www.norderney.de
# 2016
Auch heute spiegelt sich sein Leben im Meer. Ab und zu nimmt er sich Zeit, es von der Terrasse der „Giftbude“ aus zu betrachten und sich wieder einmal bewusst zu machen: „Ein erfüllteres Leben ist für mich nicht denkbar!“
DER 1949 IN NEAPEL GEBORENE LINO GARGIULO IST EIN WUNDERB ARER ERZÄHLER.
Nach einer erstklassigen Ausbildung an der Hotelfachschule Neapel sammelte Lino Gargiulo in mondänen Kurorten wie Évian-les-Bains oder Gstaad Erfahrung. Eine Karriere in der gehobenen Hotellerie schien greifbar nah. Doch 1970 kam Lino Gargiulo nach Norderney – und blieb. Heute liebt er seine Heimatinsel „con tutto il cuore“ – von ganzem Herzen. Norderneys Kurgäste fanden Gefallen an dem jungen, kultivierten Italiener, der ab 1971 als Oberkellner für das Kurhotel und schließlich für das gesamte Kurhaus verantwortlich war. Lino Gargiulo schätzte das häufig weltoffene Publikum des Kurhotels nicht minder. „Die Menschen hatten Zeit, brachten uns Wertschätzung entgegen und hörten mir gern zu.“ Einige Jahre später heiratete Lino eine Norderneyerin und gründete seine Familie. Damals hatte er sich bereits auf der Insel selbstständig gemacht – mit dem „Veltins-Stübchen“ in der JannBerghaus-Straße. Unter dem bieder anmutenden Siegel erblühte ein ebenso unkonventionelles, wie erfolgreiches Konzept. „Italienisches Flair“ nennt es Lino Gargiulo schlicht. Er servierte den ersten Irish Coffee auf der Insel und dazu Cucina Italiana mit Stil. Einlass begehrende Gäste säumten die Straße – nicht wenige von ihnen elegante Golfsportler aus der Hansestadt Bremen, die sogar im Sommer mit Krawatte zu speisen pflegten.
Sein Klientel folgte ihm, als er 1990 seinen ersten eigenen Betrieb erwarb – „Linos Bistro“, das ihm ebenfalls viel Erfolg, aber noch mehr Arbeit bescherte. Arbeitstage von 15 Stunden waren keine Seltenheit – bis drei Uhr nachts! LÄNGST WAR LINO SELBST ZUR INSTITUTION GEWORDEN – BEI DEN GÄSTEN, UND MEHR NOCH BEI DEN INSULANERN, DIE IHN ALS EINEN DER IHREN AUFGENOMMEN HATTEN.
Dass er einem Freund zufolge „deutscher als jeder Deutsche“ sei, dürfte, wenn es denn zutrifft, nicht zuletzt seiner jahrzehntelangen Mitgliedschaft in drei Vereinen sowie bis 2013 im Lions Club geschuldet sein. Seit 1980 spielt Lino Gargiulo ausgerechnet Skat – und brachte es in einer landesweiten Ausscheidung mit 18.000 Aktiven auf den 181. Platz. Auch mit dem Golfclub Norderney, dem er seit 1996 angehört, errang er nationale Pokale. 2000 übernahm Gargiulo die 200 Jahre alte Giftbude und baute sie aus. Mit Fachwissen, mediterraner Lebensart und stets hervorragenden Zutaten brachte er den Traditionsbetrieb mit grandioser Panoramasicht auf den Weststrand sowie das Meer nach oben. Das sicherste Indiz für konstante Qualität: auch Insulaner feiern häufig gern bei ihm – und immer wieder gerne.
.78 .79