»Und auf einmal war das nichts mehr wert.« Jürgen R eichenb ach — wurde 1956 in Apolda als Sohn eines Strickers und einer Näherin geboren. Sein Stiefvater leitete den Meisterbereich »Strickerei« der PGH Textilmode Apolda. Schon als kleiner Junge kam er mit dem Strickhandwerk in Berührung, schließlich wohnte die Familie im Verwaltungsgebäude der PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks). Er absolvierte eine Lehre als Stricker und sollte eigentlich die familiäre Strickerei übernehmen, was durch die Verstaatlichung der Genossenschaften in den 1970er-Jahren obsolet wurde. Da s In t ervie w führt e Helen Kra mer
Helen Kr a mer : Wir sind auf Sie als Interviewpartner zugekommen, weil Sie vor allem familiär ganz eng mit dem Strickertum verbunden sind. Könnten Sie das vielleicht nochmal erläutern? Und auch wie Sie selbst das erste Mal mit der Strickerei in Verbindung gekommen sind? Jürgen R eichenb ach: Mein Stiefvater hat eine Strickerei gehabt. Das waren 36 Meisterbereiche, die sich zu einer PGH zusammengeschlossen hatten. Da hatte mein Vater einen Meisterbereich Strickerei, unter anderem. So haben wir ständig mit Strickmaschinen zu tun gehabt, auch zu Hause. Die Strickerei war in dem Haus, wo wir gewohnt haben, wie auch die Verwaltung der PGH. Und da ich die Absicht hatte, diese Strickerei mal zu übernehmen, habe ich Stricker gelernt. Aber durch die Verstaatlichung hatte sich das mit der Übergabe dann alles erledigt. Aber Stricker habe ich dann dennoch gelernt, im neuen Betrieb, im TOA. Helen Kr a mer : Sie haben gesagt Ihr Vater hat auch als Stricker gearbeitet. War das ein familiär weitergegebener Berufszweig? Jürgen R eichenb ach: Nein. Mein Vater war in der PGH Kaufmann, war im Vorstand, und ihm hat die Strickerei gehört. Das war damals noch alles privat. Mein Opa hatte nichts damit zu tun.
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