Bassenge Buchauktion 123: Mille Annos Manu-Scriptum

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BASSENGE

AUKTION 123

MILLE ANNOS MANU-SCRIPTUM

Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

Mittwoch, 17. April 2024

Bassenge Buchauktionen GbR Erdener Straße 5a 14193 Berlin-Grunewald Telefon +49 30 893 80 29-0 Fax +49 30 891 80 25 E-mail: books@bassenge.com . www.bassenge.com

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TERMINÜBERSICHT AUKTION 123

DIENSTAG, 16. APRIL 2024

WERTVOLLE BÜCHER

Vormittag 10.00 Uhr Geschichte, Geographie und Reisen

Nachmittag 14.00 Uhr Varia

Medizin

Naturwissenschaften .................................................................................

Pflanzen- und Tierbücher

Haus- und Landwirtschaft, Jagd

Technik und Verkehr .................................................................................

Asiatica

Gastrosophie

Genealogie und Heraldik

Numismatik

Judaica

Kultur- und Sittengeschichte

Nr. 1–262

Nr. 301–336

Nr. 337–371

Nr. 372–401

Nr. 402–420

Nr. 421–429

Nr. 430–457

Nr. 458–461

Nr. 462–470

Nr. 471–475

Nr. 476–483

Nr. 484–502

Studentica .................................................................................................. Nr. 503–506

Moden und Kostüme

Nr. 507–522

Militaria Nr. 523–535

Musik und Theater Nr. 536–590

Okkulta

Politik 20. Jahrhundert

Recht, Staat und Wirtschaft

Nr. 591–601

Nr. 602–613

Nr. 614–682

Sport und Spiel .......................................................................................... Nr. 683–685

Buchwesen und Lexika

Kunstliteratur und Kunstgewerbe

MITTWOCH, 17. APRIL 2024 LITERATUR UND AUTOGRAPHEN

Vormittag 10.00 Uhr

Literatur und Buchillustration 17.–19. Jh.

Literatur und Buchillustration

Spazierstöcke

Philosophie und Pädagogik

Kinder- und Jugendbücher

Papierantiquitäten .....................................................................................

Mittag 12.00 Uhr Autographen

Nachmittag 15.00 Uhr Alte Drucke, Theologie, Orientalia

Inkunabeln

Alte Drucke vor 1600

Nr. 686–710

Nr. 711–728

Nr. 2001–2164

Nr. 2165–2168

Nr. 2169–2201

Nr. 2202–2217

Nr. 2218–2220

Nr. 2301–2467

Nr. 2471–2474

Nr. 2475–2617

Bibeln Nr. 2618–2626

Theologie, Gebet- und Gesangbücher

Orientalia

Architektur, Kunstaltertümer und Archäologie

Faksimiles ...................................................................................................

MILLE ANNOS MANU-SCRIPTUM

Abend 18.00 Uhr Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

DONNERSTAG, 18. APRIL 2024

Vormittag 10.00 Uhr

Nachmittag 14.00 Uhr

Nr. 2627–2675

Nr. 2676–2707

Nr. 2708–2780

Nr. 2781–2794

Nr. 2801–2954

MODERNE LITERATUR

Moderne Literatur Teil A–L

Nr. 3001–3372 mit Sammlung Horst Hussel .........................................................................

Moderne Literatur Teil M–Z

Nr. 3210–3278

Nr. 3373–3740 mit Sammlung Malik, Heartfield, Grosz

Nr. 3373–3554 und Sammlung Albert Spindler – Ein Nachtrag ..................................................

Exlibris

Architektur, Design

Plakate

Russische Avantgarde

Nr. 3741–3800

Nr. 3801–3811

Nr. 3812–3822

Nr. 3823–3824

Nr. 3825–3828

Foto, Film Nr. 3829–3853

VORBESICHTIGUNG Dienstag, 9. April bis Freitag, 12. April 2024, jeweils 10.00-18.00 Uhr, Samstag, 13. April, 10.00-14.00 Uhr, Montag, 15. April, 10.00-16.00 Uhr, Sonntag geschlossen.

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Mille Annos Manu-Scriptum

Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

Tausend Jahre Handschriften! Der vorliegende Katalog enthält Manuskripte vom Frühmittelalter bis zur Neuzeit, Fragmente von der Karolinger Zeit bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs. Während die ersten meist theologischen Inhalts sind, zu denen sich vereinzelt auch Texte antiker Autoren und Urkunden gesellen, erstrecken sich die späteren über alle Genres und Themenbereiche, bis hin zu juristischen, medizinischen, pharmazeutischen und anderen wissenschaftlichen Abhandlungen, mathematischen Lehrschriften, alchemistischen Traktaten zur Heilung von Mensch und Tier oder zur Umwandlung von Substanzen wie es die Lehre um den „Lapis philosophorum“ versprach. Die frühen Handschriften sind dabei noch der römischen Antike verpflichtet, die „Karolingische Minuskel“ bildet eine klare, saubere Lesbarkeit, die sich dann in eine regelmäßige, an ein Gewebe erinnernde Schrift wandelt, die „Textura“, die in der Gotik immer mehr gebrochene Buchstaben ausbildet. Nur für Urkunden und schneller verfasste Texte kam ab dem 12./13. Jahrhundert die „Bastarda“ als Gebrauchshandschrift zur Anwendung.

Das Schreibmaterial war Tierhaut, im allgemeinen Kalbspergament, doch auch hier setzt sich ab dem 15. Jahrhundert zunehmend ein neues Material durch: das Papier. Die hier in chronologische Ordnung präsentierte Sammlung bietet dem Katalogleser die Möglichkeit, die Entwicklung der Schrift durch die Jahrhunderte zu verfolgen. Genau das war es, was die Paläographen und

Mediävisten interessiert hat. Und daher wurden Mustersammlungen angelegt, in denen auch das kleinste Fragment zählte - etwa das aus einem Einband stammende Makulaturstückchen eines frühmittelalterlichen Manuskripts.

Einer dieser Paläographen war der bedeutende Altphilologe Marvin L. Colker (1927-2020), Professor für Klassische Philologie an der Universität von Virginia in Richmond, Kompilator des Handschriftenkatalogs der immensen Handschriftensammlung des Trinity College zu Dublin. Nicht weniger prominent ist die Sammlung des eine knappe Generation älteren Germanisten, Mediävisten und Medizinhistorikers Gerhard Eis (1908–1982), der als Ordinarius für Germanistik an der RuprechtKarls-Universität in Heidelberg lehrte und neben zahlreichen seltenen lateinischen Fragmenten sein Augenmerk vor allem auf die Überlieferung von deutscher Prosatexten anhand zeitgenössischer Manuskripte und Fragmente richtete, die von Aderlassrezepten, Bauernregeln, Adelstiteln, vom Lehnrecht, der Jagdkunst, der Wahrsagerei und der Arznei zum Kurieren der Pferde künden.

So stellen selbst die kleinsten Fragmentschnipsel ein nahezu unerschöpfliches Forschungsmaterial dar für die Paläographie, sie zeugen von über tausend Jahren Geistesund Kulturgeschichte, die ein einzigartiges Patrimonium der europäischen Schriftkultur bilden.

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Fragment der Karolingerzeit: „stimmt mit den ältesten und besten Texten überein“

2801 Martyrologium Hieronymianum. Fragment eines Blattes einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 4 Zeilen. Schrift: karolingisches Minuskel. Format: 4 x 11 cm. Umschlag. Vielleicht Westdeutschland 8. bis 9. Jahrhundert.

3.800 €

Kleiner Fragmentstreifen einer Handschrift aus der Karolingerzeit, wie der Mediävist Alban Dold (1882-1960) feststellte in seiner Publikation über das Fragment: Ein kleines, aber beachtliches Fragment aus dem Martyrologium Hieronymianum, in: Analecta Bollandiana Bd. LXXII (1954), S. 35-38. 34. „Das Fragment“, lautet die Summa (K.R.), „im Besit z von Prof. Eis (Freising) stammt aus dem 8./9. Jahrh., enthält ein Bruchstück des Mart. Hier vom 14. und 15. Febr. und stimmt mit den ältesten und besten Texten überein.“ Gerhard Eis (1908-1982) vermutet selbst (hs. Eintrag auf dem Umschlag): „Vielleicht aufgenommen bei B. Bischoff u. E. A. Lowe, Suppplementband der Codices latini antiquiores, Oxford 1971“ (CLA). – Mit Löchern, Fehlstellen, etwas abgerieben, sehr selten so früh. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 88. Abbildung

2802 Boethius, Anicius Manlius Severinus. De consolatione philosophiae. Fragment eines Blattes aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Schrift: Minuskelschrift. Format: 22 x 9,5 cm. Mit Rubrizierung, roten Majuskel-Überschriften. Ende 10., Anfang 11. Jahrhundert. 800 €

Eines der frühesten Fragmente der Handschriften-Fragmentsammlung des Professor Gerhard Eis (1908-1982), wohl mit Teilen aus der „Consolatio philiosophia“ des Anicius Manlius Boethius (480-524), in einer feinen, kleinen karolingischen Minuskelschrift mit Auszeichnungen in roter karolingischer Majuskel. Beiliegen 5 Dokumente mit Briefen, Transkriptionen, Kaufangebot von Jacques Rosenthal etc.: „Sehr verehrter Herr Professor! Ihr Fund, den Sie mir eben zusandten, hat mich höchlichst überrascht, denn eben erhielt ich Separata eines Aufsatzes von mir zugesandt, der genau für die beiden gleichen Liturgiettage, den Palmsonntag und die nachfolgende Feria Secunda ... enthielt ...“ (Alban Dold). – Makulaturschäden, in Streifen gebräunt, Gebrauchsspuren, Textabrieb, Falzlöcher, Fehlstellen und neue Nähung bzw. Konservatorenstreifen-Fixierung. Provenienz: Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 80. Abbildung

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Terentius Afer: Fragmente einer Handschrift des 11. Jahrhunderts

2803 Terentius Afer, Publius. Adelphoe. 2 Fragmentstreifen einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Schrift: Rotunda. Format: ca. 5,8 x 28 und 5 x 26 cm. Mit einer großen romanischen Initiale „D“. Italien (?), 11. Jahrhundert.

2.400 €

Sehr seltenes Fragment aus „Adelphoe“, dem um 160 v. Chr aufgeführten Stück „Die Brüder“ von Publius Terentius Afer (195-159 v. Chr.), hier in zwei Stücken ausgelöster Einbandmakulatur. – Mit entsprechenden Gebrauchsspuren, Leimresten, Bräunungen, Wurmlöchlein und Einschnitten, insgesamt aber in vielen Teilen doch noch gut lesbar. Der Heidelberger Germanist Gerhard Eis (1908-1982) hat die Verse in Bleistift notiert: „470-485“, „516-527“, „708-717“ und „745-757“. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 84. Abbildung

Italienisches Manuskript-Fragment um 1080

2804 Lectionarium mit Textstellen aus dem Petrusbrief, aus Matthäus und Johannes. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 Fragmente. 19 Zeilen. Schrift: Italienische Minuskel in Rot und Sepia. Schriftraum: ca. 17 x 12 cm. Format: ca. 23,0 x 14,3 cm (ungerade Ränder). Mit roten Majuskel-Initialen und Textstellen in Rot, roter Kapitalstrichelung. Italien, 11. Jahrhundert.

1.000 €

Mit Textstellen aus dem 1. Petrusbrief, Kapitel 3, ferner aus Matthäus 28, 1 sowie Johannes 1, 5 mit dem Fest zum Heiligen Petrus. – Ungerader Beschnitt über die Kolumne mit Textverlust, Löchlein und kleinen Fehlstellen, Textabrieb, Ansetzungen und Gebrauchsspuren, jedoch insgesamt ordentliches, überaus seltenes und besonders frühes Beispiel italienischer Schriftkunst des 11. Jahrhunderts. Provenienz: 1969 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

„Entrückt aus dem Schatten der fleischlichen Opfer“

„Remotis obumbrationibus carnalium victimarum“

2805 Sakramentar. Einzelblatt einer lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Fragmentbl. mit 2 S. 2 Spalten. Fragment mit 31 Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Format:

35,5 x 25,5 cm. Mit Rubrizierung, 5 großen roten InitialMajuskeln, rote Zeilenanfänge. Italien (wohl Rom), frühes 12. Jahrhundert.

700 €

Als Einbandbezug verwendetes Fragment einer frühen mittelitalienischen, aller Wahrscheinlichkeit nach aus Rom stammenden Handschrift eines Sakramentars, eines Teils der Heiligen Messe: „Remotis obumbrationibus carnalium victimarum, spiritalem tibi, summe pater, hostiam supplici servitute deferimus, quae miro ineffabitique mysterio et immolatur semper, et eadem semper offertur“ (etwa: „Entrückt aus dem Schatten der fleischlichen Opfer bringen wir Dir, höchster Vater, ein geistliches Opfer vollzogener Knechtschaft, das immer

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in einem wunderbaren und unaussprechlichen Geheimnis geopfert wird und immer auf gleiche Weise dargebracht wird“). – An den Rändern stärker fleckig , gebräunt, mit Ausschwärzung und Leimspuren, die rechte Kolumne überschnitten und angesetzt, verso der Text weitgehend abgerieben. Provenienz: 1993 Quaritch, London, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Über die irdische und die himmlische Liebe 2806 Gregor I. Papst. Homiliae in Evangelias. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 32 Zeilen. Schrift: Frühe Gotica textualis, britannica: Schriftraum 25 x 16,3 cm. Format: 34 x 23,3 cm. Mit Majuskel-Initialen. Nordliches Frankreich (Bretagne) oder südliches England, erste Häfte des 12. Jahrhunderts. 1.400 €

Sehr frühes Blatt einer Homilien-Handschrift mit einer überaus klaren, noch kaum gebrochenen Gitterschrift. Das Blatt enthält einen großen Passus aus einer Homiliae Gregorii Magni, einer Predigt Papst Gregors des Großen (um 540-604): „Nam tanto quisque a superno amore disiungitur, quanto inferius delectatur. Unde et adhuc subditur: Qui non diligit me, sermones meos non servat.“, etwa: „Denn je mehr ein

jeder von der Liebe oben (i. e. die himmlische Liebe) getrennt ist, desto mehr erfreut er sich an der Liebe unten (i. e. die irdische Liebe). Daher heißt es weiter: ‚Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht.‘“), aus den Homilien II, XXX, 1 mit dem Zitat aus Johannes 14, 24: „Wer mich aber nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat“. – Stärker gebräunt, mit kleinen Fehlstellen im Rand, jedoch ohne Textverlust, kaum Läsuren, sehr schönes Blatt auf bemerkenswert festem, starken Pergament. Provenienz: 1965 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2807 Priscianus Caesariensis. Kommentar zu Priscianus. Lateinische Handschrift auf Pergament. 8 S. auf 2 Doppelbl. 2 Spalten. 63 Zeilen. Schrift: Miniatur-Bastarda Schriftraum: 20,2 x 6 cm. Format: 21,5 x 13,3 cm. Mit zwei 2-zeiligen Initialen in braunen Majuskeln. Wohl Frankreich frühes 12. Jahrhundert.

600 €

Eine vermutlich französische, spätromanische Handschrift mit einem Kommentar zu Priscianus Caesariensis (um 500). – Wurmlöchrig und in den Text beschnitten. Provenienz: 1963 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

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2809

Evangelienexegese des Heiligen Augustinus

2808 Augustinus, Aurelius. Commentarium in Evangelium Johannis. Lateinische Handschrift auf Pergament. Doppelblatt mit 4 Seiten Text. Schrift: Rotunda textualis. Schriftraum: 20,2 x 12 cm. Format: 28 x 19,5 cm. Wohl Schweiz oder Tirol (süddeutsch-österreichischer Raum), um 1120.

1.200 €

Ausführlicher Kommentar des Kirchenvaters Augustinus Aurelius (354-430) zum Evangelium des Johannes in einem wohl aus der Schweiz stammenden Handschriftendoppelblatt, das einst als Makulaturblatt in einem Einband verwendet worden war. – Daher schräge Eckbeschneidungen des sonst bemerkenswert breitrandigen Blattes, wenige Wurmgänge (kleiner Buchstabenverlust), eine alt genähte Rissstelle im Pergament, etwas fleckig und mit Abklatsch bzw. Montage- oder Leimspuren. Provenienz: 1966 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung Seite 9

Frühes Fragment einer italienischen Liturgie-Handschrift

2809 Rituale Romanum. Fragment eines Blattes aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Ausschnitt mit 1,5 Spalten und 29 Zeilen. Schrift: Rotunda antiqua. Format: 27 x 17 cm. Mit Rubrizierung, zahlreichen roten (3 großen) Initialen in Majuskeln, Text teils in Rot. Italien, erste Hälfte bis Mitte 12. Jahrhundert.

800 €

Sehr frühes Handschriftenfragment einer Liturgie nach römischem Ritus mit Gebeten für die Osternacht, wohl aus einem Missale oder Sacramentale. In einer besonders schönen, klaren Rotunda-Schrift, die noch ganz die höchste Kunst der Antike oder der Karolingischen Renaissance ahnen lässt: noch nahezu ohne Brüche, auch wenn man die kommende Fraktur schon voraussehen kann. – Kleine Löchlein und Gebrauchsspuren durch Verwendung als Makulatur, gebräunt, fleckig, der Text aber sehr klar und gut leserlich. Provenienz: 1972 Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Predigtexte aus der Vita des Paulus von Aquileia 2810 Homililiarium. Fragment eines Einzelblattes aus einer Handschrift in lateinischer Schrift auf Pergament. 2 Spalten. 18 (von ?) Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Fragmentformat: Ca. 21,5 x 29,5 cm. Mit Rubrizierung jeweils einer 4- und einer 3-zeiligen roten Initiale „I“ und „D“. Italien, erste Hälfte des 12.Jahrhuhnderts.

800 €

Mit Teile aus der Vita des Paulus von Aquileia, dem Evangelium des Lukas sowie Beda Venerabilis, eine genaue textliche Zuordnung steht noch aus: „Illius ergo in quantum possumus vestigiis insistamus , quibus per illam nimis artam viam ad celi ampla festinans , qua eum sequeremur ostendit“ („Lasst uns daher, soweit wir können, in seine Fußstapfen treten, denen er gezeigt hat, dass wir ihm eilig auf diesem sehr schmalen Weg zum weiten Himmel folgen sollen.“). Text abgedruckt in „Swithun in Liturgy“, in: Michael Lapidge, The Cult of St. Swithun, Oxford 2003, S. 119. – Provenienz: 1967 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2811 Homiliarium. Großes Fragmentblatt einer frühen mittelalterlichen Handschrift mit Lesungen aus Paulus Diakonus und Leo I. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Seite auf 1 Blatt. 2 Spalten. 35 Zeilen. Schrift: Minuscula rotunda. Schriftraum: 37 x 23 cm. Format: 47,2 x 31,3 cm. Mit großer 6-zeiliger Zierinitiale in Rot, Rubrizierung mit Kapitalstrichelung und Überschriftenzeilen in Rot. Italien, Anfang bis Mitte des zwölften Jahrhunderts.

1.000 €

Großes, eindrucksvolles Blatt eines sehr frühen Homiliars, einer mittelalterlichen Predigtsammlung mit Lesungen von Paulus Diakonus (725-800) und dem Heiligen Papst Leo I., dem Großen, hier Texte zum Gebrauch in der Fastenzeit, in lateinischer Sprache. – Teils etwas fleckig, weniger Abrieb reto, kaum Fehlstellen oder Löcher. Als Ein-

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bandbezug benutzt, verso Text getilgt, mit älteren Einträgen und verwendet als Umschlag für das Testament eines Signor Gasparo de Caleagnis (in Reggio Emilia). Provenienz: Bernard Rosenthal 1969; The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Frühes italienisches Lektionar um 1130

2812 Lateinisches Lektionar mit Lesungen zu den Festtagen der Heiligen. Lateinische Handschrifte in Sepiatinte auf Pergament. Doppelblatt mit 4 Seiten. 24 Zeilen (statt?). Schrift: Gotica rotunda. Schriftraum Fragment ca. 25 x 16 cm. Format: Doppelblatt 27,5 x 39 cm. Mit 6 großen roten Lombarden, Rubrizierung und roter Kapitalstrichelung. Italien, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. 1.400 €

Früher italienischer Liturgietext mit Teilen der Lesungen nach Texten zu den Heiligenfesten des Markus (25. April), Philippus und Johannes (3. Mai), etwa: „Sanctus Philippus Apostolus domini nostri iehsu christi post ascensionem salutatoris, per annos XX. instanter prædicavit gentibus“ (Passio beati Philippi Apostoli). Bemerkenswert ist die große, klare Schrift, eine Gotica Rotunda, die noch ganz den klassischen Idealen der Antike verhaftet erscheint, während nördlich der Alpen die Buchstaben schon weithin gebrochen wurden (Fraktura). – Haarseite teils etwas stärker gebräunt, die Fleischseite sehr hell und frisch, gelegentlich kleine Fleckchen und einige ältere Kommentarzeilen. Selten frühes Zeugnis liturgischer Frömmigkeit in Italien. Provenienz: 1970 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection und Christie’s, London.

Abbildung Seite 12

11 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
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Des Kirchenvaters Kommentar zu Jesu Bergpredigt

2813 Augustinus, Aurelius. De sermone Domini in Monte. Einzelblatt-Fragment einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl., 2 Spalten. 37 (von?) Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Format: 34 x 23 cm. Italien, frühes bis Mitte 12. Jahrhundert. 1.600 €

Einer der schönsten Kommentare, die dem heiligen Kirchenvater Aurelius Augustinus von Hippo (354-430) zugeschrieben wird, sind die Texte zur Bergpredigt nach Matthäus, hier mit Teilen der Kapitel VIII-IX in einer besonders schönen, klaren Rotunda, die auf Nordoder Mittelitalien lokalisierbar ist.Provenienz: 1965 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Italienische Rotunda-Handschrift des frühen 12. Jahrhunderts

2814 Eusebius Caesariensis. Vita Sancti Cyri. Fragmentblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 41 Zeilen. Schrift: Rotunda. Schriftraum: 38 x 23,5 cm. Format: 41,5 x 26 cm. Italien, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts.

900 €

Sehr großes, von einem späteren Einband gelöstes (und daher an den zwei Ecken recto ausgeschnittenes) Blatt mit einem frühen Text aus der Vita des Heiligen Cyrus von Alexandria, der zusammen mit Johannes schon seit frühchristlicher Zeit als Märyrer verehrt wurde. Bekannt sind sie als „Cyrus und Johannes, die Armen“ (Ciro e Giovanni i poveri), die ihr Martyrium um das Jahr 300 n. Chr. erlitten und vor allem in

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13 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert 2813

Italien verehrt wurden und werden. Als Autor des Textes wird immer wieder der Kirchenchronist Eusebius von Caesarea (260-339) genannt. – Makulatur mit mehrfachen Fehlstellen wie Löchlein, Risse, Wurmspuren, teils mit etwas Textverlust sowie ausgeschnittene Ecken mit Textverlust, im Korpus jedoch wohlerhalten und sehr gut lesbar. Der Text ist von uns nicht eindeutig zuweisbar. Provenienz: 1965 Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, London.

„Der allmächtige Herr, der Beweger der Welt, schenke dir die ewigen Freuden des Lebens!“

2815 Vita Sancti Blasii. Sakramentar. Einzelblattfragment einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 1 Blatt mit 2 S. Fragment 2 Spalten und 31 Zeilen. Schrift: Rotunda romana, verso 1 rote Initiale „h“. Format: 32,4 x 35,7 cm. Italien, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. 1.200 €

Fragment aus einer bemerkenswert großen Handschrift eines Martyrologiums mit Teilen der Vita des Heiligen Blasius, „Acta SS. Blasii Eposopi et Sociorum“, IV, 10: „[In crastinum vero judicii solium praeparatum est,

in quo Praeses confidens Agricolaus, jussi beatum Praesulem suis assisti] conspectibus: quem his ita aggressus est affatibus: Gaude dignus amice meus et dignus amice Deorum, cui Sanctus: Omnipotens Dominus, quo constat machina mundi , Ipse tibi æternæ concedat gaudia vitæ“ (Fundstelle in den Acta sanctorum. Ed. novissima, Paris 1863, Band I, S. 354). Als Einbandbezug verwendetes Fragment einer frühen mittelitalienischen, aller Wahrscheinlichkeit aus Rom stammenden Handschrift eines Sakramentars, eines Teils der Heiligen Messe: „Remotis obumbrationibus carnalium victimarum, spiritalem tibi, summe pater, hostiam supplici servitute deferimus, quae miro ineffabitique mysterio et immolatur semper, et eadem semper offertur“ (etwa: „Entrückt aus dem Schatten der fleischlichen Opfer bringen wir Dir, höchster Vater, ein geistliches Opfer vollzogener Knechtschaft, das immer in einem wunderbaren und unaussprechlichen Geheimnis geopfert wird und immer auf gleiche Weise dargebracht wird“). – Teils etwas stärker fleckig und gebräunt, äußerst sauber und professionell restauriert, verso der Text teils etwas abgerieben. Sehr seltenes Zeugnis einer Heiligenvita, wohl aus Mittelitalien, ggf. aus Subiaco oder Rom, worauf die besonders schöne, klare Rotundas schließen lässt. Provenienz: 1983 Quaritch, London, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

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Aus der Sammlung des Bücherbrechers Otto Ege 2816 Evangelienlektionar. Fragmentblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 1/2 Blatt. 22 Zeilen. Schrift: Große Rotunda in Schwarz und Rot. Format: 28,5 x 12,3 cm. Mit 3-zeiliger Initiale „I“ und Text in Rot. Italien, um 1140.

500 €

Texteile aus den Evangelien Johannes 18, Matthäus 10 und Lukas 10. Sehr klare, saubere Schrift. – Provenienz: Aus der Sammlung des Otto F. Ege (1888-1951), Lehrer, Dozent und Sammler, der vor allem durch das Bücherbrechen mittelalterlicher Handschriften zweifelhaften Ruhm erlangte. Er arbeitete viele Jahre am Cleveland Institute of Art, wo er als Vorsitzender der Abteilung für Lehrerausbildung, Dozent für Beschriftung, Layout und Typografie und Dekan fungierte (Otto Ege Collection Nr. 3 in S. Gwara, Otto Ege’s Manuscripts, Cayce, SC, 2013, S. 117, dann 1967 Maggs, Colker Collection, Christie‘s, London. Abbildung

Sehr seltenes, sehr frühes Blatt aus Priscians Grammatik

2817 Priscianus Caesariensis. Institutiones artis grammaticae. Einzelblatt einer Handschrift. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Bl., 2 S. 43 Zeilen. Schrift: Kleine Gotica rotunda. Schriftraum: 19,2 x 10,5 cm. Format: 21,3 x 14,2 cm. Mit Rubrizierung, Schrift in Rot und 3 großen roten Initialen. Italien, Mitte 12. Jahrhundert. 900 €

Sehr seltenes, bemerkenswert frühes Blatt einer Handschrift aus den „Institutiones artis grammaticae“ des um 500 n. Chr. lebenden byzantinischen Grammatikers Priscian, der dem Konsul und Patricius Julian gewidmete, systematische Darstellung der Grammatik der lateinischen Sprache verfasste. Die „Institutiones grammaticae“ sind daher überliefert worden, jedoch so frühe Handschriften, aus dem 12. Jahrhundert sind von größter Seltenheit. Zwei sehr hübsche 2-zeilige Initialen „S“ sowie eine „O“ mit einer eingemalten Strahlensonne. – Aus Einbandmakulatur mit 2 größeren Feh lstellen, jedoch nur geringem Textverlust, kleinen Löchlein, der rectotext fast nicht mehr sichtbar durch Leimablösung. Provenienz: 1974 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

15 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2816 2817

Mille Annos Manu-Scriptum

Mit einem Text über die Gotteskindschaft

2818 Missale-Fragment. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Blatt. Schrift: Französische flamboyante Bastarda. Schriftraum: 18 x 12,4 cm. Format: 23 x 16,5 cm. Frankreich, 12. Jahrhundert.

600 €

Sehr frühes Fragment einer französischen Missale-Handschrift im Quartformat, möglicherweise aus der Gegend um Autun: „Quotquot autem receperunt eum, dedit eis potestatem filios dei fieri, his qui credunt in nomine eius“ („Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, denen, die in seinem Namen glauben“). – Provenienz: 1965 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Seid keusch, denn „Siehe, die Auserwählten Gottes zähmen ihr Fleisch“ 2819 Officium. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Blattfragment mit 2 S. 2 Spalten. 37 Zeilen. Schrift: Gotica rotunda und minuscula rotunda. Schriftraum: 24,8 x 14,4 cm. Format: 27,5 x 18,5 cm. Mit Rubrizierung in Rot, Kapitalstrichelung, Überschriften in Rot und 5 (1 durch Tintenfraß fehlende) bis zu 5zeilige Versalinitialen in Rot, Blau und Grün. England, Mitte des 12. Jahrhunderts.

1.400 €

Ein Rarissimum-Fragment als Beispiel für die frühe Entwicklung des Breviertexts innerhalb eines Marienoffiziums in England zum Hochmittelalter: „Ecce electi Dei carnem domant, daemonibus imperant, praesentia, id est mundana despiciunt, ad aeternam patriam“ („Siehe, die Auserwählten Gottes zähmen ihr Fleisch, befehlen den Dämonen, verachten die Gegenwart, das heißt das Weltliche, bis hin zum ewigen Land“), aus der Homile des Gregorius „De apostolis“, die Zwischentexte sind in einer weniger gebrochenen kleineren Rotunda eingefügt. –Um die Kolumnen herum beschnitten, teils mit modernem Kommentar in roter Tinte des 19. Jahrhunderts, Knorpelloch umschrieben, gebräunt, fleckig, mit alter Nähung eines Risses, Initialen teils nachgefärbt, äußerst seltene, sehr frühe englische Handschrift. Provenienz: 1972 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2820 Psalter. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 21 Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Schriftraum: 18,3 x 10,7 cm. Format: 22,6 x 15 cm. Mit einundzwanzig 1-zeiligen und einer 2-zeiligen Initiale in Rot. Italien, um 1150. 440 €

Fragement aus einem Psalterium mit den Psalmen 17 und 18. Daraus: „Lex Domini immaculata convertens animas testimonium Domini

16
2818 2819

fidele sapientiam prestans parvulis“ (Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des Herrn ist gewiss und macht die Unverständigen weise; Psalm 18:8). – Kleines Loch, die Farbe etwas brüchig, wenige Stellen von alter Hand nachgezogen. Provenienz: 1965 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

Wohl noch zu Lebzeiten des Vaters der Kanonistik entstanden 2821 Gratianus de Clusio. Decretum latinum, secunda pars, causa I. Einzelblattfragment einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 Spalten. 32 (von ?) Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Schriftraum: x cm. Format: 26,4 x 21,1 cm. Mit Rubrizierung, Text in Rot und mehreren roten und blauen Initialen, äußere Kolumne mit fragmentarischem Kommentar. Norditalien, frühe zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.

800 €

Fragment aus dem zweiten Teil, der Causa I eines Decretum des Kirchenrechtlers und Vaters der Kanonistik Gratianus de Clusio (gest. vor 1160) Aus einer lateinischen Handschrift wohl noch zu Lebzeiten des Autors oder unmittelbar danach. Es handelt sich möglicherweise um eine norditalienische, ggf. aber auch aus Spanien oder Südfrankreich stammende Handschrift. – Bemerkenswert frühe Gratian-Handschrift, mit einigen späteren Glossen. Provenienz: 1966 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

17 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2821 2822

Neumenhandschrift aus dem Hochmittelalter

2822 Beda Venerabilis. Fragment einer liturgischen Handschrift. Lateinische Handschrift auf Pergament. Doppeblatt mit 4 beschriebenen Seiten. 2 Spalten. 30 Zeilen. Schrift: Gotica textualis, gotische Minuskel. Schriftraum: 25 x 16,5 cm. Format: 31,5 x 22,4 bis 32,8 x 22,5 cm. Mit zehn 2-3-zeiligen und einigen 1-zeiligen Majuskel-Initialen, Kapitelanfängen und herausgehobenen Stellen in Rot sowie mehreren Liedpassagen mit kleinerem Text und Neumennotation. Fadengeheftet und gebunden in wertvollen modernen braunen Kalbslederband mit reliefgeprägter Rahmenbordüre auf den Deckeln. Deutschland, um 1180.

1.200 €

Großes Fragment-Doppelblatt einer hochmittelalterlichen, wohl dem deutschen Sprachraum entstammenden Handschrift in hochstieliger Gotica textualis, einer sauberen Minuskelschrift mit zahlreichen roten Auszeichnungen und hübschen Majuskel-Initialen „V“, „I“, „H“, „M“, „S“, „F“, „E“ etc. Die lateinischen Texte mit Passagen aus den Evangelien und dem alten Testament, ferner des Augustinus und Beda Venerabilis (672735), auf den das Fragment wohl zurückgeht. Es handelte sich um eine liturgische Handschrift mit mindestens fünf Gesangspassagen für Choralresponsorien, die mit einer kleineren Gotica-Schrift und einer frühen Neumenmnotation versehen sind: „Loquebantur variis linguis apostoli magnalia Dei, prout Spiritus Sanctus dabat eloqui illis, alleluia“ (Aposte lgeschichte des Lukas II, 4.11 - vgl. René-Jean Hesbert, Corpus antiphonalium Officii, nr. 7101). „Multi enim sunt qui secundum quamdam vitae huius consuetudinem dicuntur boni homines, boni viri, bonae feminae, innocentes, et quasi observantes ea quae in lege praecepta sunt [...]“ (Augustinus, Tractatus, 45, 2). – Stellenweise angeschmutzt, gebräunt, mit kleien Wasser- und Schmutzrändern und Flecken, letzte Seite mit Abschabungen, das erste Blatt mit zwei alten Ausschnitten (wohl Knor pellöcher, Text umlaufend, einst genäht), Knicke und Finger fleckchen, da wohl als Makulaturstück für Einbandbezug genutzt. Mit späterem Eintrag, der wohl auf den Titel des Heftes hinweist, für die das Makulaturstück benutzt worden war: „Wollweber Ordnung zu Sommerda Ao. 1542. Abbildung Seite 17

Kirchengeschichte des Petrus Comestor

2823 Petrus Comestor. Historia scholastica. 2 Fragmente Einbandmakulaturstreifen. Lateinische Handschrift auf Papier. Mit jeweils ca. 17 Zeilen. Mit 7 roten bis zu 3zeiligen Versal-Initialen , Text in braunschwarzer und roter Tinte. Ungefähr 7,8 x 30,4 cm. Frankreich, wohl spätes 12. Jahrhundert.

800 €

Seltene Fragmente der Kirchenchronik, mit der der französische Theologe Petrus Comestor (auch Petrus Manducator; 1100-1178) seinen Zeitgenossen eine Weltgeschichte an die Hand geben wollte, die sich in den folgenden Jahrhunderten zu einem der beliebtesten Lehrbücher entwickeln sollte, die in zahlreichen Abschriften auf uns gekommen ist. Die vorliegenden Fragmente gehörten freilich zu den frühesten bekannten Textbeispielen, die vermutlich noch zu Lebzeiten des Autors oder kurz nach seinem Tode entstanden sind. Comestors Text gründet auf Teile der Apostelgeschichte, die ihm als Quelle diente, aber auch profane Autoren wie Flavius Josephus waren seine Vorbilder. – Als Einbandmakulatur ausgelöst, daher Texte teils in der Kolumne beschn itten, mit kleinen Löchlein, wenigen Abriebstellen, teils mit etwas Tex tverlust, fleckig und mit Leimresten. Provenienz: 1966 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Ein Mönch, der aus der Kolumne schaut 2824 Sermones in prophetas. Doppelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 4 Seiten auf 2 Blättern. 2 Spalten. 43 Zeilen. Schrift: Frühe Gotica textualis. Schriftraum: 20,2 x 13,3 cm. Format: 22,4 x 14,4 cm. Mit etwas Rubrizierung: 2 Initialen, davon 1 in Rot und Blau sowie kleiner Profilzeichnung. Italien, spätes 12. Jahrhundert.

800 €

18 Mille Annos Manu-Scriptum
2823 2824

Bis dato noch nicht zugeordneter lateinischer Predigtext zu Jesaja 26, 1-3: „Urs fortitudinis nostrae syon [Salvator] ponetur mea murus et ante murale, aprite portas“ aus einer sehr frühen italienischen Handschrift. Mit der witzigen Zeichnung des Scriptors, der in derselben Schrifttinte eine kleine Grimasse anbrachte: Ein Mönchsgesicht im Profil, das aus der Textkolumne schaut. – Nahezu vollständig erhaltene acht Kolumnen, nur die jeweils äußeren ganz leicht überschnitten (weniger Buchstabenverlust), sonst sehr sauber und kaum fleckig. Provenienz: 1965 Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2825 Exempla codicum medii aevi. Konvolut von Fragmenten aus sechs mittelalterlichen Handschriften und Einzelblättern. Lateinische Handschrift auf Pergament. 8 Bl. (darunter 3 Doppelbl.). Ca. 13 x 8 bis 20 x 12 cm. Teils mit Rubrizierung und Buchschmuck. Deutschland, Frankreich und Italien, 1200-1300.

800 €

1) Bernhard von Clairvaux. Theologia, mit Zitaten nach Augustinus „De doctrina christiana“. Fragment eines Blattes einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 14,6 x 8,6 mm. Wohl Frankreich, frühes 13. Jahrhundert.

2) Bibel-Fragment. Ende Genesis, Anfang Exodus. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 58 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 16,6 x 9,8 cm. Format: 22,7 x 13,8 cm. Mit Rubrizierung, einer 1-zeiligen blauen Initiale und einer illuminierten Initiale in Blattgold und Braun (beschnitten). Frankreich um 1235.

- Die untere äußere Ecke ausgeschnitten, wodurch ein Teil der großen Initiale und Text fehlt.

3) Biblia vulgata. 3 Doppelblattfragmente mit 12 Seiten und Texten aus der Genesis und dem Exodus. 6 Blätter mit 12 S. (3 Doppelblätter). Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 Spalten. 46 Zeilen. Format: 14,9 x 8,5 cm. Mit Federwerk und blauen und roten Initialen. Frankreich, Paris, um 1280.

4) Breviar. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Blatt. 2 Spalten. 31 Zeilen mit einigen Roten und blauen Initialen. 16,9 x 12,4 cm. Rheinland (Köln?), um 1300.

5) Missale. Fragment mit dem Teiltext zweier Kolumnen aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Fragment mit 13 Zeilen. 9,5 x 18,4 cm. Mit roten Initialen und Rubrizierung. Deutschland 14. Jahrhundert

6) Traktat der Tugenden und Laster. Lateinische Handschrift, Einzelblatt auf Pergament, mit Kommentaren zu Matthäus. 2 Spalten. 15,3 x 10,3 cm. Italien, spätes 13. Jahrhundert. – Mit teils stärkeren Gebrauchsspuren, Bräunungen, Anschmutzungen oder Ausschnitten von Initialen etc. Provenienz: Meist Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

19 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2825

„Die Sklaverei vom Berg Sinai – ein Berg in Arabien“ 2826 Petrus Lombardus. Magna glossatura in epistolas Pauli. Einzelblatt. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 56 Zeilen. Schrift: Gotische Minuskel. Schriftraum: 23,2 x 16,2 cm. Format: 29,4 x 20,5 cm. Mit Rubrizierung, 8 Minuskel-Initialen in Rot und Blau, roten Unterstreichungen und Bibelstellen als Randglossen. England, erste Hälfte des 13. Jahrhunderts.

1.200 €

Sehr seltene, frühe Handschrift mit einem Fragment aus der „Magna glossatura in epistolas Pauli“, einem Kommentar zu den Paulusbriefen des Neuen Testaments, die dem Pariser Bischof Petrus Lombardus (10951160) zugeschrieben werden: „Hec sunt duo testamenta unum quidem a monte Syna in servitutem generans ... syna enim montem in arabia“. – Provenienz: 1963 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung

2827 Lombardus, Petrus. Magna glossatura in Psalmos. Großes Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl., 2 Spalten. 47 Zeilen Glossen und

Bibeltext. Schrift: Gotica textualis anglica. Schriftraum: 24 x 14,7 cm. Format: 34,2 x 21,7 cm. Mit Rubrizierung, 16 2-10-zeiligen Initialen in Rot und Blau, mit kontrastierendem Federwerk. England, wohl erstes Viertel des 13. Jahrhunderts.

1.000 €

Sehr frühes Blatt einer englischen Handschrift mit einem Text aus dem berühmten Psalmenkommentar des des scholastischen Theologen und leitenden Canonicus an der Kathedralschule von Notre Dame zu Paris, Petrus Lombardus (1095-1160), das zeigt, wie groß der Einfluss des bedeutenden Theologen auch auf der britannischen Insel war: Lombards Kommentare zu den Psalmen (PL 191,31-1296) sind als Magna Glossatura in die kanonische Literaturgeschichte eingegangen: Der Bibeltext ist hier in Feldern innerhalb der Kolumne in großen gotischen Minuskeln geschrieben, oben, unten und rechts jeweils umspielt von dem ausführlichen Kommentar - ein Meisterwerk der mittelalterlichen Schreibkunst höchster Qualität. Denn die Ponderierung zwischen Urtext und Kommentar musste sorgsam geplant werden, ehe mit der Handschrift begonnen werden konnte. Vorhanden sind hier Teile des 34. Psalmes: „Et adversum me laetati sunt, et convenerunt; congregata sunt super me flagella, et ignoravi. Dissipati sunt, nec compuncti; tentaverunt me, subsannaverunt me subsannatione; frenduerunt super me dentibus suis.“ – Einbandmakulatur, Vorsatzpapier, mit entsprechenden Leim- und Montagespuren, weniger Textabrieb, Wurmlöchlein, insgesamt aber bemerkenswert wohlerhalten und gut lesbares, prachtvolles Blatt. Provenienz: 1972 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2828 Bibel-Fragment. Genesis 43:2-27. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 27 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 20 x 13,9 cm. Format: 21,6 x 17,2 cm. Mit vier 1-zeiligen Initialien und kleinem Federwerk in Rot und Blau. Frankreich, frühes 13. Jahrhundert. 300 €

Frühes handschrifliches Blattfragment aus dem ersten Buch Moses’ 43:2-27: „at ille respondit pax vobiscum nolite timere Deus vester et Deus patris vestri dedit vobis thesauros in sacculis vestris nam pecuniam quam dedistis mihi probatam ego habeo eduxitque ad eos Symeon“ (Er aber sprach: Gehabt euch wohl, fürchtet euch nicht. Euer Gott hat euch einen Schatz gegeben in eure Säcke. Euer Geld ist mir geworden. Und er führte Simeon zu ihnen heraus; 43:23). – Provenienz: 1964 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

2829 Vivo d’Orcia (?). Übereignung von Wäldern an die Einsiedelei von Vivo. Urkunde auf Pergament. 23 Zeilen. 23,5 x 16,2 cm. Mit Unterzeichnungen vom kaiserlichen Schreiber und Notar sowie mit Notariatszeichen. Castagnola, 7. Januar 1235.

300 €

Eine beglaubigte und von den kaiserlichen Funktionären unterzeichnete Urkunde zur Übereignung von Länderreien mit Waldgründen an ein Kloster in Italien, die Eremitage zu Vivo. Womöglich handelt es sich um Vivo d’Orcia in der Toskana. Das Kloster wurde vom Heiligen Romuald (ca. 952-1027) gegründet, die Ländereien angeboten von Peunzanus Spallacanna, um die Mönche für seine Seele und die seines Großvaters beten zu lassen, gezeichet Castagnola, 7. Januar 1235 und

20 Mille Annos Manu-Scriptum
2827
21
vom 9. bis 19. Jahrhundert 2826
Handschriften

gezeichnet „frederico Romanorum imperatione imperante“ (d. i. Friedrich II., Kaiser 1220-1250), „Bartolomeo“ mit seinem Notariatszeichen. – Teils etwas fleckig und gebräunt, verso mit Regeste. Provenienz: Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Kalligraphisches Meisterwerk

einer reich gezierten englischen Handschrift

2830 Lombardus, Petrus. Sententiae. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 50 Zeilen. Schrift: Textura, gotische Minuskel. Schriftraum: 20,2 x 12,3 cm. Format: 32,6 x 21,5 cm. Mit Rubrizierung, 19 roten und blauen, 2-5-zeiligen Initialen mit konstrastierendem Federwerk, Text in Rot, obere und untere Zeilen mit langen Ausläufern und teils in Sepia gezeichneten Federwerk-Grotesken. England (wohl Oxford), Mitte des 13. Jahrhunderts.

1.800 €

Großes, besonders schönes, breitrandiges und kalligraphisch absolut hervorragend gestaltetes Einzelblatt einer Handschrift aus den „Sententiae“ des scholastischen Theologen und leitenden Canonicus an der Kathedralschule von Notre Dame zu Paris, aus Buch I, dist. III-IV. Eine ausgezeichnete, sehr saubere, aufrechte und regelmäßige gotische Minuskel mit den Buchstaben „f“ und Lang-“s“ auf der Linie, so dass dich eine regelmäßige Gitterschrift gotisch gebrochener Minuskeln ergibt, die - typisch für englische Schreibwerkstätten aus dem Raume um Oxford - in der obersten Zeile jeder Kolumne in Längen der Buchstaben „l“, „s“, „t“ etc. nach oben ausgezogen wurde. Besonders hübsch ist hier eine in einer Kolumne aufgesetzte Drachengroteske, die sich aus den Längen durch kleinen Federkringel ergibt. Entsprechend dazu sind auch die Unterlängen der letzten Zeilen von „p“, „q“ nach unten ausgezogen, zwei mit Monsterköpfen geziert. – Mit einigen zeitgenössischen winzigen Kommentaren in Sepia, etwas gebräunt, angestaubt, kleine Randläsuren, stärker am Bug (Bundausriss).

Provenienz: Aus der Sammlung von A. G. und M. Hammond, mit deren winzigem Sammlerstempelchen MS 20. 1967 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildungen

22 Mille Annos Manu-Scriptum
2830 2830

2831 Petrus Lombardus. Sententia. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 2 Spalten. 40 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 20,3 x 13,3 cm. Format: 26,9 x 18 cm. Mit Rubrizierung, zehn 2-zeiligen, drei 3-zeiligen Initialen und Federwerk in Rot und Blau. Frankreich, um 1250.

400 €

Einzelblatt einer Handschrift aus den Sentenzen des Petrus Lombardus (1095-1160), hier mit Teilen aus Buch III, Distinctio XIX und XXVII. – Einbandmaterial mit entsprechenden, teils stärkeren Gebrauchsspuren, Leimschatten, Montagereste, teils etwas fleckig und leicht gebräunt. Das eine Blatt in den Schriftraum beschnitten. Provenienz: 1963 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

2832 Bibel-Fragment. Bedeutung der hebräischen Namen. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 46 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 14,5 x 10,4 cm. Format: 21,4 x 14 cm. Mit Rubrizierung, 117 ein-zeiligen, 2 zwei-zeiligen und 1 fünf-zeiligen Initialie und Federwerk in Rot und Blau. Frankreich, um 1250.

120 €

Ein Teil der Deutung hebräischer Namen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet, darunter „Gunel“, „Guneth“, „Gohel“, „Gonath“, „Habthel“, „Hachan“, „Hageel“, „Halaa“, „Hazeb“ u. a. – Geringe Gebrauchsspuren, leicht fingefleckig. Provenienz: 1963 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

2833 Priscianus Caesariensis. Institutiones grammaticae. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 32 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 13,6 x 7,3 cm. Format: 21,8 x 15,2 cm. Mit drei 1-zeiligen, einer 2-zeiligen und einer 10-zeiligen Initialen in Rot und Blau und einer Miniatur-Zeichnung in Tinte. Frankreich um 1250.

300 €

Besonders breitrandiges, einst als Einbandmaterial verwendetes Einzelblatt mit einem Text aus den Institutiones des Priscian (um 500 n. Chr.). Mit einer mittelalterlichen Zeichnung eines Schwans aus dem oberen Steg über die Kolumne. – Beide mit kleinen Fehlstellen, Ausbrüchen und kleineren Klebestreifen. Ein Blatt stärker gebräunt. Provenienz: 1964 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

23 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2829 2835

2834 Lombardus, Petrus (?). Kommentar zu den Predigten. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 1 Doppelbl. 2 Spalten. 41 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 10,3 x 13,7 cm. Format: 17,5 x 12,7 cm. Mit dreiundzwanzig 1-zeiligen, fünf 2-zeiligen Initialien und Federwerk in Rot und Blau. Frankreich, um 1250. 200 €

Vermutlich handelt es sich um einen Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus (1095-1160), die beiden Blätter wurden als Einbandmaterial benutzt. – Ecken beschnitten, mit kleineren Fehlstellen und Ausbrüchen, innen stark gebräunt und leimschattig. Provenienz: 1964 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

2835 Gregorius IX. Papa. Decretalia. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Seite auf 1 Blatt. 2 Spalten. 49 Zeilen. Schrift: Bastarda anglicana. Schriftraum: 15,3 x 9 cm. Format: 30,5 x 19,8 cm. Mit Rubrizierung und fünf 1-5-zeiligen Initialen in Rot und Blau mit Federwerk. England (Oxford?), Mitte des 13. Jahrhunderts. 1.000 €

Versoseite einer wohl ungebunden gebliebenen Handschrift mit Text recto, dort jedoch weitgehend abgelöst durch Verwendung des Blattes als Vorsatzpapier. Die zwei feinen Schriftkolumnen enthalten Teile aus den Decratalia Papst Gregors IX. (1145-1241). – Gering fleckig, mit kleinen Montagelöchlein, wenigen Knicken, etwas angestaubt und gebräunt. Provenienz: 1966 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung Seite 23

Lateinische Grammatik der Spätantike mit Kommentaren

2836 Priscianus Caesariensis. Institutiones grammaticae. Fragment eines Blattes aus einer lateinischen Handschrift in Perlschrit auf Pergament. 25 (von ?) Zeilen. Schrift: Bastarda. Format: 16,8 x 15,3 x cm. Mit etwas Rubrizierung als rote Absatzmarken. Rubrizierung. Italien, wohl Mitte des 13. Jahrhunderts. 800 €

In einer besonders kleinen Perlschrift-Bastarda auf ein weites Liniensystem geschriebene Handschrift, eingefasst von jeweils zwei vertikalen Linien, jenseits derer die noch kleineren Kommentare angebracht sind.

24 Mille Annos Manu-Scriptum
2836

Die „Institutiones grammaticae“ verfasste der spätantike byzantinische Grammatiker Priscian um 500 n. Chr. Die Abhandlung zur lateinischen Grammatik ist in achtzehn Teile aufgeteilt, das vorliegende Fragment zeigt, dass die zur Zeit der Abschrift schon vergangenen 700 Jahre zahlreiche Kommentare hervorgebracht haben, die der Schreiber einbezog. Doch auch im 14. Jahrhundert kamen auf dem Blatt unten noch weitere Kommentare hinzu, die die Wissenschaft noch zu deuten hat. – Provenienz: 1966 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2837 Homiliarium. Hälfte eines Einzelblattes aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 Spalten. 23 (von ca. 48?) Zeilen. Schrift: Rotunda. Schriftraum (Fragment): 21,5 x 22 cm. Format: 25,5 x 35,5 cm. Mit Rubrizierung, Überschriften in Rot und zwei 7-zeiligen Zierinitialen in Mehrfarbigkeit. Italien, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.

700 €

Ein halbes Blatt aus einer sehr großen Handschrift in italienischer Rotunda (mit einer Lesung des heiligen Augustinus über Johannes für den zweiten Sonntag nach der Osteroktav, den ersten acht Tagen nach der Auferstehung Jesu). Die zwei bemerkenswert großen eingemalten Kasten-Initialen (ca. 6 bis 7,5 cm) sind mit aufwendigen, verschlungenen Mustern aus mehrfarbigen Pflanzenstrünken mit Drachenköpfen und Vögeln ausgestattet, einst in Gold, nunmehr gedunkelt und geschwärzt, wie das ganze Blatt, verso stärker gebräunt ist durch Hitze oder Säure. – Mit einigen Rissen, Blatt etwas brüchig, mehrere kleinere und einige größere Fehlstellen, Gebrauchsspuren, einstiges Einbandmaterial. Provenienz: 1994 Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung

25 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2839 2837
26 Mille Annos Manu-Scriptum 2838

Aus der Sammlung von Chester Beatty

2838 The Chester Beatty Bible. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 Bl. mit 4 Seiten. 2 Spalten. 51 Zeilen. Schrift: Kleine Gotica textualis. Schriftraum: 17 x 11 cm. Format: 23,3 x 15,8 cm. Mit Rubrizierung in roter Kapitalstrichelung, Kolumnentiteln und Kapitelnummern in Rot und Blau sowie 3 3-zeiligen Initialen in Farben, Gold und Silber, davon 1 mit einer Monstergroteske. Frankreich (wohl Avignon), drittes Viertel des 13. Jahrhunderts. 1.800 €

Beginnend mit einer hübschen Initiale „E“ in Blau mit Goldpunkten und einem Schlangenmonster mit Vogelschnabel hebt Kapitel 26 aus dem Buch Hesekiel an: „Und es begab sich im elften Jahr, am ersten Tage des ersten Monats, geschah des Herrn Wort zu mir und sprach: Du Menschenkind, darum daß Tyrus spricht über Jerusalem: „Ha! die Pforte der Völker ist zerbrochen; es ist zu mir gewandt; ich werde nun voll werden, weil sie wüst ist!“ - „Et factum est in undecimo anno prima mensis factus est sermo Domini ad me dicens: fili hominis pro eo quod dixit Tyrus de Hierusalem euge confractae sunt portae popu lorum conversa est ad me implebor deserta est“. Das Fragment enthält die Kapitel Hesekiel 24:26 bis 27:21 und Erstes Buch Makkabäer 10:6-74 in einer ausgezeichnet schönen, regelmäßigen und sauberen Textualis auf besonders weichem, feinsten Pergament. Die Blätter stammen aus einem Manuskript der Sammlung des bedeutenden Bergbauingenieurs, Sammlers und Bibliophilen Sir Alfred Chester Beatty (1875-1968), die dieser unter der Signatur W. MS 116 bewahrte. – Unwesentliche Bereibungen an vereinzelten Stellen, sonst in bestem Zustand. Gekauft von Léon Gruel (1841-1923), dann Chester Beatty Sale, Sotheby’s, 3. Dezember 1968, Los 14, dann in Einzelblätter getrennt (siehe P. Kidd, The McCarthy Collection,III,London,2021,S.140-46,Nr.37),Maggs1970,dannColkerCollection.Abbildung

2839 Gratianus de Clusio. Decretum latinum, secunda pars, causa XXXVI. 2 Blätter einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 25 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 11,6 x 7,4 cm. Format: 15,8 x 10,5 cm. Mit Rubrizierung, roten und blauen Absatzmarken sowie große 4-zeilige Federwerkinitiale. Frankreich, 13. Jhdt. 400 €

Zwei Blätter aus dem zweiten Teil, der Causa XXXVI eines Decretum des Kirchenrechtlers und Vaters der Kanonistik Gratianus de Clusio (gest. vor 1160). Aus einer kleinen lateinischen Handschrift. – Makulaturblätter aus Einbandvorsätzen, jeweils eine Seite mit Leimspuren und teils Textablösung. Provenienz: 1969 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung Seite 25

2840 Justinianus. Digesten. 4 frühe Fragmente aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Teile von 2 Spalten. Schrift: Miniaturbastarda. Format: bis 12,7 x 8,5 cm. Möglicherweise aus Bologna, 13. Jahrhundert. 260 €

Vier Kolumnenfragmente aus den Pandekten bzw. Digesten, einer im Auftrag des oströmischen Kaisers Justinianus (482-565) zusammengestellte Sammlung von juristischen Texten. – Provenienz: The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung

2841 Aquin, Thomas von. Summa theologica. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 1 Doppelbl. 2 Spalten. 45 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 21,5 x 14,8 cm. Format: 29 x 21,5 cm. Mit Rubrizierung, 39 1-zeiligen, fünf 2-zeiligen Initialen und Federwerk in Rot und Blau. Frankreich, um 1270.

600 €

Einzelblatt einer frühen, womöglich noch zu Lebzeiten entstandenen Handschrift der Summa theologica, eines der Hauptwerke des Thomas von Aquin (1225-1274), das der große Scholastiker zwischen 1265-1273 verfasste. – Provenienz: The Marvin L. Colker Collection, London.

2842 Bibel-Fragment. 2 Einzelblätter aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 2 Spalten. 50 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 14,8 x 9,9 cm. Format: 21,3 x 14,9 cm. Mit Rubrizierung, drei 2-zeiligen, einer 3-zeiligen und einer 4-zeiligen Initiale und Federwerk in Rot und Blau. Frankreich, um 1275. 400 €

Wahrscheinlich aus Avignon stammende Einzelblätter einer sog. Perlschriftbibel, hier mit Passagen aus Jesaja 29-31, 63-66. – Winzige Löchlein, sonst kaum Gebrauchsspuren. Provenienz: Aus der Bibliothek des Kartäuserklosters in Villeneuve-lès-Avignon. 1853 Hôtel de Ville in Avignon. 1854 Félix Seguin. 1961 ist das Manuskript getrennt worden, Teile in der Bodleian Bibliothek, MS Lat. bibl.e.6 (Medieval Manuscripts in British Libraries I, 1969, S. xii, 2). 1963 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

27 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2840
28 Mille Annos Manu-Scriptum 2844

Hochmittelalterliche Löwenköpfe in Federzeichnung auf Blattgold

2843 Psalter. Einzelblatt einer hochmittelalterlichen lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S., 1 Bl. 18 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 15 x 11 cm. Format: 15,1 x 11 cm. Mit 2 breiten dreiseitigen Klammerbordüren mit 14 kleineren und 1 großen 4-zeiligen Schmuckinitiale in Gold auf blau und rotem Grund, Goldstäben mit 4 Löwenköpfen in Blattgold und Zeilenfüllern. Südliche Niederlande (Gent), Mitte der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

1.200 €

Besonders schönes Beispiel aus einem Psalterium des Hohen Mittelalters, wohl um das Jahr 1275 in Gent entstanden, hier mit einer Textstelle aus der „Oratio Habacuc prophetæ, pro ignorantiis“: „Numquid in fluminibus iratus es, Domine, aut in fluminibus furor tuus, vel in mari impetus“. In demselben Stil findet sich ein Manuskript illuminiert, das beschrieben wird bei N. Morgan und S. Panayotova (Hrsg.), Catalogue of Western Book Illumination. Cambridge Colleges, II, ii, London and Turnhout, 2009, S. 38-39, Nr. 155.

Bemerkenswert sind hier die jeweils links den Text flankierenden Bordüren in rotem bzw. blauem Grund, in denen die Blattgoldinitialen ihren Platz finden und die oben und unten in schmaleren Ausläufern den Text einfassen, indem sie mit verschieden gestalteten Löwenköpfen in schwarzer Federzeichnung auf Blattgoldgrund auslaufen. – Provenienz: Collection A. G. and M. Hammond (Nummer MS 5) mit deren kleinem Sammlerstempel verso, 1970 Alan Thomas, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Mit einer kleinen Drachenzeichnung

2844 Gregorius IX., Papa. Decretales. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 2 Spalten. 46 Zeilen. Schrift: Perl-Bastarda francica. Schriftraum: 16 x 9,4 cm. Format: 22,8 x 22,3 cm. Mit Rubrizierung, 38 Initalen in Rot und Blau (davon achtzehn 1-zeilig, neun 2-zeilig, vier 3-zeilig, eine 15-zeilig, je zwei 4-, 5-, und 6-zeilig) sowie zwei Miniatur-Zeichnungen in schwarzer Tinte. Frankreich, zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. 1.400 €

Frühe französische Textzeignisse mit Teilen der Decretales, der Verordnungen und Beschlüsse des Papstes Georg IX. (1167-1241). Umfang-

reiche Glossen in einer feinen Perlbastarda. Unten recto auf einem Blatt die Zeichnung eines phantasievollen Drachen, das zweite Blatt mit einem überschnittenen gezeichneten Kopf. – Mit winzigem ExlibrisStempel Hammond auf einem Blatt recto und das andere recto mit 2 kleineren Klebestreifen. Mehrere kleine Fehlstellen und Ausbrüche, ein großer Braunfleck mit Fehlstellen (kleiner Kommentarverlust). Provenienz: Sammlung A. G. und M. Hammond, MS 31. Wahrscheinlich 1965 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildungen

Aus der Nikomachischen Ethik des Aristoteles

2845 Aristoteles. Ethica et Politica. Großes Fragment einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 50 nn. Bl. 2 Spalten. 33 Zeilen. Schrift: Gotica textura. Schriftraum: 19,2 x 13,2 cm. Format: ca. 30 x 22,4 cm. Mit sichtbarer grauer Regulierung und reicher Rubrizierung, Absatzmarken in Rot und Blau, zahlreiche rote und blaue 2-8zeilige Initialen, mit konstratierendem Federwerk reich umspielt. Halbpergament um 1890 (Rücken teils leicht lädiert, Gelenke brüchig, beschabt und bestoßen). Wohl Frankreich, Ende 13., Anfang 14. Jahrhundert. 3.000 €

Umfangreiches Fragment einer hochmittelalterlichen AristotelesHandschrift auf sehr feinem, dünnem Pergament, entstanden sicher -

29 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2844
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lich zwischen 1280 und 1320 in Frankreich. Typisch dafür sind die Seitentitel „POLI“ für „Politica“ bzw. „Ethi“ für „Ethica“ in Rot-Blau im Wechsel, aber auch die exzellenten, von einer höchst professionell arbeitenden Schreiberwerkstatt eingefügten blauroten Initialen mit reichem, jeweils farblich kontrastierendem Federwerk, teils mit Stäben, Ausläufern und Abhängern als Verzweigungen über die Kolumne und bis weit in den unteren reglierten Rand hinein.

Vorhanden sind, wie der Mediävist Gerhard Eis (1908-1982) auf dem Nachsatz in Bleistift vermerkt, die Blätter „Bl. 9, 11, 15, 28, 39, 40, 41, 42-45,49 ohne Textverlust beschnitten“. – Wenige alte Randglossen. Ca. 10 Blätter weisen Beschneidungen der weißen, besonders breiten Ränder auf (ohne Textverluste), untere rechte Ecke etwas fleckig und fingerfleckig, sonst kaum fleckig oder angestaubt, wenige Knorpel löc hlein oder sonstige Gebrauchsspuren, oben etwas knapper beschnitten (über die Kolumnentitel), sonst aber wohl rechts und unten im Originalbeschnitt, außergewöhnlich breitrandiges und schönes, sehr weißes Pergament. Provenienz: P. Dienemanns Nachfolger, Dresden. Ab 31.12. 1940 Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 44 mit dessen Exlibris, Stempel und Eintragungen auf den Vorsätzen.

Abbildung

Augustinus zum Fest der Großmutter Jesu Christi 2846 Lektionar. Liturgische Handschrift mit Texten aus den Evangelien. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 Seiten auf 2 Blättern. 27 Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Schriftraum: 26,8 x 18 cm. Format: ca. 30 x 20 cm. Text in Schwarz und Rot, mit Rubrizierung, Überschrif ten in Rot, Kapitalstrichelung sowie sechs 2-zeiligen Initialen im Wechsel in Rot und Blau mit weit über die Kolumnen ausgreifendem Federwerk, teils mit Reklamanten, mit Sternfüllung und einer Grimasse. Marmorierter Pappband um 1900 (leicht berieben). Flandern oder Nordfrankreich, spätes 13. Jahrhundert.

1.200 €

Lesungen des heiligen Kirchenvaters Augustinus zum Festtag der Seligen Anna, Mutter der Mutter Gottes: „Lectiones in festo beatissime Anne gloriose anime Iesus Christi. Sermo beati Augustini episcopi“ aus einer frühen, hübsch gezierten Handschrift. „Gloriosam presentis diei festi vitatem quo beata anna genitricis dei matre parens sanctisima de terris ad celi transivit palana riocunda mentis devotione [...]“ - „Das her rliche Leben des heutigen Tages des Festes, an dem die selige Anna, die Mutter der Mutter Gottes, der allerheiligsten Eltern, mit freudiger Hingabe des Geistes von der Erde in den Himmel ging [...]“. – Wohl Einbandmakulatur, entsprechend mit Montagespuren, einigen angesetzten Stegen und geschlossenen Fehlstellen (ohne große Textverluste), teils stärker gebräunt, etwas fleckig, dennoch ein sehr interessantes, bemerkenswert frühes Fragment mit fortlaufendem Text. - Provenienz: Wohl Collection Eric von Scherling (1907-1956), Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, Christie‘s London. Abbildung

2847 Chrysostomus, Johannes. Mitteldeutsche Handschrift auf Pergament. Fragment eines Blattes (untere Hälfte). 2 Spalten. 16 (Rest-)Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Format: 18 x 25 cm. Deutschland 13. Jahrhundert.

1.200 €

30 Mille Annos Manu-Scriptum
2845 2846

Interessantes Fragment mit einem mitteldeutschem Text aus einem Passionale oder aus den Sprüchen des Johannes Chrysostomus (?): „und davon spricht her - und ich bin nicht alleine denn der vatir ist mit mir allhie wolde her sie wachzende [...]“, vgl. hier Johannes 16,32: „Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ Weiter: „und darum sprach her. ich habe der welt angehört [...]“. Der Text harrt noch der genauen Transkription und wissenschaftlichen Auswertung sowie der dialektalischen Zuordnung. – Aus einem Einband ausgelöst, mit entsprechenden Randläsuren, kleinen Löchlein und größeren Braunflecken, Bräunungen, Leimspuren und Montageresten. Provenienz: H. Hinterberger, Wien, 03/1958, dann Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 126.

Abbildung

„Wand

menshlich natur prachich ist zu mishelung“ 2848 Volckensdorff. Urkunde in deutscher Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. 16 Zeilen. Schrift: Kanzleibastard. Format: ca. 11,3 x 21 cm. Mit schmaler Plica und Resten von zwei angehängten Wachssiegeln. Volckensdorff, 1284.

1.300 €

Von dem Mediävisten Gerhard Eis (1908-1982) in einem wissenschaftlichen Aufsatz veröffentlichte Urkunde in hochmittelalterlichen Deutsch aus dem Jahre 1284: „Wand menshlich natur prachich ist zu mishelung, So ist des durft, daz di levt ir geseft bestetigen mit urchund der hantvest. Dar vmme offen ihc chunrat von volchensdorf allen den

di da disen prif an sehent, daz ich minem vetern Heinrich von volchensdorf“. Eis schreibt:

„Unter einer Anzahl von deutschen Originalurkunden des Mittelalters, die ich voriges Jahr erworben habe,‘ befindet sich eine, die vor 1300 datiert ist, sodaß ihre Veroffentlichung im vollen Wortlaut angebracht erscheint. Sie ist im ‚Corpus der deutschen Originalurkunden bis 1300‘ nicht enthalten, und es scheint, daß sich auch keine Kopie davon erhalten hat.

Wohl aber kommen mehrere darin genannte Personen in schon bekannten Urkunden des 13. Jahrhunderts vor, sodaß sie in ihren geschichtlichen Zusammenhang genau eingeordnet werden kann. Das Blatt, das nun die Signatur Nr. 193 meiner Sammlung hat, besteht aus Pergament ... Der untere Rand ist, wie üblich, eingeschlagen (0,8 cm). Die zwei Siegel sind etwas verbröckelt, von jedem ist noch ca die Halfte vorhanden. Die Schrift ist deutlich leserlich, ziemlich klein, nicht besonders schön. Es kommen beide r vor, bei dem mit lotrechtem Schaft ist dieser des ofteren bis unter die Zeile verlängert, wie es in der alteren Schrift Gebrauch war. Bei manchen Wortanfängen ist nicht sicher zu entscheiden ob Majuskel oder Minuskel gemeint ist; der erste Buchstabe kann sehr klein sein, aber die Gestalt der unzial-ähnlichen Majuskel haben oder durch rote Strichelung ausgezeichnet sein (z.B. bei chappelle), andrerseits kann der Anlaut die Form der Minuskel, aber die Größe einer Majuskel haben, z.b. aigensheft ...“ (Gerhard Eis, Eine unbekannte deutsche Urkunde von 1284, in: Neuphilologische Mitteilungen 73 (1972), S. 739-742). – Provenienz: Jaques Rosenthal, Eching (Hans Koch), 08/1971. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 193. Abbildung Seite 32

31 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2847

2849 Justinianus. Pandekten. Fragment aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 1 Bl. mit 2 Spalten und dreiseitiger Klammerglosse. 54 (von ?) Zeilen. Schrift: Gotische Minuskel. Schriftraum: 22,5 x 12,5 cm. Format: 26,1 x 20,7 cm. Mit Rubrizierung, zahlreichen großen Initialen in Rot und Blau mit Federwerk in Rot und zahlreichen kleinen Federwerkzusätzen mit kleinen Zeichnungen in Sepia. Vermutlich südliches Frankreich, spätes 13. Jahrhundert.

400 €

Saubere hochmittelalterliche Justinian-Handschrift aus den Pandekten bzw. den Digesten, eine im Auftrag des oströmischen Kaisers Justinianus (482-565) zusammengestellte Sammlung von juristischen Texten. – Provenienz: 1963 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2850 Gregorius IX., Papa. Decretales. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten mit 2 Spalten Klammerglossen (teils überschnitten). 44 Zeilen. Schrift: Gotica bastarda. Schriftraum:

15,2 x 9 cm. Format: 25,2 x 18,3 cm. Mit Rubrizierung, 6 größeren Initalen in Rot und Blau, teils mit etwas Federwerk. Südliches Frankreich (?), spätes 13. Jahrhundert.

500 €

Typischer Rechtstext als frühes Beispiel der handschriftlichen Kopierungstradition der „Decretales“, der Verordnungen und Beschlüsse des Papstes Georg IX. (1167-1241), die üblicherweise mit zahlreichen Glossen kommentiert wurden, wozu der in zwei Mittelkolumnen geschriebene Text links und rechts viel Platz ließ. – Weniger Abschnitt der Marginalglossen, etwas fleckig, mit Montage- und Leimspuren, Text jedoch sehr gut leserlich. 1972 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung

2851 Aquin, Thomas (?). Catena aurea mit Apostelkommentar. Fragmentstreifen. Lateinische Handschrift auf Pergament. 32 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftgröße (Fragment): 16,6 x 1,9 cm. Format: 17,2 x 5 cm. Mit Rubrizierung und Handschrift in Rot. Frankreich, spätes 13. oder frühes 14. Jahrhundert.

200 €

32 Mille Annos Manu-Scriptum
2848

Wohl ein Fragment mit Teilen aus dem Kommentar des Thomas von Aquin (1225-1274) zu Matthäus 7:16-18. Wahrscheinlich aus der Catena Aurea. – Provenienz: Gefunden im Einband von Stephanus „Annotationes in Sophoclem et Euripidem“ Genf 1568, in der Bibliothek von Bielby Thompson of Escrick. The Marvin L. Colker Collection, London.

2852 Gregorius IX., Papa. Decretales. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. 2 Spalten mit 2 Spalten Klammerglossen. 38 Zeilen mit 88 (statt?) Zeilen Glossen. Schrift: englische Textura. Schriftraum: 18,4 x 14,2 cm. Format: 32,7 x 23,4 cm. Mit Rubrizierung, 6 größeren Initalen in Rot und Blau, 2 Notebene-Händchen in sepiafarbener Tinte. England (wohl Oxford), spätes 13. oder frühes 14. Jahrhundert.

800 €

Großes Blatt mit umfangreichen Text einer frühen englischen Handschrift der „Decretales“, der Verordnungen und Beschlüsse des Papstes Georg IX. (1167-1241). Umfangreiche Glossen in einer feinen Perlbastarda. – Mit winzigem Exlibris-Stempel Hammond unten zwischen den Spalten. Mehrere kleine Fehlstellen und Ausbrüche, oben und unten beschnitten mit Textverlust der Glossen, stärker gebräunt, fleckig, verso mit Montageresten, Leimspuren und abgelöstem Text. Provenienz: Sammlung A. G. und M. Hammond, MS 35. 1972 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

33 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2849 2850 2852

„Am Anfang war das Wort“ - Reinschrift des Anfangs des Johannesevangelium mit mittelalterlicher Federzeichnung

2853 Johannes-Evangelium. Lateinische Handschrift auf Pergament. Großes Fragment mit unten 10 Zeilen. Schrift: Bastarda, Kanzleischrift. Schriftraum: 7,4 x 17,8 cm. Format: 30,9 x 21 cm. Mit Zeichnung eines knienden Blumenmädchens. Italien, um 1300.

2.800 €

„In incipio erat verbum. Et verbum erat apud deum“ - der berühmte Anfang des Johannesevangeliums, des philosophischen Buches der vier Evangelisten als Zeugen Christi, hier in einem wohl als Geschenk überreichten Pergamentstück, auf dem der Schreiber ein junges Mädchen zeichnete, das einen Blumenstrauß reicht - Symbol des beginnenden Lebens.

Vorhanden ist der gesamte lateinische Text Johannes I, 1-14, bis „et Verbum caro factum est et habitavit in nobis et vidimus gloriam eius gloriam quasi unigeniti a Patre plenum gratiae et veritatis“ („Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“). – Größerer Einriss mit Film hinterlegt durch die Figur, etwas fleckig und mit kleinen Knickspuren, gebräunt und ungerade an den Rändern. Das Blatt (ggf. noch als Doppelblatt) wurde benutzt als Umschlag eines Archivbandes, der Dokumente der Zeit von „1299 ad 1307“ enthielt, was als terminus post quem gedeutet

werden kann, auch wenn die Ziffern sicherlich späteren Datums sind. Provenienz: The Marvin L. Colker Collection, Christie‘s, London. Abbildungen

Belobigungsurkunde von 1305

aus der Kamaldulenserabtei in Pisa 2854 Giovanni dei Conti, Erzbischof von Pisa. Erlass. Lateinische Urkunde auf Pergament. 1 Bl. 18 Zeilen. Schrift: Bastarda cancellaria - italienische Kanzleibastarda. Format: 31,2 x 32 cm. Mit roten Kordelresten an der Plica. Pisa, San Zeno, 22. November 1305.

1.000 €

In der der bedeutenden Kamaldulenserabtei von San Zeno in Pisa am 22. November 1305 gezeichnete Urkunde mit der Kodifizierung eines Erlasses zur Belobigung eines Herren Giovanni Malmecta und anderen aus dem Haus der Bußbrüder von Pisa für die sonntägliche Abgabe von Brot und Bohnen an die Armen. Die Urkunde datiert unmittelbar nach dem großen Schenkungsakt der Abtei San Zeno an den Kamaldulenser Pater durch Papst Bonifatius VIII. im Jahre 1301. – Mit Randausbrüchen und einigen Löchern an den Falzkreuzen mit teils etwas Textverlust, sonst nur gering fleckig, mit Teilen der roten Schnüre für das erzbischöfliche Siegel. Provenienz: 1968 Leo Olschki, Florenz, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

34 Mille Annos Manu-Scriptum
2853 2853

2855 Guido da Baysio. Rosarium decretalium. Fragmentblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Teil 1 Kolumne verso und recto. 63 (statt?) Zeilen. Schrift: Gotica minuscula. Schriftraum: 26,5 x 8,4 cm. Format: 28,4 x 11 cm. Mit wenigen roten Unterstreichungen und großer 6-zeiliger Initiale „H“ in Gouachefarben. Italien (wohl Bologna), spätes 13. bis Anfang 14. Jahrhundert. 800 €

Sehr saubere, schon den Humanismus erahnende Minuskel-Handschrift auf weißgegerbtem Pergament. Vorhanden ist hier eine wohl vollständige, möglicherweise aber auch oben trunkierte, Spalte mit einem Tex tfragment aus dem „Rosarium decretalium“, einem Kommentar des Kanonistenpaters und Erzdiakon von Bologna Guido da Baysio (12201313), der zum Kaplan des Papstes in Rom berufen wurde. Er lehrte an der Universität Bologna, aus dieser Zeit stammt wohl auch das Fragment, das in der Initiale den Kopf eines Bischofs zeigt, wohl den Kirchenrechtler Gratianus von Chiusi. – Provenienz: The Marvin L. Colker Collection, London, erworben 1963.

Abbildung Seite 36

Urkunde zur Landübertragung bei Ingleborough in England

2856 Warde von Lawkland, Adam. Urkunde zur Übertragung von Grundstücken in und nahe bei Ingleborough in North Yorkshire. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. 16 Zeilen. Schrift: Kanzlei-Bastarda. Schriftraum: 10,6 x 20,5 cm. Format (ohne Plica): 12,7 x 21,6 cm. Clapham, 20. VII. 1309.

Adam Warde von Lawkland in Lonsdale überrlässt urkundlich Grundbesitz an Robert, Sohn von Eda von Clapham, einem Ort nordwestlich von Lawkland. In lateinischer Sprache mit einigen Ortsnamen in englischer Sprache, wie „knaphousflat“. – Teils etwas stärker fleckig, mit winziger Regeste „1309“ auf der Plica verso. Gut lesbar. Mit Pergamentstreifen, aber ohne Siegel. Provenienz: Winifred Myers 1965. The Marvin L. Colker Collection, London. – Beiliegt: Ivo Burgeys. Urkunde für die Übertragung von Grundstücken in Bedfordshire. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. 10 Zeilen. Schrift: Kanzlei-Bastarda.

35
Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
500
2854

Schriftraum: 6,6 x 22,4 cm. Format (ohne Plica): 9 x 23 cm. Tempsford 3. II. 1393. - Frühe Urkunde von einem Ivo Burgeys, der seine Grundstücke an John Kydenot aus dem Dorf Tempsford in der östlich gelegenen Grafschaft Bedfordshire in England (von Ländereien in Le Mulnesond?) übergibt. - Kaum fleckig, mit 2 kleinen Einträgen verso. Mit Pergamentstreifen, aber ohne Siegel. Provenienz: Winifred Myers 1965. The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2857 Piacenza. - „Testamento ed Inventario“ (spätere Regeste verso). Lateinische Urkunde auf Pergament. 33 Zeilen. Schrift: Bastarda italiana. Format: 28,1 x 19,5 cm. Mit Notarszeichen. Piacenza, 3 Dezember 1313.

400 €

Urkunde aus Piacenza in der Emilia Romagna, datiert auf den 3. Dezember 1313 und notariell beglaubigt, wonach ein Signor Raynerius Folonus aus Piacenza sein gesamtes Vermächtniss von Geld und Gütern, einschließlich seines Bettes und seiner Kleidung etc., an namentlich genannte Mitglieder seiner Familie und an verschiedene Hospitäler und Kirchen qua Testament überlässt - bezeugt im Haus seiner Mutter, der Witwe des verstorbenen Gerardus Felonus. – Minimal fleckig, winziges Randlöchlein, insgesamt sehr gut erhalten und bestens lesbar. Provenienz: 1968 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung Seite 36

36 Mille Annos Manu-Scriptum
2855 2857

Mit der Federzeichnung eines Reihers in Blau-Rot

2858 Breviarium. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 32 Zeilen. Schrift: Rotunda. Schriftraum: 25,5 x 14,6 cm. Format: 32,3 x 23 cm. Mit Rubrizierung, roten und blauen Initialen in kontrastierendem Federwerk, verso als Spaltenfüller eine Vogelzeichnung aus Federwerk. Norditalien (möglicherweise Bologna), erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. 500 €

Verso die besonders hübsche Zeichnung eines sehr schlanken Vogels, wohl ein Reiher, der auf der großen 3-zeiligen Initiale „A“ steht und einen stilisierten Blumenstrauß im Schnabel trägt. – Verso teils mit etwas Textabrieb, unten rechts Eckabschnitt, leicht fleckiges, insgeamt aber sehr schönes Blatt mit der feinen Zeichnung. Provenienz: 1974 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Weitere Blätter derselben Handschrift waren im Maggs Bulletin 10, 1979, Nr. 4a-4d aufgeführt - und eines wurde in M. Drogin, Medieval Calligraphy, Montclair, N.J., 1980, Taf. 49, reproduziert. Abbildung

Wer wird mich in der Hölle beschützen, Herr?

2859 Breviarium. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 32 Zeilen. Schrift: Rotunda. Schriftraum: 25,5 x 14,6 cm. Format:

37 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2858 2856

32,3 x 23,8 cm. Mit Rubrizierung, 5 roten und blauen Initialen in kontrastierendem Federwerk, zwischen den Spalten bzw. links begleitend aufwendiges Federwerk in Rot und Blau mit zahlreichen Grotesken. Norditalien (möglicherweise Bologna), erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.

800 €

Sehr sauberes Blatt einer hellgekalkten italienischen Breviarshandschrif t mit Texten aus den Gregorianischen Gesängen und dem Psalter wie „Quis michi tribuat, ut in inferno protegas me, et abscondas me, donec protranseat furor tuus“ („Wer wird mir gewähren, dass du mich in der Hölle beschützen und verbergen kannst, bis deine Wut vergeht?“).

Mit drei besonders ulkigen Grotesken in Rot und Blau, die aus dem Federwerk erwachsend, das die großen Versal-Initialen umspielt. –Verso teils mit etwas Textabrieb, unten rechts Eckabschnitt, nur ganz unwesentlich fleckiges, insgesamt aber sehr schönes Blatt mit der feinen Zeichnung. Verso die etwas stümperhafte Darstellung einer Nonne, wohl 19. Jahrhundert. Provenienz: 1974 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Weitere Blätter derselben Handschrift waren im Maggs Bulletin 10, 1979, Nr. 4a-4d aufgeführt - und eines wurde in M. Drogin, Medieval Calligraphy, Montclair, N.J., 1980, Taf. 49, reproduziert.

Abbildung

„Werner ob dem bach“ lässt eine Messe lesen für Karl den Großen „karoli magni regis“ 2860 Wasson-Vätör bei Pfäfers. Messenverzeichnis. Fragment einer deutschen Handschrift auf Pergament. Teil eines Dopelblattes mit 4 S. Text. Schrift: Gotica bastarda, Kanzleischrift. Format: 22 x 39,5 cm. Mit Rubrizierung, etwas Kapitalstrichelung, roten Buchstaben und Linienkastenhervorhebungen. Pfäfers (Kanton St. Gallen), um 1320.

1.100 €

Verzeichnis der für den Weiler Wasson-Vätör bei Sargans und Pfäfers im Schweizer Kanton St. Gallen gestifteten Messelesungen, meist mit Nennung der Ortschaften, Namen, Verwandtschaftsverhältnisse und Berufe. Oft ließen die ansässigen Gewerbetreibenden Messen zu den Heiligenfesten lesen, aber auch wohlhabende Private oder begüterte Familien. So ließ etwa die Frau des Richard Werner Thüring (thyring) zusammen mit ihrer Tochter eine Messe für den Heiligen Papst Leo I. lesen, ebenso der Lindenwirt oder Meister Konrad mit seiner Frau Mechthild. Die mit Messen Bedachten sind jeweils vorangestellt in einem roten Linienkasten „leonis pape“, „longini mr“ (= martyr, Märtyrer), „karoli magni regis“, „valerii epi“ (= episcopi, Bischof), „ste agnetis“ etc. Zu lesen ist u. a.: „leonis pape“ Imzela von schilti. ulrichs uf dem [...] hemma von Thannon. Ita von holdernon. Frô Rich[ard] wernher thyrings tochter. Hemma walters müllers wi[rt] der linden“. „longini martyr. Meister Cunrat, an der löwi. mechthilt [Frô]“, „Valerij episcopi. Meister ulrich van bechi, Rudolf in mitun ab zingel. Hemma walthers wilers

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wirtin. Frou anthoniun ir tochter [Loch] wirtin an der Gall, heinrich viding von bintzenegg. Hedwig sin tochter [...] und heinrich sin sune“, „karoli magni regis [...] wernher ob dem bach von schilti. Ita sin husfrow [...]“. Siehe Theodor von Mohr, Die Regesten der Archive in der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Band I, Chur 1851, Darin: Die Regesten der Abteil Pfävers und der Landschaft Sargans. – Mit Zahlentabellen, wohl mit den an die Kirche gezahlten Preisen für die Messen, ferner mit etwas späteren Zusätzen und Einträgen, Kanten beschnitten, mit kleinen Fehlstellen, eine Kolumne beschnitten (mit etwas Textverslust), das Blatt dient als Kopertband-Umschlag mit einem montierten Schließhaken. Provenienz: Jacques Rosenthal (Hans Koch), 17. Febuar 1971. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 162. Abbildung

Christliche Gebräuche, Rituale und Kirchenrecht 2861 Traditio christiana. Fragment einer Handschrift über christliches Brauchtum, Traditionen und Regeln des Jus ecclesiasticum. Lateinische Handschrift auf Pergament. 5 Fragmente mit 12 vollständigen Kolumnen und weiteren 6 Teilen. 2 Spalten. 49 Zeilen. Schrift: Gotica bastarda. Schriftraum: 23,8 x 15 cm. Format: 30,3 x 20,4 cm. Mit Titelüberschriften in Rot, Rubrizierung mit Absatzmarken, Kolumnenbuchstaben sowie fünf 2-3-zeiligen roten Lombarden. Moderner Leinenband. Westdeutschland oder Ostniederlande, wohl frühes 14. Jahrhundert. 1.500 €

Umfangreiche Texte in mehreren Fragmenten aus derselben Handschrift: einer Abhandlung über Kirchenrecht mit ausführlichen Erläu-

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terungen über kirchliche Praxis wie Ablauf der Messe, die Sakramente, Heiligenverehrung, Reliquienwesen und vieles mehr. Geschrieben in einer vielfach abgekürzten, aufrechten Bastarda, die sicherlich ins 14. Jahrhundert, womöglich in die erste Hälfte zu datieren ist. Auch spricht vieles für eine Lokalisierung nach Westdeutschland oder die nördlichen Ostniederlande. Enthalten sind sauber geschriebene Teile aus konkreten Anweisung, wie der Ritus und die Gebräuche nach dem kanonischen Recht einzuhalten seien: „De custodia eucharistie christmatis, & aliorum sacramentorum“ (Über die Bewahrung der Eucharistie Christi und anderer Sakramente), „De reliquis, et veneratione Sanctorum“ (Von den Reliquien und der Verehrung der Heiligen), „De observatione je juniorum“ (Über die Einhaltung von Festen und Fasten sowie die Pflicht zur Frömmigkeit). Vgl. Ehrenreich Pirhing, Jus canonicum nova methodo explicatum, omnibus capitulis titulorum, Tomus tertius, Dillingen, Johann Caspar Bencard, 1676, S. 737, vor allem S. 810ff. – Mit Randausrissen oder Löchlein (meist ohne Textverlust), einigen ausgewaschenen Stellen (größerer Textverlust), teils fleckig und mit Gebrauchsspuren, der Text aber sicherlich zu mindestens 75% gut lesbar und sehr gut erhalten, mit interessanten älteren Kommentaren und Einträgen. Provenienz: 2004 Quaritch, The Marvin L. Colker Collection, Christie’s, London.

Abbildung

2862 Gültbuch. Fragment einer deutschen Handschrift auf Pergament. 2 Fragmentbl. mit 4 S. Text in Schwarz und Rot. Jeweils 32 rot reglierte Zeilen. Schrift: Gotica textualis für die Überschriften in Rot und Einträge in Bastarda in Grauschwarz. Format: 21 x 15,5 cm (wohl auf den Schriftraum beschnitten). Mit Rubrizierung. Lessach im Salzburger Ludgau (?), wohl erstes Viertel des 14. Jahrhunderts.

800 €

Fragmente aus einem relativ unregelmäßig reglierten Gültbuch mit Überschriften wohl der besteuerten Ortschaften in roter Gotica textualis wie „Am Cheyssnich“, „In Cheyzzing“, „Einswiger aput forum“ (?), „Stiffta in Eaeniswico Lezzach“ (?), möglicherweise handelt es sich um die Ortschaft Lessach im Salzburger Lungau. Die Zeilen sind gefüllt mit zahlreichen Einträgen mit den Namen der Schuldner oder der derjenigen, die bereits die Steuer (Geldgülte oder Fruchtgülte) entrichtet haben: „Item Christian Wechel et Hans Greispeck“.

Die „Gülte“ bezeichnet das Steuerwesen des Mitelalters, also die Abgaben, die die Bevölkerung zu leisten hatte, teils in Naturalienabgaben oder in Geld, auch Pfandsteuer, Renten, Grundstückssteuern wurden darunter gefasst. So entstanden die heute nur noch in wenigen Exem -

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plaren erhaltenen Gültbücher, von denen hier zwei Fragmente, die wohl einst als Einbandmakulatur verwendet worden sind, stammen. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 78. Abbildung Seite 39

Die „Figli di Manfredo“ als Eigentümer der Stadt Quaràntoli

2863 Quaràntoli. Urkunde über den Kauf der oberitalienischen Stadt Quaràntoli in der Provinz Modena. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schrift: Kanzleibastarda in schwarzbrauner Sepiatinte mit Notariatszeichen und verso späterer Regeste mit Jahreszahl „1198“. 44 Zeilen. CA. 41,5 x 23,8 cm. Modena, 1326. 1.600 €

Notariell berglaubigte und mit dem Notarssiegel gezeichnete Urkundenkopie des 14. Jahrhunderts als eine der wenigen bekannten Abschriften über den Verkauf der Stadt Quaràntoli bei Mirandola in der oberitalienischen Provinz Modena. Am 31. März 1198 hatten die Söhne Manfreds, die „Figli di Manfredo“, das in der Region um Modena herrschende Adelsgeschlecht, zusammen mit den Bürgern der Stadt und der Burg (Oppidum und Castrum) von Quaràntoli den Bürgereid auf die Gemeinde Reggio Emilia abgelegt, mit der Auflage, die Burg zu verteidigen und die Rechte der Bürger zu schützen. Dadurch und gegen Leistung beachtlicher Geldsummen wurden die „Figli di Manfredo“ faktisch Herrscher und Eigentümer der Stadt. – Mit mehreren kleinen Löchlein und entsprechendem, jedoch nur geringen Textverlust, wenige Wellungen, kaum fleckig. Die immense Bedeutung der Legitimation der Herrschaft und des Grundbesitzes in der ursprünglichen Urkunde des 12. Jahrhunders wird auch duch diese Abschrift des 14. Jahrhunderts bezeugt. Abbildung Seite 42

Die Belehnung des Warwickshire, heutigen Stadtteils von Birmingham 2864 Lysens, John de. Ernennung eines Bevollmächtigung für die Verwaltung von Warwickshire. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Fragment. 5 Zeilen. Schrift: englische Kanzlei-Bastarda. Format: 3,8 x 24 cm. Warwick (Birmingham), 6. September 1339.

300 €

Die Ernennung eines Bevollmächtigten für Land im Warwickshire, eines heutigen Stadtteils von Birmingham, wonach Sir John de Lysens einen Sir William de Egebaston zum Bevollmächtigten für das ihm vom Kaufmann Robert of Sutton belehnte Land ernennt, in lateinischer Sprache. – Provenienz: 1966 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung

2865 Jacobus de Voragine. Legenda aurea. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 2 Spalten.

41 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 17,5 x 11,3 cm. Format: 21,6 x 16,1 cm. Mit Rubrizierung. Italien, wohl frühes 14. Jahrhundert.

800 €

Fragment einer frühen, wohl italienischen Handschrift vom Anfang des 14. Jahrhunderts mit einem Textauszug aus der Vita des Johannes des Täufer, hier mit Teilen über die Geburt des Heiligen. – Leicht wellig und geglättet, einst als Einbandmaterial verwendet mit entsprechenden Montage- und Leimresten, Text teils etwas abgerieben, teils mit Abklatsch, etwas fleckig, meist aber noch gut lesbar. Provenienz: 1966 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildungen Seite 43

2866 Voragine, Jacobus de. Legenda Aurea. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 2 Spalten. 44 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 22,6 x 14,7 cm. Format: 27,2 x 21,5 cm. Mit Rubrizierung, vier 1-zeiligen, zwei 2-zeiligen und einer 3-zeiligen Initalie in Rot. Deutschland, 14. Jahrhundert.

800 €

Sehr frühes Handschriftenfragment aus der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine (1230-1298) mit Teilen aus dem Leben der Heiligen Ephigenia von Ethiopien, Cornelius, Eufemia und weiteren. – Aus Einbänden gelöstes Material mit entsprechenden stärkeren Gebrauchsspuren, ein winziges Loch fast ohne Textverlust, gebräunt, fleckig, geringer Textabrieb. Provenienz: 1964 William Salloch. The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung en Seite 43

2867 Aquin, Thomas von (zugeschrieben). Predigten. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 46 Zeilen. Schrift: Bastarda. Format: 14,2 x 8,7 cm. Mit Rubrizierung, 51 ein-zeiligen, 3 drei-zeiligen Initialien und Federwerk in Rot und Blau. Italien, 14. Jahrhundert.

400 €

Predigten in winziger Handschrift, davon können drei dem einflussreichem Philosophen Thomas von Aquin (1225-1274) zugeschrieben werden. – In den Schriftraum beschnitten, etwas gebräunt und braunfleckig, Text teils etwas matt, meist aber gut lesbar. Provenienz: 1965 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung Seite 44

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Stundung der päpstlichen Lehensschuld

2868 Guillelmus Curti, Kardinal von Frascati. Urkunde in lateinischer Schrift auf Pergament. 10 Zeilen. Schrift: Kanzleibastarda. 13,3 x 21,5 cm. Avignon, 23 December 1358.

240 €

Erlaubnis des französischen Zisterziensers, der 1337 Bischof von Nîmes und Erzbischof von Albi sowie Kardinal wurde, für den Bischof Elias von Segorbe-Albarracín, die Zahlung seiner Lehnsabgaben an den Papst bis zum folgenden Februar aufzuschieben.

„Guillaume Court wurde in Belpech im heutigen Département Aude in Frankreich geboren ... Am 30. April 1337 wurde er zum Bischof von Nîmes ernannt, doch bereits am 3. Dezember d. J. erfolgte die Translation auf die erzbischöfliche Cathedra von Albi. Guillaume zeigte sich um Wiederherstellung und Wahrung erzbischöflicher Rechte bemüht. Der Aufstieg innerhalb der Hierarchie fand seinen Abschluss mit der Kreation zum Kardinalpresbyter tit. SS. Quattro Coronati am 18. Dezember 1338 ... Kardinal Court war der Prototyp eines Kardinals der zweiten Reihe. Standesbewusst und diplomatisch nur mäßig begabt,

fand er seine Bestimmung innerhalb der kurialen Administration, wo er als Kämmerer des Kardinalskollegs und gesuchter Richter in Inquisitionsprozessen agierte“ (Ralf Lützelschwab, Nov. 2011, Zisterzienserlexikon.de). – Drei kleine Löcher im Falz, verso Regesten. Provenienz: seit 1967 The Marvin L. Colker Collection, London.

Aus der Blüte der toskanischen Protorenaissance

2869 Marchesino de Bello. Testament des Marchesino von Camaiore. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 S., 1 Bl. Verso mit Archivnummer „1362“ und recto mit Notariatszeichen in Sepia. 45,6 x 211 mm. Camaiore, Provinz Lucca, 24. VII. 1362.

340 €

Saubere Notariatsschrift aus der Blüte der mittelitalienischen Protorenaissance in einer sauberen Bastarda mit großen Initialen. Auftraggeber zur Verfassung seines Testaments war der „Marchesino de Bello“ aus dem Adelsgeschlecht zu Camaiore in der toscanischen Provinz Lucca. Der Marchesino verfügt in lateinischer Sprache, seinen Leichnam in der dortigen Badia zu beerdigen und bestimmt, dass am Fronleichnamsfest Kerzen auf dem dortigen Marienaltar angezündet werden. Es folgen Bestimmungen als Vermächtnis, insbesondere an seine Frau Bianchenella von irdischen Gütern, einschließlich der Rückgabe ihrer Mitgift von 40 Lire und der Nutzung seines Hauses auf ihre Lebenszeit, ausgestellt von Benevenuto Sarzanelli von Camaiore, mit seinem dekorativen Notarzeichen. – Wenige Bräunungen, kleine Rollspuren, kaum Randläsuren. Provenienz: 1964 Maggs, dann The Marvin L. Colker Collection.

Frühes Textmonument der Bibelexegese des Hugo de Sancto Caro

2870 Hugo de Sancto Caro. Expositio in Isaiam. Doppelblatt in lateinischer Handschrift auf Pergament. 4 Seiten auf 2 Blättern. 2 Spalten. 57 Zeilen. Schrift: Feine, kleine französische Bastarda. Schriftraum: 21 x 13,2 cm. Format: 23,4 x 19,5 cm. Mit Kapitelnummern in Rot, Unterstreichungen und Marginalzitaten. Schlichter moderner Pappband. Frankreich, spätes 13. Jahrhundert. 1.400 €

Hugo de Saint-Cher, latinisiert Hugo de Sancto Caro (1200-1263) gehörte dem Predigerorden der Dominikaner an, wurde in Saint-Cher in der französischen Dauphiné geboren, brachte es zum Kardinal, Ratgeber und Diplomaten Papst Gregors IX. sowie Innozenz’ IV. Sein exegetisches Œuvre ist immens, vor allem gilt er als einer der bedeutendsten Kommentatoren der Heiligen Schrift. Vorhanden ist hier ein großes Fragment seiner Deutung und Kommentierung des Propheten Jesajah (Kapitel 63,9 bis 66,3), das entweder wohl noch zu seinen Lebzeiten oder kurz danach in Frankreich entstanden war - ein Textmonument des Hohen Mittelalters, von denen es aus dieser frühen Zeit nicht mehr viele gibt. Die bemerkenswert regelmäßige, weitlich abgekürzte, überaus feine Bastarda ist sehr gut lesbar und in allen acht erhaltenen Kolumnen vollständig. – Wenige Wellungen und Anstaubungen, unten leicht knapp beschnitten, ohne Textverlust, Binnenseiten mit leichtem Abrieb (weniger Buchstabenverlust), hier und da etwas angsschmutzt, unwesentliche, wenige Löchlein oder Fleckchen, Reglierungslöchlein. Provenienz: 1986 Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, Christie‘s, London.

Abbildung

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45 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert 2870

„De oratorio monasterij“ - Über die klösterlichen Gebete und Gesänge

2871 Benedikt von Nursia. Regula sancti Benedicti. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4,5 Seiten auf 2,5 Blättern. 24 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 22,2 x 14,6 cm. Format: 27,8 x 18,3 cm. Text in Schwarz und Rot, mit Überschriften in Rot und Rubrizierung mit Kapitalstrichelung in Rot und 5 roten 2-zeiligen Initialen. Marmorierter Pappband um 1900. Süddeutschland, zweite Hälfte 14. Jahrhundert.

1.200 €

Die Benediktinerregel war eine der ersten kodifizierten Klosterregularien, die der heilige Benedikt von Nursia für sein Gemeinschaftskloster auf dem Monte Cassino verbindlich vorschrieb - und die als Vorbild für alle späteren Regularien am Ende der Spätantike und am Anfang des christlichen Mittelalters steht. Vorhanden sind hier Kapitel XLIX-LII und LVIII-LXI (wobei hier die Blätter verkehrt herum genäht wurden, so dass die Recto- den Versoseiten folgen). Die Handschrift stammt möglicherweise aus einem Zisterzienserkloster, was die charakteristische „punctus flexus“-Interpunktion nahezulegen scheint. Nach den üblichen Posituren zur Gliederung des Textes für den mündlichen Vortrag, waren des „punctus elevatus“, „punctus versus“ bzw. „punctus interro -

gativus“ war im 10. Jahrhundert der „punctus flexus“ als Positur hinzugekommen, um eine Wertpause zwischen dem „punctus“ und dem „punctus elevatus“ anzuzeigen.

Enthalten ist u.a. ein Teil der 52. Regel „De oratorio monasterii“: „Oratorium hoc sit quod dicitur, nec ibi quicquam aliud geratur aut condatur [...].“: „Das Oratorium sei, was sein Name besagt. Es darf dort nichts geschehen noch aufbewahrt werden, was sich nicht paßt. Nach dem Gotteslob sollen sich alle in tiefstem Schweigen entfernen und Gott Ehrfurcht bezeigen; denn will vielleicht ein Bruder noch allein für sich weiter beten, so darf ihn ein anderer nicht durch Mangel an Rücksicht daran hindern. Will auch sonst einer still für sich beten, dann trete er ohne weiteres ein und bete, nicht mit lärmender Stimme, sondern unter Tränen und mit Innigkeit des Herzens . Wer also eine solche Absicht nicht hat, dem sei, wie schon gesagt, nicht gestattet, nach Beendigung des Chorgebetes im Gotteshause zurückzubleiben, damit niemand gestört werde.“ – Provenienz: Sammlung Eric von Scherling (1907-1956), The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Ein Testament aus Piacenza

2872 Jacobino de Burlla. Testamentum domini Jacobini de Burlla (Regeste). Lateinische Urkunde auf Pergament. 1 S. 77 Zeilen. Schrift: Norditalienische Kanzlei-Bastarda in hellbrauner Sepiatinte. Format: 64,5 x 55,5 cm. Mit Initiale und gezeichnetem Kreuzsigillum des Notars. Piacenza (Emilia Romagna), 9 August 1374.

600 €

Das Testament des Jacobino de Burlla, eines Sohnes des verstorbenen Herrn von Castello, in lateinischer Sprache, ausgestellt in der Kirche der Bruderschaft Santo Spirito in Piacenza. Bezeugt wird von vielen ihrer Laienbrüder der Wunsch des Verschiedenen, in der Kirche San Sisto in Piacenza beigesetzt zu werden. Ferner werden umfangreiche Vermächtnisse an die Frau und Familie Burllas formuliert, darunter Franceschina, die Tochter seiner ersten Frau Johanna, und an zahlreiche Klöster und Kirchen, u. a. die Karmeliter von Piacenza. Die bemerkenswert große Urkunde wurde unterzeichnet vom Kaiserlichen Notar Matteo de Bobio mit seinem großen Siegel-Zierzeichen und datiert Piacenza am 9. August 1374. – Mehrfach gefaltet, mit kleinen Fehlstellen an Falzkanten und teils dort mit Braunflecken, insgesamt aber gut erhalten.

Fieber, Pest, Täler und Nichten

2873 Alexander de Villa Dei. Doctrinale. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 1 Bl. 30 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Format: 21,2 x 14,5 cm. Mit großer Federwerk-Initiale, Rubrizierung mit Kapitalstrichelung in Rot. Deutschland, 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.

600 €

Alexander de Villa Dei (auch Alexander Gallus; 1170-1240) war ein aus Villedieu-les-Poêles, Normandie, stammender Augustiner Chorherr, dessen „Doctrinale“, ein lateinisches Lehrgedicht um das Jahr 1200 entstandne war. Gut sieht man hier an dem frühen Fragment die leoninischen Hexameter, in denen Alexander auf der Grundlage von Donat und Priscian die Basiskenntnisse in lateinischer Grammatik den Schülern vermittelt.

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„Haec febris, pestis, neptis vallisque, bipennis, et cassis, lactis et iaspis, restis et aspis et pellis, turris, verstis, pelvis quoque, cuspis; glis glissis, glitis et patronymica iungis“. – Am Bug auf den Text beschnitten, dadurch verso kleiner Buchstabenverlust, etwas stärker fleckig und angeschmutzt, aber sehr gut lesbar, mit Randglossen und Einträgen, Randläsuren und hübsches, nahezu Kreisrundes Knorpelloch mit umgehendem Text. Provenienz: 1964 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2874 Straßburg. Beurkundung eines Häuserverkaufs in Straßburg für 4 Silberpfund. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Blatt. 29 Zeilen. Schrift: Deutsche Kanzlei-Bastarda. Schriftraum: 20 x 39,5 cm. Format: 43,5 x 25,5 cm. Mit großer Zierinitiale „W“, Plika mit französischer Regeste des 19. Jahrhunderts, großes rundes Wachssiegel an roter Hanfkordel). Straßburg, 1387. 800 €

Vom Stadtnotar 1367 beglaubigte Urkunde, die mit dem großen Städtesiegel der Stadt Straßburg versehen wurde, angehängt an ein rotes Flechtband an der Plica. Beurkundet wird vom „Meister und Rat der Stadt Straßburg“ Werner Sturm der Verkauf eines Grundstücks und Hauses in der Stadt für vier Silberpfund: „Wir Wernher Sturm der Meister und der Rat von Strazburg thun kund allen den die disen brief geshent und gehörent lesen ... zu einem wahren urkunde so ... samt Insigel an diesen brief gehencket. Derwart geben an sant Jacobess abent des zwelfboten in dem Jar do man zahlt nach Gotz geburte Dreitzehenhundert Jar Echtzig und sieben Jar. Mit weiteren älteren und alten Regesten verso und auf der Plica: „Constitution d’une vente de 4 livres en argent sur une maison à Strasburg en faveur du couvent de St. Claire“. – Kaum Löchlein oder Risse, sehr gut erhalten, ausgezeichnet leserlich. Das große Wachssiegel mit ca. 9,5 cm Durchmesser im äußeren Rand mit Ausbrüchen, insgesamt aber im Korpus gut erhalten und gut sichtbar (Buchstabenverluste im Rand). Provenienz: Jacques Rosenthal (Horst Koch), Eching, ab 1. Juni 1971. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 188. Abbildung Seite 48

2875 Vita beatae Mariae virginis et salvatoris metrica. Fragment einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 1 Bl., 2 S. (Fragment). 2 Spalten. 34 Zeilen. Schrift: Gotica Bastarda. Format: 24,8 x 19,4 cm. Mit 6 große 2-zeiligen Initialen in Rot, Rubrizierung mit Kapitelüberschriften in Rot und Kapitalstrichelung. In Umschlag mit Titelschild. Bogen, Minoritenkloster, Ende 13., Anfang 14. Jahrhundert.

1.200 €

Fragment einer Handschrift mit dem Marienleben aus dem Franziskaner-Minoritenkloster zu Bogen in Niederbayern bei Straubing. Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt Bogenberg gehört zu den bedeutensten katholischen Wallfahrtskirchen des Bistums Regensburg und gilt als die älteste Marienwallfahrtskirche Bayerns. Das Fragmentblatt enthält den Schluss des Prologs und Anfang des 2. Buches der „Vita beatae virginis Mariae et salvatoris metrica „ bzw. „Vita beatae virginis Mariae et salvatoris rhythmica“, die auch als „Grazer“ bzw. „Seckauer“ zwischen 1280 und Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden war. Vgl. dazu die Forschungsarbeit von Gerhard Eis (1908-1982), Neue Perga -

mentfragmente mittelhochdeutscher Reimdichtung, in: Colligere Fragmenta, Festschrift Alban Dold, 1952, S. 265-275. – Verso mit Leim- und Montageresten von Einbandaufklebung, oben und verso links beschnitten mit Textverlust, verso beide Kolumnen jedoch bemerkenswert gut erhalten. Provenienz: Albert Lauter, München, 1950. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 92. Mit als Titelschild montierter Fiche auf dem Umschlag „Handschrift 45 der Vita beatae Mariae virginis et salvatoris metrica im Besitz von Prof. Dr. Gerhard Eis, Freising, Domberg 16, ist nach den Grundsätzen der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Prof. Dr. Gerhard Eis ...aufgenommen worden“.

Abbildung Seite 50

2876 Missale anglicum. Einzelblatt aus einer lateinische Handschrift auf Pergament. Fragment eines Blattes mit 2 Seiten. 2 Spalten. 27 (von?) Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum (Fragment): ca. 16 x 20,4 cm. Format: 27,5 x 22 cm. Mit Rubrizierung, 10 blauen Initialen mit reichem roten Federwerk, Texthervorhebungen in Rot. England, um 1390.

400 €

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Missale nach dem englischen Ritus wohl aus dem Ende des 14. Jahrhunderts in lateinischer Schrift. Enthalten sind Messtexte zum ersten Sonntag in der Fastenzeit. Mit die Kolumne weitgehend begleitendem reichen Federwerk und hübschen großen blauen Majuskel-Initialen. – Oben beschnitten, Einbandmakulatur, links mit größeren Braun-

flecken und kleinen Montagelöchern, etwas gebräunt und angestaubt, die blauen Initialen teils etwas abgeplatzt, der Text aber meist sehr gut lesbar. Provenienz: 1973 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

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„Und es war ein Mensch in der Schule, besessen von einem unsauberen Teufel“

2877 Lukasevangelium. 2 große Blattfragmente einer Handschrift mit Teilen aus einem liturgischen Werk. 2 Bl. 2 Spalten. 33 Zeilen. Schrift: Gotica textualis, 22,2 x 13 cm. Format: 31 x 19 cm bzw. 29,5 x 19,5 cm. Mit reicher Rubrizierung, Text in Schwarzbraun und Rot sowie 8 (4 blauen, 4 roten) 2-zeiligen Initialen. Südwestdeutscher Raum, Ende des 14., Anfang des 15. Jahrhunderts. 800 €

Zwei als Einbände benutzte Blätter wohl derselben liturgischen Handschrift, eines Antiphonale, die für unterschiedliche Werke des 17. Jahrhunderts zur Anwendung kamen. Vorhanden sind zwei Teile mit Wec hselgesängen zu den Heiligenfesten sowie Teilen des Lukasevangeliums: „In illo tempore exurgens Maria abijt in montana cum festinatione in civitate luda“ (Maria aber stand auf in den Tagen und ging auf das Gebirge eilends zu der Stadt Juda‘s; Lk 1, 39) sowie „In illo tempore: Descendit ihesus in capharnaum civitatem gahlee ibi que docebat [il]los sabbatis. Et stubebant in doctrina eius quia in potestate erat sermo ipsius. Et in synagoga erat homo habens demonium“ (Und Jesus kam Kapernaum, in die Stadt Galiläas, und lehrte sie am Sabbat. Und sie verwunderten sich seiner Lehre; denn seine Rede war gewaltig. Und es war ein Mensch in der Schule, besessen mit einem unsauberen Teufel; Lk 4, 31f.). – Etwas berieben, gestaucht, minimal fleckig, ein Fragment für den Band am Rückdeckel mit Pergamentfragment-Ansetzung und zwei Nähten. Einmal hs. Besitzvermerk und einmal montiertes TSchildchen

auf den VDeckel. Gut leserliches und klares Schriftbild. – Darin: I. Caspar Movius. Psalmodia sacra nova. Das ist: geistlicher Concerten newes Werck. 30 Bl. Mit Holzschnitt-Bordüre auf dem Titel und typoraphischem Notendruck. 19 x 16 cm. Rostock, Johan Richel, 1636. - Unbeschitten. Etwas braunfleckig und mit wenigen umgekn ickten Ecken. Exlibris auf dem Vorsatz. - Selten. - II. Derselbe. Triumphus musicus spiritualis. Das ist: Newe geistliche Triumph Lieder, darunter ausserlesene deutsche Kirchen Gesänge, trostreiche Psalmen, und andere schöne biblische Spr üche. 14 Bl. Mit Holzschnitt-Bordüre auf dem Titel und typographischem Notendruck. 18,5 x 15,5 cm. Ebenda 1640. - Papierbedingt gebräunt und mehrere umgeknickte Ecken. Exlibis auf dem Vorsatz. Selten.

Abbildung

2878 „Heiliger Geist“. Autor. 3 Fragmente einer spätmittelalterlichen deutschen Handschrift. Handschrift auf Pergament. 3 Bl., recto und verso beschrieben. Schrift: Gotica textualis. Format: zwischen 5,5 x 4 und 11,5 x 10 cm. Mit Rubrizierung. Umschlag. Deutschland Ende 14. Jahrhundert.

300 €

Drei kleine Fragmente mit teils schwer leserlichen Texten einer deutschen theologischen Handschrift, in der etwa das Wort „Hiliger Geist“ sehr gut hervorsticht. – Einbandmakulatur mit entsprechend starken Gebrauchsspuren. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 68. – Beiliegen: 3 weitere Fragmente früher Handschriften. Eis 131.

49 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
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2879 Breviarium latinum. Einzelblatt einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 Spalten. 45 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 21 x 13,2 cm. Format: 26,9 x 18,2 cm. Mit reicher Rubrizierung, Überschriften, Bibelstellen, Absatzmarken und Überschriften in Rot sowie mit 8 großen 3-zeiligen Initialen in Blau mit ausgreifendem rotem Federwerk. England, Ende 14. bis Anfang 15. Jahrhundert.

600 €

Besonders hübsches Blatt einer englischen Breviars-Handschrift, u. a. mit einer Matthäus-Homelie: „Omelia de diversis tractatibus. Matheus igitur evanglista scribeus librum generationis ihesu christi ...“. – Provenienz: 1972 Maggs Brothers, The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Nachlassverzeichnis der Kirche St.-Didier in Villiers-le-Bel bei Paris

2880 Nachlässe an Kirchen und religiöse Einrichtung. Französische Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. Spalten. 33 Zeilen. Schrift: Kanzleibastarda. Format: 20,7 x 15,5 cm. Frankreich, 14.-15. Jahrhundert.

600 €

Eine Auflistung der vielfachen Nachlässe, einschließlich der Kirche von St.-Didier in Villiers-le-Bel, nördlich von Paris, vielleicht als Teil eines Testaments. – Wurmlöchrig, mit kleinen Buchstabenverlusten, Text teils leicht verwischt, meist aber lesbar, unten ist das Blatt abgeschnitten mit Textverlust. Provenienz: The Marvin L. Colker Collection, London.

Abbildung

50 Mille Annos Manu-Scriptum
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2881 Fuller, Richard. Englische Pachturkunde aus Postwick. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. 18 Zeilen. Schrift: Leicht kursive Kanzlei-Bastarda. Schrift raum: 11 x 26,8 cm. Format (ohne Plica): 13,9 x 29,7 cm. Norfolk, 10. I. 1406.

200 €

Die Urkunde von einem Ehepaar Richard und Alice Fuller an John Thurkyld und andere aus Postwick, eine östlich gelegene Gemeinde in England, heute mit Witton vereint. – An der Plica mit zwei beschriebenen und einem leeren Pergamentstreifen, aber ohne Siegel. 2 kleine Einträge verso. Provenienz: William Salloch 1964. The Marvin L. Colker Collection, London.

2882 Schöppensprüche. Deutsche Handschrift auf Pergament. Einzelblatt . 2 Spalten. 27 Zeilen. Schrift: Textura gotica. Schriftraum: 22 x 15,4 cm. Format: 27 x 18,4 cm. Mit Rubrizierung und 4 Initialen in Rot und Blau. In Kartonumschlag eingelegt. Oberschlesien, Anfang des 15. Jahrhunderts.

900 €

Ein Blatt aus dem Urteil eines Oberhofes in deutscher Sprache, aus Oberschlesien. Fixiert wurden diese Urteilssprüche verschiedener Städte, Dörfer und Weiler, immer wieder auch in spätmittelalterlichen Handschriften. Vor allem in Osteuropa fand man viele dieser, in der Folgezeit oft als Makulatur verworfenen Manuskripte: „Als so als ir uns enboten habt an ewren vrine das ir uns der rede und der Sache nicht entschaiden muget als ir czu reckte schullet wir schriben [...]“. Beiliegt ein ausführlicher Transkriptionsversuch von Dr. Walther Dolch (1883-1914) und Gerhard Eis (1908-1982) sowie ein Zettel mit Hinweisen auf die Veröffentlichungen: G. Eis, Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften süddeutscher Bibliotheken, in: Stifter-Jahrbuch VIII (1964), S. 162-165 G. Eis, Forschungen zur Fachprosa, Bern und München 1971, S. 341343. – Text recto teils, verso fast vollständig abgerieben, mit größerer Fehlstelle in der rechten unteren Ecke,verso mehrere ältere und jüngere Einträge. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 11. Mit auf den Umschlagdeckel montierter Fiche „Handschrift 11 (Peters) Schöppensprüche (oberschles.), aus d. 15. Jhs.“ im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Deutsche Kommission, Handschriftenarchiv) von Herrn Dr. Walter Dolch im ... aufgenommen worden“. Abbildung Seite 52

Apokalypse now: „De extremo iudicio“ –Vom jüngsten Gericht

2883 „De adventu christi in iudico“. Lateinische Handschrift auf Papier. 8 Bl. (mit alter roter Nummeriertung ccxli, ccli etc.). 2 Spalten. 30 Zeilen. Schrift: Gotica tex-

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tualis. Schriftraum: 18,4 x 12,4 cm. Format: 29 x 20 cm. Mit einigen größeren Lombarden in Rot und Blau, kalligraphischen Folgewörtern (mit Tintenfraß), etwas Federwerk Süddeutschland, vielleicht Vorarlberg, erste Hälfte des 15. Jahrhunderts.

700 €

Spätmittelalterliche liturgische Handschrift mit Passagen zum Jüngsten Gericht nach der Apokalypse des Johannes, möglicherweise ein Fragment aus einem Evangelistar. Mit den Kolumnentiteln „De adventu Christi in iudicio“, „De die Domini“, „De extremo iudicio“, „De talentis“. – Einige größere Fehlstellen durch Tintenfraß, Blätter teils gewaschen und restauriert, mit Abklatsch und Textverlusten, oft aber gut leserlich. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthat (Hans Koch), Eching, 1971. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 160.

2884 Bernhard von Clairvaux. Vita noviciorum. Lateinische Handschrift auf Papier. 8 Bl. mit 16 S. Ca. 25 Zeilen. Schrift: Bastarda kursiva. Schriftraum: 10 x 6,8 cm. Format: 14,5 x 10,5 cm. Italien, frühes 15. Jahrhundert.

500 €

Die vollständige erste Lage der „Vita noviciorum“, die dem Heiligen Bernhard von Clairvaux (1090-1153) zugeschrieben wird und die Anweisungen und Ratschläge für Novizen enthält, über den Eintritt in das Kloster, über das klösterliche Leben, gefolgt von Auszügen aus den „Verba seniorum“ (aus der Vitae patrum, Buch V), in der ein junger Bruder Äbte und andere Älteste und Heilige über das Leben eines Mönchs und die Versuchungen des Teufels befragt, alles in Latein. – Provenienz: 1970 Bernard Rosenthal, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung 2882

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2885 Cleveland. Urkunde zur Übertragung von Land in North Yorkshire. Lateinische Handschrift auf Pergament. 10 Zeilen. Schrift: Bastarda cancellaria. Format: 11,8 x 29,2 cm. Mit Resten eines Lacksiegels an einem Pergamentband der Plica. Baldersby, 29. März 1422.

280 €

In Baldersby, einem historischen Weiler und Bürgergemeinde North Yorkshire, England, westlich gelegen von Thirsk und nordöstlich von Ripon. Übereignet wird der Landstrich in Cleveland von einem gewissen John de Baldersby einem Thomas Gawnton und anderen. – Provenienz: 1968 Winifred Myers, The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2886 Boethius, Anicius Manlius Severinus. De philosophia consolatione. Einzelblatt einer lateinische Handschrift auf Papier. 2 S. auf 1 Bl. 13 Zeilen. Schrift: Bastarda mit Interlinear- und Marginalglossen. Schriftraum: 16,6 x 9,8 cm. Format: 26,7 x 20,3 cm. Mit Marginalkommentar in blassbrauner Sepia. Deutschland, frühes 15. Jahrhundert.

500 €

Fragment einer Handschrift aus dem wohl bedeutensten Werk des Anicius Manlius Severinus Boethius (480-524), des spätantiken römischen Gelehrter, Politikers und neuplatonischen Philosophen, aus dessen Schrift zur Ethik und Metaphysik: „De Consolatio philosophiae“ („Der Trost der Philosophie“), hier mit dem Text in einer breiten, fetten Bastarda vom Anfang des 15. Jahrhunderts und einem weiten Linienschuss, der zahlreiche interlineare Kommentare aufnehmen konnte. Verso

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finden sich dann darüber hinaus noch weitere umfangreiche Randglossen. Vorhanden ist ein Teil aus Buch IV, 7. – Rand im Bug mit Ausrissen, sonst Einrisse und Flecken, sowie Montage und Leimspuren einer einstigen Benutzung des Blattes als Einbandmakulatur. Provenienz: 1964 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2887 Horae BMV. Einzelblatt eines großen Stundenbuchs. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 38 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 23,2 x 14,7 cm. Format: 31,7 x 22 cm. Mit Rubrizierung, Text in Braunschwarz und Rot, elf 1-zeiligen, einer 2- und einer 4-zeiligen Initialie und Federwerk in Rot und Blau. Deutschland oder Schweiz, um 1425.

200 €

Einzelblatt aus einem ungewöhnlich großen, möglicherweise für einen Fürsten hergestellten spätmittelalterlichen Stundenbuch mit Passagen aus dem Sanctoral für Anfang Dezember. – Minimal gewellt, fingerfleckig, kaum Löchlein, unwesentlich angeschmutzt. Provenienz: 1963 Kitty Zeller. The Marvin L. Colker Collection, London.

Alte und neue Offizien-Handschriften mit „angenähtem“ Psalter

2888 Landshuter Schatzverzeichnis. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 Bl. mit 2 S. Ca. 56 bzw. 54 Zeilen. Schrift: Bastarda currens. Format: 34 x 19,8 cm. Landshut (Oberbayern), Anfang 15. Jahrhundert.

1.400 €

Umfangreiches Verzeichnis eines Kirchenschatzes für die Inventur in der Gegend um Landshut. Aufgeführt werden Gold- und Silberpokale, Messgewänder und die üblichen beweglichen Ausstattungsgegenstände einer Kirche, vor allem aber auch eine wohl umfangreiche Bibliothek „An pücherij“:

„Hie ist vermerkt die ornat und kleinrat die an kelchen puchery messgewant und ander ornat in Sant Marteins sagrar sind zugehorent Item zwei groß Kelch ain rote corporal taschen mit ain corporal und acht und zway opffer ... das alles ist fein silbern...“ Dann folgt ein großer Absatz „An pücherey“: „Item das groß puch ... mit aime plenarium und ein alte schrifft puch mit einem plenarium ein alt buch das der hans swab het mit einem klaynen plenarium, ain groß passional ... item zwei officinalia, altz und news mit angenätten psaltery ...“ (12 Zeilen), es folgen „Gesangpücher“ (3 Zeilen), sodann „Gute messgewand“ etc. Mit der Beschreibung von Hans Koch (1897-1978) des Antiquariats Jacques Rosenthal, Eching: „Erläuternde Inventaraufstellung von ca. 130 Gegenständen zum gottesdienstlichen Gebrauch in einer St. Martins -

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kirche im bayerischen Schwaben, vielleicht Memmingen. Deutschsprachige Handschrift ... dabei einige schwer leserliche Orts- und Personennamen. Aufgezählt u.z.T. näher beschreiben werden Leuchter, Rauchfässer, Monstranzen, Liturgische Gewänder, Altartücher, eine ‚pücherei‘ von Antiphonarien, Breviarien, Gradualien, Missalien, Psalterien u. a. Leicht fleckig“.

Veröffentlicht von Paul Lehmann, Beiträge zur Forschung aus dem Antiquariat Jacques Rosenthal, München 1913, S. 16ff. Ferner Peter Assion, Ein Landshuter Schatzverzeichnis aus dem 15. Jahrhundert, in: Ostbair. Grenzmarken, Passauer Jahrbuch XI (1969), S. 303-312. –Leicht fleckig, kaum angestaubt. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch) 22. April 1968. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 152.

Abbildung Seite 54

Beichte der Metzger, Gewürzhändler und Barbiere

2889 Confessio. Fragment einer lateinischen Handschrift auf Pergament. 8 S. auf 2 Doppelbl. 32 Zeilen. Schrift: Bastarda kursiva. Schriftraum: 11,6 x 8,5 cm. Format: 17,4 x 12,7 cm. Italien, 15. Jahrhundert. 1.000 €

Kommentar zur Beichte und Beichtpraxis, hier mit einer Liste der verschiedenen Berufe der Beichtenden, darunter Metzger, Gewürzhändler, Barbier, Kaufmann, Rechtsanwalt, Richter, Rektor und weitere. – Provenienz: Aus der Sammlung von Jan Tschichold (1902-1974), der

animmt, dass die Handschrift aus San Nazzaro am Lago Maggiore kommt. Dawson’s, Los Angeles, 1965. Quaritch Kat. 1434, Medieval and Renaissance Manuscripts, 2016, Nr. 48 (nur 1 Doppelblatt). The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung Seite 55

2890 Vocabularius Ex quo. Fragment eines deutschlateinischen Wörterbuchs. Lateinische Handschrift auf Papier. 16 nn. Bl. Bis ca. 26 Zeilen (oben trunkiert). Schrift: Gotica bastarda. Schriftraum (Fragment): ca. 15,3 x 12 cm. Format: 20 x 15,2 cm. Mit Rubrizierung, zwei größeren roten Initialen, davon 1 mit grüner Füllung, Kapitalstrichelung und roten Unterstreichungen. Halbleinen um 1900 mit goldgeprägtem RTitel. Deutschland, 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

800 €

Die Buchstaben M, N, O, P eines Vocabularius Ex Quo, eines lateinischdeutschen Wörterbuchs aus dem 15. Jahrhundert, das von den Brüdern Bechtermünz aus Eltville am Rhein, angeblich mit Hilfe des alternden und mittlerweile bankrotten Johannes Gutenberg zusammengestellt wurde. Über 270 Handschriften sind überliefert, deren keiner sich jedoch die vorliegenden Fragmente zuordnen lassen, ferner sind auch schon etwa fünfzig Druckausgaben auf den Markt gekommen. So war das Vocabularius Ex Quo das am häufigsten verwendete spätmittelal-

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terliche alphabetische Wörterbuch in Deutschland. Es galt als Schlüsse l des gehobeneren Bürgertums, das damit in die Lage versetzt wurde, die Heilige Schrift und andere lateinische Texte zu lesen und wörtlich zu verstehen. – Deckelmakulatur, ausgelöst im August 1911 aus: Michael Gaspar Ludorpius, Acta publica inter Matthiam et Ferdinandum II., Frankfurt, Johann Friedrich Weiß, 1621 (lt. Fiche auf dem Innendeckel). Provenienz: Wohl aus der Privatsammlung Eduard Langer, Braunau (Böhmen), Ms. 662. Heinrich Hinterberger, Wien, 1957. Sammlung Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 110. Abbildung

2891 Chronik der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Einzelblatt einer großen lateinischen Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 2 Spalten. 45 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 29 x 19,1 cm. Format: 34,5 x 24,5 cm. Mit Rubrizierung in einigen roten Überschriften. Deutschland oder Mitteleuropa, 15. Jahrhundert. 800 €

Einzelblatt einer handschriftlichen Chronik der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, hier mit Teilen zu Karl II. (823877) auch Karl der Kahle, Karl III. (839-888) oder Karl der Dicke, Ludwig II. (825-875), u. a. Mit fünf größeren Lehrstellen für vorgesehene Miniaturen bzw. Initial-Miniaturen. – Stärker lädiert, einstiges Einbandmaterial mit entsprechenden Bräunungen und Löchern, jedoch ohne großen Textverlust, etwas fleckig und mit älteren Titeleien. Es handelt sich wahrscheinlich um einen nie veröffentlichten Text, zumindest konnten wir ihn nicht nachweisen. Provenienz: 1964 Maggs Brothers. The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung Seite 58

2892 König David - Pfingsten. 2 Einzelblätter eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs auf Pergament mit je einer großen Miniatur. 15 Zeilen. Schriftraum: 8,4 x 7 cm. Format: 13,8 x 10,8 cm. Beide Blätter mit breiter, dreiseitiger Bordüre mit zahlreiche Blumen, Blüten und Dornblattranken, zwei 4-zeiligen Initialen auf Blattgoldgrund und jeweils einer großen Miniatur in Bogenrahmen (ca. 8 x 6 cm). Ile-de-France, um 1430.

350 €

Bemerkenswert schöne, überaus feine und in der Figurenauffassung sehr geschickt und künstlerisch gestaltete Miniaturen, wiewohl in nicht mehr ganz frischem Zustand: König David in weiter grüner Landschaft wird mit Goldstrahlen aus dem Himmel erleuchtet, rechts neben ihm seine große goldene Harfe, Maria im Kreise der Apostel wird vom Heiligen Geist des Pfingswunders zur Mission des Christentums in alle Landen beauftragt. – Etwas stärker alt beschnitten, teils mit stärkeren Oberflächenläsuren und Abrieb, teils fleckig und angeschmutzt, wenige Randausbrüche. Abbildung

Antonius Patavinus de Piscibus sermo 2893 Fischpredigt des Heiligen Antonius. Einzelblatt eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs auf Pergament mit großer Miniatur. 18 Zeilen. Schriftraum: 7 x 5,3 cm. Format: 15,7 x 11,8 cm. Mit breiter, dreiseitiger Bordüre mit Akanthus in Gold-Blau, Erdbeeren und roten Blüten

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sowie zwei breiten Dornblatttranken-Teilen verso, Blattgoldstab mit 2-zeiliger Initiale „D“ und Miniatur in Blattgold und Farben in oben abgerundeter Blattgold-Rahmenlinie (6 x 5,1 cm). Ile-de-France, um 1450.

300 €

Auf einem See steht der heilige Antonius von Padua in einem genagelten Holzplankenboot, umgeben von eine Ruderer links und einer Frau rechts, die eine große Lampe hält, während um das Bott die Fische springen. Im Hintergrund die Silhouetten zweier bewehrter Städte mit Mauern, Zinnen und Türmen. „Da ihr euch des Wortes Gottes unwürdig zeigt, wende ich mich an die Fische, um eure Ungläubigkeit noch deutlicher zu zeigen. Und zu Hunderten, zu Tausenden schwimmen die Fische heran und hören die Worte der Ermahnung und des Lobes des Heiligen.“ (Vita). – Gering angestaubt, wenige Wischer, hübsches Blatt. Abbildung Seite 57

2894 Horae BMV - Einzelblatt aus einem Taschengebetbuch. Lateinische Handschrift auf Pergament. 17 Zeilen. Gotica textualis in brauner Tinte. Schriftraum: 8 x 5,5 cm. Format: 14,5 x 10 cm. Mit 14 einzeiligen Initialien, davon 7 in Blau mit rotem und 7 in Gold mit schwarzem Federwerk. Frankreich, um 1450.

80 €

Einzelblatt einem spätmittelalterlichen Stundenbuch, vermutlich aus einem Diurnale stammend, beginnend mit den Worten „Sperabam usque ad mane quasi leo sic contrivit omnia ossa mea [...]“ („Ich dachte: Möchte ich bis morgen leben! Aber er zerbrach mir alle meine Gebeine wie ein Löwe [...])“. – Mit winzigem Montagerest. Leicht wellig, kaum fleckig und mit unwesentlichem Knick. Abbildung

2895 Johannes de Munchberg. Registrum cum summa diligentie Augustini super libros. Lateinische auf Papier. 16 nn. Bl. 2 Spalten. Ca. 66 Zeilen mit Initialspatien. Schrift: Bastarda. Schriftraum: 25,8 x 16,2 cm. Format: 32 x 21,8 cm. Modernes Halbleinen um 1930. Deutschland, um 1410.

800 €

Das in sich geschlossene, ausführliche Register zu den Werken des Kirchenvaters Augustinus, verfasst von dem sich hier nennenden Magister Johannes von Münchberg: „Registrum ad summa diligentia collectum super libros beatissimi augustinj patris nostri magistri Johannis de munchbergk ... ad beatam virginem ...“ (Incipit). – Nur das erste Blatt recto etwas gebräunt, vereinzelt leicht fleckig, wenige Wurmlöchlein, sonst kaum Gebrauchsspuren, im Block sehr frisch und wohlerhalten. Provenienz: Sfoura, Prag, 1939. Sammlung Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 75. Abbildung

2896 Confirmatio Clerici Leodii. Bestätigung der Rechte des Clerus eines Klosters zu Lüttich. Lateinische Handschrift auf Papier. 6 S. auf 3 Bl. Ca. 35 Zeilen. Schrift: Kanzleibastarda. Schriftraum: ca. 15,5 x 10 cm. Format: 20,8 x 14,3 cm. Wohl Lüttich, drittes Viertel des 15. Jahrhunderts

250 €

Bestätigung der Rechte von Mönchen in verschiedenen Klöster von Lüttich (Liège) in lateinischer Sprache, eine Abschrift päpstlicher Bullen von Nikolaus V. (Papst 1447-1455). Die erste ist wohl an das Kloster Sankt Laurentius außerhalb der Mauern von Lüttich gerichtet, datiert 1451. Eine zweite, die die neuen Statuten von Johannes de Heinsberg als Fürstbischof von Lüttich 1419-1456 bestätigt. – Leicht angestaubt, kaum fleckig, interessantes Fragment in schöner Bastarda. Provenienz: 1979 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

2897 Cantus Gregorianus. Einzelblatt aus einer liturgischen Handschrift des Spätmittelalters mit Noten und Text in schwarzbrauner Sepiatinte auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 15 Zeilen. Schriftraum 37,5 x 26,5 cm. Blattgröße 53,5 x 39,5 cm. Mit 6 (4 roten, 2 blauen) Federwerk-Initialen, 14 Gotica-Initialen mit grüner und gelber Schattierung sowie Knollenblütenornament sowie großer 4-zeiliger figürlicher Initiale in Gold und Farben mit Federwerk-Kolumnensteg und 3 Goldpunkten. Wohl Mittelitalien, um 1460. 1.400 €

Großes Blatt einer spätmittelalterlichen Handschrift mit einem Teil des ‚Cantus choralis sive ecclesiasticus‘, dem Gregorianischen Gesang nach der Liturgie, hier zur Matutin, der frühen Morgenandacht aus den Stundengebeten im Antiphonale:

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„Ad matutinum invitatorium. Exultent in domino sancti alleluia. Magistri sancti alleluja. Stabunt iusti in magna constantia adversus eos qui se angustiaverunt alleluja. Sancti et iusti in domino gaudere alleluja“ (Mit großer Zuversicht treten die Gerechten denen entgegen, die sie einst bedrängt und ihre Mühsale für nichts erachtet haben. Selig der Mann, der den Herrn fürchtet, Halleluja, an seinen Geboten freut er sich sehr). Der Psalmentext hebt mit einer großen, 4-zeiligen Prunkinitiale „B“ an, für „Beatus vir qui metuit Dominum, alleluia; In mandatis eius cupit nimis“ (Selig der Mann, der den Herrn fürchtet, Halleluja). Die Initiale mit roten Balken und nachtblauem Binnengrund ist jeweils reich mit weißen floralen Federwerkvoluten geziert und wird von üppigem Blat twerk begleitet, das in mehreren Stufen von Grün bis Gelb changiert. Einbeschrieben ist sie in ein mit leuchtend schimmerndem Blattgold ausgelegtes Quadrat mit konkav rückschwingenden Seiten. Die linke ist geöffnet, aus ihr wächst grünes Blattwerk mit Goldblüten heraus, das in feinstem Federwerk und zwei Goldpunkten endet.

Auf dem Blaugrund erscheint die Figur eines Heiligen in weitem roten Mantel, grünem Toga-Untergewand und violettem Überwurf sowie einer charakteristischen roten, sich nach oben konisch verbreitenden Mütze, hinter der ein Goldnimbus blitzt. Der Heilige hält in seiner Rechten ein rundes, goldenes Gefäß, das innen viergeteilt ist und in das er sich wohl mit einem Stift (Federkiel? Pinsel?) einzutauchen anschic kt. Möglicherweise wurde hier der Miniaturmaler dargestellt, der durch seine Arbeit an der Heiligen Schrift selbst zu einem Nimbus kam. So könnte das Gefäß die vier Grundfarben Rot, Gelb, Blau und Grün enthalten. Diese These sollte kunsthistorisch geprüft werden. Gesichtsmodellierung, Gewand, Hände, der charakteristische rote Hut sowie die Ornamente der Initiale deuten allesamt auf den Entstehungsort Italien hin. Es ist wahrscheinlich, dass die Handschrift und ihre Miniaturen Anfang der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im nördlichen

Mittelitalien entstanden waren. Vgl. etwa die ähnliche Kopfbedeckung des Herzogs von Urbino Federico da Montefeltro auf dem berühmten Porträt des Piero della Francesca. – Stegknick rechts, gering wellig, unten leicht abgegriffen und minimal angestaubt, vereinzelt minimal fleckig, insgesamt sehr schön. Die Miniatur ist hier und da unwesentlich berieben, kaum Farbabplatzungen, auch der Goldauftrag nur mit wenigen winzigen, kaum sichtbaren Fehlstellen oder Bereibungen. Prachtvoll. Abbildungen Seite 60

Die Weiterentwicklung der Textura zur Bastarda in England 2898 Tractatus de virtutibus et vitiis. Einzelblatt einer lateinischer Handschrift auf Pergament. 2 S., 1 Bl. 2 Spalten. 47 Zeilen. Schrift: Gotica bastarda anglica. Schriftraum: 22,6 x 14,5 cm. Format: 26,3 x 19,4 cm. Mit Rubrizierung, roten und blauen Absatzmarken soiwe 3-zeiliger blauer Lombarde „D“ im roten Federwerkkasten. England, 15. Jahrhundert.

1.200 €

Bemerkenswert schönes Blatt aus einer spätmittelalterlichen Etymachie, einem Traktat über Tugenden und Laster, geschrieben in einer ausgezeichneten Bastarda, eine Fortentwicklung der Gotica textualis, die raffinierteste Schwünge und neue Abkürzungen ausprägt und eine neue Vertikalausrichtung bekommt: So sind die Buchstabenlängen deutlich gezogen und schlagen ganz besonders in der ersten und letzten Zeile jeder Kolumne in den Rand aus, teils schon mit linken Kursivschwüngen und Schleifen wie bei dem Buchstaben „d“. Möglicherweise bis dato

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Mille Annos Manu-Scriptum

unbekannter Text, der geprüft werden müsste. – Einbandmakulatur etwas leimschattig, mit Wurmlöchlein, aber nur wenigem Buchstabenverlust, kaum Läsuren, Text gut lesbar. Provenienz: 1972 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2899 Antiphonale. Umfangreiches Fragment einer spätmittelalterlichen liturgischen Handschrift im Monumentalformat. Lateinische Handschrift auf Pergament. 120 Bl., gezählt 13-132. 5 Zeilen mit romanischer Quadratnotation auf rotem, fünflinigen System. Schrift: Gotica rotunda. Schriftraum: 51 x 29,5 cm. Format: 65 x 40,5 cm. Mit 121 prachtvollen Initialen in BanzugfederKalligraphie und 118 in vielfacher Farbigkeit kolorierte Initialen, teils mit kleinen Grotesken. Reich blindgeprägtes, dunkelbraunes Kalbsleder (mit Fehlstellen, Ein- und Ausrissen, stärker angeschmutzt und -gestaubt, Gebrauchsspuren) über festen (teils alt restaurierten bzw. ergänzten) Holzdeckeln (ohne Schließen). Frankreich, um 1630.

5.000 €

Besonders umfangreiches, bis auf die ersten 12 nummerierten Blätter wohl vollständig erhaltenes, gewaltig großes und schweres Antiphonar mit Wechselgesängen für den Gottesdienst. Die alte, polyphone Choralmusik des Mittelalters mit den Gregorianischen Gesängen zur Liturg ie im Gottesdienst wurde im Laufe der Jahrhunderte zunehmend mittels Notationen kodifiziert. Dabei wurden die „Neumen“, Winke der Hand, zunächst durch Quadratnoten auf vier- und im 16. Jahrhundert verstärkt auf fünfzeiligem System ersetzt. Oftmals dienten liturgische Handschriften noch bis ins 18. Jahrhundert den Chorgesängen der Mönche. Große, teils monumentale Handschriften lagen dabei auf einem Holzpult in der Mitte des Chores, so dass die ganze mönchische Chorgemeinschaft den Text lesen und die Noten erfassen konnte, die ein Weiser zeigte.

Die Initialen in leuchtenden Farben, Rosé, Violett, Orange, Rot, Blau, Grün etc. zeigen schon den Geist der Renaissance und weisen in die Neuzeit, teils mit höchst fantasievollen Grotesken wie stilisierten Walfisc hen, Gesichtern, die sich anschauen, aber auch einer Statue mit Anker und Taube auf einem geblähten Segel.

Für ein solch großes wie das vorliegende Antiphonar, wurde oftmals eine ganze Rinderherde gekeult, brauchte man doch massenweise Pergament, das bis heute noch als wertvolles Einbandmaterial gehandelt wird. Zusammengezählt bilden die 120 Blätter eine Fläche von nicht weniger als 30 m² Fläche, das entspricht eine Kuherde von 10-15 Tieren. – Blatt 80 mit quadratischem Ausschnitt oben, wenige zeitgenössische Knorpellöcher oder Nahtstellen, kaum fleckig, wenige Gebrauchsspuren, insgesamt wohlerhalten.

Abbildungen Seite 62

Cicero an Trebatius:

„Wie wunderliche Leute die Liebenden sind.“

2900 Cicero, Marcus Tullius. Epistolae ad familiares. Lateinische Handschrift auf Pergament. Fragment 8 Seiten auf 4 Blättern. 19 Zeilen in leicht kursiver humanistischer Minuskelschrift, mit Überschriften in blassroten Versalien, vier größere blassrote Initialen. Schriftraum 10,6 x 6,4 cm. Format 15,6 x 11 cm. Moderner Dunkelbrauner Pappband. Italien, Mitte bis zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts, ca. 1460.

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800 €

Seltenes, besonders schönes Fragment einer wohl norditalienischen Cicero-Handschrift auf Pergament, die bezeugt, wie populär der große Rhetoriker unter den Humanisten Italiens war: Enthalten ist ein Teil der Epistola ad Familiares VII, u. a. „CICERO TREBATIO. Quam sint morosi, qui amant, vel ex hoc intelligi potest: moleste ferebam antea te invitum istic esse; pungit me rursus, quod scribis esse [...]“ (XV. Scr. Romae a.u.c. 701) - „Wie wunderliche Leute die Liebenden sind, das können Sie auch hieraus sehen. Vorher war es mir verdrießlich, daß Sie mit Widerwillen dort waren; jetzt lockt es mich wieder, daß Sie mir schreiben [...]“. – Provenienz: 1982 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

2901 Buxheimer Fastenpredigt. Deutsche Handschrift auf Papier. 10 nn. Bl. mit 20 S. Ca. 22-33 Zeilen. Schrift: Bastarda. Schriftraum: ca. 16 x 12 cm. Format: 20 x 15,4 cm. Modernes Halbleinen mit Marmorpapier-Bezug. Kartause Buxheim, 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

1.800 €

Sehr seltenes Dokument einer Fastenpredigt aus dem bedeutenden Kartäuserkloster im oberschwäbischen Buxheim bei Memmingen in Bayern, dessen Gründung wohl schon auf das Jahr 1100 als Kollegiatstift zurückgeht. 1402 wurde das Kloster an die Kartäuser übergegeben, die es bis zur Säkularisation führten. Die vorliegende Handschrift ist also in den ersten Jahren der Kartause entstanden, wohl zwischen 1460 und 1480. In der Predigt geht es um Versöhnung und die Gnade Gottes, mit dem Incipit „Dise wort scheibt unß sant pauls zu korinthern in der andern kanonik am sechste tail“.

61 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
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Ausführliche Forschungsarbeiten über die vorliegende Buxheimer Fastenpredigt lieferten die Mediaevisten Josef Werlin, Karin Morvay, Dagmar Grube und Wolfram Sexauer: Josef Werlin, Eine Fastenpredigt aus dem Kloster Buxheim, in: Leuvense Bijdragen 53 (1964), S. 27-29 (mit Abdruck von Bl. 1). Karin Morvay und Dagmar Grube, Bibliographie der deutschen Predigt des Mittelalters. Veröffentlichte Predigten (MTU 47), München 1974, S. 197 (T 199). Wolfram D. Sexauer, Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation (Europäische Hochschulschriften I,247), Frankfurt a.M. u.a. 1978, S. 149. – Ausgelöst aus Einbandmaterial, daher teils mit stärkeren Wurmgängen, Löchlein, Leim- und Montageresten, jedoch nur mit wenigen (erschließbaren) Textverlusten. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 127. Handschriftencensus für die Handschrift unter 20018. Abbildung

2902 Horae BMV. Einzelblatt eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs. Lateinische Handschrift auf Pergament. 2 S. auf 1 Bl. 15 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 9,3 x 6,5 cm. Format: 12,3 x 11,1 cm. Mit Rubrizierung und 7 (vier 1-zeilige und drei 2-zeilige figürliche) illuminierten Initalen in Blattgold und Farben, 4 Zeilenfüller

in Blattgold und Farben sowie 4-seitige Bordüre in Pinselgold, Blattgold und Farben. Nordfrankreich, um 1470.

400 €

Besonders hübsches, dekoratives Blatt in leuchtendem Blattgold: mit illuminierten Initialen und Zeilenfüller, davon drei Initialen in Blattgold mit winzen Köpfen von Heilige. Links oben und unten Bordürestege in schillerndem Blattgold und Farben, rechts eine breite Pinselgold- Bordüre mit Rauten, blauem Akanthus und roten Blüten. – Provenienz: 1963 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Andere aus demselben Manuskript waren im Bulletin 1, 1962, Nr. 9, und eines ist abgebildet in R. Lister, The Miniature Defined, Cambridge, 1963, Taf. II. Abbildung

Stabat Mater – Maria aber stand am Grabe und weinte 2903 Lektionar. Liturgische Handschrift mit Texten aus den Evangelien. Lateinische Handschrift auf Pergament. 8 Seiten auf 4 Blättern. 23 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 18,5 x 11,8 cm. Format: 24,8 x 17,7 cm. Text in Schwarzbraun und Rot, mit Rubrizierung, Überschrif ten in Rot, Kapitalstrichelung sowie fünf 2-8-zeiligen Initialen in Rot und Blau. Marmorierter Pappband um 1900 (kaum berieben). Deutschland, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.

700 €

62 Mille Annos Manu-Scriptum
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Größeres Fragment eines spätmittelalterlichen Lektionars, möglicherweise aus dem westfälischen Raum oder Westdeutschland. Enthalten sind die „Feria quarta“ und „Feria Quinta“ und „Feria Sexta secundum Johannem“ sowie „Sabbato“ bis „Dominica in octavus pasche“, ebenfalls nach Johannes, enthaltend die zentrale Bibelstellen aus dem JohannesEvangelium zur Passion: „Maria stabat ad monumentum foris plorans dum ergo fleret inclinavit se et prospexit in monumentum et vidit duos angelos in albis sedentes unum ad caput et unum ad pedes ubi positum fuerat corpus Jesu ...“ (Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten). Wie kaum eine andere Passage des Bibeltextes hat diese zahlreiche Komponisten im „Stabat Mater“ zu unsterblicher Musik inspiriert. – Außensteg des letzten Blattes abgeschnitten, teils mit stärkeren Bräunungen, etwas alt angeschmutzt, wenige Läsuren oder Oberflächenbeschabungen, wohl einst aus einem Einband gelöstes, bemerkenswert umfangreiches und durchgehend sehr gut lesbares Fragment. - Provenienz: Wohl Collection Eric von Scherling (1907-1956), dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung Seite 64

2904 Responsorium. 9 Blätter aus einer spätmittelalterlichen Monumentalhandschrift. 9 Zeilen mit Text und romanischer Quadratnotation auf vierzeiligem roten Sys-

63 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
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2901

tem. Schriftraum: 48 x 30,8 cm. Format: 63,5 x 44 cm. Gotica textualis mit roter Rubrizierung. Mit ca. 40 großen Initialen in Schwarzbraun, Rot und Blau, in reichen rechteckigen oder quadratischen Federwerkkästen, eine auch mit etwas Goldhöhung . Wohl Norditalien, um 1480.

500 €

Bemerkenswert schöne, sehr sauber gegerbte, nur selten mit Einschlüssen oder zeitgenössischen Ausbesserungen versehene Blätter einer Antiphonale- oder Responsoriumshandschrift auf hochwertigem, monumentalgroßen Pergament und in einer auffallen sauberen Handschrift, einer Gotica textualis in Schwarzbraun. Auch die Initialen sind prächtig, mit reichem und feinstem Federwerk umspielt, vor allem die roten und blauen, die auch Blattmotive, Schlingwerk-Knoten oder Knospenmotive zeigen. Die Incipits bzw. Kapitelanfänge in kleinerer Rotschrift: „Responsoria infra octava [Epiph]“, „In sesto sancti Jacobi ad vesperas antiphona psalmos feriales“. – Kaum fleckig, breitrandig und meist sehr wohlerhalten, dekorativ.

Abbildung

Kalenderfragment aus einem Angelsächsischen Stundenbuch

2905 Kalendarium eines Stundenbuchs des englischen Ritus. Lateinische Handschrift auf Pergament. Fragment mit 4 Blättern und 8 Seiten (2 genähte Doppelblätter). 31 Zeilen. Schrift: Textura gotica. Reglierter Schriftraum: 14,8 x 9,6 cm. Format: 17,6 x 13,4 cm. Mit Text in Braunschwarz, Rot und Blau, mit 7 (von 8) Blattgold-Initialen in Farbigen Kästen mit Federwerk und auslaufenden Goldpunkt-Ornamenten. Nordengland, Ende 15. Jahrhundert. 400 €

64 Mille
Annos Manu-Scriptum
2903
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Hübsches Kalendarium, dessen Heilige wie St. Cuthbert von Durham oder Wilfrid von York nach Nordengland deuten, was auch das bemerkenswert schwere Pergament bestätigt, ebenso wie die gelängten Buchstabenhälse. – Provenienz: 1973 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London.

Monument deutscher Sprache vor dem Weißkunig und Theuerdanck

2906 Maximilian I., röm.-dt. Kaiser. Wappenbrief mit der Verleihung eines Wappens an die Gebrüder Hans, Michael und Konrad Photen. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. auf 1 gefaltetem Blatt. Zeilen. Schrift: G otica textualis, Textura, Bastarda etc. Schriftraum: 60 x 34 cm. Format: 15,5 x 44 cm. Mit großer kalligraphischer Initiale „Wir“ und Incipit „Maximilian“ sowie großer Wappenmalerei in Gold und Farben, mit geflochtener Seidenkordel in Rot, Schwarz und Weiß. Nürnberg, 15. April 1491. 1.800 €

Prachtvolle Wappenurkunde an drei Brüder des Nürnberger Hofstaats Kaiser Maximilians I. (1459-1519), der in seinem sechsten Regierungsjahr Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und im ersten König von Ungarn war.

65 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2906 2906

2907

„WIr Maximilian von Gots gnaden Römischer Kunig zu allen Zeiten merer des Reichs ... Bekennen offenlich mit disem briefe und tun kundt daz wir guetlich angesehen haben gottlich Erbarkait redlichkeit tugent und vernunnft damit unser und des REichs lieben getrewen Hanns unser diener und hofgesind auch Michel und Cunrad die Photen von Sanndgraben gebrueder vor unser kuniglichen Maiestat benembt werden ... Geben zu Nuremberg an funffzehenden Tag des Aprilis. Nach Cristi geburt Viertzehenhundert und von Eins und Newntzigsten Unserr Reiche des Römischen im Sechsten und des hungrischen im Ersten Jaren“. Mit ausführlicher Blasonik, der Beschreibung des von einem geschickten Maler dargestellten Wappens. Ohne das einst angehängte Siegel, hier aber mit der originalen Seidenkordel, geflochten aus drei dicken Schnüren in den Farben des Heiligen Römischen Reichs. Das prächtige Wappen ist ein sprechendes, es zeigt: „Mit namen einen Roten Schilt und im gründt desselben ein plabe veldung (i.e. blaue Feld) mit ainem aufgeworffen Sanndtgraben reckende herfür in die Rotveldung zwei Lewen Fueß“), Löwentatzen also als Pfoten für die Gebrüder Photen. – Zwei größere Einrisse an den Falzkreuzen, rechte Einriss mit Fehlstelle und stärkerer Bräunung, dadurch mit Textverlust, sonst aber sehr gut erhalten und frisch, kaum fleckig oder gebräunt - ein Monument deutscher Sprache der Maximilianszeit, noch vor dessen großen Werken wie Weißkunig und Theuerdanck. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Horst Koch), Eching bei

München, 2. August 1971. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 194. Vollständige Transkription im Autograph von Gerhard Eis (1908-1982) beiliegend.

Abbildungen Seite 65

2907 Jahreszeitliche Bauernregeln. Einzelblatt. Deutsche Handschrift auf Papier. 1 Bl., 1 S. 25 Zeilen. Schrift: Bastarda vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Schriftraum: 22 x 15,5 cm. Format: 27,5 x 18,5 cm. Flandern, kurz nach 1500.

600 €

Einzelblatt mit einer Bauernregel wie etwa „Der Bawren Practica oder Wetterbüchlein“ (Erfurt 1557) mit Ratschlägen, den Winter zu überstehen, so man die Stube zu Weihnachten warm einheizen solle und zu St. Martin Wein und Bier trinken möge: „Klayb stüben calixti / hais wol Natalia christj / hab wirtschafft blay / bis frelich esto michi / trinck wein und bier martinj“. Veröffentlicht: Gerhard Eis Mittelhochdeutsche Lieder und Sprüche, München 1949, S. 204-205, 230 (Nr. 69). – Papier etwas brüchig, mit Ausrissen, kleinen Fehlstellen und Wurmlöchlein, jedoch ohne Textverlust, eine Regel wurde alt ausgestrichen. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 86. Abbildung

Feier zur Aufnahme der Novizinnen in einen Schwesterorden

2908 Susceptio ad novitiatum. Lateinische Handschrift auf Papier. 3 Teile in 1 Band. XXXI num., 2 w.; XXVI num., 1 nn., 1 w., 19 nn. Bl. 16-18 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: zwischen 19 x 11,8 cm und 19,5 x 12 cm. Format: 27 x 18,5 cm. Mit Rubrizierung, Text in Rot und Schwarz sowie mit zahlreichen Lombarden, Absatzmarken etc. in Rot und Blau sowie 2 großen 5-zeiligen Zierinitialen in Blau mit reichem floralen Federwerk. Reich blindgeprägtes braunes Kalbsleder d. Z. (Rückenleder meist abgelöst und zur Hälfte fehlend, Gelenke offen, stärker beschabt und berieben, etwas bestoßen) über Holzdeckeln (kleine Eckfehlstellen, ohne die Schließen). Süddeutschland, Anfang des 16. Jahrhunderts. 2.200 €

Umfangreiche, dreiteilige Handschrift auf Papier mit der vollständigen Liturgie zur Aufnahme von jungen Mädchen als Novizinnen in ein Nonnenkloster, wohl im süddeutschen Raum. Handschriften dieser Art und dieses Inhalts sind höchst selten erhalten geblieben, bildeten sie doch einen Teil des „liturgischen Handapparats“ eines Klosters, der ständig in Gebrauch war. Dafür ist die hier vorliegende Handschrift hier in bemerkenswert gutem Zustand. Sie hebt an: „Susceptio ad noviciatum. In singulari. Introducatur ad capitulum sororum petita venia ad interrogationem superioris quod petat.“ (Aufnahme ins Noviziat. Im Einzelnen. Eingeführt wird [die Novizin] in das Kapitel der Schwestern, indem sie um Vergebung der Obersten für ihren Antrag bittet.). Wie in einem Responsorium folgt in Rot „Respondeat“, und dann „Misericordiam dei et oram societatem“ (Ich bete um Gottes Gnade und der Gemeinschaft), „Et postque surrexerit ad vissionem superioris“ (Und dann erhebt sie sich, um die Vorgesetzte zu sehen). Es folgen Fürbitten, Wechselgesänge, vielfach mit Romanischer Quadratnotation auf vierzeiligem System, Gebete in einer vollständigen Gottesdienstfeier.

66 Mille Annos Manu-Scriptum

Interessant sind die genauen „Regieanweisungen“, wie sich die Novizin, die Oberin, die Schwestern zu verhalten haben: „Tunc professa ducatur per ministrum ad locum ei preparatum in presbiterio et ibi maneat usque ad finem misse finita missa presidens casulam deponat et induta cappa incipiat antiphonas sequentes et conventus continuat easdem“ (Darauf wird die Novizim vom Pfarrer zu dem für sie vorbereiteten Platz im Presbyterium geführt und bleibt dort bis zum Ende der Messe. Wenn die Messe zu Ende ist, legt der Präsident die Soutane ab, setzt die Mütze auf und beginnt mit den folgenden Antiphonen und setzt den Gottesdienst fort).

Der zweite Teil enthält die Worte für die Einführung mehrerer Personen in das Noviziat „Susceptio ad noviciatum. Inplurali. Introducantur ad capitulum sororum petita penia ad interrogationem superioris quid petant...“. Der dritte Teil enthält Anweisung zum Schmuck der Kirche und des Altars für die Feier: „De benedictionibus ornamentorum altaris et sacrorum vestimentorum in quibus abbas fulcietur stola et baculo pro pallis altaris“ (Von den Segnungen der Verzierungen des Altars und der Ausstattung der heiligen Gewänder des Gottesdienstes mit Bischofsstab, Altartüchern, Indumenta etc.). – Kaum gebräunt, teilweise leicht feuchtrandig und mit kleinen Fleckchen, dadurch hier und da unwesentliche Textverwischungen, dadurch mit einigen brüchigen Stellen in Spiegelmitte (wohl auch durch Tintenfraß) mit vereinzelten Löchlein und entsprechendem Buchstaben- und hier und da auch etwas Textverlust, insgesamt aber im Korpus gut erhalten und vollstän-

dig. Die Einbandinnenspiegel mit zwei Pergamentfragmenten einer liturgischen Handschrift vom Ende des 14., Anfang 15. Jahrhunderts, wohl einem Lektionar, Text in Schwarz und Rot, ohne eingemalte Initialen.

Einige zeitgenössische, auch spätere Korrekturen, Ergänzungen und Einträge, der vordere fliegende Vorsatz enthält einen längeren hs. Text in einer Bastarda-Kurrent vom Ende des 16. Jahrhunderts mit einem „Officium ad indulgentiam puellam si Dominica“ (Sonntägliche Gottesdienstfeier zum Sündenablass der Mädchen, ließ, der Novizinnen). Auch der schöne, wiewohl restaurierungsbedürftige Einband ist bemerkenswert: Beide Deckel sind reich mit einer hübschen Porträtrolle zwischen Fileten blindgeprägt in sieben vertikalen Reihen und mit zwei verschiedenen Köpfen, wohl eines Feldherrn mit Lorbeer und eines Kaisers mit Krone, ferner ein Dopeladler mit Wappenschild. Abbildungen

2909 Christus im Tempel. Miniatur als Einzelblatt eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs auf Pergament.

Format: 15,5 x 9,5 cm. Mit 2-zeiliger Initiale und nahezu ganzseitiger Miniatur in Farben mit Pinselgoldhöhung. Wohl Niederlande, um 1470.

500 €

67 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
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Mille Annos Manu-Scriptum

Der jugendliche Christus lehrend im Tempel gehört zu den schönsten Motiven des christlichen Heilsgeschehens, das immer wieder Künstler inspiriert hat. Die vorliegende Miniatur zeichnet sich durch besonders viel künstlerische Feinheiten aus, etwa in der Darstellung der angeregt miteinander diskutierenden Pharisäer und Schriftgelehrten, gehüllt in kostbare Gewänder mit Kappen und Turbanen, weiten Mänteln mit Goldbordüren und Spangen. Christus selbst sitzt auf einem hohen türk isfarbenem Thronsitz, der flankiert wird von zwei großen Säulen mit der Darstellung der Allegorien Synagoge und Ecclesia in Grisaille. Unten zwei wildschweinänliche Monstrenköpfe in Pinselgold. – Montiert auf ein größeres Pergamentstück, mit einigen Farbabplatzungen (Gesichter) und kleinem Abrieb, insgesamt aber ein bemerkenswertes Blatt. Abbildung

Eindrucksvolles Beispiel der Frührenaissance in den Niederlanden 2910 Pfingstwunder. Miniatur als Einzelblatt eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs auf Pergament. Format: 15,5 x 9,2 cm. Mit 2-zeiliger Initiale auf Goldgrund und nahezu ganzseitiger Miniatur in Farben mit Pinselgoldhöhung. Wohl Niederlande, um 1510.

800 €

Maria vor einem großen Ehrenthron mit Muschelkalotte und Veluten, der in einer von zwei Marmorsäulen flankierten Architektur steht, im Hintergrund eine Schaufassade in Grisaille, die an einen Triumphbogen erinnern. Alles atmet schon den Geist der italienischen Renaissance, die mit großen Künstlern wie Jan Gossaert, genannt Mabuse (1478-1532) in den Niederlanden einzog. Maria steht andächtig, die Hände gefaltet und erleuchtet von den göttlichen Strahlen, die sich von der Taube des Heiligen Geistes aus einer orange-gelben Aureole auf sie und die zahlreichen Apostel ergießen. Der Anfang „Domine labia mea apries“ ist auf einem Schriftband geschrieben. Ein eindrucksvolles Beispiel der Frührenaissance in den Niederlanden. – Montiert auf ein größeres Pergamentstück, kaum mit Farbabplatzungen. Wie die Miniatur des lehrenden Christus im Tempel stammt auch diese aus derselben Handschrift, ist allerdings hervorragend erhalten.

Abbildung, auch Seite 4

Das Inhaltsverzeichnis des Decamerone Boccaccios von Arrigo

2911 Boccaccio, Giovanni. Das Decamerone in der Übersetzung von Arrigo. Deutsche Handschrift auf Papier. 10 nn. Bl. mit 20 S. Zwischen 28 und 30, maximial 35 Zeilen. Schrift: Deutsche Kanzleibastarda der Maximilians -

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2909 2910

zeit. Schriftraum ca. 22 x 13 cm. Format: ca. 33 x 23,5 cm

Mit zahlreichen kalligraphischen Initialen und Schnörkeln. Kartonumschlag um 1880. Deutschland (Nürnberg oder Augsburg?), ca. 1510-1530 oder Mitte des 16. Jahrhunderts.

3.000 €

Das Inhaltsverzeichnis von Giovanni Boccaccios Hauptwerk, des „Decamerone“, in der Übersetzung des Arrigo ins Deutsche: ein in sich vollständiges Textstück mit der Beschreibung der wohl bedeutendsten italienischen Dichtung des 14. Jahrhunderts in einer prachtvollen, kalligraphischen Reinschrift feinster Ausprägung, einer kaiserlichen Kanzlei-Bastarda wohl vom Anfange des 16. Jahrhunderts. Die Handschrift wurde in den Handschriftencensus aufgenommen (Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters, https://handschriftencensus.de/8248), wobei die Datierung zwischen Anfang und Mitte des 16. Jahrhunderts schwankt: Wetzel setzt 1510-1530 an, Dolch, die 2. Hälfte 15. Jahrhundert.

„Under dem gewalt und regiment der kunigin philomena / so die zuchttig gesellschaft sagen wirt von den personen ...“. „Hinter dem Pseudonym Arigo, der italienischen Form für ‚Heinrich‘, verbirgt sich der

Übersetzer der ersten deutschen Gesamtübertragung des ‚Decameron‘. Dieser Übersetzer ist nicht, wie man früher annahm, mit dem Nürnberger Heinrich Schlüsselfelder, dem Schreiber einer Handschrift der ‚Blumen der Tugend‘ (St. Gallen, Vad. Ms 484) identisch. Auch ältere Identifizierungen des 19. Jahrhunderts, etwa Karl Dreschers Versuch, ihn mit Heinrich Leubing, dem Pfarrer von St. Sebald in Nürnberg, zu identifizieren, oder die Annahme des Herausgebers Adelbert von Keller, der Ulmer Frühhumanist Heinrich Steinhöwel habe die Übersetzung angefertigt, erwiesen sich als falsch. Welchen Anteil Steinhöwel an der Drucklegung hatte, die zwei Jahre nach seinen Übersetzungen von Boccaccios ‚De claris mulieribus‘ und Petrarcas ‚Griseldis‘ in seinem Hausverlag, der Druckoffizin Johann Zainers, in Ulm erschien, bleibt unklar. Jedenfalls reiht sich das deutsche ‚Decameron‘ nahtlos in das von Steinhöwel initiierte humanistische Verlagsprogramm ein (vgl. Amelung S. 18)“ (Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus, Abruf 11-02-24).

Vgl. die wissenschaftlichen Traktate zur Handschrift bei: Klaus Wetzel, Zur Überlieferung der ersten deutschen Übersetzung von Boccaccios Decamerone, in: Leuvense Bijdragen 54 (1965), S. 53-62, hier S. 57-62. Christa Bertelsmeier-Kierst, ‚Griseldis‘ in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo (Germanisch-Romanische Monatsschrift. Beiheft 8), Heidelberg 1988, S. 224 (irrtümlich als Sammlung Eis „Nr. 104“ bezeichnet). Jürgen Wolf, Nachrichten aus dem Berliner Handschriftenarchiv I, in: ZfdA 136 (2007), S. 72-78, hier S. 73 (irrtümlich als Sammlung Eis „Nr. 104“ bezeichnet). Luisa Rubini Messerli, Boccaccio deutsch. Die Dekameron-Rezeption in der deutschen Literatur (15.-17. Jahrhundert), Bd. 1: Untersuchung; Bd. 2: Texteditionen, Katalog der handschriftlichen und gedruckten Überlieferung, Bibliographien, Register und Verzeichnisse (Chloe. Beihefte zum Daphnis 45), Amsterdam/New York 2012, Bd. 2, S. 777-779 (Nr. 2 und 3). – Ränder teils etwas stärker gebräunt und wasserfleckig sowie feuchtwolkig, mit entsprechenden kleinen Läsuren wie unwesentlichen Einrissen etc. Der Text aber meist unberührt und in toto erstaunlich sauber und gut lesbar, lediglich das letzte Blatt mit größerem Eckausriss und daher geringem Textverlust. Provenienz: Privatsammlung Eduard Langer, Braunau (Böhmen), Ms. 31. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 109. Abbildung Seite 70

Salbung des Kaisers durch den Heiligen Petrus

2912 Unctio regis. Einzelblatt eines spätmittelalterlichen gedruckten Stundenbuchs auf Pergament mit großer Miniatur. 29 Zeilen. Schriftraum: 18,5 x 11,5 cm. Format: 23 x 14,6 cm. Mit neun 1-2-zeiligen Initialen in Pinselgold auf rotem und blauen Kastengrund, gelber Kapitalstrichelung und großer Miniatur in Gold und Farben (8 x 5,8 cm) in nahezu seitenfüllender Rahmenarchitektur in Pinselgold auf rotem Lineament. Frankreich, wohl Paris, um 1515.

400 €

Der heilige Petrus salbt als Stellvertreter Gottes auf Erden einen König als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, indem er eine blaue Flüssigkeit aus einem Salbgefäß auf sein Haupt schüttet. Diese „Unctio regis“ ist ein bemerkenswert selten dargestelltes Thema spätmittelalterlich französischer Stundenbücher. Die Szene ist besonders fein gouachiert, Gewänder, Krone und Nimbus mit schillerndem Pinselgold gehöht. –Sehr breites, originalbeschnittenes Blatt, kaum angestaubt, sehr schön. Verso vier Bordüren und vier weitere, unkolorierte szenische Metallschnitte. Abbildung

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2913 Totentanz aus Paris. Einzelblatt eines gedruckten Stundenbuches mit Metallschnitt-Bordüre mit 2 hochrechteckigen Totentanz-Szenen und einer größeren querrechteckigen, vielfigürlichen Szene sowie Schädel- und Knochenornament. Textdruck in Schwarz und Rot. 15,7 x 10,4 cm. Mit Passepartout unter Glas in vergoldetem, mehrfach profiliertem Holzrahmen gerahmt 33,5 x 27 cm. Paris um 1515.

200 €

Mit Beginn der Neuzeit Ende des 15. Jahrhunderts findet das gedruckte Stundenbuch weite Verbreitung. Die Bordüren des vorliegenden Blattes mit dem Tod, der einen Kardinal, einen König, einen Papst und einen Konnetable aus dem Leben holt, rahmen recto und verso Texte u.a. aus dem Psalm 119. Motivisch und stilistisch zu unserem Blatt engstens verwandte Arbeiten findet man im Werk des durch seine reich geschmückten Livres d’heures-Drucke berühmten Pariser Buchverlegers Simon Vostre (gest. 1521). – Nur selten flauer gedruckt, leicht gebräunt, kleine Montagereste links oben im Rand, sonst sehr schön und aufwendig gerahmt. Versand ggf. nur ohne Glas. Abbildung

2914 Asanger Aderlassbüchlein. Deutsche Handschrift auf Papier. 2 Traktate in 1 Band. 51 neuerlich num. Bl. 16-17 und mehr Zeilen. Schrift: Bastarda und deutsche Kurrentschrift. Format: 15 x 10,8 cm. Mit Rubrizierung,

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teils roten Überschriften und roten Initialen. Modernes Halbleder mit zeigenössischem Deckelbezug unter Verwendung des unsprünglichen Umschlags „Aderla[ß] Büechel“. Südböhmen 1516 und 1531.

1.400 €

Der erste Traktat weist auf dem (modernen) fliegenden Vorsatz ein aufmontiertes originales Titelschild auf: „Regimen minucionium 1516“ (etwa: „Diät der Kleinigkeiten“), er enthält folgende Kapitel (mit roten Überschriften): „Hye sol man merckhen wie das pluet gestalt se nach dem aderlassen ... Item ist aber das bluet rot und digkh so ist der mensch siech an der Leber“, „Von der zeyt der aderlaß“, „Nun ist zu mercken wie sich der aderlasser halten sol nach der Kraft des menschen und des Alters“, „Von dem aderlassen ist zu merken das all adern dy allenthalben von dem haubt gen sol man lassen so man abgepissen hat und nicht merkt außgenommen dy adern under dem Wimparn aber dy adern auf den armen sol man vastend schlagen und sunderlich dye median dy anderen oben auf denn henden sol man schlagen so man abgepissen hat und die adern auf den fuessen sol man schagen nach essens“ etc.

Der Text des ersten Teils der Handschrift endet 18v „finis“, dann setzt eine andere Handschrift fort in einer leicht schrägen, sehr viel schnelleren und weniger kalligraphischen Bastarda (S. 18v-41r), über die der Germanist Gerhard Eis schreibt auf einer auf dem Rückdeckel eingehefteten Fiche: „Hieronymus von Kienberg In der Hs. 22 meiner Sammlung erscheint in elnem 1531 eingetragenen Herbarius Kienberger Jeronimus als Urheber oder Erprober eines Heilmittels für eiternde Geschwüre (Für den affl, T 32a). Der sonst nicht bekannte Autor gehört ins 15. Jh. und in den mittelbair. Raum, am wahrscheinlichsten nach Südböhmen, wo die Hs angefertigt wurde. Kienberger ist hier wohl noch nicht ein festgewordener Familienname, sondern Wohnsitzbezeichnung. Das Mittel, eine Enzianabkochung entspricht der Praxis der Wundärzte. G. Eis Ein dt. Herbarius von I53I in: Dt. Volksforschung in Böhmen und Mähren II (1943), S. 112“.

Die Literatur die dem Buch Erwähnung tut, ist von Eis hinten eingetragen worden: Gundolf Keil, ‚Asanger Aderlaßbüchlein‘, in: 2VL 1 (1978), Sp. 507. Gerhard Eis, Gottfrieds Pelzbuch. Studien zur Reichweite und Dauer der Wirkung des mittelhochdeutschen Fachschrift-

72 Mille Annos Manu-Scriptum

tums (Südosteuropäische Arbeiten 38),Brünn/ München/ Wien 1944, S. 12. Gerhard Eis, Heilmittel gegen Harnleiden aus altdeutschen Handschriften, in: Medizinische Monatsschrift 7 (1953), S. 803-806, hier S. 803, 805 (Nr. VI). Josef Werlin, Ein unbekanntes Aderlaßbüchlein aus dem frühen 16. Jahrhundert, in: Medizinische Monatsschrift 15 (1961), S. 762-766. Gundolf Keil, ‚Asanger Aderlaßbüchlein‘, in: 2VL 1 (1978), Sp. 507. Martina Giese, Das ‚Pelzbuch‘ Gottfrieds von Franken. Stand und Perspektiven der Forschung, in: ZfdA 134 (2005), S. 294335, hier S. 301, Anm. 30. Ortrun Riha (Hg.), Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Auf der Grundlage der Arbeit des von Gundolf Keil geleiteten Teilprojekts des SFB 226 ‚Wissensvermittelnde und wissensorganisierende Literatur im Mittelalter‘ zum Druck gebracht, eingeleitet und kommentiert von O. R. (Wissensliteratur im Mittelalter 50), Wiesbaden 2014, S. 30. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 22: „1938/1939 als Geschenk von meinem Schüler Josef Dolzer/Asang erhalten“. Verzeichnet im Handschriftencensus: Handschriftenbeschreibung 15943. Mit einmontierter Fiche auf dem Innenspiegel „Handschrift Nr. 33 Regimen minucionum, Herbarius, Pestregiment 1519, 1531 im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Königl. (durchgestrichen) Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im Feberr [!] 1939 aufgenommen worden“. Abbildung Seite 71

2915 Notariatsbuch. Deutsche Handschrift auf Papier. 60 nn. Bl. (wenige am Schluss weiß). Bis zu 32 Zeilen. Schrift: Frühneuzeitliche Bastarda. Format: 20,5 x 15,5 cm. Kopertband d. Z. (stärker fleckig, abgegriffen, mit Einträgen) unter Verwendung einer Urkunde auf festem Pergament vom Ende des 15. Jahrhunderts. Wohl Süddeutschland oder Österreich, Anfang bis Mitte des 16. Jhdts.

1.200 €

Vademecum eines Notars, der hier seine Urkunden kopierte oder Muster- bzw. persönliche Referenzsammlungen anlegte, die er für seine tägliche Arbeit brauchte. Unter den zahlreichen, einigen hundert Einträgen finden sich auch durchgestrichene Texte - eine reiche, bis dato noch nicht transkribierte oder weiter untersuchte Quelle der wohl österreichischen Rechtsgelehrsamkeit des 16. Jahrhunderts. Auch die den Einband bildende, wohl etwas frühere Urkunde lohnt gewiss die wissenschaftliche Beschäftigung. – Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch) Eching (Mit Brief vom 1.10.1974 an Eis: „Hochverehrter, lieber Herr Professor ... Von Ihrem Notariatsbuch konnte ich leider keine näheren Herkunftsangaben ermitteln. Es ist lediglich festzustellen, daß das Stück etwas 1921-22 von meiner Firma erworben wurde, wahrscheinlich auf einer Reise in Österreich ... Hans Koch“) Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 161. Beiliegt ferner ein ausführlicher masch. Brief m. U. von einem Professor Brandt, Heidelberg, an seinen Kollegen Eis, in dem er diesem auf das Ansuchen antwortete, das Notariatszeichen auf der Urkunden des Einbands zuzuordnen, was diesem jedoch nicht gelingt. Abbildung

„Ein gurten Rauch für pestylentz oder vergifften lüfft“ Herstellung von Salpeter, Gold, Silber und Blei 2916 Medizinisch-alchemistische Sammelhandschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. 170 (statt 196), teils erratisch num. Bl. Schrift: Gotica textualis, Textura, Bastarda etc. Schriftraum: ca. 19,2 x 14,4 cm. Format: 29,5 x

20,5 cm. Mit einigen kalligraphischen Auszeichnungen wie Überschriften und Initalen. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Kapitale leicht eingerissen, etwas beschabt und abgerieben, gedunkelt und fleckig, bestoßen). Südtirol, 1532-1573.

2.200 €

Sehr umfangreiche medizinisch-alchemistische Handschrift zur Heilung des Menschen, im Hauptkorpus mit zahlreichen Rezepturen, Anleitungen zur Heilung und Behandlung aller möglichen Leiden. Entha lten sind auch Rezepte zur Herstellung von Tinkturen, Salben, Schönheitsmitteln, für Schießpulver, chemische Prozesse. Es folgen auch praktische Hausmittel und Ratschläge zum Fischfang, Vogelstellen, u.a. mit Kuriositäten, die über das streng empirisch erfahrbare hinausgehen, wie: untern dem Wasser zu gehen, Feuer im Wasser zu entzünden, Insekten zu vertreiben, Giftstoffe gegen Insenkten herzustellen und vieles mehr.

Auch Exkurse zum Landbau sind vorhanden, zur Honig- und Weinkultivierung, zur Pferdekurierung und vieles mehr: „Ein Pürgatz fürs Fieber und alle Kranckhait des Magens“, „Ain Magentranck“, „Magen Pülver von Herr Barth. von Firmian“, „Die tugent des Eylenkhraut“,

73 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2916
74 Mille Annos Manu-Scriptum 2917

„Würm im Leib“, „Für die Pestilenz“, „Für den Schwintl“, „Salben für den Stechzen inm Leib“, „Das Phlaster“, „Die Nerven wider glaich zumachen“, „wie man Allerlay sol machen von pley, silber unnd Goldt“, „Das ainer ainen Schnevallen nit vom Tisch kahn bringen“, „Salpeter zu machen“, „Stockhpulver zu machen“, „Ein gurten Rauch für pestylentz oder vergifften lüfft“.

Die ersten Blätter mit einem ausführlichen Register. Auch der Einband ist bemerkenswert: Mit reicher Blindprägung, Mittelrauten, Heilsrolle und Puttenrolle mit Monogramm „EA“ im Kranz. Originales Titelschild auf dem Vorderdeckel in Rot: „1572 Ain Schön güet undherwai[sung?]“.

– Es fehlen 26 Blätter, von denen 14 unbeschrieben waren. Nachsatz mit ausführlicher Literaturangabe von der Hand des Gerhard Eis (1908-1982) mit 24 Literaturzitaten, darunter 14 von Eis selbst, der diese Handschrift ganz besonders genau unter verschiedenen Aspekten durchleuchtete und wissenschaftlich beschrieb und auswertete. Innengelenke offen, Vorsatz mit Exlibris und gestempeltem Besitzvermerk Gerhard Eis, etwas fleckig, mit Randläsuren, Fingerflecken und Feuchträndern.

Provenienz: Aus der Bibliothek des Leopold von Trautmannstorff „Thuemgprobst zu Brichsen und Senior zu Triendt“, mit dessen großem gestochenen Wappenexlibris auf dem vorderen Innendeckel, datiert „M.D.LXXIII“. Antiquariat Else Haas, Antiquitäten Ingolstadt 1956. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 104. Aufgenommen in den Handschriftencensus unter Nr. 19675 (http://www.handschriftencensus.de/19675). – Beiliegt eine Korrespondenz des Professors Gerhard Eis (1908-1982) mit dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum über die Identifikation der Handschrift (3. Blättter).

Abbildung Seite 73

2917 Geomantia Eyn kunst des warsagens. Deutsche Handschrift auf Papier. 16 nn. Bl. mit 24 beschriebenen

S. Schrift: Bastarda kursiva. Schriftraum: 23 x 16 cm. Format: 30 x 20,8 cm. Mit Zahlentabellen und spiegelübergreifenden Textblöcken. Geheftet (Blätter teils lose). Süddeutschland, frühe Mitte des 16. Jahrhundert. 1.100 €

Geomantie mit der Anleitung zum deuten des Schicksals aus den Handlinien, laut Gerhard Eis (1908-1982) handelt es sich um eine „Abschrift der 1532 von Peter Jordan von Mainz gedruckten „Geomancia“. Ein Exemplar ist in Göttingen vorhanden. Erwähnt von Johann Bolte“ (Bleistift-Anmerkung vorletzte Seite): „Geomantia: eyn kunst des warsagens, die bey den allten in geheym und grossen wirden gehalten ist worden, durch welche auch vil zukünfftiger ding, es sey zu glück odder zu unfal, eröffnet werden, unnd das alles leychtlich durch rechnunge der Planeten stunden, unnd des menschen namen, der so etwas künfftigs zu wissen begeret : mit beygesetzter Tafeln ... zu lassen sey“ (Mainz, Peter Jordan, 1532, vgl. VD16 G 1314). – Wenige Wurmlöchlein, unwesentliche Feuchtfleckchen, sehr schöne, saubere Handschrift. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 154. – Mit einer ausfürlichen Begutachtung und Beschreibung von Wolfram Sexauer vom 10. Februar 1971, mit paläographischen Ausführungen: „Der Verfasser nennt sich am Ende des Werkes zweimal ein Georgius Fuchs. Da dessen Name sonst unbekannt ist, und da auch eine Jahresangabe fehlt, bleibt es nur, auf Grund von Schreibeigenheiten die Zeit der Entstehung zu erschließen. Der Verfasser bedient sich einer recht flüssigen Kurrentschrift mit einem mittelstark rechtsgeneigten Duktus. Ober- und Unterlängen sind sehr asugeprägte, und solche überlangen Buchstaben sind noch auffallender geneigt. Das Schriftbild zeigt im ganzen eine nicht ungeübte Schreiberhand aus der 2. Hälfte des

2919

16. Jahrhunderts, möglicherweise aus dem letzten Dritttel. Im allgemeinen schreibt Fuchs deutliche, doch nicht immer mit Sorgfalt. Besonders die letzten Seiten zeigen sichtbar Eile, worunter das Schriftbild zu leiden hat.“

Abbildung

„Mittel gegen Frauenzustände“

2918 Gynäkologische Handschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. 34 nn. Bl. Ca. 38-52 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 33 x 19,6 cm. Halbleder um 1900 (schabt, bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Tetschen (Böhmen), 16. Jahrhundert.

600 €

Gynäkologischer Kodex aus dem 16. Jahrhundert aus dem böhmischen Tetschen, dem heutigen tschechischen Decín an der Elbe in der Senke zwischen der Böhmischen Schweiz und dem Böhmischen Mittelgebirge. Die „Mittel gegen Frauenzustände“ sind vielfältig, auch sprachlich, so dass der Heidelberger Professor, Dr. Gerhard Eis (1908-1982) das Werk in mehreren Traktaten veröffentlichte, teilveröffentlichte und zitierte, die er feinsäuberlich auf dem fliegenden Vorsatz eigenhändig vermerkte.- – Gebrauchshandschrift, teils stärker fleckig und gebräunt,

75 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

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mit gelegentlichen Randläsuren. Provenienz: K. Zink, Prag, 11/1939. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 42. Vorsatz mit Einträgen, Stempeln von Eis und einem gestochenen Exlibris „Franc. Com. A. Thun-Hohenstein, Tetschen“.

Fast vier Quadratmeter Pergament

2919 Antiphonale. „Off[erto]r[ium. Et] Int[r]o[ivit] de celo dominus: et altissimus dedit vocem suam ... 2 Doppelblätter aus einer monumentalen Antiphonale-Handschrift. Lateinische Handschrift mit romanischer Quadratnotation auf fünf, jeweils 5-linigen roten Systemen auf Pergament. Mit 6 kalligraphischen Zierinitialen in Schwarz, Gelb und mit Federwerk umspielt sowie 2 großen Prachtinitialen in Blau und Rot mit rotem und violetten Federwerk. Blattgröße 85 x 58 cm. Italien 16. Jahrhundert.

400 €

Hübsche Doppelblätter aus einem besonders großformatigen Antiphonale mit dem Beginn des 17. Psalms: „In finem puero domini David ...“. Die prachtvollen Initialen „I“ und „S“ jeweils mit orientalisch inspirierten Formen und Passmotiven im Wechsel blau und rot und kontrastierend umfangen von reichen ornamentalen Federwerk-Kästen mit flo-

ralen und monumentalen Ornamenten im gegenläufigen Wechsel von Rot und Violett.

Die alte, polyphone Choralmusik des Mittelalters mit den Gregorianischen Gesängen zur Liturgie im Gottesdienst wurde im Laufe der Jahrhunderte zunehmend mittels Notationen kodifiziert. Dabei wurden die „Neumen“, Winke der Hand, zunächst durch Quadratnoten auf vierund im 16. Jahrhundert verstärkt auf fünfzeiligem System ersetzt. Of tmals dienten liturgische Handschriften noch bis ins 18. Jahrhundert den Chorgesängen der Mönche. Große, teils monumentale Handschriften lagen dabei auf einem Holzpult in der Mitte des Chores, so dass die ganze mönchische Chorgemeinschaft den Text lesen und die Noten erfassen konnte, die ein Weiser zeigte. – Wenige zeitgenössische Knorpellöcher und eine ebenfalls zeitgenössische Nahtstelle, kaum fleckig, die Fleischseiten etwas dunkler, insgesamt sehr gut erhaltenund von überaus eindrucksvoller Größe: beide Doppelblätter ergeben eine gesamte Fläche von 170 x 232 cm, fast vier [!] Quadratmeter Pergament.

Abbildung Seite 75

2920 Cicero, Marcus Tullius. Epistolae ad familiares. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. Blattfragment 2 S. 34 Zeilen. Schrift: Minuscula humanistica italiana, Schriftraum: ca. 18,3 x 9,4 cm. Format: 18,8 x 12,5 cm. Mit großer Antiqua-Initiale in Blau. Italien (wohl Florenz), drittes Viertel des 15. Jahrhunderts.

600 €

Fragment, jedoch wohl vollständige Seite, knapp beschnitten auf den Textspiegel mit einem Text aus Marcus Tullius Ciceros „Epistolae ad familiares“ in einer sehr feinen, hübschen Humanistenschrift. – Ausgelöst aus Einband mit entsprechenden Montage- und Leimspuren, Fleckchen und einigen kleinen Fehlstellen durch Wurmgänge (ohne drastischen Textverlust). Provenienz: 1972 Maggs Brothers, dann The Marvin L. Colker Collection, London. Abbildung

Briefe des Ingoldstädter Zöllners aus Straubing an der Donau

2921 Weinmeister, Georg. Zwei Briefe an den Ingolstädter Zöllner Georg Weinmaister. Deutsche Handschrif t auf Papier. 2 Bl., 2 S., verso Regesten. 24-25 Zeilen. Schrift: Kanzleibastarda. Format: 27,5 x 20 bzw. 30,5 x 20,5 cm. Mit einigen kalligraphischen Auszeichnungen. Straubing, wohl 1565 und 1567.

500 €

Zwei Briefe an den Ingolstädter Zöllner Georg Weinmaister zu Steinbach (Rat und Mautner zu Ingolstadt 1550-1571). „In der Franziskanerkirche zu Ingolstadt hängt ein Epitaph in Solnhofer Stein mit nachstehender Inschrift: Anno domini 1571 den 1. Tag July starb der ernvest Jörg Weinmaister gewesner Fürstl. Rhat und Zolner alhie seines alters 72 Jar. Anno 15. den tag starb die erbar und tugendsam fraw Katharina Winmanin on Starenberg sein Eheliche Hausfraw. Denen got genedig sei. Amen. Das ist alles, was wir von ihm wissen“ (Brief Günzinger, Stadtarchiv Ingolstadt, an Gerhard Eis). – Gebrauchsspuren, Schnitte, Leimreste, sonst ordentlich und gut lesbar. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 72.

Abbildung

76 Mille Annos Manu-Scriptum

2921

2922 „Kriegs Ordonnance 1568“. Eidgenössische Kriegsordnung in deutscher Handschrift auf Papier. 4 Bl. zu 8 S., davon 6,5 breschrieben auf 2 Folio-Doppelblättern. Bis 38 Zeilen. Bastarda in schwarzbrauner Tinte mit kalligraphischen Auszeichnungen der Incipit-Zeilen der Artikel. Schriftraum: 27 x 17,5 cm. Format: 32,2 x 21,6 cm. In modernem Kartonumschlag. Schweiz, 1568. 800 €

Prachtvolle Reinschrift einer eidgenössisch schweizerischen Kriegsordnung in 15 Artikeln und einer Präambel, verfasst „Im namen der heiligen unverthailten hochgelopten drijfaltigkeit, auch der ußerwehlten hochgeloppten würdigen fürbiggerin und aller Heiligsten Mutter Maria“. Es folgt eine ausführliche Präambel und dann 15 Artikel. Hintergrund war das Bündnis der Eidgenossenschaft mit Karl IX. von Frankreich, der Schweizer Truppen in französische Dienste des Königshauses der Valois genommen hatte. Schon 1480 war in einem Staatsvertrag mit Ludwig XI. der französischen Krone mit Kriegsdiensten beizustehen, bis 1589 standen dem Hause der Valois dann bis zu 42 Schweizer Truppen gegen Burgund zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurde die vorliegende Kriegsordnung wahrscheinlich formuliert, sie ist auf der ersten Seite mit „Kriegs Ordonnance 1568“ als Titel überschrieben und war einst mehrfach gefaltet, so dass auf der Titelseite umge -

kehrt ein weiterer Titel steht: „Stratonomia 1568 Kriegß Ordonnatz“. Mit eigenhändigen Anmerkungen des Mediävisten und Sprachforschers Gerhard Eis (1908-1982) auf dem Innendeckel des Kartonumschlags, u. s. „Nicht bei Jähns, Gesch.d. Kriegeswissenschaften, 1889“. – Etwas angestaubt, kleine Randläsuren, wenige Wurmgänge im unteren Rand, ingesamt bemerkenswert gut erhalten und sehr schön, sehr sauber geschrieben. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 191. Erworben am 1. Juli 1971 im Antiquariat Jacques Rosenthal, Eching (Hans Koch), mit beiliegender Rechnung vom 28. Mai 1971. Abbildung

Totenpoem auf den sinnreichen Johannes Witzendorff 2923 Epicedion in obitum prudentissimi viri, praeclara eruditione, virtute, pietate, fide, rerumque usu vario praestantis domini Iohannis Witzendorfii, particij Luneburgensis 30 Iunij Anno 1591 morte (ad quam se indies praepararat, subita piè in Domino defuncti“. Lateinische Handschrift auf Papier. 4 nn. Bl. mit 7 S. 20 Zeilen. Schrif t in Kurrentkalligraphie. Schriftraum: ca. 26,5 x 15,5 cm. Format: 31,5 x 20,5 cm. Mit wenigen kalligraphischen Auszeichnungen in Versalien. Eingeheftet in Kartonumschlag. Lüneburg, 1591.

800 €

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77 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

Mille Annos Manu-Scriptum

„Epicedion“, ein Totenpoem auf „den überaus besonnenen, sinnreichen Mann von ausgezeichneter Gelehrsamkeit, Tugend, Frömmigkeit, Glauben und vielseitigen Talenten, den angesehenen Herrn Johannes Witzendorff aus der Lüneburger Pfarrei, der in Gott am 30. Juni 1591 verstarb“ Autor ist ein Werner Gigas, der sich nennt „scriptum amoris et gratitudinis egò à Werner Gigante S.“ (vgl. zur Familie wohl Jöcher, Hieronymus Gigas und Johannes Gigas (1514-1581).

Das Geschlecht derer von Witzendorff (Witzendorf oder Wizendorf) ist als eines der ältesten niedersächsischen Adelsgeschlechter im Raum Lüneburg fassbar, es brachte mehrere bedeutende Persönlichkeiten hervor (vgl. Genealogisches Handbuch des Adels. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn). Adelslexikon. Band XVI (137), 2005, S. 298-299. Stammtafeln Lüneburger Patriziergeschlechter, 1952, S. 148-150).

Beiliegt ein Auskunftsschreiben einer Frau Dr. H. Thierfelder, Leiterin des Stadtarchivs Lüneburg an den Germanisten Gerhard Eis (19081982): „Johann von Witzendorf wurde am 7. November 1521 als Sohn des Lünburger Patriziers, Sülfmeisters und Ratsherrn Hieronymus von Witzendorf und seiner Ehefrau Anna von Stöterogge geboren. Seit 1548 war Johann von Witzendorf Sülfmeister, seit 1557 Barmeister und seit Januar 1547 mit der Lüneburger patriziertochter Richel Schonmaker vermählt. Über Werner Gigas wurden keine Nachrichten gefunden“. – Gleichmäßig etwas gebräut, minimale Randausrisse, kaum fleckig, sehr schön. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal, Eching (08/1971). Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 199.

Abbildung

„Soli deo Gloria et Honor“ - Türkengefahr in Spanien 2924 St. Georg. Der Ritterheilige schlägt die Feinde des Christentums. Große Miniatur in Gold und Farben auf Pergament mit Bordürerahmen und Pinselgoldbeischriften. 31,5 x 21,5 cm. Spanien, um 1600.

800 €

„Soli Deo honor et gloria - Por la Gracia de Dios“ ist das Motto des spanischen Kampfblattes zur Verdrängung der Osmanen aus den christlicheuropäischen Ländern. Hintergrund ist wohl die latente Türkenbedrohung am Ende des 16. Jahrhunderts, die vom Osmanischen Reich ausging und unter anderem schon 1529 zur Belagerung von Wien geführt hatte. So galt der „Muselmane“ das ganze 16. wie auch das 17. Jahrhundert hindurch als große Gefahr, bis die Türken im September 1683 wiederum vor Wien standen.

Dargestellt ist in einem großen Rundbogenfenster der Ritterheilige St. Georg auf einem Schimmel, wie er siegreich die osmanischen Truppen niedergeschlagen hat, die im Hintergrund an Ihren Speeren und Fahnen an dem Halbmondwappen erkennbar sind. Unter dem Pferd liegen mindestens vier gemetzelte Turbanträger, denen St. Georg teils die Gliedmaßen abgeschlagen hat oder die von seinem Pferd niedergeritten wurden. Wiederum erscheint hier der Halbmond auf einer Fahne. Die besonders reich gestaltete Bordüre auf Pinselgoldgrund ist mit zahlreichen

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79 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert 2926

schwarzen Floralelementen geziert, sie enthält Wappenkartuschen (mit leerem roten Feld), vier Figuren mit leeren Gesichtern, aber auch zwei grüne Engelsköpfe, Akanthusranken in Rot, Rosé, Blau und Grün sowie eine manieristische Tabula mit dem Motto „Por la Gra[cia] De Dios“. Oben, die Miniatur abschließend, wird das Fenster mit dem Spruch „Soli Deo honor et gloria“ im Bogen begleitet. Die Ornamentik und der Stil der Bordüre sind ganz dem Manierismus verhaftet, eine Entstehungzeit um 1600 ist also wahrscheinlich. – Lose unter Passepartout montiert, teils mit Knickspuren, vereinzelt mit Oberflächenberieb, daher hier und da etwas Farbverlust, insgesamt ein sehr interessantes, schönes Blatt.

Abbildung Seite 78

Heilkraft von „Aqua vitae“ nach Taddeo Alderotti 2925 Branntweinherstellung. - Rezeptbuch. Deutsche Handschrift auf Papier. 9 nn. Bl. mit 18 S. 28-30 Zeilen. Schrift: Kurrent. Format: 19,5 x 14,6 cm. Moderner Pappband. Deutschland, Ende 16., Anfang 17. Jahrhundert. 600 €

Enthalten ist vor allem ein interessanter Traktat, Branntwein („aqua vitae“, „des güldenen Wassers wunderliche Tugenden“) herzustellen, wohl nach Taddeo Alderotti, das hilft „gegen die falende Sucht“ (Epilepsie) und viele andere Krankheiten und Unpässlichkeiten, wenn man schlecht sieht, so solle man einen Tropfen in die Augen geben, dann sähe man wieder wie ein Luchs.

Taddeo Alderotti (1223-1303) war praktizierender Arzt in Bologna und Gründer Gründer einer medizinischen Schule und Universität daselbst. Eines seiner Hauptforschungen galt der Herstellung von alkoholischen Destillaten, wie Brandwein zur Wundheilung etc.

„Bald gelang es jedoch durch wiederholtes Destillieren Alkohol in höheren Konzentrationen herzustellen. Der erste Beleg hierzu findet sich in der Schrift ‚De virtutibus aquae vitae‘ (von den Tugenden des Lebenswassers), des Florentiner Arztes und Gelehrten Taddeo Alderotti, der

die hierzu notwendige Methode sehr eingehend beschreibt: ‚Destilliere, bis du die halbe Menge des eingefüllten Weines aufgefangen hast. Was im Kolben verblieben ist nimm weg. Das Destillat aber destilliere nochmals und fange davon 7/10 auf, den Rest entferne wiederum aus dem Kolben, das Destillierte destilliere abermals und fange davon 5/7 auf. Das erste Drittel des Destillates ist das beste und brennt, das zweite Drittel taugt weniger, das dritte noch weniger und der Rückstand im Kolben gar nichts‘ (Chemie.de Abruf 14.02.24).

Weitere Rezepte: „Ein uberaus köstlich und vortrefliche Salbe zu den [...], die Schäden heilet“ (ausgestrichen) mit Angaben der Ingredientien (Pflanzen, Rosenöl), die „mit einem Mörsl wohl“ zu zerkleinern sind. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 128, gekauft bei Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, Januar 1958.

In den Katalog der Preußischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen

2926 Rossarznei des frühen 17. Jahrhunderts. Deutsche Handschrift auf Papier. 132, 9 w. Bl. Schrift: Österreichische Kurrentschrift in Sepiatinte. Format: 20 x 15 cm. Braunes Leder d. Z. (Rücken mit größeren, sonst nur kleine Fehlstellen, bestoßen und beschabt, Lederbindelitze teils abgerissen) mit reichem Filetenornament und geprägten Palmettenbordüren. Österreich, 1608-1614. 1.200 €

Ausführliches Kompendium der Roßarznei nach Meister Albrant und anderen Quellen, datiert zwischen 1612 und 1614 in Österreich, in einer Gebrauchsabschrift von mehreren Händen, teils mit späteren Zusätzen, Korrekturen, Einfügungen etc., so dass es mehreren auch späteren Generationen noch dienen konnte.

Die Datierung gelingt nicht zuletzt, da sich auf dem Vorsatz einige Familienbuch-Einträge befinden, von der Hand eines Veterinär-Medikus oder Pferdezüchters, in dessen Gebrauch der Band war: „Anno 1608

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den 18 Jullij ist mein Kind auf die welt kummen ... mit dem Nam Magdalena“ oder „ano 1612 Jahr den 15 May ist main libs mägdl das kind kumen angefair zwischen 7 und 8 ...“

Die Handschrift war Quelle zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen und Traktate, die der Germanist Gerhard Eis (1908-1982) als Literaturliste auf dem hinteren Spiegel eingetragen hat, u. a. „G. Eis, Meister Albrandts Roßarzneibuch im deutschen Osten. Reichenberg und Leipzig 1939“. – Mit zahlreichen Einträgen auf den Vorsätzen, teils stärker fleckig und mit Gebrauchsspuren, hinteres Gelenk offen wohl durch Auslösungen. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 36. Mit einmontierter Fiche auf dem fliegenden Vorsatz: „Handschrift H. 36 Österreich. Roßarzneibuch mit Albrant. Um 1600 im Besitz von Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 ist nach den Grundsätzen der [durchgestrichen:] Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im September 1938 aufgenommen worden“. Abbildung Seite 79

2927 Meister Albrant. Rossarzneibuchs. Deutsche Handschrift auf Papier. Titel. 46 später num. Bl. Bis ca. 18 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrentschrift. Format: 20,5 x 16,3 cm. Modernes grünes Halbleder über 3 Zierbünde mit Batikpapierbezug. Deutschland, Anfang 17. Jahrhundert.

400 €

Die Handschrift titelt Seite 1r: „Dieß Artz Neu Buch Von Meister Albrecht des Arztes ... und Marstaln von Constandino[pel] ... Hir folgt also daß man kein Roß bezeubern kan...“. Umfangreiche Rossarzneihandschrift nach dem berühmten hochmittelalterlichen Text des Meister Albrant, der Marstaller am Hofe Friedrichs II. war. Gebürtig in Deutschland war Albrecht jedoch bald nach Italien gezogen, wo er wohl in die Dienst des Stauferkaisers als Hufschmidt, Marsteller und Pferdeheiler trat. Entstanden in der Mitte des 13. Jahrhunderts in Mittelhochdeutsch kennzeichnet die Rossarznei den Beginn der „Stallmeisterzeit“, der ersten europäischen Veterinärmedizin. So wurde die Handschrift immer wieder abgeschrieben und ins Neuhochdeutsche übertragen.

Dieser Texttranslatio geht der Heidelberger Mediävist und Germanist Gerhard Eis (1908-1982) in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen nach, die er - zusammen mit anderen seiner Forscherkollegenhandschriftlich auf dem Nachsatz zitiert. Vgl. Gerhard Eis. Meister Albrants Roßarzneibuch. Verzeichnis der Handschriften. Text der ältesten Fassung. Literaturverzeichnis. Konstanz: Terra 1960 und Derselbe. Meister Albrants Roßarzneibuch im deutschen Osten. Mit einem Nachwort zur Neuauflage. Hildesheim 1985. – Vereinzelt stärker fleckig und gebräunt, mit Randläsuren, aber wohl vollständig (?). Ein interessantes Sprachdokument. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heide lberg, Hs. 45, Erworben lt. Eintrag „Dresden 1940“. Mit einmontierter Fiche auf dem Innenspiegel „Handschrift 45 Meister Albrants Roßarzneitbuch im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Deutsche Kommission, Handschriftenarchiv) von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im August 1940 aufgenommen worden“.

2928 Aristoteles. „In Logicam Aristotelis Introductio“. Lateinische Handschrift auf Papier. Ca. 320 Bl. (einige foliiert, paginiert, wenige weiß). 32-36 Zeilen. Schrift: Italienische Kursivkurrent. Schriftraum: 14,2 x 9,2 cm.

2930

Format: 19 x 13 cm. Mit wenigen Versal-Überschriften, schematischer Federzeichnung und als Titelbordüre eingehefteten Kupferstich (ohne Text im Mittelfeld). Flexibles Pergament d. Z. (fleckig, etwas gewellt, mit kleinen Bezugsfehlstellen) mit Rotschnitt. Italien, 1625.

380 €

Anonymer, bis dato wohl unbekannter und unveröffentlichter, aus It alien stammender umfangreicher Aristoteles-Kommentar mit einer Einführung in die Logik. In äußerst feiner, kleiner und sehr ordentlicher Handschrift mit Sepiatinte auf Büttenpapier geschrieben, datiert „1625“. 276 Seiten stammen von einer einzigen Hand, deren erste drei und das letzte sind weiß: „Anno Domini MDCXXV. In universam Aristotelis logicam prolegomena seu disputationes proaemiales“ ... „Disputatio 1a de natura logicae“, „Disutatio 2a de ente rationis“ etc. – Teils leicht fleckig, vereinzelt angeschmutzt, hin und wieder stärker und stark gebräunt, meist aber doch sauber und in toto gut lesbar, interessanter Aristoteles-Kommenar, der noch seiner Erforschung harrt. Exportlizenz aus Italien vorhanden: FRUS9/21b. EXP L31.

2929 Wittenberger Schreiben. „Extract schreibens auß Wittemberg von meinem pofessore“. Deutsche Handschrift auf Papier. 2 Bl. Bis 36 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 31 x 20 cm. Pappband mit Marmorpapierbezug (Rücken defekt). Wittenberg 1630.

500 €

81 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

Frühe Universitätsmitschrift eines Wittenberger Studenten über den Aufenthalt des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen sin Wittenberg nach der Hochzeit seiner Tochter Maria Elisabeth mit Friedrich II., Herzog von Schleswig-Holstein. Weitere Schreiben des Kurfürsten an den Kaiser: „... item er komme nicht nach Regenspurg zur könglichen Wahl bisz zuvor Fried gamecht wurde ...“. – Provenienz: Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, 11/1978 (Liste 159). Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 87.

Abbildung Seite 80

Vorhersage des „Schwedischen Feldpropheten“ im Dreißigjährigen Krieg

2930 Johann Werner aus Meißen. „Vaticinium geschrieben de17 7bris. Anno 1640“. Deutsche Handschrift auf Papier. 11 S. auf 6 Bl. Bis 20 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 19 x 15,6 cm. Mit kalligraphischer hervorhebung der Titel und Überschriften. Marmorierter Pappband um 1920 (Rücken beschabt). Meißen nach dem 17. September 1640.

82 Mille Annos Manu-Scriptum
800 €
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Frühe, wohl noch zeitgenössische Abschrift eines „Vaticiniums in eventu“, einer Weissagung des „Warner“ genannten Johann Werner (ca. 1598-1669) aus Meißen. „Werner war ein wohlhabender Bauer in Bokkendorf (Sachsen). 1629 hatte er während einer schweren Krankheit mehrere Visionen. Dies wurde der Beginn seiner Karriere als Prophet. 1632 nahmen ihn kaiserliche Truppen, die durch sein Heimatdorf marschierten, gefangen. Nach einem halben Jahr, das er teilweise in Schlesien verbracht hatte, wurde er freigelassen. Danach lebte er, zumindest zeitweise, in Herzberg im nördlichen Sachsen. Mehrere seiner Prophezeiungen über die Kriegsereignisse sollen in Erfüllung gegangen sein. Werner nannte sich ‚Warner‘ um zu unterstreichen, was er als seine Aufgabe ansah: die Lutheraner zu warnen. Darum wandte er sich an geistliche, weltliche und militärische Autoritäten, doch publizierte er noch keine Schriften. Von 1636 bis zum Kriegsende zog er mit dem Hauptquartier der schwedischen Armee durch das Heilige Römische Reich. In zeitgenössischen Quellen wird er - sicherlich zutreffend – als schwedischer Feldprophet bezeichnet“ (Traugott Bautz 2012, Sp. 1482-1484).

Wie üblich schildert der Prophet erst einmal ein Ereignis „Auf begeren undt instendiges anhalten, des Herrn N. N. will ich allhier gedenken ...“ und fragt dann: „Was soll aber dis fuer ein gesicht seijn, möchte iemannd sagen?“ Dann folgt die Interpretation des selbsternannten Propheten. Werner schließt: „So Vil af diesmal von mirr aller Welt uffenbart, von vor ang gestelt, das mag wieder man lesen, wem es beliebt, auf meiner Verantwortung ... Geschriben, den 17 7briß Anno 1640“. – Wohl unveröffentlicht, wenige Gebrauchsspuren, leicht fleckig. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, 1972, Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 206, Vorsatz mit dessen Sammlerstempel.

Abbildung Seite 81

Meißner Lehens- und Jagdrecht

Seltene „Conditio inedita“

2931 Meißen. - „Sonnderliche Constitutiones, deren sich unsere verordnete zu Meissen verglichen und den Schöppennstülenn darnach zu sprechenn, durch uns ufferlegt wordenn: Welche aber gleichwol sonnsten aus bedenncklichen ursachen inn die andere gemeine Abtrücke nicht gesetzt noch Innverleibt sein.“ Deutsche Handschrift auf Pergament. 20 nn. Bl. mit 39 S. Text. 19-21 Zeilen. Schrift: Deutsche Kurrent. Schriftraum: 15 x 11,6 cm. Format: 19,4 x 14 cm. Mit kalligraphischen Auszeichnungen in Bastarda-Fraktur mit einigen Federschwüngen. Fadengeheftet in modernem Pappumschlag. Meißen, Anfang 17. Jahrhundert.

1.600 €

Unveröffentliche Handschrift zum sächsischen Lehn- und Jagdrecht zu Meißen mit Gesetzen („Constitutiones“) wie: „Constitutio Ob Töchter aus Meisen erkaufftenn Lehenngütern legitimam zuforders haben“, „Wann ein Lehenngut verkaufft, und bei des Käuffers Leben nicht tradirt noch uffgelassen, ob dann die Sönn nach Sächsischem Konsens solchs uffzulassen schuldig“, „Ob der Sohn die Newen Lehen so sein Vatter Erlangt wider verendert, befuegt seye [...]“, „Straffe derer so mit Verstorbenen Diebs Personen zu thun haben“, „Von dem Diebstall“, „Straffe der Wildpret beschediger“, „Straffe der Fischdieb“ etc. Siehe: Carl Friedrich Curtius, Handbuch des im Königreiche Sachsen geltenden Civilrechts, 1835, S. 27. So schreibt Curtius (§ 22): „Außer

diesen im Jahre 1572 gedruckten Constitutionen waren noch drei und vierzig andere vorhanden, welche damals ungedruckt blieben, und daher die unedirten (ineditae) Constitutionen genennt werden. Neune davon wurden zwar gleich anfangs den Dikasterien zugeschickt, und erhielten gesetzliches Ansehn; aber erst späterhin wurden sie unter dem Namen der sonderlichen Constitutionen durch den Druck bekannt gemacht [...] In den alten Handschriften sind sie folgendermaßen überschrieben: Sonderliche Constitutiones, deren sich unsere Verordnete zu Meißen verglichen, und den Schöppenstühlen, darnach zu sprechen, durch uns auferlegt worden, welche aber gleichwohl sonst aus bedenklichen Ursachen in die gemeine Abdrucke nicht gesetzt noch einvferleibet seyn [...]“ – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 129.

Mit einmontierter Fiche auf dem Innenspiegel „Handschrift 45 Meister Albrants Roßarzneitbuch im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Deutsche Kommission, Handschriftenarchiv) von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im August 1940 aufgenommen worden“.

Abbildung

83 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2932

„Die wahre Lehre wird dort sein, wo sie von Wundern begleitet wird“ –Eigenhändige Verteidigung des katholischen Glaubens von dem Breslauer Jesuitenrektor

2932 Conrad, Balthasar. Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre. Deutsche Handschrift auf Papier. 2 geheftete Doppelblätter mit zus. 4 Bl. mit 8 nn. S. 28 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrentschrift. Format: 24 x 16,5 cm. Mit einigen kalligraphischen Schwüngen. In modernem Kartonumschlag. Breslau, 1652-1655.

800 €

Eines umfangreiche Disputation und Abhandlung über die Glaubwürdigkeit und Integrität der katholischen Lehre des Rektors des Breslauer Jesuitenkollegs, unterschrieben „Ihrer Gnaden Dienstwilliger in Christo Balthasar Conradus S. I. Coll. Vratisl. Rector“ (1609-1660). Der Text wurde einer ausführlichen wissenschaftlichen Untersuchung von Rainer Rudolf unterzogen, der feststellte: „Offenbar handelt es sich bei unserem Text um eine Reinschrift durch den Verfasser selbst ... Durch scharfes Beschneiden am rechten Rand wurden manche Wörter vertümmelt, doch fehlen jeweils nur wenige Buchstaben, so daß sich

die Wörter leicht ergänuzen lassen ...“ (Balthasar Conrads Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre, Sonderdruck aus dem Archivum Historicum Societatis Iesu, Extractum e vol. XLI, Roma 1972).

„Die Schrift von Pater Baltasar Conrad S. I. (1609-1660) findet sich im Privatarchiv von Professor Eis. Die kritische Ausgabe wurde von R. Rudolf S. D. S. erstellt. In der Einleitung bietet der Herausgeber sorgfältig neue Daten und korrigiert einige Biografien von Pater Conrad, in denen er die Abhandlung anderer Autoren beisteuert. Der Text ist verfasst als eine Antwort, die Pater einer Edeldame gab, deren Namen wir nicht kennen und die sich in ihren Gewissenskonflikten an ihn gewandt hatte. Pater Conrad stützt seine Argumentation auf die Wunderlehre und beginnt mit den Worten Christus: ‚Wenn nicht ich die Werke (Wunder) unter ihnen getan hätte ...‘ (Joh 15, 24). Das Argument lautet: Die wahre Lehre wird dort sein, wo sie von Wundern begleitet wird, die denen Christi und der Apostel ähneln; solche Wunder geschehen nur in der katholischen Kirche ...“ (nach dem spanischen und lateinischen „Resumen - Summarium“). – Papier teils etwas stärker gebräunt, rechts beschnitten, leicht über den Rand (o.g. geringer Buchstabenverlust). Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 197, erworben am 2. August 1971 bei Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching bei München. – Beiliegt: Rainer Rudolf, Balthasar Conrads Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre, Sonderdruck, zit. oben.

Abbildung Seite 83

2933 Testament der Anna Polixena von Krasseg. Deutsche Handschrift auf Papier. 6 nn. Bl. mit 9 S. Text. Schrift: Kanzleibastarda. Schriftraum: bis 21,8 x 15 cm.

Format: 31,5 x 19,5 cm. Mit kalligraphischen Schnörkeln. Moderner Kartonumschlag. Schloss Krasseg (Steiermark), 1659

600 €

Reinschrift des Testaments der reichen Witwe Anna Polixena von Krasseg, Herrin von Schätzenberg, in der Regeste mit „Testament Abschrifft“ betitelt und notariell gezeichnet „Kollationiert Landt Canzler zu Krain (?), den 29. Januarij Anno 1659 LS Conradt Hagg“, demnach zahlreiche bewegliche und immobile Güter sowie beträchtliche Gelder in der Erbmasse zur Disposition stehen. – Sehr sauber und wohlerhalten. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 54, erworben von Helko Eis bei Hans Koch, Antiquariat Jacques Rosenthal in Echning, Dezember 1967. Abbildung

2934 Steinfelder Dorfgerichtsbüchlein. Fragment einer deutschen Handschrift auf Pergament. 4 nn. Bl. Ca. 23 Zeilen. Schrift: Kurrentschrift. Format: 20 x 14 cm. Kartonumschlag. Steinfeld in der Pfalz, 1659.

300 €

Interessantes „nach der geburt Jesu Christi 1659“ datiertes und von einem Johannes Terlottin gezeichnetes Fragment eines Dorfgerichtsbüchleins, eines sogenannten „Schiederbüchleins“ aus Steinfeld in der Pfalz, einem Weiler im heutigen Landkreis Südliche Weinstraße im Süden von Rheinland-Pfalz, direkt an der französischen Grenze. Verschriftlicht wurden hier einige Rechtsfälle mit entsprechenden Urteilen. – Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), 1/1970. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 159.

84 Mille Annos Manu-Scriptum
2933

Die Artikel der Fleischerzunft von Rabenstein in Böhmen

2935 Rabenstein - „Ein wahre Abschrift der Artickelß Briefe und Befreyungen, der löbl. Zunft und Ehrsamben Fleischhackers Handwercks, in den Stadtlin Rabenstain, Actum den 28 Februarij Anno 1670 Jahre“. Deutsche Handschrift auf Papier. 7 num. Bl. Bis 34 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrentschrift mit wenigen kalligraphischen Auszeichnungen. Format: 33 x 20 cm. Modernes Halbleinen um 1930. Rabenstein, Böhmen, 1760.

450 €

Die Artikel der Fleischerzunft in Rabenstein, einem Ort im damaligen Deutsch-Böhmen bei Nieder-Lichtenwalde: „Die im folgenden aus der Handschrift bekanntgemachten Fleischerartikel stammen aus dem Gebiet an der westböhmischen Sprachgrenze zwischen Pilsen und Saaz. Rabenstein, die kleinste Stadt Böhmens, war im 17. Jahrhundert den Berka von der Daub untertanig. Die Handschrift, die sich in meinem Besitz befindet, umfaßt acht [recte sieben] Folioblätter und wurde 1670 hergestellt. Sie trägt den Titel: Ein wahre Abschrifft der Artikel Brieffe vnnd befreyungen der löbl. zunfft vnndt ehrsamben fleischhackershandtwercks in dem Stadtlein Rabenstain, Actum den 28. februarij AO.1670.jahrs. Den eigentlichen Zunftartikeln geht die Urkunde voraus, durch die der Grundherr Gottlob Berka von der Deub vndt lippe Böhmisch-Leipa), auff Laukowitz vber der Ißer, hienerwaßer (Hühnerwasser), Waißwasser und Chisch, kaiserlicher und königlich böhmischer Rat die Artikel der Zunft von Chiesch im Jahre 1617 bestätigte. Chiesch ist eine kleine, bis 1945 deutsche Stadt in der unmittelbaren Nachbarschaft von Rabenstein. Am Schluß des Manuskriptes folgt die Abschrift jener Urkunde, durch die der Grundherr die Chiescher Zunftordnung auch für Rabenstein in Geltung brachte. Somit ist die Zunftordnung von Rabenstein mit der von Chiesch identisch“ (Gerhard Eis, Die Artikel der Fleischerzunft von Rabenstein in Böhmen, 1950). – Wenige Gebrauchsspuren, teils älter hinterlegte Löchlein, wenige Fleckchen. Provenienz: Antiquariat Chrouva, Prag 1939. Sammlung Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 41. – Beiliegt: Sonderdruck aus Wissenschaft und Praxis der Fleischwirt schaft, 2. Jg., Heft 5, Mai 1950 mit dem genannten Artikel von Gerhard Eis, Feising:; „Die Artikel der Fleischerzunft von Rabenstein in Böhmen“, 2 Blätter. Abbildung

Über die Herstellung einer Universal-Tinktur 2936 „Universaltinktur“. Alchemistische Handschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. 36 nn. Bl. Format: 20,8 x 17,6 cm. Schnörkelige Kurrentschrift. Mit zahlreichen kleinen Symbolen in Federzeichnung. Fadengeheftet, moderner Umschlag. München, Ende 17. bis Anfang 18. Jahrhundert.

800 €

Umfangreiche alchemistische Handschrift mit zahlreichen Rezepten und Anweisungen zur Herstellung einer „Uniwersal-Tinctur“ mit der Beschreibung von chemischen Prozessen, Formeln und konkreten Anwendungshinweisen, u. a. auch zur Verwandlung von Materie, gezeichnet von einem sich nur mit Monogramm nennenden Alchimisten „L:J:Ch:“, wohl aus München (S. 30r), der seine Forschungen beschließt mit der Erkenntnis: „Es ist zwar noch ein weg zur Anfertigung unsers geheimen universal wassers, aber sehr Mühsamb und Lang und gefährlich ...“.

2935

Weiter folgt eine „Erklärung deren beym Probieren, und in der Chymia vorkommenden Zeichen, und abbreviaturen“ - ein Verzeichnis der hier sorgsam gezeichneten alchemistisch-okkulten Symbole. Anschließend Erklärungen „Hermetice Sigilum“, „Kolbenrecipienten“ etc. Es folgt von anderer, späterer Hand: „Processus Chymicus“ mit zahlreichen Symbolen und Formeln durchsetzer Text: „Diesen Text hat Hr. Johann Christoph Sebalt von einem italienischen Grafen in italienischer Sprac he , welchen der H. von Schrust in das Teusche vertirt, und mit ... H. Sebalten in München ... haben elaboriren lassen“.

Der Hauptkorpus der Handschrift stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, der Anhang ist ins Ende des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts datiert. Auf S. 35r datiert: „München, den 20. Janer 1727“. –Teils etwas stärker gebräung, gedunkelt und angestaubt, mit jedoch nur vereinzelten kleineren Gebrauchsspuren, die auf den regen Gebrauch in einer alchemistischen Versuchsanstalt schließen lassen, mit entsprechenden Brandlöchern, wenigen Randausrissen, Braunflecken etc., der Text aber nahezu durchgehend gut lesbar, kaum Verluste. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), München. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 213.

Abbildung Seite 86

85 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

2937 Gebet- und Liederbuch. „Schöne, trostreiche Gebetter vor der Beicht zu schreiben und Erforschung des gewißens“ etc. 3 Teile in 1 Band. Deutsche Handschrift auf Papier. 244 Bl. (wenige w.). Ca. 14-18 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 17,5 x 14 cm. Mit wenigen kalligraphische Auszeichnungen. Leder d. Z. (etwas beschabt, berieben, Gelenke schach) über abgefasten Holzdeckeln. Deutschland (Neckar-Odenwald), um 1697-1705.

800 €

Umfangreiche Sammelhandschrift mit Gebeten und Liedern in verschiedenen Handschriften, wohl aus der Gegend um Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg, da eine von Gerhard Eis (1908-1982) veröffentliches Lied aus dieser Gegend stammt. Enthalten sind a) „Schöne, trostreiche Gebetter vor der Beicht zu schreiben und Erforschung des gewißens.“ (Fol. 3-100), b) „Morgen-gebett oder Seegen, so man vom schlaff erwacht, undt auf stehen wil“ (Fol. 101-223), c) „Schön keistliche Lieder zu Sonderbarem Erlaß der Seelen Zusamgetragen 1697“ (Fol. 225-240).

Teilveröffentlicht bei G. Eis, Geistliche Lyrik des späten Mittelalters aus unbekannten Handschriften, Euphorion 53 (1959), S. 444f. G. Eis Ein ubekanntes Barocklied zur Wallfahrt nach Walldürn, Stifter-Jahrbuch VII (1962), S. 197-201. – Provenienz: Deutsche Auktion 4/1938 Auktion 1938 von Gerhard Eis erworben, dann Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 20. Mit einmontierter Fiche auf dem Innenspiegel „Handschrift Nr. 20 Gebetbuch 18. Jh., Geistliches Liederbuch 1697 im Besit z Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Königl. (durchgestrichen) Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Deutsche Kommission, Handschriftenarchiv) von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im Mai 1938 aufgenommen worden“. – Beiliegen 6 Blatt Korrespondenz zwischen Gerhard Eis und dem Deutschen Volksliedearchiv über die Handschrift.

Abbildung

Braunschweiger Recht auf Braunschweiger Papier 2938 Leist, Justus Christoph. „ChurbraunschweigLüneburgisches Recht. Vorlesung des Herrn Profesor Leist im Winter von 1799 bis 1800 zu Göttingen“. Deutsche Handschrift auf Papier. 1 Bl., 809 hs. num. S., 6 Bl. Schrift: Saubere deutsche Kurrentschrift. Schriftraum 23 x 11,5 cm. Format: 26,5 x 19 cm. Göttingen 1799-1800.

400 €

Sehr saubere, durchgehend gut lesbare Mitschrift einer bis dato noch nicht veröffentlichten großen Vorlesung des Staatsrechtlers und Politikers Justus Christoph Leist (1770-1858), die sich über ein ganzes Jahr, von 1799 bis 1800 erstreckte. „Leist bezog 1789 zum Studium der Rechte die Universität Göttingen, wo vor allem Pütter sein akademischer Lehrer war und wo er 1792 sein Studium mit dem juristischen Doktorexamen beendete. Nach anschließenden Reisen, die ihn zum Studium der Reichshofratspraxis bis nach Wien führten, wurde er 1795 in Göttingen zum außerordentlichen Professor, 1802 ebendort aufgrund seiner anziehenden, vor allem dem Staatsrecht und Kirchenrecht gewidmeten Lehrtätigkeit zum ordentlichen Professor ernannt. Sein wissenschaftliches Ansehen begründete Leist mit einem 1803 erschienenen knappen, aber inhaltsreichen Lehrbuch des deutschen Staatsrechts, das gerade vor dem Reichsdeputationshauptschluß fertiggestellt war und sich auch schon im Druck befand“ (NDB XIV, 161f.). – Sehr saubere und auf unbeschnittenem, leicht bläulichem, besonderes qualitätvollem Büttenpapier mit Wasserzeichen (ornamentale Drahtlinienbordüre auf jedem Blatt sowie Vignetten „Posthorn“ und in Versalien der Name der Mühle „MERTENS“) geschriebene Vorlesungsmitschrift, in einer sehr feinen, sehr frühen (wohl schon Stahl-) Feder geschrieben - ein nicht unbedeutendes Zeugnis niedersächsischer Rechtsgeschichte, das der Wissenschaft zugänglich gemacht werden sollte. Das herrliche Papier stammt aus der Hahnemühle-Fabrikation: „Am 27. Februar 1584 gewährte der Herzog von Braunschweig dem Papiermacher Merten Spieß das Recht zur Errichtung einer Papiermühle in Reylingehausen (Relliehausen) bei Dassel.

86 Mille Annos Manu-Scriptum
2936

In der folgenden Zeit wuchs am Fuße des Sollings die ‚Reylingehäusische Papiermühle‘ und war 185 Jahre - bis zum August 1769 - im Besitz der Familie Merten Spieß und ihren Nachfahren“ (Hahnemuehle.com, Abruf 16.02.24), daher das Wasserzeichen, das eines der edelsten Produkte kennzeichnete. „

1769 wurde die Papiermühle von der Familie Andrae gekauft, die sie bis zum Jahr 1884 weiterführte. Nur zwei Jahre war die Papiermühle im Besitz eines Herrn Heinemann, der 1886 an Carl Hahne verkaufte. Er gab der Firma den bis heute wohlklingenden Namen ‚Büttenpapierfabrik Hahnemühle‘.“ (ebenda).

Aus der Bibliothek des Grafen K. Kollonich in Groß-Schützen bei Preßburg

2939 Artzney Buch. Darinnen sehr Nutzliche unndt zum öfteren Aprobierte Recepter von allersandt Zueständt, undt Unfäll der Pferdten. Deutsche Handschrift auf Papier. 86 S. (num. 1-85). Ca. 26 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent-Bastarda. Format: 30,2 x 19,5 cm. Mit kalligraphischen Überschriften. Halbleder um 1940 mit LeinenDeckelbezug. Süddeutschland Anfang des 18. Jahrhunderts.

800 €

Praktische Rossarznei mit zahlreichen Rezepten und Anweisungen zum Kurieren der Pferde und Haustiere, basierend auf Meister Albrant. Vorsatz mit ausführlichen eigenhändigen Einträgen von Gerhard Eis (1908-1982) „Der Band stammte aus der Bibliothek des Grafen K. Kollonich in Groß-Schützen bei Preßburg. Er war in Holzdeckel gebunden ... Die Heilvorschriften dieser Handschrift kommen zum größten Teil aus dem mittelalterlichen Roßarzneibuch des Meisters Albrant, Kaiser Friedrichs Schmied, Marschaller in Neapel“.

87 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2937 2940

Das Grafengeschlecht derer Kollonitz von Kollograd gehören zu den ältesten Preßburger Familien kroatisch-österreichisch-ungarischen Ursprungs. – Provenienz: Antiquariat O. Pysvejc, Prag 1936, dann Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 32. Mit einmontierter Fiche auf dem fliegenden Vorsatz: „Handschrift Nr. 32 das GroßSchützener Roßarzneibuch 17./18. Jh. im Besitz von Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 ist nach den Grundsätzen der [durchgestrichen:] Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herr n Doz. Dr. Gerhard Eis im Nov. 1937 aufgenommen worden“. Auch diese Handschrift wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Traktaten untersucht und interpretiert, wie Gerhard Eis sauber auf dem Vorsatz vermerkt mit einer vollständigen Bibliographie der Werke, die die Rossarznei nennen.

2940 Wissenschaftliche Sammelhandschrift mit Traktaten über Physiognomie, Pharmazie, Medizin etc., darunter auch einige „Geheimrezepte“. Italienische Handschrif t auf Papier. 133 num. Bl. Schrift: Italienische Kurrent. Format: 20,5 x 14 cm. Mit wenigen Hervorhebungen und vereinzelten Skizzen im Text. Italien, 18. Jahrhundert.

350 €

Sammelband mit zahlreichen wissenschaftlichen Faszikeln in Sepiatinte o der Hellgrau-Schwarz auf früher „Carta rustica“, einem Papier wohl

noch des 17. Jahrhunderts mit einigen weißen Blättern dazwischen. Enthalten sind Traktate teils von namhaften italienischen Wissenschaftlern der Antike bis zur Neuzeut wie Platon, Aristoteles, Strabo, Plotin, Giorgio Baglio, Athanasius Kircher, auch der Würzburger Mat hematiker Kaspar Schott (1608-1666; „Gasparo Scotti“) wird erwähnt. – Die Bindung gelöst, Faszikeln lose, teils stärker gebräunt, etwas fleckig und mit Gebrauchsspuren, insgesamt aber sehr gut lesbares, sehr interessantes genuines Forschungsmaterial, bisher unveröffentlicht. Exportlizenz aus Italien vorhanden: PLCC EXP L28/5.

Abbildung Seite 87

„Über den Stein der Weisen unter chemisch-philosophischen Aspekten“

2941 Petriner von Aschen, Jonas. „Der Catholischen Ascher-Mittwoch, oder, Anfang der Viertzig Tägigen traurigen Fastenzeit bis zum end der Marter-Wochen“. Deutsche Handschrift mit lateinischer Dedicatio auf Papier. 75 (davon 66) nn. Bl. 16-17 Zeilen. Schrift: deutsche und 1 S. lateinische Kurrentschrift. Format: 17 x 10,8 cm. Leder d. Z. (Rücken etwas brüchig, fleckig, etwas beschabt und bestoßen) mit hs. RSchild. Asch (Böhmen), 1718.

88 Mille Annos Manu-Scriptum
1.200 €
2941

Aus dem deutschen Teil Böhmens, in der Stadt Asch, dem heutigen tschechischen Aš stammende alchemistische Handschrift, in der es vor allem um die Herstellung und den Gebrauch des legendären „Stein der Weisen“ während der Fastenzeit vor Ostern geht. Verfasser ist der Alchimist Jonas Petriner von Aschen, der den Traktat 1718 verfasst hat, mit vollem Titel: „Der Catholischen Ascher-Mittwoch, oder, Anfang der Viertzig Tägigen traurigen Fastenzeit bis zum end der MarterWochen nach Welcher Folgh an dem Heiligen Oster Tag die freudenreiche Auferstehung des glorificirten Leibs Lapidis Philosophorum Stylo Chymico-Philosophico beschreiben“. Der Autor nennt sich verso Titel: „Von Einem Teutschen Böhm Jonas Petriner von Aschen genannt Tempore Autore et nostri diluculi die cinerum ex cinere“, in dem sich das Anagramm „1718“ in römischen Buchstaben versteckt. Gewidmet ist der Traktat dem Freiherren Gottfried Daniel von Wünschwitz-Ronsperg-Wasserau (3r-5r), mit der „Dedicatio. Illustrissimo Domino Domino Godefrido Danieli Libero Baroni de Wünschwitz Domino in Ronsperg, Wasserau et Bernstein ad Sylvam Dinastae in Inferiori et Medio-Kernsalz etc.“ (vgl. Zedler LVIII, 2224ff.). Es folgt die „Vorrede An den Weiszheit Liebenden Leser (S. 5v-27r), dann hebt an das „Ca-

Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert

put Primum Jonas Petriner de Aschen“ (27v-29r): „Ein Petriner oder welt geistlicher Priester auß böhmen wünscht allen wahren Philosophis Adeptis, filijs et Amatoribus Artis glük, heyl, und göttlichen Seegen, deren sündern aber und allen Myso-Chymicis oder Sophisten eine wahre Erleuchtung ... Lapis philosophorum verè adhuc est à parte rei (wieder mit Anagramm) Soche Thesim zu probirn ist unrathsamb, weil eines der Philosophorum größtes geheimnis ist, nur allein zu wissen, was doch wohl der lapis Philosophorum für ein ding sey, und was wohl doch der große Lapis, so doch klein ist, eigentlich genannt wart“ (30r). Der „Lapis philosophorum“, vulgo der „Stein des Weisen“ gilt als das zentrale, seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert von Alchimisten gesuchten Universalmittel zur Transmuation von Materie und von Geist. So ist die Veredelung von Metallen (etwa Eisen zu Gold) nur einer der untersuchten Aspekte („Style“). „Wer beim Fasten den Dreierschritt der Alchimie von Anfang an im Bewusstsein hat, kann sich vieles erleichtern; denn die Analogie zwischen Fasten und alchimistischem Prozess mit seiner Aufspaltung in Körper, Seele und Geist geht sogar noch weiter. Beim Fasten kommt es zu einer gewissen Lösung des Bandes zwischen Körper und Psyche [...]“ (Rüdiger Dahlke, Fasten, 13f.). – Provenienz: Hs. Exlibris-Vermerk: „E Libris Spect: Dni de Apoka“. Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, 1956. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 74. Vorsatz von Eis gestempelt und nummeriert.

Abbildungen

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2941 2942

2942 Schaffhausen. - „Statt Erb- und MarckRecht wie auch Zugs-Ordtnung“ (Deckeltitel). Deutsche Handschrift auf Papier. 124 nn. S. 16,3 x 10,6 cm. Pergament d. Z. (Rücken mit winzigem Bruch, etwas angestaubt, fleckig, ohne die Bindebänder) mit hs. Titel auf dem VDeckel. Schaffhausen, 1718.

600 €

Handschriftlicher Kodex mit den Statuten der Stadt Schaffhausen am Hochrhein. Die Festschreibung einer Gesetznovelle der Stadtrechte war notwendig geworden, da es mehrfache Streitigkeiten geben hatte: „Der Streit zwischen der Gemeinde Wilchingen und dem Rat der Stadt Schaff hausen um ein Tavernenrecht weitete sich auf andere Klagen über den immer umfassenderen Herrschaftsanspruch der Obrigkeit aus und erhielt 1718 durch die Huldigungsverweigerung einer Mehrheit der Wilchinger einen rebellischen Charakter. Der Konfliktverlauf des Wilchingerhandels umfasste Schlägereien mit Todesfolgen, die militärische Besetzung des Orts, die Flucht von Aufständischen, deren Ausschluss vom Abendmahl und langjährige Inhaftierungen. Wegen der Unterstützung der Fürsten von Schwarzenberg, die Wilchingen als Reichsterritorium betrachteten, beschäftigte der lokale Konflikt den Rat von Schaffhausen und jenen von Zürich, die evangelischen Konferenzen, die Tagsatzung, den Reichshofrat, eine kaiserliche Kommission sowie die zeitgenössische Presse. Die Schaffhauser Obrigkeit setzte sich schliesslich juristisch und militärisch durch, während die Gemeinde verarmte“ (A. Hedinger, Der Wilchingerhandel 1717-1729, 2006). –Von üblichen Gebrauchsspuren abgesehen ein sehr schönes, sauberes Exemplar der Handschrift von mehreren Händen. Provenienz: Jaques Rosenthal, (Hans Koch) Eching, 01/1972, Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 201.

Abbildung Seite 89

2943 Rossarznei und geistliches Lied. Deutsche Handschrift auf Papier. Fragment mit 6 nn. Bl. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 21 x 16 cm. Moderner Kartonumschlag. Deutschland, 1728.

400 €

Rezepte zur Kurierung von Pferden („Wenn ein Roß aufgebrochen ist mit Zeiten...“), denen „Ain segenes Geistliches Liedt“ beigegeben ist. An dessen Schluss datiert „1728“. – Erstes Blatt hier zu einem Drittel abgerissen (Textverslust), wahrscheinlich fehlen anfangs weitere Blätter, etwas fleckig, mit Gebrauchsspuren. Provenienz: Tenner Heidelberg Auktion 81 10/1970. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 157. Abbildung

Mit edelsten Vacatblättern mit Kronenwasserzeichen 2944 Planum seu Modus operandi qui in colligendis Decisionibus Curialibus per Deputationem Anno 1769. assumptus est. Französische Handschrift auf Papier. 8 Bl., 428 n. S., 1 Bl. 33 Zeilen. Schrift: Französische Kurrentschrift. Schriftraum: 31,3 x 19,3 cm. Format: 34,8 x 23 cm. Mit hübschem kalligraphischem Titel. Halbleder d. Z. (Rücken teils mit Fehlstellen an Kapitalen, Bezugspapier größerflechig abgelöst), mit Rotschnitt. Frankreich, nach 1769.

800 €

Klar gegliederte juristische Handschrift, als „Der Plan oder die Vorgehensweise, die bei der Sammlung der Gerichtsentscheidungen durch Deputation im Jahr 1769 angenommen wurde“. Der erste Teil „Pars I De Admonitione“, der zweite titelt „Pars II De Actionibus“, – Im Block durchgehend sauber und kaum Gebrauchsspuren, einer wissenschaftlichen Auswertung harrend. - Am Schluss sind 17 Blätter feinstes, kostbarstes französisches Büttenpapier von der Mitte des 17. Jahrhunderts vacant geblieben. Wasserzeichen eines besonders großen Wappens mit Schild und Krone im Geprenge sowie einem Papiermühlen zeichen mit Krone und Letter „H“. – Beiliegt eine weitere Handschrift, wohl Morbi agricolae. Deutsche Handschrift auf Papier, mit lateinischen Passagen. Ca. 300 S. 28 x 21 cm. Pappband d. Z. - Mit Abhandlungen zur Landwirtschaft und Medizin, u. a. Es handelt sich um Teil II von 2. Mit zahlreichen Indices über beide Bände „Index agrotorum tomi primi“, „Index agrotorum morborumque tomi primi“ sowie „Nomina agrotorum morborumque“, „Index Tomi secundi“ mit zahlreichen Namen von Landwirten und deren Krankheiten.

Abbildung

90 Mille Annos Manu-Scriptum
2943

2945 Traité Des Proportions. Französische Handschrift auf Papier. 78 nn. Bl. 23-25 Zeilen. Schrift: Französische Kurrent. Schriftraum: 20 x 12,5 cm. Format: 24,5 x 18,5 cm. Mit kalligraphischen Auszeichnungen der Überschriften und 14 eingefalteten Tafeln an Falzblättern mit lavierten Federzeichnungen. Dunkelbraunes Leder d. Z. (Gelenke leicht brüchig, wenige winzige Fehlstellen, bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Frankreich, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. 650 €

Umfangreiche französische Proportionslehre mit ausführlicher Abhandlung zur Geometrie und den stereometrischen Körpern. Im ersten Teil: „Eléments de géometrie“, „Usage du cercle“, „Des Parallèles“, „Des figures planes considerées selon leurs cotez et selon leurs angles“ etc. Der zweite Teil ist überschrieben: „Seconde Partie des élémens de gé ometrie - Livre 1 De la rencontre des Lignes et des plans“, „Des lignes perpend. et oblique à un plan“ und „Livre 2. Des corps en général“, „De la Superficie de la pyramide et du Cone“.

Die Tafeln folgen jedem Textteil und sind so ausfaltbar, dass man die zahlreichen konkreten Anwendungen in den „Propriétéz“ und „Problèmes“ im Text direkt an den zahlreichen, bei dreidimensionalen Körpern oft schön in verschiedenen Grautönen lavierten Federzeichnungen nachverfolgen kann. – Kleine Randläsuren (minimale Nagespuren am Schnitt), teils etwas gebräunt und vereinzelt braunfleckig, insgesamt vollständig und wohlerhalten.

Abbildung

Die Behandlung und Medizin im Pustertal 2946 Arzeney Puech für die Menschen. Deutsche Handschrift auf Papier. 50 Bl. (1-45 num.). Bis ca. 24 Zeilen. Schrift: Kurrentschrift. Format: 22 x 18 cm. Gehefteter Kopertband mit Pergamentverstärkung am Rücken und Deckeln aus lädierter Handschriftenmakulatur (stark fleckig, mit Fehlstellen). Südtirol, Pustertal, 1771. 450 €

Enthält eine Sammlung von Rezepten, Beschreibungen der Heilkräfte von Pflanzen, Kräutern, Drogen usw. für die verschiedensten Krankheiten und Leiden aus alter volksmedizinischer Überlieferung. Die Handschrift beginnt: „Erstens von dem Kalch. Kalch gemist mit Rosenwaser vnd erdrauchwaser vnd die schebige haut dar mit geboscht benimbt die Rauden vnd macht sie schen.“ „Einst lagen noch weitere ungebundene Zettel bei (wie aus einer Tenner-Aufnahme hervorgeht, die aber wohl von G. Eis entnommen wurden). Die Mundart der eingelegten Zettel stimmt mit der des Arzneibuchs überein, so daß die Herkunft des Arzneibuches aus der Gegend des heutigen Bruneck oder Luttach bei Bruneck in Südtirol (Pustertal) feststeht“ (zit. Aufnahme Tenner). Mit ausführlichen Registern am Schluss. – Teils stärker flekkig, berieben und mit starken Gebrauchsspuren und größerem Ausriss

91 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2945
2944

in dem ersten Blatt (Tenner verweist hier noch auf einen Stempel, der nach dem Tode von Eis recht rüde entfernt wurde, indem einfach ein großer Teil Papier ausgerissen wurde mit entsprechendem Textverlust)

Provenienz: Tenner, Heidelberg, 10/1970 Aukt. 81. Dann Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 158.

Das Vademecum des Handlungsreisenden

2947 Parran, Pierre Baptiste. „Cayer d’arithmétique ou Totes Les Règles Nécessaire Changers Pour Les Pays Changer, fait par Pierre Baptiste Parran fils ané Résidens à Bordeaux Commancé par Lui Le 26 Mars de lannée 1778“. Französische Handschrift auf Pergament. 1 Bl., 161 hs. num. S., 1 Bl. Schrift: Französiche Kurrentschrifte. Format: 39,5 x 26 cm. Mit Tabellen, Summenstrichen und kalligraphischer Auszeichung, Überschriften etc. Pergamentkopertband d. Z. (fleckig, mit Bezugsfehlern und Schnitten, Gebrauchsspuren, teils defekt). Bordeaux, 1778.

500 €

Währungsrechner - eine mathematische Handschrift aus Südwestfran kreich mit zahlreichen Regeln, Formeln, Tabellen, Zahlenreihen und Beispielanwendungen im Folioformat zum Erlernen der mathematischen Grunddisziplinen zur Berechnung der Preise aller möglichen Güter in unterschiedlichen Ländern auf der Grundlage von Währungstabellen, darunter die Städte Hamburg, Amsterdam, Venedig, Genf, Madrid etc.: „Règle de compagnie“, „Arbitragère“, also die Umrechnungstabellen der Landes- und Sädtewährungen mit konkreten Tabellen: „Explication de l’Arbitrage“, „Arbitrage de Londres à Hambourg“, „Arbitrage de Londres à Amsterdam“, „Amsterdam et Venise“, „D’Amsterdam à Lisbonne“, „Traverse de Madrit à Genève“, – Älter überklebte Einschnitte, Titel etwas ausgewaschen, mit zahlreichen Einträgen auf den Vorsätzen, teils stärkeren Gebrauchsspuren, Feuchträndern, Flecken, Papierläsuren, im Textkorpus jedoch bemerkenswert wohlerhalten. Abbildung

2948 „Institutionum medicarum“ und „In Physiologiae Institutiones“. Lateinische Handschrift auf Papier. Zus. ca. 250 nn. Bl. 29-30 Zeilen. Schrift: Italienische Kurrentschrift. Format: 20,5 x 15 cm. Mit großen Versalüberschriften und einigen kalligraphischen Hervorhebungen. Pergament d. Z. (etwas gebräunt, wenige winzige Fehlstellen, beschabt und bestoßen) mit hs. RTitel. Oberitalien, um 1780.

350 €

Naturwissenschaftliche Handschrift. Der erste Teil des wohl von einer Hand stammenden, umfangreichen Manuskripts handelt von den „Inst itutiones medicarum“ mit Traktaten über Medizin und Anatomie des Menschen, wohingegen der zweite Teil, der mit einem hübschen kalligraphischen Titel „In Physiologiae Institutiones - Proemium“ anhebt, weitere allgemeine physiologische Phänomene, vor allem Symptome, Krankheiten, deren Medikation und Therapie beschreibt: „Cap. I. De Fibra“, „Caput II. De Sanguinis Natura“, „Dissertatis IIa. De Junctionibus naturalibus“, „Caput I. De Masticatione & Deglutitione“ etc. Exportlizenz aus Italien vorhanden: PLCC EXP L23BIS. – Gebrauchshandschrift mit gelegentlichen Flecken, Bräunungen, Tintenwischern u. ä., im Corpus aber durchgehend gut lesbar.

2949 „Koch.Buch Worin 299. Speisen und Bakwerk beschrieben sind welches geschrieben im Jahr 1824 Nebst Beschreibung eines Küchen Zettels“. Deutsche Handschrift auf Papier. 117 hs. num. S., 9 Bl. Ca. 20-26 Zeilen. Format: 21 x 18 cm. Lädierter schlichter Pappband (Rükken defekt, stärkere Randläsuren). Baltikum (Tilsit an der Memel), 1824.

500 €

Sehr inspirierend zu lesendes Kochbuch wohl aus dem Raum um Tilsit an der Memel, in der heutigen russischen Oblast Kaliningrad, direkt an der litauischen Grenze gelegen. Mit nahezu 300 Allerweltsgerichten und extravaganten Speisen, u. a. „Supe von Kapaun de Prinzeß“, „Supe à la Jacobine“, „Eine Suppe à la Reine“, „Eine Wein Suppe“, „Eine kalte Soß zum Rindfleisch“, „Gute Brühe über Rindfleisch“, „Ragu von Kalbsbraten“, „Eine gespickte Kalbskeule“, „Hammel Keule auf Italienische Art“, „Ein Piltz von Schwein Kopf“ (Fungo porcino), „Ein Gans Gußtopf mit Äpfel“, „Ein gedämpfte Gans“, „Dampf Nudeln“, „Mehlspeis à

92 Mille Annos Manu-Scriptum
2947
93 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2950
2950

2951

la Polonaise“, „Mehlspeis von Mandeln“, „Ein Wiener Torte“, „Äpfel Ringe“, „Waffeln zu backen“, „Makronen Torte“, „Sand Torte“, „Schokoladen Kuchen“, „Geele blau zu färben“, „Geele grün zu färben“, „Essig Gurken einzumachen“, „Bigos zu machen“, „Bigos Torte, „Junge Hühner mit Pomerantzen Soß“, „Junge Hühner mit Johans büree“, „Schlag Wurst zu machen“, „Pastäte à la Salvogarde“ und vieles, vieles mehr. Mit ausführlichem Register mit Seitenzahlenindex.

Am Schluss: „Küchen Zettel welcher bey der Durchreise Ihrer Kayerlichen Mayestät der Kayserin von Russland zu Tilse im Jahr 1819, 2ten Januari gegeben ... welches bearbietet von bürger ... Kolbe“. – Nur gelegentliche Gebrauchsspuren, gut lesbar, ordentlich.

2950 Reisealtar. Taschenklappaltar für den reisenden Geistlichen zur mobilen Feier des Heiligen Abendmahls mit Spendung der Hostie und den entsprechenden Texten des Sakraments sowie Fürbitten. Lateinische Handschrift auf Pergament. Querfolio mit 3 Spalten Text. 34 reglierte Zeilen (maximal 21 gefüllt). Schrift: Gotica kalligraphica und rotunda, Romanische Versalien. Schriftraum: Je 21 x 11-11,8 cm. Blattformat: 24,2 x 38,8 cm. Text in Rot und Schwarz, teils goldgehöht. Mit Rubrizierung, einer großen 3-zeiligen Federwerk-Initiale und ca. 40 größeren Goldinitialien, Goldblümchen (Tulpen?) als Zeilenfüller, Flechtwerk-Arabesken in Rot und Blau, jede Kolumne mit goldgeprägtem Feston-Rahmen und großer Miniatur in Gold und Farben. Geglättetes braunes Kalbsleder d. Z.

(an Falzen etwas beschabt, winzige Abplatzungen, kaum Fehlstellen, teils kleine Restaurierungen oder alt geschlossene Löcher, etwas fleckig, kaum berieben) mit reicher Goldprägung (teils ausgedunkelt oder abgerieben), Rautenprägung, Bordüren mit Eckfleurons und großen geprägten Mittelvignetten. Süddeutschland, um 1810.

1.300 €

Entzückender dreiflügeliger Reiseklappaltar für einen Geistlichen oder einen Priester, der somit unterwegs die Messe feiern konnte. Daher findet sich in der etwas breiteren Mittelkolumne als zentrale Altartafel der vollständige Text der Hostienweihe während der Eucharistie, des Sakraments der Abendmahlfeier in besonders hübscher, klarer Kalligraphie in schwarzbrauner und roter Tinte und geziert mit prachtvollen Goldinitialen auf Rotgrund: „Qui pridie quod pateret accepit panem in sanctas ac venerabiles manus suas et elevatis oculis in celum ad te deum patrem filium omnipotentem tibi gracias agens“. Es folgt in Rot die Worte Christi „Hoc est enim Corpus meum“ und nach den Zwischenworten der Erzählung des Evangelisten Matthäus: „Simili modo posteaquam caenatum est, accipiens et hunc praeclarum calicem in sanctas ac venerabiles manus suas. Item tibi gratias agens. Bene dixit, dedit discipulis suis, dicens accipite et bibite ex eo omnes. (Und wieder in Rot:) Hic est enim calix sanguinis mei novi et aeterni testamenti, misterium fidei, qui pro vobis et pro multis effundetur in remissionem peccatorum“. Die linke und rechte Altartafel ist den Fürbitten geweiht: „Memoria Vivorum Memento“ und „Memoria Mortuorum Memento“. Über dem Text eine große, in Gouachefarben eingemalte und goldgehöhte Miniatur (8,3 x 12,1 cm) mit einer Andachtsszene der Kreuzigung Christi mit links Maria, rechts dem Evangelisten Johannes und Christus in der Mitte am Kreuz mit dem Schädel Adams zu seinen Füßen. Im Hintergrund die Silhouette der großen Stadt Jerusalem im Abendrot vor nordischer Bergkulisse und mit Kirchtürmen mit Zwiebelhauben. – Etwas angestaubt, Pergament leicht wellig, die blaue Farbe meist abgerieben, ebenfalls einige der Goldlettern, auch die Miniatur mit kleinen Oberflächenabplatzungen und Beriebspuren, meist aber noch gut sichtbar, insgesamt ein besonders schönes Stück, wohl aus einer süddeutschen oder österreichischen Werkstatt, hergestellt für ein Jesuitenkloster, ein Kolleg oder ein Stift, in dem Wanderprediger ausgebildet wurden. So zeigen die großen Mittelvignetten auf den drei Dekkeln des Klappaltars typisch jesuitisches Formenvokabular mit einem Oval oder gar einer Mandorla im Strahlenkranz mit einer Mondsichelmadonna, einer Kreuzigung und dem Jesusmonogramm IHS. Abbildungen Seite 93

2951 Wolf, Fritz. „Andeutungen über die verschiedenen Zweige der Garten-Cultur“. Deutsche Handschrift auf Papier. 312, XX num. S. Deutsche Kurrentschrift. 26 Zeilen. Schriftraum: 19,5 x 14,5 cm. Format: 24,5 x 19,5 cm. Mit wenigen kleinen Skizzen. Reste von marmoriertem Pappband d. Z. (ohne Rücken, ohne Rückdeckelbezug, Deckel lose, beschädigt). Wohl Böhmen, um 1820.

500 €

Von einem sonst nicht näher bekannten Gartenbauingenieur Leutnant Fritz Wolf verfasstes Kompendium des Nutz- und Ziergartenbaus, darunter Ausführungen über die Anlage von Gärten, Ausrichtung nac h Himmelsrichtungen, Düngen und Reinigen der Erde, Anbau verschiedenster Bäume, Pflanzen und Blumen und deren Kultivierung, darunter auch ein konkrete Anleitung zum errichen von Gewächshäusern und vieles, vieles mehr.

94 Mille Annos Manu-Scriptum

„Von Garten-Kräutern“, „Anleitung zur beßeren Anlage der Handgärten“, „Der Blumengarten im Freien“, „Von der Reinigung des Erdreichs“, „Von Anlegung der Mist- oder Treibebeete von Pferdemist“, „Das Glashäuschen vor dem Fenster“, „Der Schnitt der Krautpetersilie“, „Der Wintersallat“, „Die Sommerzwiebel“, „Der Rettich“, „Das Radieschen“, „Der Pastinak“, „Die Endivie“, „Löffelkraut“, „Runkelrüben“, „Erdbeeren“, „Behandlung des Blumenkohls“, „Anleitung zur Erziehung des Rosmarins“, „Von der Cultur der Nelken“, „Kürbisse und Melonen“, dann ausführlich „§44 Spargel“, über „weißen Spargel“, „grünen Spargel“, „holländischen Spargel“ etc. – Teils etwas stärker fleckig und feuchtrandig, wenig sporfleckig, insgesamt gut lesbar und wohl vollständig, Bindung lose, Lagen gelöst. Auf dem Vorsatz nennt sich der Bruder des Autors: „Wilhelm Wolf. Mein Bruder Oberleutnant Fritz Wolf, hat dieses Buch geschrieben“. – Beiliegten: 7 Schriftstücke mit Korrespondenz von 1797 bis 1858, u. a. „A Monsieur Jean Nepomuc Wolff, Sécrétaire d‘Oeconomie au Service de S. H. Monseigneur le Prince de Palme (?)“, eines Verwandten des Autors und anderes.

Abbildung

2952 K.-u.-K.-Monarchie - Prachturkunden auf Pergament. 3 dekorative Pergamenturkunden mit großen Lacksiegeln in Siegelkapseln. Meist handschriftlich, teils auch typographisch und mit gedrucktem Schmuck. Mehrfach gefaltete, Quer-Imperialformate. Wien und Budapest, 1835-1900.

400 €

Ferdinand I., Kaiser von Österreich und König von Böhmen (1793-1875). Urkunde. Lateinische Handschrift mit Kalligraphie auf Pergament. 49 x 71,5 cm. Plika mit großem roten Lacksiegel (Durchmesser 8 cm) an Silberbrokatkordel in reich guillochierter Messingkapsel mit Deckel. Wien 1838. - Zeitgenössische Zweit- oder Abschrift eine Bestallungsurkunde für Ioannis Henter de Sepsi-Szent-Ivány mit der Gerichtsbarkeit der Statthalterschaft für Transsilvanien, einer Provinz im heutigen Rumänien: „Nos Ferdinandus Primus Divina Favente Clementia Au-

striae Imperator, Apostolicus Hungariae et Bohemiae Rex ... Nostri Egregii Ioannis Henter de Sepsi-Szent-Ivány super numerarii tabulae Nostrae Regia in Magno Prinipatu Transsilvaniae Iudiciariae Assessoris praeclaris animi dotibus ... Datum in nosttra imperiali Vienna Austriae Die trigesima prima mensis Martii anno Domini millesimo octingesimo trigesimo octavo, Regnorum Nostrorum Quarto“. Wien 1838. - Leicht fleckig, angestaubt, mit Knickspuren, darin wenig Abrieb, Gebrauchsspuren. Verso mit Regesten. Mérnöki Oklevel (Erzbischöfliches Diplom). Miakir József-Müegyetemrektora, a mérnöki szakosztály tanártest´lete nevében annak dékánja. Urkunde. Ungarische Handschrift auf Pergament, mit breiter Holzschnitt-Bordüre und etwas Rotdruck. 42 x 63 cm. Plika mit an rot-weißgrüner Seidenkordel angehängtem Lacksiegel in gedrechselter Hartholzkapsel mit Deckel. Budapest 1892. - Urkunde für Fábry Frigyes im Namen des Rektors József Miakir, Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften. Mit Professoren-Unterschriften. - Knicke, teils leichte Gilbungen bzw. Bräunungen, sehr dekoratives Blatt. Oben mit Gebührenmarke.

Magisterurkunde für den ungarischen Pharmazeutik-Studenten Tiburt ius Maria Tóth an der Universität Budapest. Gedruckte lateinische Pergamenturkunde mit hs. Einträgen. 48 x 67 cm. Plika mit an rot-weißgrüner Seidenkordel angehängtem Lacksiegel in gedrechselter Hartholzkapsel mit Deckel. Budapest 1900. - „Nos Praeses, Decanus et Facultas Medica in alma ac celeberrima Regia Scientiarum Universitate Budapestinensi in Hungaria, omnibus et singulis, quorum interest, significamus, notumque facimus: Dominum Tiurtium Mariam Tóth [...] ortum, postquam collegia chemica, botanica, pharmacognostica, hygienica et historiae naturalis publica diligentissime frequentasset, demisse supplicasse, ut eum ad examina rigorosa... ei haustae suae doctrinae et peritiae testes literas praebere velimus. [...] Debite satisfecit. Quare eundem Artis Pharmaceuticae Magistrum agnoscimus, approbamus et declaramus, exhibendo Ei Diploma, maior Facultatis nostrae sigillo et manu propria“. - Aufmontierte Gebührenmarke, gestempelt, Knickspuren, leicht angestaubt, kaum beriebgen. Mit den Unterschriften der Dekane Isidor Fröhlich und Ferdinand Klug. –Sehr schöne, sehr dekorative Zeugnisse der alten K.-u.-K. Monarchie. Abbildungn Seite 96

95 Handschriften vom 9. bis 19. Jahrhundert
2953

2953 Aristoteles. Physica, Logica et Metaphysica. Lateinische Handschrift auf Papier. Ca. 400 nn. Bl. (davon wenige weiß). 31 Zeilen. Schrift: Feine, teils miniaturhafte italienische Kurrentschrift. Schriftraum: 17 x 10,5 cm. Format: 22 x 16 cm. Mit kalligraphischen Überschriften und einigen Skizzen „Arbor consanguinitatis“ auf Einlageblatt. Pergament vom Ende des 19. Jahrhundert. Italien, um 1860.

500 €

Außergewöhnlich umfangreiche Handschrift aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf besonders weißem, unbeschnittenen italienischen Papier, die zeigt, wie auch noch 400 Jahre nach der Erleichterung der Herstellung von Texten durch den Druck doch immer noch Handschriften produziert wurden: hier in einer besonders feinen, oftmals kalligraphischen Hand mit dünnster Stahlfeder auf Papier einer wohl norditalienischen Mühle. – Wenige Randläsuren, kaum Textversluste, kaum Gebrauchsspuren, sehr schöne, voluminöse Handschrift, die ihrer wissenschaftlichen Bearbeitung harrt. Exportlizenz aus Italien vorhanden: PLCC EXP L23BIS.

Abbildungen Seite 95

2954 Philipp von Cleve. Volgt vom krieg uff dem meer. Deutsche kalligraphische Handschrift auf Papier. 38 nn. Bl. 25 Zeilen. Schrift: Gotica rotunda moderna. Schriftraum: 14,8 x 9,4 cm. Format: 20,5 x 14,8 cm. Mit großer farbiger Titelvignette, 20 4-zeiligen szenischen Initialen in Gold und Farben sowie 8 Textillustrationen in farbiger Gouache und Aquarell, teils gold- und silbergehöht.

Heidelberg, 1960. 100 €

Wohl von seiner Studentenschaft gewidmetes, in kalligraphischer GoticaHandschrift im Stil der spätmittelalterlichen Buchkunst geschriebenes und mit hübschen Vignetten und Illustrationen verziertes Buchgeschenk:

„Dem verehrten Lehrer Prof. Dr. Gerhard Eis als Zeichen der Dankbarkeit zum 9. März 1968“ (letzte Bl.). Professor Eis (1908-1982) dankte, indem er das Werk seiner Sammlung einverleibte.

„Der Text, (dem Cod. germ. Monac. 1682 zugrunde liegt) wurde kopiert aus der Dissertation von Peter Renner: Das Kriegsbuch Herzog Philipps von Cleve. Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung und kritischer Ausgabe des Buchs vom Krieg zu Wasser nach den Handschriften. Heidelberg 1960“. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 81.

96
Mille Annos Manu-Scriptum
2952

Register

A

Aderlassbüchlein 2914

Albrant 2927

Alchemistische Handschrift 2916

Alexander de Villa Dei 2873

Antiphonale 2899, 2919

Antonius 2893

Aquin, Thomas von 2841, 2851, 2867

Aristoteles 2845, 2928, 2953

Artzney Buch 2939, 2946

Asanger Aderlassbüchlein 2914

Augustinus, Aurelius 2808, 2813

B

Bauernregeln 2907

Beda Venerabilis 2822

Benedikt von Nursia 2871

Bernhard von Clairvaux 2884

Bibel-Fragment 2828, 2832, 2842

Boccaccio, Giovanni 2911

Boethius, Anicius Manlius

Severinus 2802, 2886

Branntweinherstellung 2925

Breviarium 2858-2859

Breviarium latinum 2879

Buxheimer Fastenpredigt 2901

C

Cantus Gregorianus 2897

Chester Beatty Bible 2838

Christus im Tempel 2909

Chronik der Kaiser 2891

Chrysostomus, Johannes 2847

Cicero, Marcus Tullius 2900, 2920

Cleveland 2885

Confessio 2889

Confirmatio Clerici Leodii 2896

Conrad, Balthasar 2932

D

De adventu christi in iudia 2883

E

Epicecion 2923

Eusebius Caesariensis 2814

Evangelienlektionar 2816

Exempla codicum medii aevi 2825

F

Fischpredigt des Heiligen

Antonius 2893

Fuller, Richard 2881

G

Gebet- und Liederbuch 2937

Geomantia 2917

Giovanni dei Conti 2854

Gratianus de Clusio 2821, 2839

Gregor I. Papst 2806

Gregorius IX., Papa 2835, 2844, 2850, 2852

Guido da Baysio 2855

Guillelmus Curti 2868

Gültbuch 2862

Gynäkologische Handschrift 2918

H

Heiliger Antonius 2893

Heiliger Geist 2878

Hieronymus 2801

Homiliarium 2811, 2837

Homililiarium 2810

Horae BMV 2887, 2902 et passim

Hugo de Sancto Caro 2870

I J

Institutionum medicarum 2948

Jacobino de Burlla 2872

Jahreszeitliche Bauernregeln

2907

Johann Werner aus Meißen

2930

Johannes de Munchberg 2895

Johannes-Evangelium 2853

Justinianus 2840, 2849

K

K.-u.-K.-Monarchie 2952

Kalendarium 2905

Kochbuch 2949

König David 2892

Kriegs Ordonnance 2922

L

Landshuter Schatzverzeichnis

2888

Lateinisches Lektionar 2812

Lectionarium 2804

Leist, Justus Christoph 2938

Lektionar 2846, 2903

Lombardus, Petrus 2827, 2830, 2834

Lukasevangelium 2877

Lysens, John de 2864

M

Marchesino de Bello 2869

Martyrologium

Hieronymianum 2801

Maximilian I. 2906

Medizinisch-alchemistische Handschrift 2916

Meißen 2931

Missale anglicum 2876

Missale-Fragment 2818

N

Nachlässe an Kirchen 2880

Notariatsbuch 2915

O Officium 2819

P Parran, Pierre Baptiste 2947

Petriner von Aschen, Jonas 2941

Petrus Comestor 2823

Petrus Lombardus 2826, 2831

Pfingstwunder 2910

Philipp von Cleve 2954

Piacenza 2857

Planum seu Modus operandi 2944

Priscianus Caesariensis 2807, 2817, 2833, 2836

Psalter 2820, 2843

Q Quaràntoli 2863

R

Rabenstein 2935

Reisealtar 2950

Responsorium 2904

Rituale Romanum 2809

Rossarznei 2926

Rossarznei und geistliches Lied 2943

S Sakramentar 2805

Schaffhausen 2942

Schöppensprüche 2882

Sermones in prophetas 2824

St. Georg 2924

Steinfelder Dorfgerichtsbüchlein 2934

Straßburger Häuserverkauf 2874

Susceptio ad novitiatum 2908

T

Terentius Afer, Publius 2803

Testament 2933

Totentanz aus Paris 2913

Tractatus de virtutibus et vitiis 2898

Traditio christiana 2861

Traité des Proportions 2945

U

Unctio regis 2912

Universaltinktur 2936

V

Vita beatae Mariae virginis 2875

Vita Sancti Blasii 2815

Vivo d‘Orcia 2829

Vocabularius Ex quo 2890

Volckensdorff 2848

Voragine, Jacobus de 2865, 2866

W

Warde von Lawkland, Adam 2856

Wasson-Vätör 2860

Weinmeister, Georg 2921

Wissenschaftliche

Sammelhandschrift 2940

Wittenberger Schreiben 2929

Wolf, Fritz 2951

97

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10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschaftsgebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Exportbeschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten eingeschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers.

11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in

banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch.

12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung.

13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite.

14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt.

15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungsbedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber.

16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt.

Dr. Markus Brandis, öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator

Stand: März 2024

Alle in diesem Katalog angebotenen Objekte aus den unter Artenschutz gestellten oder diese enthaltenden Materialien wie u. a. Elfenbein, Nashorn oder Schildpatt sind ausnahmslos vor dem 01.06.1947 entstanden und verarbeitet worden. Ein Versand in Drittländer ist in der Regel nicht möglich. Für alle angebotenen Objekte aus oder mit Elfenbein, die wir verkaufen, liegt eine Vermarktungsgenehmigung vor, eine Ausfuhr in den EU-Binnenmarkt ist jederzeit möglich, allerdings weisen wir darauf hin, dass eine Ausfuhr in Länder außerhalb der EU nur in Ausnahmefällen möglich ist. Das Beschaffen einer entsprechenden Genehmigung obliegt dem Käufer.

Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mind. 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.

CONDITIONS OF SALE

1. The Bassenge Buchauktionen GbR, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary consignors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB.

2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale.

3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium.

4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be determined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally.

5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail.

6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312g II, 10 BGB].

7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 30% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 25% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT.

Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 25% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 27% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale.

For buyers from non EU-countries a premium of 25% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us.

Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted.

Catalogue images may not be used without permission. Reproduction rights and digital files can be acquired for a fee. Any copyrights of third parties that may still exist remain unaffected by this and may have to be obtained separately.

9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately.

10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Community territory, depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects

may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.

11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid.

12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded.

13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by telephone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount.

15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals.

16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid.

All objects offered in this catalog from the materials placed under species protection or containing them, such as ivory, rhinoceros horn or tortoise shell, have been created and processed without exception before 01.06.1947. Thus, shipping to third countries is generally not possible. For all offered objects made of or with ivory, which we sell, a marketing permit is available. An export to the EU domestic market is possible at any time, however, we point out that an export to countries outside the EU is only possible in exceptional cases. The procurement of an appropriate permit is the responsibility of the buyer.

Clearly identifiable works with an estimate of 2,500 Euros or over will be checked against the Art Loss Register database before the auction.

As of March 2024

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