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ENDOPROTHETIK
ENDOPROTHETIK – ANATOMISCHE ANPASSUNG FÜR FRAUEN
Auch in der Orthopädie gibt es natürlich z. B. aufgrund der Größenunterschiede zwischen Frauen und Männern und der unterschiedlichen Muskelmasse und Knochendichte genderspezifische Aspekte, die etwa in der Endoprothetik (Endoprothese = künstliches Gelenk) immer mehr berücksichtigt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
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Prim. Dr. Vinzenz Auersperg, Leiter Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, PyhrnEisenwurzen Klinikum Kirchdorf Steyr Orthopädische Diagnosen betreffen häufig mehr Frauen als Männer. So sind Hüft-, Knie- und Schulterendoprothesen zu rund 60 Prozent dem weiblichen Geschlecht zugeordnet, bei der Wirbelsäule ist der Prozentsatz noch höher. Chirurgische Fußkorrekturen (z. B. Hallux valgus oder Hammerzehen) werden zu mehr als 75 Prozent bei Frauen durchgeführt. Umso wichtiger ist es, etwa im Falle einer Knie-Endoprothese (künstliches Knie), sich mit den spezifischen anatomischen Besonderheiten von Frauen bei OPs auseinanderzusetzen.
„Die Zielgruppe der Frauen profitiert zum Beispiel besonders von der Entwicklung schmälerer Knieimplantate, die – der Anatomie angepasst – bessere Ergebnisse bieten, was sich wiederum auf die raschere Rehabilitation und auf die Lebensqualität positiv auswirkt“, berichtet Prim. Dr. Vinzenz Auersperg, Leiter der Abteilungen für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Kirchdorf und in Steyr.
Seit 2005 gibt es in Österreich bereits das „weibliche Knie“ als Gelenkersatz, wohingegen in früheren Zeiten alle Kniearthrose-PatientInnen mit einer genormten, überwiegend auf Männer ausgerichteten Endoprothese versorgt wurden. Ein Frauenknie ist häufig anders beschaffen als das Knie eines Mannes: Von vorne gesehen ist das weibliche Knie beispielsweise schlanker, es ist eher trapezförmig und nicht rechteckig, und auch die Winkelverhältnisse vor allem im Gleitlager der Kniescheibe am Oberschenkelknochen sind bei der Frau – nicht zuletzt wegen des breiteren Beckens – etwas anders als beim Mann. „Diese anatomischen Unterschiede sorgen dafür, dass wir bei der Versorgung der Arthrosen mit Kunstgelenken froh sind, zusätzliche Implantat-Varianten zur Verfügung zu haben. Heute werden mehr als 60 Prozent der Patientinnen und Patienten mit den schlankeren Knieimplantaten versorgt, überwiegend Frauen“, erklärt der Experte.
Das schmälere künstliche Kniegelenk bereitet postoperativ bei schlankeren (meist weiblichen) Kniegelenken weniger Schmerzen als früher die einheitlichen, breiteren Implantate, die eben bei vielen PatientInnen (meist Frauen) zu breit waren und nach dem Eingriff manchmal für Bänder- und Sehnenreizungen sorgten, da sie anatomisch nicht so gut passten. Dennoch ist das „Frauenknie“ auch nicht für jede Patientin geeignet. „Man muss bei der Wahl der Knieprothese immer auf die individuelle Situation eingehen und intraoperativ die entsprechende, am besten zur Anatomie passende Wahl treffen“, betont Prim. Auersperg.
Foto: Shutterstock/Monstar Studio
Frauen werden, mit anatomisch angepassten, zumeist schmäleren Knieprothesen (links im Bild) versorgt.