Ausbildung & Beruf 2018 - Reutlinger General-Anzeiger

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Ausbildung & Beruf Sonderveröffentlichung, Freitag, 19. Januar 2018 – Reutlinger General-Anzeiger

Sich aus der Masse hervorheben Bewerbung – Qualität der Anschreiben muss einfach stimmen. Besser keine exotischen Datei-Anhänge

»Da könnte ich mich auch mal bewerben. Das kostet mich ja nichts.« Nach dieser Maxime agieren viele Job-Suchende, wenn sie sich per Mail bewerben. Entsprechend mies ist die Qualität vieler Online-Bewerbungen. Vor einem halben Jahre schaltete Peter Keil eine Stellenanzeige in der Wochenendausgabe der örtlichen Tageszeitung, in der er auch seine MailAdresse angab – »leider«. Denn als der Inhaber eines Ingenieurbüros samstags um 10 Uhr in sein Büro kam, befanden sich in seinem Mail-Account schon ein Dutzend Bewerbungen – obwohl die Wochenendausgabe der Zeitung gerade mal drei, vier Stunden zuvor an die Haushalte verteilt worden war. Entsprechend war die Qualität der Bewerbungen. »Alles Schrott«, bringt Keil es auf den Punkt. »Man sah den Bewerbungen sofort an: Da wurde nur schnell die Adresse im Stan-

dardanschreiben ausgetauscht und dann die Bewerbung kurz vorm Wochenendeinkauf versandt.« Ähnlich war es bei den meisten Bewerbungen, die in den nächsten Tagen »massenhaft« in Keils Mail-Account landeten. Nicht nur, dass sich in ihnen fast alle Berufsgruppen – von der Fußpflegerin bis zum Lagerarbeiter – um die inserierte Stelle einer »Bürofachkraft (m/w)« bewarben. Deutlich registrierte Keil bei den OnlineBewerbungen auch eine niedrigere Qualität als bei den schriftlichen Bewerbungen, die einige Tage später eintrafen.

»Vielleicht habe ich Glück« Keils Eindruck: »Bei schriftlichen Bewerbungen überlegen es sich die Leute genauer, ob sie sich bewerben.« Denn das Ausdrucken der Bewerbungsunterlagen und deren Versenden kostet Zeit – und Geld. Anders ist

der Lektüre des erwähnten Satzes war Keil klar: Die Frau versah nur eine Bewerbung, die sie für ein Hotel schrieb, mit einer neuen Anrede.

Mehrarbeit aufgehalst

Mit einer individuellen, maßgeschneiderten Bewerbung erhöhen sich die Chancen. FOTO: FOTOLIA es bei Online-Bewerbungen. Da setzen sich viele Stellensucher mal eben schnell an ihren PC und ändern die Adressdaten in ihrer Standardbewerbung. Dann drücken sie auf die »Versenden-Taste« des Mail-Programms und weg ist die Bewerbung. Getreu der Maxime: Vielleicht habe ich Glück. Diesen Eindruck bestätigen viele Firmenvertreter. Sie entdecken in Online-Bewerbungen

immer wieder »echte Stilblüten«. Keil amüsierte sich zum Beispiel köstlich über folgenden Satz im Anschreiben einer Hotelfachfrau: »Ich freue mich auf den regen Kontakt mit Ihren Gästen.« Hiermit katapultierte sich die Bewerberin sofort aus dem Rennen. Denn so Keil: »Bei uns schaut alle zwei Wochen mal ein Kunde vorbei. Mit dem verschwinde ich sogleich im Besprechungszimmer.« Nach

Einstellung zum Job

Keil unterschätzte auch, als er in der Anzeige seine MailAdresse angab, die Mehrarbeit, die er sich damit aufhalste. In den Tagen nach dem Erscheinen der Anzeige trafen bei ihm immer wieder Mails mit folgendem Tenor ein: »Können Sie mir, bevor ich mich bewerbe, nähere Infos über die Stelle geben?« Bei den ersten zwei, drei Mails dachte Keil: Toll, da interessiert sich jemand ernsthaft für den Job. Also nahm er sich viel Zeit fürs Beantworten. Doch irgendwann hatte er die Nase voll, da er noch anderes zu tun hatte. Auch in anderer Hinsicht machten die Online-Bewerbungen Keil mehr Arbeit als die schriftlichen. So erwies sich das

Ausdrucken der Bewerbungen, die nicht sofort durchs Raster fielen, als zeitaufwendig. Denn bei den meisten Bewerbungen waren das Anschreiben, der Lebenslauf und die (Arbeits-) Zeugnisse als einzelne Dokumente angehängt – oft in verschiedenen Dateiformaten. Nur zwei, drei Bewerber hatten die Unterlagen in eine pdfDatei gepackt, sodass Keil nur eine Datei öffnen musste und eine sortierte Bewerbungsmappe vor sich hatte. Irgendwann entschied Keil: Die Bewerbungen mit »exotischen DateiAnhängen« schaue ich mir nicht mehr an. »Denn es ist nicht mein Job, den Kram erst mal zu konvertieren und danach die ausgedruckten Seiten zu sortieren.« Dass sich Bewerber beim Erstellen von Online-Bewerbungen oft wenig Mühe geben, bestätigt der Personalberater Alexander Walz aus Stuttgart. »Viele versenden ihre Bewer-

bungen im »Streuversand«, ohne sich vorab zu fragen: Habe ich bei der Stelle eine realistische Chance?« Viele Bewerber fragen sich auch zu wenig: Wie wirkt es auf den Empfänger, wenn die angehängten Daten irgendwelche kryptischen Namen haben, sodass man erst nach dem Öffnen sieht, was sich in ihnen verbirgt? Deshalb hat Walz Verständnis, dass manche Unternehmen auf 08/15-Online-Bewerbungen, wenn überhaupt, nur mit Standard-Absagen reagieren. »Wer sich mit seiner Bewerbung wenig Mühe gibt, sollte sich nicht beschweren, wenn der Empfänger sich ebenso verhält.« Denn anders könnten gerade Klein- und Mittelunternehmen der Flut von Bewerbungen, die sich nach manchen Stellenanzeigen über sie ergießt, nicht mehr Herr werden. (pr) TEXT: BERNHARD KUNTZ

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Karrierecoach – Gute Vorsätze können auch im Berufsleben sinnvoll sein

Zu Silvester fassen viele Menschen gute Vorsätze, meistens für ihr Privatleben. Aber warum nicht mal was für den Job vornehmen? Möglichkeiten gibt es viele – bis hin zur Gehaltserhöhung. Dabei ist allerdings entscheidend, dass man sie als konkrete Ziele formuliert, sagt Karrierecoach Michael Fridrich aus Aachen. Denn dann können gute Vorsätze nicht nur motivieren, sondern auch die Einstellung zum Job verändern. Vage Absichtserklärungen sorgen dagegen für Frust und Ärger.

vagen Absichtserklärungen, bei denen immer Hintertürchen offen bleiben. Im Privatleben ist das der Unterschied zwischen »Ich trainiere ab 2. Januar zweimal wöchentlich für je eine halbe Stunde im Fitnessstudio« und »Ich könnte mal wieder mehr Sport machen«. Ein Beispiel im Beruf ist »Ich steigere mein Einkommen im kommenden Jahr um zehn Prozent« – statt lediglich »Ich will eine Gehaltserhöhung«.

Also alles eine Frage der Formulierung? Fridrich: Die Formulierung Viele haben für das neue beeinflusst die eigene EinstelJahr gute Vorsätze im Stil lung. Es geht darum, zum Beivon »Ich will mehr Sport trei- spiel gewisse Reizworte zu verben.« Lohnt sich das auch meiden. »Ich muss« setzt mich beruflich? stark unter Druck und ist damit Michael Fridrich: Absolut. gefährlich. Auf der anderen SeiJedoch nur, wenn es sich um te bieten Weichmacher wie »Ich konkrete Ziele handelt – und könnte« oder »eventuell« zu vienicht nur um Vorsätze! le Rückzugsmöglichkeiten. Ein klar formuliertes Ziel schafft Wo ist da der Unterschied? einen konkreten HandlungsFridrich: Ziele sind konkret rahmen, in dem ich mich beweund verbindlich und keine ge. Und es motiviert mich, weil

es automatisch meine Einstellung verändert – weg von einer »Ja, aber«-Mentalität, die nur blockiert, hin zu einer Haltung im Sinne eines »Warum nicht?«.

festhalten? Fridrich: In einem Unternehmen kann man die Ziele natürlich als Zielvereinbarung mit dem Vorgesetzten festhalten. Gerade wenn man sich um eine Wie muss ein gutes Ziel Beförderung oder eine Gehaltsdann formuliert sein? erhöhung bemüht, ist das nach Fridrich: Relativ bekannt ist wie vor ein sehr gutes Instrudas SMART-Prinzip, das sehr ment. Sie können Ihre Ziele hilft. Das S in SMART steht für auch nur für sich notieren. Ich spezifisch, M wie messbar, pflege eine Tabelle auf meinem damit ich es auch kontrolliere, Computer mit acht beruflichen A wie attraktiv, damit sich Ent- und vier persönlichen Zielen für behrungen und Mühen dafür das laufende Jahr. Die sehe ich lohnen, R wie realistisch und T jedes Mal, wenn der Rechner wie terminiert, also mit einer hochfährt. So habe ich immer festen Deadline verbunden. auf einen Blick meinen aktuellen Wasserstand. Realismus haben Sie jetzt auch genannt – zu hoch zieAber führt das nicht dazu, len sollte man also nicht? dass man sich ständig über Fridrich: Jedoch auch nicht zu sich selbst ärgert? niedrig. Meiner Erfahrung nach Fridrich: Das hängt davon ab, ist es gut, wenn Ziele eher ambi- wie wertschätzend und ehrlich tioniert sind – und man dann Sie im Umgang mit sich selbst nicht zu hart mit sich selbst ist, sind. Man sollte sich natürlich wenn man sie knapp verfehlt. nicht in die Tasche lügen, um Acht von zehn sind noch immer verfehlte Ziele zu erklären. mehr als drei von drei. (tmn) Wie würden Sie diese Ziele

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Felix Kern, Studium/Ausbildung zum Bachelor of Arts (B.A.) Stefanie Hepp, Auszubildende zur Bankkauffrau Mika Rilling, Auszubildender zum Finanzassistent Viktoria Klais, Studium/Ausbildung zum Bachelor Select (Bachelor of Science) - v.l.n.r. -


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