Südtirol Panorama -juli 2010

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panorama südtirol

Das Wirtschaftsmagazin

Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro

www.panorama-online.com – Nr. 03/2011 – 1,80 Euro

Mai 2011

Finanzkontrolle Was zu tun ist, wenn die Steuerprüfung vor der Tür steht Christine Müller Mit Südtirols Glaskönigin zu Tisch Autotest Der Mercedes C 220 CDI DOLO mit MY SPEC THICUP IAL

GRÜNE GEWINNER Südtiroler Unternehmen, die umweltfreundlich Kasse machen


Unternehmer brauchen Impulse durch erfahrene Sparring-Partner, mit denen sie sich regelmäßig über ihre Pläne und Ziele austauschen können. VOLKSBANK Corporate Banking: Freuen Sie sich auf konstruktive Diskussion und neue Impulse.

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INHALT

EDITORIAL

Foto: Alexander Alber

Nachhaltigkeit ist ein Wort, das sein Verfallsdatum bereits überschritten hat. Zu oft wurde und wird es gebraucht. Gerne auch in einem falschen oder nicht ganz klaren Zusammenhang. Trotzdem: Wenn davon gesprochen wird, dann glaubt jeder zu wissen, was gemeint ist. Und wenn von der Nachhaltigkeit geschuldeten Investitionen die Rede ist, dann denken die meisten Unternehmer: Das wird teuer. Dass man mit umweltbewusstem Wirtschaften und ökologisch korrektem Handeln auch Geld verdienen kann, beweisen die in diesem Heft vorgestellten Unternehmen. Einem für den Durchschnitts-Südtiroler etwas exotischen Sport räumen wir in diesem Heft viel Platz ein: dem Segeln. Beim DolomythiCup, der seit 2007 jährlich im April oder Mai stattfindet, werden immerhin die inoffiziellen Südtirolmeister im Regattasegeln gekürt. Über zweihundert Teilnehmer hatten sich in diesem Jahr angemeldet. Da wollten wir auch dabei sein und herausfinden, was Bergmenschen zuerst nach Kroatien und dann auf das weite Meer hinaustreibt. Die Reportage mit tollen Fotos von Alexander Alber finden Sie ab Seite 52. Konkrete Ratschläge, wie man sich bei einer Steuerprüfung durch die Finanzpolizei verhält und welche Rechte Sie in diesem Fall haben, finden Sie auf Seite 44. Zum Schluss möchte ich Sie noch auf eine Umfrage hinweisen, die Südtirol Panorama in Zusammenarbeit mit der Beratungsagentur Dr. Gruber & Partner durchführt. Wir möchten herausfinden, ob und welche Probleme Südtiroler Familienunternehmen bei der Übergabe an die nächste Generation haben. Unter dem Link www.drg-p.com/panorama können Sie an der Umfrage teilnehmen. Die Ergebnisse erfahren Sie dann im nächsten Südtirol Panorama. PETER SEEBACHER

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Titel 14

Titelfoto: photocase.de/misterQm

Die Saubermänner Südtirols Unternehmen, die ressourcenschonend, umweltverträglich und sozialverträglich wirtschaften und trotzdem gute Geschäfte machen. Acht Beispiele

Unternehmer & Märkte 08 Interview Ibrahim Abouleish, Träger des Alternativen Nobelpreises. Der von ihm gegründete Unternehmensverbund Sekem verbindet vorbildlich Demokratie, Ökologie und Bildung

26 Was darf es sein, Frau Müller? Zu Tisch mit Südtirols Vorzeigeunternehmerin, die mit 47 Jahren von Juristin auf Unternehmerin umschulen musste

30 Das Kino im Kopf starten Vorträge müssen nicht langweilig sein. Gastautor Gerriet Danz zeigt, wie die wunderbare Welt jenseits von Powerpoint aussehen könnte

34 Marken sind Leuchttürme für Konsumenten Auch in Krisenzeiten orientieren sich die Verbraucher an Marken. Sogar wenn sie teurer sind

Geld & Finanzen 42 Die Steuerprüfer vor der Tür Wie Sie sich vorbereiten sollten, was Sie tun sollten und welche Ihre Rechte sind

48 Geniale Geldanlage Eine hohe Rendite bei geringem Risiko? Der Nachkauf der Studienjahre ist als Investition besser als Aktien

Luxus & Lifestyle 52 DolomythiCup 2011 Die inoffiziellen Südtiroler Meisterschaften im Regattasegeln. Südtirol Panorama war diesmal dabei

68 Autotest Der Mercedes C220 CDI fährt sich wie von selbst und wartet mit einigen Überraschungen auf

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Computer sind zum Streicheln da Die aktuellsten Tablet-Computer und das „Muss-ich-haben“ des Monats

Impressum Erscheinungstermin: 27. Mai 2011 Chefredakteur: Peter Seebacher Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Ariane Löbert, Anita Rossi, Gerriet Danz, Verena Kompatscher, Sabine Funk, Georg Peter Mair, Edit R. Meraner, Max Otte Schlussredaktion: Alexandra Fössinger Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Marketing und Verkaufsleitung: Edith Benischek – 0471 304548 Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 50, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com, panorama@ff-bz.com Druck: Radin-Berger-Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

News & Trends

Service 50 51 73 73 74

Finanzkommentar: Immer wieder Griechenland Finanzkolumne Max Otte: Aktien sind gut Reisetipp: Göteborg Lesezeichen: Wie man sich kontinuierlich verbessert Was macht eigentlich... Rosa Franzelin?

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NEWS & TRENDS

Einfach nicht gezahlt

Vergessene Schulden Immer weniger Italiener bezahlen ihre Licht-, Strom- oder Gasrechnung. Die Gesamtsumme der nicht bezahlten Rechnungen im vergangenen Jahr: 39,9 Milliarden Euro. Das entspricht zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Den Italienern scheint es finanziell immer schlechter zu gehen. Dies legen Zahlen nahe, die kürzlich die Unirec (Unione Nazionale Imprese a Tutela del Credito) veröffentlicht hat. Demnach hat 2010 die Gesamtsumme der unbezahlten Rechnungen gegenüber dem Jahr vorher um 14,1 Prozent auf 30,9 Milliarden zugenommen. Das sind ganze zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts. Vergleicht man die Summe mit jener aus dem Jahre 2007, dann beträgt die Zunahme sogar ganze 60 Prozent. Nicht die Unternehmen und Betriebe sind es, die ihre Schulden nicht bezahlen (Anteil an der Gesamtsumme: 24,3 Prozent), sondern die privaten Haushalte (Anteil an der Gesamtsumme: 75,7 Prozent).

TRENTINO-SÜDTIROL 177,725 Mio.

1,2 %

AOSTATAL 38,424 Mio.

1,1 %

FRIAUL-JULISCH VENETIEN 367,869 Mio.

0,9 % 1,8 % PIEMONT 2,247 Mrd.

1,7 %

1,4 %

VENETIEN 1,929 Mrd.

1,5 %

EMILIA ROMAGNA 1,856 Mrd.

1,4 %

LIGURIEN 745,262 Mio.

1,5 % 2,3 %

TOSKANA 1,484 Mrd.

SCHULDEN IM SÜDEN. Die Regionen, in

MARKEN 610,473 Mio.

2,7 %

2,4 % ABRUZZEN 665,051 Mio.

MOLISE 177,180 Mio.

UMBRIEN 481,173 Mio.

1,8 %

LATIUM 3,119 Mrd. SARDINIEN 815,098 Mio.

2,4 %

2,9 % APULIEN 1,988 Mrd.

4,3 %

KAMPANIEN 4,055 Mrd.

4,5 %

2,6 % BASILIKATA 284,275 Mio. KALABRIEN 1,540 Mrd.

Quelle: Il Sole 24 Ore

denen die Anzahl der Schuldner, die lieber Schuldner bleiben wollen, am höchsten ist, sind jene im Süden Italiens. Kalabrien, Sizilien und Kampanien führen die Liste an. Aber auch der Norden fällt mit einer negativen Tatsache auf: Die Zahl der ungezahlten Rechnungen hat in der Region Aostatal gegenüber dem vorangegangen Jahr am stärksten zugenommen. Italienweit sind es vor allem Telefon-, Gasund Stromrechnungen sowie jene für Breitbandverbindungen, die nicht gezahlt werden (59,9 Prozent). Die nicht bezahlten Raten für Konsumkredite machen einen Anteil von 38,3 Prozent aus. Auch die Bezahlung von Strafen oder der Müllgebühren wird gerne „vergessen“.

0,5 %

LOMBARDEI 3,885 Mrd.

DURCHSCHNITT ITALIEN

SIZILIEN 4,427 Mrd.

5,1 %

2,0 %

Hochgeschwindigkeit bringt Plus

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Staatsbahnen in den vergangenen Monaten die deutsche Nahverkehrs-Gesellschaft Arriva. Außerdem soll mit der französischen Bahngesellschaft „Veolia Transport Rail“ ein Joint Venture gegründet werden. Das neue Gemeinschaftsunternehmen will im europäischen Bahn-Hochgeschwindigkeitssystem konkurrieren. IM HOCHGESCHWINDIGKEITSBEREICH Foto: Ferrovie dello Stato

Die italienischen Staatsbahnen (FS) sind dank des Erfolgs ihrer Hochgeschwindigkeitszüge so erfolgreich wie nie. Der Nettogewinn der „Ferrovie dello Stato“ kletterte 2010 um 139 Prozent auf 129 Mio. Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Damit schreiben die Staatsbahnen zum dritten Jahr in Folge schwarze Zahlen. Der Umsatz überschritt die Schwelle von 8 Mrd. Euro. Ende 2006 hatte der Umsatz noch 6,7 Mrd. Euro betragen. Das Ebit stieg um 73 Mio. Euro auf 508 Mio. Euro. Die operativen Kosten sanken gegenüber 2009 auf 128 Mio. Euro, was der starken Rationalisierung im Unternehmen zuzuschreiben ist. Um weiterhin auf der Gewinnerschiene zu bleiben, setzen die FS verstärkt auf internationale Beteiligungen. So übernahmen die italienischen

Ferrovie dello Stato: per Hochgeschwindigkeitszüge in die Gewinnzone

bekommen die italienischen Staatsbahnen jedoch Konkurrenz. Die Gesellschaft NTV um den Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo wird bis Ende dieses Jahres auf der italienischen Hochgeschwindigkeitslinie mit dem Zug „Italo“ starten. Der Zug wird in neun italienischen Städten und zwölf Bahnhöfen halten.


KURZ NACHGEFRAGT

Inflation im Euro-Raum gestiegen

Foto: Alexander Alber

Zukunft der Energie

Foto: stock.xchng/L_Avi

Maximilian Rainer ist Direktor der Sel AG

Im vergangenen Jahr ist die Inflation sowohl im Euro-Raum als auch der EU gestiegen

Die jährliche Inflationsrate in der Euro-Zone ist im April auf 2,8 Prozent gestiegen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag sie noch bei 1,6 Prozent. Diese Zahlen veröffentlichte vor kurzem das statistische Amt der EU (Eurostat). Im März lag die Teuerungsrate noch bei 2,7 Prozent. Mittelfristiges Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, die Inflationsrate auf unter zwei Prozent zu drücken. Doch nicht nur die Länder mit Euro-Währung verzeichnen eine Teuerung, die gesamte EU hat damit zu kämpfen. Lag sie im April 2010 noch bei 2,1 Prozent, so stieg sie im April dieses Jahres auf 3,2 Prozent. Im März lag die Rate bei 3,1 Prozent. Die niedrigsten jährlichen Inflationsraten wiesen im April Irland (1,5 Prozent), Tschechien (1,6 Prozent) und Schweden (1,8 Prozent) auf. Am höchsten war die Inflation in Rumänien

(8,4 Prozent), Estland (5,4 Prozent), Litauen und Ungarn (je 4,4 Prozent). Für Italien weist Eurostat im April eine jährliche Inflationsrate von 2,9 Prozent aus, im Vergleichsmonat des Vorjahres lag sie bei 1,6 Prozent. Die niedrigsten Durchschnittswerte über zwölf Monate bis einschließlich April 2011 verzeichneten Irland (-0,4 Prozent), Lettland (1,3 Prozent) und die Niederlande (1,4 Prozent), während die höchsten Werte in Rumänien (7,2 Prozent), Griechenland (5,0 Prozent) und Estland (4,3 Prozent) gemeldet wurden. Europaweit teurer geworden sind vor allem Verkehr (5,9 Prozent), Wohnung (5,0 Prozent) sowie Alkohol und Tabak (3,4 Prozent). Am geringsten stiegen die Preise für Freizeit und Kultur (0,9 Prozent) sowie Hausrat (1,0 Prozent). Für Nachrichtenübermittlung (-0,9 Prozent) sind sie sogar gesunken.

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Das Wirtschaftsmagazin

Gesucht: Junior-Chef/innen Sie bereiten sich gerade darauf vor, im Familienbetrieb das Ruder von Ihren Eltern zu übernehmen oder haben es bereits getan?

Dann suchen wir genau Sie! Südtirol Panorama macht derzeit eine Online-Umfrage zum Thema „Die Bosse von morgen“. Machen Sie mit – und vergleichen Sie Ihre Erfahrungen mit denen anderer Unternehmensnachfolger.

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SÜDTIROL PANORAMA: Ein Referent bei der von der Sel veranstalteten Tagung „Energie und Zukunft“ war Robert Werner, Vorstandsmitglied von Greenpeace Energy Deutschland. Wird die Sel jetzt grün? MAXIMILIAN RAINER: Die Sel ist bereits grün. Wir gewinnen unsere Energie fast ausschließlich aus regenerativen Quellen. Die Ausführungen von Robert Werner waren sehr interessant und es hat sich gezeigt, dass sich viele Ideen und Teile seines Konzepts mit dem unsrigen decken. Das fassen wir als großes Kompliment auf. Taten statt warten, so das Motto von Robert Werner. Was tut die Sel?

Wir propagieren den lokalen Kreislauf. Wir produzieren und verteilen die Energie lokal. Im Bereich Elektromobilität möchten wir uns in Zukunft massiv engagieren. Wir sind auch Partner des Instituts für Innovative Techologien (IIT) beim Bau der Anlage zur Gewinnung von Wasserstoff. Das Klimaland Südtirol ist uns ein großes Anliegen. Ich glaube, dass wir bereits auf einem guten Weg sind aber weiterhin verstärkt daran arbeiten müssen. Wie wird der Energiemarkt der Zukunft aussehen?

Der Energiemarkt wird meiner Meinung nach eine sehr interessante Wendung nehmen. Die intelligenten Netze werden sich endgültig durchsetzen. Das wird selbstverständlich Investitionen erfordern. Es wird einen sehr starken Trend hin zum Ersatz der fossilen Energierohstoffe geben. Wir werden es uns nicht mehr leisten können, so wichtige Rohstoffe wie Erdöl zu verbrennen. Deshalb wird es auch starke Veränderungen in der Art unserer Mobilität geben.


PR-INFO

ZUKUNFTSKRAFT Die Etschwerke AG geht ihren Weg in Richtung Bereitstellung von Strom aus umweltfreundlicher Energie konsequent weiter und nützt damit wichtige Wachstumschancen.

Siegfried Tutzer, Generaldirektor der Etschwerke AG Bei ihren Investitionen in alternative Energiequellen setzen die Etschwerke nicht nur auf Wasserkraft

SÜDTIROL PANORAMA: Warum dieses starke Engagement der Etschwerke für erneuerbare Energie? SIEGFRIED TUTZER: Ein Energieproduzent, der versucht, weitsichtig zu handeln, muss in erneuerbare Energiequellen investieren. Es wird zwar eine Übergangszeit geben, in der wir auf fossile Energiequellen nicht verzichten können, die Zukunft gehört aber ganz sicher den regenerativen Energiequellen. Ist die Entscheidung, in alternative Energiequellen zu investieren, nur aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen gefallen? Wir glauben fest an diese Energieschiene und werden auch in den kommenden Jahren in diese Richtung Investitionen tätigen. Gibt es schon konkrete Pläne? Zur Zeit prüfen wir verschiedene Projekte, ob sie investitionswürdig sind. Sicher ist, dass wir diesen Weg weitergehen werden.

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n den vergangenen Jahren hat die Etschwerke AG kräftig in den Bereich erneuerbare Energie investiert. Bereits seit 2008 sind die Wasserkraftwerke des Südtiroler Energieproduzenten Nummer eins im Zertifikat-System für erneuerbare Energie eingetragen. Das europaweit anerkannte Renewable Energy Certificate System (RCES) dient als Herkunftnachweis für Strom aus den erneuerbaren Energiequellen Sonne, Wasser, Erde und Wind. Stromgewinnung durch Biomasse gehören ebenso zum Portfolio der Etschwerke wie jene durch Photovoltaikanlagen. Energiegewinnung durch Wasserkraft macht aber weiterhin den größten Teil aus. Durch Investitionen in Hydrokraftwerke in Bulgarien sorgt die Etschwerke AG dafür, dass auch dieser Bereich weiter ausgebaut wird. In Sachen Windkraft ist der Südtiroler Energieproduzent mit dem zur Leitwind AG gehörenden Unternehmen WPP1 in einem Joint Venture verbunden. An der so entstandenen Gesellschaft hält die Etschwerke AG eine Quote von 49 Prozent. Entwicklung, Errichtung und der Betrieb von Windparks sind die Ziele dieses Joint Venture. Bereits vor zwei Jahren haben die Etschwerke in ein Biomassewerk in Sardinien in-

vestiert. Mit 69 Prozent hält das Südtiroler Energieunternehmen an dem 37-Megawatt-Werk die Mehrheit. Stromgewinnung durch Biomasse hat gegenüber der Windenergie den großen Vorteil, nicht den Launen der Natur ausgeliefert zu sein. Verstärkt engagiert haben sich die Etschwerke auch im Bereich Photovoltaik. So entstand im vergangenen Jahr auf Sardinien eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 7,5 Megawatt, an der das Südtiroler Energieunternehmen mit 90 Prozent ebenfalls die Mehrheit hält. Mit der Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energiequellen kommen die Etschwerke nicht nur dem Wunsch der Kunden nach umweltfreundlicher Energiegewinnung nach, sondern nützen ❧ auch wichtige Wachstumschancen.

infobox

Etschwerke AG Zwölfmalgreinerstraße 8 39100 Bozen Grüne Nummer: 800-225420 info@ae-ew.it www.ae-ew.it


NEWS & TRENDS PR-INFO

ROL SMS Outlook: SMS per Mail verschicken

Wenn es darum geht, Kunden, Geschäftspartnern und Vereinsmitgliedern kurze schriftliche Mitteilungen zukommen zu lassen, verwandelt sich das Handy in ein günstiges Marketing- und Informationsinstrument. Mit ROL SMS schicken Sie Ihre Mitteilungen einfach, schnell und direkt aufs Mobiltelefon Ihrer Kunden - ohne umständliches Handy-Tippen. E-MAIL TO MOBILE. Jetzt lassen

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Internetzugang und ein persönlicher ROL-SMS-Zugang. Ihre SMS schicken Sie also so einfach, wie Sie für gewöhnlich E-Mails verschicken. Sie brauchen keine zusätzliche Software zu installieren, sondern richten nur ein neues Konto ein, wählen den oder die Empfänger aus dem OutlookAdressbuch aus, schreiben die Nachricht aund schicken sie ab. Sie können Einzel- und Massenaussendungen verschicken, zeitversetzte SMS verfassen und den Absender personalisieren. Und als ROL-SMS-Kunde nutzen Sie ROL SMS Outlook kostenlos! Interessiert? Dann melden Sie sich bei uns – wir sind gerne für Sie da: 800 031 031, info@raiffeisen.net, www.ROLsms.it

ISO-bloc® – patentiertes System für den wärmebrückenfreien Fenstereinbau in Rekordzeit

ISO-bloc® – jetzt mit Patent und nochmals optimiert Bereits vor zwei Jahren wurde die Idee des Fensterlaibungssystems ISO-bloc® von Südtirol Fenster vorgestellt, und es revolutionierte den Fenstereinbau. Nicht umsonst wurde dieses intelligente System vom europäischen Patentamt mit einem Schutz versehen. Die größten Vorteile sind die Vermeidung von Wärmebrücken, die beim konventionellen Einbau durchaus entstehen und der Wegfall zeitaufwändiger Dämmarbeiten im Fensteranschlussbereich.

Der ISO-bloc® besteht aus einem Blendrahmen (Blendzarge) aus Holz oder anderem Material, an dem bereits Dämmteile von höchster Dämmqualität angebracht werden. Dieser Block wird im Werk komplett vorbereitet und als Einheit auf die Baustelle geliefert und kann neben der Dämmung Fensterbänke innen und außen sowie Beschattungssysteme mit Führungsschienen aufnehmen. Südtirol Fenster GmbH Tel. 0474 50 42 57 www.suedtirol-fenster.com

ZUKUNFT HAT SYSTEM – Ziegelmassivqualität Drei Jahre Entwicklungsarbeit hat RedBloc investiert und ein einzigartiges Trockenklebeverfahren entwickelt, das erlaubt, 400m2 Ziegelwände innerhalb weniger Stunden komplett vorzufertigen. Hierfür wird der weltweit patentierte RedBloc-Trockenkleber verwendet, der – anders als herkömmlicher Mörtel – keine Austrocknung oder Ausheizung verlangt. Auf der Baustelle kann daher innerhalb eines Tages ein komplettes Geschoss errichtet werden. Tür- und Fensterstürze sind bereits integriert und Elektroinstallationskanäle können ohne Stemmarbeiten in der Zie-

RedBloc-Technologie revolutioniert den Ziegelmassivbau

gelwand verlegt werden. Die „sauberste Ziegelfertigteilwand“ steigert die Effizienz der Baustellen und hinterlässt einen ungewohnt positiven Eindruck beim Kunden. Die RedBloc-Technologie ist für den Einfamilienhausbau und für den Gewerbe- und Industriebau geeignet. Sie erlaubt es, konstant bessere Qualität in kürzerer Zeit zu reduzierten Kosten anzubieten. In RedBloc sind alle Vorteile des Ziegelmassivbaus und der Fertigteilbauweise vereint – schneller, effizienter und günstiger! Infos unter: Tel. 393 90 27 792 info@redbloc.it

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: privat

Love, Peace and Economics

Ibrahim Abouleish, Träger des Alternativen Nobelpreises, war Stargast der „Tage der Nachhaltigkeit“ in Brixen. Seine Initiative Sekem gilt als Modell für Demokratie, Ökologie und ganzheitliche Bildung. Und als Beispiel für erfolgreiches Wirtschaften jenseits der Gewinnmaximierung. ekem, das sind sechs Unternehmen mit über 2.000 Mitarbeitern. Das Geschäft konzentriert sich auf die biologisch-dynamische Landwirtschaft, Lebensmittel- und Textilindustrie sowie Heilmittelerzeugung. Und es ist sehr erfolgreich. Mit den Gewinnen fördert Sekem eine Vielzahl von soziokulturellen Einrichtungen und ein Gesundheitszentrum. Ein Gespräch mit Sekem-Gründer und Bio-Pionier Ibrahim Abouleish über die Bedeutung von Kultur und Bildung für die Entwicklung einer Gesellschaft, die das Gemeinwohl und nicht die Gewinne Einzelner ins Zentrum stellt.

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triebe, die Landwirtschaft war vom massiven Einsatz chemischer Düngemittel und Pestizide geschädigt. Das Bildungs- und Gesundheitssystem konnte mit dem enormen Bevölkerungswachstum nicht mithalten und war in einem desolaten Zustand. Und in den Gesichtern der Menschen fehlte die Zuversicht, die ich aus meiner Jugend in Erinnerung hatte. Dies alles hat mich tief bewegt. Nach meiner Rückkehr nach Österreich ließen mich die Eindrücke nicht los. Ich wusste, ich musste nach Ägypten zurückkehren und mich um mein Land kümmern.

SÜDTIROL PANORAMA: Was war für Ihren „Ausstieg“ aus dem erlernten Beruf in Europa ausschlaggebend?

Gab es Stolpersteine beim Aufbau von Sekem?

IBRAHIM ABOULEISH: Ich lebte seit 1956 in Europa, 1975 haben meine Familie und ich dann Ägypten besucht, um die reichen Kulturgüter meines Heimatlandes zu besichtigen. Dieser Besuch war ein Schock. Ich war entsetzt zu sehen, wie sich das Land in den Jahren, die ich in Österreich verbracht hatte, verändert hatte. Die Stimmung im Land war gedrückt, die Wirtschaft litt unter der Verstaatlichung des Großteils der Be-

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Und wie! Vor allem die Bürokratie machte uns zu schaffen, da sie viele Entwicklungen enorm verzögert hat. Es gab keinerlei Infrastruktur, auf die wir zurückgreifen konnten: keine Brunnen, keine Stromversorgung. Selbst die Straßen mussten erst von uns gebaut werden. Dazu kamen die täglichen Unwägbarkeiten wie Sandstürme oder Auseinandersetzungen mit Beduinen. Wir beschlossen, jede dieser Prüfungen als Aufgabe zu verstehen. Rückblickend bin ich für diese Stolpersteine dankbar, denn ohne sie hätte es keinen Lernprozess gegeben.


Vorzeige-Geschäftsmodell: wirtschaftlicher Erfolg gepaart mit Respekt für die Natur und hohem humanitären und ethischen Anspruch schließen sich bei Sekem nicht aus

NEUE IDEEN BRAUCHEN PLATZ.

WINTERGÄRTEN ZUR WOHNRAUM-ERWEITERUNG.

Foto: privat

Endlich geht der Traum von mehr Raum in Erfüllung: mit FINSTRAL Wintergärten, die sich harmonisch an Form und Stil Ihres Hauses anpassen. Hinter der attraktiven Optik verbirgt sich ein komfortables System zur großfl ächigen Öffnung. FINSTRAL – schaffen Sie sich neuen, lichtdurchfluteten Lebensraum.

Ibrahim Abouleish Jahrgang 1937. Der Ägypter studierte Technische Chemie in Graz und promovierte in Pharmakologie. In Europa arbeitete er in der Arzneimittelforschung, bis er Mitte der 70er-Jahre mit der Familie seine Heimat besucht. Die Not und Umweltverschmutzung dort treiben ihn zum Handeln. Er gründet die Entwicklungsinitiative Sekem und bleibt. Seitdem konnte er den größten Markt für Bio-Produkte außerhalb der westlichen Welt aufbauen. Neben vielfältigen Auszeichnungen erhielt Ibrahim Abouleish 2003 den Alternativen Nobelpreis. Seit 2007 ist er Ratsmitglied im World Future Council. Derzeit arbeitet Abouleish am Aufbau einer Universität, an der Führungskräfte für die künftigen Aufgaben in Ägypten ausgebildet werden.

FINSTRAL AG: GASTERERWEG 1 . I-39054 UNTERINN AM RITTEN (BZ) BOZEN . TEL.: 0471 296 611 . FAX: 0471 359 086 E-MAIL: FINSTRAL@FINSTRAL.COM . WWW.FINSTRAL.COM


UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: privat

Ibrahim Abouleish erhielt für sein Engagement 2007 den Alternativen Nobelpreis. Zur Zeit arbeitet er am Aufbau einer Universität in Ägypten.

Was hat Sie darin bestärkt, Risiken auf sich zu nehmen?

Die Vision, die ich im Herzen trage, hat mir immer die Kraft gegeben, weiterzumachen. Ich habe nie einen Moment an Sekem gezweifelt, an der Idee einer nachhaltigen Entwicklung für Mensch, Gesellschaft und Erde. Visionen entstehen, wenn sich der Mensch mit offenem Geist und Herzen der Zukunft zuwendet, weil diese einen unendlichen Möglichkeitsraum darstellt, der die Gegenwart bereichert und vorwärts bringt.

SEKEM DAS ALTÄGYPTISCHE WORT „SEKEM“ bedeutet Lebenskraft. Die Entwicklungsinitiative Sekem auf 70 Hektar Wüste im Nordosten von Kairo ist weltweit zu einem Vorzeige-Geschäftsmodell geworden: wirtschaftlicher Erfolg gepaart mit Respekt für die Natur und hohem humanitären und ethischen Anspruch. Seit 34 Jahren ergänzen und befruchten sich die Bereiche Wirtschaft, Kultur, Umweltschutz und Menschenrechte in einer riesigen Farm mit einem 13-Dörfer-Entwicklungsprojekt.

Wie erklären Sie sich persönlich Sekems stetes Wachstum?

Wir haben die Entwicklungen um uns herum genau beobachtet. Wir haben die Bedürfnisse der Menschen um uns wahrgenommen und darauf reagiert. Was wollen die Menschen grundsätzlich? Sie wollen Gesundheit für sich und ihre Familien. Sie wollen in einer Gemeinschaft leben und arbeiten, die jeden als Individuum wahrnimmt, sie wollen eine saubere und schöne Umgebung. Sekem bietet gesunde Lebensmittel, qualitativ hochwertige Kleidung und wirksame Naturheilmittel und nimmt die Belange seiner Mitarbeiter ernst. Die innere Überzeugung, die dahintersteckt, steckt an und weckt Vertrauen. Ein Vertrauen, das den wirtschaftlichen Erfolg erklärt. Was heißt „wirtschaftlicher Erfolg“ für die Unternehmensgruppe Sekem?

Genug Gewinne zu erwirtschaften, um unsere Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Forschung und Entwicklung zu unterhalten.

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DIE FIRMEN DER SEKEM-GRUPPE beschäftigen über 2.000 Mitarbeiter und stellen neben biodynamischen Lebensmitteln auch Textilien aus Bio-Baumwolle, Phyto-Pharmazeutika und Nahrungsergänzungsmittel her, außerdem bearbeiten sie neue Wüstengrundstücke für den Anbau biologisch-dynamischer Kräuter, Getreide, Obst und Gemüse. Sämtliche Betriebe sind nach höchsten europäischen Standards zertifiziert.

EIN NACHHALTIGKEITSMODELL: Sekem schafft nicht nur Arbeitsplätze und eine neue gesunde Lebensgrundlage für Tausende Menschen in einem dünn besiedelten Wüstenraum, sondern setzt auch auf alternative Energien. Mit dem wachsenden Umsatz unterhält die Initiative innovative Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten, ein Berufsbildungszentrum, eine Akademie für angewandte Forschung, Kunstförderprogramme und eine Poliklinik, die über 30.000 Menschen in der näheren Umgebung versorgt. 2009 erwirtschaftete sie 26,4 Millionen Euro. 55 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen auf dem einheimischen Markt. www.sekem.com


Wie bringen Sie Gewinnmaximierung mit nachhaltigem Wirtschaften im Einklang?

Gewinne sind wichtig, aber nicht Selbstzweck. Sie müssen wieder investiert werden in neue Herausforderungen, eingesetzt für kulturelle und soziale Aufgaben. Nachhaltiges Wirtschaften ist ein Wirtschaften in Einklang mit der natürlichen Umgebung, unter Einbeziehung aller Anspruchsgruppen und im Austausch mit Kunst und Kultur. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist ebenso wichtig wie Ethik im Wirtschaftsleben. Gewinne können nur in dem Maße maximiert werden, wie sie diese Werte nicht gefährden oder gar aufs Spiel setzen. Sie investieren einen großen Teil Ihrer Gewinne in Kultur. Was versprechen Sie sich davon?

Kunst, Kultur, Bildung sind integrale Bestandteile der menschlichen Entwicklung. Kunst öffnet die Seele und befähigt sie, die Umgebung zu erleben und in sich aufzunehmen, sie zu verstehen. Der Kernpunkt der Nachhaltigkeit ist gerade diese Verbundenheit und Ganzheitlichkeit mit der Welt um uns herum. Ohne künstlerischen Ausdruck – Musik, bildende Kunst, Theater, Bücher – kann es daher keine Nachhaltigkeit geben. Was würden Sie heute – nach 34 Jahren Sekem – anders machen?

Sekem ist ein Impuls, mit der Zeit gewachsen, eine Vision, die sich zunehmend materialisiert, nichts Fertiges. Jeder Schritt auf unserem Weg war wichtig, um eine Entwicklung im Bewusstsein der Menschen zu ermöglichen. Dafür sind 30 Jahre eine kurze Zeitspanne, und wir sollten weitere 200 Jahre weiterplanen. Worin besteht, knapp zusammengefasst, Ihr nachhaltiges Entwicklungskonzept?

Nachhaltige Entwicklung baut auf einem bestimmten Weltbild auf, jenes der Ganzheitlichkeit. Die Menschen müssen diese Verbundenheit von Wirtschaft, Kunst, Spiritualität, Natur, Wissenschaft und Technik begreifen und leben. Nachhaltige Entwicklung kann es nur geben, wenn die Einheit dieser Ebenen erkannt und nach ihr gehandelt wird. Welches war Ihre Herzensbotschaft auf dem internationalen Summit „Think more about“ in Brixen?

Wiedergeben möchte ich die Freude, die ich jeden Morgen verspüre, die Begeisterung für meine Arbeit und die unermessliche Liebe, die mein Herz meinen Mitmenschen gegenüber erfüllt. Daraus entspringt und nährt sich meine Vision der Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft ist wie ein gutes Symphonieorchester: jede und jeder in seiner Rolle und mit seinem Talent ein kleines musikalisches Universum, aber nur zusammen ein wahres Klangerlebnis. Für dieses Zusammenspiel haben wir bei Sekem Institutionen geschaffen: im Wirtschaftsleben sind es die Sekem Group Companies, das Rechtsleben vertritt die Kooperative der Sekem Mitarbeiter, das Kulturleben wird durch die Sekem-Stiftung vertreten. Die AbouleishStiftung möchte dafür sorgen, dass auch in Zukunft die Vision ◀ von Sekem wirksam bleibt. INTERVIEW: ANITA ROSSI


PR-INFO

INNOVATION, FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN SÜDTIROL Neue Impulse für eine stärkere Forschungsund Innovationstätigkeit in Südtirol. Die Unternehmen und das Land konnten sich auf neue Regeln einigen, um durch Entbürokratisierung und Vereinheitlichung der Richtlinien den Zugang zu den Gelder für Forschung und Innovation zu erleichtern. Innovation in Südtirol. „Innovation ist der Kern unternehmerischer Initiative“ lautet es im Grünbuch zur Innovation der Europäischen Kommission. Dies verdeutlicht die zentrale Bedeutung, die der Innovation und dem technischen Fortschritt für das Wachstum, die Erhaltung der Arbeitsplätze und der Wettbewerbsfähigkeit zukommt. In Zukunft wird der wirtschaftliche Erfolg einer Branche, einer Region oder eines ganzen Landes immer stärker davon abhängen, wie und in welchem Maße in Forschung und Entwicklung, Aus- und Weiterbildung, Information und Kooperation investiert wird, um anschließend daraus Nutzen zu ziehen. Auch die Südtiroler Unternehmen müssen sich zunehmend dieser Herausforderung stellen. Innovation ist für hiesige Unternehmen kein Fremdwort, aber immer noch erwirbt man innovative Techniken oder Produkte hauptsächlich von anderen Anbietern statt intern zu forschen und entwickeln, um einen konkreten Vorsprung im Wettbewerb zu bekommen, erklärt Ing. Roberto Bizzo, Landesrat für Innovation. Für die Südtiroler Unternehmen besteht ein großer Aufholbedarf, will man den zukünftigen Ansprüchen der Wirtschaft und Verbraucher gewachsen sein. Der Großteil der Südtiroler Betriebe ist in der „Old Economy“, das heißt in den traditionellen Wirtschaftsbereichen mit den Hauptsektoren Bau- und Holzwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Mechanik

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Landesrat für Innovation, Ing. Roberto Bizzo

und Elektronik tätig, so der Landesrat für Innovation, wobei auch in diesen Branchen technologieorientierte Unternehmen vorhanden sind. Ein weiterer Grund für den geringen Einsatz von Forschung und Entwicklung ist die überdurchschnittlich hohe Anzahl von Klein- und Kleinstbetrieben in unserem Land, die weder über die materiellen noch personellen Möglichkeiten für Forschungstätigkeit verfügen. Das Assessorat für Innovation, Forschung und Entwicklung (F&E). Das Assessorat für Innovation hat den Auftrag, die angewandte Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sowie die Innovationstätigkeit der Südtiroler Unterneh-

men zu unterstützen. Das Amt für Innovation bearbeitet mit einem Budget von zirka 19 Millionen Euro im Jahr durchschnittlich 900 Förderanträge, davon entfallen zirka 230 Anträge auf die Forschung und Entwicklung. Die weiteren 670 Gesuche betreffen die Bereiche Schulung und Beratung, Einführung von Managementsystemen sowie Zinsbeiträge für Kreditbürgschaften, die über die Confidi Bozen garantiert werden. Um die Qualität und Seriosität der Gesuchsbewertung bei F&E-Projekten zu gewährleisten, holt das Amt entsprechende technische Gutachten von Experten ein. Bei der Unterstützung der Innovation gilt besondere Aufmerksamkeit den kleinen und mittle-


PR-INFO

ren Unternehmen, die über 92% aller Südtiroler Unternehmen ausmachen. Die diesbezüglichen Fördersätze für F&E liegen bei 40% und 35% im Unterschied zu den 25% bei den Großunternehmen. Ziel des Assessorats ist es dabei, vor allem die Unternehmen zu unterstützen, die ihr technologisches Niveau, sei es bezogen auf ihre Produkte als auch auf ihre Produktionsprozesse und Organisation, verbessern wollen. „Wir sind der Überzeugung, dass die Unternehmen, die bereit sind, in Technologie und Fortschritt zu investieren, zum langfristigen Wirtschaftswachstum in Südtirol beitragen“, erklärt Franz Schöpf, Amtsdirektor des Landesamtes für Innovation. Die Bedeutung dieser Unternehmen für das Land wird auch durch konkrete Zahlen zur zusätzlichen Aufnahme von qualifiziertem Personal, durch die Steigerung des Umsatzes mit neuen und qualitativ hochwertigen Produkten und durch den Exportanteil bestätigt. Direkte und indirekte Förderungen für Unternehmen. Durch zwei wesentliche Förderschwerpunkte, die direkte Unterstützung und indirekte Unterstützung von Unternehmen, gibt das Assessorat für Innovation Impulse für das Wirtschaftswachstum. Die direkte Unterstützung beinhaltet die Vergabe von Beihilfen an Unternehmen, die einzeln oder auch zusammen mit anderen Unternehmen oder mit Forschungseinrichtungen Projekte im Bereich der angewandten Forschung und Entwicklung umsetzen; die indirekte Unterstützung fördert von Organisationen, die spezifische Dienstleistungen im Bereich der Innovation für Unternehmen anbieten. Dazu zählen im Besonderen das TIS (Techno Innovation Südtirol), die Handelskammer und die Unternehmerverbände. Das TIS hat sich in den Bereichen technologieorientierte Unternehmensgründungen, Netzwerke und Zusammenarbeit von Unternehmen sowie Know-how-Transfer und Technologieberatung von Unternehmen spezialisiert und hat eine wichtige Impulsfunktion für die Unternehmen. Die Handelskammer und die verschiedenen Unternehmensverbände wie der Landesverband der Handwerker (LVH), der Unternehmer-

Direktor der Abteilung für Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften, Dr. Maurizio Bergamini Riccobon und der Direktor des Amtes für Innovation, Forschung und Entwicklung, Franz Schöpf (v. l. n. r.)

verband und der Bauernbund bieten im Rahmen ihres Innovationsservices Beratungen für Unternehmen an, die zum Beispiel Projekte im Bereich der Forschung und Entwicklung durchführen wollen. Außerdem bieten sie auch spezifische Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen zum Beispiel in den Bereichen Innovation und Patentschutz an. Die Südtiroler Unternehmen investieren insgesamt pro Jahr durchschnittlich 53 Millionen Euro in F&E. Die um Förderung ansuchenden Unternehmen verteilen sich relativ gleichmäßig auf die verschiedenen Bezirke des Landes, wobei nach Bozen das Pustertal und Überetsch/ Unterland am stärksten vertreten sind. Entbürokratisierung durch Vereinheitlichung der Richtlinien für F&E. Eine technische Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Landes, der Handelskammer und der verschiedenen Wirtschaftsverbände, hat gemeinsam die Anwendungsrichtlinien zum Landesgesetz für Forschung und Entwicklung überarbeitet. Dabei

standen die Vereinfachung der Bestimmungen, die Verkürzung der Bearbeitungszeiten und die bestmögliche Nutzung der verschiedenen Förderinstrumente, welche die EU in ihren Rahmenbestimmungen vorsieht, im Vordergrund, informiert Dr. Bergamini, Abteilungsdirektor für Innovation. Initiativen und Maßnahmen, die gefördert werden. Die Initiativen, wofür Unternehmen beim Amt für Forschung, Entwicklung und Innovation Förderanträge einreichen können, sind folgende: Forschung und Entwicklung, Studien für die technische Machbarkeit, gewerbliche Schutzrechte, Managementsysteme mit national oder international anerkannter Zertifizierung, Innovationsberatungsdienste und innovationsunterstützende Dienstleistungen, Prozess- und Betriebsinnovation, Bildung von Cluster- und Kompetenzzentren und Rekrutie❧ rung von hochqualifiziertem Personal.

F&E: Gesuche und Investitionen JAHR

2006

2007

2008

2009

2010

Summe 5 Jahre

Anzahl Gesuche für F&E

208

184

172

219

231

1.014

Investition in Mio. €

45,6

58,4

43,7

56,7

60,7

265,1

infobox

Amt für Innovation, Forschung und Entwicklung Raiffeisenstraße 5 39100 Bozen Tel. 0471 41 37 10 innovation@provinz.bz.it www.provinz.bz.it/innovation

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Südtirols Saubermänner

Foto: stock.xchng/shar

Sozialverträglich, umweltfreundlich, ressourcenschonend – nur Schlagworte oder ernsthafte Bemühungen um Nachhaltigkeit? Acht Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften in Südtirol.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

N

achhaltigkeit ist ein Modewort. Politiker führen es ebenso gerne im Munde wie Konzernchefs und Marketingstrategen. Die eigentliche Bedeutung des Wortes kommt dabei leicht unter die Räder. So werden Aktienkurse gerne als nachhaltig bezeichnet, wenn sie über längere Zeit hinweg steigen, gewählte Volksvertreter sprechen davon, dass man die Umfragewerte nachhaltig steigern müsse und auch Unternehmensgewinne sollen möglichst „nachhaltig“, also dauerhaft, zulegen. Nachhaltigkeit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes meint jedoch, dass Ressourcen nur in dem Maße genutzt werden, wie sie natürlich nachwachsen. Oder anders ausgedrückt: Nachhaltig wirtschaften heißt, von den Zinsen leben und nicht vom Kapital zehren. Allgemein überwiegt derzeit das Gegenteil: Wir treiben Raubbau an unserer natürlichen Umwelt, an unserem Sozialgefüge und auch an unserem Finanzkapital, indem wir es in riesigen Spekulationsblasen verbrennen. Mit immer schnellerer Geschwindigkeit entziehen wir uns unsere Lebensgrundlage. Muss das so sein? Muss Wirtschaft zwangsläufig auf Wachstum ausgerichtet sein, um zu funktionieren? Ist Industrie immer schmutzig und sind Umweltauflagen tatsächlich ein Wettbewerbsnachteil? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach den sozialverträglichsten, den umweltfreundlichsten, innovativsten, erfolgreichsten – also kurz: den nachhaltigsten Unternehmen des Landes. Dabei ging es uns diesmal nicht um die üblichen Ver-

„Südtirol steht im Bereich Nachhaltigkeit noch ganz am Anfang“ Evelyn Oberleiter, Terra Institute

ökosozialen Aspekte ihres Wirtschaftens derart selbstverständlich sind, dass sie gar nicht groß Wind darum machen. Wir präsentieren auf den folgenden Seiten acht solcher Nachhaltigkeitspioniere. Entscheidend war, ob sie bestimmte Dinge anders und besser machen als die Konkurrenz. Wo erfüllen Sie mehr als nur die gesetzlichen Auflagen und warum tun sie es? VIELE STECKNADELN IM HEU. Sie zu fin-

dächtigen aus der Ökobranche: die Biobauern, Kräuterzüchter, Solarstromerzeuger, Eine-Welt-Vorkämpfer... Ganz bewusst haben wir nach Unternehmen oder Wirtschaftsbereichen jenseits des Ökoestablishments gesucht. Nach Firmen, die man nicht sofort in die grüne Schublade steckt. Betriebe, denen man ihr Umweltengagement vielleicht gar nicht zutraut oder Unternehmern, für die die

ISO 14001 Die ISO 14001 ist eine internationale Norm, die auf alle Arten von Unternehmen zugeschnitten ist und dazu dient, ein effizientes innerbetriebliches Umweltmanagementsystem aufzubauen. Dies beinhaltet: ▶ Festlegung von Umweltzielen ▶ Erstellung einer Umweltpolitik Das geprüfte Unternehmen erhält Management-Instrumente zur Beseitigung von Schwachstellen und zur Verbesserung der eigenen Umweltleistungen. Gleichzeitig wird die Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften garantiert.

den war leicht und schwer zugleich. Viele im Land beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit – die Eurac, das Tis, die Landesumweltagentur, das Ökoinstitut, die Uni, die Handelskammer und, und, und – trotzdem ist es schwierig, Greifbares in Erfahrung zu bringen. Das Problem ist zum einen, dass der inflationäre Gebrauch des Begriffes ihn mit den Jahren schwammig und dehnbar wie Gummi gemacht hat. Letztendlich fehlt jedoch eine Instanz, die sich ganz konkret damit beschäftigt, wie es um die Nachhaltigkeit im Land, und vor allem bei den Unternehmen, bestellt ist. Auch ein Portal mit dem Namen www.sustainability.bz.it hilft da nicht weiter, weil Zahlen zu den nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen im Land fehlen. Daten zu Investitionen im Bereich Umweltschutz, Energieeinsparung oder Soziales: Fehlanzeige. Ebenso wenig, wie es Untersuchungen darüber gibt, welcher ökonomische Mehrwert dadurch in Südtirol entsteht. Es gibt Unterrichtsmaterialen für Schulen und Weiterbildungsangebote zum Thema, man kann mit Unterstützung des Ökoins-

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Die Lavarent-Geschäftsführung Robert Plattner, Marius und Kurt Eccel (von links nach rechts) in den Produktionsräumen der Sarner Großwäscherei

titutes oder der Handelskammer den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens messen, die konkrete Umsetzung scheint jedoch weitgehend Privatangelegenheit zu sein. „Wir stehen in Südtirol in diesem Bereich noch ganz am Anfang und das Interesse sowohl von unternehmerischer als auch von politischer Seite ist eher gering“, räumt Evelyn Oberleiter vom Brixner terra institute ein.

Foto: Lavarent

VERÄNDERUNG VORLEBEN. Glaubt man

Saubere Sache GROSSWÄSCHEREI LAVARENT, SARNTHEIN

Das Sarner Vorzeigeunternehmen besitzt alle nur möglichen Zertifizierungen, von ISO über EMAS bis hin zu Ökotex 100. Letzterer garantiert, dass in der Wäsche keinerlei gesundheitlich bedenkliche, allergieauslösende oder krebserregende Substanzen enthalten sind. Beim Waschen verzichtet man daher auf den Zusatz von Phosphaten, Erdöltensiden, Farbstoffen und Lösungsmitteln. Das Waschmittel besteht zu 75 Prozent aus biologisch abbaubarer Seife und nur zu 25 Prozent aus Tensiden, zum Stärken wird ausschließlich Reisstärke verwendet. Lavarent spricht deshalb vom ökologischen Reinigen der Wäsche, auch wenn die Rohstoffe aus konventioneller Erzeugung stammen. Da das Waschen und Trocknen von Bett-, Tisch-, und Frottierwäsche ein temperaturintensives Unterfangen ist, kommt der Wärmerückgewinnung besondere Bedeutung zu. Über einen Wärmetauscher wird das Spülwasser vom Schmutzwasser vorgewärmt, sodass die Wäsche mit einer Restwärme von 40 Grad in den Trockner kommt.

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Das spart Energie und schont die Wäsche. Die Trockner werden mit Flüssiggas betrieben, was den Energieverbrauch zusätzlich senkt, der dabei entstehende Dampf heizt im Winter die Büros. „Grundsätzlich arbeitet eine Großwäscherei sparsamer als wenn jeder Betrieb seine Wäsche selbst waschen würde“, sagt Brigitte Eder, Umweltbeauftragte von Lavarent. Beim Wasser- und Stromverbrauch spare man rund ein Drittel, beim Waschmittel 50 Prozent und beim Abwasser sogar 70 Prozent. Täglich verlassen 15 Lkw’s mit mehr als 30 Tonnen Wäsche Sarnthein – das entspricht mehr als 6.000 herkömmlichen Waschladungen. Dafür kommen ausschließlich Euro5-Fahrzeuge zum Einsatz und die Auslastung der Fahrten wird kontinuierlich gesteigert. Besonderes Augenmerk wird auch auf sparsame Verpackung und konsequente Mülltrennung gelegt. So konnte der Müllanteil pro Kilo Wäsche von 0,65 Kg auf 0,25 Kg gesenkt werden. Heute besteht ein Großteil des Mülls aus 1,5 Liter Wasserflaschen, die den Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Schließlich ist die Arbeit in einer Wäscherei schweißtreibend. (AL)

Alois Lageder, seines Zeichens Winzer und Vorsitzender des Ökoinstituts, kommt es bei der Frage der Motivation ganz entscheidend auf die Unternehmerpersönlichkeit an, aber vor allem braucht es Vorbilder. Unternehmerische Wegbereiter, die den Wandel zu mehr Umweltbewusstsein und sozialer Verantwortung erfolgreich vorleben. Mit seiner klein- und mittelständisch aufgestellten und von Familienbetrieben geprägten Wirtschaft hat Südtirol diesbezüglich eigentlich ganz gute Karten. Ein Unternehmer, der in einer Region verwurzelt ist, kümmert sich naturgemäß mehr um die nachhaltige Entwicklung derselbigen, als es bei einem internationalen Großkonzern zu erwarten ist, bei dem in erster Linie der „Shareholder Value“ die Marschrichtung bestimmt. Förderungen wären ebenfalls eine gute Möglichkeit, um bei Firmenchefs für mehr Nachhaltigkeitsenthusiasmus zu sorgen. Allerdings tut sich auch hier wenig. Jenseits von Klimahaus, Solarförderung und energetischer Sanierung gibt es in Rom wie Bozen wenig politisches Interesse. Zuständig wäre in Südtirol zum Beispiel das Amt für Innovation, Forschung und Entwicklung. Dort fördert man neben vielen anderen auch innovative Projekte im

EMAS Das Eco Management and Audit Scheme soll Organisationen helfen, eine Umweltpolitik nach vorgegebenen europäischen Standards zu verfolgen. EMAS will ein proaktives Verhalten der Organisation anregen, welches über die Einhaltung der Rechtsvorschriften hinausgeht und in die Umwelt als Faktor der Wettbewerbsfähigkeit investiert. Dazu gehört: ▶ Analyse der umweltrelevanten Unternehmensaktivitäten ▶ Anwendung eines Umweltmanagementsystems ▶ Veröffentlichung eines jährlichen Umweltberichts


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Die LoackerGeschäftsleitung Christine Zuenelli und Armin Loacker auf der Wiese vor dem Stammsitz in Unterinn

Ecolabel

Bereich der regenerativen Energien, allerdings: „Ein Themenschwerpunkt ist der Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit bei uns nicht“, sagt Amtsdirektor Franz Schöpf. Ebenso bei der Agentur für Umwelt: „Wir vergeben diesbezüglich keine Beiträge“, gibt Verwaltungsamtsleiter Helmut Schwarz Auskunft. „Zur Zeit bewegt sich mehr auf Gemeinde- und Bezirksebene“, bestätigt Susanne Elsen, Professorin an der Universität Bozen. Vielleicht liegt das auch daran, dass diese, ebenso wie öffentliche Körperschaften, die einzigen sind, die eine Landesförderung von maximal 50 Prozent für die Umweltzertifizierung ISO 14001 erhalten. Elsen hofft, dass im Bereich Wirtschaft der Technologiepark den nötigen Schub in die richtige Richtung bringt. GRAU IST ALLE THEORIE. Die Profes-

sorin koordiniert beim Aufbau des Technolgieparks den Bereich „Social Impacts of Technology“ und will „ein Netzwerk der Akteure aufbauen, die in diesem Bereich aktiv sind (oder sein sollten)“. Allerdings steht der Technologiepark gerade bei der Wirtschaft besonders in der Kritik – wie immer, wenn neue Wege beschritten werden, klafft eine Lücke zwischen Theorie und Praxis. Um genau diese Lücke zu schließen, hat das Brixner Terra Institute gemeinsam mit dem Kloster Neustift die soeben zu Ende gegangenen Tage der Nachhaltigkeit organisiert und das Who’s who der internationalen Nachhaltigkeitsdebatte nach Brixen gebracht. Die Organisatoren Evelyn Oberleiter und Günther Reifer betonen im Gespräch die Wichtigkeit persönlicher Verantwortung und die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels. SÜDTIROL PANORAMA: Herr Reifer, Sie waren bis vor kurzem Marketingund Vertriebsleiter einer international tätigen Unternehmensgruppe der Möbelbranche und vorher Unternehmens-

Foto: Loacker

Das europäische Umweltzeichen Ecolabel wird an Produkte und Dienstleistungen verliehen, die eine geringe Umweltbelastung aufweisen. Die Prüfung erfolgt in zertifizierten Labors, die die Gebrauchsfähigkeit und die Umweltverträglichkeit der Produkte bewerten. Es findet auch bei Beherbergungsbetrieben Anwendung.

Lieber natürlich LOACKER, UNTERINN

Der Rittner Waffelriese verkauft jährlich rund 25.000 Tonnen und fühlt sich dennoch der Familientradition der guten alten Waffelbäckerei verpflichtet und arbeitet nach dem Motto: Natürlich schmeckt am besten. Man verzichtet seit jeher auf gehärtete Fette, künstliche Aromen sowie Farbund Konservierungsstoffe. Darüber hinaus hat man auch dem Gensoja abgeschworen – stolz prangt „gentechnikfrei“ auf der Verpackung. Bei der Auswahl der Rohstoffe legt man Wert auf gleichbleibende Qualität und auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Regelmäßig informiert man sich persönlich über die Einhaltung von Mindeststandards, zum Beispiel beim Kaffeeanbau in Nicaragua. Wichtig ist für Loacker auch ein natürliches Produktionsumfeld, weshalb man die Lage der beiden Werke Unterinn und Heinfels (Osttirol) auf über 1.000 Metern Meereshöhe als Pluspunkt und nicht als Standortnachteil sieht. „Klares Gebirgswasser und reine Luft waren maßgebliche Voraussetzungen für die Wahl der beiden

Produktionsstätten, denn beide Faktoren haben einen wichtigen Einfluss auf die Produktqualität“, sagt Firmenchef Armin Loacker. Die Produktionsgebäude versucht man möglichst in die Landschaft einzupassen, die Dächer werden begrünt. Am Standort Heinfels hat man 120 Bäume und 1.000 Sträucher gepflanzt, Biotope angelegt und einen Umweltlehrpfad eingerichtet, der sich vor allem bei Kindern großer Beliebtheit erfreut. In Unterinn wurde Anfang des Jahres eine Solaranlage in Betrieb genommen und natürlich ist man auch ISO-14001-zertifiziert und besitzt das IFS Higher Level-Zertifikat (ein Qualitätsmanagementsystem im Lebensmittelbereich). Und da immerhin 50 Prozent des Umsatzes im Nahen Osten erwirtschaftet werden, produziert man außerdem nach den religiösen Speisevorschriften Koscher und halal. Für die Mitarbeiter in Unterinn gibt es zu den Schichtzeiten einen eigenen Shuttlebus vom Pendlerparkplatz in Bozen zum Werk. In Heinfels werden Bewegungskurse angeboten, die Problemen durch einseitige Belastungen am Arbeitsplatz vorbeugen sollen. (AL)

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

berater. Wie kam es zu Ihrer persönlichen Neuorientierung?

Die Produktionsanlagen der Memc im Süden Merans erinnern an eine Raffinerie

GÜNTHER REIFER: Mit der Zeit verspürte ich – wie viele unternehmerisch tätige Menschen heute – eine große Unzufriedenheit, war ausgezehrt von Hektik und Druck, geplagt von Sinnlosigkeit und Schuldgefühlen. Es trieb mich eine Sehnsucht, die ich zuerst nicht benennen konnte, die Sehnsucht nach Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Tun, nach mehr Achtsamkeit. Es kann nicht sein, dass die Nachhaltigkeit von Unternehmen darauf reduziert wird, Arbeitsplätze zu schaffen. Für mich war es deshalb Zeit, einige Dinge in meinem Leben zu verändern und zu handeln.

„Wir sind die Guten“ FIRMA MEMC, SINICH

Im Süden Merans produziert die Memc mit 529 Mitarbeitern hochreines Silizium für die Mikroelektronik und Photovoltaik und erwirtschaftete damit 2009 einen Jahresumsatz von gut 184 Millionen Euro. „Wir fühlen uns aus zweierlei Gründen dem Umweltschutz verpflichtet“, sagt Betriebsdirektor Claudio Pasolli. „Zum einen befinden wir uns in einer stark touristisch geprägten Umgebung und zum anderen arbeiten wir selbst im Bereich der erneuerbaren Energien.“ Neben etlichen anderen Zertifizierungen verfügt die Memc bereits seit 1999 über die Umweltzertifizierung 14001, EMAS-Zertifiziert ist man seit 2002 und gibt in diesem Zusammenhang eine jährliche Umwelterklärung heraus. Da die Siliziumherstellung sehr energieaufwändig ist, liegt einer der Schwerpunkte in der Energieeinsparung. So wurde der Energieverbrauch pro Tonne Silizium seit 2001 kontinuierlich gesenkt. Von gut 800 Gigajoule pro Tonne auf derzeit rund 500 GJ. Dafür kommen unter anderem spezielle Hitzeschilde zum

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Einsatz (Kosten pro Stück: gut 70.000 Euro), im Rahmen der Werkserweiterung werden neue energiesparendere Reaktoren zur Züchtung der Siliziumkristalle installiert und ein großer Teil der überschüssigen Wärmeenergie (fünf Gigawatt jährlich)wird ins Meraner Fernwärmenetz eingespeist. Der Rest wird für den eigenen Wärmebedarf genutzt. Die Produktionsprozesse laufen in geschlossenen Kreisläufen ab, wobei das Wasser drei Mal genutzt wird, bevor es gereinigt in die örtliche Kläranlage fließt. Das Restsilizium, das bei der Produktion anfällt, wird zum Teil an die Farbenindustrie weitergegeben. Stolz ist man auch darauf, dass der Trinkwasserverbrauch trotz 150 neuer Mitarbeiter nicht gestiegen ist. In den Büros arbeitet man überwiegend papierlos, Toner werden recycelt, drahtlose Tastaturen und Computermäuse werden über Akkus gespeist. Für die Mitarbeiter gibt es Prämien, wenn für die Fahrt zur Arbeit aufs Auto verzichtet wird. Dazu wurden eigens die Schichtzeiten mit den Busfahrplänen abgestimmt und wer künftig bei einem lokalen Händler ein Elektrofahrrad kauft, soll einen Zuschuss erhalten. (AL)

einem Netzwerk gewachsen, im regen Austausch mit Vordenkern wie dem Berliner Genisis Institute, dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, dem Sekem-Projekt in Ägypten (siehe S. 8) und anderen. Unser Institut versteht sich als Kompetenzzentrum für nachhaltiges Wirtschaften und persönliche Entwicklung und will Unternehmen begleiten, unternehmerische Zukunftsmodelle in die Wirklichkeit umzusetzen, will Impulse setzen, z. B. mit den heuer gestarteten „Tagen der Nachhaltigkeit“. Ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht bereits abgenutzt? EVELYN OBERLEITER: Nachhaltigkeit

mag zwar ganz im Trend liegen, ist aber weit mehr als eine kurzfristige Modeerscheinung, auch deshalb, weil wir sie dringend brauchen, für den Fortbestand

Foto: Terra Institute

Foto: Memc

Sie haben vor etwa einem Jahr zusammen das Terra Institute gegründet. Vor welchem Hintergrund? GÜNTHER REIFER: Das Institut ist aus

Günther Reifer und Evelyn Oberleiter in ihrem seit März 2011 geöffneten Terra EcoFashion-Geschäft in Brixen


UNTERNEHMER & MÄRKTE der Erde und unser aller Lebensqualität. Geschäftsmodelle, die danach streben, die natürlichen Ökosysteme und den Lebensstandard für alle zu verbessern, werden folglich zunehmend zur Überlebensstrategie der globalisierten Welt. Nachhaltigkeit setzt Weitblick voraus, ein langfristiges systemisches Denken, das alle Bereiche mit einschließt, und natürlich auch etwas Mut.

Roland Gabasch und Helga Pircher zwischen den Solarpaneelen auf dem Dach der Naturalia Bau in Meran

Handeln fängt beim Einzelnen und im Kleinen an, beim Konsumieren, Arbeiten, Zusammenwirken und -leben. Zweitens: Gutes tun für Mensch und Umwelt und wirtschaftlich erfolgreich sein widerspricht sich nicht. Ganz im Gegenteil! Es geht im Grunde darum, den Kapitalismus zukunftsfähig zu machen, in Einklang zu bringen mit einer menschen- und umweltfreundlichen Wertevorstellung, die den Ausgleich sucht zwischen Geben und Nehmen, bei dem keiner wirklich verliert. Menschen WOLLEN sich engagieren und einen Beitrag leisten, das spüren wir in unserer tagtäglichen Arbeit mit Unternehmern und Führungskräften. Sie sprechen von „qualitativem Wachstum“. Was ist das genau? E. OBERLEITER: Für Unternehmen be-

deutet es: eine effiziente Organisation, eine ehrliche Vermarktung, ein laufender Reifeprozess der Mitarbeiter. Dies setzt eine gesunde Unternehmenskultur voraus, eine ökologisch-nachhaltige Produktentwicklung, Kooperationen und Nutzung von Synergien. Gerade der Vernetzungsgedanke spielt eine große Rolle, der Rückhalt durch Partnerorganisationen. So haben wir auch den Nachhaltigkeits-Kongress mit wichtigen Partnern organisiert, mit der Uni Bozen und Innsbruck und dem Bildungshaus Kloster Neustift. Sie sind gemeinsam mit der Modeboutique „Terra EcoFashion Store“ unternehmerisch tätig. Warum? E. OBERLEITER: Es war uns ein Anlie-

gen, unsere Ideen auch selbst umzusetzen: in diesem Fall mit biologisch-organischer und nach Fairtrade-Kriterien produzierter Mode. Wir möchten unser Geschäftslokal als Treffpunkt für Menschen mit sozialer und wirtschaftlicher

Foto: Alexander Alber

Was gehört zum neuen Paradigma? G. REIFER: Erstens: Jedes nachhaltige

Gesundes Wohnen NATURALIABAU

Klimaschutz vorleben, Kompetenz weitergeben, aus Überzeugung teilen. Das ist der Kerngedanke der Philosophie des ökologischen und energiesparenden Bauens der Firma Naturalia-Bau. Das 1991 gegründete Unternehmen verfügt neben dem Naturbaumarkt in Meran heute über ein italienweites Verkaufsnetz mit speziell ausgebildeten Technikern im Außendienst. „Information und Beratung rund um das Thema ökologisches Bauen, Klimaschutz, Energieeinsparung, erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe und Wohnkomfort sind seit jeher die Hauptschwerpunkte unserer Tätigkeit“, so Roland Gabasch, Inhaber von Naturaliabau. „Ökologie ist bei uns also nicht nur ein geflügeltes Werbeschlagwort, sondern gelebte Realität.“ Das widerspiegelt auch der 2008 erbaute Firmensitz. Das Gebäude entspricht allen baubiologischen Kriterien und ist zugleich auch der erste gewerbliche Zero Emission-Bau Italiens und überdies auch noch ausgezeichnet als das beste Klimahaus 2009

in der Kategorie Gold+. Das Gebäude verursacht keinerlei CO2 Emissionen und ist energetisch vollständig autonom. „Als gutes Beispiel vorangehen allein reicht nicht“, so die Überzeugung von Roland Gabasch. „Wir bieten daher Kurse für Techniker und Architekten an, in denen Fachwissen rund um Elektrosmog, Zero Emission, gesundes Wohnen und ökologische Baustoffe weitergegeben wird.“ Die Fachkurse erfreuen sich enormer Beliebtheit und ziehen Teilnehmer aus ganz Italien an. Außerdem finden sich Informationen und Wissenswertes rund um das Thema „Gesundes Wohnen“ auf der Firmenwebseite und im firmeneigenen Blog. Das Ziel, Kunden und Mitarbeiter – letztere beeindrucken mit nur 0,75 krankheitsbedingten Fehltagen pro Jahr – nicht nur für ein Produkt oder eine Lösung zu begeistern, sondern ein wahres Lebensgefühl mit ihnen zu teilen, ist ein durchschlagender Erfolg, der weite Kreise zieht. Sogar die Kinder können sich mit ihrer Schulklasse bei geführten Gebäudebesichtigungen über die Wichtigkeit ökologischen Wohnens informieren. (VK)

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UNTERNEHMER & MÄRKTE Verantwortung etablieren. Und ganz nebenbei: Uns macht es glücklich zu wissen, dass wir z. B. eine Jeans verkaufen, die sozial und ökologisch verträglich produziert wurde oder das Ergebnis eines Sozialprojekts ist.

Das Sortiment von Papavero: ökologische Büromaterialien vom Bleistift bis zum Aktenordner

Foto: Papavero

EIN BISSCHEN GRÜN REICHT NICHT.

Natur im Büro PAPAVERO

Conter Forniture ist ein 1986 gegründeter Familienbetrieb, der sich seit 2006 dem Vertrieb ökologischer Büroartikel widmet. „Unser Sektor steht sehr stark unter dem Preisdruck der Billigprodukte aus dem Orient“, sagt Firmeninhaber Ivan Conter, „trotzdem oder gerade deswegen haben wir uns für ein Umdenken in die ökologische Richtung entschieden.“ Dabei muss Umweltschutz nicht zwangsläufig teuer sein. „Selbst große Hersteller wie Leitz oder Acco haben den Geist der Zeit erkannt und Öko-Artikel in ihre Produktpalette aufgenommen. Unser Hauptaugenmerk liegt deshalb auf umweltverträglichen Schreibartikeln zu einem durchaus konkurrenzfähigen Preis.“ Schließlich leistet jeder nicht lackierte Zedernholzbleistift und jeder Kugelschreiber aus Pappe oder Holz einen nicht zu unterschätzenden Beitrag in punkto Ökologie. Die Produkt-Zertifizierungen im Rahmen Umwelt und Ökologie umfassen die FSC-Zertifizierung für nachhaltig produziertes Papier und die PEFCZertifizierung für nachhaltige Waldwirtschaft. Für die nähere Zukunft ist

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auch eine ISO-Zertifizierung geplant, ebenso wie die OHSAS 18001-Sicherheitszertifizierung. „Diese Standards sind eigentlich nicht das Wichtigste, aber sie drücken doch konkret unseren Einsatz in punkto Umweltverträglichkeit aus und demonstrieren auch nach außen, dass wir unser Engagement in dieser Hinsicht ernst nehmen, mehr noch, dass unser Herz daran hängt“, zeigt sich Ivan Conter von der Idee der Zertifizierungen überzeugt. Sozialer Einsatz ist ein weiterer Schwerpunkt, der die Linie „Papavero“ kennzeichnet. Es werden ausschließlich Produkte angeboten, die auf faire Weise produziert werden, dabei ist Kinderarbeit selbstverständlich tabu. „Wir haben knapp zwei Jahre darauf verwendet, Anbieter gemäß der uns wichtigen Kriterien ausfindig zu machen“, so Ivan Conter. „Jetzt haben wir ein gutes Netzwerk ethisch und ökologisch korrekt arbeitender Lieferanten.“ Der Kunde soll so die gute Gewissheit erhalten, einen aktiven Beitrag hinsichtlich Ökologie und sozial verträglicher Herstellungsweise zu leisten. Und das ganz ohne große Mehr(VK) kosten.

Alois Lageder beschäftigt sich als Unternehmer bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Er warnt davor, dass die Modeerscheinung Nachhaltigkeit dazu führen könnte, dass sich manch einer nur ein blassgrünes Mäntelchen umhängt, weil es gerade in die Zeit passt und gut fürs Image und den Umsatz ist. Kritisch sieht er deshalb auch die diversen Umweltzertifizierungen – eine Nachhaltigkeitszertifizierung, die alle drei Bereiche, also auch die soziale und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit einschließt, existiert bislang nicht. Umweltzertifizierungen wie Emas und 14001 dienen dazu, den IstZustand eines Unternehmens in punkto Umweltfreundlichkeit zu analysieren und Managementinstrumente zu implementieren, die eine Entwicklung in Richtung ressourcenschonenderes und abfallreduzierendes Wirtschaften ermöglichen sollen. Die Zertifizierung bedeutet allerdings nicht, dass ein Betrieb damit als besonders umweltweltfreundlich ausgezeichnet wird. Es geht viel mehr um den Nachweis, dass das zertifizierte Unternehmen über ein geeignetes System verfügt, die eigenen Umweltaspekte unter Kontrolle zu halten und, wenn möglich, zu verbessern. Das ist nicht nur gut für die Selbstdarstellung. Meist führen die Maßnahmen auch zu einer Prozessoptimierung, die eine Kostenreduzierung mit sich bringt. Darüber hinaus lässt sich das unternehmerische Umweltengagement nur schwer über eine Kosten-Nutzen-Rechnung bewerten. Klar ist: Wer sich auf den Weg in Richtung nachhaltiges Wirtschaften machen will, muss erst einmal Geld in die Hand nehmen – für Investitionen, für höhere Preise, wenn hochwertigere Rohstoffe und Halbfertigprodukte verarbeitet werden, für Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und natürlich für die Zertifizierungen selbst. KMU bis 50 Mitarbeiter müssen für den gesamten ISO-14001Zertifizierungsprozess mit Kosten von mindestens 25.000 Euro (oft auch weit-


UNTERNEHMER & MÄRKTE aus mehr) rechnen. Voraussetzung, um tatsächlich nachhaltiger zu wirtschaften, ist eine solche Zertifizierung allerdings nicht, wie das Beispiel Lageder zeigt.

SÜDTIROL PANORAMA: Wer als Unternehmer Umweltbewusstsein zeigen will, beschäftigt sich heute zuallererst mit Zertifizierungen: ISO 14001, EMAS... Ist das der richtige Weg? ALOIS LAGEDER: Man muss aufpassen,

dass solche Zertifizierungen nicht nur dazu dienen, sich als ein bisschen grün darzustellen. Umweltengagement muss von innen heraus kommen - beim Unternehmer, aber auch bei jedem einzelnen Bürger.

Foto: Alois Lageder

Unterstützung und Beratung von außen ist sicher hilfreich. Bei mir war es der Gründer des Ökoinstituts Hans Glauber, der mir vor inzwischen fast 20 Jahren den notwendigen Schubs gegeben hat. Und auch in der täglichen Arbeit ist es wichtig, immer mal einen Blick von außen auf das Unternehmen zu werfen, damit man weiß, wo man steht. Das Ökoinstitut bietet ja solche Beratungen, zum Beispiel zum ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens, an. Und da zeigen sich oft erstaunliche Ergebnisse. Zuweilen sind es ganz andere Bereiche als man zunächst vermutet, die für eine ungünstige CO2-Bilanz sorgen. Ein Beispiel aus dem Weinbau sind die Pfähle im Weinberg. Die heute oft verwendeten

Alois Lageder produziert seine Weine aus Leidenschaft biologisch-dynamisch

Für Salewa-Chef Heiner Oberrauch ist soziales Engagement Teil der Lebensphilosophie

Foto: Alexander Alber

Aber braucht es nicht externe Berater, um Veränderungspotentiale zu erkennen und umzusetzen?

Hoch hinaus SALEWA, BOZEN

Heiner Oberrauch mag das Wort Nachhaltigkeit nicht. Er spricht lieber von Verantwortung, die man als Unternehmerfamilie für Mitarbeiter, Gesellschaft, Natur und Umwelt trage. Gerade wurde ihm für die neue Firmenzentrale in Bozen-Süd der „Work-Life-Award“ verliehen. Ein Nachhaltigkeitspreis, der erstmals für ein Gewerbegebäude in Italien vergeben wurde und der laut Firmenangaben sechs Millionen Euro an Mehrkosten beim Bau verursacht hat. Das Gebäude ist CO2-neutral und die Solaranlage auf dem Dach produziert doppelt so viel Strom, wie es verbraucht. Die Roboter des automatisierten Lagers arbeiten mit einer Energierückgewinnung, vor dem Eingang gibt es eine Elektrotankstelle und im Haus einen Kindergarten, der nicht nur von Mitarbeiterkindern besucht werden kann, ebenso wie auch die Kletterhalle öffentlich zugänglich ist. Der Bereich Soziales liegt den Oberrauchs besonders am Herzen. So können die Mitarbeiter zwei Ferienhäuser der Familie (einen Bauernhof in

Tiers und eine Strandvilla in Apulien) jeweils zwei Wochen im Jahr nutzen. Zu Weihnachten wird der Erlös einer Tombola mit zehn multipliziert und an gemeinnützige Projekte gespendet. In einem bolivianischen Bergdorf finanziert man einen Fünfjahresplan zur nachhaltigen Entwicklung – inklusive Brunnenbau, Schule und Solaranlage. Zum 75. Salewa-Geburtstag wurde die Aktion „75 Tage autofrei“ gestartet, bei dem die Mitarbeiter den zeitweiligen Autoverzicht probten. Man unterstützt den Alpenverein mit Gipfelbüchern und die Bergrettung mit technischer Ausrüstung. Bei der Produktion im Ausland legt man ebenso wie bei Geschäftspartnern Wert auf die Einhaltung sozialer, ökologischer und ökonomischer Standards (keine Kinderarbeit, branchengerechte Entlohnung, Einhaltung von Umweltauflagen u. a.), und durch Einführung von Videokonferenzen konnte man seit 2007 50.000 PKW-Kilometer und 140 Flüge einsparen. Aber auch bei den Produkten setzt man verstärkt auf Nachhaltigkeit. So gibt es einen Schlafsack, der komplett aus Recyclingmaterial besteht. (AL)

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UNTERNEHMER & MÄRKTE Beton- oder Zinkpfähle haben einen enorm negativen Einfluss auf die Umweltbilanz. Sie haben Zertifizierungen nie angestrebt?

Nein. Zertifizierungen sind so etwas wie die Doc-Bestimmungen beim Wein – das ist ein Mindeststandard. Wenn man das Thema ernst nimmt und wirklich lebt, dann kann und muss man viel viel weiter gehen. Deshalb haben mich Zertifizierungen nie interessiert. Stichwort Solaranlagen: Die wuchern derzeit auf Dächern von Obstmagazinen und anderen Betriebsgebäuden. Ist das Umweltengagement oder Profitdenken?

Foto: Stadtwerke Bruneck

Blick in den Turbinenraum eines Wasserkraftwerkes der Stadtwerke Bruneck

Wärmstens empfohlen STADTWERKE BRUNECK

Die Stadtwerke Bruneck versorgen den Hauptort des Pustertals mit Strom, Wärme und Trinkwasser und kümmern sich außerdem um die Abwasserentsorgung. Sie erwirtschaften damit einen Nettoumsatz von rund 20 Millionen Euro jährlich und gelten als beispielgebend. Zum einen, weil sie EMAS und ISO-zertifiziert sind, aber auch, weil die Eurac sie ins Zentrum einer Studie zur Nachhaltigkeitsleistung lokaler Energieversorger gestellt hat. Am Brunecker Beispiel wurde nachgewiesen, dass Stadtwerke einen entscheidenden Beitrag zu allen drei Bereichen der Nachhaltigkeit (Umwelt, Wirtschaft und Soziales) liefern. Und zwar nicht nur für die Stadt selbst, sondern auch für die mit ihr verflochtene Region. Die Stadtwerke Bruneck produzieren Strom und Wärme aus Biomasse, Methangas und Wasserkraft. Auf diese Weise werden pro Kopf und Jahr 3,6 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Luft gepustet, als wenn dezentral geheizt und der Strom zur Gänze zugekauft würde. Derzeit produzieren die Stadtwerke 50 Prozent des Brunecker

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Strombedarfs, von mehr als 134 Millionen Kilowattstunden, selbst. Der Kohlenmonoxidausstoß wird dadurch um 80 Prozent reduziert, Schwefeldioxid um 40 Prozent und Feinstaub um 30 Prozent. Zur Ökonomie: Durch die Strom- und Wärmeproduktion wird eine Wertschöpfung von insgesamt rund 10 Millionen Euro ins Pustertal geholt, während gleichzeitig die Heizkosten um 3 Millionen Euro gesenkt wurden. Außerdem zeigt die Eurac-Studie, dass der Abfluss finanzieller Mittel aus dem Pustertal um 11 Millionen Euro reduziert wurde. Zur sozialen Nachhaltigkeit wird die Schaffung von Arbeitsplätzen gezählt, ebenso wie die Heizkostenersparnis für die jeweiligen Haushalte sowie die Versorgungssicherheit und die einfache Erreichbarkeit eines lokalen Versorgers. Bruneck zeigt sich aber nicht nur mit seinen Stadtwerken als vorbildlich. Gemeinsam mit Olang und Naturns nimmt Bruneck am „European Energy Award“ teil, ein Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren, mit dem die Gemeinde versucht, die Potentiale der nachhaltigen Energiepolitik und des Klimaschutzes auszu(AL) loten und optimal zu nutzen.

Einfach nur eine Solaranlage aufs Dach zu setzen reicht natürlich nicht. Man muss vor allem schauen, dass man weniger konsumiert, dass auch die Mitarbeiter entsprechend geschult und sensibilisiert sind. Wir haben unsere erste Solaranlage vor 16 Jahren installiert, inzwischen haben wir drei, die letzte wurde vorheriges Jahr angebracht. Damit produzieren wir sehr viel Strom, aber es stimmt: Bei der ersten Anlage ist man von 28 Jahren Amortisationszeit ausgegangen, heute sind wir bei ungefähr sieben Jahren. Bei den Spitzenweinen geht der Trend heute eindeutig in Richtung weniger Chemie und Rückkehr zu traditionellen Verarbeitungsmethoden. Haben Sie es im Weinbau leichter mit dem Öko-Engagement?

Also in Südtirol ist das leider noch nicht der Trend, aber es gibt ein wachsendes Interesse an gesunden Produkten. Natürlich haben wir es insofern leichter, als wir die Produktion vom Anbau bis zur Abfüllung weitgehend selbst in der Hand haben. Wenn man Rohstoffe von weit her holt oder im Ausland produziert, kann man die Dinge natürlich viel weniger beeinflussen. Aber gehört zum nachhaltigen Wirtschaften nicht auch, nicht nur Mindeststandards in Billiglohnländern zu garantieren, sondern im eigenen Land zu produzieren?

Natürlich gehört das auch dazu. Aber da macht vielen dann wieder die Wirtschaftlichkeit einen Strich durch die Rechnung. In der Bekleidungsbranche


UNTERNEHMER & MÄRKTE oder bei technischen Artikeln herrschen natürlich ganz andere Marktrealitäten als in unserem Bereich. Aber natürlich sollte die Devise lauten: Global denken und lokal handeln, nur das ist vielleicht nicht immer möglich.

Familienalm Taser – eine umweltfreundliche Hotellanlage in Form eines Almdorfes

Wir sind dabei, zumindest teilweise, von der Maschinen- wieder zur Handarbeit zurückzukehren, was ein wesentlicher Aspekt im biodynamischen Anbau ist. Seit vergangenem Jahr machen wir verschiedene Bodenarbeiten mit dem Pferdegespann, wir bringen die biodynamischen Präparate zum Teil mit dem Pferd aus und wir haben Schafe, die den Bodenbewuchs kurz halten. Es gibt übrigens bereits Studien, die zeigen, dass die Arbeit mit einem Pferd in der Gesamtbilanz nicht teurer oder zeitaufwändiger ist als mit einem Traktor. Und abseits vom Weinberg?

Hier in der Verwaltung sparen wir Heizenergie durch Verwendung einer Niedertemperatur-Deckenheizung, wir haben eine Druckleitung zum Wassersparen, wir verwenden FSC-Papier und recyclen unsere Druckerpatronen. Es ist am Ende oft die Summe der kleinen Details, die den Unterschied macht. Aber auch hier wieder: Jeder Einzelne muss sich fragen, wo er Ressourcen sparen kann. Egal ob Firmenchef, Putzfrau oder Konsument. Welchen Anreiz braucht ein Unternehmer, um sich auf den Weg der Nachhaltigkeit zu begeben?

Da ist zum einen das wachsende Kundeninteresse an gesunden und umweltverträglichen Produkten, das einen Einfluss ausübt. Zum anderen sind es auch die Förderungen, wie man an der fast explosionsartigen Verbreitung von Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerken sieht. Meist ist es aber so, dass man, bevor man nicht vor der absoluten Notwendigkeit steht, doch lieber den bequemeren Weg geht oder den der größeren Gewinne. Deshalb braucht es auch Unternehmer, die diesen Weg konsequent und glaubwürdig beschreiten und dadurch vielleicht andere zur Nachahmung animieren. Aber auch hier braucht es Geduld und kleine Schritte. ◀

Foto: Familienalm Taser

Was tun Sie ganz konkret, um nachhaltig zu produzieren?

Mehr Raum für mehr Zeit FAMILIENALM TASERALM

Inmitten eines Sonnenhangs oberhalb Schenna liegt die Familienalm Taser auf knapp 1.500 Metern Meereshöhe. Die Anlage, die einem Almdorf nachempfunden ist, besteht aus Hotel, Gasthof sowie mehreren Chalets und verfügt über 40 Betten. Das Motto der Inhaberfamilie Gamper lautet: Den Urlaub mit gutem Gewissen genießen –auch der Umwelt gegenüber. Die Taser Familienalm ist der erste Hotelbetrieb Südtirols, der das Europäische Umweltzeichen „Ecolabel“ führt, die höchste europäische Auszeichnung für umweltfreundliche Tourismusbetriebe. Die sogenannte EU-Blume wurde 1992 von der EUKommission eingeführt und wird heute durch nationale Institute vergeben. 200 Betriebe mit insgesamt 19.000 Betten haben sich bisher den strengen Regeln der Zertifizierung unterworfen. „Als ökologisch ausgerichteter Betrieb nehmen wir die Verantwortung für unsere Umwelt sehr ernst und bemühen uns, in allen Bereichen Verbesserungen zu erreichen“, so Josef Gamper, Inhaber der Familienalm. „Es ist

uns wichtig, auch für die künftigen Generationen eine intakte und gesunde Landschaft zu erhalten. Wir beziehen dabei auch unsere Gäste aktiv in die gesetzten Umweltmaßnahmen ein, um ihnen die gewichtige Bedeutung möglichst nahe zu bringen.“ Sämtliche Räumlichkeiten der Hotelanlage, inklusive Schwimmbad und Wellnessbereich, werden mit Hackschnitzeln und Solarzellen beheizt. Außerdem werden 36 Prozent des Stromverbrauches mit eigener Photovoltaikanlage produziert. Das Wasser stammt aus der hauseigenen Quelle. Zum Waschen und Reinigen werden überwiegend ökologische und biologisch abbaubare Produkte verwendet, wenn möglich wird Schmierseife eingesetzt. Auf den Tisch kommt Bio-Fleisch vom hauseigenen Bauernhof und Bio-Gemüse aus dem eigenen Garten. Was nicht selbst produziert wird, wird regional und natürlich biologisch zugekauft. Die Preise liegen dabei nicht wesentlich über denen vergleichbarer konventioneller Betriebe. Vielleicht auch deshalb ist die Auslastung der Taseralm sehr gut: Von Ende Mai bis September ist man komplett ausgebucht. (VK)

INTERVIEWS: ANITA ROSSI UND ARIANE LÖBERT

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PR-INFO

Logos Progetti, Verona

HYPO VORARLBERG LEASING BLICKT AUF ERFOLGREICHES GESCHÄFTSJAHR 2010 ZURÜCK Neuvolumen stieg auf rund 137 Millionen Euro – Schwerpunkte waren auch im Vorjahr Immobilienleasing und die Finanzierung von Photovoltaik-Projekten 24

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PR-INFO

Über die Hypo Vorarlberg Leasing Die Hypo Vorarlberg Leasing beschäftigt am Hauptsitz in Bozen sowie in den Filialen in Como, Bergamo und Treviso 35 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank AG, einem international tätigen Finanzinstitut mit „A1“-Rating (Moody’s). Die Hypo Vorarlberg Leasing AG im Internet: www.hypoleasing.it“

Ein bedeutendes Kommunalleasing-Projekt war die Photovoltaikanlage für die Gemeinde Fontanelle in der Nähe von Treviso. Das Investitionsvolumen betrug sechs Millionen Euro. Ausblick 2011. Die Schwerpunkte der Hypo Vorarlberg Leasing für das heurige Jahr sind klar definiert, sagt Michael Meyer: „Wir hoffen gerade in Anbetracht der Ereignisse in Japan und in den Arabischen Ländern, dass der Staat alternative Energien weiterhin fördert, damit Investitionen in diesem Bereich attraktiv bleiben.“ Der Fokus werde darüber hinaus auch zukünftig auf Immobilienleasing gelegt.

Photovoltaikanlage für die Gemeinde Fontanelle

B

ozen – Die Hypo Vorarlberg Leasing mit Sitz in Bozen zieht eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2010. So konnte der größte Leasingfinanzierer der Region Südtirol/Trentino das Neuvolumen um rund 15 Prozent auf knapp 137 Millionen Euro steigern. Zum Vergleich: Der italienische Leasingmarkt legte um 4,6 Prozent zu. „Wir konnten trotz erhöhter Risikovorsorgen mit einem EGT in der Höhe von 1,33 Millionen Euro ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen“, sagt Dr. Michael Meyer, Delegierter des Verwaltungsrates. „Aber auch wir spüren die im Zuge der Krise gesunkenen Immobilienpreise“, erklärt Meyer. Attraktive Finanzierungsform. Insgesamt wurden im Vorjahr 200 neue Verträge abgeschlossen, davon entfielen 60 Prozent auf Immobilienleasing, 31 Prozent auf Photovoltaikprojekte. Meyer: „Leasing ist weiterhin eine attraktive Finanzierungsform für Unternehmen. Außerdem nützen immer mehr Kommunen Leasing, um Energieprojekte zu finanzieren.“

Markt und die Nummer 22 aller Leasinggesellschaften Italiens.

45 Prozent der neuen Verträge wurden in Südtirol und im Trentino abgeschlossen, der Rest vorwiegend in der Lombardei und im Veneto. „Wir konnten unsere Marktposition im norditalienischen Raum weiter stärken“, erläutert Meyer. Die Hypo Vorarlberg Leasing ist die größte Leasinggesellschaft im Raum Südtirol/Trentino, das sechstgrößte Leasingunternehmen in ausländischem Besitz auf dem italienischen

Finanzierte Projekte. Die Hypo Vorarlberg Leasing finanzierte im Vorjahr in Verona die neuen Büros und die Lagerhalle von Logos Progetti, einem Unternehmen für Kältelogistik. In der neuen Halle befinden sich vier Kühlzellen mit 10.000 Palettenstellplätzen, die von den größten Supermarktketten Norditaliens genutzt werden. Das Finanzierungsvolumen belief sich auf 7,4 Millionen Euro.

Dr. Michael Meyer

Auch Mutterhaus erfolgreich. Positive Nachrichten kommen auch von der Hypo Landesbank Vorarlberg, dem Mutterhaus der Hypo Vorarlberg Leasing. Mit einem Ergebnis vor Steuern (EGT) in Höhe von 76,5 Millionen Euro wurde das Vorjahresergebnis noch einmal um 33,5 Prozent übertroffen. Die Bilanzsumme legte um 2,4 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro zu. Durch die sehr gute Geschäftsentwicklung wurde darüber hinaus die Kapitalausstattung der Hypo Landesbank Vorarlberg gestärkt, erklärt Dr. Michael Grahammer, Mitglied des Vorstandes: „Die Eigenmittelquote von 13,61 Prozent und die Kernkapitalquote von rund neun Prozent bilden eine gute Basis, um die Anforderungen von Basel III zu erfüllen und die Eigenständigkeit der Bank ❧ langfristig zu sichern.“

infobox

HYPO VORARLBERG LEASING AG Kontaktperson: Frau Melissa Fischer Galileo-Galilei-Str. 10 I-39100 Bozen Tel.: +39 0471/060 547 Fax: +39 0471/060 550 www.hypoleasing.it

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Was darf es sein, Frau Müller? Der Weg von Christine Müller zur Südtiroler Vorzeigeunternehmerin ist wohl einzigartig. Als Notaranwärterin in einer etablierten Kanzlei tätig, musste sie aufgrund mehrerer Schicksalsschläge mit Mitte vierzig beruflich nochmals ganz von vorne anfangen.

S

ie sieht so zerbrechlich aus wie das Material, für das ihr eine Karriere als Richterin in Frage gekommen. Was hat sie am Unternehmen steht. Christine Müller, Geschäftsführe- Beruf der Notarin gereizt? „Als Notar ist man eine Art Mediarin und Eigentümerin von Glas Müller Vetri, des größ- tor. Beim Formulieren von Verträgen muss man immer alle beten glasverarbeitenden Betriebes in Südtirol, beeindruckt nicht teiligten Parteien im Auge behalten. Im Idealfall formuliert man durch körperliche Größe, sondern durch ihre Ausstrahlung. Im als Notar die Verträge so, dass es wenig Interpretationsspielraum Gespräch wird sofort klar, dass hier eine Unternehmerin steht, gibt. Auf diese Weise kann es danach weniger zu Unstimmigkeidie weiß, in welche Richtung ihr Betrieb zu gehen hat und die ten und Streitereien kommen.“ Die im Sternzeichen Waage Geweiß, wie sie dieses Ziel erreichen kann. Ihrer Körperhaltung borene streitet nicht ab, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ist anzumerken, dass sie gewohnt ist, sich durchzusetzen. Trotz zu haben. „Das ist sicher etwas, was auch meine Entscheidungen ihrer 58 Jahre scheint sie vor Tatendrang zu platzen und man im Unternehmen stark beeinflusst.“ kann sich gut vorstellen, wie sie ihre Belegschaft – selbst voranVORBILD. Ihre Kindheit bezeichnet Müller stürmend – zu immer neuen Höchstleistungen antreibt. „Es stimmt schon“, gibt als sehr glücklich. „Ich hatte ein sehr offenes sie lächelnd zu, „langweilig wird meinen Elternhaus“, erinnert sie sich. Freunde, BeMitarbeitern mit mir sicher nicht.“ Schon kannte, Freunde von Freunden, irgendjemand war immer im Haus. Da war immer als Kind sei sie immer voller unbändiger Energie gewesen. Das war den Eltern dann etwas los.“ Offenheit und Toleranz seien irgendwann wohl zuviel des Guten. Jedenihr von ihren Eltern vorgelebt worden, und falls landete das kleine „blondgelockte Endies habe sie stark geprägt. Trotzdem beergiebündel“ mit elf Jahren im Internat in zeichnet sich die Geschäftsführerin eines Meran, wo die junge Christine Müller ihre Betriebes mit rund 50 Mitarbeitern als eiMittelschuljahre verbrachte. gentlich schüchterner Mensch, der nicht Dass die Unternehmertochter jemals gerne im Mittelpunkt steht. „Ich hätte mich selbst in die Firma eintreten würde, war auch nie für dieses Gespräch zur Verfügung bei zwei Brüdern nie Thema. Christine gestellt, wenn ich nicht immer von FreunMüller durfte sich auf das konzentrieren, den und Bekannten zu hören bekäme, dass Christine Müller was sie während ihrer Zeit in der Handelsich mein Unternehmen mehr in die Öffentoberschule lieben gelernt hatte: die Rechtslichkeit rücken müsste“, gesteht sie offen. wissenschaft. So kam es, dass der ehemaSo stellt sie denn beim ersten Treffen mit lige blondgelockte Wirbelwind sich an der Journalist und Fotograf auch sofort klar, Universität in Ferrara in Bücher und Gewie das Ganze ablaufen soll: „Zuerst zeige ich Ihnen den Betrieb, danach gehen wir setzestexte vertiefte. Die Liebe zum Fach schlug sich in den Prüessen“. Bei der Frage, welches Restaurant fungsnoten nieder. Als Resultat wurde ihr zum Handkuss kommen sollte, ist für die eine Stelle an der Universität Ferrara angeUnternehmerin sofort klar: „Wir gehen ins boten, die sie für eine Weile annahm, bis Forsterbräu, da bin ich Stammgast.“ Bei der Wahl des Essens zögert sie ebenfalls nicht sie sich entschloss, die Spezialisierung zur lange. Das „Leichteste vom Leichtesten“ soll Notarin in Angriff zu nehmen. Die Arbeit Location es sein. Eine Vorspeise wird gar nicht erst an der Universität habe ihr zwar Spaß gein Betracht gezogen, zur leichten Nachspeimacht, aber ein öffentliches AngestelltenGekonnt serviert se muss die Gesundheitsbewusste und Naverhältnis sei nie ihr Ziel gewesen. „Dazu war meine Prägung durch das AufwachTraditionelle Küche turliebhaberin später erst überredet wersen in einer Unternehmerfamilie doch zu den. So fällt die Wahl auf Wolfsbarsch, als mit internationalem Einstark“, schmunzelt sie. Deshalb sei auch nie Getränk reicht stilles Mineralwasser. Ist sie schlag im Forsterbräu

„Ich hatte am Anfang von Glasverarbeitung keinen blassen Schimmer.“

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HYPO VORARLBERG LEASING AG Galileo-Galilei-Straße 10/B, I-39100 Bozen Tel. +39 0471 060 500 www.hypoleasing.it, info@hypovbg.it

Fotos: Alexander Alber

Filiale Bergamo, Tel. +39 035 210 751 Filiale Como, Tel. +39 031 574 517 Filiale Treviso, Tel. +39 0422 55 357

Christine Müller mitten in ihrem Betrieb. 2004 erhielt die rührige Unternehmerin den Innovationspreis „Frauen in der Wirtschaft“


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Foto: Alexander Alber

Foto: Alexander Alber

Foto: Alexander Alber

Die Juristin, die auf Unternehmerin umschulte. Christine Müller beim Tischgespräch mit Südtirol Panorama. Ein Kügelchen Vanilleeis durfte es nach dem leichten Essen dann doch noch sein

Das Leichteste vom Leichten: Wolfsbarsch mit Salzkartoffeln und Gemüse. Dazu gab’s stilles Mineralwasser

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Geschmack reduziert auf das Wesentliche: Erdbeeren mit Zitrone als nahezu schwereloser Abschluss


sell well

denn jedem Genuss abhold, wollen wir wissen? Nein, gar nicht, so die Antwort. Gutes Essen und guten Wein wisse sie durchaus zu schätzen. Alles zu seiner Zeit eben. TRADITION. Müllers Unternehmen ist in Sachen Isolierglaspro-

duktion italienweit bekannt und innerhalb der Region sogar Marktführer. Der Betrieb hat vor zwei Jahren sein hundertjähriges Bestehen gefeiert und ist mit Christine Müller in vierter Generation unternehmergeführt. Eben dieses Gefühl der Verpflichtung der Familie und den vorangegangenen Generationen gegenüber war es, welches das Sandwichkind – sie ist das mittlere von drei Kindern – 1997 dazu bewegte, in das väterliche Unternehmen einzutreten. Der jüngere Bruder, der sich mit dem Erstgeborenen die Führung der Firma teilte, war bereits vier Jahre zuvor plötzlich verstorben, der Vater und der zweite Bruder schwer krank. „Ich spürte einfach, dass mich meine Familie braucht, deshalb beschloss ich, von Verona, wo ich in einer Kanzlei arbeitete, wieder nach Südtirol zurückzukehren. Mir war klar, dass diese Entscheidung das Ende meines Wunsches, Notarin zu werden, bedeuten würde.“ Da sie von Glasverarbeitung und Glasproduktion keinen blassen Schimmer hatte, zog sich Christine Müller erst einmal einen grünen Arbeitsmantel über, stellte sich an eine Maschine und arbeitete mit, was ihr sofort den Respekt und die Bewunderung der Belegschaft einbrachte. Gleichzeitig begann sie, Fachseminare im In- und Ausland zu besuchen. „Ich habe mich einfach wieder hinter die Schulbank gesetzt und angefangen zu lernen“, so Müller. „Ich dachte mir: Du hast ein Studium geschafft, also wirst du das hier auch noch lernen.“ Als innerhalb weniger Monate Vater und Bruder sterben, übernimmt Christine Müller 1998 die Geschäftsführung. Trotz dieser Schicksalsschläge unterzieht sie das Unternehmen mit Tatkraft und Elan in den folgenden Jahren einer Modernisierung und macht es zum regionalen Marktführer. Bis heute bereut Müller ihren Beschluss, Unternehmerin zu werden, nicht: „Ich bin ein glücklicher Mensch“, gibt sie zu Protokoll. Ihre Liebe zur Juristerei ist aber trotzdem noch lebendig. Das Faible für Paragraphen und Bestimmungen kann sie als Präsidentin des nationalen Verbandes der Flachglasverarbeiter, Assovetro, ausleben. Ein Posten, den Müller bereits in der dritten Amtsperiode innehat. Die Juristin erfüllt ihre Aufgabe so gut, dass der Verband darüber nachdenkt, seine Statuten zu ändern, um der rührigen Boznerin noch eine vierte Amtszeit zu ermöglichen. ◀ PETER SEEBACHER

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und den Fensterbänken in die Wärmedämmung integriert, ga-

Die Glas Müller Vetri AG kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 2009 feierte Geschäftsführerin Christine Müller mit ihrer Belegschaft das 100-jährige Bestehen des Betriebes, der bereits in vierter Generation inhabergeführt ist. Die aus einem kleinen Geschäft in Bozen hervorgegangene AG produziert Multifunktions-Isolierglas mit Wärme-, Schall- und Sonnenschutz sowie Sicherheitsglas. Das Schneiden und Verarbeiten von Flachglas und der Handel mit Glas sind weitere Standbeine des Unternehmens. Mit einer Belegschaft von 49 Mitarbeitern erwirtschaftete Glas Müller Vetri im vergangenen Jahr einen Umsatz von neun Millionen Euro. Hauptabsatzmärkte der Produkte sind Südtirol (70 Prozent) sowie Norditalien. Außerdem ist Glas Müller Vetri Gründungsmitglied der Sanco-Gruppe.Trotz der langen Geschichte kann die Glas Müller Vetri AG als junges Unternehmen bezeichnet werden: Das Durchschnittsalter der Belegschaft beträgt 35 Jahre.

rantiert das Fenstereinbausystem beste Werte. Höchste Qualität wird in kürzester Zeit montiert und die Koordination von mehreren Handwerkern entfällt. Mit Garantie aus einer Hand.

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entscheidungen fürs leben


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Foto: stock.xchng/djavo

Kopfkino statt Slideshow Einschläfernde Vorträge und langweilige Präsentationen? Kreativ-Experte Gerriet Danz erklärt, warum der Beamer die Wirkung wegbeamt und wie man Menschen wirklich überzeugt. Eine Ausflug in die wunderbare Welt jenseits von Power Point.

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5. Februar 2007, Los Angeles, Kalifornien. Im Kodak Theatre am Hollywood Boulevard geht die 79. Oscarverleihung über die Bühne. Um 4 Uhr 40 mitteleuropäischer Zeit ruft Laudator und Comedian Jerry Seinfeld – nachdem er vier nominierte Dokumentarfilme vorgestellt hat – einen Mann auf die Bühne, der sich bei einem Kongress einmal selbstironisch als Beinahe-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vorgestellt hatte: Ex-Vizepräsident Al Gore. Gemeinsam mit seinem Produzenten Davis Guggenheim erhält er den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Genau dieser Al Gore, der auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere für hölzerne Reden und langweilige Präsentationen berüch-

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„Erzählen Sie eine Geschichte, statt einfach nur einen Vortrag zu halten…“ Gerriet Danz

tigt war, bekommt einen Oscar für einen Film, der nichts anderes ist als eine verfilmte Rede, eine Präsentation: „An inconvenient truth“, der Appell an die Menschheit, die globale Erwärmung zu stoppen.

Ein gutes Beispiel dafür, dass erstens Politiker nicht zwanghaft gute Redner sein müssen, zweitens inspirierendes Präsentieren erlernbar ist und ein fesselnder Vortrag auch als Selbstmarketing-Werkzeug erfolgreich sein kann. WIRKUNG STEIGERN – PER HEBEBÜHNE. Wie hat er das gemacht, der Herr

Gore? Indem er auf bewundernswerte Weise kreativ geworden ist. Indem er Bilder präsentierte, die im Vorher-NachherEffekt gezeigt haben, wie sehr sich die Erde innerhalb von wenigen Jahren dramatisch verändert hat. Indem er den vorläufigen Höhepunkt einer Schadstoffkurve nicht nur zeigte oder beschrieb, sondern sich mit einer Hebebühne dorthoch fahren


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Die N.E.U.R.O.-Regel für gehirngerechte Auftritte N.euartig. Befriedigen Sie die Lust des Hirns auf Neues. Machen Sie in jeder Präsentation Dinge anders als Ihre Kollegen. E.motional. Lassen Sie Bilder und Filme in den Köpfen entstehen – denn nur die können vom Hirn verarbeitet werden.

ließ, um an dem Punkt auf den Punkt zu kommen. Keine Angst, niemand wird von Ihnen verlangen, bei der nächsten Businesspräsentation mit einer Hebebühne durch den Konferenzraum Ihres Unternehmens zu fahren – und dennoch gibt es eine Fülle von Werkzeugen, die Sie, Ihr Thema, Ihre Botschaft und Ihre Argumente zu ähnlich großer Wirkung befähigt. Statt einer echten Hollywood-Produktion reicht es vollends aus, Kopfkino entstehen zu lassen. Denn die eigentliche Hebebühne für Wirkung und Überzeugungskraft ist Ihre eigene Kreativität. Aber was war noch mal Kreativität? KREATIVITÄT IST MEIST DAS GEGENTEIL VON SLIDESHOW. Sicher kennen Sie

R.adikal. Vereinfach Sie Ihre Inhalte radikal. Weniger ist mehr. Und wird vom Gehirn viel besser verarbeitet. O.rganisiert. Unser Hirn als Denk-„Organ“ liebt’s „organisiert“. Ordnen Sie Ihre Inhalte so: erst die Botschaft, dann Argumente, zum Schluss das Fazit.

hin schon zu lesen ist. Man nimmt den Menschen da vorn gar nicht wahr und träumt sich lieber in die Erinnerung vom letzten Strandurlaub. Eine bessere Narkose für ein Publikum gibt es kaum. Dabei gibt es eine Vielzahl internationaler wissenschaftlicher Untersuchungen, die exzessive Slideshows als Wirkungskiller längst entlarvt haben – schon allein deshalb, weil diese Form der Kommunikation nicht gehirngerecht ist. Und dennoch wird, dieser Erkenntnis zum Trotz, auch heute noch tagtäglich ein Millionenpublikum ins Wachkoma befördert – was rela-

tiv leicht ist bei 30 Millionen Beamerpräsentationen, die pro Tag weltweit gehalten werden. Das genau ist nicht kreativ. Wenn hier etwas in Bewegung kommt, dann nicht die Gehirnströme oder das gute Gefühl des Publikums, sondern einzig das Daumengelenk des Präsentators, der in monoton wiederkehrender Weise auf den Knopf der Beamer-Fernbedienung drückt, um das nächste Slide aufzurufen. GEGEN DEN STRICH IST UNTERM STRICH ERFOLGREICHER. Der Weg da

heraus und hin zum Auditorium ist eigentlich einfach: Wenn ich all das unterlasse, womit das Publikum rechnet, was langweilig ist, was gewohnt und damit gewöhnlich ist – all das, was ein Publikum schon 1.000 Mal gesehen, gehört und erlebt hat, dann bin ich schon auf der sicheren Seite. Es anders machen als die anderen – damit ist die Werbebranche erfolgreich und lässt dadurch noch er-

Fotos: Praesentarium

das: Vorträge und Präsentationen, bei denen man im Dunkeln sitzt, der Redner steht irgendwo an der Seite – im Schatten seiner eigenen Präsentation. Dort liest er meistens das vor, was an der Wand ohne-

U.eberraschend. Jede positive Überraschung in einem Vortrag sorgt für Aufmerksamkeit. Machen Sie einfach mal das Gegenteil von dem, was man herkömmlich erwartet.

Vorher/Nachher: Hier ein Beispiel aus der Food-Industrie – es geht konkret um Müsli: links das Chart, wie es vorher aussah. Rechts, was wir daraus gemacht haben. Natürlich sind dort Zahlenwerte weggefallen – aber in den meisten Fällen sind nur zwei oder drei Zahlen wichtig. Mehr kann das Publikum ohnehin nicht verarbeiten. Und: Warum können langweilige Balkendiagramme nicht mal inspirierend durch unterschiedlich große Müsliflocken-Hügel ersetzt werden – wenn es um Cerealien geht? Das macht dem Zuschauer Spaß – und dem Präsentator im Übrigen auch

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„Auch bei Slides gilt: weniger ist mehr …“

folgreichere Marken entstehen. Stellen Sie sich mal einen Augenblick vor, Sie wären der Weiße Riese, das Michelin-Männchen oder der Marlboro-Mann – dafür müssen Sie weder einen goldenen Creolenohrring ins Ohr hängen, sich keine Winterreifen um die Hüften futtern und auch nicht das Rauchen beginnen. Stellen Sie sich nur mal vor, welchen Vorteil Sie hätten: Sie würden als Marke Orientierung bieten, Sicherheit vermitteln und durch kreative Inszenierungen für immense Aufmerksamkeit sorgen. Exakt das können und sollten Sie als Präsentator auch tun, wenn Sie Ihr Publikum mitreißen wollen. Und dazu können Sie sich der gleichen Mittel und Instrumente bedienen wie die genannten Werbeikonen. ÜBERRASCHEND: EINE NICHT ANGEMELDETE DEMONSTRATION! Eine von

15 Werbetechniken, die ich innerhalb der KREATORIK©-Methode in meinen Buch „Neu präsentieren“ beschrieben habe, ist die Demonstrationstechnik. Die Hebebühnen-Aktion des ehemaligen US-Vizepräsidenten war eine solche Demonstration, die man auch in vielen Werbespots findet. Beispielsweise dann, wenn der Calcium-Anteil eines Kinderjoghurts mit Hilfe von Legosteinen demonstriert wird. Wenn Sie zwar eine Bühne, aber kei-

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Foto: © Wolfgang List

Gerriet Danz

Der Präsentator Gerriet Danz ist seit mehr als zwei Jahrzehnten gefragter Kreativ-Experte, Innovationsturbo und einer der anerkanntesten Kommunikationscoaches Deutschlands. Die Seminare und LiveKeynotes des Buchautors sind so inspirierend und ungewöhnlich wie der Mix seiner Erfahrungen. Begonnen hat er als Kreativdirektor der internationalen Werbeagentur BBDO. Karriere zwei führte ihn ins Fernsehen: Gerriet Danz entwickelt neue, innovative TV-Formate und moderiert den Wissensquiz-Klassiker „Jeopardy“. Gerriet Danz ist Preisträger des Conga-Awards 2010 in der Kategorie „Referenten & Trainer“. Infos zum Autor finden Sie unter: www.praesentarium.com und www.presency.de

ne Hebebühne zur Verfügung haben, geht es auch so, wie der schwedische Statistiker Hans Rosling es einmal gezeigt hat: Rosling beweist in seinen Präsentationen, dass Zahlen durch Demonstrationen lebendig werden. Mit dem Effekt, dass man sie nicht nur versteht, sondern auch mit Lust zusieht und zuhört. Bei einer Kon-

ferenz im kalifornischen Monterey hat er die Entwicklung der Weltbevölkerung auf überraschende Weise mit Plastikboxen von Ikea erklärt. Mit Demonstrationen lassen Sie Ihr Publikum live und sichtbar an ihren Inhalten teilhaben. Nutzen Sie die Chance, dem Live-Medium „Präsentation“ gerecht zu


werden und wirklich ebenso live, lebendig und aktiv zu präsentieren. Das ist dann genau das Gegenteil einer Projektion von „toten“ Slides, die ohnehin häufig nichts anderes sind als an die Wand geworfene Handout-Seiten. Es geht hier nicht um Show, nicht um Entertainment. Sondern es geht um die hohe Kunst, Inhalte in die Köpfe der Menschen zu transportieren. GUTE STORIES SIND EINE SICHERE GESCHICHTE! Unzählige Werbestudien ha-

ben bewiesen, dass in Geschichten verpackte Inhalte viel besser verstanden, vom Hirn verarbeitet und dort verankert werden als die puren, nackten, rationalen Fakten dieser Inhalte. Der Grund liegt in unser aller Entwicklung: Menschen lieben Geschichten. Kommunikationsexperten sind sich sogar sicher, dass ein soziales Miteinander nur möglich ist, indem wir uns Geschichten erzählen. Ob damals auf Großmutters Schoß, heute im Kinosessel, per Gerüchteküche und Flurfunk im Unternehmen – oder eben im Werbespot. Storytelling ist eines der wichtigsten Instrumente, um die Aufmerksamkeit von Menschen zu erregen. Eine Geschichte zu hören ist fürs Hirn zwar nicht so stark wie das echte Live-Erlebnis, aber es ist die nächstbeste Alternative. Erinnern Sie sich an die Werbung für Jack Daniels? In den liebevoll gedrehten Spots lernten wir die Mitarbeiter der Destillerie in Lynchburg/Tennessee kennen, die ihren Whiskey mit viel Ruhe und Bedacht herstellen. Legendär sind auch die „G’schichten“ aus dem Paulaner-Garten, bei dem wir immer wieder neu erfahren, wie die Bayern charmant und bierselig mit alltäglichen Situationen umgehen. In gleicher Weise können auch Präsentatoren Geschichten erzählen – als eine Art Mini-Werbespot in ihrem Vortrag.

Foto: Praesentarium

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GIBT ES DENN WIRKUNGSVOLLE SLIDES? Geht Powerpoint also gar nicht

99 Prozent aller Fälle genutzt wird: überladen, faktisch, ohne Bilder, hässlich. Umgekehrt kann es sinnvoll sein, ausschließlich in kurzen Momenten selektiv mal ein Bild oder eine Grafik zu zeigen, das aufgeräumt, bildhaft, inspirierend, informativ und schön anzusehen ist. Wiederum kann man sich an der Werbung orientieren. Was ein starkes Plakat ausmacht – Klarheit, Konzentration auf das Wesentliche, ungewöhnliche Bildsprache – kann auch einem Slide zum Erfolg verhelfen. Wenn der Redner für diesen kurzen Moment zur Seite tritt und solch ein plakatives Chart an der Wand für sich wirken lässt, das Gesagte mit einem Bild unterstützt – dann ist das durchaus eine Hilfe. Mit zwei Freunden habe ich in Hamburg die Präsentationsagentur Presency gegründet. Sie funktioniert wie eine Werbeagentur, wir entwickeln und produzieren allerdings ausschließlich überzeugende Präsentationen. Dazu gehört neben dem Konzipieren und Schreiben einer Präsentation im Bedarfsfall auch das Design eines Slides – wenn es denn sinnvoll ist. Das wird allerdings dann so gestaltet, dass es toll aussieht, kreativ ist, ungewöhnlich, und dem Publikum hilft, die Präsentationsinhalte zu verstehen und zu verankern. Ich erlebe in meinen rund 100 Seminaren und Vorträgen pro Jahr pausenlos, dass sich Redner sofort spürbar verbessern, wenn Sie Slides kreativ überdenken, reduzieren oder gar ganz weglassen und durch eigene Präsenz mit kreativen Ideen ersetzen – und zwar völlig unabhängig davon, ob es sich um Maschinenbauingenieure, Chemiker, Logistiker, Controller oder Journalisten handelt. Machen Sie sich selbst die Freude, andere Menschen durch kreative Ideen zu über◀ zeugen!

mehr? Ganz sicher nicht so, wie es heute in

GERRIET DANZ

Anrufen und gewinnen! „Neu präsentieren: Begeistern und überzeugen mit den Erfolgsmethoden der Werbung“ – so lautet der Titel von Gerriet Danz’ Bestseller aus dem CAMPUS Verlag (ISBN-10: 3593387840) „Da steht nicht nur neu drauf, da steht auch viel Neues drin. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der ein Publikum begeistern möchte....!“ – meint dazu Lothar Seiwert, Vortragsprofi und Bestsellerautor („Simplify your life“). Danz nutzt Techniken aus der Werbung, um ungewöhnliche, neuartige Präsentationen entstehen zu lassen. Vorträge, bei denen das Publikum die Botschaft nicht nur versteht, sondern sie sich auch garantiert merkt. Bereits nach drei Wochen hat das Buch in der Amazon RatgeberBestsellerliste den ersten Platz erobert. Wir verlosen drei Exemplare des Buches. Die ersten drei Anrufer, die am Mittwoch, 1. Juni, ab 11.00 Uhr die Nummer 0471 304 500 wählen, erhalten je ein Exemplar. Eine 5-Minuten-Online-Lesung des Autors können Sie hier erleben: www.praesentarium.com/lesung/lesung.html

Die stärkste Variante ist immer die Story, die man selbst erlebt hat. Beispiel: Das Wort „Nachhaltigkeit“ wird häufig völlig bedeutungsleer in den Präsentationsraum geworfen. Beim Publikum findet es seinen Weg ins linke Ohr – und verabschiedet sich dann auch gleich wieder übers rechte Hörorgan. Besser ist es, eine Geschichte zu erzählen. Zum Beispiel sein eigenes Kind vorzustellen, ein Foto hochzuhalten und dieses eigene Kind als persönlichen Grund darzustellen, warum man „nachhaltig“ und damit verantwortungsbewusst zum Vorteil der nachfolgenden Generationen produziert.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: Mic

Marken sind Leuchttürme, an denen sich die Konsumenten im Ozean der Waren orientieren

Die Felsen in der Krisenbrandung Auch in Krisenzeiten spielen Marken für Verbraucher eine wichtige Rolle. Dies ist eine der Erkenntnisse aus einer aktuellen Studie, die das Marktforschungsinstitut Astarea und die Agentur Adverperformance gemeinsam durchgeführt haben. Was können Unternehmen daraus lernen?

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rsprünglich half eine Marke einfach nur, Waren und ihre Hersteller voneinander zu unterscheiden. In der modernen Konsumgesellschaft haben Marken längst eine darüber hinausgehende Funktion erhalten. Jedes Kind wächst heute mit den Namen bekannter

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Produkte auf und lernt sie zu unterscheiden. Ob wir wollen oder nicht, ob wir sie ablehnen oder begehren: Wir alle stehen in emotionaler Auseinandersetzung mit der Welt der Marken. Wer einen Markenartikel kauft, kauft nicht nur einen Gegenstand – er kauft ein Ver-

sprechen. Sei es in Bezug auf die Qualität eines Produktes als auch auf den mit der Marke assoziierten sozialen Status. So selbstverständlich der Umgang mit Artikeln verschiedener Marken ist, so genau haben wir als erfahrene Konsumenten intuitiv zwischen Werbung und Ware zu un-


UNTERNEHMER & MÄRKTE terscheiden gelernt. Wir wissen, dass die Lebensmittel im Handel nicht so hergestellt werden, wie wir es in der Werbung zu sehen bekommen. Wir wissen auch, dass persönliche Zufriedenheit nicht vom Aufdruck eines Namens auf Sonnenbrille, Handy und Bekleidung abhängt. Die virtuellen Eigenschaften eines Markenartikels scheinen also entbehrlich – insbesondere in Phasen, in denen Konsumenten weniger ausgeben können oder wollen. Wenn finanzielle Einschnitte erforderlich sind, scheint es nur logisch, vom Kauf teurer Markenartikel abzusehen.

Zudem legten Verbraucher auch in Zeiten geringerer Konsumausgaben großen Wert auf Qualität. Und diese versprächen sie sich vor allem beim Kauf von Markenartikeln. „Die Leute sind sogar bereit zu sparen, um dann wirklich zufrieden mit einer Kaufentscheidung sein zu können“, so Laura Cantoni, die gleichzeitig unterstreicht, dass die Resultate der Studie nur Auskunft über die Attraktivität einer Marke, nicht jedoch über deren tatsächlichen Bekanntheit oder gar das konkrete Kaufverhalten der befragten Personen gebe. Ein weiterer Trend, den die Studie aufzeigt, ist das Interesse an Traditionsmarken, die ihre Bekanntheit einer langen Firmengeschichte verdanken. Ebenso wie an Produkten, mit denen eine starke regionale Verwurzelung assoziiert wird. Könnten von dieser Tendenz auch die Südtiroler Qualitätsprodukte profitieren? „Absolut“, bestätigt Laura Cantoni „denn hier kommen zentrale Merkmale wie hohe Qualität der Produkte, regionaler Ursprung und eine frische, zeitgemäße Kommunikation zusammen“. Dieser Effekt sei jedoch kein Selbstläufer, warnt Christoph Reden, Geschäftsführer von Adverperformance, die als Agentur die Kampagnen zahlreicher Südtiroler Unternehmen und Lebensmittelgenossenschaften auf dem italienischen Markt betreut. „Südtiroler Produkte schwimmen derzeit auf einer recht positiven Welle. Dabei wird leicht

Annahme nicht zutrifft, hat nun eine Studie mit dem Titel „La Marca Vagabonda“ aufgezeigt, die das Mailänder Marktforschungsinstitut Astarea kürzlich im Auftrag der Werbeagentur Adverperformance durchgeführt hat. Die wichtigste Erkenntnis daraus: Marken können auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten kaufentscheidend sein und dienen Verbrauchern in Krisenzeiten als wichtige Orientierungspunkte. Markenbewusste Verbraucher sind laut dieser Studie sogar bereit, für „ihre“ Marken finanzielle Opfer zu bringen. An der Studie haben 1.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren teilgenommen, die zu fünf unterschiedlichen Produktkategorien befragt wurden. Das besondere am Verfahren, so die verantwortliche Marktforscherin Laura Cantoni, sei die Art der Durchführung. „Wir haben die Teilnehmer zu spontanen Antworten aufgefordert, indem wir gefragt haben, welche Marken in letzter Zeit besonders ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Danach haben wir gefragt, warum gerade diese Marken attraktiv oder interessant für sie waren.“ „An erster Stelle steht das Produkt.“ Besonders gut hätten jene Marken abgeschnitten, so Cantoni, die besonderen Innovationsgeist gezeigt oder ihre Produktpalette gezielt aufgefrischt haben. An zweiter Stelle seien die mit der Marke assoziierten Eigenschaften, ihre „Persönlichkeit“, als Grund genannt worden. Erst an dritter Stelle seien Werbung und Kommunikation als Anlass für die Wahrnehmung einer Marke angegeben worden. „Das heißt“, so die Marktforscherin, „die Marke ist zwar mehr als das Produkt, aber es gibt keine attraktive Marke, hinter der nicht ein überzeugendes Produkt steht“.

Christoph Reden

Foto: Mic

VAGABUNDIERENDE MARKE: Dass diese

„Südtiroler Produkte schwimmen derzeit auf einer recht positiven Welle“

Traditionsmarken, die ihre Bekanntheit einer langen Firmengeschichte verdanken und noch dazu lokal verwurzelt sind, schnitten in der Studie besonders gut ab

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: Mic

alle werden heute mit Informationen bombardiert, jeder von uns nimmt am Tag geschätzte 2.000 Werbeinformationen auf. Das kann natürlich kein normaler Mensch mehr verarbeiten. Aber welche Möglichkeiten gibt es, trotz Informationsflut, im Kampf um Aufmerksamkeit nicht unterzugehen? „Wahrgenommen wird, wer seine Botschaften mit dem entsprechenden Werbedruck verbreiten kann und in der Lage ist, die dafür notwendigen Investitionen zu tätigen. Die andere Möglichkeit ist, eine attraktive Botschaft an die richtige Zielgruppe zu formulieren. Als Unternehmer sollte ich mich zunächst darauf beschränken, einen Zielmarkt anzugehen, der für mich realistisch ist, wo ich etwas aufbauen, wo ich eine echte Marke werden kann.“

Der Aufbau einer Marke ist ein kontinuierlicher Prozess. Gerade in Krisenzeiten sollte die Markenführung nicht vernachlässigt werden

„Ein Logo zu kreieren heißt noch lange nicht, eine Marke zu schaffen“ Christoph Reden

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vergessen, was die Vorraussetzungen dafür sind, eine Marke stark und differenzierbar zu machen. WAHRHEIT IST WICHTIG. Die Studie

zeigt, dass Kommunikation ein wichtiges Element ist. Aber es kann immer nur das auf kreative und überzeugende Weise kommuniziert werden, was ein Produkt auch wirklich hergibt. Die Botschaft müsse im Kern die Wahrheit erzählen, sonst könne auch die Kommunikation keine starke Marke schaffen. Die Südtiroler Unternehmen sollten sich langfristig auf die Entwicklung innovativer, interessanter Produkte konzentrieren. Wenn man attraktiv auf der Produktseite sei, bestehe überhaupt erst die Chance, dies auch in der Kommunikation zu sein und in der Folge positiv wahrgenommen zu werden. Wie ist in diesem Kontext die Tendenz zu bewerten, dass man gerade in Südtirol den Eindruck hat, dass alles mit einer Marke versehen wird? Kann sich der Konsument so überhaupt noch orientieren? Christoph Reden: „Marken kann man schaffen, so viele man will, die Frage ist eher, was damit danach passiert. Ein Logo zu kreieren heißt noch lange nicht, eine Marke geschaffen zu haben. Was am Ende wirklich eine Marke wird, entscheidet schlussendlich der Konsument – indem er sie wahrnimmt oder nicht. Wir

GEZIELT VORGEHEN. Seinen Kunden

rate er zu versuchen, im relevanten Teil ihres Zielmarktes eine der fünf führenden Marken zu werden. Wie groß dieser Markt am Ende sei, hänge von den jeweiligen finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen ab. „Ich bin überzeugt“, so Reden, „dass es besser ist, Marktführer in einem kleinen Südtiroler Tal zu sein, als ein Niemand auf einem regionalen oder überregionalen Markt. Wer eine starke Position zum Beispiel am Südtiroler Markt konsolidiert hat, kann den nächsten Schritt gehen. Viele verzetteln sich und versuchen, gleichzeitig auf unterschiedlichsten Märkten aufzutreten. So baut man keine Marke auf, so generiert man im besten Fall ein kurzfristiges Geschäft. Der Aufbau einer Marke hingegen ist ein kontinuierlicher, gezielter Prozess. “In diesem Sinne sei auch das im Namen der Studie genannte „Vagabundieren“ der Marke zu verstehen. „Diesen Titel haben wir gewählt, weil die Praxis gezielter Markenführung in Krisenzeiten oft vernachlässigt wird“ sagt Laura Cantoni. „Es wird am Marketing gespart und die Marke beginnt zu ‚streunen‘, sich ziellos zu entwickeln. Die Studie hat uns gezeigt, dass dies ein Fehler ist und dass es immer wichtig ist, am eigenen Branding zu arbeiten. Verbraucher brauchen Marken, um sich im Produktsortiment orientieren zu können, unabhängig davon, wie groß die durchschnittlichen Konsumausgaben gerade sind.“ ◀ SABINE FUNK


PR-INFO

„WENIGER UND BESSER“ Die Freie Universität Bozen widmet sich im Studium Generale fächerübergreifend dem Thema ökosoziales Wirtschaften und Nachhaltigkeit. Ein Gespräch mit Susanne Elsen über neue Formen des Wirtschaftens und Forschens. Soziale Rechte und Techniken der Sozialarbeit sind zwei der Forschungsthemen von Prof. Susanne Elsen an der Fakultät für Bildungswissenschaften

SÜDTIROL PANORAMA: Sie beschäftigen sich mit ökosozialer Wirtschaft. Was genau versteht man darunter? SUSANNE ELSEN: Es ist eine Wirtschaftsform für die ökologische und soziale Verantwortung, in der nicht nur der monetäre Gewinn eine große Rolle spielt. Es ist eine Wirtschaftsweise, die die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen berücksichtigt und eine zukunftsorientierte Perspektive einnimmt. Echte Nachhaltigkeit beruht auf einem Gleichgewicht aus Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft. Sie lebt sozusagen von den Zinsen und nicht vom Bestand, wie es heute trotz des Wissens um die Grenzen des Wachstums immer noch praktiziert wird. Ein Beispiel ist die intensive Landwirtschaft, die oft enorm bodenzerstörend wirkt. Damit zehren wir unsere Lebensgrundlage regelrecht auf. Dazu zählt sicher auch der hiesige Apfelanbau? Natürlich. Auch die Apfelmonokulturen wären zu hinterfragen. Aber das passiert bereits. Im Vinschgau zum Beispiel gibt es eine Initiative von Menschen, die sich zurückbesinnen auf die

Tatsache, dass der Vinschgau einmal die Kornkammer des Landes war. Sie setzen sich auseinander mit Überlegungen zum Anbau von qualitativ hochwertigem Getreide. Wie steht Südtirol insgesamt da in punkto Nachhaltigkeit? Recht gut. Das hängt auch damit zusammen, dass die hiesige Wirtschaft durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt ist, deren Verantwortliche und Mitarbeitende gut ins Territorium eingebunden ist. Für lokal verwurzelte Unternehmer hat die Entwicklung und Erhaltung des Gebietes, in dem sie wirtschaften, natürlich wesentlich mehr Bedeutung als für multinationale Großkonzerne. Sie sind Teil des Gemeinwesens. Es gibt in Südtirol zudem eine lange Tradition in der Nachhaltigkeitsdebatte. Früh bereits gab es die international viel beachteten „Toblacher Gespräche“, es gibt Diskurse und Ansätze des sanften Tourismus, es gibt eine breite, parteiübergreifende Debatte um direkte Demokratie, es gibt eine sehr aktive Gruppe kritischer Konsumenten, eine starke Eine-Welt-Bewegung und insbesondere Menschen, die mit ihrer Hei-

mat verbunden sind. Das ist die wesentliche kulturelle Basis zukunftsfähiger Entwicklung. Das Thema hat viele Facetten, aber die Richtung ist immer die des Weniger und Besser, möglichst für alle. Inwieweit ist die Freie Universität Bozen in diese Entwicklungen eingebunden? Es gibt an dieser ja noch jungen Universität zahlreiche Kollegen aus verschiedenen Fakultäten, die sich in ihrer Forschungstätigkeit mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Nachhaltigkeit betrifft den Bereich Naturwissenschaft und Technik, Wirtschaftswissenschaften, Sozial- und Bildungswissenschaft und Design und Kommunikation. Viele von uns befassen sich mit Fragen der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Innovation und Zukunftsfähigkeit. Bisher geschah dies überwiegend individuell oder mit externen Partnern. Das neue Studium Generale bietet jetzt die Chance, die Einzelinitiativen sinnvoll miteinander sowie mit internationalen und Partnern aus dem Territorium zu verbinden. Es entstehen durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit neue Sichtweisen und Möglichkeiten. Es geht also um fächerübergreifende Forschung? Ja, genau die wollen wir in Gang bringen. Immerhin entstehen durch das Studium Generale interessante Querverbindungen zwischen den einzelnen Fakultäten. Die wesentliche Frage ist doch: Wie lassen sich die diversen Nachhaltigkeitsprojekte im Gemeinwesen verankern? Nur Projekte, die von den Akteuren vor Ort getragen werden, sind wirklich nachhaltig und trag❧ fähig.

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Freie Universität Bozen Universitätsplatz 1 39100 Bozen Tel. 0471 01 21 00 info@unibz.it www.unibz.it

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PR-INFO

Südtunnel – Pannenbucht

Nordtunnel – Südportal

Vahrn – Westportal

ENTLASTUNG FÜR BRIXEN Die Brixner Umfahrung reduziert den Durchgangsverkehr in der Domstadt merklich. Ein Stück mehr Lebensqualität und Sicherheit für die Bürger mit positiven Auswirkungen auf Wirtschaft, Tourismus und Umwelt. 38

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PR-INFO

Vahrn – Ostportal

Nordtunnel – Nordportal

Nordtunnel

Nordtunnel, Südtunnel und Anschluss Brixen Nord Die Brixner Umfahrung beginnt im Süden auf der Höhe der Sportanlagen am Fischzuchtweg. Dort werden die Verkehrsströme über ein Rondell geregelt. Daran schließt nach einigen hundert Metern der 1,2 Kilometer lange Südtunnel an. Nach dem Tunnel wird die Umfahrungsstraße offen bis zum Nordtunnel geführt. Auf diesem Teilstück wird auch die Anbindung ans Stadtzentrum erfolgen. Der Nordtunnel ist knapp 800 Meter lang und endet nördlich des Brixner Krankenhauses. Die Verbindung der Umfahrung Brixen mit der alten Staatsstraße erfolgt zur Zeit über den Anschluss Brixen Nord auf Vahrner Gemeidegebiet mit einer Länge von fast 600 m (davon ca. 290 m im Tunnel). Dort befindet sich auch die Schnittstelle mit der zukünftigen Umfahrung von Vahrn, die in den kommenden Jahren realisiert werden soll. Insgesamt wird die Umgehungsstraße nach der Vollendung des Vahrner Teilstückes und des Mittelanschlusses knapp fünf Kilometer lang sein und rund 130 Millionen Euro kosten. Auf das Brixner Teilstück entfällt mit knapp 99 Millionen Euro der Löwenanteil der Kosten.

Trassenverlauf der Umfahrung Brixen-Vahrn

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or nicht viel mehr als vier Wochen wurde die Umfahrung Brixen für den Verkehr freigegeben. Der positive Effekt war sofort spürbar: Bereits am ersten Tag verminderte sich der Verkehr im Stadtgebiet deutlich (über 40%). Dadurch, dass der Durchgangsverkehr von der Stadt ferngehalten wird, zirkulieren in Brixen fast 10.000 Fahrzeuge weniger, 10% Prozent davon entfallen auf den Schwerverkehr. Das bedeutet eine merkliche Reduzierung der Kohlendioxid- und Feinstaubbelastung für die Domstadt. Die Brixner können also aufatmen. Und weil fast die gesamte Trasse im Tunnel verläuft, werden auch die Um-

„Für Brixen ist es eine Maßnahme, die für mehr Lebensqualität sorgt.“ LANDESRAT FLORIAN MUSSNER

welt entlastet und die Landschaft aufgewertet. Bei der feierlichen Eröffnung betonte Bautenlandesrat Florian Mussner, dass die Umfahrung aber nicht nur lokal von großer Bedeutung sei: „Für Brixen ist die Eröffnung dieses Teilabschnitts ein Schritt, der für mehr Lebensqualität sorgt. Für das Land und den Landesbetrieb ist es der vorläufige Abschluss eines der ehrgeizigsten Infrastruktur-Projekte und ein weiterer Mosaikstein im Verkehrs- und Mobilitätskonzept Südtirols.“ Lange Baugeschichte. Ausführlich wurde geplant, diskutiert und gebaut, bevor am 18. April

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„EIN EHRGEIZIGES PROJEKT“ Bautenlandesrat Florian Mussner zur Bedeutung der Umfahrung Brixen-Vahrn, warum es sinnvoll ist, den Durchgangsverkehr unter die Erde zu bringen und was der geplante Mittelanschluss an zusätzlicher Entlastung bringen wird.

Herr Landesrat, warum ist die Umfahrung Brixen ein Verkehrsprojekt von besonderer Bedeutung? FLORIAN MUSSNER: Es ist der vorläufige Abschluss eines unserer ehrgeizigsten Infrastruktur-Projekte und ein wichtiger Mosaikstein im Verkehrs- und Mobilitätskonzept Südtirols. Für Brixen ist es eine Maßnahme, die für mehr Lebensqualität sorgt. Immerhin werden wir von den derzeit rund 25.000 Fahrzeugen fast die Hälfte aus der Stadt heraus auf die Umfahrung bringen. Damit wird gleichzeitig auch der Großraum Brixen aufgewertet: als Lebensraum, als Erholungsraum, als Wirtschaftsraum und nicht zuletzt auch als Ziel von Touristen. Warum wird die Umfahrung überwiegend durch den Tunnel geführt? Weil Tunnels, vor allem was den Umweltschutz betrifft, die effizienteste Trassierung

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darstellen. Auch bleiben Umfahrungen in Tunnels immer Umfahrungen. Andere Umfahrungsstraßen sind gefährdet, mit der Zeit wieder verbaut zu werden und erneut dem innerörtlichen Straßennetzverkehr einverleibt zu werden. Also: Umfahrungen in Tunnels zu bauen ist zwar sehr aufwändig, sowohl im Bau als auch im Betrieb, es zahlt sich aber aus. Wie steht die Landesregierung zum Mittelanschluss und zur Umfahrung Vahrn? Es ist unbedingt notwendig, auch den zweiten Bauabschnitt, also jenen durch Vahrn, zu bauen, denn erst nach Fertigstellung der gesamten Umfahrung kann diese voll effizient sein. Und wir brauchen natürlich auch den Mittelanschluss, weil wir dadurch den Anschluss ans Zentrum gewährleisten und weil wir dadurch nochmals zusätzlich rund 2.000 Fahrzeuge pro Tag aus der ❧ Stadt heraus bekommen.

2011 das erste Teilstück der Umfahrung BrixenVahrn für den Verkehr geöffnet werden konnte. Vorausgegangen war eine fast zehnjährige Planungs- und Bauphase. Den Beginn markiert die Genehmigung der technischen Eigenschaften der Umfahrung im Januar 2002. Im Dezember 2005 wurde das Ausführungsprojekt für das erste Baulos, das den Süd- und den Nordtunnel umfasst, genehmigt und die zugehörigen Arbeiten wurden ausgeschrieben. Die Übergabe dieses Bauloses erfolgte bereits neun Monate später. Nach und nach kamen die weiteren Baulose hinzu, sodass die Tunnelröhren inklusive der verschiedenen Rondelle und Anschlüsse im Februar 2010 fertiggestellt waren. Anschließend wurden alle notwendigen technischen Anlagen abgeschlossen, z. B. jene für Belüftung und Brandschutz, die Kommunikationsanlagen inklusive Kameraüberwachung der Tunneleingänge installiert und schlussendlich die nötige Beschilderung und Fahrbahnmarkierung angebracht. Inzwischen tut der Tunnel seit einigen Wochen seinen Dienst und wird von Anwohnern ebenso wie von Wirtschaftstreibenden und Touristen gleichermaßen geschätzt. Architektonische Gestaltung. Besonderes Augenmerk wurde bei der Planung durch Architekt Matteo Scagnol, aber auch während der Realisierung durch die Unternehmen PAC, Betoneisack und Passeirer Bau, auf den Lärmschutz sowie eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Umwelt gelegt. Dabei kam der ästhetischen Ausformung der Tunnelportale, der Lärmschutzwände, der Brüstungen und dergleichen besondere Bedeutung zu. Im Bereich des Krankenhauses wurde besondere Sorgfalt auf die Gestaltung und Begrünung des steilen Hanges gelegt. Alle Elemente wurden so konzipiert, dass sie sowohl hinsichtlich ihrer Gestaltung als auch der verwendeten Materialien ein homogenes Konzept und ein einheitliches Erscheinungsbild aufweisen. Ein absolutes Novum sind die Lüftungskamine, die in völlig natürlicher Umgebung platziert und so gestaltet wurden, dass sie, einer Skulptur ❧ gleich, versteinerten Bäumen ähneln.

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Autonome Provinz Bozen Abteilung 10 Tiefbau Landhaus 2, Crispistraße 2 39100 Bozen Tel.: 0471 41 23 60 www.provinz.bz.it/tiefbau/


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SÜDTIROLS GRÜNE WIRTSCHAFT ALS MARKETINGFLAGGSCHIFF Südtirol und Green Energy – ein richtiges Dream-Team, sieht man sich an, wo unser Land in Sachen erneuerbare Energie und Energieeffizienz heute steht. Klar, dass dies für die BLS auch ein wichtiges Marketing-Argument ist. Südtirol ist auch in Sachen Energie ein grünes Land. Diese Tatsache will Südtirols Standortagentur BLS verstärkt als Marketinginstrument nutzen

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n den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz ist Südtirol in Italien die Nummer 1. Ganze 56 Prozent des Energiebedarfs (ohne Verkehr) werden hierzulande bereits aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Innerhalb weniger Jahre soll dieser Anteil auf drei Viertel des Energieverbrauchs ansteigen. Mehr als 465 Unternehmen mit Sitz in Südtirol sind erfolgreich in der Branche tätig. Dazu kommt, dass die heimischen Unternehmen auf ein starkes Netzwerk aus Forschung und Entwicklung zurückgreifen können: von TIS und EURAC über die KlimaHaus Agentur und die Freie Universität Bozen bis zur Messe Bo-

zen und dem Fraunhofer Innovation Engineering Center (IEC). Ein nächster wichtiger Schritt wird der geplante Technologiepark in Bozen sein, der innovative Unternehmen, aber auch renommierte Forschungs- und Beratungsinstitute aufnehmen soll.

Kein Wunder also, dass der Sektor Green Energy eines der Flaggschiffe der Südtiroler Wirtschaft ist und Südtirols Standortagentur Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS) auch in der Marketingstrategie für den Wirtschaftsstandort Südtirol stark auf diese erfolgreiche Vorzeigebranche setzt, die mit ihrem Know-how weltweit punkten kann. Für bundesdeutsche Unternehmen mit Schwerpunkt Energieeffizienz und erneuerbare Energien bietet sich der Einstieg in den italienischen Markt von Südtirol aus geradezu an. Italien ist für die Photovoltaik-Branche weiterhin ein sehr attraktiver Markt. Angesichts der starken Vorreiterrolle Südtirols im Bereich Green Energy setzt die BLS auch bei der Bewerbung des Wirtschaftstandortes Südtirol in Italien auf dieses Thema. Präsenz. Aus diesem Wissen heraus präsentiert BLS den Wirtschaftsstandort Südtirol ganz gezielt im deutschsprachigen und italienischen Raum auf Fachmessen des Sektors Green Energy. In Deutschland sind das etwa die „Hannover Messe“, die größte und wichtigste Industriemesse der Welt, oder die Fachmesse „Intersolar“ für die Bereiche Photovoltaik, Solarthermie und solares Bauen in München. In Italien ist BLS unter anderem auf der „Solarexpo Verona“ oder der „Klimaenergy“ in der Messe Bozen präsent. „Dank intensiver und kontinuierlicher Marketingaktionen steigt das Interesse der Unternehmer für den Wirtschaftsstandort Südtirol zusehends“, freut sich Ulrich Stofner, der Direktor der BLS, „wir sind davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um Südtirol als Standort Nummer eins im Sektor Green Energy in Ita❧ lien immer mehr zu stärken.“

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Grüner Leuchtturm. „Südtirol ist ein starker Wirtschaftsstandort. Auch und gerade im Bereich Green Energy haben wir innerhalb Italiens eine Art Leuchtturmfunktion inne, was zahlreiche Studien und Untersuchungen immer wieder bestätigen“, unterstreicht Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann.

BLS – Business Location Südtirol – Alto Adige Dompassage 15 39100 Bozen Tel. 0471 06 66 00 service@bls.info www.bls.info

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Foto: stock.xchng/hotblack_big

GELD & FINANZEN

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GELD & FINANZEN

Nur keine Panik! Steuerprüfung! Allein das Wort löst bei vielen Firmenchefs Angstschweiß aus. Doch wer seine Hausaufgaben gemacht hat, muss nicht in Panik geraten. Er sollte aber gut vorbereitet sein und sich professionell beraten lassen, raten die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Heinz Peter Hager und Günther Schacher von Hager & Partners. Eine Checkliste zum richtigen Umgang mit den Finanzbehören.

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ie schlechte Nachricht gleich vorweg: Die Häufigkeit von Steuerprüfungen wird sich in Zukunft wesentlich erhöhen. Aber die Prüfungen werden nicht nur häufiger, sie werden auch zielorientierter und dadurch aus Sicht der Steuerbehörden erfolgreicher. „Schuld“ daran ist die digitale Datenerfassung von Steuererklärungen, Jahresabschlüssen und die daraus resultierende Effizienzsteigerung der Behörden. Ähnlich einer Rasterfahndung laufen die Daten durch spezielle Computerprogramme, die die Verdächtigen automatisch herausfischen. Gleichzeitig setzen die neuen technischen Möglichkeiten Ressourcen frei und geben den Beamten den zeitlichen Freiraum, um durch Schulungen und Weiterbildungen ihre Fachkompetenz zu erweitern. Keine rosigen Aussichten für Steuersünder.

Aber Achtung: Die Steuerprüfung einer Steuerperiode schließt weitere Prüfungen für dieselbe Steuerperiode nicht aus.

WER NIMMT DIE PRÜFUNGEN VOR?

Steuerprüfungen können sowohl von der Agentur für Einnahmen beziehungsweise der Agentur für Zollwesen als auch von der Finanzwache vorgenommen werden. Allerdings kooperiert Letztere lediglich mit der Agentur für Einnahmen in der Akquisition von Dokumenten und holt entsprechende Informationen ein. Die Steuerfestsetzungen werden ausschließlich durch die Agentur für Einnahmen bzw. die Agentur für Zollwesen vorgenommen.

WAS IST GEGENSTAND EINER STEUERPRÜFUNG? WIE OFT WIRD GEPRÜFT?

Im konkreten Fall hängt die Häufigkeit der Prüfung vor allem von der Unternehmensgröße ab. Die großen Unternehmen (über 150 Mio. Euro bzw. in Zukunft über 100 Mio. Euro Umsatz) unterliegen einer laufenden Überwachung durch die Finanzbehörden und per Gesetz einer jährlichen Steuerprüfung. Laut den Ankündigungen der Finanzbehörden sollen jedoch – wie im Jahr 2010 bereits geschehen - insbesondere die mittelständischen Unternehmen (Umsatz über fünf Mio. Euro) verstärkt geprüft werden. Kleinunternehmen unterliegen in der Regel den sogenannten Fachstudien und somit einer jährlichen Überwachung aufgrund der Branchenrichtwerte.

Gegenstand von Kontrollen und Inspektionen sind die Buchhaltungsunterlagen, die Gesellschaftsbücher, Register, Kostenvoranschläge, Aufstellungen und Aufzeichnungen jeglicher Art – auch in elektronischen Datenverarbeitungssystemen – sowie alle sonstigen Unterlagen, die auf Folgendes geprüft werden: ▶ formelle Richtigkeit ▶ Übereinstimmung der Buchhaltung mit den vorgefallenen Geschäftsfällen und Bewertungsmethoden ▶ Prüfung, ob die gesetzlichen Pflichten ordnungsgemäß eingehalten wurden Gegenstand einer Steuerprüfung kann eine Gesamtprüfung oder eine Einzelprüfung in verschiedenen Formen sein,

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Günther Schacher

Heinz Peter Hager

Hager und Partners Die Kanzlei Hager und Partners mit Büros in Bozen und Mailand ist seit 1995 im Bereich der nationalen und internationalen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung tätig. Mit sechs Partnern und insgesamt 55 Beratern und Mitarbeitern ist sie eine der größten und renommiertesten Kanzleien Südtirols. Heinz Peter Hager hat an der Universität Venedig Betriebswirtschaft studiert, Abschluss mit summa cum laude im Jahr 1984. Seit 1990 eingetragen im Verzeichnis der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Rechnungsprüfer.

weshalb auch nach einer Gesamtprüfung jederzeit noch Einzelprüfungen möglich sind.

WO FINDET DIE STEUERPRÜFUNG STATT?

Für die Steuerprüfungen können die Behörden: ▶ die Unternehmen für Klärungen bzw. Informationen vorladen ▶ von den Unternehmen Unterlagen bzw. Dokumente einholen ▶ sich Zutritt verschaffen sowie Inspektionen und Kontrollen in den Geschäftslokalen, in welchen die Tätigkeit ausgeübt wird, vornehmen ▶ sich Zutritt zu den Privaträumen (Wohneinheiten) der Unternehmer, Gesellschafter und/oder der Geschäftsführer der Unternehmen verschaffen

WIE MÜSSEN SICH DIE BEAMTEN AUSWEISEN?

Die Beamten, welche die Steuerprüfung durchführen, müssen sich zum Zeitpunkt des Zutritts ausweisen und dem Unternehmen eine Kopie ihres Prüfungsauftrags aushändigen, aus dem folgende Informationen hervorgehen: ▶ die Namen und Qualifikationen der Beamten ▶ der Ort, an welchem der Zutritt erfolgen soll

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Foto: Othmar Seehauser

Foto: Othmar Seehauser

Günther Schacher studierte an der Universität Verona Handelswissenschaften. Auslandsjahr in Cambridge, Master in Steuerrecht, eingetragen im Verzeichnis der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater seit 2000. Rechnungsprüfer.

▶ die Daten des Unternehmens, welches überprüft werden soll ▶ der Grund der Steuerprüfung ▶ die Art der Prüfung und die Vollmachten, welche die Beamten besitzen ACHTUNG: Bei einem fehlerhaften Prüfungsauftrag können alle gesammelten Unterlagen von der Agentur für Einnahmen bei einem eventuellen Steuerprozess nicht verwendet werden.

schließlich in jenen Fällen erteilt wird, in welchen schwerwiegende Indizien für Unregelmäßigkeiten vorliegen. ▶ Leibesvisitationen sowie Öffnung von Safes, Schränken, u. ä. im Zuge von Zutritten: Ermächtigung durch den Staatsanwalt bzw. durch die nächstgelegene Justizbehörde, sofern der Steuerpflichtige nicht freiwillig zustimmt.

WER ERTEILT DIE NOTWENDIGEN ERMÄCHTIGUNGEN?

WIE LANGE DAUERN STEUERPRÜFUNGEN?

Für die Steuerprüfungen, die von der Agentur für Einnahmen bzw. von der Finanzwache durchgeführt werden, müssen folgende Ermächtigungen erteilt werden: ▶ Zutritt zu Lokalen, in welchen die Tätigkeit ausgeübt wird: Ermächtigung durch den Leiter der zuständigen Abteilung ▶ Zutritt zu Privaträumen, in welchen ebenfalls die Tätigkeit ausgeübt wird: Ermächtigung durch den Staatsanwalt ▶ Zutritt zu Lokalen von Freiberuflern: Zusätzlich zu den vorstehenden Ermächtigungen muss der Freiberuflicher bzw. ein durch diesen Bevollmächtigter persönlich anwesend sein ▶ Zutritt zu anderen Lokalen (z. B. Wohnungen von Geschäftsführern, Gesellschaftern, usw.): Ermächtigung durch den Staatsanwalt, die aus-

Steuerprüfungen finden in der Regel zu normalen Arbeitszeiten statt und dürfen gemäß der Charta für den Steuerpflichtigen die Dauer von 30 Arbeitstagen nicht überschreiten. In Fällen von besonderer Komplexität kann die Dauer um weitere 30 Arbeitstage verlängert werden. Gemäß den Auslegungen der Finanzwache können die Steuerprüfer – in Abweichung zur vorstehenden Frist – auch nach Abschluss der Steuerprüfung zum Sitz des Steuerpflichtigen zurückkehren, um bestimmte Einwände und Anfragen, die erst nach Abschluss der Prüfung angefallen sind, zu überprüfen.

WIE LÄUFT EINE STEUERPRÜFUNG AB?

In der Regel können die Steuerprüfungen in folgende Schritte unterteilt werden: ▶ Zutritt zu den Geschäftslokalen


GELD & FINANZEN ▶ Sammlung von Unterlagen und Nachforschungen ▶ Inspektion der Dokumente und sonstige Kontrollen ▶ Erstellung eines abschließenden Steuerfeststellungsprotokolls Für jeden Zutritt müssen die Beamten täglich ein Prüfungsprotokoll erstellen, in welchem Folgendes festgehalten werden muss: ▶ die erfolgten Prüfungen ▶ die Erhebungen bzw. Feststellungen ▶ die an den Steuerpflichtigen gerichteten Anfragen ▶ die vom Steuerpflichtigen erhaltenen Antworten und Informationen Das Protokoll muss vom Steuerpflichtigen unterzeichnet werden oder den Grund für die nicht erfolgte Unterzeichnung beinhalten. Der Steuerpflichtige hat Anrecht auf eine Kopie des Prüfungsprotokolls.

WAS GESCHIEHT NACH ABSCHLUSS DER STEUERPRÜFUNG?

Die Steuerprüfung wird mit einem Steuerfeststellungsprotokoll abgeschlossen, in welchem die durchgeführten Prüfungen und die Beanstandungen (Feststellung von Verletzungen der Steuerpflicht) mit den entsprechenden Begründungen angeführt werden. Der Steuerpflichtige kann darin Einwände erheben und die jeweiligen Begründungen dafür anführen. Eine eventuelle Beanstandung mittels Steuerfestsetzung (Bescheid zur Steuernachzahlung) kann durch die Agentur für Einnahmen erst nach Ablauf einer Frist von 60 Tagen ab Erstellung des Steuerfeststellungsprotokolls erfolgen. Innerhalb dieser 60 Tage kann der Steuerpflichtige Einwände, Gründe und Klärungen an die Agentur für Einnahmen richten, die von letzterer berücksichtigt werden müssen. In der Regel werden mit der Steuerfestsetzung nicht nur die beanstandeten Steuern sondern auch die Strafen eingefordert. Diese belaufen sich in der Regel auf 100 bis 200 Prozent der Steuerschuld. Nach ordnungsgemäß zugestellter Steuerfestsetzung bestehen für das Unternehmen grundsätzlich folgende Möglichkeiten: ▶ Zahlung der eingeforderten Steuern unter Inanspruchnahme einer der verschiedenen Abfindungsmöglichkeiten (je nach Art der Steuerfestset-

Rechte und Pflichten bei Steuerprüfungen RECHTE, DIE GELTEND GEMACHT WERDEN SOLLTEN Die Identität der Beamten, die die Steuerprüfung durchführen, überprüfen Eine Kopie des Prüfungsauftrags und eventueller Ermächtigungen verlangen Die Beschränkung der Prüfungstätigkeit auf die normalen Arbeitszeiten und innerhalb der Fristen von grundsätzlich 30 Tagen geltend machen Einwände im Prüfungsprotokoll aufnehmen zu lassen und einen angemessenen Zeitraum für die Beantwortung der gestellten Anfragen beantragen Das Verhalten der Beamten soll die geringstmögliche Störung für den ordnungsgemäßen Geschäftsablauf mit sich bringen und die Privatsphäre von Personen nicht verletzen Erhalt einer Bestätigung, falls die Beamten bestimmte Dokumente mitnehmen Erhalt von Informationen über die Prozedur der Kontrollen und deren Folgen Erhalt von Informationen über die Möglichkeit, sich von einem befähigten Freiberufler im Zuge eines eventuellen Steuerprozesses vertreten zu lassen Einhaltung des Berufsgeheimnisses durch die Steuerbehörden Im Fall von Überprüfungen von Bankkonten die notwendige Diskretion durch die Prüfer verlangen Erhalt von Informationen durch die Bank, dass die Prüfer die Überprüfung der Bankkonten beantragt haben Unterzeichnung der täglichen Prüfungsprotokolle und des Festsetzungsprotokolls Erhalt einer Kopie des Steuerfestsetzungsprotokolls Recht auf Mitteilung von Einwänden, Gründen und Klärungen an die Agentur für Einnahmen vor Erstellung der Steuerfestsetzung geltend machen

PFLICHTEN Gewährung des Zutritts zu Lokalen, in welchen die Tätigkeit des Steuerpflichtigen ausgeübt wird Zurverfügungstellung von Unterlagen und Dokumenten Klare und ausreichende Beantwortung der Anfragen der Prüfer Die Prüfung nicht behindern bzw. erschweren Vorlage der Bestätigung, aus der hervorgeht, dass sich die Buchhaltungsunterlagen bei Dritten (z. B. Steuerberater) befindet Aufwahrung der überprüften Dokumente ohne Veränderung derselben Kooperation bei Steuerprüfung

zung) mit einer Reduzierung der eingeforderten Strafen auf 1/3 bzw. 1/6. ▶ einen Antrag auf eine einvernehmliche Abfindung stellen. Damit besteht die Möglichkeit, mit den Finanzbe-

hörden – auf Grund von begründeten Sachverhalten – eine einvernehmliche Abfindung der geschuldeten Steuern mit reduzierten Strafen zu vereinbaren

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GELD & FINANZEN

„Wir wollen den Bürger unterstützen“ Ein Gespräch mit Colonello Giovanni Avitabile, Kommandant der Finanzpolizei Südtirol, über die Aufgaben der „Finanzieri“, warum Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt ist und darüber, dass hierzulande nicht mehr und nicht strenger kontrolliert wird als anderswo in Italien.

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ie „Guardia di Finanza“ führt im Auftrag der Finanzbehörden Kontrollen durch und bringt Beweismittel bei. Ihre Weisungen erhält sie direkt vom römischen Finanzminister. Sie ist dennoch nur ausführendes Organ, Strafen oder Sanktionen legt sie nicht fest.

GIOVANNI AVITABILE: Unser Hauptschwerpunkt liegt in der Wahrung der Interessen des Staates in Bezug auf Ökonomie und Finanzen. Dafür erhalten wir vom Minister für Wirtschaft und Finanzen alljährlich einen Aufgabenkatalog, den wir zu erfüllen haben. Die Bekämpfung der Steuerhinterziehung, der Schutz der öffentlichen Gelder und die Verhinderung der Wirtschaftskriminalität sind dabei unsere Schwerpunkte. Grundsätzlich möchten ich sagen, dass unsere Arbeit auch in der Vorbeugung besteht und nicht nur im Verhängen von Sanktionen. Lieber als zu strafen klären wir auf, sorgen vor und unterstützen den Bürger in seiner Pflicht der korrekten Steuerund Wirtschaftsgebarung. Wie ist die Finanzpolizei in Südtirol organisiert?

Die Finanzpolizei in Südtirol untersteht dem Regionalkommando Trentino/Südtirol, welches von Gen. B. Francesco Attardi geleitet wird. In Südtirol haben wir ein Landeskommando, das in zehn Territorialkommandos gegliedert ist. Dem Landeskommando untersteht auch die „Sezione Aerea di Bolzano“. Diese besitzt drei Hubschrauber für Bergeinsätze, und auch die fünf Stationen der Bergrettung der Finanzpolizei sind hier angesiedelt.

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Foto: guardia di finanza

SÜDTIROL PANORAMA: Welche sind die Hauptaufgaben der Finanzpolizei?

Die Finanzpolizei führt ihre Kontrollen im Auftrag des Finanzministers durch

Wie gehen Sie vor, um der Steuerhinterziehung Einhalt zu gebieten?

Da die Bekämpfung der Steuerhinterziehung Hauptschwerpunkt unserer gesamten Tätigkeit ist, reichen unsere Einsätze von mehrtägigen, exakten Kontrollen eines Betriebes, die bis zu 30 Tagen dauern können, bis zu stichprobenartigen Untersuchungen bei verschiedenen Dienstleistern, beispielsweise der Ausgabe der Kassenzettel. Generell werden vertiefte steuerliche Kontrollen nur nach bereits vorangegangener Annahme von Indizien steuerlicher Regelwidrigkeiten gemacht. Das bedeutet, wir wissen bereits vorher, dass ein bestimmter Betrieb möglicherweise nicht ganz korrekt arbeitet. Hier stützen wir uns auf Informati-

onen, die wir unter anderem durch die Einsicht in die zentrale Steuerkartei erhalten. Auf welche Formen der Steuerhinterziehung konzentrieren Sie sich hauptsächlich?

Es geht uns um die Verhinderung erheblicher und schwerwiegender Hinterziehungen, das heißt um Betrug, internationale Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit. Diese Vergehen bringen, neben dem Entzug von Einnahmen durch den Staat, auch das Phänomen des unlauteren Wettbewerbes hervor. Ein Betrieb, der seine Steuern nicht korrekt bezahlt, kann natürlich mit billigeren Preisen für den Endverbraucher aufwarten. Dies geht zu Un-


GELD & FINANZEN ▶ gegen die Steuerfestsetzung innerhalb von 60 Tagen Einspruch vor der italienischen Steuergerichtsbarkeit erheben

LETZTER AUSWEG STEUERSTREITVERFAHREN

Die Finanzpolizei Die „guardia di finanza“ ist als spezialisierte Polizeiteinheit direkt dem Minister für Wirtschaft und Finanzen unterstellt. Sie ist für die Bekämpfung des gesamten Spektrums der Wirtschaftskriminalität zuständig. Dazu gehören: Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Geldwäsche, Wucher, Betrug, illegales Glücksspiel, Geldfälschung, Schmuggel, Drogenhandel, Produktpiraterie, Urheberrechtsvergehen, unlauterer Wettbewerb, organisierte Wirtschaftskriminalität, Terrorismusfinanzierung usw. Die „guardia di finanza“ ist militärisch organisiert und übernimmt im Verteidigungsfall im Rahmen der Streitkräfte Grenzsicherungsaufgaben. Sie ist als offiziell älteste italienische Polizeitruppe eng mit der Geschichte des italienischen Nationalstaates und seinem Ursprung, dem Königreich Sardinien-Piemont verbunden. Nach historisch belegter Darstellung wurde die „guardia di finanza“ am 1. Oktober 1774 von König Vittorio Amedeo III als „legione truppe leggere“ aufgestellt und mit der Bewachung der Grenzen, insbesondere mit der Bekämpfung des Schmuggels, betraut. Ihren heutigen Namen erhielt die Truppe etwa 1830. Damals gab Österreich seiner Zoll- und Finanzwache in der Lombardei und in Venetien die italienische Bezeichnung „guardia di finanza“, die auch schon während der napoleonischen Zeit in Italien Verwendung gefunden hatte. 1862 baute man eine neue Zollverwaltung auf und zwar unter dem Namen „corpo delle guardie doganali“. Dieses Jahr wird auch als das tatsächliche Gründungsjahr der „guardia di finanza“ bezeichnet. Bereits 1881 erfolgte unter Bezugnahme auf frühere Modelle die Umbenennung in „corpo della regia guardia di finanza“ (Königliches Finanzwachtkorps), weil zu den Zollfahndungsaufträgen bereits andere finanzpolizeiliche Aufgaben hinzugekommen waren. Auch unter Berufung auf die „legione truppe leggere“ erhielt die „guardia di finanza“ 1907 den Status einer militärisch organisierten Polizei und nahm somit auch am Ersten und Zweiten Weltkrieg, sowie an einigen Kolonialkriegen teil. Die letzte Umbenennung erfolgte schließlich 1946. Mit der Abschaffung der Monarchie entfiel die Bezeichnung „königlich“, dennoch behielt die „guardia di finanza“ ihre militärische Ausrichtung bei. Seit Juni 2010 ist General C. A. Nino Di Paolo oberster Kommandant der Finanzieri und Chef von gesamtstaatlich rund 68.000 Bediensteten.

gunsten der anderen Betriebe und verzerrt das Bild eines gesunden Marktes. Welches sind die Risiken der Steuerhinterziehung?

Die Strafen für Steuerhinterziehung variieren je nach Schwere des Vergehens. Die Sanktionen reichen von Geldstrafen geringeren Ausmaßes für Formfehler bis hin zu sehr hohen Summen für bewusste Steuerhinterziehung. In einigen Fällen ist auch die Gefängnisstrafe vorgesehen. All dies dient der Abschreckung. Der Bürger soll sich seiner Pflichten bewusst sein und dabei helfen wir ihm. Auf der anderen Seite wahren wir die Rechte des Bürgers, der korrekt seine Steuern einzahlt. Wie ist die Situation der Steuerkontrollen in Südtirol?

Nicht anders als in anderen Teilen des italienischen Staates. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Kontrollen kontinuierlich zurückgegangen. Um nur eine Zahl zu nennen: Zwischen 2007 und 2010 ist die Anzahl der Steuerkontrollen um 22 Prozent reduziert worden. Welche Rechte hat ein Betrieb bei einer Steuerkontrolle?

Es gibt ein Staatsgesetz aus dem Jahr 2000, das den genauen Ablauf einer Steuerkontrolle vorgibt. Dort werden im Detail die Pflichten der Kontrollorgane und die Rechte der kontrollierten Betriebe aufgelistet. Selbstverständlich basiert jede unserer Kontrollen auf diesem Staatsgesetz. Auf unserer Homepage findet der Bürger das Rundschreiben 1/2008, das genaue Angaben zu einer eventuellen Kontrolle beinhaltet. Und selbstverständlich kann sich der Betriebsinhaber, im Falle einer von ihm angenommenen Ungerechtigkeit während einer Kontrolle, an die dafür vorgesehenen Gerichtsinstanzen wen◀ den. INTERVIEW: VERENA KOMPATSCHER

Die Wahl der geeigneten Verteidigungsstrategie hängt von zahlreichen subjektiven und objektiven Sachverhalten ab und muss im Detail mit Hilfe eines qualifizierten Beistands analysiert werden. Steuerstreitverfahren sind in der Regel lang und bergen immer das Risiko eines Urteils mit negativem Ausgang, aber bei offensichtlich nicht begründeten Beanstandungen wählen Unternehmen immer öfter diesen Weg. Grundsätzlich muss man leider feststellen, dass die Rechtsunsicherheit in Steuerstreitverfahren in den letzten Jahren gestiegen ist. Vor allem deshalb, weil die Finanzbehörden immer öfter Vergehen in den Bereichen Rechtsmissbrauch und Steuerumgehung beanstanden. Insbesondere der Rechtsmissbrauch stellt einen steuerrechtlichen Tatbestand dar, der bislang nur ungenügend definiert ist und damit dem Fiskus viel Interpretationsspielraum bietet. Voraussichtlich wird Gesetzgeber hierzu jedoch in Kürze neue Bestimmungen erlassen. Die häufig geäußerte Auffassung, dass die Steuern ständig steigen würden, entspricht hingegen nur zum Teil der Realität. Bei genauer Betrachtung kommt man an der Feststellung nicht vorbei, dass die Steuerbelastung in Italien ähnlich dem Rest Europas ist, mit Ausnahme der regionalen Wertschöpfungssteuer Irap, die unter anderem eine Besteuerung der Personalkosten mit sich bringt. Für jeden spürbar sind aber hier wie dort die klammen Staatskassen – zuletzt noch verschärft durch die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise. In diesem Zusammenhang ist feststellbar, dass durch die verschärften Steuerkontrollen die zum Stopfen der Finanzlöcher nötigen Mehreinnahmen des Staates aufgebracht werden sollen. Dies besonders, nachdem die Regierung Berlusconi ausdrücklich erklärt hat, dass sie keine Steuererhöhungen einführen wird. Der Finanzdruck wird also nach unten weiter gereicht und die lokalen Finanzbehörden werden ihre Bemühungen weiterverstärken, um mehr Einnahmen für den Staat zu generieren. ◀ DR. HEINZ PETER HAGER

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GELD & FINANZEN

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Top-Rendite ohne Risiko

Sie suchen eine sichere Geldanlage? Sie wollen später Ihre Rente aufbessern? Vergessen Sie Fonds und Aktien. Investieren Sie in die staatliche Rentenversicherung und kaufen Sie Studienjahre nach. Mit etwas Glück können Sie sogar früher in Rente gehen.

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ine Rendite von gut 5,85 Prozent? Dafür muss ein Anleger normalerweise ein hohes Risiko eingehen. Garantieren lässt sich ein solcher Kapitalertrag jedenfalls kaum – zumindest nicht seriös. Anders beim Nachkauf der Studienjahre. Hier sorgen die zinslose Ratenzahlung, die steuerliche Absetzbarkeit sowie die Kapitalisierung der Gesamtsumme vom ersten Tag an für satte und vor allem kalkulierbare Zuwachsraten.

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Die gute alte Rentenversicherung kann also durchaus attraktiv sein. Und das (mit nur ganz wenigen Ausnahmen) für beinahe jeden, egal ob jung oder alt, ob mit hohem oder niedrigem Einkommen, ob selbständig oder angestellt. Aber der Reihe nach. Lange Zeit war der Nachkauf der Studienjahre, also das Nachzahlen der Rentenversicherungsbeiträge für den Zeitraum des Studiums, wenig attraktiv und wurde deshalb auch kaum

genutzt. Einerseits, weil er zu teuer war und andererseits, weil zu wenig an zusätzlicher Rente dabei herausschaute. 2008 hat der Gesetzgeber reagiert und neue Regeln eingeführt, die bereits im ersten halben Jahr ihrer Gültigkeit zu einer Verdoppelung der Anträge geführt haben. Trotzdem: Die Materie ist kompliziert und die genauen Auswirkungen auf Rentenhöhe und Renteneintrittsalter sind von Fall zu Fall sehr unterschiedlich, deshalb zweifeln


GELD & FINANZEN

WER JUNG IST, ZAHLT AM WENIGSTEN. Für Hochschul-

abgänger, die noch in keinem rentenversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen, werden die Kosten für den Nachkauf nach einem italienweit einheitlichen Parameter errechnet. Dieser basiert auf dem Mindesteinkommen der Kaufleute, welches im Jahr 2010 bei 14.240 Euro lag. Daraus ergibt sich ein Preis von 4.700 Euro pro nachgekauftem Studienjahr. Wer hingegen bereits in einem Arbeitsverhältnis steht oder vor beziehungsweise während des Studiums schon einmal in einer Pflichtrentenversicherung (NISF/Inps, INPDAP, ENPALS o. a.) eingetragen war, für den wird der Preis nach dem tatsächlich erzielten Bruttoeinkommen berechnet - und das liegt auch in jungen Jahren meist höher als das Mindesteinkommen. Der erste Rat vom Rentenexperten lautet also: so früh wie möglich den Antrag auf das Nachzahlen der Rentenbeiträge stellen. Am besten direkt nach Abschluss des Studiums. Die schlechte Nachricht für Langzeitstudenten: Nachkaufen kann man nur die in Italien gesetzlich festgelegten Regelstudienzeiten (vier Jahre für das Jusstudium, fünf Jahre für ein Ingenieurstudium usw.). Dazu zählen übrigens auch Auslandsjahre, Forschungsdoktorate und Spezialisierungsdiplome. Ebenso können auch zwei oder mehr Diplome geltend gemacht und die entspre-

„Eine gute Investition“ Rentenexperte Helmuth Renzler rät zum Nachkauf der Studienjahre. SÜDTIROL PANORAMA: Welche Vorteile bringt der Studiennachkauf? HELMUTH RENZLER: Der Nachkauf

der Studienjahre ist eine gute Investition in die Rente und zwar vor allem wegen der Steuervergünstigungen und der Möglichkeit der zinslosen Ratenzahlung. Ganz besonders lohnend ist er jedoch für all jene, die durch den Nachkauf zum 31.12.1995 18 Rentenbeitragsjahre erreichen. Für sie wird die Rente nach dem wesentlich günstigeren einkommensbezogenen System berechnet und nicht nach dem gemischten oder beitragsbezogenen System. Wie wirkt sich das auf die Rente aus?

Wessen Rente nach dem alten (einkommensbezogenen) System berechnet wird, der erhält rund 80 Prozent der letzten vor der Pensionierung bezogenen Entlohung ausgezahlt. Beim gemischten System sind es etwa 20 Prozentpunkte weniger. Das ist also ein ganz gewaltiger Sprung. Aber auch bei Anwendung des gemischten Systems kommt man auf einen Rentenzuwachs von sieben bis acht Prozentpunkten, beziehungsweise rund 280 Euro monatlich. Bei all jenen, die erst ab 1996 begonnen haben, in die öffentlichen Rentenkassen einzuzahlen und deren Rente nach dem neuen beitragsbezogenen System berechnet wird, richtet sich der mögliche Rentenzuwachs nach der Höhe der für den Nachkauf bezahlten Beträge und dem Lebensalter zum Zeitpunkt der Pensionierung. Können Sie das etwas genauer erklären?

Je früher ich die Studienjahre nachkaufe und je später ich in Rente gehe, umso länger kann mein Geld Zinsen erwirtschaften. Außerdem bekomme ich natürlich umso mehr Geld her-

Foto: Alexander Alber

immer noch viele: Soll ich oder soll ich nicht nachkaufen? Und wenn ja, wann? So bald wie möglich oder besser erst kurz vor Rentenbeginn? Helmut Renzler, Leiter der Rentenabteilung beim Nationalen Vorsorgeinstitut Inps, rät zum schnellstmöglichen Nachkauf der Studienjahre. „Zum einen, weil sich die Nachkaufsumme am Einkommen orientiert und man in jüngeren Jahren meist ein geringeres Einkommen erzielt und der Nachkauf dadurch weniger teuer ist. Zum anderen kann das nachgezahlte Geld auf diese Weise längere Zeit Zinsen erwirtschaften“, sagt der Rentenexperte.

Helmut Renzler leitet die Rentenabteilung beim Vorsorgeinstitut Inps

aus, je mehr ich eingezahlt habe. Ein Beispiel: Wenn die Kosten für den Nachkauf der Studienjahre 15.000 Euro betragen und der Versicherte mit 60 Jahren in Pension geht, so beträgt der jährliche Rentenzuwachs 2.020 Euro. Geht er später in Rente oder bezahlt er mehr für den Nachkauf, steigt auch der Zuwachs. Könnte man das Geld nicht irgendwo anders besser anlegen?

Durch den Steuervorteil und die zinslose Ratenzahlung ergibt sich beim Nachkauf der Studienjahre eine Rendite, die nur sehr schwer von anderen Investitionsformen garantiert werden kann. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass ich das Geld irgendwo anders vorteilhafter anlegen kann. Wo und wie kann der Antrag auf Nachkauf der Studienjahre gestellt werden?

Der Antrag kann bei der jeweiligen Pensionskassa gestellt werden. Die entsprechenden Formulare sind bei den Patronaten erhältlich. Bei einigen Rentenversicherungsanstalten (z. B. NISF/Inps u. a.) kann der Antrag aber auch online gestellt werden. Beigelegt werden müssen eine Kopie des Diploms und die Immatrikulationsbestätigung sowie die Inskripti◀ onsbescheinigungen. INTERVIEW: ARIANE LÖBERT

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Gerettet Auf die erste Hilfe folgte eine zweite, und über eine dritte Hilfe wird schon verhandelt. Als im März 2010 das erste Rettungspaket für Griechenland in Höhe von 110 Milliarden Euro geschnürt wurde, war der weitere Verlauf vorprogrammiert: Athen gelang es seitdem nicht mehr, die internationalen Kapitalmärkte zur Zeichnung neu emittierter Obligationen zu bewegen; seit Frühling 2010 stehen die Länder der Eurozone und der Internationale Währungsfonds (IWF) für die Refinanzierung des griechischen Staatshaushalts gerade. Selbst diese Entlastung war Griechenland zu wenig; so wurde kürzlich der Zinssatz des Hilfspakets von ursprünglichen 5 Prozent auf 4 Prozent herabgesetzt, und die Laufzeit von 3 Jahren auf siebeneinhalb Jahre verlängert. Anfang Mai 2011 begannen Gespräche über weitere Nachbesserungen: Es ist nun davon die Rede, dass die Kreditlaufzeit auf 15 Jahre verlängert wird, und dass der im Mai 2010 gegründete provisorische Stabilisierungsmechanismus (eine durch Staatsgarantien der Euro-Länder gestützte Zweckgesellschaft in Luxemburg, die bislang nur für Irland tätig wurde) die von Griechenland im Jahr 2012 neu auszugebenden Staatsanleihen in Höhe von 25 Milliarden Euro übernehmen soll. Hinzu kommt noch, dass die hellenischen Banken sich durch Hinterlegung griechischer Staatspapiere bei der Europäischen Zentralbank (EZB) refinanzieren: Da die EZB den Mitgliedern der Eurozone gehört, liegt auch die Zahlungsfähigkeit nicht nur des griechischen Staates, sondern auch des griechischen Finanzsektors nunmehr in den Händen der Euroländer. Die weiteren Stationen der Entwicklung sind absehbar: Im Jahr 2013 wird der provisorische durch einen dauerhaften Stabilisierungsmechanismus ersetzt. Dieser weist im Vergleich zu den bestehenden Rettungsmaßnahmen einen entscheidenden Unterschied auf: Die Länder der Eurozone sollen den Status vorrangiger Gläubiger innehaben, in der Art wie der IWF. Die absehbare Konsequenz: Keine privaten Kreditgeber werden bereit sein, auf nachrangiger Basis den überschuldeten griechischen Staat zu finanzieren. In der Zwischenzeit werden die fälligen Schulden Athens samt Zinsen von den Steuerzahlern der Eurozone getilgt: Der Name des Spiels lautet einmal mehr „Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste“. Nicht genug damit, haben die Regierungen der Eurozone nun auch den politischen Schwarzen Peter in der Hand: Es hängt jetzt ganz von ihrer Entscheidung ab, wann und zu welchen Konditionen Griechenland einen Schuldenschnitt vornimmt.

„Ratenzahlung und Steuervorteil machen den Nachkauf der Studienjahre attraktiv“ Helmuth Renzler

chenden Zeiten nachgekauft werden. Es ist außerdem möglich, statt des gesamten Zeitraums nur einzelne Jahre nachzukaufen. BESONDERS STARK PROFITIEREN all

jene, deren Rente durch den Nachkauf nach dem alten, lohnbezogenen System und nicht nach dem gemischten System (aus Entlohungs- und Beitragssystem) berechnet wird. Dazu ist es erforderlich, dass man zum Stichtag 31. Dezember 1995 mindestens 18 Rentenversicherungsjahre vorweisen kann. Bei wem also derzeit nur 14 oder 15 Jahre zu Buche stehen, der kann die magische Grenze durch den Nachkauf mit Leichtigkeit überspringen und sichert sich dadurch eine Pension, die sich auf rund 80 Prozent der Entlohnung vor Rentenbeginn beläuft. Nach dem gemischten System sind es rund 20 Prozentpunkte weniger. „Aber auch wer diese Hürde nicht überspringt, erhält durch den Nachkauf eine um sieben bis acht Prozentpunkte höhere Pension“, gibt Helmut Renzler zu bedenken. Das entspricht ungefähr 280 Euro monatlich, beziehungsweise einem Deckungsgrad von 65 bis 70 Prozent zwischen letzter Entlohnung und dem zu erwartenden Rentenbetrag. Und auch wer sein Studium innerhalb Dezember 1995 abgeschlossen hat, profitiert auf besondere Weise, weil er durch den Nachkauf in das gemischte Rentensystem hineinrutscht und nicht mehr ausschließlich beitragsbezogen berechnet wird. RATENZAHLUNG UND STEUERVORTEIL.

Der italienische Staat belohnt den Nachkauf der Studienjahre mit einem Steuerbonus von 35 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Außerdem kann die Nachkaufsumme in 120 Monatsraten zinslos „abgestottert“ werden. Gleichzeitig wird der gesamte Betrag bereits ab Antragstellung kapitalisiert und nicht erst nach Einzah-

lung der einzelnen Raten. Und das summiert sich: „Für jeden Euro, den man für den Nachkauf der Studienjahre bezahlen muss, hat man – je nach persönlicher Situation – einen finanziellen Vorteil von 0,25 Cent bis zu 1,05 Euro“, sagt der Rentenexperte Helmuth Renzler. Zusätzlich kann sich ein früher Rentenbeginn von bis zu drei Jahren durch den Nachkauf ergeben. Ob und inwieweit man in den Genuss der früheren Pensionierung kommt, hängt vom Alter ab, in dem man zu arbeiten begonnen hat und lässt sich daher nur nach eingehender Betrachtung der eigenen Versicherungsposition genau sagen. Um im konkreten Fall richtig zu entscheiden, empfiehlt sich immer eine persönliche Beratung bei einem der verschiedenen Versicherungsträger. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass der Nachkauf der Studienjahre in jedem Fall empfehlenswert ist, da man am Ende immer mehr ausbezahlt bekommt, als man ◀ eingezahlt hat. ARIANE LÖBERT

Beispielrechnung Ein Hochschulabgänger, der für den Nachkauf der Studienjahre 15.000 Euro bezahlt und mit 60 Jahren in Pension geht, erwirtschaftet einen jährlichen Rentenzuwachs von 2.020 Euro. Geht er hingegen erst mit 65 Jahren in Ruhestand, so sind es 2.360 Euro jährlich. Wenn für den Nachkauf der Studienjahre 30.000 Euro zu zahlen sind, so beträgt der jährliche Rentenzuwachs bei einem Renteneintritt mit 60 Jahren 4.030 Euro. Geht der gleiche Versicherte erst mit 65 Jahren in Rente, so beträgt der Rentenzuwachs 4.720 Euro pro Jahr. In den Beispielrechnungen erhöht sich die Rente also um 168 bis 393 Euro monatlich. Wobei der Studienabgänger von den 15.000 Euro tatsächlich nur 9.750 Euro zahlen muss, da er zehn Jahre lang eine Steuervergünstigung von 35 Prozent beanspruchen kann. Wendet man auf das Anfangskapital von 15.000 Euro einen äußerst realistischen jährlichen Zinssatz von 3,5 Prozent an, so erwächst aus dem Studiennachkauf innerhalb von 30 Jahren ein Beitragskapital von 42.000 Euro. Wenn man dem nun die tatsächlich bestrittenen Kosten (975 Euro im Jahr für alle zehn Jahre der Ratenzahlung) gegenüberstellt, so ergibt sich eine Rendite von 5,85 Prozent.


GELD & FINANZEN

KOLUMNE

Aktien – eine vernachlässigte und sichere Kapitalanlage Aktien werden zu Unrecht vor allem als Spekulationspapiere gesehen. Als Aktionär Sie sind Mitinhaber eines Unternehmens. Wenn das Geschäft stabil ist, kann Aktienvermögen sehr sicher sein.

MAX OTTE ist Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms und seit April Professor für Unternehmensanalyse und -diagnose

BEI AKTIEN denken viele an Spekulation, das wilde Auf und Ab der Börse. Aber Aktien sind primär Anteilscheine für Unternehmensbesitz. Als Aktionär sind Sie also Mitbesitzer eines Unternehmens. Auch in der Weltwirtschaftskrise nach 1929 haben weit über 95 Prozent aller großen börsennotierten Gesellschaften überlebt. Und nach dem Zweiten Weltkrieg haben viele der vermögenden Familien in Deutschland ihr Vermögen entweder in Form von Land und Wald oder aber Aktienpaketen gerettet. Diese Form des Vermögens ist also relativ sicher.

an der Karl-FranzensUniversität Graz.

Wenn Sie zum Beispiel Aktien von Eni oder Enel besitzen, kann Ihnen eigentlich nicht so viel passieren, denn diese Unternehmen werden auch in 20 oder 30 Jahren noch da sein. Und Sie bekommen mehr als 6 Prozent Dividende. Bei Mediaset können Sie da wohl nicht ganz so sicher sein, dafür gibt es derzeit auch fast 8 Prozent Dividende.

DIE SICHERSTE AKTIE DER WELT – KURS DER NESTLÉ-AKTIE, 2006–2011 IN EURO

Die sichersten Aktien sind solche von Unternehmen, welche Produkte des täglichen Bedarfs herstellen, also zum Beispiel Nestlé oder Parmalat. Auch im Fall einer Inflation fahren Sie damit gut: Die Unternehmen erhöhen einfach ihre Preise und die Gewinne steigen. Gegen Betrug wie bei Parmalat im Jahr 2000 ist letztlich niemand gewappnet, aber zum Glück ist das die Ausnahme. Zudem können Sie Ihr Depot auf mehrere Titel streuen, so dass das Risiko begrenzt ist. Ich empfehle hier zehn bis fünfzehn Titel.

EURO

40,00

35,00

30,00

Die Staatsschuldenkrise nimmt mittlerweile in vielen Ländern bedrohliche Ausmaße an. Da wird es immer wahrscheinlicher, dass die Staaten dieser Welt versuchen, die Inflation anzuheizen, um einen Teil der Schulden loszuwerden. Aktienvermögen trifft das nur sehr indirekt, vielleicht durch höhere Steuern. Aber wehe, Sie haben Lebensversicherungen, Pensionsansprüche oder Sparguthaben. Da könnte es ziemlich schlecht für Sie aussehen. Natürlich kommt es – wie bei jedem Investment – auf den Einstiegspreis an. Im Einkauf liegt der Gewinn. Ein guter Indikator hierfür ist die Dividendenrendite von Aktien. Diese liegt heute in den allermeisten Fällen über dem Festgeld. Nestlé schüttet zum Beispiel 3,5 Prozent aus. Damit ist die Aktie durchaus noch einigermaßen günstig. Dazu ist es eine der sichersten Aktien der Welt. Die Benetton-Aktie ist nicht ganz so sicher, aber doch ziemlich. Die Familie hält noch immer über 60 Prozent, und das Geschäft ist solide. Und es gibt fast 5 Prozent Dividende. Und das ist die gute Nachricht: Viele Aktien sind noch immer billig, weil die meisten Menschen nach Technologieblase und Finanzkrise einfach die Nase voll haben. Wenn Sie europäische Standardtitel kaufen, haben Sie eine gute Chance, Ihr Vermögen über Inflation und Staatsbankrotte zu retten. Wir lesen uns! Ihr

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Auch in der Finanzkrise hat sich die Nestlé-Aktie weitgehend stabil gehalten. Sie ist noch nicht zu teuer.

Den italienischen Unternehmen geht es besser, als Sie vielleicht annehmen. Das Land hatte keine Immobilienblase und das private Schuldenniveau in Italien ist relativ gering. Es kann –neben Immobilien und Land – nicht so verkehrt sein, in einige Unternehmen zu investieren.

Prof. Dr. Max Otte

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LUXUS & LIFESTYLE

Hart am Wind: Südtirols Regattasegler zwischen den Inseln der kroatischen Kornaten

Die Alpensegler Jedes Jahr pilgern im Vorfrühling rund 200 Südtiroler nach Kroatien. Beim DolomythiCup frönen sie ihrem Hobby, dem Segeln, und küren den Südtiroler Regattameister. Was treibt diese Bergmenschen aufs Meer? Text: Peter Seebacher Fotos: Alexander Alber

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LUXUS & LIFESTYLE

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LUXUS & LIFESTYLE

In der Gewalt des Windes: Nur mit M端he schafft es Skipper Hans Hell, das Ruder in der Hand und damit die Gewalt 端ber das Boot zu behalten

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LUXUS & LIFESTYLE

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LUXUS & LIFESTYLE

Relax: Auch während einer Regatta gibt es für die Crew etwas gemütlichere Momente. Team Karl Pichler Edelhölzer genießt hier die Sonne

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LUXUS & LIFESTYLE

S

ie sehen aus wie Fanclubs. Gleiches Polohemd, gleiches Käppi, viele haben sogar die gleichen Hosen an. Immer jeweils sechs bis acht Männer und Frauen. Viele sind reine Männertrupps. 28 Gruppen sind es, die da auf der Mole im Hafen von Biograd (Kroatien) herumstehen, auf den in Reih und Glied stehenden Schiffen herumwerkeln und mit ihren Taschen und Koffern im Inneren der Boote verschwinden. Der Eindruck täuscht, es sind keine Fanclubs, sondern die verschiedenen Crews, die am DolomythiCup 2011, der Segelregatta für Südtiroler, teilnehmen. Sieben Boote haben eine Crew mit Frauenbeteiligung. Insgesamt sind 19 Frauen bei dieser Regatta dabei. Die Sponsoren der Boote scheinen sich nicht lumpen zu lassen. Eine komplette Ausrüstung für jedes einzelne Crew-Mitglied ist augenscheinlich das Mindeste, was geboten wird. Fahnen und Logos der Sponsoren – allesamt Südtiroler Unternehmen – sind omnipräsent. Alle Teams sind schon vor Ort und haben ihre Boote übernommen. Einige der Crews sind sogar schon seit Tagen in Biograd, um sich mit ihrem Boot anzufreunden, Abläufe einzuüben, sich vorzubereiten. Auf den Crewlisten stehen die Namen von Südtiroler Wirtschaftslenkern, Unternehmern, Bankmanagern, Handwerkern, Angestellten. Ein Querschnitt der Südtiroler Bevölkerung scheint sich hier zum gemeinsamen Segeln eingefunden zu haben. Zu den 28 teilnehmenden Booten gesellen sich noch das Begleit- und ein Medienboot. INITIATOR. Ausgedacht hat sich die Süd-

tiroler Segelregatta Edy Scherer, der mit seiner drahtigen Gestalt, dem bärtigen, wettergegerbten Gesicht und seiner ruhigen, tiefen Stimme jedes Klischee erfüllt, das Landratten gemeinhin von Seglern mit sich herumtragen. Scherer ist ein Seebär, wie er im Buche steht. Der passionierte Segler – und nach eigener Aussage für lange Zeit der wohl einzige Regattasegler in Südtirol – hat vor einigen Jahren den DolomyhtiCup ins Leben gerufen (siehe Interview). Gemeinsam mit Günther Pernthaler, der selbst mit einer Crew am Cup teilnimmt. Inzwischen ist Scherer hauptberuflich Organisator des Segel-Events. Was mit ein paar Booten begann, hat nämlich mittlerweile beachtliche Ausmaße an-

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Teamgeist: Bei Start und bei der Wende wird um jeden Meter gekämpft


LUXUS & LIFESTYLE

In den Wind geschossen: Wettkampfleiter Gerd Schmidleitner gibt das Zeichen zum Start

„Bedingungen, die manchen Campingplatz als Drei-Sterne-Hotel erscheinen lassen“ genommen. Ganze 16 Boote sind für den DolomythiCup gemeldet, weitere zwölf Crews möchten sich bei der gleichzeitig stattfindenden Cruiser Trophy für die erste Liga, sprich DolomythiCup 2012, qualifizieren. Drei werden es schaffen aufzusteigen, drei müssen Platz machen und werden absteigen. Die Boote selbst sind alle gechartert und gehören innerhalb des jeweiligen Cups zum gleichen Bootstyp. Den DolomythiCup bestreiten alle Teams mit einem Boot des Typs Bavaria 42 Match, die Cruiser Trophy wird mit etwas größeren Booten des Typs Bavaria 46 Cruiser gefahren. Geschlafen wird auf den Booten, was bei einer Bootslänge von 12,8 Metern (Bavaria 42) und 14 Metern (Bavaria 46) eine recht beengte Angelegenheit ist. Bei einer Besatzung von acht Mann müssen sich jeweils zwei eine enge Kajüte teilen. Zwei Crewmitglieder „dürfen“ sogar auf dem zum Bett umgebauten Esstisch ihre Nacht verbringen. Für die Morgen- und Abendtoilette stehen in jedem Hafen sani-

Der DolomythiCup Der DolomythiCup ist die inoffizielle Südtirolmeisterschaft für Regattasegler und ist aus der Adriatic Sailing Week hervorgegangen, an der mehrmals Südtiroler Crews teilgenommen haben. Bei der ersten Auflage des DolomythiCups im Jahre 2007 waren neun Teams beteiligt, ein Jahr später waren es bereits zwölf, 2009 dann schon 20 Mannschaften. Bei der Ausgabe von 2010 musste aufgrund der gemeldeten 28 Boote eine Qualifikation gefahren werden, die Dolomythi Challenge. Die sechzehn besten Mannschaften aus zwei Durchgängen traten dann im DolomythiCup 2010 gegeneinander an, um den Südtiroler Hochseemeister zu küren. 2011 haben die Veranstalter nun den vorerst endgültigen Wettkampfmodus gefunden. Die drei erstplatzierten Teams der gleichzeitig mit dem DolomythiCup stattfindenden Cruiser Trophy nehmen im kommenden Jahr am DolomythiCup teil, die drei letztplatzierten Mannschaften des DolomythiCups steigen ab und können sich im kommenden Jahr bei der Cruiser Trophy wieder für eine DolomythiCup-Teilnahme qualifizieren. Startberechtigt für beide Regatten sind in Südtirol Geborene, die mindestens zehn Jahre in Südtirol gelebt haben, sowie all jene, die seit mindestens fünf Jahren in Südtirol ansässig sind. An den Ausgaben von DolomythiCup und Cruiser Trophy 2011 vom 7. bis 14. Mai nahmen insgesamt 28 Boote teil.

täre Anlagen zur Verfügung, die mal höheren, mal etwas niedrigeren Standard aufweisen. Ein Leben also unter Bedingungen, die so manchen Campingplatz wie ein Drei-Sterne-Hotel wirken lassen. Trotzdem scheinen alle dieses Abenteuer zu genießen. Wer die Regattateilnehmer danach fragt, warum sie segeln und vor allem, was sie

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LUXUS & LIFESTYLE

„Regattasegeln ist etwas ganz anderes als im Urlaub gemütlich durch die Adria schippern “ Ein Teilnehmer

dazu treibt, unter diesen rudimentären Bedingungen – die bei Regatten durchaus üblich sind – an diesem einwöchigen Wettkampf teilzunehmen, hört immer wieder die gleichen Antworten: die Nähe zur Natur, Freiheit, Abenteuerlust. ANSTECKENDER EHRGEIZ. Viele der

Teilnehmer sind bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten passionierte Segler, haben aber erst beim DolomythiCup mit dem Regattasegeln begonnen. „Regattasegeln ist wirklich etwas ganz anderes, als im Urlaub gemütlich durch die Adria zu schippern“, meint einer von ihnen, der mit seiner gedrungenen, kräftigen Erscheinung und seinem gebräunten Gesicht eher wie ein Bergführer denn ein Segler aussieht. „Ich habe mir gedacht, ich werde meine Rolle auf dem Boot nach dem Motto Dienst nach Vorschrift erfüllen und nun hat mich der Ehrgeiz der anderen vollkommen angesteckt. Das hatte ich so nicht erwartet“, gesteht der Segler. Nur zum Dabeisein ist hier anscheinend niemand da. Auch nicht die Teilnehmer der Cruiser Trophy, der zweiten Liga sozusagen. Bereits der erste geplante Wettkampftag fällt dem starken Wind zum Opfer. Windgeschwindigkeiten von bis zu 35 Knoten (rund 65 km/h) lassen ein sicheres Segeln nicht zu. Nach stundenlangem nervösen Hin- und Herkreuzen kommt über Funk die Meldung: keine Regatta heute, Aufbruch zum nächsten Hafen. Herr über die Entscheidung Segeln oder Nicht-Segeln bei der Südtirol-Regatta ist Gert Schmidleitner. Als Wettkampfleiter entscheidet er, ob überhaupt, und wenn ja, wo und wann gesegelt wird. Ebenso fungiert er als Schiedsrichter, wenn die Besatzung eines Bootes glaubt, von anderen Teilnehmern behindert oder abgedrängt worden zu sein und deshalb Protest einreichen.

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Stress lass nach: Erst am Abend, im sicheren Hafen, lässt die Anspannung des Tages nach. Manöver, Kurse und Taktik werden dann heiß diskutiert.


„Bei dieser Regatta herrscht immer eine sehr angenehme Stimmung“ Gert Schmidleitner

Schmidleitner ist nur abseits der Regatta ein freundlicher und lustiger Herr. Während ein Wettkampf läuft, weiß der Oberösterreicher mit dem typischen Akzent, der im Jahr bis zu zwölf Regatten leitet und ansonsten als Segel- und Mentaltrainer arbeitet, was seine Rolle von ihm verlangt: Ernsthaftigkeit und Autorität. Über sein Handfunkgerät gibt er klare, kurze Anweisungen, die dann krächzend aus jedem einzelnen der 30 Bordfunkgeräte schallen. Knapp und bündig informiert er auch die Skipper und die Besatzungen der Boote über das, was zu tun und was geplant ist. Bei Anfragen über Funk, die erkennen lassen, dass da nicht gerade ein Segelexperte spricht, antwortet er schon mal süffisant-extraknapp. „Seine“ Südtiroler scheint er aber trotz allem recht symphathisch zu finden. „Blondl“, wie der Österreicher mit dem fröhlichen Gesicht und der John-Lennon-Gleitsichtbrille von allen rundum genannt wird, imponiert vor allem der Zusammenhalt und die Geselligkeit der Südtiroler Segler: „Bei keiner Regatta, die ich als Wettkampfleiter begleite, sehe ich diese Geschlossenheit. Die Südtiroler segeln zusammen und feiern anschließend gemeinsam. Bei dieser Regatta herrscht immer eine sehr angenehme Stimmung.“ Auch für das Niveau der segelnden Bergler findet er anerkennende Worte: „Gerade beim DolomythiCup ist das Können der Teilnehmer sehr hoch. Nimmt man die Cruiser Trophy dazu, dann wird natürlich klar, dass das Spektrum sehr weit gespannt ist.“ Ehrgeiz und Einsatz sind jedenfalls bei allen Teilnehmern da. Die zahlreichen Verletzungen, die im Laufe der Regatta anfallen, scheinen dies zu belegen: einem bereits am ersten Tag ausgerenkten Knie folgt ein gebrochener Oberarm am zweiLesen Sie weiter auf Seite 64 ▶

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LUXUS & LIFESTYLE

„Beim DolomythiCup wird der Südtiroler Hochseemeister gekürt“ Edy Scherer, der zusammen mit Günther Pernthaler den DolomythiCup organisiert, über die Entstehung dieser reinen Südtiroler Segelregatta und die Frage, ob es sich dabei um ein sportliches oder ein gesellschaftliches Ereignis handelt. Edy Scherer weiß beim DolomytiCup, wo es langgeht

SÜDTIROL PANORAMA: Wie ist der DolomythiCup, der mittlerweile ja als inoffizielle Meisterschaft der Südtiroler Regattasegler gilt, entstanden? EDY SCHERER: Das ist schon eini-

ge Jahre her. Ich war früher selbst Regattasegler und vor allem in Kroatien aber auch in Griechenland unterwegs. Vor 15 Jahren habe ich dann, zusammen mit einem Partner, die Adriatic Sailing Week, kurz ASW genannt, initiiert. In den Jahren danach habe ich viele Südtiroler zum Segeln gebracht, die eben auch an dieser ASW teilgenommen haben. Schließlich hatte ich die Idee, eine eigene Regatta nur für Südtiroler Teilnehmer zu veranstalten. Wie viele Regattasegler gibt es in Südtirol?

(Lacht) Wie Sie sehen, mittlerweile viele. Heuer haben wir insgesamt 28 Boote dabei, das sind zirka 220 Segler. Als ich vor 15 Jahren angefangen habe, Regatta zu segeln, war ich – glaube ich – der einzige Südtiroler. Oft war ich damals mit einer österreichischen Crew unterwegs. Dann, langsam langsam, haben sich immer mehr Südtiroler für diesen Sport begeistert. Inzwischen sind meine Mit-

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segler aus der damaligen Zeit selbst Skipper und haben ihrerseits Skipper ausgebildet, die wiederum weitere Südtiroler zum Segeln gebracht haben. Ein wenig hat sich das wie bei einem Pyramidenspiel entwickelt. Am Ende ist dadurch eine Gruppe begeisterter Südtiroler Segler entstanden. Warum begeistern sich Ihrer Meinung nach so viele Südtiroler für das Regattasegeln?

Naja, klar ist Südtirol ein Land der Berge und ziemlich weit vom Meer entfernt. Gerade das macht vielleicht für Südtiroler die Faszination für das Segeln auf dem Meer aus. Die Berge haben wir vor der Haustür, das Meer ist weit entfernt. Diese Ferne weckt wohl die Neugierde. Und so wie die Berge sind auch das Meer und der Wind geballte Natur. Der Südtiroler ist ja traditionell sehr naturverbunden und so kann er sich auch für Meer und Wind schnell begeistern. Ist der DolomythiCup nun ein sportliches oder ein gesellschaftliches Ereignis? Darüber gehen die Meinungen ja ein wenig auseinander.

Die Meinungen darüber sind einmal auseinandergegangen, vielleicht auch

aufgrund von falschen Informationen, die über den DolomythyCup verbreitet wurden. Entstanden ist der DolomythiCup ganz klar als Regatta, also sportliche Veranstaltung. Aber natürlich man kann, oder besser: man soll, das Gesellige nicht ausschließen. Während des Rennens steht selbstverständlich das Sportliche im Vordergrund, aber danach, an der Mole, treffen sich die Teams natürlich, diskutieren Kurse, Wind und Manöver. Da kommt dann das gesellschaftliche Moment dazu. Das Gesellige ist also schon von selbst Teil des Segelsports. Gerade heuer haben sich viele Teams sehr gut vorbereitet und im Vorfeld zusammen am Gardasee trainiert. Da ist dann sehr viel Einsatz und Aufwand dabei, das ist harter Teamsport. Schließlich wird beim DolomythiCup ja der inoffizielle Südtiroler Hochseemeister gekürt. Da sind die besten Segler der verschiedenen Südtiroler Segelvereine mit dabei. Kurzum: Heute sind sich wohl alle darüber einig, dass der DolomythiCup eine sportliche Veranstaltung auf sehr hohem Niveau ist. Mit welchen Kosten muss ein Team rechnen, um beim DolomythiCup dabei sein zu können?

Die Boote sind alle gechartert, das heißt, alle Teams starten einheitlich mit dem gleichen Bootstyp. Das ist ja auch das Faszinierende am DolomythiCup, denn auf diese Weise gewinnt das beste Team, da es keine Materialvorteile gibt. Jedes Team hat selbst die Charterkosten des Bootes zu tragen, die sich etwa auf 2.400 Euro für die gesamte Regattawoche belaufen. Für die Organisatoren kommen dann natürlich noch Kosten für die Logistik, Wettkampfleitung usw. dazu. Diese werden durch Sponsoren abgedeckt. ◀ INTERVIEW: PETER SEEBACHER


LUXUS & LIFESTYLE

Die Etappen des DolomythiCup 2011 1. BIOGRAD 7. und 8. Mai: Ankunft der Teams, Übernahme der Charter-Yachten, Trainingstag, offizielle Begrüßung und Vorstellung der Crews

1

2. MURTER 9. Mai: 1. Wettfahrt abgesagt. Fahrt nach Murter

2

3. PISKERA 10. Mai: Beginn der 1. Wettfahrt (Up and Down), anschließend 2. Wettfahrt. Ziel: Piskera

Quelle: DolomythiCup.com/Google Maps

4. SIBENIK 11. Mai: Siegerehrung der 1. und 2. Wettfahrt. Start 3. Wettfahrt (Up and Down) und Beginn der 4. Wettfahrt Ziel: Sibenik

5

3 4

5. MURTER 12. Mai: Siegerehrung der 3. und 4. Wettfahrt, Beginn der 5. und letzten Wettfahrt nach Murter (Up and Down = Segelkurs zwischen zwei Bojen mit mehreren Wenden)

Dritter Gesamtrang: Team Brennercom mit Skipper Karl Manfredi im Jubeltaumel

Vorjahressieger und diesmal Zweitplatzierter: Team WWWind Square mit Skipper Peter Rosatti

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Foto: Alexander Alber

LUXUS & LIFESTYLE

Die strahlenden Gewinner: Mit fünf Siegen in fünf Wettkämpfen sicherte sich das Team Dr. Schär mit Skipper Andrea Sandini und Steuermann Georg Plazotta den Gesamtsieg

DOLOMYTHICUP 2011 Platzierung

Team

Skipper

1.

Dr. Schär

Andrea Sandini

2.

WWWind Square

Peter Rosatti

3.

Brennercom

Karl Manfredi

4.

BMW Auto Ikaro

Bernhard Mair

5.

Hell Comerce

Hans Hell

6.

Succus Kommunikation

Christof Auer

7.

ACS Data Systems

Luis Plunger

8.

Auto Hofer-Weico

Christof Weissteiner

9.

Ranzi Juwelier

Peter Moroder

10.

Selectra

Günther Pernthaler

11.

Business Pool

Andreas Unterhofer

12.

Dedalus – LNI

Luca Borgogno

13.

Brigl Weiss air & seacargo

Heinz Trebo

14.

Karl Pichler Edelhölzer

Christian Pichler

15.

Raiffeisen Bank

Albert Christ

16.

Internorm

Renato Zago

ten. Mit einem Bänderriss und einem halben, ausgeschlagenen Zahn und einem durch einen Sturz in eine Seilschlaufe verursachten Würgemal um den Hals geht der Verletzungsreigen in den nächsten Tagen munter weiter. Die Crew, die bei allen Teilnehmern nur „Die Ärzte“ genannt wird und aus ebensolchen besteht, hat alle Hände voll zu tun. Wahrscheinlich wurden sie extra vom Veranstalter eingeladen. Bei einer unerwarteten Böe mit geöffnetem Spinnaker geht dann auch noch beinahe einer der Skipper über Bord. Sind diese Vorfälle das Ergebnis von zuviel Wollen bei zu wenig Können oder einfach nur Pech? Die Segler nehmen die Vorfälle jedenfalls zum Anlass, um die Ernsthaftigkeit ihres Tuns zu unterstreichen. Das ist richtiger Sport, so der allgemeine Tenor. Wohl wahr, wenngleich so manche Crew auch das Partyleben mit dem gleichen Ehrgeiz und der gleichen Ausdauer angeht wie die Regatta selbst. Auch hier ist das Spektrum zwischen den Teams wieder sehr breit. Dass es um etwas geht und dass niemand die hinteren Ränge belegen will, wird jedes Mal in den Minuten vor dem Start klar. Gerade die Crews der am DolomythiCup teilnehmenden Yachten schenken sich nichts. In Abständen von nur wenigen Metern und oft schon in voller Fahrt drängen sich die Boote vor der Startlinie, um beim Startschuss die beste Position zu haben. Die Anspannung der Teams ist jedes Mal spürbar und das Geschrei, wenn ein Boot dem anderen zu nahe kommt oder zu einem Manöver im letzten Moment zwingt, nur ein Beleg dafür. SÜDTIROLS SEEFAHRER. „Südtirol ist

CRUISER TROPHY 2011 Platzierung

64

Team

Skipper

1.

Daunenstep

Wolfgang Sparer

2.

Tecnodigital Sail Team

Germano Lucchetta

3.

Lasa Marmo

Reinhard Widmann

4.

Wolf Fenster

Michele Magagna

5.

MH8

Norbert Rainer

6.

Banca Mediolanum

Stefano Moser

7.

MH15

Robert Andreolli

8.

Dallmayr Kaffee Importring

Thomas Rinner

9.

Brennercom Tirol

Franz Pegger

10.

Athesia

Christian Beikircher

11.

Alpe Pragas

Alessandro Vollono

12.

Innova Winter Technologies

Jürgen Seeber

Südtirol Panorama Mai | 2011

eine Seefahrernation“, so die ungewöhnliche und mit Überzeugung vorgetragene Aussage von Karl Manfredi, seines Zeichens Geschäftsführer der Brennercom, und dem Segeln verfallen. Es gebe keine Provinz in Italien, die im Verhältnis zur Bevölkerung so viele Segelscheininhaber vorweisen könne wie die Provinz Bozen. „Ich liebe es, in der Natur zu sein, in den Bergen zu wandern und eben auch das Meer und den Wind“, so der Manager über seine Begeisterung für das Segeln. Die Natur ihrer Heimat scheinen alle Südtiroler Segler zu lieben. Die Freiheit suchen sie aber einmal im Jahr für eine Wo◀ che im fernen Kroatien.


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Stilsicherheit pur, raffiniert und elegant; Eiche hell, ©poggenpohl

NEUER POGGENPOHL STORE IN EPPAN Doppelter Küchenspaß – in Eppan befinden sich ab sofort zwei Küchenstudios: die.küche by untermarzoner und – jetzt neu und exklusiv in Südtirol – poggenpohl store by untermarzoner. Eine einzigartige Auswahl an Designerküchen.

U

ntermarzoner geht neue Wege und plant Küchen, die gezielt für das individuelle Küchen-Leben geschaffen sind. Der Ort, an dem gekocht wird, ist mehr. Er ist Ausdruck und Spiegelbild der Lebenssituation, der Bedürfnisse. Im eben eröffneten poggenpohl store präsentiert Untermarzoner großzügig geplante Küchen der ältesten und zugleich einer der innovativsten Küchenmarken der Welt. Höchste Material-, Verarbeitungs- und Designqualität generieren beständige Werte. Nicht umsonst werden Küchen von Poggenpohl weltweit prämiert. Für das neue Küchenmodell +ARTESIO® erhielt Poggenpohl den begehrten „red dot design award: best of the best“ 2011. Dieses ausgezeichnete Modell – und darauf ist Untermarzoner als Küchenspezialist besonders stolz – wird nun im neuen Showroom in Eppan präsentiert. Ein Highlight, das die 40-jährige Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens Untermarzoner krönt. Neben dem exklusiven Poggenpohl Store führt Untermarzoner sehr erfolgreich sein erstes Küchenstudio die.küche weiter, mit Designerküchen, die höchsten Design-Ansprüchen entsprechen, zum besten Preis-Leistungsverhältnis. Da sich beide Küchenstudi-

leuchtungstechnologien und vieles mehr. Fünf bestens ausgebildete Einrichtungsberater stehen dem Kunden mit professioneller Planung und Innenarchitektur-Beratung zur Seite, das Montageteam verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Betrieb und garantiert prompte Lieferung und fachgerechte Montage. Auch, was die Küchengeräte betrifft, bleiben keine Wünsche offen: Gaggenau, Miele, Siemens, Küppersbusch, Neff, um nur die wichtigsten Marken zu nennen. Im neuen Showroom werden die brandaktuellen Neuheiten präsentiert. Inzwischen liefert Untermarzoner Küchen an Kunden von Mailand bis München und steht für den Anspruch individueller und exklusiver Küchen sowie für absolute Qualität in jedem De❧ tail. Unser Team berät Sie gern!

os im selben Gebäude befinden, bekommt der Kunde auf über 600 m² einen Einblick in die Ideenvielfalt der verschiedenen Küchenhersteller und kann individuell für sich die passende Lösung zusammenstellen. Außerdem besteht die Möglichkeit, tolle Ideen für den gesamten Einrichtungsbereich zu entdecken: Bodengestaltung, Trennwände, Wandgestaltung, Be-

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Eine neue Art des Bauens wächst heran.

Wir haben eine natürliche Vision des Bauens, die im Einklang mit Umwelt und Lebensqualität steht. Eine Vision, die von der Kraft einer führenden internationalen Gruppe der Holzverarbeitung getragen wird. Wir bauen für die Zukunft.

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IDEENREICH

Das Unternehmen Nordpan, das Teil der Rubner-Gruppe ist, ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein mittelständisches Südtiroler Unternehmen mit Ideenreichtum und Willenskraft mit einem Nischenprodukt Marktführer werden kann.

Traditionelles Wissen mit moderner Technik verbinden ist die große Stärke des Südtiroler Massivholzplattenherstellers Nordpan

K

risen sind auch Chancen“ war in den letzten Jahren ein vielzitierter Satz. Bei kaum einem Unternehmen trifft er so zu wie bei der zur Rubner Gruppe gehörenden Firma Nordpan. 1969 gegründet, geriet das Unternehmen Mitte der neunziger Jahre ins Trudeln. Die Nachfrage nach Spanplatten, die das Unternehmen herstellte, sank. Neue Ideen mussten her. Mit Innovationskraft und dem Willen zum Erfolg schafften in gemeinsamer Anstrengung Betriebsleitung und Belegschaft die Wende. Heute ist Nordpan Marktführer in der Nische der Massivholzplattenhersteller. Jährlich produziert das Unternehmen an zwei Standorten über vier Millionen Quadratmeter Massivholzplatten in einem eigens entwickelten Verfahren und erwirtschaftet damit einen Umsatz von rund 48 Millionen Euro (2010). Ungewöhnlich für einen Massivholzplattenhersteller ist vor allem die Tatsache, dass Nordpan über eine eigene Maschinenbauabteilung verfügt. Die Maschinen zur Herstellung werden im Hause entworfen, entwickelt und gebaut oder adaptiert. Auf diese Tatsache ist Geschäftsführer Markus Prugger besonders stolz: „Unsere Maschinenbauabteilung ist technisch auf dem letzten Stand und zum Teil besser ausgerüstet als so mancher Maschinenbauer. Ein motiviertes Team entwickelt unsere Produktionsmaschinen ständig weiter und er-

Dreischichtplatte

findet neue.“ Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf einheimische Berufsschulabgänger: „Wer technisch interessiert ist, Lust an Innovation und Umsetzung neuer Ideen hat, hat bei uns sehr gute Chancen“, so Geschäftsführer Prugger. Typisch Südtirol. Nordpan ist in vieler Hinsicht ein typisches Südtiroler Unternehmen, das altes Wissen und Fortschritt gekonnt verbindet. Holzverarbeitung hat in Südtirol eine lange Tradition. Wir nehmen dieses vorhandene Wissen um die Verarbeitung und Bearbeitung von Holz und verbinden es mit moderner Technik.“ Eine erfolgreiche Symbiose, die Herstellungsverfahren wie etwa den Nassschnitt von Holz hervorbringen. „Unser Ziel war, den Wareneinsatz, sprich Holz, zu optimieren und so wenig „Abfälle“, sprich Holzspäne, zu generieren. Das Resultat

war unsere Nassschnittanlage, auf die wir nun das Patent halten.“ Die grenzüberschreitende Tätigkeit – ein Werk steht in Strassen, Osttirol, das Stammwerk in Olang, Südtirol – ist für ein Südtiroler Unternehmen ebenfalls typisch. Als ein Betrieb, der einen natürlichen Rohstoff verarbeitet, setzt Nordpan stark auf Nachhaltigkeit. So verfügt das 2008 fertiggestellte Werk in Strassen über einen eigenen Bahnanschluss, über den der Rohstoff Holz für beide Produktionsstätten angeliefert wird. Die gesamte benötigte Wärmeenergie wird über das betriebseigene Wärmeheizwerk bereitgestellt, das mit den bei der Produktion anfallenden Sägespäne beheizt wird. Der Schwung der Innovation hält bei Nordpan weiter an: Eine neue Produktionshalle in Strassen ist bereits geplant und in Olang steht schon der Prototyp einer neuen Maschine, die selbst entworfen und hergestellt wurde und die einen wei❧ teren Produktionsschritt erleichtern soll.

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Nordpan AG Industriezone 7 39030 Olang Tel. 0474 496 255 info@nordpan.com www.nordpan.com

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LUXUS & LIFESTYLE

Kraft mit Stil

Foto: Alexander Alber

Mercedes hat die C-Klasse innen und außen und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. 7Stufen-Automatik auch für die Vierzylinder, Assistenzsysteme der großen Brüder und Umwelttechnik „alla grande“: Die C-Klasse erstrahlt im neuen, glänzenden Licht. Südtirol Panorama hat die Stuttgarter Mittelklasse unter die Lupe genommen. Ein Test, der Unerwartetes offenbart.

Altbacken war einmal: Der neuen C-Klasse haben die Designer eine schnittige Hülle verpasst

A

ltbacken, Seniorenwagen, viel zu langweilig: Was musste ich mir nicht alles anhören, als ich meinen Freunden voller Vorfreude vom kommenden Autotest berichtete. Ein Mercedes ist doch nichts für einen jungen Trendsetter. Von Anfang an war ich anderer Meinung. Es sollte doch meine Mercedes-Premiere sein. Schon als kleiner Junge hatte ich immer von einem Mercedes geträumt. Damals waren es noch die alte C- und EKlasse, die mich begeisterten. Diese eckigen Karossen mit klassischer Linie und starken Motoren standen auf Platz eins meiner Autowunschliste. Und nun ist es endlich soweit: Die neue C-Klasse, seit Ende März auf dem italienischen Markt erhältlich, soll einen Tag lang mein sein. Von eckiger, klassischer Karosserie ist nicht mehr viel übrig ge-

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„Stellen Sie sich einen Strand mit einer lauen Brise vor – so fühlt es sich an, im Mercedes zu sitzen.“ aus dem Mercedes Prospekt

blieben. Die C-Klasse ist zwar ihrer Tradition treu geblieben: Es gibt eine Limousine und einen Kombi. Die Karosserie aber ist durchgestylt und moderner denn je. Der Kombi ist mein Begleiter für diesen sonnigen Dienstag. Muskulös steht es vor mir, dieses Mercedes C 220 CDI T-Modell. Schon auf den ersten Blick erkenne ich, dass es sich nicht um eine „normale“ – bürgerliche – C-Klasse in Classic- oder Elegance-Ausstattung handelt. Nein, das wäre doch etwas zu spießig für mich. Die Avantgarde-Version inklusive AMGSportpaket soll mir einen unvergesslichen Tag bereiten. Das Einzige, was jetzt noch fehlen würde, wäre ein Motor mit richtig Saft unter der Haube. Na ja, als ich am Heck den Schriftzug 220 CDI erblicke, bin ich doch etwas enttäuscht. Der 220er versteckt nämlich unter der Motorhaube ei-


LUXUS & LIFESTYLE

TRAUMAUTOMATIK. Ein Traum ist das

Automatikgetriebe dieser C-Klasse, das sogenannte 7G-Tronic. Dieses Getriebe ist nun auch bei den Vierzylindern erhältlich und löst das etwas angestaubte 5-Gang-Automatikgetriebe ab. Ein Automatikfreak wie ich kommt damit voll auf seine Kosten: sieben Stufen, und eine wird weicher eingelegt als die andere. Man schwebt dahin und merkt gar nicht, dass ein Schaltvorgang stattfindet. Aber wehe, wenn der Vordermann auf dem Weg zum Würzjoch nicht die Straße frei macht: Das Gaspedal auf Anschlag durchgedrückt und schon schaltet die Automatik zwei Gänge hinunter und gibt mir alle nötigen Reserven, die es braucht, um den Schleicher nur mehr weit weg im Rückspiegel

sich einen Strand mit einer leichten Brise Wind vor – fühlt sich nicht im Entferntesten nach hoher Geschwindigkeit an. Es ist einfach ein hervorragendes Zusammenspiel im Mercedes: die Automatik, das Fahrwerk, die Geräuschdämmung. Alles auf höchstem Komfort ausgerichtet und nichtsdestotrotz gleichzeitig bei Bedarf sportlich und aggressiv. Nur eine kleine Sache trübt dieses Bild: ein Plastikteil am Lenkrad. Berührt man diese Blende, so gibt sie ein quietschendes, ganz Mercedes-untypisches Geräusch von sich. Fabrikfehler, vermute ich. Foto: Alexander Alber

nen 2,1 Liter Vierzylinder Diesel mit 170 Pferdestärken. Durchschnitt, denke ich mir, bevor ich überhaupt in den Mercedes eingestiegen bin. Nach einer kurzen, aber überaus informativen Einführung durch den Mercedes-Händler kann mein Trip durch Südtirol endlich starten. Handbremse links vom Lenkrad lösen, Automatik auf D, ein kurzer Blick in den Rückspiegel und auf geht’s! Schon auf den ersten Metern wird klar: Ich hab mich im Motor getäuscht! Er spricht an wie eine Eins und schon kurz über der Leerlaufdrehzahl drücken mich die 170 PS sanft in den Fahrersitz. Erster Eindruck: Wow! Im Kreisverkehr zeigt sich der Mercedes von seiner anderen Seite, und zwar von der umweltfreundlichen. Sobald der Fahrer die den C 220 zum Stehen bringt, schaltet sich der Motor automatisch ab. Dieses Start-Stopp-System funktioniert bei meinem Automatik-Mercedes super gemütlich. Steht der Wagen, stoppt der Motor. Wird die Bremse gelöst, springt der Diesel ratz-fatz wieder an. Diese ECOStart-Stopp-Funktion ist Teil des serienmäßigen BlueEFFICIENCY-Paketes. Zu dieser zukunftsweisenden Effizienztechnologie gehören Gewichtsoptimierung, intelligentes Energiemanagement, Fahrerinformationen für energiesparende Fahrweise, rollwiderstandsoptimierte Bereifung und verbesserte Aerodynamik. Alles in allem verbraucht der Mercedes C 220 CDI BlueEFFICIENCY damit in der Automatik-Version nur rund 5,2 Liter auf 100 Kilometern.

ALLES AUTOMATISCH. Ich lasse mir

Innenraum: alles an seinem Platz und top verarbeitet

zu sehen. Aber die C 220 CDI wäre kein richtiger Mercedes, wenn er nicht auch anders könnte. Anders? Ja, dieser sportliche, schnittige Lifestylekombi mit den kantigen 17-Zoll-Alufelgen kann natürlich auch einen auf sanften Gleiter machen. Trotz des straffen Sportfahrwerks gleitet man gemütlich dahin, spürt weder kleine Fahrbahnschäden noch vorbeidonnernde Motorräder und besinnt sich auf das wohltuende Gefühl, sicher und aufgehoben in einem Mercedes zu reisen. So dahingleitend befinde ich mich plötzlich auf der Autobahn und erwache wie aus einem Traum. Bin ich zu schnell? Ein kurzer Blick auf den digitalen Tacho verrät es mir genau: 162 km/h. Halt! Das ist doch nicht möglich! Ich blicke auf den Drehzahlmesser und sehe, dass der Motor gerade mal 2.500 Umdrehungen macht. Und die Geräuschkulisse – stellen Sie

Technische Daten Mercedes C 220 CDI BlueEFFICIENCY Avantgarde inklusive AMG-Sportpaket 2,1 Liter Vierzylinder-Diesel 125 kW (170 PS) 7-Stufen-Automatikgetriebe Verbrauch: 6,3 l/100 km (innerorts), 4,3 l/100 km (außerorts), 5,1 l/100 km (kombiniert); ▶ CO2-Emmission: 134 g/km ▶ Preis: 50.887 Euro (Testwagen inkl. Extras) ▶ ▶ ▶ ▶

dadurch aber nicht den Spaß an der Inneneinrichtung des Mercedes vermiesen. Diese ist – war es anders zu erwarten? – hervorragend. Die C-Klasse ist top verarbeitet und umhüllt den Fahrer mit allem möglichen Schnickschnack: weiche Teilledersitze, griffiges Lenkrad und eine Bedienung, von der sich viele andere ein Stück abschneiden könnten. Alles hat seinen Platz und fast alles lässt sich bequem über das Lenkrad kontrollieren. Navigationssystem, Radio, Assistenzsysteme und so weiter. Ein Klick am Multifunktionslenkrad und schon hat man die perfekte Einstellung gewählt. Und über Kleinigkeiten wie das Einschalten des Lichts oder der Scheibenwischer braucht der Fahrer erst gar nicht nachzudenken, das übernimmt zum einen das automatische Tagfahrlicht inklusive Lichtsensor samt automatisch abblendendem Fernlicht und zum anderen der Regensensor. Und sollte der Fahrer einmal etwas unaufmerksam sein und die Straßenschilder übersehen, so sorgt das Auto selbst vor. Ein System erkennt die Geschwindigkeitsverbote und blendet sie im zentralen Bordcomputer ein. Sicher ist eben sicher! Bei so viel Helferlein und Komfort liegt eine Frage natürlich nahe: Was kostet dieser Spaß? Nun, die Schmerzgrenze von 50.000 Euro hat der Testwagen überschritten. Um genau zu sein: 50.887 Euro kostet dieser beinahe voll ausgestattete Mittelklassekombi. Im Moment wohl völlig unerreichbar, aber in zehn Jahren, wer weiß, vielleicht bin ich dann standesgemäß unterwegs. ◀ GEORG PETER MAYR

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PR-INFO

Alois Hillebrand

BANKER AUS LEIDENSCHAFT Alois Hillebrand, ehemaliges Direktionsmitglied einer Meraner Lokalbank, ist Investmentberater aus Leidenschaft. Nach dem Motto „Sicherheit zuerst“ ist er bereits seit 25 Jahren erfolgreich im Banken- und Finanzsektor tätig. 70

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PR-INFO

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001 wagte er den großen Schritt und eröffnete als Ideator, gemeinsam mit einem Partner, das Private-BankingZentrum „Hillebrand-Unterweger & Partners“ in Meran. Heute eines der größten Studios, nach Kundenvolumen, in Italien. Im März dieses Jahres ging Hillebrand eine neue Kooperation ein – die Hypo Tirol Bank ist nun die Partnerbank des Studio Hillebrand & Partners.

Für unsere Kunden entwickeln wir sichere Anlagestrategien nach Maß. Die Hypo Tirol Bank hat ein ausgezeichnetes Beratungs- und Betreuungskonzept mit individuellen Lösungen und Produkten zur optimalen Vermögensbildung, -anlage und -verwaltung. Durch die Analyse der persönlichen Vermögenssituation und der Renditeziele des Anlegers – mit einer fundierten Risikoauswertung – wird eine individuell optimierte Anlagestrategie erstellt. Das Anlageuniversum umfasst hierbei alle wichtigen Finanzmärkte und -instrumente. Die freie und objektive Auswahl der am weltweiten Markt angebotenen Produkte ist im Interesse der Kunden äußerst wichtig.

SÜDTIROL PANORAMA: Was bedeutet es, Private Banker zu sein und wie gestaltet sich Ihr gegenwärtiges Tätigkeitsfeld? Wer sind Ihre „typischen Kunden“? ALOIS HILLEBRAND: Ich habe das Glück, mein Hobby – das Interesse an Wirtschaft, Finanzen und internationaler Politik – zu meinem Beruf gemacht zu haben. Private Banker sein heißt nicht zuletzt, die aktuellen Geschehnisse immer im Blick zu haben sowie gerne mit Menschen zu arbeiten. Um wirklich gut zu sein, darf die Investmentberatung nicht bloß einen Job darstellen, es muss eine Leidenschaft sein. Performance oder Rendite sind natürlich wichtige Größen, bedeutsamer jedoch sind die Qualität in der Anlageberatung, die Vertraulichkeit und vor allem die Sicherheit. Entscheidend ist für mich, eine persönliche Vertrauensbeziehung zu meinen Kunden aufzubauen. Ich nehme mir Zeit – kenne die Erfahrungen, Wünsche, Abneigungen, das persönliche Umfeld und die Ziele meiner Klienten und beachte dies bei der Strukturierung des Portfolios. Für mich gibt es auch keinen „typischen“ Kunden; viele institutionelle Investoren wie auch Privatanleger schenken mir ihr Vertrauen.

Bank von Wettbewerbern? Die Entscheidung, mit welcher Partnerbank man zusammenarbeiten soll, muss von einem Private Banker wohl überlegt sein. Die Frage nach der Sicherheit für den Kunden ist hier von zentraler Bedeutung. Die Hypo Tirol Bank Italien ist als Tochterbank des österreichischen Konzerns Hypo Tirol Bank solide und traditionsreich. Dieser ist zu 100% im Besitz des Landes Tirol und kann ein A2 Rating von Moody’s sowie eine mehr als 100-jährige Erfahrung am Markt aufweisen. Des Weiteren ist die Hypo Tirol Italien dynamisch und erfolgsorientiert mit maßgeschneiderten sowie innovativen Lösungen im Investment- und Finanzierungsbereich. Als Regionalbank will sie als Geld- und Finanzpartner für die lokale Bevölkerung und Wirtschaft spürbar sein.

Im März 2011 haben Sie beschlossen, eine neue Partnerschaft mit der Hypo Tirol Bank Italien einzugehen. Was differenziert diese

Mit welchen Dienstleistungen und Produkten können Sie Ihre Kunden bei ihren Herausforderungen unterstützen?

Neue Partnerbank Hypo Tirol Bank Italien

Die Finanzbranche und ihr Umfeld erfordern immer wieder kompetente Beratung. Was sind im Moment Themen, die Sie und Ihre Kunden bewegen? Wir befinden uns innerhalb des Finanzsektors gerade in einer dynamischen Umbruchphase. Aus diesem Grund ist es stets wichtig, vorausschauend zu handeln und die Anlagestrategien den sich ständig ändernden Marktbedingungen anzupassen. Derzeit steht neben dem aktuellen Thema Rohstoffe vor allem die Gefahr einer steigenden Inflation im Raum. Insbesondere geht es jetzt darum, diese Risiken zu überwachen, um Verlusten vorzubeugen sowie aktuelle Chancen am Markt gewinnbringend zu ❧ nutzen.

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Alois Hillebrand Hillebrand & Partners Freiheitsstraße 55 39012 Meran Tel. 0473 239 577 a.hillebrand@studiohup.it

Die Hypo Tirol Bank Italien in Ihrer Nähe Artur Lechner Leiter Geschäftsstelle Bozen Waltherplatz 2 39100 Bozen 0471 066 319

Gerhard Luther Leiter Beratungszentrum Meran Freiheitsstraße 18/2 39012 Meran 0473 066 319

Reinhart Gostner Leiter Beratungszentrum Brixen Stadelgasse 12/b 39042 Brixen 0472 979 797

Christine Oberhauser Freie Anlageberaterin Feldgatterweg 2/2 39011 Lana 0473 56 13 78

Dr. Johann Wörnhart Freier Anlageberater Gampenstraße 99 E-F 39012 Meran 0473 20 09 76

Leonardo Filippi Freier Anlageberater Bozen/Trient 335 58 86 427

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LUXUS & LIFESTYLE

Streichelcomputer Das iPad war der Vorreiter, jetzt schließt die Konkurrenz auf. Wer etwas auf sich hält, holt sich einen dieser Computer ohne Tastatur, mit denen man spielen, Bücher lesen, E-Mails schreiben und oft auch telefonieren kann.

Blackberry PlayBook

Foto: Research In Motion

Das Blackberry Play Book ist das ultimative Spielzeug für blackberry-gewöhnte Manager. Kaum dicker als ein iPhone, ist es mit einem Gewicht von 425 Gramm und seinem 7-Zoll-Bildschirm das perfekte Mitnahmetablet, das überall Platz hat. Ins Netz kommt man ohne vorhandenes Smartphone aber nicht. Erst nachdem das Play Book mit einem Blackberry per Bluetooth verbunden ist, kann gesurft und können E-Mails abgerufen werden. Preis: ab 499 Euro

O T P U DATE Apple iPad 2

Foto: Apple

Das iPad hat in Sachen Tablets nicht nur den Standard gesetzt, sondern diese Gerätekategorie erst geschaffen. Apple war immer gut darin, Nachfrage zu schaffen, wo vorher keine war. Das iPad der zweiten Generation hat vieles, was des Lesers und Surfers Herz begehrt: jeweils eine Videokamera auf der Vorder- und Rückseite für Videotelefonie, WiFi, Bluetooth und 3G-Modul – alles drin. Was immer noch fehlt ist ein USB-Anschluss und eine Flash-Unterstützung. Preis: ab 479 Euro

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LESEZEICHEN ERFOLGREICH KAIZEN Der Kontinuierliche Veränderungsprozess (KVP) ist die deutsche Antwort auf das japanische Kaizen (= das Gute verbessern). Beides ist nicht für kurzfristige Erfolge ausgelegt, sondern orientiert sich am Grundprinzip der Evolution – das Erfolgreiche bleibt erhalten. KVP erfordert die Einbindung aller Mitarbeiter, die Eliminierung von Verschwendungen aller Art, den achtsamen Einsatz von Ressourcen sowie die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit aller Tätigkeiten. Die Autoren beschreiben die Methoden des KVP, erläutern deren Möglichkeiten und Grenzen sowie die zugehörigen Theorien und beschreiben ihre praktische Umsetzung.

Motorola Xoom

Foto: Motorola

Das Xoom punktet mit einem tollen Display, langer Laufzeit, zwei Kameras mit Led-Blitzlicht und jeder Menge Anschlussmöglichkeiten. Verbindungen können auch per Micro-USB oder HDMI hergestellt werden. Außerdem gibt es einen Kartenslot für Micro-SD-Karten. Diese Ausstattung scheint aufs Gewicht zu schlagen, denn mit 730 Gramm ist das Xoom ein Schwergewicht unter den neuen Tablets. Preis: ab 699 Euro.

INFO: Claudia Kostka, Sebastian Kostka, „Der kontinuierliche Veränderungsprozess“, Hanser Fachbuchverlag, 9,90 Euro

REISE INSIDER-TIPP Samsung GalaxyTab WiFi

Göteborg

Foto: Samsung

Das GalaxyTab ist mit einer Bildschirmdiagonale von sieben Zoll (17,8 cm) eigentlich ein aufgepumptes Smartphone. Die Vorteile: es ist leicht, handlich – kann in einer Hand gehalten werden – und gut verstaubar. Eine hohe Auflösung sorgt für gestochen scharfe Bilder. Und telefonieren kann man damit auch. Aber bitte mit Headset. Das Ding ans Ohr halten ist definitiv ein No-go. Preis: 699 Euro

VON ALEXA STAMPFER | Die Brixnerin ist vor drei Jahren ihrem Mann nach Göteborg gefolgt und arbeitet dort im Management eines Bergsportausrüsters.

MUST-HAVE DES MONATS

GoFlex Wireless Seagate Endlich wieder Platz! Für alle Smartphone- und Tablet-Benutzer, die mit Schrecken dem Ende des Fassungsvermögens ihres internen Speichers entgegensehen, bietet Seagate nun eine simple Lösung an. Die GoFlex ist eine externe Festplatte, auf die per WLAN drei Geräte gleichzeitig zugreifen können. Das funktioniert sowohl mit Geräten von Apple als auch mit Geräten, die Android als Betriebssystem haben. Die mobile Festplatte hat ein Speichervermögen von 500 GB und hält ohne Stromanschluss 25 Stunden im Standby-Modus durch, im Arbeitsmodus sind es immerhin noch fünf Stunden. Per USB 3.0 können die Daten auf den Computer übertragen werden. Die GoFlex ist für all jene ein „Muss-ich-sofort-haben“, die endlich wieder Platz auf ihren mobilen Geräten haben möchten, ohne ihre Fotos und Videos löschen zu müssen. Preis: auf Anfrage

Schwedens zweitgrößte Stadt entwickelt sich gerade von einer Industriehafenstadt zu einem Ort zeitgenössischer Kultur und des Sports. Göteborg ist das Tor zum Schärengarten, dessen unvergleichliche Inseln und karge, rosa-graue Schären mit dem Boot von der Stadt aus einfach zu erreichen sind. Feinschmecker: Probieren Sie die Spezialitäten der Westküste – Fisch und Schalentiere aus dem Nordatlantik – die aufgrund des langsamen Wachstums im kalten Wasser besonders aromatisch sind. Zum Beispiel im Restaurant Sjöbaren: klein aber fein, deshalb unbedingt reservieren! Shopping: Im Viertel Haga gibt es, inmitten typisch schwedischer Holzhäuser, zahlreiche, originelle Geschäfte, in denen Mode, Handarbeiten, Design und Antiquitäten angeboten werden sowie jede Menge gemütliche Cafés, Bars und Restaurants. Lunapark: Liseberg im Herzen Göteborgs ist Nordeuropas größter und schönster Vergnügungspark. Im wunderschön gestalteten Park warten jede Menge Attraktionen von gemütlich bis haarsträubend. Außerdem gibt ein breites Angebot an Shows und täglichen Tanzveranstaltungen. Leinen los: Erkunden Sie mit den historischen Schiffen den Göta Kanal. Der Wasserweg ist 280 Kilometer lang und umfasst neben dem Kanal auch den Göta-Fluss sowie acht Seen und 66 Schleusen.


PERSONALIEN

Was macht eigentlich … … Rosa Franzelin? Eher unverhofft ist Rosa Franzelin-Werth zur Politik gekommen und wurde prompt als erste Frau in den Gemeinderat von Lana gewählt. Das war im fernen Jahr 1969. Heute ist sie Privatperson. Anliegen, Ideen und Vorschläge hat sie aber immer noch viele. lisieren wollen, unabhängig vom Einkommen gefördert werden. Dies deshalb, weil die Kleinsparerwohnbauhilfe eine Wirtschaftsförderung ist und nicht als Sozialmaßnahme anzusehen ist. Die öffentliche Hand sollte Mietwohnungen nur für jene zur Verfügung stellen, die sich eine Eigentumswohnung nicht leisten können oder auf dem freien Markt keine Mietwohnung bekommen. Weiters sollte das Wohngeld Familien mit Kindern großzügig unterstützen. Gespart werden könnte bei jungen Singles und Paaren ohne Kinder.

SÜDTIROL PANORAMA: Wie war das eigentlich 1969? Was hat Sie dazu bewogen, politisch aktiv zu werden? ROSA FRANZELIN: Die KVW Ortsgruppe Lana wollte damals unbedingt eine Frau auf die Kandidatenliste für die Gemeindewahlen setzen. Ich wurde gefragt, und obwohl mich Politik damals nicht interessierte, sagte ich schlussendlich zu. Immer im Glauben, doch nicht gewählt zu werden. Bei der Wahl erreichte ich jedoch Platz sieben von 28 Kandidaten. Als erste Frau im Gemeinderat hatten Sie es nicht leicht. Wie haben Sie es geschafft, sich durchzusetzen?

Der soziale Wohnungsbau hat Sie Ihr politisches Leben lang begleitet. Wie waren die Anfänge?

In den 70-er Jahren ist es darum gegangen zu schauen, dass auch die Arbeitnehmer zu einem eigenen Dach über den Kopf kamen. 75 Prozent der Förderungen waren damals den Wohnbaugenossenschaften vorbehalten, deshalb habe ich bei der Gründung von zirka 130 Genossenschaften mitgewirkt und diese betreut. Welche Art der Förderung würden Sie einführen, wenn Sie heute die Entscheidungskompetenz dazu hätten?

Wohnen ist ein Grundrecht. Deshalb sollten alle, die ihre Erstwohnung rea-

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Warten wir die Ermittlungsergebnisse ab. Leider hat diese Sache, die von den Medien breitgetreten wurde, die gute Arbeit des Wobi in den Hintergrund gerückt. Das ist sehr schade.

Foto: Alexander Alber

Ich hab mich auf jede Sitzung gut vorbereitet, Schulungen besucht und so lange nachgefragt, bis ich eine Sache wirklich verstanden habe. Man hat mir zu Beginn wenig zugetraut und mich oft unterschätzt, aber was mir wichtig war, habe ich durchgezogen, auch wenn es zunächst zehn Mal „Nein“ hieß.

Betrübt Sie der aktuelle Skandal ums Wohnbauinstitut?

Rosa Franzelin war jahrelang ein Aushängeschild der SVP-Arbeitnehmer

Die Unerbittliche Rosa Franzelin-Werth wurde am 7.1.1940 in Girlan geboren. 1969 wurde sie als erste Frau in den Gemeinderat von Lana und 1973 in den Südtiroler Landtag gewählt, dem sie bis 1992 angehört und dem sie ab 1988 für zweieinhalb Jahre als Präsidentin vorstand. Von 1992 bis 2005 leitete sie die Geschicke des Wohnbauinstitutes. Seit 2005 ist sie Privatperson, aber weiterhin ehrenamtlich für viele Vereine tätig: So ist sie Vizepräsidentin der Arbeitsstelle für „Südtiroler in der Welt“ (Heimatferne), im Arbeiter-Freizeit- und Bildungsverein (AFB) engagiert und Mitglied im Fachausschuss Wohnen der SVP-Arbeitnehmer. Sie schätzt es, sich seit ihrem Ruhestand mehr der Familie und den Enkelkindern widmen zu können. Außerdem reist sie sehr gerne und freut sich, dass sie endlich mehr Zeit fürs Lesen und Wandern hat.

Sie haben sich immer auch für die Anerkennung der Arbeitsleistung der Hausfrauen eingesetzt.

Mein Bestreben war es, die Arbeit der Hausfrau der Erwerbsarbeit gleichzustellen, damit sie honoriert werden kann. Deshalb habe ich 1988 die Berufsgemeinschaft der Hausfrauen mit gegründet. Ich habe für das Geburtengeld, das Erziehungsgeld und vor allem für die Hausfrauenrente gekämpft. Mir ging es um die Wahlfreiheit. Frauen sollen entscheiden können, ob sie Familie und Beruf vereinen oder sich eine Zeitlang voll der Familie widmen wollen. Diese Jahre sollen für die Rente anerkannt werden. Kindererziehung ist Arbeitsleistung für die Gesellschaft und muss deshalb von dieser und von der Politik un◀ terstützt werden. EDIT R. MERANER


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