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Brunnthaler Konzerte
Mitreißender Wirbel hier – absichtslos heiterer Zustand da
Dieses Mal dürfen wir ein hochbegabtes junges Ensemble, dem sich ein ebenso talentierter junger Solist hinzugesellen wird, in Brunnthal begrüßen. Die Künstler befinden sich derzeit im Musikstudium in Berlin, werden aber schon jetzt von einer bekannten Konzertagentur vertreten. Das Anfang 2019 gegründete Leonkoro Quartet besteht aus den Brüdern Jonathan und Lukas Schwarz sowie Junghahn Shin und Mayu Konoe. Schon bald wurden dem Ensemble glänzende Perspektiven bescheinigt und es erhielt Internationale Preise und Stipendien. Desgleichen hat sich der Bratschist Silas Zschocke bald einen Namen gemacht. Auch hier stellten sich schnell Preise und Förderungen ein. Soloauftritte mit namhaften Orchestern kamen hinzu.
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Wie Beethovens „Eroica“ die Gattung der Sinfonie revolutionierte, so drang mit den Streichquartetten op. 59 die Kammermusik sowohl in Bezug auf die formale Ausweitung als auch auf die Intensivierung der Musiksprache in sinfonische Bereiche vor. In allen drei Quartetten finden sich auffallend orchestrale Tutti-Wirkungen und die Spannweite der Themen wächst. Das C-DurQuartett op. 59,3 beginnt mit einer langsamen Einleitung. H. Riemann hat den Quartett-Anfang verglichen mit „einem nebelhaften Schleier, der die Landschaft birgt, bis ein leiser Lufthauch ihn hebt:“ Die Einleitung provoziert also eine Erwartungshaltung, aus der sich nach dem „leisen Lufthauch“, nämlich einer knappen Kadenz, die erste Melodie erhebt, ausgeführt durch ein leichtes springendes Solo der Violine. Der daraus sich ergebende Sonatensatz verläuft bei aller Vielfalt an Kontrasten spielerisch elegant. Im herrlichen Andante kreist das Geschehen in fließender Bewegung um ein schlichtes, melancholisches Thema. Wie eine rückschauende Reminiszenz wirkt das graziöse Menuett. Doch wenn sich an dessen Ende auch wieder der „nebelhafte Schleier“ wie am Anfang des 1. Satzes hebt, dann beginnt, wenn auch leise, das Thema der grandiosen, dramatischen Schlussfuge, die mitreißen will und in der das Werk seinen Höhepunkt findet. Mozart schuf keine neuen Formen, er wies keinen Weg in die Zukunft. „Er ist die fertige und runde Zahl, die gezogene Summe, ein Abschluss und kein Anfang. Er ist jung wie ein Jüngling und weise wie ein Greis – nie veraltet und nie modern, zu Grabe getragen und immer lebendig...“ (Busoni). Die Gattung des Streichquintetts für zwei Geigen, zwei Bratschen und ein Cello gehört zu den Raritäten und wird oft zugunsten des Streichquartetts vernachlässigt. Die Aufnahme einer 2. Bratsche in die Quartettgruppe führt u.a. zu einem lohnenden Wechselspiel zwischen Gruppen von Instrumenten. Mozart, der selbst Bratsche spielte, verstand die Möglichkeiten des Instruments aufs Beste. Das g-Moll-Quintett KV 516 ist der g-Moll-Sinfonie KV 550 verwandt, aber nicht so ausweglos düster, sondern vom Widerschein tröstlicher Empfindungen aufgehellt. Darüber hinaus ist es aber von außerordentlicher Kraft und Intensität durchdrungen. Das in ebenfalls dunklem Kolorit gehaltene g-Moll-Menuett findet in einem farbigen Trio wundervolle Entspannung. Es gibt wenige Sätze im Kammermusikrepertoire, die von gleicher Ergriffenheit sind wie das darauffolgende Adagio. Die Instrumente künden mit gedämpften Stimmen von einer Welt des Unglücks, der scheinbar nicht zu entrinnen ist. Zu Beginn des Finales sinnt ein Sologeige weiter dieser trostlosen Szene nach. Dann bricht plötzlich die Sonne mit voller Wucht durch. Der Satz beglückt Herz und Sinne mit einer verschwenderischen Fülle absichtslos heiterer Musik. Sehr verehrte Konzertgäste: Wir freuen uns sehr darüber, Ihnen nach längerer Pause wieder ein Konzert anbieten zu dürfen. Auf Grund der bestehenden Abstandsregeln sind wir gezwungen, dieses Konzert in einem größeren Raum in Brunnthal zu veranstalten. Außerdem mussten wir das Konzert auf eine Stunde begrenzen und auf das Angebot einer Konzertpause verzichten. Wir bitten Sie, die allgemeinen Hygieneregeln durch Tragen eines Mundschutzes einzuhalten. Sobald Sie sich auf Ihrem Sitzplatz befinden, dürfen Sie ihn abnehmen. Wir wünschen Ihnen einen schönen Konzertabend. i.A. Ch. u. M. Amtmann