FONDS exklusiv / Deutschland / 04 2017

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Titelstory

Investmentfonds

können. Den Zentralbanken steht nur ein sehr schmaler Korridor der effektiven Rückführung ihrer Bilanzen zur Verfügung, um nicht eine ‚disruptive‘ Reaktion an den globalen Finanzmärkten auszulösen.“ Inflation ist ein der Konjunktur nachlaufender Indikator. „Vielleicht erleben wir hier bald eine Überraschung. Eine Art schwarzer Schwan könnte z. B. eine stärkere Entwicklung des Ölpreises sein“, so Walter. „Letztendlich macht mir die Verringerung des Spreads zwischen kurz- und langfristigen Zinsen im US-Dollar auf nahezu null viel mehr Sorgen. Zumindest in früheren Zeiten signalisierte dies immer den Beginn eines größeren Rückgangs am US Aktienmarkt.“ Frank Fischer hält zwar eine weiterhin sehr behutsame Zinspolitik für wahrscheinlich, doch meint er: „Die ­aktuelle Entwicklung der Rohstoffpreise sowie ein US-Arbeitsmarkt, der vor einem möglichen Anstieg der Löhne steht, könnten dazu führen, dass die Notenbanken die Zinsen bereits früher und stärker erhöhen müssen, als es momentan erwartet wird.“ Anlagestrategien im fokus Die Investment-Philosophie der Shareholder Value Management AG folgt konsequent dem Gedanken des ValueInvestings im Sinne von Warren Buffett. Das heißt: Die antizyklische Kapitalanlage in unterbewertete Unternehmen mit dem Ziel des Vermögenserhalts und -zuwachses unter Vermeidung des permanenten Kapitalverlustes. Dabei gelten im Kern die vier bewährten Prinzipien des Value-Investings: Die Sicherheitsmarge, die Investition in eigentümergeführte Unternehmen, der wirtschaftliche Burggraben („Economic Moat“) und schließlich die Psychologie der Börse („Mr. Market“). Thomas Grüner setzt Schwerpunkte in Aktien mit großer Marktkapitalisierung, sog. „Mega Caps“, also global aufgestellte Unternehmen mit starker Marktposition und nachhaltiger Sub-

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Keine Zinsen, wenig Inflation, breite Nachfrage, wenig offensichtliche Kriegsgefahr. Umsätze und Gewinne steigen. Derzeit also alles im grünen Bereich!

Hendrik Leber, Acatis

stanz. „Im reifen Bullenmarkt dienen sie als erste Anlaufstelle für institutionelle Investoren, die bisher den Schritt in die Aktienmärkte noch nicht gewagt haben und Wert auf Qualität legen. Viele Marktteilnehmer sorgen sich um überdurchschnittliche KGVs, doch die relative Attraktivität der Aktien gegenüber alternativen Anlageklassen ist immer noch auf einem historisch guten Niveau. Auch wenn man es in­ tuitiv schwer glauben mag: Die Höhe der KGVs hat historisch keine Korrelation mit den zu erwartenden Renditen der Zukunft.“ Hendrik Leber gibt sich fürs Erste noch optimistisch: „Im Moment sieht es sehr nach einer GoldlöckchenEntwicklung aus, wie wir sie auch vor zehn Jahren hatten: Keine Zinsen, wenig Inflation, breite Nachfrage, wenig offensichtliche Kriegsgefahr, alles im grünen Bereich. Umsätze und Gewinne steigen.“ Leber ist ein ValueInvestor, wie er im Buche steht. Angesichts der wirtschaftlichen Fundamentaldaten, eines global synchronen Wachstums und einer stetig steigenden Inflation ist er positiv für seinen Value-Anlagestil gestimmt. Jens Ehrhardt hat Europa, Japan sowie Hongkong übergewichtet. Die Inflation in den USA wurde bisher

hauptsächlich vom Ölsektor und dem Mietbereich getrieben. „Bei den Mieten, die sehr hoch im Warenkorb gewichtet sind, rechnen wir mit deutlich rückläufigen Steigerungsraten. Vorläufig dürfte Inflation deshalb auch international noch kein Problem werden. Allerdings: Bei einem kräftigen Inflationsanstieg ist das ,GoldilocksSzenario‘ beendet. Dann können die Notenbanken ihre Politik der Überliquidität nicht mehr fortsetzen. Die Entwicklung der Unternehmensgewinne ist zwar wichtig, wesentlich wichtiger ist jedoch die Beobachtung der Inflation und der Geldpolitik. Der globale Aktienaufschwung wird sowohl monetär, als auch fundamental von den Gewinnen als auch den Konjunkturdaten unterstützt.“ Bei Flossbach von Storch stehen echte Qualitätstitel im Fokus; Aktien von Unternehmen, die über ein erprobtes Geschäftsmodell verfügen, robust wachsen, global aufgestellt und wenig verschuldet sind. „Wir gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft weiter moderat wachsen wird. In diesem Umfeld dürften die Gewinnerwartungen der Unternehmen zwar nicht in den Himmel ragen; Top-Unternehmen werden aber in der Lage sein, attraktive Gewinnrenditen zu erzeugen“, meint Stratege Vorndran. | Ausgabe 04/2017 | www.fondsexklusiv.de |


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