polyamorie
TALK IN BASEL Seit Jahren prägen die zwei Powerfrauen Maggie Kaenel und Rebecca Henzler alias DJ Taylor Cruz die Basler Gayparty-Szene. Mit ihrer queerPlanet haben sie seit diesem Jahr im Kleinbasler Parterre ein neues Zuhause gefunden. Als Teil vom Kollektiv Anderland laden sie am 9. Juni zur Folgeveranstaltung vom legendären GayBasel Schiff ins Viertel. gay.ch hat die zwei in der Zischbar getroffen.
Hier in der Zischbar seid ihr oft anzutreffen, was bedeutet euch die Basler Szene? Sehr viel. Gerade die Zischbar ist ein zweites Wohnzimmer, man trifft jederzeit auf bekannte Gesichter und der Charakter der Zischbar ist völlig unkompliziert. Überdies schätzen wir das vielseitige Angebot der Basler Szene, wiewohl uns nicht alles entspricht. Was spricht euch an, was nicht? Wir lieben Parties mit einem Qualitätsbewusstsein und solche mit tanzbarer Musik, da wir selber gerne tanzen. Das wird allerdings nicht überall geboten. Wie hat sich die Basler Szene über die Jahre verändert? Die Frauen waren früher deutlich öfter und mehr im Ausgang anzutreffen. Die Musik war früher einheitlicher, heute sind die Anlässe musikalisch schubladisiert, was die Szene etwas auseinanderreisst. Zudem haben die verlängerten Öffnungszeiten nicht nur Positives gebracht. Alles verschiebt sich nach hinten, was schade ist. Was am meisten fehlt, ist ein eigenes Lokal von der Szene für die Szene. Überdies vermissen wir in Basel Parties mit internationaler Strahlkraft. Von dir, Maggie, weiss man, dass du früher auch politisch sehr engagiert warst. Warum hältst du dich heute eher zurück? Maggie: Die LGBT-Thematik, die mich persönlich betrifft, stiess auf wenig Gehör und Unterstützung, das Geben und Nehmen war zu einseitig. Zudem finde ich die Intrigen und Seilschaften innerhalb der Politlandschaft sehr krass und oftmals an der eigentlichen Sache vorbeizielend, von aussen her gesehen ein echtes „Kasperlitheater“. Deswegen habe ich mich zurückgezogen und betätige mich stattdessen als LGBT-Aktivistin. Durch die Bookings von DJ Taylor Cruz seid ihr auch ausserhalb Basels unterwegs. Was ist anderswo anders? Rebecca: Im Ausland werde ich wie ein
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Star-DJ angekündigt, empfangen und geschätzt, während im eigenen Land die Anerkennung auch da ist, aber als eine von hier ist die Wahrnehmung anders. Im Ausland habe ich eine grosse Fangemeinde, die meine eigenen veröffentlichten Tracks und Remixes kennt, da diese von den internationalen DJs in der Circuit-Szene weltweit gespielt werden. Die Parties in Städten wie Ibiza, Tel Aviv, Madrid, Barcelona oder Paris sind grösser mit einer Tausendschaft an Gästen und bestechen durch beeindruckende Line-ups und Shows. Mit queerPlanet habt ihr jahrelang euer eigenes Ding gemacht. Wie kam es zum Kollektiv Anderland? Die seit Jahren bestens etablierte queerPlanet führen wir nach wie vor mit grosser Freude und Leidenschaft weiter. Johannes Sieber, der lange Jahre die beliebte GayBasel Schiff organisierte, fragte uns an, zusammen mit ihm, Giuseppe von Barbarella und Nico von OK Sébastien eine Art
Nachfolgeparty zu lancieren. Dadurch ist das Kollektiv Anderland, eine Bündelung der stärksten Kräfte der Basler Partykultur, entstanden. Letzten November fand die erste Anderland im Club „Viertel“ statt, am 9. Juni 2018 folgt die zweite, zusätzlich mit bespielter Dachterrasse. Wir verstehen die Anderland als Bereicherung und Highlight sämtlicher Parties in Basel und freuen uns schon sehr auf die grosse Sommersause. Könnte daraus die Party mit internationaler Ausstrahlung werden? Was braucht es dazu? Ja, das Potential besteht. Basel muss über die Grenzen hinaus als Partystadt besser bekannt sein und benötigt dazu ein internationales Vermarktungskonzept, welches auch von der Stadt gefördert und unterstützt wird.