»Stimmungsmäßig ist das total ungünstig: Mit Misstrauen hatte der Osten lang genug zu kämpfen.« A nna S t iede — ist Politologin und Performancekünstlerin, sie ist in Apolda aufgewachsen, hat in Marburg studiert und lebt mittlerweile in Berlin. Wir trafen sie auf der Eröffnung der dreitägigen Installations ausstellung zu TreuhandTekkno in Apolda. Die begehbare Installation war die erste öffentliche Station eines groß angelegten künstlerischen Forschungsprojekt in ganz Ostdeutschland: TreuhandTekkno. Das Phänomen der Deindustrialisierung durch die Treuhand im Osten wird mit den subkulturellen Phänomenen des Technos überblendet. Zusammen gebracht werden hier nicht nur zwei soziale Phänomene, sondern auch zwei verschiedene Generationen, die in den 1990er-Jahren wenig im Austausch miteinander waren. Im Rahmen der Recherchen wurden im September 2020 Begegnungsräume mit Zeitzeug*innen organisiert. Das Projekt wurde aus dem Künstler*innenkollektiv »Panzerkreuzer. Rotkäppchen« – kurz: PKRK – heraus initiiert und durchgeführt. Da s In t ervie w führt e Julian Degen.
Juli an Degen: Bevor wir richtig loslegen. Wollen wir uns duzen? Anna St iede: Ja klar! Juli an Degen: Cool! Also, wir als Rosa-Luxemburg-Stiftung Thü ringen haben uns Mitte dieses Jahres auf die Suche begeben, um die Frage zu beantworten, warum Apolda bis 1990 eine Textil- und Industriestadt war und heute vor allem von der Textilindustrie nicht viel übriggeblieben ist. Als wir anfingen zu recherchieren, ist uns auf gefallen, dass obwohl wir immer den Eindruck hatten, es gibt an sich großen Redebedarf über die Zeit und die Thematik, konkret die Leute nicht wirklich gerne oder ausgiebig über diese Zeit redeten? Warum denkst Du ist das so? 48