Broschüre „Geeignet, eine öffentliche Beunruhigung hervorzurufen“

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EINLEITUNG Am 5. März 2021 jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag Rosa Luxemburgs. Nach wie vor rufen ihr politisches Leben und wissenschaftliches Wirken großes Interesse hervor. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert war sie ­sowohl innerhalb der sozialistischen Bewegung Europas, als auch im Deutschen Kaiserreich »eine politische Figur ersten Ranges« (Sebastian Haffner). Der Sozialismus, den sie anstrebte, sollte von den Menschen – vorrangig den Arbeiterinnen und Arbeitern bzw. den Massen, wie sie sie nannte – selbst gestaltet werden. Zugleich schrieb sie den politischen und gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiterbewegung eine wichtige Rolle in diesem Prozess zu. Der Sozialismus im Sinne Rosa Luxemburgs basierte auf unbeschränkter Freiheit und Demokratie und sollte einen dauer­haften Frieden garantieren. Beständig kritisierte sie den Kapitalismus als Quelle sozialer Ungerechtigkeit und politischer Reaktion, nationaler Zwietracht und des Krieges. Ihr außergewöhnlicher Realitätssinn und i­ hre Fähigkeit zu kreativer Kritik ließen sie zu Einsichten kommen, die noch heute Bestand haben, und bewahrten sie dennoch nicht vor Irrtümern und »manche von ihr vehement verteidigte Illusionen«1.   Obwohl sie als Mitglied des sozialistischen Büros der II. Internationale und in ihrer Rolle innerhalb der Führung der polnisch-litauischen Sozialdemokratie durchaus hochrangige politische Funktionen bekleidete und als Lehrerin an der Parteischule der deutschen Sozialdemokratie wirkte, lag ihr Hauptbetätigungsfeld vor allem im journalistischen Bereich. Sehr oft betätigte sie sich als Rednerin in sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Versammlungen. Ihre scharfe Polemik rief Widerspruch und auch Hass hervor, wenngleich sie von vielen aufrichtig oder auch nur ­widerwillig bewundert wurde. Nachdem im Januar 1905 im russischen Zarenreich die Revolution ausgebrochen war, hatte sie die Ereignisse nicht nur aufmerksam verfolgt. Am 28. Dezember 1905 reiste Rosa Luxemburg illegal nach Warschau, um im damaligen Russisch-Polen unmittelbar am revolutionären Geschehen teilzunehmen. Hier wurde sie am 4. März 1906 von der Polizei verhaftet. Ihren Genossen gelang es erst nach großen ­Anstrengungen, am 28. Juni 1906 ihre Freilassung gegen eine Kaution zu erreichen.2 1

Laschitza, Annelies: Im Lebensrausch, trotz alledem. Rosa Luxemburg. Berlin 19996. 2. Auflage. S. 9. Ebenda, S. 237–247.

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