Positionen & Meinungen
Comeback auf Umwegen Post Corona. Der Wiener Tourismus kann dieses Jahr im April wohl als Totalausfall bezeichnet werden. Die Übernachtungen sind allein in diesem Monat um 98,2 Prozent, das heißt auf 29.000 zurückgegangen. Frans-Jan Soede, CEO und Gründer von HAM, erklärt, wie die Hotelbranche in der Zeit nach COVID-19 aussehen wird.
Das Gespräch führte: Amelie Miller
Um einen Hotelbetrieb am Leben zu erhalten, braucht es eine Auslastung von jährlich mindestens 50 Prozent. Viele Hotels werden
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schließen müssen, da große Überkapazitäten vorhanden sind. Zusätzlich befinden sich noch weitere Hotels in Bau beziehungsweise in Fertigstellung. Allein in Österreich sind 94 Hotels in Planung. Viel zentraler wird deshalb die Frage sein, wie man bereits bestehende Hotels anders nutzen kann. Ein Hotel lässt sich sehr wohl für Micro-Living-Projekte, aber auch für Student-Housing oder Senior-Living nutzen. Die 25hours-Hotels beispielsweise haben bereits ein spezielles Angebot für LangzeitGäste und Studenten auf den Markt gebracht. So zahlen Schüler, Studenten und Azubis weniger. Orientiert hat sich 25hours hier an den Preisen der Student-Hotels in Berlin. Auch die Frage, wie sich ein Hotel eventuell für das Gesundheitswesen umfunktionieren
lässt, bleibt bestehen. In Kalifornien und in Frankreich wurden bereits Hotels auf Spitalbetrieb umgestellt. Hier hat man die Betten, die im Krankenhaus eventuell gefehlt haben oder fehlen werden. Ein Buy-to-let-Investment in einer Top Destination stellt ebenfalls eine gute Möglichkeit dar. Die Hotelgruppe Achat hat in ausgewählten Städten während des Lockdowns zehn Prozent ihrer Zimmer in Büros umgewandelt und möchte dieses Angebot beibehalten. Laut einer Umfrage des Gallup Instituts wirkt sich die Krise auf die Urlaubsplanung der österreichischen Bevölkerung aus. Kärnten, Salzburg und Steiermark gelten als favorisierte Urlaubsziele. Droht
Fotos: Katharina Schiffl
W ie kann in den großen Städten bis Mitte 2021 wieder eine akzeptable Auslastung der Hotels erreicht werden? Frans-Jan Soede: Wirtschaftliche Krisen in der Hotellerie, rückläufige Umsätze, sinkende Gästezahlen und explodierende Kosten haben viele Ursachen. Hotels, Hostels und Pensionen existieren nicht im Vakuum. Der Beherbergungsmarkt ist extrem abhängig von verwandten Industrien. Das ist zum einen die Reise- und Flugbranche im nationalen, kontinentalen und globalen Bereich, aber auch die Tourismusbranche an sich und die einzelnen Destinationen.