Filmpodium 1. Juli – 31. August 2013

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Das erste Jahrhundert des Films: 1963 & 1973.

HIGH AND LOW (Tengoku to jigoku)

LA PLANÈTE SAUVAGE

Japan 1963

Frankreich/CSSR 1973

Ein Entführer verwechselt den Sohn eines Schuhfabrikanten mit demjenigen des Chauffeurs. Während die Polizei den Kidnapper jagt, muss sich der Fabrikant, der im Verwaltungsrat eben um die Kontrolle über die Firma kämpft, zur Entscheidung durchringen, ob er für das Kind des Chauffeurs seine wirtschaftliche Existenz aufs Spiel setzt. Eine Reflexion über soziales Bewusstsein und moralische Dilemmas im Gewand eines Thrillers – und der mitreissendste von Kurosawas «Gegenwartsfilmen» überhaupt. Der japanische Originaltitel Himmel und Hölle spielt auf die geografisch-sozialen Gegensätze der Stadt Yokohama an, wo der «Himmel» der Reichen hoch über der «Hölle» der Armen, den Slums und Vergnügungsvierteln, liegt. (afu) «Im Erzählgestus weist der Film die virtuose Handwerklichkeit eines Regisseurs auf, der sich mit Fortune an allen Genres erprobt und dabei stets das Ziel verfolgt, die Klischees zu unterminieren: Breitwandbilder in Schwarzweiss voll brutaler Dynamik, grellfarbige Inserts, minutenlange Einstellungen, Parallelmontagen, Kontrast von Statik und Hektik, die visuelle Tour de Force einer von neun Kameras zugleich gefilmten Geldübergabe im rasenden Zug.» (Harry Tomicek, Österreich. Filmmuseum Wien, Dez. 2005)

«La planète sauvage war eine französisch-tschechische Koproduktion. Die Handlung dreht sich um die Erniedrigung der Oms, menschenähnlicher Kreaturen, die auf einem futuristischen Planeten von der vorherrschenden Riesenspezies der Draggs als Haus- und Lasttiere gehalten werden. Dieser Zustand wird in Frage gestellt, als ­einer der Oms versehentlich in den Genuss von Bildung kommt, worauf er seine Artgenossen dazu aufwiegelt, die Gleichstellung mit den Draggs zu verlangen. Basierend auf einem Roman von ­Stefen Wuls, gewann La planète sauvage 1973 den grossen Preis des Filmfestivals Cannes.» (www.mrqe.com) «So etwas wie eine Offenbarung für alle, die glauben, dass Animation bestenfalls so weit wie Fritz the Cat gehen könne: Der für die Grafik des Films zuständige Roland Topor erschuf hier eine Welt, die an zwei der grössten Künstler des Phantastischen, Hieronymus Bosch und Odilon Redon, erinnert. Er entwirft eine bedrohliche Landschaft voller gebärmutterartiger Durchlässe, darmähnlicher Pflanzen, seltsamer phallischer und vaginaler Formen und aussergewöhnlicher posthistorischer Monster.» (Chris Petit, Time Out Film Guide) «Der Film stellt in mehrfacher Hinsicht einen Meilenstein dar und setzte Massstäbe im Bereich der animierten Science-fiction für Erwachsene. Er schuf einen spezifisch europäischen Anima­ tionsstil, der sich von der Ästhetik Walt Disneys genauso radikal abhebt wie von jener des japanischen Meisters Hayao Miyazaki. Für Fans dieser beiden Monolithen dürfte La planète sauvage entweder eine atemberaubende und somit würdige Abkehr von der Trickfilmnorm oder eine unglückliche, unnötig experimentelle Abweichung darstellen. Nach meinem Ermessen trifft auf René Laloux’ Meisterwerk eindeutig ersteres zu. Es weist Parallelen zu ‹Gullivers Reisen› und zu Planet of the Apes auf und ist überreich an radikalen politischen und historischen Allegorien. » (Chris Justice, Senses of Cinema, April 2005)

143 Min / sw und Farbe / 35 mm / Jap/d/f // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Ryuzo Kikushima, Hideo Oguni, Akira Kurosawa, nach dem Roman «King's Ransom» von Ed McBain // KAMERA Asakazu Nakai // MUSIK Masaru Sato // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Kingo Gondo), Tatsuya Nakadai (Insp. Tokura), Kyoko Kagawa (Reiko Gondo), Tsutomu Yamazaki (Ginjiro Takeuchi, der Entführer), Yutaka Sada (Aoki, der Chauffeur), Takashi Shimura (Direktor), Tatsuya Mihashi (Kawanishi, Gondos Sekretärin), Isao Kimura (Det. Arai), Kenjiro Ishiyama (Det. «Bos'n» Taguchi).

72 Min / Farbe / Digital HD / F/e // REGIE René Laloux // DREHBUCH Roland Topor, René Laloux, nach einem Roman von Stefan Wul // KAMERA Lubomir Rejthar, Boris Baromykin // MUSIK Alain Goraguer // SCHNITT Hélène Arnal, Marta Látalová.

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