GriechenlandSPEZIALGESCHMACKSSACHEN
Promi-Wirtin: Fofi Akrithaki
Ehemalige Gastarbeiter, Künstler, aber auch Griechen, die nach 1967 vor der Diktatur in ihrer Heimat geflohen waren, eröffneten Restaurants, lockten Landsleute mit gastronomischen Kenntnissen nach Berlin und stellten Deutsche mit Hang zur Hellas-Kulinarik ein. Dimokritos, Epikur, Plaka, Olympia, Sokrates, Thessaloniki, To Steki, Zorbas waren einige der Lokale aus dieser Zeit. Es gab riesige Portionen Moussaka, ein Auberginen-Hackfleisch-Auflauf, Lammkeule, traditionell mit Feta überbacken, voluminöse Grillpatten, sauren Demestica, geharzten Retsina, der Halbe für 12 Mark, und wer dann noch nach Luft schnappte, bekam Ouzo auf Kosten des Hauses. Die Ägäis ließ
Ex-Kellner: Volker Rüger am früheren Fofi‘s in der Fasanenstraße
grüßen – am heißesten in Charlottenburg. Hier befand sich auch das Wohnzimmer der Grunewald-Connection, Fofi’s Estiatorio. Die Frage, weshalb ausgerechnet ein griechisches Restaurant zum Treffpunkt des eleganten Teils der Berliner Prominenz wurde, beantwortete Deutschlands GastroGuru Wolfram Siebeck einst so: „Ein Grund ist sicherlich die Wirtin, deren wohlwollender Händedruck vielen Stammgästen wichtiger ist als die Qualität der Küche.“ 1978 hatte Fofi Akrithaki das Fasanenstraßenlokal eröffnet, eine hübsche Boulevardterrasse eingerichtet, und bald parkten abends Nobelschlitten die stille KudammSeitenstraße zu. Volker Rüger, ein junger Kellner aus Wuppertal, später Inhaber des
Taverna Akropolis: Der älteste Grieche in Berlin
Bovril, arbeitete einige Jahre in Fofis gut dressierter Servicebrigade (wie später übrigens auch Josef Laggner, Berlins heutiger Gastrokaiser) und erinnert sich: „Die Preise waren für damalige Verhältnisse gepfeffert, die Vorspeisenplatte gab’s für 18, der Mixed Grill kostete 34 DM. Es gab Rinderfilet in Senfsauce, Seezunge in Hummersauce, die damals unvermeidliche Kalbsleber und Scampis bis zum Abwinken.“ Wolfram Siebecks Fazit fiel dennoch, na ja, zwiespältig aus: „Im Fofi’s muss man bei der Auswahl schon ein bißchen Glück haben, um die Anhänglichkeit der Stammgäste zu verstehen. Nur der Weinfreund drückt hier vergeblich die Daumen, das Angebot ist ärmlich.“ Ende November 1995 schloss Fofi Akrithaki ihren Laden in der Fasanenstraße und zog ins Nikolaiviertel. Die Grande Dame der Westberliner Gastronomie und ihr kaum weniger bekannter Geschäftspartner Aris Papageorgiou setzten auf die Anziehungskraft der neuen Mitte Berlins, aber sie hatten wohl die Rechnung ohne die Gäste gemacht. Mit dem neuen Fofi’s wurde es nichts, Fofi Akrithaki ging zurück nach Athen. Kostas Cassambalis, ihr einstiger Geschäftsführer, eröffnete in der Grolmannstraße das sympathische Cassambalis. Neben dem Kreuzberger Z, dem Mylos in Charlottenburg, dem Kretaner in Zehlendorf, dem Ousies in Schöneberg und einigen anderen Stätten „verfeinerter griechischer Küche“ gehört es heute zur Spitzengruppe griechischer Gastlichkeit.
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