Artinside Frühling 2012

Page 12

12

Von der Anziehungskraft zwischen Männern und Frauen Grosse Copley-Retrospektive im Museum Frieder Burda, Baden-Baden

H

Artinside

intersinnig und durchaus frech setzt Copley seine Figuren vor ein opulentes Dekor. Ob Streifen, Rauten, Karos oder Herzen, bei William N. Copley treibt der Geschlechterkampf vor bunten Mustern humorvolle Blüten. In einer umfassenden Retrospektive des 1919 geborenen und 1996 verstorbenen Amerikaners präsentiert das Museum Frieder Burda unter dem Titel Copley. Bilder 1947–1994 über 80 Werke des Künstlers. Copley war als Galerist, Künstler, Schriftsteller und Verleger seit Mitte der 1940er-Jahre ein wichtiger Vermittler zwischen den Surrealisten und der Pop-Art-Bewegung und gehörte zu den eigenwilligsten Persönlichkeiten der Kunstszene. Wie auch die grossen Einzelausstellungen Polke, Richter und Baselitz, die im Museum Frieder Burda zu sehen waren, basiert diese Sonderausstellung auf dem Bestand der Sammlung Frieder Burda. Schon früh sammelte Frieder Burda Arbeiten von Copley und besitzt inzwischen einen grossen Werkkomplex, der erstmals in seiner Gesamtheit gezeigt wird. Ergänzt

wird dieser Bestand um internationale Leihgaben und Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers, von denen viele erstmals öffentlich zu sehen sein werden. In der Tradition von Dada, Surrealismus und amerikanischer Pop Art setzt sich Copley in seinen Bildern auf ironische Weise mit dem erotischen Spiel zwischen Mann und Frau in all seinen Facetten auseinander. Copleys Leben verlief alles andere als geradlinig: Er wurde 1919 auf der Schwelle eines New Yorker Hospizes gefunden. Zwei Jahre später wurde er von Ira und Edith Copley, wohlhabenden Zeitungsverlegern aus Illinois, adoptiert. 1940 trat er in die US-Armee ein, zog als Soldat in die Welt, kehrte als Reporter in die Heimat zurück und begeisterte sich für den Surrealismus. 1947 begann der Autodidakt zu malen, zuerst lediglich, um seine schriftlichen Fähigkeiten zu verbessern. Ein Dichter, so Copley, müsse visuell arbeiten und ein Maler poetisch. In Los Angeles gründete er eine Galerie, um die Surrealisten bekannt zu machen, doch ohne finanziellen Erfolg. Copley kaufte selbst Werke und legte damit den Grundstein zu seiner bedeutenden William N. Copley, St. Valentine’s Day, 1965


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.