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FRAUEN UND INTENSIVMEDIZIN

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BLUT

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ANDERE INTENSIVMEDIZINISCHE KOMPLIKATIONEN BEI FRAUEN

Auch im Umfeld von Intensivstationen gibt es markante genderspezifische Aspekte. Nur rund ein Drittel aller stationären IntensivpatientInnen sind Frauen. Sie werden seltener auf Intensivstationen aufgenommen und sind zum Zeitpunkt der Aufnahme durchschnittlich älter als Männer.

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Sind Frauen folglich seltener akut lebensbedrohlich erkrankt als Männer? Mitnichten. Vielmehr zeigen Studien, dass Frauen offenbar um einiges schwerer erkrankt sein müssen als Männer, um auf der Intensivstation aufgenommen zu werden. Entsprechend sind auch die Indikationen für eine intensivmedizinische Aufnahme unterschiedlich zwischen beiden Geschlechtern, weiß DGKPin Christine Pernegger, BScN, Anästhesiepflegerin an der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf: „Männer benötigen die intensivmedizinische und -pflegerische Versorgung eher aus internistischen Gründen, etwa bei Herz-Kreislauf-, Lungen- oder Stoffwechselerkrankungen. Hingegen werden Frauen eher im Zuge einer Operation beziehungsweise postoperativ auf einer Intensivstation behandelt.“

MEHR GESCHLECHTSSPEZIFISCHES UMDENKEN ERFORDERLICH

Bei der intensivmedizinischen Behandlung selbst wird auch nochmal deutlich, dass es zwischen Frauen und Männern eben nicht nur den berühmten „kleinen Unterschied“ gibt, sondern dass sich sowohl die organischen Gegebenheiten als auch das PatientInnenmanagement geschlechtsspezifisch unterscheiden. So werden etwa Medikamente, die in der Intensivmedizin häufig zum Zuge kommen, um die lebenserhaltenden Funktionen aufrechtzuerhalten, vom weiblichen Organismus anders verstoffwechselt als vom männlichen. „Frauen auf der Intensivstation sind zudem für andere Komplikationen anfällig als Männer. Dies muss in der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Frauen bedacht und berücksichtigt werden. Standardisierte Therapie- und Pflegeschemata, die oft für den männlichen Körper konzipiert wurden, reichen nicht aus, um spezielle weibliche Bedürfnisse in der Versorgung sicherzustellen. Diagnostische Verfahren müssen für Frauen anders gedacht werden und therapeutische Angebote haben auf Frauen andere Auswirkungen als auf Männer – sowohl in körperlicher und psychischer als auch in sozialer Hinsicht“, erklärt die Expertin.

Im Rahmen der Intensivbehandlung werden Frauen durchschnittlich kürzer mechanisch beatmet, erhalten seltener Blutprodukte und werden früher von der Intensivstation entlassen als Männer, wobei sie insgesamt durchschnittlich länger im Spital bleiben. Die Wahrscheinlichkeit eines Rehabilitationsaufenthalts nach der Intensivstation ist für Frauen aufgrund familiärer und sozialer Verantwortlichkeiten häufig geringer als für Männer. Daraus resultiert, dass Frauen oft länger mit einer Beeinträchtigung ihres Gesundheitszustandes nach der akuten Erkrankung leben müssen.

Die intensivmedizinische Versorgung von Frauen unterscheidet sich in vielen Faktoren von der von Männern.

DGKPin Christine Pernegger, BScN, Anästhesiepflegerin, Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, PyhrnEisenwurzen Klinikum Kirchdorf

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