Filmpodium Programmheft April-Mai 2025

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3 1. APR — 15. MAI 2025

Mo 7.4. 7 20:00 PREMIERE GUY MADDIN ZU GAST IM FILMPODIUM

Gespräch in Englisch, ca. 50' Im Anschluss an die Premiere von RUMOURS Guy Maddin, Kanada/Deutschland 2024

Di 8.4. 25

18:00 FILM UND PODIUMSDISKUSSION ENDINGS & MEANINGS

Gespräch zum Thema Sterbewunsch älterer Menschen mit Regisseur Tuki Jencquel, Filmwissenschaftlerin Outi Hakola und Literaturwissenschaftler Marc Keller. Moderation: Anna Elsner, in Englisch, 60' Im Anschluss an JACKIE THE WOLF Tuki Jencquel, Deutschland/Frankreich 2023

Mi 9.4. 9

18:15 GUY MADDIN KINO KONZERT

COWARDS BEND THE KNEE

Guy Maddin, Kanada 2003

Live-Musik: Víz (Stimme, Violoncello, Elektronik), Bit-Tuner (Elektronik), Joke Lanz (Turn tables, Stimme) und Beat Keller (Gitarre)

Anschl. DER UNHEILVOLLE VORHANG

Bilder-Vortrag von Guy Maddin, in Englisch, 45'

Fr 11.4. 19

18:30 BRÜCKE: ZÜRICH-TBILISSI SMILING GEORGIA

Luka Beradse, Georgien/Deutschland 2023

Anschl. Filmgespräch mit Regisseur Luka Beradse

20:30 BRÜCKE: ZÜRICH-TBILISSI AIR BLUE SILK

Irine Jordania, Georgien 2024

Anschl. Gespräch mit Regisseurin Irine Jordania und Hauptdarstellerin Tika Laghidse

Sa 12.4. 14

18:00 BRÜCKE: ZÜRICH-TBILISSI A ROOM OF MY OWN

Ioseb «Soso» Bliadse, Georgien 2022

Anschl. Filmgespräch mit Regisseur Ioseb «Soso» Bliadse

Di 15.4. 7

20:30 GUY MADDIN

REISE INS FILMISCHE PARALLELUNIVERSUM VON GUY MADDIN

Vortrag von Johannes Binotto, ca. 50' Anschl. THE GREEN FOG

Guy Maddin, Kanada/USA 2017

Mi 23.4. 12

18:30 JIA ZHANG-KE

TONY RAYNS ÜBER JIA ZHANG-KES WERK

Gespräch in Englisch, 60' Im Anschluss an A TOUCH OF SIN

Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2013

Do 24.4. 13

20:30 JIA ZHANG-KE

SWIMMING OUT TILL THE SEA TURNS BLUE

Jia Zhang-ke, China 2020 Einführung von Tony Rayns, 10'

Do 1.5. 20

18:00 PINK APPLE

EHRENPREIS GOLDEN APPLE 2025 FÜR IVAN MADEO

Im Anschluss an LANDESVERRÄTER

Michael Krummenacher, Schweiz/Deutschland 2024

Fr 2.5. 21

18:00 PINK APPLE

WERKSTATTGESPRÄCH MIT IVAN MADEO

SCHLAFWANDELND TAGTRÄUMEN 6

TRÜGERISCHE VERHEISSUNGEN 10

NEUES GEORGISCHES KINO 14

SCHLAFWANDELND TAGTRÄUMEN

Liegt es daran, dass in seiner kanadischen Heimatstadt Winnipeg der Winter derart lang und kalt ist? Guy Maddins Kino ist so versponnen, traumartig und schön, dass es vielleicht wirklich nur an einem Ort entstehen kann, an dem man die eigenen Tagträume in die Nebel des Polarlichts projizieren muss, um die dunkle Jahreszeit einigermassen heil zu überstehen. Seinen ersten Film, Tales from the Gimli Hospital, drehte der Autodidakt noch im Schönheitssalon seiner Tante, den letzten, Rumours, präsentierte er vergangenen Frühling am Filmfestival in Cannes. Dazwischen liegt ein Œuvre, das sich einmal die gesamte Filmgeschichte einverleibt hat, um sie dann mit den eigenen Obsessionen bestückt und erotisch aufgeladen neu zusammenzusetzen: Filme, die an das sowjetische Montagekino erinnern, aussehen wie fehlerhafte Technicolor-Kopien oder mit dem Look früher Digitalfilme spielen. Wenn Isabella Rossellini das traurigste Lied der Welt mit einem Schluck Bier aus ihrer gläsernen Beinprothese belohnt oder Cate Blanchett als Angela Merkel am Rand des G7-Gipfels mit dem kanadischen Premier einen Quickie im Wald wagt – dann befinden wir uns in der Welt von Guy Maddin! Beware! Beware: Der Meister ist am 7. und am 9. April für die Premiere von Rumours sowie für eine Lecture im Filmpodium zu Gast!

Essay von Thomas Willmann

Guy Maddins Kurzwerk The Heart of the World anzuschauen, das ist, als bekäme man die konzentrierte Erinnerung an einen ganzen Spielfilm direkt in die Hirnrinde injiziert. In sechs Minuten erlebt man den Kampf zweier Brüder um eine Wissenschaftlerin – die sich zur Rettung der herzkranken Welt lieber fürs Selbstopfer entscheidet.

Aber was heisst: die Erinnerung an «einen» Film? An eine alternative Filmhistorie, die es so nie gegeben hat! Wo russische Propaganda, Passionsspiel und Pornografie wild und gewitzt ineinanderspuken.

Es taugt dieser Kondensfilm auch als Pars pro toto für den gesamten Guy-MaddinKosmos. Für ein Œuvre, das wunderbar wuchernd, wandelnd, ausfransend ist. Das sich –sosehr Restriktion ein Leitmotiv in Maddins Filmen ist – gern jeder Fixierung entwindet.

Ein Werk, oft in Kollaborationen entstanden, in dem Filme mit wechselnden LiveErzählstimmen aufgeführt, Galerieinstallationen zu Spielfilmen, vermeintliche Outtakes Jahre später nachgedreht wurden.

Maddin praktiziert Filmografie als «false memory». Getrieben von der fixen Idee, dass auch das Unverrückbarste von allem noch modellierbar sei: das Vergangene.

«Oh! The past! The past!» (Brand upon the Brain!) Wie präsent die Vergangenheit ist, springt gleich bei der ersten Begegnung mit Maddins Werk ins Auge. Seine Filme wirken nicht gemacht, sondern gefunden. Heraufgeholt aus der Ur- und Frühgeschichte, der Kinderstube des Kinos. Nach Jahrzehnten Dachbodentruhen-Schlummer durch einen Projektor mit Zahnradlücken gejagt.

Anfangs ist der selbst ausgerufene «Primitivismus» des Autodidakten eine strategische Wahl. Ein Modus des Filmemachens, bei dem Imperfektion kein Scheitern ist, sondern die Bilder, die Welt reicher, rätselhafter macht. Ein Schatten ist das billigste Requisit, witzelt der Regisseur, der gern im LoFi-Formatmix, auf Super8, 16 mm, in handgebastelten Kulissen dreht.

Als Feind des Verhärteten liebt er Schwellentechniken: das Zweistreifen-Technicolor, die Part-Talkies. Aus Phasen, als tüftelnd, träumend noch mal neu erfunden wurde, was das überhaupt ist, dieses «Kino».

Als er selbst in den Paradigmenwandel zum digitalen Kino gerät, manipuliert er zunächst die Pixel zu Simulationen von Verfall, Verwesung, um seine Filme noch analoger wirken zu lassen.

Doch bei dieser Ästhetik klinkt von Anfang an etwas ein in alles, was Maddin tief umtreibt.

Es ist ein Kosmos der Überhöhung, wo Pathos und absurde Komik nahtlos ineinander übergehen. Careful , seine märchenartige Kombination aus Bergfilm und Inzestdrama in einer Welt, wo jedes laute Wort eine Lawine auslösen kann, hat er eine Oper ohne Gesang genannt. Die Bezeichnung trifft zu auf viele seiner Filme.

Man könnte eine Registerarie der Einflüsse quer durch die halbe Filmgeschichte heruntersingen. (Und eine weniger offensichtliche, mit Namen wie Bruno Schulz, Robert Walser, Herman Melville, durch die Literatur.) Doch es geht nie ums wissend nickende Wiedererkennen. Er zitiert Filme, die er nie gesehen hat, erweist Filmen Hommage, die es nie gab, sagt Maddin.

Es geht um ein Vorwühlen bis dorthin, wo die frühesten Erinnerungen sitzen.

«Winnipeg! Winnipeg! Winnipeg!» (My Winnipeg) Guy Maddin, geboren am 28. Februar 1956, wächst auf zwischen «Eishockey-Tornetz und Haarnetz»: Der Raum der Männer ist die Winnipeg Arena. Der Vater leitet nebenberuflich Eishockeymannschaften. Der kleine Guy reicht den nackten Spielern unter der Dusche die Handtücher. Ein Quell wohl für die homoerotischen Anklänge in seinem Werk. Der Raum der Frauen hingegen ist Lil’s Beauty Shop, der Damenfriseursalon von Tante und Mutter im Erdgeschoss unter der Familienwohnung. Der kleine Guy lugt immer wieder durch verborgene Öffnungen, erfährt die Erotik des Voyeurismus. Als er für seinen ersten Spielfilm Tales from the Gimli Hospital isländische Sagen und subpolare Seuchenhistorie zum Delirium mischt, nutzt er den Salon als improvisiertes Studio. Früh sind da Verlusterfahrungen: 1963 erschiesst sich sein älterer Bruder Cameron auf dem Grab seiner bei einem Unfall ums Leben gekommenen Freundin. Das Leben ist ein Melodram.

Der Vater stirbt, als Maddin 21 ist. In Guys Träumen ist Dad nur zu einer anderen Familie gewandert, stattet ab und zu noch Besuche ab. Daraus entspringt das Kurzfilmdebüt The Dead Father Seine erste Filmbildung verdankt Maddin (neben dem kanadischen TV) in den Sommerferien dem Kino in Gimli. (Eine Million Madeleines unter einem Dach, sagt er heute darüber proustend.) Später langen Wochenenden eines privaten Cine-Nerd-Zirkels im Wohn-

zimmer eines Filmprofessors. Maddin ist eher cinephag als cinephil, frönt dem omnivoren Einverleiben und Metabolisieren von Kino. Kanada bietet ihm eine ideale Basis für seine Kunst – nicht allein wegen der staatlichen Kunstförderung. Winnipeg, leer, eisig, flach, ist ideale Tabula rasa für einen (auch in Interviews) manischen Mythologisierer wie Maddin. Ein Fabulist, bei dem Geschichtenin-Geschichten einander gebären wie Matrjoschkapuppen. In den USA muss man sich abarbeiten an nationalem Erbe, Kanon, Ikonografie. Er ist frei, seine eigenen Mythen zu begründen: In der «Dokufiktion» My Winnipeg die Realität mit seiner persönlichen Stadtgeschichte zu überschreiben, ist etwas sehr anderes als ein My New York

«The past! The past! The future!!» (Brand upon the Brain!) Maddins Kino ist nicht nostalgisch. Nostalgie will fliehen in ein vermeintlich besseres Früher. Maddin will den Zeitpunkt ins Heute beschwören, wo alles neu und offen war, man Filme erst lesen lernte. «Ich will das aufregende Gefühl nacherschaffen, das ich als Bub hatte, als ich endlich drei Wörter am Stück entziffern konnte!», schreibt er zu The Saddest Music in the World . In dem Isabella Rossellini (eine grosse Maddin-Unterstützerin) eine Brauerei-Baronin mit biergefüllten Glasbeinen spielt, die einen Wettbewerb ausruft um das traurigste Lied der Welt. «Rust never sleeps», um es mit dem Winnipeger Neil Young zu sagen. Maddin verharrt nie. Variiert, wandelt, wandert. Hat sich vom Stummfilm zu Hitchcock vorgearbeitet. Mit My Winnipeg war im Autobiografischen, mit The Forbidden Room im Filmhistorischen ein Punkt erschöpfender Kulmination erreicht. Mit Rumours scheint, in Koregie mit seinen aktuellen Mitverschwörern Evan und Galen Johnson, eine neue Phase des Schaffens eingeläutet. Der in Cannes uraufgeführte Film flirtet mit HD-Video-Look. Ist eine Satire auf die Hochpolitik (mit Cate Blanchett als QuasiMerkel). Bis der über eine dräuende Weltkatastrophe debattierende G7-Gipfel sich im Wald verstolpert und in den Bann eines Riesengehirns gerät. Das Hirn ist bei Maddin nicht Sitz der Ratio, sondern ein trügerisches, fieberträumendes Organ. Wie unsere Träume sind Maddins Filme durchzogen von wiederkehrenden Motiven: das Eifersuchtsdreieck, bei dem sich die wahre Erotik zwischen zwei rivalisierenden Männern entspinnt. Bizarre Panopticon-Apparate, Schalltrichter und geflüsterte Geheimnisse. Der Gedächtnisverlust – das Umkehrbild zur Erinnerungsobsession. Es gibt munteren Kannibalismus, lustvolles Siechtum, absurde Amputationen. Alles gern mit einem Hauch von BDSM. Vor allem aber: Wiederauferstehungen. Wieder- und Doppelgänger. Um das etwas ausgeleierte Zitat eines anderen Winnipegers, Marshall McLuhan, zu bemühen: «The medium is the message.» Bei Maddin ist Film aber «Medium» auch im spiritistischen Sinn. Eine Verbindung ins Jenseitsreich des Toten, Vergessenen. «Seances» heisst das Online-Parallel-Projekt (seances.nfb.ca) zu The Forbidden Room . Heraufbeschworen werden in beidem: verschollene Filme. Nach überlieferten Beschreibungen als Kurzfilme neu gedreht und frankensteinartig zusammengenäht. Im Materiellen wie in den Geschichten ist bei Maddin die Erfahrung von Vergänglichkeit, Verlust zugleich tief eingeschrieben und ausgelöscht. Aufgehoben im dreifachen Sinn: bewahrt, überhöht, getilgt. In seinen veröffentlichten Tagebüchern schreibt er: «Ich habe stets meine Unfähigkeit bedauert, im gegenwärtigen Moment die angemessenen Gefühle zu haben. Träume zu benötigen, um dann später zu lieben – auf Ratenzahlung.»

Das Vergangene, Verlorene zurückzuholen bedeutet, noch eine Chance zu haben, ihm die bei Lebzeiten zu wenig gezeigte Liebe entgegenzubringen. Das Heilmittel für das Heart of the World wie für unser aller Herzen heisst: KINO!

Thomas Willmann lebt als freie Autor in München. Seine Filmkritiken erscheinen u.a. im Münchner Merkur und bei artechock. Sein Debutroman «Das finstere Tal» wurde von Andreas Prochaska verfilmt. Für die Unterstützung danken wir:

PREMIERE

Neues Kino – exklusiv im Filmpodium

RUMOURS

Mo 7.4. 20:00 Do 17.4. 15:00 Mi 30.4. 18:15 Do 15.5. 20:45 Kanada, Deutschland 2024, Farbe, DCP, OV/d, 104

REGIE Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson

DREHBUCH Evan Johnson KAMERA Stefan Ciupek

MUSIK Kristian Eidnes Andersen, Galen Johnson

SCHNITT John Gurdebeke, Evan Johnson MIT Cate Blanchett, Charles Dance, Nikki Amuka-Bird, Denis Ménochet, Takehiro Hira, Zlatko Buric, Roy Dupuis, Alicia Vikander, Rolando Ravello.

Nachdem Rumours im Mai 2024 am Filmfestival in Cannes präsentiert worden ist, feiert er nun Schweizer Premiere im Filmpodium.

«Pointiert nimmt Rumours die schwammige, unverbindliche Sprache der Weltgipfel auf die Schippe, diese Versprechungen, die nichts bedeuten, und diese ‹Ergebnisse›, die wenig bewirken in einer Welt, die wahrhaftig in einer Dauerkrise steckt und durch den Klimawandel tatsächlich kurz davor ist, zu verglühen.» (Leslie Felperin, The Hollywood Reporter, Mai 2024)

FILMGESPRÄCH

ZU RUMOURS

Mo 7.4. 20:00

in Englisch, ca. 50'

«Maddin und die JohnsonBrüder erneuerten ihre Zusammenarbeit mit Rumours, einem unglaublich witzigen, respektlosen Film, der sich um einen G7-Gipfel dreht: Die Staats- und Regierungschefs (…) werden mit der Aufgabe betraut, eine vorläufige Erklärung zu einer globalen Krise zu verfassen, und finden sich in einem albtraumhaften Wald verlassen und gejagt wieder. Dieses Szenario mobilisiert die politische Paranoia der Elite gegen sich selbst und stürzt sie in einen globalistischen Sumpf apokalyptischen Ausmasses. Cate Blanchett spielt die elegante, herrische deutsche Bundeskanzlerin, die die Gruppe zusammenhalten will, sich aber auch nicht vor einem Quickie im Wald mit dem gut aussehenden kanadischen Premierminister (Roy Dupuis) scheut, einem unentschlossenen Angsthasen, der seinerseits immer noch nach einer verlorenen Liebe (ebenfalls Teilnehmerin am Gipfel) schmachtet. Der grossartige Charles Dance spielt den US-Präsidenten (...) und Alicia Vikander gibt die Präsidentin der Europäischen Union als wilde Hexe, die auf Schwedisch unsinnige Prophezeiungen murmelt.» Rumours beklagt und begrüsst eine Welt, in der Staatsoberhäupter ihres glänzenden nationalen Einflusses beraubt werden; das Einzige, was sie bekommen, sind die Goodie-Bags der Konferenz – jeder enthält Chips und eine Zyankali-Pille.» (Saffron Maeve, 3.12.2024, BFI)

Nach der Filmvorstellung findet ein Gespräch mit dem Regisseur Guy Maddin statt.

IM HERZ VON KINO:

THE GREEN FOG

FILMISCHE AUFERSTEHUNGEN

Mo 21.4

Guy Maddins Hommage an Hitchcock: THE GREEN FOG und ACCIDENCE als Osterspecial zusammen mit VERTIGO und REAR WINDOW THE GREEN FOG

REAR WINDOW

Di 15.4. 20:30 Mo 21.4. 18:30

Kanada/USA 2017, Farbe + sw, DCP, E, ohne Dialog, 63 REGIE und Drehbuch Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson MUSIK Jacob Garchik SCHNITT Evan Johnson, Galen Johnson.

ACCIDENCE Vorfilm

Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson, Kanada 2018, Farbe, DCP, ohne Dialog, 10 +A3

«Der Prolog von The Green Fog : Ein Schalter wird von ‹Sprechen› auf ‹Zuhören› gedreht. In einem Studiokino betrachtet ein Mann in Handschellen und von einer Waffe bedroht Bilder auf der Leinwand. Eine Landkarte ist zu sehen, ein Finger zeigt auf San Francisco. Vor einem Haus stehen Reporter, die verängstigte Bevölkerung wartet auf Lautsprechernachrichten. In grünes Licht getaucht erscheint die Golden Gate Bridge, ein Unwetter zieht auf, die steilen Strassen der Stadt sind leergefegt. Die Struktur des Films von Guy Maddin, Galen Johnson und Evan Johnson ist eine Hommage an Hitchcocks Vertigo: eine schwindelerregende Komposition vertrauter und unbekannter Film- und TV-Bilder, alle aus der Bay Area. Dem Sog dieser Kinofantasie aus gefundenem Material kann man sich nicht entziehen.» (Stefanie Schulte Strathaus, Berlinale-Forum, Feb 2018)

REISE INS FILMISCHE

PARALLEL UNIVERSUM VON GUY MADDIN

Di 15.4. 20:30

«Ganz gleich, ob man Vertigo , diese mörderische Beschäftigung mit dem männlichen Blick, kennt oder nicht: Wir wünschen uns, dass sich das Publi kum in genau den Mysterien und Freuden verliert, denen wir bei der Arbeit an unserer Version dieses Films begegnet sind. (…) Lehnen Sie zurück und lassen Sie die Emulsionen, die Pixel und den Staub der präparierten Tiere Ihre Augäpfel berieseln.» (Guy Maddin, Evan Johnson und Galen Johnson)

Vortrag von Johannes Binotto, ca. 50' In Guy Maddins Kino wird die Filmgeschichte niemals alt, sondern immer wieder frisch geboren: Etwa wenn er die Techniken des frühen Stummfilms für sich noch mal neu erfindet oder legendären Stars wie Isabella Rossellini andere Körper verpasst. Guy Maddins Kino ist ein Paralleluniversum, in dem alle Bilder, die wir kennen, als kuriose Doppelgänger auftauchen und Filme, die eigentlich längst verschollen sind, plötzlich doch existieren. Der Medienwissenschaftler Johannes Binotto nimmt uns mit in die unglaublichen Gegenwelten von Guy Maddins Filmen. Und wir können sicher sein: Danach wird das Kino nicht mehr so ausschauen wie bisher. Anschliessend zeigen wir The Green Fog

Hitchcock im Doppelpack: So «wie The Green Fog sich von Hitchcocks Vertigo inspirieren liess, nahm der Vorfilm Accidence das Konzept von Rear Window als Vorbild: voyeuristische Blicke auf die Dramen, die sich gleichzeitig in den Räumen eines Wohnblocks und auf seinen Balkonen abspielen. Doch je näher und länger wir hinschauen, desto seltsamer wird alles.»

(Adrian Martin, Viennale 2018)

Mo 21.4. 15:00 Sa 3.5. 18:15 USA 1954, Farbe, 35 mm, E/d/f, 112 REGIE Alfred Hitchcock DREHBUCH John Michael Hayes, nach der Erzählung von Cornell

KAMERA Robert

MUSIK Franz Waxman SCHNITT George Tomasini MIT James Stewart, Grace Kelly, Wendell Corey, Thelma Ritter, Raymond Burr.

Der Fotoreporter Jefferies ist durch einen Beinbruch zu Hause an den Rollstuhl gefesselt und bespitzelt durch ein Fernglas gelangweilt die Nachbarn in den gegenüberliegenden Wohnungen. Aufgrund seiner Beobachtungen verdächtigt er einen von ihnen, die eigene Frau ermordet zu haben. Zunächst steckt er mit seiner Mordtheorie nur seine Verlobte Lisa an, seinen Freund Detective Doyle kann er nicht davon überzeugen – als Lisa jedoch Indizien findet, die den Verdacht bestätigen, entdeckt der Mörder, dass er beobachtet wird. (hb) «Hitch am Olymp. Avantgarde als Entertainment. Ein Film über nichts anderes als das Sehen. 112 Minuten lang Bilder über einen Mann, der schaut. Er schaut durchs Fenster hinaus, in den Hof, hinein in andere Fenster, die Rahmen für verschiedene Leben sind. Die Fenster gleichen Leinwänden, in denen er verschiedene Filme sieht: Lustspiele, Dramen, Melodramen. (…) Er wechselt die Bildgrössen, er fügt Bilder von hier und Bilder von dort zur Montage. Er wird immer besessener, wählt, gestaltet. Er ist zum Filmemacher geworden. Rear Window ist ein Film (…) über den Blick, über das Bild, über die Einbildungskraft, das Sich-Bilder-Machen, das Filmsehen, das Filmmachen, über das Wünschen, über den Film und über das Kino von Sir Alfred Hitchcock.» (Harry Tomicek, Österreich. Filmmuseum Wien, 3/2014)

VERTIGO

Mo 21.4. 20:15 Sa 10.5. 20:45 USA 1958, Farbe, DCP, E/d*, 129 REGIE Alfred Hitchcock DREHBUCH Alec Coppel, Samuel A. Taylor, nach dem Roman «D’entre les morts» von Pierre Boileau, Thomas Narcejac KAMERA Robert Burks MUSIK Bernard Herrmann SCHNITT George Tomasini MIT James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes, Tom Helmore, Henry Jones, Raymond Bailey, Konstantin Shayne, Lee Patrick, Ellen Corby, Alfred Hitchcock.

Der Polizeibeamte Scottie leidet unter Höhenangst und muss den Dienst quittieren. Er wird von einem früheren Freund engagiert, um dessen suizidgefährdete Frau Madeleine zu beschatten. Scottie verliebt sich in die geheimnisvolle blonde Schönheit. Als sie aber in einem Glockenturm nach oben flüchtet, muss er – von seiner Höhenangst wie gelähmt – zusehen, wie sie sich zu Tode stürzt. Er verfällt in tiefe Melancholie. Da begegnet ihm eines Tages auf der Strasse eine Frau, die Madeleine gleicht. (hb) « Vertigo stellt San Francisco wunderbar geisterhaft dar: eine im Nebel versunkene Stadt, die perfekt zu den somnambulen Wanderungen von Scottie und Madeleine passt. Cool und camp zugleich, ist der Film ein verschlungener Teufelskreis von Manien, in dem der Protagonist weniger ein Held als ein Büsser ist, im Wunsch gefangen, etwas zu reproduzieren, das gar nie war.» (Chris Barsanti, popmatters.com, Jan 2025)

Woolrich
Burks

THE FORBIDDEN ROOM

Fr 18.4. 18:00 Mo 28.4. 20:45

Kanada 2015, Farbe + sw, DCP, E/d, 130 REGIE Guy Maddin, Evan Johnson DREHBUCH Evan Johnson, Robert Kotyk, Guy Maddin KAMERA Benjamin Kasulke, Stéphanie Weber Biron MUSIK Galen Johnson, Jason Staczek SCHNITT John Gurdebeke MIT Udo Kier, Mathieu Amalric, Charlotte Rampling, Geraldine Chaplin, Adèle Haenel, Maria de Medeiros, Ariane Labed.

«Fiebriges Delirium eines Badewannenkapitäns und albtraumhaft-mysteriöse Verdichtung eines Abenteuerfilms zugleich, rast The Forbidden Room atemlos durch die Genres. Ineinander verschachtelte Geschichten täuschen Kausalität vor, um dann schalkhaft in Schabernack zu münden oder mit Horrormotiven Angst und Schrecken zu verbreiten. Vertraut ist die Gestaltung als Zitatenteppich des stumm- und frühfilmischen visuellen Stils, profund verwirrend aber sind die schlangengleich mäandernden Bewegungen von Handlung und Personal durch Raum und Zeit: War der mysteriöse Holzfäller, der da auf einem in Seenot geratenen U-Boot auftaucht, nicht eben noch tief in den Wäldern auf der Suche nach seiner von den Roten Wölfen verschleppten Margo? Ist die nicht just auf einer Vulkaninsel von Wilden gefangen genommen worden? Was hat beides miteinander zu tun? Schnallen Sie sich an, das ist erst der Anfang!» (Bildrausch Filmfestival Basel)

«Wie die ineinandergreifenden Arme eines Spiralnebels sind die zahllosen fantastischen Handlungsstränge angelegt, allesamt inspiriert von realen, eingebildeten und fotografischen Erinnerungen an verschollene Filme der Stummfilmzeit, denen auch die Ästhetik halb zerstörter viragierter Filmkopien fabelhaft huldigt.» (Christoph Terhechte, Arsenal Berlin 2015)

BRAND UPON THE BRAIN !

Fr 25.4. 18:30 So 11.5. 18:00

Kanada/USA 2006, sw, 35 mm, E/d, 95

REGIE Guy Maddin DREHBUCH Guy Maddin, Louis Negin, George Toles KAMERA Benjamin Kasulke MUSIK Jason Staczek SCHNITT John Gurdebeke MIT Sullivan Brown, Gretchen Krich, Maya Lawson, Erik Steffen Maahs, Katherine E. Scharhon.

SPANKY, TO THE PIER AND BACK Vorfilm

Guy Maddin, Kanada

THE SADDEST MUSIC IN THE WORLD

Di 22.4. 20:45 So 4.5. 15:00

Kanada 2003, sw, DCP, E/d*, 100 REGIE Guy Maddin DREHBUCH Guy Maddin, George Toles, nach der unveröffentlichten Kurzgeschichte von Kazuo Ishiguro KAMERA Luc Montpellier MUSIK

Christopher Dedrick SCHNITT David

MIT Marc

Valentin, Maggie Nagle.

SEND ME TO THE ’LECTRIC CHAIR Vorfilm

3

«Guy und seine Schwester wachsen auf einer Insel auf. Seine herrschsüchtige Mutter (Gretchen Krich) überwacht alles von der Spitze des Leuchtturms, sein skurriler Vater (Tom Moore) experimentiert im Kellerlabor. Zudem werden Waisenkinder beherbergt, an deren Köpfen die späteren Adoptiveltern rätselhafte Wunden entdecken. Ein weiteres Geschwisterpaar wird auf die Insel geschickt: die Lightball Kids, zwei Detektive, die Licht in das Dunkel bringen sollen. (…) Guy Maddin hat eine Sprache gefunden, die es schafft, eine eigene innere Welt aufzuzeichnen. (…) Wenn er im Epilog erfolglos versucht, dem Haus, in dem er aufwuchs, einen neuen Anstrich zu verleihen, dann ist es bereits zu spät: Das Allerintimste, der Familienfilm, ist zum Opernspektakel herangewachsen, im klassischen Maddin-Format: als Stummfilm mit expressionistischem Pathos. Das neu gewählte Genre des Detektivfilms kündigt an, Struktur in die Tiefen der Maddin’schen Seele zu bringen. Doch zu verheissungsvoll ist ihre Unergründlichkeit.» (Stefanie Schulte Strathaus, Berlinale 2007)

Der Vorfilm Spanky, to the Pier and Back begleitet Guy Maddins alten Hund auf seinem letzten Spaziergang. Die Schönheit der Welt noch einmal durch die Augen des kleinen Tieres. Eine schnelle, impressionistische Montage von Bäumen, Meer und Himmel.

MY WINNIPEG

Di 1.4. 20:45 Mi 16.4. 20:45

Canada 2007, sw, 35 mm, E/d, 80

REGIE Guy Maddin DREHBUCH Guy Maddin, George Toles KAMERA Jody Shapiro MUSIK Jason Staczek SCHNITT John Gurdebeke MIT Ann Savage, Louis Negin, Amy Stewart, Darcy Fehr, Wesley Cade, Lou Profeta, Fred Dunsmore, Kate Yacula, Jacelyn Lobay.

NIGHT MAYOR Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2009, sw, Digital HD, E, 14 ' «Winnipeg, der geografische Mittelpunkt Nordamerikas und der geliebte Geburtsort von Guy Maddin, ist der frostige und geheimnisvolle Star von Maddins ‹Doku-Fantasie›. Der Film ist ein Werk der Erinnerung und der Vorstellungskraft, das (…) eine ebenso reizvolle wie furchterregende Stadt heraufbeschwört, die von Schlafwandlern und Eishockeyfans bevölkert ist. Nehmen Sie an der epischen jährlichen Schnitzeljagd in Winnipeg teil! Erweisen Sie den Rennpferden, die für immer im Fluss eingefroren sind, Ihre Ehre! Helfen Sie mit, den jährlichen Golden-BoyWettbewerb zu beurteilen! Was real und was Fantasie ist, bleibt dem Betrachter in Maddins hypnotischem, fachmännisch konzipiertem

Lobgesang auf diesen wunderbaren und erschreckenden Ort namens ‹My Hometown› überlassen.» (Criterion Collection)

«In My Winnipeg bewege ich mich durch die Geburtsstätten meiner persönlichen Mythologien und versuche, das Wesen von Erinnerung zu verstehen. Während das Publikum sich selbst sein eigenes, traumartiges Winnipeg erfindet, stelle ich mich mit diesem Experiment der besitzergreifenden Macht meiner Familie. Vielleicht gelingt es mir, dadurch die geheimnisvollen Kräfte zu entschlüsseln, die so manches menschliche Herz auf okkulte Weise an die Vergangenheit binden. Und vielleicht kann ich so für mich endlich die wahre Bedeutung von ‹Heimat› definieren – und die Fesseln, die mich hier binden, einfach abfallen lassen.» (Guy Maddin)

Als Vorfilm zeigen wir Night Mayor : eine träumerische Sci-Fi-Hommage an einen fiktiven Erfinder, der im Jahr 1939 in Winnipeg mittels eines ‹Telemelodium› genannten Apparates Bilder und Musik aus dem Polarlicht destilliert und sie via Telefon verbreitet – bis die kanadische Regierung sein illegales Projekt stoppt. Das National Film Board of Canada, 1939 gegründet, beauftragte Maddin, einen Film für sein 70-jähriges Bestehen zu drehen. Bei der Arbeit an Night Mayor liess sich Maddin von seinen Erfahrungen bei der Recherche in den Filmarchiven des NFB für seinen Film My Winnipeg inspirieren. (nr)

Guy Maddin, Isabella Rossellini, Kanada 2009, sw, Digital HD, ohne Dialog mit e Zw’titeln, 7 «Winnipeg, 1933 – die Zeit der grossen Depression. Die kanadische Stadt ist zum vierten Mal hintereinander zur ‹Welthauptstadt der Trauer› gekürt worden. Um Trink-Tourist:innen aus den prohibitionsgeplagten USA anzulocken, organisiert die Bierbaronin Lady Port-Huntly (Isabella Rossellini) einen Wettbewerb um die traurigste Musik der Welt. Aus allen Kontinenten reisen trinkfeste Virtuosen tränenreicher Melodien an und treten in einer Art ‹Songcontest der Depressionen› gegeneinander an. Der Siegerin, dem Sieger winken eine Krone aus gefrorenen Tränen, ein Bierbad und ein stattliches Preisgeld von 25000 ‹Depression Era Dollars›. (…) Das turbulente Musikturnier kann beginnen, und alte Familienkonflikte brechen in voller Wucht auf … Nein, mangelnde Fantasie kann man dem kanadischen Filmemacher Guy Maddin wahrlich nicht vorwerfen. Und mangelndes Stilbewusstsein ebenso wenig: Neben all den Fantasy-Motiven, der surrealistischen Ausstattung und den kuriosen Musical-Einlagen fällt die expressionistische Stummfilmästhetik der 20er sofort ins Auge: (…) Der Film wirkt wie ein postmoderner Remix der Werke von Friedrich Wilhelm Murnau bis Sergei Eisenstein. Inhaltlich dreht sich alles um unerfüllte Liebe, sexuelle Obsessionen und dunkle Familiengeheimnisse – die mit viel schwarzem Humor vor dem Publikum ausgebreitet werden. Ein Film also, der in keine Schublade passt – (…) wer sich drauf einlässt, wird mit einem Film belohnt, wie er ihn gewiss noch nie gesehen hat. Diverse Festival-Preise und Jubelkritiken, wohin man blickt und klickt.» (Filmtipps)

Der Vorfilm Send Me to the ’Lectric Chair ist eine siebenminütige Endlosschleife, in der Isabella Rossellini auf dem elektrischen Stuhl sitzt: «Durch den Stromschlag gerät die Hauptdarstellerin in Ekstase. In ihren ‹kleinen Todesträumereien› erscheinen ihr aufregende und seltsame Bilder – von Objekten der Begierde bis hin zu melancholischen Rückblenden. Bis der Traum in Rauch aufgeht und der Film von vorne beginnt.» (International Film Festival Rotterdam, 2009)

2007, sw, Digital HD, ohne Dialog,
Wharnsby
McKinney, Isabella Rossellini, Maria de Medeiros, Ross McMillan, Louis Negin, Darcy Fehr, Claude Dorge, Talia Pura, Jeff Sutton, Graeme
THE FORBIDDEN ROOM
THE SADDEST MUSIC IN THE WORLD

KINO-KONZERT: COWARDS BEND THE KNEE

Mi 9.4. 18:15

Live-Musik: Víz (Stimme, Violoncello, Elektronik), Bit-Tuner (Elektronik), Joke Lanz (Turntables, Stimme) und Beat Keller (Gitarre)

Kanada 2003, sw, Digital HD, ohne Dialog mit e Zw′titeln, 60 REGIE und KAMERA Guy Maddin DREHBUCH Guy Maddin, Adam Gierasch SCHNITT John Gurdebeke MIT Darcy Fehr, Melissa Dionisio, Amy Stewart, Tara Birtwhistle , Louis Negin, Mike Bell, Herdis Maddin. In Kooperation mit dem Institute of Incoherent Cinematography.

SISSY-BOY SLAP-PARTY Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2004, sw, 35 mm, ohne Dialog mit e Zw’titeln, 6

«In dieser verdrehten und vergifteten Wunscherfüllung spielt der mythomanische Maddin ‹sich selbst› (eigentlich Darcy Fehr) als Eishockeyscharfschützen, der von Mutter und Tochter, Femmes fatales, zu einem Hasenfuss gemacht wurde, und lässt seinen Vater als Sportmoderator und seinen eigenen romantischen Gegenspieler wiederauferstehen. Die Handlung spielt in einer schattenverhangenen Eishockeyhalle und einem Mabuse-ähnlichen Schönheitssalon/Abtreibungsklinik und trieft nur so vor Anspielungen an griechische Tragödien, während schmutzige Familiengeheimnisse einen unbeabsichtigten Mord der übelsten Sorte hervorbringen.» (Mark Peranson, The Believer, Aug 2003) «Maddins Inszenierung ist nicht weniger bemerkenswert als seine Beschwörung verbotener Lüste und ihrer Verdrängung. Die Kamera, die Maddin selbst führt, ist nervös, die Bilder sind verwackelt. Übergänge sind mit Kreisblenden markiert, Zwischentitel ersetzen Dialoge. Die düstere Stimmung und einige Motive des Films erinnern an Horrorfilme der frühen 30er-Jahre wie Mystery of the Wax Museum oder Mad Love.» (J. Hoberman, The Village Voice, Aug 2004)

«Ein liebevoller, aber selbstironischer Blick auf mich selbst, aber nur gerade so, wie ich den Mut habe, hinzuschauen – durch ein zerbrochenes Glas, das von Haarspray beschlagen ist.» (Guy Maddin)

Der Vorfilm Sissy-Boy Slap-Party ist «eine schwule Backpfeifenparty im Dschungel, skurril, sinnlos und herzerfrischend. Ein bisschen Tarzan, ein bisschen Jack Smith und eine Prise Super 8 machen diesen Kurzfilm zu einem Camp-Erlebnis der ganz besonderen Art und zu einem Favoriten von John Waters.»

(Stadtkino Basel 2006)

DRACULA: PAGES FROM A VIRGIN’S DIARY

Fr 11.4. 15:00 Di 29.4. 18:30

Kanada 2002, sw, 35 mm, ohne Dialog mit e Zw’titeln, 73 REGIE und DREHBUCH Guy Maddin, nach dem Roman «Dracula» von Bram Stoker und der gleichnamigen Ballett-Choreografie von Mark Godden KAMERA Paul Suderman MUSIK Bob Stewart SCHNITT Deco Dawson MIT Zhang Wei-qiang, Tara Birtwhistle, David Moroni, Cindy-Marie Small, Johnny Wright.

IT’S A WONDERFUL LIFE Vorfilm

CAREFUL

Mi 23.4. 15:00 Fr 9.5. 18:30

Kanada 1992, Farbe, 35 mm E/d*, 100 REGIE, KAMERA und SCHNITT Guy Maddin DREHBUCH Guy Maddin, George Toles MIT Kyle McCulloch, Gosia Dobrowolska, Sarah Neville, Brent Neale, Paul Cox, Victor Cowie, Michael O’Sullivan, Vince Rimmer.

«Im Alpenstädtchen Tolzbad im 19. Jahrhundert müssen die Einwohner:innen flüstern und laute Geräusche vermeiden, damit keine Lawine auf sie niedergeht und sie vernichtet. In dieser erdrückenden Atmosphäre und hinter puritanischen Fassaden gedeihen heisse und inzestuöse Leidenschaften. Söhne entwickeln ungesunde erotische Obsessionen für ihre Mütter, Töchter verlieben sich in Väter, es werden Duelle ausgetragen und schreckliche Tode drohen.» (Simon Field, San Francisco International Film Festival, 2006)

«Von den bedeutungsschwangeren Zwischentiteln bis hin zur Art und Weise, wie der Regisseur ganze Szenen in grelles Orange und Blau taucht, ist Careful ein einziges langes und amüsantes Vexierspiel über deutsche expressionistische Filmbilder, Freud’sche Psychologie und quasiwagnerische Erzählkunst, das bis ins Absurde getrieben wird.»

(Stephen Holden, The New York Times, 7.10.1992)

Zustand kollektiver Amnesie, der als Sinnbild für die schrecklichen Verwundungen durch die Kriege der Herzen wie der Nationen fungiert. Ein ähnliches Delirium produziert auch Maddins fetischistische Anhäufung von eigenartig verbogenen Stilmitteln aus der Wendezeit vom Stumm- zum Tonfilm. Seine Kunst ist die Verwandlung von Filmerinnerungen in ein schrecklich-schönes, ungreifbares Anderes.» (Christoph Huber, Filmmuseum München, 2006)

Der Vorfilm Odilon Redon: The Eye Like a Strange Balloon ist ein «faszinierendes visuelles Poem, das von den symbolistischen Arbeiten des belgischen Malers Odilon Redon inspiriert ist: Auf einer Dampflokomotive, die durch eine surreale Landschaft fährt, konkurrieren Vater und Sohn vergeblich um die Liebe einer Frau.» (Stadtkino Basel, 2006)

Guy Maddins vielfach ausgezeichnetes kurzes Meisterwerk Heart of the World erzählt von der staatlichen Wissenschaftlerin Anna, die gerade eine verheerende Entdeckung gemacht: Die Welt ist krank und wird bald an einem Herzinfarkt sterben und (…) Panik bricht über den Globus herein. Während Anna versucht herauszufinden, was zu tun ist, unternehmen ihre beiden Verehrer einen letzten Versuch, das Mädchen, das sie lieben, zu umwerben, bevor die Welt ihrem Ende entgegentaumelt ...» (Nayland Smith, Not This Time, Jun 2021)

DER UNHEILVOLLE VORHANG

Mi 9.4. 18:15

Bilder-Vortrag von Guy Maddin in Englisch, 45' Im Anschluss an das Kino-Konzert COWARDS BEND THE KNEE

Guy Maddin, Kanada 2001, sw, Digital HD, ohne Dialog, 3 Guy Maddins neuster Film (…) ist ein schillerndes Spektakel: eine Ballettverfilmung, die für das kanadische Fernsehen gedreht wurde – und zwar von einem Regisseur, der auf den ersten Blick nicht viel mit Tanz und schon gar nichts mit Fernsehen am Hut hat. Dracula strotzt nur so vor gotischem Viktorianismus und ist vielleicht die bisher getreueste Verfilmung von Bram Stokers Roman aus dem Jahr 1897, denn Maddin akzentuiert in seiner Version die Angst vor Einwanderung, Fremden und vor Sexualität. Mit den meisterhaft choreografierten Tanzszenen, die sich in Spiegeln reflektieren, von Nebelschwaden umhüllt, beschleunigt und verlangsamt werden und auf Super 8 und 16 mm gedreht sind, wirkt Dracula zuweilen wie eine Mischung aus Michael Jacksons Thriller und Carl Dreyers Vampyr . In seinem bisher konsequentesten und erfolgreichsten Film bohrt Maddin einen Dolch in das verborgene Herz dessen, was als zeitgenössisches Kino gilt. Er hingegen meint lakonisch: ‹Ich gebe zu, dass ich den grössten Teil dieses Projekts glücklich im Dunkeln getappt bin.›» (M.P., International Film Festival Rotterdam, 2002)

In diesem reich bebilderten und gänzlich unakademischen Vortrag taucht Maddin im Stil eines Raconteurs tief in die dunkelsten, nicht diagnostizierbaren Pathologien ein, die ihn während seiner gesamten Filmkarriere und seines gesamten Lebens gequält und geprägt haben. Schon in seiner frühen Kindheit entwickelte Maddin eine Strategie, mit der er seine wundersamen rohen Erfahrungen zu einer «Kunst des Denkens» verarbeitete – ein Akt ständiger Schöpfung, bei dem aber niemals ein physisches Objekt entstand. Stattdessen schuf sein ängst liches Herz alternative Modelle zur Welterklärung – Mythen und Legenden, die in keiner anderen Kultur zu finden sind, Geschichten als Narkotika und Heilmittel! Maddin, der sein Herz nun mit einer obszönen Menge an schützenden Erzählungen gestärkt hat, versucht zu erklären, wie diese seltsame frühe Art des Denkens zu so vielen Filmen führen konnte.

«Ich habe bewusst auf Details im Roman fokussiert, die bisher wenig Beachtung gefunden haben, wie der phallische Leuchtturm, der die schlafwandelnde Lucy ihrem Schicksal entgegentreibt, oder die Gebärmutterähnlichen Gänge, in denen sich die Vampire treffen. Sie waren für mich auch ausschlaggebend für die Entscheidung, den Film in Schwarzweiss zu drehen und später Farbeffekte hinzuzufügen.» (Guy Maddin)

Als Vorfilm zeigen wir It’s a Wonderful Life , «ein kunstvolles und verträumtes Musikvideo für die amerikanische Rockband Sparklehorse». (Arsenal Berlin, 2006)

ARCHANGEL

Do 8.5. 20:45 Di 13.5. 18:30

Kanada 1990, sw, DCP, E/e*, 78 ' REGIE, KAMERA und SCHNITT Guy Maddin DREHBUCH George Toles, Guy Maddin MIT Kyle McCulloch, Michael Gottli, David Falkenburg, Michael O’Sullivan, Margaret Anne MacLeod, Ari Cohen, Sarah Neville.

ODILON REDON, OR THE EYE LIKE A STRANGE BALLOON MOUNTS

TOWARD INFINITY Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 1995, sw, Digital HD, ohne Dialog mit e Zw’titeln, 5

THE HEART OF THE WORLD Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2000, sw, 35 mm, ohne Dialog mit e Zw’titeln, 7

«Ein zwischen Herzblut-Kitsch und surrealparodistischen Einlagen changierendes, wunderschönes Melodram, angesiedelt in einer kleinen russischen Stadt, wo niemand das Ende des Ersten Weltkriegs mitbekommen hat. Ein kanadischer Soldat hält eine einheimische Krankenschwester für seine tote Geliebte. In Verbindung mit anderen labyrinthischen Komplikationen entsteht ein

TALES FROM THE GIMLY HOSPITAL

Mo 5.5. 18:30 Mo 12.5. 20:45 Kanada 1988, sw, DCP, E/e*, 72 REGIE, DREHBUCH, KAMERA und SCHNITT Guy Maddin MUSIK Laurence Mardon MIT Kyle McCulloch, Michael Gottli, Angela Heck, Margaret Anne MacLeod.

«Spätes 19. Jahrhundert. Eine Pockenepidemie wütet in Gimli, einem kleinen isländisch-kanadischen Fischerdorf am Ufer des Winnipegsees. In einem Krankenzimmer werden die beiden Patienten Einar und Gunnar zunächst Freunde – doch bitterer Neid kommt auf, als sie sich gegenseitig ihre dunkelsten Geheimnisse anvertrauen.» (Mubi)

«Guy Maddins düsterer, bizarrer Debütfilm, den er mit wenig Geld im suggestiven Stummfilmstil zusammen mit einigen Freunden im Schönheitssalon seiner Tante drehte, war einer der grossen Hits der Midnight-Movies im New York der 80er-Jahre. Die Musik verwendet Motive von Richard Wagner und von isländischen Volksliedern.» (Stadtkino Basel, 2006)

«Seltsam, surreal und durchdrungen von cineastischem Vergnügen, läutete Maddins DIY-Debüt die Ankunft des schrägsten aller seltenen Vögel des kanadischen Kinos ein.» (The Cinematheque Vancouver, 2023)

COWARDS BEND THE KNEE
CAREFUL

TRÜGERISCHE VERHEISSUNGEN

Wie kaum ein anderer Filmemacher hat Jia Zhang-ke die Geschichte Chinas in den vergangenen 30 Jahren begleitet. Der Siegeszug des Kapitalismus und der damit einhergehende rasante gesellschaftliche Wandel stellen den erzählerischen Kern dar, dem alle seine Filme entspringen. Die filmischen Formen, die Jia verwendet, sind vielfältig: Gangsterepos, Melodram, neorealistisches Strassenkino oder Dokumentarfilm finden in seinem Schaffen mühelos zueinander und erzeugen eine betörende Bildsprache mit ungemeiner Sogkraft. Anlässlich der Premiere seines neusten Films, Caught by the Tides (2024), einer fragilen Liebesgeschichte, die aus Bildern besteht, die Jia während 23 Jahren gedreht hat, blicken wir zurück auf dieses einzigartige Werk. Am 23. und am 24. April dürfen wir zudem Tony Rayns begrüssen, einen der wichtigsten Experten für das chinesische Kino und langjährigen Begleiter von Jia Zhang-kes Schaffen.

zess mit sich bringt, ist in gleich mehreren Filmen Jias – so auch im neusten Werk Caught by the Tides (2024) – der Drei-SchluchtenStaudamm in der Hubei-Provinz, ein gigantomanisches, bis heute umstrittenes Bauprojekt, das weite Teile Chinas mit Strom versorgt, aber gleichzeitig immense Umweltschäden verursacht und mehr als eine Million Menschen zur Umsiedlung gezwungen hat. Land, Wasser, Biografien – alles ist im neuen China in Bewegung versetzt worden. «All that is solid, melts into air», heisst es bei Karl Marx. Mit einem Jia-Filmtitel kann man ergänzen: Mountains May Depart Dass solche Sätze nicht nur für die historisch-materialistische Makroebene gelten, sondern auch für «weiche», kulturelle Faktoren – Popmusik insbesondere ist allgegenwärtig bei Jia – und, ganz besonders, für das subjektive Erleben: Das zeigt im Kino der letzten Jahrzehnte kaum jemand eindrücklicher als Jia Zhang-ke. Film für Film entfaltet sich sein Werk als eine im besten Sinne volkstümliche Geschichtsschreibung der Gegenwart, sinnlich, neugierig – und im vorurteilsfreien Blick auf Menschen aller Gesellschaftsschichten implizit demokratisch. Kein Wunder, dass Jias Filme, obschon nie explizit politisch, regelmässig mit der chinesischen Zensur in Konflikt geraten.

der historisch am weitesten zurückblickt, bis in die Zeit vor der Kulturrevolution – rekonstruiert die wechselhafte Geschichte einer Waffenfabrik, die einst ein maoistisches Vorzeigeunternehmen war, aber heute den Anschluss an die industriellen Dynamiken der Gegenwart verloren hat, in einer hochgradig artifiziellen, fast schon monumentalistischen Ästhetik. Tatsächlich treten neben ehemaligen Fabrikarbeitern auch Schauspieler:innen auf, werden historische Zeugenschaft und Illusionskino ununterscheidbar.

Heisses Begehren

Die Filme seit A Touch of Sin greifen zwar die Bilder des Genrekinos auf, werden dadurch aber nicht glatt und gefällig, sondern ganz im Gegenteil unruhiger, ambivalenter. A Touch of Sin selbst handelt von vier eruptiven, logisch nicht nachvollziehbaren Gewalttaten; Miniaturen, wie von einer «Vermischtes»-Seite einer Tageszeitung. Lediglich eine einzelne Geschichte zu erzählen, damit gibt sich Jia immer weniger zufrieden. Zu reichhaltig, zu widersprüchlich, zu ambivalent ist die Welt, sind auch die Menschen. Wo A Touch of Sin die vier Episoden zu einer Art Schockmontage chinesischer Gewaltverhältnisse gruppiert, entwerfen Mountains May Depart und Ash Is Purest White epische Erzählbögen nur, um sie vermittels wagemutiger Zeitsprünge und überraschender Tempo- und Stimmungsänderungen wieder in sich zusammenfallen zu lassen. Menschen verschwinden in diesen Filmen von einem Moment auf den anderen spurlos und tauchen ebenso plötzlich wieder auf. Heisses Begehren – alle Spielfilme Jias sind auf die eine oder andere Art auch Liebesfilme – verwandelt sich schlagartig in kalte Indifferenz.

Die Filmkultur hat die Angewohnheit, insbesondere Regisseure aus nicht westlichen Ländern zu Botschaftern ihrer Herkunftskulturen zu erklären. Auch dem chinesischen Regisseur Jia Zhang-ke ist es bisweilen so ergangen – allzu schnell ist die Filmkritik bereit, seine Filme schlicht als Abbild des gegenwärtigen Chinas zu beschreiben. Man mutet ihnen damit gewissermassen gleichzeitig zu viel und zu wenig zu. Zu viel, weil selbstverständlich kein einzelnes filmisches Werk für sich in Anspruch nehmen kann, alle Facetten eines so vielfältigen Landes, wie

China es ist, abzubilden. Und zu wenig, weil es in Jias Filmen – auch in seinen Dokumentarfilmen – so etwas wie einen objektiven Blick nicht gibt. Die Welt, wie sie in seinen Filmen erscheint, ist immer mehr als ihr Abbild, sie ist immer schon infiziert von unseren Wünschen, Träumen, Ängsten und Sehnsüchten.

Genau in diesem Sinne ist Jia neben dem Dokumentaristen Wang Bing der zentrale Chronist der chinesischen Gegenwart. Was seine Filme wieder und wieder im Bild festhalten, ist, historisch betrachtet, der Siegeszug des Kapitalismus, der China seit den 1980erJahren erfasst hat und den auch die Multikrisen der jüngeren Zeit zumindest mittelfristig kaum ernsthaft gefährden dürften. Sinnbild der Umwälzungen, die dieser Pro-

Kakofonie der Moderne Grob kann man Jias Karriere in drei Phasen unterteilen: zunächst, im Anschluss an seinen Abschluss an der Filmakademie in Peking (als Teil der sogenannten Sechsten Generation chinesischer Filmregisseure) und beginnend mit dem Debüt Pickpocket (1997), das raue Frühwerk. Strassenkino mit kleinen Budgets, Filme über Künstler ( Platform , 2000) und Kleinkriminelle ( Unknown Pleasures , 2002), die das Chaos des sich mit rapider Geschwindigkeit modernisierenden Chinas ungefiltert auf die Leinwand zu bannen scheinen. Dann eine Phase der Konsolidierung, in der die ersten grossen internationalen Arthouse-Erfolge The World (2004) und Still Life (2006) entstehen und in der Jias Kino sich andere, elegische bis melancholische Stimmungslagen sowie einen freieren Umgang mit Fiktion erarbeitet. Schliesslich, seit A Touch of Sin (2013), ein dritter Werkabschnitt, in dem sich der Regisseur stärker dem populären Genrekino zuwendet, Melodramen (Mountains May Depart , 2015) und Gangsterfilme ( Ash Is Purest White , 2019). Beim genaueren Hinsehen ist freilich alles komplizierter. Schon die frühen Filme sind, ihrer schroffen, fast punkigen Oberfläche zum Trotz, ausgesprochen kunstfertig gearbeitet – man denke nur daran, wie der in den 1980er-Jahren spielende Platform mit winzigem Budget und einfachsten Mitteln zu einem vielschichtigen Generationenporträt wird. Diese Kunstfertigkeit gilt für die von Jias vermutlich wichtigstem Kollaborateur, dem Kameramann Yu Lik-wai, eingefangenen, elegant zwischen städtischem Trubel und Impressionen existenzieller Einsamkeit vermittelnden Bilder ebenso wie für Jias lakonische Erzählhaltung: Fast in Hitchcock-Manier misst etwa Pickpocket «sprechenden» Objekten wie Feuerzeugen mehr Bedeutung bei als der Figurenpsychologie; und es gilt ausserdem, vielleicht zuallererst, für die Arbeit mit Ton – Popmusik, stilisierte Alltagsgeräusche und Dialogfetzen verdichten sich im Sounddesign zu einer dynamischen, fiebrig flirrenden Kakofonie der Moderne.

In der mittleren Werkphase wiederum entstehen nicht nur die erwähnten grossformatigen Spielfilme, sondern auch eine Reihe von Dokumentarfilmen. Vehementer noch als in den Spielfilmen – gleichzeitig motivisch eng mit diesen verknüpft – zeichnet Jia in seinen dokumentarischen Arbeiten das Bild eines Landes, das von einem zugleich ökonomischen und kulturellen Wandel erfasst worden ist, der keinen Stein auf dem anderen lässt. 24 City (2008) – der Film des Regisseurs,

Der Zukunft zugewandt Schritt für Schritt, so scheint es, erweitert Jia sein Repertoire, wird es immer unberechenbarer. Was sein Werk dennoch zusammenhält und unverwechselbar macht, das ist, vielleicht vor allem anderen, die Art, wie er Menschen filmt, wie er einzelne, individuelle Körper in Medien seiner filmischen Geschichtsschreibung transformiert. Das gilt zum Beispiel für Wang Hongwei, den wichtigsten Schauspieler seines Frühwerks – einen ungebändigten Kinokörper, der auf sehr grundsätzliche Weise nicht kompatibel ist mit den Anforderungen, die sowohl der Kapitalismus als auch die chinesische Staatsideologie an ihn stellen. Und es gilt erst recht für Zhao Tao. Seit Platform wirkt die gelernte Tänzerin, die seit 2012 auch mit Jia verheiratet ist, in seinen Filmen mit, spätestens seit Mountains May Depart ist sie Dreh- und Angelpunkt seines Kinos. In ihr und ihrem variantenreichen, emotional intensiven Spiel werden die Herausforderungen, die Ängste, aber auch die Glücksversprechen, die das Leben in der Moderne nicht nur in China mit sich bringt, eindringlich ins Bild gesetzt. Zum «Subjekt der Geschichte» oder gar zu einer Erlöserfigur wird sie dabei nicht. Es ist jederzeit möglich, das bleibt das ernüchternde Fazit aller Filme Jia Zhang-kes, im Zuge der welthistorischen Umwälzungsprozesse, die nicht nur in China den Alltag der Menschheit stellen, unter die Räder zu kommen. Was wir von Zhao Tao jedoch – vielleicht – lernen können: der offenen Zukunft nicht verschreckt auszuweichen, sondern uns ihr offenen Auges zu stellen.

Lukas Foerster lebt in Köln und schreibt als freier Autor über das Kino und anderes.
Essay von Lukas Foerster

PICKPOCKET XIAO WU

Mo 7.4. 18:00 Fr 25.4. 15:00 Mi 7.5. 18:15

China/Hongkong 1997, Farbe, DCP, OV/d, 108 REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai SCHNITT Yu Xiao-ling MIT Wang Hongwei, Hao Hongjian, Zuo Baitao.

«Jia Zhang-kes Debütfilm erzählt die Geschichte des Taschendiebs Xiao Wu (Wang Hongwei), der ziellos durch die Strassen der ärmlichen und schmutzigen Kleinstadt Fenyang treibt. Seine Unsicherheit und Perspektivlosigkeit versucht er hinter einer grossen Brille und coolem Auftreten zu verbergen. Dabei verliert er zunehmend den Boden unter den Füssen. Sein früherer Freund Xiao Yong will nichts mehr mit ihm zu tun haben, seine Liebe Mei Mei, die er in einer schmuddeligen Karaoke-Bar kennengelernt hat, brennt mit einem reicheren Mann durch, und Xiao Wus Vater, der in einem kleinen Bergdorf lebt, wirft ihn nach einem Streit aus dem Haus.» (filmingo.ch)

«Der Debütfilm des Filmemachers Jia Zhangke, der von einem Cast von Laiendarsteller:innen authentisch gespielt wird, beginnt als düsterer sozialer Realismus, entwickelt sich aber nach und nach zu einer eindringlichen Charakterstudie und Kulturkritik, die in der prägnant dokumentierten Landschaft des zeitgenössischen Chinas spielt. Der Film dramatisiert den schleichenden Einfluss der Korruption auf dem Schwarzmarkt, die sich, wie der Film suggeriert, der gesamten chinesischen Gesellschaft bemächtigt. Letztendlich geht Jia über den Realismus hinaus und erreicht eine existenzielle und spirituelle Ebene, die mit dem Werk des französischen Regisseurs Robert Bresson verglichen werden kann.» (MoMa, 2010)

PLATFORM ZHANTAI

Fr 25.4. 20:45 So 4.5. 17:30 China/Japan/Frankreich 2000, Farbe, 35 mm, OV/d/f, 154 REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai MUSIK Yoshihiro Hanno SCHNITT Kong Jinglei MIT Wang Hongwei, Zhao Tao, Liang Jing-dong, Yang Tian-yi, Wang Bo.

«Chinas turbulente 1980er-Jahre werden in diesem hyperrealistischen Bericht über die Kämpfe einer Theatertruppe in einer abgelegenen Provinz wieder zum Leben erweckt vor dem Hintergrund einer Landschaft, die sich in schwindelerregendem Tempo von der Isolation nach der Kulturrevolution zu einem Albtraum des Konsumzeitalters mit schlechten Dauerwellen und Discofieber entwickelt. Die Truppe beginnt 1979 als Fe-

nyang Peasant Culture Group, die wahllos Propagandalieder über den Vorsitzenden Mao vorträgt. Zehn Jahre (und ein Jahrhundert wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen) später hat sie sich in die All-Star Rock ’n’ Breakdance Electronic Band verwandelt, die vor einem schwindenden Publikum und zunehmend korrupten Auftraggebern – darunter Politiker oder Polizisten –Cantopop und Michael Jackson aufführt. Jia kennt sich in den staubigen, vergessenen Städten und tristen Landschaften, in denen sich seine Figuren bewegen, bestens aus. Er schildert den Wandel vom Kommunismus zum Kapitalismus eines ganzen Jahrzehnts –und einer ganzen Nation – anhand dieser Künstlergruppe, die krampfhaft versucht, in allem einen Sinn zu erkennen, und oftmals daran scheitert. Berührend und manchmal urkomisch, ist Platform ein Muss für jeden, der sich für Chinas Geschichte, die Auswirkungen des globalen Kapitalismus und – nicht zuletzt – für grossartiges Filmemachen interessiert.» (BAMPFA, Okt 2008)

UNKNOWN PLEASURES REN XIAO YAO

Mo 14.4. 18:15 So 11.5. 20:15

China 2002, Farbe, 35 mm, OV/f/e*, 112 REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai SCHNITT Chow Keung MIT Zhao Weiwei, Wu Qiong, Zhao Tao, Li Zhubin, Wang Hongwei, Zhou Qingfeng, Bai Ru, Liu Xi’an, Jia Zhang-ke. «Zwei arbeitslose Jungen, Bin Bin (Zhao Weiwei) und Xiao Ji (Wu Qiong), vegetieren in der hässlichen Provinzstadt Datong vor sich hin – sie hängen in einem Freizeitzentrum mit dem Charme einer verlassenen Fabrik herum und machen gelegentlich Ausflüge in höhlenähnliche Diskotheken, nüchterne Nudelhäuser und schäbige Videotheken. Bin Bin scheint süchtig nach einer Zeichentrickversion von ‹The Monkey King› zu sein, die er sich mit seiner fleissigen Freundin immer wieder auf Video anschaut, so als wolle er damit verhindern, dass sie ihn verlässt; der forsche Xiao Ji ist derweil hingegen hinter Qiao Qiao (Zhao Tao, eine der Hauptdarstellerinnen in Platform ) her, einer hübschen Tänzerin mit einem gangsterähnlichen ‹Agenten› – ihrem ehemaligen Sportlehrer an der High School. (…) Der mit digitalem Video gedrehte Film strotzt nur so vor visuellem Reiz: Jia erkundet mit dem Format jede Art von öffentlichen Orten. Yu Lik-wais Kamera kauert in Restaurantkabinen und auf Autorücksitzen und beobachtet die Figuren häufig in Echtzeit. Unknown Pleasures der auf die Einflüsse von Robert Bresson und Hou Hsiao-hsien zurückgreift, ist eine kühle, formalistische Neuerfindung des Neorealismus.» (J. Hoberman, The Village Voice, Mrz 2003)

THE WORLD SHIJIE

Do 17.4. 20:45 Fr 9.5. 20:45 China/Japan/Frankreich 2004, Farbe, Digital HD, OV/e, 140 ' REGIE Jia Zhang-ke DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai MUSIK Giong Lim SCHNITT Kong Jinglei MIT Zhao Tao, Chen Taisheng, Jing Jue, Jiang Zhongwei, Huang Yiqun, Wang Hongwei, Liang Jingdong, Ji Shuai, Xiang Wan, Alla Shcherbakova.

«Gleich hinter Peking beginnt die Welt: Schauplatz von Jia Zhang-kes epischem Spielfilm ist ein Vorstadt-Themenpark, ein megalomanisches Minimundus mit massstabsgetreuen Nachbildungen internationaler Sehenswürdigkeiten. 50 Hektar globale Imitation als kongenialer Schauplatz eines Films über entfremdete Arbeit und Leben in der globalisierten Ära, mit modernistischer Exaktheit zwischen die Nachbauten gepflanzt: ‹Grosse› Tanzspektakel, simulierte Las-Vegas-Shows vor der Taj-Mahal-Simulation, verschwimmen mit den ‹Kleinigkeiten› des Daseins, den sich überschneidenden Beziehungen und Tätigkeiten der Angestellten, deren private Illusionen das einzige Überlebensmittel in dieser Illusion von Welt sind. Der superbe Kameramann Yu Lik-wai kleidet Jias vorzüglich geätzte Vision in hochauflösende Videobilder, deren fliessende Qualität mit der surrealen Ungreifbarkeit des Schauplatzes und den zerrinnenden Emotionen korrespondiert. Nur in (leinwandfüllend animierten) SMS-Nachrichten gibt es ein Aufblühen: das Leben, eine Fiktion.» (Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Nov 2006)

THE WORLD
UNKNOWN PLEASURES

Sa 19.4. 20:30 Sa 26.4. 15:00 Mo 5.5. 20:45

China/Hongkong 2006, Farbe, DCP, Mand/d, 112 REGIE Jia Zhang-ke DREHBUCH Jia Zhang-ke, Guan Na, Sun Jiamin KAMERA Yu Lik-wai MUSIK Lim Giong SCHNITT Kong Jinglei MIT Zhao Tao, Lan Zhou, Han Sanming, Ma Lizhen, Wang Hongwei.

Ein Grossteil der Stadt Fengjie liegt bereits unter Wasser, doch da der Drei-SchluchtenStaudamm am Jangtse weiter aufgestockt wird, werden weitere Quartiere geräumt und demoliert, deren Bewohner:innen teils mit Drohungen aus ihren Häusern entfernt – das ökologisch und gesellschaftlich sehr umstrittene megalomane Projekt wird in mehreren Werken Jias thematisiert. Vor dem Hintergrund dieses unwirklichen, fast apokalyptischen Szenarios erzählt Jia die Geschichte seiner zwei Hauptfiguren: San-ming (Han San-ming), ein Bergarbeiter, kommt nach Fengjie, um seine Frau und seine Tochter zu suchen, die er seit 16 Jahren nicht mehr gesehen hat. Auch Shen-hong (Zhao Tao) sucht nach ihrem – allerdings erst vor zwei Jahren verschwundenen – Ehemann. Die zwei Hauptfiguren interagieren in diesem Meisterwerk, das in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, zwar nicht miteinander, doch sie verbindet das Staunen und das Hoffen, die Suche nach einem neuen Leben in einem Umfeld, wo alles in Bewegung ist und neu definiert werden muss. (tb) «Fengjie wird als ein mystischer, von Ruinen überzogener Ort inmitten einer nebligen Berglandschaft dargestellt, in dem das Hämmern der Arbeiter gegen die brüchigen Baufundamente wie ein hypnotisches Mantra erklingt. Fengjie wird jedoch nicht nur als ein Gebiet des Untergangs inmitten eines Landes, das einerseits einen Ruf als aufstrebende Wirtschaftsmacht hat, auf sozialer Ebene aber immer noch weitgehend von Benachteiligung und Korruption geprägt ist, dargestellt. Der Film zeigt auch Hoffnung für seine Figuren, indem er ihnen Freundschaften sowie einige magische Augenblicke gewährt.» (Michael Kienzl, critic.de, Sep 2007)

24 CITY

ER SHI SI CHENG JI

Di 15.4. 18:15 Fr 9.5. 15:00 China/Hongkong/Japan 2008, Farbe, Digital HD, OV/e, 107

REGIE Jia Zhang-ke DREHBUCH Jia Zhang-ke, Zhai Yongming KAMERA Wang Yu, Yu Lik-wai MUSIK Yoshihiro Hanno, Lim Giong SCHNITT Lin Xudong, Kong Jinglei MIT Chen Joan, Liping Lü, Zhao Tao, Chen Jianbin.

«In der westchinesischen Stadt Chengdu, Standort einer einst florierenden Rüstungsfabrik, soll eine neue Wohnanlage entstehen. Daf ür müssen neben der Fabrik auch die ehemaligen Arbeiter und Angestellten weichen. In einer Mischung aus Dokumentaraufnahmen und fiktionalen Szenen erzählt Jia Zhang-ke das Schicksal unterschiedlicher Menschen und beschreibt den Wandel der chinesischen Gesellschaft seit Ende der 50er-Jahre. ‹Dokumentation und Fiktion parallel nebeneinanderlaufen zu lassen, erschien mir die beste Art und Weise, die Geschichte Chinas der Jahre 1958 bis 2008 zu erzählen. Die Geschichte spielt in einem vor 60 Jahren gegr ündeten staatlichen Rüstungsbetrieb, der alle politischen Bewegungen des kommunistischen China miterlebt hat. Es geht mir nicht darum, historische Fakten zu vermitteln, sondern darum, diese sozialistische Erfahrung zu verstehen, die seit nahezu 100 Jahren andauert und das Schicksal des chinesischen Volkes geprägt hat.› (Jia Zhang-ke) » (Rex Bern, 2016)

I WISH I KNEW

HAI SHANG CHUAN QI

Di 22.4. 18:15 Mo 12.5. 18:15 China 2010, Farbe, DCP, Mand/e, 116 REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai MUSIK Lim Giong.

«Jia Zhang-ke erzählt die Geschichte Shanghais, indem er Revolutionär:innen, Industrielle, Werktätige, Künstlerinnen und Künstler usw. aus mehreren Generationen interviewt. Ihren von Krieg, Exil und Rückkehr geprägten Schicksalen stehen Aufnahmen der chinesischen Megastadt gegenüber, durch die sich Zhao Tao schleicht, als Geist aus der Vergangenheit, den Stimmen lauschend, die für immer im Limbus der Geschichte verloren sind.» (Visions du Réel, Apr 2011)

« I Wish I Knew bewegt sich in der Zeit vorwärts und rückwärts, wie eine Erinnerung oder wie die Gezeiten in den Gewässern, die die Hafenstadt Shanghai umgeben. Es war die Stadt, in der Menschen, die dem Festland entkommen wollten, Boote nach Taiwan und Hongkong bestiegen. (…) Einer von Jias wichtigsten Einflüssen ist der in Guangdong geborene Auswanderer Hou Hsiao-hsien. In einer Sequenz, die für alle Filmliebhaber:innen Grund genug ist, sich I Wish I Knew anzusehen, interviewt Jia Hou in einem Zug, der die Berge von Taipeh durchquert. (…) Der aussergewöhnlich montierte Film collagiert Archivmaterial und neue Aufnahmen, intime Einzelinterviews mit Strassenszenen, die eine Stadt zeigen, in der die schwere Bronzestatue vor der Bank of Communications von einem steifen Arbeiter poliert wird, während das Gebäude selbst vor einem Trümmerhaufen steht.» (Amy Taubin, Artforum)

TONY RAYNS ÜBER

JIA ZHANG-KES WERK

Mi 23.4. 18:30

Gespräch in Englisch, ca. 60'

A TOUCH OF SIN TIAN ZHU DING

Mi 23.4. 18:30 So 27.4. 17:30 So 11.5. 15:00

China/Japan/Frankreich 2013, Farbe, DCP, OV/d, 133 REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai MUSIK Lim Giong SCHNITT Matthieu Laclau, Lin Xudong MIT Jiang Wu, Zhao Tao, Wang Baoqiang, Luo Lanshan, Zhang Jiayi, Li Meng.

Tony Rayns ist einer der wichtigsten Exper ten für asiatisches Kino und hat sich inten siv mit dem Werk von Jia Zhang-ke auseinandergesetzt. Ausgehend von A Touch of Sin einem zentralen Film des Regisseurs, der in China keine Zensurfreigabe erhalten hat, spricht Tony Rayns über Jias aussergewöhnliche Karriere und die Herausforderungen, mit denen sich chinesische Filmschaffende, gerade auch in Bezug auf die Zensur, auseinandersetzen müssen.

Für die Unterstützung danken wir:

«Vier Episoden aus dem modernen China, die nur eines gemein haben: Alle laufen sie auf Akte der Gewalt hinaus. Ein Bergmann rächt sich an den korrupten Kumpels; ein Wanderarbeiter verwandelt sich in einer atemberaubenden, kontinuierlich gedrehten Sequenz in einen Raubmörder; die Rezeptionistin eines Massagesalons versucht verzweifelt, sich die Härten der Sexindustrie vom Leib zu halten; und das besonders verstörende Schlusskapitel entwirft einen Anti-Bildungsroman um einen jungen Mann, dem die Kontrolle über sein eigenes Leben immer noch ein bisschen gründlicher entzogen wird. Dazu passen unvermittelte Tonlagenwechsel: A Touch of Sin kippt mal in atemlose Thriller-Szenen, die an die Hochzeiten des Hongkong-Actionkinos erinnern, schwenkt dann wieder auf ein melancholisches Jugendmelodram ein oder versucht sich in Studien stilisierter Gewalt in Anlehnung an japanische Schwertkampffilme – als würde Jia Zhang-ke das Arsenal der globalisierten Populärkultur auf Bilder abtasten, die der chinesischen Gegenwart, der er nach wie vor sein Werk verschrieben hat, etwas zu sagen haben. Ein Film, der gerade in den Momenten, in denen ihm seine Welt zu entgleiten scheint, etwas Entscheidendes an ihr zu fassen bekommt.» (Lukas Foerster, Zeughauskino, Nov 2015)

JIA ZHANG-KE: A GUY FROM FENYANG JIA ZHANG-KE, UM HOMEM DE FENYANG

Do 17.4. 18:30 Di 6.5. 20:45

Brasilien/Frankreich 2014, Farbe, DCP, OV/e, 98 REGIE Walter Salles DREHBUCH Walter Salles, Jean-Michel Frodon KAMERA Inti Briones SCHNITT Joana Collier.

«Autorenporträts von Autorenkollegen sind nicht immer erhellende Filme: Der Grat zwischen aufrichtiger gegenseitiger Wertschätzung und selbstgefälliger gegenseitiger Belobigung kann schmal sein. Der brasilianische Regisseur Walter Salles hält in Jia Zhang-ke: A Guy from Fenyang , einer intelligenten, zurückhaltenden, aber warmherzigen filmischen Konversation mit dem chinesischen Wegbereiter der Sechsten Generation, jedoch genau die richtige Balance. Ähnlich simpel wie Olivier Assayas’ Studie über Hou Hsiao-hsien aus dem Jahr 1997 folgt Salles’ Film Jia, der durch die von Narben gezeichneten Strassen seiner Heimatstadt wandert – viele von ihnen sind aus seinen eigenen Filmen bekannt –und über eine politisch brisante Karriere grübelt. (…) ‹Wir leben in einer Zeit der konfusen Werte und des nationalen Unbehagens›, stellt Jia müde fest. Sein eigenes persönliches Unwohlsein drückt er indes eher mit den Augen aus: ‹Mein Bauchgefühl ist durcheinander›, murmelt er zwischen zwei Zügen an der Zigarette.» (Guy Lodge, Variety, Okt 2014)

A TOUCH OF SIN
WISH KNEW

MOUNTAINS MAY DEPART

SHAN HE GU REN

So 13.4. 20:45 Mo 28.4. 15:00

China/Frankreich/Japan 2015, Farbe, DCP, OV/d, 131 ' REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Yu Lik-wai MUSIK Yoshihiro Hanno SCHNITT Matthieu Laclau MIT Zhao Tao, Zhang Yi, Liang Jingdong, Dong Zijian, Sylvia Chang, Han Sanming.

«Man schreibt das Jahr 1999, in China wächst der Wunsch nach Wohlstand und einem westlich geprägten Lebensstil: Tao ist jung, attraktiv und umschwärmt. Sowohl der bodenständige Grubenarbeiter Liangzi als auch der grossspurige Geschäftsmann Jinsheng wetteifern um ihre Zuneigung. Fünfzehn Jahre später hat sich das Leben der drei vollständig verändert. Liangzi zieht als Wanderarbeiter von Ort zu Ort, während Tao und Jinsheng, die zwischenzeitlich geheiratet hatten, bereits wieder geschieden sind. Ihr kleiner Sohn Dollar lebt beim Vater. Im Jahr 2025 wird der in Australien aufgewachsene Teenager seine Muttersprache nicht mehr verstehen; seine Kindheit in China scheint nur noch ferne Erinnerung.» (Michael Meyns, filmstarts.de, Mai 2015)

«Obwohl im Triptychon von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der erste Teil etwas nostalgisch daherkommt (…), gibt es kein Idyll, keine heile Welt, auf die sich der Regisseur und seine Figuren berufen würden. Für Letztere gibt es wie so oft in Jias Filmen nur die Hoffnung. Und das Wort hört sich schon zu strebsam an: Es ist eher ein geduldiges Warten darauf, dass die Dinge besser werden, denn irgendwann müssen sie es doch. Die Nostalgie ist dabei nicht die Sehnsucht nach Vergangenem, sondern nach einer Sicherheit, die meistens ausser Reichweite liegt.» (Till Brockmann, Filmbulletin, Mrz 2016)

ASH IS PUREST WHITE JIANG HU ER NÜ

Do 10.4. 20:45 Sa 3.5. 20:45

Di 13.5. 20:45

China 2018, Farbe, DCP, Mand/d/f, 136 ' REGIE und DREHBUCH Jia Zhang-ke KAMERA Éric Gautier MUSIK Lim Giong SCHNITT Matthieu Laclau MIT Zhao Tao, Liao Fan, Diao Yinan, Casper Liang, Zheng Xu, Zhang Yibai.

«Zu Beginn der 2000er-Jahre ist Qiao (Zhao Tao) an der Seite ihres Gangsterfreundes Bin (Liao Fan) eine Art Königin in der kleinen nordchinesischen Minenstadt. Doch nichts in ihrem Leben erweist sich als stabil: Die Mine schliesst, ihr Freund macht sich schuldig, sie geht für ihn ins Gefängnis, aber als sie entlassen wird, ist er längst weitergezogen. Mit grandiosem Gespür für die Wechselwirkung von Landschaft und Figuren erzählt Jia Zhang-ke von der turbulenten kapitalistischen Entwicklung Chinas. Seine Hauptfigur, die taffe Qiao, mag auf den ersten Blick eine ‹Geschichtsverliererin› sein, vor allem aber ist sie eine trickreiche, kluge, stolze Überlebende.» (Barbara Schweizerhof, Viennale 2018)

«Man könnte Ash Is Purest White als Mischung aus Gangsterfilm, Roadmovie und Melodram verstehen, als die Geschichte eines Liebesverrats, die in ihrem Kern von der Stärke der Frauen und der Schwäche der Männer handelt, und natürlich ist es die Geschichte des Landes in den Etappen des inneren und äusseren Umbaus. In diese Handlung mit ihren radikalen Brüchen sind zahlreiche Episoden, Charaktere und Symbole verwoben, die stets andere Aspekte einer Gesellschaft aufzeigen, die sich schneller verändert, als es ihre Subjekte können. Zugleich aber endet die Geschichte von Qiao und Bin genau dort, wo sie begonnen hat. Eine strahlende Zukunft sieht anders aus.» (Georg Seesslen, Die Zeit, Nr. 10/2019)

Do 24.4. 20:30 Do 1.5. 15:00 China 2020, Farbe, DCP, Mand/e, 112 REGIE Jia Zhang-ke DREHBUCH Jia Zhang-ke, Wan Jiahuan KAMERA Yu Lik-wai SCHNITT Zhang Yang.

Do 24.4. 20:30

Einführung von Tony Rayns, 10'

«Jia Zhang-ke hat eine enge Beziehung zu seiner Heimatstadt Fenyang in der Provinz Shanxi, wo er eine Reihe seiner Filme drehte. (…) Jia gründete 2017 in Pingyao ein neues Filmfestival und rief 2019 als kultureller Botschafter der Region auch ein Literaturfestival ins Leben. In diesem Zusammenhang entstand dieser Dokumentarfilm. Darin beschreiben die hoch angesehenen Schriftsteller:innen Jia Pingwa, Yu Hua und Liang Hong, die drei verschiedenen Generationen angehören, ihre Erfahrungen und deren Einfluss auf ihr Werk in einem urbanisierten China, das sich durch Kulturrevolution, Reformpolitik und Modernisierung von Grund auf gewandelt hat.» (Berlinale 2023)

« Swimming Out till the Sea Turns Blue entmystifiziert historische Episoden, die zumindest im Westen oft als Abstraktionen dargestellt werden, und verleiht diesen Ereignissen eine persönliche Note. Die Politik schwebt über dem Leben der Autor:innen, aber ihre Wahrnehmung der nationalen und regionalen Geschichte wird durch Arbeit, Familie und Landschaft gefiltert. (…) Der Film ist ein bewegendes Gruppenporträt und zugleich ein komplexes und subtiles Stück Literaturkritik.» (A.O. Scott, The New York Times, 27.5.2021)

PREMIERE

Neues Kino – exklusiv im Filmpodium

CAUGHT BY THE TIDES FENG LIU YI DAI

Mi 9.4. 20:45 So 20.4. 15:00 Mo 28.4. 18:15 Sa 10.5. 18:15

China 2024, Farbe, DCP, Mand/d, 111 ' REGIE Jia Zhang-ke DREHBUCH Jia Zhang-ke, Wan Jiahuan KAMERA Yu Lik-wai, Éric Gautier MUSIK Lim Giong SCHNITT Yang Chao, Lin Xudong, Matthieu Laclau MIT Zhao Tao, Li Zhubin.

«Jia Zhang-ke, der herausragende Dramatiker von Chinas rasantem Wachstum und sozialem Wandel im 21.Jahrhundert, hat mit seinem grandiosen Caught by the Tides seinen bisher kühnsten Ansatz gewählt. Zusammengestellt aus Filmmaterial, das über einen Zeitraum von 23 Jahren gedreht wurde – eine betörende Mischung aus Fiktion und Dokumentarfilm, mit einer Kaskade von Bildern aus früheren Filmen, nicht verwendeten Szenen und neu

gedrehtem Material –, ist Caught by the Tides ein frei fliessendes Werk unausgesprochener Sehnsüchte, bei dem sich am Rande eine ergreifende Liebesgeschichte abzeichnet. Der Film wird überwiegend aus der Perspektive von Qiaoqiao (Jias unsterbliche Muse Zhao Tao) erzählt, die auf der Suche nach ihrem lang verschollenen Geliebten Guo Bin (Li Zhubin), der ihre Heimatstadt Datong aus wirtschaftlichen Gründen verlassen hat, zunehmend durch ein unkenntliches Land wandert. Zhao trägt den Film mit ihrer zarten Ausdruckskraft, während Jia immer wieder die Fähigkeit des Kinos beschwört, den Lauf der Zeit und die Beständigkeit des Wandels einzufangen: von Menschen, Landschaften, Städten, Politik und Ideen.» (New York Film Festival 2024)

NEUES GEORGISCHES KINO

In den vergangenen Jahren schuf eine neue Generation georgischer Filmemacher:innen eine Reihe von Werken, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgten. Im Zentrum ihrer Geschichten stehen gesellschaftliche Aussenseiter:innen und sozialkritische wie feministische Themen. Ein Kino der künstlerischen Freiheit und des Aufbruchs, das im Widerspruch zu den Wertevorstellungen steht, die im Land propagiert werden. Die Filmreihe wird im Rahmen des Kulturfestivals Brücke: Zürich–Tbilissi gezeigt. Wir freuen uns, mit Luka Beradse (Smiling Georgia), Irine Jordania und Tika Laghidse (Air Blue Silk) und Soso Bliadse (A Room of My Own) vier Filmschaffende begrüssen zu dürfen. (Filmpodium)

Essay von Lela Otschiauri

Seit seinen Anfängen vor 116 Jahren ist das georgische Filmschaffen immer wieder von politischen, sozialen und gesamtgesellschaftlichen Umbrüchen betroffen, die sich auf Form und Stilmittel auswirken. Während Georgiens Zugehörigkeit zur Sowjetunion – unter Terror, Propaganda und Zensur – hatte der georgische Film mit massiven Behinderungen zu kämpfen und nahm, um die eigenen Werte zu wahren, diesen Kampf auch oft auf. Die Isolation durch den Eisernen Vorhang behinderte zwar eine mit dem Rest der Welt parallel verlaufende Entwicklung des Kinos, verhalf dem georgischen Film jedoch zu ganz eigenem Gesicht und Stil, zu eigenen Genre- und künstlerischen Ausdrucksformen. Im Wechsel der Zeiten verliehen ihm die unterschiedlichen Generationen von Filmschaffenden immer wieder neue Richtungen, Besonderheiten und Vielfalt. Nach 1991, als Georgien seine Unabhängigkeit wiedererlangte, orientierte sich die Gesellschaft und mit ihr die Kinematografie abermals und nicht zum ersten Mal neu und kehrte, im wahrsten Sinne des Wortes, zurück in die zivilisierte Welt.

Heute begegnet das georgische Filmschaffen den neuen künstlerischen wie politischen Herausforderungen vielseitig und engagiert. Sich ändernde Zeiten und Bedingungen lassen neue Themen in den Fokus

rücken und richten das Interesse der Regisseur:innen auf multiperspektivische, mehrdimensionale Filmcharaktere. Angesichts der drängenden Überlebensfragen versuchen Regisseur:innen dieser «neuen Welle», Geschichten neu zu erzählen, anders darzustellen, sich von Beeinflussung zu befreien. In April zeigt uns Dea Kulumbegaschwili eine Gesellschaft von pharisäischen Moralisten, die nach absoluter Kontrolle strebt und die alle zu vernichten versucht, die sich nicht in die «Norm» pressen lassen. Die Regisseurin erhebt die Stimme gegen die Gewalt und erklärt sich solidarisch mit den Opfern, den Frauen. Auch in Holy Electricity von Tato Kotetischwili stehen Menschen im Mittelpunkt, die ihren Platz innerhalb der Gemeinschaft verloren haben und sich an den Rändern der Gesellschaft auf die Suche nach Liebe und Freundschaft machen.

In allen gezeigten Filmen denken die Filmemacher:innen über Probleme nach, welche die Gesellschaft beschäftigen und deren Alltag bestimmen; durchgängige Themen dabei sind soziale Verhältnisse, Drogensucht, Generationenkonflikt oder -unvereinbarkeit, Weltflucht, Gewalt in allen sozialen Schichten sowie die Folgeerscheinungen der schrumpfenden Familien (ein Grund für die vielen unvollständigen Familien liegt in der Emigration, die für das Land ein akutes soziales Problem darstellt). Ein «generelles» Thema

WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN?

RAS WCHEDAWT, RODESSAZ ZAS WUQUREBT?

So 13.4. 17:30 So 27.4. 20:15 Deutschland/Georgien 2021, Farbe, DCP, Georg/d, 151 ' REGIE, DREHBUCH und Schnitt Alexandre Koberidse KAMERA Faras Fescharaki MUSIK Giorgi Koberidse. MIT Ani Karseladse, Giorgi Botschorischwili, Oliko Barbakadse, Giorgi Ambroladse, Wachtang Pantschulidse, Sofio Tschanischwili, Irina Tschelidse, David Koberidse, Sofio Scharaschidse.

«Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich Lisa (Ani Karseladse) und Giorgi (Giorgi Botschorischwili) in der georgischen Stadt Kutaissi für einen kurzen Moment begegnen. Die Liebe erwischt sie so plötzlich, dass sie sogar vergessen, sich gegenseitig ihre Namen zu verraten. Bevor sie beide wieder ihrer Wege gehen, vereinbaren sie, sich am nächsten Tag zu treffen. Doch die beiden ahnen nicht, dass sie einem Fluch zum Opfer fallen. Gelingt es ihnen, sich wiederzusehen? Das Leben in der Stadt geht währenddessen weiter, die Strassenhunde streunen herum, die Fussballweltmeisterschaft beginnt und eine Filmcrew, die sich der Aufgabe verschrieben hat, die wahre Liebe zu finden, könnte Lisas und Giorgis Rettung sein.» (Grandfilm)

«Es ist die Poesie der Ziellosigkeit, die es Alexandre Koberidse, wie schon in Lass den Sommer nie wieder kommen , ermöglicht, im Kino all das sichtbar und erzählbar zu machen, was wir in der Wirklichkeit unseres Alltags nur selten wahrnehmen. Feuerzeuge raus! Denn die Nächte sind magisch, wie Gianna Nannini inbrünstig singen darf in dieser Perle von einem Film.» (Berlinale)

sind die Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts von Russland befeuerten Kriege auf georgischem Boden. In letzter Zeit sind schliesslich verschiedene Filme entstanden, die queere Held:innen zeigen und das gestörte Verhältnis der Gesellschaft zu ihnen behandeln, wie beispielsweise Ioseb «Soso» Bliadses A Room of My Own , eine Liebesgeschichte zweier Frauen, deren Emanzipation durch die patriarchale Gesellschaft massiv bedroht wird. Die Darstellung queerer Identitäten war im georgischen Kino bisher tabuisiert und ist auch jetzt noch ein riskantes Thema. Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und eine Emanzipation der Filmkunst gelingt nur durch Handeln. Filmemacher:innen der jungen Generation tun genau das.

Prof. Dr. Lela Otschiauri, Kunstwissenschaftlerin, Staatliche Schota-RustaweliUniversität für Theater und Film in Tbilissi Übersetzung aus dem Georgischen: Rachel Gratzfeld

A ROOM OF MY OWN CHEMI OTAKHI

Sa 12.4. 18:00 Do 24.4. 18:00 Georgien 2022, Farbe, DCP, Georg/d, 107 REGIE Ioseb «Soso» Bliadse DREHBUCH Ioseb «Soso» Bliadse, Taki Mumladse MIT Taki Mumladse, Mariam Khundadse, Sophio Zeragia, Lashao Gabunia, Ioseb «Soso» Bliadse, Giorgi Tsereteli, Mariam Tsutskiridse, Beka Ungiadse, Lika Maisuradse, Eka Tschawleischwili, Mariam Tsikarischwili.

Sa 12.4. 18:00

Anschliessend Q&A mit dem Filmemacher Ioseb «Soso» Bliadse

Die Filmreihe findet im Rahmen des interdisziplinären Kulturfestivals «Brücke: Zürich–Tbilissi» statt und wird in Kooperation mit dem Verein Georgische Kulturplattform und GFI - Georgisches Filminstitut realisiert. Das Kulturfestival präsentiert die aktuelle Kunst- und Kulturszene von Georgien und wurde vom Verein Georgische Kulturplattform im Jahr 2021 in Zürich gegründet. Das Programm umfasst verschiedene Sparten: Film, Literatur, Musik, Kunst und andere. www.zuerich-tbilissi.ch

www.georgische-kulturplattform.ch

«Die introvertierte Tina (Taki Mumladse), gerade nach Tiflis gezogen, und die extrovertierte Megi (Mariam Khundadse), die vom Absprung in die USA träumt. Zwei höchst unterschiedliche junge Frauen, die sich in einer Zweck-WG langsam annähern. Mit geringen Mitteln, aber umso grösserem inszenatorischem Talent erzählen Nachwuchsregisseur Ioseb Bliadse und seine Koautorin und Hauptdarstellerin Taki Mumladse das intime Porträt einer Frau auf der Suche nach sich selbst als subtile Emanzipations- und zarte Liebesgeschichte. Der Film reflektiert Geschlechterrollen und patriarchale Strukturen, nicht nur in der georgischen Gesellschaft, und ist wie nebenbei eine überzeugende Momentaufnahme des prekären Alltags in der Pandemie. Ein kleines Kinowunder, das Hoffnung macht.»

(Film Festival Köln)

WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN?

3 1. APR — 15. MAI 2025

Di 1

18:00 SONDERVORSTELLUNG

DER AUTOMOBILE MENSCH

Reinhard Seiss, Österreich 2024, DCP, D, 90 EINTRITT FREI

Anschliessend: Q&A mit dem Regisseur

Reinhard Seiss

20:45 GUY MADDIN MY WINNIPEG

1. APR — 15. MAI 2025

GUY MADDIN

SCHLAFWANDELND TAGTRÄUMEN

JIA ZHANG-KE

TRÜGERISCHE VERHEISSUNGEN

BRÜCKE: ZÜRICH TBILISSI

NEUES GEORGISCHES KINO

Premiere

In Anwesenheit von Cast/Crew  28.  PINK APPLE QUEERES FILMFESTIVAL

ARAB FILM FESTIVAL ZURICH

Filmpodium-Abos und -Programmpässe berechtigen zu vergünstigtem Eintritt: CHF 10.— 35-mm-Film-Kopie  Kino-Konzert

X/x Gesprochene Sprache/Untertitel

x* Elektronische Untertitel vom  Filmpodium erstellt OV Mehrere Originalsprachen

6 (8) Freigegeben ab 6 Jahren, empfohlen ab 8 Jahren

KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich

+41 44 415 33 66 www.filmpodium.ch

EINTRITTSPREISE

CHF 18.— / CHF 15.— (AHV/ Legi)  CHF 9.— (Alle unter 25 Jahren und Kulturlegi) Specials und Filme mit Überlänge: erhöhte Preise Vorverkauf zu den Kassenöffnungszeiten

ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN

• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen  Vorstellungen;  inkl. Abo Programmheft)

• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen;  inkl. Abo Programmheft)

• Programm-Pass: CHF 60.—  (freier Eintritt zu allen  Vorstellungen einer   Programmperiode)

Guy Maddin, Canada 2007, 35 mm, E/d, 80 NIGHT MAYOR Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2009, Digital HD, E, 14

Mi 2

15:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH GOODBYE JULIA

Mohamed Kordofani, Sudan 2023, DCP,   Arab/d/f, 120 '

20:30 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH DISORDER

Lucien Bourjeily, Libanon 2024, DCP,   Arab/d/e, 91

IF THE SUN DROWNED IN A SEA OF CLOUDS Vorfilm

Wissam Charaf, Libanon 2023, DCP, Arab/e, 20 '

Do 3

15:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH

HAPPY HOLIDAYS

Scandar Copti, Palästina/Deutschland/  Frankreich/Italien/Katar 2024, DCP,  Arab+Hebr/e, 123

18:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH THE MOTHER OF ALL LIES

Asmae El Moudir, Marokko/Saudi-Arabien/ Ägypten/Katar 2023, DCP, Arab/d/e, 96

HODA – MOTHER ON HOLD Vorfilm

Rabelle Erian, Ägypten 2023, DCP, Arab/e, 30 '

21:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH TO A LAND UNKNOWN

Mahdi Fleifel, Palästina/GB/Frankreich/Griechenland 2024, DCP, Arab+E+Gr/d, 105

I’LL GET BACK TO YOU Vorfilm

Uday Jubeh, Palästina 2024, DCP, Arab/e, 8 '

Fr 4

16:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH ANIMATION PANEL

In Englisch, 60

SALEEG

Afnan Bawyan, Saudi-Arabien 2023, Farbe  DCP, Arab/e, 10

18:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH

THE SOIL AND THE SEA

Daniele Rugo, Libanon/GB 2023, DCP,  Arab/e, 72

ALIENS IN BEIRUT Vorfilm

Raghed Charabaty, Libanon/Kanada 2024,  DCP, Arab/e, 12

I FOUND MY LOVE IN MASSARA Vorfilm

Stephanie Amin, Ägypten 2023, DCP, Arab/e , 15

21:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH AÏCHA

Mehdi M. Barsaoui, Tunesien/Frankreich/Katar/ Saudi-Arabien/Italien 2024, DCP, Arab/d/e, 123

Sa  5

12:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH MASTER CLASS MIT ABU BAKR SHAWKY

In Englisch, 90'

15:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH SUDAN PANEL

In Englisch, 90'

18:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH SAMAR ... BEFORE THE FINAL PICTURE

Aya Tallah Yusuf, Ägypten 2024, DCP,   Arab/d/e, 83

CHIKHA Vorfilm

Ayoub Layyoussifi, Marokko 2024, DCP,  Arab/e, 30 ' 21:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH MY FATHER, NOUR AND I Wiam Al-Zabari, Niederlande/Irak 2023, DCP,  Arab/d/e, 57 DAWN EVERY DAY Vorfilm

Amir Youssef, Ägypten 2024, DCP, Arab/e, 20 '

MAWTINI Vorfilm

Tabarak Abbas, Irak/Schweiz 2023, DCP,  Arab/e, 13 '

So 6

12:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH ARAB CINEMA PANEL In Englisch, 90 '

15:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH PANEL ZU SAUDI-ARABIEN

In Englisch, 90

DONKEY RACE Mohammed Baqer, Saudi-Arabien 2024,   Farbe, DCP, Arab/e, 32 '

18:00 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH AWARDS CEREMONY

In Englisch, 90

20:30 ARAB FILM FESTIVAL ZURICH WHO DO I BELONG TO

Meryam Joobeur, Tunesien/Frankreich/Kanada/Norwegen/Katar/Saudi-Arabien 2024, DCP,  Arab/e, 120

Mo 7

18:00 JIA ZHANG-KE PICKPOCKET

Jia Zhang-ke, China/Hongkong 1997, DCP,  OV/d, 108

20:00 PREMIERE RUMOURS

Guy Maddin, Kanada, Deutschland 2024, DCP,  OV/d, 104

Anschliessend: Gespräch mit dem Regisseur Guy Maddin, in Englisch, 50'

Di 8

18:00 SONDERVORSTELLUNG JACKIE THE WOLF

Tuki Jencquel, Deutschland/Frankreich 2023,  DCP, F+D+E/d, 93

Anschliessend: Podiumsdiskussion mit Tuki Jencquel, Outi Hakola, Marc Keller, Moderation: Anna Elsner; in Englisch, 60'

20:45 VORLESUNGSREIHE DIVA

Jean-Jacques Beineix, Frankreich 1981, 35 mm,  F/d, 117

Mi 9

14:45 SÉLECTION LUMIÈRE AMADEUS

Miloš Forman, USA 1984, DCP, E/d*, 158 '

18:15 GUY MADDIN KINO-KONZERT

COWARDS BEND THE KNEE

Guy Maddin, Kanada 2003, Digital HD,  ohne Dialog mit e Zw’titeln, 60 Live-Musik: Víz (Stimme, Violoncello, Elektronik), Bit-Tuner (Elektronik), Joke Lanz (Turntables, Stimme) und Beat Keller (Gitarre) SISSY-BOY SLAP-PARTY Vorfilm Guy Maddin, Kanada 2004, 35 mm,  ohne Dialog mit e Zw’titeln, 6 ' Anschl. DER UNHEILVOLLE VORHANG

Bilder-Vortrag von Guy Maddin In Englisch, 45'

20:45 PREMIERE CAUGHT BY THE TIDES Jia Zhang-ke, China 2024, DCP, Mand/d, 111

Do 10

16:15  VORLESUNGSREIHE NEW HOLLYWOOD Vorlesung von Prof. Dr. Fabienne Liptay, 90'

18:15 VORLESUNGSREIHE THE CONVERSATION Francis Ford Coppola, USA 1974, DCP, E/d*, 113

20:45 JIA ZHANG-KE ASH IS PUREST WHITE Jia Zhang-ke, China 2018, DCP, Mand/d/f, 136

Fr 11

15:00 GUY MADDIN DRACULA: PAGES FROM A VIRGIN ’ S DIARY Guy Maddin, Kanada 2002, 35 mm, ohne Dialog  mit e Zw’titeln, 73 IT’S A WONDERFUL LIFE: SPARKLE HORSE Vorfilm Guy Maddin, Kanada 2001, Digital HD, ohne  Dialog, 3

18:30 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI SMILING GEORGIA Luka Beradse, Georgien/Deutschland 2023,  DCP, Georg/d, 62 ' Anschliessend: Q&A mit dem Filmemacher Luka Beradse

20:30 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI AIR BLUE SILK Irine Jordania, Georgien 2024, DCP, Georg/E/ Russ/d*, 80 ' Anschliessend: Q&A mit der Filmemacherin Irine Jordania und Hauptdarstellerin Tika Laghidse

Sa  12

15:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI HOLY ELECTRICITY

Tato Kotetischwili, Georgien/Niederlande 2024,  DCP, Georg/d*, 104

18:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI A ROOM OF MY OWN Ioseb «Soso» Bliadse, Georgien 2022, DCP,  Georg/d, 107

Anschliessend: Q&A mit dem Filmemacher Ioseb «Soso» Bliadse

20:45 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI APRIL

Dea Kulumbegaschwili, Georgien/Frankreich/ Italien 2024, DCP, Georg/d*, 134

So 13

15:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI

MOTHER AND DAUGHTER OR THE NIGHT IS NEVER COMPLETE

Lana Gogoberidse, Georgien/Frankreich 2024,  DCP, Georg/d, 89 ' 17:30 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN?

Alexandre  Koberidse, Deutschland/Georgien  2021, DCP, Georg/d, 151

20:45 JIA ZHANG-KE MOUNTAINS MAY DEPART

Jia Zhang-ke, China/Frankreich/Japan 2015,  DCP, OV/d, 131

Mo 14

18:15 JIA ZHANG-KE UNKNOWN PLEASURES

Jia Zhang-ke, China 2002, 35 mm, OV/f/e*, 112

20:45 CLASSICS SEVEN

David Fincher, USA 1995, DCP, E/d*, 127

Di 15

18:15 JIA ZHANG-KE 24 CITY

Jia Zhang-ke, China/Hongkong/Japan 2008,  Digital HD, OV/e, 107

20:30 GUY MADDIN REISE INS FILMISCHE PARALLELUNIVERSUM VON GUY MADDIN

Vortrag von Johannes Binotto, ca. 50' anschl. THE GREEN FOG

Guy Maddin, Kanada/USA 2017, DCP,  E, ohne Dialog, 63 ACCIDENCE Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2018, DCP, ohne  Dialog, 10

Mi 16

15:00

BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI SMILING GEORGIA

Luka Beradse, Georgien/Deutschland 2023,  DCP, Georg/d, 62

18:00 SONDERVORSTELLUNG

OBSESSED WITH LIGHT Sabine Krayenbühl, USA 2023, DCP, OV/d, 90 Anschliessend: Q&A mit der Regisseurin Sabine Krayenbühl

20:45 GUY MADDIN MY WINNIPEG

Guy Maddin, Canada 2007, 35 mm, E/d, 80 ' NIGHT MAYOR Vorfilm Guy Maddin, Kanada 2009, E, 14

Do 17

15:00 PREMIERE RUMOURS

Guy Maddin, Kanada, Deutschland 2024, DCP,  OV/d, 104

18:30 JIA ZHANG-KE JIA ZHANG-KE: A GUY FROM FENYANG

Walter Salles, Brasilien/Frankreich 2014, DCP,  OV/e, 98

20:45 JIA ZHANG-KE THE WORLD Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2004,  Digital HD, OV/e, 140

Fr 18

15:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI HOLY ELECTRICITY

Tato Kotetischwili, Georgien/Niederlande 2024,  DCP, Georg/d*, 104 '

18:00 GUY MADDIN THE FORBIDDEN ROOM

Guy Maddin, Kanada 2015, DCP, E/d, 130 20:45 CLASSICS SEVEN

David Fincher, USA 1995, DCP, E/d*, 127

15:00 FAMILIENFILM

BELLE UND SEBASTIAN

Nicolas Vanier, Frankreich 2013, Digital HD, D  (Synchronfassung), 104 ' , 6 (8)

Anschliessend: FILM-WORKSHOP FÜR KINDER mit Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator, 30'

18:30 CLASSICS

HIS GIRL FRIDAY

Howard Hawks, USA 1940, DCP, E/d*, 91

20:30 JIA ZHANG-KE

STILL LIFE

Jia Zhang-ke, China/Hongkong 2006, DCP,  Mand/d, 112

So 20

15:00 PREMIERE

CAUGHT BY THE TIDES

Jia Zhang-ke, China 2024, DCP, Mand/d, 111

18:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI

APRIL

Dea Kulumbegaschwili, Georgien/Frankreich/ Italien 2024, DCP, Georg/d*, 134

20:45 SÉLECTION LUMIÈRE

AMADEUS

Miloš Forman, USA 1984, DCP, E/d*, 158 '

Mo 21

15:00 FILMISCHE AUFERSTEHUNGEN  GUY MADDIN OSTERSPECIAL REAR WINDOW

Alfred Hitchcock, USA 1954, 35 mm, E/d/f, 112

18:30 THE GREEN FOG

Guy Maddin, Kanada/USA 2017, DCP, E,  ohne Dialog, 63 ' ACCIDENCE Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2018, DCP,  ohne  Dialog, 10 '

20:15 VERTIGO

Alfred Hitchcock, USA 1958, DCP, E/d*, 129 Di 22

18:15 JIA ZHANG-KE

I WISH I KNEW

Jia Zhang-ke, China 2010, DCP, Mand/e, 116 ' 20:45 GUY MADDIN THE SADDEST MUSIC IN THE WORLD

Guy Maddin, Kanada 2003, DCP, E/d*, 100 ' SEND ME TO THE ’LECTRIC CHAIR Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2009, Digital HD,  ohne Dialog mit e Zw’titeln, 7

Mi 23

15:00 GUY MADDIN CAREFUL

Guy Maddin, Kanada 1992, 35 mm , E/d*, 100 ' 18:30 JIA ZHANG-KE

A TOUCH OF SIN

Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2013,  DCP, OV/d, 133

Anschliessend: Gespräch mit Tony Rayns, Experte für asiatisches Kino, über Jia Zhang-kes Werk. In Englisch, 60'

Do 24

15:00 VORLESUNGSREIHE THE CONVERSATION Francis Ford Coppola, USA 1974, DCP, E/d*, 113' 18:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI

A ROOM OF MY OWN

Ioseb «Soso» Bliadse, Georgien 2022, DCP,  Georg/d, 107

20:30 JIA ZHANG-KE SWIMMING OUT TILL THE SEA TURNS BLUE

Jia Zhang-ke, China 2020, DCP, Mand/e, 112 Einführung von Tony Rayns, 10'

Fr 25

15:00 JIA ZHANG-KE PICKPOCKET

Jia Zhang-ke, China/Hongkong 1997, DCP,  OV/d, 108

18:30 GUY MADDIN BRAND UPON THE BRAIN!

Guy Maddin, Kanada/USA 2006, 35 mm,  E/d, 95 ' SPANKY, TO THE PIER AND BACK Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2007, DCP, ohne Dialog, 3

20:45 JIA ZHANG-KE PLATFORM

Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2000,  35 mm, OV/d/f, 154 '

Sa  26

15:00 JIA ZHANG-KE STILL LIFE

Jia Zhang-ke, China/Hongkong 2006, DCP,  Mand/d, 112

18:00 VORLESUNGSREIHE

DIVA

Jean-Jacques Beineix, Frankreich 1981, 35 mm,  F/d, 117 '

20:30 PINK APPLE PREMIERE

Der Filmtitel wird zeitnah bekanntgegeben.

So 27

15:00 CLASSICS HIS GIRL FRIDAY

Howard Hawks, USA 1940, DCP, E/d*, 91

17:30 JIA ZHANG-KE A TOUCH OF SIN

Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2013,  DCP, OV/d, 133 '

20:15 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN?

Alexandre  Koberidse, Deutschland/Georgien  2021, DCP, Georg/d, 151

Mo 28

15:00 JIA ZHANG-KE MOUNTAINS MAY DEPART

Jia Zhang-ke, China/Frankreich/Japan 2015,  DCP, OV/d, 131

18:15 PREMIERE CAUGHT BY THE TIDES

Jia Zhang-ke, China 2024, DCP, Mand/d, 111 '

20:45 GUY MADDIN THE FORBIDDEN ROOM

Guy Maddin, Kanada 2015, DCP, E/d, 130 '

Di 29

18:30 GUY MADDIN DRACULA: PAGES FROM A VIRGIN ’ S DIARY

Guy Maddin, Kanada 2002, 35 mm, ohne Dialog  mit e Zw’titeln, 73 '

IT’S A WONDERFUL LIFE: SPARKLEHORSE Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2001, Digital HD,  ohne Dialog, 3 '

20:15 SÉLECTION LUMIÈRE

AMADEUS

Miloš Forman, USA 1984, DCP, E/d*, 158 Einführung von Martin Walder

Mi 30

15:00 VORLESUNGSREIHE

THE CONVERSATION

Francis Ford Coppola, USA 1974, DCP, E/d*, 113

18:15 PREMIERE RUMOURS

Guy Maddin, Kanada, Deutschland 2024, DCP,  OV/d, 104 '

20:30 PINK APPLE PREMIERE

Der Filmtitel wird zeitnah bekanntgegeben.

MAI

Do 1

15:00 JIA ZHANG-KE SWIMMING OUT TILL THE SEA TURNS BLUE

Jia Zhang-ke, China 2020, DCP, Mand/e, 112

18:00 PINK APPLE LANDESVERRÄTER

Michael Krummenacher, Schweiz/Deutschland 2024, DCP, Dialekt, 112

Anschliessend: Ehrenpreis Golden Apple 2025 für Ivan Madeo

21:00 PINK APPLE STRAY BODIES

Elina  Psykou, Griechenland/Schweiz/Italien/ Bulgarien 2024, DCP, Gr/e, 109 '

Fr 2

15:00 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI APRIL

Dea Kulumbegaschwili, Georgien/Frankreich/ Italien 2024, DCP, Georg/d*, 134

18:00 PINK APPLE WERKSTATTGESPRÄCH MIT IVAN MADEO UN MUNDO PARA RAÚL

Maura Mueller, Mexiko/Schweiz/USA 2012, Farbe, Sp/e, 15 20:00 PINK APPLE IM SCHATTEN DER TRÄUME

Martin Witz, Schweiz/Deutschland 2024, DCP,  D, 91

Sa  3

15:00 PINK APPLE DER KREIS

Stefan Haupt, Schweiz 2014, DCP,  Dialekt/e, 106

18:15 GUY MADDIN REAR WINDOW

Alfred Hitchcock, USA 1954, 35 mm, E/d/f, 112

20:45 JIA ZHANG-KE ASH IS PUREST WHITE Jia Zhang-ke, China 2018, DCP, Mand/d/f, 136

So 4

15:00 GUY MADDIN

THE SADDEST MUSIC IN THE WORLD Guy Maddin, Kanada 2003, DCP, E/d*, 100 SEND ME TO THE ’LECTRIC CHAIR Vorfilm Guy Maddin, Kanada 2009, Digital HD, ohne  Dialog mit e Zw’titeln, 7

17:30 JIA ZHANG-KE PLATFORM

Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2000,  35 mm, OV/d/f, 154

20:30 BRÜCKE: ZÜRICH–TBILISSI AIR BLUE SILK Irine Jordania, Georgien 2024, DCP, Georg/E/ Russ/d*, 80 '

Mo 5

18:30 GUY MADDIN TALES FROM THE GIMLY HOSPITAL

Guy Maddin, Kanada 1988, DCP, E/e*, 72

20:45 JIA ZHANG-KE STILL LIFE

Jia Zhang-ke, China/Hongkong 2006, DCP,  Mand/d, 112

Di 6

18:00 PINK APPLE UND DASS MAN OHNE TÄUSCHUNG ZU LEBEN VERMAG Katharina Lüthi, Deutschland, Schweiz 2023,  DCP, D/e, 108

20:45 JIA ZHANG-KE JIA ZHANG-KE: A GUY FROM FENYANG

Walter Salles, Brasilien/Frankreich 2014, DCP,  OV/e, 98

Mi 7

14:00 KINDERFILMCLUB ZAUBERLATERNE Vorstellungen für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)

16:00 KINDERFILMCLUB ZAUBERLATERNE

Vorstellungen für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)

18:15 JIA ZHANG-KE PICKPOCKET

Jia Zhang-ke, China/Hongkong 1997, DCP,  OV/d, 108

20:30 CLASSICS SEVEN

David Fincher, USA 1995, DCP, E/d*, 127 '

Do 8

16:15 VORLESUNGSREIHE NEUER DEUTSCHER FILM Vorlesung von Prof. Dr. Fabienne Liptay, 90' 18:30 VORLESUNGSREIHE

DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT – REDUPERS

Helke Sander, BRD 1978, DCP, D, 98 '

20:45 GUY MADDIN ARCHANGEL

Guy Maddin, Kanada 1990, DCP, E/e*, 78 ODILON REDON, OR THE EYE LIKE A STRANGE BALLOON MOUNTS TOWARD INFINITY Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 1995, Digital HD, ohne  Dialog mit e Zw’titeln, 5 THE HEART OF THE WORLD Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2000, 35 mm, ohne Dialog  mit e Zw’titeln, 7 '

Fr 9

15:00 JIA ZHANG-KE 24 CITY

Jia Zhang-ke, China/Hongkong/Japan 2008,  Digital HD, OV/e, 107

18:30 GUY MADDIN CAREFUL Guy Maddin, Kanada 1992, 35 mm, E/d*, 100

20:45 JIA ZHANG-KE THE WORLD Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2004,  Digital HD, OV/e, 140

Sa  10

15:00 FAMILIENFILM BELLE UND SEBASTIAN Nicolas Vanier, Frankreich 2013, Digital HD, D  (Synchronfassung), 104 ' , 6 (8) Anschliessend: FILM-WORKSHOP FÜR KINDER mit Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator, 30'

18:15 PREMIERE CAUGHT BY THE TIDES

Jia Zhang-ke, China 2024, DCP, Mand/d, 111 20:45 GUY MADDIN VERTIGO

Alfred Hitchcock, USA 1958, DCP, E/d*, 129

So 11

15:00 JIA ZHANG-KE A TOUCH OF SIN

Jia Zhang-ke, China/Japan/Frankreich 2013,  DCP, OV/d, 133 ' 18:00 GUY MADDIN BRAND UPON THE BRAIN! Guy Maddin, Kanada/USA 2006, 35 mm,  E/d, 95 SPANKY, TO THE PIER AND BACK Vorfilm Guy Maddin, Kanada 2007, DCP, ohne  Dialog, 3 20:15 JIA ZHANG-KE UNKNOWN PLEASURES

Jia Zhang-ke, China 2002, 35 mm, OV/f/e*, 112 Mo 12

18:15 JIA ZHANG-KE

I WISH I KNEW

Jia Zhang-ke, China 2010, DCP, Mand/e, 116 ' 20:45 GUY MADDIN TALES FROM THE GIMLY HOSPITAL

Guy Maddin, Kanada 1988, DCP, E/e*, 72 Di 13

18:30 GUY MADDIN ARCHANGEL

Guy Maddin, Kanada 1990, DCP, E/e*, 78 ' ODILON REDON, OR THE EYE LIKE A STRANGE BALLOON MOUNTS TOWARD INFINITY Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 1995, Digital HD, ohne  Dialog mit e Zw’titeln, 5 ' THE HEART OF THE WORLD Vorfilm

Guy Maddin, Kanada 2000, 35 mm, ohne Dialog  mit e Zw’titeln, 7

20:45 JIA ZHANG-KE ASH IS PUREST WHITE

Jia Zhang-ke, China 2018, DCP, Mand/d/f, 136 Mi 14

15:00 SÉLECTION LUMIÈRE

AMADEUS

Miloš Forman, USA 1984, DCP, E/d*, 158 18:30 VORTRAGSREIHE RE:VISION 5/04

Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto, 90 ' 20:15 CLASSICS

HIS GIRL FRIDAY

Howard Hawks, USA 1940, DCP, E/d*, 91 Do 15

16:15 VORLESUNGSREIHE CINÉMA DU LOOK

Vorlesung von Prof. Dr. Fabienne Liptay, 90' 18:15 VORLESUNGSREIHE DIVA

Jean-Jacques Beineix, Frankreich 1981,  35 mm, F/d, 117 '

20:45 PREMIERE RUMOURS

Guy Maddin, Kanada, Deutschland 2024, DCP,  OV/d, 104 '

SMILING GEORGIA

Fr 11.4. 18:30 Mi 16.4. 15:00

Georgien/Deutschland 2023, Farbe, DCP, Georg/d, 62 REGIE und DREHBUCH Luka Beradse KAMERA Lomero Achwlediani MUSIK Alex Kordzaia SCHNITT Nodar Nozadse, Ioseb «Soso» Bliadse, Luka Beradse MIT Nana Papidse, Lamara Samkharadse, Nodar Labadse, Bezhan Labadse.

Fr 11.4. 18:30

Anschliessend Q&A mit dem Filmemacher

Luka Beradse

«Im Jahr 2012 wollte der georgische Präsident die Nation zum Lächeln bringen. Im Rennen um die Wiederwahl gelobte die Partei des Amtsinhabers den Ärmsten des Landes subventionierte Zahnbehandlungen. In ganz Georgien begannen staatliche Ärzte in den folgenden Monaten damit, verfaulte Zähne zu entfernen, mit dem Versprechen, sie zu ersetzen – dann verlor der Präsident. Anhand von Interviews mit denjenigen, die von dieser Kampagne am stärksten betroffen waren, erzählt Smiling Georgia eine Geschichte über die Launen der politischen Macht und den Trotz derjenigen, die normalerweise am wenigsten davon haben – ein Film mit wenig Zähnen, ja, aber keineswegs zahnlos.» (Toronto Film Festival, 2023)

«Eine beissende politische Satire über das Unvermögen einer Gesellschaft, miteinander zu kommunizieren. Luka Beradses Dokumentarfilm geisselt eine Regierung, deren Inkompetenz und Pflichtversäumnisse er mit Spott, Ironie und Empörung blossstellt. Auf der anderen Seite steht das takt- und liebevoll ausgedrückte Mitgefühl mit den Opfern; ihre scheinbar lokalen Probleme macht der Regisseur zur Metapher für Herausforderungen von grösserer Dimension.» (Prof. Dr. Lela Otschiauri)

AIR BLUE SILK HAERI LURDSCHI ABRESCHUMIA

Fr 11.4. 20:30 So 4.5. 20:30

Georgien 2024, Farbe, DCP, Georg/E/Russ/d*, 80 REGIE und DREHBUCH Irine Jordania KAMERA Giorgi Schwelidse MUSIK Gogi Dsodsuaschwili, Lado Oniani MIT Tika Laghidse, Lado Oniani.

Fr 11.4. 20:30

Anschliessend Q&A mit der Filmemacherin

Irine Jordania und Hauptdarstellerin

Tika Laghidse

«Zwei Fremde, die sich auf parallelen Wegen befinden, gehen jeweils ihre transformative Reise der Befrei ung: Tief erschüttert isoliert sich Eka (Tika Laghidse), als ihre Tante, mit der sie sich oft per Mailbox unterhält, im Ausland Suizid begeht. Niko (Lado Oniani) baut sich einen KI-‹Freund› und verschanzt sich in seiner Wohnung. Diese beiden Welten berühren sich kurz, um sich dann in selbst auferlegter Einsamkeit wieder zu trennen ... und vor ihren Fenstern fliesst endlos die Stadt und haucht der Existenz Leben ein.» (Tallinn Black Nights Film Festival)

«Die Beziehung zwischen den Menschen untereinander – wie auch die Beziehung der Menschen zur Aussenwelt – ist ganz und einheitlich und umfasst sowohl Schmerz als auch Freude, und wir müssen uns ihr stellen. Isolation jenseits von Trennlinien ist keine Lösung, denn alles und alle sind miteinander verbunden. Der Film enthält verschiedene Komponenten, in denen dokumentarisches Material in eine fiktionale Form integriert ist. Während der Arbeit an dem Film bestand für mich als Regisseurin die interessanteste und grösste Herausforderung darin, all diese Komponenten zu einem einzigen zusammenhängenden Film zu verweben.» (Irine Jordania)

APRIL

Sa 12.4. 20:45 So 20.4. 18:00 Fr 2.5. 15:00

Georgien/Frankreich/Italien 2024, Farbe, DCP, Georg/d*, 134 ' REGIE und DREHBUCH Dea Kulumbegaschwili

KAMERA Arseni Chatschaturan MUSIK Matthew Herbert SCHNITT Jacopo Ramella Pajrin MIT Ia Suchitaschwili, Katcha Kinsuraschwili, Merab Ninidse.

«Nina (Ia Suchitaschwili) ist Gynäkologin und lebt im Osten Georgiens am Fusse des Kaukasusgebirges. Geduldig erträgt sie die Härten des Lebens und erledigt gewissenhaft ihre Arbeit. Ausserhalb der Sprechstundenzeiten ist sie Anlaufstelle für verzweifelte Frauen und führt bei ihnen heimlich Schwangerschaftsabbrüche durch. Als unter ihrer Aufsicht ein Neugeborenes direkt nach der Geburt stirbt, wird Nina ein Kunstfehler unterstellt. Plötzlich gerät jeder Aspekt ihres professionellen und privaten Lebens auf den Prüfstand.» (Filmfest Hamburg 2024)

« April ist meine bescheidene Hommage an Georgien und zeigt eine Welt voller Schmerz, aber auch von enormer Schönheit. Ich reiste von einem Dorf zum anderen, beobachtete das Leben der Frauen im Schatten der Dorfhäuser, hörte die leisen Stimmen derer, die sich in ihrem eigenen Schicksal gefangen fühlten ... April entwickelte sich zu einem Zeugnis von überwältigender, unerträglicher Empathie und einem erschütternden Gefühl der Hilflosigkeit. Vielleicht manifestiert sich der April stellenweise wie ein Fiebertraum, der von Angst und Wut durchdrungen ist, aber dennoch ist er eine Liebeserklärung an den Ort, aus dem ich komme und den ich immer bei mir tragen werde.» (Dea Kulumbegaschwili)

HOLY

Sa 12.4. 15:00 Fr 18.4. 15:00

Georgien/Niederlande 2024, Farbe, DCP, Georg/d*, 104 REGIE, DREHBUCH und KAMERA Tato Kotetischwili MUSIK und SCHNITT Nodar Nozadse MIT Nikolo Gwiniaschwili, Nika Gongadse.

«In den chaotischen Strassen von Tiflis stolpern der junge Gonga (Nika Gongadse) und sein Cousin Bart (Nikolo Gwiniaschwili) auf einem Schrottplatz über einen Koffer voller rostiger Kreuze. Inspiriert von ihrem Fund hecken sie den skurrilen Plan aus, die Kreuze in Neonkreuze umzuwandeln und sie von Tür zu Tür verkaufen zu gehen, was einen Kreuzzug durch die Vororte der Stadt auslöst. Auf ihrer elektrisierenden Reise treffen die beiden auf eine Reihe von exzentrischen Charakteren und erleben Momente voller Schalk, Herzschmerz und unerwarteter Gemeinsamkeiten. Vor der pulsierenden Kulisse der georgischen Hauptstadt fängt Holy Electricity den Charme der alltäglichen Kämpfe ein und verbindet Humor mit einer herzlichen Erkundung von Freundschaft, Liebe und dem absurden Nervenkitzel der Spontaneität.» (Tallinn Black Nights Film Festival)

MOTHER AND DAUGHTER OR THE NIGHT IS NEVER COMPLETE

DEDA-SHVILI AN RAME AR ARIS ARASODES BOLOMDE BNELI

So 13.4. 15:00

Georgien/Frankreich 2024, Farbe+sw, DCP, Georg/d, 89 ' REGIE und DREHBUCH Lana Gogoberidse KAMERA Jean-Louis Padis MUSIK Reso Kiknadse SCHNITT Lana Gogoberidse, Helene Murjikneli.

«Der Dokumentarfilm der 96-jährigen Lana Gogoberidse und ihrer Tochter Salomé Alexi ist eine Hommage an ihre Mutter respektive Grossmutter Nuza Gogoberidse, Opfer des Roten Terrors und erste Filmregisseurin in der Sowjetunion. Ihr tragisches Schicksal steht ikonisch für die Tausenden von Opfern sowjetischer Unterdrückung. Das Werk setzt sich zusammen aus persönlichen Erinnerungen, Fragmenten aus den Filmen der Protagonistin und Dokumentarmaterial. Es liest nicht nur Geschichte neu, sondern zeichnet sich auch durch neues Stildenken und neue Filmgestaltung aus.» (Prof. Dr. Lela Otschiauri)

«Es geht um die transgenerationale Weitergabe von Wissen, Leidenschaften und Traumata, wenn Lanas unermüdliche Stimme den langen Atem der Geschichte zurückverfolgt und dabei nicht nur Abgründe sowjetischer Gewaltherrschaft durchmisst, sondern auch im Bildarchiv der eigenen Familiengeschichte stöbert, Sequenzen aus eigenen und den (wiedergefundenen) Filmen der Mutter engführt mit dem Leben, das sich in sie eingeschrieben hat. Der Film bezeugt und teilt das an Lebensgefühl und -geschichte reiche Kino der GogoberidseDynastie, reich auch an Abgründen wie Krieg und Terror. Sie zu überstehen, helfen Poesie und Prosa, Tanz und Musik und vor allem das Kino.» (Gaby Babić, Barbara Wurm)

HOLY ELECTRICITY
AIR BLUE SILK

28. PINK APPLE – QUEERES FILMFESTIVAL

Die Namen von Produzent:innen bleiben ausserhalb der Branche oft zu Unrecht im Schatten. So auch bei Ivan Madeo, der nicht nur eine bedeutende Figur des Schweizer Filmschaffens generell, sondern auch eine der prominentesten Kräfte des queeren Kinos in diesem Land ist. Als Produzent stand und steht er hinter einigen der wichtigsten und prägendsten Werke sowohl im Spiel- als auch im Dokumentarfilmbereich, die Themen der LGBT+-Community behandeln. Für seine herausragenden Verdienste verleiht ihm das Festival am 1. Mai darum den «Golden Apple 2025». Wie letztes Jahr werden innerhalb des Festivals Pink Apple ausserdem zwei weitere spannende Kinopremieren im Filmpodium präsentiert, deren Titel erst kurz vor der Aufführung bekannt gegeben werden.

Einleitung von Andreas Bühlmann

Das Pink-Apple-Filmfestival ehrt 2025 den Schweizer Filmproduzenten Ivan Madeo, der seit über 15 Jahren das Schweizer queere Kino mitprägt. 1976 in Bern geboren, zeigte er schon während seines Studiums in Filmjournalismus und Klinischer Psychologie an der Universität Fribourg ein grosses Talent für Erzählkunst. Nach ersten Erfolgen in der Werbung gründete er die Produktionsfirma Contrast Film mit Standorten in Bern und Zürich, die sich rasch als führend im Bereich innovative Film- und Serienproduktionen etablierte.

Gemeinsam mit seinen Partnern Stefan Eichenberger und Urs Frey realisierte Madeo eine Vielzahl preisgekrönter Filme, die sowohl in ihrer Qualität als auch in der Vielfalt herausragend sind. Als Filmproduzent mit der klaren Haltung eines Entrepreneurs und dem Gespür und Talent eines Creative Producers

begleiten ihn queere Filmfiguren und -geschichten seit dem Beginn seiner Karriere. Es sind Menschen in herausfordernden Settings, manche getrieben von sozialen Ungleichheiten, wie in seinem ersten Kurzfilm als Produzent, Un mundo para Raúl (2012), mit dem der Regisseur Mauro Mueller 2013 den begehrten Student Academy Award gewann. Andere Protagonisten hingegen werden verraten durch ein ganzes Land oder verführt von Träumereien eines besseren Lebens im Scheinwerferlicht wie in Landesverräter (2024). Gleich sein erster Langfilm, Der Kreis (2014), wurde zu einem Meilenstein des queeren Schweizer Kinos und der Schwulengeschichte in diesem Land. Madeo war selber eng in die Drehbuchentwicklung involviert. Und unter der Regie von Stefan Haupt entstand daraus ein bewegender Film über Röbi Rapp und Ernst Ostertag, der als offizieller Oscar-Kandidat 2014 die Schweiz vertrat. Der Kreis lief auf über 130 internationalen Festivals und gewann 19 Auszeichnungen, darunter den Publikumspreis der Berlinale und den Teddy Award, den wichtigsten queeren

LANDESVERRÄTER

Do 1.5. 18:00

Schweiz/Deutschland 2024, Farbe, DCP, Dialekt, 112 REGIE Michael Krummenacher DREHBUCH Silvia Wolkan, Michael Krummenacher KAMERA Michael Saxer MUSIK Björn Magnusson SCHNITT Max Fey MIT Luna Wedler, Fabian Hinrichs, Dimitri Krebs, Ernst C. Sigrist, Robert

St. Gallen, 1940: Statt Militärdienst für die neutrale Schweiz zu leisten, hofft der 20-jährige Ernst Schrämli, in Berlin ein berühmter Sänger zu werden. In der von Nazistrukturen unterwanderten Stadt gerät er unter den Einfluss des deutschen Spions August Schmid (45), mit dem er bald eine emotionale Bindung eingeht: Der verkappt schwule Schmid fühlt sich zu Ernst hingezogen, während Letzterer bei Schmid eine väterliche Geborgenheit findet. Im Zuge ihrer Zuneigung verkauft Ernst dem Spion wichtige Schweizer Militärinformationen. Als der Handel auffliegt, wird Ernst Schrämli wegen Spionage und Landesverrat als erster Schweizer zum Tod verurteilt. Basierend auf wahren Ereignissen ist Landesverräter eine packende Geschichte über Verrat, Zuneigung und Ausnutzung. (ab)

Filmpreis der Welt. Zeitzeugnisse und Hinterlassenschaft thematisiert auch der Dokumentarfilm Im Schatten der Träume (2024) von Martin Witz über den erfolgreichen schwulen Musiktexter Bruno Balz, der während der Zeit des Nationalsozialismus seine persönliche und künstlerische Freiheit bedroht sah. Madeo ist ein leidenschaftlicher Filmproduzent, der stets gesellschaftsrelevante Themen in seine Filme einbringt und dabei sowohl aufstrebende als auch etablierte Regisseur:innen unterstützt. In seinen Produktionen gelingt es ihm, eine Balance zwischen Unterhaltung und hohem künstlerischem Anspruch zu finden. So navigiert er erfolgreich zwischen Grossproduktionen wie der Serie Davos 1917 (2023), der teuersten deutschsprachigen Schweizer Serie, und kleineren, aber ebenso eindrucksvollen Projekten wie dem Dokumentarfilm über den eigenwilligen schwulen Künstler Filippo Dobrilla Caveman – The Hidden Giant (2021), der seine Weltpremiere in Venedig feierte.

EHRENPREIS

GOLDEN APPLE 2025 FÜR IVAN MADEO

Do 1.5. 18:00

Nach dem Film LANDESVERRÄTER findet die Preisverleihung statt, an der Ivan Madeo persönlich den Golden Apple entgegennehmen wird, gefolgt von einem Apéro, zu dem alle eingeladen sind.

STRAY BODIES

Do 1.5. 21:00

Griechenland/Schweiz/Italien/Bulgarien 2024, Farbe, DCP, Gr/e, 109

REGIE Elina Psykou DREHBUCH Leonidas Liambeys, Elina Psykou KAMERA Nikolas Karanikolas SCHNITT Nikos Pastras MIT Anastasia Kontou, Gaia Sacchi.

Mit Werken wie Stray Bodies (2024), bei dem er als Koproduzent den feministischen Aktivismus für körperliche Selbstbestimmung der Regisseurin Elina Psykou unterstützte, oder auch mit Und dass man ohne Täuschung zu leben vermag (2023) von Katharina Lüdin, der in Locarno seine Weltpremiere feierte, setzte Madeo wiederholt starke Akzente.

Ivan Madeo ist nicht nur ein kreativer Kopf, sondern auch ein Netzwerker und Visionär, dessen Einfluss weit über die Leinwand hinausgeht. Mit jedem Film ermöglicht er dem Publikum neue Perspektiven auf die Welt.

Andreas Bühlmann, Filmwissenschafter MA, künstlerischer Ko-Leiter Pink Apple Filmfestival sowie Mitglied der Geschäftsleitung von SWISS FILMS, der nationalen Filmpromotionsagentur.

Robin ist schwanger, will aber keine Mutter sein. Katerina und Gaia sind alleinstehend, wünschen sich aber ein Kind. Kiki leidet an einer unheilbaren Krankheit und möchte ihr Leben in Würde beenden. Die Verfahren, die die vier Frauen in Anspruch nehmen möchten –Abtreibung, IVF und Sterbehilfe –, sind in den Nachbarländern verfügbar und legal, nicht aber in ihrem jeweiligen Land. Als einzigen Ausweg greifen sie auf den sogenannten «Medizintourismus» zurück. Durch Begegnungen mit Verfechter:innen des Rechts auf körperliche Autonomie und mit vielen ihrer Gegner:innen begibt sich der international preisgekrönte Film Stray Bodies auf einen Roadtrip durch Europa, wo moralische Grenzen und Unterschiede stärker zu sein scheinen als die Ländergrenzen – auch innerhalb der EU. (ab)

Hunger-Bühler, Sina Martens, Jonathan Ferrari, Flurin Giger, Roger Bonjour, Rainer Wöss.
IVAN MADEO

WERKSTATTGESPRÄCH MIT IVAN MADEO

Fr 2.5. 18:00

Gesamtdauer ca. 80'

In einem persönlichen Gespräch gibt der erfolgreiche Produzent Einblick in sein Schaffen und seine Rolle in der Schweizer Filmbranche – auch als Vertreter des Queer Cinema. Im Rahmen der Veranstaltung zeigen wir zudem Madeos ersten, mit einem Academy Award ausgezeichneten Kurzfilm UN MUNDO PARA RAÚL

UN MUNDO PARA RAÚL

Mauro Mueller, Mexiko/Schweiz/USA 2012, Farbe, Es/e, 15 '

Als der 13-jährige Bauernsohn Raúl aufgefordert wird, den reichen Sohn des örtlichen Landbesitzers zu unterhalten, entflammt zwischen den beiden Jungen ein Spiel um Macht und Stolz. Ein Spiel, das Raúl nie mehr vergessen wird. (ab)

IM SCHATTEN DER TRÄUME

Fr 2.5. 20:00

Schweiz/Deutschland 2024, Farbe, DCP, D, 91

REGIE und DREHBUCH Martin Witz KAMERA Till

Vielrose MUSIK Sven Kaiser SCHNITT Stefan Kälin

MIT Götz Alsmann, Micaela Jary, Carol Schuler.

Den schwulen Liedertexter Bruno Balz und den Komponisten Michael Jary verbindet eine jahrzehntelange produktive Freundschaft. Als erfolgreichstes Duo des deutschen Kinos und Schlagers prägten sie unsere Popkultur und machten u. a. Zarah Leander zum Weltstar. Das Leben von Balz und Jary selbst könnte das Drehbuch zu einem Melodram liefern: die wilden Zwanziger, Kinoglamour, ikonische Songs, Gestapo-Haft wegen Balz’ Homosexualität, Bombenhagel, Neuanfang in den Fünfzigern und die swingenden Sechziger

Die eindrückliche Zeitreise von Martin Witz liefert Hintergründe über Balz’ zwiespältige Verwobenheit mit dem Naziregime unter dem diffizilen Vorzeichen seiner schwuler Identität – und darüber, wie man heute auf diesen Glamour, auf die Ideologie, die Politik und Poesie von Balz’ und Jarys Werken blickt. (ab)

DER KREIS

Sa 3.5. 15:00

Schweiz 2014, Farbe, DCP, Dialekt/e, 106 REGIE Stefan Haupt DREHBUCH Stefan Haupt, Christian Felix, Ivan Madeo, Urs Frey KAMERA Tobias Dengler MUSIK Federico Bettini SCHNITT Christoph Menzi MIT Matthias Hungerbühler, Sven Schelker, Anatole Taubman, Marianne Sägebrecht, Stephan Witschi, Antoine Monot Jr., Matthias Meier, Peter Jecklin, Babett Arens, Markus Merz, Martin Hug, Marie Leuenberger.

Zürich, 1958: Der junge Lehrer Ernst Ostertag wird Mitglied der Schwulenorganisation «Der Kreis». Er lernt dort den Travestie-Star Röbi Rapp kennen – und verliebt sich unsterblich in ihn. Röbi und Ernst erleben die Blütezeit und die Zerschlagung der Organisation, die europaweit als Wegbereiter der schwulen Emanzipation gilt. Während die Repressionen gegenüber Schwulen in Zürich immer massiver werden, kämpfen die beiden um ihre Liebe und – mit ihren Freunden – um die Rechte der Schwulen.

Stefan Haupts Dokufiktion blickt auf diese aussergewöhnliche Zeit zurück. Der Kreis gewann viele Preise, darunter den Schweizer Filmpreis, den Teddy Award und den Berlinale-Publikumspreis und lancierte die internationale Karriere von Ivan Madeo als Filmproduzent. (ab)

UND DASS MAN OHNE TÄUSCHUNG ZU LEBEN VERMAG

Di 6.5. 18:00

Deutschland, Schweiz 2023, Farbe, DCP, D/e, 108 REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Katharina Lüthi KAMERA Katharina Schelling MIT Jenny Schily, Anna Bolk, Godehard Giese, Unica-Rosa Blaue-Poppy, Pauline Fierson, Lorenz Hochhuth, Wolfgang Michael, Jenny Schily.

Sommerliche Hitze in einer Vorstadt. Fünf Menschen tasten sich vorsichtig durch ihre konfliktreichen Beziehungen: Eva wird Merit fremd, Lion muss Rose ziehen lassen, David versucht, sich zu lösen. Sie sprechen, aber ihre Worte treffen sich nicht. Sie spielen Theater und proben ihr Leben. Ängste vor der Zukunft und Spuren von Gewalt durchsetzen ihre Gegenwart.

Katharina Lüdins stimmungsgeladener Debütfilm erzählt in einer ausgefeilten Mise en Scène von den Wendungen und Windungen menschlichen Miteinanders. Die Beiläufigkeit, mit der sich die Gewalterfahrung in einer Frauenbeziehung im Film entfaltet, beeindruckt und irritiert zugleich. Auf 16-mm-Material gedreht, ist der Film auch ein ästhetisch beeindruckendes Zeugnis von Lüdins Leidenschaft für das Kino und das Handwerk des Filmemachens. (ab)

DER KREIS
UN MUNDO PARA RAÚL
IM SCHATTEN DER TRÄUME

7 TH ARAB FILM FESTIVAL ZURICH

Entdeckungen aus einer Region im Umbruch

Das arabische Kino ist vielfältig und lebendig, das Spektrum reicht vom Dokumentarfilm bis zum Science-Fiction-Drama, vom Animationsfilm bis zum Abenteuerepos. Zum siebten Mal findet vom 2. bis zum 6. April das Arab Film Festival Zurich statt, das neues arabisches Kino zeigt und dies mit Begegnungen und Diskussionen ergänzt. Länderschwerpunkte sind diesmal Sudan und Saudi-Arabien gewidmet.

2.4.

GOODBYE JULIA

15:00

Sudan 2023, Farbe, DCP, Arab/d/f, 120 ' REGIE und DREHBUCH Mohamed Kordofani KAMERA Pierre de Villiers MUSIK Mazin Hamid SCHNITT Heba Othman MIT Siran Riak, Eiman Yousif, Ger Duany, Nazar Gomaa.

DISORDER

20:30

Do 3.4.

HAPPY HOLIDAYS

15:00

Palästina/Deutschland/Frankreich/Italien/Katar 2024, Farbe, DCP, Arab+Hebr/e, 123 ' REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Scandar Copti KAMERA Tim Kuhn MIT Manar Shehab, Wafaa Aoun, Meirav Memoresky, Toufic Danial, Raed Burbara. Rami und Fifi sind Kinder einer mittelständischen Palästinenserfamilie in Jaffa. Der Vater hat Schulden und will das Haus verkaufen. Rami hat eine heimliche Affäre mit der Israelin Shirley, die schwanger wird. Fifi sagt ihren konservativen Eltern nichts von ihrem Liebesleben. Brillante Studie über die Probleme, die Palästinenser und Israeli unter sich und miteinander haben. Drehbuchpreis in Venedig. (mb)

THE MOTHER OF ALL LIES

18:00

Marokko/Saudi-Arabien/Ägypten/Katar 2023, Farbe, DCP, Arab/d/e, 96 REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Asmae El Moudir KAMERA Hatem Nechi MUSIK Nass El Ghiwane.

Regisseurin Asmae El Moudir will wissen, wieso ihre Oma Zahra keine Fotos im Haus duldet. Mit ihrem Vater baut sie eine Miniversion ihres Viertels in Casablanca, bevölkert mit Figuren. Verwandte, Bekannte und Nachbar:innen werden eingeladen, über die Vergangenheit zu sprechen, vor allem über die Aufstände von 1981 in Casablanca. Eine einzigartige, ergreifende Analyse von Marokkos jüngerer Geschichte. (mb)

HODA – MOTHER ON HOLD Vorfilm Rabelle Erian, Ägypten 2023, Farbe, DCP, Arab/e, 30

TO A LAND UNKNOWN

21:00

Palästina/GB/Frankreich/Griechenland 2024, Farbe, DCP, Arab+E+Gr/d, 105 ' REGIE Mahdi Fleifel DREHBUCH Mahdi Fleifel, Fyzal Boulifa, Jason McColgan KAMERA Thodoros Mihopoulos MUSIK Nadah El Shazly SCHNITT Halim Sabbagh BESETZUNG Mahmood Bakri, Aram Sabbagh, Angelika Papoulia, Mouataz Alshalton, Mohammad Ghassan.

Chatila und sein Cousin Reda, palästinensische Geflüchtete, stecken auf dem Weg vom Libanon nach Deutschland in Athen fest. Sie schlagen sich mit Diebstahl und Prostitution durch und hecken einen Plan für schnelles Geld aus, der arglose andere Geflüchtete involviert. Das Unterfangen mündet in Gewalt. Politischer Film noir über den moralischen Verfall anständiger Menschen in extremer Not. (mb)

I’LL GET BACK TO YOU Vorfilm Uday Jubeh, Palästina 2024, Farbe, DCP, Arab/e, 8 '

WICHTIGE INFORMATIONEN

ZUM FESTIVAL

Da das 7th Arab Film Festival Zurich vom 2. bis zum 6. April nicht nur im Filmpodium stattfindet, sondern auch im Frame, läuft das Ticketing nicht über das Filmpodium, sondern ab dem 16. März über die Festival-Website www.iaffz.com, wo auch die aktuellen Angaben zu Gästen etc. zu finden sind.

Filmpodium-Abos und -Programmpässe berechtigen zu vergünstigtem Eintritt.

Die gut situierte Mona aus dem Nordsudan hat unter unglücklichen Umständen den Tod eines Mannes aus dem Süden verursacht. Um ihre Schuld wiedergutzumachen, nimmt sie die Witwe Julia und deren Sohn bei sich auf. Die beiden Frauen nähern sich einander sanft an. Mohamed Kordofani erzählt vor dem Hintergrund der Spaltung des Landes eine feinfühlige Geschichte über Schuld und Sühne. (mb)

Libanon 2024, Farbe, DCP, Arab/d/e, 91 REGIE Lucien Bourjeily, Bane Fakih, Areej Mahmoud, Wissam Charaf DREHBUCH Lucien Bourjeily, Bane Fakih, Areej Mahmoud, Wissam Charaf, Chaker Bou Abdalla KAMERA Julian Kai, Mark Khalife MUSIK Zeid Hamdan, Christophe Nammour SCHNITT Lucien Bourjeily, Maria Malek, Areej Mahmoud, Wissam Charaf MIT Tracy Younes, Josef Akiki, Manal Issa, Hanane Hajj Ali, Rodrigue Sleiman, Chaker Bou Abdalla.

Vier rabenschwarze Vignetten über den Libanon: Aktivisten planen einen Protest, streiten aber mehr miteinander. Drei Schwestern rechnen mit ihrer Mutter ab, während ein nichtsnutziger Klempner ihre Wohnung zerstört. Ein lebensmüder Life-Coach sucht Rat bei einem «Death-Coach». Ein Comedian scherzt, dass ein Meteor den Libanon erlösen könnte, und erntet Vorwürfe, als tatsächlich eine Sternschnuppe naht. (mb)

IF THE SUN DROWNED IN A SEA OF CLOUDS Vorfilm

Wissam Charaf, Libanon 2023, Farbe, DCP, Arab/e, 20 '

DONKEY RACE
GOODBYE JULIA

6.4.

ANIMATION PANEL

16:00

In Englisch, ca. 60'

Das Animation Lab des Festivals ist eine Branchenveranstaltung zur Förderung langer Animationsfilme im arabischen Raum und in der Schweiz. Am öffentlichen Animation Panel wird über gemeinsame und unterschiedliche Herausforderungen für Animationsfilmschaffende der diversen Länder und Chancen für Zusammenarbeit diskutiert.

SALEEG

Afnan Bawyan, Saudi-Arabien 2023, Farbe DCP, Arab/e, 10 '

THE SOIL AND THE SEA

18:00

Libanon/GB 2023, Farbe, DCP, Arab/e, 72

REGIE und SCHNITT Daniele Rugo DREHBUCH Elias Khoury KAMERA Firas Haidar MUSIK Yara Asmar.

Ein essayistischer Film über den libanesischen Bürgerkrieg, der vom Meer über die Stadt in die Landschaft und zurück zum Meer führt, an Orte, wo Gräueltaten verübt wurden, von allen Konfliktparteien. Über unscheinbaren oder idyllischen Szenerien hören wir Stimmen von Zeug:innen, Folteropfern, Angehörigen von Verschwundenen. Beeindruckender, bewegender Bericht über eine Tragödie. (mb)

ALIENS IN BEIRUT Vorfilm

Raghed Charabaty, Libanon/Kanada 2024, Farbe, DCP, Arab/e, 12 '

I FOUND MY LOVE IN MASSARA Vorfilm

Stephanie Amin, Ägypten 2023, Farbe, DCP, Arab/e, 15

AÏCHA

21:00

Tunesien/Frankreich/Katar/Saudi-Arabien/Italien 2024, Farbe, DCP, Arab/d/e, 123 REGIE und DREHBUCH Mehdi M. Barsaoui KAMERA

Antoine Hébérle MUSIK Amin Bouhafa SCHNITT

Camille Toubkis MIT Fatma Sfarr, Nidhal Saadi, Yasmine Dimassi, Hela Ayed, Badis Galaoui, Ala BenHamad.

Aya, Zimmermädchen in einem Hotel im Süden Tunesiens, wird vom Chef und von ihren Eltern ausgebeutet. Als sie nach einem Busunfall für tot gehalten wird, beginnt sie in Tunis ein neues Leben. Bald taucht sie in die Clubszene ein, wird Zeugin eines Verbrechens und von einem argwöhnischen Polizisten verhört.

Fatma Sfarr verkörpert perfekt eine Frau, die sich neu erfindet in einer Welt voller Lügen. (mb)

MASTER CLASS: ABU BAKR SHAWKY

12:00

In Englisch, ca. 90'

Abu Bakr Shawky ist ein ägyptisch-österreichischer Filmemacher. Er erwarb einen MFA in Filmproduktion an der Tisch School of the Arts der New York University. Sein Erstling Yomeddine lief im Wettbewerb von Cannes und war Ägyptens Oscar-Kandidat. Sein preisgekrönter Film Hajjan feierte in Toronto Premiere. Shawky wurde von Variety zum MENA Talent of the Year gekürt und vom Forbes Magazine unter den fünf besten arabischen Regisseuren im globalen Kino aufgeführt.

SUDAN PANEL

15:00

In Englisch, ca. 90' Nach dem Sturz des sudanesischen Diktators Omar al-Bashir 2019 erlebte das Land eine kurze Zeit der Erleichterung und Hoffnung. 2021 aber putschte das Militär, und 2023 brach der Bürgerkrieg aus, der zu Massakern und der Vertreibung von Millionen Sudanes:innen führte. Aktivist:innen, Expert:innen und Filmemacher:innen diskutieren über die Rolle und die Möglichkeiten des Kinos in diesem Kontext.

THE OTHER SIDE OF BEAUTY

Sami Saif Sirelkhatim, Sudan 2024, Farbe, DCP, Arab/e, 10 '

SAMAR ... BEFORE THE FINAL PICTURE

18:00

Ägypten 2024, Farbe, DCP, Arab/d/e, 83 REGIE, DREHBUCH, KAMERA und SCHNITT Aya Tallah Yusuf.

Seit der Säureattacke ihres Ex-Manns entstellt und eingeschränkt, versucht Samar ihr Leben neu aufzubauen. Sie hilft Leidensgenossinnen auf dem Weg zur Besserung und begleitet die junge Sanaa zur Wiederherstellungs-OP in Dubai. Von einem der schlimmsten Schicksale überhaupt betroffen, beweisen diese Frauen Tapferkeit, Standhaftigkeit – und Humor. Eine ungewöhnlich intime Studie über ein Tabuthema. (mb)

CHIKHA Vorfilm

Ayoub Layyoussifi, Zahoua Raji, Marokko 2024, Farbe, DCP, Arab/e, 30 '

MY FATHER, NOUR AND I

21:00

Niederlande/Irak 2023, Farbe, DCP, Arab/d/e, 57 REGIE und DREHBUCH Wiam Al-Zabari KAMERA Niels van Koevorden, Jefrim Rothuizen, Wiam Al-Zabari MUSIK Arsheeds SCHNITT Augustine Huijsser, Wiam Al-Zabari, Renko Douze. Wie vererbt sich Trauma über Generationen? In diesem berührenden biografischen Dokumentarfilm verquickt der irakischstämmige Regisseur Wiam Al-Zabari Archivmaterial, Familienfotos und gefilmte Gespräche mit seinem neunjährigen Sohn Nour, seinen Geschwistern und seinen Eltern, um mit der schicksalhaften Erfahrung der Flucht der Familie aus dem Irak 1994 fertigzuwerden. (mb)

DAWN EVERY DAY Vorfilm

Amir Youssef, Ägypten 2024, sw, DCP, Arab/e, 20 '

MAWTINI Vorfilm

Tabarak Abbas, Irak/Schweiz 2023, Farbe, DCP, Arab/e, 13

ARAB CINEMA PANEL

12:00

In Englisch, ca. 90'

Das Festivalprogramm präsentiert eine grosse Vielfalt an Filmen, Themen und Stilrichtungen. Anwesende Filmschaffende und Schauspieler:innen diskutieren über die spezifischen Fragen und Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert waren, sowie über die unterschiedlichen Bedingungen für das Kino in den verschiedenen arabischen Ländern.

PANEL ZU SAUDI-ARABIEN

15:00

In Englisch, ca. 90' Nach 35 Jahren Verbot eröffnete SaudiArabien 2018 sein erstes Kino. Seitdem sind mehrere saudische Filmfestivals aus dem Boden geschossen, und die saudische Filmproduktion läuft auf Hochtouren. Welche Chancen und Grenzen hat das saudische Kino, welche Themen bleiben tabu oder schwierig? Warum werden so viele saudische Filme von Frauen gedreht? Diese und weitere Fragen werden diskutiert.

DONKEY RACE

Mohammed Baqer, Saudi-Arabien 2024, Farbe, DCP, Arab/e, 32

AWARDS CEREMONY

18:00

Die Jury, bestehend aus Afef Ben Mahmoud, Nicolas Wadimoff und Jay Weissberg, verleiht die Preise für den Besten Film und die Beste Regie.

WHO DO I BELONG TO MÉ EL AÏN

20:30

Tunesien/Frankreich/Kanada/Norwegen/Katar/SaudiArabien 2024, Farbe, DCP, Arab/e, 120 REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Meryam Joobeur KAMERA Vincent Gonneville MUSIK Peter Venne MIT Salha Nasraoui, Mohamed Grayâa, Malek Mechergui, Adam Bessa, Dea Liane, Rayene Mechergui.

Aicha, die über übersinnliche Gaben verfügt, und Brahim leben im Norden Tunesiens, und ihr Hof wirft nicht viel ab. Ihre Söhne Mehdi und Amine gehen zum IS und lassen den jüngeren Bruder mit ihren Eltern allein. Dann kehrt Mehdi mit einer stummen, schwangeren, voll verschleierten Frau namens Reem zurück. Joobeur spinnt die Themen ihres oscarnominierten Kurzfilms Brotherhood originell weiter. (mb)

CHIKHA
SALEEG

FILMGESCHICHTE DURCH DIE JAHRZEHNTE: VOM NEOREALISMUS BIS ZUR GEGENWART

Vorlesungsreihe des Seminars für Filmwissenschaft, Universität Zürich

Der zweite Teil der Überblicksvorlesung, «Filmgeschichte 2: vom Neorealismus bis zur Gegenwart», am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich findet auch in diesem Jahr als öffentliche Veranstaltung im Filmpodium statt. Er schliesst an den ersten Teil (Vom Kino der Attraktionen bis 1945) an und widmet sich einigen wichtigen filmhistorischen Bewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach den «neuen» Filmformen im europäischen und im amerikanischen Kino (Neorealismus, Nouvelle Vague, Film noir) sowie Filmen des «globalen Südens» (Drittes Kino in Lateinamerika) beleuchten wir nun die 70er- und 80er-Jahre mit dem New Hollywood, dem Neuen Deutschen Film und dem französischen Cinéma du look.

Do 10.4. 16:15 NEW HOLLYWOOD gefolgt von THE CONVERSATION

Do 8.5. 16:15 NEUER DEUTSCHER FILM gefolgt von DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT REDUPERS

Do 15.5. 16:15 CINÉMA DU LOOK gefolgt von DIVA

Alle Vorlesungen werden von Fabienne Liptay gehalten (90 Minuten, Eintritt frei) und ergänzt durch anschliessende Filmvorführungen (übliche Eintrittspreise).

THE CONVERSATION

Do 10.4. 18:15 Do 24.4. 15:00

Mi 30.4. 15:00

USA 1974, Farbe, DCP, E/d*, 113 REGIE und DREHBUCH Francis Ford Coppola KAMERA

Bill Butler MUSIK David Shire SCHNITT Walter Murch, Richard Chew MIT Gene Hackman, John Cazale, Allen Garfield, Cindy Williams, Frederic Forrest, Harrison Ford, Michael Higgins, Elizabeth MacRae, Teri Garr, Phoebe Alexander, Mark Wheeler, Robert Shields, Robert Duvall.

Gene Hackman spielt Harry Caul, einen Abhörspezialisten und stillen Einsiedler, der seine Arbeit mit professioneller Distanz verrichtet. Als er den Auftrag erhält, ein junges Paar zu überwachen, das er in Gefahr wähnt, verstrickt er sich immer mehr in den Fall. Er gerät in eine Spirale der Paranoia, bis er glaubt, selbst abgehört zu werden. Der Film ist eine intime und ruhige Studie des Verdachts, die politische Verhältnisse im Psychologischen aufspürt. Im Blick auf eine Preisgabe der Privatheit im Zeichen der Überwachung erwies er sich als seiner Zeit voraus. Mit The Conversation drehte Francis Ford Coppola zwischen den beiden ersten Teilen der Godfather -Trilogie einen persönlichen Film, der den Zeitgeist der USA während der Nixon-Ära noch vor dem Watergate-Skandal einfängt. Als persönliches Projekt ist der Film auch ein Ausweis der künstlerischen Freiräume, die eine neue Generation von Filmemacher:innen nutzte, um das Hollywoodkino am Ende seiner goldenen Jahre zu erneuern. (fl)

DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT –REDUPERS

Do 8.5. 18:30

BRD 1978, sw, DCP, D, 98

REGIE Helke Sander DREHBUCH Helke Sander KAMERA Katia Forbert SCHNITT Ursula Höf MIT Helke Sander, Joachim Baumann, Andrea Malkowsky, Ronny Tanner, Frank Burckner, Eva Gagel, Beate Kopp, Ulrich Gressieker, Gesine Strempel, Gislind Nabakowski.

Zu Beginn fährt die Kamera an der Mauer entlang durch Westberlin im Jahr 1977. Der Film ist das Porträt einer geteilten Stadt und das Porträt einer Frau, die diese Stadt fotografisch festhält. Edda Chiemnyjewski ist freischaffende Pressefotografin und alleinerziehende Mutter. Die Beziehung zur Tochter leidet unter ihrer Berufstätigkeit, die gerade mal genügend Einkünfte einbringt, um den Lebensunterhalt zu tragen. Sie erlebt ihren Alltag im Westen als das Gegenteil der «allseitig entwickelten Persönlichkeit» sozialistischer Erziehung im Osten. Mit anderen Fotografinnen erhält sie den Auftrag, ihre Stadt für Touristen zu bewerben, aber gemeinsam entwickeln sie einen sozialkritischen Blick auf ihre Gegenwart. Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers ist ein feministischer Beitrag zum Neuen Deutschen Film, in dem die Filmemacherin und Aktivistin Helke Sander selbst die Hauptrolle spielt. (fl)

DIVA

Di 8.4. 20:45 Sa 26.4. 18:00 Do 15.5. 18:15

Frankreich 1981, Farbe, 35 mm, F/d, 117 REGIE Jean-Jacques Beineix DREHBUCH JeanJacques Beineix, Jan Van Hamme, nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Odier KAMERA Philippe Rousselot MUSIK Vladimir Cosma SCHNITT Monique Prim, Marie-Josèphe Yoyotte MIT Wilhelmenia Fernandez, Frédéric Andréi, Richard Bohringer, Thuy An Luu, Jacques Fabbri, Chantal Deruaz, Anny Romand, Dominique Pinon, Vladimir Cosma.

Der Pariser Postbote Jules (Frédéric Andréi) verehrt die Opernsängerin Cynthia Hawkins (Wilhelmina Fernandez), eine Diva, die Aufnahmen ihres Gesangs streng verbietet. Heimlich schneidet er in der Oper eine von ihr gesungene Arie aus «La Wally» auf Band mit. Wenig später spielt ihm eine von Gangstern verfolgte Frau eine weitere Tonaufnahme zu, die ihn in einen Kriminalfall verstrickt. Die darauf in Gang gesetzte Verfolgungsjagd auf beide Tonaufnahmen ist nur Vorwand für die Bilder. Die Welt ist in Blau getaucht, inspiriert von den monochromen Bildern des Malers Jacques Monory, flankiert von Rot und Gelb. Alles ist Bild oder Szenenbild. Die Kamera von Philippe Rousselot ist verliebt in jedes Detail, in neonleuchtende Röhren, industriellen Schrott und spiegelnde Oberflächen. Der französische Filmkritiker Serge Daney fand dafür einen Namen: Cinéma du look. Diva ist der erste Film, der diese neue Ästhetik der Schauwerte prägte und vom Publikum als Kultfilm verehrt wurde. (fl)

Eine Kooperation mit dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich.

FREITOD IM FILM

Film und Podiumsdiskussion in Kooperation mit dem Collegium Helveticum und «Assisted Lab»

Kann Kunst die Welt verändern? Ja, sie kann – und beispielsweise ganz konkret Einfluss auf ethische Diskussionen und Rechtsprechung nehmen. Das europäische Forschungsprojekt «Assisted Lab» beschäftigt sich in den kommenden drei Jahren unter der Leitung von Anna Elsner mit der Frage, wie Filme, Literatur, Performing Arts u. a. die Legalisierung von und den Umgang mit Sterbehilfe beeinflussen. Am 9. April widmet sich eine Konferenz am Collegium Helveticum der ETH Zürich im Rahmen des Forschungsprojektes dem Sterbewunsch älterer Menschen, die ihr Leben trotz guter Gesundheit als abgeschlossen sehen. Im Filmpodium findet dazu am 8. April die Schweizer Premiere von Jackie the Wolf mit anschliessender Podiumsdiskussion und Buchpräsentation statt.

ENDINGS & MEANINGS

Di 8.4. 18:00

JACKIE THE WOLF

Di 8.4. 18:00

OBSESSED WITH LIGHT

Mi 16.4. 18:00

USA 2023, Farbe, DCP, OV/d, 90 ' REGIE Sabine Krayenbühl, Zeva Oelbaum KAMERA Claudia Raschke, Bob Richman SCHNITT Sabine Krayenbühl MIT Loïe Fuller, Cherry Jones, Erin Anderson, Claire Dodin, Andy Ingalls, Guillaume Le Bourhis, Hugo Pierre Martin, Jean-Michel Richaud, Joy Lyn Shaw.

«Obsessed with Light ist eine Meditation über Licht und die permanente Besessenheit, etwas zu erschaffen. Der Film lüftet den Vorhang über Loïe Fuller, eine äusserst originelle Künstlerin, die die visuelle Kultur des frühen 20. Jahrhunderts revolutionierte. In einem Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart ergründet der Dokumentarfilm den erstaunlichen Einfluss von Fullers Werk auf zeitgenössische Künstler:innen wie die Red Hot Chili Peppers, Taylor Swift, Bill T. Jones, Shakira und William Kentridge. Dabei deckt er Gemeinsamkeiten auf, die diese kreativen Koryphäen mit Fuller und untereinander verbinden.» (obsessedwithlightdocumentary.com, 2025)

«Fuller, in den USA (…) zunächst nur als Varietékünstlerin behandelt, ist eine faszinierende Hauptfigur. Das gilt umso mehr, als ihr Aufstieg zu einer weltberühmten Tänzerin und Erfinderin, die so unterschiedliche Menschen wie Auguste Rodin, Henri de Toulouse-Lautrec und Marie Curie zu ihren Freunden und Bewunderern zählte, wirklich beeindruckend ist. (…) Sie war eine Pionierin, wenn es darum ging, Lichteffekte auf der Bühne zu erzeugen, und machte ihren kostümierten Körper zu einer Figur, die kontinuierlich die Form wandelt, deren dynamisches Fliessen heute noch genauso faszinierend wirkt wie vor mehr als einem Jahrhundert.» (Manuel Betancourt, Variety, Dez 2024)

Anschliessend: Q&A mit der Regisseurin

Sabine Krayenbühl

Podiumsdiskussion mit Tuki Jencquel, Outi Hakola, Marc Keller, Moderation: Anna Elsner.

In Englisch, 60'

Deutschland/Frankreich 2023, Farbe, DCP, F+D+E/d, 93 REGIE, DREHBUCH und KAMERA Tuki Jencquel MUSIK Thomas Becka SCHNITT Tuki Jencquel, Sylvie Gadmer. «Paris, Sommer 2018. Jacqueline Jencquel (74) lebt ein komfortables Leben in einer prächtigen Wohnung in Saint-Germain. Abgesehen von ein paar altersbedingten Beschwerden ist sie bei guter Gesundheit. Und doch hat Jackie beschlossen, zu sterben. Als Mutter, Grossmutter und engagierte Aktivistin für das Recht auf Sterben löst sie mit ihrer Entscheidung einen Medienrummel aus, indem sie ankündigt, ihr Leben im Januar 2020 zu beenden. Während die Uhr tickt, steht sie vor der Kamera einer ihrer drei Söhne. So werden in einem ehrlichen und emotionalen Austausch über Tod, Liebe, Sehnsucht und Mutterschaft Tabus gebrochen. Obwohl Jackie entschlossen ist, weiterzumachen, verschiebt sie den letzten Akt. Um einen letzten Frühling, einen letzten Sommer zu geniessen. Als Jackie von der bevorstehenden Geburt eines Enkelkindes erfährt, beginnt sie zu zögern und verschiebt den ‹Termin› noch einmal. Jackies Sohn Tuki nutzt diese Gnadenfrist und zeichnet eine Reihe von zunehmend bedeutungsvolleren Begegnungen mit seiner Mutter auf, während er darum ringt, ihre Entscheidung zu akzeptieren und zu lernen, loszulassen.» (epd Film)

Im Anschluss an JACKIE THE WOLF findet eine Podiumsdiskussion zum Sterbewunsch älterer Menschen ohne tödliche Krankheitsdiagnose statt. Es diskutieren

Regisseur Tuki Jencquel, die Filmwissenschaftlerin

Outi Hakola (Autorin des Buches «Filming Death»), der Literaturwissenschaftler Marc Keller (Autor des Buches «Sterbehilfe als Liebestod») und die Kulturwissenschaftlerin und «Assisted Lab»-Projektleiterin Anna Elsner (assistedlab.ch).

OBSESSED WITH LIGHT

Sondervorstellung

CLASSICS

Restaurierungen und rare Filmkopien

HIS GIRL FRIDAY

Sa 19.4. 18:30 So 27.4. 15:00 Mi 14.5. 20:15

RE:VISION 5/03 18:30

USA 1940, sw, DCP, E/d*, 91

DREHBUCH Charles Lederer

REGIE Howard Hawks

AUTOR Ben Hecht, Charles MacArthur KAMERA Joseph Walker MUSIK Sidney Cutner, Felix Mills

SCHNITT Gene Havlick MIT Cary Grant, Rosalind Russell, Ralph Bellamy, Gene Lockhart, Porter Hall, Ernest Truex, Roscoe Karns, Cliff Edwards, Clarence Kolb, Regis Toomey, Helen Mack, John Qualen.

«Walter Burns, Herausgeber einer Tageszeitung und Journalist mit Leib und Seele, will es nicht akzeptieren, dass seine Ex-Frau, die Reporterin Hildy Johnson, ihren Beruf aufgibt, um mit einem Versicherungsvertreter ein beschauliches Leben in der Provinz zu führen. Mit allen Mitteln versucht er, Hildys

Abreise nach Albany und die bevorstehende Hochzeit zu verhindern. Er überredet sie zu einem letzten Interview mit einem verurteilten Mörder, der gehängt werden soll, damit der Sheriff und der Bürgermeister die nächste Wahl gewinnen.

His Girl Friday ist einer der seltenen Fälle, in denen ein Remake die Vorlage – Lewis Milestones The Front Page – eindeutig übertrifft. Hawks ersetzte in seinem politischsten, medien- und gesellschaftskritischen Film den zweiten Protagonisten durch eine Protagonistin und realisierte so eine der schönsten und rasantesten Screwball-Komödien des Klassischen Hollywoods. Die sich überlappenden Dialoge rasen in einem atemlosen Tempo dahin, als wollten sie ihren Inhalten zuvorkommen.» (Hans-Joachim Fetzer, Kino Arsenal Berlin, Dezember 2013)

RE:VISION

Vortragsreihe mit Thomas Binotto

Genau hinschauen, erneut hinschauen, anders hinschauen eröffnet unerwartete Perspektiven. In Kooperation mit der Volkshochschule und dem Publizisten Thomas Binotto lädt das Filmpodium bereits zur fünften Staffel der Vorlesungsserie «Re:vision».

RE:VISION 5 / 04

Mo 14.5. 18:30

Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse.

Howard Hawks war ein stilbildender Meister aller Klassen. Das galt auch für die Screwball-Comedy. Und Hawks war vernarrt in Geschwindigkeit. Also trat er bei His Girl Friday mit dem Anspruch an, die schnellste Screwball-Comedy aller Zeiten zu drehen. In seiner «Re:vision» drosselt Thomas Binotto gezielt das Tempo dieses Klassikers, um dem Geheimnis von Hawks’ mitreissender Tempobolzerei auf die Spur zu kommen.

HIS GIRL FRIDAY

Sa 19.4. 18:30 So 27.4. 15:00

Mi 14.5. 20:15

Howard Hawks, USA 1940, sw, DCP, E/d*, 91

SEVEN

Mo 14.4. 20:45 Fr 18.4. 20:45

Mi 7.5. 20:30

USA 1995, Farbe, DCP, E/d*, 127

DREHBUCH Andrew Kevin Walker

REGIE David Fincher

KAMERA Darius Khondji MUSIK Howard Shore SCHNITT

Richard Francis-Bruce MIT Morgan Freeman, Brad Pitt, Kevin Spacey, Gwyneth Paltrow, Richard Roundtree.

«Als ein mysteriöser Killer beginnt, eine Reihe von grausamen Morden zu begehen, die auf den sieben Todsünden basieren, wird der kurz vor der Rente stehende Polizist William Somerset (Morgan Freeman) mit dem Fall betraut. Als neuen Partner bekommt er den hitzköpfigen Detektiv David Mills (Brad Pitt) zugeteilt. Sommerset setzt seine Erfahrung ein, um den nächsten Schritt des Unbekannten vorauszusehen, doch er befürchtet bald, dass er und sein ungleicher Partner das Verbrechen

so nie aufklären werden, sondern nur als Publikum für das blutige millenarische ‹Meisterwerk› des biblisch inspirierten Mörders herhalten müssen. David Finchers Thriller ist einer der einflussreichsten Hollywood-Filme der 1990erJahre, nicht nur wegen seiner genialen Konzeption des Serienmörders, sondern auch wegen seiner atemberaubenden visuellen Ästhetik: Fincher und Kameramann Darius Khondji stellen die namenlose Metropole des Films als stygische Kloake dar, die von Schmutz, Dreck und einem ständigen Regen überflutet wird, der sie aber nie reinigt. Sie schaffen so eine Vision von intensiver, unerbittlicher Hässlichkeit, die in ihrer ästhetischen Raffinesse paradoxerweise atemberaubend ist.» (TIFF Lightbox, Feb 2025)

Anlässlich seines 30. Jubiläums zeigen wir die neu restaurierte Fassung.

DER AUTOMOBILE MENSCH

Podiumsdiskussion

DER AUTOMOBILE MENSCH

Di 1.4. 18:00

Eintritt frei

Reinhard Seiss, Österreich 2024, Farbe, DCP, D, 90 '

Der neue Film von Filmemacher und Stadtplaner Reinhard Seiss, Der automobile Mensch ist ein aufrüttelnder Appell für eine grundlegende Verkehrswende als Voraussetzung für ernst gemeinten Klimaschutz. Im Rahmen des Schwerpunktthemas «Mobilität und Klima: Wie kriegen wir die Kurve?» der Schweizerischen Ver-

einigung der Mobilitäts- und Verkehrsfachleute werden in einer 90-minütigen Fassung des Dokumentarfilms verschiedene Beispiele aus dem gesamten deutschen Sprachraum vorgestellt. Anschliessend besteht die Möglichkeit, die Ansätze zur Erreichung des Netto-null-Ziels in der Mobilität und andere Aspekte des Films mit dem Regisseur zu diskutieren.

Anschliessend: Q&A mit dem Regisseur Reinhard Seiss

SE LECTION LUMIE RE

Der

FAMILIENFILM

Vergnügen für Gross und Klein

AMADEUS

Mi 9.4. 14:45 So 20.4. 20:45 Di 29.4. 20:15 Mi 14.5. 15:00

Di 29.4. 20:15

Einführung von Martin Walder

USA 1984, Farbe, DCP, E/d*, 158 REGIE Miloš Forman DREHBUCH Peter Shaffer, nach seinem gleichnamigen Theaterstück KAMERA Miroslav Ondříček MUSIK Wolfgang Amadeus Mozart, Antonio Salieri, Giovanni Battista Pergolesi SCHNITT Nena Danevic, Michael Chandler MIT F. Murray Abraham, Tom Hulce, Elizabeth Berridge, Simon Callow, Roy Dotrice, Christine Ebersole, Jeffrey Jones. «Warum hat Gott diesen obszönen Bengel zu seinem Gefäss gemacht?! So hadert der Hofkompositeur mit der eigenen Mediokrität, während er zugleich nicht anders kann, als die Musik des angesagten jungen Stars zu bewundern. Doch dessen Kerze brennt von beiden Enden her. Und brennend auch das Trachten Antonio Salieris nach Wolfgang Amadeus Mozarts Untergang. Und fulminant, prachtvoll-fett das Musikfilm-Biopic, das dieser zwischen Ruhm, Rausch und Rivalität ins allzu frühe Verglühen stürzenden Geschichte eine geradezu mythische Dimension verleiht. Das Ende ist bekannt: Der Genius wird ins Armengrab geworfen –und störrisch stellt sich die Frage: Warum?» (Alexandra Seitz, Viennale 2023)

«Der Regisseur hat kein behäbiges Biopic geschaffen, sondern Mozart mit rosa Perücke und exzentrischen Gesten wie einen Sid Vicious des 18. Jahrhunderts inszeniert, mehr Rock als Rokoko. ‹ Amadeus ist ein grossartiger Film›, schrieb Roger Ebert, ‹und auch traurig und wütend, weil er uns in der Figur des Salieri nicht nur einen Weg gegeben hat, Grösse zu verstehen, sondern auch unseren eigenen Mangel daran.›» (Thomas Miessgang, Viennale 2023)

BELLE UND SEBASTIAN BELLE ET SÉBASTIEN

Sa 19.4. 15:00 Sa 10.5. 15:00

Frankreich 2013, Farbe, Digital HD, D (Synchronfassung), 104 ' , 6 (8) REGIE Nicolas Vanier DREHBUCH Nicolas Vanier, Juliette Sales, Fabien Suarez, nach der Fernsehserie von Cécile Aubry KAMERA Éric Guichard MUSIK Armand Amar SCHNITT Stéphanie Pedelacq, Raphaele Urtin MIT Félix Bossuet, Tchéky Karyo, Margaux Chatelier, Dimitri Storoge, Andreas Pietschmann, Urbain Cancelier, Mehdi El Glaoui, Paloma Palma, Karine Adrover, Loïc Varraut.

FILM-WORKSHOP FÜR KINDER

Sa 19.4. und 10.5. ca. 30 gratis, ohne Voranmeldung. Leitung: Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator

Im Anschluss an die beiden Vorstellungen bietet das Filmpodium einen Film-Workshop f ü r Kinder an. Die Kinder werden auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Filmsprache mitgenommen und an einzelne Szenen und Themen des Films herangeführt.

«Sommer 1943 in den französischen Hochalpen, nahe der Schweizer Grenze: Der siebenjährige Sebastian schliesst Freundschaft mit der wilden Hündin Belle. Doch die Dorfgemeinschaft und auch sein Ziehgrossvater César sehen in ihr nur «die Bestie», die ihre Schafe reisst. Gleichzeitig sind deutsche Besatzer auf der Suche nach Widerstandskämpfern, die von hier heimlich jüdische Familien über die Grenze schleusen. Schliesslich überschlagen sich die Ereignisse rund um Belle und Sebastian. Dank ihrer Freundschaft bestehen sie jedoch zusammen die schier überwältigenden Abenteuer. Nicolas Vaniers Belle und Sebastian basiert auf der gleichnamigen Fernsehserie aus den 1960er-Jahren, realisiert von der ehemaligen Schauspielerin Cécile Aubry, die auch die berühmten Kinderbücher verfasst hat. Damals übernahm ihr Sohn Mehdi die Rolle Sebastians. In dieser Neuadaption fürs Kino tritt er erneut auf, nun aber in der Rolle des André.» (Primo Mazzoni, Filmpodium, Nov/Dez 2018)

PHANTASIEMASCHINE KINO WES ANDERSON PIERRE KORALNIK

NICK CAVE

1991 Production, Tiflis; Ad Vitam Distribution, Paris; Arsenal Distribution, Berlin; Ascot Elite Entertainment Group, Zürich; Cercamon, Dubai; Color of May, Köln; Contrast Film, Zürich; Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin; The Festival Agency, Paris; Filmcoopi, Zürich; Film Harbour, Amsterdam; Films We Like, Toronto; Goodfellas, Paris; Kinemathek Le Bon Film, Basel; Les Amis de la Cinémathèque suisse, Lausanne; Memento International, Paris; MK2, Paris; Parachute Films, Tiflis; Park Circus, Glasgow; Pathé Films, Zürich; Plaion, Höfen; Salzgeber Medien, Berlin; Reinhard Seiss, Wien; Sister Distribution, Genf; Split Screen, Zagreb; Studiocanal, Berlin; Tamasa Distribution, Paris; Teatro della Pace Films; London; TIFF – Toronto Internationl Film Festival, Toronto; trigon-film, Ennetbaden; Vonnie von Helmolt, Winnipeg; Winnipeg Film Group, Winnipeg; ZAS Film AG, Zürich.

BILDNACHWEIS

Cover: ASH IS PUREST WHITE, Jia Zhang-ke

S. 6: GUY MADDIN 10 MINUTES IN THE DARK, ©Philippe Migeat

S. 10: JIA ZHANG-KE, ©X Stream Pictures

S. 20: IVAN MADEO, ©Ayse Yavas

S. 21: IM SCHATTEN DER TRÄUME, Deutsche Kinemathek

S. 23: CHIKHA, ©HapaxProductions

S. 24: DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT –

REDUPERS, Deutsche Kinemathek

Backcover: THE FORBIDDEN ROOM, Guy Maddin.

FILMTEXTE: Michel Bodmer (mb), Till Brockmann (tb), Hannes Brühwiler (hb), Andreas Bühlmann (ab), Fabienne Liptay (fb), Nicole Reinhard (nr)

DATABASE PUBLISHING BitBee Solutions GmbH, Zürich

GESTALTUNG UND ART DIRECTION Elektrosmog, Zürich, Marco Walser, Marina Brugger, Natalie Rickert

BEWEGTBILDER SCHNITT Mia Born KORREKTORAT

Nina Haueter, Daliah Kohn, Dominik Süess

DRUCK Vogt-Schild Druck AG AUFLAGE 4500 Ex.

Das Filmpodium ist ein Angebot des PRÄSIDIALDEPARTEMENTS in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse, Lausanne/Zürich

LEITUNG Nicole Reinhard (nr) STV. LEITUNG Hannes Brühwiler (hb) VERANTWORTLICHER KOMMUNIKATION & MARKETING Lorenzo Berardelli (lb) REDAKTOR Till Brockmann (tb) PRAKTIKANTIN Noëmi Vollenweider (nv) OFFICE MANAGERIN Laura Wehrli (lw)

BÜRO

Postfach, 8022 Zürich +41 44 412 31 28 info@filmpodium.ch

KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich +41 44 415 33 66 www.filmpodium.ch

ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN

• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)

• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)

• Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode)

• Abonnement Programmzeitung: CHF 20.—

Anmeldung an der Kinokasse, +41 44 412 31 28 info@filmpodium.ch

Drucksache myclimate.org/01-25-633195

DRACULA: PAGES
A VIRGIN ’ S DIARY GUY MADDIN

SCHLAFWANDELND TAGTRÄUMEN

TRÜGERISCHE VERHEISSUNGEN

NEUES GEORGISCHES KINO

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