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Aus dem Verwaltungsrat

Bevor Peter Gerber mit uns in die Zukunft blicken wird, werfe ich einen Blick in die Vergangenheit. Es sind ein paar Eckpunkte und «Müsterchen» aus fast 1000 Jahren Geschichte.

Vor 125 Jahren hat die Bezirks-Armen-Anstalt Frienisberg der Stadt Bern das Kloster mit dem umliegenden Land abgekauft. Diesen Kauf – im Grundbuch am 6. November 1897 eingetragen – nehmen wir dieses Jahr als Anlass zum Feiern.

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Gerne hätte ich angesichts von den aktuell hohen Immobilienpreisen etwas zum damaligen Kaufpreis gesagt. Eine höfliche Anfrage beim Grundbuchamt Seeland per E-Mail hat dazu allerdings nicht gereicht, ich müsse das offizielle Gesuchsformular ausfüllen, hat man mir beschieden.

Im Hochmittelalter, lange vor der Gründung der Eidgenossenschaft, genauer 1131, hat Graf Udelhard von Saugern dem Zisterzienser-Orden Hab und Gut für den Bau eines Klosters gespendet. In der Folge errichteten die Mönche in der Senke – offenbar typisch für Zisterzienser – das Kloster mit dem klangvollen Namen Monasterium Beate Virginis Marie de Aurora.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde es unter die Vormundschaft der Stadt Bern gestellt. Im Zuge der Reformation kauft der Kanton Bern der Stadt Bern das Kloster ab und führt eine Landvogtei mit Gericht. 1572 ist urkundlich festgehalten, dass Frienisberg Reben am Bielersee gekauft hat. Als Preis hat Frienisberg dem Siechenhaus Bern jährlich zwölf Saum weissen Wein liefern müssen, das seien ungefähr 12 Hektoliter. Ich weiss nicht, wie viele Leute im Siechenhaus gewohnt haben, aber es ist doch eine stattliche Menge Wein, welche hoffentlich das Leid etwas lindern konnte. 1798 wird Frienisberg zu einem Armenhaus. Im Staatsarchiv finden sich auch Dokumente, dass Frienisberg in der Zeit von 1813 bis 1815 als Militärlazarett gedient hat. Lazarett und Domizil für arme Leute, so weit weg sind wir heute gar nicht von der damaligen Zeit. 1897 – eben vor 125 Jahren, übernehmen dann 53 Gemeinden der Amtsbezirke Burgdorf, Fraubrunnen und Trachselwald diese Anstalt. In der Phase des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts werden mit neuen Bauten die bisherigen Klostermauern gesprengt. Es entstehen Gebäude ausserhalb des Klosters.

In der Chronik von Frienisberg ist auch die Jahreszahl 1988 vermerkt. In dem Jahr ist der legendäre Peter Gerber als Direktor von Frienisberg zurückgetreten. Mit ihm hat eine Dynastie von der Familie Gerber von über 90 Jahren geendet. Dazu passt perfekt ein «Müsterchen» aus dem Jahr 2022: Eine ältere Dame hat mir erzählt, dass sie noch den Direktor Peter Gerber gekannt habe. Ich habe darauf erwidert, dass Peter Gerber erneut Direktor von Frienisberg sei. Sie hätten den erstaunten Gesichtsausdruck sehen sollen.

Sie merken, von fast 900 Jahren Geschichte bin ich im Jahr 1988 angelangt, da bleibt nicht mehr viel Zeit. Im Heute und Jetzt bedanke mich bei allen Mitarbeitenden für ihre tägliche Arbeit, für die Organisation und Durchführung der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum von Frienisberg – üses Dorf.

Herzlich, Christoph Bürgi, Verwaltungsratspräsident

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