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AUF DEM RICHTIGEN WEG

Wie die Goethe-Uni inklusiver werden möchte

Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Goethe-Universität den „Aktionsplan Inklusion“ verabschiedet. Im Interview mit UniFRIZZ berichtet Christoph Trüper, Referent für Inklusion, über erste Erfolge und skizziert nächste Schritte. ›› Text: Jürgen Mai

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Herr Trüper, was ist Inklusion? Christoph Trüper: Wenn sich die Gesellschaft in einem Zustand befindet, der es Menschen in der gesamten Bandbreite ihrer Vielfalt ermöglicht, gleichberechtigt teilhaben können. Wichtig ist zu verstehen, dass der Begriff nicht verengt wird auf Menschen mit Behinderung. Es gibt viele weitere Merkmale von Vielfalt.

Seit 1. August 2020 ist der „Aktionsplan Inklusion“ der Universität in Kraft. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus? Alle geben sich Mühe, es ist ein gemeinsamer Lernprozess. Inklusion ist ein Querschnittsthema. Mit dem Aktionsplan intensivieren wir die Bemühungen für inklusives Studieren und Arbeiten. Er ist ein guter Kompass, macht vieles sichtbar und fungiert als Richtschnur. Alles anderen kommt Schritt für Schritt in einzelnen Projekten.

Lassen Sie uns die angestoßenen Projekte durchgehen. Fangen wir mit der Beratung für gesundheitlich beeinträchtigte Studierende an. Wie ist der Stand? Die Uni hat hier einen Schritt nach vorne gemacht. Die Beratung ist nun personell besser ausgestattet und mit den Inklusionsbeauftragten verzahnt. Außerdem haben wir viele Informationsmaterialien aktualisiert und das neue Webportal inklusion.uni-frankfurt.de an den Start gebracht. So hat das Thema Inklusion dank vieler kleiner Maßnahmen eine höhere Sichtbarkeit. Wie entsteht ein solcher Plan? Er wird gemeinsam mit Vertreter:innen des Fachbereichs, der oder dem Vorsitzenden des jeweiligen Prüfungsausschusses, einem Mitglied der Studierendenberatung und natürlich der oder dem Studierenden selbst erstellt. Dieses Dokument soll Studierenden die Sicherheit geben, dass sie nicht immer wieder von neuem ihre Beeinträchtigung erklären und um Nachteilsausgleiche ringen müssen. Wir sind mit den drei Pilotfachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Physik gestartet. So sind verschiedene Fachkulturen abgedeckt. Denn natürlich bedeutet ein inklusives Studium bei einer Prüfung im Labor etwas anderes als bei textlastigen Aufgaben. Mir ist noch eine Sache wichtig zu betonen.

Nämlich? Es geht nicht darum, dass Studierende mit Beeinträchtigung einen Vorteil erhalten. Sondern darum, dass es eine faire Prüfung bleibt. So will es auch der Gesetzgeber. Die Inhalte der Prüfung bleiben unangetastet. Nur die Form darf angepasst werden.

Christoph Trüper

Ebenfalls ein großes Thema ist der Nachteilsausgleich bei Prüfungen. Da müssen Studierende, die eine Beeinträchtigung haben, oft immer wieder aufs Neue darum kämpfen, dass ein Nachteilsausgleich gewährt wird. Wie will die Goethe-Uni hier besser werden? Wir haben das Modellprojekt „Eine Hochschule für alle (EHFA)“ gestartet. Ziel ist, mit den betroffenen Studierenden in einem geregelten Prozess einen „individuellen Unterstützungsplan“ zu erstellen. Dieser Plan schafft Transparenz und fasst zu Beginn des Studiums alle wichtigen Informationen zu Nachteilsausgleichen und Unterstützungsangeboten zusammen.

Durch Corona gab es einen großen Digitalisierungsschub in der Lehre. Wie beurteilen Sie die Entwicklung aus Inklusionssicht? Das kommt darauf an, wen Sie fragen (lacht). Für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung, wie ich selbst einer bin, ist es natürlich klasse, wenn Veranstaltungen online stattfinden. Aber das birgt auch Gefahren. Wenn zum Beispiel Videos keine Untertitel haben, sind Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung schnell abgehängt. Deshalb steht das Thema „Barrierefreie Lernformate“ auf unserer Agenda für die kommenden Monate. Wir möchten hier Projekte anstoßen, um Lehrende zu unterstützen.

Inklusion hat ja auch eine bauliche Komponente ‥. …ein ganz besonderes Thema. Der bauliche Bestand der Goethe-Universität ist heterogen. Gerade das IG-Farben-Haus auf dem Campus Westend ist eine riesige Herausforderung, da es wie auch andere Uni-Gebäude unter Denkmalschutz steht. Da geht es oft nur in kleinen Schritten. Mal eine neue Beschilderung, mal eine Information zu einem möglichen Umweg für Rollstuhlfahrer oder eine frische Teerung eines Zufahrtsweges. Betroffene können sich gerne bei uns melden. In der Regel finden wir eine Lösung.

Zum Abschluss: Wenn Sie unbegrenzt Geld für eine Maßnahme für mehr Inklusion zur Verfügung hätten. Welche wäre das? Aus Sicht des Arbeitsbereichs Inklusion würde ich antworten: Wir hätten gerne ein ausfinanziertes, langfristiges Konzept. Derzeit müssen wir für zu viele Maßnahmen einzeln Geld sammeln. Und wenn Sie mich persönlich fragen, lautet die Antwort: Forschung. Die 2020 gegründete Stiftungsprofessur für Inklusionsforschung war ein guter Auftakt. Aber wir brauchen noch mehr Forschung zu Inklusion, die die Perspektive der Betroffenen einbezieht und Karriereperspektiven für Forscherinnen und Forscher mit Behinderung schafft.

Petra Buchberger

Der Aktionsplan Inklusion

Der 40 Seiten starke Aktionsplan Inklusion trat am 1. August 2020 in Kraft. Er möchte die Arbeits- und Studienbedingungen für Menschen in unterschiedlichsten Lebens- und Gesundheitssituationen verbessern, Lehre und Forschung barrierefreier machen und dafür sorgen, dass die Entfaltung fachlicher Talente unabhängig von gesundheitlichen Einschränkungen ermöglicht wird. Der Plan markiert vier große Handlungsfelder: 1) Information und Beratung für

Studierende und Mitarbeiter:innen 2) Barrierefreie Lehre 3) Barrierefreies Bauen und Gebäudezugänglichkeit 4) Maßnahmen für ein Arbeitsumfeld, in dem gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte ohne vermeidbare zusätzliche Hindernisse tätig sein können. Zu den wesentlichen Akteuren der Goethe-Universität, die sich um das Thema Inklusion kümmern, zählen die Inklusionsbeauftragten Petra Buchberger und Bärbel Kupfer (für Bau und Technik), die Studienberaterinnen Christina Rahn und Kirsten Brandenburg, Schwerbehindertenvertrauensperson Gabi Hundert als gewählte Vertretung des schwerbehinderten Personals sowie das autonome Inklusionsreferat des AStA. Christoph Trüper ist als Referent für Inklusion Mitarbeiter von Petra Buchberger.

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