FlightXPress Captain Sim 727 Review

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5 Tage im realen Cockpit – die neue Serie

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112. Ausgabe Österreich € 5,50 Beneluxländer € 5,50 Italien/Spanien € 5,80 Schweiz CHF 9,90

01 Januar 2010

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Klassiker mit viel Atmosphäre Captain Sim Boeing 727 Die Boeing 727 ist einer der berühmten klassischen Jets der 60er und 70er Jahre. Sie entstand als Kurz- und Mittelstreckenflugzeug für den Bedarf der großen amerikanischen Airlines, die für ihre kleineren Flughäfen eine Maschine brauchten, die von kleinen und teilweise hoch gelegenen Pisten operieren konnte. Mit über 1800 gebauten Exemplaren war die Boeing 727 eines der erfolgreichsten Verkehrsflugzeuge überhaupt.

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n der Zeit nach der Einführung der ersten Jets, verlangten die Airlines nach einem Mittelstreckenflugzeug, welches die kleineren Flugplätze bedienen sollte, deren Bahnen für die Boeing 707 und DC8 zu kurz waren. Gleichzeitig stellte Eastern die Forderung nach mindestens drei Motoren, um ihre karibischen Ziele ohne die Einschränkung der 60 Minuten Regel für zweimotorige Flugzeuge bedienen zu können. Boeing schlug schließlich die heute bekannte dreimotorige Variante vor, bei der alle drei Motoren im Heck untergebracht waren. Der Trend zu Hecktriebwerken war damals von den Franzosen mit der Sud Aviation Caravelle ausgelöst worden und Douglas folgte mit der DC9. Das Prinzip mit den drei Motoren im Heck wurde im britischen Trident und der russischen Tupolev 154 ebenfalls verwendet. Der Vorteil der Hecktrieb-

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werke liegt im sauberen Flügel, dem auf diese Weise besseren Auftrieb und weniger Widerstand. Boeing nutzte dieses Konzept bei der 727 und versah sie des Weiteren mit einem komplexen Klappensystem, sowohl mit Krüger Landeklappen, als auch mit Slats an der Flügelvorderseite. Damit konnte die 727 mit viel geringeren Geschwindigkeiten operieren, als die anderen Jets ihrer Zeit. Eine weitere Neuerung war der Einbau einer Hilfsturbine, die das Flugzeug von Bodengeräten, wie sie die 707 brauchten, unabhängig machte. Dies führte wiederum zu einer verbesserten Autonomie auf den kleineren Flugplätzen. Trotz ihres Alters ist die Boeing 727 selbst heute noch kräftig im Einsatz, speziell die Frachtversion. Federal Express mit über 70 Flugzeugen hält heute die größte Flotte. In früheren Jahren flog die Maschine für fast alle be-

kannten Fluggesellschaften, darunter Lufthansa, American Airlines, United, Eastern, JAT und viele andere. Auch als Charterflugzeug war die 727 sehr beliebt, so bei der dänischen Sterling und


Scheibchenweise. Wie von Captain Sim bekannt, wird das Flugzeug in Scheibchen angeboten. Das Basispaket mit der 727-100 dient dabei als Ausgangspunkt. Darauf können Zusatzpakete für die 727-200 und die Frachtvariante dazugekauft werden. Die Installation muss in folgender

Reihenfolge passieren: Zunächst das Basispaket und danach die weiteren Elemente. Wer alle drei Pakete kauft, verfügt über eine komplette Packung aller gängigen Versionen. Bis auf die gedrittelte Installation verläuft alles normal und problemlos. Die Dokumentation ist in drei PDF Dateien aufgegliedert. Der Teil eins behandelt die eigentliche Simulation und enthält Bedienungsanleitungen für die Tools und generelle Informationen. Die Teile zwei und drei enthalten Angaben zu den Systemen und Operation der 727. Insgesamt auf etwa 200 Seiten wird hier gute Information verständlich präsentiert. Ein Performance-Teil fehlt leider.

Erster Eindruck: Ein Renner! Der erste Eindruck nach dem Laden der 727, ist ausgezeichnet. Ich erinnere mich noch recht gut an die verschie-

denen 727, in denen ich mich als Load Agent aufgehalten habe. Fast ist mir, dass ich beim Anblick dieser Maschine den Geruch wieder wahrnehme, derart schön sind die einzelnen Ansichten und Panels gemacht. Von außen ist die 727 eine wahre Augenweide, vor allem, wenn man die Animationen entdeckt. Hier gibt es kaum ein Flugzeug, das mehr Optionen bietet. Jede Tür öffnet und schließt absolut originalgetreu, dazu hat die 727 eine eingebaute vordere Treppe, die nicht alle Varianten in der Realität hatten. An der vorderen Tür kann zudem eine Notrutsche ausgefahren werden. Leider nur dort, aber dennoch ist es die einzige, die ich bisher kenne. Vor den Treppen vorne und hinten können Stewardessen platziert werden. Des Weiteren sind Bremsklötze, Pitot-SchutzCovers und andere Teile sind animiert und auch die Motorenabdeckungen können geöffnet werden. Hier hat Cap-

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der jugoslawischen Aviogenex. Sogar als VIP Flieger ist die 727 heute noch im Einsatz, meist Versionen mit nachgerüsteten lärmarmen Triebwerken. In der Welt des Flugsimulators war die 727 nie besonders populär, neuere Airliner machten ihr den Platz stets streitig. Umso besser, dass sich nun eine der bekannteren Addon Schmieden diesem Airliner angenommen hat. Captain Sim hat mit dem Produkt „727 Captain“ diesem Flugzeug genüge getan und bietet eine recht weit fortgeschrittene Simulation an.

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tain Sim aus dem Vollen geschöpft. Auch die Texturen und generelle Außenansichten sind hervorragend. Die Frachtversion verfügt über animierte High Loaders und Container/ Palletten. Auch dies ist ein sehr attraktives Feature, welches ich sonst eigentlich nicht kenne. Zudem sind Bemalungen reichlich vorhanden. Das Basis Paket enthält zehn Varianten, darunter eine mit dem General Electric Unducted Fan Projekt. Die -200 enthält weitere zehn Bemalungen und die Fracht Version weitere vier. Dazu können über 300 zusätzliche heruntergeladen werden, darunter einige recht exotische. Der Trend zur Animation geht in der Kabine weiter. Sowohl der Frachter, wie auch die Passagierkabine haben

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weitgehende Animationen. Es können zum Beispiel die Tischchen heruntergeklappt oder die Overhead Bins geöffnet werden. Auch die Toilettentüre öffnet sich. Wer zu viel herumgespielt hat, kann mit einem Knopfdruck alles wieder ins Reine bringen. Auch die Kabine ist visuell sehr schön gemacht. Das Cockpit ist ausgesprochen realistisch und für meine Verhältnisse schon fast etwas übertrieben abgenutzt, will man in einem solchen Flieger arbeiten empfähle sich in Realität eine Tetanus Spritze! Dennoch, oder gerade deswegen, entspricht dies den Original recht gut, zumindest denen, an die ich mich erinnere. Auch hier gibt es viel zu sehen und reichlich Animationen. Die Scheiben können geöffnet werden, die Sitze verstellt und praktisch alle Be-

dienelemente bewegt werden. Wer das Cockpit mit Track IR oder ähnlichen Bewegungsmeldern bedient, bekommt das hervorragende Virtuelle Cockpit erst richtig zu spüren. Schöne Sache. Auch die Technik des Cockpits ist sehr gut gemacht. Die Systemtiefe ist gut bis sehr gut, die meisten Systeme sind modelliert und funktionieren korrekt. Das Studium des Handbuchs ist essenziell, ohne es kann man kaum etwas Sinnvolles tun, denn die Systeme sind alt, uralt für heutige Bedürfnisse. Daher wurde die 727 auch von drei Mann geflogen. Ein einzelner Pilot muss hier aufpassen, die Übersicht nicht zu verlieren. Speziell das Autopilotensystem ist gewöhnungsbedürftig und nicht immer sehr intuitiv. Dies ist kein „Set and Forget“ Flieger, sondern


die volle Aufmerksamkeit, auch wenn der Autopilot drin ist. Die Navigation erfolgt über VOR und NDB’s. GPS ist mehr unterstützend zu verstehen. Ohne Performancetabellen ist auch das Einstellen der Leistung Erfahrungssache. Um einen Reiseflug mit etwa Mach 0.80 zu erhalten, muss mit den Gashebeln vorsichtig geregelt werden, bis man die passende Leistung gefunden hat. Das macht Arbeit und Spaß. Der Sinkflug und Anflug geschieht Großteils von Hand, obwohl die Boeing gemäß Schild für CAT II Anflüge zugelassen ist. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, bis zum Anschneiden des ILS von Hand zu fliegen, danach kann der Autopilot dem ILS folgen. Automatische Schubregelung gibt es aber keine. Entsprechend vorsichtig sollte man sein.

Die Landetechnik ist konventionell und sehr angenehm. Steigt man nach der Landung so richtig in die Eisen, bremst die Maschine extrem ab, wie es die echte auch tut. Das war schließlich der Sinn der Sache, auf kleinere Flughäfen operieren zu können. Fazit: Die 727 hinterlässt bei mir einen hervorragenden Eindruck. Sie ist ein Spaßflieger, der aber viel Arbeit macht. Es tut gut, sich hie und da wieder vor Augen zu führen, was die Fliegerei vor FMS und volldigitalen Autopiloten war und hierfür ist die 727 perfekt geeignet.

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ein Flugzeug, das aktiv pilotiert werden muss. Mit den beigelegten Checkk listen ist das auch problemlos möglich, aber es muss eben gemacht werden. Auch die Navigation ist anspruchsvoll; einfach das GPS an den Autopiloten zu koppeln, ist hier nicht möglich. Die Flugeigenschaften der Maschine sind hingegen hervorragend, wenn auch sehr gewöhnungsbedürff tig. Einmal mehr, die Maschine will „betreut“ werden. Ohne das geht gar nichts. Bereits beim Start und im Anfangssteigflug muss mit dem Pitch stark aufgepasst werden, damit man nicht zu langsam wird. Mit dem Autopilot ist der Steigflug nicht zu fliegen, das geht nur von Hand. Im Reiseflug ist die Boeing ebenfalls ein Pilot’s Plane, denn sie erfordert

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Urs Wildermuth

Captain Sim 727 Entwickler: Captain Sim Kompatibilität: FSX Download: Ja Web: www.captainsim.com

Pro & Contra: Hervorragende Simulation Sehr gutes Außenmodell mit viel Animationen Schöne Texturen Passende Systemtiefe 7


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