Lana Magazine de 17/18

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LANA MAGAZINE

www.lana.info

VÖLLAN VIGILJOCH TSCHERMS BURGSTALL GARGAZON IM MERANER LAND



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Natur und Apfel

In der Apfelwelt

10–19

Zwischen Saatgut und Äpfeln

Der Kastanienflüsterer

Künstlerische Forschungen

Kunst und Kultur

20–31 Auf Zeitreise in Tscherms

Schauspiel und Kunst

Big Apple im Apfeldorf

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Genusswelt

32–39

Die Pasta der Alpen

Vom Boden in den Teller

Eine Blume zum Verlieben

Vielfalt er-leben

40–47

Am Vigiljoch

Italienisches Flair

Winterzauber

48–50

Lana im Winterzauber

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Zwischen Saatgut und Äpfeln In Lana und Umgebung lebt die Vielfalt. Nicht nur Äpfel wachsen hier seit Jahrhunderten in allen Höhenlagen. Die glückliche Kombination aus mediterranem und alpinem Klima bietet Platz für viel mehr. Text: Petra Schwienbacher Andere müssen in den Laden, Martha Lochmann geht mit einem kleinen Messerchen bewa≠net in den Garten. „Hier habe ich alles, was man so braucht.“ Die Bäuerin mit dem langen grauen Zopf und der blauen Schürze steht im kleinen Folientunnel im Garten. Auf dem Tisch an der Seite eine Reihe kleiner Töpfchen mit Sprösslingen: Hier zieht die Bäuerin ihre Pflanzen für den Acker. Von einigen erntet sie im Herbst das Saatgut. Zwölf Sorten Tomaten, verschiedene Salate, Rote Bete, Erdbeeren und ungewöhnliche Pflanzen wie die Luftzwiebel oder Oka – die Liste könnte man ewig weiter führen. Wie viele verschiedene Pflanzen sie hat, weiß die 60-Jährige nicht. Zum Zählen hätte sie auch gar keine Zeit. Selbst Saatgut zu ziehen ist sehr zeitaufwendig, aber für Martha käme etwas anderes nie in Frage. Seit sie 2002 einen Kurs zur Saatgutvermehrung besuchte, ist sie nicht mehr zu bremsen. „Ich mache das, damit wir auch morgen noch besitzen, was wir in diesem Jahr haben“, sagt sie bestimmt.

Samen, Sorten, Saatgut Hier, auf 700 Metern in Völlan, bewirtschaftet Martha mit ihrem Mann Hermann den kleinen Hof Bildheim, den ihre Großeltern 1939 gebaut haben. Das Holzhaus mit dem spitzen Giebel gleicht einem Hexenhäuschen. Wilder Wein rankt sich an der Mauer nach oben, im Innenhof hängen getrocknete Samenstände zum Dreschen. Vor dem Eingang steht eine große Kiste voll mit JonagoldÄpfeln. „Für den Eigengebrauch, damit wir nicht im Winter Äpfel kaufen müssen“, sagt Martha. Sie ist Mitglied beim Verein Sortengarten, der sich um den Erhalt von alten und lokalen Sorten kümmert. Auf einem Hektar wachsen hier verschiedene Sorten Äpfel, in der Nähe des Hauses stehen einige Kastanienbäume. Im Herbst, wenn die Nüsse in ihrer stacheligen Hülle von den Bäumen fallen, gibt es traditionell gebratene Kastanien. Dann kommt auch die Zeit, in der „das Dorf Kopf steht“. Jedes Jahr gibt es den „Keschtnriggl“, fast einen ganzen Monat lang mit Veranstaltungen rund um die Traditionsfrucht Kastanie. „Wir haben auch eine Vielfalt an Tieren“, sagt die Bäuerin und zeigt stolz auf die vielen verschiedenen Hühnerrassen, Enten, Zwergwachteln und Küken, die vor einigen Tagen geschlüpft sind. Auf dem Hof leben auch Schwarznasenschafe, Brillenschafe, Sattelziegen und Riesenscheckenhasen. Dadurch ist Bildheim nahezu ein Selbstversorgerhof.

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Auf dem Tisch in der warmen Bauernstube zeigt mir Martha dutzende durchsichtige Döschen voller Saatgut. Es ist viel, was sie im Laufe von über zehn Jahren angesammelt hat. „Oft tut es mir weh, wenn ich sehe, dass sich die Leute nicht ums Saatgut kümmern“, beklagt sie sich. Für das Dorf ist die Bäuerin eine Bereicherung. Ihr Wissen gibt sie gerne an andere weiter, bei Kastanienwanderungen oder Käsereikursen für die Gäste der neun „Kreativen Bäuerinnen“ in Lana. Sie haben sich zusammengeschlossen, um den „Urlaub auf dem Bauernhof“ für ihre Gäste noch abwechslungsreicher zu gestalten.

same Fackelwanderungen im Mondlicht, Weinverkostungen oder kochen zusammen mit den Gästen Südtiroler Spezialitäten, wie Apfelstrudel oder Knödel. Brauchtum und Tradition sind Ulrike dabei besonders wichtig. Beim Brotbacken verwenden die Frauen alte Rezepte von früher. Und manchmal sitzt die Bäuerin vom Goldbichlhof am Abend auch einfach gemütlich mit ihren Gästen zusammen, beim Grillen im Sommer oder beim Kastanienbraten im Herbst. „Ich bin glücklich, dass ich auf so einem Hof leben kann. Ich genieße die Ruhe hier oben“, sagt die Landwirtin, wenn sie einmal auch wirklich Zeit dafür findet.

Brauchtum und Tradition für die Gäste

Harte Arbeit

Eine von den „Kreativen Bäuerinnen“ ist Ulrike Laimer vom Goldbichlhof in Lana. Der Hof aus dem 17. Jahrhundert liegt auf 450 Metern. Zwei Häuser und ein Stall mit 15 Schafen gehören dazu – das Hobby des Vaters von Ulrike – und einige Hühner, die gerade am Stallfenster Fliegen jagen. Die insgesamt 2,6 Hektar Grund dienen dem Obst- und Weinbau, auch einige Kastanienbäume haben hier ihren Platz. Über fünf Apfelsorten hat Ulrike angepflanzt, mit Hauptgewicht auf Golden und Stark Delicious sowie Fuji, dazu vier Sorten Wein: Chardonnay, Sauvignon, Gewürztraminer und Vernatsch. Die meisten Trauben liefert sie an eine Kellerei, nur ein bisschen Vernatsch keltert sie selbst – für den Eigengebrauch. Die Beeren und Früchte im Garten verarbeitet sie zu Marmeladen, der Apfelsaft ist ebenso Eigenbau wie der Speck. Die Schweineschlegel kauft sie jedes Jahr bei bekannten Bauern und räuchert sie nach alter Tradition selbst in ihrer „Selchküche“ – wie die Räucherkammer heißt, die früher auf jedem Bauernhof zu finden war.

Die Arbeit auf dem Hof ist zeitaufwendig und körperlich anstrengend. Eine Herausforderung. „Vor allem, weil das Gelände sehr steil ist und ich den Hof als Frau alleine bewirtschafte“, sagt die Mutter eines 25-jährigen Sohnes und zweier Töchter, 13 und 16 Jahre alt. „Aber ich mache meine Arbeit gerne, ich bin mit Leib und Seele Bäuerin.“ Zwar helfen ihre Eltern noch mit, so gut sie können, Ehemann Joachim ist aber voll berufstätig. Vor einem Jahr hatte sie einen ehemaligen Flüchtling aus Afrika auf dem Hof, der sie einige Monate bei der harten Arbeit auf dem Hof unterstützte. Übernommen hat Ulrike den Hof, den die Großeltern aus dem Ultental 1954 gekauft hatten, vor sechs Jahren. Von Anfang an war klar, dass sie hier die Bäuerin würde, denn von ihren vier Schwestern hatte sie ihren Vater am häufigsten bei der Arbeit in der Landwirtschaft begleitet. Von ihm hat sie auch mit nur 13 Jahren das Traktorfahren erlernt. Heute fährt Ulrike fast jeden Tag damit über die engen und steilen Wege rund um ihren Hof. Die jahrelange Übung kam ihr zugute: 2012 wurde sie Europameisterin im Traktorgeschicklichkeitsfahren. „Einen Fehler darf man sich hier nicht erlauben“, sagt sie und lacht. Dann geht sie auf die Wiese. In den nächsten Tagen steht viel Arbeit an. Ulrike muss das Gras um die Weinstöcke mähen und Äpfel „zupfen“ – die kleinen und die überflüssigen Äpfelchen entfernen, damit die restlichen gut wachsen können. Die harte Arbeit nimmt Ulrike auf sich. Ihr Lohn ist eine gute Ernte im Herbst und das Leben hier oben, wo sie sich wohlfühlt.

Ulrike schwört auf Vielfalt. Sich auf eine Sache zu beschränken wäre nichts für sie, schließlich freuen sich auch die Gäste über den hausgeräucherten Speck, die frischen Eier zum Frühstück und über ein Glas Eigenbau-Wein. Zwei Wohnungen vermietet die 45-Jährige an Urlaubsgäste. Um ihnen etwas Besonderes bieten zu können, hat sie vor 14 Jahren zusammen mit anderen Bäuerinnen die Kooperationsgruppe „Kreative Bäuerinnen“ gegründet. Seitdem unternehmen die Frauen regelmäßig gemein-

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In der Apfelwelt Lana ist Südtirols führende Apfelgemeinde. Ein Blick hinter die Kulissen der Obstgenossenschaft Lanafruit zeigt, wie viel Arbeit und Technologie dahinterstecken. Text: Petra Schwienbacher

Rund 70.000 Tonnen Äpfel ernten die etwa 500 landwirtschaftlichen Betriebe von Lana jedes Jahr. 55.000 Tonnen Äpfel liefern alleine die 350 Mitglieder von Lanafruit, eine der beiden Obstgenossenschaften in Lana. Sie bauen auf rund 900 Hektar Fläche Äpfel an. Die Ernte startet mit dem 15. August, wenn die süßen roten Gala reif sind, und endet im November mit dem Pflücken der saftigen süß-sauren Pink Lady. Norbert Schnitzer, Obmann von Lanafruit, ist stolz darauf, zur führenden Apfelgemeinde Südtirols zu gehören. „Auch wenn natürlich sehr viel Arbeit dahinter steckt“, sagt der 65-Jährige. 2009 schlossen sich die Genossenschaften „Pomus“ und „Lana Frucht“, die ihrerseits bereits mit „Ogol“ fusioniert war, zusammen. Sie bilden die heutige Lanafruit. Die Genossenschaft kümmert sich um die Lagerung, die Sortierung und den Verkauf der Äpfel. Was nach Abzug der Spesen übrigbleibt, geht an die Bauern. Bei einem Umsatz von etwa 35 bis 40 Millionen Euro im Jahr bekommen die Mitglieder der Lanafruit zusammen rund 20 Millionen ausbezahlt. Schnitzer setzt sich seine Schildkappe auf, die Führung durch die Obstgenossenschaft kann beginnen. Im vorderen Bereich liefern die Bauern ihre prall gefüllten Großkisten an. Jede einzelne Kiste bekommt eine Nummer mit Strichcode. Dann werden sie in baumhohen Lagerzellen mit ausgeklügelter Kühltechnik gelagert.

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„Wir entziehen der Luft Sauerstoff“, erklärt Schnitzer. Alle Kühlräume werden auf 2 bis 2,5 Grad Celsius gekühlt, die Luftfeuchtigkeit wird auf 90 bis 100 Prozent gesteigert und der Sauersto≠gehalt auf 1 bis 1,5 Prozent gesenkt. Nur so können zu jeder Jahreszeit Äpfel in Topqualität geliefert werden. Vor dem Verkauf werden die süßen Früchte dann sortiert. Über ein Förderband gelangen sie zum Scanner der High-Tech-Sortiermaschine. Sie trennt die Äpfel nach Qualität. Moderne Messsysteme bestimmen die äußere Qualität der Äpfel, Farbe, Größe und Gewicht. Von jeder einzelnen Frucht entstehen 70 Fotos. Alles in Millisekunden. Hightech pur. „Wir stellen vorher ein, wie die Äpfel sortiert werden sollen. Dann werden die Äpfel in die jeweilige, mit Wasser gefüllte Bahn geleitet,“ erklärt Schnitzer mit erhobener Stimme, um gegen den Lärm der Maschine anzukommen. In einer Bahn schwimmen gerade grüne Äpfel, in einer anderen gelbe, in einer dritten rote … Ein Unterwasserfüller leitet die vorsortierten Früchte durch Absaugen von Wasser in die Kisten. „Die empfindlichen Äpfel sind immer im Wasser. Dadurch wird garantiert, dass sie nicht beschädigt werden“, sagt Schnitzer. Das Wasser bleibt dabei immer im Kreislauf, wird ständig gefiltert und sauber wiederverwendet. In der Verpackungsanlage, der Endstation der modernen Anlage, stehen jeden Tag 80 bis 85 Arbeiterinnen und verpacken die Äpfel per Hand in kleine Kisten und Kartons. Insgesamt sorgen 100 Mitarbeiter für die reibungslosen Abläufe bei Lanafruit.

Früher wurden die Lananer Äpfel noch hauptsächlich in Italien und nach Deutschland verkauft, heute hat sich der Markt verlagert. Kunde ist die ganze Welt. Die skandinavischen Länder, der spanische und nordafrikanische Bereich sind zu wichtigen Abnehmern geworden. „Der beste Markt war Libyen, bis dort Krieg ausgebrochen ist“, sagt Schnitzer. Ein weiterer Großkunde ist Indien, das Land, dessen Belieferung wohl die größte Herausforderung darstellt. Die Äpfel verbringen bis zu zwei Monate auf dem Schiff, ehe sie ihr Ziel erreichen. „Der Verkauf und die technische Abfertigung sind anders als früher. Alles zu managen ist alles andere als einfach“, erklärt Schnitzer, der kein Problem hat, irgendwann als Obmann in den Ruhestand zu gehen. „Wir haben sehr fähige junge Leute im Unternehmen, da fällt es einem nicht schwer, das Amt weiterzugeben.“

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Der Kastanienflüsterer Johann „Hans“ Laimer kennt die Geheimnisse der Edelkastanie so gut wie kein anderer. Er betreibt in Burgstall eine Kastanienbaumschule. Ein Porträt eines Kastanienexperten. Text: Petra Schwienbacher

Der Nebel hängt tief an diesem Maitag. Es nieselt. Mit Gummistiefeln ausgestattet ist Johann Laimer auch heute beim „Bäumemachen“ im Freien: Der 46-Jährige züchtet Kastanienbäume. Hier, auf 600 Metern oberhalb von Burgstall, würde man an klaren Tagen bis nach Meran und Bozen sehen, heute ist alles in einen milchigen Schleier gehüllt. „Besser so, als wenn es nicht regnet“, sagt der Landwirt und lächelt. Jede Kastanie kommt in einen 20 Zentimeter breiten Topf. So produziert Laimer die Unterlage für die Veredelung, bei der dann im Sommer die gewünschte Sorte auf die Unterlage aufgepfropft wird. „Würde man sie nicht veredeln, würde aus dem Sämling einfach irgendeine Sorte wachsen“, erklärt der Experte. Mit dem biologischen Anbau und Verkauf von Kastanien hat Laimer 1999 begonnen. Heute stehen hier auf drei Hektar Grund über 200 Kastanienbäume neben einigen Weinreben. 2009 hat der Bauer die erste Kastanienbaumschule Südtirols gegründet und sich darauf spezialisiert, zertifizierte Kastanienbäume zu produzieren.

Gelbe, süße Nussfrüchte Angefangen hat alles vor 16 Jahren auf dem Hof, den Laimer 1997 von seinem Vater übernommen hat. Damals betrieb er noch mit seinen Eltern einen Buschenschank und jedes Jahr zur Törggelezeit brauchte es Kastanien. So kam er auf die Idee, auf dem Hang hinter dem Haus seine eigenen Kastanienbäume zu pflanzen. Das Törggelen ist ein alter Südtiroler Brauch – ein Abend mit Freunden, Südtiroler Köstlichkeiten wie Gerstensuppe, Schlutzkrapfen oder Knödel, dazu ein guter neuer Wein und als krönender Abschluss frisch gebratene Kastanien. Der Name kommt von „Torggl“, wie die Weinpresse in Südtirol genannt wird. Früher zog man nach der Weinlese von Torggl zu Torggl; daraus entwickelte sich das Törggelen. Laimer wollte dieses Stück Südtiroler Kultur erhalten. Mit der Zeit wuchs seine Leidenschaft für die imposanten Laubbäume immer mehr. Einen Teil seiner Bäume, insgesamt drei verschiedene Sorten, verkauft er heute in ganz Südtirol und darüber hinaus nach Deutschland oder Österreich.

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Sein Liebling ist die „Südtiroler Gelbe“, wie er sie nennt. „Eine Sorte mit schönen, hellbraunen, süßen und großen Kastanien. Solche, die hier im Herbst gebraten werden.“ Dann wachsen hier noch die französisch-japanische Kreuzung „Bouche de Betizac“ und die Sorte H2, die Laimer selbst gezüchtet hat. Ein reiner Befruchter. „Damit ein Kastanienbaum Früchte trägt, müssen mindestens zwei verschiedene Kastaniensorten nebeneinander stehen“, erklärt Laimer, der alle Geheimnisse der Kastanie bestens kennt. Schließlich pflanzt er pro Jahr rund 5.000 Bäume für die Baumschule und erntet für den Verkauf pro Saison rund 4.000 Kilogramm Kastanien.

„Keschtn aufklauben“ Anfang Oktober, wenn die flachen, fast herzförmigen Nüsse in ihrer stacheligen Schale reif sind und vom Baum fallen, beginnt die Ernte, bei der die ganze Familie mithilft. Auch die Kinder, – Nadia, acht, und Andreas, fünf, helfen „Keschtn aufklauben“, denn alle Abläufe geschehen noch in Handarbeit. Mit der Maschine ginge die Ernte zwar schneller, aber die Qualität der Kastanien würde darunter leiden – und das kommt für Laimer nicht in Frage. Um die Kastanien haltbarer zu machen, gibt er sie vor dem Verkauf für sechs Tage in ein Wasserbad. Von Mitte Oktober bis Mitte November brät der Familienvater jeden Tag vor dem Tourismusbüro seine Kastanien, ab Ende November steht sein Kastanienbratstand dann an den Adventswochenenden auf dem Sterntalermarkt in Lana. Die modernen Bratgeräte interessieren Laimer nicht, er bleibt bei seiner guten alten Kastanienpfanne mit den Löchern im Boden und dem offenen Feuer darunter. Vor dem Braten ritzt er jede Kastanie einzeln mit einem scharfen Taschenmesser ein, „sonst würden sie platzen.“ Der Experte isst seine Kastanien am liebsten mit etwas Butter und „an Glasl Wein“. Und als Nachtisch gibt es dann süße Krapfen mit Kastanienfüllung oder die berühmten Südtiroler Schoko-Kastanien-Herzen.

>> TIPP Kastanien halten sich rund drei Wochen. Damit Kastanien länger genießbar sind, empfiehlt Laimer, sie direkt einzufrieren. Will man sie braten oder kochen, gibt man sie noch gefroren in die heiße Pfanne oder in den Topf mit kochendem Wasser. So bleibt die Qualität am besten erhalten.

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Klimabauernhof und Apfelsekt Eingebettet in die Gargazoner Apfelwiesen mit Blick auf die umliegenden Berge liegt der Obsthof „Sandwiesn“ der Familie Thuile, die zeigt, dass es möglich ist, einen Bauernhof auch komplett im Einklang mit der Natur zu führen. Der Sandwiesnhof ist kein gewöhnlicher Landwirtschaftsbetrieb, sondern der erste zertifizierte Klima-Bauernhof Südtirols und italienweit. Ökologischer wohnen geht nicht. Und genau das war das große Ziel der Familie, die für ihr Projekt sogar mit dem Umweltpreis der Region TrentinoSüdtirol ausgezeichnet wurde. Der Hof erzeugt die gesamte benötigte Energie selbst. Eine Wärmepumpe, eine Photovoltaikanlage und kontrollierte Raumlüftung sorgen für ausgewogene Energie und Wärme. Das Haus erfüllt den KlimaHaus-A-Gold-Standard. Die Dächer beider Gebäude sind begrünt und sollen so zurückgeben, was der Vegetation mit der Grundfläche weggenommen wurde. Die Gäste in den zwei Ferienwohnungen des Sandwiesnhof wissen diesen nachhaltigen Natururlaub sehr zu schätzen. Auf dem Klimabauernhof hat Familie Thuile eine weitere Neuheit in der Region geschaffen: den Apfelsekt, traditionell flaschenvergoren, ohne Zusatzsto≠e, Schwefel oder Restzucker. Der prickelnde, trockene Apfelsekt ist nicht nur als Aperitif beliebt, sondern passt auch zu einer Vielzahl von Gerichten. >> www.sandwiesn.it

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Südtiroler Obstbaumuseum

Blütenfesttage

Die Geschichte der Landwirtschaft

Wenn die Apfelbäume blühen

Bis ins 19. und 20. Jahrhundert bestand der Talboden des Etschtales aus Sümpfen. Erst dann wurde er trockengelegt und für die Landwirtschaft nutzbar gemacht – die Grundlage für den Aufschwung des Obstbaus war geboren. Die größte Apfelanbaugemeinde Südtirols ist Lana. Hier befindet sich auch das Südtiroler Obstbaumuseum oder „Apfelmuseum”.

Es ist ein wahres Naturschauspiel, wenn im Frühjahr die Apfelblüte beginnt und Millionen von kleinen weiß-rosa Blüten die Obstgärten in ein Duftmeer verwandeln. Beeindruckend ist das Spektakel, wenn in den sternklaren Frühlingsnächten die Frostschutzberegnung filigrane Eisblüten auf die Zweige zaubert.

Das Museum mit 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche befindet sich in Niederlana im denkmalgeschützten Ansitz Larchgut aus dem Mittelalter, der erstmals 1301 urkundlich erwähnt wird. Es führt Besucher in das landwirtschaftliche Leben der Bauern ein und erzählt auf anschauliche Weise die Südtiroler Kulturgeschichte von Obstbis Weinanbau, Ackerbau und Viehzucht. Originalgegenstände machen die Entwicklung der Landwirtschaft, des bäuerlichen Brauchtums und das Alltagsleben im 19. Jahrhundert greifbar. Unter anderem ist hier die älteste Weinpresse Südtirols aus dem Jahre 1570 ausgestellt. Im Stadel des Anwesens finden sich alte Transportmittel, Geräte und Maschinen, die nur erahnen lassen, wie beschwerlich die Arbeit in den Anfängen der Landwirtschaft gewesen sein muss. >> www.obstbaumuseum.it

Genau dieser Zeit sind die Blütenfesttage in Lana, Tscherms, Burgstall und Gargazon gewidmet: eine kulinarische und kulturelle Veranstaltungsreihe im April. Einer der Höhepunkte der Blütenfesttage ist die bäuerliche Genussmeile im historischen Ortskern von Lana. Hier bieten Bauern und Produzenten an rund 40 Bauernständen und einigen Gastronomieständen ihre Eigenprodukte unter der Qualitätsmarke „Roter Hahn“ an. Beim Blütenhöfefest wandern die Besucher durch die blühende Frühlingslandschaft von Hof zu Hof oder lassen sich von einem der Gratis-Shuttles zu den historischen Höfen kutschieren, um dort bäuerliche Qualitätsprodukte zu verkosten. >> www.lana.info/bluetenfesttage


Den Herbst feiern Kastanientage „Keschtnriggl“ Im Herbst, wenn sich die Blätter bunt färben, zieht bald schon der Duft von frisch gerösteten Kastanien durch die Dörfer und Städte Südtirols. Die Törggelezeit beginnt. Die beliebte Herbstfrucht blickt hierzulande auf eine lange Tradition zurück. Zu ihren Ehren wird der Kastanie in Tisens, Prissian, Völlan und Lana, im Oktober ein zweiwöchiges Programm gewidmet – der „Keschtnriggl”, benannt nach einem traditionellen Gegenstand, mit dem man die frisch gerösteten Kastanien von der Schale befreit. Während der Kastanientage bekommen die Besucher einen Einblick in Kultur und Brauchtum des Landes und erfahren Interessantes über die Kastanie und deren Bedeutung. Das Programm des „Keschtnriggls“ ist kulturell und kulinarisch abwechslungsreich. Bauern und Förster führen die Gäste durch die herbstlichen Wälder, zahlreiche Restaurants zaubern Kastanienmenüs aus regionalen Produkten, es gibt Weinverkostungen und Törggelefeste. Höhepunkt des Green Events ist das Keschtnfestl in Völlan mit Volksmusik, Bauernmarkt, altem Handwerk, bäuerlichen Gerichten und Kastanienspezialitäten. Das Fest ist von den umliegenden Dörfern bequem mit Shuttlebussen erreichbar.

Die wildromantische Gaulschlucht Zu beiden Seiten ragen schroffe Felswände empor, über das steinige Bachbett rauscht die Fallschauer und selbst im Hochsommer sind die Temperaturen hier angenehm frisch. Die Gaulschlucht in Lana, am Fuß von Schloss Braunsberg, ist mit ihrer besonderen Atmosphäre ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie. Nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt, tauchen die Besucher in eine andere Welt ein. Unterschiedliche Gesteinsarten treffen hier zusammen: der Quarzporphyr, das Urgestein der alten Gneise und mitten durch ein schmaler Streifen Granit. Diese interessante Felsenkulisse ist im Sommer regelmäßig Veranstaltungsort für verschiedene Feste und das Open-Air-Kino. Die Gaulschlucht ist eine beliebte Sommerpromenade. Ein gut gesicherter Pfad führt über Hängebrücken und an einem tosenden Wasserfall vorbei immer weiter hinein in die wildromantische und immer enger werdende Schlucht. Zudem ist die Gaul auch Ausgangspunkt der Wanderung zum Schloss Braunsberg. Das Ziel belohnt mit einem Ausblick über das gesamte Dorf.

>> www.keschtnriggl.it

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„In so einem Schloss lernt man, nicht zimperlich zu sein“, lächelt Anouschka van Rossem van Sinoutskerke und wirft einen kleinen Steinbrocken über die Mauer, die den Schlossgarten umschließt. Bereits als kleines Kind sprang die Tochter eines Holländers und einer Deutschen über diese Schlossmauern. Nun ist sie selbst die Herrin eines der größten Schlösser Südtirols. Schloss Lebenberg thront auf 505 Metern hoch über Tscherms und ist mittlerweile seit fast 100 Jahren im Besitz ihrer Familie. Mit seinem erdfarbenen Gemäuer hebt sich der stattliche Bau deutlich vom Grün der Weinberge ab und dem Besucher sticht bereits aus der Ferne der 24 Meter hohe Bergfried ins Auge. Vor dem behäbigen Turm reihen sich zahlreiche Gebäude wie ein kleines Puzzle aneinander.

Auf Zeitreise in Tscherms Hoch über Tscherms thront eines der größten Schlösser Südtirols. Hausherrin Anouschka van Rossem führt durch ihr Castel Lebenberg und erzählt von Kellern, in die man aufwärts geht, Schlossbesitzern und der Fitness vom Holztragen. Text: Lisa Maria Kager

„Das Schloss hatte viele Besitzer, von den Herren von Marling über die Familie Fuchs, bis es schließlich in unsere Hände kam. Und es wurde immer und immer wieder erweitert“, erklärt mir Anouschka van Rossem, während sie die große Türklinke aus Gusseisen hinunterdrückt und die Tür zum Innenhof öffnet. Die Führung beginnt.

Ein Schloss als Abhärtung Vom ersten Innenhof geht es in die Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, die mit ihrem hölzernen Schindeldach inmitten der ganzen Gebäude hervorsticht. Anouschka van Rossem liebt sie besonders wegen ihrer herrlichen Akustik. Doch auch die kürzlich entdeckten mittelalterlichen Malereien an der Nordwand machen die Kapelle zu einem Kleinod. Kalt ist es im Kirchlein – wie denn die Temperaturen im Schloss seien, frage ich. Die Schlossherrin lacht: „Nein, eine Heizung gibt es im Schloss nicht. Wir behelfen uns im Winter mit Gas- und Kachelöfen, in den Gängen bleibt es aber immer kalt. Doch das härtet nur ab, was eine Grippe ist, weiß ich gar nicht.“ Das Holz für die Öfen muss aber erst in die Wohnräume geschleppt werden. „Fitnessstudio brauche ich gewiss auch keines, dafür habe ich mein Schloss“, fährt van Rossem fort und lacht erneut. Zu den Gemächern ihrer Familie sind es vom Innenhof nämlich ganze 104 Stufen. Wenn man vom Garten nach oben blickt, sieht man zwei romanische Rundbogenfenster. „Da oben wohnen wir“, sagt die Schlossherrin und zeigt mit ihren feingliedrigen Händen fast schon in Richtung Himmel. Während sich ihr Blick nach oben richtet, bemerkt sie einen Vogel, der vom Bergfried immer wieder um den Palas kreist, und erklärt: „Da oben sehen Sie unsere Haustiere. Die Falken leben hier im Turm.“

Durch Epochen schreiten Über ein paar Steintreppen geht es, der alten Burgmauer entlang, in den nächsten Innenhof. Hier nehme ich erst wirklich wahr, wie sich die zahlreichen Zubauten über die Jahrhunderte trotz ihrer unterschiedlichen Stilrichtungen zu einer großen Einheit zusammengefügt haben. Durch die Wa≠ensammlung geht es ein paar Treppen empor, vorbei an einem besonderen Lebensbaum. Alle Besitzer des Schlosses sind zusammen mit ihren Wappen der Treppenwand entlang kunstvoll verewigt. Ganz oben fängt der Baum 1216 mit Konrad von Marling an, die letzte Verästelung am Ende der Treppe trägt den Namen von Cornelis Jan van Rossem van Sinoutskerke, dem Vater der Schlossherrin. 20 Kunst und Kultur


Am Ende der Treppe betreten wir das Schloss. Die Räume sind noch vollständig eingerichtet und zeigen stilgetreu, wie man früher lebte. Durch den ersten Raum, das sogenannte Bauernzimmer, gelangt man in eine alte Stube mit einem der ersten Klappbetten aus Holz, einem Kamin und Truhen aus Gotik und Renaissance. Die alten Dielen ächzen unter den Tritten der Schlossherrin, wenn sie in das nächste Zimmer, den herrschaftlichen Spiegelsaal, führt. Der Schritt über eine einzige Türschwelle kommt in Lebenberg dem Beginn einer Zeitreise gleich. Prunkvolle Möbel, kunstvoll gemusterte Tapeten, orientalische Teppiche und große Lüster versetzen den Besucher an den Beginn der Rokoko-Zeit. Unter einer Stuckdecke geht es weiter bis zur nächsten Tür, die sich zum Rittersaal mit seinen schweren, dunklen Holzmöbeln ö≠net. Aus dem Fenster blickt man von hier aus bis zur Lagorai-Gruppe. „Schwarzhorn, Weißhorn und Weißenstein sehe ich von hier“, zählt die Schlossherrin auf und begleitet mich weiter in das Empirezimmer gleich nebenan. Hier ist es eindeutig wärmer. Der Raum, der im Palas liegt, ist zusammen mit anderen Räumlichkeiten von den ersten Stockwerken in den Fels gebaut. „Nur dadurch war es möglich, so hoch zu bauen. Wir haben Keller, da geht man aufwärts anstatt abwärts“, erklärt die Schlossherrin. Letzte Station ist der französische Rokoko-Garten, der akkurat gepflegt am Fuße des Schlosses liegt. Zwischen Garten und Stadel steht ein großer Maulbeerbaum. „Der ist über 200 Jahre alt“, sagt Anouschka van Rossem stolz, während sie über die moosige Rinde des Baumes streicht. Abends, wenn die Sonne untergeht und man von unten aufs Schloss schaut, sei der Baum in den schönsten Farben beleuchtet. „Das sind Momente, in denen ich mein Schloss wirklich genieße“, sagt sie.

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„Künstlerische Forschungen“ Hannes Egger ist Konzeptkünstler. Aber der Lananer ist auch Kurator, Publizist, Philosoph, Festival-Leiter und noch einiges mehr. Eine Begegnung. Text: Ariane Löbert „Im Anfang war das Wort.“ Kann man das Portrait eines eher weltlichen Künstlers mit einem Zitat aus dem Johannesevangelium beginnen? Bei der Annäherung an Hannes Egger drängt sich dieser Satz beinahe auf. Das gedachte und geschriebene Wort als Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit der Welt, als Beginn eines künstlerischen Prozesses. Hannes Egger, Jahrgang 1981, studierte zunächst in Wien und Rom Philosophie und kam zur Kunst, weil er „keine Lust mehr hatte, Bücher zu lesen“. Das geschriebene Wort war ihm zu eindimensional, trotzdem ist er den (Schrift-)Zeichen treu geblieben. Künstlerisch verortet er seine Herkunft in der Zeichnung und zeichnen hat mit Zeichen zu tun – Zeichen verbinden sich zur Sprache, und schon sind wir wieder beim Wort. Hannes Egger ist Konzeptkünstler, seine Arbeiten sind zumeist Installationen. Dreidimensionale Objekte, die den Betrachter mit einbeziehen, ihn aus der Beobachterrolle herausholen und selbst zum Performer werden lassen. So wie bei „The Artist is absent, perform yourself“. Die Installation besteht aus einem Podium, einer kleinen Bühne oder einer Art Tanzboden und fordert den Betrachter mit Handlungsanweisungen dazu auf, selbst als Aktionskünstler tätig zu werden. Manchmal beobachtet eine Kamera den spontanen künstlerischen Ausdruck, manchmal dokumentieren Fotos das Geschehen und nicht selten schlüpft der Künstler selbst in die Rolle des Beobachters. „Mir gefällt diese beobachtende Haltung“, sagt Egger und meint damit auch den partizipativen Ansatz seiner Arbeiten. Er nennt sie „verpackte Fragen“ oder „künstlerische Forschungen, bei denen das Ergebnis nicht das ist, was ausgestellt wird“. Am Anfang steht immer ein Gedanke oder eine Idee, die im Laufe der „Forschungsarbeiten“ zu einem Konzept heranwächst, in dem oft auch etwas Ironisches und Verspieltes steckt. Erst durch die Interaktion mit dem Publikum entstehen letztlich die Antworten auf Eggers künstlerische Fragen. „Das muss nicht durch Sprache oder Zeichen geschehen, sondern kann auch eine Bewegung oder ein Umgang mit einer Installation sein“, sagt er. 22 Kunst und Kultur


Arbeiten entstehen im Kopf

„Lana Live“

Die verschiedenen Ebenen solcher materialisierten Gedankenexperimente reizen ihn, das Räumliche, die Zusammenarbeit mit dem Publikum, die Sicht- und Beziehungsachsen. Er recherchiert viel (das Lesen hat ihn also doch nicht losgelassen), pinnt Zeitungsschnipsel, Bilder und geschriebene Gedanken an Pinnwände, zeichnet rudimentäre Schwarz-Weiß-Skizzen. Egger ist Autodidakt, seine zeichnerischen Arbeiten wirken immer stilisiert und äußerst sparsam, ja geradezu simpel. Das Eindimensionale, das Abgeschlossene, das, was man sich in die Wohnung oder ins Büro hängen kann, interessiert ihn weniger. Seine Arbeiten entstehen im Kopf, die Umsetzung erfolgt oft unter Mithilfe von Handwerkern, Video- oder Tontechnikern. Sein Atelier in einer alten Schmiede am elterlichen Hof in Lana ist deshalb vor allem Lager, Privatarchiv und Werkstatt.

Hannes Egger ist aber nicht nur Konzeptkünstler, seit einigen Jahren ist er auch künstlerischer Leiter des Festivals „Lana Live“. Das Festival ist eine transdisziplinäre und monothematische Auseinandersetzung mit Lana und seiner Umgebung, ein Kulturfestival, das jedes Jahr unterschiedliche, teils ungewöhnliche Locations bespielt. Mit Musik, Performances, Ausstellungen, Lesungen und anderem mehr nähert man sich den Kirchen, der Industriezone oder in diesem Jahr den Wohnsiedlungen in Lana. Außerdem ist Hannes Egger Mitherausgeber der Zeitschrift „Kulturelemente“, einer mehrmals im Jahr erscheinenden Publikation, die sich politischen und künstlerischen Themen widmet. Er kuratiert Ausstellungen und entwickelt Museumskonzepte, unter anderem für Kloster Marienberg und aktuell für Schloss Tirol.

Für Eggers partizipativen Ansatz ebenso wie für seine ironische Sicht auf den Kunstbetrieb und die Rezeption von Kunst steht auch die Serie „Blanco“. Sie umfasst mehrere weiße, aber signierte Blätter, auf die der Eigentümer zeichnen kann, was ihm gefällt. Kunst ganz nach persönlichem Gusto also – gekauft hat diese Serie das Land Südtirol. Für den österreichischen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig hat Hannes Egger die Arbeit „see you“ konzipiert. Dafür hat er in einer Ecke des Pavillons eine Kamera installiert und die Bilder per Livestream in die Kürsinger Hütte unterhalb des 3.666 Meter hohen Großvenedigers in den Hohen Tauern übertragen. Damit konnte man zum ersten Mal tatsächlich vom Großvenediger bis nach Venedig schauen – eine Verbindungsachse zwischen Stadt und Land, zwischen Bergsteigern und Biennale-Besuchern, die damit selbst zum Kunstobjekt wurden, war geschaffen. In Venedig machte auf diese Installation lediglich eine kleine Informationstafel aufmerksam.

Hannes Egger ist in seiner Arbeit selten auf seine regionale Herkunft bezogen, er ist kein „Heimatkünstler“ – und doch, so sagt er, ist Lana der richtige Ort für ihn: nicht zu groß, nicht zu laut, nicht zu unruhig. Hier hat er Familie, Hund, Garten, vier Hühner und natürlich die Berge, die die Beine schwer und den Kopf frei machen.

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„Big Apple“im Apfeldorf Helga Plankensteiner und Michl Lösch sind Fixpunkte in Südtirols Musiklandschaft. Der Pianist und die Saxofonistin und Sängerin sind seit mehr als 25 Jahren nicht nur musikalisch ein Paar. Ihre Kinder sind ihre gemeinsamen Projekte, allen voran das Festival „Lana meets Jazz“. Interview: Ariane Löbert Was ist das Besondere an „Lana meets Jazz“? Helga Plankensteiner: Es ist ein Festival, das jedes Jahr neu entsteht und bei dem es nicht nur um Musik, nicht nur um Kultur, sondern auch um Jugendförderung geht. Das gibt es nicht so oft und es hat natürlich auch damit zu tun, dass ich an der Musikschule unterrichte und viele Kollegen beim Festival mitmachen. Michl Lösch: Es ist einfach eine gute Mischung, eine echte Synergie. Helga Plankensteiner: Wir planen nie lange im Voraus, sondern lassen den Dingen ihre Eigendynamik. Es braucht immer die richtige Energie, es dürfen sich keine Selbstverständlichkeiten entwickeln. Bei uns kommt die Energie zu einem großen Teil von den Schülern. Denn dieses Festival ist überhaupt nur für sie und mit ihnen entstanden, als Möglichkeit, vor Publikum aufzutreten und gemeinsam mit professionellen Musikern zu spielen. Wie seid ihr eigentlich zum Jazz gekommen? Michl Lösch: Mir war die Klassik immer ein bisschen zu langweilig, ich wollte schon immer improvisieren und einfach drauflosspielen. In meiner ersten Band haben wir dann Fusion gespielt, eine Mischung aus Jazz und Rock. Später haben wir uns immer weiter in Richtung Jazz entwickelt. Damals gab es kaum Möglichkeiten, Jazz zu studieren; ich bin deshalb nach Mailand zu Franco D’Andrea gegangen und nach Graz, erst später gab es auch an anderen Orten Workshops. Um Jazz zu hören oder auch nur um Jazz-Platten zu kaufen, ist man bis nach Bologna, Mailand oder München gefahren. Nur langsam hat sich auch hier eine Szene entwickelt, zuerst in Meran, Bozen und Brixen mit Auftrittsmöglichkeiten in Bars und Pubs. Mittlerweile gibt es verschiedene Festivals und an jedem Konservatorium auch Jazz-Klassen.

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Helga Plankensteiner: Ich habe den klassischen Werdegang über den Kirchenchor und über die Musik-Kapelle gemacht, wo ich Klarinette gespielt habe. Später habe ich in Innsbruck und Mailand Gesang studiert und bin nach New York gegangen. Erst danach hab ich begonnen, ernsthaft Saxofon zu lernen, zunächst in Workshops und indem ich viel Musik gehört habe, später auch über einen regulären Abschluss am Konservatorium. Wie bringt ihr eure vielen unterschiedlichen Projekte – ihr komponiert, spielt in verschiedenen Musikformationen, unterrichtet, seid die künstlerischen Leiter der Konzertreihe „All that Music …!“ in Bozen – unter einen Hut? Helga Plankensteiner: Man vernachlässigt seine Familie und seine Freunde! Michl Lösch: Man muss sich einfach immer auf das konzentrieren, was man gerade vor sich hat. Wenn eine Komposition ansteht, dann muss man sich eben einige Wochen voll darauf konzentrieren. Helga Plankensteiner: Wenn man dagegen zu Bandprojekten eingeladen wird, ist das immer sehr entspannt und schön, weil man sich um nichts kümmern muss, sondern sich auf das Spielen konzentrieren kann. Schwieriger ist es mit den eigenen Projekten, die man selber schreiben, organisieren und auch vermarkten muss. Gibt es Steckenpferde in eurer Arbeit? Also Dinge, die euch besonders liegen, und solche, die ihr nicht so mögt? Michl Lösch: Steckenpferde sind natürlich die eigenen Projekte. Wenn ich meine Musik von anderen gespielt höre, dann ist das schon toll. Nicht so toll ist es, vor Menschen zu spielen, die nicht wirklich an der Musik interessiert sind, wo kein Funke überspringt. Helga Plankensteiner: Für mich ist es nicht mal so wichtig, dass die Leute wirklich zuhören, es muss nur energetisch stimmen. Und das spürt man sofort. Wie wichtig ist das Unterrichten, das ist ja einerseits Brotberuf, aber sicher nicht nur? Helga Plankensteiner: Nein, sonst müsste ich sofort damit aufhören. Unterrichten kann man nur, wenn man es wirklich will. Und wenn die Schüler wollen, das heißt, wenn sie o≠en sind, üben und es Erfolgserlebnisse gibt. Sonst wird der Lehrberuf sehr mühsam. Ich gebe in meiner Arbeit alles weiter, was ich weiß, und das ist sehr schön. Musik machen und unterrichten gehören für mich zusammen – wenn ich nicht mehr Musik mache, kann ich auch nicht mehr unterrichten. Michl Lösch: Mein Brotberuf war lange die Architektur, kontinuierlich unterrichtet habe ich daher nie, dazu wäre ich auch nicht der Typ. Ab und zu macht’s aber Spaß: Seit kurzem leite ich monatliche Jazz-Workshops in Meran und in Brixen die Klavierwerkstatt. Ihr seid beide in der Welt herumgekommen, wart in Mailand und New York, habt internationale Preise gewonnen, arbeitet mit Jazzgrößen aus aller Welt zusammen. Was hält euch in Lana? Helga Plankensteiner: Lana ist Heimat. Ich unterrichte in Lana und die Welt läuft uns nicht weg. Michl Lösch: Die verschiedenen Projekte, an denen wir beteiligt sind, bringen uns ja auch immer wieder in die Welt hinaus oder wir holen mit unseren eigenen Projekten die Welt zu uns.

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Schauspiel und Kunst Sie haben nicht nur die Müller-Augen gemeinsam. Was die Schauspielerin Deborah Müller mit ihrem Vater, dem Künstler Ernst Müller, verbindet, ist ihre tiefe Leidenschaft. Interview: Lisa Maria Kager

Er beschreibt sich selbst als geselligen Typ, sie sich als „die Debby va Lana“. Dabei ist Ernst Müller ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Künstler und seine Tochter Deborah eine ebenso bekannte Schauspielerin in München. Wenn die beiden Vielbeschäftigten dann doch einmal in der Heimat zusammen an einem Tisch sitzen, wird es bestimmt nicht langweilig, denn sowohl der „Tata“ als auch seine „Poppa“ führen ein Leben, mit dem man Bücher füllen könnte Leidenschaft ist ein großes Wort in eurer Familie – einmal für die Bühne und einmal für den Pinsel. Was genau bedeutet Leidenschaft für euch? Ernst: Leidenschaft ist etwas, das dich vereinnahmt. Wenn ich eine Malphase habe, kann ich acht bis zehn Stunden im Atelier stehen, ohne mich nur eine Sekunde aus dem Haus zu bewegen. Da gehe ich ganz in der Malerei auf und es gibt kein Halten mehr. Deborah: Ja, da wird einfach Energie frei. So geht es mir auch, wenn ich auf der Bühne stehe. Ich brauche meinen Körper, um mich auszudrücken, und mein Vater braucht seinen Pinsel. Die Leidenschaft, mit der wir es tun, ist dieselbe. Ernst: Wichtig ist nur, dass man trotz aller Leidenschaft immer kritisch mit sich selbst bleibt. Bist du auch so selbstkritisch wie der Papa? Deborah: Ich glaube, dass andere Menschen deshalb immer wieder gerne mit mir arbeiten, weil ich beim Spielen ein bestimmtes Gefühl transportieren kann. Und ich glaube, das entsteht dadurch, dass ich oft einfach unzufrieden mit mir bin und dann so lange probe, bis dieses Gefühl eben für mich passt. Erst dann kann ich es auch transportieren. Sonst muss ich etwas anderes finden. Und so ist es auch mit Papas Bildern. Das Malen hat sich Ernst Müller selbst beigebracht. Mit 14 Jahren hat er angefangen, mittlerweile ist er 65. Ernst, ich habe gehört, dass du Autodidakt bist. Stimmt das? Ernst: Genau. Ich habe einmal in meinem Leben eine Ferienakademie besucht, aber einen Krug abzuzeichnen bringt mir einfach nichts. Mittlerweile habe ich über 50 Jahre Malerei hinter mir und bin heimlich auch ein bisschen stolz darauf. Ich habe nie gemalt, um damit Geld zu verdienen, sondern aus Freude an der Malerei. Mir hat keiner etwas gezeigt. Ich habe immer selbst beschlossen, was ich mache und wie ich es mache.

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Ist Ernst ein Sturschädel oder wie würdest du ihn beschreiben, Deborah? Deborah: Stur nicht, eher zielstrebig würde ich sagen. Der „Tata“ ist ganz Familienmensch und sehr sozial – auf ihn ist einfach Verlass. Wenn ich ihn heute anrufen und ihm sagen würde, dass es mir nicht gut geht, wäre er als Erster da, um mir zur Seite zu stehen. Er geht mit mir einfach durch dick und dünn, und genau das schätze ich an ihm so sehr. Ernst: Das höchste Gut nach der Gesundheit ist eben die Familie und für die Familie muss man da sein. Eine intakte Familie kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen. Und wie würdest du hingegen Deborah beschreiben? Ernst: Ich brauche nur in den Spiegel schauen, dann sehe ich meine „Poppa“. (Beide lachen.) Deborah: Mensch, bin ich schön! (Lacht noch lauter.) Also habt ihr viel gemeinsam oder wie darf man das verstehen? Ernst: Ja, von der Power und der Zielstrebigkeit her sind wir sicher gleich. Für dich als leidenschaftlichen Bergsteiger sind das bestimmt zwei Eigenschaften, die man auch beim Klettern gut gebrauchen kann? Ernst: Genau. Beim Klettern müssen Körper, Geist und Seele im Einklang sein, damit man den Gipfel erreicht. Auch im Leben geht es immer bergauf und bergab. Erst im Nachhinein versteht man aber, dass man einen Abstieg hinter sich bringen musste, um auf den nächsten Gipfel zu gelangen. Man darf nur den Mut nie verlieren. Sonst wären wir beide nicht da, wo wir jetzt sind. In der Kunst aber erreicht man den Gipfel des Berges nie. Der Weg hat kein Ende, man muss ständig an sich arbeiten, um sich weiterzuentwickeln und irgendwann der Nachkommenschaft bestimmte Zeugnisse hinterlassen zu können. Was willst du mit deinen Bildern hinterlassen? Ernst: Die alte Architektur, die hier in Südtirol verloren gegangen ist. Bei manchen Höfen war der Abriss unumgänglich, aber viele historische Bauernhöfe wurden nur abgetragen, damit neue Bauten entstehen konnten. Das ist schade. Ich habe diese Höfe in den letzten 35 Jahren in einem Wettkampf mit der Zeit festgehalten. Wenn Ernst Müller von seiner Kunst erzählt, beginnt er lebhaft zu gestikulieren und seine blauen Augen werden plötzlich ganz dunkel.


Und wo arbeitest du an deinen Werken? Ernst: Ich habe immer von einem eigenen Atelier geträumt, aber nie geglaubt, dass der Wunsch in Erfüllung gehen würde. Aber mit Glück, Arbeit und Gottvertrauen hat es geklappt und nun sitzen wir hier vor meinem „Schlössl“, der größten Müller-Skulptur, die es gibt. Ernst Müller führt mich in sein „Schlössl“, das alte Haus, das er in mühevoller Kleinarbeit saniert und umgebaut hat. Im Erdgeschoss befindet sich sein Atelier: bemalte Leinwände, Farben, Fotos und Modellbauten, in der Mitte ein riesiges Porträt des rot gekleideten Papst Ratzinger. Ernst Müller stellt sich daneben, kramt in alten Fotos und erzählt dazu aus seinem Leben.

Deborah Müller ist ausgebildete Sozialbetreuerin und hat mit 24 den Weg zur Schauspielerei gefunden. Von 2006 bis 2009 hat sie an der Neuen Münchner Schauspielschule studiert und ist mittlerweile ein gefragtes Gesicht für Werbespots, die Theaterbühne und verschiedene Filme und Serien im Ausland. Ernst Müller ist Künstler und Vater von drei Kindern. Seine Ölbilder malt er „mit der Seele“. Der gebürtige Vinschger ist Autodidakt und hat stets selbst an seiner Weiterentwicklung gearbeitet. Sein Lieblingsmotiv sind Bauernhöfe, die er in Spachteltechnik farbenfroh darstellt.

Erzählst du gerne von dir, Ernst? Ernst: Im Leben ist es wichtig, von sich selbst überzeugt zu sein, ohne aber das Wörtchen „ich“ groß zu schreiben. Deborah: (lächelt) Das ist das, was ich von meinem Vater gelernt habe, die Bodenhaftung. Und das ist auch das, was die Menschen an mir schätzen. Manche können es einfach nicht glauben, dass ich immer noch dieselbe bin wie früher. (Deborah blickt ihren Vater an.) Er ist immer mein Vorbild gewesen. Ich wollte immer so werden wie mein „Tata“ und jetzt werde ich meinem „Tata“ immer ähnlicher – zum Glück.

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Theater im Freien Freilichtspiele Lana Wen locken laue Sommerabende denn nicht aus dem Haus? „Hinaus in die Natur“, lautet das Motto – auch fürs Theater. Im Hochsommer wird Lana zur Spielstätte für zeitgenössisches Volkstheater – im Freien, mit der Natur als Bühne und Kulisse zugleich. Ein Theatererlebnis der besonderen Art. Die Freilichtspiele Lana finden abwechselnd im Kapuzinergarten des ehemaligen Kapuzinerklosters und in der romantischen Gaulschlucht statt. Jedes Jahr wird ein anderes Theaterstück unter freiem Himmel geboten, Profis stehen mit Laienschauspielern gemeinsam auf der Bühne und wollen das Publikum mit ausgewählten Stücken unterhalten und zugleich mit gesellschaftlichen Themen konfrontieren. Es empfiehlt sich, für jede Aufführung rechtzeitig Karten zu reservieren. >> www.freilichtspielelana.eu

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Pfarrkirche Niederlana mit dem Schnatterpeck-Altar Sie zählt zu den schönsten Werken der Spätgotik – die Pfarrkirche von Niederlana. Ihr Schnatterpeck-Altar ist der größte Flügelaltar des gesamten Alpenraumes und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Über 14 Meter hoch und sieben Meter breit ist der prunkvolle Altar, auf dem Geschichten aus dem Leben Jesu Christi dargestellt sind: die Geburt, Jesus im Tempel, die Begegnung mit den Heiligen Drei Königen, die Krönung Mariens und der Gnadenstuhl. Insgesamt zählt das Werk 64, zum Teil mannshohe Statuen. Er wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts vom schwäbischen Bildhauer Hans Schnatterpeck und seinen Gesellen in achtjähriger Arbeit aus Kastanienholz geschnitzt, bemalt und anschließend mit Dukatengold verziert. Gezahlt hat die damalige Lananer Bevölkerung (rund 800 Einwohner) dafür 1.600 rheinische Gulden – der frühere Wert von drei Bauernhöfen und acht Fuhren Wein. Um 1511 wurde der SchnatterpeckAltar in der Pfarrkirche von Niederlana eingeweiht und selbst in Kriegszeiten nie daraus entfernt.


Sommerabende in Lana Ein Paradies für Sammler Aus vergangener Zeit

LanaPhil

St.-Margarethen-Kirche

Seltene Briefmarken, antike Münzen, historische Ansichtskarten und noch vieles mehr: Jedes Jahr findet im April und im Oktober die LanaPhil statt – ein großes internationales Sammlertreffen im Raiffeisenhaus Lana.

Südtirol ist das Land der Burgen, Kirchen und Kapellen. Die Spuren des Mittelalters sind allgegenwärtig, ebenso wie die der Früh- und Hochromanik. Allein in Lana sind über 30 Klöster, Kirchen und Kapellen historische Zeugnisse dieser Zeit. Eine von ihnen ist die berühmte St.-MargarethenKirche in Lana, die architektonische und künstlerische Elemente aus dem Jahr 1000 aufweist. Die romanische Kirche mit dem grün-goldenen Dach hat drei Apsiden und einen umfangreichen Freskenzyklus. Der Erzählung nach geht sie auf das 10. Jahrhundert zurück und soll eine Dankesstiftung der byzantinischen Gemahlin Kaiser Ottos II., Kaiserin Theophanu, gewesen sein. Vom ursprünglich romanischen Bau sind heute noch die Rundapsiden mit ihren Malereien aus dem Jahr 1215 zu sehen, an den Sockeln sind Bestiarien dargestellt. Die St.-Margarethen-Kirche befindet sich direkt unter dem Brandis Waalweg und ist bequem zu Fuß erreichbar. Von Ende April bis Ende Oktober finden mittwochs ganztägig Führungen statt.

Die Besucher können hier oft begehrte Sammlerstücke entdecken, ersteigern oder tauschen. Neben den zahlreichen Sammlern bieten um die 60 Aussteller historische Ansichtskarten, Briefmarken, Münzen und Briefe an. Die Liste der ausgestellten bzw. angebotenen Objekte ist aber noch viel länger: Neben Vorphilatelie, Ganzsachen, Heimatbelegen, historischen Aktien und Wertpapieren sowie Heiligenbildchen kann man zwischen Militaria, Banknoten, Telefonwertkarten, Tirolensien und anderen Büchern, Stichen und alten Fotos stöbern. Zusätzlich zum Markt bietet die Veranstaltung auch einen Erfahrungsaustausch und eine fachgerechte Beratung. Albert Innerhofer, selbst leidenschaftlicher Sammler von alten und historischen Ansichtskarten, ist Initiator und Veranstalter der LanaPhil, die seit dem Jahr 2000 nun regelmäßig stattfindet. Seit kurzem bietet er den Sammlern als Besonderheit personalisierte Briefmarken an.

Langer Donnerstag „Je länger der Abend, desto jünger die Nacht“: Nach diesem Motto wird im Sommer in Lana flaniert, getanzt, auf abendliche Shoppingtour gegangen und nicht nur das. Von Juni bis August ist es Zeit für die „Langen Donnerstage“ im Ortskern von Lana. Diese Veranstaltungsreihe erhöht den Reiz der lauen Sommerabende noch um einiges mit ausgelassener Stimmung und einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Jeden Donnerstagabend gibt es Live-Musik im Zentrum von Lana, ein Unterhaltungsprogramm am Rathausplatz und in der Fußgängerzone jede Menge Gastronomie- und Marktstände, dazu packende Tanzshows, Flohmärkte zum Stöbern und Veranstaltungen wie „Lana sucht die Shopping Queen“. Die Kinder unterhalten sich bei spannenden Spielen, auf der Hüpfburg oder mit den Luftballon-Figuren. Alle teilnehmenden Geschäfte, Gastbetriebe und Gastronomiestände haben am Abend geöffnet und machen aus dem Sommer in Lana jede Woche ein großes Fest für Groß und Klein. >> www.lana.info/langer-donnerstag

>> www.lanaphil.info

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Südtiroler Gartenlust in der Gärtnerei Galanthus

Passionsspiele Musik, kulinarische Köstlichkeiten und Marktstände, rundherum ein Meer blühender Pflanzen. Die Südtiroler Gartenlust ist ein besonderes Fest – nicht nur für Gartenfreunde. Schauplatz dieser besonderen Markttage ist jedes Jahr im Herbst die Gärtnerei Galanthus in Lana. Über 80 Aussteller aus Südtirol, Italien, Deutschland und Österreich bieten an einem Wochenende alles zum Verkauf, was mit dem Thema Garten zu tun hat: eine Vielzahl von Gartendekorationen jeder Art, dazu nützliche Gartenutensilien, Glas- und Keramikwaren, Pflanzengefäße, Antiquitäten und Korbwaren. Es gibt G’filztes und G’webtes, Kunsthandwerk, Naturprodukte, Pflanzen und Samen, darunter spezielle Rosensorten und Blumenzwiebeln, Phloxund Staudenraritäten. Der Sortengarten Südtirol präsentiert auf der Gartenlust alte und seltene Obst- und Gemüsesorten und im Kaffeehaus im Klostergarten zeigen Handwerker ihr Können. Interessante Fachvorträge rund um den Garten und eigene Angebote für Kinder runden das Programm ab. >> www.galanthus.it

Sie sind eine Gelegenheit, der Religion Ausdruck zu verleihen und einem breiten Publikum das wunderbare Mysterium Jesu Christi auf eindrucksvolle Weise näherzubringen – die Passionsspiele. Die Braunsbergbühne in Lana hat die Passionspiele Lana vor Jahrzehnten ins Leben gerufen. Seither finden sie alle fünf Jahre statt und sind mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Dargestellt werden das Leiden Christi, die Verklärung und die daraus entstehende Heilsverheißung für die Menschheit. Für Kulturinteressierte, Helfer, Freiwillige und Künstler sind sie jedes Mal ein Höhepunkt. In Zukunft werden auch Chöre in die Aufführung mit eingebunden, die den besonderen Charakter der Spiele zusätzlich unterstreichen. Aufführungsort ist die Heilig-Kreuz-Kirche in Mitterlana aus dem 20. Jahrhundert. Sie wurde in den politisch und wirtschaftlich schwierigen Jahren 1938 bis 1943 erbaut und erst 1950 fertiggestellt. Das kugelförmige Dach des Turmes wird von den Bewohnern „Lanaer Apfel” genannt. Hinter den drei Kirchentüren öffnen sich drei Schwingtüren – als Symbol für die Dreifaltigkeit. >> www.passionsspiele.it

Literatur Lana Wer gerne Gedichte liest, vielleicht sogar selbst schreibt oder einfach nur an literarischen Texten interessiert ist, für den sind die Literaturtage in Lana ein Muss. Mit prominent besetzten Lesungen und Gesprächen spricht sich das Festival für das poetische Denken der literarischen Geschichtsschreibung aus und ist damit einzigartig. Im Rahmen dieser Tage finden zahlreiche Lesungen und Vorträge von Dichtern, Autoren und Künstlern statt. Organisiert werden die Literaturtage Lana vom Verein der Bücherwürmer, die auch – zusammen mit dem Südtiroler Künstlerbund/Literatur – den Lyrikpreis Meran ausschreiben. Dieser Wettbewerb hat sich mittlerweile zu einem der wichtigsten Ereignisse der deutschsprachigen Literaturszene gemausert. Im Finale lesen Dichter und Dichterinnen aus ihren unveröffentlichten Werken vor und eine hochkarätige Jury analysiert und begutachtet sie. Im Anschluss folgen Gespräche und Diskussionen über zeitgenössische Lyrik. Zum Programm von Literatur Lana zählt auch ein Workshop für dramatisches Schreiben im Rahmen der Summer School Südtirol mit Referaten und Reflexionen. >> www.literaturlana.com

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Vom Boden in den Teller Spargel, Äpfel, Wein. Die regionale Vielfalt ist groß. Immer mehr Bauern und Gastbetriebe verarbeiten und veredeln einheimische Produkte. Ein Besuch bei Bauer Norbert Kerschbamer, Familie Schwienbacher und im Restaurant miil. Text: Petra Schwienbacher Am liebsten isst Norbert Kerschbamer seinen Spargel mit Parmesankäse und Olivenöl. Dazu ein Glas Sauvignon. Natürlich von der eigenen Kellerei. Der Lananer steht mitten in seinem Spargelfeld. 1.600 Quadratmeter groß ist es, 800 Laufmeter insgesamt. Bewaffnet mit einem Spargelmesser, dem sogenannten Stecheisen, wird er heute zum letzten Mal in diesem Jahr das zarte Gemüse ernten. Vorsichtig entfernt er mit zwei Fingern die Erde rund um die Spargelspitze, die aus der aufgehäuften Erde lugt. Dann sticht er den Spargel am unteren Ende ab. Immer wieder, bis der 49-Jährige das ganze Feld abgegangen ist. Später verkauft er die Spargel an einheimische Hotels und Gastbetrieben in direkter Umgebung und an Privatkunden. Nach der Ernte werden sie direkt sortiert, gewaschen und bereits am Nachmittag ausgeliefert. „Am Abend haben die Gäste den Spargel dann schon auf dem Teller“, sagt der Bauer stolz. Für den Küchenchef des Gourmetrestaurants miil in Tscherms, Andreas Heinisch, ist genau diese Frische und Regionalität ausschlaggebend für seine Küche. Und auch Familie Schwienbacher von der Jausenstation Hofer-hof in Tscherms kauft jedes Frühjahr frischen Spargel für ihre Gäste direkt vom Bauern. Immer mehr Gastbetriebe achten auf regionale, frische Produkte, die direkt vom Boden in den Teller kommen.

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Alles von Hand Heute Nachmittag, nach der letzten Ernte, walzt Kerschbamer das Feld platt. Sonst würde der Spargelstock weiter wachsen. „Und irgendwann wäre er zu weit oben“, sagt er, während er einen Spargel nach dem anderen aus der Erde holt. Eine aufwendige Handarbeit. Aber seine drei Töchter unterstützen ihn tatkräftig, wenn er Hilfe braucht. Durch die jahrelange Übung sieht Kerschbamer genau, wo ein Spargel wächst, auch wenn die Spitze noch nicht mal hervorlugt. Immer dort, wo kleine Risse in der sandigen Erde sind. In 23 Zentimetern Länge sticht er ihn ab, denn mindestens 20 Zentimeter lang sollte jeder Spargel für den Verkauf sein. Damit das Gemüse nicht holzig wird, muss der Spargelstock unter der Erde gepflanzt werden. Zusätzlich wird jede Zeile mit Erde angehäuft und mit dunklen Planen zugedeckt – damit sich der Spargel nicht im Sonnenlicht violett verfärbt. Jeder Stock liefert dem Bauern durch viel Arbeit dann etwa ein halbes Kilogramm Spargeln pro Saison. 1997 hat Kerschbamer begonnen, in Niederlana, zwischen seinen Apfelbäumen, Spargel anzupflanzen. Der Boden hier ist sehr sandig, ideal für das empfindliche Gemüse. Zudem ist die Zone stark von Hagel bedroht. In 25 Jahren hagelte es 19 Mal. Fatal für die Äpfel.

Produkte mit eigener Handschrift Auf dem anderen Teil seiner zwei Hektar hat Kerschbamer Weinreben gepflanzt und einige Apfelbäume. 1998 hat er angefangen für den Eigengebrauch Wein einzukellern. 2003 eröffnete der Landwirt den offiziellen Kellereibetrieb Weingut Hännsl am Ort. Heute baut er sieben verschiedene Sorten Wein an: Weißburgunder, Chardonnay, Sauvignon und Vernatsch, Merlot, Lagrein und Blauburgunder und füllt auch Qualitätsweine DOC ab. „Mir gefällt die Arbeit mit dem Wein. Man kann kreativ sein und ein Produkt herstellen, welches seine eigene Handschrift trägt“, sagt er stolz. Seine Äpfel liefert er zum Teil an die Obstgenossenschaft, mit einem Teil macht er selbst Apfelsaft. Die Gäste seines Hauses Ortgut schätzen seine Handarbeit und die eigenen Produkte. „Und mir gefällt im heutigen Zeitalter der anonymen Produkte der direkte Kontakt mit dem Konsumenten“, sagt Kerschbamer, sichtlich froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

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Speckknödel und Schwarzplentener Riebl Um Bauern wie Kerschbamer zu unterstützen, kauft die Familie Schwienbacher für ihren Gastbetrieb Hofer-Hof nur regionale Produkte und baut selbst so viel Gemüse wie möglich im eigenen Garten und Acker neben dem Haus an. Sehr viel Arbeit, die dahintersteckt, und weniger Geld, das unter dem Strich übrig bleibt. Aber das nimmt die Familie in Kauf. „Wenn ich mit dem frischen Salat in der Hand aus dem Garten komme, schmeckt er den Gästen nochmal so gut“, sagt Luise Schwienbacher und lacht. Die 65-Jährige ist die gute Seele des Hauses und steht von Mitte März bis Mitte November jeden Tag in der Küche, um für die vielen Wanderer frisch zu kochen. Zusammen mit Schwiegertochter Stefanie, 31. Die Männer Josef, 70, und Stefan, 31, kümmern sich um den Garten, den Acker und das Gewächshaus, aber auch um die Betreuung der Gäste. Vor allem, wie heute, einem sehr sonnigen Sonntag, gibt es viel zu tun. Schon um elf Uhr kommen die ersten Wanderer und warten auf die Tiroler Spezialitäten und mediterranen Gerichte. Sie bestellen die traditionellen Speckknödel mit Krautsalat, Teigtaschen mit Spinat oder Schwarzplentenen Riebl, eine Art Kaiserschmarrn aus Buchweizenmehl. Und die Spezialität des Tages: Cordon bleu mit einheimischem Fleisch und Bärlauch aus dem eigenen Garten. Salat, Kresse, Bohnen, Rote Bete, Beeren und Früchte wachsen hier auf 800 Metern. „Nur wenn wir zu wenig haben, kaufen wir Gemüse zu. Wenn möglich direkt vom Bauern“, sagt Luise. Die sieben verschiedenen Säfte von Himbeere bis Kirsche, Johannisbeere oder Apfel macht sie selbst. Und das ist nur ein Teil der vielen Eigenprodukte. Familie Schwienbacher räuchert auch selbst Speck. „Einen Teil müssen wir aber zukaufen, weil unserer allein nicht ausreicht“. Nur Butter und Käse werden noch zugekauft. Und da kommen nur die Erzeugnisse von regionalen Sennereien auf den Tisch. Die Produkte sollen eben keinen weiten Weg hinter sich haben, darin sind sich alle vier einig.


Mit Hingabe für die Gäste

Kulinarische Genussreise in der alten Mühle

„Gestern haben wir wieder selbst Brot gebacken“, sagt Josef. Traditionelle „Paarlen“ aus Roggenmehl und ein bisschen Weizen. Mit Fenchel, Anis, Kümmel, Brotklee, Salz und Hefe. Genau diese Paarlen sind der Grund, warum der Hof, der 1399 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, 1990 zu einer Jausenstation wurde.

Hochwertige lokale Produkte werden auch im Restaurant miil in Tscherms verarbeitet, das sich direkt neben dem historischen Ansitz Kränzelhof und dem Labyrinthgarten befindet. Im Gastbetrieb, der in einer Mühle aus dem 14. Jahrhundert untergebracht ist, werden ungewöhnliche Kreationen serviert, ein Mix aus regionaler und internationaler Küche: Hirschtatar auf „Waldboden“, Zandercarpaccio mit Apfel-Meerrettich und Spitzwegerich, Marlinger Spargel, Passeirer Kitz, Steinpilz-Kartoffelgröstl mit Wolfsbarsch. Neben einheimischem Wild und Rindfleisch vom Bauern – kommt hier auch mal Rindfleisch aus den USA oder Thunfisch vom Mittelmeer auf die Karte.

„Das hier wäre eigentlich unsere private Stube“, sagt Luise und betritt den getäfelten Raum mit traditionellem Bauernofen und Ofenbrücke. Heute dient sie als Gastraum und nur der hintere Teil des Hauses wird privat genutzt. Im unteren Stock, in der Backstube, haben sie von Anfang an für den Eigengebrauch Brot gebacken. „Das hat sich schnell herumgesprochen, und es kamen immer mehr Bekannte, um Brot zu kaufen“ erklärt Luise, der dadurch die Idee kam, das Brot mit Speck und Käse zu verkaufen. Zu dieser Zeit machten zwei Jausenstationen in der Nähe zu, und immer wieder klopften durstige Wanderer an die Tür, auf dem Weg zum Ochsentodsteig. Seit 2015 führt Stefan die Jausenstation mit Blick übers ganze Etschtal. Von Anfang an war klar, dass er den Familienbetrieb weiterführt. Er ist zwar der jüngste von drei Brüdern und einer Schwester, war aber immer schon in der Gastwirtschaft tätig. Zur typischen Tiroler Marende mit Speck, Kaminwurzen, Käse, Brot und einem Glas Wein, spielt Stefan seinen Gästen auch gerne mal mit der Ziehharmonika ein Stück vor. Die Hingabe, mit der die Familie Schwienbacher ihre Gäste bekocht, brachte ihnen das Siegel „Echte Qualität am Berg“. Diese Plakette bekommen Betriebe, die unverfälschte, echte und qualitativ hochwertige Produkte anbieten.

Andreas Heinisch ist seit sechs Jahren Küchenchef im miil. Der 34-Jährige steht gerade in der Küche und schneidet die frischen Steinpilze in Würfel. Er versucht so oft wie möglich auf regionale Zutaten zurückzugreifen, die direkt vom Bauern stammen. „Je nach Saison beziehen wir Fleisch und Gemüse direkt von den Bauern der Umgebung“, erklärt Heinisch. Das ist ihm besonders wichtig. Karotten, Brokkoli, Kohl, Salat, Rote Bete, Erdbeeren, Himbeeren, Äpfel und auch Gojibeeren stammen hier vom Bauern. So viel wie eben möglich ist. Die modernen Kreationen überlegt sich das Küchenteam gemeinsam. „Beim Fleisch kaufen wir das ganze Tier und versuchen alles zu verwerten. Damit wollen wir den Gästen zeigen, dass nicht nur sagt Heinisch, dem Kochen alles bedeutet. 13 Stunden am Tag verbringt er in den alten Gemäuern der Mühle, „da muss einem der Beruf Spaß machen.“ Und das umso mehr, wenn es dem Gast schmeckt.

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Die Pasta der Alpen Natürlich, biologisch und vollwertig. Das ist das Erfolgsrezept für die handgemachten Grissini und Nudeln in verschiedenen Variationen von Alexander Gross. Text: Petra Schwienbacher

Der Bäckermeister nimmt ein Stück Dinkelteig und drückt es mit beiden Händen flach. Dann sticht er nach Gefühl mit einer Teigkarte mehrere schmale Streifen ab, zieht sie mit beiden Händen in die Länge und legt sie aufs Blech. Das passiert alles so schnell, dass man den einzelnen Arbeitsgängen mit den Augen kaum folgen kann. Alexander Gross ist geübt: Diese Handgriffe macht er 2.000bis 3.000-mal täglich, und das an sechs Tagen von sieben. Jeden Tag betritt der 38-Jährige um sechs Uhr früh seine 70 Quadratmeter große Manufaktur im unteren Stock des Geschäftes PUR Südtirol in Bozen. Sein Arbeitstag endet erst am Abend. Die Mühe sieht man Gross nicht an, er strahlt über das ganze Gesicht, wenn er von seiner Arbeit spricht. „Es ist zwar keine total coole Tätigkeit, aber wenn man sich über ein so schräges Ding freut“, lacht Gross und nimmt eine der mürben Brotstangen, Grissini genannt, in die Hand, „und es dann auch noch gut schmeckt, ist das einfach schön.“ Jeder einzelne Grissino ist handgezogen. Das erkenne man nicht nur am Aussehen, sondern auch am Geschmack. Besonders zur Südtiroler Marende würden die knusprigen Stangen gut passen, findet der gebürtige Lananer, der jetzt in Tscherms wohnt.

Von Anfang an produziert er drei Sorten Grissini – Natur, mit Tomaten und mit Rosmarin – und neun Sorten Nudeln mit Dinkel, Roggen, Einkorn, Buchweizen und Hartweizen, alle biologisch aus Mehl vom Regiokorn aus Südtirol und dem Urgetreide Einkorn aus Österreich. Das Mehl lässt er von einem befreundeten Bäcker mahlen, ohne es zu sieben. „Da der Begriff Vollkorn in Italien nicht klar definiert ist, kann man auch weißes Mehl mit Kleie als Vollkorn verkaufen“, beklagt Gross. „Vollkorn ist aber ausschließlich das volle Korn, wenn es auch die Randschicht erhält. Dadurch ist es auch verträglicher.“

Nur das volle Korn

In drei Stunden produziert die Maschine eine Charge von 70 Kilogramm. Die frischen Nudeln verteilt Gross auf mehrere Gitterrahmen, die er dann übereinander in den Trockenschrank schichtet. Je nach Form dauert es 16 bis 30 Stunden, bis die Nudeln getrocknet sind. Die Temperatur ist Betriebsgeheimnis. Aber eines verrät er uns mit einem Grinsen im Gesicht: „Wenn man drinnen stehen würde, wäre es angenehm warm, aber man würde nicht verbrennen.“

Einen Tag durfte der Teig ruhen, bevor heute die Grissini gebacken werden. „Ein gutes Lebensmittel braucht eben Zeit. Beim Wein versteht es jeder, beim Brot kaum einer“, sagt der Bäcker, der auch täglich frische Brötchen backt. Vor drei Jahren im Sommer hat er Pastalpina gegründet, mit dem Ziel, alte Getreidesorten zu verarbeiten und einfach echte Produkte herzustellen. Der gelernte Bäcker arbeitete damals als Verkäufer für eine Mühle und schon damals achtete er auf eine gesunde Ernährung – aus Überzeugung. Nichts lag also näher, als die Herstellung von biologischen, vollwertigen Produkten selbst in die Hand zu nehmen.

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Von der Produktion direkt in den Verkauf Nach Fertigstellung der Grissini widmet sich Gross der Nudelproduktion. Nur Mehl und Wasser kommen in den Teig. Die vollautomatische Nudelpresse presst den Teig zu verschiedenen Formen: Es entstehen die gerippten Halbmonde, Galletti genannt, oder die langen Streifen der Tagliatelle. Von allen Sorten mag Gross die hellbraunen, leicht rötlichen Einkorntagliatelle am liebsten. Vielleicht deshalb, weil er sie nach der maschinellen Arbeit alle von Hand binden muss.

Im hinteren Bereich der Bäckerei wiegt Gross die Nudeln nach dem Trocknen ab, füllt sie in die Säckchen und klebt Etiketten drauf. Dann trägt er sie nach oben, direkt zu den Kunden in den Verkaufsraum von PUR Südtirol. Wie so oft schauen auch heute einige von ihnen durch die große Fensterfront im unteren Stock Gross bei seiner Arbeit zu, begeistert von der Schauproduktion. Und wie so oft bringt der Bäckermeister den Schaulustigen auch heute einige frische Grissini zum Verkosten hinaus. „Manchmal reicht die Zeit auch für einen kurzen Plausch“, sagt Gross und lächelt.


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Erlebnis Kränzelhof Meditation und Gaumenfreuden Beim Erlebnis Kränzelhof ist der Name Programm. Hier gibt es zahlreiche Erlebnisse an einem Ort: eine mittelalterliche Hofanlage, ein eigenes Weingut mit Vinothek, ein Gourmetrestaurant und sieben spannende Gärten. Der Ansitz Kränzelhof hat die Tradition bewahrt und mit neuen künstlerischen und kulturellen Aktivitäten bereichert. Der Garten der Liebe, des Vertrauens und der Sinnlichkeit, der Yin-und-Yang-Garten, der Weingarten und der Labyrinthgarten nehmen zusammen eine 20.000 Quadratmeter große Fläche im Erlebnisgarten ein, welche sich durch das Wachsen der Pflanzen und immer neue Installationen ständig verändert. Das ganze Jahr über wartet der Kränzelhof mit zahlreichen Veranstaltungen wie Meditationen und wechselnden Kunstausstellungen, Führungen und Weinproben auf. In der ehemaligen Mühle, wo vor vielen hundert Jahren noch Getreide zu Mehl gemahlen wurde, genießen heute die Gäste des Gourmetrestaurants miil unter dunklem Gebälk, auf der Empore, in kleinen Stuben oder im idyllischen Hofgarten köstliche Kreationen. >> www.kraenzelhof.it

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Nutris Südtirols erstes vegetarisch-veganes Gourmet Restaurant Gesunde, nachhaltige und unverfälschte Lebensmittel, eine einzigartige Cuisine in stylischem Ambiente: Dafür steht das Nutris, Südtirols erstes vegetarisch-veganes Gourmet Restaurant im Dolce Vita Hotel Alpiana Resort in Völlan. „Bestes Essen mit bestem Gewissen“ – unter diesem Motto kreiert Arnold Nussbaumer vegetarische und vegane Gerichte, mit denen er Alternativen für eine gesunde Ernährung aufzeigen möchte. Aus Überzeugung verwendet der Chefkoch ausschließlich regionale, saisonale Produkte und heimische Kräuter. Möglich gemacht wird das durch die enge Zusammenarbeit mit PUR Südtirol, einem lokalen Lebensmittelhandel, der hochwertige Produkte von Südtiroler Bauern und Produzenten vertreibt. Die Gäste genießen innovative Rezeptideen, begleitet von regionalen Weinen und garniert mit einem Blick ins Freie. Bewusste Ernährung auf neuem Level. >> www.alpiana.com


Magdalena Felder Kochen und Bloggen Kürbisgnocchi mit Spargeln, Zucchinispaghetti mit Gemüsesauce oder Kalbsgeschnetzeltes mit Mangoldstielen – es gibt nichts, was sie nicht ausprobiert. Eintönigkeit hat auf dem Teller von Magdalena Felder nichts verloren, Kochen ist ihre große Leidenschaft. Wenn sie sich an ihre ersten Kochversuche zurückerinnert, sieht sie sich vor der Küchenzeile ihrer Kindheit, auf einem Stuhl kniend, damit sie auf die Arbeitsfläche reicht. Heute hat sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Gemeinsam mit ihrem Mann Norbert führt sie das HaushaltswarenGeschäft Felder in Lana und noch immer zaubert sie täglich ra∞nierte Kreationen für Familie und Freunde und hält regelmäßig Kochkurse. Zudem testet sie Küchenutensilien und -geräte. Die Ergebnisse publiziert sie dann auf ihrem Blog, dort, wo sie auch ihre Lieblingsgerichte mit Foto und Rezept zum Nachkochen veröffentlicht. >> www.kochfelder.blogspot.com

Vielfalt schmecken in den traditionellen Buschenschänken

Veranstaltung

Es duftet in den urig gemütlichen und traditionsreichen Gaststuben. In den bäuerlichen Schankbetrieben, Buschenschänken genannt, kommt vor allem traditionelle Südtiroler Hausmannskost auf den Tisch. Die Vielfalt ist groß: Es gibt selbstgebackenes Brot, das typische Südtiroler Speckbrettl, hofeigenen Käse, Knödel und Nocken in allen Variationen, sowie die berühmten Schlutzkrapfen. Dazu hausgemachte Säfte und edlen Wein aus eigener Herstellung – eben alles, was selbst produziert und angebaut wird.

Lange Zeit führten einige Wildkräuter und Wildgemüse ein stiefmütterliches Dasein, aus der Küche eher verbannt und in Rezeptbüchern eher vergessen. Zu Unrecht, denn die wilden Kräuter im Kochtopf schmecken ebenso gut, wie sie gesund sind. Aus diesem Grund sind den Wildkräutern Anfang Mai Feinschmeckerwochen gewidmet: „Wildkräuter. Einheimisch und gsund“. Die teilnehmenden Restaurants und Gasthöfe in Lana, Völlan, Prissian, Sirmian und am Vigiljoch kreieren für ihre Gäste schmackhafte Gerichte, bei denen Wildkräuter und Wildgemüsesorten den Ton angeben. Neben solider Hausmannskost interpretieren die Köche traditionelle Gerichte neu und zaubern innovative Menüs.

Abseits der Haubenrestaurants herrscht in Lana und seiner Umgebung noch immer die ursprüngliche Südtiroler Lebensart mit den zahlreichen Höfen und Buschenschänken. Vor allem im Herbst sind diese Einkehrmöglichkeiten bei Wanderern sehr beliebt, denn dann beginnt hierzulande die „Keschtnzeit“. Wenn die Kastanien reif sind, werden sie auf den Straßen und in den Buschenschänken frisch geröstet angeboten und mit dem „Sußer“, einem süßen Traubenmost, und dem neuen Wein genossen. In dieser Zeit ist eine frühe Reservierung empfohlen.

Wildkräuter. Einheimisch und gsund

Alle Zutaten beziehen die Gastwirte direkt von den Bauern der Umgebung. Zudem erfahren interessierte Gäste im Rahmen der Veranstaltung jede Menge Wissenswertes rund um Wildkräuter und Wildgemüse. Neben kulinarischen Genüssen gibt es Wildkräuterwanderungen, Wildkräuterkochkurse, ein Wildkräuterfest sowie Workshops und Vorträge zum Thema Heilkräuter. Eines der Hauptziele des Gourmetfestes besteht darin, den schmackhaften Wildgemüsen und Kräutern wieder einen gebührenden Platz auf dem Speisezettel zu verschaffen. >> www.wildkraeuter.bz.it

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Am Vigiljoch Oberhalb von Lana erstreckt sich das Vigiljoch, ein hügeliger Wald- und Wiesenrücken und ein beliebtes Erholungsgebiet für Gäste und Einheimische. Text: Matthias Mayr

Schon als Kind faszinierte Ulrich Ladurner das Hotel, das an der Bergstation der Jocher Seilbahn steht. „Ich habe mich gefragt, wer da drin ist, was sind das für Leute, was geschieht hinter diesen Mauern?“, erzählt er. Berechtigte Fragen, denn das Hotel beherbergte zu seinen Glanzzeiten in den 1930er-, 1950er- und 1960er-Jahren illustre Gäste, unter ihnen Willi Brandt und eine süditalienische Adelsfamilie, die im Sommer monatelang am Joch urlaubte. Doch der Glanz verging, das Hotel verkam zusehends und befand sich schließlich in einem armseligen Zustand. Der Meraner Ulrich Ladurner, Leiter des Unternehmens „Dr. Schär“, das glutenfreie Lebensmittel herstellt, wollte diesen Verfall nicht weiter mit ansehen. Er erwarb das Hotel, engagierte den renommierten Architekten Matteo Thun und scheute keine Kosten, um mit dem vigilius mountain resort etwas völlig Neues entstehen zu lassen. Holzund Glasflächen prägen heute das Erscheinungsbild des 5-SterneHauses auf 1.500 Metern Meereshöhe. Kein Allerweltshotel also. „Ich wollte etwas Besonderes machen“, sagt Ladurner. „Und wenn es schon einmal ohne Straße möglich war, warum nicht wieder?“ Die Freude der Einheimischen, für die das Joch ein Stück Eigentum ist, hielt sich zunächst in Grenzen – „Vogelhaus“ wurde das Hotel geschimpft oder „Kuhstall“. Mittlerweile haben sich die Kritiker überzeugen lassen (oder sind verstummt), der Kontrast zwischen dem außergewöhnlichen Bau und der urigen Landschaft ist geblieben.

Natur vor der Haustür Das Vigiljoch hat aber mehr zu bieten als nur Ladurners Hotel. Zahlreiche Wanderwege erschließen die Gegend, Gasthäuser und

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Almen bewirten im Sommer Wanderer und Gäste, im Winter ist das Vigiljoch ein Geheimtipp für Rodler und Skifahrer. Das Vigiljoch ist nach wie vor autofrei. Am einfachsten erreicht man es von Lana aus mit der 1912 erbauten Seilbahn, einer der weltweit ersten Personenseilbahnen. Die vor wenigen Jahren erneuerte Gondel bringt ihre Passagiere in einer kurzen, steilen Fahrt zur Bergstation auf 1.500 Meter Meereshöhe, dann geht es mit einem Einer-Sessellift bis fast hinauf auf die Passhöhe. Von dort führen kurze Wanderungen zum Vigiliuskirchlein und zum idyllisch gelegenen Weiher „Schwarze Lacke“ genannt. Der Bergrücken ist auch vom Lananer Ortsteil Pawigl aus mit einer Seilbahn erreichbar, ebenso wie von Vinschgauer Seite: Dort bringt eine Seilbahn in Rabland die Fahrgäste auf das Joch. Das Vigiljoch ist bei den Menschen aus dem Tal seit jeher beliebt. In den Sommerfrischhäusern, die über das ganze Joch verstreut stehen, haben Familien regelmäßig den Sommer verbracht, und für Schulklassen ist es ein oft gewähltes Maiausflugsziel. Auch für Ladurner gehört das Joch zu den Kindheits- und Jugenderinnerungen an Ausflüge mit der Klasse, mit den Eltern, mit Freunden.

Der Ortler nicht weit Das Vigiljoch erstreckt sich von Meran aus nach Südwesten und trennt den unteren Vinschgau im Westen vom Burggrafenamt im Osten. Im Meraner Raum hügelig und bewaldet, ist es ein Ausläufer der Ortlergruppe, also jenem Massiv, in dem Südtirols höchster Berg liegt. An seiner Flanke liegen, im Vinschgau beginnend, Naturns, Plaus, Rabland, Töll, Forst, Marling, Tscherms und Lana. Das Ultental erstreckt sich an der Südseite des Jochs. Das eigentliche Joch ist der


1.743 Meter hohe Übergang vom Vinschgau ins Burggrafenamt, dort steht – an einem früheren heidnischen Kultplatz – das „Jocher Kirchl“, das dem Heiligen Vigil geweiht ist. Nicht weit entfernt verlief einst die Grenze zwischen den Bistümern Trient und Chur. Die Kirche steht im Ruf, eine „Wetterkirche“ zu sein, und empfängt am 26. Juni – dem Vigiliustag – immer noch die Pilger der umliegenden Dörfer. Das Langhaus ist frühromanisch, innen ist ein Freskenzyklus aus dem 14. Jahrhundert zu sehen, der die zwölf Apostel und eine Kreuzigungsgruppe zeigt. Nachdem das Kirchlein eine Zeit lang als Kuhstall verwendet worden war, wurde es Ende des 19. Jahrhunderts restauriert und neu geweiht. Nicht weit davon entfernt, am Fuße des Kirchleins und nur bei Schneeschmelze, liegt der Jocher See, ein Weiher, an dem es spuken soll, und in dessen ruhigem Wasser sich die Bäume und der Himmel spiegeln.

Jocher Gschichtn Norbert Menz aus Meran hat in seinem Buch „Jocher Gschichtn“ alles zusammengetragen, was es über das Joch zu berichten gibt. Er stellt die verschiedenen Pflanzen sowie ihre Nutzung für den Genuss und als Arznei vor, so zum Beispiel die „Zirm“, die „Königin der Alpen“. Ausführlich führt Menz Buch, zählt fein säuberlich die Almen auf, berichtet von Wolfsgruben und Kalköfen und beschreibt die Menschen, die dort wohnen – Originale, wie sie nur der einsame Som-

mer auf der Alm hervorbringt. Geschichte und Geschichten, wie die vom „Wascht“, dem Hirten der Tufer Alm, und dem Brennsuppenrezept des „Wendl“. Schon die Kelten sollen hier ihre Spuren hinterlassen haben. Man fand Schalensteine und erzählt sich allerlei Sagen vom Tatzelwurm, von Goldfunden und Skeletten.

Zurück in die Vergangenheit Ladurner sieht das Joch als Verpflichtung. „Ich bin oft oben und muss mich um Dinge kümmern, die andere gar nicht sehen: Wo liegt Müll, wo muss nach dem Winter eine Straße oder ein Steig repariert werden, wo kann man mehr Ordnung schaffen, wo kann man etwas verbessern?“ Die Zukunft des Vigiljochs sieht er in der Vergangenheit. „Das Joch ist noch sehr ursprünglich und das macht seinen Reiz aus.“ Das Vigiljoch war einst das Skigebiet der Meraner und Lananer, der Skiclub Vigiljoch organisierte hier legendäre Vereinsrennen. Doch der heutige Skibetrieb stellt andere Ansprüche an Pisten, Lifte, Gastronomie und Unterhaltung, deshalb will Ladurner lieber auf Wintererholung setzen. „Ein bewusster Gegentrend“, sagt er. „Die Leute suchen das Einfache. Die Flucht aus der komplizierten Welt, aus der Überforderung. Sie wollen sich abschirmen und nicht alles an sich heranlassen.“ Als ganz so einfach schätzt er diesen Weg dann aber doch nicht ein. „Wir müssen die Ersten sein“, stellt er etwas nachdenklich fest.

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Eine Blume zum Verlieben Sie gehört zur größten existierenden Pflanzenfamilie. Das ist aber nicht der einzige Grund, aus dem Valtl Raffeiner der Orchidee in Gargazon eine ganze Welt gebaut hat. Text: Lisa Maria Kager

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„In diese Pflanze muss man sich einfach verlieben, so vielfältig ist sie“, schwärmt Valtl Raffeiner, während er mit seinen kräftigen Arbeiterhänden nach dem zarten Stiel einer rosaroten Orchidee greift und sie leicht schüttelt. Die kleinen violetten Lippen beginnen rhythmisch zu schaukeln. „Ist das nicht fabelhaft?“, fragt Raffeiner und strahlt. Die Leidenschaft, die der Gärtner seit 1970 in seinen Beruf steckt, ist unverkennbar, genauso wie seine Liebe zur Gattung der Orchideen. Aus diesem Grund hat sich der Familienvater und Geschäftsmann auch dazu entschlossen, das Projekt „Orchideenwelt“ in Angriff zu nehmen. „Nachdem ich 30 Jahre lang in Apulien Mittelmeerpflanzen für ganz Europa produziert habe, wollte ich etwas schaffen, womit ich Menschen Freude machen kann“, meint Raffeiner. So nutzt er seit dem Frühling dieses Jahres die riesigen Gewächshäuser am Dorfeingang von Gargazon nicht mehr nur für die Zucht der wertvollen Pflanzen, sondern auch als Ausstellungsräume für die farbenfrohe Pracht. Auf einem halben Hektar Fläche ist hier ein Erlebnispark entstanden, in dem die Besucher alles rund um die exotischen Gewächse erfahren können.

Vom Ursprung bis zur Blüte Ein kleiner Lehrpfad mit Bildern und Beschreibungen informiert bereits am Anfang der Orchideenwelt über die Geschichte der Orchidee. 70–80 Millionen Jahre alt ist diese Pflanzenfamilie demnach. Nachgewiesen hat man das mit Orchideenpollen, die auf dem Rücken einer Biene in einem Bernstein gefunden wurden. Vorbei an sogenannten Dracula-Orchideen und Baumfarnen geht es weiter zu einem großen Fenster, das einen Blick auf die Produktion erlaubt. Eine Orchidee reiht sich hier an die nächste. „Über 500 verschiedene Orchideen und 6.000 Pflanzen insgesamt sind das“, sagt Raffeiner stolz.

Einige Schritte weiter taucht der Besucher in die Welt der Insekten ein. Ein enger Tunnel führt in einen gelb gestrichenen Raum. „Man muss sich hier vorstellen, wie man als Insekt durch die Blüte bis zu den Pollen gelangt“, erklärt der Chef und schreitet durch die imaginäre Blüte hindurch. Von Knallorange über Ockergelb bis hin zu einer Violett-Grün-Mischung reicht die Farbpalette der Blüten im Gewächshaus. „Die Pflanzen wollen mit ihrer Schönheit nicht uns Menschen beeindrucken, sondern den Insekten auffallen, damit sie bestäubt werden“, erklärt Raffeiner die Außergewöhnlichkeit der Blüten. Manche Orchideen werfen während der Blütezeit dafür sogar alle Blätter ab, so auch die rosarote HängeOrchidee, von der Valtl Raffeiner gerade einige vertrocknete Blüten zupft. Seit fünf Jahren sammelt der Pflanzenliebhaber Orchideen aus aller Welt, um sie im hauseigenen Labor auf Haltbarkeit und Marktfähigkeit zu testen. „Zuständig dafür ist unsere Tochter Barbara, die Genetik studiert hat und nun in unserem eigenen Labor arbeitet“, sagt der stolze Papa. Dort werden die Raffeiner-Orchideen auch gezüchtet. „Fünf Jahre braucht die Orchidee vom Samen bis zur ersten Blüte“, erklärt er. An Bananenbäumen vorbei und über eine Hängebrücke geht es schließlich weiter bis zu einer menschengroßen Weltkarte. Diese diene zur Orientierung, meint Valtl Raffeiner. „Am häufigsten kommen Orchideen in der Nähe des Äquators in Asien, Mittelund Südamerika vor“, erklärt er und zeichnet die Gebiete mit der Hand auf der Karte nach. Wenn Raffeiner nicht arbeitet, verbringt er die Zeit am liebsten mit seiner Familie oder bereist die Welt. Schlendert man mit ihm den Orchideen-Pfad entlang, erzählt er immer wieder gerne von seinen Erlebnissen im „echten Dschungel“. Gestresst wirkt der Chef trotz des großen Betriebes nicht: „Fürs Leben muss man sich auch Zeit nehmen“, sagt er, „das ist ganz wichtig.“

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Italienisches Flair Er hat einen Riecher für Modetrends. Er berät Frauen ebenso kompetent wie Männer. Lucas Kuntner ist mehr als nur Schuhverkäufer. Text: Petra Schwienbacher

Es ist ein lauer Donnerstagabend. Die kleine Piazza im historischen Ortskern von Lana ist in ein warmes Licht getaucht. Der Brunnen plätschert gemächlich, dahinter spielt eine Band. Dazwischen Menschen, die ihren Hugo oder Veneziano genießen oder zwischen den kleinen Markt- und Gastronomieständen flanieren, und Kinder, denen die Musik offensichtlich in die kleinen Beinchen fährt. Es duftet nach Köstlichkeiten. Italienisches Flair, mitten im Alpenland. In Lana wird unter dem Motto „Je länger der Abend, desto jünger die Nacht“ an den „Langen Donnerstagen“ von Juni bis August ausgiebig gefeiert. Spannende Tanzshows, Flohmärkte, ein reiches Angebot an Getränken und traditionellen Spielen für Kinder locken ein zahlreiches Publikum auf den Dorfplatz. Aber nicht nur die große Auswahl an Kulinarik und Unterhaltung macht die „Langen Donnerstage“ in Lana so attraktiv. Von der Betriebsamkeit, die tagsüber in den Geschäften und Betrieben herrscht, ist nichts mehr zu spüren, das Shoppen oder einfach ein Schaufensterbummel werden um diese Zeit zum entspannenden Urlaubserlebnis. Das gilt besonders für die schicken Schuhgeschäfte wie das Calceus, oder das kleine In Piazza gegenüber vom kleinen Brunnen. 24 Quadratmeter ist es klein, aber dafür strahlt es eine besondere Atmosphäre aus. Einst befand sich hier ein Gemischtwarenladen. Der Holzboden, die Theke und ein altes Regal, in dem früher Mehl und Gewürze lagerten, sind noch original erhalten. Heute stehen darauf Schuhe. Echte italienische Lederschuhe. Edelsneaker neben Stiefeletten und Halbschuhen im College-Stil. Jung und modern. „Die Italiener sind einfach top, was Mode, Schuhe und Accessoires betrifft“, erklärt Lucas Kuntner. Der 33-Jährige steht heute bereits seit drei Uhr nachmittags im Geschäft. Die langen Donnerstage sind für ihn lange Arbeitstage, „aber nicht mehr wegzudenken.“

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Das In Piazza ö≠nete vor zehn Jahren, als Lucas Kuntner in den Familienbetrieb einstieg. Die Leidenschaft für Mode und Eleganz hat in der Familie Kuntner Tradition. Kuntner begann seine berufliche Laufbahn als Schuhverkäufer schon mit 13 Jahren, als er in den Sommerferien im Geschäft seines Vaters mithelfen durfte. Nach der Oberschule studierte er in Verona Sprachen und Tourismusmanagement und bald nach dem Abschluss kehrte er in den Familienbetrieb zurück. Und wenn er nicht hier in seinem In Piazza steht, dann findet man ihn als Skilehrer auf der Piste. Kuntner ist nämlich auch Leiter der Skischule im Familienskigebiet Vigiljoch. Gemeinsam mit seinem Vater und seiner Schwester kümmert er sich um den Einkauf der insgesamt drei Schuhgeschäfte der Familie, das Marketing und die Social Media betreut er alleine.

„Ich mag meine vielfältigen Aufgaben“, schwärmt der Vater einer zweijährigen Tochter. „Es sind nicht nur der Verkauf und der Kontakt zu den Kunden – bis die Schuhe hier im Schaufenster sind, steht viel Arbeit hinter den Kulissen an.“ Kuntner besucht Messen und Showrooms in Mailand und sucht die neuen Kollektionen für die kommende Saison aus. Dabei versucht er stets, die Trends frühzeitig zu erkennen. Er hat den richtigen Riecher für Trends. Seine vielen Stammkunden bestätigen das: „Wer echt italienische Qualität möchte, der geht zu Familie Kuntner.“ An diesem Donnerstagabend im August ist der Laden gut besucht. Während draußen fröhliches Treiben herrscht, zeigt Kuntner drinnen moderne Lederschuhe in dunklem Blau, Halbschuhe in glänzendem Schwarz und Stiefeletten in Bordeaux. Alle mit kräftigen Sohlen. „Der Trend in diesem Jahr.“

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Naturbad Gargazon

Kindersommer in Lana

Der natürliche Badesee

Erleben, entdecken, kreativ sein

Die Kleinen spielen mit Kieselsteinen und plantschen im Kleinkinderbecken, das einem natürlichen Bachlauf nachempfunden ist. Die Eltern entspannen sich in der Zwischenzeit auf der Liegewiese, lassen ihre Beine in das erfrischende Wasser baumeln und genießen den Blick auf die Seerosen am Ufer. Im Naturbad Gargazon kommen Groß und Klein auf ihre Kosten.

Einmal Detektiv sein – das wünscht sich jedes Kind. Auf dem Vigiljoch wird dieser Traum wahr.

Ähnlich einem Natursee, verfügt das Naturbad über ein nachhaltiges, autarkes Ökosystem, Chlor und Chemie sind überflüssig, das Wasser reinigt sich von selbst. Dafür sorgen Wasserpflanzen, Phytoplankton und Zooplankton. Zudem wird das Teichwasser über Pflanzenfilter umgewälzt. Insgesamt 2.200 Quadratmeter Schwimmfläche stehen den Badegästen zur Verfügung: ein Kleinkinderbecken, ein Nichtschwimmerbereich mit maximal 1,20 Metern Tiefe, ein 50-Meter-Becken und ein zwei Meter tiefes Spaßbecken. Auch Kinderspielgeräte, ein Beachvolleyballfeld, Tischtennis und Tischfußball warten auf die großen und kleinen Besucher. Der natürliche Badeteich liegt direkt am Bahnhof und ist auch ohne Auto einfach mit dem Fahrrad, der Bahn oder zu Fuß erreichbar. Zwischen dem Schwimmbad und dem Ortskern verkehrt in regelmäßigen Abständen auch der Citybus. >> www.naturbad-gargazon.it

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Im Wald, dem größten Abenteuerspielplatz, entdecken die Natur-Detektive Tierspuren und andere geheimnisvolle Dinge. Damit aber nicht genug. Der Kindersommer in Lana hat auch eine Lama-Trekkingtour, Kletterabenteuer, einen Kinderkochkurs, Mondscheinerlebnisse und tolle Erkundungstouren im Gepäck. Die kleinen Gäste werden nicht nur unterhalten, sondern toben sich bei Abenteuer und Aktion richtig aus, entdecken eine Menge Neues und lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Mama und Papa können für einen halben Tag auch einmal etwas Ruhe zu zweit genießen. Das abwechslungsreiche KindersommerProgramm bietet im Juli und August von Montag bis Samstag zahlreiche Veranstaltungen. Zwei erfahrene BetreuerInnen begleiten die sechs- bis vierzehnjährigen Mädchen und Buben. Mit dabei sein sollten feste Schuhe, Rucksack, Pullover, Regenjacke, Sonnenschutz. Da die Veranstaltungen sehr beliebt sind, ist es notwendig, die Kinder für das Wunschprogramm rechtzeitig anzumelden. >> www.lana.info


Waalwege Pfade voller Geschichte Den Waalwegen entlang durch Weinberge, Obstanlagen und Kastanienhaine wandern – von diesen Pfaden aus öffnet sich der Blick auf die umliegenden Berge und auf die ganze Weite des Etschtales, und das von den ersten Frühlingstagen bis spät in den Herbst hinein. Neben der beeindruckenden Landschaft bieten diese uralten Wege aber auch spannende Einblicke in die Kultur und Geschichte der Gegend. Die Waalwege wurden im vorindustriellen Zeitalter angelegt und dienten dem Waaler bei der Instandhaltung der „Waale“ – der Bewässerungskanäle, mit denen man früher die trockenen Felder und Wiesen bewässerte. Zwei dieser Waalwege sind von Lana aus bequem erreichbar: der Brandis Waalweg und der Marlinger Waalweg. Der Brandis Waalweg zweigt von der Gampenstraße in Oberlana ab und führt über Kloster Lanegg zur St.-Margarethen-Kirche und weiter bis zum Wasserfall in der Brandisschlucht in Niederlana. Der Marlinger Waalweg beginnt nach einem kurzen steilen Anstieg am Ra≠einweg in der Nähe der Ultnerstraße und verläuft dann eben bis auf die Töll. Hier besteht die Möglichkeit, die Wanderung über den Algunder Waalweg und den Tappeinerweg bis nach Meran auszudehnen.

So abwechslungsreich ist Radfahren in Lana

Hole in one

Durch ebene Obstgärten, Wälder und Auen, über kurvige Pass-Straßen, hinauf auf Almen und Berggipfel – Lana mit seiner Umgebung ist für Genussradfahrer ebenso abwechslungsreich wie für Mountainbiker und Radrennfahrer. Zahlreiche Radwege nach Bozen, ins Passeiertal und durch den Vinschgau warten darauf, mit dem Rad entdeckt zu werden.

Er liegt zu Füßen der Burgruine Brandis und bietet einen freien Blick auf das weite Etschtal und auf die Obstgärten: der Golfplatz in Lana. Am historischen Schauplatz der Brandisburg hat der renommierte englische Golfplatz-Designer Michael Pinter einen einmaligen 9-Loch-Parcours entworfen: 2.793 Meter lang (Damen 2.436 Meter), drei Par 3, vier Par 4 und zwei Par 5 (Par 70).

Eine besonders beliebte Genussradtour für die ganze Familie ist die antike Via Claudia Augusta durch den Vinschgau. Mehrere Freibäder liegen entlang der Fahrradwege. Für diese und viele andere Routen eignen sich neben den klassischen Fahrrädern auch moderne E-Bikes, mit denen die Umgebung gemütlich erkundet werden kann. Radrennfahrer können zwischen mehreren Pass-Straßen in der Umgebung wählen, Mountainbiker zwischen zahlreichen Mountainbike-Strecken.

Der Parcours mit seinen geringen Höhenunterschieden ist für Golfer in jeder Altersund Erfahrungsstufe angenehm zu bespielen. Die Länge macht ihn etwas anspruchsvoll und fordert selbst erfahrenen Spielern einiges an Schwung und Präzision in den Schlägen ab. Das milde Klima macht es möglich, dass der Platz beinahe das ganze Jahr über bespielbar ist.

Der lokale Radverleih in Lana bietet den Gästen Mountainbikes, Rennräder und E-Bikes sowie geführte Radtouren an. Mit der bikemobil Card können die Fahrgäste alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Südtirol an einem, drei oder sieben Tagen nutzen und erhalten für einen Tag ein Fahrrad dazu.

Golfen in Lana

Wer sein Können weiter ausbauen möchte, kann sich in der angeschlossenen Golfschule fortbilden. Hervorragend ausgebildete Pros erteilen hier Golf-Unterricht. >> www.golfclublana.it

>> www.lana.info

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Lana im Winterzauber Langeweile kommt in Lana und Umgebung auch im Winter nicht auf. Zahlreiche Bewegungsmöglichkeiten, Genüsse und weihnachtliche Akzente beflügeln in dieser Zeit nicht nur die Kinder. Text: Petra Schwienbacher Wenn es schneit, dann scheint die Zeit stillzustehen. Unter den verschneiten Berggipfeln und in den Weilern geht es leise und ein wenig langsamer zu als in anderen Jahreszeiten. Auch der Winter eröffnet eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich im Freien so richtig nach Herzenslust zu bewegen. Ob Skifahren, Rodeln, Schneeschuhwandern oder Eislaufen, in Lana und Umgebung gibt es Winterwanderrouten für jeden Geschmack, Rodelpisten und Skigebiete für Familien mit Pisten für Anfänger und Profis. Die romantische Gaulschlucht in Lana beherbergt im Winter einen Eislaufplatz, umgeben von imposanten Felsen. Dort und auf der Schwarzen Lacke am Vigiljoch kann man sich auch im Eisstockschießen versuchen, eine althergebrachte Wintersportart des Alpenraums. Nach dem sportlichen Vergnügen warten die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte in Lana und Umgebung mit heißem Tee, aromatischem Glühwein und traditionellen Köstlichkeiten der heimischen Küche auf die Besucher.

Durch verschneite Landschaft wandern Draußen in der Natur holt man sich beim Schneeschuh- und Winterwandern neue Kraft und Lebensfreude. Im urigen Ultental und im autofreien Wandergebiet Vigiljoch ist das ein besonderer Genuss: Zahlreiche Wanderwege führen durch die Landschaft und geben den Blick auf die beeindruckende Bergwelt frei. Die Wege durch Fichtenwälder und Lichtungen auf dem 1.500 Meter hohen Hausberg von Lana sind mit der Seilbahn in wenigen Minuten erreichbar, Schneeschuhe gibt es im Verleih an der Talstation.

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Auch im Ultental ist die Auswahl an Touren groß: Beliebt ist vor allem die Landschaft rund um die Jausenstation Steinrast und im Skigebiet Schwemmalm, wo auch regelmäßig geführte Wanderungen stattfinden. Schneeschuhe ausleihen kann man direkt in der Steinrast oder im Skiverleih in St. Nikolaus. Nicht weniger faszinierende Schneeschuhrouten warten am Deutschnonsberg auf dem Gampenpass, bei der Laugenalm und rund um den zugefrorenen Felixer Weiher – ein besonders idyllischer Ort.

So viel Abwechslung – Skifahren, Rodeln und Langlaufen Von Lana ist es nicht weit zu den fünf abwechslungsreichen Skigebieten des Meraner Landes. Besonders nahe liegt das nostalgische und verkehrsfreie Skigebiet auf dem Vigiljoch. Hier fühlt sich der Winter noch an wie früher, bei ausgelassenen Schneeballschlachten oder Schlittenfahrten auf der zwei Kilometer langen Rodelpiste durch den lichten Lärchenwald. Das kleine Familienskigebiet Vigiljoch mit sanften Hügeln und fünf Pistenkilometern bietet einfache Abfahrten für Kinder, Anfänger und Genuss-Skifahrer. Rennpiste und Rodelbahn sind bei guten Schneeverhältnissen den ganzen Winter über geöffnet, die beiden Skilifte nur an Wochenenden, während der Weihnachtszeit und der Faschingswoche. An der Bergstation gibt es einen Schlittenverleih.

Unweit von Lana erstreckt sich auch das Familienskigebiet Meran 2000. Auf dem Hochplateau oberhalb der Kurstadt Meran warten über 40 Kilometer leichte bis mittelschwere Pisten auf Anfänger und erfahrene Skifahrer. Das Skigebiet ist bequem mit der Bergbahn von Meran aus zu erreichen. Snowboarder und Freestyler kommen im neuen Snowpark im hinteren Bereich des Skigebietes auf ihre Kosten. Abwechslungsreiche Rails, Tubes und Boxes ermöglichen atemberaubende Jumps und Tricks. Für Geübte gibt es Nachtskiläufe bei Flutlicht und romantische Fackelabfahrten. Die Kinder erwartet im Skigebiet Meran 2000 ein reichhaltiges Angebot. Von erfahrenen Betreuerinnen oder Betreuern begleitet, können die Kids im Skikindergarten Luckis Kinderland spielerisch Skifahren lernen, anschließend sausen sie über die drei Kilometer lange Rodelbahn, die auch an einigen Abenden geöffnet ist. Das Highlight nicht nur für die Kleinen ist die Schienenrodelbahn Alpin Bob. Diese erste Bergachterbahn Südtirols ist rund einen Kilometer lang und bietet Action und Spaß für die ganze Familie. Besonders wohl fühlen sich Naturliebhaber im Familienskigebiet Schwemmalm im Ultental. Zwischen 1.200 und 2.600 Metern finden sich insgesamt 25 Pistenkilometer, darunter breite Pisten, die auch für Kinder geeignet sind, und anspruchsvolle Abfahrten. Die längste Piste bietet mit ihren fünf Kilometern und 1.100 Höhenmetern besonderen Skispaß. Die Kleinen werden im Skikindergarten Bärenhöhle betreut und Mama und Papa können inzwischen

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einmal auch alleine die Pisten unsicher machen. Im Tal verlaufen idyllische Winterwanderwege zwischen urigen Bauernhöfen, bis hinauf zu den Almhütten. In Kuppelwies gibt es auch einen Eislaufplatz und eine der schönsten Langlaufloipen Südtirols zieht sich durch das Tal. Die Langlaufausrüstung kann man direkt an der Loipe in St. Nikolaus ausleihen. Auch das nachhaltige Skigebiet Pfelders im Passeiertal bietet familienfreundliche und anspruchsvolle Pisten. Es ist vor allem deshalb beliebt, weil Kinder im autofreien Ort den ganzen Tag gefahrlos im Schnee herumtollen können. Abends warten gemütliche Hüttenabende, Nachtskiläufe und Fackelwanderungen. Romantiker freuen sich über schöne Wanderwege und Pferdeschlittenfahrten durch den Winterwald des Alpendorfs. Im Ort gibt es einen Natureislaufplatz, eine dreieinhalb Kilometer lange Rodelbahn und Langlaufloipen, die auch nachts bei Flutlicht befahrbar sind. Bei Rabenstein ragt jedes Jahr ein imposanter Eiskletterturm in den Himmel. Das fünfte Skigebiet, das schneesichere Gletscherskigebiet Schnalstal, hält 35 abwechslungsreiche Pistenkilometer bis auf über 3.200 Höheneter bereit. Beim Skifahren bietet sich hier eine herrliche Aussicht über die imposanten Gipfel der Alpen. Die Gletscher-Talabfahrt ist ganze acht Kilometer lang und in nur sechs Minuten bringt eine moderne Seilbahn die Besucher wieder zur Bergstation. Einen gelungenen Skitag kann man auf der über drei Kilometer langen Rodelbahn oder auf einer der traumhaften Höhenloipen ausklingen lassen.

Wenn das Christkind kommt – Weihnachtsmarkt Sterntaler In Lana sind die Wochen vor Heiligabend etwas ganz Besonderes. An den Adventswochenenden und am Vormittag des Heiligen Abends versetzen die 19 geschmückten Stände des Christkindlmarkts mit originellem Handwerk, kulinarischen Köstlichkeiten und einem festlichen Rahmenprogramm Gäste und Einheimische in Weihnachtsstimmung. Es duftet nach Latschen- und Zirbelkiefer, gerösteten Kastanien, Zimt, Gewürznelken und Orangen. Leise Musik begleitet die

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Besucher bei ihrem Bummel und beim Verkosten von Schokoladen mit Fruchtfüllung, würzigem Bergkäse oder Südtiroler Speck. Wer auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken und Mitbringseln für seine Liebsten ist, wird hier unter den Produkten aus Wolle, Filz, Wachs und Glas oder Holz fündig. Kinder freuen sich über eine Runde auf dem Rücken eines Ponys, über die Schaf-Familie im Mair-Rimblhof und auf die Bastelstunden in der Glitzerwerkstatt. Wie jedes Jahr verkauft das Sterntalermädchen während der Adventszeit Sterntalerlose. Sein Glück zu versuchen lohnt sich nicht nur wegen der vielen Gewinnmöglichkeiten, sondern auch, weil man mit den Sterntalerlosen Gutes tut. Ein Teil des Erlöses kommt über die „Stille Hilfe“ bedürftigen Familien zu und soll zeigen, dass sie in dieser Zeit mit ihrer Last nicht ganz allein gelassen werden. Auch in der nahegelegenen Stadt Meran findet jährlich einer der schönsten Weihnachtsmärkte im Alpenraum statt. Der Christkindlmarkt entlang der Passer-Promenade öffnet Ende November seine Tore.

Tief entspannt durch den Winter – Therme Meran Inmitten der historischen Kurpromenade von Meran, auf dem Platz, wo in der Weihnachtszeit ein kleiner Streichelzoo vor allem Kinder erfreut und übergroße „bewirtschaftete“ Weihnachtskugeln stehen, befindet sich die Therme Meran, ein außergewöhnlicher Kubus aus Glas, Stahl und Sandstein. An 365 Tagen im Jahr gibt es hier neben 25 Pools auch eine große Saunalandschaft. Ein Besuch in der Therme ist der krönende Abschluss eines Urlaubstages, nicht nur im Sommer nach dem Wandern, sondern auch im Winter nach einem aktiven Tag im Schnee. Im Spaund Vital-Center werden Wohlfühl-Anwendungen mit wertvollen Extrakten aus Molke und Honig, Apfel und Traube, Kräutern und Wolle angeboten, welche zu Ruhe und innerem Gleichgewicht verhelfen. Zwei große Außenpools mit Blick auf die Texelgruppe sind das ganze Jahr über in Betrieb. Besonders romantisch wird es hier, wenn Schneeflocken durch die Nacht tanzen und im Hintergrund ganz sanft die Weisen und Lieder des Weihnachtsmarkts erklingen.


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