Frauen in der Schweizer Armee – Die Entwicklung und Herausforderungen

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Frauen in der Schweizer Armee –

Die Entwicklung und Herausforderungen

Die Schweizer Armee ist schon lange ein bedeutender Bestandteil in unserem Land Auch mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine, gewann die Armee noch einmal eine andere Bedeutung und ist für viele Bürger: innen nicht mehr wegzudenken. In den letzten Jahren veränderte sich das Bild der Armee zunehmend. Immer mehr Frauen absolvieren die Rekrutenschule und einige von ihnen lassen sich weiterbilden, bis hin zum Berufsmilitär. Was einst als Männerdomäne galt, ist nun ein Ort, an dem Frauen ihre Fähigkeiten und Talente in den Dienst der Sicherheit der Nation stellen. Die Geschlechtergleichstellung öffnete noch einmal eine weitere Diskussion: Soll die Wehrpflicht für alle Geschlechter eingeführt werden?

In diesem Bericht werfen wir einen genaueren Blick auf die wachsende Rolle der Frauen in der Schweizer Armee und die Auswirkungen, die sie auf die Organisation und das gesellschaftliche Bild der Armee haben.

Die Entwicklung der Frauenpräsenz

In der Vergangenheit war die Schweizer Armee eine männlich dominierte Institution. Frauen waren hauptsächlich in zivilen Funktionen, wie der Sanität oder der Logistik, tätig. In den letzten Jahrzehnten haben sich jedoch die gesellschaftlichen Normen und die Armee selbst verändert, was zu einer Öffnung für Frauen in militärischen Positionen führte. Heute sind Frauen in allen Bereichen der Armee vertreten, von der Infanterie bis hin zu technischen Spezialisten. Jedoch sind erst seit 2004 alle Funktionen der Schweizer Armee für Frauen zugänglich. Für Frauen gelten dieselben Rechte, Regeln und Anforderungen, wie auch für Männer. Nur die Schlafplätze unterscheiden sich von den Männern.

Rekrutierung und Ausbildung

Frauen haben heutzutage die Möglichkeit, sich freiwillig für den Militärdienst zu melden. Die Rekrutierung erfolgt auf der Grundlage der gleichen Kriterien wie für Männer, einschließlich körperlicher Fitness und intellektueller Fähigkeiten. Die Ausbildung erfolgt ebenfalls gemeinsam, wobei Frauen den gleichen Anforderungen wie Männer gerecht werden müssen. Dies umfasst physische

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Herausforderungen wie Marschieren, Schießübungen und andere militärische Fertigkeiten.

Der Frauenanteil in der Schweizer Armee ist im Vergleich zu unseren Nachbarländern immer noch sehr tief. Im Jahr 2022 haben 1‘778 Frauen für die Armee gedient, demnach etwa 0.8 Prozent. In Frankreich liegt der Frauenanteil bei 20 Prozent und in Deutschland bei 13 Prozent.

Doch auch der Frauenanteil in der Schweiz steigt an. Im Jahr 2019 waren es 1‘106 Frauen.

Herausforderungen und Fortschritte

Obwohl die Präsenz von Frauen in der Schweizer Armee stetig zunimmt, steht man immer noch vor einigen Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen besteht darin, die Akzeptanz und das Vertrauen der männlichen Kollegen zu gewinnen, insbesondere in traditionell männlich geprägten Einheiten. Die Integration von Frauen in bestehende Strukturen erfordert einen offenen und respektvollen Umgang. Immer wieder liesst man über Sexualdelikte, die in der Schweizer Armee vorgefallen sind. Erst vor kurzem wurde ein Angehöriger der Schweizer Armee verdächtigt, während des Einsatzes am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Graubünden ein Sexualdelikt gegen eine Armeeangehörige begangen zu haben. Die Militärjustiz eröffnete gegen den Mann eine Untersuchung. Im Moment ermittelt die Militärjustiz in 17 Fällen, bei denen der Verdacht vorliegt, dass ein Sexualdelikt vollzogen wurde.

«Jede Frau, die das Militär gemacht hat, kann Beispiele nennen, wie sie diskriminiert oder sexistisch beleidigt wurde.», ist die Aussage einer Soldatin in der Armee.

Für Frauen in der Armee setzt sich der Verein Frauen im TAZ (Tarnanzug) ein. Präsidentin dieses Vereins, Carmen Affentranger äusserte sich zu diesen Problemen wie folgt: «Alle Frauen in der Armee, mit denen ich mich austausche, sehen das Problem und den Handlungsbedarf».

Ein weiterer Aspekt betrifft die Vereinbarkeit von Familie und militärischer Karriere.

Viele Frauen stehen vor der Herausforderung, den Dienst mit ihren familiären Verpflichtungen zu vereinbaren. Die Armee hat jedoch Maßnahmen ergriffen, um diese Vereinbarkeit zu verbessern, wie beispielsweise flexible Arbeitszeiten und Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

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Erfolge und Beitrag

Die zunehmende Präsenz von Frauen in der Schweizer Armee hat auch zu positiven Veränderungen geführt. Die Anwesenheit von Frauen in der Schweizer Armee hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Organisation selbst und auf die Wahrnehmung der Armee in der Gesellschaft. Die Integration von Frauen hat die Dynamik innerhalb der Armee auf vielfältige Weise verändert.

Eine der offensichtlichsten Veränderungen betrifft die Teamarbeit. Frauen bringen verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten mit, die die Kompetenz und Effektivität von Einsatzteams in der Armee erweitern. Die Einbindung von Frauen fördert den Austausch von Ideen und führt zu einer größeren Vielfalt an Lösungsansätzen. Dies hat zu einer verbesserten Teamleistung und einer erhöhten Effizienz bei militärischen Operationen geführt.

Darüber hinaus hat die Anwesenheit von Frauen die Organisationskultur in der Armee beeinflusst. Traditionell männlich geprägte Werte wie Stärke, Härte und Autorität werden zunehmend durch Werte wie Zusammenarbeit, Offenheit und Empathie ergänzt. Dies schafft eine Umgebung, in der alle Soldaten, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihr volles Potenzial entfalten können. Die Integration von Frauen hat auch zu einer besseren Gleichstellung und Chancengleichheit innerhalb der Armee geführt, wodurch Talente und Fähigkeiten unabhängig vom Geschlecht gefördert werden.

Nicht zuletzt hat die Präsenz von Frauen das Bild der Armee als zunehmend moderne und umfassende Institution geprägt. Die Öffnung der Armee für Frauen hat die Wahrnehmung in der Gesellschaft positiv beeinflusst. Die Armee wird nicht mehr ausschließlich als männliche Domäne angesehen, sondern als eine Organisation, die Vielfalt und Gleichberechtigung fördert. Dies hat dazu beigetragen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Armee zu stärken und das Ansehen der Institution zu verbessern.

Die wachsende Präsenz von Frauen in der Schweizer Armee spiegelt den Wandel wider, den die Gesellschaft und die Armee selbst in Bezug auf Geschlechterrollen erfahren haben. Frauen in der Armee stehen vor Herausforderungen, aber ihre zunehmende Integration und der positive Beitrag, den sie leisten, sind unbestreitbar. Die Herausforderungen vor denen dienstleistende Frauen stehen, sollten jedoch von der Schweizer Armee ernst genommen werden und in naher Zukunft gelöst werden. Die Schweizer Armee ist auf dem Weg zu einer inklusiven und diversen Institution, in der Frauen ihre Fähigkeiten und ihr Potenzial voll einbringen können.

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