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HIRNANEURYSMEN
FRAUEN SIND GENETISCH BEDINGT ANFÄLLIGER FÜR HIRNANEURYSMEN
Die Diagnose intrakranielles Aneurysma ist für PatientInnen schockierend und häufig ein Zufallsbefund. Es handelt sich dabei um eine nicht angeborene, sondern erworbene ballonförmige blutungsbereite Aussackung der Hirnschlagader (Arterie). Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.
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Hirnaneurysmen (umgangssprachlich: „Blutgerinnsel im Gehirn“) können tickende Zeitbomben sein, da sie reißen und dadurch lebensgefährliche Hirnblutungen (Subarachnoidalblutungen) verursachen können. Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt, in Abhängigkeit von ihrer Größe, bei zumeist deutlich unter einem Prozent pro Jahr. Die Medizin geht davon aus, dass etwa zwei bis vier Prozent aller Menschen ein asymptomatisches Aneurysma haben und sich dessen nicht bewusst sind. Fest steht jedoch, dass es neben beeinflussbaren Risikofaktoren – allem voran arterieller Bluthochdruck und das Rauchen – laut Studien auch Risikofaktoren gibt, die man selbst nicht beeinflussen kann. Dazu zählen insbesondere das weibliche Geschlecht, eine japanische Herkunft und Begleiterkrankungen wie eine polyzystische Nierenerkrankung oder seltene Bindegewebskrankheiten. „Epidemiologische Daten zeigen deutlich, dass bis zum 50. Lebensjahr die Häufigkeit von intrakraniellen Aneurysmen und Subarachnoidalblutungen zwischen Männern und Frauen vergleichbar ist, danach jedoch die Fälle bei Frauen deutlich überwiegen. Vermutet wird, dass bei Frauen mit der Menopause der für die Arterien schützende Effekt des Östrogens nachlässt und dadurch – insbesondere bei Menschen mit den genannten Risikofaktoren – die Entstehung begünstigt wird“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber, Vorstand der Klinik für Neurochirurgie am Kepler Universitätsklinikum. Während im Tierversuch eine Hormonersatztherapie vor der Entstehung von intrakraniellen Aneurysmen schützen konnte, ist dieser Zusammenhang beim Menschen noch nicht in einem solchen Ausmaß gesichert, dass man alleine aus diesem Grund eine Hormonersatztherapie empfehlen würde. Andere Studien weisen auch auf einen Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Aneurysmablutungen hin. Die Ursache hierfür ist noch nicht geklärt. „Jedoch haben Frauen, die einmal schwanger waren und ein Kind geboren haben, seltener Subarachnoidalblutungen, das heißt, die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei kinderlosen Frauen höher“, weiß der neurochirurgische Experte. Ob ein symptomloses intrakranielles Aneurysma, das per Zufall entdeckt wurde, behandelt werden muss oder nicht, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Die Größe des Aneurysmas ist hierbei ein wesentlicher Punkt, aber nicht der einzige aussagekräftige Parameter. Daher ist es ratsam, das weitere Vorgehen immer mit den behandelnden ÄrztInnen individuell abzuklären.

Ein nicht gerissenes Hirnaneurysma wird per MRT oder auch über eine CT-Angiografie diagnostiziert.
Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber, Vorstand Klinik für Neurochirurgie, Kepler Universitätsklinikum Foto: privat