GeWitter 1997-2

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Fächerbündel UniStG GEWI-Bilanz ÖH Wahlen ´97

P.b.b. Erscheinungsort Graz Verlagspostamt 8010 • Gewitter 2/97


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die seite drei

Inhalt

editorial

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BILANZ DER FAKULTÄTS VERTRETUNG GEWI 1995 - 1997 4 Auf die Gewi-Stimmen kommt es an!

Helmut Strobl Productions präsentiert eine Stefan Karner™-Show

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Gen - Technokratie

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Bulgarien nach den Wahlen

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minor Jazz

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In der Wurstfabrik

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Afrika-Filmwoche

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nachruf

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Kampf dem Uni Bürokratismus

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Impressum

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Wehrmachtsausstellung

Das Scheitern eines multikulturellen Experiments

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DIE MAUS

Sonderbeilage: ab Seite 13

Schnellkurs für Neu- und Altwähler/innen ......................... 14 Alternative Basisliste / GRAS ................... 15 AG-GEWI .................................................. 16 Fachschaftsliste GEWI ............................. 17 LSF ........................................................... 18 Mit Linx/KSV ............................................. 19 LUST ......................................................... 20 VSStÖ ....................................................... 21 Institutsgruppe Germanistik ...................... 22 Die Studienrichtungsvertretung Anglistik/Amerikanistik .............................. 22 Studienrichtungsvertretung Klassische Philologie ................................ 23 Institutsgruppe Geschichte ....................... 23 Studienrichtungsvertretung Dolmetsch .... 24 Institutsgruppe Pädagogik ........................ 25 Hallo PPP- Studierende! .......................... 26 Studienrichtungsvertretung Volkskunde - Ethnologia Europeae .......... 27 Studienrichtungsvertretung Philosophie ............................................... 27 Demokratische Mindeststandards ............ 28 Gerüchteköche und Optimisten ................ 28

Mai 1997

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Fächerbündel nach dem neuen UniStG 7

ÖH Wahl 13. bis 15. Mai

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„Wohltaten der Wehrmacht”

RICHTIGSTELLUNG Wichtig für alle Fächerbündel-Studierenden 6

UniStG und Studiengestaltung macht kaputt was euch kaputt lacht

Lausch, Krabbel und Kriech

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§ 8. Farbe der Dienstuniform. (1) Die Farbe der normalen Dienstuniform ist eisengrau (genannt gendarmeriegrau). (2) Die Farbe der Aufschläge, Parolis, Lampassen und Passepoils ist krapprot. § 10. Erhaltungszustand. Die Uniformen müssen stets in gutem und brauchbarem, einen gefälligen Eindruck erweckenden Zustand sein und sind - wenn sie unbrauchbar geworden - durch neue oder noch brauchbare Sorten zu ersetzen. Eine Sorte ist dann als unbrauchbar anzusehen, wenn sie sich in einem derartige Zustande befindet, daß sie ohne Schädigung des Standesansehens nicht mehr getragen werden kann. § 11. Saubere, nette Adjustierung. Sauberkeit und Nettigkeit in der Bekleidung sowie gepflegtes körperliches Aussehen überhaupt müssen die Gendarmeriebeamten auszeichnen. In bezug auf Adjustierung muß ein tadelloser Gesamteindruck zur Wahrung des Ansehens des Gendarmeriekorps von jedem einzelnen Gendarmeriebeamten unbedingt gefordert werden. Eure Phallitätsverkleidung

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gewi-bilanz

BILANZ DER FAKULTÄTS GEWI 1995 - 1997 vorgestellt von

Obwohl sich auf der geisteswissenschaftlichen Fakultät viele Fraktionen mit den unterschiedlichsten Zielen und Vorstellungen tummeln, herrscht in den meisten Sachfragen dennoch Einigkeit. Aus diesem Grund war nach den letzten ÖH-Wahlen ein formales Koalitionsübereinkommen unnötig. Die FV GEWI versteht sich seit jeher als offene Fakultätsvertretung, in der alle, die sich engagieren wollen, willkommen sind - ob sie nun einer Fraktion angehören oder nicht.

Georg Fuchs, Vorsitzender der FV GEWI, Alternative Basisliste / GRAS

Andreas R. Peternell, stellvertretender Vorsitzender der FV GEWI, Fachschaftsliste GEWI

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A propos Fraktionen: In den vergangenen beiden Jahren waren beinahe alle gewählten Fraktionen mehr oder weniger an der Arbeit der FV GEWI beteiligt. Eine Ausnahme stellte - wie gewohnt - die ÖVP-nahe Fraktion „AktionsGemeinschaft Studentenforum” dar, die sich trotz ihrer immerhin 539 Stimmen, die sie bei den letzten ÖH-Wahlen erhalten hatte, kein einziges Mal blicken ließ, nicht einmal bei den gesetzlich vorgeschriebenen Sitzungen der Fakultätsvertretung. Schon seit mehreren Jahren fällt die Hauptlast der anfallenden Arbeit an unserer Fakultät auf die Alternative Basisliste / GRAS und die Fachschaftsliste GEWI.

UNSERE ARBEITSSCHWERPUNKTE Studienreform: Zum vieldiskutierten Universitätsstudiengesetz (UniStG) erarbeiteten wir in Zusammenarbeit mit vielen Studienrichtungsvertretungen eine ausführliche Stellungnahme und einen Alternativentwurf, der in dieser Zeitung publiziert wurde und im GEWI-Zimmer jederzeit eingesehen werden kann. Die Schwerpunkte liegen dabei auf einem interdisziplinären Grundlagenstudium mit individueller Schwerpunktsetzung. Obwohl die endgültige UniStG-Fassung in vielen Punkten äußerst fragwürdig ist, konnten einige Paragraphen, die besonders die geisteswissenschaftliche Fakultät betreffen, auf unseren Vorschlag hin verändert werden.

Service und Beratung ■ In den vergangenen 2 Jahren konnten wir das Angebot an Informationsbroschüren in Zusammenarbeit mit den Studienrichtungsvertretungen wesentlich ausbauen und können diese nun für fast alle GEWI-Studienrichtungen anbieten. Daneben gibt es nach wie vor den GEWIStudienleitfaden mit allgemeinen Informationen zum GEWI-Studium. ■ Gleichzeitig wurde das Skriptenabgebot - sofern dies auf unserer Fakultät aufgrund häufig wechselnder Lehrver-

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gewi-bilanz

VERTRETUNG Auf die Gewi-Stimmen kommt es an! anstaltungen überhaupt möglich ist - stark erweitert. Für einige Studienrichtungen liegen seit Mitte 1996 auch Prüfungsfragen auf. ■ Als einzige Fakultätsvertretung bieten wir nicht nur während des Semesters, sondern auch während der gesamten Sommerferien täglich Beratung an. ■ Daneben sind wir auch bei der Maturant/innen/ beratung, der Inskriptionsberatung und während der Einführungswochen präsent. ■ Damit die GEWI-spezifischen Informationen auch regelmäßig bei den Studierenden ankommen, geben wir die Zeitschrift GEWITTER heraus, die sich aber auch mit kulturellen und politischen Themen befaßt.

Vertretungsarbeit: An der geisteswissenschaftlichen Fakultät gibt es eine Vielzahl an Kommissionen, in denen wir die Anliegen der Studierenden vertreten, z.B. Berufungskommissionen, in denen über die Besetzung von Lehrstühlen entschieden wird. Ein Großteil dieser Vertretungstätigkeit wird an unserer Fakultät von nicht fraktionierten Studierenden (insgesamt über 100) erledigt.

Weitere Schwerpunkte der FV GEWI: Neben Podiumsdiskussionen zu aktuellen Anlässen (zuletzt zum UniStG) und der Mitarbeit an diversen ÖH-Publikationen veranstalten wir jedes Jahr das GEWI-Sommerfest. Für das nächste Studienjahr ist ein Symposion zur Zukunft der Kultur- und Geisteswissenschaften geplant, zu dem bereits wissenschaftliche Vorarbeit geleistet wurde. Ab Herbst wird allen Internetbenützer/inne/n eine umfangreiche und überarbeitete GEWIHomepage mit allen studienrelevanten Informationen (Studienpläne, Gesetzesnovellen, Tips...) zur Verfügung stehen.

ÖH-Arbeit ist ehrenamtlich: entgegen anderslautenden Gerüchten ist die Arbeit an der ÖH ehrenamtlich und daher unbezahlt. Das ÖH-Gesetz sieht zwar für den/die Vorsitzende/n einer Fakultätsvertretung und seine/ihre Stellvertreter/innen eine Aufwandsentschädigung zwischen 1.000 und 2.000 öS im Monat vor, an der GEWI wird dieses Geld jedoch gemäß einer alten Tradition unter all jenen, die Beratungen durchführen, aufgeteilt.

Mai 1997

Vom 13. bis 15. Mai finden die ÖH-Wahlen statt. Nichts Neues? Diesmal schon! Und gerade für uns GeisteswissenschaftlerInnen! Die Sparpläne der Regierung treffen die geisteswissenschaftliche Fakultät besonders hart. Das Universitätsstudiengesetz enthält für GewiStudierende die meisten Verschlechterungen, in Frage gestellt werden momentan in erster Linie die geisteswissenschaftlichen Studien. Wenn wir uns nicht selbst um unsere Anliegen kümmern, kümmert sich niemand darum! Die beiden letzten Jahren haben eines gezeigt: Als es darum ging, mit Erfolg die massivsten Verschlechterungen durch das neue Universitätsstudiengesetz zu verhindern, als es darum ging, gegen Einsparungen an der gewiFakultät Druck zu machen, als es darum ging, dem Minister den Zweck von geisteswissenschaftlichen Instituten zu vermitteln - da standen wir alleine da. Studierendenfraktionen, die sonst wortgewandt von Service reden, rührten keinen Finger beim Studiengesetz, während Gewi-Leute sich noch um Interventionen in letzter Minute bemühten. Angelegenheiten der Geisteswissenschaften sind nicht unsere Sache, gaben uns selbst die KollegInnen der HochschülerInnenschaft zu verstehen. Daher müssen

diese Angelegenheiten wirklich unsere eigene Sache werden! Wenn schon die gegenwärtige Regierungspolitik gegen die Gewi-Fakultät und ihre Studierenden läuft, dann dürfen wir uns in der Vertretung nicht auch noch an den Rand drängen lassen. Die traditionell bei den Geisteswissenschaften unterdurchschnittlich niedrige Wahlbeteiligung können wir uns dieses Jahr nicht mehr leisten. Für viele Beamte im Ministerium und für bestimmte VertreterInnen der Universitäten würde eine niedrige Wahlbeteiligung genau das bestätigen, was sie schon immer glauben wollten: Die Geisteswissenschaften, das ist eine Nebensache. So einfach machen wir es niemandem! Jetzt brauchen wir mit starker Beteiligung gewählte Studierendenvertretungen an unserer Fakultät. Nur darauf werden wir uns stützen können. Auf jede Eurer Stimmen kommt es diesmal an. für die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften: Ines Aftenberger Georg Fuchs Gudrun Haberl Alternative Basisliste/GRAS Andreas R. Peternell Fachschaftsliste GEWI Elke Murlasits VSStÖ

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fächerbündel

RICHTIGSTELLUNG Wichtig für alle Fächerbündel-Studierenden In der Wahlkampfaussendung „Liberty” des „Liberalen Studentinnen und Studentenforums” hieß es kürzlich unter dem Titel „Achtung, FächerbündlerInnen” das neue Universitätsstudiengesetz (UniStG) bedeute das Ende der Fächerbündel („das individuelle Fächerbündel ist dann Geschichte” u.ä.) und es sei unsicher, ob im kommenden Herbst ein Fächerbündel überhaupt noch inskribiert werden könnte. Bitte keine Panik! Diese Informationen stimmen nicht! Aufgrund mehrerer beunruhigter Anfragen stellt die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften richtig:

Grundsätzlich: Die Fakultätsvertretung hat mit der Aussendung

„Liberty” nichts zu tun und wurde auch nicht um Informationen zu diesem Punkt gefragt. 1) Wann wird das UniStG wirklich umgesetzt? Im kommenden Herbst wird sich aller Voraussicht nach noch gar nichts ändern, da das Universitätsstudiengesetz zwar formal mit August 97 in Kraft tritt, für die einzelnen Studierenden aber erst tatsächlich gültig wird, wenn die jeweilige Studienrichtung ihren Studienplan auf UniStG-Norm umgestellt hat. Diese Umstellung aller geisteswissenschaftlichen Studienpläne hat bis 2002 zu geschehen, ab der Änderung habt ihr noch die Mindeststudienzeit plus 1 Semester Zeit, um Euer Studium nach altem Plan zu beenden.

2) Wie sieht ein geisteswissenschaftliches Studium nach UniStG aus? Nach UniStG besteht ein geisteswissenschaftliches Studium künftig aus einer Hauptstudienrichtung (analog zur jetzigen 1. Studienrichtung) mit einer Kombination „freier Wahlfächer” (analog zur jetzigen Fächerkombination) im Ausmaß von 40% bis 50% der Gesamtsstundenanzahl. 3) Achtung wer? FächerbündlerInnen? Für FächerbündlerInnen wird sich somit kaum etwas ändern, da Ihr praktisch schon UniStG-gemäß studiert. Möglich, daß im schlimmsten Fall einige bürokratische oder formale Hürden dazukommen, aber inhaltlich ist die jetzt gewählte Fächerkombination in keiner Weise gefährdet. Das Fächerbündel wird zwar künftig unter „Kombination freier Wahlfächer” firmieren und eventuell anders beantragt werden müssen, aber es existiert entgegen den Aussagen des „Liberty” auch nach dem Inkraftreten des UniStG weiter: nämlich als die ab dann übliche Form eines geisteswissenschaftlichen Studiums. 4) Achtung, Studierende der Kombinationsstudien Jene Studierende, die mitten in einem Kombinationsstudium stehen und ein solches auch abschließen wollen, sollten genau auf den Beginn der Übergangsfristen achten. Ein vollwertiger Abschluß aus zwei Studienrichtungen ist nach UniStG nur dann möglich, wenn die erste Studienrichtung die gewählte zweite Studienrichtung ausdrücklich empfiehlt. Euer Abschluß des begonnenen Kombinationsstudiums könnte somit gefährdet sein, wenn Ihr kurz davor noch unter das UniStG und aus der Übergangsfrist fallt und keine geeignete Empfehlung vorliegt. 5) Aufmerksamkeit ist daher gefragt, aber keine allgemeine Verunsicherung. Wir bitten Euch, bei der Fakultätsvertretung nachzufragen, sollten noch Unklarheiten bestehen. Tel.: 36 46 32. Die FV Geisteswissenschaften

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fächerbündel

Fächerbündel nach dem neuen UniStG

Andreas R. Peternell, Fachschaftsliste GEWI

Wie in dieser Ausgabe des GEWITTER schon mehrfach erwähnt, bringt das neue Universitätsstudiengesetz (UniStG) speziell für Studierende an der geisteswissenschaftlichen Fakultät zahlreiche grundlegende Änderungen mit sich. Wichtigste Neuerung ist die Abschaffung der Kombinationspflicht bei Diplomstudien. Statt dessen sind Einzelstudien in Verbindung mit freien Wahlfächern (40-50 Semesterwochenstunden) vorgesehen. Welche Auswirkungen haben diese Änderungen nun für FächerbündlerInnen?

Übergangsfristen All jenen, die bereits jetzt ein Fächerbündel inskribiert haben, ist es auch weiterhin möglich dieses zu beenden. Trotzdem gibt es einige wichtige Dinge zu beachten. Ab 1. August 1997 werden die einzelnen Studienkommissionen jeder Studienrichtung daran gehen, neue Studienpläne zu entwerfen. Spätestens 2002 müssen alle Studienpläne in Kraft treten. Ab Inkrafttreten des jeweiligen Studien-

plans müssen Studierende innerhalb der gesetzlichen Mindeststudiendauer plus 1 Toleranzsemester ihr Studium abschließen. Das bedeutet: Sollten die neuen Studienpläne bereits im WS 97/98 in Kraft treten (was definitiv nicht der Fall sein wird), müßte das Studium (bei einer Mindeststudiendauer von 8 Semestern) im SS 2002 abgeschlossen werden. Erst dann gilt der neue Studienplan verpflichtend. Natürlich ist es aber jederzeit möglich, freiwillig zu wechseln.

Freie Fächerbündel Hier gibt es praktisch keine Änderungen. Lediglich die offizielle Bezeichnung für Fächerbündel „Gewählte Fächer statt 2. Studienrichtung” wird es nicht mehr geben. Statt dessen gibt es Wahlfächer im Rahmen der ersten (und einzigen)

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Studienrichtung. Das Angebot an Wahlfächern wird von der Studienkommision (die auch den Studienplan erarbeitet) empfohlen. Solange man sich an diese Empfehlung hält, erübrigt es sich, um die derzeit nötige Bewilligung des Fächerbündels anzusuchen. Hat man aber die Absicht, über dieses empfohlene Wahlfachangebot hinaus Lehrveranstaltungen zu besuchen, muß jede einzelne(!) Lehrveranstaltung im vorhinein gemeldet werden.

Fixe Fächerbündel Das Weiterbestehen der vorgegebenen Fächerbündel, wie z.B. „Bühne, Film und andere Medien”, „Frauenforschung” „Angewandte Kulturwissenschaften/Kulturmanagement” und „Europa, Sprachen, Wirtschaft, Recht”, ist möglicherweise jedoch in Gefahr. Im Unterschied zu freien Fächerbündeln, die ausschließlich aus bereits existierenden Lehrveranstaltungen zusammengestellt werden, wurden für fixe Fächerbündel eigene, speziell auf das jeweilige Fächerbündel zugeschnittene Lehrveranstaltungen angeboten (z.B. ORF-Praktika, Museologie...). Das Weiterbestehen dieser Fächerbündel hängt nun von zwei Faktoren ab: ● Die Aufnahme der Lehrveranstaltungen ins Wahlfächerangebot jeder einzelnen Studienrichtung ● Die Finanzierung. Das neue UniStG nimmt den fixen Fächerbündeln selbst die Mindestlegitimation, „anstelle einer 2. Studienrichtung” zu existieren. Es erscheint daher - gerade in Zeiten des Sparpakets unwahrscheinlich, daß die ausschließlich dafür angebotenen Lehrveranstaltungen weiterhin finanziert werden.

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fächerbündel / UniStG

UniStG und Studiengestaltung Georg Fuchs, Alternative Basisliste / GRAS

Das Universitätsstudiengesetz (UniStG) bietet vier - zum Teil sehr freie - Möglichkeiten, ein geisteswissenschaftliches Studium zu gestalten. Allerdings nur, wenn die Studienkommissionen mitspielen. Die neuen Möglichkeiten der Studiengestaltung werden alle jene betreffen, die nach den neuen, UniStG-konformen Studienplänen studieren. Diese treten noch nicht im Herbst in Kraft weil sie erst erarbeitet werden müssen. Laut Gesetz dürfen sich die Studienkommissionen, die für die Erstellung der Studienpläne verantwortlich sind, bis zum Jahr 2002 Zeit lassen. So gesehen werden erst zukünftige Studienanfänger/innen die neuen Regelungen zu spüren bekommen. Allerdings gilt ab Inkrafttreten der neuen Studienpläne eine Übergangsfrist (siehe Artikel „Richtigstellung”), deren Nichteinhaltung automatisch dazu führt, daß man sich mitten im neuen Studienplan wiederfindet und sein Studium unter völlig anderen Bedingungen beenden muß.

Ab sofort im GeWi-Zimmer erhältlich: Die ÖH-Broschüre zur „Protest-und Streikbewegung 1996” mit einem ausführlichen Beitrag über die Grazer Ereignisse

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Gewi-Studien mit den UniStGStudienplänen 1. Kombination zweier Studienrichtungen: Das UniStG erlaubt es grundsätzlich, wie bisher zwei Studienrichtungen zu kombinieren und für beide Studienrichtungen einen Abschluß zu erlangen. Dabei kann das Spektrum sogar weiter als bisher gestreut sein, z.B. Philosophie und Mathematik (jetzt nicht möglich). Das Problem: es wird von der Studienkommission der ersten Studienrichtung abhängen, welche Kombinationen genehmigt werden. Theoretisch könnte die Studienkommission Pädagogik beschließen, daß Pädagogikstudierende Philosophie nicht als zweite Studienrichtung wählen dürfen etc. 2. eine „erste Studienrichtung” plus eine Zusammenstellung von Fächern: Diese Variante entspricht in jeder Hinsicht den Fächerbündeln (Fächerkombinationen), auch wenn diese Ausdrücke im UniStG nicht mehr vorkommen. Wieder ist es die Studienkommission (Stuko) der ersten Studienrichtung, die entschei-

det, welche Kombinationen angeboten werden. So könnte es im schlimmsten Fall sein, daß etwa die Stuko Geschichte eine Fächerkombination zuläßt, die Volkskundestudierenden versperrt bleibt. 3. eine „erste Studienrichtung” plus eine individuelle Kombination von Lehrveranstaltungen: Dabei handelt es sich um eine der verunglücktesten Regelungen im UniStG. Eigentlich sollte diese Variante die Nachfolgerin des selbstzusammengestellten, individuellen Fächerbündels sein. Leider sieht das UniStG vor, daß nicht Fächer, sondern einzelne Lehrveranstaltungen beantragt werden müssen. Und zwar jedes Semester aufs neue. 4. vertiefendes Studium: Das UniStG erlaubt es auch, sämtliche Stunden innerhalb einer einzigen Studienrichtung zu absolvieren und diese entsprechend zu vertiefen.

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buch des monats

macht kaputt was euch kaputt lacht! „Der Spaß ist das epische Gedicht des Kampfes der Waren untereinander, ein Epos, das nicht mit dem Fall irgendeines Troia beschlossen werden kann. Der Spaß ist die Sonne, die niemals im Reich der modernen Passivität untergeht. Er bedeckt die gesamte Oberfläche der Welt und badet endlos in seiner eigenen Glorie.“

Mit dem Standardwerk Anto Fun Faction - Lehrbuch Anti-Spaßismus wurde den zahlreichen Anhänger/inne/n der Massenbewegung der Spaßverweigerer/innen eine Waffe in die Hände gelegt, die gleichzeitig Theorie (also antispaßistische Praxis) und subversive Praxis ist. Subversiv insofern, als sie sich in der Negation ihrer eige-

nen Prämissen über den Spaß erhebt, indem sie im ersten Teil („Der Anti-Spaß Katechismus“) selbst zum Spaß wird. Der Katechismus ist ein politisches Manifest, in dem unzweideutig festgestellt wird, worum es der Anti Fun Faction geht: um die Zerstörung der Spaßterrors, wie er vom „studentischen Subproletariat“

und dessen Zentralorgan, dem Falter, ausgeübt wird, ebenso wie um die Durchsetzung von Langeweile und Ernsthaftigkeit, die nur mit dem drastischen Mittel des Symposions (die Anti-Party) durchgesetzt werden kann. Die Enthüllung der gesellschaftlichen Basis des Spaßdiktats ist Gegenstand des Theorieteils, in dem besonders auf den herausragenden Aufsatz „Glück und Spaß - wie leicht bricht das“ - Untertitel: Das studentische Bewußtsein in Zeiten der Massenbohemisierung - von Oliver Marchart hingewiesen werden muß. In dieser denkwürdigen Arbeit wird das Elend des auf Ironie und Trash programmierten Studenten auf den Punkt gebracht und als Draufgabe sein Klassenhabitus aus der Sicht Bourdieus demaskiert. Der „reflektierten Ironie“ des studentischen Subjekts schmettert Marchart entgegen: „Wenn es in der früheren Ideologiekritik (...) darum ging, darauf hinzuweisen, daß das Authentische synthetisch konstruiert wird, muß man daher gegen das studentische Bewußtsein ebenfalls darauf hinweisen, daß auch das Synthetische synthetisch konstruiert wird. Die Unterscheidung zwischen synthetisch/authentisch ist also eine Unterscheidung innerhalb des Synthetischen.“ Der Kampf gegen den Spaßzwang ist der Kampf gegen das Spektakel insgesamt. Venceremos! gf

Fritz Ostermayer, Thomas Edlinger (Hg), Anti Fun Faction. Lehrbuch Anti-Spaßismus (7. Schulstufe): Klagenfurt/Wien (Edition Selene) 1997. Ca. 112 Seiten.

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bürokratie

Kampf dem Uni Bürokratismus Welche/r Studierende kennt sie nicht: die Fristen für Stipendien, Familienbeihilfe, Waisenpensionen, Sonderunterstützungen etc.; Formularberge, Warteschlangen, überlastete und unfreundliche SekretärInnen – alles in allem – wer hält die langwierigen Spießrutenläufe mit Behörden bis in die letzte Konsequenz durch? Wir behaupten: nur jemand, der die finanzielle Unterstützung unbedingt braucht, oder jemand, der bis in die Unermüdlichkeit an den Schaltern um sein Recht kämpft!! [Anm. der Verfasserinnen: Das teilweise militant anmutende Vokabular ist hier durchwegs angebracht.]

IMPRESSUM

Besonders prekär ist die Lage momentan an einzelnen Instituten und im Prüfungsamt der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. StudentInnen warten teilweise bis zu vier Monate auf ihre Diplomprüfungszeugnisse, erhalten Einträge in das Studienbuchblatt – die den Weiterbezug der Familienbeihilfe gewährleisten – erst nach Monaten oder versäumen Einreichfristen für Leistungsstipendien. Auf höfliche Anfagen, ob die Bearbeitung des !Aktes! (Matr.Nr. 00398674 oder

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so) nicht schneller vorangehen könne, da mensch das Zeugnis doch schon dringend benötige, wird gesagt, daß aufgrund des Personalmangels nichts zu machen sei. Die negativen Folgen tragen die einzelnen Studierenden. Sie sind es, die den finanziellen Schaden tragen, weil sie entweder um die Förderung aufgrund der Fristversäumnis umfallen oder die monatliche, staatliche Unterstützung erst nach unzumutbarer Zeit nachbezahlt bekommen. Die vielen StipendienbezieherInnen müssen in der Zwischenzeit auf Kreide leben und unterstützen somit Geldinstitute, die daraus wiederum Profit schlagen. Dies ist ein weiterer Schritt, der in die Richtung geht, Studierende auf deren ökonomischen Marktwert zu reduzieren. Kleine Bemerkung am Rande: Wer braucht schon Sonderunterstützungen? Geht uns Studierenden die Finanzierung unserer täglichen Bedürfnisse doch so leicht von der Hand. Wie nett, daß uns die kapitalträchtigen Wohnungsbesitzer und Immobilienmakler Wohungen zu Schleuderpreisen vermieten, in der mensch es vor Luxus fast nicht aushält. All unsere lieben und zu-

GEWITTER 2/97 - Mai 1997 Herausgeberin: Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften an der HUG Medieninhaberin: Hochschüler/innen/schaft an der Universität Graz / FV GEWI Mitarbeiter/innen dieser Nummer: Andreas R. Peternell, Claudia Moser, Georg Fuchs, Gudrun Haberl, Ines Aftenberger, Monika Hofer, Sepp Wernbacher, Ulf Brunnbauer u.v.a. Titelbild: Phase Five Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen inhaltlich nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Claudia Moser, Monika Hofer

vorkommenden Vermieter haben sicher Verständnis, wenn wir Studis unsere Miete erst vier Monate später abliefern. Wie schön für uns, daß wir vor lauter Lachs und Kaviar nicht mehr wissen, wie ein Gulasch aus der Dose schmeckt. Zum Ernst des Lebens zurück: das Sparpaket hat StudentInnen sehr hart getroffen und daher wäre es gerade jetzt wichtig, daß sich verschiedenste Geldquellen auftun. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Förderungen von überdurchschnittlichen Studienleistungen einzelner GeWi - Studierender sind in diesem Studienjahr im Vergleich zu 1996 drastisch verringert worden. Sind Leute mit einem Notendurchschnitt von 1,6 früher noch locker in den Kreis der „Glückseligen” aufgenommen worden, war dies in bestimmten Studienrichtungen heuer schon nicht mehr so. Das größere Übel ist jedoch jenes, daß einzelnen Studierenden heuer die Chance auf ein Leistungsstipendium im vorhinein genommen wurde, indem die zuständige Prüfungsabteilung die notwendige Bestätigung nicht fristgerecht ausstellen konnte. Es kann nicht angehen, daß es sich im Institutssekretariat, in der Prüfungsabteilung oder auf der Evidenzstelle durch Verzögerung der Aktenbearbeitung entscheidet, ob Studierende, die eine Leistung bereits erbrachten, finanzielle Unterstützung bekommen oder nicht. Wir appellieren daher an alle Studis, die mit derartigen Problemen zu tun haben oder hatten, sich diese Mißstände nicht gefallen zu lassen. Resignation ist zwar verständlich, unterstützt jedoch nur das bestehende System, mit dem wir StudentInnen sicher nicht zufrieden sein können.

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„Diese Ausstellung ist entbehrlich.” Und es gibt sie doch! Ines Aftenberger, Alternative Basisliste/GRAS

Fast hätte Graz es geschafft. Fast hätten die vereinten Kräfte der Anständigkeit eine Ausstellung verhindert, die es sich herausnimmt, NS-Kriegsverbrecher in Soldatenuniform zu dokumentieren. Aber nur fast: In allerletzter Minute gelang es einer kleinen Gruppe Hartnäckiger, das bereits für abgesagt erklärte Ereignis doch noch stattfinden zu lassen. Ab November ´97 wird die Hamburger Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-44” im Meerscheinschlößl der Uni Graz zu sehen sein. Sie haben sich redlich Mühe gegeben: ● die ÖVP und FPÖ, die sofort klarstellten, daß es keine öffentlichen Mitteln für die Wehrmachtsausstellung geben wird, und die über sanften Druck erreichten, daß den Veranstaltern bereits zugesagte Räumlichkeiten wieder entzogen wurden ● aber auch die SPÖ, die zwar Bürgermeister Stingl den Ehrenschutz übernehmen ließ, für die, die noch kritisches Bewußtsein verlangen, aber andererseits zusah, wie die Ausstellung wegen „Platzmangels” vor dem Scheitern stand, um jene über 70-Jährigen nicht zu vergrämen, die ihre „ritterlich kämpfende” Wehrmacht unangetastet haben wollen.

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Sie haben sich Mühe gegeben, eine zweite „Stadterhebung” herauszufordern, in dem ungünstige Termine oder technische Probleme zur höflichen Umschreibung für Zensur wurden: ● der verdiente Stadtrat für Verdrängungskultur, Helmut Strobl, der die Wehrmachtsausstellung als „entbehrlich” und „polarisierend” verurteilte und hinausposaunte, daß er dafür keinen Quadratmeter bereitstellen wird, aber dafür ankündigte, seine eigene Ausstellung zur Vergangenheitsbewältigung durchzuführen (Motto: Vergangenheitsbewältigung ja, aber bitte so, wie wir es wollen) und dafür schon einen Leiter aus dem Ärmel schüttelte, Professor Karner von der Uni Graz, der sicher nichts dokumentieren wird, was sensible ÖVP-Politiker nicht verkraften können ● die bekennende Boulevardpresse à la Krone und jene nichtbekennende à la Kleine, die zum einen die Veranstalter als „linke Blockwarte” bezeichneten, die nur „politisches Kleingeld” machen wollen, und zum anderen die Ausstellung gleich reihenweise der „Fälschungen” überführten, ● und unvermeidlicherweise der vom entbehrlichen Stadtrat bereits genannte Professor Karner von der Uni Graz, der rechtzeitig zur Stelle war, um vom „sorglosen Umgang” mit Dokumenten zu sprechen und die Glaubwürdigkeit der Ausstellung ganz seriös in Zweifel zu ziehen - na so was, ein historisches Projekt, zu dem er und seine sowjetischen Akten nicht gefragt wer-

den, wo gibt’s denn das! -, wie gesagt, nicht als Beitrag zu einer im Rahmen der Ausstellung möglichen und erwünschten Diskussion, sondern eben gerade rechtzeitig, als ein bißchen Stimmung gegen die Ausstellung gebraucht wurde. Ja, die Mühe des anständigen Graz, das gerne der Opfer gedenkt, aber von den Tätern nichts mehr hören will, hätte fast Erfolg gehabt. Es gibt keinen Raum in Graz, hieß es, und auch sie haben dazu beigetragen: ● die Kirche in Person ihres steirischen Oberhirten, der eine katholische Schule dazu brachte, ihre Zusage für die Wehrmachtsausstellung wieder zurückzuziehen ● jene Firmen und Geschäfte, die ihre Hallen nicht zur Verfügung stellen wollten, weil dieses Projekt „geschäfts”- oder „imageschädigend” sei. Am 18.4. erklärten die Veranstalter die Wehrmachtsausstellung in Graz für abgesagt. Die Zensur war im Namen einer Kriegsgeneration ausgeübt worden, der als gesamte dieselbe Unwilligkeit zu differenzierter Geschichtsaufarbeitung unterstellt wurde, wie sie die Herren Schachner, Strobl, Kübeck und Co an den Tag legten. Die Zensur wäre beinahe vollständig gewesen. Um so mehr ist jenen Personen in Graz zu danken, insbesondere einigen Professoren der geisteswissenschaftlichen Fakultät, die sich für die Wehrmachtsausstellung eingesetzt haben und allen, die ihre Zustimmung dafür gaben, daß sie an dieser Universität und in dieser Stadt möglich sein wird.

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OST-WESTGegenINFORMATIONEN Eine Grazer Zeitschrift über die Entwicklungen in den (süd-)osteuropäischen Reformstaaten Seit 1989 erscheint in Graz viermal jährlich die Zeitschrift „Ost-WestGegeninformationen”. Nach acht Jahren läßt sich behaupten, daß sie zu einer der renommiertesten deutschsprachigen Zeitschriften, die über aktuelle politische, soziale und ökonomische Entwicklungen in den ehemals kommunistischen Staaten Europas berichten, wurde. Gegründet wurde sie 1989 vom „Alternativ-sozialistischen Osteuropakomitee Graz” - in einer Zeit, als der Realsozialismus zusammenbrach und sich die Gesellschaften Ost- und Südosteuropas neu orientieren mußten. Viele anfängliche Hoffnungen bezüglich der Zukunft der betroffenen Staaten erwiesen sich als verfrüht. Die Realität ließ für Illusionen keinen Platz. Egal ob die marktwirtschaftlichen Reformen radikal oder nicht durchgeführt wurden - der Lebensstandard der meisten Menschen in den Reformländern ist 1997 schlechter als 1989. Vom Anfang ihrer Existenz an betrachteten die Ost-West-Gegeninformationen es als ihre Aufgabe, die rasanten Transformationsprozesse gründlich zu analysieren. Die Perspektive sollte aber eine emanzipatorische, mithin linke sein. Die Ost-West-Gegeninformationen wollten nicht in den Chor derer einstimmen, denen die Reformen nicht schnell genug gehen konnten. Privatisierung, Betriebsschließungen und Preisfreigaben mögen aus neoliberaler Perspektive notwendige Voraussetzungen für eine Gesundung der Wirtschaft sein, die Verarmung eine zwar bedauerliche aber unvermeidliche Folge, aber für die OstWest-Gegeninformationen gab es noch eine andere Realität. Sie zu erfassen, ist das vordringliche Ziel der Zeitschrift. John Gaisbacher, einer der Gründer und verantwort-

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lichen Redakteure der Zeitschrift faßt die Blattlinie so zusammen: „Wir sehen uns einer möglichst pluralistischen Berichterstattung verpflichtet, verwechseln dies aber nicht mit Standpunktlosigkeit. Wir fühlen uns solidarisch mit jenen Gruppen und Personen im Osten, die demokratische, solidarische und ökologische Wege abseits von Stalinismus und Kapitalismus beschreiten. Und die Information ist die erste Quelle der Solidarität. Die ‘Ost-West-Gegeninformationen’ versuchen, allen an den Veränderungen in Osteuropa Interessierten zumindest einen minimalen Leitfaden in die Hand zu geben.” Erreicht soll diese Vorgabe werden, indem v.a. Stimmen aus den betroffenen Ländern selbst zu Wort kommen. Daneben erscheinen auch Analysen „westlicher” Experten. Jede Nummer der Ost-WestGegeninformationen ist einem Thema, das in ausführlichen Beiträgen aus verschiedenen Ländern Osteuropas abgehandelt wird, gewidmet. Neben dem Themenschwerpunkt gibt es in jeder Ausgabe noch ein Dossier, das i.d.R. aktuellen Bezug hat, einen Rezensionsteil, in dem Buchneuerscheinungen über (Süd-)Osteuropa besprochen werden, und schließlich eine Chronologie, die die wichtigsten Ereignisse der letzten vier Monate auflistet. Die Liste der behandelten Themen ist vielfältig: Sie reicht von Gewerkschaften in Osteuropa über Religion bis hin zu Fragen der Militärpolitik. Die letzten beiden Nummern hatten z.B. die thematischen Schwerpunkte „Universitäten im Osten. Ausgehungert, kontrolliert, privatisiert” (4/1996) und „Geheimdienste im Osten. Der lange Schatten des KGB” (3/1996). Dossiers erschienen u.a. zu: Kosovo nach Dayton, der Internationale Währungsfond

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und Ungarn, Rechtsextremismus in Ostdeutschland usw. Die Schwierigkeiten der Herausgabe sind natürlich enorm. Größtes Problem der Ost-West-Gegeninformationen ist die dünne finanzielle Decke. Aus den Verkaufserlösen alleine kann sich die Zeitschrift nicht finanzieren, öffentliche Förderungen und Spenden sind überlebensnotwendig. Die Mitarbeiter und Autoren werden grundsätzlich nicht bezahlt, nur die Übersetzer erhalten Honorare, die deutlich unter dem Marktpreis liegen. Dazu kommt, daß die Kommunikationsbedingungen mit manchen Staaten Osteuropas noch recht mühsam sind - Internet und E-Mail eröffnen aber diesbezüglich neue Perspektiven. Und schließlich die Situation in den Ländern selbst: Viele der AutorInnen der Ost-WestGegeninformationen leben selbst unter sehr prekären Bedingungen. Dennoch aber finden sie immer wieder Zeit und Möglichkeit, Beiträge zu verfassen, ohne dafür finanziell entlohnt zu werden. Kurz gesagt: Ohne den Idealismus aller Beteiligten wären die Ost-WestGegeninformationen weder zu der angesehenen Instanz geworden, die sie jetzt sind, noch könnten sie weiterexistieren. (Ein Jahresabo ist übrigens schon um wohlfeile öS 150.- zu haben!)

Gratisexemplare zum Kennenlernen können angefordert werden unter: Ost-West-Gegeninformationen c/o Dezentrale für Alternativen Prokopigasse 2/I, 8010 Graz Fax: 0316/810594 E-Mail: ostwest.info@demut.or.ac

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Sonderbeilage: Ă–H Wahl 13. bis 15. Mai

hingehn und auswählen! Mai 1997

Duane Hansen, Supermarket Shopper, 1970

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zur Auswahl

ÖH-Wahlen 13.-15. Mai 1997 Schnellkurs für Neu- und Altwähler/innen Neben dem Zentralausschuß (ZA), dem österreichweiten Student/ inn/enparlament und dem Hauptausschuß (HA), dem Parlament der Karl-Franzens-Universität Graz, werden bei den ÖH-Wahlen auch die Studienrichtungsvertretungen (StRV) und die Fakultätsvertretungen (FV) gewählt.

Wer ist wahlberechtigt? Alle in- und ausländischen ordentlichen Hörer/innen sind wahlberechtigt! Für ausländische Studierende gilt leider nach wie vor nur das aktive Wahlrecht.

Wann und wo kann ich wählen? Die ÖH-Wahlen finden vom 13. bis zum 15. Mai 1997 statt. Du kannst in der Aula (Uni-Hauptgebäude / 1. Stock) oder im WALL wählen. Auch die Klinik steht zur Verfügung, was aber eher für Mediziner/ innen interessant sein dürfte. Studierendenausweis nicht vergessen - Führerschein, Reisepaß oder andere Ausweise werden nicht akzeptiert!

Warum soll ich überhaupt wählen? Das Erfreulichste bei den letzten ÖH-Wahlen war für die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften, daß die Wahlbeteiligung stark gestiegen ist, und zwar um 2,5%. Das Unerfreulichste ist die Tatsache, daß sie mit 23% trotzdem viel zu gering ist. Gerade durch die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem UniStG und dem Sparpaket spielt die Fakultätsvertretung eine besonders wichtige Rolle in der Studierendenvertretung, und eine hohe Wahlbeteiligung gibt der

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Stimme der Studierendenvertreter/ innen mehr Gewicht.

Warum bekomme ich gleich so viele Zettel? Nicht schrecken, wenn Du bei den Wahlen gleich einen ganzen Stoß Wahlzettel bekommst - Du wählst ja immerhin mindestens Deine Studienrichtungsvertretungen, die Fakultätsvertretung(en), den Hauptausschuß und den Zentralausschuß. Eventuell gibt es auf Deinem Institut eine Institutsvertretung, die will dann auch noch gewählt werden. Beispiel: Falls Du z.B. PPP und Mathematik (Lehramt) studierst, bekommst Du 7 Zettel: Studienrichtungsvertretung (StRV) Mathematik - StRV PPP - StRV Lehramt Fakultätsvertretung (FV) GEWI - FV NAWI - Hauptausschuß Uni Graz Zentralausschuß.

Wenn Du Dich nicht entscheiden kannst und mehrerer Fraktionen für wählbar hältst, kannst Du auf den verschiedenen Ebenen (Hauptausschuß, Zentralausschuß, Fakultätvertretung) natürlich auch verschiedene Fraktionen wählen.

Was ist bei den letzten Wahlen (1995) herausgekommen? Die Ergebnisse der letzten Wahl der Fakultätsvertretung:

Was muß ich beachten? Bei der Wahl der Studienrichtungsvertreter/innen werden Personen, also keine Fraktionen, gewählt. Es können (und sollten) dabei - je nach Größe der Studienrichtung mehrere Namen angekreuzt werden - die genaue Zahl steht auf dem Zettel. Im Zweifelsfall einfach nachfragen!

Wie soll ich mich entscheiden? Auf den folgenden Seiten stellen sich alle Fraktionen, die für die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften kandidieren, vor. Auch die meisten Studienrichtungsvertretungen - der Großteil der Kandidat/inn/en gehört keiner Fraktion an - haben uns eine Vorstellung zur Verfügung gestellt. Das sollte eigentlich einen Überblick verschaffen.

Auf den folgenden Seiten haben wir allen Fraktionen, die für die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften kandidieren, eine Seite zur Verfügung gestellt, um sich und ihre Inhalte kurz vorzustellen.

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Alternative Basisliste / GRAS

Die alternative Basisliste ist 1991 aus einem Zusammenschluß unabhängiger Instituts- und Basisgruppen hervorgegangen und ist seit damals an der Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften aktiv. Seit 1993 kandidieren GRAS und Alternative Basisliste zusammen. Zur Zeit sind wir die stimmen- und mandatsstärkste Fraktion auf der GEWI und stellen daher den Vorsitz. Die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen war und ist für uns immer selbstverständlich, weshalb wir auf der GEWI auf „Koalitionsübereinkommen” und andere Machtspiele verzichten konnten.

Die Alternative Basisliste / GRAS steht für eine basisdemokratische Studierendenvertretung Wir gehen davon aus, daß Studierende selbst am besten wissen, wo die Probleme im Studienalltag liegen, und versuchen daher, Vertre-

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ter/innen aller GEWI-Studienrichtungen in die akademischen Gremien unserer Fakultät einzubinden. So sichern wir auch Studierenden, die keiner Fraktion angehören, das Mitspracherecht in universitären Angelegenheiten. Abgesehen von der Gremienarbeit umfassen unsere alltäglichen Aktivitäten Inskriptions- Studien- und Lebensberatung, die Begutachtung von Gesetzen sowie die Kontaktsuche zu den verantwortlichen Politiker/inne/n, Information und Öffentlichkeitsarbeit. für eine sinnvolle Studienreform Die Bemühungen des Wissenschaftsministeriums, die Gewi-Studien in leicht konsumierbare Kurzausbildungen umzuwandeln (1. Entwurf des UniStG), konnten durch den massiven Widerstand vieler Betroffener zumindest abgeschwächt werden. Es gibt auf der GEWI keine sinnvolle Alternative zu einer gründlichen und wissenschaftlichen Ausbildung, da es beim

Studium um mehr geht als um bloße Stoffaneignung. Die Alternative Basisliste tritt für ein gemeinsames kulturwissenschaftliches Grundlagenstudium im Ausmaß von 16 Wochenstunden für alle Gewi-Student/inn/en ein, um eine bessere Verständigung zwischen den Disziplinen zu ermöglichen und die Kompetenz der Absolent/ innen zu erhöhen.

Widerstand gegen konzeptlose Studienreformen und ungerechte Sparpolitik Das neue Uni-Studiengesetz (UniStG) und die rigorose Sparpolitik der Regierung dürfen nicht unabhängig voneinander gesehen werden. Vor dem Hintergrund einer Politik, die dem Staat seine sozial- wirtschafts- und bildungspolitische Verantwortung durch eine unkontrollierte Privatisierungspolitik entzieht, wird verständlich, daß die Entdemokratisierung der Universitäten (z.B. UOG93) und die verantwortungslose Orientierung der Universitäten an den Vorgaben kleiner, aber einflußreicher wirtschaftlicher Interessensgruppen (wie etwa durch das UniStG, das der Industriellenvereinigung selbst beim Studienplan für Klassische Archäologie Mitspracherecht einräumt) demselben Zweck dienen. Die Alternative Basisliste hat die Protestbewegung vom März ’96 mitgetragen und wird auch in Zukunft gegen eine Politik auftreten, die für steigende soziale Unsicherheit, Zurückdrängung von Frauen an den Herd und Ausschließung breiter Teile der Bevölkerung vom „öffentlichen” Bildungsangebot steht. Jene Fraktionen, die die Studierendenvertretung auf den Verkauf von Skripten reduzieren wollen, sind mitverantwortlich für diese Politik der Entmündigung. Anstatt sich angeblichen wirtschaftlichen Erfordernissen und den Zwängen eines etablierten Gesellschaftssystems anzupassen, gehört es vielmehr zu den Aufgaben der Geistes- und Kulturwissenschaften, grundlegende Gesellschaftskritik zu formulieren und soziale und wirtschaftliche Alternativen zu entwerfen.

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AG-GEWI: In Deinem Interesse...

Das neue AG-Gewi Team mit Andrea Kraus (Dolmetsch) und Rudi Greinix (Anglistik) an der Spitze hat sich für die nächsten zwei Jahre viel vorgenommen. Der erste Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf dem Bereich Service. Es ist dringend an der Zeit, auch auf der Gewi brauchbare Skripten, Stoffabgrenzungen und Prüfungsfragen zu erstellen. Mittelfristig sind auch Lehrveranstaltungsanalysen der größeren Veranstaltungen auf der Gewi geplant. Gerade in Zeiten dieses Sparpaketes ist es für die Studierenden immens wichtig, von Seiten der ÖH Unterstützung zu bekommen. Wir haben uns vorgenommen, Serviceeinrichtungen, wie sie auf den Fakultäten Sowi, Jus oder Medizin bereits seit Jahren üblich sind, auch auf der Gewi zu etablieren.

Nein zu Studiengebühren: Das AG-Gewi Team spricht sich, genauso wie die gesamte AktionsGemeinschaft, gegen Studiengebühren aus. Es steht nicht an, in Zeiten dieses Sparpaketes auch noch über zusätzliche finanzielle Belastungen für Studierende nachzudenken. Wir werden alles dransetzen, weitere Belastungen zu verhindern. Mit gezielten Verhandlungen wird es in Deinem Interesse möglich sein, in nächster Zukunft Studiengebühren zu verhindern.

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Information statt Polemik: Das vor dir liegende Gewitter hat in den letzten Jahren immer wieder eine Vielzahl an extrem politischen Artikeln enthalten. Das AGGewi Team ist der Meinung, daß ÖH-Fakultätszeitungen in erster Linie Information für Studierende liefern sollte, und nicht politische Artikel. Auch in diesem Bereich, genauso wie im Uni Aktuell, welches so gut wie nie Gewi Informationen in den letzten beiden Jahren enthielt, möchten wir vieles verändern. ÖH Zeitungen sollten Dich informieren, und nicht langweilen.

Rudi Greinix

Andrea Kraus

Vertretung beim UOG 93: Seit letztem Herbst wird auch an unserer Universität das UOG 93 implementiert (also eingeführt). Im Laufe dieser Einführung des neuen Gesetzes ist es besonders wichtig, in den diversen Gremien und Komissionen anwesend zu sein. Falls das nicht möglich ist, sollte man zumindest bemüht sein, mit den entsprechenden Professoren und Assistenten ein relativ gutes Gesprächsklima herzustellen. Nur so können Benachteiligungen, gerade für Gewi Studierende, verhindert werden. Auch hier werden wir in Deinem Interesse bemüht sein, für Dich die Kohlen aus dem Feuer zu holen. AktionsGemeinschaft, Deine Interessensvertretung auf der Gewi.

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FACHSCHAFTSLISTE GEWI

veranstaltungen wegfallen oder erhalten bleiben, hängt jedoch von jeder einzelnen Studienkommission ab. ● Damit hier Entscheidungen nicht einseitig und ohne Rücksicht auf die Interessen der Studierenden getroffen werden, wollen wir in den nächsten beiden Jahren, bei der Reformierung der Studienpläne aktiv mitreden können. ● Ab Inkrafttreten der Studienpläne nach dem neuen UniStG müssen Studierende innerhalb der gesetzlichen Mindeststudiendauer (plus 1 Toleranzsemester) ihr Studium abschließen. Ansonsten gilt auch für sie der neue Studienplan und sie laufen Gefahr, ihre zweite Studienrichtung „umsonst” studiert zu haben. Wir fordern daher längere Übergangsfristen.

Karin, Sophia und Andreas - Die FACHSCHAFTSLISTE GEWI, seit Jahren aktiv Wir, die FACHSCHAFTSLISTE GEWI, sind eine Gruppe von unabhängigen StudienrichtungsvertreterInnen. Wir sind eine eingespielte Crew, die als einzige aktive Gruppierung an der GEWI finanziell und inhaltlich parteiunabhängig ist. Deshalb können wir uns ohne Rücksicht auf etwaige Mutterparteien - ausschließlich für die Interessen der Studierenden einsetzen: Tabu-Themen gibt es für uns keine.

Die letzten Jahre In den letzten beiden Jahren gestalteten wir aktiv die Arbeit an der FV GEWI mit und stellten den stellvertretenden Vorsitzenden. Schwerpunkte unserer Arbeit waren: ● Mitarbeit bei Einführungswochen, MaturantInnenberatung und Inskriptionsberatungen ● Regelmäßige Dienststunden im GEWI-Zimmer ● Redaktionelle und organisatorische Mitarbeit am GEWIStudienleitfaden ● Mitkoordination der Erstel-

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● ●

lung von kommentierten Studienplänen für alle GEWIStudien Alternativentwurf zum neuen UniStG Vertretungsarbeit in universitären Gremien (z.B. Institutsversammlungen, Studienkommissionen) Zahlreiche Artikel und Recherchen für die Fakultätszeitung Gewitter Organisation von kulturellen Veranstaltungen (Lesungen, Symposien, Happenings) Kultur- und medienpolitische Interventionen

Unsere Initiativen für die Zukunft Das neue Universitätsstudiengesetz (UniStG) sieht statt der bisher gültigen Kombinationspflicht Einzelstudien in Verbindung mit freien Wahlfächern vor. Ab 1. August 1997 wird man deshalb daran gehen, neue Studienpläne zu entwerfen. Wie die Studienpläne weiterhin gestaltet werden, welche Lehr-

● „Fixe” Fächerbündel - wie Medien, Europa und Kulturmanagement - die bisher „nur” als zweite Studienrichtung inskribiert werden konnten, sind durch das neue UniStG vom „Aussterben bedroht”. 2000 Studierende beweisen jedoch das große Interesse an diesen berufsorientierten Studien. Wir fordern daher, daß die Fächerkombinationen auch weiterhin bestehen bleiben und ins Wahlfächerangebot aufgenommen werden.

Studierendennähe... Zusätzlich zu den oben genannten Punkten meinen wir, daß ÖH-Tätigkeit mehr sein sollte, als „nur” Vertretungs- und Gremienarbeit. Daher ist es ein weiteres zentrales Anliegen, die Universität zu einem interessanten und offenen Lebensraum mit Platz für Kultur zu machen. Deshalb wollen wir auch in Zukunft kreative Ideen abseits des Studienalltags verwirklichen, um im kulturellen Leben der Stadt Graz Akzente zu setzen. Dabei würden wir uns freuen, gemeinsam mit Euch Konzepte zu erarbeiten, Anliegen zu diskutieren und Lösungen zu finden. Der Kontakt zwischen Studierendenvertretung und Studierenden sollte sich nicht nur auf ÖH-Wahlen beschränken.

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LSF - Liberales Studentinnen und Studenten Forum

Unsere Universität ist in der Krise: Die Hörsäle werden immer voller, die studentischen Brieftaschen immer leerer. Das neue Universitätsstudiengesetz, das im nächsten Herbst in Kraft tritt, wird die Unübersichtlichkeit des Studiums wenigstens in den nächsten beiden Jahren noch erhöhen. Und die Neustrukturierung der Karl-Franzens-Uni, die noch vor der Jahrtausendwende beendet sein soll, wird unsere Studienbedingungen auch nicht immer verbessern. Trotzdem benutzen manche Fraktionen die ÖH nur dazu, sich selbst durch Beschimpfungen der anderen zu profilieren oder mißbrauchen sie für die Verbreitung ihrer Ideologie. Lösungsansätze stehen im Hintergrund, Sachkompetenz wird Nebensache. Das LSF will da nicht mitmachen. Die (ungewisse) Zukunft der Studierenden ist uns dafür zu wichtig. Wir stehen für:

Bildungsförderung Familienbeihilfe für alle wir es nicht mehr geben. Daher sind neue Denkansätze gefragt. Mit der „Liberalen Bildungsförderung” haben

wir ein Modell entworfen, das eine sowohl gerechte als auch ausreichende soziale Absicherung garantieren soll. Es sieht vor, daß alle Studierenden, unabhängig von der sozialen Situation der Eltern, ein Existenzminimum von rund 8000 öS pro Monat bekommen. Finanziert wird es einerseits durch die Eltern (eine gesetzlich vorgeschriebene Unterhaltspflicht besteht schon jetzt!), andererseits durch den Staat. Die Pointe an dem System: Es garantiert finanzielle Unabhängigkeit der Studierenden und ist dennoch (Entbürokratisierung, Mittelverlagerung) aufkommensneutral.

ÖH-Reform Nichts hat den Studierenden während der letzten beiden Jahre so geschadet wie die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Fraktionen und die „Pseudo-Politisierung” der ÖH. Wir stehen für eine Überwindung der Konfrontation, für eine Entmachtung der Fraktionen und für gemeinsame Arbeit für uns Studierende. Wir wollen daher u.a. die Studienrichtungsvertretungen weiter aufwerten (Einrichtung einer Strv-Konferenz, die die Vorsitzenden ständig berät) und die ReferentInnenausschreibung objektivieren und so den Fraktionen entziehen.

Studien- und Unireform Das neue Uni-Studiengesetz bietet uns Studierenden mehr Möglichkeiten, die Studienpläne mitzugestalten, wie noch kein Gesetz bisher. Das LSF will diese Möglichkeit nutzen und wird versuchen, mehr

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Freiraum und mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den einzelnen zu erreichen. Schließlich müssen nicht die Professoren, Assistenten sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten. JedeR muß seine Nische selbst finden, und was wir lernen, sollen wir daher selbst bestimmen können!

Politik Wir stehen zum allgemeinpolitischen Mandat der ÖH. Um die Glaubwürdigkeit der Studierendenvertretung aber nicht zu gefährden, sollte es aber nur mit Maß und Ziel eingesetzt werden. Wir wollen in den folgenden Bereichen aktiv sein bzw. bleiben: Ende des Chargierens von Burschenschaftern bei Sponsionen, Initiativen zur Entschuldung der dritten Welt, Förderung des öffentlichen Verkehrs, Maßnahmen gegen Intoleranz und Ausländerdiskriminierung. Das LSF wird auch in den nächsten beiden Jahren versuchen, mit neuen Denkansätzen und gemeinsam mit den anderen Fraktionen Lösungen für die Probleme der Studierenden, für unsere Probleme, zu finden. Wenn Du genauere Informationen willst, melde Dich bei uns und schreib an das LSF, Herrengasse 5/1, 8010 Graz oder mueller@gewi.kfunigraz.ac.at !

LSF - Uni selbst gestalten!

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Mit Linx/KSV

Das neue UniStG ist nur ein Spiegel der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und stellt eine weitere Annäherung an wirtschaftliche Verwertungsstrategien dar. Alles was kapitalistisch nicht verwertbar ist, wird als unbrauchbar disqualifiziert. Gerade Gewi-Studien sind davon am meisten betroffen. Kritische und alternative Lehrinhalte kommen dabei genauso unter die Räder wie Studierende, die sich nicht diesen Verwertungskriterien beugen wollen.

Stefan Demelius, Leo Kühberger, Manfred Omahna, Sepp Wernbacher, Lotte Hölbling, Jutta Leger

In der schwelenden Diskussion um Studiengebühren, „Knock-OutPrüfungen” und ähnliche Selektionsinstrumentarien bleibt eines unerwähnt - auch jetzt gibt es Ausschlußmechanismen, die einen großen Teil der Bevölkerung betreffen. Die Universität bleibt damit bedeutend für die Reproduktion von Geschlechts- und Klassenunterschieden. Nur findet diese Reproduktion sozialer Ungleichheiten nicht offen, sondern über subtilere Mechanismen an der Universität selbst statt. In Interaktionen werden Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster entlang der herkunfts- und geschlechtsspezifischen Trennlinie immer wieder aufs neue hergestellt. Geschlecht und Klasse sind als Strukturmerkmale von Gesellschaft zum Zwecke der Hierarchisierung und zur Aufrechterhaltung von Herrschaftsverhältnissen zu

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begreifen. Die Universität als Teil des HERRschaftlichen Systems ist also nicht nur Spiegel, sondern eben auch ein wichtiger Mechanismus zur Aufrechterhaltung dieses Systems.

Wir ordnen universitäre Fragen bewußt in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge ein, weil sie auch nur als solche zu verstehen sind. Ohne diesen allgemeinpolitischen Anspruch kann mensch nicht gegen die aktuellen sozial- und bildungspolitischen „Reformen” (Sparpaket, UniStG) auftreten. Widerstand gegen eine Entwicklung, die Bildung auf reine Ausbildung für kapitalistische Verwertung reduziert, ist nur sinnvoll, wenn mensch das gesamte unmenschliche kapitalistische System ablehnt. Die Uni ist kein isolierter Teil der Gesellschaft!

Um diesen Entwicklungen entgegentreten zu können, bedarf es einer kämpferischen öH, die ihr gesamtgesellschaftliches Mandat exzessiv auszunutzen versteht. Beim größten studentischen Protest, den dieses Land je gesehen hat, versuchte die ÖH – in einem von der Basis ausgehenden und organisierten Widerstand – nicht, diesen Leuten den nötigen Rückhalt zu bieten, medial voranzupreschen und mit ihrer gewichtigen, öffentlichen Rolle den Kontakt zu anderen Bevölkerungsgruppen zu suchen. Sie verhielt sich bestenfalls neutral, immer besorgt, daß da Leute sein könnten, die ihre eigene Meinung haben, die nicht zu kontrollieren ist. Wir präsentieren Euch keineN SpitzenkandidatIn. Wir haben uns ein Rotationsmodell überlegt, laut dem jedeR nur eine Sitzung im HA ist, da Ihr ja eine Fraktion wegen der von ihr vertretenen Inhalte wählt, und nicht jemand von uns dann gelöst von dieser Fraktion auftreten soll, sondern die nötige Arbeit und die zu treffenden Entscheidungen im wöchentlichen Plenum erledigt werden.

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LUST - Liste Unabhängiger Studierender

Die LUST ist eine parteiunabhängige und selbstfinanzierte Gruppe von Studierenden. Nach den letzten ÖH-Wahlen sind wir in den Hauptausschuß, das uniweite Studierendenparlament, eingezogen. Wir wollen jenen Studierenden ein Angebot unterbreiten, die sich durch die derzeitige Exekutive nicht vertreten fühlen. Die Wahlbeteiligung ist unter den Geisteswissenschaftlern am geringsten, gleichzeitig wird es zusehends schwieriger, Menschen für die Arbeit in Studienrichtungsvertretungen zu animieren. Wir glauben nicht an das absolut Böse. So hat das neue UniStG durchaus auch für Geisteswissen-

schaftler Vorteile. Die Studieneingangsphase etwa verpflichtet Institutsangehörige dazu, Neuankömmlinge darüber zu informieren, was auf sie zukommt. Hohe Dropout-Raten können damit gesenkt werden. Wir halten die Sorge angehender Akademikerinnen und Akademiker um ihren künfitigen Arbeitsplatz nicht für verwerflich und glauben, daß auch geisteswissenschaftlichen Studien eine vermehrte Anbindung an die Praxis nicht schaden wird. Zudem sind viele Studienrichtungen weitaus praxisnäher als sich das Rationalisierer träumen lassen. Ein ausgebildeter Archäologe oder eine ausgebildete Archäologin sind frisch von der Uni

Fachleute auf ihrem Gebiet. Wir bezweifeln die Existenz von Orchideenfächern. Niemand konnte vor zwanzig Jahren voraussagen, daß Sinologen zu gesuchten Spezialisten würden. Keine bestehende Studienrichtung hat seine Existenz zu rechtfertigen. Natürlich können Doppelgleisigkeiten vermieden werden, aber eine österreichweite Standortkonzentration und die Auflassung „nicht marktgerechter“ (wer entscheidet anhand welcher Kriterien?) Studienrichtungen wären verhängnisvolle Kurzsichtigkeiten. Niemand kann ernstlich vorhersehen, welche Absolventinnen und Absolventen ein veränderter Markt in zwanzig Jahren braucht. Daher würde uns die einseitige Ausrichtung der universitären Ausbildung auf den derzeitigen Arbeitsmarkt unserer Zukunftschancen berauben. Für Geisteswissenschaftler brechen durch geänderte Gesetze spannende neue Zeiten an. Eine neue Interessensvertretung statt sozialromantischer Weltverbesserung ist angesagt. Nur du kannst die ÖH verändern, mit deiner Stimme für den LUST-Gewinn!!!

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zur Auswahl samtgesellschaftlichen Kontext kritisieren.

VSStÖ

Die GANZE Welt ebenso den Frauen

Es gibt viele Dinge, über die mensch streiten kann... ...aber nicht über die Wichtigkeit einer Studierendenvertretung. In der Zusammenarbeit mit den anderen aktiven Fraktionen auf der GEWI-Fakultät war der VSStÖ in den letzten Jahren bemüht, sich für die Anliegen der Studierenden zu engagieren. Tägliche Studienberatung, HörerInnenversammlungen, Information zum UniStG und UOG sind nur einige Dinge, mit denen wir von der FV-GEWI versucht haben, Euch das Leben und das Studium zu erleichtern. Wir glauben, daß das Studium zusätzlich zur Berufsausbildung einen gesellschaftlichen Auftrag hat.

Nein zum Sparpaket Sozialabbau nicht mit uns Die Proteste des Frühjahres ’96 waren mehr als begründet. Das größte Sparpaket der Zweiten Republik war mit einem Fingerstreich über Österreich verhängt worden. Damit fand die kurzsichtige Einsparungspolitik ihren vorläufigen Höhepunkt. Nun läßt sich sagen, daß die Regierung gut daran getan hätte, die lautstark vorgebrachten Einwände der ÖH zur Kenntnis zu nehmen. Statt dessen zog sie es vor, im Eilzugstempo ein Sparpaket durchzudrücken, das mit Hilfe einer Budgetaufstellung (sicher) und eines Taschenrechners (unklar) in einer Vierer-Runde ausgemauschelt wurde. Wir werden auch in Zukunft gegen sinnlose Sparpolitik aufstehen und Einsparungen im Hochschulbereich in einem ge-

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Die Zahlen des Hochschulberichtes 1996 sprechen für sich: Studienanfängerinnen 53%, Absolventinnen 44%, Frauen im wissenschaftlichen Mittelbau 20%, Professorinnen 3,5%. An unseren Universitäten - und auch an „frauendominierten” Studienrichtungen gilt ein ehernes Gesetz: Je höher die Hierarchie, desto weniger Frauen. Eine Dekanin oder Rektorin gibt es in Österreich gleich überhaupt nicht. Von 779 Institutsvorständen sind 27% Frauen. So fordern wir Quotierung sowohl von Entscheidungsgremien, Bestellungskommissionen als auch bei der Vergabe von Lehr- und Forschungsaufträgen.

Elke Murlasits

Unsere Ideen zur Unireform

fungstätigkeit ein fixer Bestandteil jeder Lehrtätigkeit sein und damit auch im Rahmen eines Grundgehalts entlohnt werden. Weiters fordern wir die Einführung einer verpflichtenden didaktischen Ausbildung für alle Lehrenden, die Verankerung einer „echten” Lehrverpflichtung im Rahmen von Lehraufträgen in der Höhe von zehn Wochenstunden pro Semester und die Schaffung einer „ProfessorInnen-Eingangsphase“. Höhere Durchfallsraten mögen vieles bedeuten, sie geben jedoch keine Auskunft über das Niveau und die Qualität einer Lehrveranstaltung. Die Ursache für Durchfallsraten jenseits der 50%-Marke liegen an der unzureichenden Vermittlung der geforderten Lerninhalte bzw. an schlechten Studienbedingungen. Aus diesem Grund setzen wir uns für die Einführung einer „50-Prozent-Klausel” ein. Bei einer Durchfallsquote von mehr als 50% soll der Termin für alle Durchgefallenen nicht als Antritt gewertet werden.

Das Uni-Sparpaket hat mit seiner ungleichen Lastenverteilung die sozial-selektive Wirkung unseres Bildungssystems massiv verstärkt. Nicht nur in Folge des Sparpakets ist eine Ausweitung des BezieherInnenkreises und eine Neudefinition der Vergabekriterien dringend notwendig. Für Prüfungsentgelte werden jährlich fast 300 Millionen Schilling ausgegeben. Dabei sollte die Prü-

Die vor uns liegende ÖH-Wahl kann die wichtigste in der Geschichte der Studierendenvertretung werden. Es geht dabei nicht nur um eine Entscheidung zwischen KandidatInnen und Fraktionen, sondern um unterschiedliche Visionen über die Aufgaben der ÖH und um ihre Zukunft als starke studentische Interessensvertretung. Wir vom VSStÖ stehen für eine starke, basisnahe und soziale ÖH.

Studieren und Wohnen Der VSStÖ fordert, daß das Mietrechtsgesetz so verändert wird, daß es das Grundrecht auf Wohnraum durchsetzt. Leerstehende Wohnungen sind zu besteuern. Die österreichweit zur Verfügung stehenden 21.000 Heimplätze sind bei weitem nicht ausreichend und zumeist in sehr schlechtem Zustand bzw. finanziell nicht akzeptabel. Kündigungsfristen oder Mietzinsobergrenzen sind auf das Heimwesen zu übertragen.

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Institutsgruppe Germanistik

Mashmaschine - starring: Sophia Kaiserseder Margit Mair Birgit Hofmann Hildegard Gruber Martin Gasser Claudia Moser (leider nicht am Foto)

Wir sind die bunt durchgemischte germanistische Institutsgruppe, die Euch bei Kommissionen und Institutssitzungen vertritt. Vielleicht kennst Du eines unserer Gesichter von der Inskriptionsberatung oder vom Tutorium zu den Geschichtlichen Problemen I, das wir letztes Semester organisiert

haben. Ab Juli werden wir die „Studienführerin Germanistik” mit den kommentierten Studienplänen gestalten. Außerdem werden wir ab August aktiv an der Erstellung der neuen Studienpläne mitarbeiten. Falls Du Anregungen oder Verbesserungsvorschläge hast, komm

doch zu unseren wöchentlichen Treffen (Do, ab 12.30, Gewi-Zimmer, Schubertstraße 2-4). Desto früh, desto gut. Gib uns Beton. Wir mischen gerne an der Maschine. Deine Institutsgruppe Germanistik

Die Studienrichtungsvertretung Anglistik/Amerikanistik Wer sind wir und was tun wir? Um dem Prinzip der demokratischen Entscheidungsfindung gerecht zu werden, haben wir die A/A Strv. durch die Gründung eines Studierendenforums von 5 gewählten auf 8-10 sehr engagierte Leute vergrößert. Derzeit sind das: Angelika Germ, Gert Haubenhofer, Marlene Miglbauer, Ulrich Pichler, Joachim Schuller, Michael Stockinger, Meni Syrou, Manuela Wagner, Bernd Weber.

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Und was tun wir? Wir vertreten solange das noch möglich ist - unsere Studierenden in den verschiedenen universitären Gremien (Institutskonferenzen, Studienkommission, Fachgruppenkommission), führen zu Semesterbeginn Inskriptionsberatungen durch, veranstalten Feste (mind. jährlich ein Weihnachts- und ein Sommerfest), engagieren uns sozial (z.B. Kinderkrebshilfe) und stehen unseren Studierenden in unserer wöchentlichen Sprechstunde (Di. 14-15 Uhr im SR 11.21 im Anglistikgebäude) für jegliche Anliegen zur Verfügung. Außerdem veranstalten wir in regelmäßigen Abständen Stammtische (werden per Aushang

bekanntgegeben), die es unseren Studierenden unter anderem ermöglichen sollen, uns und unsere Arbeit besser kennenzulernen. Das nächste A/A Fest geht am 5. Juni im Innenhof des Hauptgebäudes über die Bühne. Derzeit betreiben wir gerade ein großangelegtes Fragebogenprojekt mit dem Ziel, verstärkt auf uns und unsere Tätigkeit aufmerksam zu machen und unseren Studierenden ein weiteres Forum zu bieten, sich konstruktiv (sei es durch Fragen, Anregungen, Kritik oder eigene Mitarbeit) mit der Studienrichtungsvertretung auseinanderzusetzen.

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Studienrichtungsvertretung Klassische Philologie Es kandidieren:

Karin Pichler (LA Latein/Russisch, 8. Semester)

Gernot Reinmüller (LA Latein/Griechisch, 10. Semester)

Jutta Schöggl (LA Latein/Englisch, 9. Semester)

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Unsere Arbeit ist einerseits bereits durch laufende Verfahren (siehe unten) vorgegeben, andererseits sind wir natürlich immer bemüht, individuelle Probleme zu lösen (Anrechenbarkeit von Lehrveranstaltungen, Lehrangebot), was aufgrund der Kooperationsbereitschaft unseres Institutspersonals sehr gut funktioniert. Seit März 1997 laufen an unserem Institut die Habilitationsverfahren von Frau Dr. Englhofer und Frau Dr. Harich-Schwarzbauer, an deren schneller Abwicklung wir selbstverständlich interessiert sind. Als VertreterInnen der StudentInnenkurie haben wir auch die Möglichkeit, konstruktiv mitzuwirken und unseren Teil für einen fairen Ablauf beizutragen. Weiters sind wir in der Berufungskommission „Nachfolge Prof. Pötscher” aktiv und bilden momentan die StudentInnenkurie für die Berufungskommission „Nachfolge Prof. Schwarz”. Ein langwieriges und mühevolles Stück Arbeit kommt auch mit der Implementierung des UOG93 und des UniStG auf uns zu, was konkret die Neugestaltung des Studienplans bedeutet (wenn Ihr Vorschläge für die Reform habt, z.B. Lehrinhalte, Lehrveranstaltungsformen etc., meldet Euch unbedingt bei uns!!!). Weiters bitten wir Euch, in Zukunft mehr mit uns über Eure Wünsche zu sprechen - auch jedes noch so kleine Anliegen ist es wert, realisiert zu werden -, sodaß wir noch effizienter und studentInnenorientierter arbeiten können (z.B. welche Fachdidaktik wird gebraucht, welches KO, PS, welche VL, welches Thema sollte behandelt werden, welcher Gast zu uns eingeladen werden). Eine Aussendung wird Euch noch vor der Wahl erreichen, in der wir die einzelnen Punkte unserer Bestrebungen noch aufzeigen werden! Weiters möchten wir auf unsere Internet-homepage verweisen: http://www.kfunigraz.ac.at/ kphwww/student.html.

Institutsgruppe Geschichte

Bei den ÖH-Wahlen kandidieren von der IG Geschichte für die Studienrichtungsvetretung (StRV): Susi Baumgartner Ines Aftenberger Georg Fuchs Stefan Demelius Leo Kühberger

Die IG Geschichte ist eine Gruppe von Geschichte-Studierenden, die sich mit ihrem Studium nicht einfach passiv abfinden will, sondern versucht, aktiv einzugreifen und mitzugestalten. Wir sind in den akademischen Gremien des Instituts vertreten, wo wir für Anliegen der Studierenden eintreten, etwa Probleme oder Rechtswidrigkeiten in Vorlesungen publik machen oder Mängel im Lehrangebot zur Sprache bringen. Ob Inskriptions-

beratung, Studienleitfäden, Veranstaltungen - das ist alles Arbeit der Institutsgruppe! Wer mitmachen will, interessiert ist, Anregungen oder Fragen hat, ist herzlich eingeladen, bei unseren wöchentlichen Treffen im Zimmer 5 der ÖH vorbeizuschauen. Immer Dienstag 13 Uhr. Sprechstunden von IG-Leuten im Gewi-Zimmer: Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 Uhr bis 12 Uhr.

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Studienrichtungsvertretung Dolmetsch

Susanne Paar Mein Name ist Isabella Hatzl. Ich bin 18 und studiere Englisch und Spanisch im 2. Semester. Als „Frischling” am Übersetzer- und Dolmetscherinstitut kann ich mich mit den StudienanfängerInnen gut identifizieren und werde als zukünftige Studienrichtungsvertreterin versuchen, ihnen bei ihren Problemen so gut ich kann zu helfen. Ich habe mich ja erst selbst vor kurzem durch den Dschungel, der die frischgebackenen StudentInnen im ersten Semester an der Uni erwartet, geschlagen. Außerdem bin ich der Meinung, daß ein Institut unbedingt eine Studienrichtungsvertretung braucht. Schließlich ist es wichtig, daß die StudentInnen jemanden haben, der ihre Meinungen und Anliegen, z.B. in Kommissionen vertritt und sie auch über wichtige Institutsangelegenheiten informiert. Und auf die Mitbestimmung können wir gerade zur Zeit der Einschränkungen durch das Sparpaket ja wirklich nicht verzichten. Aus diesen Gründen habe ich mich zur Kandidatur für die Studienrichtungsvertretung entschlossen, und ich denke, daß wir fünf den StudentInnen an unserem Institut in den kommenden vier Semestern mit Rat und Hilfe zur Seite stehen werden.

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Michaela Brandstätter, 24 Jahre alt. Seit 11 /2 Jahrenstudiere ich Italienisch und Englisch am Übersetzerund Dolmetscherinstitut und arbeite nebenbei bei einer Versicherung. Ich liebe es zu reisen und hasse es, mich sportlich zu betätigen.

Petra Stacherl

Hallo, mein Name ist Tommy Moretti und ich mache hier am Dolmetschinstitut die Übersetzerausbildung für Englisch und Spanisch. Ich bin ein Wiedereinsteiger (seit SS 1996), da ich 1988 mit der akademischen Übersetzerausbildung abgeschlossen habe und seit dieser Zeit berufstätig bin. Da ich aber glaube, man sollte Möglichkeiten der Weiter- und Fortbildung nutzen, habe ich mich entschlossen, dort anzuknüpfen und weiterzumachen, wo ich 1988 aufgehört habe.

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Institutsgruppe Pädagogik

Liebe Pädagogikstudierende!

Hier aber ein bißchen „Grundsätzliches“:

Nach der ausführlichen Vorstellung der Institutsgruppe Pädagogik im letzten Gitterpäd nun also die fünf KandidatInnen für die Studienrichtungsvertretung:

Auf unserem Institut können 5 StudienrichtungsvertreterInnen gewählt werden und dafür gibt’s bis jetzt - genau 5 KandidatInnen, die sich noch dazu gemeinsam vorstellen - klingt irgendwie nach Einparteiensystem und Scheindemokratie, klingt so, als wär’s eh egal, ob wählen gehen oder nicht. Nein, eben nicht. Erstens können wir nichts dafür, daß nicht auch andere kandidieren und zweitens, und hier wird’s wirklich wichtig: Damit die Studienrichtungsvertretung als gewählt gilt, müssen alle fünf KandidatInnen auf eine gewisse Stimmenanzahl kommen. Das heißt bei zu geringer Wahlbeteiligung gibt es keine Studienrichtungsvertretung. Aber nur wenn es eine gewählte Studienrichtungsvertretung gibt, besteht auch die Möglichkeit der Mitsprache in diversen universitären Gremien und Kommissionen und nur einer gewählten Studienrichtungsvertretung steht auch ein gewisses Budget aus dem ÖH-Beitrag zur Verfügung. Nicht wählen heißt daher nicht (nur): Mir ist egal, wer meine Interessen auf dem Institut vertritt. sondern (auch): Ich will nicht, daß Studieren-

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de die Möglichkeit zur demokratischen Mitsprache und Mitentscheidung auf diesem Institut haben.(zB. • Studienkommission: Gestaltung des Studienplans, Neue Lehrveranstaltungen, Fächerbündel.... • Institutskonferenz: Personalfragen, Räume, Bücher, Geld....) und Ich will nicht, daß ein Teil meines ÖH-Beitrages für die Studienrichtungsvertretungsarbeit auf meinem Institut zur Verfügung stehen soll. (Zur Zeit sind das 42.000S pro Studienjahr) Neben der Studierendenvertretung wird aber auch noch die Fakultätsvertretung, der Hauptausschuß und der Zentralausschuß der ÖH gewählt. Weil wir schon bei der Aussage von nicht vorhandenen Kreuzerln sind, auch noch ein Satz dazu. Nicht wählen heißt: Ich —will—, daß sparwütige Politiker Argumente der Österreichischen HochschülerInnenschaft weiterhin mit dem Hinweis auf eine nur 30-prozentige Wahlbeteiligung abschmettern können. Soviel zur grundsätzlichen Sinnhaftigkeit von Kreuzerln, wo Ihr sie hin macht, das liegt an Euch.

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zur Auswahl

Hallo PPP- Studierende! Wie Ihr sicher wißt, gab es in den letzten zwei Jahren keine gewählte PPP-Studienrichtungsvertretung (nur von der Fakultätsvertretung GeWi nominierte VertreterInnen), weil zu wenig Leute kandidierten. Diesmal fand sich nach dem letzten PPP-Treffen eine Gruppe von vier KandidatInnen, die für die nächsten ZWEI Jahre die Vertretung unserer Studienrichtung übernehmen wollen. Falls etwas jemanden von uns live sehen will, möge es halt einmal bei der PPP-Information am Dienstag zwischen 12 und 13 Uhr vorbei schauen (im PPP-Raum - 6. Stock, immer den Pfeilen nach!). Weil wir jedoch nicht immer jeder/ jedem Rede und Antwort stehen können, stellen wir uns gleich einmal vor, damit Ihr auch wißt, wen Ihr wählen könnt.

Das bin ich!!! Bei „ich” könnt Ihr natürlich kein Kreuzerl machen bei Ali übrigens auch nicht, deshalb mein vollständiger, unglaublich langer Name: Alexandra Eva Maria Kopp (echt ätzend, gell?!?) Ich bin (noch) im ersten Abschnitt, und hoffe, vor allem die „Neulinge” (bzw. alle, die im ersten Abschnitt sind) bei der Inskriptionsberatung zu treffen. Damit ihr auch wißt, wer Euch sonst noch vertreten könnte (bei der ÖH - Wahl dürft ihr von diesen 4 Kandidaten 5 wählen), komme ich nun auch an die Reihe: Bei dem Namen Gunther Sengmüller habt ihr die einzigartige Gelegenheit, einen Studenten, der sich neben dem PPP auch noch für Chemie interessiert und irgendwo

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im zweiten Abschnitt herumstudiert, zu wählen. In den vergangenen zwei Jahren verdiente ich mich bei der Inskriptionsberatung, bei der Ihr mich spätestens im Herbst (letzte Ferienwoche und erste Oktoberwoche) treffen könnt. Wenn Ihr Glück/Pech habt. Falls es noch mehr Fragen gibt, bin ich telefonisch unter der Nummer, die ihr in der letzten PPP-Aussendung findet, meistens erreichbar.

Eure Ideen und Wünsche wichtig. Vielleicht gelingt es zukünftig in einer PPP-Basisgruppe, einen neuen Studienplan zu erarbeiten und sonstige studienrelevante (und auch weniger stundienrelevante) Dinge zu besprechen und zu diskutieren. Für eine schlagkräftige Studierendenvertretung! Gerhard Unger

Ideen, was wir nun machen werden, gibt es natürlich viele. Aufgaben, wie die Erstellung eines neuen Studienplanes, Finden von entsprechenden Einführungsvorlesungen, Herumärgern mit dem neuen Studiengesetz, Organisieren von Tutorien und natürlich von mindestens einer PPPP (PPP - Party) liegen vor uns.

Zwei Jahre mache ich schon sogenannte Studienrichtungsvertretungsarbeiten. Wichtige Aufgaben waren für mich dabei die Studienberatung (Inskriptionsberatung, PPP-Info), das Erstellen eines eigenen PPP-Studienleitfadens, das Reintragen der Causa Albert in die Studienkommission und den Aufbau einer größeren PPP-Basisgruppe. Letzteres ist trotz unterschiedlicher Versuche leider noch nicht gelungen. Da in naher Zukunft (bis spätestens 2002) im Rahmen des UniStG eine gröbere Studienplanänderung vorgesehen ist - aus PPP muß PP (Philosophie und Psychologie) werden - wären für die Studienrichtungsvertretung, die den neuen Studienplan mitbestimmt,

Den letzten Platz im Reigen der StudienrichtungsvertretungskandidatInnen nehme ich, Alois Kocher, ein. Mein wichtigster Beweggrund für meine Kandidatur war, daß die Studienrichtungsvertretung überhaupt zustande kommt, und so die Vertretung der Interessen der PPP-Studierenden wahrgenommen werden kann. Ein besonderes Anliegen ist es mir, die PPP-Studierenden, einander wieder etwas näher kommen zu lassen. Ich meine damit den alleingelassenen IndividualstudentInnen die Möglichkeit zu bieten, LernpartnerInnen zu finden, und so die Vorbereitung auf Prüfungen zu erleichtern. Ideen, was wir nun machen werden, gibt es natürlich viele. Aufgaben, wie die Erstellung eines neuen Studienplanes, Finden von entsprechenden Einführungsvorlesungen, Herumärgern mit dem neuen Studiengesetz, Organisieren von Tutorien und natürlich von mindestens einer PPPP (PPP-Party) liegen vor uns.

Itter

GeW


zur Auswahl

Studienrichtungsvertretung Volkskunde Ethnologia Europeae Am Institut für Volkskunde stehen erstmals 5 KandidatInnen zur Auswahl, von denen drei zu StudienrichtungsvertrerInnen gewählt werden können. Mit dieser größeren Anzahl von KandidatInnen hoffen wir, die Arbeit am Institut auf eine breiter Basis stellen zu können. Gerade jetzt, wo uns das neue UniStG ins Haus steht, ist eine starke Vertretung besonders wichtig. Dazu ist es notwendig, den Dialog unter den Studierenden zu fördern. Deshalb wird es auch weiterhin neben der gewählten Studienrichtungsvertretung die Institutsgruppe geben, zu der alle interessierten Studentinnen und Studenten eingeladen sind. Einige Projekte die schon jetzt zur Diskussion stehen sind u.a. die Mitarbeit an einer österreichweiten Studierendentagung, die von Studierenden am Institut für Volkskunde in Wien initiiert wurde. Darüber hinaus planen wir Erstsemestrigentutorien und ein Fest.

Die KandidatInnen für die StRV Volkskunde: Manfred Omahna, 1970, 8. Sem., Volkskunde und Fächerbündel Manuela Brodtrager, 1971, 4. Sem., Volkskunde und Erziehungswissenschaften

Studienrichtungsvertretung Philosophie

Ich wähle also bin ich Die Arbeit der Studienrichtungsvertretung ist vielfältig und durchaus wichtig. Die meisten von Euch dürften schon irgendwann (zu Beginn des Studiums) in den Genuß der Inskriptionsberatung gekommen sein. Ebenfalls bekannt ist der Studienführer, den üblicherweise ein Mitglied der StRV gestaltet. Weniger sichtbar ist die Arbeit in diversen Gremien. Da wären unter anderem die Institutskonferenz und die Studienkommission zu nennen. Die Mitglieder der StRV sind so am direktesten mit den Anliegen der Studierenden konfrontiert. Daher ist auch eine gewählte Studienrichtungsvertretung so ungemein wichtig.

Die Kandidierenden für die Studienrichtungsvertretung Philosophie sind: Maria Sedminek (fraktionslos, arbeitet als Bankangestellte, studiert seit diesem Semester Philosophie und Soziologie) Mag. Maria Weinhofer (fraktionslos, unterrichtete Deutsch/ Französisch, studiert seit 1996/97 Philosophie und Kunstgeschichte) Monika Wogrolly (fraktionslos, Schriftstellerin, studiert seit 1991/ 92 Philosophie und Germanistik) Andreas Pigler (fraktionslos, studiert seit 1992/93 Philosophie und Fächerbündel) Markus Schramm (fraktionslos, nebenbei Filmvorführer und Staplerfahrer, studiert seit 1992/ 93 Philosophie und Fächerbündel) Für alle, die es noch nicht wissen: von diesen fünf könnt ihr ALLE 5 wählen. Um Euch die Entscheidung leichter zu machen, stellen wir uns am Dienstag, den 6. Mai, um 19.00 s.t. im Arbeitsraum (im sechsten Stock) Euren Fragen (und machen Wahlversprechungen).

Leopold Kühberger, 1975, 6. Sem., Volkskunde und Geschichte Alexander Ferstl, 1976, 6. Sem., Volkskunde und Kunstgeschichte Monika Krenn, 1976, 3. Sem., Volkskunde und Fächerbündel

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Demokratische Mindeststandards Die Einhaltung demokratischer Mindeststandards ist die Voraussetzung für eine sinnvolle Arbeit von ÖH-Referaten, Studienrichtungsvertretungen und Fakultätsvertretungen. Bis 1995 wurde die ÖH der Uni Graz (HUG) von einer einzigen Fraktion, der AktionsGemeinschaft, mit absoluter Mehrheit dominiert. In dieser Zeit waren die Rahmenbedingungen für eine unabhängige Vertretungsarbeit sehr ungünstig, da die AG-Exekutive keinen Versuch ausließ, die Arbeit der ihr nicht nahestehenden ÖH-Mitarbeiter/innen zu erschweren.

Zur Erinnerung: ● Um Druck auf die Studienrichtungsvertretungen auszuüben, wurden Rechnungen einfach nicht bearbeitet. Auf diese Weise wurde die StRV Anglistik 1995 fast um ihr ganzes Budget gebracht. ● Ein Jahr davor wurde ein illegales Budget beschlossen, das den unteren Ebenen weniger Geld zuteilte, als ihnen laut ÖH-Gesetz zusteht. Das Wissenschaftsministerium mußte einschreiten. ● Wie erst vor kurzem bekannt wurde, verwendete die AG vor 2 Jahren ÖH-Gelder, um damit

Fraktionswerbung zu bezahlen. ● Das GEWITTER konnte nicht mehr in Graz gedruckt werden, weil sich die FV GEWI weigerte, jede einzelne Seite vom ÖHVorsitzenden genehmigen zu lassen. Wenn sich die ÖVP-nahe AktionsGemeinschaft selbst als „parteiunabhängige Fraktion” bezeichnet, ist Vorsicht angebracht. Menschen, die vorgeben, „parteipolitisch weder rechts noch links” zu stehen, ihren Wahlkampf aber mit Mitteln der ÖVP und des VP-dominierten Raiffeisenkonzerns finanzieren zu lassen, erscheinen nicht gerade glaubwürdig.

Die GEWITTER-Redaktion

Gerüchteköche und Optimisten Gerüchte halten sich hartnäckig, insbesondere dort , wo die Informationen fehlen. Als bereits klar war, wie die endgültige Regelung Ein Beispiel für Selbstbeweihräucherung für geisteswissenschaftliche Studien aussah, gab es noch immer unà la Aktionsgemeinverbesserliche Optimisten, die alschaft les positiv sahen. Nach dem UniStG dürfen wir zwar nur noch jene Studien und Fächer kombinieren, die ein universitäres Gremium für sinnvoll hält - auf den Status quo umgelegt, will jemand Philosophie und Russisch studieren, bekommt er nur einen solchen Abschluß, wenn die Studienkommission Philosophie Russisch „empfiehlt”-, aber die „Aktionsgemeinschaft” erblickt „Freiräume”. Bisher selbstverständliche Wahlmöglichkeiten für Studierende werden vom „good will” eines universitären Gremiums abhängig gemacht, in dem unsere Stimmen

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1 /3 ausmachen, aber das „Liberale

Studentinnen und Studentenform” meint, daß Studierende nun „relativ großen Einfluß auf die zukünftige Gestaltung des Studiums haben”. Die einseitig ökonomischen Kriterien für die Auflassung einzelner Studienrichtungen stellen die Existenz eines guten Teils der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Frage, aber die „Aktionsgemeinschaft” jubelt über „Effizienz” und „hehre Vorhaben”. Nun ja, wenn man erst mit dem UniStG so richtig erfaßt hat, daß Studierende schon immer in der sog. Studienkommission beim Studienplan mitreden konnten, - was alle, die in der Studierendenvertretung arbeiten, hoffentlich auch wissen -, dann sei dem LSF seine verspätete Freude anläßlich der Einsicht in unser gesetzliches Mit-

spracherecht gegönnt. Und wenn man unter „Effizienz” versteht, daß man sich bei konsequenter Auslegung des UniStG eine Reihe geisteswissenschaftlicher Studien erspart, dann hat irgendwie auch die „Aktionsgemeinschaft” recht. Und wenn man sich mit der ganzen Materie noch nicht so wirklich beschäftigt hat und trotzdem den missionarischen Eifer zu schreiben verspürte, ist natürlich alles entschuldigt. Außerdem: Optimismus ist immer lobenswert. Allerdings: Wirklich Grund zu Optimismus hat angesichts solcher Stellungnahmen nur die Regierung, die technokratische und undurchdachte Gesetze verabschiedet und dabei auch noch positive Kommentatoren findet.

Die GEWITTER-Redaktion

Itter

GeW


Lausch, Krabbel und Kriech In Österreich gehört die Zukunft dem großen Lauschen. Die Regierungsparteien sind sich einig, daß unsere bösen Kriminellen, Terroristen und sonstigen Übelwollenden nur dann zur Strecke gebracht werden können, wenn sich kleine Tierchen namens Wanzen künftig in Wohnungen und Räumen frei bewegen können. Damit jedoch diese süßen Hausgefährtinnen nicht eines Tages vor verschlossenen Türen tierfeindlicher BewohnerInnen enden, soll den Tierfreunden in Uniform das unbefugte Eindringen mitsamt ihren Biestern gleich mitgestattet werden. Also: nicht überrascht sein, wenn ihr dann zufällig Unbekannte beim Renovieren eurer Wohnungen entdecken solltet, eure Ameisen und Spinnen bekommen nur ein wenig Gesellschaft. Kein Verständnis für derlei tierische Umtriebe hat die Kirche, die wacker und selbstlos ihre Beichtstühle gegen den Zutritt von Wanzen verteidigt hat. Offensichtlich ließ sich der Herr Pfarrer nicht von den mahnend vorgebrachten Erinnerungen diverser Privatdedektive beeindrucken, die schon zigmal mit „Spitzenmafiosi” geredet hatten, die „zufällig deutsch können” und die versicherten, nichts in der Welt so zu fürchten wie die krabbeligen Lauscher. Dem Herrn Pfarrer war offensichtlich zwar die wanzenfreie Wohnung nicht viel, der wanzenfreie Raum zur Deponierung der ganz persönlichen Sünden dafür sehr viel wert.

Mai 1997

Die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften war zunächst ganz bei der Kirche und forderte die Anerkennung als Religionsgemeinschaft, um die dazugehörigen Räume als „Beichtstühle” deklarieren zu können. Mittlerweile würde ich aber eine Änderung dieser Position vorschlagen: Nach dem tragischen Tod unserer geliebten GewiMaus würde allen hier Aus-und Eingehenden eine neue tierische Gesellschaft gut tun. Außerdem, da bin ich sicher, werden die Besitzer der Wanzen schon mit den Informationen sorgfältig umzugehen wissen, die das Tierchen ihnen bringt. Daß Wanzen ans Telefon gelassen werden, nur weil’s an der Uni ein bißchen unruhig wird wie vor einem Jahr, daß so aufgesogene Protokolle von Gesprächen den trauten Bereich des Wanzenstalls verlassen und direkt auf Schreibtischen des Landtags landen, daß die an die Krabbler vermittelten Daten ihre weite Reise durchs schöne Österreich antreten, wo Du sie dann unverhofft wiedertriffst, das alles wird nicht mehr vorkommen, da bin ich ganz sicher. Die Richtlinien für die Pflege von Wanzen werden genauso viel wert sein wie das Papier, auf dem sie stehen, also etwas weniger als 1 öS. Ich bin ganz sicher, wir würden die Gewi-Wanze genauso lieb gewinnen wie unsere Gewi-Maus. Für ein tierfreundliches Österreich mit Lausch, Krabbel und Kriech! grashalm

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extrem politischer Artikel...

Helmut Strobl Productions präsentiert eine Stefan Karner™-Show

Sonderausstellung „Wohltaten der Wehrmacht” Zu sehen schon bald in einem Theater in Ihrer Nähe

„Die Wehrmachtsausstellung fördert nicht den Diskurs zwischen den Generationen,” stellte der Historiker Stefan Karner in einem Gastkommentar im Standard vom 25.4.1997 treffend fest. Der hochdekorierte Kriegsfolgenforscher will sich nicht mit der „unreflektierten, pauschalen Titelgebung” der Ausstellung abfinden, mit deren „monokausalen Erklärungen” er hart ins Gericht geht. „Es wäre an der Zeit, eine tiefgehende und umfassende Forschung zu diesem Thema durchzuführen, auf deren Basis dann eine neue, umfassende Ausstellung zusammengestellt werden sollte.” Das GEWITTER durfte schon jetzt einen Blick auf diese neue, umfassende Ausstellung werfen und präsentiert exklusiv einige der gezeigten Exponate.

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Abb. 1: Moskau, Juni 1944: Der Führer schenkt den Russen ein Spielwarengeschäft, damit die Kinder Ablenkung von den Widrigkeiten des Krieges finden können. Das Wohlbefinden der Kleinen ist der Wehrmacht ein besonderes Anliegen.

Itter

GeW


... mit Abbildungen

Abb. 2: Stalingrad, undatiert: Damit die Bürger von Stalingrad ihren Urlaub genießen können, bauen Wehrmachtssoldaten in freiwilligen Überstunden einen Ersatzflughafen, nachdem der alte Flugplatz einem Bombenangriff zum Opfer gefallen ist. Ein Grundprinzip der deutschen Kriegsführung ist es, die Zivilbevölkerung nicht zu gefährden.

Abb. 3: Osteuropa, Ende 1943: Sofort nach ihrer Machtübernahme beginnen die Wehrmachtssoldaten damit, die kargen Wüsten mit Hilfe deutscher Technologie in blühende Felder zu verwandeln, um neuen Lebensraum zu erschließen - Artenschutz und Biodiversität stehen dabei im Vordergrund. Deutsche und slawische Bauern sollen in Öko-Landkommunen gemeinsam biologische Landwirtschaft betreiben, um die Nahrungsmittelknappheit während des Krieges zu lindern.

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gen-technokratie

Gen - Technokratie Wenn technokratisches Kalkül zum Ersatz für den Willen zu politischer Verantwortung wird... Gudrun Haberl, Alternative Basisliste/GRAS

Das Gentechnik-Volksbegehren ist vorbei und der politische Alltag hat uns wieder: Die Forderungen waren unrealistisch, ihre Erfüllung ist unmöglich, aber zur Beruhigung (der InitiatorInnen, der Öffentlichkeit und weil man’s halt so macht) werden geschwind ein paar Arbeitsgruppen eingesetzt. Dabei, so scheint es, hat sich die Regierung bereits auf den Standpunkt festgelegt, daß zumindest bei den ersten beiden Forderungen (gentechnikfreie Zone Österreich durch Import- und Freisetzungsverbot) gar nichts geht. Der Verhandlungsspielraum wird eng gesetzt, auch zukünftige Diskussionen werden sich wahrscheinlich nur um Anwendung und KonsumentInnenrisiken drehen: vor einer tiefgründigeren und grundsätzlichen Debatte haben wir uns ja, BefürworterInnen wie GegnerInnen durch selbstauferlegte Diskussionsverbote wohlweislich und Gott sei Dank geschützt! Der neoliberale Konsumenten-Diskurs Die Debatte rund um das Volksbegehren hat sich hauptsächlich um die Argumentationslinie Gefahren - Risiken für die Gesundheit der KonsumentInnen und - schon etwas weniger - um ökologische Zusammenhänge organisiert. Seltener wurde auf soziale Zusammenhänge, die Situation der österreichischen Bauern, hingewiesen und nur in Ausnahmefällen wurden globale Zusammenhänge thematisiert. (Die Abhängigkeit der Landwirtschaft in der sog. „Dritten Welt“ von einigen wenigen Biotechnologie-Konzernen, um nur einen Punkt zu nennen).

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Als beliebtes Lösungsmodell präsentierten beide Seiten die Mündige-Konsumenten-Schiene: Wer im Supermarkt Bioprodukte kauft, tut etwas für die heimische Landwirtschaft; - werden die Gentech-Produkte angenommen, ist die Technologie halt akzeptiert. So einfach ist das. Dieses Modell ist kaum jemandem suspekt erschienen. Beklagt wurde vielmehr die „Emotionalisierung“ der Debatte. Vernunft und Gefühl Die Struktur der Technologiediskurse, ob es sich um Atomkraft oder Gentechnologie dreht - weist eine klare Trennung auf: Die vernünftigen, sachbezogenen, kühlen ExpertInnen auf der einen Seite, die unvernünftigen, ängstlichen, hitzigen, emotionalen GegnerInnen auf der anderen Seite. Da die GegnerInnen keine ExpertInnen sind, sich also nicht auskennen, haben sie Angst. Die ExpertInnen denken: Wir brauchen sie nur ein bißchen informieren, schon werden sie einsehen, daß ihre Angst grundlos ist und sie werden, befreit von Gefühlen, die neue Technologie akzeptieren. Dieser Vernunftmythos ist als Rationalitätsmonopol der (Natur)Wissenschaft und Herrschaftsanspruch bereits erkannt und kritisiert worden. Doch auch unter den GegnerInnen des Einsatzes der Gentechnik gibt es viele, die über die Art der Diskussion und die Argumentationslinien der Kampagne unglücklich sind. Dabei sind es jedoch nicht die Gefühle der Menschen, die so problematisch sind (und auf die - nebenbei bemerkt die ExpertInnen durchaus selbst

emotional reagieren): Warum sollten wir keine Angst vor außer Kontrolle geratener Technologie, vor wirtschaftlichen Abhängigkeiten u.ä. haben, warum sollten wir uns über die Präpotenz mancher ExpertInnen nicht ärgern? Daß die Anti-Gentechnik-Kampagne teilweise unseriös geführt wurde, ist dagegen problematisch und hat wohl einige kritische Menschen von der Unterschrift abgehalten. Diese Unseriosität in mancher Argumentation ist aber nicht zuletzt auch eine Folge fehlender Alternativen für öffentliche Technologiedebatten. Offensichtlich verfügen wir nur über die Strukturen Expertendiskurs, Öffnung zu höhergebildeten interessierten Laien und Boulevard. Die Politik schickt ein paar VertreterInnen zu Tagungen und läßt sich von Expertenkommissionen beraten. Schlußendlich erklärt sie sich dann für nicht zuständig, wie jüngst Ministerin Prammer in der Pressestunde, die meinte, die Bewertung der Technologie sei Sache der Wissenschaft selbst, sie als Politikerin verstehe ja nichts davon. Die Einengung der Diskussion Die Debatte rund ums GentechnikVolksbegehren war implizit und explizit mit einigen Diskussionsverboten belegt, die die Argumentationsschienen auf die Geleise der Anwendung und Folgenabschätzung und dort wiederum auf die Nebengeleise Gesundheitsrisiko und österreichische Landwirtschaft beschränkte. Nicht nur wurde und wird die Anwendung von Gentechnologie in der Medizin quasi in sakrosankte Bereiche verschoben (denn hier dient ja alles

Itter

GeW


gen-technokratie nur dem Heil der Menschen und ein Unmensch ist, wer das in Frage stellt), vielmehr wurden grundsätzlichere Überlegungen aus wissenschaftskritischer und kulturtheoretischer Perspektive systematisch ausgeklammert. Die Zusammenhänge der modernen Biotechnologien, ihrer Herangehensweise, ihrer Prämissen und Methoden zu thematisieren, ist für den Boulevard zu komplex und in Expertenkommissionen unerwünscht. Wer wie feministische Theoretikerinnen nicht kapieren will, daß Klonen nichts mit Gentechnologie zu tun hat, hat sich als DiskussionspartnerIn disqualifiziert und wird als unseriös diffamiert. Die durch die modernen Technologien und ihre Forschungsbedingungen längst unhaltbar gewordene Trennung von Forschung und Anwendung wird als Schutzbehauptung verwendet, um Technologie- und Wissenschaftskritik auf Fragen der Technikfolgenabschätzung und der rechtlichen Haftung für Schadensfälle zu reduzieren. Die Politiker verschanzen sich hinter Wissenschaftern, um keine politische Meinung abgeben zu müssen, und

überlassen die soziale Bewertung von Technologie Menschen, die sich (in Ausbildung und Beruf) niemals systematisch mit sozialen Zusammenhängen beschäftigen mußten. Unhinterfragt bleibt der mittlerweile alte naive Fortschrittsglaube, der Fortschritt als technologischen Fortschritt definiert und unausgesprochen voraussetzt, daß ein solcher Fortschritt den sozialen und humanen Fortschritt automatisch nach sich zieht. Der technische Fortschritt wird in diesem Bild zu einer unkontrollierbaren Maschinerie, die unaufhaltsam vorwärts drängt und deren Sachzwänge Politikern keinen Spielraum lassen. Wer von dieser seelenlosen Maschinerie profitiert, bleibt als Frage ebenso tabu wie die Infragestellung eines Wissenschaftsverständnisses, in dessen Zentrum nicht Menschen mit ihren Bedürfnissen, sondern das abstrakte Ziel des Fortschritts steht. Was not tut, sind alternative Konzepte und Methoden für die Wissenschaft selbst, die Schaffung seriöser, öffentlicher Diskussionsforen und vor allem die Enttarnung des technokratischen Modells.

Neue Technologien, und nicht nur ihre Anwendung, sind zutiefst politische Themen: Welche Wünsche, welche Phantasien, welche Gesellschaftsmodelle stehen hinter Forschungsvorhaben und ihren Anwendungen, welche Forschungen werden von wem finanziert und wer profitiert davon? In unserer wissenschafts- und technologiedominierten Kultur wird es höchste Zeit, den Primat des Politischen einzufordern.

Schafe in Heradsflói

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bulgarien

BULGARIEN NACH DEN WAHLEN

Ulf Brunnbauer

gründet von ausgetretenen BSPFunktionären) und der rechtsextreme Businessblock (5%). Alle anderen Parteien scheiterten an der 4%Hürde. Der Machtwechsel überraschte wenig, waren es ja Massenproteste im Jänner und Februar 1997, die zu den Neuwahlen und zum Rücktritt der sozialistischen Regierung geführt hatten. Die wirtschaftliche Katastrophe, die im Februar 1997 kulminierte, wurde der BSP zugeschrieben, die daher selbst in ihren Kernwählerschichten (Pensionisten und Dorfbewohner) weitgehend an Popularität verlor. Konnte sie doch gerade auch für diese beiden sozialen Gruppen ihre Wahlversprechen, mit denen sie 1994 bei Parlamentswahlen eine abso-

Foto: Ulf Brunnbauer

Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 19. April dieses Jahres konnte die bis dato oppositionelle Union der demokratischen Kräfte (UDK) ihren erwarteten Triumph feiern: Mit 52% der Stimmen und 137 Sitzen im 240-köpfigen Parlament erlangten sie eine komfortable absolute Mehrheit. Weit abgeschlagen landete die bisher regierende Bulgarische Sozialistische Partei (BSP, die ehemaligen Kommunisten) mit 22% auf Rang zwei. Drei weiteren Gruppierungen gelang der Einzug in die Volksversammlung: Union zur Nationalen Rettung (7,8%; eine seltsame Koalition aus der Partei der Türken in Bulgarien, Monarchisten und Republikanern), Eurolinke (5,5%; sozialdemokratisch orientiert; ge-

Pensionierte Juristin bietet vor dem Zivilgericht in Sofia ihre Schreibmaschinenfertigkeiten an.

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lute Mehrheit errang, nicht einlösen. Vielmehr mußten die Pensionisten eine spektakuläre Verringerung ihrer Kaufkraft hinnehmen (im Februar 1997 lagen Pensionen zwischen 1,5 und 3 USD) und die Dorfbewohner sahen, wie die lokalen Betriebe eingingen, die Landwirtschaft darniederging und die Hyperinflation den Verkehr für viele Menschen zu teuer machte. Diese ehemaligen Stammwähler scheinen aber nicht für die UDK oder andere Oppositionsparteien gestimmt zu haben, sondern nicht zur Wahl gegangen zu sein. Denn die Wahlbeteiligung von nur 58% war die niedrigste seit dem Ende der Einparteienherrschaft 1989. Der Erfolg der UDK steht auf recht tönernen Beinen, und es ist fraglich, wie lange die bulgarische Bevölkerung unter der neuen Macht auf eine merkliche Verbesserung ihres Lebensstandards warten wird. Vieles deutet darauf hin, daß die bulgarische Politik nach 1989 zu den Mustern von vor 1944 (der kommunistischen Machtergreifung) zurückkehrt: Von 1878 (Entstehung eines neuzeitlichen bulgarischen Staates, wenn auch formell noch unter osmanischer Souveränität) bis 1944 war das politische Leben geprägt von erbitterten Fraktionskämpfen und sich rasch ablösenden Regierungen - wobei es mit der Verfassung nie sehr genau genommen wurde. Die letzten Jahre der bulgarischen Innenpolitik standen ganz unter dem Zeichen unversöhnlicher Konflikte zwischen der regierenden BSP und der oppositionellen UDK. Diese radikale Bipolarität fußte aber keinesfalls auf ebensolchen Unterschieden in der Programmatik. Denn letztlich forderten beide Parteien Privatisierung und Liberalisierung, um die bulgarische Ökonomie aus ihrer Krise zu retten. Die Haupt-

Itter

GeW


bulgarien vorwürfe der Opposition gegen die Regierung waren deshalb wenig ideologischer Natur, sondern zielten auf Korruption und die zu langsame Umsetzung der Reformen. Nun ist die UDK am Ruder (und wird von der BSP ebenso unversöhnlich bekämpft werden wie umgekehrt). Die ersten Aussagen des neuen Ministerpräsidenten, Ivan Kostov, lassen darauf schließen, daß das Wirtschaftsprogramm der neuen Regierung aus der Mottenkiste des Internationalen Währungsfonds (IWF) stammt: Preisfreigabe, Privatisierung, Schließung unrentabler Betriebe. Im Frühsommer soll sogar ein currency board des IWF installiert werden, der in Zukunft über die Staatsausgaben wachen soll. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen haben ihre Rationalität, doch insgesamt zeigt sich die Problematik, mit denen Länder wie Bulgarien konfrontiert sind: Als periphere Staaten haben sie kaum Möglichkeiten, selbst über ihr Schicksal zu bestimmen. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks und seiner Wirtschaftsordnung ist Bulgarien so wie die anderen Staaten des ehemaligen Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe weitgehend vom Westen abhängig. Bulgarien ist hochverschuldet (der letzte kommunistische Diktator Zhivkov häufte rund 10 Mrd. $ Auslandsschulden an) und kann seinen Schuldendienst nur leisten, wenn es immer neue Kredite erhält. Bulgarien muß jährlich ca. 1 Mrd. $ Zinsen und Tilgung zahlen, die Nationalbank hat aber nur rund halb so viele Dollar in ihrer Hartwährungsreserve. Durch die rasche Weltmarktöffnung nach 1989 wurden die bulgarische Industrie und Landwirtschaft weitgehend zerstört. Ihr Produktionsvolumen nahm stark ab, dafür stiegen die Importe dementsprechend rasch mit den bekannten Folgen für die Handelsbilanz. Bulgarische Politik, egal wer sie leitet, geschieht unter den Bedingungen der Peripherie und muß weitgehend das erfüllen, was die westlichen Geberinstitutionen vorschreiben. Die BSP hatte versucht, einen sanften Weg der

Mai 1997

Transformation der staatlichen Plan- in eine kapitalistische Marktwirtschaft zu gehen. Die Folge war äußerste Zurückhaltung der westlichen Staaten bei der Unterstützung der Reformen in Bulgarien. Das geringe Ansehen der BSP beruhte aber auch auf den massiven Korruptionsvorwürfen gegen sie, wofür immer neue Beweise auftauchen. Man munkelt von 2 Mrd. $, die BSP-Granden in den zwei Jahren ihrer Regierung in den Westen schufen. Dazu kamen noch Reflexe so mancher westlicher Politiker aus dem Denken in Kategorien des Kalten Kriegs, die es nicht akzeptieren konnten, daß die ehemalige KP in freien und fairen Wahlen nur fünf Jahre nach der Wende die Antikommunisten, die 1992 einen Wahlsieg erlangt hatten, wieder an der Macht ablösten. Die neue Regierung wird diesbezüglich keine Probleme machen. Sie hat sich verpflichtet, die Vorgaben des IWF und der Weltbank vorbehaltlos zu erfüllen. Auch hat sich die neue Regierung - so wie ihre Vorgängerinnen - den Kampf gegen die grassierende Korruption auf die Fahnen geschrieben. Doch die Korruption ist eine fast unausrottbare Folge peripherer Bedingungen. Politiker, Beamte, Polizisten usw. verdienen so lächerliche Summen, daß oft selbst 1000 öS eine Vervielfachung ihres Monatslohnes darstellen. Darüber hinaus hat die Korruption eine feste kulturelle Grundlage im traditionellen „Familialismus”: Wer zu Einfluß gelangt, versucht zuerst seine Familie, Verwandten und „nahen” (blizki) zu versorgen. Dieser Parochialismus ist tief in der bulgarischen Mentalität verankert ihn langsam zu überwinden, wird Aufgabe der Regierung und der Bevölkerung sein. Ob die Reformvorhaben gelingen, hängt v.a. davon ab, ob die Menschen in absehbarer Zeit eine spürbare Verbesserung ihrer Lebensbedingungen registrieren können: Denn mit ihren Massenprotesten vom Winter 1997 hat die Bevölkerung gezeigt, daß sie sich nicht ewig depravieren läßt. Sieben verlorene Jahre, an deren Anfang viele auch vom Westen geschürte Hoffnungen

standen, waren ihr endgültig genug. Die größten Massenproteste in der Geschichte Bulgariens brachten die BSP zu Fall. Vordergründig richteten sich die Proteste gegen die Regierung der BSP, unter der Bulgarien in die schwerste Wirtschaftskrise nach 1945 geraten war, doch grundsätzlich waren sie von der Forderung nach einer neuen Politik getragen: Zusammenarbeit statt fadenscheiniger Konflikte, Transparenz statt oligarchischer Entscheidungsfindungen. Ihre eigentliche Motivation hatten die Massenkundgebungen, die das gesamte Land lahm legten, aber nicht so sehr in politischen als in wirtschaftlichen Forderungen - und die waren elementar: Brot! Im Jänner-Februar 1997 erreichte die ökonomische Krise Bulgariens, die im April 1996 sich schnell zu verschärfen begann, ihren Höhepunkt: Die monatliche Inflation stieg auf 300%, die bulgarische Währung Lev fiel völlig in den Keller (Jänner 1996: 60 Leva für 1$, Anfang Februar 1997: 3000!), durchschnittliche Monatslöhne sanken unter die 10$-Grenze, zeitweise gab es weder Brot noch andere Lebensmittel zu kaufen, 90% der Bevölkerung rutschten unter die Armutsgrenze; die ärmsten von ihnen starben an Hunger, Auszehrung oder Unterkältung, da die monatlichen Heizkosten für eine 60m 2-Wohnung die Höhe einer Pension bei weitem überschritten. Das Land stand vor der größten humanitären Katastrophe in Friedenszeiten. Das Ärgste konnte dank westlicher humanitärer Hilfe gerade noch verhindert werden, doch wird sich der Lebensstandard des überwiegenden Teils der bulgarischen Bevölkerung auch in den nächsten Jahren nicht wesentlich verbessern. Nicht zu hungern, wird das höchste ihrer Träume sein. Krank zu werden oder andere außerordentliche Ereignisse werden für die meisten Haushalte auch weiterhin existenzbedrohend sein. Alleine demografische Daten bezeugen die soziale Katastrophe, in der sich Bulgarien seit 1989 befindet: Die Bevölkerung nimmt jährlich um rund 100.000 Menschen

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Foto: Ulf Brunnbauer

bulgarien

Für zahlreiche Roma in bulgarischen Städten ist das Sammeln von Altpapier die einzige Erwerbsquelle.

ab, so daß aus dem 8,5 Millionenvolk der Bulgaren (1983) bis zum Ende des Jahrtausends ein 7 Millionenvolk werden wird. 70.000 Geburten jährlich stehen 120.000 Abtreibungen und 130.000 Todesfälle gegenüber. Die durchschnittliche Lebenserwartung sinkt und die Säuglingssterblichkeit steigt (letztere beträgt 2%). Ebenso wächst die Analphabetenrate. Die Daten beziehen sich auf 1996, 1997 wird sicherlich alles noch schlimmer. Denn die medizinische Versorgung ist de facto kollabiert, Medikamente sind Mangelware. Das Schulsystem leidet unter den hohen (Benzin-)Preisen. Viele Schulen mußten im Winter schließen und die Schüler in regelrechte „Energieferien” schicken, da die Schulgebäude nicht beheizt werden konnten. Seitdem im März 1997 der Benzinpreis relatives Weltmarktniveau erreicht hat, sind die Fahrpreise für Busse derart gestiegen, daß viele Schulkinder und Lehrer einfach nicht mehr in ihre Schulen fahren können.

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Angesichts solcher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen wiegen die Erfolge, die Bulgarien nach 1989 verzeichnen kann, um so mehr. Ein demokratisches politisches System wurde aufgebaut, die Bürger- und Menschenrechte sind garantiert, die Medien sind frei. Und vielleicht am wichtigsten: Als einziges postkommunistisches Land des Bal-

kans (und nicht nur des Balkans) wurde in Bulgarien der Nationalismus nie zu einer politisch bestimmenden Kraft. Versuche der Sozialisten, auf die nationale Karte zu setzen, scheiterten ebenso wie die politischen Ambitionen der explizit nationalistischen Kleinparteien. In Bulgarien leben große nationale Minderheiten: jeweils rund 500.000 Roma und ethnische Türken (wahrscheinlich sogar mehr), 250.000 sogenannte Pomaken (bulgarischsprachige Moslems). Trotz vergangenen Unrechts, das den Minderheiten zugefügt wurde, leben sie bis heute friedlich miteinander (abgesehen von den Roma, die mit starken Rassismus seitens der andern Ethnien konfrontiert sind und sehr isoliert unter fürchterlichen Bedingungen leben). Rassistisch oder ethnisch motivierte Gewalt ist bisher kaum aufgetreten, eine Kronenzeitung gibt es auch nicht. Der soziale und ethnische Frieden ist aber durch die massive Wirtschaftskrise bedroht. Es ist eine Aufgabe Europas, tätig zu werden. Es ist eine Aufgabe Österreichs, die engen Kontakte, die einst zwischen Bulgarien und Österreich existiert haben, wiederzubeleben und dem großen Ansehen, das unser Land in Bulgarien genießt, gerecht zu werden.

Mag. Ulf Brunnbauer ist Historiker und dissertiert über ein bulgarisches Thema, wofür er sich oft in Bulgarien aufhält. E-Mail: ulf@gewi.kfunigraz.ac.at

Besonders deutlich ist die Krise auch an den Universitäten spürbar. Wissenschaftler erhalten miserable Löhne und müssen unter den schwierigsten Bedingungen arbeiten, Studierende können sich das Studieren zunehmend nicht leisten. Deshalb startete die Universität Wien zusammen mit dem Roten Kreuz eine Aktion zur humanitären Soforthilfe. In Universitätsmensen in verschiedenen bulgarischen Universitätsstädten sollen Suppenküchen errichtet werden. Dringend notwendige Spenden sind erbeten unter dem Stichwort: „Unihilfe Bulgarien” auf das Konto mit der Nummer: 2.345.000; bei PSK (BLZ: 60.000). Nähere Auskünfte für die „Soforthilfe Bulgarien” unter: 01/2909993; E-Mail: a8902990@unet.univie.ac.at

Itter

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kultur

minor Jazz die eine Seite

In der Wurstfabrik Andreas R. Peternell Claudia Moser

Im Kulturzentrum bei den Minoriten läuft seit geraumer Zeit die Reihe minor Jazz, organisiert von Karl-Heinz Dicht, der mit diesem Projekt zeitgenössische Musik präsentiert, „die in einem Spannungs - bzw. Naheverhältnis zum Jazz steht”. Stichwörter: E-Musik, Avantgarde, freie Improvisationen. »Im übrigen”, so K. H. Dicht, „schreibe ich Jazz unter Anführungszeichen”. Vorgestellt werden hauptsächlich junge MusikerInnen, die sich dem „mainstream” entziehen und eigene alternative Wege gehen. Eine Besonderheit stellen sicher die minor Jazz-Eigenproduktionen dar, für die sich MusikerInnen zu Bands zusammenschließen, die zuvor noch nicht bestanden haben. Am 13. 5. findet im Orpheum die Uraufführung des Projekts „Mellow Beat” von Lovely Rita statt. Lovely Ritas Programm könnte immer noch mit „Avantgarde Pop” umschrieben werden. Neben vielen selbständigen Kompositionen werden auch zwei Donovan-Covers zu hören sein. Die nächste Eigenproduktion von minor Jazz gibt es dann am 1. 6. mit The Russ Lossing - Roland Heinz QuARTett. Der in New York lebende Komponist und Pianist Russ Lossing spielt gemeinsam mit dem Innsbrucker Gitarristen Roland Heinz, dem Grazer Bassisten Ewald Oberleitner und dem Schlagzeuger Wolfgang Reisinger. Ein Klangerlebnis, auf das mensch sich freuen darf. minor Jazz - die andere Seite Wie in so vielen Bereichen der Kultur, in der das „Kleine”, Alternative und Progressive den Ton angibt, ergeben sich auch für dieses Projekt Probleme mit Subventionen. Für das Projekt minor Jazz gibt es von seiten des Bundes im heurigen Jahr 20% weniger Fördermittel als im Jahr 1996. Die derzeitigen Besucherzahlen schwanken, bei aller Qualität, die geboten wird, zwischen 3 und 50 ZuhörerInnen. Obwohl zum Feld der Interessierten sicher auch Studierende, besonders Musik-StudentInnen zählen dürften, blieben sie bis jetzt - in großen Scharen - aus. Woran liegt das? Vielleicht zum einen an der Ankündigung, zum anderen aber - und das ist wahrscheinlicher- an den Eintrittspreisen (100 öS für Studis / 80 öS für MuHo-Studis). Der letzte staatliche Eingriff in studentische Geldbörsen hat so einige Freizeitaktivitäten unmöglich gemacht. Der Klimaschock für Bildung, Kunst und Kultur hält an. Für alle, die sich noch das eine oder andere Konzert leisten können, die nächsten Termine sind: Dienstag, 13. Mai, 20 Uhr: Lovely Rita „MELLOW-BEAT” (Orpheum) Sonntag, 1. Juni, 20 Uhr: The Russ Lossing - R. Heinz QuARTett (Minoriten) Freitag, 13.Juni, 20 Uhr: K. Miklin, E. Oberleitner (open air)

Eines Tages stellte der Alte-Graue-Knabe einen großen Topf Kartoffeln zum Mittagessen vor das Schwein hin, und da bemerkte er, daß alles weder gut noch natürlich war. (Flann O‘Brien/Irischer Lebenslauf) Und wieder nichts. Wieder bin ich nicht Burgtheaterdirektor geworden. Bachler wird’s. Bachler kommt aus Judenburg. Ich komme doch auch aus der Obersteiermark. Einmal sogar war ich in Knittelfeld, jener lieblichen, nicht weit von Bachlers Judenburg entfernten und besonders Kriminal- und Literaturfreunden bekannten Ansiedlung, Zeuge einer Messerstecherei geworden und entrann einer Teilnahme an derselben nur hauchdünn. Warum also Bachler und nicht ich? Diese Frage stellen sich nun schon seit Tagen alle professionellen und semiprofessionellen Beobachter und Kommentatoren der innenpolitischen Szene. Portisch meint, Klima hätte Angst vor mir, Löbl findet, Wittmann ist ein Wixer und Hans Haider kennt „sich sowieso nicht mehr aus!” Auch Bachler selbst weiß nicht, wie es dazu kam und meint: „Ich kann das alles noch gar nicht realisieren.” Überhaupt hat sich Bachler in letzter Zeit bei mir schwer unbeliebt gemacht. Zuerst mit Goldi koksen, dann die Abschiedsbriefe Gerhard Praschaks fingieren, Burgtheaterdirektor werden und schließlich vielleicht auch noch Schneckerl Prohaska den Teamchefsessel streitig machen wollen. Na so geht das aber nicht. Aber auch Schneckerl Prohaska hat so seine Probleme: Immer lustig im Prater herumsitzen und Inter-

views geben, mit Goldi koksen und seine Freundin an einen amerikanischen Höchstrichter vermieten. All das trägt natürlich nicht dazu bei Vera Sympathien zu gewinnen. Gestern erst - während einer Zechtour mit Sport-Bischof Kurt Krenn flüsterte sie mir zärtlich ins Ohr: „Die Fortsätze der Nervenzellen sind gleichzeitig Transportwege der Synapsen. Herr Prohaska (Ja, ja, richtig gehört. Die beiden sind wirklich noch per Sie.) hat ganz offensichtlich zu wenige davon.” Dagegen können selbst die Freunde der Weisheit keinen Einspruch erheben. Es ist einfach die Wahrheit, deren Weg durch Kunst und Wissenschaft scheinbar keiner mehr stoppen kann. Aber zurück zu Schneckerl Prohaska: Erst kürzlich wieder erschreckte er in Salzburg eine Pensionistin mit der Nachricht, daß ihr Sohn im Ausland verunglückt wäre. Als sich der Sohn meldete - er war völlig gesund hatte er bereits 243.000 Schilling „für den Rücktransport” kassiert und in einen lettischen Legionär investiert. Der wird nun nach bestem Wissen und Gewissen das Nationalteam verstärken. Doch genug gescherzt. Wir alle hüpfen doch dem Schicksal oft nur in aller letzter Minute von der Schaufel. Warum also anderen Vorwürfe machen. „Vergebt ihm!” forderte schon täglich alles, und nun auch ich. Vergebt ihm!

Ein Tip zum Schluß: Hingehen und hinhören, es lohnt sich!

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kultur

Afrika-Filmwoche Vom 12. bis 16. Mai 1997 (9.00 - 12.00 und 17.00 - 23.00 Uhr) findet im Rechbauerstüberl die 3. Afrika-Filmwoche statt. Es werden keine kommerziellen Filme vorgeführt, sondern in Afrika gedrehte „Art et Essai”-Filme, die das Leben verschiedener Völker dokumentieren. Diese Filme führen das Publikum zu einer vielfältigen Bildungsreise durch den afrikanischen Kontinent: Wirtschaftskunde, Politik, Philosophie, Religion, Sprache usw. Alle diese Filme üben eine gewisse Faszination aus. Die Bilder sprechen meistens für sich selbst. In diese Serie „Art et Essai” wurden Filme aufgenommen, in denen alte Traditionen gezeigt werden, die noch heute das Leben vieler Afrikaner/innen prägen. Das Vordringen europäischer und amerikanischer Lebensformen führt zuerst in den Städten, dann am Land zu einer Entfremdung. Afrika verliert seine Warmherzigkeit. Alle Filme sind in französischer Sprache. Der Filminhalt wird vor Filmbeginn kurz erklärt. Auskünfte und detailliertes Programm beim Filmzentrum im Rechbauerkino, Tel.: 83 05 08

BERCEAU DE L’HUMANITE (DieWiege der Menschheit, Frankreich 1971), Nena BARATIER, Dokumentarfilm (46 min.) Nena Baratier führt uns in einige Länder Westafrikas: Senegal, Mali, Elfenbeinküste. Sie zeigt uns das Leben der Kinder in den ersten Lebensmonaten, insbesondere den engen Körperkontakt zwischen Mutter und Kind im Alltagsleben: Massage, Tragen auf dem Rücken, Sprechen, Spielen... Das Kleinkind erlebt Tag für Tag engste Geborgenheit, ein tiefes und enges Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Der Film zeigt auch den Verlust dieser alten Traditionen durch von außen eingeführte Lebensregeln wie Konsum, Streß und Zeitmangel.

Konzert der Grazer BläserVielharmoniE das Studentenblasorchester Wann? Wo? Uhrzeit? Was? Karten?

Mitfahrgelegenheit nach Paris Abfahrt: Sa 17. Mai Rückfahrt: Di 20. Mai Kosten: 500 öS viel Platz im Kombi Tel.: 0311 2 69 47

FINZAN (Mali 1989), Cheikh SISSOKO, Spielfilm (113 min.) Dieser Film führt uns in ein kleines Dorf der Bambaras-Sippe in Ostmali. Mali befindet sich südlich der Sahara in der Sahelzone, einer sehr trockenen und unfruchtbaren Zone. Nanuyma, ein junges BambaraMädchen, wird an ihrem 15. Geburtstag nach Stammesbrauch mit einem 45 Jahre alten Mann verheiratet. Er stirbt bald darauf. Die Tradition sieht vor, daß eine Witwe einen Bruder des verstorbenen Ehemannes heiraten soll. Nanuyma wehrt sich... Zur gleichen Zeit entdecken einige ältere Frauen zu ihrem Entsetzen, daß Fily, ein junges Mädchen des gleichen Dorfes, nicht beschnitten ist, wie es das Brauchtum verlangt. Die Frauen des Dorfes jagen das Mädchen und beschneiden es, aber nicht dramatische Folgen. Filys Vater, der zu spät kommt, ist entsetzt...

Mittwoch, 18. Juni 1997 In der Aula der KFU Einlaß um 19.30 Uhr • Beginn um 20.00 Uhr Sinfonische Blasmusik An der Abendkasse

Was genau? - „Die kleine Dreigroschenmusik” von Kurt Weill, „3 lustige Märsche” von Ernst Krenek, „3. Sinfonie” von Hermann Markus Preßl, „De ilnes Ortam” und „Leporello” von Karl Haidmayer - kurz: alles sinfonische und zeitgenössische Werke von Komponisten, die sich auch der sinfonischen Blasorchestermusik gewidmet haben.

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Itter

GeW


nachruf wir geben in großer trauer bekannt, daß unsere liebe genossin, langjährige und treue mitarbeiterin und tapfere kämpferin gegen den kapitalismus, unsere gewi-maus, in der nacht von samstag auf sonntag im gewi-eigenen leimkübel ertrunken ist. trotz aller fassungslosigkeit ob dieses unermeßlichen verlustes drängt sich uns die eine frage auf: wieviele werden noch im kampfe für antiimperialistische freiheit und gegen patriarchal-kapitalistische herrschaftssysteme ihr leben auf dem weg zur sonne revolutionärer liebe geben müssen? doch aus unserer wut ersteht die kraft, die unterdrücker zu benennen und sie in heroischem kampfe zur strecke zu bringen. aus unserer fassungslosigkeit ersteht der wille, festen schrittes in eine herrschaftsfreie zukunft zu marschieren, die entschlossenheit, uns zu sammeln zum letzten kampfe gegen das unrecht dieser welt. so ist der heldenhafte und aufopfernde tod unserer genossin als signal zu verstehen, als botschaft an die unterdrückten massen dieser erde, den unermüdlichen kampf gegen das joch des kapitalismus weiterzuführen und sich ihrer ketten zu entledigen, die die geschundenen glieder noch gebunden halten. ihr heldenhafter tod sei uns zeichen und beispiel.

so wollen wir sie vor dem hauptgebäude der universität graz mit revolutionären ehren bestatten. wir bitten weiters, von kranz- und blumenspenden abzusehen und stattdessen - und dies entspräche sicherlich dem letzten willen unserer dahingeschiedenen genossin - eine kleine spende an das kommitee der weltjugendfestspiele 1997 in cuba (kontonummer 601 26 37 26, bank austria) oder den österreichischen kameradschaftsbund zu überweisen. no pasaran! kampftrupp öh-gewi/zimmer nr. 5

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In den Agrarbetrieben unserer lettischen Heimat sind die Menschen seit jeher einem alttestamentarischen Weltbild verhaftet. Strohhalme aus Kunststoff, Hollywoodschaukeln und englische Karamelbonbons werden gleichermaßen als Blendwerk Satans verdammt. Daß es jenseits des „Atlantischen Ozeans“, wie die Kolchosenarbeiter/innen das große Wasser zwischen hier und Amerika nennen, auch menschliches Leben gibt, ist den meisten nur aus dem Schwarzweißfernseher aus russischer Produktion im heimeligen Gemeinschaftsraum bekannt. Wir konnten uns allerdings schon vor geraumer Zeit von der tatsächlichen Existenz dieser Länder überzeugen, da uns unsere abenteuerlichen Reisen schon im zarten Alter von 19 in diese Gefilde führten. Damals hatte uns ein japanischer Walfänger, der von Osaka nach Neuseeland segelte, als Kombüsengehilfen angeheuert, und wir nutzen die erste Chance, die sich uns bot, um bei einem kurzen Halt auf Hawaii in ein Piratenschiff mit Kurs auf Jamaika umzusteigen. Dort angekommen, glaubten wir unseren Ohren nicht trauen zu können. Die Musik erstaunte uns ebenso wie die auf dem Markt als Zahlungsmittel verwendeten Dubplates, die wir zuerst für besonders hart gebackenes Fladenbrot hielten. Da wir sie nicht verdauen konnten, entschlossen wir uns dazu, sie einfach mitzunehmen. Seit damals läßt uns der Dub nicht mehr los. Deshalb erfreut uns die jüngste Flut an guten Produktionen auf diesem Gebiet auch besonders, wobei die auf dem niederländischen Label Universal Egg erschienene Compilation Lead With The Bass II hervorgehoben werden

muß. Ein schlicht produziertes Album, dazu ein schlichter Spruch und eine ebenso unauffällige Gestaltung geben der Musik genug Raum, sich zu entfalten und dabei ihre Stärken auszuspielen, die aufgrund allzu schlichter Aufnahmetechnik nicht sofort hörbar werden. Im Gegensatz zum gerade besprochenen Tonträger stellt die neue EP von Pizzicato Five - zumindest in seiner äußeren Form - einen ästhetischen Höhepunkt dar, der heuer noch seinesgleichen sucht. Ein 10"-Cover enthält einen dikken, etwas zu groß geratenen Karton, der schließlich das schneeweiße Vinyl verbirgt, in dessen Mitte ein gelber Stern auf rotem Hintergrund strahlt, als hätte er einen Auftritt beim Maiaufmarsch der PKK. Sister Freedom Tapes, so der wohlklingende Titel, mag musikalisch nicht völlig zu überzeugen. Andererseits handelt es sich bei diesem Album um ein solides Stück home recording, und dieses Prinzip gilt es nach wie vor zu unterstützen.

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GEWITTERWISSEN: DIE MAUS

Vor ihrem Anblick einsam ging ich da, Die Brocken zu lesen von der Wölfe Leichenschmaus. Ich schluchzte nicht, noch schlug ich die Hände, Da ich schmerzvoll saß über der Maus. (Gudrunarkvida önnur)

Als Vorsitzender der Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften habe ich die traurige Pflicht zu erfüllen, den Tod unserer Freundin

MAUS (1996-1997) bekanntzugeben. Unsere Gefährtin ging Mitte April unerwartet von uns und hinterläßt in unseren Herzen ein Loch so groß wie ein Krater. Das Begräbnis findet am 12. Mai 1997 um 12.00 statt - Treffpunkt Hauptgebäude. Alle sind herzlich eingeladen, unserer Maus ein letzes Lebewohl zu sagen! Für die Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften und die Akademische Mäuseschaft: Georg Fuchs

Das Scheitern eines multikulturellen Experiments Als Hermes Phettberg 1991 in der bereits legendären Musicbox-Sendung vom 16. Jänner 1991 „Hermes Phettberg räumt seine Wohnung zamm” auf die Mäuse in seinem Wohnzimmer zu sprechen kam, meinte er nur: „Man kann mit ihnen nicht koexistieren.” Wir von der GEWI, die seit einem Jahr das Zusammenleben mit einer Maus erproben durften, konnten diesen Anti-Rodentismus anfangs nicht teilen. Wer spät nachts alleine am GEWI-Computer arbeitete, wußte das Gefühl der Geborgenheit, das vom Rascheln unter dem Tisch ausging, ebenso zu schätzen wie die Tatsache, daß unsere Maus prompt und unaufgefordert alle Speisereste beseitigte, die sonst unbemerkt in

verborgenen Winkeln vor sich hingemodert wären. Daß sie sich auch hin und wieder an den Aktenordnern verging, wurde von uns mit einem Augenzwinkern hingenommen, damit wir uns nicht dem Vorwurf der Intoleranz aussetzen lassen müssen. Das tragische und unvorhersehbare Ende dieser Mensch-Maus-Symbiose stimmt uns daher umso nachdenklicher, als nun angesichts dieses Ereignisses endgültig die Zeit gekommen ist, die linke Lebenslüge von einem friedlichen Miteinander der Kulturen zu begraben. Es scheint tatsächlich so, als ob die genetischen Unterschiede zu groß wären, um vorprogrammierten Konflikte entgegentreten zu können. Mit der Gewi-Maus begraben wir auch das Phantom der multikulturellen Gesellschaft.

ZUM BEGRÄBNIS UNSERER MAUS SIND ALLE HERZLICH EINGELADEN! Zeit: 12. Mai 1997, 12.00 Ort: Eingang Uni-Hauptgebäude

MÄUSE, Muridae, Nagetierfam., zur Superfam. der Mäuseartigen (Muroidae) gehörig, seit dem Pliozän aus Europa bekannt, in der alten Welt überall verbreitet. Von den 6 Unterfam. Ist die in der Alten Welt verbreitete Unterfam. Der echten M. (Murinae) mit etwa 70 Gattungen am größten. Zu ihr zählen in Mitteleuropa: die Haus- oder Dachratte (Rattus rattus oder Epimys rattus), vielerorts verdrängt durch die größerer Wanderratte (Epimys norvegicus), die Hausmaus (Mus musculus), ihre freilebende Wildform, die Ährenmaus (Mus spicilegus) und die Gewimaus (Mus philosophicus). In Gebüsch und Wald lebt die Waldmaus (Apodemus silvativus). Die M. sind schlank, spitzschnäuzig und langschwänzig, gute Springer und Kletterer. Sie bringen 3-4 Würfe im Jahr mit 410 blinden Jungen nach 21 Tagen Tragezeit. Religionsgeschichte: Götter und Dämonen können die Gestalt von M. annehmen, es gab eigene M.Götter (Apollo Smintheus). Im MA. meinte man, bes. Hexen nähmen gerne ihre Gestalt an. Die Seelen ungeborener Kinder erscheinen als (weiße) Mäuse, die Rettung einer M. (d.h. einer Seele) bringt Glück, ihre Tötung Unglück. Oft galt Mäuseplage als eine Strafe Gottes, im MA. besonders für sie Sünde der Päderastie. Schutzheilige gegen M. ist die hl. Gertrud von Nivelles. Quelle: Der Große Brockhaus, Bd. 7, Wiesbaden 1955 (16. Aufl.), S. 612-613 (gekürzt).

Lesen Sie auch die nächste Folge von GEWITTERWISSEN, um alles über den schweizerischen Jugendschriftsteller Ernst Eschmann (1886-1953) zu erfahren.


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