FF Spezial Bauen 46-2021

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Beilage zu ff 46/2021 I Vers. in Post. - 45% I Art. 1 Abs. 1 I Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) CNS Bozen I Poste Italiane SpA I Taxe percue / Tassa pagata

BAUEN

ff 46 18.11.2021

VISIONÄRE VILLA Peter Pichler: Architektur als Brücke zur Landschaft

STARK

Das private Refugium eines ­Unternehmers aus Bruneck

KUBISCH

Die moderne Verwandlung eines Wohnhauses in Brixen

GETARNT

Ein Bistro auf Tauchfahrt im Fischleintal


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EDITORIAL LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

Foto: Privat

Architektur ist weit mehr als gebaute Realität. Architektur kommuniziert. Sie spricht, flirtet, dialogiert allein durch ihre Anwesenheit. Manchmal hartnäckig und stur, manchmal leise und zurückhaltend. Sie macht das völlig nonverbal, allein mit ihrer Formensprache, mit der Ästhetik und Haptik von Materialien oder mit cleveren Funktionen. Es gibt Architekten, die finden, ein Dialog sei nicht genug. Es brauche eine Symbiose mit dem „genius loci“, dem Geist des Ortes. So entstehen Bauwerke, die der Landschaft huldigen. Sie fügen sich ein, gehen in sie über oder scheinen gar aus ihr herauszuwachsen, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Wir haben uns auf Spurensuche begeben und mutige Architekten gefunden, die den natürlichen und kulturhistorischen Kontext nutzen, um Gebäude zu bauen, die als Brücke zur Landschaft dienen. Viel Vergnügen beim Lesen! Barbara Tilli

INHALT KUBISCH

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RENOMMIERT

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GETARNT

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STARK

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Die moderne Metamorphose eines Wohnhauses in Brixen.

Wie ein Bistro im Fischleintal die historische Baukultur neu interpretiert.

Der Bozner Architekt Peter Pichler im Interview.

Die private Villa eines Unternehmers aus Bruneck.

IMPRESSUM „ff – Bauen“, 18.11.2021, Beilage zu ff 46, Herausgeber: FF-Media GmbH, Eintragung Landesgericht Bozen 9/80 R.ST. vom 27.08.1980, Nr. ROC 06262. Presserechtlich verantwortlich: Verena Pliger; Konzeption & Redaktion: Barbara Tilli; Grafik & Layout: Sabine Rainer; Titelseite: Samuel Holzner; Werbung: Elisabeth Forer-Naumann, Roswitha Rauter. © ® FF-Media GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf mit grafischen, mechanischen, elektronischen oder mit digitalen Mitteln reproduziert werden. Jeglicher Missbrauch wird im Rahmen des Gesetzes verfolgt.

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

Mysteriös: Vom Straßenniveau dieser verkehrsberuhigten Sackgasse sieht man nur die zwei oberen Stockwerke des Mehrfamilienhauses. Die Fassade besteht aus schwarz lasierter Weißtanne. Umrahmt wird das Gebäude von einem Mauergürtel aus Cortenstahl.

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

BRIXEN

MUTIGE METAMORPHOSE Die Verwandlung eines Gebäudes aus den Sechzigern in ein kubisches Mehrfamilienhaus aus Holz und Beton. Text: Barbara Tilli | Fotos: Oliver Jaist

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

Modular: Die schwarze Holzfassade des neuen Zubaus hebt sich optisch vom hell verputzten Sockel des Hauses ab. Jede Wohnung verfügt über einen oder mehrere großzügige Außenbereiche.

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

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1. Stark in Form: Die Fassade aus schwarz lasierter Weißtanne besteht aus einer vertikalen Holzschalung. Durchbrochen wird die schwarze Hülle von großen Fenstern und Terrassen.

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2. Luftig leicht: Das offene Treppenhaus liegt hinter einem Filter aus dünnen Holzlamellen. Das feingliedrige Schutzgeländer aus verzinktem Stahl ist Weinreben nachempfunden, die sich bis in die letzte Etage emporranken.

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mposant wirkt der schwarze, langgezogene Wohnkubus am Ende einer verkehrsberuhigten Sackgasse. Wie ein dunkles Bollwerk, das Passanten den Rücken kehrt. Beschützt wird es von einem Mauergürtel aus Cortenstahl. Das Haus steht an einem abfallenden Hang, den Blick stur auf den vorbeirauschenden Eisack gerichtet. Sein wahres Gesicht zeigt das Gebäude nicht, nur seine dunkle Hülle. Doch in Wahrheit steckt es voller Leben.

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SEIT DEN SECHZIGERN steht das Haus an Ort und Stelle. Seitdem hat sich viel verändert. Die Wiesen und Felder von einst mussten einer Straße und einem Wohnviertel weichen. Auch für das Haus am Hang und seine Bewohner wurde es an der Zeit, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Familie war gewachsen, mit ihr die Bedürfnisse und die Ansprüche an das gemeinsame Wohnen. Statt das Gebäude abzureißen und völlig neu zu errichten, haben die Architekten des Brixner

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

Um die Ecke gedacht: Weiß lasiertes Fichtenholz und Sichtbeton prägen das Interieur. Farbliche Akzente setzt die Küche in Türkisgrün. Die Nische an der Wand stellt einen gelungenen Bruch dar. Sie ermöglicht es, vom Essbereich in die Küche zu blicken. Die Fensterbank (rechts außen) geht in die Wandverkleidung über.

Studios KUP-ARCH eine Metamorphose eingeleitet, behutsam saniert und erweitert. Die unteren zwei Geschosse aus verputztem Mauerwerk blieben erhalten, die oberen zwei wurden im Massivholzbau neu errichtet. „Wir wollten ein sichtbares Miteinander von Alt und Neu erzeugen. Ein Zubau aus demselben Material des Bestands wäre nicht infrage gekommen, weil die Verteilung des Bauvolumens sehr komplex gewesen wäre. Also haben wir die oberen Etagen aus statischen Gründen im Holzbau neu errichtet“, erklärt Architekt Harald Pichler.

der oberen Geschosse besteht aus schwarz lasierter Weißtanne und hebt sich optisch vom hell verputzten Sockel des Hauses ab. Die senkrecht verlegten Holzleisten wurden mit einem speziellen Verfahren zur Behandlung von Massivholz thermisch modifiziert. „Dadurch ist das Holz weniger anfällig für Rissbildungen, Dehnungen und Spannungen“, betont der Architekt. Ergrauen wird die witterungsresistente Holzfassade nicht. Stattdessen ist zu erwarten, dass sie mit der Zeit einen anthrazitfarbenen Schimmer erhält.

AUS EINEM EINFACHEN GEBÄUDE mit komplizierten Dach-Verwinkelungen wurde ein modulares Mehrfamilienhaus mit einer dunklen Hülle aus Holz. Die monochrome Fassade

IM EINGANGSBEREICH des Mehrfamilienhauses wird die Fassade von einem Filter aus leicht versetzten Holzleisten durchbrochen. Dahinter lässt sich das offene Treppenhaus mit seinem

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

1. Hereinspaziert: Das offene Treppenhaus hinter der schwarzen Fassade wirkt warm und freundlich. Der Aufzug in Türkisgrün ermöglicht eine barrierefreie Erschließung des Gebäudes. Die schmale Lücke daneben wird als Holzablage genutzt. 2. Lichtgalerie: Eine große Schranktreppe schiebt sich in den zweigeschossigen Raum. Sie verbindet den Wohnbereich unten mit dem Arbeits- und Schlafbereich oben. Versteckt unter der Treppe befindet sich ein kleiner Abstellraum.

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feingliedrigen Schutzgeländer aus verzinktem Stahl erahnen. Das Muster erinnert an Weinreben, die sich elegant bis in die oberste Etage ranken. Von außen mag das dunkle Gebäude düster wirken, doch im Inneren entpuppt es sich als lichtdurchfluteter Wohnraum. Zu verdanken ist das den großen Fensterfronten und Terrassen, die sich nach Süden hin öffnen und natürliches Licht ins Haus ho-

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len. „Jede Wohnung hat einen Außenbereich. Wir wollten einen kraftvollen Wohnort schaffen, der nicht nur Privatsphäre, sondern auch Licht und Freiraum gewährt“, betont Pichler. IM NEUEN ZUBAU befindet sich eine Einliegerwohnung und eine Hauptwohnung, die sich über zwei Geschosse erstreckt. Die Wände und Decken sind aus massivem Kreuzlagen-

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1 1. Kontrastreiches Miteinander: Im Wohnzimmer gehen Wände und Decken aus weiß lasiertem Fichtenholz in ein maßgefertigtes Bücherregal über. Der massive Kamin aus Sichtbeton bildet eine dominante Einheit mit dem grauen Zementboden.

2. Loggia aus Glas: Die großzügige Terrasse erstreckt sich Richtung Süden. Sie ähnelt einem Freiluftwohnzimmer und dient als Lichtfänger für den Essbereich. Von hier aus schweift der Blick über den Brixner Talkessel und den vorbeirauschenden Eisack.

3. Aus einem Guss: Die obere Etage der Wohnung dient als großzügiger Schlaf- und Arbeitsbereich. Böden, Wände und Decken aus gebürstetem Fichtenholz schaffen eine warme und gemütliche Atmosphäre. Hier wird geträumt, getüftelt und musiziert.

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DIE ARCHITEKTEN Das von Karl Kerschbaumer und Harald Pichler gegründete Architekturbüro KUP-ARCH in Brixen besteht seit 1989 und wurde 2020 um Matylda Gosciniak, Gabriel Kerschbaumer und Anton Treyer als Mitgesellschafter erweitert. Ihre Projekte sind von einem starken Bezug zum Ort gekennzeichnet. Zu den Referenzprojekten zählen der Kindergarten in Vahrn, der Hauptsitz der Firma Duka in Brixen, der NOI Techpark in Bruneck sowie eine Reihe von Neu- und Umbauten.

holz vorgefertigt und mit einer Holzfaserdämmung versehen. Das Interieur der Hauptwohnung ist geprägt von Sichtbeton und gebürstetem Fichtenholz. Damit es mit der Zeit nicht nachgilbt, wurde es weiß lasiert. Im Wohnzimmer geht die Deckenverkleidung aus Fichtenholz in ein wandhohes Bücherregal über, das am unteren Ende jede Menge versteckten Stauraum

bietet. Kühner Solist im Raum ist der massive Kamin aus Beton, dessen Farbe setzt sich im Boden fort. Das Material ist hitzebeständig, kann Wärme wunderbar speichern und wieder an die Umgebung abgeben. Damit der Beton beim Wechsel von kalt auf warm keinen Schaden nimmt, wurde eine kleine, unauffällige Dehnfuge eingebaut. Der Fernseher hingegen wurde

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≥ MUTIGE METAMORPHOSE

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Kontrastreich: Spiegelglatte Oberflächen sind im Mehrfamilienhaus kaum zu finden. Mit Materialien wie Sichtbeton und Fichtenholz, die eine heterogene Optik und Haptik aufweisen, haben die Architekten das Ziel verfolgt, ein spannendes und lebendiges Interieur zu schaffen.

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bewusst aus dem Wohnzimmer verbannt. Stattdessen begnügen sich die Bewohner im Winter damit, dem Flackern des Feuers zuzusehen. EINEN GELUNGENEN KONTRAST zum Sichtbeton und den Decken aus Fichte bildet die Küche in Türkisgrün. Gleich daneben befindet sich eine gemütliche Sitzfensterbank, die in

die Wandverkleidung aus weiß lasierter Fichte übergeht. Im Eingangsbereich schiebt sich eine große Schranktreppe in den zweigeschossigen Raum. Beleuchtet wird die Galerie von einem Oberlicht. Der Übergang vom Wohnbereich in den höher gelegenen Arbeits- und Schlafbereich wirkt fließend. Zu verdanken ist das einer spannenden Architektur, die in diesem Mehrfamin lienhaus das Miteinander feiert.

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„MAN HÖRT, DASS ALLES VIEL TEURER GEWORDEN IST!“

Alp House: „Lieferengpässe in der Baubranche und Kostenexplosion bei Baumaterialien“ – solche oder ähnliche Schlagzeilen ließen auch bei Alp House in den vergangenen Monaten vermehrt die Telefone klingeln.

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ur Freude und Erleichterung unserer Kunden konnten wir allerdings Entwarnung geben, denn wir stehen selbstverständlich zu den von uns gemachten Zusagen. Vorausschauend bauen mit Alp House Ein Haus zu bauen, ist immer eine große Entscheidung – schließlich soll es für viele Jahre ein Heim sein, ein Nest für die Familie und auch für zukünftige Generationen. Bei einem so wichtigen Projekt spielt Vertrauen eine große Rolle, und genau deshalb arbeiten wir schon seit vielen Jahren mit einem Fixpreis, der bereits während der Planung kalkuliert und vereinbart wird. Am Übergabetermin wird bei Alp House übrigens ebenfalls nicht gerüttelt – und daran hat sich auch durch die Entwicklungen der vergangenen Monate nichts geändert! Steigende Preise? Nicht bei uns! Der Holz-Preis hat seit Mitte 2020 einen rasanten Anstieg erlebt, teilweise kostete Holz dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Gleichzeitig wurde es für Unternehmen aus der Bauund Möbelbranche zunehmend schwierig, überhaupt an die benötigten Mengen des wichtigen und begehrten Rohstoffs heranzukommen. Auch beim Bau eines Ziegelhauses kommt Holz zum Einsatz, zum Beispiel für den Dachstuhl. Weil bei Alp House aber monolithisch gebaut wird – also Ziegel auf Zie-

gel – fallen Preisschwankungen beim Baustoff Holz nur sehr geringfügig ins Gewicht und werden von uns abgefedert. Auch die Preise für Ziegel und Beton sind leicht angestiegen, allerdings handelt es sich hierbei um marktübliche Preisveränderungen, die sich ebenfalls nicht auf den vereinbarten Fixpreis auswirken. Deshalb haben sich die durchschnittlichen Gesamtkosten für den Bau eines Einfamilienhauses bei Alp House im Vergleich zu 2019 nicht erhöht. Längere Lieferzeiten? Haben wir im Blick! Auch die Lieferzeiten im Bausektor haben sich teils stark verändert. Davon betroffen sind insbesondere die Fensterhersteller: Bis zur Lieferung dauert es derzeit sehr viel länger als noch vor einem Jahr. In der traditionellen Bauweise wird das Aufmaß für die Bestellung der Fenster erst genommen, wenn der Rohbau steht, so dass längere Wartezeiten den finalen Übergabetermin durchaus beeinflussen können.

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Unsere präzise Planung hat es aber immer schon möglich gemacht, dass wir die Fenster bereits nach Abschluss der Planungsphase bestellen konnten – und jetzt erledigen wir das, noch bevor das erste Ziegelfertigteil produziert wird! Für unsere Kundinnen und Kunden spielen lange Lieferzeiten daher keine Rolle. Hochwertige Materialien, einzigartige Umsetzung, persönliche Betreuung, „enkeltaugliche“ Bauweise und Planung mit Weitblick: Mit Alp House bauen, heißt vorausschauend bauen – in jeder Hinsicht!

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ARCHITEKTUR-GESPRÄCH

DER VISIONÄR Peter Pichler arbeitet nach dem darwinistischen Prinzip: Die beste Idee überlebt. Vielleicht auch deshalb zählt er zu den besten aufstrebenden Architekten in Europa. Ein Gespräch über Erfolg, Kritik und Wurzeln.

Rendering: Peter Pichler Architecture

Text: Barbara Tilli

TREE HOUSES Im US-Bundesstaat West Virginia baut Pichler derzeit acht Baumhäuser. Die Geometrie mit ihrem spitzen Steildach ist von den umliegenden Ahorn-, Pappel- und Eichenbäumen inspiriert und wird aus heimischem Holz gefertigt. „Wir glauben, dass die Zukunft des Tourismus auf der Beziehung des Menschen zur Natur beruht. Eine gut integrierte, nachhaltige Architektur kann diese Beziehung verstärken“, betont Pichler.

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n Südtirol ist Pichler ein sehr geläufiger Name. Einer, der ihn stolz in die Welt hinausträgt, ist der Bozner Architekt Peter Pichler. Seine Entwürfe sprechen eine unverwechselbare Sprache, die in Europa genauso wie in den USA oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten verstanden wird. Sein Markenzeichen sind Gebäude, die als Brücke zur Landschaft dienen. Sie passen sich dem natürlichen Kontext an und sind gebaute Neuinterpretationen von Kultur und Brauchtum vor Ort. ff hat den Architekten zum Interview getroffen. 16 No. 46 / 2021

Herr Pichler, Sie sind international erfolgreich. Was unterscheidet Sie von anderen Architekten? Unsere Stärke als Architekturbüro ist es, aus einem Problem ein Potenzial zu machen oder eben einen Entwurf zu entwickeln, der eine Lösung darstellt. Unsere Projekte haben eine gewisse Ästhetik, und diese ist zu 100 Prozent logikbasiert. Es geht um funktionale Logik, aber auch um eine Logik, die dem Kontext und der Tradition folgt, wenn es um Materialien und Bauweisen geht. Das alles fließt in eine zeitgenössische

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≥ DER VISIONÄR

Foto: Giorgia Benazzo

Man in Black: Peter Pichler (38) studierte Architektur an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er mit Auszeichnung die Meisterklasse von Zaha Hadid und Patrik Schumacher abschloss. Weitere Studienjahre verbrachte er an der UCLA in Los Angeles. Anschließend arbeitete er für Zaha Hadid Architects in Hamburg. Seit 2015 führt er gemeinsam mit seiner Frau Silvana Ordinas ein eigenes Architekturstudio in Mailand.

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≥ DER VISIONÄR

Foto: Gustav Willeit

Villa Kastelaz: Der kantige Baukörper auf einem Hügel in Tramin scheint aus dem Erdreich herauszuwachsen. Das Wohnhaus einer Winzerfamilie wurde mitten in die Reben gepflanzt. Die breiten Glasfassaden sind so konzipiert, dass sie die Umgebung einrahmen und hervorheben.

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≥ DER VISIONÄR

Foto: Samuel Holzner

BIOKLIMATISCHES BAUEN

Interpretation ein. Natürlich geht es auch um die Raumwirkung, schließlich sind Emotionen wichtig. Es steckt aber auch Psychologie dahinter, also wie man etwas verkauft. Der Bauherr muss zu uns passen. Kurz gesagt: Die Chemie muss stimmen. Ein Projekt, wo die Chemie mit dem Bauherrn gestimmt hat, ist die Villa Kastelaz in Tramin. Der Baukörper wächst

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Peter Pichler entwirft nach dem Prinzip des bioklimatischen Bauens, bei dem es darum geht, Naturphänomene wie Wind, Sonne oder geologische Faktoren zu verstehen, um Gebäude in die natürliche Umgebung zu integrieren und ihren Energieverbrauch zu minimieren. Die gefaltete Form der Villa Kastelaz bildet einen Innenhof und dient als Schutzschild vor dem Südwind Ora. Die schrägen Wände schließen nahtlos an das Dach an. Der weiße Beton erinnert an den Kalkstein, der seit jeher für Stützmauern in den Weinbergen genutzt wird.

aus dem Hügel heraus. Welche Idee steckt dahinter? Die Grundidee folgt einem Paramater, den man auf den ersten Blick gar nicht sieht, und zwar dem Wind. Die Villa befindet sich auf einem Hügel und berücksichtigt die klimatischen Verhältnisse vor Ort. Hier weht der Südwind Ora. Das Konzept und die Formensprache entwickeln sich also aus dem Prinzip heraus, ein Gebäude zu errichten, das aus dem Hang wächst und einen Innenhof bildet, der die Wohnbereiche schützt.

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Foto: Gustav Willeit

Vogelperspektive: Eine große Auffahrt führt zu einer höhlenartigen Garage, die in das abschüssige Gebäude gegraben wurde. Darüber befindet sich das 380 m2 große Gebäude in Hufeisenform.

Foto: Gustav Willeit

Einblick: Schlichte Räume prägen das Innenleben der Villa Kastelaz. Vorherrschend sind Beton, Terrazzo und Holz. „Wir wollten eine warme, aber einfache Atmosphäre für die Familie schaffen“, erklärt Pichler.

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≥ DER VISIONÄR

Die Formensprache wirkt sehr futuristisch. Ernten Sie manchmal auch Kritik für Ihre Bauten? Sicher, je mehr man mit Projekten und Publikationen der Öffentlichkeit ausgesetzt ist, desto mehr gibt es Kritik. Bisher sind wir aber relativ gut davongekommen. Wie gehen Sie mit Kritik um? Kritik ist wichtig für den Diskurs. Schlimmer ist, wenn etwas entsteht, und keinen interessiert’s. Wo es Reibung gibt, gibt es Kreativität. In Ihrem Büro in Mailand beschäftigen Sie 13 Mitarbeiter. Inwieweit sind Sie noch in alle Projekte involviert? Natürlich kann ich nicht bei allen Meetings dabei sein, aber ich bin beim Entwurf und bei jeder kreativen Entscheidung mit eingebunden. Architektur ist Teamwork. Wir sind im Büro fast hierarchielos unterwegs. Wir arbeiten nach dem darwinistischen Prinzip: Die beste Idee überlebt. Es ist nicht einfach, moderne Annehmlichkeiten, Design und umweltfreundliches Bauen zu vereinen und doch ist es mehr denn je notwendig. In welche Richtung sollte es in Zukunft gehen? Schon jetzt planen wir intelligente Bauwerke. Unsere Arbeit beruht auf den Prinzipien des bioklimatischen Bauens, bei dem es darum geht, Naturphänomene wie Wind, Sonne oder geologische Faktoren zu verstehen, um Gebäude in die natürliche Umgebung zu integrieren und ihren Energieverbrauch zu minimieren. Wir als Architekten arbeiten in diese Richtung, aber wir haben einen gewissen Begrenzungsrahmen. Hier braucht es endlich politische Entscheidungen. Wenn die Politik klare Ansagen machen würde, dass bestimmte Materialien nicht mehr verwendet und gewisse Aspekte berücksichtigt werden müssen, dann stellt sich die Frage so nicht mehr. Und die Bauherren? Spielen die mit? Es gibt immer wieder Diskussionen, weil die Investitionssummen für nachhaltige Projekte in der Praxis höher sind. Ja, auf dem Papier ist nachhaltiges Bauen teurer, langfristig ist es aber viel intelligenter. Leider sieht der Bauherr oft nur die Kosten auf dem Papier und denkt nicht in größeren Zeiträumen. Auch gute Architekten zu beauftragen, ist sehr kostspielig. Das Architektenhonorar im Verhältnis zu den Baukosten ist relativ gering. Was aber überwiegen sollte, ist der kulturelle Mehrwert. Der steht auf keinem Excel Sheet und ist nur schwer messbar. Ein Bauwerk kann gleich mehrere Sektoren aktivieren, ein Ansporn für ein ganzes Gebiet werden und weit darüber hinausstrahlen. Ein Gebäude kann zur Destination werden.

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Rendering: Peter Pichler Architecture

LICHTFÄNGER In Bologna baut Pichler derzeit den neuen Hauptsitz des Motorenherstellers Bonfiglioli. Um Arbeitsbereiche mit indirektem natürlichem Licht zu maximieren, hat er die Nordfassade durch die Neigung des Gebäudedachs vergrößert. Die Südfassade und das Dach sind mit einer Haut aus Aluminiumgewebe versehen, die das grelle Licht filtern soll.

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Foto: Daniel Zangerl

Foto: Jörgen Camrath

≥ DER VISIONÄR

NEUER ALPENSTIL Das Hotel Milla Montis in Meransen trägt die Handschrift von Peter Pichler. Der Baukörper besteht aus vier verschiedenen Volumen mit einer geschwungenen Exoskelett-Fassade. Die Innenräume aus Eschenholz stehen für zeitlosen Alpenchic.

Mit demselben Argument plant Großinvestor Benko ein gebautes Denkmal für die Gletschermumie Ötzi auf dem Virgl. Das kann ich nicht beurteilen. Das ist eine rein politische Diskussion und eine gefühlt ewige Geschichte.

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Recht neu ist hingegen der Einsatz von digitalen Technologien zur vernetzten Planung von Gebäuden. Welche Rolle spielen sie? Sie spielen eine sehr große Rolle, um Prozesse zu optimieren und Abläufe zu verkürzen. Wir haben die Möglichkeit, komplexe Situationen zu simulieren, aber das wird nie den kreativen Part ablösen. Architekten wird es auch in Zukunft geben. Es gibt keine Software, die Architektur ausspuckt. Ideen und Skizzen entstehen bei mir meist im Kopf, häufig im Restaurant, wo ich sie einfach auf eine Serviette kritzle (lacht). Ihr Vater führt ein erfolgreiches Stahl- und Fassadenbauunternehmen. Nie daran gedacht, mit einzusteigen? Nach meinem Studium stand die Diskussion im Raum. Bei einer gemeinsamen Bergtour sprach mein Vater über seine Pläne, ein Büro in New York zu eröffnen. Das wäre interessant gewesen, aber ich war in einer schwierigen Phase, ich konnte keine Entscheidung treffen. Mir war bewusst, sie hätte den Rest meines Lebens geprägt. Gleichzeitig habe ich in Spanien meine Frau kennengelernt. Sie hat mir eine wichtige Frage gestellt: Wer bist du eigentlich? Meine Antwort: Ich bin Architekt. Ein eigenes Architekturbüro war natürlich ein Risiko, das hätte auch schiefgehen können, aber ich musste meinen eigenen Weg gehen.

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≥ DER VISIONÄR

„WO ES REIBUNG GIBT, GIBT ES KREATIVITÄT.“

Viele Unternehmerkinder stehen unter Erfolgsdruck. Gibt es den bei Ihnen in der Familie auch? Mein Vater hat mich und meine Schwestern nie zu etwas gedrängt, dafür bin ich sehr dankbar. Meine Schwester Tanja ist Ingenieurin und im Familienbetrieb tätig, Sylvia designt Taschen und Mode. Jeder ist glücklich mit dem, was er macht. Aber ja, es ist nicht immer einfach für Unternehmerkinder, Entscheidungen zu treffen. Für mich jedenfalls war es so. Sie haben vorhin Ihre Frau Silvana Ordinas erwähnt. Sie sind beruflich und privat ein Paar. Wie lässt sich das vereinbaren?

Während meiner Zeit in Hamburg und in London gab es im Büro einige Pärchen. Ich habe immer gesagt, das kann nicht gut gehen. Aber es klappt sehr gut! Silvana kümmert sich um BusinessAngelegenheiten. Wir sind im selben Büro, haben aber völlig unterschiedliche Aufgabenbereiche. Wir ergänzen uns perfekt. Haben Sie auch schon Ihr gemeinsames Haus geplant? Vor eineinhalb Jahren haben wir in Mailand eine Wohnung gekauft. Ein eigenes Haus steht derzeit nicht auf dem Programm, aber in Zukunft vielleicht. Meine Frau ist Spanierin, n ein Ferienhaus auf Mallorca wäre gut denkbar.

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≥ HAUS AUF TAUCHFAHRT

SEXTEN

AUF TAUCHFAHRT Im Fischleintal hat Architektin Ulla Hell ein kleines Bistro entworfen, das wie ein U-Boot aus dem Eismeer auftaucht. Die Planung entpuppte sich als Gratwanderung. Text: Barbara Tilli | Fotos: Florian Jaenicke 26 No. xx / 2018

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≥ AUF TAUCHFAHRT

Getarnt: Mühelos fügt sich der Baukörper des Bistros in die watteweiche Winterlandschaft ein. Die reduzierte Formensprache stellt die natürliche Skyline der Sextner Dolomiten in den Vordergrund. R

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≥ AUF TAUCHFAHRT

Moderner Sonnenanbeter: Das Bistro bietet Platz für 70 Personen und ist nach Süden ausgerichtet. Die raumhohen Verglasungen lassen sich öffnen und holen die Bergkulisse ins Innere. Das leicht geneigte Dach spitzt sich zum Ende hin zu und ist dem Zwölferkofel zugewandt. Historischer Nachbar: Materialien, Muster und Farben des denkmalgeschützten Nachbargebäudes wurden übernommen und neu interpretiert. Ein Beispiel dafür sind die dekorativen Holzelemente entlang der Fassade, die das Muster der Balkonbrüstung im Heimatstil widerspiegeln.

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m Fischleintal protzt die Natur mit ihren Reizen. Stolz ragen die Gipfel der Sextner Dolomiten Richtung Himmel, ihnen zu Füßen liegen dichte Lärchenwälder. Die berühmte Skyline aus Fels und Eis war schon lange vor uns da. Wir Menschen kamen später. Jene, die hier sesshaft wurden, konnten sich der Natur nicht entziehen. Besessen von ihrer Schönheit, gingen sie an ihre Grenzen, um die weißen Kalkfelsen zu erobern. Zu ihnen gehörte der Sextner Franz Innerkofler. Mit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1886 erlangte er Berühmtheit. Nach ihm folgte Sepp In28 No. 46 / 2021

nerkofler, der Sextner Tourismuspionier, dem es 1890 erstmals gelang, die Nordwand der Kleinen Zinne zu besteigen. Traurigen Ruhm erlangte er durch seinen Tod am Paternkofel zu Beginn des Ersten Weltkriegs. DIE NACHFAHREN der Bergsteigerfamilie leben noch heute im Fischleintal, wo sie in vierter Generation den legendären Dolomitenhof führen. Sie selbst sehen sich nicht als Hoteliers, sondern als Hüter der Geschichte – an einem Ort, der längst zu den touristischen Hotspots in Südtirol zählt. Wer hier Neues bauen will, muss sich vor der Natur verbeugen, einem

denkmalgeschützten Ensemble Rechnung tragen und sich mit der Historie der Familie auseinandersetzen. Architektin Ulla Hell hat sich auf diese Herausforderung eingelassen. Mit Ehrfurcht und Feingefühl hat sie für Familie Innerkofler ein neues Bistro entworfen, das sich auf zurückhaltende Art und Weise in den natürlichen Kontext einfügt. „Die Berge hier sind imposant, der Ausblick überwältigend. Die benachbarten Bauten sind im geschützten Heimatstil. Es galt also, eine Architektur zu schaffen, die sich zurücknimmt und sich nicht aufdrängt“, betont Hell. Einfügen und anpassen, so viel wie nötig und so wenig wie

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Formsache: Auf der Terrasse wurden Lärchenbretter verlegt. Die Holzverkleidung an den Wänden besteht aus Dreiecksleisten, die so ähnlich auch im denkmalgeschützten Nachbargebäude zu finden sind.

DIE ARCHITEKTIN IM GESPRÄCH

Ulla Hell: Es geht nicht um Angst, sondern um Respekt für den Ort und die Landschaft. Für mich und die Bauherren war das die oberste Priorität. Insofern war es von vornherein klar, dass wir eine zurückhaltende und angemessene Formensprache des Gebäudes erzielen wollten. Was heißt „angemessen“, und wer entscheidet, was angemessen ist? Angemessen in Bezug auf den Kontext und die Landschaft. Das Fischleintal ist bereits ein touristischer Hotspot. Wir haben uns also die Frage gestellt: Was ist angemessen in Bezug auf die Landschaft? Was ist angemessen in Bezug auf die denkmalgeschützten Bauten im unmittelbaren Umfeld? Und was ist verträglich? Es war ein ständiges Überlegen, Abwägen und Bewerten. Wir haben uns dann auf

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diese Formel geeinigt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wie wurde diese Formel umgesetzt? Es war klar, dass sich das Gebäude zurückhaltend ins Gelände reinbücken soll. Sein Volumen wurde in die bestehende Böschungskante hineingeschoben und liegt damit tiefer als das Haus daneben. Das intensiv begrünte Dach geht im Sommer direkt in die Landschaft über, und auch im Winter gibt es durch die dicke Schneedecke einen fließenden Übergang. Sollte sich eine Lawine lösen, donnert sie direkt über das leicht geneigte Dach und lässt das Gebäude unbeschädigt. Man hat also auch diesen Aspekt berücksichtigt.

sich die Frage stellt: Wo beginnt das Gebäude, und wo die Landschaft? Die Antwort ist einfach: Beide gehen ineinander über.

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Ulla Hell ist freischaffende Architektin aus Toblach und Gastdozentin an der Universität Innsbruck. Von Sexten aus leitet sie den italienischen Standort des Architekturbüros „Plasma Studio“ – ein Netzwerk aus Architekten, das in Peking, Hongkong und Singapur agiert.

Welchen Einfluss hatte dieser Ansatz auf die Formensprache des Gebäudes? Es ist eine sehr bedachte, aber nicht schüchterne Formensprache. Grundsätzlich stelle ich mich nie gegen die Topografie, stattdessen versuche ich, sie ins Volumen einzubauen, so dass es keine natürliche Grenze gibt und man

Foto: Plasma Studio

Das Projekt steht in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Naturschutzgebiet, ein sehr heikler Kontext. Hat man da als Architektin nicht Angst, sich die Finger zu verbrennen?

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Gebückt: Das Gebäudevolumen wurde in die bestehende Böschungskante hineingeschoben und reagiert so auf äußerst subtile Art und Weise auf den topografischen Kontext. Über eine Hackschnitzelanlage wird das Gebäude mit Wärme versorgt.

möglich, lautete die Devise. Das Vorhaben entpuppte sich als Gratwanderung (siehe Interview auf der linken Seite). WIE EIN U-BOOT, das aus dem Eismeer auftaucht, wirkt das Bistro „Bergsteiger“ jetzt im Winter. Das Gebäude wurde in die bestehende Böschungskante hineingeschoben und reagiert so auf äußert subtile Art und Weise auf den topografischen

Kontext. Geradezu fließend ist der Übergang zwischen dem Gebauten und der Landschaft. Aus der Vogelperspektive lässt das leicht geneigte Dach den Baukörper beinahe verschwinden. Das Gebäude ist nach Süden geneigt, dorthin, wo der Zwölferkofel majestätisch in den Himmel ragt. Die raumhohen Dreifachverglasungen inszenieren gekonnt den Blick auf die Bergkulisse. „Wir haben Be-

zug auf das gebaute Umfeld genommen und ein Hauptaugenmerk darauf gerichtet, die Aussicht einzufangen. Der gewohnten Wahrnehmung des Ortes sollte so wenig wie möglich hinzugefügt werden“, erklärt die Architektin. Stattdessen wurde reduziert und behutsam ergänzt. So nimmt das schlichte Gebäude bewusst die Materialien der denkmalgeschützten Nachbarbauten auf: Grober Spritzwurf

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1. Historisch: Großflächige SchwarzWeiß-Fotografien erzählen von den Abenteuern des Sextner Berg- und Tourismuspioniers Sepp Innerkofler. Die Besitzer des neuen Bistros sind seine Nachfahren.

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2. Stimmig: Kunstvolle Schnitzereien zieren die Tische. Darüber schweben schlichte Leuchten im Industriestil. Dazu gesellen sich schwarze Stühle. 3. Konsequent: Naturbelassenes Lärchenholz, Sichtestrich mit Zuschlägen aus Toblacher Dolomit, grober Spritzwurf und pastellgrüne Akzente prägen das Interieur. Die Materialien orientieren sich an den benachbarten Gebäuden im Heimatstil.

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„DAS GEBÄUDE IST ZURÜCKHALTEND, ABER NICHT SCHÜCHTERN.“ ULLA HELL

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-N trifft auf einen braunen Sichtestrichboden mit Zuschlägen aus Toblacher Dolomit, dekorative Lärchenholzschalungen intensivieren die Kontextualisierung. Selbst das Pastellgrün, das im Inneren den Ton angibt, bildet eine schöne Reminiszenz an den Heimatstil. 32 No. 46 / 2021

DAS INTERIEUR wirkt zeitgemäß, doch keinesfalls lässig. Kunstvolle Schnitzereien zieren die Tische und setzen feine Akzente jenseits vom Alpenkitsch. Darüber schweben Leuchten im Industriedesign. Der offene Grundriss entwickelt sich fließend über zwei Ebenen mit un-

terschiedlicher Höhenstaffelung. Selbst ganz hinten im Raum hat man die Sextner Dolomiten stets im Blick. Die Bistro-Theke ist ein massiver Monolith. Der graue Dolomit-Block stammt von jenem riesigen Gesteinsbrocken, der sich 2014 oberhalb des Freisingerhofes

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Robust: Die Theke ist ein massiver Monolith. Er stammt von einem Gesteinsbrocken, der sich 2014 beim historischen Felssturz von Tramin löste. Im Bistro hat er eine neue Bestimmung gefunden.

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Chic: Das Waschbecken im Badezimmer wurde direkt in den Dolomit gefräst. Darüber hängen runde Spiegel mit einem kunstvoll geschnitzten Rahmen aus Lärchenholz. Die Wände leuchten in einem kräftigen Grünton.

in Rungg löste. Beim Sturz teilte sich der Koloss in zwei Blöcke. Einer überrollte das Wirtschaftsgebäude, der andere kam nur wenige Meter vor dem Wohnhaus zum Stillstand. Als „Wunder von Tramin“ ging der Felssturz am Ende in die Geschichte ein.

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Geschichten erzählen auch die großflächigen Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden des Bistros. Auf anschauliche Art und Weise erinnern sie an die Abenteuer von Sepp Innerkofler. Seine Pionierleistungen nehmen hier völlig neue Konturen an. Die wahren Protagonisten

im Bistro sind aber nach wie vor die Sextner Dolomiten, die das Fischleintal umrahmen. Zurückhaltend, doch keineswegs schüchtern, fügt sich das Gebäude in die imposante Landschaft. Beinahe so, als würde es sich vor ihr verneigen, um n schließlich eins mit ihr zu werden.

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Wohnskulptur: Vor- und Rücksprünge definieren das Gebäude, das sich organisch in die Landschaft fügt. Die Natursteinfassade besteht aus Gneis und Schiefer. Die auskragenden Elemente wurden aus Kupferblech gefertigt.

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MODERNE FESTUNG Kantig, stark und anpassungsfähig: Das private Refugium eines Unternehmers mit hohen Ansprüchen. Text: Barbara Tilli | Fotos: Samuel Holzner

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„DAS GEBÄUDE NIMMT BEWUSST DIE GELÄNDESPRÜNGE IN SICH AUF.“ MARCO MICHELI

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ür einen Geschäftsmann aus dem Raum Bruneck haben die Architekten Marco Micheli und Michael Mumelter eine Villa entworfen, die durchsetzungsstark und anpassungsfähig zugleich ist. Der architekturaffine Bauherr hatte konkrete Vorstellungen. Seine Vision: Ein massives Bauwerk mit Natursteinfassade, das sich organisch in die Landschaft einfügt. STARK UND STUR wirkt das Gebäude auf einem kleinen Hügel nordöstlich von Bruneck. Wie eine moderne Festung, die auf das Treiben im Tal blickt. Die skulpturale Villa protzt nicht, sie passt sich organisch dem Gelände an. „Die Form entstand aus den Konturlinien der Landschaft und aus dem Willen heraus, 38 No. 46 / 2021

ein Bauwerk zu schaffen, das mit ihr im Dialog steht, statt ein selbstreferenzielles Element zu sein“, erklärt Marco Micheli. Die natürlichen Geländesprünge definieren den Grundriss der Villa, die aus drei Volumen, unterschiedlichen Ebenen und Abstufungen besteht. Das Ergebnis: eine selbstbewusste Formensprache, die äußerst dynamisch wirkt. NACH AUSSEN HIN präsentiert sich die Villa als Konglomerat aus Stein, Glas und Kupferblech. Für die Natursteinfassade wurde heimischer Gneis und Schiefer verwendet. Sie tragen wesentlich zu einer starken Optik und Haptik des Gebäudes bei und schaffen eine materielle Verbindung zum Standort. Das auskragende Volumen in der Mitte des Gebäudes geht in einen

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2 1. Grandiose Räume: Der offene Grundriss der Villa entwickelt sich über mehrere Ebenen. Im erhöhten Wohnbereich befindet sich eine Bibliothek. Sie wurde als Bühne für Bücher und Bildbände konzipiert und mit einer Decke aus Eichenholz eingerahmt. 2. Verspielte Geometrie: Zwischenpodeste, Stufen und Deckensprünge mit freien geometrischen Formen prägen das Interieur aus Eiche und Sichtbeton. Das Ergebnis: kommunizierende Räume und ein spannendes Spiel mit Perspektiven.

überdachten Außenbereich über und wurde aus Kupferblech gefertigt. Die Terrassierungen im Freien sind mit Lärchenholz verkleidet. GROSSE GLASFASSADEN durchbrechen die Natursteinfassade der Villa, die sich nach Süden hin öffnet. Im Norden zeigt sie ihre kalte Schulter. Auffällig zurückhaltend, aber wohl überlegt gingen die Architekten beim Entwurf des Daches vor. Ein Satteldach, wie es im ländlichen Raum charakteristisch ist, wäre nicht passend gewesen, ein Flachdach zu radikal. Das Problem wurde elegant gelöst – mit einer leicht geknickten Dachlandschaft, die fließend in die Natursteinfassade übergeht.

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DIE ARCHITEKTEN IM GESPRÄCH Das Gebäude steht in Dialog mit der Landschaft. Wie ist das gelungen?

platziert, betonen die langgezogene Form des Gebäudes und sorgen auch für eine schöne Optik.

Marco Micheli: Das Gebäude befindet sich auf einem abfallenden Baugrund. Wir haben die bestehenden Geländesprünge genutzt und sie im Entwurf miteingebaut. Auch weil wir den massiven Baukörper nicht einfach so hinstellen wollten. Das Gebäude nimmt also bewusst die Form des Geländes auf. So ergeben sich verschiedene Ebenen, Vor- und Rücksprünge, die dem Haus eine dynamische Formensprache verleihen, sowohl außen wie innen.

Ist so eine Natursteinfassade nicht unglaublich teuer? Michael Mumelter: Die Steine selbst sind es nicht, aber die Arbeit ist relativ kostenintensiv. Wir hatten einen sehr großzügigen Bauherrn. Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre das Projekt bestimmt gestorben. Welche bautechnischen Vorteile hat eine Natursteinfassade? Mumelter: Neben den gestalterischen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind Natursteinfassaden sehr langlebig, wert- und witterungsbeständig. Häufig sind sie im südländischen Raum zu finden, wo es in den Sommermonaten sehr heiß wird und die dicken Mauern eine bestimmte Kühle gewährleisten. Diese Funktion spielt hier aber kaum eine Rolle, da es sich um ein Klimahaus A handelt. Warum hat man sich nicht für ein Flachdach entschieden? Micheli: Obwohl immer mehr radikale Flachdächer entstehen, haben wir den Gedanken verfolgt,

Foto: Gustav Willeit

Die Fassade besteht aus Naturstein. Sind die Planung und die Montage nicht extrem aufwendig? Micheli: Tatsächlich ist es relativ aufwendig, eine Natursteinfassade zu errichten, weil sie nach wie vor schichtweise von Hand gelegt werden muss. Wir haben uns für eine Mischung aus lokalem Gneis und Schiefer entschieden. Auf das Betonmauerwerk folgt eine Kerndämmung und dann eine 25 bis 30 Zentimeter dicke Steinschicht. Die Steine wurden in horizontaler Ausrichtung

das traditionelle Satteldach in einer abstrakten Form zumindest leicht anzudeuten. Das passt aus meiner Sicht einfach besser in den ländlichen Raum.

Starkes Duo: Michael Mumelter (links) und Marco Micheli führen gemeinsam das Architekturbüro „Comfort Architekten“ in Bruneck. Ihre Bauprojekte zeichnen sich durch eine überlegte und dem Ort angepasste Formensprache aus.

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Foto: Gustav Willeit

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Kalte Schulter: Die Nordseite des Gebäudes wirkt auffällig zurückhaltend. Das leicht geknickte Dach geht in die Fassade über und erinnert ansatzweise an ein herkömmliches Satteldach.

DAS INNENLEBEN der 240 Quadratmeter großen Villa ist geprägt von einem Spiel aus Perspektiven und einer abwechslungsreichen Wohnatmosphäre. Die natürlichen Vor- und Rücksprünge des Geländes wurden im Interieur konsequent fortgeführt. Versetzte Ebenen, Zwischenpodeste und Deckensprünge bilden spannende Wohnbereiche mit fließenden Übergängen. Dahinter steckt ein durchdachtes Konzept: „Statt Wände hochzuziehen, um Räume abzugrenzen, haben wir Abstufungen am Boden und an den Decken vorgenommen“, erklärt Micheli. Diese organische Art zu bauen kommt beinahe

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ohne den rechten Winkel und seine Strenge aus. Das Interieur aus Eiche, Sichtbeton und Stein hat Ecken und Kanten, wirkt aber keineswegs starr oder ausdruckslos linear. Das Auge kann mühelos von einem Bereich in den nächsten wandern: von der herabgestuften Küche bis in den erhöhten Essbereich. Das großzügige Wohnzimmer liegt noch eine Ebene höher. Im Zentrum befindet sich ein offener Kamin. An der Rückwand erstreckt sich eine Bibliothek. Sie wurde als Bühne für Bücher und Bildbände konzipiert und mit einer Decke aus Eichenholz eingerahmt.

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Höhen und Tiefen: Die natürlichen Geländesprünge und die organische Formensprache des Gebäudes lassen zahlreiche geschützte Außenbereiche und überdachte Terrassen entstehen, wie hier am Hintereingang der Villa. Der herabgestufte Empfangsbereich im Freien wurde mit Lärchenholz verkleidet.

ÜBER EINE OFFENE TREPPE im Eingangsbereich, die von einer großen Glasfassade beleuchtet wird, gelangt man Stufe für Stufe in die zweite Etage. Dort befinden sich das Master Bedroom mit offenem Badezimmer und begehbarem Kleiderschrank, sowie ein Gästezimmer. Aus persönlicher Vorliebe hat der Bauherr auch

einen Musikraum und einen Saunabereich einbauen lassen. Sein Sinn für Ästhetik und seine Affinität für Materialien sind in die Formensprache der Villa mit eingeflossen. Selbstbewusst hat er den Architekten seine Vorstellungen geäußert. Mit demselben Selbstn bewusstsein schmiegt sich die Villa heute in die Landschaft.

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