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Meditation – –

Der Zen-Meister in der Röhre – –

Meditation im Dienste der Wissenschaft – – Der Mann in der gelben Mönchskutte liegt entspannt

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auf dem Untersuchungstisch vor der brummenden Maschine. Auf seinem kahl geschorenen Kopf trägt er eine Kappe mit Elektroden, auf den Ohren Kopfhörer. In der

Foto: fotolia

rechten Hand hält er den obligatorischen Alarmknopf, falls er bei der Untersuchung in Panik geraten sollte. Wer schon mal in einem Kernspintomographen unter-

scher belegen, dass Meditation den Blutdruck senkt, das

sucht wurde, der weiß, mit welchem Lärmpegel diese

Immunsystem kräftigt, bei Schlafstörungen hilft oder

Hightech-Geräte arbeiten – das Klopfen und Rattern

chronische Schmerzen lindert. In der Medizin wird sie bei

während einer Untersuchung kann bis zu 120 Dezibel

Diabetes, Herzkrankheiten, Immunschwäche, Fettleibig-

erreichen. Aber Thích Thông Triêt ist kein gewöhnlicher

keit, Arthritis oder Tinnitus angewandt. Außerdem sind in

Patient, er lässt sich in die Röhre schieben, um im Dien-

den vergangenen Jahren Meditations-Methoden entwickelt

ste der Hirnforschung zu meditieren. Das schafft der

worden, die mit Erfolg etwa bei der Suchtbehandlung, bei

Zen-Meister nach über 30-jähriger Meditationserfah-

der Therapie von Depressionen oder bei der Stressbewälti-

rung auch unter solch ungewöhnlichen Umständen

gung eingesetzt werden.

praktisch auf Kommando. Seit den 1960er-Jahren versuchen Wissenschaftler den GeWas passiert eigentlich beim Meditieren im Kopf? Diese

dankenflug ins Nirwana auf experimenteller Grundlage

Frage beschäftigt die Wissenschaft seit einigen Jahren.

zu analysieren. Und seit etwa zwanzig Jahren erlebt die

Tübinger Neurowissenschaftler wollen dem Phänomen

Meditationsforschung einen regelrechten Boom, die Zahl

der spirituellen Versenkung mit dem Kernspintomo-

der wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema steigt ra-

graphen auf den Grund gehen.

pide. Nicht zuletzt hat auch die wissenschaftliche Neugier des Dalai Lama Anteil an der gesteigerten Publicity dieses

Meditation hat vor allem in fernöstlichen Kulturen

Forschungszweiges: Das Oberhaupt des tibetischen Bud-

eine lange Tradition. Als spirituelle Praxis ist sie in der

dhismus schickte seine Mönche für EEG-Tests zum Neuro-

Regel eingebettet in einen religiösen Kontext. Die gei-

psychologen Richard Davidson an die Universität in Wis-

stige Versenkung soll nach den Lehren des Buddhis-

consin. Davidsons Ergebnisse: In den Hirnarealen, die für

mus das menschliche Bewusstsein erweitern, und den

Aufmerksamkeit und Sinnesverarbeitung zuständig sind,

Meditierenden aus dem Kreislauf des Leidens und der

konnten bei den Meditationsprofis mehr Nervenverbin-

Wiedergeburten heraus auf den Gipfel der spirituellen

dungen nachgewiesen werden.

Vollkommenheit, ins Nirwana, führen. In christlichen Kulturkreisen wird als höchstes Ziel der Meditation die

Weiterhin stellte der Neurologe fest, dass bei den Mönchen

unmittelbare Erfahrung des Göttlichen angesehen.

die Gamma-Wellen-Aktivität im Gehirn während der Meditation stark anstieg, während sie sich bei der Vergleichs-

Heutzutage wird Meditation nicht mehr allein unter

gruppe kaum erhöhte. Gamma-Wellen werden mit ge-

dem spirituellen oder religiösen Aspekt gesehen. Längst

danklichen Höchstleistungen, starker Konzentration, mit

hat die Schulmedizin die heilsame Wirkung auf Körper

mystischen und transzendenten Erfahrungen in Verbin-

und Geist erkannt. In mehreren Studien konnten For-

dung gebracht.


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