Jahresbericht 2019

Jahresbericht 2019 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich sehr, Ihnen den Jahresbericht 2019 vorzustellen. Wir haben für Sie hier unsere zentralen Arbeitsschwerpunkte und eine Auswahl unserer Aktivitäten in den Bereichen der Öffentlichkeitsund Präventionsarbeit zusammengefasst.

Nach wie vor stand die Beratungsarbeit im Vordergrund unserer Arbeit. Über 300 Frauen und Mädchen fanden im letzten Jahr den Weg in unsere Beratungsstelle. Die meisten Frauen und Mädchen wendeten sich aufgrund einer Vergewaltigung und in einer akuten Krisensituation an uns.

Auch unsere Öffentlichkeitsarbeit blieb ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Arbeit. Mit unseren öffentlichkeitswirksamen Aktionen informierten wir sowohl Opfer von sexualisierter Gewalt über unsere Angebote, als auch die Gesellschaft zum Thema sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen.

Mit einigem Stolz schauen wir auf die Entwicklung unserer Kampagne ‚Luisa ist hier!‘, der wir in diesem Jahresbericht auch einen breiteren Raum eingerichtet haben. Ein besonderes Ereignis im letzten Jahr war zum Beispiel die Markenanmeldung der Kampagne ‚Luisa ist hier!‘ beim Deutschen Patent- und Markenamt.

Ich wünsche Ihnen einen guten Einblick in unseren Jahresbericht 2019.

Gerlinde Gröger Leiterin der Beratungsstelle

Unsere Angebote Beratung, Krisenintervention und Information •

Persönliche Beratung nach Terminvereinbarung oder in der offenen Sprechstunde Dienstag 14-16 Uhr

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Telefonische Beratung während der Präsenzzeiten Montag-Donnerstag 10-16 Uhr Freitag 10-12 Uhr

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Online-Beratung per Mail und Chat über unsere Online-Beratungsstelle

Traumafachberatung •

Unterstützung bei der Stabilisierung und Verarbeitung der Gewalterfahrung mit traumatherapeutischen Methoden

Prozessbegleitung und Unterstützung •

Begleitung zur Polizei, zu ÄrztInnen, AnwältInnen und im weiteren Gerichtsverfahren

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Unterstützung bei der Antragstellung im Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes

Erstgespräche bieten wir in der Regel innerhalb von 48 Stunden an.

Beratungsstelle Frauen-Notruf 0251-34443 info@frauennotruf-muenster.de Heisstraße 9 www.frauennotruf-muenster.de 48145 Münster

Statistische Angaben zur Beratungsarbeit 2019 In 2019 führten wir insgesamt 1438 Beratungen durch. Die meisten Beratungen fanden in persönlicher Form (727) statt, gefolgt von der telefonischen Beratung (505) und der Online-Beratung (116).

1348 727 505 116 Beratungen insgesamt

Persönliche Beratung

Telefonische Onlineberatung Beratung

Die erste Kontaktaufnahme erfolgte häufig über Telefon oder E-Mail und mündete meist in einen persönlichen Beratungsprozess.

Mit der offenen Sprechstunde (Dienstag 14 16 Uhr) ermöglichen wir Ratsuchenden, unsere Angebote ohne vorherige Terminvereinbarung in Anspruch zu nehmen.

Unsere Beraterinnen verfügen über eine Zusatzausbildung zur Fachberaterin für Psychotraumatologie und beraten Frauen und Mädchen bei allen Formen von sexualisierter Gewalt.

In 2019 nahmen 309 Frauen und Mädchen die Angebote unserer Beratungsstelle in Anspruch.

56% der Frauen nahmen unsere Angebote aufgrund einer erlebten Vergewaltigung in Anspruch

20% aller ratsuchenden Frauen kamen aufrund eines zurückliegenden oder aktuellen sexuellen Missbrauchs in die Beratungsstelle

11% aller Anfragen waren Vergewaltigungen im Zusammenhang mit K.o.-Tropfen 12% der Frauen haben sexualisierte Belästigung erfahren Sexualisierte Gewalt findet zum überwiegenden Teil im sozialen Nahbereich statt. Dies spiegelt sich auch in unserer Statistik wieder. Fast die Hälfte (48%) aller betroffenen Frauen erlebte die sexualisierte Gewalt in der Ehe, Partnerschaft und Familie. Über ein Drittel (35%) der Taten ereignete sich zudem im nahen sozialen Umfeld der Betroffenen. Lediglich in 8% der Fälle handelte es sich um einen fremden Täter.

30,00% 25,00% 20,00% 15,00% 10,00% 5,00% 0,00%

Wir beraten Frauen und Mädchen unabhängig davon, wie lange die Tat zurückliegt.

Viele Betroffene meldeten sich bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt nach der Tat, um Beratung und Krisenintervention in Anspruch zu nehmen.

Ein ebenfalls sehr hoher Anteil der Ratsuchenden nahm erst nach einigen Jahren Kontakt zu uns auf.

Im Vordergrund standen hier zumeist Hilfen zur nachhaltigen Stabilisierung und Verarbeitung der Gewalterfahrung.

Statistische Angaben zur Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit 2019 Die Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen waren auch 2019 zentrale Schwerpunkte unserer Arbeit.

PartyGuides

Wir führten Workshops zu unterschiedlichen Themen an weiterführenden Schulen und in Jugendhilfeeinrichtungen durch, so z.B. zu den Themen Loverboys, Sexting und K.o.-Tropfen. Die Workshops sind ab Klasse 7 aller Schulformen buchbar. Bei Bedarf können die Workshops auch in Leichter Sprache durchgeführt werden.

Beiträge in Presse, Radio & TV

In unserer Öffentlichkeitsarbeit machten wir mit zahlreichen Beiträgen in Presse, Radio und TV unsere Arbeit über die Medien bekannt.

Workshops 13% Infostände

43%

18%

26%

‚Sicher-Unterwegs-in-Münster-Telefon‘/ sumt

2018 haben wir das ‚Sicher-Unterwegs-in-Münster-Telefon‘/sumt gestartet. Frauen und Mädchen können sich mit dem sumt auf ihren nächtlichen Wegen begleiten lassen. Um das Angebot noch besser an die Bedarfe der Nutzerinnen anzupassen, führten wir in 2019 eine Evaluation durch.

Wir befragten fast 400 Frauen. 75% der Befragten hatten bereits von dem Angebot gehört und es wurde ausnahmslos als sinnvoll eingestuft. Die Evalution ergab ebenfalls, dass die meisten Frauen Angst oder ein ungutes Gefühl kennen, wenn sie nachts alleine unterwegs sind. Mit einer anderen Person zu telefonieren wurde sehr häufig als eine Strategie genannt, um mit der nächtlichen Angst umzugehen.

Die Umfrage zeigte uns auch, dass eine Veränderung der Erreichbarkeit des sumt für viele Frauen und Mädchen sinnvoll erschien. Auf dieser Grundlage veränderten wir im November 2019 die Erreichbarkeit des sumt. Der telefonische Begleitservice ist nun immer freitags und samstags von 20 – 2 Uhr besetzt. Die kostenfreie Hotline ist unter der Nummer 0800 835 3878 erreichbar.

Im Zuge der oben geannten Anpassung legten wir ebenfalls den Flyer neu auf. Dieser informiert über das Angebot und greift die Hemmschwellen, die die Evaluation gezeigt hat, auf. Es wird z.B. darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht erst zu einer angstbesetzten Situation kommen muss, um das sumt anzurufen.

Mit Informationsveranstaltungen und Infoständen machen wir seit Ende des Jahres vermehrt auch an Schulen auf das sumt aufmerksam. So erreichen wir einen Großteil der Zielgruppe und können Fragen direkt aufgreifen und klären.

Neues zur Kampagne ‚Luisa ist hier!‘ in 2019 ‚Luisa ist hier!‘ im Schwimmbad Das Hilfsangebot ‚Luisa ist hier!‘ wurde im Sommer in allen Frei- und Hallenbädern der Stadt Münster implementiert.

Frauen und Mädchen können sich, wenn sie sich unsicher, bedroht oder belästigt fühlen, mit der Frage ‚Ist Luisa hier?‘ an die SchwimmmeisterInnen wenden. Die Frau/das Mädchen erhält dann schnelle und unbürokratische Hilfe. Die SchwimmmeisterInnen wurden von uns geschult. Plakate und Spiegelaufkleber machen in den Bädern auf die Aktion aufmerksam.

Bierdeckelaktion zu ‚Luisa ist hier!‘ Zum Semesterstart verteilten wir 25.000 Bierdeckel in Kneipen, Clubs und Bars, die bereits bei der Kampagne ‚Luisa ist hier!‘ mitmachen. Die Bierdeckel wiesen nochmals sehr deutlich auf das Hilfsangebot vor Ort hin.

Überregionale Entwicklung der Kampagne ‚Luisa ist hier!‘ Markenanmeldung ‚Luisa ist hier!‘ Im April 2019 wurde die Kampagne ‚Luisa ist hier!‘ vom deutschen Marken- und Patentamt als Bild- und Wortmarke eingetragen. Mit der Markeneintragung wird ist die Qualität der Kampagne weitreichend geschützt.

Entwicklung von ‚Luisa ist hier!‘ 80

Entwicklung 'Luisa ist hier!'

60 40 20 0 2016

2017

2018

2019

Münster

36 weitere Städte 2017

15 weitere Städte 2018

17 weitere Städte 2019

2016 starteten wir die Kampagne ‚Luisa ist hier!‘ in Münster. Das Hilfsangebot bietet Frauen und Mädchen schnelle und unbürokratische Hilfe, wenn sie sich bedroht, belästigt oder unsicher fühlen. Die Aktion wurde in den folgenden Jahren bundesweit in vielen Städten übernommen. Auch in Österreich und der Schweiz gibt es Städte und Regionen, die sich an unserer Aktion beteiligen. In 2019 kamen weitere 17 Städte dazu. Mittlerweile beteiligen sich insgesamt 68 Städte und Regionen.

Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Internationalen Aktionstage Internationaler Frauentag Anlässlich des Internationalen Frauentages am 08.03. führten wir die Taschentuchaktion ‚Leben ohne Gewalt‘ durch. 4000 Päckchen Taschentücher wurden in allen dm-Filialen an diesem Tag an die Kundinnen verteilt.

Der Slogan ,Leben ohne Gewalt‘ ist gut sichtbar auf der Vorderseite der Packung zu lesen. Auf der Rückseite finden sich unsere Kontaktdaten und unsere Angebote wieder.

Anti-Street-Harassment Week Zum Anlass der Internationalen Woche gegen Belästigung in der Öffentlichkeit führten wir gemeinsam mit den Schauspielerinnen von Cactus Junges Theater eine Straßenperformance in Münster durch. Die Schauspielerinnen trugen Kleidung mit neonfarbenen Handabdrücken und stellten an der Bushaltestelle Altstadt/Bült Alltagssituationen nach.

Mit der Performance wurde sexualisierte Belästigung sichtbar gemacht.

Zudem wurde deutlich: Sexualisierte Belästigung ist für viele Frauen alltäglich und findet überall statt.

Lichteraktion Leben ohne Gewalt Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25.11. führten wir erneut die Lichteraktion ‚Leben ohne Gewalt‘ durch. Die PassantInnen waren herzlich dazu eingeladen, den Schriftzug ‚Leben ohne Gewalt‘ auf dem Prinzipalmarkt vor dem Historischen Rathaus erleuchten zu lassen. Jede Kerze stand für eine Frau, die im vergangenen Jahr Hilfe in unserer Beratungsstelle aufgenommen hat.

Die Lichteraktion wurde auch in diesem Jahr mit viel positiver Unterstützung durch die MünsteranerInnen begleitet.

Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen unserer Kampagnen PartyGuides Im Rahmen unserer Kampagnen gegen K.o.-Tropfen und sexualisierte Belästigung setzten wir auch in diesem Jahr unsere PartyGuides mehrfach ein. Die PartyGuides sind geschulte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, die in der Öffentlichkeit und der Partyszene unterwegs sind, um über sexualisierte Gewalt zu informieren und Präventionsmaterial zu verteilen.

Unsere PartyGuides waren in diesem Jahr an Karneval, auf verschiedenen Münsteraner Straßenfesten, beim Stadtfest ‚Münster Mittendrin‘ und auf den Weihnachtsmärkten.

Verteilaktion von PartyPacks Die PartyGuides verteilten bei ihren Einsätzen sogenannte PartyPacks. In den Päckchen finden sich Informationen zu unserer Arbeit und unterschiedlichen Themen, z.B. sexualisierte Belästigung. Daneben finden sich Präventionsmaterialien wie z.B. Spikeys (Flaschenhalsverschlüsse) zum Schutz vor K.o.Tropfen.

Informationsstände Regelmäßiger Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit ist die Präsenz an Informationsständen, an denen wir über unsere Beratungsangebote und weiteren Arbeitsfelder informieren. Neben Informationsständen an öffentlichen Plätzen, waren wir z.B. auch in vielen dm Märkten vertreten.

Des Weiteren stellten wir unsere Arbeit auf unterschiedlichen Veranstaltungen im schulischen Kontext vor, so z.B. beim ‚Markt der Möglichkeiten‘ im Anne-Frank-Berufskolleg.

Wir bedanken uns… …bei allen, die unsere Arbeit auf vielfältige Weise unterstützt und gefördert haben. …für die gute Zusammenarbeit mit unseren KooperationspartnerInnen. …bei allen, die Interesse an unserer Arbeit gezeigt haben.

Impressum: Beratungsstelle Frauen-Notruf Münster e.V., Heisstraße 9, 48145 Münster, www.frauennotruf-muenster.de