TITEL 90 Jahre Welifa
Transporter Baujahr 1957: Mercedes L 319 D
Sie belieferte die ersten Westberliner Discounter, erweiterte das Sortiment um Flaschenbier und alkoholfreie Getränke, forcierte die Partnerschaften mit der Industrie, entdeckte erfolgversprechende Marktnischen etwa in der Tex-Mex-Gastronomie und bot so den Branchenriesen im Wettbewerb die Stirn. 1994 wurde die Eigenproduktion von Spirituosen eingestellt, spezialisierte Hersteller konnten das kostengünstiger. Liselotte Boss und ihre Mitarbeiter passten sich den Erfordernissen des Marktes an und reagierten auf die sich verändernden Trinkgewohnheiten. Der Verkauf von Fassbier und Gastrozubehör begann nach dem Umzug des Unternehmens von Neukölln nach Tiergarten. Hier, in der Sickingenstraße, wurde das neue Zentrallager gebaut - 8 000 Quadratmeter Freifläche, dazu eine 4 500-Quadratmeter-Halle. Auch der Name änderte sich. Seit 2005 heißt die Firma Welifa Getränkegroßhandlung GmbH & Co. KG. „Trotz dieser Veränderungen bleiben wir ein klassisches Familienunternehmen mit traditioneller Kompetenz.“, auf diese Formulierung legt Thorsten Boss wert. Er sitzt seit 2004 bei Welifa auf dem Chefsessel. Nebenbei erwähnt Boss noch, dass auch die Wurzeln eines zweiten regionalen Unternehmens seiner Branche bei Welifa liegen: „1946 ging Helmut Löffel-
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send, ein ehemaliger Vertreter meines Großvaters, mit dessen Unterstützung seine ersten Schritte in die Selbständigkeit. Im Welifa-Keller füllte er in Konzession Liköre ab.“ Es folgen die unvermeidlichen Zahlen: 45 Mitarbeiter, über 5 000 Spirituosen im Angebot, insgesamt 10 000 Artikel. Kunden in Berlin sind sowohl Luxushotels als auch Eckkneipen, Kioske und Tankstellen. „Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt den vielen Bars und Clubs der Stadt, immerhin ist Berlin die europäische Hauptstadt des Nachtlebens“, fügt Thomas Raffenberg hinzu. Raffenberg,
seit Anfang 2009 Welifa-Verkaufsleiter, nennt Bohannon, den Club am Alexanderplatz, dessen regelmäßige HipHopHistory-Partys legendär sind; Icon, den Club in der Cantianstraße, in dem sich die Drum’n’Bass-Freaks treffen; den Bassy Cowboy Club, der in der Szene als der Country-Wildstyle-Laden schlechthin gilt. Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich, denn der 42-jährige Westfale wirkt nun wirklich nicht wie ein Clubgänger. Raffenberg war Fernmeldeoffizier, hat in München an der Bundeswehruniversität Staats- und Sozialwissenschaften studiert und später als Manager in Deutschland und Österreich für Firmen der Lebensmittelbranche gearbeitet. Sein Motto: Wer was verkaufen will, muss den Kunden kennen. Das sieht sein Schreibtischnachbar nicht anders. Martin Sperling ist ein alter Bekannter. Er war Sommelier im Margaux, im VAU, in der Weinbar Rutz und im Restaurant Hartmanns. Seit August 2009 ist der 26-Jährige für Welifa tätig als Weinfachberater Hotellerie. „Wir haben ein völlig neues Sortiment mit dem Schwerpunkt Deutschland zusammengestellt“, erklärt Sperling. Er zeigt seinen Katalog: das Weingut Stigler vom Kaiserstuhl, das Würzburger Weingut Juliusspital, das Weingut Diel von der Nahe, aus der Pfalz das Weingut Rings,
Geschäftsführer Holger Wicke
Verkaufsleiter Thomas Raffenberg
Einkaufsleiter Tino Scheibe
Weinberater Martin Sperling