Reutlinger General-Anzeiger Weihnachtsausgabe 2016

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REUTLINGEN

HINTER DEN KULISSEN Theater Reutlingen Die Tonne

Feiertage im Theater Wie verbringen eigentlich Schauspieler Weihnachten? Nun, die Antwort liegt auf der Hand: in ihrem angestammtem Biotop, also auf der Bühne, auf dass dem Publikum auch etwas geboten werde – an dessen freien und Feier-Tagen! Nachdem am Theater Reutlingen Die Tonne die Lesungen von weihnachtlichen Geschichten am vergangenen Wochenende für die richtige Einstimmung aufs Fest gesorgt haben, gab es in dieser Woche zwar eine kleine Spiel-Pause, aber Proben für die nächsten Premieren fanden natürlich trotzdem noch statt. Dazu wird derzeit intensiv von ganz unterschiedlichen Seiten an der Konzeption von »Was das für Zeiten waren«, der Abschiedshommage an die Planie 22, gearbeitet, um den alten Zeiten – immerhin über 1 Jahrhundert – auch gerecht werden zu können. Berge von Archivmaterial müssen dafür gewälzt werden und aufschlussreiche Gespräche mit ehemaligen Beschäftigten geben interessanten Einblick aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln auf jene Zeiten, in denen das Fabrikgebäude noch nicht dem Theater als inspirierende Wirkungsstätte diente, sondern als dort noch unterschiedlichste Trikotagen hergestellt und weiterverarbeitet wurden. Am 24. Dezember, also dem heutigen Heiligabend, findet an der Tonne allerdings nichts statt – selbst das Büro steht nicht für Last-Minute-Gutschein-Käufe zur Verfügung –, um auch dem TonneTeam ein eintägiges Weihnachtsverschnaufen zu ermöglichen, bevor es dann mit »Krabat« (ausverkauft) am 25. und der Komödie »Adieu, Herr Minister« am 26. sowie 30. Dezember wieder weitergeht. Als hätten sie damit noch nicht genug, präsentieren sowohl Thomas B. Hoffmann mit »Großstadt und Gefühle« am 28. Dezember als auch Chrysi Taoussanis mit »Oh, Neurosen aus Athen« am 29. Dezember zusätzlich ihre selbst geschriebenen Programme, um möglichst Unterschiedliches, Nachdenkliches, wie Unterhaltsames für die bei vielen anderen freien Tage zu bieten. Nach den vier (bereits ausverkauften) Silvestervorstellungen wird es dann auch für das Ensemble erst mal ruhiger durch

SAMSTAG, 24. DEZEMBER 2016 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER

Zahlreiche Unfälle nach Blitzeis KREIS REUTLINGEN. In der Nacht auf Freitag haben sich zahlreiche Straßen in den Kreisen Reutlingen, Esslingen und Tübingen in Eisbahnen verwandelt. Gegen 21 Uhr setzte bei frostigen Temperaturen Nieselregen ein. Innerhalb kürzester Zeit gefror dieser auf den Fahrbahnen. Die Bereitschaftsdiens-

te der Straßenmeistereien und Bauhöfe mussten ausrücken. Zwischen 21 Uhr und sechs Uhr ereigneten sich etwa 60 Glatteisunfälle. Zwei Personen wurden verletzt. Die Polizei beziffert den erstandenen Sachschaden mit ungefähr 120 000 Euro. Unter anderem wurde das Blitzeis einem 14 Jahre alten Radler zum

die Jahresanfangsferien bis 10. Januar, sodass sich endlich Zeit für Textlernen, entspanntes Nachdenken und weiteres Voranbringen der Pläne für die kommenden Projekte findet – schließlich soll es auch im neuen Jahr für alle viel zu erleben geben an der Tonne. (ks)

Verhängnis, der kurz nach 21 Uhr im Metzinger EmilMörsch-Weg stürzte und sich verletzte. Gegen 22.20 Uhr war in Reutlingen Im Efeu ein 42 Jahre alter Golf-Fahrer ins Rutschen geraten und gegen den festgefahrenen Mazda 3 einer 28-Jährigen geprallt. Die Frau wurde leicht verletzt. (pol)

SONDELFINGEN. Wegen Unfallflucht ermittelt die Polizei Metzingen gegen den Fahrer eines hellen Autos, der am Donnerstag gegen 14.30 Uhr auf der B 28 einen Crash provoziert hat. Der noch Unbekannte stand mit seinem Wagen in Höhe »Achalmlamm« auf dem Standstreifen. Ohne auf den Verkehr zu achten,

fuhr er jäh auf die Fahrbahn, sodass ein auf der rechten Spur fahrender 80-Jähriger mit seinem Peugeot nach links ausweichen musste. Er kollidierte seitlich mit dem Mercedes einer 21Jährigen. Wer Hinweise geben kann, ist gebeten die Polizei unter Telefon 07123 9240 zu verständigen. (pol)

Treffen im Landtag: Jugendpolitiker aus dem Kreis Reutlingen mit dem SPD-Abgeordneten Nils Schmid.

FOTO: MW

Jugendgemeinderäte aus dem Kreis Reutlingen schnuppern Landtagsluft STUTTGART/REUTLINGEN. Fünfzehn Jugendgemeinderäte aus dem Landkreis Reutlingen sind kürzlich einer Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Nils Schmid gefolgt, um den Landtag zu besuchen. »Mir ist der Austausch auch mit jungen Leuten wichtig, weshalb ich immer wieder zum jugendpolitischen Gespräch einlade«, betont Schmid.

Auf Anregung des Reutlinger JusoKreisvorsitzenden Mert Akkeçeli fand der Austausch dieses Mal in der Landeshauptstadt Stuttgart statt: Im Rahmen eines Plenartages des baden-württembergischen Landtags konnten die jungen Rätinnen und Räte aus Metzingen, Pfullingen und Reutlingen Landtagsluft schnuppern.

Nach den allgemeinen Einführungen durch den Besucherdienst zu Prozedere und Tagesordnung wurde es auf der neuen Besuchertribüne im renovierten Plenarsaal konkret: Die SPD-Fraktion hatte einen Antrag auf Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte für Flüchtlinge gestellt, der lebhaft und kontrovers diskutiert wurde.

Im Anschluss daran ging es für Abgeordnete und Besucher in die Mittagspause, in der Nils Schmid den jungen Räten Rede und Antwort stand. Ein Dauerbrenner der kommunalen Jugendpolitik ist die Suche nach geeigneten Räumen, wo sich junge Leute in ihrer Freizeit treffen können. Auch der zunehmende Rechtspopulismus bereitet den Räten Sorgen. (mw)

Prozess – Amtsrichterin verurteilt drei Schleuser zu Bewährungsstrafen. Flüchtlinge nach Deutschland transportiert

»Ich wollte nur helfen« VON VEIT MÜLLER

Szene aus dem Tonne-Stück »Adieu, Herr Minister«. FOTO: TONNE

Nach Kollision Zeugen gesucht

REUTLINGEN. Vor drei Jahrzehnten flüchtete ein heute 52-jähriger Mann aus Eritrea nach Deutschland. Inzwischen lebt er in Reutlingen, ist voll integriert und auch deutscher Staatsbürger. Im Jahr 2014 wollte er Landsleuten helfen, ebenfalls in Europa ein neues Leben beginnen zu können. Aus Gutmütigkeit sorgte er mit zwei Arbeitskollegen dafür, dass zwölf Eritreer in einem Lieferwagen von Stuttgart nach Hamburg transportiert wurden. Von dort sollten sie per Zug nach Dänemark und Schweden weiterreisen. Doch Bundespolizisten fiel die Reisegruppe am Hamburger Bahnhof auf. Bei der Kontrolle zeigte sich schnell, dass sich die Flüchtlinge illegal in Deutschland aufhielten. Sie wurden festgenommen. Am Donnerstag musste sich nun das deutsche Trio, das den Transport der Eritreer organisiert hat, wegen der Einschleusung von Ausländern vor dem Reutlinger Amtsgericht verantworten. Es zeigte sich allerdings schnell, dass es sich um keinen großen Fall handelte und die

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ganze Geschichte eher Gutmütigkeit und Geldnot geschuldet war. Und die drei Angeklagten zeigten sich außerdem von Anfang an reumütig und geständig. Und so schilderten sie das Geschehen: Der 52-jährige frühere Eritreer erhielt 2014 einen Anruf aus Italien. Er ließ sich dazu überreden, Landsleuten, die auf der Flucht waren, zu helfen. Ein erster Transport durch Deutschland mit mehreren Flüchtlingen an Bord ging über die Bühne. Als Fahrer hatte er einen Kollegen, der in akuter Geldnot war, engagiert. Für jeden transportierten Flüchtling erhielt er eine Prämie von 150 Euro. Doch dieser Fall war jetzt nicht vor dem Reutlinger Amtsgericht angeklagt, weil dafür zu wenige gesicherte Fakten vorlagen. Erst die zweite Tour flog auf. Wieder hatte der 52-Jährige einen Anruf aus Italien erhalten und wieder hatte er eingewilligt, zu helfen. Doch diesmal konnte sein Arbeitskollege nicht den Fahrer spielen. Der kannte aber einen weiteren Kollegen, der ebenfalls dringend Geld brauchte und deshalb nach einem Nebenjob suchte.

Der 57-Jährige sollte diesmal der Transporteur sein. Er willigte ein. Sein Kollege und Auftraggeber mietete einen schwarzen Mercedes Vito mit getönten Scheiben. Der 57-Jährige fuhr auf Anweisung des früheren Eritreers zu einem Parkplatz in Stuttgart. Dort erlebte er aber eine Überraschung. Plötzlich stiegen zwölf Flüchtlinge aus Eritrea innerhalb von Sekunden bei ihm ein. «Mit so vielen Leuten hatte ich nicht gerechnet«, erklärte der 57-Jährige vor Gericht.

Unangeschnallt im Kofferraum So viel Platz hatte er auch gar nicht in dem Auto. Das führte dazu, das einige der Flüchtlinge unangeschnallt im Kofferraum sitzen mussten, was das Gericht dem 57-jährigen Kraftfahrer im Urteil zusätzlich negativ anrechnete. Den Angeklagten hielt die sehr beengte Situation in seinem Auto aber nicht davon ab, loszufahren. Der frühere Eritreer lotste ihn schließlich per Telefon zu seiner Destination, dem Hauptbahnhof in Hamburg. Dort sollte der 57-Jährige im

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Reisezentrum Zugfahrkarten für die Flüchtlinge kaufen, was er auch tat. Aber schon diese Aktion beobachteten die Bundespolizisten argwöhnisch. Die Kontrolle im Bahnhof folgte auf dem Fuße. «Ich wollte nur helfen«, sagte der 52jährige ehemalige Eritreer jetzt vor Gericht. Er habe nie über Geld für sich selbst gesprochen und für seine Schleuser-Dienste auch nie Geld erhalten. Auch seine Arbeitskollegen machten sich offenbar keine großen Gedanken, dass das Kutschieren von Flüchtlingen durch Deutschland illegal sein könnte. Aber es war illegal. Deshalb verurteilte jetzt Richterin Amrei Schmidtpott zwei der Angeklagten zu sieben Monaten, einen der Angeklagten, der vorbestraft ist, zu acht Monaten Haft. Die Angeklagten hätten genau gewusst, dass sie illegal gehandelt hätten, denn nicht nur das Einschleusen, auch das Durchschleusen von Flüchtlingen durch ein Land sei strafbar. Alle Strafen setzte die Richterin nun aber zur Bewährung aus. Allerdings erhielten die Angeklagten noch hohe Geldauflagen von 2 000 und 3 000 Euro. (GEA)

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