Eryk Rocha, Gabriela Carneiro da Cunha, Brasilien 2024
Mit Einführung der Ko-Regisseurin
Gabriela Carneiro da Cunha
Mo 18.8. 24
18:30 SONDERVORSTELLUNG
BRUNO SPOERRI –
EIN LEBEN FÜR DIE MUSIK
Bettina Spoerri, Klaus Rózsa, Schweiz 2025 In Anwesenheit von Bruno Spoerri und des Regieduos Anschl. Apéro im Foyer und auf der Terrasse
Fr 22.8. 7
20:45 DAYS OF BEING WILD
MUSIKVIDEOS – EIN FILMISCHES LABOR DER 90ER
Präsentiert von John Canciani, Leiter der Kurzfilmtage Winterthur
Mo 25.8. 22
18:00 SARAH MALDOROR
SAMBIZANGA
Sarah Maldoror, Angola/Frankreich 1972 MONANGAMBÉÉÉ Vorfilm
Sarah Maldoror, Algerien 1967 Einführung und Gespräch mit Henda Ducados, Tochter von Sarah Maldoror
Mo 1.9. 25
18:30 PREMIERE LESBIAN SPACE PRINCESS
Emma Hough Hobbs, Leela Varghese, Australien 2024
Anschl. Q&A mit den beiden Filmemacherinnen
Do 4.9. 14
18:00 KOZABURO YOSHIMURA
YOSHIMURA UND DAS KLASSISCHE JAPANISCHE KINO
Vortrag von Lukas Foerster, 30'
Anschl. CLOTHES OF DECEPTION
Kozaburo Yoshimura, Japan 1951
Fr 19.9. 11
20:00 DAYS OF BEING WILD
LES VIDEOS PRESENTS: BE KIND, REWIND!
Les Videos feiert die VHS in der Lounge: Action, Horror & Trash! Eintritt frei
Sa 20.9. 8
18:00 DAYS OF BEING WILD
SLACKER
Richard Linklater, USA 1991
Anschl. NO LIMITS ?! JENS BALZER ÜBER DIE POPKULTUR DER 90ER Gespräch, 60'; Moderation: Pascal Blum
Mi 24.9. 26
18:00 PREMIERE
BUCHVERNISSAGE
Godard-Publikation von Jacqueline Maurer
Anschl. 3 × GODARD
FILM ANNONCE DU FILM QUI N’EXISTERA JAMAIS: «DRÔLES DE GUERRES»
Jean-Luc Godard, Frankreich/Schweiz 2023
SCÉNARIOS
Jean-Luc Godard, Frankreich/Japan 2024
EXPOSÉ DU FILM ANNONCE DU FILM «SCÉNARIO»
Jean-Luc Godard, Frankreich/Japan 2024
Do 25.9 24
18:30 KINO-KONZERT
ABGRÜNDE
Urban Gaad, Dänemark 1910
Mit Einführung von Daniel Wiegand, 15'
Live-Musik: Günter A. Buchwald (Piano)
WIE SICH DAS KINO RÄCHT Vorfilm
Gustav Trautschold, Deutschland 1912
PER LA MORALE Vorfilm
Cines (Produktion), Italien 1911
STIMMEN AUS DEN NEUNZIGER-JAHREN 6
DIE KOSTEN DER SCHÖNHEIT 12
SARAH MALDOROR
POESIE UND MILITANZ 20
VORLESUNGSREIHE 24 LANDKARTEN FÜR WANDERER DER KUNST
RE:VISION 6/03 24 SPEED
SONDERVORSTELLUNG 24 BRUNO SPOERRI –EIN LEBEN FÜR DIE MUSIK
PREMIERE 25 LESBIAN SPACE PRINCESS
PREMIERE 26 3 × GODARD
ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 26 THE FALLING SKY SÉLECTION LUMIÈRE 27 IL CASANOVA DI FEDERICO FELLINI
FAMILIENFILM 27 DIE MONSTER AG
VORSCHAU, IMPRESSUM 28
STIMMEN AUS DEN NEUNZIGER-JAHREN
Die 90er-Jahre: Das Jahrzehnt zwischen Mauerfall und dem Fall der Twin Towers. Das Jahrzehnt der politischen Neuordnung und der technischen Innovationen. Aber vor allem auch: zehn Jahre, die die Popkultur nachhaltig prägten. Das Filmpodium lässt im Sommer die Neunziger wiederaufleben: mal auf Speed, mal melancholisch durchhängend, zum Beat von Technomusik oder dem Dröhnen von Grunge. Wild, romantisch oder gnadenlos nihilistisch - wir lassen Regiestimmen erklingen, die sich in dieser Dekade zum ersten Mal Gehör verschafften und bis heute mit ihren Werken den Diskurs prägen. Ob Indie-Film oder Blockbuster, eines ist fast immer klar: Reality Bites! Im Gespräch mit dem Pop-Theoretiker und Buchautor Jens Balzer fühlt Pascal Blum den Puls der 90er-Jahre; Les Videos feiert in der Lounge Obskures und Wildes aus dem VHS-Vor- und Abspann und die Kurzfilmtage beweisen mit einem Videoclip-Programm, dass ein dreiminütiges Musikvideo aus den 90ern aufregender und stilprägender sein kann als ein ganzer Langfilm.
Essay von Hannah Pilarczyk
Die Neunziger wurden schon ausgedeutet, bevor sie überhaupt richtig losgegangen waren. Bereits 1992 schrieb der US-Politologe Francis Fukuyama vom «Ende der Geschichte» und perspektivierte aus diesem Jahr heraus eine Welt, in der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die liberale, marktwirtschaftliche Demokratie als Regierungsmodell durchsetzen würde und globale Systemrivalitäten wie während des Kalten Kriegs der Vergangenheit angehören würden. 1994 sagte Fukuyamas Fachkollege Samuel P. Huntington dagegen antagonistische Zeiten voraus, denn ein «Kampf der Kulturen» würde neue globale Konflikte hervorbringen.
Beide Ansätze erwiesen sich fast sofort als hinfällig. «Das Ende der Geschichte» konnte nicht erklären, warum die Geschichte mit dem Ausbruch des Kroatienkriegs 1991 ganz offenkundig weitergegangen war und es auch danach kontinuierlich zu Kriegen – etwa auf
dem Balkan – kommen konnte, die fernab der Konfliktlinie Kapitalismus versus Sozialismus verliefen. Der «Kampf der Kulturen» krankte von Anfang an an seiner begrifflichen Unschärfe, durch die mal Religionen, mal geopolitische Blöcke als «Kulturen» in Stellung gegeneinander gebracht wurden.
Im Nachhinein erweisen beide Ansätze aber eine gewisse emotionale Validität: Zu Beginn der Neunziger war offenkundig etwas so Grundlegendes zu Ende gegangen, dass aus der neuen Unsicherheit sofort das Bedürfnis entstand, mit neuen Begrifflichkeiten für alles Kommende gewappnet zu sein. Was damals zu Ende ging? Dem britischen Historiker Eric Hobsbawm zufolge nichts weniger als das 20. Jahrhundert. In seinem Buch «Das Zeitalter der Extreme» bezeichnete Hobsbawm das 20. Jahrhundert als «das kurze Jahrhundert», weil sich dessen prägende Konflikte und Prozesse innerhalb der Jahre 1914 bis 1991 vollzogen, also vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis zum Ende der Sowjetunion.
Die Welt, die sie wollten Folgt man Hobsbawm, waren die Neunziger somit gleichermassen Gegenwart wie auch schon Zukunft: Sie waren Teil des neuen
Kultur und damit unsere Art zu leben direkt beeinflusst und de facto reguliert haben und das wirkmächtiger und ungehinderter als jede andere Gruppe auf der Welt.»
Eine neue Idee von Kino
Die Neunziger als das lange Jahrzehnt, das sich bis in unsere Gegenwart ausgedehnt hat – das lässt sich auch auf das Kino übertragen. Mit Beginn der Neunzigerjahre hinterliessen viele der prägenden Autorenstimmen unserer Zeit ihre ersten unverwischbaren Spuren in der Filmgeschichte. Quentin Tarantino, Wong Kar-Wai, Lars von Trier, Claire Denis, Aki Kaurismäki, die Coen-Brüder, Takeshi Kitano und Richard Linklater brachten jeweils Filme ins Kino, die sich dank ihrer Originalität sofort in der Gegenwart verankerten: Sie waren Stimmen aus ihrer Zeit für ihre Zeit.
Die Bandbreite des globalen Filmschaffens, durch das Hongkong-Kino und die Dogma95-Filme massgeblich nach Osten und nach Norden erweitert und etwa durch das New Queer Cinema vertieft, war zum Ende des Jahrzehnts so gross, dass 1999 mittlerweile als eines der besten Filmjahre aller Zeiten gilt – schliesslich entstanden in dem Jahr so unterschiedliche Klassiker wie The Matrix Beau Travail Lola rennt oder Todo sobre mi madre
In diesen Filmen und mit ihrer Anhäufung verdichtete sich eine bestimmte Idee von Kino: von einem, das kulturell und kommerziell gleichermassen verfängt, das Oscars einfährt und Diskussionen auslöst. Die Produktionsfirma, die diese Idee scheinbar ideal verkörperte, war die von Harvey und Bob Weinstein – das Ministudio Miramax, das Publikumserfolge und Oscar-Gewinner wie Pulp Fiction oder La vita è bella verantwortete.
Jahrtausends, bevor es überhaupt angefangen hatte. Diese zweifache Verankerung hilft zu verstehen, warum die Neunziger aus ihrer Zeit heraus so wenig zu greifen waren und es auch jetzt noch immer sind. Der britische Kulturwissenschaftler Jeremy Gilbert fand dafür 2015 schliesslich einen passenden Begriff: «the long nineties».
Eingeführt in dem Vortrag «Captive creativity: breaking free from the long ‹90s› »1 bezeichnete Gilbert die Neunziger als «lang», weil einige der entscheidenden Entwicklungen, die in diesem Jahrzehnt ihren Ursprung genommen hatten, für ihn weit über die Jahrtausendwende hinaus noch nicht abgeschlossen waren. Als Beispiele führte er die Hinwendung sozialdemokratischer Parteien zum neoliberalen Finanzkapitalismus oder den Aufstieg Chinas zur globalen Wirtschaftsmacht an.
Mit Gilbert lässt sich auch nochmal anders verstehen, warum die Analysen von Fukuyama oder Huntington scheiterten. Laut Gilbert sortierten sie die Geschichte nämlich nach Modellen und Kategorien, die zur Zeit des Schreibens hinfällig geworden waren. «Fragt euch doch nur, wer die Kulturkämpfe der Sechziger, Siebziger und Achtziger wirklich gewonnen hat», schreibt Gilbert in seinem Vortrag. «Wer hat aus diesen Konflikten die Welt herausgeholt, die er wollte?» Keinesfalls die Konservativen, nicht die alte oder neue Linke, noch nicht einmal die ideologischen Neoliberalen, so Gilbert. «Die Leute, die genau die Welt bekamen, die sie wollten – mit ihrer präzisen Ausbalancierung von gesellschaftlicher Liberalisierung, politischer Demobilisierung, globalisierter Produktion, vereinheitlichten kulturellen Inhalten und universeller Abhängigkeit von elektronischen Konsumgütern –, waren Steve Jobs, Bill Gates und deren Konsorten. Sie sind die wahrhaft hegemoniale Klassenfraktion unserer Epoche; die Leute, die die Beschaffenheit unserer materiellen
Die Zersetzung beginnt Doch in dem Moment, in dem sich die Idee von einem kulturell und kommerziell tragfähigen Autorenkino verfestigt hatte, begannen auch die Zersetzungskräfte ihr Werk. 1994 wurde Amazon gegründet, 1997 folgte Netflix – die zwei Unternehmen, die im Kinobereich für die vereinheitlichten kulturellen Inhalte und die universelle Abhängigkeit von elektronischen Konsumgütern stehen, die Gilbert als Marker der neuen hegemonialen Verhältnisse nannte. Fast zeitgleich schlichen sich die Franchises in die Kinocharts ein: Erst mit der neuen Star Wars -Trilogie, dann mit The Lord of the Rings , den Harry PotterFilmen, dem Kino-Reboot von Mission: Impossible , mit Spider-Man Batman und den anderen Superhelden, bis 2011 erstmalig die Jahres-Top-Ten der US-Kinocharts komplett von Fortsetzungen dominiert waren. Das Zeitalter des IP, des intellectual property, war angebrochen, und mit ihm verfestigte sich das Amalgam aus technischer Innovation bei gleichzeitigem kreativem Stillstand, das der britische Musikjournalist Simon Reynolds kurze Zeit später im Pop mit dem Schlagwort «Retromania» versah. Sind die Neunziger im Kino also vorbei oder dauern sie an? Beides ist der Fall, nur sind sie jetzt auf andere Weise doppelt verankert: Sie sind nun Gegenwart und Vergangenheit. Weil Autorinnen und Autoren wie Tarantino, Claire Denis oder Wes Anderson weiterhin aktiv sind und mit ihnen die Idee vom künstlerisch und kreativ erfolgreichem Arthouse weiterlebt, wirken die Neunziger nach wie vor als entscheidender Fluchtpunkt fürs Kino. Gleichzeitig sind die Kräfte, die es unmöglich gemacht haben, dass sich eine neue Generation von Autorenstimmen wie die aus den Neunzigern etablieren konnte, ungebrochen am Werk. Sich mit den «long nineties» zu beschäftigen, heisst deshalb, tief in die Vergangenheit einzutauchen – und doch mitten in der Gegenwart anzukommen.
Hannah Pylarczyk arbeitet als Filmkritikerin bei «Der Spiegel»
Für die Unterstützung danken wir:
KIDS
Sa 16.8. 19:45
Das Filmpodium ist zurück aus der Sommerpause und freut sich, mit Ihnen auf die «wilden Tage», die vor uns liegen, anzustossen. Natürlich mit Musik aus den 90ern!
CLOSE-UP
NEMA-YE NAZDIK
Sa 16.8. 18:00 So 31.8. 15:00 Fr 5.9. 18:00
Iran 1990, Farbe, DCP, Farsi/e*, 98 REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Abbas Kiarostami KAMERA Ali Reza Zarrindast MIT Hossain Sabzian, Mohsen Makhmalbaf, Abolfazl Ahankhah, Mehrdad Ahankhah, Mahrokh Ahankhah, Monoochehr Ahankhah, Hossain Farazmand.
«Close-Up handelt von der Sehnsucht, jemand anderes zu sein, und von Fiktionen, die das Leben lebendiger machen. Der arbeitslose Drucker und leidenschaftliche Kinogeher Sabzian gibt sich als der berühmte Regisseur Mohsen Makhmalbaf aus. Als er der wohlhabenden Familie Ahankhah von seiner Idee erzählt, einen Film über sie zu drehen, fühlt man sich geehrt und bewirtet Sabzian grosszügig. Der Schwindel fliegt auf und Sabzian muss sich vor Gericht verantworten. Kiarostami bekam die Erlaubnis, den Prozess zu filmen, die Beteiligten konnte er davon überzeugen, sich selbst darzustellen – so auch Mohsen Makhmalbaf. Die Grenzen zwischen der Kunst und der Welt, in der sie entsteht, bleiben in diesem hybriden Werk fliessend.» (Arsenal, Okt 2021)
«Obwohl der Film fast ausschliesslich aus Szenen besteht, die mit Reenactments operieren, fordert Close-Up das Publikum heraus, die Authentizität eines Bildes immer zu hinterfragen, selbst wenn es eindeutig real erscheint. Die hybriden Filme von Abbas Kiarostami lehnen vorgefertigte Kategorien ab und finden ihre Lebendigkeit in der Wandelbarkeit ihrer Formen und Themen. Indem sie einen neuen Spielraum betreten, öffnen sie Dimensionen gestalterischer Freiheit, die das Publikum in ein Gespräch hineinziehen, das noch lange nach der letzten Abblende des Films weitergeht.» (Pat Mullen, povmagazine. com, Feb 2016)
DAYS OF BEING WILD AH FEI ZING ZYUN
Mi 20.8. 15:00 Sa 6.9. 20:45
So 28.9. 18:30
Hongkong 1990, Farbe, DCP, Kant/d, 94 REGIE und DREHBUCH Wong Kar-wai KAMERA Christopher Doyle, Peter Ngor Chi-kwan, Andrew Lau Waikeung MUSIK Chan Ming-diy, Leurona-Lombardo Oflyne SCHNITT Patrick Tam Kar-ming, Kai Kit-wai MIT Leslie Cheung Kwok-wing, Andy Lau Tak-wah, Maggie Cheung Man-yuk, Carina Lau Ka-ling, Jacky Cheung Hok-yau, Rebecca Pan Tik-hua, Tony Leung Chiu-wai.
«Hongkong, 1960: Yuddy, ein verwöhnter Frauenheld, ist bei einer Prostituierten aufgewachsen. Er schlägt seine Zeit mit sexuellen Affären tot. Dabei lernt er die Verkäuferin Su Li-zhen kennen, die ihm verfällt, während ihr ein in sie verliebter Polizist erfolglos hinterherläuft. Als Yuddy erfährt, dass seine leibliche Mutter eine vornehme Dame in Manila ist, macht er sich voller Hoffnung auf den Weg zu ihr.» (Filmcoopi)
«Ein nostalgischer Blick auf die zufälligen Begegnungen und Leidenschaften von sechs rebellischen jungen Leuten im Hongkong der 60er-Jahre. Es ist das Hongkong meiner Kindheitserinnerungen. Tsimshatsui, das heutige Touristenviertel, war wie ein Dorf, jeder kannte jeden. Wir lebten in einer Gegend, in der viele Emigrant:innen aus Shanghai wohnten. Das ist heute völlig verschwunden, diese Generation hat sich völlig assimiliert. Die Figur der Betty erinnert mich an die Frauen, die ich in der Generation meiner Mutter kannte. Ich wollte etwas von diesem Gefühl, das heute verloren gegangen ist, bewahren.» (Wong Kar wai)
MUSIKVIDEOS – EIN FILMISCHES LABOR DER 90ER
Fr 22.8. 20:45
BOYZ N THE HOOD
Di 2.9. 18:15 Fr 19.9. 15:00 USA 1991, Farbe, 35 mm, E/d/f, 107 REGIE und DREHBUCH John Singleton KAMERA Charles Mills MUSIK Stanley
Tyra Ferrell, John Cothran, Lexie Bigham, Regina King, Nia Long. «Als John Singleton 1992 zwei Oscarnominierungen für Regie und Drehbuch seines Debütfilms Boyz n the Hood erhielt, schrieb er gleich doppelt Geschichte: Mit 24 Jahren war er der jüngste Nominierte in der Geschichte der Oscars. Und zum ersten Mal in der 64-jährigen Geschichte der Academy wurde ein afroamerikanischer Filmemacher für die beste Regie vorgeschlagen. (...) Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von Teenagern in South Central L.A.. Im Mittelpunkt stehen Tre –dessen Vater und dessen Freundin ihn auf dem rechten Weg halten wollen – und zwei seiner Freunde (gespielt von Ice Cube und Morris Chestnut), die sich zu den Gangs des Viertels hingezogen fühlen. (...) Boyz n the Hood eröffnete eine Sichtweise auf das Leben der Schwarzen in Quartieren wie South Central, die jahrzehntelang nachwirken sollte, denn er veranschaulicht nicht nur das Leben in der Familie und das auf der Strasse, sondern auch, wie ein junger Schwarzer trotz vielversprechender Voraussetzungen den Tod findet. » (Alissa Wilkinson, Vox, Apr 2019)
THE MATCH FACTORY GIRL
TULITIKKUTEHTAAN TYTTÖ
Do 21.8. 18:30 Mi 27.8. 15:00 Mi 24.9. 20:45
Finnland 1990, Farbe, DCP, Finn/d, 65 REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Aki Kaurismäki KAMERA Timo Salminen MUSIK Originalmusik aus finnischen Schlagern MIT Kati Outinen, Elina Salo, Vesa Vierikko, Esko Nikkari, Silu Seppälä, Reijo Taipale.
Durch das Programm führt John Canciani, künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage Winterthur, ca. 70' Viele heute bekannte Regisseur:innen schärften in den 1990er Jahren ihr filmisches Handwerk in der Welt der Musikvideos. Diese waren ein ästhetisches Versuchslabor: Hier traf Hip Hop auf High Fashion, Pop auf Postmoderne und Street Culture auf Sci Fi. Die Bilder waren schnell, grell, poetisch oder provokativ – und oft stilprägender als ganze Kinofilme.
David Fincher, Spike Jonze, Floria Sigismondi, Michel Gondry, Paul Hunter oder auch Sofia Coppola schufen visuelle Ikonen, die tief ins kollektive Gedächtnis der Popkultur eingingen. Ihre frühen Arbeit en legten nicht nur den Grundstein für spätere Filmkarrieren, sondern zeigen – wie dieses Programm – bereits jene Handschrift, mit der sie später das Kino prägten. Mit Budgets von low bis hoch entwickelten sie visuelle Stile, testeten radikale Schnitte, expe rimentierten mit Farben, Perspektiven und Erzählformen – frei von narrativen Zwängen, aber voller Ausdruckskraft.
Dieses Programm würdigt Musikvideos als Ursprungsorte moderner Filmästhetik – laut und gross auf der Leinwand. (jc)
«Tag für Tag steht Iris in den lärmenden Hallen der Streichholzfabrik. Nach Feierabend erwarten sie eine ewig schweigende Mutter und ein griesgrämiger Stiefvater, die sich vor laufendem Fernseher von ihr bedienen lassen. Wenn sie abends ausgeht, bleibt sie als Einzige unaufgefordert zum Tanz, und als sie sich eines Tages von ihrem schmalen Lohn ein rotes Kleid gönnt, kassiert sie dafür zu Hause eine Ohrfeige und den Befehl, es zurückzubringen. Doch sie zieht es an. Und es wirkt. Für eine Nacht erobert sie damit den wohlsituierten Aarne, der aber schon bald nichts mehr von ihr wissen will. Und schon gar nicht von dem Kind, das sie nun erwartet. (…) Rigoros, schnörkellos und mit beklemmender Intensität entwickelt Aki Kaurismäki im letzten Teil seiner ‹proletarischen Trilogie› eine Geschichte von gnadenloser Trostlosigkeit. Nichts ist überflüssig in diesem Film. Ohne Abschweifungen, ohne Umwege erzählt jedes Bild das Wesentliche. Ein abgründig düsteres, bitterböses modernes Märchen und eine mörderische Groteske.» (Patricia Hinkelbein, Stadtkino Basel, Okt 2015)
MY OWN PRIVATE IDAHO
So 17.8. 20:45 Sa 6.9. 15:00 Sa 27.9. 18:30
USA 1991, Farbe, 35 mm, E/d/f, 104 ' REGIE und DREHBUCH Gus Van Sant AUTOR William Shakespeare KAMERA Eric Alan Edwards, John J. Campbell MUSIK Bill Stafford SCHNITT Curtiss Clayton MIT River Phoenix, Keanu Reeves, James Russo, William Richert, Rodney Harvey, Chiara Caselli, Michael Parker, Jessie Thomas, Flea, Udo Kier, Gus Van Sant.
«Mike und Scott schlagen sich als Stricher durch die Strassen Portlands. Scott ist der eigensinnige Sohn des Bürgermeisters und Mikes Objekt der Begierde, Mike ist ein Strassenkind auf der Suche nach seiner Mutter. Die beiden Gestrandeten verbindet eine innige Freundschaft. Durch die unberechenbare Welt der Junkies, Diebe und Freier führt die Suche von den schäbigen Gassen zu den weiten Highways im Nordwesten. In der Hoffnung, Mikes Mutter zu finden, machen sich die beiden auf den Weg nach Idaho.» ( Kino Cameo, Feb 2020)
«Mit diesem Film begann 1991 das New Queer Cinema und die Weltkarriere von Van Sant: Der Regisseur verlegt Shakespeare ins Sexwork-Milieu und lässt River Phoenix und Keanu Reeves zu grosser Schauspielform auflaufen, indem er sie auf eine Reise zu sich selbst schickt. Die beiden Schauspieler gehörten damals zu den begehrtesten Nachwuchsstars Hollywoods; Keanu Reeves machte anschliessend mit Filmen wie Matrix Weltkarriere, River Phoenix verstarb 1993. Als ikonisches Leinwandpaar schrieben sie mit My Own Private Idaho Filmgeschichte.» (Kampnagel, Aug 2022)
Clarke SCHNITT Bruce Cannon
MIT Cuba Gooding Jr., Laurence Fishburne, Angela Bassett, Ice Cube, Morris Chestnut,
MY OWN PRIVATE IDAHO
SLACKER
So 31.8. 20:45 Do 4.9. 15:00
Sa 20.9. 18:00
USA 1991, Farbe, 35 mm, E/e*, 100 REGIE und DREHBUCH Richard Linklater KAMERA
NO LIMITS?! JENS BALZER ÜBER DIE POPKULTUR DER 90ER
Sa 20.9. 18:00
Gespräch, 60', Moderation: Pascal Blum Im Anschluss an SLACKER
POLICE STORY 3: SUPER COP
GING CHAAT GOO SI III: CHIU KUP GING CHAAT
Sa 23.8. 20:45 Do 25.9. 20:45 Hongkong 1992, Farbe, DCP, Kant/e, 95
REGIE Stanley Tong Gwai-Lai DREHBUCH Edward Tang Ging-sang, Fibe Ma Mei-ping, Lee Wai-Yee KAMERA Andy Lam Kwok-wah MUSIK Jonathan Lee Chung-shing SCHNITT Peter Cheung Yiu-chung, Cheung Ka-fai MIT Jackie Chan, Michelle Yeoh, Maggie Cheung, Wah Yuen.
THE OAK BALANTA
So 24.8. 15:00 Mi 3.9. 20:30 Mi 17.9. 18:15
Frankreich/Rumänien 1992, Farbe, 35 mm, Rum/f/e*, 105
REGIE und DREHBUCH Lucian Pintilie KAMERA Doru Mitran SCHNITT Victorita Nae MIT Maia Morgenstern, Razvan Vasilescu, Victor Rebengiuc, Dorel Visan, Mariana Mihut.
Mi 3.9. 20:30
Mit Einführung der Slawistin Clea Wanner, 15'
Der Schriftsteller und Autor Jens Balzer beschäftigt sich in seinen Büchern und Texten intensiv mit der Popkultur. In seiner bislang dreibändigen Gesellschaftsgeschichte – «Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er», «High Energy. Die Achtziger – das pulsierende Jahrzehnt» und «No Limit. Die Neunziger –das Jahrzehnt der Freiheit» – erzählt er dabei mitreissend von den wegweisenden Ereignissen wie Irrungen und Wirrungen der verschiedenen Jahrzehnte. Ausgehend von Richard Linklaters Film Slacker (1991), in dem Jugendliche sich scheinbar ziellos durchs Leben manövrieren und diskutieren und ihren Unmut über den Zustand der Welt äussern, spricht er über die Popkultur der 90er Jahre und darüber, wie sich gewisse Diskurse heute komplett umgekehrt haben. Denn was sich in Linklaters Film zuweilen nach heiterer Ver schwörungstheorie anhört, hat heute jegliche Unschuld verloren.
Für die Unterstützung danken wir:
«Mit Slacker legte Richard Linklater den Grundstein für eine neue Ära des amerikanischen Independent-Kinos der 1990er-Jahre. Der Film wurde zum Wendepunkt – viele spätere Indie-Regisseure nennen ihn als Inspirationsquelle oder gar als Türöffner. Slacker ist kein gewöhnlicher Film, sondern ein Mosaik aus Momenten: lose verbundene Figuren, die durch einen Tag voller skurriler Gedanken, Zufälle und Begegnungen treiben. Ein intellektuelles, absurdes Porträt einer texanischen Subkultur. Da ist Linklater selbst, als ziellos umherziehender Buspassagier, ein alter Anarchist, der sich mit einem Einbrecher anfreundet, Verschwörungstheoretiker, TVSammler, verlorene Seelen – ein Reigen der Rastlosen. Gedreht mit kaum mehr als Leidenschaft und einer Handvoll Dollar, wurde Slacker zur Kultlegende. Der Begriff ‹Slacker› selbst fand durch ihn den Weg in den allgemeinen Sprachgebrauch. Linklater verwebt flüchtige Begegnungen zu einem witzigen, überraschenden und satirischen Spiegelbild einer Generation: der Generation X. Ein Film wie ein Gedankenspaziergang – anarchisch, nachdenklich, unvergesslich.» (Apple TV)
«Mit Actionsequenzen, die so spektakulär sind, dass Quentin Tarantino einmal erklärte, der Film enthalte die ‹besten Stunts, die jemals in einem Film gedreht wurden›, setzt Police Story 3: Supercop mit Jackie Chan und Michelle Yeoh zwei HongkongSuperstars als Polizisten in Szene, die einen gewalttätigen Drogenbaron zur Strecke bringen wollen. Chan, der sich als Held der Hongkonger Polizei einen Namen gemacht hat, wird entsandt, um Yeohs Interpol-Inspektorin Jessica Yang bei den internationalen Ermittlungen zu unterstützen. Ihre Reise führt sie von Hongkong nach Thailand und schliesslich nach Malaysia – und gipfelt in einer Verfolgungsjagd durch überfüllte Strassen, auf dem Dach eines Zuges und an der herunterhängenden Leiter eines Helikopters, der hoch über den Strassen von Kuala Lumpur fliegt. Der dritte Teil der Police Story-Reihe markierte (…) einen entscheidenden Moment in Jackie Chans Aufstieg zum Hollywoodstar. Zugleich bedeutete der Film das Comeback von Michelle Yeoh, die nach kurzer Auszeit zur Schauspielerei zurückkehrte – und ihre Rückkehr auf die Leinwand mit vielen waghalsigen Stunts feierte, die sie selbst ausführte. An ihrer Seite glänzen weitere Grössen des Hongkong-Kinos, darunter Maggie Cheung und Yuen Wah.» (Queensland Art Gallery of Modern Art, Feb 2023)
«Die schöne und rücksichtslos trotzige Nela, deren Vater, ein Geheimdienstmitarbeiter, gerade verstorben ist, macht sich mit seiner Asche in einer Kaffeedose auf den Weg in die trostlose Provinz. Als sie in einem heruntergekommenen, überfüllten Krankenhaus ankommt, beginnt Nela eine spontane Liebesaffäre mit einem brillanten, etwas groben und respektlosen Arzt.» (mk2 Films)
«Drei Jahre nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur in Rumänien veröffentlichte Pintilie seinen ersten Film seit den 70er-Jahren, das ‹posttotalitäre Opus› The Oak – eine düstere Darstellung einer Gesellschaft, die verlassen ist und von ihrer leidvollen Vergangenheit überschattet wird. Basierend auf Ion Băieşus Roman ‹Balanţa› beginnt Pintilies Adaption mit einem dystopischen Porträt der rumänischen Hauptstadt Bukarest, das verlassene Hunde und verfallene Gebäude dokumentiert, während die Kamera sich an Müllbergen in städtischen Sumpfgebieten vorbeischlängelt. All diese Bilder fungieren als Subtexte. Sie sind düstere Erinnerungen an die Zerstörung einer vergangenen Ära und doch Zeichen für etwas Grösseres – die Fortsetzung eines solchen Regimes, das dank der Wiedereinstellung ehemaliger kommunistischer Partisanen durch die neue Regierung weiterhin floriert.»
(Senses of Cinema, Olivia Maria Hărşan, Juni 2014)
NAKED
Fr 22.8. 15:00 Mo 25.8. 21:00
Mo 29.9. 20:45
GB 1993, Farbe, 35 mm, E/d/f, 131
REGIE
DREHBUCH
Ein zynischer Querdenker und Rabiatphilosoph am Rande der sozialen Verwahrlosung ist frisch aus Manchester geflohen und zieht nun durch die nächtlichen Strassen Londons. Dort verwickelt er andere herumstreunende Existenzen in rastlose Dialoge und liefert endlose Tiraden über Gott und die Welt. Vor allem sein Verhältnis zu Frauen ist geprägt von Egoismus und emotionaler Unfähigkeit, gestaltet sich als toxisch und destruktiv. (tb) «‹Hast du einen Kelch oder so etwas? Denn mein Herz blutet.› Naked war das Auffanggefäss für einige der giftigsten Ergüsse von Angst, Wut und Mitleidlosigkeit in Mike Leighs Karriere und schenkte uns eines der grossartigsten Monster des britischen Kinos: den unausstehlichen, frechen Hochstapler und Pseudointellektuellen Johnny. (...) Die schiere fanatische Ausdauer von Johnny, dem Provokateur, Johnny, dem Beleidiger, der nicht aufhören will, bis ihn jemand in die Notaufnahme befördert, ist beeindruckend. (...) Und Johnny ist zugleich ein Raubtier, ein Schänder, sodass wir ihm trotz seiner offensichtlichen Ängste und seines Selbsthasses keinen Moment lang unser Erbarmen zukommen lassen. Er steht im Mittelpunkt einer zutiefst pessimistischen Geschichte, die nicht – wie viele von Leighs Filmen – von erlösenden Momenten gezähmt wird. Dies ist ein Film von virtuosem Nihilismus und Hohn.» (Peter Bradshaw, The Guardian, Nov 2021)
SONATINE
Mi 10.9. 18:30
Mi 17.9. 15:00
So 14.9. 20:45
Japan 1993, Farbe, 35 mm, Jap/d, 94 ' REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Takeshi Kitano KAMERA Katsumi Yanagishima MUSIK Joe Hisaishi MIT Takeshi Kitano, Aya Kokumai, Tetsu Watanabe, Masanobu Katsumura, Susumu Terashima.
«Das Grossartige an Sonatine sind die Frische des Films und seine Überraschungsmomente. Eigentlich ist er eine leicht ausgefallene Variation des traditionellen Yakuza-Thrillers. Kitano spielt Murakawa, den schweigsamen, einflussreichen Killer. Sein Boss drängt ihn, sich in einen Bandenkrieg in Okinawa einzumischen; er merkt jedoch, dass er seiner Arbeit überdrüssig ist. (...) Strukturell ist der Film dreigeteilt wie eine Sonate. Er beginnt fortissimo mit stürmischen Szenen des Bandenkriegs. Als Murakawa und seine Männer sich in ein Versteck am Meer flüchten, nehmen ihre surrealen, witzigen Streiche die verspielte Leichtigkeit eines Scherzos an. Die lyrische Auseinandersetzung mit dem Tod schliesslich ist das Adagio einer stimmungsvollen Selbstbeobachtung. Herausfordernd, gewitzt, abenteuerlich und absolut einzigartig.» (Geoff Andrews, Time Out Film Guide)
Lee Daniel SCHNITT Scott Rhodes MIT Richard Linklater, Kathy McCarty, Rudy Basquez, Jean Koffein, Jan Hockey, Stephen Hockey, Mark James.
und
Mike Leigh KAMERA Dick Pope
MUSIK Andrew Dickson SCHNITT Jon Gregory MIT
David Thewlis, Lesley Sharp, Katrin Cartlidge, Greg Cruttwell, Claire Skinner, Peter Wight, Ewen Bremner, Susan Vidler, Elizabeth Berrington.
SLACKER
EXOTICA
Sa 23.8. 18:30 So 7.9. 15:00 Fr 12.9. 20:45
Kanada 1994, Farbe, 35 mm, E/d/f, 103 REGIE und DREHBUCH Atom Egoyan KAMERA Paul Sarossy MUSIK Mychael Danna SCHNITT Susan Shipton MIT Bruce Greenwood, Mia Kirshner, Don McKellar, Arsinée Khanjian, Elias Koteas.
«Atom Egoyans faszinierender internationaler Durchbruch Exotica ist einer der prägenden Independent-Filme der 1990er-Jahre und führt die Konventionen des Psychothrillers in neue, gewagte Gefilde. Im neonbeleuchteten Stripclub ‹Exotica› in Toronto sucht eine Gruppe verlorener Seelen – darunter ein von Trauer heimgesuchter Mann, eine junge Frau, beide durch eine rätselhafte Beziehung verbunden, ein obsessiver Moderator und ein Schmuggler seltener Vogeleier – Erlösung, während sie in einem Kreislauf aus Sex, Schmerz, Eifersucht und Katharsis die Traumata ihrer auf mysteriöse Weise miteinander verflochtenen Geschichten aufarbeiten.» (The Criterion Collection)
«In den Monaten nach dem Start von Pulp Fiction sprach ich mit vielen Menschen, die von dessen verschachtelter Erzählstruktur fasziniert waren – von der Art, wie der Film mit scheinbaren Widersprüchen spielte. Genau diese Menschen werden an Exotica wohl noch mehr Gefallen finden. Denn während für Pulp Fiction das Experiment mit der Zeit mehr eine Fingerübung war, verfolgt Exotica einen tieferen Zweck: Wir steigen ein in eine Welt voller Verzweiflung und Sehnsucht und bewegen uns langsam, beinahe unmerklich in Richtung Erkenntnis und Erlösung. Dabei gelingt es Atom Egoyan auf erstaunliche Weise, Elemente von Drama, Erpressung und raffinierter Täuschung einzuweben. Der Film entfaltet sich als ein kunstvoll verschachteltes Geflecht aus Überraschungen und Momenten stiller Schönheit – und am Ende trifft er mit einer leisen, herzzerreissenden Wucht.»
(Roger Ebert, Chicago Sun Times, 3.3.1995)
PULP FICTION
Sa 16.8. 20:45 Do 28.8. 15:00
Sa 20.9. 21:00
USA 1994, Farbe, 35 mm, E/d/f, 142 REGIE und DREHBUCH Quentin Tarantino, Roger Avary KAMERA Andrzej Sekula MUSIK Kool & The Gang, Al Green, Dusty Springfield, Neil Diamond u.v.a. SCHNITT
Sally Menke MIT John Travolta Samuel L. Jackson, Uma Thurman, Ving Rhames, Bruce Willis, Harvey Keitel, Tim Roth, Amanda Plummer, Christopher Walken, Rosanna Arquette, Steve Buscemi, Quentin Tarantino.
«Episoden aus der Unterwelt von L.A.: Zwei Auftragskiller müssen eine Leiche und eine bluttriefende Limousine beseitigen, ein Borderline-Pärchen versucht ein Restaurant auszurauben, und ein alternder Boxer riskiert sein Leben wegen einer vom Vater geerbten Uhr. Schrill, wie ein cooler Rausch inszeniert und bis in die letzte Nebenrolle hochkarätig besetzt: Quentin Tarantino gewann mit Pulp Fiction, seiner zweiten Regiearbeit, die Goldene Palme in Cannes und wurde endgültig zum Starregisseur.» (Filmpodium, Nov/Dez 2014)
«Quentin Tarantinos zweiter Spielfilm wirkt immer noch wie eine Explosion all dessen, was wir über Film zu wissen glaubten. Ein Gangsterfilm, in dem die Gangster über Cheeseburger plaudern? In dem die Erzählung wie ein zerbrochenes Puzzle ist, das ungeordnet wieder zusammengesetzt wird? Mit dem Typen aus Look Who’s Talking als aalglattem Auftragskiller? Der Geld einbringt, Oscars gewinnt und so viele Nachahmer findet, dass er praktisch ein eigenes Genre ist? Es brauchte nur einen überkandidelten Ex-Videothekenangestellten mit der richtigen Portion Chuzpe, um das zu schaffen. » (Matthew Singer, Time Out)
REALITY BITES
Mo 18.8. 20:45 Sa 13.9. 18:30 Fr 26.9. 15:00
USA 1994, Farbe, DCP, E/d*, 99 REGIE Ben Stiller DREHBUCH Helen Childress KAMERA
Emmanuel Lubezki MUSIK Karl Wallinger SCHNITT
Lisa Zeno Churgin, John Spence MIT Winona Ryder, Ethan Hawke Janeane Garofalo, Steve Zahn, Ben Stiller, Swoosie Kurtz, John Mahoney, Renée Zellweger.
«Lelaina, Vickie und Sammy ziehen nach ihrem Collegeabschluss gemeinsam in ein Apartment. Die Zukunftsaussichten für Lelaina sind nicht gerade rosig. Obwohl sie das College als Jahrgangsbeste abschliesst, bekommt sie nur einen Assistenzjob beim Fernsehen, der sie völlig unterfordert. Privat geht auch alles drunter und drüber, als der hochintelligente, aber arbeitsscheue Slacker Troy in die WG zieht. Lelaina und Troy mögen sich, geraten aber wegen der unterschiedlichen Lebenseinstellungen oft aneinander. Als sie sich mit dem Yuppie Michael einlässt, rebelliert Troy gegen diese Beziehung, und es entwickelt sich ein emotional aufgeladenes Dreiecksgespann ...» (film.at)
«Reality Bites ist exemplarisch für das Lebensgefühl der Generation X zu betrachten. Ben Stillers lockere, aber dennoch tiefgründige Tragikomödie ist das Regiedebüt des heutigen Starkomikers (…). Stiller, der damals noch am Anfang seiner Karriere stand, wirkt auch in einer aus heutiger Sicht für ihn völlig untypischen Nebenrolle mit. Sein Michael Grates ist ein Yuppie wie aus dem Bilderbuch und definitiv nicht der Sympathieträger des Films. Diese Rolle gebührt eindeutig Winona Ryder und Ethan Hawke. Hawkes Slacker-Coolness (lange Matte, stets eine Kippe und einen Kaffee am Start) ist phänomenal. Er liebt es zu reden, zu philosophieren – von tiefgründig bis schwachsinnig.» (Carsten Baumgardt, Filmstarts)
SPEED
Mi 20.8. 20:15 Mo 15.9. 20:45
Sa 20.9. 15:00
RE:VISION 18:30 (S. 24)
USA 1994, Farbe, DCP, E/d*, 116 REGIE Jan de Bont DREHBUCH Graham Yost KAMERA Andrzej Bartkowiak MUSIK Mark Mancina SCHNITT John Wright MIT Keanu Reeves, Dennis Hopper, Sandra Bullock.
«Manchmal bringt das sonderbare, im maschinellen Rhythmus stampfende HollywoodSystem einen Film hervor, der es genau abbildet – und gerade dadurch einen Zustand absoluter Klarheit und Vollkommenheit erreicht. Einen Film, so pur und perfekt, dass seine industrielle Fertigung unverkennbar ist. Ein solcher Film ist Speed . Sein Drehbuch beruht auf einer teuflisch schlichten Vorgabe: Ein psychopathischer Erpresser (wie immer: Dennis Hopper) hat eine Bombe in einem Linienbus in Los Angeles angebracht. Die Bombe wird losgehen, sobald das Tempo des Busses unter 50 Meilen pro Stunde fallen sollte. Das weiss der Erpresser Payne, und das lässt er, aus einer perversen Spielfreude heraus, den jungen, grimmigen Cop Jack Traven (zum ersten Mal als Actionheld: Keanu Reeves) wissen, der Payne schon einmal in die Quere gekommen war. (…) Ein Actionfilm hat nur ein Ziel: die Spannung. Nichts anderes zählt in Speed. Der Film ist reine Geschwindigkeit, ganz wie sein Titel verheisst, der zweifellos die gleichnamige Droge mitmeint: die Sucht, den Rausch und jenes High, das ein gelungener Trip – auch im Kino – auslösen kann. Die einzigen Koordinaten von Speed sind Raum und Zeit und die Staus von Los Angeles. In einer gewaltigen, alles vereinnahmenden Bewegung prescht der Film, gedreht vom Regiedebütanten Jan de Bont, durch seine Handlung. Ihn treibt ein unerbittlicher Drang nach vorn, eine gnadenlose Dynamik.» (Der Spiegel, Okt 1994)
KIDS
Mo 22.9. 20:45 Fr 26.9. 20:45 USA 1995, Farbe, 35 mm, E/d/f, 91 REGIE Larry Clark DREHBUCH Harmony Korine KAMERA Eric Alan Edwards MUSIK Lou Barlow, John Davis SCHNITT Christopher Tellefsen MIT Leo Fitzpatrick, Chloë Sevigny, Rosario Dawson, Justin Pierce, Harold Hunter, Jon Abrahams.
Als Larry Clarks Kids 1995 uraufgeführt wurde, schlug er in den USA, und nicht nur dort, wie ein Blitz ein. Wegen seines schonungslosen, kontroversen Inhalts, aber auch, weil er einen wunden Punkt in der amerikanischen Jugendkultur traf, den das Mainstream-Kino weitgehend ignoriert oder dann weichgespült hatte. Mit einem Drehbuch des damals 19-jährigen Harmony Korine griff Kids die moralische und emotionale Erschöpfung der städtischen Jugend in den 1990er-Jahren auf. Clark drehte in den Strassen New Yorks, wo er mit Handkamera, nicht professionellen Schauspieler:innen und naturalistischen Dialogen operierte. Im Zentrum des Films, den ein US-Kritiker «Lord of the Flies with skateboards, nitrous oxide and hip-hop» nannte, stehen der rücksichtslose 16-jährige Telly, dessen Absicht es ist, möglichst viele Mädchen zu entjungfern, um sich später bei seinen Kumpeln damit zu brüsten, und die gleichaltrige Jenny, die erfährt, dass sie HIV-positiv ist – und der einzige Junge, mit dem sie Sex hatte, ist Telly. (…) Kids entstand so an der Schnittstelle gleich mehrerer Krisen: der Aids-Epidemie, des Kriegs gegen Drogen und einer zunehmenden moralischen Panik hinsichtlich des Verhaltens von Jugendlichen. (tb)
SPEED
PULP FICTION
LA HAINE
So 24.8. 20:45 Mo 15.9. 15:00
Frankreich 1995, sw, 35 mm, F/d, 98 ' REGIE und DREHBUCH Mathieu Kassovitz KAMERA
Pierre Aïm, Georges Diane MUSIK Assassin SCHNITT Mathieu Kassovitz, Scott Stevenson MIT Vincent Cassel, Hubert Koundé, Saïd Taghmaoui.
«Das Leben von Vinz, Hubert und Saïd, drei arbeitslosen Jugendlichen aus den Pariser Banlieues, ist von Gewalt, Drogen und PolizeiSchikanen geprägt. Nach einer Krawallnacht herrscht der Ausnahmezustand. Abdel, ein Junge aus dem Viertel, wird während einer Polizeikontrolle brutal zusammengeschlagen und liegt im Koma. Vinz findet die Dienstwaffe eines Polizisten – und schon bald überstürzen sich die Ereignisse. Ein grimmiges und packendes Sozialdrama über das Leben: La haine ist ein Meilenstein des französischen Kinos der 90er-Jahre.» (Filmpodium 2022)
« La haine schlug ein wie eine Bombe. Die Banlieue der Weltstadt Paris und ihre Protagonist:innen waren plötzlich da – in SchwarzWeiss. Juden, Muslime und Schwarze geeint, wütend, aber unwiderstehlich cool. Diese Jugendlichen würden nicht mehr verschwinden, das machte La haine dem hinterletzten Vorgestrigen klar. Hier kam die Gewalt der Jungs gegen die strukturelle Gewalt. Und das französische Kino, dieses Weltkulturerbe erster Güte, schien plötzlich von unerwarteter Seite bedrängt – und bereichert.» (Kino Xenix, Jun/Jul 2017)
NÉNETTE ET BONI
Sa 30.8. 15:00 Fr 12.9. 15:00 Mo 15.9. 18:00
Frankreich 1995, Farbe, 35 mm, F/e, 103 REGIE Claire Denis DREHBUCH Claire Denis, Jean-Pol
Fargeau KAMERA Agnès Godard MUSIK Tindersticks SCHNITT Yann Dedet MIT Grégoire Colin, Alice Houri, Jacques Nolot, Valeria Bruni Tedeschi, Vincent Gallo, Malek Brahimi, Gérard Meylan, Alex Descas.
«Nenétte (Alice Houri) und Boni (Grégore Colin) sind Geschwister, die seit dem Tod der Mutter nichts mehr miteinander zu tun haben. Er arbeitet als Pizzabäcker im Hafen von Marseille und hat die Bäckersfrau (Valeria Bruni Tedeschi) zum Zentrum seiner sexuellen Fantasien auserkoren – die jedoch in einer wunderbar verliebten Szene zu einem Song von den Beach Boys mit ihrem amerikanischen Bäckergatten (Vincent Gallo) flirtet. Als Nénette plötzlich schwanger vor Bonis Tür steht, weist er sie ab und will sie nicht in seine Welt eindringen lassen – zwei Körper, die sich in der Folge zugleich anziehen und abstossen.» (Arsenal Berlin)
«In Nénette et Boni schwanken wir oft zwischen Traum, Fantasie und Realität, ohne klare Grenzen. Wir treiben an gewalttätigen Höhepunkten entlang, getragen von einem faszinierenden, sehr musikalischen Rhythmus, denn Claire Denis bevorzugt immer Substanz vor Bedeutung, Klänge und Farben (vor allem Blau und Grau) vor Psychologie. Selbst ihre Sicht auf Marseille ist ungewöhnlich, weit entfernt vom malerischen Postkartenbild. Es gibt keine warme, sinnliche Atmosphäre oder farbenfrohe Kulisse. Man fühlt sich fast wie in einer nordischen Stadt. Dennoch spürt man den Puls von Marseille, das nahe Meer, den Wind und den Verkehr. Mit Nénette et Boni bestätigt Claire Denis ihr Talent, Orte und Figuren auf physische und sinnliche Weise zum Leben zu erwecken. Sie formt ihre Bilder wie eine Bildhauerin. Das Ergebnis ist ein Film mit Substanz.» (Jacques Morice, Télérama)
THE DOOM GENERATION
Mo 8.9. 20:45 Di 23.9. 18:30
USA/Frankreich 1995, Farbe, DCP, E/d*, 83
REGIE und DREHBUCH Gregg Araki KAMERA Jim Fealy MUSIK Dan Gatto SCHNITT Gregg Araki, Kate McGowan MIT James Duval, Rose McGowan, Jonathon Schaech.
«Gregg Araki begibt sich auf einen Höllentrip der besonderen Art – ein wildes Roadmovie durch die abgründige Einöde Amerikas, angetrieben von Drogen und Fast Food. Als sie zufällig auf einen gefährlich-verführerischen Drifter treffen, geraten der coole Kalifornier und seine rebellische, vulgäre Freundin auf eine zunehmend gewalttätige, perverse und düster-komische Reise, bei der die erotische Spannung ebenso steigt wie die Zahl der Leichen.» (The Criterion Collection)
«The Doom Generation von Gregg Araki, einem Pionier des New Queer Cinema, ist vollgepackt mit einer Fülle von witzigem Material und einer Sammlung von Cameo-Auftritten. (…) Der Soundtrack des Films entfaltet seine treibende Kraft mit Musik von The Jesus & Mary Chain, Nine Inch Nails, Cocteau Twins, Pizzicato Five, Love & Rockets und vielen weiteren. Mehr als jeder andere Filmemacher, der sich mit der ‹New Kids›-Generation beschäftigt, scheint Araki mit The Doom Generation seinen Finger am Puls der Zeit zu haben und nicht nur am Auslöser seiner Kamera.» (Marjorie Baumgarten, Austin Chronicles, 3.11.1995)
BREAKING THE WAVES
Di 19.8. 20:30 Sa 30.8. 20:45
So 7.9. 17:30
Dänemark 1996, Farbe, 35 mm, E/d/f, 158 ' REGIE Lars von Trier DREHBUCH Lars von Trier, Peter Asmussen KAMERA Robby Müller MUSIK Joakim Holbek SCHNITT Anders Refn MIT Emily Watson, Stellan Skarsgård, Katrin Cartlidge, Jean-Marc Barr, Adrian Rawlins, Jonathan Hackett, Sandra Voe, Udo Kier, Mikkel Gaup, Roef Ragas.
«Anfang der 70er-Jahre verliebt sich die naive Bess, die in einer kleinen Gemeinde an der Nordwestküste Schottlands lebt, in Jan, einen älteren Mann, der auf einer Ölplattform arbeitet. Trotz des Widerstands ihres Umfelds heiraten sie. Jan fährt wieder auf seine Bohrinsel, während Bess die Tage bis zu seiner Rückkehr zählt in der Gewissheit, dass ihre Liebe gesegnet ist, da sie davon überzeugt ist, direkt mit Gott zu kommunizieren. Als Jan jedoch einen Unfall erleidet und gelähmt bleibt, befürchtet er, Bess verzichte nun aufopfernd auf das ‹normale› Leben einer jungen Frau. Ans Bett gefesselt, gelingt es ihm aber, sie davon zu überzeugen, dass es ihm bei seiner Heilung helfen könnte, wenn sie sich anderen Männern hingibt.» (filmsdulosange.com)
«Grössenwahn in jeder Hinsicht: Lars von Trier (…) wendet sich dem Melodrama zu und verbindet tendenziell inkompatible Einflüsse von Dreyer bis Fassbinder zum überdimensionalen Hohelied der reinen Liebe. (...) Wechselnd zwischen einer frenetischen Handkamera, die durch Videotransfer und fehlende Kader zusätzlichen Verstörungsschwung bezieht, und künstlich-schönen Landschaftstableaus als Kapitelüberschriften, ‹singt Lars von Trier ein ungewöhnlich dissonantes, herzergreifendes und kühnes Lied von bedingungsloser Liebe. Hier wird Extremes auf extreme Weise durchgespielt› (Peter Buchka) » (Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum, Mai 2005)
FARGO
Di 19.8. 18:15 Do 28.8. 20:45
So 14.9. 15:00
USA/GB 1996, Farbe, 35 mm, E/d/f, 97 REGIE Joel Coen, Ethan Coen (ungenannt) DREHBUCH Joel & Ethan Coen KAMERA Roger Deakins MUSIK Carter Burwell SCHNITT Roderick Jaynes (=Joel & Ethan Coen) MIT William H. Macy, Frances McDormand, Steve Buscemi Peter Stormare, Harve Presnell, Tony Denman, Kristin Rudrüd, John Carroll Lynch, Larry Brandenburg, Bruce Bohne. «Der perfekt durchdachte Comedy-Thriller Fargo von Ethan und Joel Coen hat sich als klassischer Film noir etabliert. Oder vielleicht besser noir-blanc: eine Geschichte von krimineller Bosheit und Borniertheit in den weiten, schneeweissen Landschaften von Minnesota und North Dakota. (…) Herausragend ist die Leistung von Frances McDormand als Marge Gunderson, einer im siebten Monat schwangeren Polizeichefin, die die brutale Ermordung eines State-Troopers und zweier Einheimischer untersucht. Diese Menschen wurden von zwei lächerlich inkompetenten Ganoven, Carl (Steve Buscemi) und Gaear (Peter Stormare), ermordet, die von dem ebenso schwachen wie gierigen Autoverkäufer Jerry Lundegaard angeheuert wurden, der hervorragend von William H. Macy gespielt wird – mit grossen, traurigen blauen Augen, die Selbstmitleid und ohnmächtige Verbitterung ausstrahlen. (…) David Lynch hätte die Geschichte von Fargo wohl so erzählt, dass sie so ungelöst wie unlösbar ist; Quentin Tarantino hätte die plötzlichen Gewaltausbrüche vielleicht dadurch erklärt, dass die Täter eine Menge Kokain oder Crack zu sich nehmen. Die Coens hingegen machen es realistischer und menschlich sympathischer, und McDormand passt perfekt dahinein.» (Peter Bradshaw, The Guardian, Jun 2021)
LA HAINE
THE DOOM GENERATION
FROM DUSK TILL DAWN
Fr 29.8. 18:15 Di 2.9. 20:45
Do 18.9. 20:45
USA 1996, Farbe, 35 mm, E/d/f, 109 ' REGIE Robert Rodriguez DREHBUCH Quentin Tarantino, nach der Story von Robert Kurtzman KAMERA Guillermo Navarro MUSIK Graeme Revell SCHNITT Robert Rodriguez MIT George Clooney, Harvey Keitel, Quentin Tarantino, Juliette Lewis, Ernest Liu, Salma Hayek, Cheech Marin, Danny Trejo, Tom Savini.
«Ein raubmordendes Brüderpärchen nimmt nach Absolvierung einiger Massaker in Texas einen Priester und dessen zwei Kinder samt Wohnmobil als Geiseln. Breitspurig betont werden vorerst psychodynamische Machtspiele zwischen Entführern und Opfern und die bange Frage, wann der psychotische Gangsterbruder, dem es nach der Tochter (Juliette Lewis, einmal mehr als Lolita) gelüstet, die Nerven wegschmeissen wird. Diese Themen sind jedoch rasch vom Tisch, als das Quintett in Mexiko in einem obskuren Tanz-, Sauf- und Strip-Lokal namens The Titty Twister einkehrt.» (Drehli Robnik, Falter, Jun 1996)
«Die Mixtur aus Komik und Grausamkeit, aus Komödie und Gewalt-Oper, die From Dusk till Dawn von Anfang an kennzeichnet, wird gerade bei uns viele Zuschauer verunsichern, die nicht mit den E.C. Comics, dem Exploitation-Kino und der Horrorfilmzeitschrift ‹Fangoria› aufgewachsen sind wie Rodriguez und Tarantino. (...) Rodriguez und Tarantino mischen aber nicht nur die Genres und Gattungen. Der Film ist im Grunde eine Überraschungstüte mit zwei Filmen, wobei die gute alte Tradition des Double Feature aufgenommen wird.» (Hans Schifferle, epd Film, Jul 1996)
I SHOT ANDY WARHOL
Do 11.9. 20:45 Fr 26.9. 18:30
USA/GB 1996, Farbe, 35 mm, E/d/f, 103
REGIE Mary Harron DREHBUCH Mary Harron, Daniel Minahan KAMERA Ellen Kuras MUSIK John Cale
SCHNITT Keith L. Reamer MIT Lili Taylor, Jared Harris, Stephen Dorff, Martha Plimpton, Lothaire Bluteau. «Mary Harron hat Filme über machtbesessene Mörder ( American Psycho ) und ikonische Sexsymbole ( The Notorious Bettie Page ) gedreht, beides findet sich bereits in ihrem Debüt aus dem Jahr 1996. Im Juni 1968 schoss Valerie Solanas auf Amerikas berühmtesten Künstler, Andy Warhol. Harrons Film verfolgt das Eindringen dieser faszinierenden Frau, der Autorin des SCUM-Manifests (Society for Cutting Up Men), in Warhols erlesenen inneren Kreis. Lili Taylor zieht uns magnetisch in ihren Bann als Solanas, eine zerrüttete, paranoide Gestalt, die auch zufällig eine der einflussreichsten Stimmen der radikalen Frauenbewegung war. I Shot Andy Warhol lebt von dieser Spannung. Mit der Zeit hat der Film sich zu einem der grossartigsten und beständigsten Werke der Independent-Filmbewegung der 1990er-Jahre entwickelt, die Killerfilme massgeblich mit ins Leben rief.» (Film at Lincoln Center)
HIGH ART
Mo 1.9. 21:00 Di 9.9. 18:30
Kanada/USA 1998, Farbe, Digibeta, E/d, 101 '
REGIE und DREHBUCH Lisa Cholodenko KAMERA Tami
Reiker MUSIK Shudder to Think SCHNITT Amy E.
Duddleston MIT Ally Sheedy, Radha Mitchell, Gabriel Mann, Patricia Clarkson, Bill Sage, Anh Duong, David Thornton, Tammy Grimes.
«Syd ist eine aufstrebende Zeitschriftenredakteurin, die sich in ihrer heterosexuellen Beziehung langweilt und eine intensive Verbindung zu der renommierten, aber zurückgezogen lebenden lesbischen Künstlerin Lucy Berliner aufbaut, die im tristen Wohnkomplex eine Etage über ihr wohnt. Ihre Beziehung wird überwältigend leidenschaftlich und führt zu einer künstlerischen Zusammenarbeit –jedoch nicht ohne emotionale Verluste, zumal ihr gemeinsames Verlangen mit dem Ärger von Lucys heroinabhängiger Freundin Greta kollidiert. High Art ist einer dieser grossartigen, bewegenden Filme des New Queer Cinema aus den 1990er-Jahren, die New York in seiner ganzen Schäbigkeit und all seinen verzweifelten Ambitionen einfangen.» (Samantha Bergeson, IndieWire, 7.3.25)
«Mit mehr Unbehagen, als man verkraften kann, schlägt High Art einen neuen Kurs für den amerikanischen Indie-Film ein. Anstelle der üblichen Scorsese-artigen Kumpelgeschichten haben wir hier etwas, das eher an die funky Fassbinder-Welt der marginalisierten, pansexuellen Depressiven erinnert. Die Debütregisseurin Lisa Cholodenko, die auch das Drehbuch schrieb, ist fasziniert vom langsamen Verfall zerstörter Leben.» (Peter Rainer, Dallas Observer, 18.6.1998)
LOLA RENNT
Di 26.8. 18:30 Mi 24.9. 15:00
Deutschland 1998, Farbe, 35 mm, D/f, 79 REGIE und DREHBUCH Tom Tykwer KAMERA Frank Griebe MUSIK Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil SCHNITT Mathilde Bonnefoy MIT Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Joachim Król, Ludger Pistor, Armin Rohde, Nina Petri.
«Berlin, 1998. Lola und Manni sind Anfang zwanzig und ein Liebespaar. Manni hat sich in letzter Zeit auf halb kriminelle Geschichten eingelassen und jobbt als Geldkurier für einen Autoschieber. Doch heute läuft alles schief: Er hat die Geldübergabe komplett vermasselt, weil er auf der Flucht vor Fahrscheinkontrolleuren die Plastiktüte mit dem Geld in der U-Bahn liegengelassen hat. 100 000 Mark! In 20 Minuten will sein Boss das Geld abholen. Manni ist verzweifelt. Er weiss nicht, was er tun soll, und ruft Lola an.» (Kinopolis)
«Das ist schon prächtig in Szene gesetzt, wie Franka Potente als Lola durch die Strassen von Berlin hetzt. Sie ist eine Pippi Langstrumpf des Techno, on the run zu pulsierender Musik. (…) Der Schnitt ist fetzig wie bei MTV oder in Werbespots. Man arbeitet mit Animation, Comic- und Kabarettelementen, SlapstickEinfällen und dem Wechsel von Video- und Filmbildern zur Illustrierung unterschiedlicher Realitätsebenen. (...) Mit seinem rasanten Stil fegt Tykwer auch das aus unseren Köpfen, was wir in den letzten Jahren vom deutschen Kino gewohnt sind.» (Hans Schifferle, epd Film, 8.8.1998)
THERE’S SOMETHING ABOUT MARY
So 21.9. 15:00 Di 30.9. 20:45
USA 1998, Farbe, 35 mm, E/d/f, 119
REGIE Peter Farrelly, Bobby Farrelly DREHBUCH Ed Decter, John J. Strauss, Bobby Farrelly, Peter Farrelly
KAMERA Mark Irwin MUSIK Jonathan Richman
SCHNITT Christopher Greenbury MIT Ben Stiller, Cameron Diaz, Matt Dillon, Lee Evans, Chris Elliott, W. Earl Brown, Lin Shaye, Richard Tyson, Rob Moran, Harland Williams, Jeffrey Tambor, Markie Post.
« There’s Something About Mary dreht sich um den vom Pech verfolgten Ted (Ben Stiller), der ein regelrechtes Charlie-Brown-Leben führt. Seine Therapeutin sagt seine Sitzungen ab, seine Freunde haben alles, was er will, und er kommt immer noch nicht über das Mädchen (Cameron Diaz) hinweg, mit dem er fast zum Abschlussball gegangen wäre. Er schwelgt in Fantasien und versucht, den tragischen Reissverschlussunfall zu vergessen, der ihn für Wochen ins Krankenhaus und
LES VIDEOS PRESENTS: BE KIND, REWIND!
um seine vermeintlich perfekte Beziehung gebracht hat. Also folgt er dem Rat von Dom (Chris Elliot) und engagiert den Privatdetektiv Healy (Matt Dillon), um sie zu finden, damit er endlich einen Schlussstrich ziehen und vielleicht eine zweite Chance auf Liebe bekommen kann. Aber wird Healy sie finden, und wenn ja, kann er ihrem Football-andBeer-Charme widerstehen?» (Apple TV)
«Die Farrelly-Brüder sind bekannt für ihren derben Humor, der auch in ihrem grössten Hit There’s Something About Mary unverkennbar zum Ausdruck kommt – im Guten wie im Schlechten. (…) Sicherlich sind viele der ekelerregenden Slapstick-Gags des Films kreativ, einprägsam und kultig. Das SpermaHaargel ist das bekannteste Beispiel, aber Ben Stillers Kampf mit einem zugedröhnten Hund ist das lustigste. (…) Wenn man über die verrückten Gags und Versatzstücke hinwegsieht, ist dieser Film eine scharfsinnige Satire auf die Klischees romantischer Komödien.» (Dan Stalcup, The Goods Filmreview, 14.8.2021)
Fr 19.9. ab 20:00 Uhr
In der Lounge Eintritt frei / Kollekte für Les Videos Tarantino war nur der berühmteste unter ihnen: Eine ganze Generation von Filmemacher:innen hat ihr Handwerk in Videotheken gelernt. Möglich gemacht hat es die VHSKassette ab Anfang der 1980er-, die Blütezeit fand während der ganzen 1990er-Jahre statt, an deren Ende die DVD die Möglichkeiten noch vervielfachte – bevor der Markt dann nach und nach von Netflix etc. kolonisiert wurde.
Heute ist die Videothek ausgestorben – beinahe! Das im Niederdorf ansässige Les Videos trotzt eisern dem Zeitgeist – und kapert am
19.9. die Lounge des Filmpodiums, um die VHS zu feiern. Linear und ohne Sprachauswahl, aber mit Rückspulimperativ. «Direct to Video»: Filme, die das Kino nicht verdient hat. Action, Horror, Splatter und Erotik, vom Zensor verstümmelt oder direkt auf den Index verbannt.
Wer traut sich (ab 18!), mit uns hinter den roten Vorhang zu blicken, wo es viele, meist zu Recht vergessene Dinge neu zu entdecken gibt? Spass, schlechter Geschmack und thematische Drinks sind garantiert. Vielleicht gibt es sogar ein Quiz. Video Home System forever! (ds)
DIE KOSTEN DER SCHÖNHEIT
Kozaburo Yoshimura ist ein Meister das klassischen japanischen Kinos, dessen Werk ausserhalb Japans heute jedoch nur noch wenigen bekannt ist. Dabei schuf er einige der eindrücklichsten Dramen der Blütezeit des japanischen Films. Im Mittelpunkt seiner Filme stehen immer wieder der rapide soziale Wandel der japanischen Nachkriegsgesellschaft und dabei besonders die Frauen, die bei Yoshimura gesellschaftlichen Normen zum Trotz ihre eigenen Wege gehen. Die Retrospektive bietet die überaus seltene Gelegenheit, dieses aussergewöhnliche, in betörendem Schwarzweiss wie in sinnlicher Farbe inszenierte Werk zu entdecken – und das mit sieben 35-mm-Filmkopien sowie einer neuen 4K-Restaurierung. Parallel dazu zeigen wir noch drei Regiearbeiten von Kaneto Shindo, dem langjährigen Drehbuchautor Yoshimuras, dessen Filme sich deutlich ausgeprägter als die seines Mentors an den jungen Filmrebellen der 1960erJahre orientieren.
Essay von Lukas Foerster
«Sie ist so schön, warum haben sie sie nicht zur Geisha ausbilden lassen? Was für eine Verschwendung!» Das sagt in Kozaburo Yoshimuras Clothes of Deception (1951) eine Passantin über Taeko, eine junge Frau, die im Rotlichtviertel Kyotos lebt, aber eben nicht in der sexarbeitsnahen Entertainmentbranche arbeitet, sondern einen Bürojob hat und von einem Leben im fernen Tokio träumt. Schönheit ist nicht nur in Clothes of Deception , sondern in vielen Filmen Kozaburo Yoshimuras ein zweischneidiges Schwert. Sie erfreut einerseits die Sinne, trägt Glück und – in Yoshimuras Kino ab 1956 – Farbe in den grauen, beengten Alltag. Andererseits ist sie stets auch eine Ware und, vor allem in traditionellen Gesellschaften, ein Mittel der Normierung und Unterdrückung. Auch ein goldener Käfig ist schön. Vor allem für die, die nicht selbst drin sitzen. Yoshimuras Kino ist eines, das die Augen nicht verschliesst vor den Kosten der Schönheit; deshalb ist es aber noch lange nicht dazu bereit, selbst der Schönheit zu entsagen.
Kozaburo Yoshimura, am 9. September 1911 geboren, durchläuft eine durchaus typische Laufbahn für einen japanischen Regisseur seiner Zeit. Bereits im Alter von 18 Jahren tritt er in die Dienste von Shochiku, einer der wichtigsten Produktionsfirmen des Landes, und arbeitet dort hauptsächlich als Assistent Yasujiro Shimazus, eines der führenden Regisseure des Studios. 1939 wird er zum Langfilmregisseur befördert, in den Folgejahren entstehen einige Filme, die dem Militarismus der Zeit huldigen. Sein erster Nachkriegsfilm, The Ball at the Anjo House (1947), immer noch für Shochiku, wird zu einem Riesenerfolg. Ein paar Jahre später gründet er gemeinsam mit Kaneto Shindo, der die Drehbücher zu zahlreichen seiner Filme schreibt, die Kindai Eiga Kyokai, englisch Modern Film Association, eine unabhängige Produktionsfirma. Die meisten Filme seiner produktivsten Phase in den 1950ern und 1960ern entstehen jedoch für das Studio Daiei. Ab Mitte der 1960er-Jahre kommt seine Karriere auch aufgrund gesundheitlicher Probleme ins Stocken, bis Mitte der 1970er kann er noch eine Handvoll Filme fürs Kino realisieren, danach zieht er sich aus der Industrie zurück.
Neue Filme für eine neue Zeit Gemeinsam mit unter anderem dem ein Jahr älteren Akira Kurosawa, dem ein Jahr jüngeren Keisuke Kinoshita und auch dem gleichfalls ein Jahr jüngeren Kaneto Shindo ist Yoshimura Teil einer Generation japanischer Filmemacher, die die Goldene Ära des japanischen Kinos in den 1950er-Jahren entscheidend prägt. Einer Generation, die ihrerseits zutiefst geprägt ist von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und der Katastrophe, in die der japanische Imperialismus das Land geführt hatte.
Es ist eine Generation der Erneuerer, des demokratischen Aufbruchs in die dem zivilen Fortschritt und ganz besonders in den ersten Jahren nach Kriegsende dem idealistischen Humanismus verpflichtete Nachkriegsmoderne. Gleichzeitig freilich ist es eine Generation, die ihre ersten Schritte in der Filmindustrie bereits vor dem Krieg getan hat und die damit ihre Wurzeln noch im alten Japan mit seinen quasifeudalistischen Strukturen und rigiden sozialen Normen hat. Reformer eher denn Revolutionäre, bereichern Yoshimura und seine Kollegen das Kino ihrer Zeit mit neuen Tonfällen und neuen Themen, durchaus auch mit Formexperimenten, ohne indes die Grundfesten der japanischen Kinotradition – das Genre- und Studiosystem vor allem – infrage zu stellen.
Shindo nimmt in dieser Generation insofern eine Sonderstellung ein, als er sich einerseits politisch deutlich aufseiten der Linken positioniert und ein schärferes Auge als seine Kollegen für die sozialen Härten des ökonomischen Booms der Nachkriegszeit hat und andererseits in seinen eigenen Regiearbeiten ab den 1960er-Jahren ästhetisch die Nähe zu den radikalen Kinorebellen der Neuen Welle um Nagisa Oshima und Masahiro Shinoda sucht. Filme wie The Naked Island (1960), Onibaba (1964) und Kuroneko (1968) klopfen den kulturellen Traditionsbestand mit viel Stilwillen auf revolutionäres Potenzial ab.
Yoshimuras Filme sind leiser und weicher, aber deshalb nicht weniger präzise im Blick auf ihre Gegenwart. Deutlicher noch als bei Shindo, Kurosawa und Kinoshita artikuliert sich der Konflikt zwischen dem Alten und dem Neuen bei ihm direkt in den Filmen aus. Gleich The Ball at the Anjo House handelt von nichts anderem: Eine vormals reiche und privilegierte Familie sieht sich nach dem Krieg gezwungen, sich von einem grossen Teil ihrer Besitztümer zu trennen – vor allem von dem titelgebenden Haus, einer ausladenden Villa, die in ihrer feudalen Opulenz offensichtlich nicht ins moderne, demokratische Japan passt. Der Film selbst, das zeigt schon seine teils entfesselt-schwerelose Bildsprache an, ist zweifellos aufseiten des Fortschritts. Und weiss doch, dass der notwendige Aufbruch
einer ins Ungewisse ist. Hart erkämpft fühlt sich Setsuko Haras Lächeln in der umwerfenden Schlussszene an. In Yoshimuras Filmen der 1950er wird oftmals Kyoto zum Schauplatz und Medium des Konflikts zwischen Alt und Neu. Unter den schwarzen Ziegeldächern der einstigen Hauptstadt mit ihrer langen, wechselvollen Geschichte setzt sich die Moderne nur langsam durch, gegen viele Widerstände. Wieder und wieder tauchen die Filme ein in die belebten Gassen Kyotos, in denen Schönheit und Beengung, Begehren und Gewalt fliessend ineinander übergehen. Neugierig und zugewandt, nie moralisierend oder von oben herab blickt Yoshimura auf diese Welt.
Selbst ist die Frau Das imperiale Japan war ganz auf heroische Männlichkeitsideale und die Aufopferung des Einzelnen für die Nation zugeschnitten. Yoshimuras Kino hingegen steht auf der Seite des Individuums – und einer neuen, zivilen Weiblichkeit. Es sind vor allem Frauen, die sich in seinen Filmen stets eigensinnige Wege durch eine Gesellschaft im Umbruch bahnen. Vor allem drei Schauspielerinnen – die gerissene und pragmatische Machiko Kyo, die elegante und sinnliche, oft auch leicht melancholische Fujiko Yamamoto sowie die enigmatische und eigensinnige Ayako Wakao –werden zu Fixpunkten in seinem Schaffen, vielleicht gar zu drei einander ergänzenden Optionen weiblicher Subjektivität. Die emotionale Intensität seiner Frauenporträts hat Yoshimura Vergleiche mit Kenji Mizoguchi eingebracht, einem Regisseur, dessen spätes Hauptwerk ebenfalls hauptsächlich bei Daiei entsteht – ein Projekt, An Osaka Story (1957), übernimmt Yoshimura nach Mizoguchis Tod von diesem. In das beim älteren Regisseur dominante melodramatische Muster der «gefallenen Frau» passen Yoshimuras Protagonistinnen freilich selbst dann nicht, wenn sie sich gelegentlich dazu gezwungen sehen, ihren Lebensunterhalt im Rotlichtviertel zu verdienen. Denn Yoshimuras Frauen sind keine Opfer, sondern Unternehmerinnen. Sie stellen die wohlschmeckendsten Süsswaren Kyotos her (A Woman’s Uphill Slope 1960) oder farbenfrohe Kimonos ( Undercurrent , 1956), leiten Schauspielschulen ( The Ladder of Success, 1958) oder mondäne Nachtclubs (An Osaka Story). Die Probleme beginnen stets erst dann, wenn sie in der Liebe auf derselben Unabhängigkeit bestehen wie im Geschäftlichen. Denn die Männer haben allzu oft Mühe, mit den Frauen und den sich verändernden Zeiten Schritt zu halten. Nicht zuletzt hat der Freiheitsdrang der Protagonistinnen Yoshimuras stets eine ästhetische Seite. Wie die Frauen in seinen Filmen sich ein selbstbestimmtes Leben und das Recht auf neue Erfahrungen erkämpfen, erarbeitet sich Yoshimuras Kino Schritt für Schritt neue Ausdrucksdimensionen. Undercurrent etwa ist nicht nur sein erster Farbfilm, sondern gleichzeitig ein Film über das Verlangen nach Farbe – über das Verlangen einer Frau nach neuen, anderen Farben und vielleicht auch nach Schönheit zu ihren eigenen Bedingungen.
Lukas Foerster lebt in Köln und schreibt als freier Autor über das Kino und anderes. Für das Zustandekommen des Programms danken wir der Japan Foundation.
THE BALL AT THE ANJO HOUSE
ANJO-KE NO BUTOKAI
So 17.8. 18:30
So 7.9. 20:45
Japan 1947, sw, 16 mm, Jap/e, 89
REGIE Kozaburo Yoshimura
DREHBUCH Kaneto Shindo, nach einer Idee von Kozaburo Yoshimura
KAMERA Toshio Ubukata MUSIK Chuji Kinoshita SCHNITT Yoshi Sugihara MIT Setsuko Hara, Yumeko Aizome, Osamu Takizawa, Masayuki Mori, Masao Shimizu, Keiko Tsushima, Chieko Murata.
«Nach dem Pazifikkrieg ist die aristokratische Familie Ando in eine schwierige Lage geraten. Der stolze Vater Tadahiko steht kurz davor, sein Anwesen an einen reichen Schwarzmarkthändler zu verlieren. Sein Sohn Masahiko hat ein Dienstmädchen der Familie verführt, während er heimlich eine Ehe mit der Tochter des Händlers, Yoko, anstrebt. Tochter Akiko hat die Annäherungsversuche des Chauffeurs der Familie zurückgewiesen, der nun als unabhängiger, wohlhabender Geschäftsmann in die Stadt zurückgekehrt ist. Nur Tadahikos andere Tochter, die aufgeweckte und nachdenkliche Atsuko (Setsuko Hara), hat noch einen Funken Hoffnung für die Zukunft. Gemeinsam beschliesst die Familie, einen letzten Gesellschaftsball zu veranstalten, um das adlige Leben, an das sie sich gewöhnt haben, noch einmal aufleben zu lassen und zu betrauern. (…) Während Atsukos Familie um sie herum strauchelt und auseinanderfällt, ist Haras Figur der Klebstoff, der sie alle notgedrungen zusammenhält. Von den vier Protagonisten ist sie die Einzige, die noch an die Zukunft glaubt.» (Grant Watson, The Angriest, Jul 2016)
«Ich finde, dass die grosse Zeit des japanischen Kinos in ihrem Bild der Welt, der intimen Beziehungen, der Einsamkeit, der Innerlichkeit emotional sehr intensiv ist. Für mich verkörpert Setsuko Hara (in The Ball at the Anjo House ) eine erstaunliche Spiritualität mit einer seltsamen, fast Garbo-esken Schönheit.» (Susan Sontag, The New York Times, 24.1.2003)
CLOTHES OF DECEPTION ITSUWARERU SEISO
Do 4.9. 18:15 Di 9.9. 20:45
So 14.9. 18:30 Japan 1951, sw, 35 mm, Jap/e, 102 '
«In den Jahren 1951–1960 realisierte Yoshimura eine beeindruckende Reihe von Filmen über arbeitende Frauen in Japans alter Hauptstadt Kyoto, in denen er anhand persönlicher Dilemmata die Zwickmühlen einer Nation erkundete, die sich in einem raschen und unumkehrbaren Wandel befand. Zusammengenommen stellen sie eine der eindringlichsten Analysen der japanischen Nachkriegserfahrung dar. Der erste dieser Filme, Itsuwareru seiso , ist ein bewegendes Filmdrama, das den Konflikt zwischen Alt und Neu anhand der Erfahrungen zweier Schwestern aufrollt: Während die eine, hartgesotten wie geschäftstüchtig, als Geisha im Stadtteil Gion arbeitet, ist die andere im örtlichen Tourismusbüro tätig und trägt im Gegensatz zu ihrer Schwester westliche Kleidung. (...) Der Film war ein grosser Erfolg bei den Kritikern und belegte damals den dritten Platz in der ‹Kinema Junpo›-Jahresbestenliste, hinter Ozus Bakushu und Naruses Meshi . ‹Er wurde für seine exakte und realistische Darstellung der besonderen Atmosphäre des Kyotoer Viertels Gion gelobt›, schreiben Joseph Anderson und Donald Richie, ‹und machte Yoshimura zu einem Rivalen von Mizoguchi, indem er seine Position als Spezialist für Filme über Frauen etablierte.›» (Alexander Jacoby, Johan Nordström, Il cinema ritrovato, Jun 2024)
YOSHIMURA UND DAS KLASSISCHE JAPANISCHE KINO
Do 4.9. 18:00
Vortrag von Lukas Foerster, 30' Anschliessend CLOTHES OF DECEPTION
Kozaburo Yoshimura ist ein in Vergessenheit geratener Meister des klassischen japanischen Kinos, dessen Werk sich immer wieder um die Auswirkungen eines sich modernisierenden Landes dreht. In seinem Vortrag stellt der Filmkritiker und Medienwissenschaftler Lukas Foerster dieses aussergewöhnliche Schaffen vor. Er bespricht es im Kontext des japanischen Kinos der 1950er Jahre und der sich anbahnenden Umbrüche der 1960er, als eine neue Generation junger Filmschaffender gegen das japanische Studiosystem aufbegehrte.
UNDERCURRENT YORU NO KAWA
Do 21.8. 20:30 Sa 13.9. 20:45
Sa 27.9. 20:45
Japan 1956, Farbe, DCP, Jap/e, 104 ' REGIE Kozaburo Yoshimura DREHBUCH Sumie Tanaka, nach dem gleichnamigen Roman von Hisao Sawano KAMERA Kazuo Miyagawa MUSIK Sei Ikeno SCHNITT Shigeo Nishida MIT Fujiko Yamamoto, Ken Uehara, Michiko Ono, Kazuko Ichikawa, Michiko Ai, Keizo Kawasaki, Eijiro Tono, Shunji Natsume, Eitaro Ozawa.
«Kiwa Funaki, Designerin kunstvoll-moderner Stoffe f ür traditionelle Kimonos, bewegt sich staunenswert selbstbewusst, dabei ohne viel Aufhebens durch die Geschäftswelt, reist, raucht, verhandelt und ignoriert souverän die mehr oder meist weniger subtilen Ansinnen, sie an einen Mann zu bringen. Sie fügt sich ein in das Kyoto der 1950er-Jahre, in Japans Umbruch der Nachkriegszeit, der Althergebrachtes erschüttert und den die Kamera in luziden Bildern urbanen Lebens und in weiten Panoramen einfängt. Diese eigensinnige Protagonistin wächst uns ans Herz, und bang erwarten wir, wie sie sich entscheidet, als sie schliesslich doch von der Liebe heimgesucht wird.» (Barbara Kronsfoth, Viennale, Okt 2024)
«In kräftigen Farben gibt Yoru no kawa die textilen Kunstwerke Kiwas wieder, deren Muster sich an Vorlagen aus der Natur orientieren. Und so unkonventionell und modern wie die Entwürfe seiner Protagonistin ist auch das ‹Design for Living›, das Regisseur Kozaburo Yoshimura an ihrem Beispiel demonstriert. Dabei rückt er in seinem ganz unsentimentalen Melodram, seinem ersten Farbfilm, den wachsenden Einfluss westlicher Waren und Werte in der japanischen Nachkriegsgesellschaft ebenso ins Bild wie die traditionsgebundenen Formalien des Zwischenmenschlichen.» (Berlinale 2023)
Fr 22.8. 18:30 Mi 27.8. 20:45
Mi 3.9. 15:00
Japan 1957, sw, 35 mm, Jap/e*, 96 REGIE Kozaburo Yoshimura DREHBUCH Yoshikata Yoda, nach den Kurzgeschichten von Saikaku Ihara KAMERA Kohei Sugiyama MUSIK Akira Ifukube MIT Ganjiro Nakamura, Raizo Ichikawa, Kyoko Kagawa, Shintaro Katsu, Michiko Ono, Narutoshi Hayashi.
Eine Bauernfamilie kann die Steuern nicht mehr zahlen und flüchtet deshalb nach Osaka. Aus lauter Armut sammeln sie dort Reiskörner vom Boden auf, doch statt sich davon zu ernähren, fängt der Vater an, diese zu verkaufen. Schon bald macht er auch mit gepanschtem Tee erfolgreich Geschäfte, wird ausserdem zum gewieften Kredithai und vor allem zu einem grossen Geizhals. Die krankhafte Knauserigkeit wird ihm indes zunehmend zum Verhängnis, da er dadurch seine Frau und auch seine Kinder verliert. (tb) «Yoshimura wurde weithin als Erbe von Kenji Mizoguchi angesehen, und als Mizoguchi 1956 starb, ersetzte er ihn als Regisseur seines letzten Projekts: eine tragikomische Geschichte über einen Bauern, der zum Händler wird, und über dessen zerstörerische Besessenheit von Reichtum. Yoshimura drehte den Film erklärtermassen als Gedenken an seinen verstorbenen Kollegen. (...) Joseph Anderson und Donald Richie schreiben, der Film sei ‹voller hervorragender Satire auf die Anfänge des Kapitalismus›, und sehen ihn als einen Seitenhieb auf Japans kommerzielle Hauptstadt, deren Einwohner stereotypisch bekannt dafür waren, von Reichtum besessen zu sein.» (Alexander Jacoby, Johan Nordström, Il cinema ritrovato, Jun 2024) Print Courtesy of National Film Archive of Japan
ON THIS EARTH CHIJO
So 24.8. 18:30 Fr 29.8. 15:00 Japan 1957, Farbe, 35 mm, Jap/e*, 98 REGIE Kozaburo Yoshimura DREHBUCH Kaneto Shindo, nach dem gleichnamigen Roman von Seijiro Shimada KAMERA Yoshihisa Nakagawa MUSIK Akira Ifukube MIT Hiroshi Kawaguchi, Hitomi Nozoe, Kinuyo Tanaka, Kyoko Kagawa, Keizo Kawasaki, Shin Saburi.
«Dieser oft zu Unrecht vergessene Film spielt in der Taisho-Periode (1912–26) und erzählt von einem Jungen, der zu einem neuen politischen Bewusstsein findet, als seine Mutter notgedrungen beginnt, in einem Geisha-Etablissement zu arbeiten, um seine Studiengebühren zu bezahlen. Der Film basiert auf einem Roman von Seijiro Shimada (1899–1930), der mit der Veröffentlichung des ersten Bands von ‹Chijo› im Jahr 1918 aufgrund seines jugendlichen Alters für grosses Aufsehen sorgte. Das Buch wurde selbst von etablierten Schriftstellern wie dem ‹Rashomon›-Autor Ryunosuke Akutagawa gelobt und wurde zum Bestseller.» (Alexander Jacoby, Johan Nordström, Il cinema ritrovato, Jun 2024)
« On This Earth (Chijo) ist bemerkenswert als Erzählung über einen heftigen Klassenkampf in Japan, der in einer epischen Dimension ausgetragen wird. Gleichzeitig ist es eine zärtliche, einfühlsame und elegische Geschichte einer jungen Liebe, die einer Romeo-und-JuliaErzählung ähnelt. Angesiedelt ist sie in der Ära von Kaiser Taisho, die für ihre liberale Bewegung bekannt ist. (Antti Alanen, anttialanenfilmdiary.blogspot.com, Jun 2024)
Print Courtesy of National Film Archive of Japan
CLOTHES OF DECEPTION
5 16. AUG — 30. SEP 2025
5 16. AUG — 30. SEP 2025
DAYS OF BEING WILD
STIMMEN AUS DEN NEUNZIGER-JAHREN
KOZABURO YOSHIMURA
DIE KOSTEN DER SCHÖNHEIT
SARAH MALDOROR POESIE UND MILITANZ
AUG
Sa 16
15:00 SÉLECTION LUMIÈRE IL CASANOVA DI FEDERICO FELLINI
Federico Fellini, Italien/USA 1976, DCP, I/e, 155
18:00 DAYS OF BEING WILD CLOSE-UP
Abbas Kiarostami, Iran 1990, DCP, Farsi/e*, 98 '
19:45 DAYS OF BEING WILD APÉRO ZUM SAISONAUFTAKT
Das Filmpodium ist zurück aus der Sommerpause – stossen Sie mit uns bei 90er-Musik auf die kommenden «wilden Tage» an!
20:45 DAYS OF BEING WILD PULP FICTION
Quentin Tarantino, USA 1994, 35 mm, E/d/f, 142 '
So 17
15:00 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL THE FALLING SKY
Eryk Rocha, Gabriela Carneiro da Cunha, Brasilien/Italien 2024, DCP, OV/e, 110 Mit Einführung der Ko-Regisseurin Gabriela Carneiro da Cunha
18:30 KOZABURO YOSHIMURA THE BALL AT THE ANJO HOUSE
Kozaburo Yoshimura, Japan 1947, 16 mm, Jap/e, 89
20:45 DAYS OF BEING WILD MY OWN PRIVATE IDAHO Gus Van Sant, USA 1991, 35 mm, E/d/f, 104
Mo 18
18:30 SONDERVORSTELLUNG BRUNO SPOERRI – EIN LEBEN FÜR DIE MUSIK
In Anwesenheit von Bruno Spoerri, Bettina Spoerri und Miklós Klaus Rózsa Anschl. Apéro im Foyer und auf der Terrasse
20:45 DAYS OF BEING WILD REALITY BITES
Ben Stiller, USA 1994, DCP, E/d*, 99
Di 19
18:15 DAYS OF BEING WILD FARGO
Joel Coen, Ethan Coen (ungenannt), USA/GB 1996, 35 mm, E/d/f, 97 '
20:30 DAYS OF BEING WILD BREAKING THE WAVES
Lars von Trier, Dänemark 1996, 35 mm, E/d/f, 158
Mi 20
15:00 DAYS OF BEING WILD DAYS OF BEING WILD
Wong Kar-wai, Hongkong 1990, DCP, Kant/d, 94
18:30 VORTRAGSREIHE
RE:VISION 6/03
Premiere
In Anwesenheit von Cast/Crew 35-mm-Film-Kopie 16-mm-Film-Kopie
X/x Gesprochene Sprache/Untertitel x* Elektronische Untertitel vom Filmpodium erstellt OV Mehrere Originalsprachen
6 (8) Freigegeben ab 6 Jahren, empfohlen ab 8 Jahren
KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich
+41 44 415 33 66 www.filmpodium.ch
EINTRITTSPREISE
CHF 18.— / CHF 15.— (AHV/Legi) CHF 9.— (Alle unter 25 Jahren und Kulturlegi) Specials und Filme mit Überlänge: erhöhte Preise Vorverkauf zu den Kassenöffnungszeiten
ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN
• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)
• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)
• Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode)
Fr 22
15:00 DAYS OF BEING WILD NAKED
Mike Leigh, GB 1993, 35 mm, E/d/f, 131
18:30 KOZABURO YOSHIMURA AN OSAKA STORY Kozaburo Yoshimura, Japan 1957, 35 mm, Jap/e*, 96
20:45 DAYS OF BEING WILD MUSIKVIDEOS –EIN FILMISCHES LABOR DER 90ER
Durch das Programm führt John Canciani, künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage Winterthur. ca. 70'
Sa 23
15:00 KOZABURO YOSHIMURA THE NAKED FACE OF NIGHT
Kozaburo Yoshimura, Japan 1958, 35 mm, Jap/e*, 121
18:30 DAYS OF BEING WILD EXOTICA
Atom Egoyan, Kanada 1994, 35 mm, E/d/f, 103 '
20:45 DAYS OF BEING WILD POLICE STORY 3: SUPER COP
Stanley Tong Gwai-Lai, Hongkong 1992, DCP, Kant/e, 95'
So 24
15:00 DAYS OF BEING WILD THE OAK
Lucian Pintilie, Frankreich/Rumänien 1992, 35 mm, Rum/f/e*, 105
18:30 KOZABURO YOSHIMURA ON THIS EARTH
20:45
Kozaburo Yoshimura, Japan 1957, 35 mm, Jap/e*, 98
DAYS OF BEING WILD LA HAINE
Mathieu Kassovitz, Frankreich 1995, 35 mm, F/d, 98
Mo 25
18:00 SARAH MALDOROR SAMBIZANGA
Sarah Maldoror, Angola/Frankreich 1972, DCP, OV/e, 102 ' MONANGAMBÉÉÉ Vorfilm
Sarah Maldoror, Algerien 1967, DCP, F/e, 17 Einführung und anschliessendes Gespräch mit Henda Ducados, Tochter von Sarah Maldoror
21:00 DAYS OF BEING WILD NAKED
Mike Leigh, GB 1993, 35 mm, E/d/f, 131
Di 26
18:30
DAYS OF BEING WILD LOLA RENNT
Tom Tykwer, Deutschland 1998, 35 mm, D/f, 79 ' 20:45 KOZABURO YOSHIMURA THE NAKED ISLAND Kaneto Shindo, Japan 1960, DCP, Jap/e, 96
Mi 27
15:00
DAYS OF BEING WILD THE MATCH FACTORY GIRL Aki Kaurismäki, Finnland 1990, DCP, Finn/d, 65
Fr 29
15:00 KOZABURO YOSHIMURA ON THIS EARTH
Kozaburo Yoshimura, Japan 1957, 35 mm, Jap/e*, 98
18:15 DAYS OF BEING WILD FROM DUSK TILL DAWN
Robert Rodriguez, USA 1996, 35 mm, E/d, 109 ' 20:45 KOZABURO YOSHIMURA ONIBABA: DIE TÖTERINNEN
Kaneto Shindo, Japan 1964, 35 mm, Jap/d/f, 103
Sa 30
15:00 DAYS OF BEING WILD NÉNETTE ET BONI
Claire Denis, Frankreich 1995, 35 mm, F/e, 103 18:30 KOZABURO YOSHIMURA KURONEKO
Kaneto Shindo, Japan 1968, DCP, Jap/e, 99 ' 20:45 DAYS OF BEING WILD BREAKING THE WAVES
Lars von Trier, Dänemark 1996, 35 mm, E/d/f, 158
So 31
15:00 DAYS OF BEING WILD CLOSE-UP
Abbas Kiarostami, Iran 1990, DCP, Farsi/e*, 98 18:00 KOZABURO YOSHIMURA THE NAKED FACE OF NIGHT
Kozaburo Yoshimura, Japan 1958, 35 mm, Jap/e*, 121 '
20:45 DAYS OF BEING WILD SLACKER
Richard Linklater, USA 1991, 35 mm, E/e*, 100 SEP
Mo 1
18:30 PREMIERE LESBIAN SPACE PRINCESS
Emma Hough Hobbs, Leela Varghese, Australien 2024, DCP, E/d, 87 Fantoche-Warm-up in Kooperation mit dem Fantoche und Pink Apple Anschl. Q&A mit den beiden Filmemacherinnen
21:00 DAYS OF BEING WILD HIGH ART
Lisa Cholodenko, Kanada/USA 1998, Digibeta, E/d, 101
Di 2
18:15 DAYS OF BEING WILD BOYZ N THE HOOD
John Singleton, USA 1991, 35 mm, E/d/f, 107
20:45 DAYS OF BEING WILD FROM DUSK TILL DAWN
Robert Rodriguez, USA 1996, 35 mm, E/d, 109
Mi 3
15:00 KOZABURO YOSHIMURA AN OSAKA STORY
Kozaburo Yoshimura, Japan 1957, 35 mm, Jap/e*, 96 ' 18:15 KOZABURO YOSHIMURA BAMBOO DOLL OF ECHIZEN
Kozaburo Yoshimura, Japan 1963, 35 mm, Jap/e, 103
Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto, 90'
18:30 SARAH MALDOROR KARNEVAL-TRILOGIE FOGO, ÎLE DE FEU Sarah Maldoror, Frankreich/Kap Verde 1979, DCP, OV/e, 34 À BISSAU, LE CARNAVAL Sarah Maldoror, Guinea-Bissau 1980, DCP, OV/e, 18 CARNAVAL DANS LE SAHEL Sarah Maldoror, Frankreich/Kap Verde 1979, DCP, OV/e, 23
20:45 KOZABURO YOSHIMURA AN OSAKA STORY Kozaburo Yoshimura, Japan 1957, 35 mm, Jap/e*, 96
Do 28
15:00 DAYS OF BEING WILD PULP FICTION
Quentin Tarantino, USA 1994, 35 mm, E/d/f, 142 ' 18:30 SARAH MALDOROR UN DESSERT POUR CONSTANCE
Sarah Maldoror, Frankreich 1980, DCP, F/e, 61 ' SCALA MILAN AC Vorfilm
Sarah Maldoror, Frankreich/Italien 2003, Digital SD, F/e, 17
20:45
DAYS OF BEING WILD FARGO
Joel Coen, Ethan Coen (ungenannt), USA/GB 1996, 35 mm, E/d/f, 97
20:30 DAYS OF BEING WILD THE OAK
Lucian Pintilie, Frankreich/Rumänien 1992, 35 mm, Rum/f/e*, 105 ' Mit Einführung der Slawistin Clea Wanner, 15'
Do 4
15:00 DAYS OF BEING WILD SLACKER
Richard Linklater, USA 1991, 35 mm, E/e*, 100 ' 18:00 KOZABURO YOSHIMURA YOSHIMURA UND DAS KLASSISCHE JAPANISCHE KINO Vortrag von Lukas Foerster, 30' Anschl. CLOTHES OF DECEPTION
Kozaburo Yoshimura, Japan 1951, 35 mm, Jap/e, 102 ' 20:45 SARAH MALDOROR TRILOGIE REBELLE ET LES CHIENS SE TAISAIENT
Sarah Maldoror, Frankreich 1978, DCP, F/e, 12 LA ROUTE DE L’ESCLAVE: REGARDS DE MÉMOIRE
Sarah Maldoror, Frankreich/Martinique/Haiti 2003, DCP, F/e, 24 AIMÉ CÉSAIRE – UN HOMME, UNE TERRE
Sarah Maldoror, Martinique/Frankreich 1976, DCP, F/e, 57
15:00 KOZABURO YOSHIMURA THE NAKED FACE OF NIGHT
Kozaburo Yoshimura, Japan 1958, 35 mm, Jap/e*, 121
18:00 DAYS OF BEING WILD
CLOSE-UP
Abbas Kiarostami, Iran 1990, DCP, Farsi/e*, 98 20:15 SÉLECTION LUMIÈRE
Gus Van Sant, USA 1991, 35 mm, E/d/f, 104 ' 18:30 KOZABURO YOSHIMURA ONIBABA: DIE TÖTERINNEN
Kaneto Shindo, Japan 1964, 35 mm, Jap/d/f, 103 20:45 DAYS OF BEING WILD
DAYS OF BEING WILD
Wong Kar-wai, Hongkong 1990, DCP, Kant/d, 94
So 7
15:00 DAYS OF BEING WILD EXOTICA
Atom Egoyan, Kanada 1994, 35 mm, E/d/f, 103 ' 17:30 DAYS OF BEING WILD BREAKING THE WAVES
Lars von Trier, Dänemark 1996, 35 mm, E/d/f, 158 20:45 KOZABURO YOSHIMURA THE BALL AT THE ANJO HOUSE
Kozaburo Yoshimura, Japan 1947, 16 mm, Jap/e, 89
Mo 8
18:30 SARAH MALDOROR
CÉSAIRE, DAMAS, ARAGON LÉON G. DAMAS
Sarah Maldoror, Frankreich 1994, DCP, F/e, 26 AIMÉ CÉSAIRE – LE MASQUE DES MOTS
Sarah Maldoror, Martinique/USA 1987, DCP, F/e, 47 ' LOUIS ARAGON – UN MASQUE À PARIS
Sarah Maldoror, Frankreich 1978, Digital HD, F/e, 19
20:45 DAYS OF BEING WILD THE DOOM GENERATION
Gregg Araki, USA/Frankreich 1995, DCP, E/d*, 83
Di 9
18:30 DAYS OF BEING WILD HIGH ART
Lisa Cholodenko, Kanada/USA 1998, Digibeta, E/d, 101 '
20:45 KOZABURO YOSHIMURA CLOTHES OF DECEPTION
Kozaburo Yoshimura, Japan 1951, 35 mm, Jap/e, 102
Mi 10
15:00 KOZABURO YOSHIMURA BAMBOO DOLL OF ECHIZEN
Kozaburo Yoshimura, Japan 1963, 35 mm, Jap/e, 103
18:30 DAYS OF BEING WILD SONATINE Takeshi Kitano, Japan 1993, 35 mm, Jap/d, 94
20:45 PREMIERE
LESBIAN SPACE PRINCESS
Emma Hough Hobbs, Leela Varghese, Australien 2024, DCP, E/d, 87
Do 11
15:00 KOZABURO YOSHIMURA THE NAKED ISLAND
Kaneto Shindo, Japan 1960, DCP, Jap/e, 96
18:30 SARAH MALDOROR KARNEVAL-TRILOGIE FOGO, ÎLE DE FEU
Sarah Maldoror, Frankreich/Kap Verde 1979, DCP, OV/e, 34
À BISSAU, LE CARNAVAL
Sarah Maldoror, Guinea-Bissau 1980, DCP, OV/e, 18
CARNAVAL DANS LE SAHEL
Sarah Maldoror, Frankreich/Kap Verde 1979, DCP, OV/e, 23
20:45 DAYS OF BEING WILD
I SHOT ANDY WARHOL
15:00
DAYS OF BEING WILD NÉNETTE ET BONI
Claire Denis, Frankreich 1995, 35 mm, F/e, 103 18:30 KOZABURO YOSHIMURA KURONEKO
Kaneto Shindo, Japan 1968, DCP, Jap/e, 99 '
20:45 DAYS OF BEING WILD EXOTICA
Atom Egoyan, Kanada 1994, 35 mm, E/d/f, 103
Sa 13
15:00 FAMILIENFILM DIE MONSTER AG
Pete Docter, USA 2001, Digital HD, D (Synchronfassung), 92 ' , 6 (8) Anschl. WORKSHOP FÜR KINDER mit Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator, 30'
18:30
DAYS OF BEING WILD REALITY BITES
Ben Stiller, USA 1994, DCP, E/d*, 99
20:45 KOZABURO YOSHIMURA UNDERCURRENT
Kozaburo Yoshimura, Japan 1956, DCP, Jap/e, 104
So 14
15:00
DAYS OF BEING WILD FARGO
Joel Coen, Ethan Coen (ungenannt), USA/GB 1996, 35 mm, E/d/f, 97 '
18:30 KOZABURO YOSHIMURA CLOTHES OF DECEPTION
20:45
Kozaburo Yoshimura, Japan 1951, 35 mm, Jap/e, 102
DAYS OF BEING WILD SONATINE
Takeshi Kitano, Japan 1993, 35 mm, Jap/d, 94
Mo 15
15:00 DAYS OF BEING WILD LA HAINE
Mathieu Kassovitz, Frankreich 1995, 35 mm, F/d, 98 '
18:00 DAYS OF BEING WILD NÉNETTE ET BONI
Claire Denis, Frankreich 1995, 35 mm, F/e, 103
20:45 DAYS OF BEING WILD SPEED
Jan de Bont, USA 1994, DCP, E/d*, 116
Di 16
18:30 SARAH MALDOROR TRILOGIE REBELLE ET LES CHIENS SE TAISAIENT
Sarah Maldoror, Frankreich 1978, DCP, F/e, 12
LA ROUTE DE L’ESCLAVE: REGARDS DE MÉMOIRE
Sarah Maldoror, Frankreich/Martinique/Haiti 2003, DCP, F/e, 24
AIMÉ CÉSAIRE – UN HOMME, UNE TERRE
Sarah Maldoror, Martinique/Frankreich 1976, DCP, F/e, 57
20:45 KOZABURO YOSHIMURA BAMBOO DOLL OF ECHIZEN
Kozaburo Yoshimura, Japan 1963, 35 mm, Jap/e, 103 '
Mi 17
15:00
DAYS OF BEING WILD SONATINE
Takeshi Kitano, Japan 1993, 35 mm, Jap/d, 94
18:15 DAYS OF BEING WILD THE OAK
Lucian Pintilie, Frankreich/Rumänien 1992, 35 mm, Rum/f/e*, 105 '
20:45 SARAH MALDOROR CÉSAIRE, DAMAS, ARAGON LÉON G. DAMAS
Sarah Maldoror, Frankreich 1994, DCP, F/e, 26 ' AIMÉ CÉSAIRE – LE MASQUE DES MOTS
Sarah Maldoror, Martinique/USA 1987, DCP, F/e, 47
LOUIS ARAGON – UN MASQUE À PARIS
Sarah Maldoror, Frankreich 1978, Digital HD, F/e, 19
Do 18
Mary Harron, USA/GB 1996, 35 mm, E/d/f, 103 ' Fr 12
16:15 VORLESUNGSREIHE WAS IST «KLASSISCHE FILMTHEORIE»?
Vorlesung von Prof. Dr. Daniel Wiegand, 90', Eintritt frei
18:30 VORLESUNGSREIHE
IM SPIEGEL DER MAYA
DEREN
Martina Kudláček, Österreich/Tschechien/ Schweiz/Deutschland 2001, 35 mm, E+F/e, 103
20:45 DAYS OF BEING WILD
FROM DUSK TILL DAWN
Robert Rodriguez, USA 1996, 35 mm, E/d, 109
Fr 19
15:00 DAYS OF BEING WILD BOYZ N THE HOOD John Singleton, USA 1991, 35 mm, E/d/f, 107
18:00 KOZABURO YOSHIMURA A WOMAN’S UPHILL SLOPE Kozaburo Yoshimura, Japan 1960, 35 mm, Jap/e, 107
20:00 DAYS OF BEING WILD LES VIDEOS PRESENTS: BE KIND, REWIND! Les Videos feiert die VHS in der Filmpodium-Lounge: Action, Horror & Trash! Eintritt frei / Kollekte für Les Videos
20:15 SÉLECTION LUMIÈRE IL CASANOVA DI FEDERICO FELLINI
Federico Fellini, Italien/USA 1976, DCP, I/e, 155 Einführung von Thomas Bodmer, 10'
Sa 20
15:00
DAYS OF BEING WILD SPEED
Jan de Bont, USA 1994, DCP, E/d*, 116
18:00 DAYS OF BEING WILD SLACKER
Richard Linklater, USA 1991, 35 mm, E/e*, 100
Anschl. NO LIMITS?! JENS BALZER ÜBER DIE POPKULTUR DER 90ER Gespräch, 60'; Moderation: Pascal Blum
21:00
DAYS OF BEING WILD PULP FICTION
Quentin Tarantino, USA 1994, 35 mm, E/d/f, 142 '
So 21
15:00
DAYS OF BEING WILD THERE’S SOMETHING ABOUT MARY
Peter Farrelly, USA 1998, 35 mm, E/d/f, 119 '
18:15 KOZABURO YOSHIMURA THE NAKED ISLAND Kaneto Shindo, Japan 1960, DCP, Jap/e, 96
20:30 SARAH MALDOROR SAMBIZANGA
Sarah Maldoror, Angola/Frankreich 1972, DCP, OV/e, 102 MONANGAMBÉÉÉ Vorfilm
Sarah Maldoror, Algerien 1967, DCP, F/e, 17
Mo 22
18:30 SARAH MALDOROR L’ HÔPITAL DE LENINGRAD
Sarah Maldoror, Frankreich 1982, Digital HD, F/e, 52
VLADY – PEINTRE Vorfilm
Sarah Maldoror, Frankreich/Mexiko 1989, Digital HD, OV/e, 17
20:45 DAYS OF BEING WILD KIDS
Larry Clark, USA 1995, 35 mm, E/d/f, 91
Di 23
18:30 DAYS OF BEING WILD THE DOOM GENERATION
Gregg Araki, USA/Frankreich 1995, DCP, E/d*, 83
20:45 SARAH MALDOROR UN DESSERT POUR CONSTANCE
Sarah Maldoror, Frankreich 1980, DCP, F/e, 61 ' SCALA MILAN AC Vorfilm
Sarah Maldoror, Frankreich/Italien 2003, Digital SD, F/e, 17
Mi 24
15:00 DAYS OF BEING WILD LOLA RENNT
Tom Tykwer, Deutschland 1998, 35 mm, D/f, 79
18:00 PREMIERE BUCHVERNISSAGE
Godard-Publikation von Jacqueline Maurer
Anschl. 3 × GODARD
FILM ANNONCE DU FILM QUI N’EXISTERA JAMAIS: «DRÔLES DE GUERRES»
16:15 VORLESUNGSREIHE FÜR UND WIDER DEN FILM: KINO-DEBATTE UM 1910 Vorlesung von Prof. Dr. Daniel Wiegand, 90', Eintritt frei
18:30 VORLESUNGSREIHE KINO-KONZERT ABGRÜNDE
Urban Gad, Dänemark 1910, DCP, Stummfilm mit dän. Zw ' titeln/e, 38 ' Einführung von Daniel Wiegand, 15' Live-Musik: Günter A. Buchwald (Piano, Violine)
WIE SICH DAS KINO RÄCHT Gustav Trautschold, Deutschland 1912, 35 mm, Stummfilm mit d Zw titeln, 18 PER LA MORALE Vorfilm Cines (Produktion), Italien 1911, DCP, Stummfilm, 8
20:45 DAYS OF BEING WILD POLICE STORY 3: SUPER COP
Stanley Tong Gwai-Lai, Hongkong 1992, DCP, Kant/e, 95'
Fr 26
15:00 DAYS OF BEING WILD REALITY BITES
Ben Stiller, USA 1994, DCP, E/d*, 99 18:30 DAYS OF BEING WILD I SHOT ANDY WARHOL
Mary Harron, USA/GB 1996, 35 mm, E/d/f, 103 20:45 DAYS OF BEING WILD KIDS
Larry Clark, USA 1995, 35 mm, E/d/f, 91 '
Sa 27
15:00 FAMILIENFILM DIE MONSTER AG
Pete Docter, USA 2001, Digital HD, D (Synchron fassung), 92 , 6 (8) Anschl. WORKSHOP FÜR KINDER mit Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator, 30' 18:30 DAYS OF BEING WILD MY OWN PRIVATE IDAHO Gus Van Sant, USA 1991, 35 mm, E/d/f, 104 20:45 KOZABURO YOSHIMURA UNDERCURRENT Kozaburo Yoshimura, Japan 1956, DCP, Jap/e, 104 '
So 28
15:00 KOZABURO YOSHIMURA KURONEKO
Kaneto Shindo, Japan 1968, DCP, Jap/e, 99 18:30 DAYS OF BEING WILD DAYS OF BEING WILD
Wong Kar-wai, Hongkong 1990, DCP, Kant/d, 94 20:45 KOZABURO YOSHIMURA A WOMAN’S UPHILL SLOPE
Kozaburo Yoshimura, Japan 1960, 35 mm, Jap/e, 107 '
Mo 29
18:30 PREMIERE LESBIAN SPACE PRINCESS
Emma Hough Hobbs, Leela Varghese, Australien 2024, DCP, E/d, 87
20:45 DAYS OF BEING WILD NAKED
Mike Leigh, GB 1993, 35 mm, E/d/f, 131
Di 30
18:30 SARAH MALDOROR L’ HÔPITAL DE LENINGRAD
Sarah Maldoror, Frankreich 1982, Digital HD, F/e, 52 ' VLADY – PEINTRE Vorfilm Sarah Maldoror, Frankreich/Mexiko 1989, Digital HD, OV/e, 17 '
20:45 DAYS OF BEING WILD THERE’S SOMETHING ABOUT MARY
DAYS OF BEING WILD THE MATCH FACTORY GIRL Aki Kaurismäki, Finnland 1990, DCP, Finn/d, 65 '
THE NAKED FACE OF NIGHT YORU NO SUGAO
Sa 23.8. 15:00 So 31.8. 18:00
Fr 5.9. 15:00
Japan 1958, Farbe, 35 mm, Jap/e*, 121
REGIE Kozaburo Yoshimura DREHBUCH Kaneto Shindo KAMERA Yoshihisa Nakagawa MUSIK Sei Ikeno MIT Machiko Kyo, Ayako Wakao, Jun Negami, Eiji Funakoshi, Kenji Sugawara, Michiko Ono, Minosuke Bando, Chikako Hosokawa, Chieko Naniwa.
«Ein weiteres hervorragendes Drehbuch von Kaneto Shindo bildet die Grundlage für dieses selten gezeigte Drama, das Donald Richie als ‹eine vollständige Demaskierung der Welt des traditionellen japanischen Tanzes› bezeichnet. Es spielt zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit und erzählt von der Rivalität zweier Tänzerinnen, die entschlossen sind, ‹das Vergangene hinter sich zu lassen›. Zwei herausragende Nachkriegsschauspielerinnen aus leicht unterschiedlichen Generationen verkörpern treffend Mentorin und Schülerin: Machiko Kyo (...) wurde für ihr Selbstbewusstsein und ihren Charme gefeiert; (...) und Ayako Wakao verkörperte einen neuen Typus japanischer Weiblichkeit, rebellisch und betont modern. (...) Die Rivalität zwischen den beiden Tänzerinnen wird hier durch die unterschiedlichen Star-Personae der beiden Schauspielerinnen augenscheinlich zum Ausdruck gebracht. Für den Rezensenten von ‹Kinema Junpo› war der Film ‹nicht sentimental, sondern amoralisch, da er voller Menschen ist, die den besten Weg ausschliesslich zu ihrem eigenen Vorteil und nie zu dem anderer wählen›. Shindo selbst gab zu, dass ihm die Atmosphäre des japanischen Tanzes missfiel, und erklärte, dass seine Schwerpunkte woanders lagen: ‹Was mich interessiert, sind Geld, Macht, Bluff, Unzüchtigkeit und nackte menschliche Statuen, die vor Aufregung tanzen.›» (Alexander Jacoby, Johan Nordström, Il cinema ritrovato, Jun 2024)
Print Courtesy of National Film Archive of Japan
A WOMAN’S UPHILL SLOPE ONNA NO SAKA
Fr 19.9. 18:00 So 28.9. 20:45
Japan 1960, Farbe, 35 mm, Jap/e, 107 REGIE Kozaburo Yoshimura DREHBUCH Kaneto Shindo, nach dem Roman von Hisao Sawano KAMERA Yoshio Miyajima MUSIK Toshiro Mayuzumi MIT Mariko Okada, Keiji Sada, Nobuko Otowa, Kunitaro Sawamura, Ganjiro Nakamura, Hizuru Takachiyo, Momoko Kouchi, Yataro Kitagami.
«Onna no saka (A Woman’s Uphill Slope, 1960) (ist Yoshimuras) zärtlichster und positivster Film. In wunderschönen Farbaufnahmen bildet er einen faszinierenden Schlusspunkt der fortlaufenden Erkundung des Regisseurs über Kyoto, seine traditionellen Berufe und die Rolle der Frau. Ein weiteres ausgeklügeltes Drehbuch von Kaneto Shindo folgt dem Schicksal der Heldin Akie, die nach Kyoto kommt, als sie eine Fabrik und einen Laden erbt, wo traditionelle Süssigkeiten hergestellt und verkauft werden. Mariko Okada verkörpert als praktisch veranlagte, emanzipierte Heldin eine neue Form der japanischen Nachkriegsweiblichkeit, doch sie ist auch eine Frau, die in den Traditionen Kyotos eine neue Bestimmung findet; dies ist ein Film, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf elegante Weise miteinander in Einklang bringt, während Yoshimura und Shindo die verschiedenen Möglichkeiten erkunden, die sich Frauen im Japan von 1960 bieten. Der Film hat auch seine traurigen Momente, aber wenn Sie das Kino mit einem Gefühl echter Hoffnung verlassen wollen, ist dies der richtige Yoshimura für Sie.» (Alexander Jacoby, notesoncinematograph. blogspot.com, Jun 2024)
BAMBOO DOLL OF ECHIZEN
ECHIZEN TAKE-NINGYO
Mi 3.9. 18:15 Mi 10.9. 15:00
Di 16.9. 20:45
Japan 1963, sw, 35 mm, Jap/e, 103 REGIE Kozaburo Yoshimura DREHBUCH Ryozo Kasahara, nach dem gleichnamigen Roman von Tsutomu Minakami KAMERA Kazuo Miyagawa MUSIK Sei Ikeno SCHNITT Shigeo Nishida MIT Ayako Wakao, Junichiro Yamashita, Tamao Nakamura, Ganjiro Nakamura.
«Die ehemalige Geisha Tamae heiratet den Sohn ihres einstigen Unterstützers Kisuke, der als Kunsthandwerker Bambuspuppen herstellt. Sein neustes Modell heisst ‹Echizen› und wurde von dem Eindruck inspiriert, den Tamae bei ihm hinterlassen hat, als er sie zum ersten Mal sah. Eines Tages hat Tamae jedoch eine zufällige und verhängnisvolle Begegnung mit Chubei, einem ihrer früheren Kunden. Er vergewaltigt sie und sie wird schwanger. Um ihn um Hilfe zu bitten, geht sie zu ihm nach Kyoto, doch er will nichts von ihr wissen.» (Festival des 3 continents, Nov 1990)
«Dieses eindringliche Melodram basiert auf einem Roman von Tsutomu Mizukami, einem gefeierten Schriftsteller, dessen Romane auch Regisseuren wie Tadashi Imai und Masahiro Shinoda als Vorlage dienten, und handelt von einem jungen Bambusarbeiter, der die Prostituierte seines Vaters zur Frau nimmt. Obwohl der Film für Yoshimura untypisch kalt ist, besticht er durch seine karge Schwarzweisskinematografie und die aussergewöhnliche Hauptdarstellerin Ayako Wakao.» (BFI)
THE NAKED ISLAND
HADAKA NO SHIMA
Di 26.8. 20:45 Do 11.9. 15:00 So 21.9. 18:15
Japan 1960, sw, DCP, Jap/e, 96 REGIE und DREHBUCH Kaneto Shindo KAMERA Kiyomi Kuroda MUSIK Hikaru Hayashi SCHNITT Toshio Enoki MIT Nobuko Otowa, Taiji Tonoyama, Shinji Tanaka, Masanori Horimoto.
«Eine vierköpfige Familie lebt allein auf einer abgelegenen, hügeligen Insel in Japans Binnenmeer. Die Mutter und der Vater bewirtschaften ihre Felder in Handarbeit, transportieren frisches Wasser vom Festland in Eimern, die sie mit schmerzhaften Jochs auf den Schultern schleppen, und sind stets den Elementen ausgeliefert. Es ist die Definition einer spärlichen Subsistenzwirtschaft, die noch deutlicher wird, als die Jungen einen Fisch fangen und die Familie ihn in die Stadt bringt, um ihn zu verkaufen. Dort erleben alle vier den verwirrenden Überfluss von Fernsehern, Restaurants und Freizeit, bevor sie zu ihrem unerbittlichen Alltag zurückkehren. (…) Der mitreissende The Naked Island ist ein beeindruckendes Beispiel für die Kunst visuellen Geschichtenerzählens. Mit gut platzierter Musik, einer Auswahl an Geräuschen, fast ohne Sprache und mit nur wenigen Untertiteln verlässt sich Regisseur Kaneto Shindo ganz auf seine Bilder, um ein fesselndes realistisches Drama zu inszenieren. (...) Viele seiner frühen Filme schildern die Entwürdigungen der Armut und betonen vor allem das Leiden der Frauen. Die nackte Insel ist da keine Ausnahme: Shindo beschreibt sie als ‹ein filmisches Gedicht, das versucht, das Leben der Menschen einzufangen, die wie Ameisen gegen die Naturgewalten kämpfen›.»
(Pamela Hutchinson, silentlondon.co.uk, Jun 2013)
ONIBABA: DIE TÖTERINNEN
Do 21.8. 15:00 Fr 29.8. 20:45
Sa 6.9. 18:30
Japan 1964, sw, 35 mm, Jap/d/f, 103 REGIE und DREHBUCH Kaneto Shindo KAMERA Kiyomi Kuroda MUSIK Hikaru Hayashi SCHNITT Toshio Enoki MIT Nobuko Otowa, Jitsuko Yoshimura, Kei Sato, Jukichi Uno, Taija Tonomura.
«Japan im 14. Jahrhundert: Bürgerkrieg und Hunger. Die Felder bleiben unbestellt, seit der Gatte zwangsrekrutiert wurde. Seine Frau und ihre Schwiegermutter überleben, indem sie im Schutz des Schilfgrases ahnungslose Samurai töten und die Beute an einen Waffenhändler verschachern. Als der Nachbar aus dem Krieg heimkehrt und vom Tod ihres Mannes berichtet, beginnt die Frau eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Um ihre nächtlichen Treffen zu verhindern, greift die Schwiegermutter zu einer geraubten Dämonenmaske Schwarz glühender, erotischer, allegorischer Albtraum vom Leben in der Barbarei, angeregt von einer buddhistischen Parabel und (zu perkussiven Musikschüben) in elementare Breitwandbilder übersetzt. Shindos unheimliche Fieber-Folklore wurde im Westen oft als Horror rezipiert (William Friedkin liess sich bei The Exorcist von der Onibaba-Maske inspirieren), obwohl der Regisseur erst im Nachfolgewerk Kuroneko (1968) vollends dem Übernatürlichen anheimfallen sollte.» (Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Sep 2013)
«Eine Mutter lebt mit ihrer Tochter in einer Hütte am Rande eines Bambuswaldes, als beide eines Tages von einer Horde umherziehender Samurai vergewaltigt und getötet werden. Fortan spuken sie als Geister durch den Wald und nehmen Rache an zufällig vorbeikommenden Samurai-Kriegern, indem sie diese zuerst in ihren Tempel locken, sie dann verführen, nur um ihnen abschliessend die Kehle durchzubeissen. Der heimgekehrte Kriegsheld Gintoki bekommt von seinem Meister Raiko den Auftrag, dem Spuk ein Ende zu bereiten, und macht sich voller Tatendrang auf den Weg zum Bambuswald.» (film.at)
«Während Kuroneko zwischen Realismus und extremer Künstlichkeit hin- und hergleitet und filmische wie theatralische Mittel einsetzt, wird er zunehmend und mit offensichtlichem Vergnügen schwer vorhersehbar. Er ist abwechselnd abstrakt und bodenständig, wiedererkennbar und fremd und immer wieder überraschend. (…) Mit wenigen Dialogen erschafft Kaneto Shindo eine übernatürliche Geschichte, die folkloristische Elemente mit sozialen Kommentaren und einer rührend traurigen Liebesgeschichte verbindet. In einer Szene schlägt ein Geist Purzelbäume durch die stockdunkle Nacht, in einer anderen rauben Bauern den Leichnam eines toten Samurai aus – eine Erinnerung daran, dass Shindo zwar sichtlich Freude an Besuchen bei den Toten hatte, seine Gedanken aber nie weit von den Lebenden entfernt waren.»
(Manohla Dargis, The New York Times, 21.10.2010)
THE NAKED FACE OF NIGHT
A WOMAN’S UPHILL SLOPE
SARAH MALDOROR
POESIE UND MILITANZ
Der Befreiungskampf in Angola, der Karneval auf den kapverdischen Inseln oder eine Gemeinschaft Schwarzer Strassenfeger in Paris, Sarah Maldoror (1929 – 2020) war eine Pionierin des afrikanischen wie afrodiasporischen Kinos und eine bewusst politische Filmemacherin im Wirkungskreis der antikolonialen Bewegung. Ihr (kultur)politisches wie filmisches Engagement schöpft auch aus so wichtigen Strömungen des 20. Jahrhundert wie aus dem Surrealismus, der Négritude, dem Panafrikanismus, Feminismus und Kommunismus. Trotz aller Militanz bewahrt sich ihr Kino einen dezidiert poetischen Ansatz, der eine ungemeine Kraft entwickelt. Sarah Maldoror drehte mehr als 40 Lang- und Kurzfilme, und in sechs Programmen mit überwiegend neuen Restaurierungen präsentieren wir zum ersten Mal in Zürich eine umfassende Werkschau ihres Schaffens. Wir freuen uns zudem sehr, am 25. August Henda Ducados zu begrüssen, die sich zusammen mit ihrer Schwester Annouchka de Andrade, um das Erbe ihrer Mutter kümmert.
Essay von Fabian Tietke
In grellem Sonnenlicht treiben Uniformierte eine Gruppe Männer von der Ladefläche eines Lastwagens zu einem Kellereingang. Einer der Gefangenen darf seine Frau zuvor noch einmal sehen. In der Umarmung flüstert sie ihm zu: «Ich hole dir ein complet.» Die Frau meint ein typisches Gericht der Armenviertel von Luanda in Angola, doch der Polizist vor der Tür vermutet Verdächtiges und führt den Mann schnell zurück in den Keller in Polizeigewahrsam. Pflichtbewusst erstattet er seinem Vorgesetzten, der unter einem Porträt des portugiesischen Diktators Salazar sitzt, Bericht. Sarah Maldorors erste eigene Regiearbeit Monangambééé (1967) zeigt ein koloniales Missverständnis, aus dem Folter und Unterdrückung folgen. Monangambééé ist die Verfilmung einer Erzählung des portugiesischen Unterstützers der angolanischen Unabhängigkeitsbewegung José Luandino Vieiras. Der Titel des Films
greift einen Ruf auf, der während der angolanischen Unabhängigkeitsbewegung zu Versammlungen rief. Entstanden ist der Film in Algerien, mit Unterstützung der algerischen Befreiungsbewegung FLN und zahlreicher algerischer Filmschaffender (der Regisseur und Schauspieler Mohamed Zinet spielt den Polizisten vor der Tür). Die Kulturpolitik Algeriens bestand in den ersten Jahren nicht zuletzt darin, sich als Zentrum des Panafrikanismus zu sehen. Als der Film im November 1969 in Algiers aufgeführt wird, sind die Reaktionen gemischt: «Man hat mich beglückwünscht, aber man hat mir auch die Schönheit des Films vorgeworfen», berichtet Sarah Maldoror, als der Film ab Frühjahr 1970 die europäischen Filmfestivals erobert.
Zuvor hatte Sarah Maldoror in Paris Mitte der 1950er-Jahre die Schwarze Theatergruppe Les Griots gegründet. Dann ging sie nach Moskau, um Film zu studieren, bevor sie mit ihrer Tochter und ihrem Partner Mário Coelho Pinto de Andrade, der 1956 die angolanische Befreiungsbewegung MPLA mitgegründet hatte, erst nach Marokko (wo ihre zweite Tochter geboren wird) und später nach Algerien übersiedelte. In Algerien wirkte sie an Gillo Pontecorvos La battaglia di Algeri (1966) mit und war Regieassistentin bei Ahmed Lallems Elles (1966), bevor sie an eigenen Filmen zu arbeiten begann. Gleich mit ihren ersten beiden Filmen war Sarah Maldoror
heute vermutlich verlorenem, erstem Langfilm Guns for Banta , kurz nach Monangambééé in Algerien entstanden, hätte die Filmmusik Jazz sein sollen. Neben dem Fokus auf Frauen war es – so erinnert sich Annouchka de Andrade – die Wahl der Filmmusik, die den Film über die Befreiungsbewegung in Guinea-Bissau auf Kritik bei den algerischen Produzenten stossen liess. Maldoror musste Algerien innert 48 Stunden verlassen. Annouchka de Andrade kommentiert die Vorliebe für Jazz mit den Worten: «Jazz war sehr wichtig für sie. In ihm erkannte sie etwas sehr Tiefes, das mit Freiheit in Bezug stand. Jazz war eine politische Haltung.» Wie bedeutend die Tonspur für die Positionierung von Filmemacher:innen der 1960er war, wird heute oft überhört, weil uns viele der Soundtracks wie gewohnte Avantgarde erscheinen. Sarah Maldorors Entscheidung für Jazz als Filmmusik ist ebenso prägend, wie es etwa zeitgleich Ennio Morricones Musik für den europäischen Film war – nicht zufällig stammt auch die Filmmusik zu Pontecorvos La battaglia di Algeri von Morricone. 1987 dreht Maldoror in Miami eine Konferenz zur Négritude, die Aimé Césaire als Ehrengast hat. Césaire hatte den Begriff der Négritude als politischen Begriff Schwarzer Selbstbestimmung Mitte der 1930er-Jahre geprägt. Aimé Césaire – Le masque des mots ist neben einer Hommage an einen von der Filmemacherin geschätzten politischen Poeten ein Film über den Widerhall von Poesie. Gegen Anfang rezitiert Maya Angelou ein Gedicht Césaires. Während sie liest, wird ihre Lesung von einer anderen überlagert, beide Lesungen finden in Bildern einer Kanallandschaft Floridas einen Resonanzraum. Schon davor ist ein Gedicht Césaires auf Bilder Miamis geprallt. Maldoror zeigt in Le masque des mots wie die Poesie Césaires unter Schwarzen Intellektuellen widerhallt, macht damit sichtbar, wie das Werk des Schriftstellers eine ganze Generation geprägt hat.
auf Festivals in aller Welt vertreten. Sowohl Monangambééé als auch ihr zweiter (und heute einziger überlieferter) Langfilm Sambizanga (1972) gewannen Preise auf den Journées cinématographiques de Carthage. Beide liefen im Forum der Berlinale, Monangambééé zuvor sogar in Cannes, in der Quinzaine.
Schwarze Selbstbestimmung
«Ich nahm ein Taschenmesser, dessen Klinge eine scharfe Schneide hatte, und schlitzte das Fleisch auf, wo die Lippen sich berühren. Für einem Moment dachte ich, ich hätte mein Ziel erreicht.»
Bei einem Auftritt kurz nach dem Tod ihrer Mutter im April 2020 ruft Sarah Maldorors ältere Tochter Annouchka de Andrade in Erinnerung: «Sarah Maldoror ist bekannt als Filmemacherin und Militante, aber das ist eine zu reduzierte Sicht darauf, wer sie wirklich war. Noch bevor sie Filmemacherin, Frau und Mutter war, war Sarah eine zutiefst poetische Person.» Diese poetische Seite findet sich schon in dem Künstlerinnennamen, den sie sich in den 1950er-Jahren zulegt. Der Nachname Maldoror entstammt einem in den 1860er-Jahren geschriebenen Langgedicht (aus dem auch das Zitat oben stammt) des in Uruguay geborenen französischen Poeten Comte de Lautréamont. De Lautréamonts Protagonist bricht radikal mit bürgerlicher Moral und wurde von den französischen Surrealisten zu einem Wahlvorgänger erhoben.
Eine der vielen Facetten der Radikalität von Sarah Maldoror besteht darin, kompromisslos auf einer poetischen Seite der Militanz bestanden zu haben – auch und gerade dann, wenn diese Kritik auf sich zog. Neben Elementen der visuellen Gestaltung wie dem harten Schwarz-Weiss in Monangambééé wird sich diese Seite später auch in der Wahl der Themen von Maldorors Filmen zeigen. Sie dreht Filme über den Surrealisten Louis Aragon, über den Dichter und politischen Denker Léon G. Damas und immer wieder über Aimé Césaire, dessen Theaterstücke sie schon mit ihrer Gruppe in Paris inszeniert hatte.
In Maldorors frühen Filmen aber ist diese Insistenz auf die Poesie entscheidend für die Wahl der Filmmusik. In Monangambééé stammt sie vom Art Ensemble of Chicago, einer Gruppe von Jazz-Avantgardisten. Auch in Maldorors
Unabhängigkeit des afrikanischen Kinos Maldorors einziger heute überlieferter Langfilm Sambizanga zeigt einen Bewusstseinsprozess ganz anderer Art im Rahmen einer Geschichte aus den Anfängen der angolanischen Unabhängigkeitsbewegung. Wie Monangambééé adaptiert der Film eine Erzählung José Luandino Vieiras. Ein Grossteil der Darsteller entstammte verschiedenen afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen. Der Unabhängigkeitskämpfer Domingos Xavier wird verhaftet. Im Gefängnis (das in jenem Ortsteil Luandas liegt, der dem Film den Titel gegeben hat) wird er gefoltert. Seine Frau Maria (verkörpert wie die Frau des Gefangenen in Monangambééé von Elisa Andrade) macht sich auf in die Stadt, um ihren Mann freizubekommen, während parallel die Befreiungsbewegung beginnt, Form anzunehmen. Marias Weg ist auch metaphorisch zu verstehen. In einem Text zu dem Film schrieb Maldoror Anfang der 1970er-Jahre: «In Sambizanga wollte ich vor allem die Einsamkeit einer Frau zeigen sowie die Zeit, die man zum Marschieren braucht.» Der Film ist gleichermassen filmisches Dokument einer Selbstbehauptung wie Hommage an die Opfer, die die Unabhängigkeit gefordert hat, an die Rolle von Frauen in den Befreiungsbewegungen und eine eindrückliche Darstellung des beständigen solidarischen Handelns, das die Kolonialherrschaft an ihr Ende brachte. Sarah Maldorors Kino gilt der Veränderbarkeit der Welt – durch Befreiungsbewegungen ebenso wie durch Poesie und Film. Vor allem aber auch durch eine Dekolonisierung der materiellen Grundlagen der Filmproduktion. Maldorors Text zu Sambizanga endet mit einem Appell für die Unabhängigkeit des afrikanischen Kinos: «Das Wichtigste ist, dass wir eine Kulturpolitik entwickeln, die uns dabei helfen kann, der Welt zu zeigen, dass es so etwas wie das afrikanische Kino gibt. Wir müssen uns beibringen, unsere Filme selbst zu verkaufen, um sie dann zu vertreiben. Heute sind wir wie kleine Sardinen, die von Haien umgeben sind. Aber die Sardinen werden erwachsen werden. Sie werden lernen, sich den Haien zu widersetzen.» Sarah Maldorors Kino hallt bis heute umso eindringlicher fort, weil die ästhetische wie politische Intention ihres Kinos bis heute nicht vollständig eingelöst wurde.
Fabian Tietke ist Filmkritiker und Programmgestalter von Filmreihen in Berlin.
Sarah Maldoror bei den Dreharbeiten zu UN DESSERT POUR CONSTANCE
MONANGAMBÉÉÉ
SAMBIZANGA
Mo 25.8. 18:00 So 21.9. 20:30
Angola/Frankreich 1972, Farbe, DCP, OV/e, 102 '
REGIE Sarah Maldoror DREHBUCH Mário Pinto de Andrade, Maurice Pons, Sarah Maldoror, nach der Novelle «A vida verdadeira de Domingos Xavier» von José Luandino Vieira KAMERA Claude Agostini SCHNITT George Klotz MIT Domingos de Oliveira, Elisa Andrade, Jean M’Vondo, Dino Abelino, Benoît Moutsila, Talagongo, Henriette Meya, Manuel Videira, Ana Wilson.
MONANGAMBÉÉÉ Vorfilm
Algerien 1967, sw, DCP, F/e, 17 '
REGIE Sarah Maldoror DREHBUCH Sarah Maldoror, Serge Michel, Mário Pinto de Andrade KAMERA Abdelkader Adel MUSIK The Art Ensemble of Chicago MIT Carlos Pestana, Noureddine Dreis, Mohamed Zinet, Athmane Sabi, Elisa Pestana.
« Sambizanga ist eine poetische Verflechtung von wortloser Choreografie und neorealistischer Reportage, ein Meilenstein des politischen Kinos, ein Ansporn für die Unabhängigkeitsbewegung in Angola und ein Katalysator für Befreiungsbewegungen weltweit. Die Handlung (…) dreht sich um Domingos Xavier, einen LKW-Fahrer und heimlichen Revolutionär, der von der portugiesischen Geheimpolizei in der Hauptstadt Luanda verhaftet und gefangen genommen wird. Entschlossen, die Freilassung ihres Mannes zu erreichen, begibt sich Domingos’ Frau Maria mit ihrem Baby
Mo 25.8. 18:00 Einführung und anschliessendes Gespräch mit Henda Ducados, Tochter von Sarah Maldoror
auf dem Rücken auf eine Reise, die sowohl physisch als auch metaphorisch ist, von den üppigen Provinzen, die scheinbar frei von kolonialem Einfluss sind, zu den Musseques (Slums) von Luanda. Unterwegs inspiriert sie lokale Männer und Frauen – gespielt von echten Widerstandskämpfer:innen – dazu, sich ihrem Kampf für die Freiheit anzuschliessen. ‹Die Frische und die Schönheit des Films sind untrennbar mit seiner Kraft verbunden. Der Film scheint wie ein Fluss und mit der ganzen Energie eines solchen zu fliessen. Es ist ein bemerkenswerter Film einer unglaublichen Filmemacherin› (Martin Scorsese).» (Museum of Modern Art, Mai 2025)
Als Vorfilm zeigen wir Sarah Maldorors Debütfilm Monangambééé, ein lyrisches Zeugnis der Gewalt des portugiesischen Kolonialsystems an der angolanischen Bevölkerung.
Restored by Cineteca di Bologna and The Film Foundation’s World Cinema Project at L’Image Retrouvée (Paris) from the 35 mm original negatives, in association with Éditions René Chateau and the family of Sarah Maldoror. Funding provided by Hobson / Lucas Family Foundation. This restoration is part of the African Film Heritage Project, an initiative created by The Film Foundation’s World Cinema Project, the FEPACI and UNESCO – in collaboration with Cineteca di Bologna – to help locate, restore and disseminate African cinema
KARNEVAL-TRILOGIE
Mi 27.8. 18:30 Do 11.9. 18:30
Als Sarah Maldoror nach der Unabhängigkeit Kap Verdes von Portugal im Jahr 1978 die Inseln entdeckte, begann sie, eine Reihe von Filmen über die wilde vulkanische Schönheit und die Bewohner:innen zu drehen. Diese Werke bilden eine lose Trilogie und fangen die Tradition des Karnevals als Form des politischen und des sozialen Widerstands ein. Fogo, île de feu widmet sich den Einwohner:innen der kargen und windgepeitschten Vulkaninsel Fogo in Kap Verde, die nach wie vor jedes Jahr am 1. Mai eine legendäre Tradition feiern – ein Erbe der kolonialen Vergangenheit. Auf der felsigen, wasserlosen und harschen Insel finden höfische Turniere und Pferderennen statt. À Bissau le carnaval begleitet den Karneval in der Hauptstadt Bissau, der seit der Unabhängigkeit jedes Jahr gefeiert wird. Das Fest war ursprünglich ein koloniales Spektakel, doch nach und nach eigneten sich die Einwohner:innen den Karneval an und machten ihn zu einem Ort des Widerstands gegen die Kolonialherrschaft. In Carnaval dans le Sahel beobachtet Maldoror die Karnevalsvorbereitungen in der Hafenstadt Mindelo. Ohne erklärenden Kom-
mentar, allein durch Bild, Rhythmus und Ton macht sie die unterschwellige Spannung und die verschlüsselten Zeichen des Widerstands spürbar und lässt das Publikum teilhaben am Stolz der kapverdischen Karnevalskultur. (nv)
FOGO, ÎLE DE FEU
Frankreich/Kap Verde 1979, Farbe, DCP, OV/e, 34 REGIE Sarah Maldoror DREHBUCH Sarah Maldoror, François Maspéro KAMERA Pierre Bouchacourt MUSIK José Pereira Cardozo SCHNITT Salvatore Burgo. À BISSAU, LE CARNAVAL
Guinea-Bissau 1980, Farbe, DCP, OV/e, 18 ' REGIE Sarah Maldoror KAMERA Jean-Michel Humeau, Sana Na N’hada, Florentino Gomes SCHNITT Stéphanie Moore, Catherine Adda, Sylvie Blanc.
CARNAVAL DANS LE SAHEL
Frankreich/Kap Verde 1979, Farbe, DCP, OV/e, 23 ' REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror KAMERA Pierre Bouchacourt SCHNITT Salvatore Burgo.
TRILOGIE REBELLE
Do 4.9. 20:45 Di 16.9. 18:30
Die Trilogie rebelle umfasst drei Kurzfilme, die Sarah Maldoror dem Poeten und Politiker Aimé Césaire widmet. In Aimé Césaire – Un homme, une terre erzählt Césaire von seiner Heimat Haiti und seiner Beziehung zur Lyrik des Landes. Zwischen Auszügen aus seinem Theaterstück «La tragédie du roi Christophe» zeichnet Césaire die Dramen um die Unabhängigkeit Haitis nach, des ersten Schwarzen Staats der Moderne. Et les chiens se taisaient inszeniert das gleichnamige Theaterstück von Aimé Césaire über die lyrische Auflehnung eines Revolutionärs gegen die Sklaverei im Depot des Musée de l’Homme in Paris. La route de l’esclave: Regards de mémoire spannt einen transatlantischen Bogen vom Sklavenhaus auf La Gorée im Senegal über eine Begegnung mit Édouard Glissant, der durch das Fort im französischen Jura wandert, in dem der haitianische Revolutionär Toussaint Louverture gefangen war, bis zu einem Gespräch mit Aimé Césaire am Strand von Martinique. (nv)
ET LES CHIENS SE TAISAIENT
Frankreich 1978, Farbe, DCP, F/e, 12 REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror, Bernard Favre, Vincent Blanchet, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Aimé Césaire KAMERA Vincent Blanchet, Daniel Cavillon, Maurice Perrimond SCHNITT Bernard Favre, Simone Jousse MIT Gabriel Glissant, Sarah Maldoror.
LA ROUTE DE L’ESCLAVE: REGARDS DE MÉMOIRE
Frankreich/Martinique/Haiti 2003, Farbe, DCP, F/e, 24 REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror KAMERA Philippe Clapot, Thierry Sokkan SCHNITT Christophe Baudin.
AIMÉ CÉSAIRE –UN HOMME, UNE TERRE
Martinique/Frankreich 1976, Farbe, DCP, F/e, 57 REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror KAMERA Maurice Perrimond, Francis Lapeyre SCHNITT Françoise Belloux.
CARNAVAL DANS LE SAHEL
ET LES CHIENS SE TAISAIENT
Do 28.8. 18:30 Di 23.9. 20:45
Frankreich 1980, Farbe, DCP, F/e, 61 REGIE Sarah Maldoror DREHBUCH Maurice Pons, nach dem Roman von Daniel Boulanger KAMERA Pierre Bouchacourt MIT Sidiki Bakaba, Cheik Doukouré, Elias Sherif, Jean Bouise, Bernard Haller, Albert Delpy.
SCALA MILAN AC Vorfilm
Frankreich/Italien 2003, Farbe, Digital SD, F/e, 17' REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror KAMERA Philippe Roussilhe SCHNITT Christophe Baudin, Camille Delamarre.
«Der für das Fernsehen entstandene Langfilm Un dessert pour Constance widmet sich der prekären Situation der afrikanischen Diaspora in Frankreich, jedoch in Gestalt einer sarkastischen, einfallsreichen und in der Darstellung menschlicher Solidarität zutiefst berührenden Komödie: Über Umwege gelangt ein Kochbuch, das die Rezepte ‹urfranzösischer› Saucen versammelt, zu Mamadou und seinen Freunden, die als Müllmänner in Paris arbeiten. Einer von ihnen ist schwer krank, und die Gruppe beschliesst, ihm die Rückkehr nach Afrika zu ermöglichen. Eine kulinarische Quizsendung im Fernsehen soll das benötigte Geld einbringen.» (Kinothek Asta Nielsen und Filmkollektiv Frankfurt, Jun/Jul 2022)
«Ich verstehe nicht, warum Strassenkehrer Analphabeten sein sollten. Ich wollte eine Komödie machen, in der ich sage, dass wir zwar die Strassen kehren, aber wissen, was Freundschaft und Solidarität sind.» (Sarah Maldoror)
Als Vorfilm zeigen wir das poetische Jugendporträt Scala Milan AC , eine Reise von der Pariser Banlieue zum Opernhaus La Scala in Mailand.
CÉSAIRE, DAMAS, ARAGON
Mo 8.9. 18:30 Mi 17.9. 20:45
Drei Porträts wichtiger Personen im Leben Sarah Maldorors: In Aimé Césaire – Le masque des mots besucht Sarah Maldoror die Schriftsteller und Dichter Aimé Césaire und Léopold Sédar Senghor in Miami, sie filmt die Blicke und einfachen Gesten der beiden Freunde. Als die Dichterin Maya Angelou unter den Zweigen eines Baumes Césaires Verse rezitiert, entfaltet der Film seine volle Bedeutung: Poesie ist eine lebendige Materie. Léon G. Damas ist ein Porträt des gleichnamigen Dichters aus Guyana. Césaire und Senghor sprechen über ihren gemeinsamen Freund und bringen ihre Gedanken zur Musikalität, zum Rhythmus und zuer Klangfülle von Damas’ Gedichten zum Ausdruck. Louis Aragon – Un masque à Paris spielt in Aragons Pariser Wohnung und begleitet den Surrealisten, während er von Sarah Maldoror interviewt wird und Texte des Autors Jean Ristat vorliest. Das Porträt zeichnet ein nuanciertes Bild des Dichters: poetisch, manchmal verletzlich, aber nie ohne Humor. Man fragt sich, was sich hinter der Maske verbirgt oder durch sie offenbart wird. (nv)
LÉON G. DAMAS
Frankreich 1994, sw, DCP, F/e, 26 REGIE Sarah Maldoror DREHBUCH Djamila Olivesi KAMERA Pierre Bouchacourt MUSIK Jean Umansky SCHNITT Catherine Bachollet MIT Léon Gontran Damas, Léopold Sédar Senghor, Aimé Césaire. AIMÉ CÉSAIRE –LE MASQUE DES MOTS
Martinique/USA 1987, Farbe, DCP, F/e, 47 REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror KAMERA JeanPierre Caussidéry MUSIK Henri Roux SCHNITT Danielle Anezin MIT Aimé Césaire, Léopold Sédar Senghor. LOUIS ARAGON –UN MASQUE À PARIS
Frankreich 1978, Farbe, Digital HD, F/e, 19 REGIE und DREHBUCH Sarah Maldoror MIT Sarah Maldoror, Louis Aragon.
L’HÔPITAL DE LENINGRAD
Mo 22.9. 18:30 Di 30.9. 18:30
Frankreich 1982, Farbe, Digital HD, F/e, 52 ' REGIE Sarah Maldoror DREHBUCH Sarah Maldoror, Serge Michel, nach dem Roman «Le tropique et le nord» von Victor Serge MUSIK Jean-Yves Bosseur MIT Roger Blin, Rüdiger Vogler, Victor Garrivier, Anne Wiazemsky, Jacques Herlin, Beate Kopp.
VLADY – PEINTRE Vorfilm
Frankreich/Mexiko 1989, Farbe, Digital HD, OV/e, 17 ' REGIE Sarah Maldoror MIT Vlady Kibaltschitsch Rusakow.
«L’hôpital de Léningrad ist eine Adaption einer Kurzgeschichte des russischen Schriftstellers Victor Serge, die weitgehend autobiografisch ist und in einer psychiatrischen Klinik, in der politische Gefangene des stalinistischen Regimes festgehalten wurden, angesiedelt ist. Rüdiger Vogler, der den Schriftsteller spielt, besucht die Klinik wegen der Krankheit seiner Frau (Anne Wiazemsky) und trifft dort den Schriftsteller Nestor Petrowitsch (Roger Blin), der über Angst spricht. ‹Angst ist eine kollektive Neurose, aber sie ist heilbar›, lautet sein Fazit. Vlady – Peintre porträtiert den Maler Wladimir Kibaltschitsch Rusakow, der seinen Vater, den Schriftsteller Victor Serge, ins Exil nach Mexiko begleitete. Vlady denkt an die Fresken, die er über acht Jahre hinweg an den Wänden der Kapelle San Felipe Neri in Mexiko gemalt hat, zurück, die an die Geschichte verschiedener Revolutionen erinnern und allen vom Stalinismus verurteilten Bolschewiken gewidmet sind.» (Cinemateca com o IndieLisboa, Sep 2021)
UN DESSERT POUR CONSTANCE
SCALA MILAN AC
LOUIS ARAGON – UN MASQUE À PARIS
L'HÔPITAL DE LENINGRAD
LANDKARTEN FÜR WANDERER DER KUNST
Vorlesungsreihe des Seminars für Filmwissenschaft, Universität Zürich
Die Vorlesungsreihe des Seminars für Filmwissenschaft (Universität Zürich) findet auch in diesem Jahr als öffentliche Veranstaltung im Filmpodium statt. Daniel Wiegand und Gäste behandeln von Ende September bis Mitte Dezember jeweils am Donnerstagnachmittag Filmtheorien von den Anfängen bis in die 1960er-Jahre. Anhand von zahlreichen Text- und Filmbeispielen diskutieren sie Fragen wie: Was ist Film? Wie grenzt er sich von anderen Kunstformen ab? Wie verhält er sich zur Wirklichkeit? Und wozu überhaupt Filmtheorie? Ist sie wirklich eine Art «Landkarte für den Wanderer der Kunst», wie Béla Balázs 1924 schrieb? Der einführende Vortrag am 18. September gibt einen Überblick über die gesamte Periode und geht abschliessend auf filmtheoretische Positionen von Maya Deren ein. Die Vorträge werden jeweils ergänzt durch anschliessende Filmvorführungen.
IM SPIEGEL DER MAYA DEREN
Do 18.9. 18:30
Österreich/Tschechien/Schweiz/Deutschland 2001, Farbe + sw, 35 mm, E+F/e, 103 REGIE und DREHBUCH Martina Kudláček KAMERA Wolfgang Lehner MUSIK John Zorn SCHNITT Henry Hills. Kudláčeks preisgekrönter Dokumentarfilm entwirft ein facettenreiches Porträt der aus Kiew stammenden Experimentalfilmemacherin, Tänzerin, Poetin, Fotografin und Filmtheoretikerin Maya Deren, die ab den 1940er-Jahren in der florierenden Avantgardeszene New Yorks wirkte. Der Film vermittelt einen lebendigen Eindruck ihres vielseitigen Schaffens, das auch scharfsinnige filmtheoretische Betrachtungen einschloss. Prominente Wegbegleiter:innen wie Derens langjähriger Partner Alexander Hammid, die Filmavantgardisten Jonas Mekas und Stan Brakhage sowie die Tänzerin Rita Christiani kommen zu Wort. Geschickt wird ausserdem Archivmaterial eingearbeitet. So ist auch Deren selbst auf Tonaufnahmen zu hören und in Ausschnitten ihrer eigenen Filme zu sehen. (dw)
ABGRÜNDE
AFGRUNDEN
KINO-KONZERT
Do 25.9. 18:30
Live-Musik: Günter A. Buchwald (Piano, Violine)
Dänemark 1910, sw, DCP, Stummfilm mit dän. Zw titeln/e, 38
REGIE Urban Gad DREHBUCH Urban Gad KAMERA Alfred Lind MIT Asta Nielsen, Poul Reumert.
Mit Einführung von Daniel Wiegand, 15'
Do. 18.9. 16:15
Was ist «klassische Filmtheorie»? gefolgt von IM SPIEGEL DER MAYA DEREN
Do. 25.9. 16:15 Uhr Für und wider den Film: Kino-Debatte um 1910 gefolgt von ABGRÜNDE
Alle Vorlesungen werden von Daniel Wiegand gehalten (90 Minuten, Eintritt frei) und ergänzt durch anschliessende Filmprogramme (übliche Eintrittspreise)
Asta Nielsen verkörpert eine moderne Frauenfigur, die vor der Enge des bürgerlichen Lebens in die Artistenwelt flüchtet, am Ende aber für diesen transgressiven Akt zahlen muss. Abgründe gilt als erster erfolgreicher Langspielfilm der Filmgeschichte und als derjenige, mit dem sich das Starsystem in Europa etablierte. Gleichzeitig verdichten sich hier Themen, die auch in frühen filmtheoretischen Texten zur Sprache kommen, wie Schaulust und die Grossstadt als filmischer Erfahrungsraum. Als reisserisches Sensationsdrama mit erotischen Elementen verkörperte Abgründe genau die Art von Film, die bald Kinogegner und Kinoreformer in Aufruhr brachte.
Abgerundet wird das Programm durch zwei Kurzfilme, die die Doppelmoral der Kinoreform in den 1910er-Jahren spielerisch aufs Korn nehmen. (dw)
WIE SICH DAS KINO RÄCHT
Gustav Trautschold, Deutschland 1912, sw, 35 mm, Stummfilm mit d Zw ' titeln, 18 '
PER LA MORALE
Italien 1911, sw, DCP, Stummfilm, 8
PRODUKTION Cines
RE:VISION
Vortragsreihe mit Thomas Binotto
Genau hinschauen, erneut hinschauen, anders hinschauen eröffnet unerwartete Perspektiven. In Kooperation mit der Volkshochschule und dem Publizisten Thomas Binotto lädt das Filmpodium bereits zur sechsten Staffel der Vorlesungsserie «Re:vision».
RE:VISION 6 / 03
Mi 20.8. 18:30
Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse.
Ein Bus darf mitten im Stadtverkehr nicht langsamer als 50 Meilen fahren, weil er sonst von einer Bombe zerfetzt würde. 1994 hat Jan de Bont aus dieser simplen Versuchsanlage 116 hochgepeitschte Actionminuten gemacht. Was entdecken wir in Speed dreissig Jahre danach? Die Erinnerung an eine nicht mehr nachvollziehbare Faszination? Ein immer noch Popcorn-taugliches Spektakel? Oder gar ein Essay über das Wesen des Kinos? –Thomas Binotto nimmt sich Speed vor und sucht nach der Unvergänglichkeit im damaligen Sommerhit.
SPEED
Mi 20.8. 20:15 Mo 15.9. 20:45
Sa 20.9. 15:00
Jan de Bont, USA 1994, Farbe, DCP, E/d*, 116 Filmbeschrieb siehe S. 9
Eine Kooperation von Filmpodium und Volkshochschule Zürich.
SONDERVORSTELLUNG
Zum 90. Geburtstag des Schweizer Musik-Pioniers Bruno Spoerri
BRUNO SPOERRI – EIN LEBEN FÜR DIE MUSIK
Mo 18.8. 18:30
Schweiz 2025, Farbe, DCP, Dialekt+D+E, 71 ' REGIE und DREHBUCH Bettina Spoerri, Miklós Klaus Rózsa KAMERA Miklós Klaus Rózsa SCHNITT Bettina Spoerri.
«Der Musiker und Komponist Bruno Spoerri steht für kreative Vielseitigkeit und Experimentierfreudigkeit. Noch als Schüler spielte er sich in die frühe Jazzszene der Schweiz, entdeckte die Elektronik, wurde Filmmusikkomponist (für Filme von HansUlrich Schlumpf, Rolf Lyssy u. a. m.), Computermusikpionier und schliesslich auch Dozent und Chronist der Jazz- sowie der elektroakustischen und der elektronischen Szene der Schweiz. Die Situation junger Musiker:innen heute, das Verhältnis von Improvisation
und Komposition, Musik und Film, die Entstehung des hiesigen Werbefernsehens, aber vor allem auch die wilden Formationsjahre des Jazz in unserem Land sowie auch die technische Revolution der Musikproduktion: Das ist die Vielfalt an Themen, über die der bekannte Schweizer Künstler, der im August 90 Jahre alt wird, in diesem Film mit dem Musikjournalisten Beat Blaser spricht. Zahlreiche historische Bild-, Film- und Audiodokumente, neuere Konzertausschnitte sowie Statements von Wegbegleiter:innen laden zu einem Gang durch die jüngere Musikgeschichte der Schweiz.» (Verleihtext)
Mit Begrüssung durch Bruno Spoerri, Bettina Spoerri und Miklós Klaus Rózsa.
Anschliessend an die Vorstellung lädt das Regieduo zum gemein samen Umtrunk.
IM SPIEGEL DER MAYA DEREN
SPEED
PREMIERE
Neues Kino – exklusiv im Filmpodium
LESBIAN SPACE PRINCESS
Mo 1.9. 18:30 Mi 10.9. 20:45 Mo 29.9. 18:30
Australien 2024, Farbe, DCP, E/d, 87 REGIE und DREHBUCH Emma Hough Hobbs, Leela Varghese MUSIK Michael Darren SCHNITT Ben Fernandez MIT Shabana Azeez, Gemma Chua-Tran, Bernie Van Tiel, Richard Roxburgh, Mark Bonanno.
Mo 1.9. 18:30 Fantoche-Warm-up
Anschliessend: Q&A mit den Filmemacherinnen Emma Hough Hobbs, Leela Varghese
Das queere australische Sci-Fi-Animations-Musical Lesbian Space Princess schlug bei seiner Premiere an der Berlinale 2025 ein wie eine Bombe. Frisch, frech und lustvoll füllte es jede Vorstellung bis auf den letzten Platz – und gewann auch gleich den Teddy Award. Nun landet die Space Princess in Zürich: Wir freuen uns, die exklusive Schweizer Kinopremiere im Superpower-Schulterschluss mit Pink Apple – Queeres Filmfestival und Fantoche Internationales Festival für Animationsfilm präsentieren zu dürfen – als Warm-up zum Fantoche, das am 2. September startet und den Film ebenfalls in sein Programm aufgenommen hat. Und zu unser aller Begeisterung werden die beiden Regisseurinnen Emma Hough Hobbs und Leela Varghese an den Vorstellungen in Zürich und Baden für ein Publikumsgespräch anwesend sein.
Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Filmpodium, Fantoche – Internationales Festival für Animationsfilm und Pink Apple – Queeres Filmfestival
Für die Unterstützung danken wir dem Förderverein Lumière.
«Die introvertierte Prinzessin Saira, Tochter der flamboyanten lesbischen Königinnen des Planeten Clitopolis, ist am Boden zerstört. Ihre Freundin, die Kopfgeldjägerin Kiki, hat Schluss gemacht. Saira ist ihr zu anhänglich. Doch als Kiki von den Straight White Maliens – vergessenen Incels der Zukunft – entführt wird, muss Saira ihren geschützten queeren Raum verlassen, um den Entführern das zu bringen, was sie fordern, damit sie Kiki freilassen: die königliche Labrys, mächtigste Waffe der lesbischen Zivilisation. Das Problem an der Sache ist allerdings, dass sie die gar nicht hat und ihr nur 24 Stunden bleiben, um sie zu beschaffen und Kiki zu retten … Saira begibt sich auf eine inter-gay-laktische Selbstfindungsreise, auf der sie mit einem verdächtigen Raumschiff konfrontiert wird und sich mit der Ausreisserin Willow anfreundet. Eine humorvolle, krawallige und bonbonbunte animierte Abenteuerreise durch die Weiten des queeren Weltraums.» (Berlinale 2025)
«In einer Zeit, in der unsere Community jeden Grund zum Lachen braucht, bietet dieser Film eine wunderbar subversive Vision einer Zukunft, die sowohl inhaltlich wie formal so unverschämt queer ist, dass sie das scheinbar Unmögliche erreicht – universelle Anziehungskraft durch das unbeirrbar Spezifische. (…) In einer meisterhaften Mischung aus messerscharfer Kritik und purem Camp haben uns die Macher:innen alles von empfindungsfähigen königlichen Genitalien bis hin zu tiefgründigen Meditationen über den Selbstwert gegeben und bewiesen, dass revolutionäre Kunst am besten funktioniert, wenn sie uns zum Lachen bringt.» (Juryurteil Teddy Awards, Berlinale 2025)
PREMIERE
Neues Kino – exklusiv im Filmpodium
3 × GODARD
Mi 24.9. 18:00
FILM ANNONCE DU FILM QUI N’EXISTERA JAMAIS: «DRÔLES DE GUERRES»
« Film annonce du film qui n’existera jamais: ‹Drôles de guerres› besteht hauptsächlich aus Aufnahmen der Seiten des Vorbereitungshefts für den Trailer eines Films, den Godard nie gedreht hat. (…) In seiner Radikalität synthetisiert dieses Werk Godards gesamte Kunst: ein Kino der Collage, das Malerei, Musik und Poesie umfasst. Ein Film, der auch ein Buch, eine Ausstellung, eine Diskussion unter Freunden ist. (…) Und dieser Trailer zu einem Film, der niemals existieren wird, bewegt uns wie das letzte Flüstern eines Mannes, der im Begriff ist, zu gehen. Es ist nicht traurig, es ist absolut leuchtend. Einfach und klar, wie die letzte Skizze eines Genies.»
(Marcos Uzal, Cahiers du Cinema, 21.5.2023)
«Die Veröffentlichung von Jean-Luc Godards elegischem Spielfilm Le livre d’image aus dem Jahr 2018, einem Film über das Ende der Dinge, scheint das letzte Testament eines der bedeutendsten Künstler zu sein, die das Medium je hervorgebracht hat. Doch zwei Jahre nach seinem Tod hat die Welt zwei weitere ‹letzte Filme› von Godard geschenkt bekommen. Scénarios ist ein aussergewöhnlicher Epilog einer kompromisslosen Karriere, in dem Gemälde, Collagen, Filmausschnitte, Standbilder und Erzählungen
SCÉNARIOS
zusammengefügt und übereinandergelegt werden, einschliesslich eines Textes von Sartre, der von Godard am Tag vor dessen assistierten Tod auf der Leinwand in einem überwältigend ergreifenden Auftritt vorgelesen wurde. Auf Scénarios folgt Exposé du film annonce du film ‹Scénario›, ein Dokumentarfilm, der 2021 von Fabrice Aragno, einem langjährigen Mitarbeiter, gedreht wurde und der einen bemerkenswerten Einblick in die Arbeitsweise des Maestros gewährt: Hier skizziert Godard eine frühere Version des Projekts, einen Spielfilm, der nie realisiert wurde.» (Lincoln Center, Okt 2024)
BUCHVERNISSAGE
Mi 24.9. 18:00
Jacqueline Maurers Buch «Jean Luc Godard Infrastructure(s) Grand(s) Ensemble(s) Dé/Montage(s)» widmet sich den buchstäblichen Baustellen in Godards forschendem und politischem Kinoschaffen: Welche kritischen Perspektiven auf die gestaltete und gebaute Umwelt lassen sich im Werk Godards erschliessen? Das Buch untersucht dies anhand von Filmanalysen und historischen Kontextualisierungen der Film und Bauprojekte. In ihrem reich bebilderten Vortrag gibt die Autorin Einblicke in ihr Buch und ergänzt diese mit weiterem Material aus ihrer Forschungsarbeit.
Gezeigt wird zudem Godards Erstlingswerk Opération béton (1955), eines der Filme, auf das sich die Studie konzentriert.
Vom 14. bis zum 31. August bespielt das Zürcher Theaterspektakel wieder die Landiwiese mit künstlerisch herausragenden wie politisch relevanten Produktionen. Am 17. August ist die Künstlerin und Aktivistin Gabriela Carneiro da Cunha mit dem Dokumentarfilm The Falling Sky im Filmpodium zu Gast. Ihr Film gibt dem Volk der Yanomami eine Stimme und richtet sich gegen die Umweltzerstörung und die Vertreibung der Indigenen im Amazonasgebiet. Am selben Abend führt sie mit der Theaterperformance «Tapajós» in der Aktionshalle eine rituelle Zeremonie für die Munduruku-Frauen durch, deren Existenz durch vergiftete Flüsse bedroht ist. Anschliessend findet ein vertiefendes Gespräch statt.
THE FALLING SKY A QUEDA DO CÉU
So 17.8. 15:00
Brasilien/Italien 2024, Farbe, DCP, OV/e, 110 REGIE und DREHBUCH Eryk Rocha, Gabriela Carneiro da Cunha KAMERA Eryk Rocha, Bernard Machado SCHNITT Renato Vallone.
«Begleitet von den kraftvollen Worten des Schamanen und Yanomami-Anführers Davi Kopenawa porträtiert
The Falling Sky die im brasilianischen Amazonasregenwald lebende indigene Gemeinschaft der Yanomami bei einem lebenswichtigen Begräbnisritual, das als Reahu bekannt ist – eine kollektive Anstrengung, um den Himmel (für uns alle) am Einstürzen zu hindern. Der Film ist eine scharfe schamanische Kritik am illegalen Goldabbau, an der Zerstörung des Ökosystems und an den tödlichen Krankheiten, die von Aussenstehenden eingeschleppt werden. The Falling Sky zeigt die Schönheit der YanomamiKosmologie und ihrer Xapiri-Geister und hebt gleichzeitig die geopolitische Bedeutung dieses Volkes hervor.» (Rediance)
Gabriela Carneiro da Cunha arbeitet seit Jahren an einem künstlerischen Forschungsprojekt zu den bedrohten Flusslandschaften Brasiliens. Dafür bereist sie regelmässig die Amazonasgebiete und vernetzt sich mit Widerstandskämpfer:innen im ganzen Land. The Falling Sky beruht auf dem Buch, das der prominente indigene Anführer und Denker Davi Kopenawa mit dem Anthropologen Bruce Albert verfasst hat. In Co-Regie mit Eryk Rocha fängt Carneiro da Cunha in ruhigen und immersiven Bildern das Leben der Yanomami ein zwischen schamanischen Ritualen,
alltäglichen Arbeiten und den Funksprüchen, die sie mit anderen indigenen Gruppen austauschen, um einander vor den Goldgräbern und Waldabholzern zu warnen. Getragen wird der Film von Davi Kopenawas Stimme, die sich direkt und eindringlich an uns Zuschauende wendet: «Wenn die Erde sich wandelt, kannst du so viel Geld haben, wie du willst. Du kannst mit dem Geld wegrennen, aber wenn die stürmischen Winde kommen, wirst du sie nicht besänftigen können.» (nr)
TAPAJÓS
Sa 16.8. 21:30 So 17.8. 18:00 Mo 18.8. 19:00
Performance in der Roten Fabrik, Aktionshalle
Gabriela Carneiro da Cunha, Sprache Portugiesisch und Munduruku, Übertitel Deutsch, Englisch, 90 ' ab 16 Jahren
So 17.8. 18:00
Anschliessend: Gespräch mit der Künstlerin
Ein vergifteter Fluss, die MundurukuFrauen und die Kraft des Widerstands: In ‹Tapajós› verbindet Gabriela Carneiro da Cunha Kunst mit Aktivismus und dokumentarischer Spurensuche. Mit analoger Fototechnik und einer poetischen Soundcollage lässt sie in ihrer Performance die Stimmen eines bedrohten Lebensraums hör- und sichtbar werden – eine rituelle Zeremonie für die Mütter von Wasser, Wald und Zukunft.
Kombitickets «Film + Performance» können bezogen werden über: theaterspektakel.ch
CHF 50 / ermässigt CHF 35
Mit einer Einführung von Gabriela Carneiro da Cunha
Gabriela Carneiro da Cunha
FILM ANNONCE DU FILM QUI N’EXISTERA JAMAIS: «DRÔLES DE GUERRES»
IL CASANOVA DI FEDERICO FELLINI
Sa 16.8. 15:00 Fr 5.9. 20:15
Fr 19.9. 20:15
Italien/USA 1976, Farbe, DCP, I/e, 155 REGIE Federico Fellini DREHBUCH Federico Fellini, Bernardino Zapponi, frei nach den Memoiren von Giacomo Casanova KAMERA Giuseppe Rotunno MUSIK Nino Rota SCHNITT Ruggero Mastroianni MIT Donald Sutherland, Margareth Clementi, Chesty Morgan, Tina Aumont, Claretta Algranti, Clarissa Roll, Olimpia Carlisi, Daniel Emilfork, Mary Marquet.
Fr 19.9. 20:15
Einführung von Thomas Bodmer, 10'
«Während des Karnevals in Venedig wird Casanova von einer Nonne zu einem Schäferstündchen eingeladen – und landet im Gefängnis. Ihm gelingt die Flucht, und nun stürzt er sich in eine ganze Reihe erotischer Begegnungen. Gleichzeitig versucht er, von verschiedenen Mäzenen als Mann des Geistes und der Wissenschaft anerkannt zu werden. Doch sein ‹potenter› Ruf eilt ihm voraus, und so bemächtigt er sich über die Jahre aller Lustobjekte, deren er in seiner sexuellen Gier habhaft werden kann: von unschuldigen Mädchen über wunderliche ältere Damen bis hin zu missgestalteten Zirkusattraktionen und mechanischen Puppen.» (Kinok, Jan 2020)
«Um seinem Hass auf Casanova Ausdruck zu verleihen, hat Fellini ein Gehäuse errichtet, das einem Palast, einer Wüste, einem Film gleicht. Casanova ist die auf eine Phallusmaschine reduzierte Summe von Fellinis liebesuntauglichen Männern, ein geiler, eitler, weisser, alter Clown, Buchhalter der Erotik und Sexualhampelmann, der die Welt ‹mit steinernen Augen betrachtet›. Fellinis erster wieder erzählender Film nach zehn Jahren, gestaltlos in der Struktur, amorph in den Scharnieren, aber gefüllt mit dem Feingut
SE LECTION LUMIE RE
Der Wunschfilm unseres Fördervereins
quellender, sprühender Schätze. Casanovas Leere als epochales Loch, um das herum der Mahlstrom des ‹settecento› in den Abgrund treibt: bedrückende Gegenwart in jedem kostbaren Augenblick dieses im Studio er-
schaffenen ‹Aquamarinzaubers›, einer Orgie aus Kopulation und Schminke, Überfülle aphrodisischer Dinge und Formen, erschöpfter Lust, gelangweilter Gier, nutzloser Schönheit.»
(Harry Tomicek, Filmmuseum Wien, Jan 2019)
FAMILIENFILM
Vergnügen für Gross und Klein
Werden auch Sie Mitglied und sorgen Sie für Glanzlichter im Filmpodium. Infos unter: filmpodium.ch/foerderverein-lumiere
DIE MONSTER AG
Sa 13.9. 15:00 Sa 27.9. 15:00 USA 2001, Farbe, Digital HD, D (Synchronfassung), 92', 6 (8) REGIE Pete Docter, David Silverman, Lee Unkrich DREHBUCH Dan Gerson, Andrew Stanton, Jonathan Roberts, Robert Baird, Rhett Reese KAMERA JeanClaude Kalache, Louis Rivera MUSIK Randy Newman, Ira Hearshen SCHNITT Robert Grahamjones, Ken Schretzmann, Jim Stewart, Lee Unkrich, Torbin Xan Bullock, Katherine Ringgold MIT Reinhard Brock, Thomas Amper, Ilja Richter, Maya McMahon, Kim McMahon, Martin Semmelrogge, Helmut Krauss.
FILM-WORKSHOP FÜR KINDER
13.9. und 27.9.
ca. 30 ' , gratis, ohne Voranmeldung Leitung: Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator
Im Anschluss an die beiden Vorstellungen bietet das Filmpodium einen Workshop für Kinder an. Die Kinder werden auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Filmgestaltung mitgenommen und an einzelne Szenen und Themen des Films herangeführt.
«Jede Nacht lehrt Ober-Erschrecker Sulley Kinder das Fürchten. Das ist sein Beruf, denn in der Monsterwelt dienen Kinderschreie als Energiequelle. Allerdings muss er bei seinem Job ganz schön auf der Hut sein – schliesslich sind Kinder hochgiftig, weiss doch jeder! Kein Wunder, dass Sulley gehörig in Panik gerät, als sich eines Tages ein kleines Mädchen an sein kuscheliges Fell hängt und unbemerkt in die Monsterwelt gerät. Wenn das rauskommt, ist sein guter Ruf dahin! Mithilfe seines Kumpels Mike versucht Sulley, das kleine Mädchen wieder loszuwerden – und muss es ständig vor den anderen Monstern verstecken. Denn auch wenn Sulley und Mike sehr schnell merken, dass die Geschichte mit den giftigen Menschenkindern nicht stimmt, haben alle anderen Monster der Stadt immer noch fürchterliche Angst vor ihnen. Die Monster AG ist ein farbenfroher Animationsfilm, der dich in eine völlig neue Welt entführt und dir ein ungeheuer gutes Abenteuer bietet!» (kinderfilmwelt.de)
IMPRESSUM
DARIO ARGENTO
AM SA 4.10. IST DER MEISTER DES HORRORS ZU GAST IM FILMPODIUM
ELIZABETH TAYLOR UND RICHARD BURTON
VITALY MANSKY
AM DI 14.10. IST DER FILMEMACHER ZU GAST IM FILMPODIUM
Arsenal Filmverleih, Tübingen; Celluloid Dreams, Paris; Cinecittà Intl., Rom; Cineteca di Bologna; Danish Film Institute, Kopenhagen; Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin; Écran Noir Productions, Paris; Filmcoopi, Zürich; Fortune Star Media, Hongkong; Goodfellas, Paris; The Japan Foundation, Tokio; Kadokawa Herald Pictures Inc., Tokio; Kindai Eiga Kyokai, Tokio; Kinemathek Le Bon Film, Basel; Les Amis de la Cinémathèque suisse, Lausanne; Les Amis de Sarah Maldoror et Mario de Andrade, Saint-Denis; MK2, Paris; National Film Archive of Japan, Tokio; Park Circus, Glasgow; Le Petit Bureau, Paris; Plaion Pictures, München; Pyramide Distribution, Paris; Rediance, Peking; Salzgeber Medien, Berlin; Shochiku International, Tokio; Sixpackfilm, Wien; Bettina Spoerri, Zürich; Toho International Co. Ltd., Tokio; TrustNordisk, Hvidovre; UCLA Film & Television Archive, Santa Clarita; Yugoslav Film Archive – The State Audiovisual Archive of Serbia, Belgrad.
BILDNACHWEIS
Cover: THE DOOM GENERATION, Gregg Araki
S. 2 und 31: KIDS, Larry Clark (Dreharbeiten im Washington Square Park 1994) @ Gunars Elmuts
S. 4 und 29: Sarah Maldoror @ BJ Nikolaisen
Backcover: Lobbycard von ON THIS EARTH (CHIJO), Kozaburo Yoshimura
• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)
• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)
• Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode)
• Abonnement Programmzeitung: CHF 20.—
Anmeldung an der Kinokasse: +41 44 412 31 28 info@filmpodium.ch
Gaye Su Akyol BaianaSystem Floriano Inacio Muralim Zurich Jazz Orchestra Mira Lu Kovacs Gisela Horat Trio Nik West Orquesta Aragón Damily Joe Sanders
Athanas’ContempArabic Ensemble Stefan Rusconi Solo Islandman Andreas Schaerer’s Hildegard Lernt Fliegen Kurt Rosenwinkel & Jean-Paul Brodbeck Dirty Slips
Karriem Riggins & J. Rocc Los Wembler’s de Iquitos
Adrian Younge Peter Somuah Group W.I.T.C.H. Fulu Miziki
Simon Berz Tectonic LINA_ Den Dala Derya Yıldırım & Grup Şimşek Gansch & Roses Zara McFarlane
Emmet Cohen Ida Nielsen & The Funkbots Monobloco Orchestra Baobab Joy Guidry Jowee Omicil
Florian Favre Trio Manou Gallo Nesrine
Muriel Grossmann Shantel & Bucovina Club Soundsystem