Alblust - Das Schwäbische Alb Magazin - Ausgabe 1-2015

Ausgabe 1/2015

Ein Dorf blüht auf

Gönningen pflegt seine Tulpenpracht

Süßes von der Alb

Osterhasen für Australien Mit Musik und Holdermus

Erlebnisse im Freilichtmuseum Echt scharf!

Messer für die Spitzenköche

e t n u B t a m i He Heft 1/2015 EURO 4,–

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Tafelrunde

Essen, trinken, feiern

Landpartie

Ausflüge und Aktivitäten

34 Echt scharf!

58 Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Feld, Wald, Wiese

Hobby- und Spitzenköche schätzen handgeschmiedete Albmesser

Der Geschichtspfad in Streichen bietet mehr als schöne Landschaft

16 Ein Dorf blüht auf

44 Adel verpflichtet

64 Der Klang der Heimat

Die Schlossherren auf Hohenroden betreiben Bio-Landwirtschaft

Wie das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck Geschichte inszeniert

50 Nur kein Stillstand

70 Mörike zur Morgenstund’

Bei Müllerin Martina Hummel in Linsenhofen läuft alles rund

Ein Spaziergang auf den Spuren des Dichters rund um Ochsenwang

Flurstück

Wie die Tulpen nach Gönningen kamen

26 Gespür für Wald und Wild Mit einem Jäger und offenen Augen durch die Natur

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e t n u B at m i e H

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58 Aushäusig Tipps und Termine

Schauplatz Kultur und Leben

76 Trachten, Techno und Tattoo

Älbler

Macher und Originale

96 Tief im Holz verwurzelt

Was junge Menschen in eine Reutlinger Tanz- und Folkloregruppe zieht

Bildhauer Horst Weber verwandelt alte Obstbäume in Göttinnen

82 Bühne frei für die Heimat

102 Von der Alb nach Australien

Sind Mundart und Heimat plötzlich salonfähig geworden?

Rübezahl schickt Schokoladenhasen auf große Fahrt

88 Die Albzocker

108 Auf einer Wellenlänge

Das Kartenspiel „Benoggl“ ist beliebt an Stammtischen

Im Albvereinsheim gibt’s Schwäbisches vom griechischen Wirt

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Vom Frühlingsmarkt bis zum Stadtfest, vom Musikfestival bis zum Mountainbike-Worldcup: Die wichtigsten Veranstaltungen im Überblick

Rubriken 24 Tipps von der Landfrau 42 Rezept: Frühlingssalat 56 Wer hat’s erfunden?

74 Land erleben: Tipps für Trips 80 Lesezeichen: Neue Bücher 94 Fundstücke: Schönes von der Alb 120 Impressum

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Flurst端ck

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Ein Dorf blüht auf Jedes Jahr im Frühling strömen die Besucher nach Gönningen, um Tausende Tulpen zu bewundern, die dort in allen Farben blühen.

Zu verdanken ist diese Pracht den Samenhändlern, die einst in dem Dorf bei Reutlingen lebten. Eine Spurensuche zwischen Museum und Friedhof.

Die Tulpen halten Rainer Ganzner auf Trab. „Heute waren es sieben Busse, morgen sind es auch schon wieder vier“, sagt er noch leicht außer Atem, als er drei Räume im Rathaus Gönningen aufschließt: das Samenhandels-Museum.

Der Museumsname klingt nicht spektakulär, und auf den ersten Blick ist Gönningen ein sicherlich hübsches, aber auch nicht weiter auffälliges Dorf am Fuß des Roßberges. Und doch kommen Ende April Zehntausende Besucher hierher.

Viele lassen sich von Rainer Ganzner führen – ins Museum und auf den Friedhof. Die Gräber dort sind in einer parkartigen Anlage locker verteilt. Fast alle sind dicht bepflanzt mit Tulpen. Der ganze Friedhof ist ein Farben- und Formenmosaik: Das eine Grab schmücken cremeweiße Mount-Tacoma-Tulpen, auf dem nächsten wiegen sich, leuchtend rot mit

gelbem Rand, die Kaufmannia-Tulpen im Wind, daneben recken sich die purpurviolett geflammten Prinzess Irene. Ob Greigii-Tulpen, Crispa-Tulpen oder die Sorte Foxtrott, die von weiß nach rosa abblüht: 60 000 Tulpenzwiebeln haben aus dem Gönninger Friedhof einen der attraktivsten Tulpengärten des Landes gemacht.

Warum das so ist, lässt man sich am besten von Rainer Ganzner im Rathaus erklären. Der Amateur-Historiker ist tief in die Geschichte des Ortes eingestiegen.

Und dennoch weiß er nicht alles. Denn am Anfang der Geschichte steht fast schon ein Mysterium.

Am Anfang steht ein Mysterium Eigentlich ist Gönningen ein Dorf wie so viele an und auf der Alb. Gut, im 13. Jahrhundert war der Ort sogar eine Stadt, mit Mauer und Graben und einer großen Kirche, von der noch romanische Reste am heutigen Kirchturm zeugen. Aber dann verlor Gönningen das Stadtrecht wieder, wurde oft verpfändet, im Städtekrieg schleiften die Reutlinger die Mauern, der Dreißigjährige Krieg und die Spanischen Erbfolgekriege bluteten das Dorf aus. Es

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Älbler

Von der Alb nach Australien 2,4 Millionen Osterhasen hat die Firma Rübezahl in Dettingen unter Teck wieder auf große Fahrt nach Australien geschickt.

Doch sie versorgt auch viele weitere Länder mit schokoladigen Grüßen von der Alb und gehört weltweit zu den größten Herstellern der sogenannten Schokoladen-Hohlkörperfiguren.

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der Hase als Schokoladenbruch. „Wir haben ein Sensorikteam, das regelmäßig prüft, ob die Hasen auch immer gleich schmecken“, erklärt Dieter Schäfer vom Unternehmen. „Noch wichtiger ist allerdings die Bruchkontrolle.“ Beim Auseinanderbrechen des Hasen entsteht ein bestimmtes Knackgeräusch, woran der Fachmann erkennt, ob der Hohlkörper gleichmäßig dick ist.

Nackt plumpst der Hase aufs Band Seine Idealfigur erhält der Hase im vollautomatischen Schleudergang. Geboren aus Kakao, Kakaobutter, Zucker, Milchpulver und einer Prise Betriebsgeheimnis, wird er zuerst in der Schokoladenküche

weich gekocht und anschließend in die Produktionsstraße gepumpt. Dort füllt die Maschine die eine Hälfte einer Hasenhohlform mit der flüssigen Masse. Dann Deckel drauf – und ab ins Karussell, wo er so lange im Kreis und um die eigene Achse gedreht und dabei gekühlt wird, bis die flüssige Schokolade, die sich durch die Fliehkräfte an den Wänden der Form absetzt, fest geworden ist. Nach 25 Minuten plumpst der Hase völlig nackt aufs Förderband. Nur noch schnell ankleiden – fertig. Von Zeit zu Zeit ändert sich die Mode, doch im Grunde ist er eher konservativ.

Es gibt zwei Typen: den Sitzhasen und den Stehhasen. Sitzhasen versuchen meist krampfhaft, in etwa wie ein echter Hase auszusehen. Der Stehhase – auch Schmun-

Versorgt heute jeden zehnten Australier mit Hasen: Geschäftsführer

Für jemanden, der vollkommen hohl ist, der wirklich nichts in der Birne und selten was im Bauch hat, ist er ziemlich erfolgreich. Ganz ohne Übertreibung kann man sagen: Er erreicht ein Millionenpublikum. Und das bei einem Auftritt von nur wenigen Tagen im Jahr.

Richtig, es geht um den Osterhasen. Den aus Schokolade. Jedes Jahr von Dezember bis März vermehrt er sich wie die Karnickel. In dieser Zeit laufen in der Schokoladenfabrik Rübezahl in Dettingen unter Teck pro Tag 220 000 bis 400 000 Stück vom Band. Am Ende sind es 50 Millionen, die den schwäbischen Hasenstall verlassen. Im Bauch des einen oder anderen rasseln bunte Schokolinsen. Kinder mögen das.

Vollkommen hohl zu sein, ist bei Schokoladenhasen ein Qualitätsmerkmal. Ein massives Ohr beispielsweise gilt als Produktionsfehler. Wird der entdeckt, endet

Fotos: Rübezahl Schokoladen

Claus Cersovsky.

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Landpartie

Im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck ist das Heimatgefühl nicht nur ein kuscheliges Nostalgieerlebnis längst vergangener Zeiten.

Vom Versuch, dem Alten ein paar neue Seiten abzugewinnen und dabei auch die schwierigen Themen nicht auszulassen.

Der Klang der Heimat Holdermus und Habermus. Ein grauer Brei aus Dinkelschrot, Wasser und Zimt neben einem roten, der mit Holunderbeeren zubereitet wurde. Es ist ein Gericht aus der alten Landküche, ungesüßt und ohne künstliche Geschmacksstoffe, in

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seiner Schlichtheit etwas gewöhnungsbedürftig für den Gaumen moderner Menschen.

Sie stürzen sich drauf. Verschlingen Portion um Portion, genießen mit jedem Löffel ein wenig mehr von dem, was sie

hier „Raue Kost“ nennen: Gerichte aus Großmutters Zeiten, zubereitet von denen, die es von ihren Großmüttern gelernt haben. Gekocht im Bauernhaus am Dorfplatz in alten Töpfen und auf heißen Herdplatten, die mit Holz beheizt werden.

Volksmusiktag im Museum: Er ist

Nebenan im Schulhaus wird Brotsuppe mit Kartoffeln, viel Muskatnuss, Petersilie und Sellerie gereicht. So einfach und gut hat man schon lange nicht mehr gegessen.

Der Aktionstag „Raue Kost“ ist einer der Höhepunkte im Jahresprogramm des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck. Dann dampfen in den alten Häusern und Höfen die Kessel. Und man ahnt, wie einfach das Leben war und wie karg – aber auch wie sehr alles nach den Ackerfrüchten und Beeren schmeckt, wenn sie ohne Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe zubereitet werden.

Das ist mehr als nur ein Nostalgieerlebnis.

„Es geht auch um die Frage, wie wir uns heute ernähren“, sagt Museumsleiterin Almut Grüner. Die 43-Jährige versucht immer wieder, die Themen der Vergangenheit in einen Bezug zur Gegenwart zu setzen. So gab es im vergangenen Jahr Kochkurse für Gäste und Schülergruppen ebenso wie Vorträge zum Thema Genmanipulation von Lebensmitteln.

„Heimat 3.0“ hieß eine Ausstellung Es ist nicht einfach, schwierige Themen in einem Museum zu präsentieren, das die Menschen aus Spaß an der Freud be-

besonders beliebt bei den Besuchern.

suchen. In Neuhausen hat man es trotzdem probiert und 2013 eine Ausstellung auf den Weg gebracht, die sich „Heimat 3.0“ nannte. Darin wurde ein Begriff kritisch beleuchtet, der gemischte Gefühle hinterlässt. Der nach der guten alten Zeit klingt, aber auch nach dem Ewiggestrigen.

Viele haben sich seiner bemächtigt und ihn des Öfteren, wie im Nationalsozialismus, für ihre Zwecke missbraucht. Was

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Tafelrunde

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Echt scharf!

Durch Zwiebeln und Möhren gleiten sie wie durch Butter: Janosch Vecernjes’ handgeschmiedete Albmesser sind höllenscharf und extrem beliebt bei Profi- und Hobbyköchen. Ein Werkstattbesuch in Hohenstein.

Klong, klong, klong. Gleichmäßig dröhnen die Schläge durch die Schmiede. Der große Hammer saust auf das rot glühende Stück Stahl, macht es mit jedem Schlag ein wenig flacher, bevor es wieder in den leuchtenden Flammen des Feuers landet und das Ganze von vorne beginnt.

Der Schmied, der so kräftig zuschlägt, heißt Janosch Vecernjes und ist 31 Jahre alt. Das meiste um ihn herum dürfte damit wesentlich älter sein als er: Hammer und Zangen hängen in allen Größen und Formen an den Wänden, Hufeisen von der Decke und um den Amboss herum reihen sich archaisch aussehende Maschi-

nen mit riesigen Zahnrädern und alte Holzkarren. Über allem liegt eine dicke Staub- und Rußschicht. Unter dem Sprossenfenster, durch das die Sonne in das düstere Innere blitzt, haben Spinnen ein dichtes, helles Netz gesponnen. Es beginnt zu flattern, wenn der Schmied am riesigen Blasebalg zieht, der an der Decke hängt. Ächzend schließt sich daraufhin der Balg und pustet Luft ins Feuer, dass die Funken auffliegen.

Draußen vor dem Fenster grasen Pferde auf der Weide und zwischen Schmiede, Bauernhaus und Scheune recken mit Moos überzogene Obstbäume ihre knorrigen

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Vorschau

Impressum Redaktion Chefredakteurin Claudia List

Die nächste Ausgabe von Alblust mit dem Titelthema

Texte Wolfgang Albers, Wolfgang Alber, Hans Jörg Conzelmann, ­Annette Claus, Dorothee Fauth, Claudia List, Hilke Lorenz, Ulrike ­Oelkuch, Marion Schrade, ­Andreas Steidel, Anja Wasserbäch

„Mit allen Wassern gewaschen“ erscheint am 1. Juli 2015.

Urwaldgefühle am Fluss Wer das Naturschutzgebiet Donauwiesen erleben will, muss mit dem Kanu aufs Wasser.

Fotos Andreas Fink, M ­ anfred Grohe, Heinz Heiss, Claudia List, ­Patricia ­Neligan, Eva-Maria Pulvermüller, Steffen Schmid, Thomas ­Warnack

Leinen los!

Ein Besuch beim Segelclub im Limes-Park Rainau.

Redaktionsanschrift Gaußstraße 74b, 70193 Stuttgart redaktion@alblust.de Telefon (07 11) 91 45 40 58

Shantys auf der Zollernalb Ein Chor pflegt weitab vom Meer seemännisches Liedgut.

Kein Wein des kleinen Mannes

Verlag

Mostfan August Kottmann wünscht sich, dass wieder mehr Menschen zum Charaktergetränk greifen.

Verleger Valdo Lehari jr. verlag@alblust.de Projektleiter Joachim Bräuninger Herausgeber GEA-Publishing und Media Services GmbH & Co. KG Persönlich haftende Gesellschafterin GEA-Publishing und Media Services ­Verwaltung GmbH, Burgplatz 5 72764 Reutlingen Geschäftsführer Michael Eyckeler, Stephan Körting

Anzeigen Stephan Körting (verant.), Joachim ­Bräuninger, Sabrina Glück, Iris Goldack

Foto: Heinz Heiss

Foto: Thomas Warnack

Idee Joachim Bräuninger und Stefan Hartmaier

Anzeigenanschrift Alblust, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen anzeigen@alblust.de Gestaltung Achim Goller, Silvia Kloker, Felix Michel Druck Bechtle Druck & Service Esslingen a. N. Vertrieb vertrieb@alblust.de (0 71 21) 3 02-5 39

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Foto: Heinz Heiss

Auflage 25 000