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Vernetztes Gesundheitswesen
Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz stellt die Bundesregierung endlich auch im Gesundheitswesen die Weichen entschlossen in Richtung Digitalisierung. Thilo Mahr, Market Access Manager Digital Services bei Siemens Healthineers, erläutert, wie das Unternehmen Kliniken und Anbieter digitaler Mehrwertdienste verbinden möchte.
Das Ziel der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist klar: Versicherte beziehungsweise Patienten sollen in den Mittelpunkt der Versorgung rücken, um die Prävention, die Diagnose und die Behandlung zu verbessern. Mit dem 2020 verabschiedeten Krankenhauszukunftsgesetz sollen Investitionen gefördert werden, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Das Fördervolumen des Bundes beträgt 3 Milliarden Euro, das der Länder 1,3 Milliarden Euro. Damit werden insgesamt 4,3 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, um Projekte elf unterschiedlicher so genannter „Förderfähiger Vorhaben“ zu finanzieren. Die Radiologie ist womöglich von fünf dieser elf förderfähigen Vor haben betroffen:
◾ Patientenportale
◾ Entscheidungsunterstützungssysteme
◾ Digitale Leistungsanforderung
◾ Cloud-Computing
◾ Telemedizinische Netzwerkinfrastrukturen
Thilo Mahr erklärt: „Während die Einführung einer elektronischenPatientenakte in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenist, gibt es noch keine auf internationalen Standardsberuhende deutschlandweite Lösung für die Vernetzung vonLeistungserbringern, Patienten und Krankenversicherungen.“Stattdessen sind bereits mehrere – und je nach Anwendungsfallunterschiedlich ausgerichtete – digitale Aktenlösungen(eGAs, eFAs, ePAs etc.) im Einsatz.
Basis und Mehrwertdienste
Auch wenn die interdisziplinäre Vernetzung noch nicht überallgang und gäbe ist, erscheint es mehr als sinnvoll, sich bereitsjetzt um die (inter-) sektorale Vernetzung zu kümmern. Derdigitale Wandel, bei dem Leistungen unter Einbeziehung vonMehrwertdienstanbietern zukünftig zum Beispiel als Abonnements(Subscription Services) gebucht werden könnten, setztdie sichere Kommunikation beider Seiten voraus. Aber nicht
nur die digitalen Mehrwertdienste müssen irgendwie zur Klinikgelangen, die Kliniken müssen künftig ebenfalls Daten sicherin die diversen Gesundheitsakten und insbesondere der ePAder Gematik übertragen können.
„Aus Sicht der Leistungserbringer und Versicherten ist diederzeitige Situation in ihrer Heterogenität und Inkompatibilität nicht optimal. Leistungserbringer müssten im Grunde für dieTeilnahme an jeder Aktenlösung oder die Nutzung von Mehrwertdienstenjeweils eigene Konnektoren beziehungsweiseSchnittstellen vorsehen“, so Thilo Mahr. Die Herausforderungbesteht für ihn darin, dass diese existierenden digitalenAkten nur dann von Nutzen sind, wenn die Patienteninformationenmöglichst vollständig und aktuell für alle entsprechendberechtigten Akteure verfügbar sind.
Für die Umsetzung des grundsätz lichen Bedarfs an interdisziplinärenund intersektoralen Datentransfers stellt SiemensHealthineers zukünftig die Teamplay Digital Health Platform connect (TDHPc connect) zur Verfügung. Die auf den StandardsIHE, HL7 und FHIR (gesprochen: fire) basierende Plattformlösungverbindet sich über Softwarekonnektoren auf der einenSeite mit den Kliniken und auf der anderen Seite mit angebundenenDiensten und Anwendungen.

Thilo Mahr, Market Access Manager Digital Services bei Siemens Healthineers
Durch das offene Konzept dieser Plattform werden dieAnbindungsaufwände auf Seiten der Leistungserbringerminimiert, indem sie ihnen über eine einzige Schnittstelleermöglicht, ein breites Spektrum digitaler Aktensystemen zunutzen sowie am einfachen Datenaustausch in instituts- undsektorübergreifenden Behandlungsszenarien teilzunehmen.Dabei kommen international etablierte Standards wie IHE, HL7 FHIR, HL7 und CDA zum Einsatz.
Zuweiser- und Patientenportale realisieren
Aus Sicherheitsgründen verteilt Siemens Healthineers die Gesundheitsplattform auf zwei Rechenzentren. Während Siemens Healthineers in Rechenzentrum 1 das Patientenregister betreibt, hostet IBM Rechenzentrum 2 mit dem Dokumentenindex (siehe Grafik). Diese Verteilung sorgt für Datensicherheit, da für eine erfolgreiche Informationsübermittlung immer die Kombination aus Patientenregister und Dokumentenindex benötigt wird.
Die Softwarekonnektoren, die zur Teilnahme an der Plattform in den Kliniken zu installieren sind, stellen die Verbindung der Teamplay Digital Health Platform connect mit den lokalen Systemen – den Krankenhaus- beziehungsweise Abteilungsinformationssystemen – her. Über den Konnektor und die Plattform soll es zum Beispiel zukünftig möglich sein, dass die Radiologie bei Anbietern von Mehrwertdiensten beispiels-
weise KI-Software bereitgestellt bekommt. Der KI-Anbieterkönnte anschließend über das Netzwerk die Software liefern(zu neudeutsch: deployen) und – soweit technisch möglich –über das Netzwerk für die Systemintegration sorgen.
Aber auch Patienten- und Zuweiserportale lassen sichüber das Plattformkonzept einfacher realisieren, indem derZugriff auf Patientendaten über unterschiedliche Autorisierungsebenengesteuert wird. Über Rollenbezeichungenkönnen Zugriffsrechte klar definiert werden, sodass derPatient individuell unterschiedlichen Kliniken oder Praxenerlaubt, seine Akte einzusehen. Dabei verbleiben sämtlicheDokumente und Benutzerdaten beim Leistungserbringerund das Datenschutzkonzept beinhaltet eine Löschfunktionnach DSGVO, sobald die Einwilligung zurückgezogen wird.
Überregional und kompatibel
Das Leistungsspektrum der Plattform umfasst somit integrierteBasisdienste und optionale Mehrwertdienste.Der Basisdienst der TDHPc schließt bereits eine umfangreicheFunktionalität, die allen angebundenen Leistungserbringernzur Verfügung stehen, ein. Dazu gehören:EHR Browser, Einwilligungsmanagement, Protokollierung,E2E-Verschlüsselungund Berechtigungsmanagement sowieoptional das Health Data Repository (FHIR). Außerdem wirddie Einbindung und Nutzung bestehender Dienste – wiezum Beispiel die Telematikinfrastruktur – rasch angestrebt.Mit der Teamplay Digital Health Platform connect bietetSiemens Healthineers eine standardisierte Vernetzungslösung,die beim einrichtungsübergreifenden Informationsaustauschund der Anbindung multipler Aktenlösungen den-Austausch von Patientendaten vereinfacht und Aufwändereduziert.
Zudem unterstützt die Lösung perspektivisch bei derobligatorischen Anbindung an die ePA (gemäß gematikSpezifikation). Mehrwertdienste von Siemens Healthineersund Partnern steigern die Effizienz, optimieren Prozesse und interagieren mit Patienten. Digitale Services sorgen also auch dafür, die Attraktivität des Leistungserbringers bei den Patienten zu steigern.
Durch die Plattform sollen Leistungserbringer zukünftig nicht nur von den bereits international erfolgreichen Siemens Healthineers-Lösungen (wie etwa dem Patientenoder Ärzteportal sowie der Lösung für Telekonsultation) profitieren können, sondern perspektivisch auch von Angeboten Dritter, die ihre Dienste als sogenannte Mehrwertdienste zur Verfügung stellen.
www.siemens-healthineers.com/de
Bedeutung von Mehrwertdiensten
Die von Siemens Healthineers derzeit für die Plattform angebotenen Mehrwertdienste sind:
▪ Ärzteportal: Zugang zu Patientendaten und zur Kommunikationsplattform mit den Modulen
– Patienten Chart: Kompakte, konfigurierbare Übersichtsdarstellung über medizinische Daten eines Patienten
– Gerichteter Befundversand: Tool zum digitalen Versenden von Befunden an involvierte Experten
– Überweisung: Digitales Zu- und Überweisungstool zur effizienten Übermittlung von Informationen an Weiterbehandler
– Darstellung Laborwerte: Anpassbare Darstellung aller Laborwerte mit Hervorhebung kritischer Werte
▪ Patientenportal: Patientenzugang zu Gesundheitsdaten und -akten
▪ Telekonsultation: Effizientes Kommunikationstool für institutsü bergreifende Kollaboration
▪ Klinische Konferenzen: Planungs- und Dokumentationstool zur Organisation und Durchführung klinischer Konferenzen
▪ Virtuelle Visite: Virtuelle Ambulanzen für Patienten