meldorf). *** Der Titel des Formel-1-Weltmeisters geht an den Österreicher Niki Lauda (64,5 Punkte/Ferrari) vor Emerson Fittipaldi (Brasilien/45 P./McLaren-Ford) und Carlos Reutemann (Argentinien/37 P./ Brabham-Ford). Jochen Mass aus Dorfen wird Achter mit 20 Punkten. *** Fußball: BRD-Meister ist Borussia Mönchengladbach (vor Hertha BSC und Eintracht Frankfurt), in der DDR-Oberliga steht am Ende der 1. FC Magdeburg ganz oben. Bundesliga-Torschützenkönig: Jupp Heynckes (27 Treffer) vor Dieter Müller (24) und Gerd Müller (23). *** Den DFB-Pokal holt am 21.6. in Hannover die Frankfurter Eintracht, die den MSV Duisburg knapp mit 1:0 besiegt. *** Den FDGB-Pokal gewinnt am 14.6. die BSG Sachsenring Zwickau nach einem 4:3 im Elfmeterschießen gegen Dynamo Dresden in Ostberlin. *** Zu Kickern des Jahres werden gewählt: Sepp Maier (Bayern München/BRD), Jürgen Pommerenke (1. FC Magdeburg/DDR) und Oleg Blochin (Dynamo Kiew/ Europa). *** Sportler des Jahres/BRD: Peter-Michael Kolbe (Rudern), Ellen Wellmann (Leichtathletik) und Borussia Mönchengladbach (Fußball). DDR-Preisträger: Roland Matthes, Kornelia Ender (Schwimmen) und die Leichtathletik-Europacup-Frauenmannschaft. ***

Funk & Fernsehen

Echtes TV-Ereignis am 1.3. im ZDF: der Zweiteiler Tadellöser & Wolff", " die Geschichte einer bürgerlichen Rostocker Reederfamilie nach den Romanen von Walter Kempowski. Regie: Eberhard Fechner. Großartige Darsteller (u.a. Edda Seippel und Karl Lieffen) sind bis heute in der Erinnerung präsent, spleenige Wortschöpfungen zu geflügelten Worten geworden („Ansage mir frisch!", „Tadellöser & Wollf", "Miesnitzdörfer & Jensen", „Scheiße mit Reiße", „Gut dem Dinge" u.v.a.). Mit Preisen überhäuft, genau wie die TV-Fortsetzung 1979, der Dreiteiler „Ein Kapitel für sich". *** Das Fernsehjahr beginnt in den USA mit einer „folgenreichen" Premiere: NBC zeigt ab 6.1. die Spielshow "Wheel Of Fortune" von Merv Griffin. Auch in Deutschland ab 1988 ein beliebter Dauerbrenner als Glücksrad". *** Sachlicher geht's zu bei Plusminus", das " " Wirtschaftsmagazin startet am 9.1. in der ARD. *** In den USA von 1972 bis 1981 ein Erfolg mit 221 Episoden, ab 12.1.75 auch im ZDF zu sehen: Die Waltons", die Geschichte einer kinderreichen Baptistenfamilie. " *** Intensive Verbalkabbelei beim WDR – das TV-Streitgespräch zwischen Alice Schwarzer und Esther Vilar am 6.2. *** In jedem dritten Haushalt der BRD steht inzwischen ein Farbfernsehgerät. *** Gutes für die Kurzen in der ARD: In „Emm wie Meikel" (ab 20.1.) bespricht Hanni Vanhaiden mit Puppe Meikel Kinderprobleme. Puppe Paulchen erklärt mit Helga g Feddersen Fedderse und Ernst Hilbich, wie Fernsehen und Filme entstehen („Ach, du dickes Ei", ab 10.3.). *** Hier wird der Grundstein für viele später folgende Comedysendungen gelegt: Ab 29.3. präsentiert Dieter Hallervorden in der ARD sein wegweisendes Ulk- und Sketchmagazin „Nonstop Nonsens". *** Freude bei vielen Kranken: In Bremer Kliniken gibt es erstmals Münzfernsehgeräte in Patientenzimmern. *** Am 15.2. erlangt die Ordensschwester Renata (Hampel; 1930–2013) aus Passau landesweite Popularität: Sie gewinnt in Am laufenden Band". Der Showmaster i Rudi R di Carrells C ll Spielshow S i lh " unterstützt daraufhin mit hilfreichen Aktivitäten das von der Nonne 1/2016

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geleitete Kinder- und Waisenheim. *** Nachfolger von Peter Merseburger als Moderator des Politmagazins Panorama" ist Gerhard Bott. *** " In Toronto wird der CN Tower eingeweiht – mit 553,33 , Metern der damals höchste Fernsehturm der Welt. *** Am 7.4. übernimmt Italien das deutsche Farbfernsehsystem PAL. *** Eine neue ARD-Familienserie wird ab 18.5. bis ins Jahr 1979 zum 16-teiligen Treffer bei den Zuschauern: PS", die Geschichte eines Autohauses. " Asse am Werk – Bücher: Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt, Produktion: Dieter Meichsner, Musik: Jazzer Rolf Kühn. Mit Günter Pfitzmann, Ordensschwester Renata Gerd Baltus, Friedrich Schütter, Liane Hielscher. *** Beginn der quantitativen Zuschauerforschung mit dem „Teleskomat" für ARD und ZDF durch die Arbeitsgemeinschaft Teleskopie. Abgelöst wird Infratam aus Wetzlar (Messung mit dem „Tammeter" von 1963 bis 1974). *** Bei der 30. Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin (29.8.–7.9.) informieren sich 604.317 Besucher bei 246 Ausstellern in 26 Hallen und Pavillons (88.000 qm Fläche). Themen sind u.a. die Einführung der Ultraschallfernbedienung und die Entwicklung des „Verkehrszielführungssystems" ALI (elektronisches Autofahrer-Leit- und Informationssystem). Die Industrie strebt außerdem an, neue TV-Geräte serienmäßig mit Fernbedienung auszuliefern. *** Am 12.7. startet im ZDF die beliebte englische Familienserie Das Haus am Eaton Place" " mit Gordon Jackson als Butler; von 1977 bis 1981 ist er dann „George Cowley", Agentenchef in der UK-Krimi-Reihe „Die Profis". *** Einweihung der Studios von ARD und ZDF in Ost-Berlin mit Korrespondenten wie Lothar Loewe, Hans-Jürgen Wiesner und Dirk Sager. *** Talkshows ohne Ende auf dem Bildschirm, u.a. „Künstlerstammtisch" (mit Gustav Knuth), „Feuerabend" (mit Hans-Joachim Kulenkampff, nach sieben Folgen abgesetzt), „Je später der Abend" (Hansjürgen Rosenbauer übernimmt von Dietmar Schönherr), „Der heiße Draht" (Joachim Fuchsberger), „Stargast" (Henno Lohmeyer). *** Ab 27.9. zeigt das ZDF Folgen der 62-teiligen amerikanischen Abenteuerserie Kung Fu". Hauptrolle: " David Carradine. *** In der ARD ist am 5.10. erstmals der HollywoodKlassiker Casablanca" (Humphrey Bogart) in originalgetreuer " Synchronfassung zu sehen. Früher eingebrachte textliche Zensureingriffe (Weltkrieg, jüdische Flüchtlinge, Nazis) sind korrigiert. *** Der diesjährige Weihnachtsmehrteiler des ZDF ab 21.12. ist Lockruf des Goldes". " Die Romanvorlage für die vier Filme stammt von Jack London, Regie: Wolfgang Staudte, u.a. mit Arthur Brauss. *** Die Goldene Kamera geht u.a. an die Schauspieler Doris Kunstmann und Gustav Knuth, an Regisseur Michael Verhoeven, Helmuth Bendt („Das aktuelle Sportstudio") und US-Star Peter Falk („Columbo"). ***

Film

Es ist das Jahr der „Erfindung" des (filmischen) Blockbusters – der Begriff steht künftig mehr als je zuvor für alles umspannende Werbe- und Marketingaktivitäten rund um ein bestimmtes Produkt und/oder Projekt. Auslöser ist Der weiße Hai" (US-Premiere: 20.6.; nach einem Roman " von Peter Benchley, basierend auf realen Ereignissen vom Juli 1916; Regie: Steven Spielberg; mit Roy Scheider, Richard Dreyfuss, Robert Shaw). Knapp sieben Millionen Dollar Produktionskosten stehen schließlich Einnahmen von über 470 Millionen Dollar gegenüber. Oscars gibt es im Folgejahr in den Kategorien Musik (John Williams), für die Tonmischung und den Schnitt – die Haupt- und Nebendarsteller, der Film selbst und sein Regisseur gehen leer aus. Dennoch bedeutet „Jaws" (Originaltitel; engl. für Kiefer und [Tier-]Maul) den Start für Spielbergs Weltkarriere. *** Ein weiterer Kult-Klassiker ist seit 14.8. in den Kinos zu sehen: The Rocky Horror " Picture Show Show",, gedreht nach einem Musical, das seit 1973 in London g n zu sehen ist. Schwach angelaufen, entwickeln sich weltweit die Vorstellungen mehr und mehr zu wahren Publikums-Happenings. Im Film dabei: Tim Curry, Susan Sarandon und Rockstar Meat Loaf. *** Nächster Leinwandhit des Jahres (Premiere am 19.11.): Einer flog " über das Kuckucksnest". Zuvor („Es geschah h h iin einer i Nacht", N h " 1935) und danach („Das Schweigen der Lämmer", 1992) gelang es bis heute nur zwei weiteren Filmen, bei den Oscars die fünf wichtigsten Kategorien abzuräumen: bester Film, bestes Drehbuch, beste Regie (hier 1976: Milos Forman), beste Hauptdarsteller (Jack Nicholson Seite

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sowie Mildred Ratched als sadistische Oberschwester in einer psychiatrischen Anstalt). Musik: Jack Nitzsche. *** Trauer in der Filmwelt: Am 2.11. wird am Strand von Ostia die Leiche des italienischen Star-Regisseurs Pier Paolo Pasolini (1923–1975; „Medea", „Der Schweinestall", „Decameron", „Die 120 Tage von Sodom") gefunden. Der Mord ist bis heute nicht lückenlos aufgeklärt. *** Große Namen, große Leistungen: Die Oscars werden am 8.4. im Dorothy Chandler Pavilion in Los Angeles verliehen (wie immer rückwirkend fürs Vorjahr), zu den Preisträgern gehören: „Der Pate II" (Film), sein Regisseur Francis Ford Coppola; Art Carney (Hauptdarsteller in „Harry und Tonto"), Ellen Burstyn (Hauptrolle in „Alice lebt hier nicht mehr"), Nebendarsteller: Ingrid Bergman (in „Mord im Orient-Express") und Robert De Niro („Der Pate II"). Ehrenpreise fürs Lebenswerk gehen an die großen Regisseure Howard Hawks und Jean Renoir. *** Beim Deutschen Filmpreis räumt Falsche Bewegung" ab: Filmband in " Gold für Regie (Wim Wenders), Drehbuch, Musik, Kamera, Schnitt und das Darstellerensemble (u.a. mit Marianne Hoppe, Hans-Christian Blech, Hanna Schygulla, yg , Ivan Desny, Nastassja Kinski, Lisa Kreuzer). Bester Film: „Lina Braake oder: Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat", Gold auch für die Hauptdarstellerin Lina Carstens (83). *** Auch das Jugendmagazin „Bravo" lässt wieder abstimmen. In der Kategorie „Männliche Filmstars" heißen die Sieger Terence Hill (Gold), Jan-Michael Vincent (Silber) und Roger Moore (Bronze). Bei den „weiblichen Stars" gehen die populären Statuen an Ute Kittelberger (Gold), Uschi Glas (Silber) und Linda Blair (Bronze). *** Viele gute Filme bleiben für dieses Jahr in Erinnerung (Auswahl): Aus deutscher Produktion kommen Die verlorene Ehre " der Katharina Blum" (Regie Volker Schlöndorff/Margarethe von Trotta; nach Heinrich Böll) und „Berlinger", die Geschichte eines Träumers (Martin Benrath) und eines Karrieristen (Peter Ehrlich; mit Hannelore Elsner); auch Maximilian Schells Der Richter und sein Henker" (Romanvorlage: " Friedrich Dürrenmatt; mit Jon Voight, Jacqueline Bisset) überzeugt. Internationale Hits: der faszinierend gefilmte australische Mystery-Thriller Picknick am Valentinstag" (Regie: Peter Weir); „Nashville" (tolles " Porträt der US-Country-Music-Szene; Regie: Robert Altman); Robert Redford und Faye Dunaway prägen den fesselnden Agententhriller Die g " drei Tage des Condor" von Sydney Pollack; „Nachtblende": Das Drama um eine düstere Dreiecksbeziehung kommt aus Frankreich, mit Romy Schneider, Sänger Jacques Dutronc und Klaus Kinski; um seltsame Vorstadtfrauen und Picknick am Valentinstag" ihre nicht minder merkwürdigen Männer " dreht sich alles in „Die Frauen von Stepford" Katherine Ross und d" ((u.a. mit i K h i R d Paula Prentiss); gelacht werden darf in Shampoo", einer in den Sixties " spielenden US-Komödie von Hal Ashby (mit Julie Christie, Goldie Hawn, Warren Beatty). ***

Musik

Die Jahre 1973, 1974 und 1975 sind längst als „nicht sonderlich kreative Phase" vor allem im UK-Pop verbucht. Nahezu alle denkbaren Trends/ Richtungen waren seit den frühen 1960ern abgefrühstückt. Kein Zufall, dass z.B. die LP-Charts mit Lawinen von Kopplungen wie POWER HITS, SUPER 20, POP GREATS, 40 TOP-SPEED HITS verstopft wurden. Der Wachmacher Punk köchelte noch, aber in den Kneipen Londons und der Vorstadt Southend blühte bis dahin wenigstens der Pub Rock: ohne Bombast, keine Plateausohlen-Verkleidungen, dafür imagefreier, bodenständiger Normalo-Rock. Man dankt noch heute Bands wie etwa Ducks Deluxe, Brinsley Schwarz, Bees Make Honey, Eggs Over Easy, den Winkies, Dr. Feelgood, Roogalator für ihre Beiträge. *** „Tagesschau"Sprecher Werner Veigel kommentiert am 22.3. aus Stockholm den 20. Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute: ESC, Eurovision Song Contest). Im Jahr eins nach Abba gewinnen die niederländischen Teach-In mit "Ding-A-Dong" (152 Punkte) vor den englischen Shadows ("Let Me Be The One", 138 P.) und Wess & Dori Ghezzi mit "Era" (Italien, 115 P.). Joy Fleming (15 Dr. Feelgood P.) landet mit "Ein Lied kann eine Brücke

GoodTimes

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sein" auf Rang 17 bei 19 Teilnehmern. Beim nationalen Vorentscheid in Frankfurt/Main hatte sie u.a. Marianne Rosenberg ("Er gehört zu mir"), Jürgen Marcus ("Ein Lied zieht hinaus in die Welt"), Katja Ebstein und Peggy March hinter sich gelassen, deren Titel später deutlich erfolgreicher waren. *** Zu den erfolgreichsten Singles in der BRD gehören in diesem Jahr "Una Paloma Blanca" (George Baker Selection), "Lady Bump" (Penny McLean), "Griechischer Wein" (Udo Jürgens), "S.O.S." (Abba). Gute Verkäufe erzielen auch (national) Howard Carpendale, Juliane Werding, Frank Zander, Denny Christian und (international) Billy Swan, Bachman Turner Overdrive, 5000 Volts und Rod Stewart. In der BRD populäre LPs p p sind u.a.: AUTOBAHN (Kraftwerk), SERENADE (Neil Diamond), MEIN GOTT, WALTHER (Mike Krüger). *** Weltweit zählen zu den Gewinnern des Jahres (Singles): "Sailing" (Rod Stewart), "I'm Not In Love" (10cc), "Fox On The Run" (Sweet), "Fly Robin Fly" (Silver Convention), "Shame Shame Shame" (Shirley & Company), "I Can Help" (Billy Swan), "Jive Talkin'" (Bee Gees). Bei den LPs ragen rund um den Globus heraus: WISH YOU WERE HERE (Pink Floyd), BORN TO RUN (Bruce Springsteen), A NIGHT AT THE OPERA (Queen), VENUS & MARS (Wings), PHYSICAL GRAFFITI (Led Zeppelin). *** Der Tonträgerabsatz in der BRD beträgt bei den Langspielplatten 78,6 Mio. Stück, bei den Singles sind es 38,6 Mio. und bei den Musikcassetten 19,1 Millionen. *** Am 7.4. spielt Gitarrist Ritchie Blackmore sein (vorerst) letztes Konzert mit Deep Purple. *** Eine neue, wegweisende Band tritt erstmals im New Yorker CBGB's auf – The Talking Heads. *** Die Warner Bros. Music " Show" zieht ab 12.1. für 18 Shows als Labelwerbung durch Europa. Mit dabei sind u.a. Little Feat, Montrose, die Doobie Brothers, Graham Central Station und Tower Of Power. *** Am 26.3. feiert die Filmversion von TOMMY (The Who) Premiere in London. *** Die bestverkaufte PianoAufnahme der Geschichte entsteht live in der Domstadt: THE KÖLN CONCERT mit Keith Jarrett an den Tasten. *** Cher und Gregg Allman heiraten am 30.6. in einem Hotel in Las Vegas. *** Die Bee Gees starten im Sommer ihre „zweite Karriere" mit Disco-Titeln wie "Jive Talkin'". Fans ihrer Sixties-Songs bekennen sich öffentlich als „angewidert vom Eunuchengesang". *** Im August verlässt Sänger Peter Gabriel die Band Genesis, setzt seine Karriere als erfolgreicher Solist fort. *** Ronnie Wood ist fester Bestandteil der Rolling Stones, sein Vorgänger Mick Taylor bleibt der bis heute kompetenteste Gitarrist der Band. *** R&B- und Soulsänger Jackie Wilson bricht am 29.9. in Cherry Hill, New Jersey, auf der Bühne mit einem Infarkt zusammen, fällt für mehr als acht Jahre ins Koma und stirbt am 21.1.1984. *** John Lennon und Yoko Ono sind glückliche Eltern: Am 9.10. kommt der gemeinsame Sohn Sean zur Welt. *** Bob Dylan setzt am 30.10. seine umfangreiche Tournee mit dem Titel „Rolling Thunder Revue" in Bewegung. *** 6.11.: Es geht los, die Sex Pistols mit Johnny Rotten (voc), Glen Matlock (b), Steve Jones (g) und Paul Cook (dr) machen am 6.11. in der Londoner St. Martin's School Of Arts erstmals laute Töne und wecken als Punks der ersten Stunde die einschlafende Szene. *** Viele Musiker verabschieden sich für immer von den internaM tionalen Bühnen: die Bluesväter T-Bone Walker (16.3.) ti und u Hound Dog Taylor (17.12.), die Countrygrößen Bob B Wills (13.5.) und Lefty Frizzell (19.7.), Rocker wie Gary G Thain (Uriah Heep, 8.12.), Pete Ham (Badfinger, 24.4.), Dave Alexander (Stooges, 10.2.). Der Singer/ 2 Songwriter Tim Buckley stirbt am 29.6. an einer So Überdosis Heroin. Heroin Und Un der großartige „Uhrwerk-Drummer" von Booker T. & The MGs, Al Jackson Jr., wird am 1.10. bei einem Einbruch in sein Haus erschossen. Ebenfalls verstorben: der berühmte US-Discjockey Tom Donahue (28.4.; geb. als Thomas Coman) ***

Vermischtes

Höchstrichterliches Aus mit Brief und Siegel: Am 9.1. löst der Londoner High Court offiziell die Partnerschaft der Beatles auf. *** Dem Heiermann" " geht's ans Material: Weil das 5-Mark-Stück in der Herstellung zu teuer wird, kommt es zur Umstellung von Silber auf eine Stahllegierung. *** In Hamburg wird nach fast siebenjähriger Bauzeit am 10.1. zur Verkehrsentlastung der Neue Elbtunnel eröffnet; das Bauwerk ist 3325 Meter lang, davon verlaufen 1056 als befahrbare Röhren unmittelbar unter dem Flussbett. *** Königin Elisabeth II. schlägt am 4.3. den Schauspieler und Regisseur Charles Chaplin zum Ritter. *** Die GoodTimes

Fernuniversität Hagen/Nordrhein-Westfalen nimmt am 4.10. – nach Gründung im Vorjahr – den Lehrbetrieb auf. 1330 Studierende sind in drei Fachbereichen eingeschrieben; Wintersemester mester 2014/15: / 77.395. Zu den bisherigen Absolventen zählen u.a. die (Ex-)Fußballprofis Oliver Kahn und Oliver Bierhoff, FDP-Politiker Guido Westerwelle und die TV-Moderatorin Karen Webb. *** 1.10., Amsterdam: Im Rijksmuseum sticht Neuer Elbtunnel ein psychisch Kranker mit einem Messer auf Rembrandts Gemälde „Die Nachtwache" twache" h " ein. i *** Bim, Bi bim, bi dös dö woar's: In München stehen am 1.6. für alle bisherigen Trambahnschaffner die Abschiedsfahrten auf dem Dienstplan. *** Gut drei Monate später, am 9.9., wird der Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) gegründet. *** Am selben Tag beliefert IBM den noch eher spärlich gesäten Handel mit dem „5100", dem ersten tragbaren Personal Computer. Preis der besten Ausführung: rund 20.000 Dollar, Gewicht: 25,2 Kilogramm ... *** Zum dritten Mal sprechen die Zeugen Jehovas eindringlich vom bevorstehenden Weltuntergang. Wie bereits 1914 und 1925 (und erneut 2011) bleibt – mit Ausnahme einiger Wetterturbulenzen – alles ruhig. *** Am 16.12. wird der „Spiegel"-Korrespondent Jörg Mettke aus der DDR ausgewiesen. Er hatte mit Recherchen und Berichten über angeordnete Zwangsadoptionen das verantwortliche Behördengesindel aufgescheucht. *** Seit 1975 ist der 1.10. Internationaler Tag der Musik ( Weltmusiktag"). *** In München eröffnet am 3.11. Lillemors, der " erste Frauenbuchladen in der Bundesrepublik. *** Technischer Riesenschritt: Der US-amerikanische Ingenieur Steven J. Sasson (25) entwickelt bei Kodak die erste Digitalkamera. Aufnahme und Datenspeicherung pro Bild: 23 Sekunden. *** 13.10.: Erstveröffentlichung der Comiczeitschrift YPS" " im Verlag Gruner & Jahr. Jedem Heft liegt ein Gimmick bei (Spielzeug, Scherzartikel, Bastelbögen). *** Proteste in München: Der Preis für eine Maß Bier auf dem Oktoberfest ist schon wieder gestiegen – auf nunmehr 3,50 Mark (ca. 1,75 Euro). 2014: 10,10 Euro ... *** Pulsar nimmt die Produktion digitaler Armbanduhren mit integriertem Taschenrechner auf. *** 8.11.: Beim Fußball-Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und Hannover 96 pfeift Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder (1944–2014; Diabetes) die erste Halbzeit schon nach 32 Minuten ab. In Kneipen der Hansestadt steht danach „der Ahlenfelder" auf den Getränkekarten: Bier + Malteser. Der Referee genießt bestes Ansehen bei allen Spielern und wird 1984 trotz seiner (verjährten ...) Schluckstörung zum „Schiedsrichter des Jahres" gewählt. *** Sony bringt – zunächst nur in den USA und in Japan – Videorekorder mit dem Betamax-System auf den Markt. Europa/ Deutschland: 1978. *** Bildungssenator Moritz Thape (SPD) veröffentlicht Anfang Dezember einen Erlass, wonach an Bremer Schulen Taschenrechner im Unterricht „grundsätzlich gestattet" sind. *** Erste Tendenzen bei Herstellern sind unüberhörbar, wenig später ist es soweit: Die TED-Bildplatte verschwindet wegen Erfolglosigkeit vom Markt. *** Prominente in W.-D. Ahlenfelder spe melden sich auf dem Planeten an. Sport: Mary Pierce (15.1., Tennis), Roy Makaay (9.3., Fußball), Ralf Schumacher (30.6., Rennfahrer), Felix Brych (3.8., Schiedsrichter), Hilde Gerg (19.10., Ski), Tiger Woods (30.12., Golf). Leinwand/TV: Drew Barrymore (22.2.), Johanna Wokalek (3.3.), Jamie Oliver (27.5., TV-Koch), Fritzi Haberland (6.6.), Nina Hoss (7.7.), Charlize Theron (7.8.), Kate Winslet (5.10.), Diana Amft (7.11.). Musik: Brian Littrell (20.2., Backstreet Boys), Lauryn Hill (25.5.), 50 Cent (6.7., Rapper), Jack White (9.7., White Stripes), Michael Bublé (9.9.), Sean Lennon (9.10.), Stefan Mross (26.11., Trompeter). *** Verstorbene 1975. Leinwand/Bühne: Günther Lüders (1.3.), Therese Giese (3.3.), Susan Hayward (14.3.), Paul Verhoeven (22.3.), Fredric March (14.4.), Michel Simon (30.5.), Ruth Stephan (8.8.), Agnes Windeck (28.9.). Schriftsteller: Rolf-Dieter Brinkmann (23.4.), Per Wahlöö (22.6.), Rudolf Kinau (19.11.), Thornton Wilder (7.12.). Musik: Louis Jordan (4.2., Saxofonist), Josephine Baker (12.4., auch Tanz, Film), Robert Stolz (27.6., Komponist), Cannonball Adderley (8.8., Saxofonist), Dmitri Schostakowitsch (9.8., Komponist). Weitere: der griechische Reeder Aristoteles Onassis (15.3.), Chiang Kai-Shek (5.4., chinesischer Ex-Staatschef), Avery Brundage (8.5., USA, Präsident des IOC), Haile Selassie I (27.8., letzter Kaiser von Äthiopien), Graham Hill (29.11., britischer Formel-1-Rennfahrer), Hannah Arendt (4.12., Philosophin, Politologin, Publizistin aus Linden/Hannover). *** 1/2016

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Werbe-Ikonen – Teil 1

Der "Marlboro Man"

Die Freiheit echter Kerle Geraucht habe ich nie. Nicht als Teenager und auch später nicht. Der Gestank von kaltem Zigarettenrauch ist mir bis heute zuwider. Und doch war es ausgerechnet die Werbefigur einer Zigarettenmarke, der Marlboro Man", " die meine Fantasie beflügelt hat wie wenig andere Ikonen der postmodernen Alltagskultur.

ome to Marlboro Country": eine Einladung wie ein Versprechen. Wo der „Marlboro Man" arbeitete, dort wollte ich damals, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre auch leben: in einer Landschaft – den „ unendlichen Weiten des amerikanischen Westens –, die sich mir als Kind durch unzählige Kino-Western und Western-Serien eröffnet hatte und von der ich schon deshalb annahm, jeden Stock und jeden Stein zu kennen. Bis heute klingen Namen wie Montana, Oregon oder Wyoming, wie Arizona,, Colorado oder New Mexico wie süße Musik in meinen Ohren. Diese Männer, die D Marlboro-Cowboys, M sschienen ein freies und authentisches u Leben zu leben, bar L jeglicher Bürde, wie j sie s dem postmodernen Menschen das n Dasein gehörig verleiD den d kann. Kein Stau auf dem Weg zur Arbeit Arbeit, kein nörgelnder Chef Chef, kein keine nervenden Kollegen und am Abend, am Lagerfeuer, keine Versuchung, in die Glotze mit ihrem ganzen Müll à la RTL oder Sat.1 zu schauen.

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uch der „Marlboro-Mann" (die Deutschen hatten ihm alsbald einen „ Bindestrich und ein zweites „n" spendiert) musste Verpflichtungen nachkommen. Die aber – der Viehtrieb oder der Mustangfang – waren Ausdruck seines innersten Selbsts und ihm damit die pure Freude: „... headin’ for the high country, there’s a good snow and g good huntin’ up p there ... up in Marlboro Country ...", so die Stimme aus dem Off in einem der kleinen, wunderbaren Filmchen, die dem Marlboro-Hersteller, dem Tabakkonzern Philip Morris, über Jahrzehnte reiche Ernte bescherten. Keine Frage, der „Marlboro Man" hatte etwas von edlen Wilden Rousseau’scher Prägung. Bei ihm handelte es sich um einen von der Zivilisation unverdorbenen Charakter, dem die Zigarette abends am Lagerfeuer der einzige Luxus war. Unterlegt waren die Spots zudem mit der von Elmer Bernstein komponierten wunderbaren, ja geradezu glückselig machenden Titelmelodie aus John Sturges’ Edel-Western „Die glorreichen Sieben". Damit war der „Marlboro Man" gleichzeitig aber das klassische Beispiel dafür, wie Werbung auch denjenigen korrumpieren kann, der sich sonst als unkorrumpierbar wähnt.

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Von Andreas Kötter etrachtet man die Angelegenheit allerdings ganz nüchtern, muss man zugeben, dass die „Marlboro Man"- bzw. die „Come To Marlboro Country"Kampagne, die der Chicagoer Werbefachmann Leo Burnett 1954 kreierte, bis heute t eine i der d brillanb ill testen respektive erfolgreichsten überhaupt ist. Brillant, weil es Burnett gelang, ein Produkt – die (Marlboro-)Filterzigarette –, das noch in den 1950er Jahren als typisch weiblich galt, zur Verkörperung des Männlichen per se umzudeuten. Die Filterzigarette galt damals als Antwort auf die zunehmend alarmierenden Erkenntnisse über die gesundheitsgefährdende Wirkung des Rauchens, aber eben auch als reine Frauenzigarette. Echte Kerle, so damals die herrschende Meinung, g, ließen sich ihr Vergnügen, die Zigarette ohne Filter, nicht vermiesen von irgendwelchen abgehobenen Wissenschaftlern. Weil schließlich die Ergebnisse der Forschung aber nicht mehr von der Hand zu weisen waren, sollte Burnett „Marlboro" ein neues, ein männliches Image verpassen. Eine Ausgabe der weltberühmten Fotozeitschrift „Life Magazine", die eine Fotostory Life Magazine" über einen Cowboy aus Texas veröffentlichte, inspirierte ihn schließlilich zu seinem „Marlboro Man", der viele Jahrzehnte (in den USA bis 1999, in anderen Ländern, etwa (i JJapan, noch heute) über die Prärien von „Marlboro Country" galoppieren sollte. Innerhalb nur eines C JJahres brachte es Marlboro so von gerade einmal einem Prozent Marktanteil zur am viertbesten m vverkauften Zigarettenmarke der USA. Dass gleich vvier der unter Stuntmen, Schauspielern, aber auch eechten Cowboys für Spots, Zeitungsanzeigen en und Werbeplakate rekrutierten „Marlboro Man"-W Darsteller an dem Rauchen zugeschriebenen D Erkrankungen gestorben sind, zeigt einmal E mehr, dass nichts im Leben umsonst ist. Schon m gar nicht der Status einer Ikone. Rest in Peace g – in „Marlboro Country"!

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Der Indianerjunge, der mit den Tieren spricht

Von Horst Berner

Generationen von Kindern haben sich an Yakari erfreut, seit dessen Geschichten ab den 1970er Jahren – zuerst im französischsprachigen Raum – in einer Albumreihe publiziert wurden. In Deutschland liegt die erfolgreiche Comic-Serie mit derzeit 38 Titeln komplett im Eckart Schott Verlag vor, während im KiKa, dem gemeinsamen Kinderkanal von ARD und ZDF, 104 Trickfilmepisoden den abenteuerlustigen Indianer zum großen Star bei den jungen Zuschauern gemacht haben.

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akari ist ein fröhlicher Indianerjunge mit einer grenzenlosen Neugier auf die Welt und großem Respekt für die Natur und alle Tiere. Großer Adler, sein Totem und Gr Beschützer, hat den kleinen Be Sioux deshalb mit einer besonSio deren Gabe ausgestattet: Yakari de versteht die Sprache der Tiere ve und kann mit ihnen sprechen. un Sein Urheber Derib alias Claude Se de Ribaupierre, geboren am 8. August 1944 in La Tourde-Peilz im Schweizer Kanton d Waadt, sagt von sich: „Meine Li Liebe den IIndianern W b zu d di wurde zur selben Zeit geboren wie meine Passion w für die Comics." Bereits Mitte der 1960er Jahre, fü zzu einer Zeit, als er im Studio Peyo in Brüssel als Assistenzzeichner für die „Schlümpfe" sein Handwerk A eerlernte, fertigte er erste Skizzen von Yakari. Für die kinderfreundliche Philosophie der Serie sorgte dann k aber erst der gelernte Journalist und Szenarist André a Jobin, genannt Job, geboren am 25. Oktober 1927 in J Delémont im Schweizer Kanton Jura. Für die in der D romanischen Schweiz erschienene Schulzeitschrift r „Le Crapaud à Lunettes" entwickelten die beiden Seite

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Derib und Job (Derib war 1970 wieder in die Heimat zurückgekehrt) eine erste Erzählung, in der das sympathische Universum von „Yakari" schon klare Konturen annahm. Dieser Prolog, später unter dem Titel „Yakari und Großer Adler" herausgegeben, berichtet von der ersten Begegnung egnung Yakaris Yakarris mit seinem Schutztier, das ihm als Zeichen der er Freundschaft seine schönste Feder schenkt. t. Nachdem N er das wilde Ponyy d Kleiner Donnerr K eingefangen und damitt u eeine große Tat vvollbracht hat, eerlaubt ihm ssein Stamm, dass er sich mit der Feder von Großem d Adler schmücken darf. Fortan zieht Yakari A mit seinem treuen Begleiter Kleiner Donner, m dem bodenständigen Indianermädchen d Regenbogen und dem ebenso vorlauten R wie tollpatschigen w gen n Indianerjungen Kleiner

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heute erfolgreichste Zeichentrickserie des h Fernsehens für Kinder in Deutschland F überhaupt ist. Sondern weil mit ‚Yakari' ü auch eine ganz neue Qualität in diesem a Genre erreicht wurde und so mit klassiG s scher Animation und tollen Erzählungen g g ganze Familien vor dem Fernsehgerät z zusammengeb bracht werden.. Y Yakari erreich-t te auf dem S Sendeplatz um 19 Uhr in der Spitze fast eine S Million der 3M bis b 13-jährigen Kinder Ki d in i Deutschland." D t hl d "

Dachs durch Wälder und Prärie und erlebt aufregende Abenteuer. Dabei dreht sich g ffast alles um die Geschöpfe d der Natur. Ob d Bison, Biber, B G r i z z l y b ä r, Wolf, Kojote, W Elch oder E Wal, Yakari W iist mit allen gut Freund, g aauch mit dem zaubernden Hasen N Nanab boso – und H d verzückt damit sowohl die Zielgruppe der jüngsten Leser als auch deren Eltern.

Kein Wunder, dass Mediatoon (der französische Lizenzgeber von K „Yakari"), France Television und der WDR unter Mitwirkung des „ KiKa K derzeit eine weitere Staffel von 26 neuen Folgen produzieren, die d voraussichtlich Ende 2016 im KiKa ihre Premiere feiern dürften. Seit S Jahren wird dazu über einen abendfüllenden Trickfilm spekuliert, und ein deutscher Filmproduzent fasst eventuell sogar eine l Realverfilmung ins Auge! Dieser Gedanke R dürfte nicht zuletzt vom Familienmusical d „Yakari – Freunde fürs Leben" (Komposition: „ Thomas Schwab) motiviert sein, das seit seiT ner n Premiere am 1. April 2013 in Stuttgart eerfolgreich in Konzerthäusern und Hallen in

Höchst eindrucksvoll sind auch die Zahlen des bewegten „Yakari". Eine erste Serie von 52 Trickfilmen mit je fünf Minuten Länge wurde bereits 1983 fürs b Fernsehen proF duziert, eine d zweite mit 78 z Folgen zu jee F zwölf Minuten ab z 2005 und weite-2 re r 26 Folgen ab b 2013. Die letzt-2 genannten 104 g 4 Animationen wur-A den in mehr als d ls 160 Ländern vertrieben. Ein Lä d ti b Ei besonderes Echo o erfuhren sie in Deutschland, wo sie vom 21. Mä März 2008 bi bis zum 22 22. JJulili 2015 im KiKa zur Ausstrahlung kamen. Der zuständige Redaktionsleiter des Senders, Sebastian Debertin, sagt über „Yakari": „Das ist eine ganz besondere Zeichentrickserie. Nicht nur für den KiKa oder weil es die bis GoodTimes

„Yakari“ Yakari“ im Ec Eckart Schott Verlag 1. Yakari und Großer Adler 2. Yakari und der weiße Bison 3. Yakari bei den Bibern 4. Yakari und Nanaboso 5. Yakari und der Grizzly 6. Das Geheimnis des Kleinen Donners 7. Yakari und der Fremde 8. Im Land der Wölfe 9. Yakari und die Elche 10. Yakari bei den Bären 11. Yakari bei den Schneeziegen 12. Yakari und der Kojote 13. Die Herren der Prärie 14. Yakari und der Rabe Krickrack 15. Der Fluss des Vergessens 16. Der große Streit 17. Das Monster im See 18. Yakari und der Schneevogel 19. Der Feuerwall

20. Der Winterteufel 21. Yakari und der weiße Wal 22. Yakari und der Wirbelsturm 23. Yakari und die Antilopen 24. Yakari und der Geisterbär 25. Das Geheimnis der Felswand 26. Die Rache des Carcajou 27. Yakari und Langohr 28. Die sprechende Eiche 29. Der Riese erwacht 30. Der Schlafwandler 31. Yakari und die Appaloosas 32. Die Klauen des Bären 33. Der Sumpf des Schreckens 34. Die Rückkehr des zaubernden Hasen 35. Ein kleiner Bär büchst aus 36. Die Echse im Dunkeln 37. Der Sternenesser 38. Yakari und der Mörder des Meeres

Deutschland, Österreich und in der Schweiz aufgeführt wurde. Zum Phänomen „Yakari" zählen aber auch die TV-Trickfilmfolgen auf DVD (von denen allein in Deutschland und Frank reich mehr Yakari" in der Nr. 27-1979 der belgischen Comicals zwei Millionen Zeitschrift " Tintin" von Lombard und in der Nr. 6-2011 " betitelten kurzlebigen Monatsmagazins Exemplare verkauft des nach ihm wurden), die Hör- und von Egmont Ehapa. Lesebücher, das neue Nintendo-Abenteuerspiel „Das Geheimnis von Vier-Jahreszeiten", unzählige Merchandisingprodukte und natürlich die Comics, mit denen alles einst begonnen hat. Im Jahr 2016 darf sich die große Fangemeinde des kleinen Indianers auf ein neues Album aus der Feder von Job und Derib freuen. Die Neugierde von „Yakari" ist noch nicht gestillt, genauso wenig wie die seiner Erfolgsautoren. 1/2016

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© Derib + Job – Le Lombard (Dargaud-Lombard s.a.) 2015 / Eckart Schott Verlag 2015

Original IIm ffranzösischen öi h O i i l eerscheint die 1977 von Casterman gestartete C Albumreihe „Yakari" seit 1999 A bei Lombard, wo auch Deribs b aandere Serien wie „Buddy LLongway", „Go West", „Der Weg des Schamanen" oder W „„Red Road" ihre verlegerissche Heimat fanden. 38 Titel mit jeweils 48 Seiten haben m Derib und Job mittlerweiD lle gestaltet, die es in deutsscher Fassung als HardcoverAusgabe im Eckart Schott A Verlag gibt. Weltweit über V drei Millionen verkaufte d Comics übersetzten C i in i 18 üb t t Sprachen S h sind ein Gradmesser für die Popularität des Stoffes, der durch Fantasie, Humor, Edelmut und Menschlichkeit sowie eine sachliche, nichtsdestotrotz raffinierte Zeichenkunst besticht.


Der Milchschwimmer Das Fliegengewicht unter den Schokoriegeln eroberte Deutschland zu Beginn der 60er Jahre und machte seine Luftigkeit zur Tugend. Aber lecker war er ohne Zweifel auch.

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ls Milky Way in der Produktpalette des deutschen Mars Schokoladenvertriebs erschien, nahm die Wohlstandswelt – nach den Aufbaujahren und den zunächst noch eher kargen Freuden des frühen Wirtschaftswunders – gerade mächtig Fahrt auf. Und brachte gleichzeitig nagelneue Bedenken mit sich. Besorgte Mütter, die für ihre Kinder nur das Allerbeste wollten, sahen beispielsweise die ständige Verführung zu Süßzeug aller Art mit großer Skepsis (und vielleicht auch Produzentenneid), wobei die Werbewelt sich nach Kräften bemühte, derlei Einwände zu zerstreuen. Schokoladen und Schokoriegel wurden von Leckereien aus Zucker und Fett mit einfallsreich schiefer Logik zu gesundem, unschädlichem Essen umgedichtet. Angesichts der ernährungswissenschaftlichen Lobeshymnen auf die Bedeutung der Milch als essenziellem Lebensmittel und insbesondere unentbehrlichem Wachstums-Wundermittel für Kinder passte der Name Milky Way für dieses Vorhaben exzellent, obwohl er aus einer anderen Zeit und einem anderen Zusammenhang stammte. Milky Way wurde 1932 vom amerikanischen Schokoladenmacher Frank Clarence Mars (1882–1934) kreiert, der bereits 1923 einen Riesenerfolg mit einem Candy-Riegel namens Milky Way begründete, der binnen weniger Jahre zum meistverkauften Schokoriegel der gesamten kka au t Vereinigten Staaten avancierte. Ve V er Nanu, ist der Autor dieser Zeilen Na N a von vvo on Sinnen? Wie kann ein und derselbe se elb lb Schokoriegel 1923 und 1932 werden? eerfunden er f Des De e Rätsels Lösung besteht in einer unterschiedlichen Namensgebung un n in den USA und Europa. Das amein rikanische Produkt Milky Way kam rik ri k in der Tat 1923 auf den Markt und entlehnte seinen Namen einem en Malz-Milchshake der Zeit, auf den M die Amerikaner schier verrückt d di waren und dessen Geschmack er w nachahmte; es wurde bei seiner n Einführung in Europa – zuerst E Seite

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1932 in Großbritannien, erst 1961 hier – aber zu Mars. Das europäische Milky Way, das es in Deutschland ebenfalls seit 1961 gibt, basiert in der Rezeptur auf dem amerikanischen Three Musketeers, der 1932 die Originalschokoriegel von Frank Mars ergänzte, zu denen damals übrigens g bereits Snickers gehörte (seit 1930). b Milky Way, dieser Name war für die deutschen Werbemacher M der 60er Jahre also ein Geschenk. Und die Tatsache, dass d eein Milky-Way-Riegel einfach nur kleiner, luftiger („mehr aals 3000 Mal locker geschlagen", zählte die Werbung) und leichter war als seine Kollegen Mars oder Snickers, u wurde zum Pfund, mit dem die Werbung w g wucherte. „Milkyy Way ist Favorit, schadet nicht dem W Appetit!", dichteten die Profis im A Reim-dich-Stil, der in den frühen R 60er Jahren noch beliebt war. Das 6 war damals eine Dauersorge: dass w die Süßschnäbelei dem „richtigen" d Essen schreckliche Konkurrenz E mache. Später wurde „So locker m und leicht, der schwimmt sogar in u Milch" zu einem geradezu klassiM sschen Slogan. Im Bild sahen die sseinerzeitigen Fernsehzuschauer in der Tat einen Schokoriegel, der d souverän und unangefochten auf s der d Oberfläche eines riesigen Glases Milch trieb. M Nachgeborene, die den Riegel N eerst in den 90er Jahren für sich eentdeckt haben, genießen übrigens nicht i ht mehr das ursprüngliche Original, das aus einer Schokoladencreme-Füllung und einer Milchschokoladen-Umhüllung bestand. Seit einem Vierteljahrhundert lockt eine weiße Milchcreme-Füllung – geschmacklich kein gravierender Unterschied und alles andere als ein Fehler. Der dauerhafte Erfolg von Milky Way führte im Lauf auf der Zeit zwangsläuzwangsläu fig zu allerlei Varianten und Ergänzungen, es gibt bzw. gab zwischenzeitlich u.a. die Milky-Way-Crispy-Rolls, die Milky-Way-Schokobonbons, die Milky-Way-Stars, den Milky-Way-Erdbeerriegel oder die ZartbitterVariante. Und schwimmt Milky Way heute eigentlich immer noch in Milch? Hätte der Riegel Lungen, es wäre ums Ertrinken gefährlich bestellt, aber mit tief eingesunkenem Rumpf hat er sich im Praxistest doch erneut einwandfrei behauptet. 85 Jahre gibt es dieses Produkt nun schon, hon, und es geht noch lange nicht unter ... Michael Klein

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– Teil 2 –

Von Andreas Kötter

Unvergessene TV-Charaktere

Richard Kimble auf der Flucht In den frühen Jahren meiner Kindheit wusste ich über Amerika nicht viel mehr, als dass dort die Heimat der Indianer und Cowboys war. Das aber reichte allemal aus, um dieses so unermesslich große Land schon früh zu (m)einem Ort der Verheißung zu machen. Und in Dr. Richard Kimble (David Janssen) wurde mir damals ein exzellenter Reiseführer zur Seite gestellt.

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mso bereitwilliger und mit großen Augen, staunend wie Alice im Wunderland folgte ich dem Mann, der mir zwar nicht gleich die Welt, aber zumindest doch die mannigfaltigen Befindlichkeiten in „God’s own country" nahebrachte: Dr. Richard Kimble war „The Fugitive", so der Originaltitel. Zu Unrecht des Mordes an seiner Frau verdächtigt, war Kimble unablässig „Auf der Flucht". Der einarmige Mann, den er am Tatort

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überrascht haben wollte, war für die Behörden nicht mehr als ein Phantom und ein hilfloser Versuch, die Schuld auf den klassischen Phänotyp des geheimnisvollen Unbekannten abzuwälzen. Ich aber ahnte: Der scheue, zurückhaltende Kimble, per se zunächst nicht viel mehr als ein Jedermann, ein John Doe, wie die Amerikaner sagen, war nicht besser und nicht schlechter als der gemeine Durchschnittsbürger, ganz gewiss wiss aber kein Mörder. Der Doktor vertraute auf den american way of life, auf Recht und Gesetz. Umso mehr erschütterte das gegen ihn verhängte Todesurteil sein Weltbild. Und doch schien sich Kimble in sein Schicksal zu fügen. Ein Schicksal, das dann allerdings anderes mit ihm vorhatte. Denn bei seiner Überstellung ins Gefängnis verunglückte der Zug schwer, so dass dem Doktor die Gelegenheit zur Flucht geradezu aufgedrängt wurde. war kamen die Häscher, insbesondere der hartnäckige Kommissar Philip Gerard (Barry Morse), der es sich

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zur Lebensaufgabe b f b gemacht h zu h haben b schien, hii d den vermeintlichen i lii h Mö Mörder d seiner vermeintlich gerechten Strafe zuzuführen, immer wieder bedrohlich nahe. Aber sie wurden seiner nicht habhaft. Ganz auf sich selbst zurückgeworfen, musste sich Kimble auf seiner immer nur von kurzer Rast unterbrochenen Flucht den verschiedensten Herausforderungen stellen. Vier Jahre lang würde er auf der Flucht sein, immer wieder neue Identitäten und neue Jobs annehmen, Menschen kennen und auch lieben lernen, nur um sie dann doch wieder zu verlieren. Oft muss er sich dabei gefühlt haben wie in einem nie endenden Alptraum. Und so streifte dieser moderne Odysseus wider Willen kreuz und quer durchs ganze Land, von den großen Städten im Osten über die weiten Prärien des Mittelwestens hinauf in die unbarmherzigen Gebirgszüge der Rockies und hinab mitten hinein ins pralle Leben der Metropolen an der Westküste. imble wurde derart zu meinem Reiseführer und Amerika-Gelehrten, und wie er selbst seine Heimat erlebte, so stellte ich mir Mitte der 60er Jahre Amerika schließlich vor. Dabei zeigte uns „The Fugitive" ein Land, glänzend und unermesslich reich auf der einen, aber auch schäbig und klein(-geistig) auf der anderen Seite. Immer wieder wurde der doch so sehr auf Hilfe angewiesen, zum rettenden der Doktor, Dokktor or,, selbst se Engel in letzter Sekunde für diejenigen, mit denen er auf E seiner rastlosen Flucht in Kontakt kam. Oft waren das se Gestrandete, Menschen am Rand der Gesellschaft, für die G der d amerikanische Traum aus dem einen oder anderen Grund ebenfalls längst zum Alptraum verkommen war. G Kimbles eigener aber endete schließlich doch noch: Der K Doktor, der nie aufgehört hatte, nach dem Einarmigen D zu z forschen, verabschiedete sich schließlich nach 120 Stationen/Folgen (hier zu Lande waren es zunächst nur S 26) 2 mit einem spektakulären Showdown und als freier Mann von seinen zahlreichen „Mitreisenden" ... M

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o ziemlich alles, was mich Mitte der 60er Jahre brennend interessierte – etwa „Bonanza" und „Bessy", „Rauchende Colts" und „Rauhfell Kid" oder auch „Westlich von Santa Fé" und „Winnetou" –, war dort, im wilden amerikanischen Westen zu Hause. Kurzum: Amerika war für mich gleichbedeutend mit dem Wilden Westen. Dass Amerika respektive die USA auch einen Osten, Norden und Süden hatte, darüber dachte ich kaum nach. Nur so viel ahnte ich – Amerika musste unvorstellbar groß und geradezu ein Schlaraffenland der (vermeintlich) unbegrenzten Möglichkeiten sein!


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James Bond

Von Hans-Joachim Neupert

AUF ALLEN MEDIALEN KANÄLEN Die Kunstfigur James Bond ist ein Mythos der besonderen Art. Mister Bond ist Geheimagent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI-6. Größe: 1 Meter 83, Gewicht: 76 Kilogramm, schlank, blaue Augen, schwarzes Haar, auf der rechten Wange eine senkrechte Narbe. Bond verwendet keine Decknamen. Er ist durchtrainiert und sieht blendend aus. Seine Kleidung ist stilvoll und maßgeschneidert. 007 besitzt die Lizenz zum Töten, eine Walter PPK und benutzt sie auch. Zugleich ist er ein ausgeprägter Genussmensch, liebt noble Restaurants, Austern und die Sterneküche. Allerdings ist er auch ein starker Raucher, und zu seinen Leidenschaften gehören Alkohol und schöne Frauen. Er besticht durch eine Mischung aus Charme, Einfallsreichtum, Aktionismus und Sadismus. Bond beherrscht mehrere Sprachen fließend, besitzt fast unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten, bedient sich neuester technischer Spielereien, zu Lande, zu Wasser, in der Luft und sogar im Weltraum. Die ganze Welt ist sein Spielplatz. Fazit: Männer wollen so sein wie James Bond, und Frauen wünschen sich sehnlichst, von ihm verführt zu werden. er mit der Verarbeitung seiner Erlebnisse und Erfahrungen in seinen James-Bondun Romanen. Ro

DIE ROMANE Der Erfinder des Geheimagenten, Ian n Lancaster Fleming, wurde am 28. Maii 1908 in London als Sohn eines wohlha-benden Bankiers geboren und studier-te in München und Genf Psychologie.. 1933 reiste er für die Nachrichtenagentur Reuters als Korrespondent nach Moskau. In Wahrheit spionierte er jedoch bereits für das Außenministerium. Ab 1939 war er ein hochrangiger Verbindungsoffizier beim britischen Geheimdienst. 1952 begann

Ian Fleming lebte eigentlich in London, verIa brachte die Winter aber gerne auf Jamaika. br Im Alter von 43 Jahren, wenige Tage nach seiner Hochzeit, setzte er sich an seinen se SSchreibtisch, eine seiner 70 Zigaretten am Tag rauchend, und tippte die ersten Sätze T sseiner Romanidee in die Schreibmaschine. Nur der Name seines Helden fehlte ihm N noch. Da fiel sein Blick auf ein Buch mit n dem Titel „The Birds Of The West Indies", d Seite

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das ein gewisser James Bond geschrieben hatte. Der Name gefiel ihm. Einsilbig, kurz, einprägsam und in keiner Sprache der Welt falsch aussprechbar. Fleming brauchte sich nur wenig Mühe zu geben, um etwas Fantasie zu entwickeln. Er hatte so viel erlebt, dass es schade gewesen wäre, diese Inspirationsquelle nicht zu nutzen. Sein Held, der n Geheimagent ihrer Majestät G James Bond, trägt eindeutig J autobiografische Züge: beide a starke Raucher und Liebhaber s schneller und schöner Autos. s Bond wie auch Fleming waren B außerdem sehr gute Golfspieler a und entwickelten eine heimliu che Leidenschaft für asiatische c Frauen. Der Agent besucht nur F berühmte Restaurants in aller b Welt, und auch sein Autor war W ein e Gourmet: Spezialmarke ein 45er Taittinger oder ein Dom 4 Perignon 46. Als Drink einen P Wodka Martini, „shaken, not W sstirred" – geschüttelt, nicht gerührt. Fleming lässt seinen g Helden in einem Londoner Club H essen, denn dort gibt es „das beste Essen der es E d Welt", und auch er selbst begab sich zum W Lunch stets in seinen Club. Aus seinen Jahren Lu als Geheimdienstoffizier im Range eines al Commanders, was auch Bonds Dienstgrad Co war, kannte sich Fleming w eming in diesem Milieu vvon Spionage und SSabotage sehr gut aaus. Der Autor besaß ein fundab mentales Wissen m und beschrieb u.a. u detailliert fremde d SStädte, Waffen, die ttiefen Geräusche vvon U-Booten, und wie sich welcher w Reißverschluss an R öffnen lässt. FFrauenkleidern kl id öf ff lä „Casino Royal", der erste Bond-Roman, ver-kaufte sich bereits im Erscheinungsjahr 1953 3 in Großbritannien über 7000 Mal. Mit diesem m Erfolg hatte niemand gerechnet. Die zün-dende Mixtur besteht aus einer Mischung g aus Realität, Wunschträumen und ausufern-der Fantasie. Luxus, Sex und Knalleffektee spielen in allen Büchern eine dominierendee Rolle und sind zweifelsfrei ein Garant für phänomenalen den phänomenal en Erfolg der Bond-Serie. Bis 1964 waren B aauf der ganzen Welt rund 40 W Millionen Bücher M i elf Sprachen verkauft k ft worden. d I t in Insgesamt v verfasste Ian Fleming zwölf Bond-Romane u und neun Kurzgeschichten. Er starb am 12. A August 1964 im Canterbury Hospital nahe LLondon im Alter von nur 56 Jahren. N Nach dem Tode Flemings wurde die JamesB Bond-Serie mit neuen Autoren, aber ganz iin der Tradition seines Schöpfers fortgeGoodTimes

setzt. Den Anfang machte Kingsley Amis unter dem Pseudonym Markham. Allerdings blieb es bei nur einem Roman, da es zu Robert Ma Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Autor und den M Fleming-Erben kam. Robert Markham wollte Bond in einem F Folgeroman sterben lassen. F 1979 beauftragten die Bond-Erben dann den überaus erfolgreichen Spionageroman- und Krimi-Autor John e Gardner damit, das Vermächtnis von Ian Fleming weiterG zuführen und neue James-Bond-Abenteuer zu schreiben. z Bevor Gardner die Karriere eines Romanschriftstellers einB geschlagen hatte, verdiente er seinen Lebensunterhalt als g Zauberkünstler, Offizier der königlichen Marine, Journalist Z und als Priester der anglikanischen Kirche. Zwischen u 1981 und 1996 schrieb er dann 14 eigene James-BondRomane und die Bücher zu zwei James-Bond-Filmen. Der R Schriftsteller verstarb im August 2007. S Ab A 1997 wurden die Romane zu den Kinofilmen sowie die neuen Abenteuer des britischen Superagenten von Raymond n Benson, dem Computerspiel-Designer und Direktor der Ian B Fleming Foundation, geschrieben. Immer wieder beaufF tragen die Fleming-Erben erfolgreiche Autoren, um die t populäre Agentenserie sicher am Markt zu platzieren. In p jüngster Zeit waren es William Boyd, Jeffery Deaver und j Anthony Horowitz, die atemberaubende Thriller ablieA ferten. Besonders auf ein jugendliches Publikum ist die f Reihe Bond" ausgerichtet. Der Autor Charlie Higson berichtet R ih „Young Y darin in bisher fünf umfangreichen Romanen von den spannenden Abenteuern aus Bonds Schulzeit.

DIE COMICS Nachdem der Herausgeber der englischen Tageszeitung „Daily Express" den Roman „Liebesgrüße aus Moskau" gelesen hatte, beabsichtigte er, die Bond-Geschichten Comicnd Geschichten in Form eines täglichen Comic Streifens einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Fleming war wenig begeistert. Die Bezahlung jedoch war fürstlich. Die Zeitung bot 1500 0 Pfund pro adap-ttiertes Buch (damalss 17.600 DM) pluss Anteile an den A n Einnahmen aus dem E m Verkauf an andere V Zeitungen weltweit. Z konnte FFleming nicht widerstehen n und akzeptieru tte schließlich. Die Comic-Strips liefen vvom 7. Juli 1958 bis Mitte 1984. In b den 60er Jahren d eerschienen sie in 128 Zeitungen in 44 Ländern weltweit. Fleming i verdiente di t viel i l Geld G ld damit. d it Der D Comic-Strip C i St i hatte auch einen sehr großen Einfluss auf die Filmproduzenten: Einige Portraitzeichnungen sehen Sean Connery doch schon verdammt ähnlich, und zuweilen wurden die Strips sogar als Basis für ganze Filmsequenzen verwendet. Von Februar 2004 bis März 2010 veröffentlichte der englische Verlag Titan Books die kompletten James-Bond-Tagesstreifen in 1/2016

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17 Softcover-Ausgaben. In deutscher Übersetzung brachte 1980 der Pollischansky Verlag in Wien lediglich die Bond-Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau" und „Goldfinger" in zwei Alben auf den Markt. Im Laufe der Zeit sind sporadisch dann immer wieder auch einzelne Comic-Hefte, zumeist Filmadaptionen und sogar Fotoromane, erschienen.

DIE FILME Kurz nach Erscheinen des zweiten Bond-Romans meldeten sich plötzlich auch die Filmleute von CBS bei Fleming und boten 1000 Dollar für die Fernsehrechte an „Casino Royal". Fleming brauchte Geld und verkaufte diese schließlich für 6000 Dollar an den Regisseur Gregory Ratoff. Der Stoff wurde mit Barry Nelson als Bond und Peter Lorre als Le Chiffre verfilmt und 1954 als dritte Folge im US-Sender g in der TV-Reihe „Climax!" „ CBS ausgestrahlt. C Der TV-Film fand D wenig jjedoch Anklang. Eine A Fernsehserie kam niemals k zustande, und so verkaufte z k ft Ratoff dann die Rechte weiR ter t an Charles K. Feldman, der den Stoff 1966 in Form einer d schrecklichen Bond-Parodie in s die d Kinos brachte. Bereits im Winter 1958 lernte Fleming den W Regisseur Kevin McClory kenR nen, und gemeinsam arbeiteten n sie s an einem Drehbuch für einen Bond-Film, ebenB , der jedoch j falls Die f ll nie i in i Produktion P d kti ging. i Di Ideen aus diesem Entwurf verarbeitete Fleming in seinem Roman „Feuerball", was ihm später auf Zutun McClorys einen Prozess eintrug, den er verlieren sollte. 1961 gilt als das eigentliche Geburtsjahr der James-BondFilmserie. Die beiden Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli erwarben die Filmrechte, mit Ausnahme von „Casino Royal" und „Feuerball", gründeten die Eon Productions, und auch ein Verleihdeal mit United Artists wurde schnell abgeschlossen. Die Wahl des Hauptdarstellers war ein l i echter ht Glücksfall: Noch heute gilt Ur-Bond Sean Connery bei vielen Fans als b der einzige und d beste Bond aller b Zeiten. Im Januar Z 1962 begannen aauf Jamaika die Dreharbeiten zum D eersten Streifen mit dem Titel „James d B jagt Dr. No", Bond o ohne Zweifel einer d der spannendsten R d außerdem ß d Romane von Fleming und e besonders farbiges Abenteuer. ein Das D Budget war mit einer Million Dollar noch sehr überschaubar. D Seite

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Nach 58 Drehtagen fiel die letzte Klappe, e, und am 6. Oktober 1962 schon hatte „Dr. r. No" seine Premiere im Londoner Pavilion. n. Das Publikum in England und Amerikaa war begeistert, Kritiker bezeichneten den n Streifen als großartigen Abenteuerfilm. Diee einflussreiche deutsche „Bravo" schrieb:: „Das wird geboten: Geheimagenten,, Attentate,, Todesstrahlen."

Die Di beiden D b id Produzenten P d waren jetzt absolut vom w Bond-Erfolg überzeugt B und nahmen unveru züglich die nächste z Produktion in Angriff. P Für „Liebesgrüße aus F Moskau" verdoppelte M man das Budget auf m zwei Millionen Dollar. z Von nun an musste V jeder Film aufwändiger, actionreicher j d Fil f ä di ti i h r und noch fantastischer werden. Man n legte großen Wert auf die Auswahl derr Schauplätze, die Titelmusik, und ganzz wichtig waren auch die so genannten n Bond-Girls. Die Bond-Maschinerie kam langsam in Fahrt. An den Kinokassen brachen die James-Bond-Filme welt-weit alle Rekorde. Seit „Goldfinger" und „Feuerball" bauten die Produzenten immer mehr fantastisch-technische

Spielereien ein, S i in i die di Handlung H dl i die d oftmals mehr beeindruckten als a die Darsteller. Connery war von dieser Entwicklung wenig v begeistert und wollte andere b Filme drehen. So kam es, dass F er e schließlich durch den australischen Dressman George Lazenby s ersetzt wurde. e 1969 kam „Im Geheimdienst ihrer Majestät" in die Kinos. i Der D Film war erzählerisch und filmisch gut gemacht, erfüllte f aber nicht die Erwartungen des a Publikums. Connery musste wieP der d her, und United Artists und die d Produzenten versprachen ihm

die aller di Erfüllung E füll ll Wünsche, Wü h so dass der Schotte nicht ablehnen konnte. Neben einer Gage von 1,5 Millionen Dollar verpflichtete

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1985 stand Roger Moore ein letztes Mal als Agent 007 vor der Kamera. Er war langsam müde A geworden und begann zu ergrauen. 23 Jahre g nach dem ersten Bond-Film beabsichtigten die n Produzenten nun, 007 der neuen Zeit anzupassen. P Man M wollte wieder weg von den Albernheiten. Der Shakespeare-Darsteller Timothy Dalton bekam die S begehrte Rolle, konnte aber nicht recht überzeugen b und u drehte nur zwei Filme.

man sich auf eine Drehzeit von 18 Wochen mit Vertragsstrafe, und man bot ihm zwei Filme an, die er praktisch umsetzen könne, wie immer er wolle. In den 70er Jahren wollte man der Bond-Reihe eine Kurskorrektur verpassen. Durch Pop und Humor sollte eine junge Generation angesprochen werden: Bond bloß nicht allzu ernst nehmen. 1972 gelang g g es den Produzenten endlich, ihren TraumBond unter Vertrag zu B nehmen: Bereits 1962 n hatte man bei Eon h Productions mit dem P Gedanken gespielt, G Roger Moore für die R Bond-Rolle zu engaB gieren. Moore stand g damals jedoch für die d SSimon-Templar-Serie unter Vertrag, und u Ende der 60er Jahre E spielte er an der Seite ssp von Tony Curtis in vo der Serie „Die Zwei". de Roger Moore nutzte R letztlich mehr seile nen Witz als seine n FFäuste, um bei seinen Abenteuern zu überA leben. „Leben und le ssterben lassen" war 1973 Roger Moores 1 Einstand als Sean E Connerys Nachfolger C iin der Rolle des Nun llag di die Betonung auf der SSuperagenten. t N Komödie, und die gesamte Bond-Aura veränderte sich Die i h radikal. dik l Di Geschichten wurden immer grotesker, Witzfiguren tauchten auf, und die Bond-Filme wirkten bald fast so wie harmlose Familienfilme. Insgesamt siebenmal war Roger Moore als James Bond auf der großen Leinwand zu bewundern. 1984 war dann ein ganz besonderes Jahr für alle b FFreunde des britischen SSuperagenten. Es kamen gleich zwei Bond-Filme g iin die Lichtspielhäuser. In „„Octopussy" war Roger Moore in seiner sechsten M 007-Rolle zu sehen, und in 0 „„Sag niemals nie", einem Remake von „Feuerball", R vverkörperte Sean Connery den Geheimagenten ihrer d Majestät. Bereits fünff B Bond-Filmen wollte der zwar M j tät B it nach h iinsgesamtt fü Schluss machen, ließ sich dann aber noch einmal zu „Diamantenfieber" überreden. Anschließend hörte man von Connery neuerlich die Worte: „nie wieder Bond", doch es kam wieder anders. Zwölf Jahre nach dem „Nie wieder" erlebte Sean Connery ein erneutes Comeback als Bond in, ja: „Sag niemals nie". Gut zehn Millionen Dollar hatten ihn seine Verweigerungshaltung vergessen lassen. Dem berühmten Schauspieler wurde allerdings auch sehr viel Mitspracherecht eingeräumt. Selbst bei der Regie hatte er seine Hand im Spiel, und der Titel stammt von seiner Frau, als ironische Anspielung auf Connerys oft zitierten Worte. Die Premierengäste waren alle überaus begeistert. Der Film ist mit einer der besten Bond-Filme aller Zeiten. GoodTimes

1995 war Pierce Brosnan snan nicht mehr an die TV-Serie „Remington T Steel" gebunden und S übernahm dann die ü Rolle von 007 als korR rekter Gentleman. Er r machte seinen Job m hervorragend, nur die h Drehbücher waren jetzt D das d große Problem. Die Autoren wollten an der A Wirklichkeit andocken, W verloren sich aber v im Abstrusen. Bond i wirkte wie ein Statistt in zweistündigen w i einer i i tü di Werbesendung. Trotz aller Kritik spielten die Filme W indes eine Menge Geld ein. Pierce Brosnan verköri perte in vier Filmen den Agenten ihrer Majestät und p hätte Bond gerne noch viele Jahre weitergespielt. h 2005 wurde jedoch Daniel Craig in London als sechs2 ter t Bond vorgestellt. Die Produzenten wollten zurück zum Anfang und verfilmten erneut „Casino Royal", z die d erste Bond-Geschichte, die Fleming geschrieben hat. Der neue Darsteller kam der Flemingb Beschreibung sehr nahe. Er spielt die Rolle wortkarg B und d brutal, b t l ist i t kein k i Schönling, etwas zu klein, aber auch gefährlich. Die bisherigen drei Filme mit Craig waren unglaublich erfolgreich. Am 5. November 2015 kommt nun der offiziell 24. Bond mit dem Titel „Spectre" in die Kinos. Eigentlich ist es sogar „Bond Nummer 25", aber Eon Productions ignoriert bekanntlich den Sean-Connery-Film „Sag niemals nie". Die Dreharbeiten zur neuesten BondProduktion fanden unter anderem in Österreich, Rom, Mexiko und natürlich in den Londoner Pinewood Studios statt. Mit einem fast 500-köpfigen Team konnte ein Budget von annähernd 300 Millionen Dollar verpulvert werden. Darin enthalten sind natürlich auch die Werbekosten. Man darf also gespannt sein. Es werden sicher viel Action, Exotik und hübsche Frauen geboten. Die werden b t Di Kinos Ki d bei diesem Filmhighlight wieder gut besucht sein, und mit absoluter Sicherheit kommen auch die Produzenten auf ihre Kosten. Bond ist eben eine Gelddruckmaschine. e Tipps: Besonders empfehlenswert für alle Bond-Fans T ist i die Neuausgabe der Fleming- und Gardner-Romane bei b Cross-Cult. Die Bücher wurden neu übersetzt und erscheinen in dieser Reihe erstmals ungekürzt und mit e einem ansprechenden Cover. Ein absolutes „Muss" für e alle Bond- und Filmfreunde ist auch der megadicke a Prachtband „James Bond: 50 Jahre Filmplakate". Dieses P Buch bietet eine einmalige visuelle Reise durch 50 Jahre B Filmgeschichte in über 600 Plakaten und Skizzen aus F den d offiziellen Bond-Archiven. Der überformatige Band ist i bei Dorling Kindersley im Jahre 2012 erschienen und im i Buchhandel erhältlich. 1/2016

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Kino-Bösewichte: Teil 1 Blofeld: Bonds ganz böser Gegenspieler

Sein Pet: blauäugige Angora-Katze. Sein Tick: spinnerte Architektur. Sein Plan: absolute Weltherrschaft. Sein Erzfeind: Bond, James Bond. Gestatten: unser liebster Bösewicht Nummer 1, Ernst Stavro Blofeld. Seite

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nach dem Krieg Spectre in Südamerika. Fleming n sskizziert den Super-Gangster als 130-KiloMann, mit dunklen Mussolini-Augen. Nur so M vviel steht in „Feuerball" über Blofelds Lifestyle zzu lesen: Er rauchte und trank nicht, ass noch weniger, und es war nicht bekannt, ob er mit w iirgendjemandem, gleich welchen Geschlechts, jjemals Sex hatte.

etzt aber mal im Ernst: „Im Geheimdienst Ihrer Majestät" ist nur schon deshalb der vielleicht beste Bond-Film aller Zeiten, weil Blofeld am Ende den Sieg davonträgt. Er macht James Bond zum Witwer. Fast könnte man dem kahlköpfigen Übeltäter den kurzen Triumph gönnen. So oft hat er mit seinen größenwahnsinnigen Plänen amüsiert, sich die Welt zu unterwerfen, dass man vieles an diesem Super-Bösewicht bewundern muss. Als da an beieindruckenden Faktoren wären:

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Fünf Darsteller F

1. Blofeld als Boss: Er ist ein richtiger „Scheff". Kennt die Namen seiner Mitarbeiter nicht, nummeriert sie einfach durch, Nummer Zwei, Nummer Drei und so weiter. Wer bei ihm durchfällt, der schmort noch während des Meetings durch Elektroschlag im Bürostuhl. Oder planscht bald im Piranha-Becken. 2. Blofeld als Bachelor: Als unverheirateter Übermensch hat er einfach den schrägsten Geschmack für Inneneinrichtungen. Alle Super-Gangster, die nach ihm kamen, haben bei ihm Architektur studiert. 3. Blofeld als Geschäftsmann: Ehrlich ist er ja. Welcher andere Gangster nennt schon seine Firma Spectre (Special Executive For Counterintelligence, Terrorism, Revenge And Extortion)? Mit einem Kraken im Firmenlogo? Blofeld denkt groß. Seine Lösegeldforderungen für die Welt belaufen sich stets auf Fantastillionen. 4. Blofeld als Drama-Queen: Wer außer dem G Grafen f d de Bl Bleuchamp h würde seine Raketenabschussbasis in einem japanischen Vulkankrater errichten? Oder auf einer Schweizer Bergspitze – die er prompt zum Privatbesitz erklärt – ein tödliches Virus züchten, das er dann durch zwölf bildhübsche Models in der Welt verbreitet? 5. Blofeld als Untoter: Er ertrinkt im blubbernden Schlammbad. Knallt mit seinem Unterseeboot in eine explodierende Ölförderplattform. Stürzt mitsamt Rollstuhl vom Helikopter in den Schlund eines Fabrikkamins. Und doch ist Blofeld unkaputtbar. Selbst im Tod ist er „überlebens-groß". „übe ebe s g oß .

Wer also dieser SSuper-Schurke? beschreibt W l iistt di S h k ? IIn „Feuerball" F b ll" b h ibt IIan Fleming Blofelds Herkunft, obwohl das im Film nie explizit erwähnt p wird. Interessanterweise versah der 007-Erfinder Blofeld mit seinem eigenen Geburtsdatum: Flemings Ankunft auf dieser Erde, der 28. Mai 1908, ist auch Blofelds Birthday. Geboren im deutschen Gdynia, dem heutigen Polen, hatte der Satansbraten polnisch-griechische Eltern. Studierte an der Uni Warschau, verkaufte im Krieg Geheimnisse an die Nazis. Gründete GoodTimes

S ein Ernst ist natürlich nicht einfach zu So ccasten. Im ersten offiziellen Film der Serie, „„Dr. No", wird er gleich von zwei Schauspielern dargestellt – vom einen ist nur die katzenstreid cchelnde Hand sehen, zzu vvom anderen nur die sinistn rre Stimme zu hören. Um den h Gangsterboss G noch mysterin öser zu machen, werden die D Darsteller ö d di t ll iim Abspann nicht genannt – nur ein Fragezeichen A steht da. Erst 1966, in „Man lebt nur zweis mal", zeigt er sein fieses Antlitz – und sieht m aus wie Donald Pleasence mit aufgeklebter a Narbe. Im Schminkraum der Pinewood-Studios N wurde alles unternommen, den gedrungew nen Charakterdarsteller ungeheuerlicher wirken n zzu lassen. Doch selbst ein falscher Buckel, Hinkefuß, Hi k f ß angeklebter kl bt Bart und eine steife Hand machten ihn nicht bedrohlicher. Pleasence war eine Umbesetzung in letzter Minute. den dekorativen Schmiss auf der Ebenso wie der Entscheid, ihm i Wange zu verpassen – ein Nazi-Klischee. W SSeinen nächsten leibhaftigen Auftritt hat h er 1968 in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Verwirrend für die Fans: M Warum bloß erkennen sich Bond und W Blofeld nicht? Weil in der Reihenfolge B der d Buchvorlagen „Majestät" vor „Man lebt nur zweimal" kommt, darum. Der l Drehbuchautor hat sich Max von Sydow D vorgestellt – der immerhin kurz davor v den Jesus gegeben hatte. d J b h tt Doch D dieses Mal sollte Blofeld aussehen wie Telly Savalas. WunschBlofeld Max von Sydow streichelte die türkische Angorakatze erst 1983 in „Sag niemals nie". Seit 1981 ist der Sitz an der Spitze von Spectre verwaist – seit Roger Moore sich seines Erzfeinds entledigt hat, den er wegen Rechtsstreitigkeiten in „In tödlicher Mission" nicht mal beim Namen nennen darf. Die Fangemeinde rätselt, ob Blofeld nun un nach 35 Jahren zurückkehrt: urückkehrt: Seit bekannt ist,, dass Christoph p Waltz im neuen 007-Streifen „Spectre" den Bösewicht geben wird, reißen d die d Spekulationen nicht ab, ob der Finsterling Wiederauferstehung feiF ern e darf. Waltz selbst hat dementiert – aber man weiß ja, dass t die d Bond-Macher sich nicht in die die Karten schauen lassen. Die d Chancen, dass der Katzenflüsterer C diesen Oktober sein Comeback gibt, d sind intakt. s Roland Schäfli 1/2016

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Mister Dynamit

Von Hans-Joachim Neupert

Die deutsche Antwort auf James Bond "Mister Dynamit" ist eine Romanserie im Taschenbuchformat von C.H. Guenter, die von 1965 bis 1992 mit 314 Abenteuern in mehreren Auflagen im Erich Pabel Verlag bzw. im Pabel-Moewig Verlag Rastatt erschienen ist. Der Held der Serie ist ein Beamter des Bundesnachrichtendienstes und heißt Robert Urban. Natürlich ist das nicht sein Taufname. Seine wahre Identität jedoch musste er als Agent des BND ablegen. Seine Freunde nennen ihn Bob, aber alle, die ihn hassen und fürchten, nennen ihn nur "Mister Dynamit"!

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in Held, wie er im Buche steht: Bob Urban, der BND-Agent mit dem Code 18, hat Dynamit im Blut und Glutamin im Hirn. Er ist 1,87 Meter groß, hat braunes Haar und graue Augen. Aufgrund einer Muskelverkürzung im Gesicht scheint es so, als lächle er immerzu. Am Anfang der Serie ist er 31 Jahre alt und im Range eines Majors, später Mitte 30 und Oberst. Er diente zwei Jahre bei der Marine, zwei Jahre bei der Luftwaffe und war sieben Monate beim Bundeskriminalamt tätig. Urban besitzt das Patent A5, ist Steuermann auf großer Fahrt und Inhaber sämtlicher Fluglizenzen: Er fliegt Segelflugzeuge, Kampfjets, fj t Doppeldecker, Helikopter, Transporter und Verkehrsflugzeuge. Sein IQ liegt bei 123, er hat acht Semester Hochfrequenz und Maschinenbau studiert und spricht fließend Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch. Der Agent ist ein ausgezeichneter Fünfkämpfer und sehr guter Pistolenschütze. Er liebt Tolstoi, Flamenco-Musik, Whisky und natürlich seinen Job. Seine bevorzugten Frauen sind rothaarig mit einem g Stich Sti ins Blonde. Standesgemäß raucht er seine eigene Zigarettenmarke: MC (Monte-Christo) mit Goldmundstück; (M von vo dieser Marke lässt sich der BNDMann jährlich 10.000 Stück herstellen. M len Seine Kleidung ist maßgeschneidert und von erleseKl ner ne Qualität. Sie besteht im Allgemeinen aus Glencheck-Sakko, dunkler Gabardinehose und G schmalem Seidenbinder, alles aus der Savile Row sc in London, sowie Gucci-Slippern mit dezenter Seite

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Goldspange. Sein linkes Handgelenk ziert eine Rolex. Gelegentlich Go trägt er aber auch Spezialanfertigungen mit eingebauter Kamera tr oder Injektoren. Urban besitzt ein Penthouse-Apartment in od München-Schwabing. Für Einsätze in Deutschland, Italien oder M Spanien steht ihm ein Dienstfahrzeug zur Verfügung. Zu Beginn Sp der Serie fährt er einen Porsche 356, später ein stahlblaues BMWde Coupé der Baureihe 633 Csi. C

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ie besondere Faszination der „Mister Dynamit"-Romane liegt vor diesem Hintergrund zum einen in der Figur des d Geheimagenten Robert Urban begründet, und zum anderen sind es die außergewöhnlichen Fälle an exotia schen Schauplätzen dieser Welt, die „MD" zu bearbeiten s hat. Parallelen zur „James Bond"-h Serie sind unübersehbar. Ebenso wiee S „007" ist „MD" auf der ganzen Welt „ im Einsatz. „Dynamit" und Bond lieben beide Luxus, schöne Frauen, b schnelle Autos, und die ganze Welt s ist is ihr Spielplatz. Beide Agenten werden d für ihre Einsätze immer wieder mit m kleinen Wunderwaffen ausgerüstet. In der „MD"-Serie ist es r Professor Strahlmann, der Urban mit techniS schem „Spielzeug" versorgt ...

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ie Aufträge, die der BND-Mann Robert Urban an übernimmt, übernimmt haben ihre Wurzeln oftmals irgendwo in ferner Vergangenheit. Mysteriöse Begebenheiten im alten Babylon oder in Ägypten, viele Jahrtausende

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James Dean

Foto: Š Davids/Bildarchiv Hallhuber

kult!


Foto: Š Bubi Heilemann

kult!


zu zurückliegend, verschollene Flugzeuge bzw. Schiffe aus au dem 2. Weltkrieg, ausgestorbene Tiere, alle diese die Ereignisse und Objekte haben urplötzlich Auswirkungen bis in unsere Zeit hinein und rufen Au die di Geheimdienste, in erster Linie natürlich den BND, auf Li den de Plan. Überwiegend sind es gut g organisierte Gangster, die durch ihre Aktivitäten interd nationale Verwicklungen ausn lösen, deretwegen der Agent l tätig werden muss. muss Es floss aber immer auch sehr viel aus dem aktuellen Tagesgeschehen sowie Neues aus Wissenschaft und Technik in die „MD"-Romane mit ein. Besonders hervorzuheben sind natürlich aber auch die utopisch-fantastischen Geschichten, die man fast schon als Science Fiction bezeichbezeich nen könnte, wenngleich unglaubliche Dinge oftmals dann doch eine natürliche Erklärung finden.

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ämtliche Romane der „Mister Dynamit"Serie wurden von C.H. Guenter geschrieben. C.H. Guenther Der deutsche Schriftsteller, mit bürgerlichem Namen Karl-Heinz Günther, wurde am 24. März 1924 bei Nürnberg geboren und verstarb am 5. Juni 2005 in Herrsching. Er absolvierte 1942 das Kriegsabitur und diente anschließend als Seeoffizier bei der U-Boot-Waffe. Nach dem Krieg wollte er Musik studieren, denn er war begeisterter Jazzer. Er heiratete sehr jung und führte sieben Jahre das Geschäft seines Schwiegervaters. Nebenbei schrieb er erste Texte für Songs, aber auch So Erzählungen. Seine ManuSe skripte veröffentlichte sk h er im Erich h Pabel b l Verlag in Rastatt, für den er dann 1959 auch Ve den de legendären New Yorker Privatdetektiv „Kommissar X" erfand. Für die Kriminalserie „K „KX" schrieb Günther unter dem „K Pseudonym Bert F. Island bis 1966 insgeP samt 58 Heftromane und 51 Taschenbücher. sa Zwischen 1965 und 1992 widmete sich Z der Schriftsteller dann ausschließlich seid ner n Agentenserie „Mister Dynamit". Dabei kam k ihm ih zugute, dass er sehr viel wusste: Der Autor verstand unglaublich viel von Schiffen und v Waffen. Er steuerte selbst Flugzeuge. OldtimerW Automobile und Motorräder waren sein Hobby. A Nach dem plötzlichen Aus N für fü die „Mister Dynamit"Serie verfasste Günther Se bis bi zuletzt eine Reihe von „U-Boot"-Romanen „U für de den Ullstein Verlag, die eb ebenfalls sehr erfolgreich wa waren.

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H. Guenter hatte stets genaue Vorstellungen, wie das Cover für einen „Mister Dynamit"-Roman aussehen sollte. Er erstellte mit Fotomontagen und Strichzeichnungen einen Entwurf, den der Illustrator entspret t dann d t chend gestaltete. Die vorherrschende Farbe des Titelbildes war immer GoodTimes

Rot. Die meisten Cover wurden von Firus Askin gestaltet. Nahezu perfekt beherrschte der den für die Titelbild-Gestaltung notwendigen plakativen Stil. Die Wurzeln seiner Kunst lagen in der türkischen Malund Zeichentradition. Askins Bilder und Comics wurden in den größten ttürkischen Zeitschriften veröffentlicht, bevor er Anfang der 60er JJahre ins westliche Ausland ging. Beruflich vervollkommnete er sseine Illustrationskunst immer mehr, indem er Öl-, Tempera-, Acrylbilder und Gouachen für diverse Verlage anfertigte. Immer A wieder wurde aber auch der spanische Künstler Vicente Segrelles w zzur Gestaltung der Titelbilder herangezogen. Von ihm stammen besonders realistische, detailreiche Entwürfe. b

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n den 60er Jahren erfreuten sich Agentenfilme sowohl im Fernsehen als auch im Kino großer Beliebtheit, und so ist es nicht verwunderlich, dass schon ein Jahr nach Erscheinen des n eersten „MD"-Romans eine Filmreihe in Planung war. Für die Rolle des BND-Agenten gelang es den Filmproduzenten, den in R Deutschland überaus populären Ex-Hollywoodstar Lex Barker zu engaDeuts gieren. Dieser Superstar war für die Darstellung des deutschen Agenten bestens geeignet. Die Rolle gefiel ihm, und er war am Set mit vollem Elan bei der Sache. Die Dreharbeiten fanden von Mitte September bis Anfang Dezember 1966 überwiegend in Spanien statt. Gedreht wurde mit Starfightern und anderen Flugzeugen der Nato, auf einem U-Boot und sogar auf einem Flugzeugträger. Die Kosten des Films beliefen sich auf stolze 2,6 Millionen DM.

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ogar der deutsche Auslandsnachrichtendienst interessierte sich für das Filmprojekt. Die Mächtigen des BND sahen hier die M einmalige Chance eines internationalen Prestigegewinns. Die Premiere vvon „Mister Dynamit – Morgen küsst euch der Tod" fand im April 1967 statt. Es waren damals bereits weitere „MD"-Filme in Planung. Lex Barker musste jedoch seine Gage erst einklagen und hatte deshalb verständlicherweise kein Interesse mehr an F ... Fortsetzungen

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ehr Informationen über die „Mister Dynamit"-Taschenbücher und eine Abbildung sämtlicher Titelbilder finden Interessierte auf der Homepage von Thomas W. Arp (www.mister-dynamit.de). Und seit ungefähr einem Jahr gibt es nun auch den lang erwartteten einzigen „MD"-Spielfilm auf DVD zu kkaufen. Sehr schön und informativ ist auch das beiliegende Booklet. Viele der alten d Taschenbücher gibt es heute übrigens noch T kkäuflich zu erwerben: Die Sammlerpreise für gut erhaltene frühe Nummern liegen um die g zzehn Euro. Für die Bände aus den 70er und 80er Jahren sowie für die Neuauflage sollte 8 man nicht mehr als zwei bis vier Euro ausm geben. Wer Interesse hat, kann immer auch g mal unter www.sammlerecke.de oder www. m ccomicmafia.de sowie unter www.comic-antiquariat.de nachschauen. Hier findet der Leser q und d SSammler l stets t t ein i reichhaltiges Angebot zu fairen Preisen sowie kompetente Beratung.

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Unter den Älteren kann man fragen, wen man will: Jeder erinnert sich schaudernd daran, wie Gert Fröbe mit Puppe und Pralinen ein Kind in den Wald lockt. Die Spurensuche führt natürlich in die Schweiz ...

Auf den Spuren von Rühmann und Fröbe Von Roland Schäfli

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ier stand sie – die Tankstelle, wo der Kindsmörder sich sein nächstes Opfer aussuchte. Gert Fröbe verkörperte ihn als schwitzenden Koloss, der sauertöpfisch durch das Wagenfenster den Tankwart angrunzt: „Benzin!" Doch der Tankwart ist der verdeckt ermittelnde Kommissar Heinz Rühmann. Nicht der unbeschwerte „kleine Mann" im Stil von „Die Drei von der Tankstelle" – der Krimiklassiker „Es geschah am hellichten Tag" sollte das Publikum schließlich nicht belustigen. Sondern belehren. Über Sittlichkeitsverbrecher. „Benzin!", verlangt also das Monstrum im schwarzen Buick. Was denn sonst?

nahm das Sofa in Beschlag. Die Erinnerung des Publikums an diesen dunklen Thriller ist deutlich. So deutlich, dass Besucher erwarten, es müsste alles noch so sein wie ehemals. Der heutige Betreiber des Hofs lacht über unsere Enttäuschung Die Tankstelle, die keine war: angesichts der Tatsache, dass der der Bauernhof außerhalb Nussbaum nicht mehr da ist, wo Trimmis war 1958 für die Dauer der Dreharbeiten Filmlocation. er sein sollte: wo Rühmann mit dem Mädchen Puppenhaus spielte. „Den brauchte es da nicht mehr", erklärt er lakonisch.

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Jahre später gibt’s hier, an der Deutschen Straße Nummer 10 im Kanton Graubünden, allerdings noch immer kein Benzin. Dafür Alpkäse. Und frische Eier vom Bauern. Denn die berühmte Tankstelle ist schon immer ein Bauernhof gewesen. Die Filmemacher hatten ihn 1958 kurzerhand mit falschen Benzinpumpen und einem

llerdings sind die anderen Drehorte des Films immer noch bemerkenswert unverändert: In der Churer Altstadt findet sich an der Oberen Plessurstraße die Adresse des permanent transpirierenden Kindermörders. Das Haus macht noch heute einen sinistren Eindruck. Was wohl auch damals der Grund dafür war, dass die schweizerisch-deutsch-spanische Co-Produktion sich genau diesen unheilvoll wirkenden Bau ausgesucht hat. Man erwartet, jeden Moment einen feisten Fröbe aus einem der Fenster äugen zu sehen. Für ihn war die

Vordach aus Sperrholz in eine Zapfstelle der belgischen Social Purfina verwandelt. Während Rühmann in seinem beheizten Wohnwagen ausruhte, zog Gert Fröbe damals die gute Stube der Bauernfamilie vor und

Rolle sozusagen der Jumpstart zur internationalen Karriere und der Schlüssel für die Rolle eines Bösewichts, der nicht von Kindern, sondern vom Größenwahn besessen ist: Goldfinger.

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ühmann hingegen war Ende der 50er Jahre längst etabliert. Erst kurz zuvor hatte er mit seinem „Hauptmann von Köpenick" ein für allemal klargestellt, dass er auch das ernste Fach beherrschte. Da war der Kommissar Matthäi fast schon ein zu glatter Charakter, eine verpasste Drehbuchchance auch, diesen Solo-Ermittler, der zufällig zur

Ersatzfamilie kommt, psychologisch auszuloten. In seiner Autobiografie „Das war’s" ist der Film dem Erzschauspieler entsprechend auch nur eine beiläufige Erwähnung wert. Tatsächlich war zuerst Martin Held als Hauptdarsteller vorgesehen. Als Rühmann an Bord kam, brachte er seinen Hausautor Hans Jacoby mit – der dem Drama dann ein Happy End verpasste, was Friedrich Dürrenmatt wiederum über alle Maßen entsetzte.

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a ist Rühmanns Kommissar schon selbstsicherer, eben keine gebrochene Figur. In Trimmis hält er an, weil er die kleine Annemarie entdeckt – den perfekten Köder. Hier plätschert im Dorfkern heute noch immer munter der Brunnen, der für diese Begegnung als Hintergrund diente, und die Bündner Holzhäuser an der Obergass-

Adresse sind zwar unterdessen renoviert, aber nicht umgebaut worden.

Der Dorfbrunnen im bündnerischen Trimmis: Hier findet der Kommissar seinen menschlichen Köder", die kleine " Annemarie.

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abei hatte der Schriftsteller sich dem Filmbusiness ja selbst angedient mit der Bemerkung, gute Filmstoffe finde man auf der Straße. Der Schweizer Produzent Lazar Wechsler nahm ihn beim Wort. Der Chef der Zürcher Praesens Film hatte schon zehn Jahre zuvor mit den „Gezeichneten" einen internationalen Hit gelandet (und nebenbei Montgomery Clifts Filmkarriere mit lanciert). Wechsler gab bei Dürrenmatt ein Exposé zu einem „didaktischen Film über Sittlichkeitsverbrechen an Kindern" in Auftrag, Mitte des letzten Jahrhunderts ein Tabuthema. Die „Katholische Filmkritik" hielt denn auch fest: „Ein Schweizer Kriminalfilm, der nützliche Warnungen für Eltern und Erzieher enthält." Dürrenmatt fand diesen heißen Stoff also zwar nicht gerade auf der Straße, machte daraus aber einen Roadmovie: Rühmann setzt sich auf die Fährte des Kriminellen und frisst Kilometer um Kilometer. Auf der Straße nach Süden, die Schweiz ist schwarz-weiß, von der Polizeikaserne in Zürich bis in den Fürstenwald oberhalb von Chur. Und er überquert zu dramatischer Musik auch die Tardisbrücke, ein eindrucksvoller Stahlbau damals, 2001 durch eine Neukonstruktion ersetzt.

An der Poststrasse in der Churer Altstadt kann Heinz Rühmann erstmals einen Blick auf Gert Fröbe werfen: praktischerweise durch das Schaufenster einer Apotheke.

irsch!" Das bestellt sich der bekannte welsche Charakterdarsteller Michel „ Simon. Als Hausierer hat er zu Anfang des Films die Mädchenleiche entdeckt und braucht nun dringend einen Schnaps im Löwen. Wer im Zürcherischen Bonstetten heute die gleiche Bestellung aufgibt – „Kirsch!" –, der muss schon erklärend nachschieben, dass er gerade in Erinnerungen an den Klassiker schwelge, dann versteht man das auch im heutigen italienischen Restaurant, und man kriegt den gewünschten klaren Schnaps serviert. In der damaligen Dorfbeiz wurde eine lange Sequenz mit Schauspielern aufgenommen, die auch dem deutschen Publikum aus Schweizer Exportschlagern bekannt waren: Heinrich Gretler, der Almöhi aus der „Heidi"-Reihe, oder Emil Hegetschweiler aus „Ueli der Knecht". Und auch angehende deutsche Stars sind auszumachen: in Person des sspäteren „Alten" etwa, Siegfried Lowitz, hier noch ganz jung. h

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ie Welt" hielt nach der Premiere des Streifens „ am 7. August 1958 auf den Berliner Filmfestspielen fest: „Die Schweiz hat … gezeigt, wie man das abgegraste Feld des gehobenen Kriminalfilms immer noch neu und besonders bestellen kann." Und tatsächlich: „Es geschah am hellichten Tag" hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Darum halten an der „Tankstelle" auch noch immer Fans an. Selbst wenn man da nicht tanken kann.

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Der Löwen im zürcherischen riedrich Dürrenmatt, entBonstetten: damals Dorfbeiz, heute täuscht vom Resultat, machitalienisches Restaurant. Der Regen in der F�lmszenewurde von der te dann aus dem Script seinen örtlichen Feuerwehr gemacht". " bekannten Roman. Erst nach mehreren Verfilmungen bekam aber endlich 2001 Sean Penn als Regisseur von „Das Versprechen" (mit Jack Nicholson in der RühmannRolle) den Schluss so hin wie ursprünglich beabsichtigt: Der Mörder geht nicht in die Tankstellenfalle, und der Kommissar verzweifelt.

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Hier wohnen heute unbescholholho hol olol tene Leute – aber 1958 war ar das die Churer Adresse des s Kindsmörders. Entscheidende Etappe für die Ermittlungen des Kommissars Rühmann: Aufgrund dieses Kantonswappens am Haus bei der Tardisbrücke wird ihm klar, wo er den Mörder suchen muss.

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Von Michael Lange

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ereits in den 50er Jahren versuchte der als Gerald Alexander Abrahams geborene Anderson es mit Marionetten-Trickfilmen. Im Lauf der Jahre revolutionierte er deren Bewegungen und schaffte es schließlich, dass die Marionetten auch ihre Münder zu den Texten bewegen konnten. 1964 entstand seine wohl berühmteste Serie, „Thunderbirds", wenig später wagte er sich an Realfilme. „Ufo" (1969 –1970) erreichte trotz seiner Kurzlebigkeit sogleich Kultstatus, und auch die unmittelbare Nachfolgeserie „Space: 1999" wurde ein Knaller. „Ufo" war bereits nach einer Staffel eingestellt worden,, neue Ideen g waren jedoch schon entwickelt, und die ersten Bauten bereits in Planung. Anderson schrieb deshalb seine Storys kurzerhand um und erfand so die Serie „Space: 1999", in welcher der Mond samt seiner menschlichen Bewohner durch atomare Explosionen aus seiner irdischen Umlaufbahn geschleudert wird und sich auf eine endlose Reise durch den Kosmos macht. In zwei Staffeln zu je 24 Folgen wurden sodann fantasiereich die vielen Begegnungen mit fremden Lebewesen auf ebenso vielen fremden Planeten beschrieben. Die Hauptdarsteller der Serie waren u.a. Martin Landau als Commander der Barbara Bain & Martin Landau Seite

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Basis John Koenig sowie Landaus Ehefrau Barbara Bain als stets fürsorgliche Ärztin Dr. Helena Russell. Landau und Bain hatten gerade bei der US-Serie „Mission: Impossible" aufgehört, als Anderson ihnen das Angebot unterbreitete, „auf dem Mond" zu arbeiten. Prentis Hancock ging in der Rolle des stellvertretenden Kommandanten Paul Morrow auf; der Australier Nick Tate gab den draufgängerischen Chefpiloten Alan Carter, Zienia Merton verkörperte Sandra Benes, und der altgediente Barry Morse spielte den Wissenschaftler Victor Bergman. Im Laufe der Folgen traten zudem Joan Collins, Christopher Lee, Peter Cushing, Brian Blessed oder auch Leo McKern als Gaststars auf. Produziert wurde die Serie 1973–1976 auf dem Gelände und in den Hallen der Pinewood Studios westlich von London. Mit 125.000 Pfund war sie die bislang teuerste TV-Serie des britischen Fernsehens. Brian Johnson, Englands bester Trickmeister, und sein Team sorgten für den Modellbau und auch für die Filmtricks. Gerry Andersons „Hauskomponist" Barry Gray komponierte die spannende Titelmusik „Hauskomponist

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gene roddenberry erfand den legendÄren "star trek", rolf honold in deutschland "raumpatrouille" – und gerry anderson "space: 1999", das hier zu lande unter dem titel "mondbasis alpha 1" erfolge feierte.

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trabant auf abwegen


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Mondbasis fortgesetzt wurde. Martin Landau, Barbara Bain, Zienia und zusammen mit weiteren Komponisten auch die Musik für die Merton und auch Nick Tate jedoch war waren weiterhin die Hauptdarsteller einzelnen Episoden (Gray hatte te früher schon „Thunderbirds" „Thunderbirds und neben den Neuzugängen Tony auch „UFO" musikalisch beglein Anholt als Tony Verdeshi sowie tet). Rudi Gernreich kreierte A der „Gestaltenwandlerin" Maya, die engsitzenden Kostüme, bei d dargestellt von Catherine Shell, denen die Ärmel sich in der d die Farbe unterschieden. d bereits einen Gastauftritt in der Wenn die Allzweckraumschiffe d ersten Staffel gehabt hatte. Und der Mondbasis, Adler genannt, U auch die Musik änderte sich. Derek Wadsworth übernahm auf eindrucksvolle Weise starD teten, wurden gleich drei ffortan die Aufgabe, die Serie musikalisch zu begleiten. technische Hilfsmittel auf einm „Mondbasis Alpha 1", wie die mal angewandt: einmal das „ Serie dann hier zu Lande hieß, Modell der Andockstation, S wurde 1977 vom ZDF jeweils dann eine hydraulisch angew sonntags gesendet – allertriebene Plattform, auf der das s dings nicht in der Form, wie Raumschiff stand, sowie ein d der Rest der Welt sie kannte. Glasgemälde, auf dem sich der d Denn ganze 18 Folgen wurden Weltraum aufgemalt befand. D Diese drei wurden hintervvom ZDF gar nicht erst eingekauft! Von den 48 Folgen einander aufgebaut und die g Kamera so positioniert, dass alle kkaufte und synchronisierte das 30. M Menschenverachtende Themen wie Elemente im richtigen Winkel aufgenommen werden was fü für f d kkonnten, t ZDF nur 30 h ht d Th ie Kannibalismus wurden ignoriert. Und dann kürzspektakulären Eindruck hervorrief. die damalige Zeit einen durchaus spekta zWurde die gesamte W mte Basis te man auch noch jede eingekaufte Folge um m gezeigt, war das g ssechs Minuten und erstellte einen n eein Foto, welches kkomplett neuen Vorspann, mitt neuer Musik von Jean Michel Jarre:: Brian Johnson und B n ssein Team aufgessein berühmtes „Oxygen". Über diee Gründe für diesen blindwütigen nommen hatten. n G Aktionismus kann man heute nur Bei den Starts oder B A noch rätseln. Gerüchte sprechen der LLandungen n u.a. vom übergroßen Einfluss der Raumschiffe wurde R u er Brian Johnson k katholischen Kirche ... peinlichst darauf p Heute geachtet, dass di die D Drähte, denen di die M Modelle teilweise befestigt ht t d äht an d ti t waren, H t liliegen alle 48 Folgen komplett in deutscher Sprache vor. Es gibt sie auf DVD und mit der gleichen Hintergrundfarbe besprüht wurden. Dieses Verfahren Blu-ray. Die Musik von Gray und Wadsworth wurde hauptsächlich für bewegliche Modelle genutzt, während die erschien auf CD. Die deutschen Stimmen teilweise übergroßen Raumschiffe und auch manche Adler-Raumschiffe von damals wurden,, falls möglich, noch ein-an Stative montiert waren. Dann bewegte g man die Kamera,, und mal an das Synchronpultt der Raumflug wurde m gestellt, damit die damalss simuliert. Rollte ein g Mond-Buggy durch eentfernten Szenen nun n die Landschaft, hanaauch synchronisiert wer-den konnten. Manfred delte es sich meistens d d um ein funkgesteuSSchott, die damalige ertes Modell. Gerry SStimme von Landau, verAnderson benannte sstarb allerdings 1982. Seine seine Raumschiffe E Ersatzstimme wurde Bernd im Übrigen nach R Rumpf. Renate Pichler dem Landemodul der ssprach ursprünglich Helena Apollo-Mission 11, die R Russell, wurde dann aber auf dem Mond lanaausgetauscht, da sie, wie dete ... vviele damalige Sprecher, Als die Serie 1975 im d die spätere Synchronisation englischen Fernsehen aaus Altersgründen ablehnausgestrahlt wurde, tte. Einige wurden per waren alle enttäuscht. E Elektronik auf die damaliDie Sendetermine waren entweder Zeit, die ge Stimmlage eingestellt. So ist ein Unterschied t d zur nachtschlafenden ht hl f d Z it oder d di Sti l i Folgen wurde am Sonntagmorgen ausgestrahlt. Entsprechend waren auch gar p g nicht mehr wahrnehmbar. die Einschaltquoten. Bereits nach der ersten Staffel In I jeder Staffel gibt es sollte der Mond deshalb in der Unendlichkeit verfür f Fans, wie das eben so ist, i t Highlight-Folgen. Hi hli ht F l schwinden – allerdings hatte man da die Rechnung Allerdings stellt man auch leicht Fehler fest. In der A Folge „Zwischen zwei Planeten" etwa gerät der F ohne die amerikanischen Fans gemacht! ICT-Chef Mond in einen planetaren Krieg. Als die Basis Ziel M Lew Grade orderte eine weitere Staffel, die diesmal eines Beschusses wird, hält sich vor lauter Lärm e allerdings mehr auf den amerikanischen Markt jjeder die Ohren zu – wie geht das im luftleeren zugeschnitten sein sollte. Raum, dass Geräusche zu hören sind? Dennoch R Ohne weitere Erklärung verschwanden daraufiist unbestreitbar, das Gerry Anderson es mit seiner hin einige Darsteller in der Versenkung: Barry Morse, Prentis Hancock und einige andere „„Mondbasis Alpha 1" schaffte, in Deutschland waren nicht mehr mit dabei, als die Reise der eeine Kultserie zu landen. GoodTimes

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PROFIS"

EINE GEILE ZEIT FÜR DEN FUSSBALL! damals waren Verteidiger Paul Breitner on dieser Ära handelt ein Film namens er Der FC und Stürmer Uli Hoeneß, beide 1951 „Profis”, der im Jahr 1980 im Fernsehen Bayern München geboren und die „Jungen Wilden” gezeigt wurde und jetzt, digital neu – nein, er war nicht immer eines Bundesligavereins, bei dem aufgelegt und mit aktuell geführten das kommerziell und spielerisch es Ende der 1970er drunterInterviews mit den Ex-Bayern-Spielern erfolgreichste Fußballteam Deutschlands und drüberging. „Ich kommee Paul Breitner und Sepp Maier versebzw. heutzutage gar Europas, wie speziell aus Norddeutschland, war dadurch hen, als DVD vorliegt. Für alle Fans junge Fans der „Roten” aus der bayerischen automatisch HSV-Fan, das hat sich des Münchner Traditionsteams, aber Landeshauptstadt glauben mögen. Keine Frage, so gehört bei uns”, erinnert sich auch für alle Fans der Geschichte Christian Weisenborn feixend. „Doch des deutschen Fußballsports, ist die „Bayern” sind deutscher Rekordmeister, der Klub 1970 ging ich nach München, habe dieser Kult-Streifen ein unbedingist laut einer Bilanz des britischen Brand Finance – als absoluter Fußballanhänger – an tes Muss. Institute im vergangenen Jahr mit einem Wert von der dortigen Filmhochschule studiert. 669 Millionen Euro der lukrativste Verein der Welt, In jener Phase meines Lebens wurde ie stand es um das heutige mit Stand vom 28. November 2014 weiß der Klub ich FC-Bayern-Fan, lernte ich durch Superteam, als die Regisseure weit über 250.000 Vereinsmitglieder und satte meine regelmäßigen Stadionbesuche Christian Weisenborn, Jahrgang 3774 offizielle Fanclubs hinter sich. Aber Supertalente wie Paul Breitner und Uli 1947, und sein fünf Jahre jüngerer der FC Bayern München kennt eben Hoeneß kennen. Vor allem mit Paul verbinAssistent, Filmstudent Michael Wulfes, n auch andere, weniger spektadet mich bis heute eine enge Freundschaft. im Sommer 1978 beschlossen, eine ft. kuläre Zeiten ... Wir hatten dann eines Tages die Schnapsidee,, Dokumentation über den FC Bayern D irgendwann mal eine Dokumentation über den München zu drehen? Ihre Ansprechpartner M

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Fotos: © Nanuk Film

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F FCB zu drehen. Und 1978 haben wir diese Vision in die Tat T umgesetzt. Ich hatte zu jener Zeit bereits einige vielbeachtete Filme fürs Fernsehen gedreht, auch einen über b die Nachwuchsarbeit beim FC Bayern. Paul und Uli hatten di y LLust, gemeinsam einen Film über den Verein durchzuziehen, bei dem sie gerade spielten. Doch alles kam anders als geplant.”

später an die Dreharbeiten zu „Profis”. „Und zwar deswegen, weil wir, als Christian mich ansprach und ich dann mit Uli geredet habe, überhaupt nicht wussten, was auf uns zukommt, wirklich überhaupt p nicht. Uns eine Saison lang g zu begleiten, g , da haben wir

atsächlich war die Saison 1978/79, in der „Profis” gedreht wurde, eine Spielzeit, in der die Bayern im Umbruch standen. Entspannt auf der Ersatzbank bei der WM 1978 v. l.: Schwarzenbeck, HölzenUli Hoeneß 1978 zu Gast im ZDF-Sportstudio" bei Kult-Moderator Harry Valérien " bein, Breitner, der damalige Nationaltrainer Schön, Grabowski und Maier Trainer war der von den meisten Spielern vielleicht n ungeliebte ungelilieb bt Gyula bte Gyula l Lorant, Lorantt das das Team Team war zum am Anfang Anfan f ng gedacht, ged dacht ht na ja, j a okay, okay k viiell ll eii ch ht werden ht werd den wir i zweimal zweimal i l Saisonende 1978 gerade mal Zwölfter in der Tabelle geworden. Paul im Monat mit den Regisseuren reden, und dann sind die Kerle Breitner kehrte für die Rekordsumme von 1,75 Millionen D-Mark von bei einigen Spielen dabei. Doch am Ende, und gerade auch Eintracht Braunschweig zu seinem Stammverein FCB zurück, was heute, ich sehe ihn ja immer wieder, ist dieser Film aktueller ihm viel Neid einbrachte,, Uli Hoeneß saß,, weil er zum Zeitdokument, wie es das nur einmal gibt. zu um Coach keinen denn jje, e,, er ist ein Zeitdokum t. Weil das auch so eine unglaubliche W i h SSaison war, die es nur einmal geben kkann.”

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ine Szene bleibt dem Zuschauer ganz besonders in Erinnerung: Paul Breitner lässt sich bei der Partie am B letzten Spieltag der Saison 1978/79 le vom Kameramann verkabeln, so v dass der Beobachter hautnah mitbed kommt, wie ein Spieler während der k 90 9 Minuten einer Partie denkt und reagiert. „Wenn der Schiedsrichter re das gemerkt hätte oder irgendjed mand sonst, dann hätte er mir das m Ein Neu-Manager im Einsatz: Uli Hoeneß, gerade mal 27 Jahre jung Hoeneß und Breitner, 1978 selbst nachts unzertrennlich Mikrofon abgenommen”, ist Breitner M Draht überzeugt. Prozedere, davon wussten nur Christian, der überzeugt üb b t „Das Das ganze P rozede d Draht ht fand, fand d die di meiste meiistte Zeit Zeit it völlig völl ölllliig frustriert frusttriert i t auff der der Ersatzbank. Lorant wurde dann irgendwann ent-Tonmann und ich. Niemand sonst hätte es wissen dürfen, das wäre lassen, Präsident Wilhelm Neudecker ebenfalls, da nicht gegangen.” Und gab es im Nachhinein keinen Ärger wegen sich die Mannschaft komplett gegen ihn stellte, des Mikrofons? „Eigenartiger Weise hat sich nie jemand beim DFB und Hoeneß avancierte, gerade mal 27 Jahre beschwert oder aufgeregt. Also überhaupt nicht”, lacht Breitner. jung, urplötzlich zum Manager des Klubs. Was Und abschließend schwärmt er von „Profis” aus ganzem für ein Trubel, was für ein Chaos in nur einem ein-Herzen: „In dem Film sind einmalige Momente drin. Eine H zigen Jahr! Und mittendrin die beiden Filmemacher Mannschaft entlässt den Trainer. Entlässt den Präsidenten. M her Weisenborn und Wulfes, die zusammen mit Breitner und Ein Spieler wird mit 27 Jahren Manager. Das alles muss E t d

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Die Brüder Hoeneß bei Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt – der eine wird fit geknetet, der andere schaut interessiert zu

Rummenigge und Hoeneß (nach seinem Wechsel zum 1. FC Nürnberg) erstmals als Gegner – noch grinsend kurz vor dem Anpfiff.

Hoeneß spektakuläre H ß lediglich l di li h eine i spannende, d aber b nicht i h unbedingt b di k k lä Dokumentation hatten drehen wollen. Doku s hat ab und zu Freude gemacht – und es war ab und zu „ vverdammt hart”, erinnert sich Paul Breitner mehr als 35 Jahre

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So entstehen Kult-Streifen: Regisseur Christian Weisenborn bei der Arbeit an Profis" im Münchner Olympiastadion "

man sich überhaupt mall d durch den K Kopff gehen Das iist i h üb h h d h llassen. D heutzutage nicht mehr vorstellbar”, grinst Paul Breitner er verschmitzt. „Es war einfach eine geile Zeit für den deutschen Fußball!” Michael Fuchs-Gamböck 1/2016

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Beruf Rebell

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m 30. September 1955 war der 24-jährige Filmstar, der bis dato nur drei Spielfilme gedreht hatte, von denen erst einer in den Kinos lief, mit seinem Porsche 550 Spyder auf den Straßen in der Nähe der kalifornischen Ortschaft Cholame unterwegs. Seinen neuen silberfarbenen Rennwagen hatte er erst wenige Wochen zuvor gekauft. Sein Plan war es, mit dem schnittigen Porsche-Modell am 1. Oktober an einem Autorennen in Salinas teilzunehmen. Doch es sollte anders kommen: An der Kreuzung der California State Route 46, die damals noch Highway 466 hieß, und der Route 41 brettert ihnen – James Dean war in Begleitung seines Mechanikers Rolf Wütherich – ein Ford entgegen. Am Steuer saß ein 23-jähriger Student, der später zu Protokoll gab, den entgegenkommenden Porsche nicht gesehen zu haben. Als er unvermittelt abbog und damit dem Porsche die Vorfahrt nahm, fuhr Dean ungebremst in das andere Fahrzeug. Ein Unfall mit fatalen Folgen, der den Jungstar das Leben kostete; der Student kam mit einem Schock davon und wurde später von einem Gericht freigesprochen. Und auch Mechaniker Wütherich überlebte. 1981 allerdings starb er 54-jährig bei einem neuerlichen Verkehrsunfall in der Nähe von Stuttgart. Seite

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ahrelang wurde spekuliert, dass James Dean viel zu schnell gefahren sei. Das passte gut zu jemandem, der auch beruflich stets auf der Überholspur war. Varianten, wie der Unfall tatsächlich passiert sein könnte, sind zahlreich im Netz zu finden. 1990 ist die Katastrophe noch einmal detailgenau untersucht worden – mit dem Ergebnis, dass der Schauspieler damals nicht schneller als um die 90 km/h gewesen sein kann. Als Ironie des Schicksals darf dennoch gelten, dass James Dean zwei Wochen vor seinem tödlichen Unfall einen Werbespot ausgerechnet zum Thema Verkehrssicherheit abgedreht hatte. Im Trailer appellierte er an die Zuschauer, vorsichtig zu fahren und nicht zu rasen. Jene schicksalshafte Kreuzung aber, an der er sein Leben ließ, wird heute als James Dean Memorial Junction bezeichnet.

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ls James Dean 1955 starb, lag sein erster Filmdreh noch nicht einmal fünf Jahre zurück. Es waren zunächst kleine Parts in einigen TV-Filmen wie „Hill Number One" und meist unbedeutende Nebenrollen in noch unbedeutenderen Fernsehserien gewesen, mit denen er im Business Fuß zu fassen versuchte. 1951 tauchte Dean dann erstmals auf der Kinoleinwand auf. In „Der letzte Angriff", einem

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Wenn man einen amerikanischen Schauspieler als Kult-Star bezeichnen darf, dann ganz sicher James Dean. Mit einer sehr überschaubaren Zahl von Filmrollen wurde er zur Symbolfigur einer ganzen Generation. Kürzlich jährte sich sein Todestag zum 60. Mal.


Giganten" "

Jenseits von Eden"

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urore machte der junge Schauspieler allerdings, als er 1953 an den Broadway verpflichtet wurde. Speziell in „Der Immoralist" nach dem gleichnamigen Roman von André Gide begeisterte er in der Rolle des Hausboys Bachir, der den jungen Archäologen Michel verführt, der seine Homosexualität verdrängt (bedingt durch dieses Engagement wird übrigens bis heute über seine sexuellen Neigungen spekuliert ...). Schließlich aber verpflichtete Elia Kazan, der durch Kinodramen wie „Endstation Sehnsucht" (1951) und „Die Faust im Nacken" (1954) schon damals zu den etablierten US-Regisseuren gehörte, den nach wie vor relativ unbekannten Schauspieler für die Hauptrolle im Epos „Jenseits von Eden". Warner Brothers, das die Verfilmung des John-Steinbeck-Romans finanzierte und sich keinen Flop erlauben wollte, setzte für den Newcomer die PR-Maschinerie in Bewegung. Da Warner zu diesem Zeitpunkt mit der italienischen Schauspielerin Pier Angeli, die gerade mit Paul Newman „Der silberne Kelch" abgedreht hatte, Ähnliches plante, wurden die beiden neuen Filmgesichter als aktuelles Traumpaar Hollywoods stilisiert. Eine Idee, die aufging: Von zahlreichen Gazetten grinste alsbald das angebliche Liebespaar (oft wird übrigens behauptet, dass die Newcomer in der Tat ein Paar waren und lediglich Angelis Mutter die Beziehung nicht duldete ...).

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och bevor „Jenseits von Eden" in den amerikanischen Kinos startete, wurde James Dean für seine nächste Hauptrolle verpflichtet. In George Stevens Kultstreifen „Giganten" spielte er neben Rock Hudson und Elisabeth Taylor. Da die Taylor, die übrigens später behauptete, von Dean erfahren zu haben, dass er als Elfjähriger von einem Pfarrer sexuell belästigt worden sei, wegen eines weiteren Films Terminschwierigkeiten hatte, wurden die Dreharbeiten zu „Giganten" allerdings dann zuerst einmal verschoben. So kommt es, dass „Giganten" James Deans dritter Film wurde, denn in der überraschend angesetzten Pause bot sich ihm die Möglichkeit, in einem weiteren Blockbuster mitzuspielen: Der Regisseur Nicholas Ray hatte den aufstrebenden Schauspieler für seinen Streifen „... denn sie wissen nicht, was sie tun" besetzt. Erneut spielte Dean einen jugendlichen Außenseiter. Ray wollte für seinen Film zunächst Paul Newman engagieren, sah dann aber den James-Dean-Film von Elia Kazan, dessen Assistent er einst gewesen war, und entschied sich um. Während der Dreharbeiten soll der gefeierte Jungstar an Malaria erkrankt sein und sich obendrein GoodTimes Goo oo oodTi odTi d mes

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och dazu kam es nicht mehr. Ebenso erlebte der viel zu früh verstorbene Star die Premieren von „... denn sie wissen nicht, was sie tun" im Oktober 1955 und „Giganten" im Oktober 1956 nicht mehr. Vor allem bei der amerikanischen Jugend avancierte James Dean schnell zu einer populären Symbolfigur, die als aufmüpfiger Rebell die starren Strukturen des konservativen Amerika der 50er und 60er Jahre zum Einsturz brachte. Das und sein früher Tod machten ihn schließlich auch unsterblich. Obwohl er letztlich in nur drei Kinofilmen spielte, zählt er zu den populärsten Schauspielern der Welt. Er hat einen festen Platz in den Herzen seiner Fans, auch in denen nachwachsender Generationen. Immer wieder ist er Thema in Büchern, Reportagen und Kinofilmen. Und auch in die Popmusik hielt er Einzug. Beispielsweise erwähnen Nickelback, Udo Lindenberg und Taylor Swift ihn in jeweils einem ihrer Songs. Und die Beach Boys besangen in „A Young Man Is Gone" ebenfalls Leben und Sterben von James Dean. Live" "

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oeben startete in den Kinos Anton Corbijns vierter Spielfilm „Life", der die Beziehung zwischen James Dean und dem Fotografen Dennis Stock erzählt. Stocks außergewöhnDe liche Fotos des jungen Schauspielers trulliic gen gee zweifelsohne zur Legendenbildung bei, machten aber auch den Fotografen b be weltberühmt. Corbijn, der auch schon als we Videoclip-Regisseur für Depeche Mode, U2 V Vi und Herbert Grönemeyer arbeitete, steht für un eine außergewöhnliche Filmbildsprache. Mit ei „„Life" bestätigt er diesen Ruf einmal mehr. „L Christian Hentschel

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Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber

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beim Dreh einen Knöchel gebrochen haben – so berichtete damals die Presse, die sich zunehmend auf ihn fixierte. Ähnlich informiert waren die Medien auch über die Dreharbeiten zu seinem letzten Spielfilm „Giganten": Mal soll James Dean nicht am Set erschienen sein, was den Regisseur zu Wutausbrüchen veranlasst haben soll, mal soll er die Drehpausen für Jagdausflüge genutzt und über 250 Kaninchen geschossen haben. In Interviews aus dieser Zeit ist zu erfahren, dass Dean sich wünschte, später einmal selbst Regie zu führen, um sein Lieblingsbuch „Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry zu verfilmen. Überhaupt war der Mann voller Pläne. In der ersten Oktoberwoche 1955 sollte mit Warner bereits ein neuer Vertrag ausgehandelt werden, der weitere Filme und weitaus höhere Gagen für Dean möglich machen sollte. Außerdem stand die Idee im Raum, dass er unter dem Dach von Warner mit einer eigenen Filmproduktionsfirma bedacht würde. Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber

Korea-Kriegs-Drama von Samuel Fuller, spielte der spätere Kult-Star ebenfalls eine kleine Nebenrolle. Im Anschluss war er an der Seite von Jerry Lewis und Dean Martin als Seemann bzw. neben Rock Hudson in der Rolle eines Jugendlichen zu sehen. Abgesehen von der Gründung eines kleinen Fanclubs, den ein paar begeisterte Mädchen organisierten, blieb die Karriere bis dahin jedoch ohne Folgen.

Fotos: © Davids/Bildarchiv Hallhuber

... denn " sie wissen nicht was sie tun"

Giganten"

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Giuliano Gemma

Ein Sonnyboy im Wilden Westen Am 1. Oktober 2013 rasen in Cerveteri nahe Rom ein Toyota Yaris und ein BMW frontal ineinander. Der Fahrer des Toyotas ist der bekannte italienische Schauspieler Giuliano Gemma, der bei dem Zusammenprall schwer verletzt wird. emma wurde am 2. September 1938 in Rom geboren. Doch wegen des ausbrechenden 2. Weltkriegs fliehen seine Eltern te in die d e Reggio egg o Emilia. Erst 1944 kehren die Gemmas in die Hauptstadt zurück. Während in Rom fast sofort ein neues, aufstrebendes italienisches Kino entsteht, träumt der junge Giuliano zunächst von einer Karriere als Sportler. Er ist leidenschaftlicher Turner und versucht sich auch als Amateurboxer. Seine athletischen Fähigkeiten bringen ihn dann schließlich aber doch zum Film,, wo er mit 18 Jahren sein Geld als SStuntman verdient. IIn Italien bricht da gerade die Zeit der g muskelbepackten m SSandalenhelden aan, und auch wenn Gemma neben G einem Steve Reeves e oder Reg Park fast o schmächtig wirkt, s kann er sich schnellll als Statist k l St ti t iin SSzene setzen und erhält sogar eine winzige Komparsenrolle in William w Wylers „Ben Hur". W SSeinen Durchbruch schafft er dann bereits 1961 mit der Genreparodie b „„Kadmos – Der Tyrann von Theben". Gemma spielt Titanen Krios, der von Zeus aus der G i lt hier hi den d jungen j T Unterwelt befreit wird, um einen tyrannischen König zu bekämpfen. Da er nicht so stark wie die anderen Titanen ist, muss sich Krios der

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einen oder anderen List bedienen. Für den jungen Römer, der bis dahin kaum Sprechszenen au Sp ec s e e hatte, ist die Übernahme einer Hauptrolle ein gewaltiger Schritt. Diesen verdankt er dem Regisseur g des d Films, Duccio Tessari. Tessari hat Gemma bereits längere Zeit beobachtet und kann sich nach einem l langen Kampf mit dem Produzenten Franco Cristaldi l bei b der Besetzung durchsetzen. Der Film markiert indes nicht nur seinen Durchbruch, er legt auch sein i Rollenschema für kommende Genrefilme fest, denn R etwas unterscheidet ihn deutlich von allen anderen e Muskelmännern: sein strahlendes Lachen. M Trotz des Erfolgs, den der Film an den Kinokassen T hat, h erhält Gemma in den kommenden Jahren jedoch zunächst wieder nur Nebenrollen. In Luchino Viscontis z opus magnum „Der Leopard" hat er erneut nur o „ p einen Auftritt Kadmos – Der Tyrann von Theben" e als Komparse, " a im französii schen Klassiker s „Angélique" reicht i ht es immerhin i hi zu einer tragenden Nebenfigur. Neuen Auftrieb erhält seine Karriere, als 1964 Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar" seinen Triumphzug durch die europäischen Kinos antritt und eine bisher nicht gekannte Lust auff Western auslöst. Duccio Tessari, der auch am Drehbuch von Leoness Film mitschrieb, möchte einen eige--

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n Western drehen und nen weiß auch, mit wem. w Zusammen mit Giuliano Z Gemma möchte er eine G neue Westernfigur auf n der Leinwand etablieren: d Ringo. Doch Produzent R Franco Cristaldi ist F gegen den wenig erfahg rrenen Römer, will lieber einen Amerikaner wie i A ik i Clint Cli t Eastwood E t d für fü die di Hauptrolle. Erst nach zähem Ringen kann Tessari seinen Kopf abermals durchsetzen, allerdings muss sich Gemma für die Credits das Pseudonym „Montgomery Wood" zulegen. ge Pistole für „ Angélique" „Eine " Ringo" und die R Western-Odyssee „„Ringo kehrt zurück" werden beachtliche w Kassenerfolge und K zziehen jeweils mehr aals 5,5 Millionen IItaliener in iihren Bann. Obwohl die O FFilme inhaltllich wenig miteinander haben, ähneln die von Gemma it i d zu ttun h b äh l sich i h di gespielten Figuren. Sie unterscheiden sich aber zugleich auffällig von den durch Clint Eastwood und Franco Nero etablierten dreitagebärtigen grimmigen Rächerfiguren. Auch mit den alten amerikanischen Westernern, die von Gemmas Vorbildern Gary Cooper und James Stewart gemimt wurden, hat der Charakter des jugendlichen Ringo wenig gemein. Er ist ein glattrasierter Milchbart, weswegen er im ersten Film auch „Engelsgesicht" genannt wird. Nur die Narbe auf der linken Wange, die sich Gemma als Kind im Krieg bei einer Bombenexplosion zugezogen hat, verleiht ihm etwas Gefährliches. Dazukommt, dass Ringo ein permanent grinsendes Plappermaul ist, anders als alle klassischen amerikanischen Westernfiguren. Gemma etabliert den Typ oder italienischen Westernfi f guren. Gem des Sonnyboys im d modernen Actionfilm, m eein Typus, den wenig sspäter auch Terence Hill bedienen wird. H Vor Angeboten kann V eer sich nun kaum noch h retten. tt Zwischen den beiden „Ringos" Z aarbeitet Gemma an „Ein Loch iim Dollar" von Giorgio Ferroni, mit dem er noch zwei weim ttere, eher an amerikanischen Vorbildern orientierte Western V drehen wird. Der Film wird d Gemmas erfolgreichster Western G mit m 6,8 Millionen Zuschauern allein in Italien. a Giuliano Gemma dreht nun G mehrere Western pro Jahr, h W t J h die di alle ll sehr h erfolgreich laufen, darunter „Der Tod ritt dienstags" von Tonino Valerii, „Der lange Tag der Rache" von Florestano Vancini oder „Arizona Colt" von Michele Lupo. Blickt man heute auf die große Zeit des Italo-Western zurück, so fällt auf, dass die erfolgreichsten Streifen nach den Filmen von Sergio Leone und mit dem Duo Spencer-Hill die mit Gemma als Hauptdarsteller gewesen sind. Er übertraf den Erfolg anderer Darsteller wie Franco Nero, Tomás Milián und auch Lee Van Cleef. Als sich das Publikumsinteresse an den harten Western allmählich erschöpft, bereitet es Gemma wenig Probleme, seine Figuren ins komödiantische Fach zu retten. 1973 ersetzt er sogar Terence Hill an der Seite von Bud Spencer in Enzo Barbonis Gangsterkomödie GoodTimes

„Auch die Engel essen Bohnen". Ende der Siebziger ist Gemma neben Franco Nero dann der letzte italienische Schauspieler, dem es noch gelingt, im einen oder anderen Film als Westerndarsteller zu agieren. In Streifen wie „California" von Michele Lupo oder „Silbersattel" des späteren Horrormeisters Lucio Fulci kann er durchaus noch einmal achtbare Erfolge feiern. Sein letzter Film mit Tessari, „Tex und das Geheimnis der Todesgrotten", die Verfilmung einer in Italien äußerst beliebten Comic-Serie, bleibt dagegen hinter Erwartungen zurück. hi t den d E t ü k Seit Anfang der Siebziger übernimmt Gemma auch vermehrt Rollen in politisch grundierten Kriminal- und Polizeifilmen. Die wenigsten hiervon werden überragende Kassenerfolge, aber sie bringen ihm Lob bei den Kritikern ein. Hierzu zählen der 1972 von Lupo inszenierte „Ein achtbarer Mann", in dem er den Draufgänger an der Seite eines alten, von Kirk Douglas gemimten Bankräubers Bankräube spielt, die beiden von Pasquale Squitieri inszenierten Mafia-Epen S „Der eiserne Präfekt" und „Der „ Aufstieg des Paten" (für den er A auf a dem Montreal Film Festival zum besten Schauspieler gekürt z wird) oder seine Rolle als von der w Mafia gejagter „Mann auf den M Knien" von Damiano Damiani. K 1977 erhält er den begehrten David di Donatello – den itaD llienischen Oscar – als bester SSchauspieler für seine Rolle als Mattis in der Romanverfilmung M „„Die Tatarenwüste". IIn den 80er Jahren werden Gemmas Rollen zunehmend kleiG ner, allerdings hat sein Name n noch beachtlichen iimmer Werbeeffekt. Unvergessen ist W vvor allem sein Auftritt in Dario Argentos Kult-Giallo „Tenebre", A wo er als Inspektor Germani w vvon einem Mörder mit einer Axt umgebracht wird. Gemma arbeitet u nun vermehrt für das Fernsehen, n da vorüber scheint. Er ist jährlich d die di große ß Zeit Z it des d italienischen it li i h Kinos Ki an mehreren Produktionen beteiligt. Nur Mitte der 90er Jahre zieht sich Gemma für eine Weile ins Privatleben zurück,, nachdem seine Ehe mit der Journalistin Natalia To Rome with Love" Roberti 1995 geschieden " worden ist. Zwei Jahre nach der Scheidung findet Gemma neues Glück an der Seite von Barbara Richerme, die er 1997 heiratet. Daneben widmet er sich verstärkt seiner Leidenschaft für Bildhauerei erei und gestaltet eine Reihe von on Ausstellungen in ganz Italien. 2012 steht er das letzte Mal vor der Kamera: In Woody Allens „To Rome With Love" spielt er einen Hotelmanager. Und dann der katastrophale Unfall: Erst eine Stunde nach dem Zusammenprall der beiden Fahrzeuge trifft ein Krankenwagen am Unfallort ein. Für Giuliano Gemma, der bis zuletzt hoffte, noch einmal als Westernheld in den Sattel steigen zu können, kommt er jedoch zu spät. Er stirbt auf der Fahrt ins Krankenhaus. Ringo wird nicht mehr zurückkehren ... Alexander Querengässer 1/2016

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Peter Illmann

Gibt wieder Gas mit Formel Eins" "

Foto: © Wuestenhagen/SonyMusic

Sie ist einfach "unkaputtbar", seit sie 1983 an den Start gegangen ist: Allenfalls ein paar Pausen für Reparaturarbeiten hat die "Formel Eins" eingelegt, die im ersten Durchgang in wöchentlicher Ausstrahlung auf 307 Ausgaben kam. Einst bei der ARD im Programm, fand sie ihre Fortsetzungen ab 2004 auf Kabel Eins, dann RTL und RTL Nitro, wo sie ihren 30. Geburtstag immer noch beziehungsweise wieder mit Moderator Peter Illmann feierte. Beim RTL-Ableger läuft auch ab Oktober die neue Staffel der Serie – mit einigen Neuerungen, wie Illmann im kult! Gespräch verriet.

Von Philipp Roser

Herr Illmann, die Formel Eins" lässt Sie offenbar nicht los? " aber ich halte sie auch gerne fest (lacht). Das kann man so sagen,

Das heißt, die Sendungen müssen dann jeweils relativ aktuell aufgezeichnet werden?!

Die neue Staffel dreht sich um die 90er Jahre – was können die Zuschauer erwarten, so sie denn RTL Nitro empfangen?

Zum Teil schon. Die Videos zu den aktuellen Top Ten zum Schluss präsentiere ich allerdings nicht mehr im On, sondern die werde ich im Off moderieren, denn sonst müssten wir jede Woche aufzeichnen, und das können wir natürlich nicht.

Das ist ja das Hauptproblem, beziehungsweise es ist gar kein Problem! Viele Leute sagen mir: RTL Nitro können wir nicht empfangen. Dann antworte ich ihnen immer: Doch, 90 Prozent aller Fernsehzuschauer können den Sender empfangen, wenn man ihn nur sucht. Denn RTL Nitro gibt es sowohl per Satellit als auch in allen Kabelnetzen. Er ist für jeden zu empfangen, nur manchmal auf Position 378 oder so – da muss man eben mal suchen. Was die Zuschauer erwartet, ist natürlich Musik der 90er Jahre. Jedes Jahr hat eine Sendung ...

Was heißt das konkret? Das heißt, es gibt die Top-Hits des jeweiligen Jahres als Video. Der große Unterschied zu den früheren Staffeln, die wir für RTL gemacht haben, ist der, dass wir jetzt eine Örtlichkeit haben, nämlich die PanAm Lounge in Berlin, also über den Dächern der Hauptstadt. Da haben wir ohne eine so genannte Grünwand (Greenscreen) dahinter wie früher gedreht. Das ist alles ein bisschen aufwändiger, weil ich da auch Gäste empfangen kann und das auch tue: Die großen Stars der 90er sind da, Dr. Alban, Sabrina Setlur, Oli P., und wie sie alle heißen. Die kommen in die Sendung, mit denen rede ich – so wird das Jahr dann vorgestellt. Es gibt auch einen kleinen Jahresrückblick, was Wichtiges passiert ist. Dazu gibt es die Top Ten und zum Schluss auch, wie im letzten Jahr schon, die aktuellen Top Ten aus Deutschland, die ich im Kurzdurchlauf vorstelle. Seite

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Wie lange dauert die Sendung? Eine Stunde. Es gibt nur eine Werbeunterbrechung. Gott sei Dank haben wir das so hingekriegt, dass es nicht mehr sind, denn die nerven viele Leute, aber davon leben die Sender. Wir haben nur eine Unterbrechung, ansonsten geht es nonstop durch. Ist ein schwieriger Sendeplatz, ein guter, aber ein schwieriger – Viertel nach Acht ist natürlich Hauptabendprogramm am Donnerstag, wenn's losgeht. Da gibt es sehr viel Konkurrenz. Und dann wird die Sendung ja mehrfach wiederholt.

Es gibt noch eine weitere Neuerung mit Fools Garden? Genau! Wir haben uns überlegt, dass wir gerne eine Band oder einen Künstler hätten, der Hits der 90er Jahre auf seine Art und Weise neu interpretiert. Wir haben lange gesucht, weil wir jemanden haben wollten, der in den 90ern selbst erfolgreich war und dem man das auch zutraut. Da sind wir auf Fools Garden gekommen, denn die hatten damals ja 1995 den Riesen-Mega-Hit "Lemon Tree". Als wir sie gefragt haben, waren sie überrascht, haben sich das eine Woche lang überlegt und dann zugesagt. Sie interpretieren ganz andere Sachen, als sie selbst gemacht haben, auf ihre Weise. Das gibt's dann auch als Album, und ich bin selbst

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Firmen, Firmen zum Teil auch Musikveranstaltungen, manchmal auch auc reine Firmen-Events. Manchmal spiele ich auch in Filmen Film mit, was so alles kommt (lacht).

gespannt – ich habe noch nichts gehört –, wie sich das Ganze anhören wird. Und in jeder Sendung gibt es dann einen Titel von ihnen.

Ist die Band selbst im Studio bei der Auffzeichnung da, oder wie wird der jeweilige e Song präsentiert?

Un Sie engagieren sich auch für Kinder?! Für Und Kinderlachen e.V." ... "G Genau. Demnächst machen wir wieder die große

Fools Garden nehmen in dem Moment, in dem m wir uns jetzt unterhalten, noch auf. In der zweiten en Sendung sind sie da, aber natürlich nicht in jeder Sendung. Wir werden zeigen, was da im Studio produziert wurde, da sind die Sessions für die neuen Titel zu sehen.

Wer hat eigentlich das neue Konzept entwickelt? Das habe ich zusammen mit Marco Schuler von RTL Nitro das Jahr über entwickelt. Wir haben überlegt: Was können wir machen, wie wollen wir es machen, wie viel Geld ist da (lacht)? Es ist ein großer Schritt nach vorne, denn so eine Lounge, praktisch ein Studio, voll einzurichten, ist natürlich ganz was anderes, als wenn man das nur vor der grünen Wand dreht wie die Jahre davor. Dazu noch Gäste, das ist schon richtig aufwändig, es muss beispielsweise alles eingeleuchtet werden – die Gäste begrüße ich an der Bar, dann gehen wir rüber ins Kaminzimmer. Natürlich ist RTL Nitro nicht die ARD, sind die Quoten nicht so toll, aber für den Sender sind sie sehr gut. Es ist die langlebigste Sendung von RTL Nitro, dieses noch sehr jungen Senders. Vor kurzem gab es Gold für die CDs und DVDs, die dabei herauskamen. Das läuft alles sehr gut, alle sind mit Herzblut dabei.

Gala. Ga Das sind zwei Herren, Marc Peine und Christian Vosseler, die das vor sieben, acht Jahren in Dortmund gegründet haben. Die sprachen Peter P mich an, denn sie wollten gerne „Peters Ill Illmann a ist Pop-Show" in der Westfalenhalle noch Mr. Formel " Eins" mal neu machen als Hilfsgala für Kinder. Leider hat das nicht geklappt, weil das ZDF die Rechte nicht freigegeben hat. So kamen wir in Kontakt, ich kenne sie inzwischen sehr gut und kann den beiden wirklich vertrauen. Da geht wirklich jeder Euro direkt in Sachspenden, die Kindern zugute kommen, vor allem in Deutschland, denn – ich wusste auch nicht, dass es selbst in Deutschland so viele Kinder gibt, die das nötig haben. Es gibt Kinder, die kein eigenes Bett haben, sondern irgendwie auf einer alten Matratze auf dem Boden schlafen und dergleichen. Für Spitäler wird auch sehr viel an Sachspenden gegeben.

Sie haben zwei Jahre lang täglich Formel Mord" bei hoer" buchTV gemacht – was hatte es damit auf sich?

Foto: © SonyMusic

Den Sender gibt es aus finanziellen Gründen leider nicht mehr. Es war eigentlich ein tolles Konzept: ein Sender, der sich nur mit Hörbüchern beschäftigt hat. Ich habe eine Sendung gemacht, die sich speziell mit dem Krimigenre befasste, denn das ist eigentlich das beliebteste Was hat die 90er Jahre aus Ihrer Sicht denn musikalisch und meistverkaufte in Deutschland. Ich habe da nicht nur Hörbücher, sondern natürlich auch ausgemacht, wenn Bücher vorgestellt, habe man das überhaupt mit echten Ermittlern so pauschal sagen gesprochen und auch kann? mit „falschen", mit Ein Grundprinzip war Schauspielern, mit sicherlich, das habe ich Autoren. Die kennt man jetzt auch bei der Sendung zwar vom Namen, weiß wieder gemerkt: Es gab aber nicht, was das viel mehr Bandprojekte. überhaupt für Menschen Das kreiden ja viele Leute sind. Das war mir ganz den 90er Jahren an, dass wichtig, die mal vorzusie gesichtslos gewesen stellen und zu hören, was seien. Das ist natürlich denken die, wo kriegen in gewisser Hinsicht auch die ihre Ideen her. Die richtig. Bei Snap! gab es Sendung lief sehr, sehr wenigstens noch Turbo B gut, aber leider gibt es als Rapper, aber ansonsden Sender nicht mehr. ten waren die Leute ja Aber das Konzept fand tatsächlich sehr ausv.l.: Volker Hinkel (Fools Garden), Marco Schuler (RTL Nitro), Christian Stronczek (Sony Music), ich richtig super, gerawechselbar. Das waren Thorsten Kiefer (Fools Garden), Peter Illmann (Moderator) und Peter Freudenthaler (Fools Garden) de für meine Sendung, meistens irgendwelche denn Krimis interessieren hübschen Mädels, die – eigentlich jeden. Man sieht es ja im Fernsehen – Fernsehen kam natürwenn überhaupt – gesungen, manchmal auch nur getanzt haben, und lich auch vor, also wir haben über „Tatorte" geredet, ich habe mit den dahinter standen Produzenten. Die waren die Wichtigsten, die haben Beteiligten Interviews gemacht. das Projekt hervorgebracht, und wer da nun wirklich vor der Kamera stand, war letztlich nicht so relevant. Das kann man natürlich negativ Was haben Sie heute außer der "Formel Eins" noch mit der sehen, andererseits war die Musik ja nicht unbedingt schlecht. In der Musikbranche zu tun? Eurodance-Zeit gab es tolle Sachen, finde ich: Es war eben nicht mehr Privat höre ich immer noch sehr viel Musik, mehr aktuelle Sachen als diese handgemachte Musik mit der Gitarre in der Hand, sondern da die alten, muss ich sagen, denn die älteren höre ich ja sowieso berufsstand eher der Computer, der Synthesizer im Zentrum. Aber das muss ja bedingt und wegen „Formel Eins". Ich interessiere mich auch für die nicht unbedingt schlecht sein. Ich glaube, das ist eines der wesentlichen aktuellen Charts. Es gibt genauso viele gute und schlechte Musik wie Merkmale dieser Zeit. früher. Ich finde es Unsinn zu sagen, früher war die Musik besser, denn Sie selbst sind immer noch fleißig unterwegs, machen Fern- jedes Jahrzehnt hat seine Musik, und da ist immer etwas Gutes und etwas sehen, Radio und auch Coaching? Schlechtes dabei. Insofern bin ich da Coaching mache ich im Moment nicht. Die Dreharbeiten zu „Formel privat auf jeden Fall auf dem Laufenden Eins" sind ja doch ziemlich aufwändig, und Zeit ist Geld. Der Tag und höre mir die Platten immer noch ist immer sehr, sehr ausgefüllt. Ansonsten mache ich alles Mögliche. durch, wenn auch nicht mehr alle wie Radio mache ich im Augenblick nicht, aber ich rede gerade mit mehfrüher, aber doch so einige. reren Sendern. Ansonsten moderiere ich sehr viele Veranstaltungen für GoodTimes

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Coole Cowboys auf der Mattscheibe Am Fuß der blauen Berge"! So poetisch " lautete der deutsche Titel der US-WesternSerie Laramie", die Mitte der 60 Jahre in " der ARD zu sehen war. Dort, am Fuß der blauen Berge, hausten damals schon längst nicht mehr die sieben Zwerge, sondern es lag dort das magische Land, wo nach meiner kindlichen Vorstellung Milch und Honig fließen mussten. Seite

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in geradezu sagenhaftes Eldorado vermutete ich dort, ein Wunderland, wo Jungs wie ich längst Männer sein durften. Dort, wo meine Familie damals wohnte, lag nahe unserem Haus ein verwildertes Grundstück, das mir mindestens ebenso unerforscht und rau vorkam wie die Weiten des Wilden Westens. Hier war in meiner Fantasie dieses Land am Fuße der blauen Berge angesiedelt, und es hätte mich nicht gewundert, wenn jeden Augenblick marodierende Räuberhorden vorbeigezogen wären. Denen hätte ich dann mit Unterstützung der Sherman-Brüder und vor allem des toughen Jess Harper tüchtig einheizen können. Slim Sherman (John Smith) und sein Sher Sh jüngerer Bruder, der 14-jährige Andy (Bo (Bobby Crawford), hatten nach B bb by Cr dem Tod des Vaters die Ranch der Familiee nahe nah ahee Laramie Lara La ram in Wyoming übernommen. Ein ordentliches Zubrot man rott verdiente ro verd ve die ient nte man sich, siich ch, indem in

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die Ranch der Great Overland Mail Stage Line, der err Postkutschenlinie, Postku k tsch hen e liniie,, für Pferdetausch und Bewirtung der Reisenden als Zwischenstation Zwisc s henstaati tion on zur Verfügung stellte. Ein cleverer Schachzug der deer Autoren Auto ore r n der Serie, die damit die schöpferische Möglichkeit keitt hatten, hat atte ten, n, buchstäblich am laufenden Band immer neue Ch Charaktere Cha arak akteere herankarren zu lassen, so dass im Laufe der Jahre re Gäste Gäst Gä stee wie James Coburn, Charles Bronson, Lee Van Cle Cleef Cleef e oder Harry Dean Stanton – um nur einige gutee alte aalt ltee Bekannte zu nennen – auftauchten.

wä während wäh John Smith nie über die Rolle des Sidekick kick ki c ck hinauskam. Amüsante Anekdote am Rande: Fuller hina hi na ullerr und waren bereits vor „Am Fuß der blauen und Smith S uen Berge" Berg Be ge" e enge eng n Freunde. Ursprünglich war Smith für die Rolle ollee Harper des Je de JJess sss H arpe ar pe vorgesehen gewesen, während Fuller für diee des sollte. Fullers Instinkt aber verdankten es de d es Sl Slim im vvorspielen orsp or sp es Western-Fans, dass am Ende die „richtigen" Schauspieler aalle al le W esteern rn-F -F err passenden, typgerechten Rollen bekamen. So reiftee aauch au ch diee p asss as Robert Ro obe bert rt FFuller ulllerr als Jess Harper zu einer der großen Ikonen des TV-Westerns. Im Anschluss übernahm er erneut eine de es T V-West Hauptrolle, Ha auptr trol ollee, wiederum in einer in den USA sehr erfolgreiWestern-Serie. Als Cooper Smith in „Wagon Train" chen ch en W es hatte hatt ha t e er allerdings hier zu Lande keine Chance, an die Euphorie um „Am Fuß der blauen Berge" Denn der „Wagon Train" sollte nie aanzuknüpfen. an z über ü übe b bundesdeutsche Mattscheiben rollen. Als die Western-Begeisterung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in Hollywood schließlich allmählilich ich aabflaute, musste auch Fuller umdenken. Mit „Notruf „Not otru Califonia" („Emergency!") rettete er seine Karriere Karr rrie iere re als Dr. Kelly „Kel" Brackett allerdings noch in „Neuzeit". Als dann nach sechs Staffeln 1977 die die „Neu letzte Klappe fiel, war aber auch Fullers ganz große Zeit le etzte Kla a auf dem Bildschirm vorüber. Es folgte au g indes noch

© Bravo-Starschnitt, Robert Fuller

Einer aber war E war gekommen, um u zu bleiben. n. Der D Drifter Jess ss Harper (Robert H rtt Fuller) nistete F te sich ganz bei s eii Daisy ... den Shermand n-Brüdern ein. Und B nd in Windeseile i eille hatte der Cowboy h wboy boy mit m den strahlend hllen end d blauen Augen b n alle alle auf a und vor allem a lem alle vor v dem Bildschirm chi h hirm für f sich eingenomom... und Mike men. So groß warr m Fullers Popularität, für F ll P l ität dass d fü ü Andy A d alsbald kein Platz attz mehr war. Er verließ die Ranch in relativer Stille, um m in St. Louis die Schule zu besuchen – was de facto t to Jess Harper – nichts anderes bedeutete, als dass man Crawfords dss Role-Model Rolle recht elegant aus der Serie geschrieben hatte. g g e.. des TV-Western Für F Ersatz war mit itt dem d Waisenjungen n Mike (Dennis M is Holmes) und der H deer rüstigen Rentnerin (Spring ganze r rin Daisy (Sp Spri ring ng g eeine ei iin Byington) rasch gesorgt. Aber es war Reihe von Gastauftritten in Serien wie B vor „JAG" („J.A.G – Im Auftrag der Ehre"), v allem Fuller, der „Laramie" zum Erfolg gerade auch hier zu Lande „Diagnosis: Murder" („Diagnose: Mord") E machte. Robert Fuller spielte seinen oder „Walker, Texas Ranger", bevor er m Jess schon damals so cool, wie es sich um die Jahrtausendwende endgülJ Die erste" Besetzung, die tig von der Schauspielerei zurückzog. d Til Schweigers dieser Welt heute " mit Andy und Jonesy gerne wären. Heute g n. Und der gutaussehende gutaussehen endee H eute lebt FFuller mit seiner zweiten (Hoagy Carmichael; 2. v.l.) HerzensEhefrau auf der eigenen E Die Colts saßen ... brecher der Ranch in Texas und züchb h sang gleich l i h noch h den d Titelsong Tit R Serie auf Deutsch ein, so dass die Herzen ttet erfolgreich Pferde. ... immer locker der Mädchen endgültig dahinschmolzen wie FFolgerichtig für den Mann, bei Jess und Slim Langneses „Brauner Bär"-Eis am Stiel in der der einst „Am Fuß der d Sonne. Zwar musste sich der Schauspieler die blauen Berge" kein Unrecht duldete und b ht dul lde dete te u nd einen Großteil Liebe der schmachtenden deutschen Teenies sseiner Karriere auf dem Rücken eines Pferdes verbrachte. damals mit Kookie (Edward Byrnes) aus „77 SSchon seit einigen Jahren ist Robert Fuller im Übrigen Sunset Strip" und mit Little Joe (Michael iimmer wieder einmal neben anderen „Überlebenden" des Landon) aus „Bonanza" teilen, der Fuller Wilden (TV-)Weste(r)ns, wie beispielsweise James Drury, W dem „Virginian" aus „Die Leute von der Shiloh-Ranch", ein d übrigens die Rolle des Little Joe unmittelbar gern gesehener Gast auf Western- und Cowboy-Festivals, g vor der Nase weggeschnappt hatte. Für uns wo sein Lebenswerk in schöner Regelmäßigkeit w g it mitt den n Jungs, die wir von den Ränkespielen hinter geehrt wird. vverschiedensten Auszeichnungen ng eehr ee hrtt wi wird rd. den Kulissen damals ohnehin nichts wussten, Andreas Kötter Andr drrea eas K Kö ötttterr war das aber ein Segen. Denn so gab es gleich zwei attraktive Westernhelden mit ganz groZum Weitersehen: Z ßem Vorbildpotenzial. Aus der „Bravo" wuss• „Am Fuß der blauen Berge", Vo Vol. ol.l. 1 o 1–5 –5 5 ten wir zudem, dass Fuller, ein ehemaliger (jeweils drei Folgen) Stuntman, seine handfesten Angelegenheiten vor d der Kamera ohne er K am meraa ga ganz nz o h e hn Double regelte. Das imponierte uns ungeheuer. Kein Wunder also, dass Zum Weiterlesen: der smarte Star gleich fünfmal den Otto der Jugendzeitschrift gewann, • Ronald Jackson, Doug Abbott: „50 Years Of T The Television Western" he T he eellev evis isio on We W est s eerrn" was damals auf deutschem Boden fast schon einem Oscar-Gewinn • Jon E. Lewis, Penny Stempel: „Cult TV" gleichkam. • Richard West: „Television Westerns – Major And Minor Series, nd Mi M ino nor SSe eri rieess, 1946–1978" Robert Fuller war hier zu Lande ein ganz Großer, fast schon ein frühes • Andreas Kötter: „Kult in Serie – 50 Serienklassiker ker aausgewählt usgew usge us geew wäähl äh hllt männliches Sexsymbol, wenigstens für die Spieldauer der Western-Serie, und kommentiert" GoodTimes

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Europas beliebtester Dschungelheld 1912 erschien in den USA die erste Geschichte von Tarzan, dem Sohn der Affen, und bereits sechs Jahre später füllte der Dschungelheld die Kinosäle. Den ganz großen Durchbruch erzielte der Urwaldmensch jedoch erst, als Johnny Weissmüller 1932 in die Rolle seines Lebens schlüpfte. Mit dem Tonfilm war der weltweite „ Siegeszug von Tarzan dann nicht mehr aufzuhalten. „Ich Tarzan, du Jane , „ diese vier Worte hat jeder schon einmal gehört. Schnell eroberten „Tarzan -Filme und -Comics auch Europa. Inspiriert von der Faszination, die der Dschungelheld ausstrahlte, schufen der Comic-Autor Roberto Renzi und der Zeichner Augusto Pedrazza in enger Anlehnung an Burroughs Tarzan die Comic-Serie „Akim, Sohn „ des Dschungels . Für die Kinder und Jugendlichen in den Nachkriegsjahren bedeutete Akim etwas ganz Besonderes: Die kleinen Hefte boten einer ganzen Generation die Möglichkeit, den schwierigen Lebensbedingungen zu entfliehen. Für kurze Zeit gingen die Träume und Sehnsüchte der Kinder in Erfüllung ...

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as erste „Akim"-Heft erschien am 10. Februar 1950 in Italien. Die erste Piccolo-Serie mit dem „Herrn des Dschungels" umfasste bereits 99 Hefte (normalerweise produzierte man damals Kurzserien mitt nicht mehr als 21 Ausgaben). Der Erfolg von „Akim" war jedoch phänomenal, und so folgte ohne Unterbrechung eine zweite „Akim"-Serie, die sich von Anfang 1952 bis März 1967 erfolgreich am hart umkämpften Comic-Markt behaupten konnte und es schließlich auf 795 Hefte brachte. Der letzte Band blieb allerdings ohne Abschluss. Parallel zur PiccoloAusgabe erschien von 1954 bis Seite

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1968 die Reprint-Reihe „Akim Gigante" in fünf Auflagen (alle Serien erschienen im Tomasina-Verlag in Mailand). Im Sommer 1952 entdeckte der in Hannoverr ansässige Walter Lehning wäh-g Verleger g rrend eines Italien-Urlaubs die kleiU inen Streifenhefte. n e. Und ab Juli 1953 U 53 eeroberte Akim dann nn aauch die Herzen der deutschen d Kinder. Die Serie K war so erfolgreich, w dass zeitweise d eeine Auflagenhöhe vvon über 500.000 Heften Woche H ft pro W h erreicht i ht wurde. Nach 99 Heften war die erste italienische „Akim"-Serie auch in Deutschland vollständig veröffentlicht, aber noch nicht abgeschlossen. Aufgrund der ständigen Querelen mit der Bundesprüfstelle fü für jjugendgefährdend fäh d de Schriften ließ Lehning „Akim"-Geschichte ehning die „Akim Geschichte nun von Hansrudi Wäscher fortsetzen. Eine grandiose Idee. Von Januar 1956 V bis September 1959 konnten die jungen Leser sich noch einmal an 196 Heften erfreuen, dann n

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wurde d die di Serie S i aus rechtlichen htlii h G GrĂźnden Ăź d mitten itt iin d der llaufenden f d Handlung abgebrochen. Bereits eine Woche später gab es aber eine neue Dschungelserie an den Kiosken: Akim hieĂ&#x; nun Tibor, und es gab obendrein eine neue „Originstory". Anfang der 60er Jahre erschienen im Bozzesi Verlag noch einmal 48 „Akim"-Hefte der zweiten italienischen Serie,, dann jjedoch wurde es

Die Sprechblase

erstt einmal Zeit des i l fĂźr fĂź lange l Z it still till um den d Herrn H d Dschungels, D h l zumindest i d t in Deutschland. In Italien, Skandinavien und sogar in Brasilien war Akim allerdings weiterhin präsent. Allerdings heiĂ&#x;t Akim nicht in allen Ländern so: In Schweden nennt man ihn Kongo Jim, in Norwegen Jukan, in Finnland Viidakko und in Griechenland sogar Tarzan. Den grĂśĂ&#x;ten Erfolg aber konnte der Dschungelkämpfer im Nachbarland Frankreich verbuchen.

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Die wunderbare Welt der Comics 9HU]ZHLIOXQJVDNW 9HU]ZHLIOXQJVDNW 3LFFROR (Q]\NORSlGLH $XWRU 3LFFROR (Q]\NORSlGLH $XWRU EHVWUHLWHW GDVV :lVFKHU EHVWUHLWHW GDVV :lVFKHU )$/. 1,&. XQG 7,%25 )$/. 1,&. XQG 7,%25 JHVFKDIIHQ KDW JHVFKDIIHQ KDW

Die CHARLIE-HEBDO-Story ‡ 'LH &20,& &21 (SLGHPLH ‡ 1DFKUXI : )OHLVFKHU /,77/( 1(02 ; /DUJH ‡ 'LH Ă…0DUYHO %LEHO´ ‡ 6,*85' Ă…1lFKWOLFKHV ,QIHUQR´

Sept. 2015 â‚Ź 9,90 40. Jahrg. Nr. 233

'LH %$70$1 79 6HULH 'LH %$70$1 79 6HULH 1/2 az 75,*$1 LVW ]XUÂ FN 75,*$1 LVW ]XUÂ FN 'RQ /DZUHQFH ,QWHUYLHZ 'RQ /DZUHQFH ,QWHUYLHZ 100 Seiten

GoodTimes

Dortt erschien die „Akim"-Serie Taschenbuchformat, D hi di Aki " S i ab b 1958 iim T h b hf t aber b geheftet mit einem Umfang von 150 bis 200 Seiten, davon 50 bis 60 Seiten „Akim". In den ersten 212 Heften der franzÜsischen Reihe kamen die Piccolos der ersten Serie (99 Hefte) sowie die Streifenhefte der zweiten (795 Heftchen) in bearbeiteter Form zum Abdruck. Das vorhandene italienische Material war in Frankreich schnell verÜffentlicht,, und so musste der Kßnstler exklusiv fßr den franzÜsischen

Markt die M kt zusätzliche ät li h „Akim"-Geschichten Akki " G hi ht produzieren, d i di in i die di laufenl f de Handlung der Piccolo-Serie eingeschoben wurden. In Italien wurde die „Akim"-Serie mitten im Abenteuer abgebrochen. Die Ursachen hierfĂźr kĂśnnten wirtschaftliche GrĂźnde gewesen sein, aber vielleicht gab es auch Streit zwischen dem Zeichner Pedrazza und seinem Verleger. Tatsache ist jedenfalls, dass das Kreativteam von

SPRECHBLASE 100 Seiten 233 Don-Lawrence-Interview BATMAN-TV-Serie 1966 Die CHARLIE-HEBDO-Story Die COMIC-CON-Epidemie Taschen 1: „Marvel-Bibel“ Taschen 2: LITTLE NEMO Im VerhĂśr: JĂśrg Buttgereit Interview: Eckart Schott Kunst des Comic-Sammelns Grotesk: Der Prozess um die „Piccolo Enzyklopädie“ â– 1/2016 Seite 71 im FĂźr EUR 9,90

Comicfachhandel


„A „Akim" ab der französischen Nummer z 212 (1967) die 2 Abenteuer des A Dschungelfürsten D n direkt für den fran-d zösischen Verlag z g Editions Aventuress E Et Voyages produ-E zzierte. Es erschie-nen zumeist jeweils n ls zzwei Hefte monattllich, die zusammen n eein abgeschlossenes Abenteuer mit 100 bis Ab A 120 Seiten beinhal1 tteten. Die „Akim"-Serie D war von Anfang an w sstark von Fantasy und Science Fiction u geprägt, und so verg wundert es nicht, w dass der beliebte d Dschungelkönig nach D ach dem sensationeld len Welterfolg le vvon „Star Wars" aauch auf anderen Planeten für das P Gute und gegen G n die d bösen Mächtee kämpfen musste:: k Am A 1. Mai 1978 8 („Akim" Nr. 450, ( 0, Frankreich) wird F d der Held etwa von d n eeiner außerirdiischen Roboters h Prinzessin mit Unterstützung eines hochentwickelten h h r rs um Hilfe gebeten. Durch ein künstlich erzeugtes Dimensionstorr gelangen er, der Gorilla Kar und die beiden kleinen Äffchen auf diee Oberfläche eines weit entfernten Wüstenplaneten. An Bord einess utopisch anmutenden Flugobjektes erreichen die Freunde eine hoch-technisierte fliegende Stadt. Sie erleben zusammen viele Abenteuerr auf diesem fernen Planeten – ihre Gegner tragen übrigens Masken,, Am die an Darth Vader erinnern, und schießen mit Laserstrahlen! La m Ende aber fügtt E ssich alles zum Guten, und G nach drei Heften n und 150 Seiten u kehren die k Freunde wieF der in ihren d geliebten Dschungel g zurück. Im Verlauf z der d Serie hat Akim dann auch noch weid tere Abenteuer auf t anderen Planeten zu a meistern, die noch m auf eine deutsche a Erst E veröffentlichung warten. Denn geraw de diese utopischd ffantastischen Heraausforderungen des Dschungel fürsten D haben ihren ganz h besonderen Reiz ... b Seite

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Über einen Zeitraum von mehr als drei Üb Jahrzehnten war Akim in Frankreich ein Ja leuchtender Stern am Comic-Himmel. leu Zeitweise erschienen sogar drei Serien Ze gl So gab es neben der regulägleichzeitig. re Serie 133 Ausgaben von „Akim Color" ren (D (Dezember 1967–Februar 1979). Hier kamen n noch einmal die italienischen Piccolos in s stark bearbeiteter Form, aber in Farbe zum A Abdruck. Die Serie „Bengali", im Untertitel „ „Akim Special" erschien viermal im Jahr und u erreichte insgesamt 129 Ausgaben (Juli 1959–November 1988). Innerhalb dieser Serie gibt es auch Abenteuer, die von S anderen Zeichnern stammen, und eina mal m heißt Akim sogar Rudy („Bengali", Nr. N 7). Die reguläre „Akim"-Serie lief in Frankreich bis 1991 und endete mit der F Nummer 756 (September 1958– Februar N 1991). Die D französischen „Akim"-Freunde protestierten wütend gegen die Einstellung t der d Reihe. Der Verlag reagierte dann entsprechend, und von April 1994 bis März s 2004 erschien eine zweite „Akim"-Serie 2 mit mi 120 Ausgaben. Frankreich ohne „Akim" ist irgendwie undenkbar. Seit Januar 2013 ist nun auch eine dritte Serie, allerdings nur nu mit Nachdrucken, alle zwei Monate am Kiosk erhältlich. Ki Der D Verleger Norbert Hethke begann ab Juli 1995 mit der Herausgabe der in Deutschland 1 bisher unveröffentlichten italienischen b „Akim"-Piccolos der zweiten Serie. Nach sei„ nem plötzlichen Tod setzte Dietmar Stricker n ab a der Nummer 561 dessen Werk fort. Auch wenn im November 2015 die gesamten itaw lienischen Piccolos (899 Hefte) auf Deutsch lli vorliegen, so ist doch erst ein kleiner Teil v des d „Akim"-Materials auch in Deutschland verfügbar. v Dem Wunsch vieler Leser nachkommend, D erscheint seit Juli 2013 im Nostalgikere Verlag (E-Mail: nostalgiker-verlag@freenet. V de) d auch eine Großband-Serie von „Akim". Sie Si schildert in chronologischer Reihenfolge die di bisher in Deutschland unveröffentlichten te Abenteuer Akims, die Augusto Pedrazza ausschließlich für Frankreich gezeichnet hat. au Noch sind sämtliche 1096 deutschspraN chigen „Akim"-Piccolo-Hefte im Comicc Fachhandel erhältlich. Besonders speziaF lisiert auf den „Zeitsprung zurück in die l unbeschwerte Kindheit" hat sich Dieter u Kirchschlager mit seinem Comic-Versand K (www.nostalgiecomics.de) für Faksimile( Nachdrucke von Comics der 50er und 60er N Jahre. Hier findet man auch kompetente J Beratung, und Lieferungen im Abo sind B jederzeit, sogar rückwirkend, möglich. j Im I Sommer 2015 ist im Übrigen eine Bi ffi über üb die di „Akim"-Schöpfer Aki Biografie erschienen. Autor ist Peter Kronhagel. Der Titel lautet: „Augusto Pedrazza & Roberto Renzi – Zwei Leben für Comics und Fantasie" … Hans-Joachim Neupert

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kult! -Preisrätsel

GEWINNSP IEL

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kult! verlost unter allen Einsendungen des Lösungswortes:

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So machen Sie mit: Füllen Sie das Kreuzworträtsel aus. Die Buchstaben in den mit Ziffer und Kreis markierten Kästchen ergeben das Lösungswort. Senden Sie uns eine E-Mail, ein Fax oder eine frankierte Postkarte mit dem Lösungswort an: NikMa Verlag · Kennwort kult!-Verlosung" " Eberdinger Str. 37 · 71665 Vaihingen/Enz Fax: 0 70 42/37660-188 · E-Mail: goodtimes@nikma.de

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Einsendeschluss: 15. März 2016

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Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gerichtsstand ist Stuttgart.

Viel Glück!

1x DVD-Set

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Michael Ende

Schreiben als Abenteuer Jedes Kind, jedes ehemalige Kind und jeder Junggebliebene kennt zeitlose Figuren wie Jim Knopf, Momo oder den Glücksdrachen und umfangreiche Schmöker wie Die " Unendliche Geschichte". Verantwortlich dafür zeichnet der 1995 mit nur 65 Jahren an Krebs verstorbene Schriftsteller Michael Ende, der unbestritten ein Meister der Fantastik, aber auch streitbar war, wenn es um seine künstlerischen Ideale ging. Daher leben 20 Jahre nach seinem Tod und über 20 Millionen verkauften Exemplaren nicht nur seine Bücher in den Herzen und Köpfen der Leser weiter, sondern auch ihre Adaptionen in Film, Funk und Fernsehen.

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as Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein." Ein in seiner Schlichtheit und Eindringlichkeit zugleich an den Beginn von „ Tolkiens „Der kleine Hobbit" erinnernder Satz, getippt auf einer Schreibmaschine, bildete die Grundlage für Endes literarischen Durchbruch. Dabei sah sich der erfolgreichste deutschsprachige Schriftsteller der Nachkriegszeit weder als Kinderbuchautor, noch befürwortete er eine grundsätzliche d ät lil h Unterteilung zwischen Erwachsenen- und Kinderliteratur. „Ich kann zwischen mir, wie ich heute bin, und wie ich vor 40 Jahren war, keinen wesentlichen Unterschied erkennen", gab er 1983 in einem Interview zu. Wie das mit Schubladen so ist, wurden nach den ersten großen Erfolgen mit Kinderbüchern seine an Erwachsene gerichteten Werke in Zeitungen und Illustrierten nicht selten auf der Kinderseite rezensiert. Auf der anderen Seite konnte er sich über Auszeichnungen mit den wichtigsten Kinderliteraturpreisen freuen, darunter der Europäische Jugendbuchpreis für „Die unendliche Geschichte" und zweimal der Deutsche Jugendliteraturpreis, 1974 für „Momo" und 1960 für besagten „Jim Knopf", seinen ersten großen Erfolg,, kongenial der kong ko ngen ng gen e iaal von v nd vo de er Augsburger Augs Au gsbu gs g burg bu rger rg ger Puppenkiste ein Jahr später zunächst in Schwarzweiß und 1976 auch in Farbe verfilmt.

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eschrieben hatte Michael Ende zuvorr vieles, nur eben keine Kinderbücher. Geboren am 12. November 1929 in Garmisch-Partenkirchen, wuchs er als Sohn des Malers Edgar Ende in dessen Münchner Atelier auf, in dem er auf einerr eigenen kleinen Staffelei Bilderrätsel zeichnete. In die Fußstapfen seines Vaters wollte er jedoch nicht treten, allein schon aus finanziellen Bedenken, weil er die alltäglichen Geldsorgen in seinem Elternhaus mitbekam. Diese hatten

ihre Ursache allerdings auch in einem Berufsverbot für Edgar ih Ende während des Dritten Reiches. Seine eigene Arbeitsweise E als hingegen verglich Michael Ende persönlich durchaus mit l Schriftsteller S h if iftt t derjenigen eines Malers, in dem er oft mit einer grundsätzlichen Idee starte und aus dem Material etwas Interessanteres als das ursprünglich Gedachte entstehe. Genauso zählten kreative Pausen zu Endes Methoden, wie im Falle des Märchen-Romans „Momo", dessen Schaffensprozess sich über mehrere Jahre erstreckte. „Das Schreiben eines Buches ist immer ein Abenteuer, dessen Ausgang ich nicht kenne", meinte er.

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etztlich fand Ende dank der Gattung Kinderbuch eher zufällig aus einer künstlerischen Krise, in die er in den Nachkriegsjahren nach dem Besuch der Schauspielschule der Münchner Kammerspiele geraten Ziel, Theaterstücke zu verfassen, gera g rate ten te n war, w r,, mit wa mit dem dem ursprünglichen urssp prrün üngl gll statt auf der Bühne zu stehen. Zwar sstt konnte er Mitte der 50er Jahre ein erstes kko Einkommen durch die Ausarbeitung E von Sketchen und Chansons für die vvo damals in der Hochphase befindlichen da d politischen Kabaretts sowie als freip eer Mitarbeiter und Filmkritiker für den Bayerischen Rundfunk erzielen. Ausgelöst B wurde Endes Sinnfrage jedoch durch w das Studium der theatertheoretischen d Schriften seines großen Vorbilds Bertolt SSc Brecht, unter dessen Regie er während B Ausbildung eine kleine Rolle erhalsseiner e ten tte e hatte und sich indoktrinieren ließ. Brechts Haltung, Theater und Literatur B Die buchstäblich fantastische Gestaltung der Erstausgabe der müssten die Besucher und Leser gesellUnendlichen Geschichte" von Roswitha Quadflieg "

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neuen Gipfel der Popularität, der sich in ausgedehnten Lesereisen und Körben voller Fanpost äußerte. Ebenso versuchten während der Ära der Protestmärsche gegen die atomare Aufrüstung politische Parteien, ihn für eine Zusammenarbeit zu gewinnen, aber Ende wollte ein freier Schriftsteller bleiben. Auf der anderen Seite trug der Vorwurf der Flucht in eine Scheinwelt zur Augsburger Puppenspiele – Jim Knopf " Zeit des Kalten Kriegs seitens von " Literaturkritikern der 68er-Beweis ihm dies mit „Jim Knopf" millionenfach gelang, musste der gung, letztlich ebenfalls zu Endes Schöpfer moderner Mythen seine Portokasse schröpfen: Etwa ein Auswanderung nach Italien bei. Dutzend Kinderbuchverlage lehnte sein Manuskript offiziell als nicht Von dort kehrte er 1985 nach dem zum Programm passend ab, bis der Thienemann Verlag zusagte unter Tod seiner Frau nach München der Bedingung, das dicke Werk in zwei Bänden herauszubringen. 500 zurück und heiratete vier Jahre Seiten waren in der Tat kein Pappenstiel, vor Der Film-Glücksdrache aus der allem auch, wenn berücksichtigt wird, dass Unendlichen Geschichte" wurde später die aus Japan stammende Bibliothekarin "von Ende als überdimensionaler Mariko Sato, die einige seiner Werke ins Japanische Ende auf Vorschlag eines alten Schulfreundes Langhaardackel" bezeichnet. " übersetzt hatte. Im Land der aufgehenden Sonne eigentlich nur zwei Seiten zu einem Bilderbuch genießt Ende besonderen Kultstatus. Das könnte hätte liefern sollen. an der Kapitalismuskritik, am Hinterfragen der modernen Industriegesellschaft in seinen Büchern urch „Jim Knopf" finanziell unabhänliegen. Jeder, der Ende Realitätsflucht untergig geworden, erwarb Michael Ende stellt, möge bedenken, dass sein erstes Gedicht 1966 ein Schloss im Mangfalltal südlich 1943 unter dem erschütternden Eindruck eines von München. Doch die sich hinziehenden Bombenangriffs auf Hamburg während Renovierungsarbeiten kosteten seine Frau (die mbu b rg w ähre äh rreend d eines Verwandtenbesuchs entstand. Genauso Schauspielerin Ingeborg Hoffmann) und ihn ihr gesamtes Vermögen, uso us o si sind nd n d sseine eine ei n ne Figuren keine unverwundbaren Superhelden, so dass sie es fünf Jahre später wieder verkauften. Stattdessen zog das den en,, un und d da dass Nichts aus „Die unendliche Geschichte" ist vvermutlich Ehepaar nach Genzano in die Nähe von Rom. In ihrer Villa lebten sie mit ermu er rmu mutl tlic tl lic ich h al aals ls reale Bedrohung zu interpretieren. ihren Hunden, Katzen – und Schildkröten. Ein solches Reptil namens Kassiopeia spielte eine wichtige Nebenrolle in einem Märchenroman, an dem Ende insgesamt sechs Jahre nd wer diesen Artikel gelesen hat, ohne ne da d dabei b i au be auff arbeitete oder auch nicht … Er sein Handy zu schauen, hat sich bestimmt die Grauen m d mt i G ie raue ra u n ue war überzeugt, dass er „Momo" Herren von der Zeit-Sparkasse aus „Momo" mo" o nur in dem neuen Umfeld zu vom vom Leibe vo LLeeib be gehalten geeha geha h lt lten en n – vorerst vor orer orer erst stt … Ende bringen konnte. Ebenso ferrrVon Vo n Thorsten Thor Th o stten n Pöttger Pöt öttg öttg geerr tigte er die Zeichnungen für das ass Buch über das Mädchen und die ie Zeit-Diebe an. Dabei handelte es e sich um einen Kompromiss, nachhdem Endes Wunsch-Illustrator ls Ende und sein Verlag 1980 mit dem jungen orr Maurice Sendak („Wo die wilden Filmproduzenten Dieter Geissler einen Vertrag über en n Kerle wohnen") beim Verlag auf die Filmrechte an Die unendliche Geschichte" schlosuff u " Auch privat vertraute Ende auf die Ablehnung gestoßen war. sen, schwebte allen Beteiligten ein „europäischer Film" als Entschleunigungskraft der Schildkröte. Gegenpunkt zu bisherigen Fantasy-Filmen aus Hollywoods Traumfabrik vor. Stattdessen setzte aus Endes Sicht dann enn es um seine künstlerischen Vorstellungen ging, bewies Ende d de aber das ein, was sein Lektor Roman Hocke als Das nicht unbedingt diplomatisches Geschick. Dies zeigte sich insbee" unendliche Filmdebakel" bezeichnete: Nachdem er beim sondere bei dem Werk,, mit dem er auch international endgültig g g bekannt nt Drehbuch anfänglich miteinbezogen worden war und dem wurde. Es trägt Medium Film geschuldete Kürzungen persönlich vorgeden Titel „Die schlagen hatte, wurde Ende eine aus finanziellen Gründen unendliche notwendig gewordene Kooperation mit Bernd Eichinger Geschichte" (Neue Constantin) zunächst verschwiegen. Dieser lehnte in mehrfadas erste Skript ab und ließ es von einem unbekannten cher Hinsicht Drehbuchautor neu schreiben, was wiederum Ende nicht nicht zu gutheißen konnte. Nach Vorführung der Nullkopie zog Unrecht. Seinen der geistige Urheber seinen Namen im Zusammenhang Ursprung fischmit dem Film zurück. Am liebsten hätte Ende die ganze te Ende eines Aufführung verhindert. Wegen Bedenken des Verlags Tages im Jahr angesichts einer drohenden Schadenersatzklage durch 1977 während Eichinger konnte ihm dies jedoch nicht gelingen. Den Sinn eines Besuchs seines Buches sah Ende insbesondere durch den Verstoß seines Verlegers aus einem Schuhkarton, in dem zu Papier gebrachte t te gegen das Grundgesetz" zunichte gemacht, dass kein n, Ideen aufbewahrt wurden. Laut einem Zettel ging es um einen Jungen, " Wesen der Welt Phantásiens in die äußere Wirklichkeit der beim Lesen einer Geschichte buchstäblich in diese hinein- und nur ur der Menschen gelangen dürfe. Die Logik der Story sei schwer wieder herausfinden solle. „Der Stoff", erklärte Ende, „exploowegen eines billigen Schlusseffekts kaputtgemacht wordierte mir unter den Händen", n, n" den: Am Ende des Films kann Hauptfigur Bastian in so dass die angedachten 100 00 seiner Heimatstadt die Klassenkameraden jagen, die zu Seiten weit überschritten wurrBeginn wiederum ihn verfolgt hatten – weil er auf dem den und das Buchprojekt um ein in in Glücksdrachen reitet. Michael Ende bezeichnete den bis Jahr verschoben werden musste. te. e dato mit Abstand teuersten deutschen Film als giganMit „Die unendliche Geschichte" e" " tisches Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und erreichte der Autor ab 1979 einen en Plastik". Regisseur Wolfgang Petersen ( Das Boot") öffnete " Hinweis vom Schutzumschlag der Erstausgabe er endgültig die Tür nach Hollywood. von Jim Knopf " schaftspolitisch aufklären, konnte Ende nicht akzeptieren, da er davon ausging, „dass mein Leser mindestens genauso gescheit und aufgeklärt ist wie ich". Ende wollte sein Publikum in erster Linie unterhalten.

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kult! Von Alan Tepper

Bücher

Kultbücher – Geschätzt, geliebt, gelobt

K eine Zeit zum Lesen? Zugegebenermaßen wird es immer schwieriger, sich eine Mußestunde mit einem Buch zu gönnen. Neben den üblichen Verpflichtungen sieht man sich verschiedensten Ablenkungen ausgesetzt: Smartphone, Fernsehen und dann auch noch das Internet – man kann schon froh sein, wenn noch jemand das ganz normale Telefon zur Hand nimmt. Durch die Reizüberflutung wird das Lesen eines Buches immens er-

schwert. Aber erst durch die intensive Auseinandersetzung mit Texten anderer Menschen kann man Informationen verknüpfen, Schlüsse ziehen und im positiven Sinne lernen – und manchmal auch nur auf eine Traumreise gehen. Bitte achten Sie darauf: Ein Plädoyer für die Fantasie und die Individualität und gegen den selbst (und durch andere) auferlegten Medienterror sollten auf der nächsten Tagesordnung stehen!

J. M. Barrie – Pan" "Peter er schottische Autor

Isaac Asimov – Sandkorn am Himmel" "Ein saac Asimov (2. Januar 1920 bis 6. April

Malcolm Lowry – dem Vulkan" "Unter er britische Schriftsteller Malcolm

Daniel Keyes – für Algernon" "Blumen cience Fiction wird oft als

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James Matthew Barrie (9. Mai 1860 bis 19. Juni 1937) hat eein beachtliches Lebenswerk hinterlassen, doch ein e Roman wird auf ewig untrennbar mit seinem Namen verknüpft bleiben – „Peter Pan". Comics, N zahlreiche Filmversionen, Zeichentrickfilme und z ganz allgemeine kulturelle Referenzen belegen g den d Reiz dieses Manifests für die Fantasie und die d scheinbar unendlichen Potenziale der Kindheit. P Peter Pan tauchte schon P 1902 in Barries Werk auf, 1 wurde aber erst 1911 in w seiner heutigen Form veröfs fentlicht. Das Kinderb Kinderbuch erzählt die Geschichte fentlicht des Jungen, der nicht erwachsen werden will, der Elfe (bzw. Fee) Tinkerbell (aktuell „Gypsy Bell" übersetzt), des Mädchens Wendy und der verlorenen Kinder, die auf der Insel Neverland aufeinandertreffen – auf der sich alle Wünsche erfüllen. Sie erleben dort Abenteuer mit Indianern, dem fiesen Captain Hook und natürlich dem Krokodil. Aber Wendy muss wieder in ihr Leben zurückkehren, während Peter ewig jung bleibt ... Ein Buch, das auch jeden Erwachsenen begeistert.

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Lowry (28. Juli 1909 bis 27. Juni 1957) führte ein bewegtes Leben und litt lange Jahre unter einer ausgeprägten Alkoholsucht, die u ihn für diesen Roman, der als eines der ih Meisterwerke des 20. Jahrhunderts gilt, präM destinierte. Lowry erzählt die Geschichte des d britischen Konsuls Geoffrey Firmin, der in b eeiner (fiktiven) mexikanischen Stadt in der Nähe des Vulkans Popocatépetl ein tristes N Dasein führt. Sein D ganzer Tagesablauf g dreht sich um d Hochprozentiges. Besonders bei der B Darstellung der D Lowry, denn er schildert Hauptfigur brilliert Lowry einen Großteil der Erzählung aus der Sicht eines Betrunkenen, was sicherlich nicht einfach zu lesen ist, aber durch die Gedankensprünge, Wiederholungen und inneren Monologe überzeugt und sehr plastisch wirkt. Trotz eines Rettungsversuchs seiner Frau Yvonne bleibt Firmin seiner Sucht verfallen und kommt am Ende durch Pistolenschüsse des Propagandachefs einer politischen Splittergruppe ums Leben. Eindringlich und verstörend. Seite

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1992) zählt zu den ganz Seine Stoffe wurden oft verGroßen der Science-Fiction-Literatur. Scienc filmt, wie zum Beispiel in „Die phantastische Reise" f (1966) oder „I, Robot" (2004) mit Will Smith in ( der d Hauptrolle. Die so genannten Robotergesetze entwickelten sich zum e SStandard, und seine sprachliche Terminologie manifestiert sich T iim Kanon des Genres. Neben den Robotergeschichten steht d besonders der Foundationb Zyklus im Vordergrund seines Z den er im Laufe der Jahre immer SSchaffens, h ff d wieder ergänzte und ausmalte. Dieser Roman (im Original „Pebble In The Sky") gehört zur so genannten frühen Foundation-Trilogie. Er erzählt die Geschichte von Joseph Schwartz, einem Bewohner der Erde, der sich urplötzlich in einer anderen Zeit wiederfindet. Hier sieht er sich mit künftigen Problemen konfrontiert und einer Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, ökologischen und sozialen Problemen. Ein Gedanken provozierendes Werk, das nicht nur im Kontext seine Wirkung entfaltet.

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Literatur verunglimpft, die sich Weltraumabenteuern und anderen fantastischen Extrapolationen beschäftigt oder „RaketenE Heftchen" hervorbringt. Weit gefehlt, denn ab H den Fünfzigern erfuhr das Genre durch J.G. d Ballard, Philip K. Dick oder Theodore Sturgeon B eine immense Bereicherung. Auch Daniel Keyes e (9. ( August 1927 bis 15. Juni 2014) zählt zu den Erneuerern, denn mit seinem Buch aus d dem Jahr 1966 hat er d ein e wissenschafts-pessimistisches Werk veröfm fentlicht, bei dem tief fenpsychologische und f emotionale ti l Elemente El t eine große Rolle spielen. Er erzählt anhand von Tagebucheinträgen die Geschichte von Charlie Gordon, eines geistig retardierten jungen Mannes, dessen Intelligenz dann dank eines neurochirurgischen Eingriffs phänomenal ansteigt. Als bei der im Tierversuch mit derselben Methode behandelten Maus Algernon regressive Tendenzen festgestellt werden, weiß auch Charlie, dass sein Zustand nicht von Dauer sein wird. Warmherzig und provokant, das Werk kann zu den Klassikern der modernen SF gezählt werden. mit

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T.C. Boyle – "Wassermusik" om Coraghessan Boyle (geb. am 2. Dezember 1948) gehört zu den

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wenigen Autoren, die gleichzeitig von der Kritik, den Lesern und der Literaturwissenschaft verehrt werden. Seine Romane beschäftigen sich mit dem Leben und den Lebensentwürfen der geburtenstarken Jahrgänge, also der so genannten Babyboomer. Doch es finden sich in seinem Werk auch historisch weiter zurückliegende Themen, wie zum Beispiel „World’s End" oder „The Road To zu Wellville", wobei er häufig geschichtlich verW bürgte Ereignisse und Personen mit fiktionalen bü Stoffen anreichert, was ihm trotz der schwierigen St Komposition gelingt. Boyle ist ein Sprachfetischist. Ko Bei der Schriftlegung seiner Romane arbeitet er B intensiv und gestaltet die Handlung sprachlich bis in in den letzten Winkel aus, ohne dabei aufgesetzt oder akademisch zu wirken. Bei ihm wird die o Lektüre zu einem allumfassenden Erlebnis, und L nicht selten sieht der Leser die beschriebenen n Farben in all ihrer Pracht, verspürt die Gefühlswelt der Protagonisten Prac auch in sich und hört vielfältigste Geräusche. Sein schillerndster, facettenreichster und im deutschen Sprachraum eindeutig beliebtester Roman ist „Wassermusik", ein Werk, das man alle paar Jahre wiederentdecken und aufs Neue genießen kann. Die Handlung spielt Ende des 18. Jahrhunderts und beschreibt die Erlebnisse des schottischen Entdeckers Mungo Park, der sich das Ziel gesetzt hat, in Afrika den Niger bis zu seiner Quelle zurückzuverfolgen und dessen Verlauf zu kartografieren. Seine beiden Expeditionen werden zu mühseligen und abenteuereichen Erlebnissen, die Boyle nacherlebbar macht. Ein zweiter Erzählstrang beschreibt das Leben von Ned Rise in London, der sich aufgrund einer schicksalhaften Kindheit zu einem Stehaufmännchen entwickelt hat. Auch hier führt der Autor seinem Publikum ein überwältigendes Bild der Metropole zu dieser Zeit vor Augen, die einem Slum gleicht. Wie es der Zufall will, begegnen sich die beiden Protagonisten in Afrika und müssen sich ihrem Schicksal stellen. Ein Fest der sinnlichen Erfahrung, das seinesgleichen sucht!

Morgen, Kinder, wird’s was geben... Und zwar die neuen Weihnachtsfolgen!

Paul Auster – "Winterjournal" aul Auster (geb. am 3. Februar 1947) ist nicht nur in den USA ein

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Liebling der Literaturszene, sondern wird auch in Deutschland hochgelobt und viel gelesen, obwohl sein Werk zugegebenermaßen auch einige „schwere Brocken" enthält, wie zum Beispiel den Text „Reisen im Skriptorium". Allerdings überwiegen seine eher leicht zugänglichen, aber dennoch ungekünstelt ausgefeilten Romane. Die experimentelle „New York Trilogie" führte Auster hin zum Genre „N Kriminalroman, der sprachgewaltige „Mond über Kr Manhattan" wiederum enthält antikapitalistische M Motive. Als einer der wenigen Schriftsteller, die sich M immer noch einem Computer verweigern, hat er im bislang ein großes Werk verfasst, das neben seinen bi Romanen auch Übersetzungen, Lyrik und Essays R umfasst. Und ja, Paul Auster ist mit Siri Hustvedt u verheiratet, die sich von ihm stilistisch grundlegend v unterscheidet, worin wohl der Reiz der über 30 u Jahre anhaltenden Beziehung liegt. Der titelgebenJ de Winter steht in Austers Buch „Winterjournal" als Metapher für den Au immer wahrscheinlicher werdenden Tod, wobei er es sich zur Aufgabe macht, ein Resümee seines Lebens zu ziehen. Allerdings schreibt er nicht in der Ich-Form, sondern beschreibt sich in der Du-Form. Lässt man das in der Öffentlichkeit bekannte Leben Austers Revue passieren, könnte man schnell den Eindruck eines reibungslosen und harmonischen Verlaufs gewinnen. Das trifft allerdings nicht zu, denn die drei bestimmenden Themen der Autobiografie – die keine ist, sondern eher eine literarische Reise ins Selbst – zeichnen ein ganz anderes Bild. Der Körper (leichte Hypochondrie und eine bestimmte Neigung zum Alkohol), Orte (Auster beschreibt seine diversen Wohnungen, aber auch Schwierigkeiten des Lebens) und Beziehungen (hier finden sich viele interessante Aspekte seines Lebens, aber auch speziell der Tod des Vaters, der ihn sehr belastet). Durch die vielen Betrachtungen und sinnsuchenden Fragen ist das Buch nicht nur ein Schlüssel zum Menschen Paul Auster, sondern auch zu seinem Gesamtwerk. www.facebook.com/SchlagerOriginale · www.originale.cd


Kosmetik in der DDR

Florena“ - und Sie fühlen sich “ wohl in Ihrer Haut ... G

r raue Fußballen, auf den Kinderpo, und aauch Sonnenbrand konnte man damit kkühlen. „Florena – und Sie fühlen sich wohl in Ihrer Haut!", hieß es in dem w wohlbekannten Werbeslogan. So einfach w war das damals. w

erüche sind noch besser als Erinnerungsfotos. Als ich gestern im Supermarkt eine blau-weiße „Florena"-Dose gekauft und hineingeschnuppert habe, fielen mir sofort lauter alte Geschichten ein. Zum Beispiel diese: In den 70ern, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, trafen wir bei einer Feier in einem Leipziger Schrebergarten auf eine Dame aus dem westlichen Teil Deutschlands. Mit ehrlicher Entrüstung üstung begutachtete sie das Gesicht meiner Mutter und beschwerte sich, h, dass DDR-Frauen durch die Bank bessere Haut hätten als die Frauen auf der anderen Seite der Grenze. An den luxuriösen Kosmetikprodukten konnte es nicht gelegen haben. Die DDRRFrauen benutzten im Alltag keine eine Schminke, kein Parfüm, nur ganz ordinäre „Florena"Creme. War sie also das Geheimnis ihrer glatten Haut? „Florena" schien jedenfalls universell einsetzbar zu sein. Sie wurde ins Gesicht geschmiert und aufs Dekolleté, an Seite

„„Florena"-Creme wurde, wie fast die gesamte Kosmetikpalette der DDR, im g VEB Kosmetik-Kombinat Berlin herV gestellt. Pragmatischer kann ein g Markenname für Verwöhnartikel kaum M kklingen! Luxus stand eben nicht im FFünfjahresplan. Die werktätige Frau und Mutter hatte es nicht nötig, sich u aaufzudonnern. Aber gepflegt solltten die Genossinnen natürlich trotzdem sein. Deshalb gab es eine Vielzahl d vvon Kosmetikerzeugnissen. Die beiden Produkte, die mir am intensivsten im P Gedächtnis geblieben sind, sind besagte G

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„Flor „Florena"-Creme und der Badezusatz „Badusan". Beide wurden in den „Tausend Teletips" angeBe priesen, der äußerst beliebten Werbesendung pr des de Fernsehens der DDR. Nach 1976 durfte in der Mangelwirtschaft keine Werbung mehr gesendet werden, um nicht zu viele unerge füllbare Sehnsüchte zu wecken. Vielleicht fü sind sin uns deshalb die wenigen Werbeclips so deutlich in Erinnerung geblieben. Das Lied d „Baden mit Badusan ..." kann garantiert „B jede von uns noch immer singen. Am Ende je des Filmchens kommentierte überflüssid gerweise eine schnippische Frauenstimme: g guter Rat in puncto Bad." Das war „Ein gute noch Werbung, die ihr Ziel erreichno tte. Sie hat den Produktnamen „„Badusan" unauslöschlich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. In jedem DDR-Bad stand g d wenigi stens eines dieser nach Konifere duftenden st Schaumbäder. Es gab die einfache grünee Sch Flasche Flasc mit dem weißen Deckel für Erwachsenee und die Kinderversion als Fisch oder Ente. Sie wurde vom Designer Günther Kerzig gestaltet und als beste Verpackung des Jahres 1964 ausgezeichnet. Während es in der westlichen Welt längst Schaumbadflaschen in Form m von Comic-Figuren gab, war so etwass in der DDR neu, sensationell und heiß ß begehrt, so dass auch der anfänglichee Einführungspreis von 12,96 Mark den n Siegeszug der Schaumbadtiere nichtt bremsen konnte. Ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittliches Monatseinkommen in lich der DDR in den Sechzigern nur n rund 450 Mark betrug. So S eine Flasche gab es in meiner Kindheit dann auch m nur ein einziges Mal, und um sie rissen sich meine n SSchwester und ich jahrelang jeden Sonnabend in der Badewanne. Später gab es die „Badusan"-Flasche für B Kinder etwas preiswerter und auch als Boot oder Schwein, K das dann als Sparbüchse genutzt werden konnte. d Hergestellt wurde „Badusan" im VEB Gerana in Gera. Das Herg H Werk war ursprünglich eine Niederlassung der Mainzer Blendax-Werke gewesen, wurde nach dem Krieg dann aber Blend enteig enteignet, hieß kurzzeitig VEB Blendax und kam schließlich als Betrieb Betriebsteil zum Berliner Kosmetikkombinat. Der VEB Gerana entwi entwickelte sich zum größten Hersteller von Badezusätzen in der DDR. Jährlich wurden in diesem Werk 10.000 Tonnen d SSchaumbad abgefüllt. Der Geraer Betrieb produzierG te außerdem die Rasierwasser „Pitralon 113", „Elektral" und „Exklusiv" sowie Pit l 113" E die „Zit"-Haarwasser, das blaue wirkte gegen Gelbstich, das Birkenhaarwasser sollte gegen Schuppen helfen. Aus Gera kam zudem auch das edle Parfümbad „Blue Lady", dessen besonders schicker Flacon für teure Devisen aus dem Westen importiert wurde und natürlich im normalen Konsum nicht erhältlich war. Nach der Wende und darauffolgender Insolvenz wurde die Kosmetikmarke „Badusan" von einem Familienunternehmen bei Dresden wieder zum Leben erweckt, und die nostalgischen „Badusan"-Tiere sind heute wieder erhältlich. GoodTimes

Wir Teenager im Osten hörten Glam Rock W und sehnten uns nach frischen Düften jenu sseits von „Kölnisch Wasser" aus dem VEB Chemisches Werk Miltitz in Leipzig. Die kleiC nen Blütenparfüms vom selben Hersteller, n die nach Maiglöckchen, Rose und Veilchen d rrochen, rissen es schließlich auch nicht raus. Begehrlich schielten wir über die Grenze in B den verführerisch duftenden Westen, und d zzwar mit Hilfe des Fernsehers. Dort wedelte man uns in der Werbung mit sagenhaften m und unerreichbaren Luxusprodukten wie u „„Fa" und „Tosca" vor der Nase herum. Zum Glück gab es für die von uns, die Z kkeine Westverwandtschaft hatten, von viellen Objekten der Begierde eine ostdeutsche IImitation. „Elasan" war die „Penaten"-Creme der DDR, „gelb & grün mit Lanolin" erind nerte t stark t k an „Fa", F " und d „Florena" war das „Nivea" des Ostens. Die blauweißen Blechdosen sahen einander zum Verwechseln ähnlich. Der Hersteller Beiersdorf, der seine „Nivea"-Dose eher auf He den Markt gebracht hatte, prozessierte jahrelang d vvergeblich gegen dieses Plagiat. Nach der Wende kkaufte er die Marke „Florena" kurzerhand auf und kkonnte dieses Problem damit ein für allemal und ssehr elegant lösen. „Florena" ist eine der wenigen Ost-Marken, die „Fl sich nach der Wende sic ende behaupten konnten. In der DDR war siee de d n der Inbegriff von K Kosmetik. Unterr d n diesem Namen w wurde nichtt n nur die bekann-te Allzweckcrèmee vverkauft. Der VEB B FFlorena Waldheim/ D Döbeln war zu Beginn der 80er B JJahre der größte Kosmetikhersteller in K der DDR. Dort wurd den SSeifen, Kopfwasser und Kölnisch d if K f Wasser hergestellt, außerdem so legendäre Parfüms wie dä P fü i „Schwarzer S h Samt", „Unter den Linden" oder „Casino de luxe", der Duft der Chefsekretärinnen. Aus Waldheim kamen auch die Herrenpflegeserien „Dur for men", „Privileg" und „Polar", aus der später „Arctic" wurde. Außerdem wurden dort Deodorants hergestellt wie der ständig bröckelnde Deostift „clou" oder das annehmbar riechende „Quartett"-Spray. Duschbad g gab es nach meiner Erinnerung nicht, geduscht wurde mit SSeife. Und wenn die Seife zu klein wurde, um sie in der Hand halten zu können, kam sie in ein Seifennetz aus Plaste, zu h den anderen Seifenresten, d und wurde bis zum bitteren u Ende aufgebraucht. Riwa, E das Konsum Seifenwerk in d Riesa, deckte mit seiner R Produktion 80 Prozent des P SSeifenbedarfs der DDR ab. Zu erkennen waren die Z Riesaer Seifen am Logo R mit dem schwarz-weißen m Kätzchen. Hergestellt K wurden vor allem einfaw cche Gebrauchsseifen wie „„Nautik", eine blaue Seife, die es in jedem Konsum d ffür 95 Pfennige gab, und 1/2016

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die „Lily"-Seifen, mit der blondgelockten Schönheit darauf. gel Außerdem wurden in Riesa die Au kleinen Hotelseifen hergestellt, die kle besonders bei Kindern für das be Puppenbad beliebt waren, und Pu richtige Kinderseife. Auf der dünric nen ne Papierhülle waren bunte Tierbilder abgedruckt, die wir T ausschnitten, auf Zeichenkarton au klebten und sammelten. k

d dem grünen Gummibauch füllten und deren Gewinde nach kkurzer Zeit so verklebten, dass wir sie nie wieder aufbekamen. Aber wenn wir dieses Zeug in die toupierten Haare sprühten, A hielten die sogar einer Moped-Spritztour auf einer „Schwalbe" h sstand, mit und ohne Helm.

Ein besonders aufregendes E Pfl P egeprodukt war das Intimwaschöl Intim". Das konnte ich natürlich h l „Yvette Y I nicht auf die Einkaufsliste meiner Eltern setzen, und d in i der d Drogerie D i verlangte ich es nur, wenn eine Frau verkaufte und ich mit ihr allein im Laden war. „Yvette Intim" habe ich wegen des Nervenkitzels und seines zarten Dufts geliebt. Vor kurzem habe ich gelesen, dass im selben Werk und mit derselben Zusammensetzung das Waschöl für die Fischereiarbeiter in Saßnitz hergestellt wurde. Die Rezeptur neutralisierte perfekt den penetranten Fischgeruch ... Besonders hochwertige Kosmetikprodukte gab es für wenige Glückliche unter uns in den Intershops. Dort wurde anfangs für harte D-Mark, später für Forum-Schecks, unter anderem auch Kosmetik aus Westdeutschland und dem kapitalistischen Ausland verkauft. Aber viele der angeblichen Westprodukte stammten gar nicht aus der Bundesrepublik. Wer für kostbare Westmark eine „Nivea"-Creme erstand, bekam ein Produkt aus dem Florena-Werk, wo es im Rahmen der Gestattungsproduktion im Auftrag von Beiersdorf hergestellt worden war. Ein Großteil davon ging gegen Devisen an die Auftragsfirma, ein sehr kleiner Teil wanderte in die Intershops, wo die Käufer glaubten, endlich eine Crème aus dem uss Land der grenzenlosen Freiheit in Händen zu halten. Darüber muss en ich mich aber nicht ärgern, denn ich gehörte ohnehin nicht zu den Auserwählten. Da ich nicht einmal gute Beziehungen hatte, musstee ich mir hochwertige Kosmetik aus Berlin, dem „Schaufenster der Republik", mitbringen lassen oder in den Exquisit gehen. Dort wurden in den 80er Jahren die Pflegeserien „Juvena", „Indra", „Koivo" und das unglaublich elegant duftende Haarspray „Soiree" zu atembe-raubenden Preisen verkauft. Und dort fand man mit etwas Glück auch uch die ganz besondere Seife „Undine", eine Apfelseife. „Undine" besaß ß diesen unglaublich verführerischen Duft von Apfel, der rein synthetisch hergestellt wurde. Auch wenn ich mich im Grunde meines Herzens nach „Irischem Frühling" sehnte, mit der ostdeutschen Kopie „Undine" ließ sich der Sozialismus für eine 16-Jährige aushalten. „Undine" löste damals einen Familienstreit aus, weil ich mir für die zehn Mark Geburtstagsgeld meiner Oma nichts Sinnvolles, sondern eben ein Stück grüne Apfelseife kaufte. Und das habe ich dann nicht einmal benutzt, sondern so lange zwischen die Wäsche gelegt, bis der Duft verflogen war. Nebenbei bemerkt: Für die ganz Dekadenten unter uns gab es „Undine" auch als überteuertes Schaumbad und Deospray. Produkte der so genannten dekorativen Kosmetik waren noch Anfang g der 80er Jahre sehr rar gesät, und das, was es gab, wirkte te antiquiert und schien für ältere Kaderleiterinnen q rinnen gemacht zu sein. Die Farbpaletten der g LLippenstifte enthielten kein knalliges Rot, nur gedeckte Farben. Lidschatten in der n rrichtigen Farbe war ebenfalls nicht aufzufzuttreiben, und es gab auch keinen ordentntllichen Haarfestiger. Dabei wussten wir dank „Formel Eins" doch ganz genau,, d wie wir aussehen wollten. Wenn uns w die Planwirtschaft nicht half, halfen d wir uns eben selbst. An einer Sache w ffehlte es in der Mangelwirtschaft nämlich nie – und das waren Ideen. Wi Wir schütteten n hü kiloweise Zucker kil i Z k iin einen Topf mit Wasser und kochten daraus herrlich klebrigen Haarfestiger, den wir in die Haarlacksprüher von Rofra mit Seite

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Das war allerdings noch nicht alles: Wir besorgten uns in der D Apotheke silbernes Magnesiumpulver in hohen Schraubdöschen A – die Jungs stäubten sich das über die Haare, und wir Mädchen ttrugen es mit dem Finger als Lidschatten auf. Da es auch kkeine vernünftigen Nagellackfarben gab, mischten wir uns aus ffarblosem Nagellack und Nitrolack in Schwarz, Blau, Grün oder Violett unseren eigenen schrill-bunten Lack. Der Nitrolack ließ V ssich später schlecht wieder entfernen und färbte die Nägel sschmutzig gelb. In unserer Verzweiflung nahmen wir jedoch das und d noch h viel mehr in Kauf. Dabei wurde im Auftrag der Partei längst im Verborgenen bei Florena Waldheim ein Geheimprojekt für die Jugend p j g entwickelt ... Und endlich, im Jahr 1985, wurde unser Flehen erhört,, und es kam Farbee in den trüben DDRRAlltag! Die „Action"n"Kosmetikserie schlug ug wie eine Granate bei uns Jugendlichen ein. Schon die Verpackung mit dem klaren Liniengitter in den Punkfarben Pink und Schwarz ließ uns jubeln. Es gab Lidschatten in allen Farben, GlitzernagelFlitter-Mascara, lacke, Flitter Masca Eyeliner, Lippenstifte mit Lippe MetallicEffekt, ein E Haarspray, d das h herrlich Kaugummi H li h nach h K mii roch und genauso klebte, ein Deospray, ro y, das nach künstlicher schwarzerr da Johannisbeere duftete, einfach all das, wass Joh wir ewig gewünscht hatten. „Action" wolltee i uns schon h wirklich einfach jeder von uns haben. Auch oder gerade,, weil es diese Serie längst nicht in jeder Drogerie, nichtt einmal in allen Städten gab und zudem nicht gerade billig g war. Ein Deospray kostete immerhin happige 11,50 Mark – ein Lehrling verdiente im ersten Lehrhalbjahr gerade mal 120 Mark monatlich. Aber das war es wert. Die „Action"Serie kam einer Kosmetikrevolution gleich, und der künstliche Johannisbeerduft wurde in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zum Markenzeichen einer ganzen Generation. Nach der Wende wurde das VEB Kosmetikkombinat von der Treuhand aufgelöst und unter anderem in die „Berlin Kosmetik GmbH" umgewandelt, die heute als Berlin Cosmetics neben „Kaloderma" auch Produkte der alten Serien „Koivo", „Soiree", „Atoll" und „Indra" herstellt. Andere der erwähnten Kosmetika kann man nur noch auf Flohmärkten oder im Internet ersteigern. Aber wer sein DDR-Lieblingsparfüm dort findet, sollte ruhig zuschlagen! Es enthält keine kostbaren Pflanzenöle, die ranzig werden könnten, sondern nur synthetisch hergestellte Düfte, die genau so riechen wie am Tag der Abfüllung und somit eine Zeitreise in die Vergangenheit ermöglichen. „Badusan" und „Florena" sind immer noch oder wieder so beliebt wie zu DDR-Zeiten. Eine kleine Kosmetikfirma aus dem Erzgebirge stellt die Kult-Serie „Action" wieder her, und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch bald wieder das beliebte „Quartett"-Spray? Wie sang Tobias Künzel in seinem Bong-Hit „Susanne iss nie wieder Knoblauch" doch so schön? „Wir lüften richtig aus, und es riecht bei uns zu Haus nur noch nach Action' und Quartett' …" ' ' Kati Naumann

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Romy Schneider Die vielen Gesichter eines Mythos Schon zu Lebzeiten war Romy Schneider eine Legende. Ihre beeindruckende Wandlungsfähigkeit aals Schauspielerin, der Riesenerfolg, ein von Sch Schicksalsschlägen gezeichnetes Privatleben und das Überschreiten von Grenzen sowie die damit einherge hergehenden Konflikte beschäftigten, ja faszinierten v und verwirrten das Publikum und die Medien gleichermaße Und auch über 30 Jahre nach ihrem Tod hat maßen. S hn Sc Schneider nichts von ihrer Ausstrahlung verloren. Ganz im Gegenteil: In Zeiten austauschbarer, gummiweicher im u vulgärer Filmcharaktere gewinnt eine starke und Frau an Attraktivität, für die der schwierige Kampf um Selbstbestimmung zum Lebensziel wurde.

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ie Frage, wer Romy Schneider war, provoziert verschiedene Antworten, denn es existieren unterschiedliche Bilder von ihr: Das unschuldige, naive und herzerwärmende Mädchen aus der „Sissi"-Zeit, der „Backfisch" aus den späten Fünfzigern, die sich Charakterrollen annähernde Frau im darauffolgenden Jahrzehnt oder die Komödiantin aus „Was gibt’s Neues, Pussy?" (1964/65) sind nur einige Facetten einer Frau, über die der renommierte Regisseur Luchino Visconti sagte: „Romy ist eine der genialsten Schauspielerinnen Europas." Die Inkarnation der atemberaubend schönen Verlockung, die gegen Ende der Sechziger nicht mit ihren Reizen geizte, die Femme Fatale aus „Trio Infernal" (1973/74), ein nachdenkliches, im Privaten schüchternes Wesen oder ein gebrochener, von tiefer Trauer gekennzeichneter Mensch zur Zeit ihres letzten Films „Die Spaziergängerin von Sanssouci" (1981/82) vervollständigen das schillernde Bild. Es ist ein Gesamtbild, in dem jeder faszinierende Aspekte findet, das Porträt einer Künstlerin, die mühelos zwischen den Genres wechselte und ein Gesamtwerk von über 60 Filmen hinterließ.

Foto: Bildarchiv Hallhuber

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weifellos stellt sich die Frage, ob dem am 23. September 1938 unter dem Namen Rosemarie Magdalena Albach in Wien zur Welt gekommenen Mädchen das Talent in die Wiege gelegt war. Bei einem Blick auf den Familienstammbaum kann das nur bejaht werden: Ihr Vater Wolf Albach-Retty stammte aus einer bekannten österreichischen Schauspielerfamilie, ihre Mutter Magda Schneider gehörte zu den beliebtesten Gesichtern des Vorkriegsfilms. Die beiden standen häufig zusammen vor der Kamera und avancierten zu den populärsten Leinwandliebespaaren. Wolf Albach-Retty war zwar Österreicher, hatte Seite

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aber schon 1937 die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen, wodurch Romy trotz ihres österreichischen Geburtsorts auch ein deutscher Pass zugesprochen wurde. In ihrem späteren Leben nahm sie auch die französische Staatsbürgerschaft an.

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ufgrund der beruflichen Verpflichtungen ihrer Eltern, die sich 1945 scheiden lassen, wachsen Romy und ihr Bruder Wolf-Dieter bei den Großeltern mütterlicherseits im Haus Mariengrund in BerchtesgadenSchönau auf. Nach dem Besuch der Volksschule von 1944 bis 1949 folgt die Zeit im Mädcheninternat Schloss Goldenstein nahe Salzburg, während der sich ihre sehnlichsten Wünsche manifestieren. Sie schreibt in ihrem Tagebuch: „Ich möchte hier raus. Ich möchte auch etwas von der Welt sehen ...", und: „Theaterspielen macht riesigen Spaß. Wir haben ein kleines englisches Stück einstudiert. Ich durfte die Hauptrolle spielen." Die Welt sehen, das Schauspiel und die Hauptrolle – Sehnsüchte, die sich ihr ganzes Leben lang erfüllen sollten.

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953 wird für das junge Mädchen mit Realschulabschluss zu einem Schicksalsjahr. Ihre Mutter heiratet den Kölner Gastronomen Hans Herbert Blatzheim, der sich schon bald als Romys Manager aufspielt und den sie im späteren Leben als „Zuhälter" bezeichnet. Darüber hinaus wird Magda Schneider für den Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (1953) verpflichtet und schlägt ihre Tochter als Nebendarstellerin vor, die nach den Probe-Aufnahmen mit unter anderem Paul Klinger, Willy Fritsch und dem blutjungen Götz George spielt. Die Schnulze wird zu einem großen Erfolg in einem Nachkriegsdeutschland, das vor allem Seelenbalsam sucht. Nach vier weiteren Filmen, darunter „Mädchenjahre

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issi" ist der richtige Film zur richtigen Zeit. Die Mischung aus Historienfilm (mit einer sehr „ freien geschichtlichen Auslegung), Liebes- und Heimatfilm bietet dem Publikum eine Möglichkeit, die Realität zu vergessen, denn die Schrecken des Zweiten Weltkriegs sind immer noch allgegenwärtig. Die Menschen können sich noch allzu gut an ein Propagandakino erinnern, in dem die mehr als fragwürdige Ästhetik einer Leni Riefenstahl den menschlichen Körper als muskelbepackte Leistungsmaschine darstellte, in dem in der „Wochenschau" mit unterbitterlicher Stimme das unbarmherzige Töten als heroischer Sieg über andere verherrlicht wurde. Und nun ist da das Gesicht vvon Romy, ein Spiegel tiefster Emotionen, ein Positiv zur negativen P NS-Propaganda. Romy N zeigt sich schüchtern, lliebt, fühlt mit, lächelt vvereinnahmend, begehrt unschuldig und ist überglücklich, als sich ihr 1953 Wenn der weiße Flieder wieder blüht" Traum in der Hochzeit " mit Kaiser Franz Joseph erfüllt. Sie – oder genauer gesagt „Sissi" – wird zur Projektionsfläche für die neue Bundesrepublik. Werden andere SchauW spieler allgemein auf einen grundsätzlichen Charakter festgellegt, zum Beispiel die Monroe auf das blonM de Dummerchen oder ein Clint Eastwood auf den abgerissenen ItaloWestern-Revolverhelden, W setzt man Romy mit Sissi gleich und schnürt sie in Romy 1958 mit ein enges, die Luft zum ihrer Mutter A Atmen raubendes Korsett. Magda Schneider Als sie einen vierten Teil A GoodTimes

unvorstellbar hohe Gage von einer Million DM ablehnt für die unv Mutter hätte 500.000 DM erhalten –, tobt nicht nur – ihre Mu dominante und ständig eifersüchtige Stiefvater, sonder do dern auch die Journaille.

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ach einer vielbeachteten USAReise mit der Mutter und dem Beginn der Entfremdung von ihrer Familie dreht Romy Schneider mit Lilli Palmer „Mädchen in Uniform" (1958), in dem die Liebe einer Schülerin zu ihrer Lehrerin dargestellt wird, gefolgt von „Christine" (1958), dem ersten Streifen mit dem Franzosen Alain Delon, von dem der deutsche „Filmdienst" gehässig meint, „dass er wie ein uniformierter Liftboy wirkt". Bei den Dreharbeiten funkt es zwischen den beiden. Als Delon nach Paris zurückreist, wird es ein tränenreicher Abschied. Ursprünglich hatte Schneider eine Rückkehr zu den Eltern geplant, doch sie hält es dann nicht aus, setzt sich Hals über Kopf in das Flugzeug nach Paris und zieht bei Delon ein, der sie mit offenen Armen willkommen heißt. „Sissi" flieht aus Deutschland zum „Feind" (einige Deutsche dachten damals sicherlich noch in solchen Kategorien) und führt fortan mit ihm eine „wilde Ehe" (die beiden verlobten sich aufgrund des ständigen Drucks dann im März 1959). Hatte die Schneider nicht nur geografisch Grenzen überschritten, sondern auch „ihr Volk" verraten? Sie schreibt: „Verdammt noch mal, mein Privatleben gehört mir allein. Einmal bist du oben, und dann bist du unten und wirst wie eine heiße Kartoffel zertreten." Während die französische Presse ein neues Traumpaar am Horizont erkennt, las-

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einer Königin" (1954), und der damals vom Publikum ikum mehr oder weniger ignorierte „Der letzte Mann" (1955) mit Hans Albers, folgt schließlich die Rolle, die für Romy zuerst rst ein Segen ist, dann aber zu einem lebenslangen Fluch wird. Mit „Sissi" (1955), gefolgt von „Sissi, die junge Kaiserin" (1956) und „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin" (1957), dreht sie eine Trilogie, mit er sie das deutsche Publikum verzaubert und geschätzte sechs Millionen Zuschauer pro Film in die Lichtspielhäuser lockt. Romy spielt die Prinzessin Elisabeth von Bayern, genannt Sissi, ihre Mutter die Rolle der Herzogin Ludovika aus Bayern und Karlheinz Böhm den Kaiser Franz Joseph. Auch für Böhm verwandelt sich der ursprüngliche Erfolg in einen Fluch, denn als er 1960 „Augen der Angst" („Peeping Tom") dreht – ein frühes Meisterwerk des Genres Psychothriller – und damit laut den aggressiven und hetzenden Medien sein Kaiser-Image verrät, steht er lange Jahre im Abseits.

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Delons beendet. Er möchte sie zum D Film „Der Swimmingpool" (1968) F überreden. Sie sagt zu und sichert sich – ohne es zu ahnen – die Gunst des internationalen, aber speziell auch des französischen Publikums. Die dramatische psychologische D Beziehungsstudie mit mannigfalB tigen emotionalen Schattierungen hat die Zeit überdauert und ist auch heute noch eines der ganz großen Leinwandwerke der späten Sechziger. In einer französischen Zeitschrift ist die prophetische Kritik zu lesen: „Hier und da blitzt bei ihr etwas auf, das sie künftig darstellen wird: die junge moderne Frau des w täglichen Lebens mit viel Poesie."

sen journalistische Schmutzfinken in Deutschland Hasstiraden vom Stapel, bei denen Verunglimpfungen wie „Franzosenflittchen" oder „Landesverräterin" nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Der Regisseur und Intendant Gustaf Gründgens kommentiert die anhaltende Hetzkampagne: „Ich halte es [...] für einen Skandal [...], was mit dieser entzückenden Romy Schneider geschieht [...] ... ich finde auch die Brutalität unbeschreiblich, mit der man mit einem jungen Mädchen – mein Gott, sie ist 21 geworden – umspringt."

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omy avanciert zum Superstar des französischen Films, dreht unter der Regie von Claude Sautet mit Michel Piccoli „Die Dinge des LLebens" (1969), den sie in „Das Mädchen und der Kommissar" M (1970) wiedersieht, ein weiteres Meisterwerk, in dem aus „Sissi" M eine Prostituierte wird. Dass sie die neue, selbst bestimmte Frau verkörpert, wird in der Talkshow „Je späp p

Foto: Bildarchiv Hallhuber

omy Schneider genießt die inspirierende Atmosphäre ihrer Wahlheimat und die aufregende Beziehung mit Delon, dreht aber auch noch in Deutschland, zum Beispiel „Die Sendung der Lysistrata" (1960/61). In Frankreich jedoch beginnt sie zu experimentieren, spielt 1961 am Theater den brisanten Stoff „Schade, dass sie eine Dirne ist" und dreht im selben Jahr unter der Regie von Luchino Visconti den gesellschaftskritischen „Boccaccio", in dem der Regisseur erstmalig ihre erotische Ausstrahlung in Szene setzt. Das für sie wichtigste filmische Werk ist jedoch die klaustrophobische und beklemmende Franz-Kafka-Verfilmung „Der Prozess" D P " (1962) mit it dem späteren „Psycho"-Star Anthony Perkins und dem Giganten der Leinwand, Orson Welles, der auch Regie führt. Schneider dazu: „Meine zehn Drehtage mit ihm beim ‚Prozess’ gehören zu den größten Erinnerungen meines Lebens." 962 vernimmt sie den Lockruf Hollywoods und unterschreibt einen Vertrag über sieben Produktionen, jede davon mit einer Millionengage. Doch die Beziehung zu Delon steht vor dem Aus. Sie erfährt aus der Zeitung von einer erneuten Affäre und unternimmt einen Selbstmordversuch, der, so gut es geht,, vertuscht ve tusc t wird. w d. Diee letztendliche Trennung von Delon findet 1964 statt. taatt. Die deutsche Presse reagiert mit Schadenfreude, Spott und Häme. äm me. Doch ein alter Freund der Familie eilt zu Hilfe – der Sexualaufklärer u ualaufklärer Oswalt Kolle. Als gelernter Journalist verabredet er e sich mit ihr zur einem Treffen in Kitzbühel, um eine authentische t thentische Story zu verfassen (Interview des Autors, s. kult!!, Ausgabe 1). Die beiden verlieben sich, aber es wird nur n eine kurze Affäre, an die sich der Mann sogar noch im m neuen Jahrtausend mit einem verschmitzten Lächeln und der Bemerkung erinnert: „Sie war sehr frei."

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965 lernt Romy Schneider den 14 Jahre hre älteren Theaterregisseur Harry Meyen kennen, den si sie ie ein Jahr darauf heiratet, eine Ehe, aus der das gemeinsamee Kind David Christopher Haubenstock hervorgeht (geb. am 3.. Dezember 1966). Das familiäre Glück indes währt nicht lange, an nge, denn 1967 verstirbt Romys Vater an einem Herzinfarkt, ihr Stiefvater dann ein Jahr darauf. Einige Jahre später kommt ans Tageslicht, dass Letzterer als Romys Manager große Summen veruntreut hat – wie tragischerweise auch andere Männer aus ihrem Umfeld. Von 1966 bis 1967 führt die Schauspielerin ein eher zurückgezogenes Leben, das ein Anruf Alain Seite

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der Ab Abend" tter d d" 1974 nur allzu deutlich, denn sie verweigert sich den gängigen I n t e r v i e w f l o sk e l n eines dennoch einfühlsamen Dietmar Schönherr. Für einen handfesten Skandal "Der Swimmingpool" sorgt sie hingegen mit der Teilnahme an der Moreau iinitiit d T il h d von JJean M iti Schwarzer umgesetzten Kampagne „Wir haben ierten e te u und d vo von Alice ce Sch w abgetrieben!", abgetrieben n!" in deren Rahmen sie mit einem Foto am 1971 neben anderen Prominenten auf dem 6. Juni 1 Titelbild Titelb bil des „Stern" erscheint. Der Tabubruch wirkt wirk kt harsch, wird aber in der sich zunehmend liberalisierenden Bundesrepublik als Anstoß zur libe era Diskussion aufgefasst. 1972 schlüpft Romy Dis sku Schneider dann ein letztes Mal in die Rolle der Sch hn „Sissi", „S Siss in dem enger an die Geschichte angelehnten und eher schwermütigen „Ludwig lleh III." Allerdings entwickelt sich zeitgleich iihre Ehe mit Meyen zu einem unlösbaren Dauerkonflikt, weshalb 1973 die Trennung D bekanntgegeben wird. b

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och Romy Schneider lässt sich beruflich nicht aufhalten und dreht weiterhin ambitionierte Filme. In dem aufwühlenden Drama ambition nie „Nur ein Hauch Haau von Glück" (1973) spielt sie eine von den Deutschen Deutsch hen im Zweiten Weltkrieg verfolgte Jüdin. Ihre Zusage Zussag zu dem Projekt begründet sie folgendermaßen: „Um ein Signal gegen die Nazitypen derm maß zu setzen, die in Deutschland noch immer s etwas etw wa zu sagen haben, habe ich mitgemacht." Wie Wi so oft engagiert sie sich bis hin zum kör■

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perlichen Zusammenbruch, gönnt sich nur kurze Pausen und steht danach sofort wieder am Set. Das trifft speziell auch auf den zugegebenermaßen recht unappetitlichen Film „Trio Infernal" zu (1973/74), basierend auf der wahren Geschichte eines Serienmörders und seiner beiden Komplizinnen. Daniel Biasini, ihr Privatsekretär, gibt ihr schon seit 1972 Kraft und Rückhalt, woraufhin sich das Verhältnis zu einer Liebesbeziehung wandelt. Die beiden heiraten am 18. Dezember 1975. Zwei Jahre darauf kommt die gemeinsame Tochter Sarah Magdalena Biasini zur Welt, die heute ebenfalls als Schauspielerin arbeitet.

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omys Arbeitseifer ist auch in der Folgezeit ungebrochen, obwohl sie sich auf weniger Rollen beschränkt, diese aber umso intensiver spielt, wie zum Beispiel in der Heinrich-Böll-Verfilmung „Gruppenbild mit Dame" (1976/77), für die sie in Berlin das Filmband in Gold erhält, nur eine der zahlreichen Auszeichnungen ihres Berufslebens. Auch die Geburt ihrer Tochter beflügelt sie, woraufhin sie sich in den Jahren 1977 und 1978 rrar macht und ihr Privatleben genießt. 1979 schreibt sie in ihr Tagebuch: „Alle Schatten sind verschwunden [...] Die Schatten der Neurosen, die mich gezwungen Romy als Die Spaziergängerin von Sanssouci" haben, Pillen zu " h schlucken, um sie überwinden ..."" R Romy musste sich in der hl k i zu üb i d Vergangenheit aufgrund permanenter Belastung häufig mit Alkohol und Medikamenten betäuben, doch die Beziehung zu Biasini gibt ihr nun Lebensmut. Ihr kurzes Glück wird dann jedoch durch eine schreckliche Nachricht zerstört – Harry Meyen hat sich in Hamburg das Leben genommen, sich mit einem Schal erhängt. Schreckliche Gewissenbisse machen ihr Leben fortan zu einem Albtraum. Hätte sie sich mehr um ihn kümmern müssen? Das Motiv des Verlassenwerdens, sei es durch eine Trennung oder sogar Tod, scheint eine Konstante in Schneiders Leben darzustellen, denn 1981 steht auch die Ehe mit Daniel Biasini vor dem Aus. Romy beginnt eine Beziehung mit Laurent Pétin, der sie die letzen Lebensmonate begleitet.

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enn die Schicksalsschläge enden nicht. 1981 muss ihr wegen eines bösartigen Tumors eine Niere entfernt werden. Während der Nachbehandlung legen ihr die Ärzte Abstinenz von Alkohol und Medikamenten nahe, ein Ratschlag, den sie nicht befolgt. Am 5. Juli geschieht ein Unglück, das durch die deutsche Presse geht: Ihr Sohn David versucht, über einen Zaun zu springen, und verletzt sich dabei eine Arterie so schwer, dass auch eine Notoperation ihn nicht mehr retten kann. Romy wird den traumatischen Tod des Sohnes nie überwinden und stürzt noch tiefer in die Sucht. Ihr letzter Film, der von der Kritik bejubelte „Die Spaziergängerin von Sanssouci" (1981/82), wird zu einem Aufbäumen gegen das eigene Schicksal, doch ihr Körper ist schon zu geschwächt: Am Morgen des 29. Mai 1982 findet ihr Lebensgefährte Laurent Pétin sie leblos am Schreibtisch. Der Gerichtsmediziner stellt als Todesursache Herzversagen fest. Romy Schneider wird am 2. Juni 1982 auf dem Friedhof Boissy-Sans-Avoir beigesetzt. Die Presse in aller Welt berichtet von dem unvorhersehbaren Tod. Doch Alain Delon verfasst die wohl ergreifendsten Worte, erschienen im Juni in der „Quick": „Ruhe Dich aus. Ich bin da. Ich habe von Dir ein wenig Deutsch gelernt. Die Worte: Ich liebe Dich. Je t’ aime. Je t’ aime, mein Püppchen."

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nd das Vermächtnis der Romy Schneider? Das beschränkt sich nicht nur auf ihr Filmwerk, die vielen Bücher und Ausstellungen über sie, den Romy-Schneider-Preis und ein Musical sowie einen Film über sie. Romy Schneider ist das Symbol eines Menschen, der sich im Leben ständig wandelte, der immer weiter kämpfte, der seinen Mitmenschen so viel gab und trotz aller Widrigkeiten seinen eigenen Weg suchte und ging. Und damit wird sie zu einem Vorbild, einem positiven Beispiel, einem Ideal ... und nicht zuletzt zum Sinnbild einer starken Frau. Alan Tepper

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Keep on rocking im ZDF Als ich 1974 zu Radio Luxemburg ging, wurde ein Traum wahr! Das Radio war meine Welt und das Mikrofon ein richtiggehend guter Freund". Aber " da gab es noch etwas – das Fernsehen. Das war mein nächstes Ziel. Doch wie sollte ich die TV-Bosse auf mich aufmerksam machen? So entwickelte ich kurzerhand einige Ideen für TV-Sendungen und schickte sie an Peter Gerlach, den damaligen ZDFUnterhaltungschef.

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ch werde nie den Augenblick vergessen, als der Brief aus Mainz ankam und ich auf den Lerchenberg eingeladen wurde! Das ZDF suchte einen Moderator für eine ne neue Musiksendung. Dafür sollte es 1977 auf der Berliner Ian Funkausstellung ein Casting geben. Anderson Neben Frank Laufenberg und einem & Simon anderen Discjockey wurde ich ins Rennen geschickt. Der Moderatorentest fand auf einer Open-Air-Bühne vor Publikum und laufenden Kameras statt, und wir mussten Künstler aus der Popszene anmoderieren. Mit von der Partie waren unter anderem Uriah Heep, Hot Chocolate, Birth Control und Udo Lindenberg. Über eine Woche dauerte das Casting, Tag für Tag – und keine Entscheidung. Dann jedoch erschien die „Bild"-Zeitung mit der Meldung, dass Frank Laufenberg den Job habe. Das war ein Schlag ins Gesicht G i ht für fü mich, i h zumall das d ZDF uns nicht informiert hatte … doch in Wahrheit wusste der Sender von nichts. Laufenberg hatte die Ente selbst lanciert und sich dadurch letztlich selbst abgeschossen, denn am letzten Abend trat Peter Gerlach zu mir in den Hotelaufzug des Schweizer Hof und meinte Seite

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mit verschwörerischer Miene: „Christian, Sie sind es! Aber kein Wort zur Presse." inige Wochen später stand in der „Bild am Sonntag" zu lesen: „Simon statt Heck." Ich bekam den Sendeplatz am Samstagabend von Dieter Thomas Hecks „Hitparade", die auf den Montag wechselte. Für mich begann damit eine neue Ära. Ich zog nach München, wo meine Sendung „Rockpop" produziert wurde. Am 14. Januar 1978 um 19.30 Uhr ging die Premiere über die Bildschirme. Nach dem InstrumentalOpening "Dance On The Vulcano" mit New Triumvirat eröffneten Queen die Show mit "We Will Rock You", und in Anspielung auf die „ZDF-Hitparade" moderierte ich: „Noch einmal dürfen Sie jetzt alle mitklatschen …" Weitere Stars waren Milva, Hellmut Hattler, Ultravox sowie Emerson, Lake & Palmer. Letztere spielten den Song "Tiger In A Spotlight" und brachten dafür ei einen echten Tiger mit ins Studio. Spotlight ei der Live-Aufzeichnung mit Publikum herrschten natürlich sstrenge Sicherheitsmaßnahmen, bei den Proben weniger. Es gab einen d Aufschrei, als ich einmal rückwärtsging A und über den Tiger stolperte. Der ließ u ssich glücklicherweise nicht aus der Ruhe bringen. Sonst wäre es für mich R wohl eine kurze TV-Karriere geworden. w ie Kritiken nach der ersten Sendung waren ganz untersschiedlich: Von „Kein Moderator kkommentiert so knackig wie Christian SSimon" („Hörzu") über „unglaublich ssicher, sachkundig und charmant" ((„Bild"-Zeitung) und „netter Twen-Typ Marke Harmlos" bis zu „brav-bieder spult er auswendig gelernte M k H l " ((„B.Z.") B Z ") bi b Texte wie ein Pennäler ab …" („Münchner Merkur") konnte man alles lesen. Auch ich spürte, dass die Kritiker in manchen Punkten nicht Unrecht hatten. Die Texte wurden mir von Justus Pfaue (dem Autor von „Timm Thaler") geschrieben, meine Klamotten vom zuständigen ZDF-

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an gute Einschaltquoten ein, und die Leute waren froh, internationale Stars und Deutsch-Rocker im Fernsehen präsentiert zu bekommen. „Rockpop" verstand sich als große Showbühne für die Stars und als Podium für den Nachwuchs. Viele deutschsprachige Namen wie Stefan Waggershausen, Passport, Wolle Kriwanek, Konstantin Wecker, Westernhagen und Peter Maffay fanden hier ihr Forum. Deutsch Rock war der Sendung von Anfang an ein Anliegen. eben den Studioproduktionen rief das ZDF auch die LLiveshow „Rockpop In Concert" ins Leben, die iimmer in großen Hallen aufgezeichnet wurde. Bereits die erste Show war ein Deutsch-RockB Festival und wurde am 26. März 1978 in der F Berliner Eissporthalle produziert. Es war eine B Begegnung von Rockgruppen aus West und Ost. B IIch begrüßte auf der Bühne Udo Lindenberg mit JJutta Weinhold, Ulla Meinecke und Ingeborg Thomsen, Novalis und Snowball, Rumpelstilz aus T der d Schweiz sowie die Puhdys und die Band Wir aus a der DDR. Für die DDR-Gruppen erreichten wir w eine Ausreise- und Auftrittsgenehmigung!

Redakteur Peter Baalcke vorgeschrieben. Und beides war nicht ich. Also musste ich dies ändern! Schon zur zweiten Sendung schrieb ich meine Texte selbst, das ZDF-Redakteur Peter Baalcke 1978

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Ding mit der Kl Kleidung sollte Di it d id llt ein i halbes h lb Jahr J h länger dauern. Die „Bravo" half schließlich, indem sie schrieb: „Christian Simon wurde viel zu brav präsentiert, er konnte kaum aus sich herausgehen, und die Regie fetzte zu wenig … das muss sich ändern." Auch das ZDF schien dies zu erkennen, und die Sendung bekam alsbald einen neuen Regisseur und einen zweiten Redakteur – Thomas Stein, später Plattenboss bei der Ariola und TV-bekannter Musikexperte. Aus dem Blouson wurde endlich eine Lederjacke. ach einem guten Jahr hatten wir die Sendung auf den richtigen Kurs gebracht. Nichtsdestotrotz fuhren wir von Beginn

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Auch damit betraten wir TV-Neuland und ernteten Beifall aus allen a Live-Auftritte einen hohen technischen Aufwand erfordern, kamen Ecken der Republik. Am 3. Januar 1981 wurde die nächste „Rockpop wir auf die Idee, die Bands anstatt nur zwei Songs einen kleinen In Concert"-Sendung ausgestrahlt, die am 20. Dezember 1980 in Studiogig spielen zu lassen. Auch die Künstler waren davon angetan, und so der Dortmunder Westfalenhalle aufgezeichnet worden war: Dabei entstanden die „Rockpop Specials" – 1979 mit Leonard Cohen und 1982 mit waren Mike Santana und Roxy Music. Von den normalen Studiosendungen S Simon mit Rosanne Cash Oldfield, die wurden zehn pro Jahr produziert. Für mich ergaben sich daraus w Talking Heads, letztlich noch einige weitere Einnahmequellen – ich moderierte l Dire Straits und Open Airs für Fritz Rau, öffentliche Veranstaltungen, Galas O Roxy Music. Die und u Preisverleihungen, schrieb eine wöchentliche Kolumne in Stimmung war der d Fernsehzeitschrift „Bild und Funk" und machte sehr viele an diesem Tag Radiosendungen. Aber mit den Jahren spürte ich, dass mich R bei allen etwas „Rockpop" sehr einseitig aufs Rockgeschäft festlegte. Wenn „ gedrückt, da am ich beispielsweise Berichte über i andere Dinge in Angriff nahm, beispielsw 8. Dezember und Interviews u John Lennon mit m Udo Jürgens, in New York hieß h es: „… das ist erschossen wordoch der Rocker." d den war. Ich traf Wenn mir ein W Bryan Ferry beim Luxushotel eine L Catering hinter Gala im Smoking G der Bühne, und während Würstchen anbot, erscholl aus äh d er mir i meine i Wü t h genüsslich ü li h a vom Teller klaute, sagte er: „Wir machen was für John!" Und der d Direktion der das war dann auch der Höhepunkt der Sendung. Roxy Music Ruf: „… das ist R spielten "Jealous Guy". Tausende Feuerzeuge im Publikum doch der Rocker." d erleuchteten die Halle – ein unvergessliches Bild! Diesen Stempel D bekam ich durch och zurück zu den Studioproduktionen: In Europa und b Simon mit die höchst erfolgauch in den USA wusste man mittlerweile, dass es im d Olivia Newton-John deutschen Fernsehen eine Rockshow gab. Eine rreiche Sendung gute Plattform für Stars, die ihre neuen Platten oder eine Tournee promoten wollten, aber eben auch für Newcomer, die den Weg zum Publikum suchten. Tourneeveranstalter wie Fritz Rau und Marcel Avram, Manager und Plattenfirmen boten uns ihre Künstler an, und die Namen wurden immer bekannter: Elton John, die Scorpions, Queen, Jethro Tull, Foreigner, Rory Gallagher, Ted Nugent, John Miles, Robert Palmer, The Police mit Sting, Nils Lofgren, Cheap Trick,

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Elton John und Simon Dr. H Hook, Gianna D k Gi Nannini, Barclay James Harvest, Elvis Costello, Fleetwood Mac, Iron Maiden, Whitesnake, Kate Bush, Eric Burdon und viele mehr. Wenn anfangs auf Vollplayback gesetzt wurde, so änderte sich dies mit den Jahren immer mehr. Viele Künstler wollten nun einen Halbplayback-Auftritt (Musik vom Band, Stimme live) oder sogar total live spielen. Beste Beispiele dafür sind unter anderem Leonard Cohen, Santana, Donovan, Konstantin Wecker und Roxy Music. Auch AC/DC bestanden auf einer Liveperformance und brachten das Studio mit "Highway To Hell" ordentlich ins Schwanken. Das war übrigens der letzte Auftritt von Sänger Bon Scott im deutschen Fernsehen – er verstarb vier Monate später in London. Seite

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aufgedrückt, f d ü kt zumall sie i auch mit den Jahren progressiver und experimenteller wurde. Manche Interpreten entsprachen da auch gar nicht mehr meinem Musikgeschmack, und mit dem einen oder anderen konnte ich ehrlich gesagt gar nichts anfangen. Ich war nun Anfang 30 und musste mir darüber klarwerden, ob ich im Bild der Öffentlichkeit der ewig junge „Rockpop"-Moderator sein wollte. ch fuhr also wieder zu meinem Chef Peter Gerlach zum ZDF nach Mainz und sprach ganz offen mit ihm über meine Gedanken, wofür er mehr als volles Verständnis hatte. Das ZDF dachte nicht daran, „Rockpop" einzustellen, aber ohne mich wollte Gerlach die Studioproduktionen nicht fortsetzen. Wir einigten uns darauf, dass er mir für weitere TV-Aufgaben Hans Rosenthal zur Seite stellen würde und ich die letzte „Rockpop"-Sendung im September 1981 in MünchenUnterföhring aufzeichnen sollte (Ausstrahlung am 3. Oktober 1981). Meine Gäste waren Asha Puthli, Roger Chapman, Toyah, die Fools, die Pointer Sisters, Georg Danzer, Stefan Waggershausen, Chris de Burgh und Santana. Natürlich wussten alle, dass es meine Abschiedssendung war … aber ich dachte nicht, dass Chris de Burgh alle Künstler während meiner letzten Moderation hinter mir aufstellen und mit ihnen a-capella „Amazing Grace" anstimmen würde. Da musste ich dann schon ein paar Tränen verdrücken. Fünf Jahre „Rockpop" – eine tolle Zeit, in der ich unendlich viel erleben durfte: „Keep on rocking!" Christian Simon m n mo

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Geboren: 01.12.1925 Wo: Breslau, danach Umzug nach Berlin (getauft mit original Spreewasser) Verheiratet: Seit über 50 Jahren! Kinder: Sohn und Enkel Wohnhaft: Seit längerem in Lugano Lieblingsinstrument: Die Posaunen! Die haben die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht.

Fü seine Musik zu „Flucht nach Berlin" bekam Für Peter Thomas 1961 den Bundesfilmpreis: das Pe Filmband in Gold. Den zweiten Bundesfilmpreis in Fil Gold erhielt er im Jahr darauf für den Film „Die Go endlose Nacht". en Seine erste großorchestrige Komposition schuf er für den Streifen „Onkel Toms Hütte". Die Titelmusik zu „Melissa" war dann der erste Fernsehhit, der immer wieder im Radio zu hören war. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehören Filmmusiken zu acht Jerry-Cotton-Filmen (1965–1969), zur TV-Serie „Raumpatrouille", die europäische Musik zu Bruce Lees „Big Boss – Die Todesfaust des Cheng-Li" (1973), zu „Botschaft der Götter" (1973), „Erinnerung an die Zukunft" (1974), „Der letzte Mohikaner" (1965), „Winnetou und sein Freund Old Firehand" (1966), „Playgirl" (1966) und viele mehr. Für das Fernsehen komponierte er im Zusammenhang Wernicke" (198 (1980), „Babeck" (1968), „11 Uhr 20" (1969), mit „Café Wernicke m „„Der Kommissar", „Derrick", „Der Alte" ((1972–1973), „Kurier der Kaiserin" (1970– 1971), „Sergeant Berry" (1974–1975), „„Notarztwagen 7" (1975) oder „Mein Freund Winnetou" (1980). Sein Werk umfasst insW gesamt die schier unglaubliche Zahl von g über 600 verschiedenen Kompositionen. ü

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eter Thomas lebt mit seiner Familie in einem Bungalow am Luganer See, in dem sich auch sein modernes Tonstudio befindet. Denn seine große Liebe ist neben seiner Familie das Chanson. Durch eine Serie im Radio kam Thomas in jungen Jahren zum Klavierspiel. „Mein Großvater war ein erfolgreicher Komponist für Militärmärsche, der andere Großvater war Stadtpfeifer und hatte das vierte Garderegiment als Kapellmeister geleitet." Peter Thomas studierte dann bei Professorr Felix Husadel Komposition und lernte bei dem erfahrenen Komponisten und Dirigenten Hans Carste. Zu 17 der insgesamt 35 überaus erfolgreichen Edgar-Wallace-Verfilmungen schrieb Thomass Musik, die ihm große Reputation einbrachte.. „Wenn die Musiker nur die Noten sehen, spie-len sie ohne Gefühl und denken nur an diee Pausen, nicht die in den Noten, sondern an n die Zigarettenpausen. Lässt man aber den Film m dazu laufen, fließen die Emotionen der Musiker er mit ein. Jeder weiß dann, warum er diese oder jene Note spielen soll." Zu den Wallace-Zweiteilern „Der Hexer" und „Neues vom Hexer" ließ er sich dabei etwas ganz Besonderes einfallen: „Ich wollte aus dem Molligen, dem Gegenteil von Dur, mal etwas anderes machen. Ich hatte die Idee, eine Titelmusik zu schreiben, in der man den Titel in die Musik sagt. So kam es, dass ich einen Musiker den Namen ‚Der Hexer' immer wieder sagen ließ, dazu mischte ich dann die Musik. Alle sagten, so etwas kannst du nicht machen, ich habe es aber gemacht, und die di Musik M ik gewann ungeheuer an Spannung, heute sagt man ja Drive." Seite

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Detail am Rande: Als George Clooney seinen D FFilm „Confessions Of A Dangerous Mind" ((2003, deutscher Titel: „Geständnisse") drehtte, „lieh" er sich gleich vier Lieder von Peter Thomas aus. Aus gutem Grund … T Auf der Fachmesse „Soundtrack Cologne" A 2008 wurde Thomas mit dem Ehrenpreis 2 ffür sein Lebenswerk geehrt. Die Gema verlilieh ihm 2009 für sein langjähriges erfolgreiches Schaffen ebenfalls einen Ehrenpreis. re Wer sich für Peter Thomas und sein W Werk interessiert, kann sich eine ArchivW CD unter peterthomas-archiv@t-online.de bestellen (PDF-Datei). be Michael Lange 1/2016

Fotos: © PT-A

Note für Note ein Hit


Karl-May-Filmbildgeschichten: Winnetous Ritt in der Programmzeitschrift In den 50er und 60er Jahren erfreuten sich neben ComicHeften besonders in Italien und Frankreich so genannte Fotoromane allergrößter Beliebtheit. Vom großformatigen Magazin bis zum Piccolo-Heft waren alle Formate vertreten. Im Volksmund wurden diese Publikationen spöttisch als "das Kino der armen Leute" bezeichnet.

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er größte Teil der Fotoromane wurde mit sehr geringem Budget in kürzester Zeit von professionellen Fotografen und einem Team junger, attraktiver Schauspieler am Fließband produziert. Spätere Superstars wie Sophia Loren und Pierre Brice etwa starteten ihre Schauspielkarriere als Akteure im Fotoroman. In Deutschland allerdings konnte sich der Fotoroman zu keiner Zeit so richtig durchsetzen: Als eigenständige Publikationsform ist er hier zu Lande ohne jede Bedeutung – nicht aber als Einzelseite im Innenteil einiger Programmzeitschriften und Comicserien. Wie es dazu kam, ist schnell erzählt: Der junge deutsche Film-produzent Horst Wendlandt hatte 1959 mit großem Erfolg diee Edgar-Wallace-Serie ins Leben gerufen und suchte im Anschluss nach h neuen Stoffen für die große Leinwand. Wie der Zufall es nun wollte,, waren gerade die Filmrechte an den Karl-May-Romanen ausgelaufen, und ausgerechnet ein deutscher Produzent wagte so das Unmögliche: die Produktion eines Western, einer eigentlich uramerikanischen Angelegenheit, in Europa! Western-Romane waren in Deutschland damals äußerstt beliebt. Der meistverkauftee Karl-May-Roman beispiels-weise war „Der Schatz im m Silbersee", und so beschlosss man mutig, diesen Roman n mit großem Budget zu ver-filmen. Die enormen Kosten n dieser Produktion forderten n von den Werbeleuten innovative Ideen. Di Die W Werbe-Abteilung ti Id b Abt il der Constantin-Film hatte die Premiere des Films natürlich generalstabsmäßig vorbereitet, und der Presse-Abteilung war es gelungen, den Chefredakteur der Fernsehzeitschrift „Bild + Funk" aus dem Burda-Verlag davon zu überzeugen, den Film als Fotoroman in Fortsetzungen zu veröffentlichen. Eine grandiose Idee, die viele Jahre lang für die Filmserie und auch für die Programmzeitschrift von großer werbewirksamer Bedeutung sein sollte. Bereits Anfang November 1962 erschien dann die erste Folge, begleitet von einem Portrait von Karin Dor und einem tollen Titelbild. Die Filmbildgeschichten waren farbig und in etwa wie die Prinz-Eisenherz- und Mecki-Seiten gestaltet, also l ohne h Sprechblasen und anfangs relativ textlastig. Der Fotoroman begeisterte die Leser der „Bild + Funk", und für die nächsten sechs Jahre wurde die Zeitschrift von den Karl-May-Filmen regelrecht geprägt. Die Leser der Programmzeitschrift konnten gar nicht genug bekommen und wollten immer mehr: 15 Wochen mit Winnetou und Old Shatterhand, in großformatigen Bildern und in Farbe, das kam bei GoodTimes

den Lesern gleich an d an. Im Herbst 1 1963 ging es dann endlich mit „W „Winnetou", Teil 1, los. Man präsenti tierte dem Publikum zwei Titelbilder zu zum Fotoroman und gestaltete die Geschichte über 30 Folgen hinwe hinweg. Recht bald hatte man in der bemerkt, dass die Fotoromanseiten Redaktion der Zeitschrift übrigens bem vvon vielen Kindern nicht nur mit Begeisterung gelesen, sonm dern auch ausgeschnitten und d gesammelt wurden. Ab da wurde g aam Ende einer jeden Serie ein Deckblatt abgedruckt, welD cches als Cover einer möglichen SSammelmappe dienen sollte. Auf dem Höhepunkt der KarlA May-Welle, um Mitte 1965 M herum, brachte dann eine h weitere Burda-Zeitschrift, w die „Bunte", ebenfalls Karld May-Filmbildgeschichten. Die M Bildergeschichten stellten damals B eeinen enormen Anreiz für den Kauf einer Programmzeitschrift K dar. Die Anzahl der d Fernsehbesitzer schnellte zu dieFe ser Zeit gerade gewaltig in die se Höhe. Ein Fernsehmagazin gehörte entHöhe H ssprechend natürlich zum Leben dazu, und sso bedrängten viele Kinder ihre Eltern zum Kauf der „Bild + Funk". K 1967, auf dem Höhepunkt der ItaloWesternwelle, die ja in gewisser Weise mit W dem „Schatz im Silbersee" ihren Anfang d nahm, kam „Winnetou und sein Freund n Old Firehand" in die Kinos. Dieser Film O war in typischer Italo-Westernmanier w gehalten und läutete letztlich das Ende g der Karl-May-Welle ein: Der Zauber von d Winnetou und Old Shatterhand war endW gültig zerstört. Gleichzeitig bedeutete dieser g Wandel aber auch das Ende der Karl-MayW Filmbildgeschichten. Die FFotoromanseiten allerdings erschienen weiterFil bild hi ht Di hin in den Programmzeitschriften, nur die Helden waren eben andere ... Die gute Nachricht: Nun sind die gesuchten Sammelobjekte endlich in einer Sonderedition im Karl-May-Verlag erschienen. Zum ersten Mal liegen alle Fotoromane komplett vor. In bestechender Druckqualität, in beeindruckendem Großformat von 25x34 cm und auf 368 größtenteils farbigen Seiten. Hans-Joachim Neupert 1/2016

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Hörspiel-Klassike

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Von Kirsten Borchardt

Das Gesetz der Serie E

s war Hui Buh, das Schlossgespenst, das mit seiner rostigen Rasselkette einen neuen Trend auf dem Hörspielsektor einläutete: Serien. Zuvor hatte es einzelne Abenteuer auf Schallplatte gegeben, vorzugsweise die Klassiker der Weltliteratur – von der Schatzinsel über die drei Musketiere und Ivanhoe bis zu Siegfried, dem Drachentöter. Gelegentlich, wenn der Stoff sich nun wirklich nicht auf zwei LP-Seiten verdichten ließ, war eine Geschichte auch einmal über mehrere Teile gestreckt worden, wie bei Tom Sawyer und Huckleberry Finn oder der einen und anderen Winnetou-Platte. Aber mit Hui-Buh fing eine neue Ära an: Die Lieblingsfiguren der Kindheit erlebten auf Platte – und später vor allem auf Cassette – so viele Abenteuer und waren über so viele Stunden treue Begleiter, dass man sie wirklich zu kennen glaubte wie gute Freunde.

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abei hatte auch Hui-Buh die Welt als Einzelkind betreten. Als er 1969 das erste Mal durch Schloss Burgeck spukte, kongenial gesprochen oder vielmehr gelebt von Schauspieler Hans Clarin, dachte zunächst noch niemand daran, dass er einmal zum Serientäter werden würde. Dann aber wurde die Geschichte vom spukenden Ex-Ritter ein solcher Erfolg, dass Hui-Buh sich nicht dauerhaft in seiner Holzkiste zur Ruhe betten durfte, sondern immer öfter durchs Schloss geisterte: „Hui-Buh in neuen Abenteuern" und „Hui-Buh spukt lustig weiter" hießen die nächsten Folgen – die sich weiter bestens verkauften. Zu der Hörspielreihe gesellten sich die Bücher, Seite

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ebenfalls verfasst vom Hui-Buh-Schöpfer Eberhard AlexanderBurgh, und noch viel später, in einem anderen Jahrhundert, kam sogar ein Film dazu. Das Ohrenkino hatte seinen ersten Serienstar.

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as Schallplattenlabel Europa war zu dieser Zeit unbestrittener Marktführer in Sachen Kinderhörspiel – zum einen wegen des konkurrenzlos günstigen Preises von fünf Mark pro Platte, zum anderen, weil das Produktionsteam die Hand an stets genau am Puls der Zeit hatte und ein pers st fektes Gespür dafür entwickelte, was Kinder wirkfe lich li hören wollten. Von Eltern und Pädagogen g g steckte Europa hins st gegen immer noch g reichlich Schelte ein: r re Die D „elektrische Oma" würde Kinder daran w hindern, vernünftig h lesen zu lernen, hieß es beispielsweise. Und dem aufgeklärten Feuilleton war das Europa-Programm zu trivial: Wenn überhaupt, dann gaben sie den alternativen Produktionen von rororo Rotfuchs den Vorzug, die sich auch nicht mehr so stark an tradierten Rollenbildern orientierten.

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atsächlich griff man bei Europa in der Regel auf Stoffe zurück, die vom Geist der 68er noch völlig unberührt waren, aber dessen ungeachtet enorm beliebt.

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Beispielsweise auf die Werke der britischen Autorin Enid Blyton. „,Hanni und Nanni', das war die allererste Buchserie, die wir übernommen haben", sagt Europas Hörspielchefin Heikedine Körting, die bei dieser Reihe selbst Regie führte. „Die hatte ich selbst als Kind schon gelesen, die Schneider-Bücher mit der Widmung von Onkel Franz Schneider vorn drin. Ich dachte früher immer: Ach, ist das schön, Internat, das muss ja so was von spannend sein. Und heute würde ich denken: grauenhaft! Aber es hatte eben etwas Besonderes. Jedenfalls sagte mein Mann (EuropaGründer Andreas Beurmann) zu mir: ,Wenn dir dein Bauchgefühl sagt, das wäre ein gutes Thema, dann machen wir das.'"

Hui Buh

Als Hui-Buh noch kein Geist war, hieß er Balduin und war Ritter. Dann jedoch versuchte er beim Schwarzer-Peter-Spielen einige Ritterkollegen zu betrügen, wurde von ihnen verwünscht und muss seither als Geist zwischen Mitternacht und ein Uhr früh durch beginnt, hat sich Hui-Buh Schloss Burgeck spuken. Als die Geschichte beginnt bereits gut eingerichtet: Er besitzt eine ordentliche Gespensterlizenz, eine Truhe, in der er schlafen kann, und ein paar Handbücher für das ultimative Spuk-Erlebnis. Dass König Julius der 111. in seinem Schlösschen einzieht, ist zunächst ziemlich lästig, aber man arrangiert sich und schließt am Ende sogar Freundschaft. Hans Clarin machte sich mit dem wunderbar hysterischen "Hui-Buuuh!"Heulen unsterblich, und Hans Paetsch gab der Geschichte durch seine unverkennbare Stimme die märchenhafte Verankerung: "Manche Leute sagen, es gibt Gespenster. Manche Leute sagen, es gibt keine Gespenster. Ich aber sage, Hui Buh IST ein Gespenst." An ihrer Seite agierte die Crème de la Crème der damaligen Europa-Sprecher: Michael Poelchau, Michael Hinz, Claus Wilcke und Hellmut Lange. Nachdem Hui Buh nach der ersten Folge feststellte, dass er gar nicht erlöst werden wollte, spukte er sich für Europa durch insgesamt 23 lustige Folgen, holte sich blaue Beulen oder tanzte den schwerterschwingenden Gruseltanz. 2008 belebte die Filmadaption von Bully Herbig die Geistergeschichte aufs Neue. Hui Buh kehrte zu Europa zurück und erlebte – jetzt mit Stefan Krause als Hui-Buh und Christoph Maria Herbst als König Julius – noch einmal 22

erschienen ers er s auf dem Label Poly leicht bearbeitet die Tonspuren der überaus b be erfolgreichen britischen Fernsehserie, erf er f diee 1978 auch in Deutschland anlief. d di Da D stieg auch Europa ein: Mit den Original-TV-Synchronsprechern der Or vier v e Kinder nahm Heikedine Körting vi noch im selben Jahr „Fünf Freunde n no beim Wanderzirkus" auf. Die Rolle be be des de Julian, des Ältesten der fünf Freunde, übernahm dabei ein gewisFr ser se Oliver Rohrbeck, damals 13 Jahre alt, al der sich damit – ohne es zu wissen se – für eine andere Rolle empfahl. „Da „D wusste ich von vornherein: Der wäre die ideale Besetzung für Justus w Jonas", verrät Heikedine Körting. Jo o Rohrbeck ist bis heute die deutsche R Ro Stimme des ersten Detektivs der drei St ???. ??

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mmer auf der Suche nach interessanten Hörspielfolgen. Stoffen hörte örting arbeitete den ersten S Heikedine Band, „Hanni und Nanni sind ssich si i Körting immer dagegen", 1972 selbst fürr die Kört Kö K rttin ing g gern bei ihren die Hörspielfassung Hör ö sp spie ieelf lfas asssu sung ng um – „sehr niedlich und naiv, wie ich heute finde" eeigenen Nichten und Neffen sowie deren – und landete damit einen Hit: „,Hanni und Nanni' N gingen ab wie eine Rakete." Hier verbanden sich FFreunden um. gewissermaßen zwei Erfolgsgeschichten: Europa „„Wir haben hatte inzwischen reichlich Erfahrung bei Aufbau regelmäßig eine Art und Gestaltung spannender Kinderhörspiele und ß Brainstorming konnte vor allem auf eine Reihe versierter bekannter B gemacht, im Sprecher zurückgreifen, während der Franz Schneider g Garten oderr Verlag treffsicher Themen fand, die für präpubertäre G beim Eisessen", Jungen und Mädchen gerade besonders interessant b ", berichtet sie, „und waren. Zwischen beiden Medienbetrieben entwickelb nd dann habe ich gefragt: ‚Sagt mal, was finte sich sogar eine Freundschaft, und „Onkel Franz" d det ihr denn klasse, was wollt ihr denn Schneider – der Junior inzwischen – gab Europa d hören?' Eines Tages brachte mir ein Freund die Rechte für weitere Produktionen. Damit auch h Sitzt immer noch selbst am Mischpult: meines Neffen, Nikolaus, ein Buch mit: die Jungen Lust aufs Internatleben bekamen, verm Hörspielchefin Heikedine Körting ‚Die drei ??? und der Super-Papagei'. tonte Europa ab 1978 die ebenfalls sehrr ‚D Das musst du unbedingt lesen, sagte er erfolgreiche Schneider-Buch-Reihe um D mir, die ist super, die Serie. Also habe das Burginternat Schreckenstein. Hanni m Hanni und Nanni ich mir das Buch zu Gemüte geführt und Nanni sind übrigens auch heute noch i g rtt Sie waren bereits die Bestseller beim und war auch zu Streichen und guten Taten aufgelegt; u Schneider-Buch-Verlag, als Europa gleich hinge2015 erschien mit „Hanni & Nanni im g 1972 das erste Hörspiel veröffentKinderdorf" die 47. Folge. rrissen – vom lichte. Die Geschichte der zunächst SStoff, von der so hochnäsigen, aber später lieMachart, von it diesen Buchserien wandelte sich M benswerten und mutigen Zwillinge der Spannung, die Hörspiellandschaft grundled ließ eine ganze Mädchengeneration auch gend: Anstelle von Abenteuern, die mit aaber vom Leben im Internat träumen: Sie von der ihren Piraten, Rittern, Indianern oder v zeigten ein Leben fast ohne Erwachsene, in dem die Aufmachung." Mississippi-Tramps in eine ganz andere A Au Mädchen selbst ihre Probleme lösten und sich darum Welt entführten, aber dabei überwiekümmerten, dass sich Neulinge in die Gemeinschaft gend die Geschichten von Erwachsenen atsächlich fielen die Bücher schon einfügten. Hanni und Nanni erleben viele Abenteuer, erzählten, rückten nun Kinder als allein wegen der von der Grafikerin spielen den Lehrerinnen und Mitschülerinnen Streiche, Hauptpersonen in den Vordergrund. Mit Aiga Rasch ungewöhnlich gestalteten Ai feiern sagenhafte Mitternachtspartys und retten ihre einer weiteren Serie Enid Blytons entCover auf: Die dominierende Farbe war Co Freundinnen immer wieder aus der Klemme: Im Internat stand dabei die Blaupause für unzähSchwarz, und selbst das quadratische Sc Lindenhof geht es vor allem um die Werte Freundschaft, lige Kinderteams, die ab sofort alle Farbbild zeigte keinen der Protagonisten, Fa Ehrlichkeit und Gemeinschaft. Geheimnisse der Welt unter die Lupe sondern gab einen ersten Hinweis auf so Zwar schrieb Autorin Enid Blyton selbst nur sechs nehmen und lösen sollten: „Fünf den de Fall. Zudem wurde die Serie von de Bände, gestattete es Schneider-Buch jedoch, eigene Freunde". Hier war Europa allerdings Gruselregisseur Alfred Hitchcock präsenG Gr Geschich ten herauszubringen, die dann von Europa nicht das erste Unternehmen, das sich an tiert, der in den ersten Folgen auch te ti übernommen und fürs Hörspiel bearbeitet wurden. Bei eine Bearbeitung machte: Der ehemalige immer im wieder einmal auftauchte. Das den ersten Abenteuern der beiden Mädchen waren Europa-Regisseur Konrad Halver schuf Rä Rätsel um den geheimnisvollen Supernoch viele bekannte Europa-Sprecher beteiligt; so war das allererste Hörspiel für den TeldecPapagei wurde die erste Folge und leiPap Pa p beispiels weise Hans Paetsch als Erzähler zu hören. Ableger Tom & Della Club, und später ttete te t eine beispiellose Erfolgsserie ein: Foto: © Privatarchiv Heikedine Körting

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Bis heute sind „Die drei ???" die bestverkaufte Hörspielserie aller Zeiten – weltweit.

In den Ferien reisen die Geschwister Julia n, Dick und Anne zu ihrer Cousine Georgina, genannt George, und erleben dabei stets aufregende Dinge. Während Anne dem Klischee des ängstlichen, zurückhaltenden Mädchens entspricht, möchte George am liebsten ein Jung e sein und zieht sich auch so an. Sie ist zudem die Tochter eines berühmten Wissenschaftlers und besitzt vor der englischen Küste eine eigen e Insel, auf der einige der Abenteuer stattfinden. Vor allem aber hat sie einen Hund, den Mischling Timmy, der den vier Kind ern immer wieder dabei hilft, versteckte Geheimtunnel aufzuspüren, Schatzkarten zu finden oder verschwundenen Freunden zu folgen – bis heute erfolgreich und in ganzen 112 Folgen. Nachdem die Buchreihe, die von Enid Blyton begonnen und später von anderen Autoren in ihrem Namen weite rgeschrieben wurde, nicht mehr fortgesetzt wird, produziert Europa eigen e Abenteuer, die allerdings vor der Veröffentlichung vom Enid-Blyto n-Konsortium abgenickt werden müssen: Zu grob oder zu gewalttätig darf es nicht sein. Die ganz besondere Komponente dabe i ist Timmy, der Hund", erklärt " Heikedine Körting, die bei der Serie nicht nur Regie führt, sondern auch für die Geräusche sorgt. Ich habe unen dlich viel mit unserem eigenen Timmy aufgenommen. Als" einmal Kritik kam, dass der Hund sich immer zu ähnlich anhört, habe ich auch einm al einen anderen mit eingemischt, und es kamen jede Menge Protestsch reiben: Das ist ja gar nicht Timmy! Das haben die Hörer sofort bemerkt. rkt."

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as zeichnete sich schon früh ab. „Spätestens 1984 war klar, dass diese Serie ein absoluter Hit wird", sagt Heikedine Körting. Dass die Hörspiele sich so gut verkauften und bald den Büchern den Rang abliefen, war dabei auch auf eine andere Entwicklung zurückzuführen: Anfang der 80er Jahre setzte sich der Walkman durch. Plötzlich hatte jeder die Möglichkeit zum Hören von Cassetten. Überall. Bei Europa behielt man die Niedrigpreispolitik bei und bot auch die Hörspielcassette preiswert an, obwohl die in der Produktion ungleich aufwändiger und teurer war als die LP. Das zahlte sich aus. Das Ermittlertrio aus Rocky Beach war so erfolgreich, dass Europa 1989 mit TKKG zusätzlich ein deutsches Team zur Lösung mysteriöser Fälle in den Ring schickte. Diesmal war auch ein Mädchen dabei – und ein Hund wie bei den Fünf Freunden. ine Weile sah es sogar so aus, als würde TKKG den drei ??? bei den Verkaufszahlen den Rang ablaufen, aber letzten Endes erwiesen sich Justus, Peter und Bob doch als die Detektive mit dem größeren Kult-Potenzial – vielleicht auch dank des höheren Glamourfaktors von Kalifornien, Hitchcock und Fahrten im Rolls-Royce. Zudem sprachen Europas Kinderermittler-Teams unterschiedliche Altersstufen an: Auf Fünf Freunde als Einstiegsdroge für die Sechs- bis Achtjährigen folgte TKKG, die wiederum gut auf die drei ??? vorbereiteten, die auch von Erwachsenen noch gern gehört werden. Kein Wunder, dass bei den Livelesungen der Fragezeichen inzwischen drei Generationen anzutreffen sind: Die Hörer der ersten Folgen bringen ih Kinder Enkel mitt ihre ree K iin nde derr un und d En nke kell mi m ... Heikedine Körting vermutet in diesem Zusammenhang: „Die drei ??? haben vielleicht deswegen den Wettbewerb gewonnen, weil sie mehr im Fantasiebereich angesiedelt sind, weil Irreales und Unwirkliches eine größere Rolle spielen. Bei TKKG ist zudem von Anfang an viel klarer abgegrenzt: Das sind die Guten, das sind die Bösen."

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Heikedine Körting und Produzent Andreas Beurmann

bgesehen davon hat sich bei den Aufnahmen der drei ??? längst gsst eine gst eiine n gewisse gewis ew wiissse Eigendynamik Eiigen nd dyna dy n mi na mik entwickelt, die ihnen ein unverwechselbares Flair verleiht. Die drei Sprecher Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich sind seit über 35 Jahren Justus, Peter und Bob, und Körting gibt gern zu, dass vieles von der Frische und Lockerheit der Dialoge nicht nur auf die guten Autoren zurückzuführen ist, sondern auch auf das Zusammenspiel des bewährten Teams im Studio. Eine Erfolgsgeschichte also, die heute noch genauso begeistert wie am Anfang! Vielleicht ist das aber auch der Philosophie der Regisseurin zu u vverdanken, e da er d nk dank nken ken n die mit mittlerweile 70 noch gern selbst JJahren Ja hren hr en iimmer m Mischpult steht: „Unsere am M Art, Art Ar t, Hörspiele zu machen, ist nicht n ic ‚gelesenes Buch' und ist iis s nicht ‚Fernsehen minus Bild'", sagt sie. „Es ist B eeine eigene Welt. Ohren aauf, Augen zu und Film aab!" Seite

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© Pressefoto

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Buchstaben steDieses Detektivteam – die en und Gaby – ßch hen für Tim, Karl, Klö USA, sondern en fern den ermittelt nicht in ür. Erdacht wurde sozusagen vor der Haust hen Journalisten die Serie vom deutsc ersten TKKGdie Stefan Wolf, der 1979 Jahre später n Zeh e. Bücher veröffentlicht duzierte s in spe" an und prod fi Pro den opa nahm sich Eur " tektive De e 193 Folgen. Die vier seitdem rekordverdächtig und er ühr Anf e Typen: Tim als st sind ganz unterschiedlich son um ht nic der der kluge Kopf, Kampfsportler, Karl als tige lus he, dlic run der Klößchen als Computer" genannt wird, er ein " erte Tierfreundin, die imm agi eng als by Ga Kumpel und n angehimmelt wird. bisschen von den andere g aufIch brauche nur die Zeitun er: Stefan Wolf sagte imm erklärt , te" ich sch Ge e " ich meine neu zuschlagen, dann habe alität Re der von m alle sich vor Heikedine Körting. "Er hat Fall ein r nun ein Bankraub war ode inspirieren lassen, ob das rn." mit vergifteten Gurkengläse

Die drei ???

Die drei Freunde Justus Jonas, Pete r Shaw und Bob Andrews betreiben neben der Schule eine Detektei im fiktiven Ort Rocky Beach in Kalifornien. Klar, dass es in dieser Gegend immer spannende Verbrechen aufzuklären gibt: egal, ob es um verschwundene Filmstars, sprechende Mumien, falsche Boygroups oder Spukinseln geht – die drei ??? übernehmen jeden Fall. Dabei ist angenehmer Grusel gara ntiert, denn nicht selten bekommen die Detektive es mit scheinbar unnatürlic hen Phänomenen zu tun, für die es allerdings meistens ganz irdische Erklä rungen gibt. Dabei ergänzen sich die Drei perfekt: Der hochintelligente, wenn auch etwas besserwisserische Justus verfügt über ein enormes Allge meinwissen, Sportskanone Peter ist der richtige Mann für Verfolgungen und Beschattungen, während der ruhige Bob, zuständig für Archiv und Recherch e, besonnen den Überblick behält. Die drei ??? sind weltweit die erfolgreic hste Hörspielserie aller Zeiten: Über 45 Millionen Tonträger wurden inzwische n verkauft, und die drei Sprecher – Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich – füllen mit Live-Inszenierungen der Hörspiele ganz e Stadien. Jüngst erschien mit der 3-CD-Box Schattenwelt" die 175. Folg e. "

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DISCO Über 70 Jahre Licht aus, Spot an!" "

Von Markus Nöth

Als 1942 in Jazzkellern im besetzten Paris die ersten Swingplatten nach Wahl mehr oder weniger heimlich aufgelegt wurden, ahnte noch keiner, wie sehr sich die discothèque" in den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln würde. " Seit den Anfangstagen hat sich ungemein viel getan, und doch geht es im Grunde immer noch um das eine: Get Up And Boogie" - sei ein Star für eine Nacht! "

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ie Disco – das ultimative Soundmodell – hat ihre Ursprünge im Twist, später folgten dann SoulFunkmusik, bevor nn Soul ul-- un und Fu und Funk n mu nk musik, b es in den 1970er Jahren n sso o „richtig" losging und wilde Partys m mit itt Pop- und Rockmusik gefeiert wururrden. Doch zunächst einmal musste te ein Begriff her für die Nachtclubs, iin n denen die Musik von Schallplatten statt attt von einer Band kam. Die Wahl fiel au auf uf das griechische Wort „discos" („Scheibe") ibe")) und „theke" („Behältnis").

Tanzkapelle live auf der Bühne. Mitte der 1960er Jahre hatte schließlich sogar der Duden das Wort „Diskothek" in seinen Bestand aufgenommen. Die Disco war etabliert, in den USA gab es beispielsweise bereits 5000 Clubs, die diesen Namen verdienten.

ie Renaissance der Discotheken fand in den 1970er Jahren statt und ging im Grunde von Afro-Amerikanern und Schwulen aus. Nachdem 1969 das Tanzverbot für gleichgeschlechtliche Paare aufgehoben worden war, entwickelte sich ein neues Selbstbewusstsein in der homosexuellen ie gewagte neue Idee internationaliStudio 54 - Headquarter Of The World Szene. In zahlreichen Bars und Clubs wurde sierte sich langsam, aber stetig: Nach Discotheque Movement damit begonnen, Nonstopmusik von der Paris war London die zweite Stadt, in der Schallplatte aufzulegen. Der Grundstein für einen regelrechten Tanzkult sich direkt nach dem Krieg erste Clubs entwickelten, wo zur Musik war gelegt. Und dieser sollte fortan sowohl die einfachen Privatclubs wie von Schallplatten getanzt wurde. In London wuchs eine größtenteils die teuren Schickeria-Etablissements erfassen. illegale Jazzszene heran, die sich spontan in Kellern und Abbruchgebäuden traf. In den USA hingegen entstanden in den 1950ern so genannte Platterine der wohl bekanntesten Discotheken dieser Zeit Partys, bei denen DJs in der Öffentlichkeit Musik war das Studio 54 in New York. Dieser einmalige auflegten und damit die Menschen begeisterten. Tanztempel lag an der 54th Street in Manhattan und nahm eine Schlüsselposition in der Disco-Szene ein. Das „Headquarter Of The World Discotheque Movement" 959 erreichte die Disco dann auch Deutschland: Am hatte 40 Tanzflächen und bot Platz für über 1100 15. Mai besagten Jahres eröffnete der Ocambo-Club Tanzwütige gleichzeitig! Allein die Lichtanlage soll in Osnabrück. Und auch hier gelang es, die Illusion zu mehr als 250.000 US-Dollar gekostet haben – für erzeugen, die Plattenspielermusik stamme von einer

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heutigen Zeit wird die Discokugel hingegen nur noch selten eingesetzt. Moderne Techniken wie Laser haben die alte Kultkugel abgelöst. Nicht so jedoch in meinem Wohnzimmer – denn die Lichtreflexe meiner „alten" Discokugel sind (angestrahlt von einem Diaprojektor) immer noch einmalig!

damalige Verhältnisse ein Vermögen. Aber es sollte sich lohnen, denn das Studio 54 setzte lange Zeit Maßstäbe unter den DiscoTempeln. Jeder tanzte mit jedem, Männer mit Männern, Mädchen gerne oben ohne, Transvestiten auf Rollschuhen, Diana Ross mit Liza Minnelli. 1978 ließ es sich Bianca Jagger nicht nehmen und ritt – wie selbstverständlich – auf einem weißen Pferd direkt auf die Tanzfläche.

nfang der 1980er Jahre geriet die Stilrichtung der Discomusik erneut in Bewegung: Es kamen immer mehr elektronische Instrumente zum Einsatz. Steve Strange ist der Pionier der New-Romantic-Welle als Teil des New Wave. Strange begann seine Karriere als Türsteher in David Bowies Disco Blitz in London. Und er wählte Abend für Abend diejenigen aus, welche in seinen Augen „weird and wonderful" genug waren, um Glanz in den Club zu bringen. So wurde jeder Gast zur Diva, und „seine" Disco gelangte weit über London hinaus zu großem Ruhm in der Szene. Spätere Popstars wie Boy George oder die Jungs von Spandau Ballet gaben sich hier die Klinke in die Hand. Unsterblich machte sich Strange jedoch mit seiner Band Visage und dem Discoknaller „Fade To Grey", den ich noch heute täglich hören könnte – und das 34 Jahre nach seiner Veröffentlichung!

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ie Beliebtheit der Discomusik gipfelte 1977 in dem Kinoklassiker „Saturday Night Fever". Die Filmhandlung entsprach so ganz dem Wunsch der damaligen Discogeneration, einmal aus dem tristen Alltagsleben auszubrechen, getreu dem Slogan: „Sei ein Star für eine Nacht!" John Travolta verkörperte bei seinem SoloAuftritt, worauf es auch heute noch ankommt – nämlich Beweglichkeit, Ausstrahlung, Rhythmusgefühl und jede Menge Selbstbewusstsein. Zu den legendären Discoklassikern gehörten aber auch Filme wie „Grease" (1978), „Flashdance" (1983) und natürlich „Dirty Dancing" (1987) mit einem der ganz großen Discohits: „Time Of My Life".

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propos Film und TV: Das ZDF produzierte von 1971 bis 1982 eine gleichnamige TV-Sendung mit Ilja Richter. „Disco" brachte Live- und Playbackauftritte von damals aktuellen Interpreten sowie Videos von Bands, die nicht kommen wollten oder konnten. Von 1978 an gehörte ich mit kindlichen acht Jahren bereits schon Ilja Richter zum Zuschauerstamm und verpasste keine Folge, wenn Richter pünktlich jeden Montagabend um 19.30 Uhr ins Mikro schrie: „Licht aus, Spot an!"

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Donna Summer n den späten 80er Jahren wurde der Ton dann deutlich härter, und in England entstanden die Anfänge des Rave. Elektronische, monotone Beats (120 bis 130 Taktschläge/Min.), zu denen man sich in Ekstase tanzen konnte. Entstanden aus der Acid-House-Szene, setzte sich diese neue Musik auch bald in vielen Discos dauerhaft durch. Im Rahmen von House, Techno und HipHop veränderte sich aber auch das Setting von Discotheken zunehmend. Der DJ legte fortan nicht mehr nur einfach die Platten auf, sondern mischte sie gekonnt miteinander. Durch die Überlagerung der Songs, die Manipulation der Geschwindigkeit (Pitchbending) und das Scratching wurden neue Klangcollagen geschaffen. Im HipHop-Bereich wurden diese noch vom Sprechgesang (Rap) der MCs überlagert. Der DJ mutierte – mal wieder – zum Star, da er die Stücke so ineinandermischte, dass sie die ganze Nacht hindurch zu einem einzigen langen Soundteppich verschmolzen.

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ber auch ohne die Unterstützung der Filmleinwand brachten die 1970er Jahre zahlreiche Stars und Sternchen hervor, die zu den Legenden der Disco-Musik gehören. Gloria Gaynors "Never Can Say Goodbye”, George McCraes "Rock Your Baby” und Barry Whites "Love's Theme” machten hier 1974 den Anfang. 1975 hatten Silver Convention mit "Fly, Robin, Fly" einen Welthit und prägten fortan den neuen Begriff des Eurodisco. Die als Discoqueen vergötterte Donna Summer legte sich ebenfalls ab 1975 mächtig ins Zeug und produzierte zahlreiche Hits: "Love To Love You Baby", "I Feel Love" und "She Works Hard For The Money" ließen die Kassen klingeln. Summa summarum verkaufte allein Donna Summer insgesamt rund 130 Millionen Schallplatten. Ab 1978 gesellte sich dann noch eine zweite Discoqueen dazu: Amanda Lear. Sie war mit ihrer rauchigen Stimme und dem unverwechselbaren exotischen Aussehen nicht nur auf den Plattentellern der Discotheken heißbegehrt. Silver Convention

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in wichtiges Utensil jeder Disco ist natürlich die Discokugel. Deren Prinzip ist bereits mehrere tausend Jahre alt und reicht ins ferne China zurück. Die Chinesen nutzten schon früh die Effekte des Spiegels aus, und so wurden Kugeln mit kleinen Splittern verziert. Mit einem Faden an der Decke aufgehängt, entstanden im Schein einer Kerze geniale Lichtreflexe. Die elektrische Version, wie man sie aus der Disco kennt, wurde dann später daraus abgeleitet. Die Discokugel ist also quasi eine Weiterentwicklung von uralten Bräuchen und Traditionen. In der

© Pressefotos

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Gloria Gaynor

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nd wohin geht der Trend heute? „Silent Disco", auch „Stille Disco" oder „Kopfhörer-Party" genannt, ist der wohl neueste Discotrend. Anstelle des altbekannten Lautsprechersystems wird die Musik über einen FM-Transmitter auf die drahtlosen Kopfhörer der Teilnehmer gesendet. Das Partyvolk hat dabei die Wahl zwischen mindestens zwei verschiedenen DJs bzw. Liedern. So kann jeder das hören, was ihm gerade gefällt. Und nimmt man einmal seinen Kopfhörer ab, ist alles schön ruhig, und man kann sich – endlich auch mal in der Disco – angenehm unterhalten.

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uch mit über 70 Jahren auf dem Buckel ist die Disco also immer noch quicklebendig – und sie wird Kult bleiben. Denn der Tanz in der Disco war und ist die coole Art, Kontakt mit dem anderen Geschlecht aufzunehmen, sich körperlich abzureagieren (und dabei mehr Kalorien zu verbrauchen als bei einer Stunde Sport), einfach Spaß zu haben und die Welt draußen etwas zu vergessen. Und außerdem kann man sich klamottentechnisch hier gerne mal etwas weiter aus dem Fenster lehnen und mutig in die Farb- und Klamottenkiste greifen: Es ist schließlich alles gerade (Disco-)Mode, was gefällt!

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50 Jahre – Siggi, der Westgermane

wischen Oktober 1964 und August 1966 publizierte Rolf Kauka 69 Ausgaben von „Lupo-modern". Lupo modern . Das Magazin bot Artikel über die zu der Zeit sich etablierende Popmusik und, neben diversen Eigenkreationen wie „Lupo", neue, aufregende Comics, die als Lizenzmaterial bei den frankobelgischen Journalen „Spirou" und „Pilote" eingekauft wurden. Zum Abdruck kamen Serien wie „Spirou" (seinerzeit als „Pit und Pikkolo"), „Boule & Bill" (als „Schnieff und Schnuff"), „Tanguy Miki"), T & LLaverdure d ((als l „Rolf R lf und d Miki") „Lucky Luke" und „Asterix", die heute ausnahmslos Kult-Status genießen.

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Was Asterix und Obelix anbelangt: Die wurden beim Grenzübertritt in Siggi und von Galliern in Westgermanen verwangg und Babarras umgetauft g delt. Im ersten Abenteuer „Siggi d und die goldene Sichel",, das u im Frühjahr i 1965 startete, hieß es zur h Einführung: „So um die „ Zeitenwende Z herum müsh sen sich die s Germanen verG gegen z Aus Lupo Lupo-modern" modern" 15/1965: Albert Uderzo am zweifelt " Zeichentisch; das Gesicht von René Goscinny ver- u n g e b e t e n e Gäste aus barg eine Babarras-Illustration. allen Himmelsrichtungen wehren. Bis auf die kleine Fliehburg Bonnhalla am rechten Ufer des Rheins ist ganz Germanien besetzt. Dort hat sich ein Häuflein aufrechter Krieger gegen die erdrückende Übermacht der d Feinde F i d eingei e igelt ..." Neben Siggi und „Blutsbruder" Babarras, der, „wie andere einen Schuldkomplex, stets einen riesigen Findling mit sich herumschleppt", agierten die drei anderen Hauptfiguren – Druide, Barde und Häuptling – als Konradin, Parlamet und Hein-Mark. Ersterer galt als „weitsichtiger Hexenmeister"; Parlamet wünschte sich Übersetzer Rolf Kauka als schweigsamen Zeitgenossen, denn „nur ein stummer Parlamet ist ein guter Parlamet, ansonsten aber lästig"; über den Dritten im Bunde Seite

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hieß es: „geachtet von seinen Untertanen, wird immer wiedergewählt". Markige Formulierungen, angeregt durch den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer und die Versammlung der in einer Demokratie durch Wahlen bestimmten Vertreter: das Parlament. Während die Zeichnungen von Albertt Uderzo nur vereinzelte vereinzeel Retuschen erfuhren, geriet die Textbearbeitung derart zurr Textbe völligen Verzerrung v g des von Renéé d Goscinny ausgearbei-G teten Inhalts. Die gal-t lische Widerstandskraft li ft gegen die römisch he Invasoren wurdee römischen er umgemünzt in die Auflehnung der it franz ffranzösischem, öi h li h Germanen gegen ihre Besatzer, die mit englischem u und russischem Akzent ssprachen. Mit Dialogen w wie „Nun, Franz-Josef, w wie heißt es: Wer A ssagt, muss auch ...?" „... „ tom sagen!" oder „Ist endlich wieder „ Krieg?" wurde das K vvon der Konfrontation zzwischen Kapitalismus und Kommunismus u bestimmte Weltgeb reaktionär sschehen „„heruntergemacht". Ziemlich derb ging es Z vor allem der G Geschichte die Ost Ostgoten" zur Sache, die ll iin d hi ht „Siggi Si i und d di 1965 in den Nummern 27 bis 37 von „Lupo-modern" zum Abdruck kam und als innerdeutsches Possenspiel aufgetischt wurde: Die Gallier wurden da zu Westgoten und „Kapitalistenstrolchen", während der ostgotische Führer und Genosse Hullberick (eine Anspielung auf den damaligen Vorsitzenden des Staatsrats der DDR, Walter Ulbricht) in roten Schriftzeichen Sächsisch schwatzte. Vier „Siggi"V Episoden lang E ging diese g SSchnapsidee gut – die, wie das vviele Briefe an die Redaktion von d „„Lupo-modern" belegten, den b LLesern durchaus gefiel –, ehe die g Autoren Goscinny/ A Uderzo gegen U die offensichtlid cche Verfälschung ihrer Schöpf Schöpfung Ei Einspruch Nach ih h erhoben. hobe N h „Siggi Siggi und die goldene Sichel", „Kampf um Rom", „Siggi und die Ostgoten" und „Siggi der Unverwüstliche" – was den ersten vier Originalbänden in Frankreich entsprach – entzogen sie Rolf Kauka per Gerichtsbeschluss das Nachdruckrecht. Eineinhalb Jahre später veröffentlichte dann Ehapa das erste Abenteuer von „Asterix" in einer angemessenen Übertragung im Magazin „MV Comix", womit eine Erfolgsgeschichte begann, die bis heute anhält ... Horst Berner

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Abb.: © Your Family Entertainment AG © Les Éditions Albert René

Am 22. Oktober 2015 erscheint der neue, mittlerweile 37. Asterix"" Band mit dem Titel Der Papyrus des Cäsar", das zweite Abenteuer in " der Serie von Autor Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad. Doch wer erinnert sich noch an den allerersten Auftritt des berühmten Galliers in deutschen Landen? Der fand vor 50 Jahren in Lupo-modern" " unter kuriosen Umständen statt, denn der pfiffige Widerständler hieß gg und war ausgerechnet g damals Siggi" Germane … "


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den ab 15.10. je ro r auf RTL Nit h U 5 .1 0 2 b a


ASTERIX® - OBELIX® / 2015 LES ÉDITIONS ALBERT RENÉ / GOSCINNY – UDERZO


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