Verbreitung von Vergewaltigungsmythen unter pädagogischen Fachkräften Ergebnisse der Studie Pia Wenzel, B.A. In Zusammenarbeit mit dem Frauen-Notruf Münster e.V.
Warum die Studie? Sexualisierte Gewalt an Frauen ist in Deutschland weit verbreitet. Jede siebte Frau hat seit ihrem 16. Lebensjahr bereits sexualisierte Gewalt in Form von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung nach § 177 StGB erlebt (vgl. BMFSFJ 2004: 9). Trotzdem bleiben diese Frauen und Mädchen häufig versteckt oder ungehört. Lediglich 8000 Fälle von durchschnittlich 160 000 Vergewaltigungen im Jahr werden angezeigt und von diesen nur 13 % verurteilt. Das sind rund 1400 Verurteilungen auf 160 000 Vergewaltigungen (vgl. Seith, Lovett und Kelly 2009: 5). Als Grund für das Absehen von einer Anzeige werden häufig Schuld- und Schamgefühle von den Opfern genannt, die durch falsche Vorstellungen von Vergewaltigung und den Tätern in unserer Gesellschaft genährt werden. Unter diese in der Forschung sogenannten Vergewaltigungsmythen fallen u.a. statistisch widerlegte Ansichten, wie, dass Frauen als Rache häufig falsch beschuldigen oder die meisten Vergewaltigungen von triebgesteuerten Fremdtätern begangen werden und die Frauen die Tat durch ein bestimmtes Verhalten/ Auftreten provoziert haben. Diese falschen Ansichten werden von Generation zu Generation weitergetragen. Hier bedarf es einer größeren Aufklärung und das Auflösen von sexualisierter Gewalt als Tabuthema. Da der Kinder- und Jugendhilfe durch ihre Stellung in der Gesellschaft immer mehr Verantwortung beim Aufwachsen von Kindern- und Jugendlichen zugeteilt wird (vgl. BMFSFJ 2013: 5ff.), ist es auch die Aufgabe von pädagogischen Fachkräften richtig über sexualisierte Gewalt aufzuklären. Das ist nur möglich, wenn diese nicht ebenfalls an die, in der Gesellschaft weit verbreiteten (vgl. Burt 1980; Bohner 1998), Vergewaltigungsmythen glauben.
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