Fazit 193

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fazitmagazin.at Nr. 193 4/2023 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M #193 FAZIT Juni 2023 Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.
Mandl über den fatalen Mangel an politischem Leadership
TEURES WOHNEN Wird angemessenes Wohnen zum Luxus?
Der Kampf mit den Windmühlen Ursula Lackner im Interview
FAZITESSAY Lukas
FAZITTHEMA
FAZITGESPRÄCH
ktundp.com Illustration: Maria Skrigan

Only good news are good news.

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Am 21. Mai hat es nun auch in Graz eine »Kinderbuchlesung« einer Dragqueen gegeben. In den USA grassieren diese spätestens seit 2022 quer durchs Land und mittlerweile sind sie eben in Europa und sogar Graz angekommen. So reflexartig, wie sich die FPÖ gegen die Lesung ausgesprochen hat, reagierten auch die vermeintlich liberalen Köpfe des Landes gegen diese Ablehnung. Die Rückständigkeit der alten Männer, die noch nicht im Jahr 2023 angekommen wären, wurde moniert und man zeigte sich entsetzt über den »blanken Hass« gegen Dragqueens. Da ein Veranstaltungsort übrigens nicht so leicht zu finden war, sind die Grazer Grünen eingesprungen. In letzter Konsequenz hat also Vizebürgermeisterin Judith Schwentner das Gelingen der Lesung ermöglicht. Und es damit geschafft, einer weiteren Unbedacht- wenn nicht sogar Dummheit Vorschub zu leisten. Kindergarten- und Volksschulkindern vorzulesen ist in aller Regel eine wunderbare Sache. Und das nicht nur, wenn es Mutter und Vater zuhause vor dem Einschlafen machen, nein, natürlich auch bei theater-

artigen Vorstellungen wo auch immer. Eine Dragqueen kann in all ihren Facetten – es gibt da von der reinen Travestiekunst bis hin zu Transgenderismus einen breiten Bogen – eine wunderbare Kunstfigur sein, die ihr Publikum bestens unterhält. Der erste Grund, warum ich gegen solche Lesungen bin, ist eine gehörige Portion Skepsis, ob das für unsere Kinder eine sie in ihrer Entwicklung positiv beeinflussende Sache ist. Man muss sich zuvorderst die Frage stellen, warum findet so eine Lesung statt? Anna-Sophie Slama, grüne Gemeinderätin in Graz etwa meint, es würde Buben, die sich gerne Mädchenkleider anziehen, helfen, »sein zu dürfen, wie sie sind«. Geschenkt. Wer Kinder hat, weiß, was denen alles einfällt. Und sicher sind es nicht ihre Eltern, die ihnen viele Vorschriften machen können, wie sie sich anziehen. Ich befürchte eher, es geht darum, den ebenfalls grassierenden Geschlechtsidentitätsstörungen, die seit den Nullerjahren in ungeahntem Ausmaß die westliche Welt überrollen, einen Mantel der »Normalität« umzuhängen. Immer mehr vor allem Mädchen möchten plötzlich Buben werden, immer öfter wird in immer jüngeren Lebensjahren mit irreversiblen medizinischen Behandlungen begonnen, um diesen »Fehler der Geburt im falschen Körper« zu korrigieren. Selbst wenn ich diese Entwicklungen wertfrei beobachte, frage ich mich, warum wir noch keine ernsthafte gesellschaftliche Diskussion darüber führen, warum das plötzlich so ist. Ob das eine positive oder negative Entwicklung ist, ob wir das wollen oder nicht. Und auch, was das Beste für betroffene Kinder und Jugendliche ist. All das können nicht fragwürdige Genderwissenschafterinnen an Universitäten entscheiden, das muss ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs sein.

Vielleicht ist die Aufösung aller Geschlechterrollen ein zivilisatorischer Fortschritt; ich denke das nicht, lass mich aber gerne von der Geschichte überzeugen. Jetzt braucht es jedenfalls diesen umfangreichen Diskurs. Zu groß ist die Gefahr, unsere Kinder in der verletzlichsten Phase ihrer Existenz zu verunsichern und nicht wieder gutzumachenden Schaden an ihnen anzurichten.

Identitätskrisen mit der Beliebigkeit eines bloßen Trends zu begegnen, erscheint mir geradezu frevelhaft.

Der zweite Grund, der mich gegen diese Lesungen eintreten lässt, ist die Frühsexualisierung unserer Kinder. Immer öfter werden dabei (noch vor allem in den USA) obszöne Tänze aufgeführt, Geschlechtsteile präsentiert und diverse Sexualpraktiken nachgestellt. In Graz war es »Gloria Hole«, die vorgelesen hat. Eine Anspielung auf das »Glory Hole«, was ich selten so explizit wie ich es hier gleich tun werde, erklären würde. Das »Glory Hole« dient dazu, möglichst viel, möglichst anonymen Oralverkehr (eine unter Erwachsenen an sich ehrbare Handlung) zu genießen. Hier aber geht es ausschließlich darum, viele Schwänze zu lutschen, ohne jede weitere menschliche Beziehung. Der Gedanke, das meinen Töchtern zu erklären, ist schlicht abwegig. Ich nehme es dem grünen Publizisten und Politiker Daniel Cohn-Bendit gerne ab, wenn er seine um 1980 getätigen pädophilnahen Aussagen heute bereut. Dass es 2023 wieder die Grünen sind, die explizite Sexualität mit Kindern in Verbindung bringen, erschüttert mich. Und widert mich an. Ganz ohne jeden Hass gegen alle Dragqueens dieser Welt. n

FAZIT JUNI 2023 /// 5
Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at Dragqueens können die Gesellschaft bereichern.
nicht unsere Kinder
Aber
Editorial

Teures Wohnen

Inflation, neue Gesetze und Demografie machen angemessenes Wohnen langsam zum unerschwinglichen Luxusgut.

Kampf mit den Windmühlen

Landesrätin Ursula Lackner über lösungsorientierte Umwelt- und Klimapolitik und über die Herausforderungen für die SPÖ.

Das Neinhorn

Es fehlt an Leadership

Solidarität von anderen fordern und dabei nur auf sich selbst schauen, das kann nicht klappen. Ein Essay von Lukas Mandl.

Wir besuchten die Theateradaption des Kinderbuchs »Das Neinhorn« im Grazer Next Liberty. Eltern wie Kinder waren begeistert. Seite 80

Zur Lage #102

Anläßlich der Krönung König Karls III.

denkt Christian Klepej über Selbstgespräche und Geschlechterrollen nach. Seite 38

Ausgabe Juni 2023 XX. Jahrgang Nr. 193 (4/2023)
sind
Einschaltungen. 6 /// FAZIT JUNI 2023 WILLKOMMEN IM FAZIT!
Inhalt Fazit Juni 2023
FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge
entgeltliche
08 22 39
Fotos: Daniel J. Schwarz, Erwin Scheriau, Enlarge (2), Andreas Pankarter, Heimo Binder, Familie Windsor

Das Triathletenduo Fazitbegegnung mit dem Grazer Triathletenpaar Marianne und Anton Hergouth, das für seine Leidenschaft die ganze Welt bereist.

Wirtschaft und mehr.

Rubriken

Editorial 5

Politicks 14

Investor 32

Zur Lage 38

Außenansicht 48

Immobilien 68

Alles Kultur 78

Schluss 82

Liebe Leser!

Ist es zulässig, dass angemessener Wohnraum für immer mehr Familien zum Luxusgut wird? Lange vor der aktuellen Inflationswelle sind die Wohnungspreise in die Höhe geschossen. Und trotz hoher Leerstände ist auch jetzt bestenfalls mit einer kurzen Abkühlungsphase der Preise zu rechnen. Dazu kommen neue Kreditregeln, die den Traum vom Eigenheim selbst für Gutverdiener in weite Ferne rücken lassen.

Zum Fazitgespräch waren wir im Grazer Landhaus, um mit Umweltlandesrätin Ursula Lackner darüber zu reden, wie die Steiermark den Ausbau von Sonnen-, Wind- und Wasserstrom in jenem Ausmaß vorantreiben will, das zur Erfüllung der Klimaziele erforderlich ist. Und es ging auch um den Zustand der Bundes-SPÖ.

Für das Fazitporträt besuchten wir die großartige Buchhandlung Plautz in Gleisdorf – ein literarischer Nahversorger, zu dessen Kunden nicht nur die Bewohner des Grazer Speckgürtels, sondern auch vier Universitäten und die Nationalbibliothek gehören. Zudem haben wir anlässlich des Jungfernflugs von Eurowings von Graz nach Hamburg das breite Kulturangebot der Hansestadt getestet. Gutes Lesen! -red-

IMPRESSUM

Bücher aus Gleisdorf

Seit 75 Jahren ist die Buchhandlung Plautz in Gleisdorf für die literarische Nah- und immer öfter auch Fernversorgung zuständig.

ErfolgSERIEdurch Führung#60

Seite 48

Herausgeber

Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Medieninhaber & Verleger

Klepej & Tandl OG

Chefredaktion

Christian Klepej

Mag. Johannes Tandl

Redaktion

Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina

Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Kim Vas (Satz und Produktion), Vanessa Fuchs (Organisation)

Lektorat AdLiteram

Druck

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fazitmagazin.at

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FAZIT JUNI 2023 /// 7
Seite46 Außenansicht
Peter Sichrovsky über die Suche nach einem Parteichef für die SPÖ.
Titelfoto von Erwin Scheriau
44 70

Teures Wohnen: Die stille Krise

Fazitthema

Von Johannes Roth

Wohnen ist ein elementares Bedürfnis. Wo und wie man wohnt, ist nicht nur fundamentaler Bestandteil der Lebensqualität, sondern hat Einfluss auf den Job, die Gesundheit und den sozialen Status. Doch Inflation, neue Gesetze und Demografie machen angemessenes Wohnen langsam, aber sicher zum unerschwinglichen Luxusgut.

Mitte der 2000er Jahre war die Welt noch in Ordnung. In Graz war eine 110-Quadratmeter-Wohnung vis-à-vis der alten Universität erschwinglich. Um wohlfeile 150.000 Euro etwa, alles in allem, ließ sich – und dazu brauchte man gar nicht einmal sehr großes Glück – ein solches Altbaujuwel mit Parkettböden, Flügeltüren und Kamin erwerben. Den dazugehörigen hofseitigen Balkon konnte man ohne großen bürokratischen Aufwand um kleines Geld errichten lassen, die Sanierung der Wohnung schlug mit etwa 25.000 Euro zu Buche. Das war machbar. Den Kredit zur Finanzierung des Wohntraumes erhielt man locker. Damals waren für Menschen mit Cojones gerade Fremdwährungskredite in Schweizer Franken, US-Dollar oder Yen en vogue. Mit ihnen verband sich die Hoffnung, dass sich die gerade von zwei auf fünf Prozent steigenden Kreditzinsen abfedern ließen. Die Finanzkrise 2008, die auch zu einer Immokrise werden sollte, war noch in einiger Ferne. Die Banken schmissen den Käufern das Geld geradezu hinterher. Auch klassisch zu finanzieren war kein Problem. Um eine Wohnbaufinanzierung zu erhalten, genügte in den meisten Fällen schon ein Einkommensnachweis von drei Monatsgehältern und ein guter Eindruck bei der Bank. Diese Zeiten sind vorbei.

Enorme Preissteigerungen

Wer heute eine vergleichbare Altbauwohnung in der Grazer Innenstadt kaufen will, der muss ziemlich lange suchen. Die günstigste, mit obigem Beispiel vergleichbare, auf Willhaben angebotene

Altbauwohnung (Graz, ab 100 Quadratmeter) fand sich im ersten Stock in der Grazer Pestalozzistraße, war »leicht sanierungsbedürftig«, ohne Freiflächen und sollte 370.000 Euro kosten. Wer sie finanzieren will, muss nachweisen, dass er schon 72.000 Euro gespart hat – 20 Prozent Eigenkapitalquote sind neuerdings vorgeschrieben. Auch neu: Die Kreditraten dürfen 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht übersteigen, der Kredit muss in längstens 35 Jahren zurückgezahlt werden können. Wer also für die Familie 100 Quadratmeter in durchschnittlicher Lage erwerben möchte, dem müssen mindestens 3.750 Euro netto pro Monat zur Verfügung stehen. Dafür kriegt man ein Kinderzimmer, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und ein Badezimmer. Wer im Jahr 70.000 Euro brutto verdient, dem bleiben monatlich netto 3.100 Euro übrig – das ist eine Einkommensklasse, in der sich Führungskräfte im mittleren Management bewegen. Um diese Wohnung kaufen zu können, muss es also eine zweite Person im Haushalt geben, die zumindest Teilzeit arbeitet und die etwa 1.200 netto pro Monat heimbringt. Nach Abzug der Fixkosten für Energie (200 Euro) und Betriebskosten (462 Euro) schafft man so gerade einmal die Hürde für die Kreditvergabe. Die Milchmädchenrechnung zeigt: Wohnen im Eigentum ist für die meisten Menschen nicht nur teuer geworden. Es ist nahezu unleistbar. Denn die Führungskräfte mit zweifachem Haushaltseinkommen sind dünn gesät, insbesondere die, die eine Wette mit sich selbst eingehen. Dass es nämlich ein Leben lang finanziell nur bergauf geht und sowohl Arbeits- als auch Partnerschaftsverhältnis stabil

FAZIT JUNI 2023 /// 9
Foto: Daniel J. Schwarz

bleiben, ist relativ unwahrscheinlich geworden. Wer einen Kredit aufnimmt, den er in 35 Jahren zurückgezahlt haben soll, muss übrigens auch seine wahrscheinlichen Einkünfte in der Pension mitberechnen. Zumindest, sofern er zum Zeitpunkt des Finanzierungsbeginns nicht jünger als 30 Jahre ist. In diesem Alter genügt jedoch ohnehin meist eine kleinere Wohnung. Die meisten 40Quadratmeter-Wohnungen, die auf Willhaben derzeit angeboten werden, kosten zwischen 150.000 und 200.000 Euro, einige deutlich mehr. In den vergangenen Jahren wurden viele davon gebaut.

Enormer Bauboom wegen der Niedrigzinsen

Die niedrigen Zinsen, viel Geld im Markt, der Zuzug in die Ballungsräume und der demografische Wandel lösten einen Bauboom aus, der die Immobilienwelt verändert hatte: Im Vordergrund standen nun nicht mehr wie noch bis in die 1990er Jahre ausreichend Wohnraum für Familien mit mehreren Kindern – denn die wurden immer seltener. Gefragt waren plötzlich die gut geschnittenen Single-Appartements zwischen 30 und 50 Quadratmetern an der Peripherie, die sich um relativ wenig Geld errichten, verkaufen und vermieten ließen. Eine breit angelegte Wohnbaustudie, die die Bautätigkeit in Graz zwischen 2015 und 2020 detailliert analysierte, ergab, dass in diesem Zeitraum allein in der Landeshauptstadt exakt 18.131 Wohnungen errichtet worden waren. Die über 1.100 Wohnbauprojekte, die diese gewaltige Zahl neuer Wohnungen umfasst, sind sichtbares Zeugnis dessen, was viele Grazer als Bauwut wahrgenommen hatten. Nicht nur das Stadtbild in Graz und an der Peripherie hat sich dadurch geändert, sondern auch die politische Landschaft. Die Nonchalance, mit der der damals amtierende Bürgermeister Siegfried Nagl die Bedenken der wählenden Bevölkerung gegen immer neue Wohnbauprojekte ignoriert hatte, verhalfen der Kommunistin Elke Kahr zu einem fulminanten Wahlsieg bei der Gemeinderatswahl. Kahr steht für einen radikalen Kurswechsel vor allem in der Wohnungspolitik. Allerdings stellt die Teuerung der vergangenen Monate Politik, Mieter und Besitzer vor völlig neue finanzielle Herausforderungen. Erschwerend kommt hinzu, dass Wohnbauprojekte lange brauchen, bis sie verwirklicht werden können – von der Planung über die Genehmigung bis zur Errichtung vergehen oft Jahre. Dementsprechend schwierig ist es für die KPÖ, eine kurzfristige Änderung der Wohnbaupolitik durchzuführen, die auch wahrgenommen wird. Schließlich trifft die Teuerung am Immobilienmarkt Mieter wie Käufer relativ unmittelbar.

Eigentumsquote unter dem EU-Schnitt

Vor allem für Mieter ist die Teuerung ein relevantes Problem geworden. Knapp 45 Prozent der Haushalte in Österreich wohnten im Jahr 2021 zur Miete. Die Eigentumsquote liegt weit unter dem EU-Schnitt von 70 Prozent. Wobei sie vor allem in den osteuropäischen Ländern richtig hoch ist – in Rumänien zum Beispiel 96 Prozent –, was den EU-Durchschnittswert ein wenig relativiert. Dennoch wirken sich marktbedingte Verteuerungen am Mietenmarkt auf sehr viele Österreicher direkt aus. Dazu kommen noch die gesetzlich vorgesehenen Anhebungen der bestehenden Mieten, denen ein ab 1994 geschlossener Mietvertrag zugrunde liegt. Die sind an den Verbraucherpreisindex gekoppelt, betroffen sind 300.000 Haushalte in Österreich, die Anfang Mai eine massive Mieterhöhung hinnehmen mussten. Aber auch bei Mietverträgen, die zwischen 1982 und 1994 abgeschlossen wurden (sog. Kategoriemieten), wirkt sich die Teuerung aus; sie können, wenn die Inflation seit der letzten Anpassung fünf Prozent übersteigt, angepasst werden – was in den vergangenen Monaten mehrfach der Fall war. Dass man in Graz trotzdem noch günstig zur Miete wohnen kann, liegt an den regulierten Mietpreisen für Altbauwohnungen. Heißt: Für Wohnraum, der vor 1945 bzw. vor 1953 errichtet wurde und dem Mietrechtsgesetz unterliegt, ist der Quadratmeterpreis zum Leidwesen jedes Wohnungsbesitzers festgelegt. Je nach Lage und Ausstattung gibt es Zu- oder Abschläge. Aber auch dieser Richtwert steigt ständig, er beträgt in der Steiermark derzeit 9,21 Euro – höher ist er nur in Vorarlberg mit 10,25 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: 2003 betrug der Richtwert in der Steiermark noch 5,96 Euro pro Quadratmeter, vergangenes Jahr 8,49 Euro. Die Mietervereinigung rechnet in einer Aussendung vergangenes Jahr vor: »Die Erhöhung der Richtwertmieten bringt bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung in einem Altbau in Wien Mehrkosten von rund 360 Euro im Jahr. Da der Richtwert für jedes Bundesland unterschiedlich ist, unterscheiden sich auch die Mehrkosten. In Oberösterreich macht die Erhöhung rund 390 Euro aus, in der Steiermark fast 500 Euro.«

Mietpreisdeckel und Grunderwerbsteuer

Das ist nicht Nichts – und trägt dazu bei, dass Wohnen in Österreich immer teurer wird. Immer lauter wird daher der Ruf nach einem Mietpreisdeckel, wie er zum Beispiel in Spanien realisiert wurde. Ein solcher war geplant, wurde aber nicht beschlossen –

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Fazitthema
„Manche unterliegen der Fehleinschätzung, dass die Immobilienpreise in absoluter Betrachtung sinken werden und man, wenn man zuwartet, eine Immobilie von der Nominale her billiger erwerben könne als derzeit.
Ich glaube das nicht.“
Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse

die Koalition konnte sich nicht einigen. Die Grünen konnten der Bedingung der ÖVP, einen Freibetrag auf die Grunderwerbsteuer beim ersten Eigenheim festzulegen, nichts abgewinnen. Sie sprachen sich aufgrund der »Verteilungswirkung« dagegen aus, man bezweifelte auch, dass deswegen wirklich mehr gebaut werden würde und befürchtete »Mitnahmeeffekte zulasten des Budgets«. Die ÖVP wiederum kritisierte die Treffsicherheit eines Mietendeckels bei den Altbaurichtwerten, da sich von den österreichweit 483.500 Wohnungen mit Richtwertmieten 370.000 in Wien befänden. Das Ergebnis der grünen Weigerung: Eine Erhöhung der Richtwertmieten seit April um 8,6 Prozent und weiterhin kein Freibetrag für die Grunderwerbsteuer. Anders als in Wien, wo die rot-pinke Stadtregierung die Mieterhöhung voll durchgezogen hat, ist das bei Grazer Gemeindewohnungen, die ebenfalls den Richtwerten unterliegen. Hier tut die kommunistische Bürgermeisterin das, was ihre Wähler von ihr erwarten: »Die Stadt hilft dort, wo sie die Möglichkeit hat. Die Richtwertmieten in Gemeindewohnungen wurden im Vorjahr gar nicht erhöht, heuer statt um 8,6 Prozent nur um zwei Prozent. Auch in den kommenden Jahren wird es keine Erhöhung um mehr als zwei Prozent geben.« Ein Mietpreisdeckel, so ist man im Büro der Bürgermeisterin überzeugt, würde nicht nur den Mietern, sondern auch grundsätzlich helfen, die Inflation einzudämmen. Was das Thema Wohnen betrifft, kann man der Grazer Stadtregierung jedenfalls eines sicher nicht vorwerfen: untätig zu sein. Immerhin, so Elke Kahr, »errichtet die Stadt selbst auch Wohnungen mit leistbaren Mieten, und im Übertragungswohnbau gibt es in Graz die Möglichkeit einer Mietzinszuzahlung – eine Leistung, die sonst keine österreichische Stadt anbietet.«

Leerstandsabgabe gefordert

Es weht hier also spürbar ein anderer Wind – einer, der Anlegern und Investoren am privaten Sektor recht scharf ins Gesicht bläst. So ist die Grazer Bürgermeisterin naturgemäß eine große Befürworterin von Leerstandsabgaben. »Wenn man vorwiegend Wohnungen baut, deren Eigentümer es sich leisten können, sie lieber leer stehen zu lassen, als sie zu leistbaren Preisen zu vermieten, läuft etwas grundsätzlich falsch«, rechtfertigt das Rathaus die Position. Die Konsequenz, so Kahr: »Eine Leerstandsabgabe, die diesen Namen auch verdient, wäre sicher sinnvoll. Aber nur in einer Höhe, die Investoren nicht ohnehin aus der Briefmarkenkassa zahlen können. Auch andere Maßnahmen, wie der Wegfall von Steuerbegünstigungen für Anlegerwohnungen oder eine Ausweitung des Vollanwendungsbereiches des Mietrechtsgesetzes, würden helfen. Gleichzeitig darf man nicht der Illusion erliegen, dass damit sämtliche Probleme des Wohnungsmarktes zu lösen wären. Von Bund und Land würde ich mir mehr Mittel für den öffentlichen Wohnbau wünschen.« Dabei ist es nicht so, dass es in Österreich das Instrument der Leerstandsabgabe nicht ohnehin schon gäbe. Salzburg, Tirol und die Steiermark haben unterschiedliche Gesetze, die das Leerstehen von Wohnraum regulieren. Das Steiermärkische Zweitwohnsitz- und Wohnungsleerstandsabgabegesetz (StZWAG) sieht die Sanktionierung von Wohnungseigentümern vor, die Wohnungen besitzen, »an denen für mehr als 26 Kalenderwochen im Jahr weder eine Meldung als Hauptwohnsitz noch als sonstiger Wohnsitz vorliegt.« Das Problem: Das Gesetz ist zahnlos, auch weil es viele Ausnahmen gibt:

Solche gelten etwa für Vorsorgewohnungen für Kinder, Bauten mit bis zu drei Wohnungen, in denen Eigentümer des Baus in einer der Wohnungen ihren Hauptwohnsitz haben. Oder: Für Wohnungen, die von den Eigentümern aus gesundheitlichen oder altersbedingten Gründen nicht mehr als Wohnsitz verwendet werden oder Bauten mit einer oder mehreren Wohnungen mit Denkmaleigenschaft.

Wohnrauminvestments sinken

Investment in Wohnungseigentum im großen Stil scheint deutlich unattraktiver geworden zu sein. Das nimmt auch Oliver Kröpfl, der für Immobilien zuständige Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse wahr. Die Nachfrage nach privaten Immobilienkrediten sei auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch in den vergangenen Jahren. Mit dem Inkrafttreten der neuen Bestimmungen Mitte 2022 sei der Einbruch spürbar gewesen, so Kröpfl. Das werde aber nicht so bleiben, so der Steiermärkische Vorstand. Aus den Gesprächen mit Kunden wisse man, dass »manche der Fehleinschätzung unterliegen, dass die Immobilienpreise in absoluter Betrachtung sinken werden und man, wenn man zuwartet, eine Immobilie von

FAZIT JUNI 2023 /// 11 Fazitthema
„Dass Investoren und Anleger in die Armutsfalle tappen, wenn sie die Mieten nicht im gesetzlichen Ausmaß erhöhen können, ist eine Mär der Immobilienlobby. Wenn auf einen Teil des Gewinnes verzichtet wird, kann man trotzdem Investitionen finanzieren.“
Elke Kahr, Bürgermeisterin von Graz
Fotos: Raggam, Silviano Weidinger

Tierwelt Herberstein

der Nominale her billiger erwerben könne als derzeit. Ich glaube das nicht«, sagt Kröpfl, »sondern ich denke, dass das Thema 2024 wieder an Dynamik gewinnen wird.« Elke Kahr jedenfalls macht sich um Vermieter, die die Teuerung ja auch nicht eins zu eins an ihre Mieter weitergeben können, noch keine großen Sorgen. Dass dringend nötige Investitionen hintangestellt werden, sieht sie nicht als Problem. »Das mag vielleicht dann und wann auf kleinere Vermieter zutreffen. Dass aber Investoren und Anleger in die Armutsfalle tappen, wenn sie die Mieten nicht im gesetzlichen Ausmaß erhöhen können, ist eine Mär der Immobilienlobby. Wenn auf einen Teil des Gewinnes verzichtet wird, kann man auch Investitionen finanzieren. Nicht zuletzt ist das ein weiteres Beispiel dafür, dass man Grundbedürfnisse des Menschen wie das Wohnen nicht « derweil sieht das anders. Gerald Gollenz,Ich haltevestitionskapital fehlen und das ist nicht nur für die Immobiliedie großen Sprünge sicher einmal vorbei, Seitwärtsbewegungen und -

VIELFALT DES LEBENS

29. Apr. bis 5. Nov. 2O23

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark
12 /// FAZIT MÄRZ 2023
„Eine Viertagewoche und ein Penthouse in Graz-Geidorf werden sich schwer miteinander vereinen lassen.“
Gerald Gollenz, WKO-Fachgruppenobmann der Immobilienwirtschaft
Foto: Fischer

ditvergaberichtlinien würden das ihre dazu beitragen. Ob sie zu streng seien? »Ja, ganz sicher sogar. Leider ist Österreich immer im vorauseilenden Gehorsam unterwegs, egal ob es sich um die KIM-Verordnung oder um Basel 4 handelt.« Einen »dramatischen« Preisverfall, wie er jüngst vom Economist für Immobilien in Wien unterstellt wurde, kann er nicht erkennen. Gollenz beruhigt: »Der Markt orientiert sich derzeit neu. Schuld sind nicht die Immobilien an sich, sondern die Umstände: Krieg, Inflation, Energiekrise etc. Diese Entwicklungen hat es immer wieder gegeben, wir waren nur in den letzten Jahren anderes gewohnt.« Wenn allerorts über zu teures Wohnen geklagt werde, könne er das zwar nachvollziehen. Hauptproblem in der Preisentwicklung seien aber nicht Kaufpreise oder Mieten, sondern die »Betriebskosten« Gollenz: »Die Energie ist zu teuer«. Schließlich bestätigen auch die Immobilienmakler, dass der Markt sich spürbar verändert. REMAX-Österreich-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer konnte sich 2022 noch über ein Rekordjahr freuen. Auch wenn die Zeiten schon letztes Jahr eher »unsicher« gewesen seien, so hätte doch die starke, bekannte Marke und das Vertrauen, das mit der Marke verbunden sei, geholfen. Doch die Erfolge der Vergangenheit liegen nun schon Monate zurück, für heuer zeichne sich eine deutlich gebremste Konjunktur für RE/MAX wie die gesamte Branche ab. Die Bevölkerung sei verunsichert, meint Reikersdorfer, die Kreditvergaberichtlinien, steigende Zinsen und die Energiekosten täten ein Übriges. »All das beeinflusst den Immobilienmarkt, die Anzahl der Immobilienverkäufe in Österreich geht spürbar zurück.«

Aus Sicht des Unternehmers die Chance, in Neues zu investieren: Digitalisierung, Werbung, Mitarbeiterrecruiting sind Bereiche, in denen man sich gut aufstellen will, um aus der aktuellen Situation »gestärkt hervorzugehen«. Allzu hart dürfte die Marktveränderung das Unternehmen auch nicht treffen, man sei optimistisch, heuer die Umsatzzahlen von 2021 erreichen zu können. »In Summe wird es trotzdem ein gutes Immobilienjahr werden«, so der REMAX-Experte. »Das Immobilienangebot im Bereich Wohnimmobilien-Kauf steigt seit Monaten kontinuierlich, die Nachfrage ist hingegen spürbar gesunken und die Preise gehen erstmals nach vielen Jahren wieder zurück. Mietwohnungen rücken aktuell wieder vermehrt in den Fokus.«

Auch Gerald Gollenz sieht keinen Grund für Pessimismus: »Anleger wird es so lange geben, solange es Leute mit Geld gibt. Eine Immobilie sollte auch weiterhin zu einem Anlagenportfolio gehören. Und für die langfristige Wohnversorgung bieten kleine Wohnungen nicht die Lebensqualität, die sich alle wünschen. Da wird es sicher verstärkt den Trend aufs Land geben, wo es doch noch günstigeren Wohnraum gibt. Eines ist aus meiner Sicht aber auch klar: Eine Viertagewoche und ein Penthouse in Geidorf werden sich schwer miteinander vereinen lassen.« n

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Für den steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler ist Herbert Kickl als Bundeskanzler unvorstellbar.

Für die Steiermark strebt er die Fortsetzung der Partnerschaft mit der SPÖ an.

Für Drexler ist Kickl als Bundeskanzler unvorstellbar

In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung bezeichnet der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler FPÖ-Chef Herbert Kickl als völlig ungeeignet, um nach der nächsten Nationalratswahl einen Koalitionspartner für die ÖVP abzugeben. Ein Kanzler Kickl sei für ihn unvorstellbar, so Drexler. Er werde daher mit Sicherheit niemals einer solchen Lösung zustimmen. Der steirische Landeshauptmann positioniert sich damit einmal mehr als Anhänger einer Zusammenarbeit zwischen ÖVP und SPÖ. Er werde daher mit der Aussage in die Landtagswahl gehen, die Koalition mit der SPÖ fortsetzen zu wollen.

Mit der SPÖ sei der November 24 als Wahltermin vereinbart. So lange brauche die Koalition auch noch, um die beschlossene Agenda abzuarbeiten. Was die Chancen der ÖVP anlangt, spricht Drexler von der Steiermark als »Swingstate« mit drei annähernd gleich großen Lagern von ÖVP, SPÖ und FPÖ. Das Interview lässt vor allem innerhalb der FPÖ die Wogen hochgehen. Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek bezeichnet Drexlers Aussagen als inakzeptabel. Sie würden außerdem das fragwürdige Demokratieverständnis von Drexler entlarven.

SPÖ: Doskozil gewinnt

Mitgliederentscheid knapp vor Babler

An der SPÖ-Mitgliederbefragung nahmen 72,4 Prozent der rund 140.000 Parteimitglieder teil. Dabei konnte Hans Peter Doskozil mit 33,68 Prozent oder 36.019 Stimmen den ersten Platz erreichen. Andreas Babler sicherte sich 31,51 Prozent mit 33.703 Stimmen knapp vor der aktuellen Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner mit 31,35 Prozent oder 33.528 Mitglieder.

Vielleicht hätte die SPÖ-Mitgliederbefragung ja tatsächlich die große Chance sein können, um das verbliebene gemeinsame Ziel aller Protagonisten, FPÖ-Chef Herbert Kickl als Bundeskanzler zu verhindern, zu erreichen. Dazu müssten Babler und Doskozil als starkes und schlagkräftiges Team, das die verschiedenen SPÖ-Lager wieder zusammenführt, endlich zusammenarbeiten. Doch dazu wird es wohl nicht kommen. Auch Rendi-Wagners Unterstützer können die Gräben nicht überwinden. Und so kann wohl tatsächlich nur mehr die ÖVP einen Bundeskanzler Kickl verhindern, indem die Meinung des Steirischen Landeshauptmanns Christopher Drexler zur Parteilinie wird. Sonst könnte die FPÖ zu den eigentlichen Gewinnern der Befragung gehören; gemeinsam mit der KPÖ oder einer noch zu gründenden Linkspartei. Denn der Umgang mit dem Mitgliedervotum hat zwei mächtige Bruchlinien offenbart, die die Partei durchziehen und spätestens bei der kommenden Nationalratswahl gefährlich für die SPÖ werden.

SPÖ: Halten die beiden Bruchlinien?

Immerhin sind aufgrund der Befragung Tausende Sympathisanten neu in die SPÖ eingetreten. Sie wollten mitentscheiden, wer die immer noch stolze Partei aus der Opposition zurück auf den Ballhausplatz führen soll. Keine parteiinterne Personalentscheidung konnte sich jemals zuvor über eine dermaßen große mediale Aufmerksamkeit freuen. Nicht nur die Krawallsender der Fellners und des deutschen Medienkonzern »ProSiebenSatEins« haben dem SPÖ-Drama in den letzten Wochen gefühlte 90 Prozent ihrer Politsendezeit gewidmet, auch bei ORF und Servus-TV war die Kür des SPÖ-Chefs das Talkthema Nummer eins.

Natürlich hätte die SPÖ-Zentrale die enorme Aufmerksamkeit als Gratiswerbezeit für die aktuellen SPÖ-Positionen nutzen müssen. Doch die Persönlichkeitsstrukturen der drei antretenden Alphatiere, Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler, ließen das nicht zu. Rendi-Wagner spielte die Beleidigte und verhielt sich während der gesamten Wahlkampfphase völlig passiv. Das Doskozil-Lager nahm den ungeliebten SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in Visier, um ihn mit Manipulationsvorwürfen zu überschütten. Und der ehemalige SJ-Bundessekretär Andreas Babler sah seine Chance im Kontakt mit seinem ehemaligen SJ-Netzwerk am linken Rand der SPÖ. Dort punktete er etwa mit Inhalten wie einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich. Damit bewies er, dass er zwar das Handwerk des gelernten Parteisekretärs beherrscht, der seine linke Zielgruppe bedienen muss. Gleichzeitig konterkarierte er mit dieser Forderung jedoch die Story vom Einsatz der SPÖ für die leistungsorientierte

14 /// FAZIT JUNI 2023
Foto: STVP/Lorber Außenministerium
„Wo bei den Menschen Wut herrscht, gibt es einen Markt für Populisten aller Art. Ich nehme diese Herausforderung an!“
Landeshauptmann Christopher Drexler

Politicks

Mitte, die damit seit Bruno Kreisky noch jeden SPÖ-Vorsitzenden – mit Ausnahme von Pamela Rendi-Wagner – zum Bundeskanzler gemacht hat.

Babler konnte es sich ausrechnen, dass kein Kandidat mehr als die Hälfte der befragten SPÖ-Mitglieder hinter sich vereinen können würde. Daher kündigte er bereits sehr früh an, dass er bei jedem nicht eindeutigen Ergebnis am Parteitag kandidieren werde

SPÖ-Bruchlinie #1: Links gegen ganz links Statt zu einem Hochfest der Sozialdemokratie wurde die Befragung daher zu einem PR-Supergau für die SPÖ. Die Mitgliederabstimmung hat innerparteiliche Bruchlinien offengelegt. Ein Sieg von Babler beim anstehenden Parteitag käme in der öffentlichen Wahrnehmung einem massiven Linksruck gleich, der etliche DoskozilAnhänger und Mitte-Links-Wähler zur Abkehr von der SPÖ verleiten würde.

Sollte sich – wie aufgrund der Struktur von Delegiertenparteitagen eigentlich zu erwarten ist – Doskozil doch noch durchsetzen, wäre hingegen die Enttäuschung am linken Parteirand und bei den urbanen Bildungsbürgern, die die Arbeiter längst als wichtigste SPÖ-Zielgruppe abgelöst haben, riesig. Die Babler-Fans und frustrierten Rendi-Wagner-Anhänger verabscheuen nicht nur Doskozils Law-andOrder-Image. Längst haben sie auch das Bild von Doskozil als Heckenschützen und SPÖ-Zerstörer verinnerlicht. Dazu kommt, dass die Wiener SPÖ unbedingt verhindern will, dass sich nach Christian Kern mit dem burgenländischen Landeshauptmann schon wieder ein Bundesvorsitzender durchsetzt, den die Wiener SPÖ-Spitze ausdrücklich nicht will.

Hans Peter Doskozil konnte zwar die burgenländische Landtagswahl mit absoluter Mehrheit gewinnen und die FPÖ aus der Landesregierung werfen. Er steht damit jedoch auch für das Gegenteil jener Willkommenskultur und jener Politik der offenen Grenzen, mit dem die Wiener SPÖ gerne ihren Humanismus hervorhebt. Von der Wahl Doskozils an die SPÖ-Spitze

könnten daher sowohl die KPÖ als auch eine noch zu gründende Linkspartei profitieren. Diesbezüglich ist es völlig nebensächlich, dass Doskozil ebenso die Einführung sogenannter »Reichensteuern« fordert wie Babler, oder dass er bei seiner Forderung nach einem gerechten Mindestlohn sogar weit links von den Gewerkschaften steht.

Die KPÖ braucht eine zuerst zerstrittene und danach erodierende SPÖ, um wie in Graz oder Salzburg gewinnen zu können. Ihre Erfolge basieren bekanntlich nicht auf der verbrecherischen KP-Ideologie, sondern auf zahlreichen linkspopulistischen Lügen, denen viele vermeintliche Wohlstandsverlierer auf den Leim gehen.

SPÖ-Bruchlinie #2:

Die Bundesländer gegen Wien Viele Beobachter wundern sich über die unglaubliche Entschlossenheit, mit der die Wiener Landespartei, sich nun für den Fall von Pamela Rendi-Wagner zu rächen versucht. Sie dürften dabei vergessen, dass es zur DNA der Wiener Genossinnen und Genossen gehört, den SPÖ-Länderorganisationen voranzugehen. Aus Wiener Sicht muss die Bundespartei vor allem die Ansprüche und Interessen der Wiener Landespartei gegenüber der Bundespolitik durchsetzen. Und tatsächlich sind im innerparteilichen Machtgefüge der Bundes-SPÖ die Wiener Genossinnen und Genossen beinahe ebenso stark vertreten wie die Vertreter aller anderen Landesorganisationen zusammen. Aber eben nur fast; die Wiener brachten im Parteivorstand gegen den Willen der SPÖ-Landesorganisationen von Oberösterreich, der Steiermark, dem Burgenland, Salzburg, Tirol und ausgerechnet Niederösterreich den Babler-Vorschlag nach einer Stichwahl zwischen Doskozil und Babler unter den SPÖ-Mitgliedern ein und scheiterten mit 22 gegen 25 Stimmen knapp. Doskozil fürchtete womöglich zu Recht, dass die Rendi-Wagner-Wähler bei einer Urwahl weitgehend geschlossen zu Babler wechseln könnten und drohte mit Rückzug. Er ließ sich aber auf den Kompromiss ein, am Parteitag gegen Babler anzutreten.

Ob die Wiener SPÖ gemeinsam mit den Delegierten der von ihr dominierten SPÖVorfeldorganisationen doch noch eine Doskozil-Niederlage erreichen kann, bleibt abzuwarten. Und erst recht wie sich die sechs SPÖ-Landesorganisationen, die sich eindeutig hinter Doskozil gestellt haben, in diesem Fall verhalten werden. n

Der burgenländische Landeshauptmann muss nun am SPÖ-Parteitag gegen Andreas Babler antreten. Beide wollen die SPÖ wieder einen und streben eine Ampelkoalition an.

FAZIT JUNII 2023 /// 15

Recht haben

Künstliche Intelligenz und Urheberrecht

In der heutigen digitalen Welt, in der Künstliche Intelligenz (KI) immer mehr Einzug hält, stellt sich die Frage, wie Urheberrechte in diesem Zusammenhang gewahrt werden können. Denn immer öfter werden mithilfe von KI Inhalte wie Texte, Bilder und Musik produziert.

Hierbei stellt sich die Frage, wer eigentlich Urheber dieser Werke ist. Ist es der Mensch, der das KI-System programmiert hat? Der Künstler, der die KI verwendet? Oder ist es die KI selbst, die eigenständig Inhalte generiert? Die Antwort auf diese Frage ist derzeit noch unklar. Es bedarf rechtlicher Regelungen, um Klarheit zu schaffen. Denn in der derzeitigen Rechtslage sind die Grenzen zwischen menschlicher Kreativität, Originalität und KI-basierten Werken noch unscharf.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass KI-Systeme in der Lage sind, bestehende Werke zu analysieren und daraus neue Werke zu generieren, die dem Original sehr ähnlich sind. Dies kann zu Urheberrechtsverletzungen führen, wenn das generierte Werk zu nahe am Original liegt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Urheberrechtsverletzungen auch bei KI-generierten Werken geahndet werden können. Es bedarf klarer Regelungen und Definitionen, um zu unterscheiden, ob ein Werk durch menschliche Kreativität oder durch eine KI erstellt wurde. Bemühungen dazu gibt es sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. Um den Fortschritt nicht zu behindern und einen Interessenausgleich zwischen Urhebern und Nutzern zu ermöglichen, wurden in der EU bereits mit der Urheberrechts-Richtlinie (RL 2019/790) unter anderem auch Regelungen für das Training von KI mit diversen Daten geschaffen. Die Richtlinie wurde in Österreich durch die Urheberrechtsnovelle 2021 umgesetzt.

Zwischenzeitig legte die EU-Kommission mit einem Verordnungsvorschlag nach, indem harmonisierte Regeln für Künstliche Intelligenz aufgestellt werden (KI-VO). Zudem sollten KI-basierte Werke mit einem deutlichen Hinweis auf ihre Entstehung versehen werden, um Transparenz zu schaffen und das Bewusstsein für den Einsatz von KI in der kreativen Arbeit zu stärken.

Fazit: Insgesamt lässt sich sagen, dass das Thema KI und Urheberrechte noch viele Fragen aufwirft. Es ist wichtig, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Urheberrechte von KI-generierten Inhalten angemessen geschützt werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass KI-generierte Inhalte in Zukunft eine wichtige Rolle spielen können, ohne dabei die Rechte von Künstlern und Urhebern zu verletzen. n

STVP-Landtagsklub: Beste Bildung und Betreuung für die jüngsten Steirerinnen und Steirer

Die Steirische Volkspartei setzt Verbesserungen in der Kinderbildung und -betreuung um. Im Landtag wurde nun ein umfangreiches Gesetzespaket beschlossen. Davon profitieren sowohl die Jüngsten mit ihren Familien als auch die Pädagoginnen und Pädagogen – und zwar schon ab dem Kinderbetreuungsjahr 2023/24!

In den nächsten fünf Jahren werden 270 Millionen in die steirische Kinderbildung und -betreuung investiert. Neben der stufenweisen Verkleinerung der Gruppengröße von derzeit 25 Kindern auf 20 Kinder, der Einführung der Sozialstaffel für Unter-Dreijährige oder der Evaluierung der Fachaufsicht sind noch weitere Verbesserungen verankert. Vorgesehen sind etwa Erleichterungen bei der Gruppenzusammenlegung, längeres Verbleiben in der Kinderkrippe bei Entwicklungsverzögerung, Erleichterungen für Tageseltern und auch neue Vertretungsregeln.

Schon im Sommer 2022 hat die Landesregierung mit offensiven Maßnahmen mehr als 400 zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen gewinnen können. Von der beschlossenen Reform profitieren alle, betonen VP-Bildungssprecher Detlev Eisel-Eiselsberg und VP-Klubobfrau Barbara Riener : „Die Maßnahmen ermöglichen eine zeitgemäße Kinderbildung und -betreuung, bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie bessere Bedingungen für berufstätige Eltern. Bildung darf niemals vom Einkommen der Eltern abhängen!“

16 /// FAZIT MAI 2023
Foto: Archiv
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Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. „Bildung darf niemals vom Einkommen der Eltern abhängen“, stellt VP-Klubobfrau Barbara Riener klar.

Smartes Hören für mehr Lebensqualität

Die immense Bedeutung unseres Hörsinns für unser ganzes soziales Leben wird oft unterschätzt, solange er funktioniert. Erst wenn Verständigungsschwierigkeiten oder andere Probleme mit dem Hören auftreten, wird uns bewusst, dass es Zeit wird, etwas zu unternehmen. Moderne Hörgeräte aus fachmännischer Hand können hier schnell und unkompliziert Abhilfe schaffen

Die Umstände, die dazu führen, liegen auf der Hand: Unsere Welt wird immer lauter, wir sind ständig von lauten Geräuschen, Musik oder Lärm umgeben. Dadurch wird auch die typische Altersgrenze für einen auftretenden Hörverlust weiter sinken. Rund jeder Fünfte in Österreich ist laut Schätzungen von einer Hörminderung betroffen – darunter auch viele Jüngere. Aber viele Menschen zögern bis heute, sich helfen zu lassen – oft aus Scham oder Angst, als vermeintlich alt angesehen zu werden. Es ist leider Fakt, dass Hörgeräte immer noch von vielen als stigmatisierend gesehen werden.

Es wird Zeit für einen offenen Umgang mit dem Thema Hörminderung und Hörgerät in unserer Gesellschaft: Weg vom Stigma, hin zu einer Selbstverständlichkeit, denn gut hören zu können, ist keine Frage des Alters. „Die Gründe für eine Hörminderung können vielschichtig sein. Neben der Altersschwerhörigkeit, die bereits ab 40 Jahren langsam einsetzen kann, nimmt die Lärmschwerhörigkeit immer mehr zu. So gibt es auch viele jüngere Hörgeräteträger, die zum Beispiel noch mitten im Berufsleben stehen, oder Kinder, die etwa einen angeborenen Hörverlust haben“, sagt Hörakustik-Experte Lukas Schinko, CEO des steirischen Traditionsunternehmen Neuroth.

Praktische Kommunikationstools

Technisch hat sich einiges weiterentwickelt: Hörgeräte sind mittlerweile zu kleinen, smarten Begleitern in unserem Leben geworden – und die technische Weiterentwicklung geht rasant weiter. Schon jetzt gibt es Bluetooth- & WLAN-fähige Hörlösungen, die man direkt mit dem Smartphone, dem Fernseher oder alltäglichen Haushaltsgeräten koppeln kann, was ein direktes Streamen von Musik und Telefonaten ins Ohr möglich macht. Doch das ist erst der Anfang so Schinko: „Hörgeräte werden sich in Zukunft noch mehr zu smarten Audio-Wearables transformieren – noch kleiner und intelligenter. Das wird auch die Akzeptanz weiter steigern – vor allem bei der jüngeren Generation. Mithilfe künstlicher Intelligenz, kleinen Akkus und modernem Design werden sie in Zukunft unseren Alltag noch stärker beeinflussen bzw. erleichtern.“

Neueste Brain-Hearing-Technologie

Unser Gehör und unser Gehirn hängen eng miteinander zusammen. Im Falle einer Hörminderung muss das Gehirn erst lernen, gewisse Geräusche wieder verarbeiten zu können. „Hören ist ein kognitiver Prozess. Das heißt: Wir hören mit den Ohren und verstehen mit dem Kopf“, erklärt Schinko. Mit der neuesten Hörgeräte-Generation fällt das Sprachverstehen im Alltag noch leichter. Dafür verantwortlich ist die sogenannte Brain-Hearing-Technologie. Dabei werden 12 Millionen verschiedene Klangszenarien ans Gehirn transportiert und 50 Mal pro Sekunde die komplette Umgebung gescreent – mit dem Effekt, dass man seine Umwelt ohne Einschränkung wahrnimmt, da das Gehirn alle Signale erhält, die es braucht. „Klänge, Geräusche und Stimmen können dadurch noch einfacher verarbeitet werden“, sagt Schinko, der auch in die Zukunft blickt: „Ein Hörgerät wird immer mehr zum praktischen Allround-Kommunikationsmittel.“

FAZIT JUNI 2023 /// 17
Die neuen Generationen von Hörhilfen werden immer kompakter und intelligenter.
Fotos: Neuroth
Mittels Bluetooth lassen sich moderne Hörgeräte ganz einfach mit dem Smartphone verbinden.

Regionalstellenobmann Bernhard Bauer: „Es braucht für die zukunfstorientierte Stadtentwicklung eine Versachlichung der Diskussion und nicht mehr Bürokratie.“

WKO GrazDebatte: Zukunft statt Stillstand!

Rund 300 Besucher fanden sich am 25. April zu der von der WKO Graz organisierten Podiumsdiskussion mit Experten des Bauwesens in der Seifenfabrik ein, die sich dem Thema „Stadtentwicklung Graz − Zukunft statt Stillstand“ widmete.

Die Stadtentwicklung steht vor der Herausforderung, günstigen Wohnraum, Verkehrsinfrastruktur, ausreichend Grünraum, Freizeitflächen und Platz für Wirtschaft und zugleich eine ökologisch nachhaltige Entwicklung in Einklang zu bringen. „Statt das ‚Große Ganze‘ im Blick zu haben, wird emotional über einzelne Bauprojekte diskutiert, daher wollen wir zu einer Versachlichung beitragen“, erklärte Regionalstellenobmann Bernhard Bauer. Der Bausektor trägt erheblich zum Wohlstand in der Stadt bei“, erläuterte Regionalstellenleiter Viktor Larissegger und ergänzte: „Teuerung, schärfere Baugesetze und restriktivere Finanzierungsregeln machen die Umsetzung von Bauprojekten immer schwieriger. Daher muss umsichtig gehandelt werden, um auch in Zukunft leistbares Wohnen sicherzustellen!“

Ein Ergebnis des Abends ist die breite Einbeziehung aller Interessenten: „Wenn es nun zu einer Novelle des Stadtentwicklungskonzepts kommt, muss Vereinfachung eines der obersten Ziele sein – beim aktuell diskutierten Entwurf scheint eher das Gegenteil der Fall“, warnt Bauer abschließend vor weiter zunehmender Bürokratie für Bauwerber.

Graz hat's

Steak’n’Roll − neues Pop-up im „Streets“

Ab Ende April wird im „Streets: Famous Food and Drinks” in der Grazer Smart City gegrillt und gerollt was das Zeug hält: Nach einem steirisch-modernen Jahresauftakt hält nun das Steak-Restaurant „El Gaucho im Landhaus“ der Gastro-Familie Grossauer-Widakovich Einzug in die Smart City. Wer sich jetzt aber bloß eine zweite Grazer Dependance des „El Gaucho“ erwartet, der irrt! Das neue Konzept „Steak’n’Roll by El Gaucho“ präsentiert sich jugendlich frisch und wagt einen Blick über den kulinarischen Tellerrand bis in weitentfernte asiatische Gefilde. Die Gäste dürfen sich auf spannende Kreationen freuen. So landen auch Lachs-Steaks im Teriyaki-Style oder sous-vide gegartes Bio-Pork-Steak am Grill.

Bilanz der Grazer Frühjahrsmesse 2023

Ein Ort, der verbindet: Einfach mal gemütlich schlemmen, mittendrin sein und das Leben feiern − das konnte man heuer im Messepark, der sich in einen Street-Food-Park verwandelte. Die Grazer Frühjahrsmesse gilt nicht umsonst seit Jahrzehnten als eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres und zog von 27. April bis 1. Mai 2023 weit über 60.000 Besucherinnen und Besucher auf das Grazer Messegelände. Diese erwartete ein kunterbunt-fröhliches Angebot und ein breiter Branchenmix vom Landeslehrlingswettbewerb der Floristen über ein Bike-Festival bis hin zu traditioneller Musik bei der RadioGrün-Weiß-Bühne, einem erfolgreichen Vintage-Mode-Outlet und vielem mehr. Hier kamen definitiv Frühlingsgefühle auf.

18 /// FAZIT JUNI 2023
Anzeige F oto: Foto Fischer

Graz ist jetzt neue Eurowings-Basis

Mit der Stationierung eines Airbus A319 macht Eurowings Graz ab sofort zu ihrer neuen Flugzeug-Basis. „Wir freuen uns sehr, dass wir durch die Stationierung eines Flugzeugs unsere Präsenz am Flughafen Graz ausbauen“, erklärte Eurowings-Europe-GF Stefan Beveridge. „Unsere Ausweitung basiert auf einer starken Partnerschaft mit dem Flughafen Graz.“ Das rückt – besonders attraktiv für Wirtschaft und Tourismus – auch den Norden Deutschlands näher an die Steiermark. „Eurowings wird damit einer unserer wichtigsten Standortpartner“, betonte Flughafen-GF Wolfgang Grimus. „Mit den elf Destinationen deckt Eurowings die Bedürfnisse der steirischen Wirtschaft optimal ab und bietet für Urlaubsreisende ein attraktives Portfolio an.“

„Musica & Gusto“ kommt nach Graz

Messe Congress Graz und die Ivents Kulturagentur laden am 30.11.2023 zum zweiten Mal in Folge zu Musica & Gusto und möchten Gusto darauf machen: auf einen stimmungsvollen Abend mit italienischer Kultur und Kulinarik. Die Veranstaltungsreihe „Musica & Gusto“ verführt die Gäste in das Italien, wie man es kennt und liebt. In Italien liebt man gutes Essen sowie gute Musik und so tragen nicht zuletzt auch die vielen kulinarischen Genüsse des Landes dazu bei, das Leben leidenschaftlich zu feiern. Neben der Verkostung hochwertiger Produkte Siziliens wird ein stimmungsvolles Konzert von Vucciria & Banda del Mare, die nach dem täglichen Altstadtmarkt von Palermo benannt ist, den Abend zu einem Erlebnis machen. Info unter: www.musicaegusto.at

Wie haben sich die Herausforderungen des Ukrainekrieges 2022 auf das Geschäft der Grazer Wechselseitigen ausgewirkt?

Das gesamte Geschäft in der Ukraine hat einen Anteil von rund einem Prozent der Bilanzsumme der GRAWE Group. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Konzern sind daher gering, jedoch ist die Situation nach wie vor belastend. Bei Ausbruch des Krieges konnte die GRAWE auf die bereits in der Pandemie nachgeschärften und erprobten Krisenpläne zurückgreifen. Es wurden sichere Remotezugänge geschaffen, die den Geschäftsbetrieb sichergestellt haben. An den Herausforderungen konnte die GRAWE Group stetig wachsen und ihre Krisenresilienz nachhaltig stärken.

In welche Richtung hat sich im selben Zeitraum allgemein das Auslandsgeschäft der GRAWE hin entwickelt?

Das Auslandsgeschäft der GRAWE Group entwickelt sich durchwegs sehr positiv. 2022 konnten erfreuliche Resultate erzielt werden. Vor allem Rumänien ist ein starker Wachstumsmarkt. Durch den kürzlichen Lizenzentzug und die Insolvenz des Marktführers im KFZ-Bereich werden rund 30 % des Marktes neu verteilt, was auch für die GRAWE Group neue Chancen eröffnet.

Inwiefern wirken sich die herrschende Inflation und das steigende Zinsniveau auf die Prämienentwicklung aus?

Makroökonomische Änderungen wirken sich nicht immer sofort und unmittelbar auf Versicherungen und deren Geschäft aus. Die Preise steigen um ein Vielfaches schneller als die Versicherungsprämien. In der derzeitigen Phase hat es oberste Priorität, dass Kundinnen und Kunden nicht unterversichert sind. Durch Schutzklauseln in den Bedingungen wird dies sichergestellt.

FAZIT JUNII 2023 /// 19
Foto: MCG / Wiesner, Foto Fischer, Maximilian Niederwiese, IventsKulturagentur / Ulrike Rauch
Klaus Scheitegel, Gen-Dir. Grazer Wechselseitige Versicherung Kurz im Gespräch mit Fotos: Ralph König

Graz hat's

Glitzernder Schmuck des Lächelns

Am 10. Mai 2023 lud Juwelier Schullin zur Präsentation der neuen Schmuck-Kollektion „Smile“. 130 Gäste folgten der Einladung in ein Fotostudio, wo sich Raumgestaltung, Beleuchtung und Musik am Thema der Kollektion orientierten. Nach einem Begrüßungsempfang mit Schullini-Cocktail überraschte Schullin die Gäste mit einer kreativen Präsentation der neuen Entwürfe auf einem Catwalk mit Models. Nach der Show ließen die Gäste den Abend zu den Klängen eines Pianisten ausklingen. Bestehend aus den Hauptfarben Weiß, Gelb und Rot, bestimmt formal das Lächeln die Entwürfe. Als kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen steht es in der Kollektion für das Positive, für eine offene und lebensbejahende Einstellung.

„Alle Achtung“ für Tourismusregion Graz

Die Band „Alle Achtung“ begibt sich mit einem neuen Imagevideo auf „diese eine Reise“ durch die Erlebnisregion Graz. Es spiegelt die Vielfalt der Region in stimmungsvollen Aufnahmen wider. Unter dem Motto „Von Stadt auf Land in 10 Minuten“ vermitteln kontrastreiche Sequenzen Lebensgefühl und Genuss. Die Bilder sollen natürlich im Kopf bleiben. Sicher ist, dass die Musik von „Alle Achtung“, die ja aus Thal, also aus der Region Graz stammen, im Ohr bleibt und nachhaltig wirkt. Susanne Haubenhofer, GF der Erlebnisregion Graz: „Wir sind stolz darauf, dass die Musik von Alle Achtung den musikalischen Rahmen für unser neues Video vorgibt. Die Vielfalt der Erlebnisregion Graz wird durch eindrucksvolle Bilder präsentiert.“

Steiermärkische bekräftigt Kooperation mit Oper

In der Saison 2023/24 zeigt die Oper Graz einmal mehr, dass sich Klassisches und Neues hervorragend verbinden lassen. Neu ist in dieser Saison auch die Leitung. Ulrich Lenz, der sich als Chefdramaturg der Komischen Oper Berlin einen ausgezeichneten Ruf erworben hat, übernimmt die Intendanz. Als Hauptsponsorin steht ihr erneut die Steiermärkische Sparkasse zur Seite. Ihr Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch bekräftigt die Kooperation und heißt den neuen Intendanten willkommen: „Ulrich Lenz wird den von Nora Schmid eingeschlagenen Weg virtuos fortführen und der Oper Graz zu noch mehr Strahlkraft verhelfen. In gewohnter Manier unterstützen wir die Oper Graz als treue Partnerin und freuen uns auf zahlreiche gelungene Opernsaisonen.“

20 /// FAZIT
2023
JUNI
Foto: Geopho, Jesse Streibl / Steiermark Tourismus, Oper Graz

Energie Steiermark setzt auf „grünen Wasserstoff“

Vor kurzem wurde im südsteirischen Gabersdorf nach nur einem Jahr Bauzeit die erste öffentliche Produktionsstätte für „grünen“ Wasserstoff in Österreich eröffnet. Bei dem 10,5 Mio. Euro schweren Investment ist jährlich eine Erzeugung von 300 Tonnen Wasserstoff geplant. Die innovative Anlage soll den Auftakt für weitere Wasserstoff-Projekte bilden.

Die Produktionsanlage für „grünen“ Wasserstoff wurde am 9. Mai von LH Christopher Drexler und LH-Stv. Anton Lang eröffnet. Das Modell-Projekt der Energie Steiermark besteht aus einer PV-Großanlage mit 6.000m² Kollektorfläche, einem Elektrolyseur, einer Trailer-Abfüllanlage und einer Methanisierungseinheit. Im Vollausbau können bis zu 300 Tonnen „grüner“ Wasserstoff jährlich erzeugt werden. Jährlich werden damit bis zu 5.200 Tonnen CO2 eingespart.

Partnerschaft mit der steirischen Industrie

„Mit unserer Führungsrolle im bundesweiten Forschungs-Netzwerk positionieren wir uns als wesentlicher regionaler Nachhaltigkeits-Partner, können so unsere Abhängigkeit von Erdgas-Importen weiter reduzieren und gleichzeitig unsere Innovations- und Nachhaltigkeits-Partnerschaft

mit der steirischen Industrie ausbauen“, so das Vorstandsduo der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf. „Mit den Erfahrungen des Pilotprojektes Gabersdorf planen wir den systematischen Ausbau der Wasserstoff-Produktion in Zusammenarbeit mit der Industrie – in einem ersten Schritt sind 150 MW geplant. Erster Großkunde der bundesweit ersten Anlage dieser Art ist das Industrieunternehmen Wolfram Bergbau und Hütten AG, eine Tochter des global agierenden Sandvik-Konzerns. Der Betrieb in St. Martin übernimmt jährlich rund 70 Tonnen des grünen Wasserstoffs für seine EnergieProzesse. „Die Nähe unseres Standorts zur Wasserstoffproduktionsanlage ist ein weiterer Beitrag zur regionalen Versorgung unserer Metallurgieanlagen“, so Andreas Bock, Technik-Vorstand der Wolfram Bergbau und Hütten AG.

Heuer im Herbst werden Sie Ihr Amt nach drei Perioden zurücklegen, wie ziehen Sie Bilanz?

Eines meiner Anliegen war, die strategische Positionierung in den Themenbereichen Klima, Energie und Ressourcensicherung voranzutreiben. Dies betrifft sowohl Forschungs- als auch Lehrinhalte und macht uns zur „Zukunftsuniversität“. Bei der Infrastruktur ist es uns gelungen, den Campus durch gezielte Investitionen nachhaltig zu erweitern. Mit dem neuen Studienzentrum und hochmodernen Forschungseinrichtungen verfügen wir über ein ausgezeichnetes Umfeld für Lehre und Forschung. Die Internationalisierung ist durch zahlreiche Aktivitäten weit fortgeschritten, sind wir doch in vielen europäischen und globalen Netzwerken zum Großteil federführend und gestaltend vertreten. Erwähnt sei hier nur das Projekt „Eureca-Pro“, bei dem die Montanuniversität eine österreichweit einzigartige Vorreiterrolle einnimmt.

Wie soll der Weg der nachhaltigen Neuausrichtung weiter beschritten werden?

Hier möchte ich dem neuen Rektorat natürlich nicht vorgreifen, aber die Basis dafür wurde in unserer Strategie 2030+ gelegt.

Welche Bedeutung haben dabei Projekte wie die Produktion von Grünem Wasserstoff im südsteirischen Gabersdorf?

An der Universität werden in der Grundlagenforschung jene neuen Erkenntnisse erarbeitet, die nötig sind, um eine Umsetzung in der Industrie zu ermöglichen. Die Transformation vom Labor- in den Industriemaßstab ist dabei die entscheidende Herausforderung. Anlagen wie Gabersdorf sind damit quasi „Großprüfstände“, die der Vorbereitung für Großanlagen dienen.

FAZIT JUNII 2023 /// 21
Wilfried Eichlseder, Rektor der Montanuniversität Leoben Kurz im Gespräch mit Foto: Montanuniversität Leoben
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Ein großer erster Schritt in die Wasserstoff-Zukunft: (v.l.) Christian Purrer (Energie Stmk), Andreas Bock (Wolfram AG), LH Christopher Drexler, LH-Stv. Anton Lang und Martin Graf (Energie Stmk) Fotos: Energie Steiermark

Der Kampf mit den Windmühlen

Ursula Lackner verantwortet als Landesrätin eines der derzeit schwierigsten Ressorts: Umwelt, Klimaschutz, Energie, Regionalentwicklung und Raumordnung.

Wir haben mit der Sozialdemokratin über die Bürde ihres Amtes, über die Lösungsorientierung ihrer Partei und über Sachpolitik unterhalten.

Fazitgespräch Von Johannes Roth und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau
22 /// FAZIT JUNI 2023

Als Sozialdemokratin hat man es derzeit grundsätzlich nicht leicht: Die Führungsdebatte an der Spitze der Bundespartei hat nicht nur alte Fragen um Positionen aufgeworfen, sondern auch ein »Zwei-Männer-gegen-eine-Frau«-Dilemma gegen die Frau entschieden. Ob nach dem Parteitag endlich Ruhe einkehren wird, ist offen – ebenso die inhaltliche Neuaufstellung der Bewegung.

In den Bundesländern ist man derweil bemüht, mit Sachthemen zu punkten. In der Steiermark steht Ursula Lackner als Umweltlandesrätin vor besonders großen Herausforderungen: 2030 sollen fossile Energiequellen der Vergangenheit angehören.

Als Hemmschuh erwies sich, dass ein Teil ihres Beamtenapparats durch geleakte Videos und irritierende Arbeitspraktiken aufgefallen war. Insbesondere die wichtigen Abteilung A13, die verantwortlich für die UVP-Prüfungen ist, war Gegenstand einer Prüfung des Rechnungshofes. Die sehr ambitionierten Dekarbonisierungsziele lassen sich nur mit konsequenter Sachpolitik erreichen: Für den raschen Ausbau von Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft müssen die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden.

Dass sie dabei ihre eigenen sozialdemokratischen Positionen in einem grünen Kerngebiet vertritt, macht den Interessensausgleich zur Herkulesaufgabe.

24 /// FAZIT JUNI 2023 Fazitgespräch

Frau Landesrätin, der Rechnungshofrohbericht über die A13 hat viel Staub aufgewirbelt …

Wir nehmen die Empfehlungen des Rechnungshofs sehr ernst. Die Frage des Umganges mit Konsenswerbern war einer der Punkte, die im Bericht erwähnt wurden. Da wird nachgeschärft. Fachliche Kritik geht übrigens ins Leere: Die Bescheide der Abteilung 13 in den UVP-Fällen, die sie erlassen hat, sind alle von der nächsten Instanz bestätigt worden.

Ist die Sache jetzt also ausgestanden?

Im Fall des Pumpspeicherkraftwerks Koralm steht hinsichtlich der UVP noch eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes aus. Übergeordnet ist zu sagen: Die Behörde ist im ständigen Dialog mit den Projektwerbern. Wenn es Unschärfen gegeben haben sollte, dann ist das jedenfalls zu korrigieren. Ich habe die interne Revision beauftragt, aufzuzeigen, wie man Potenziale heben kann, wo man Optimierungsprozesse in Gang setzen sollte. Dazu gehört immer, dass man ausreichend personelle Ressourcen hat. Das ist auch im Jahr 2022 im Einvernehmen mit dem damals zuständigen Personallandesrat Christopher Drexler gut umzusetzen gewesen. Es brauchte jedenfalls bei der Komplexität der Verfahren auch ausreichend Personen, die in der Lage sind, diese Verfahren abzuwickeln.

Abgesehen von der juristischen Dimension: Wenn man wie Sie ein Ressort übernimmt und dann stellt sich wenig später heraus, dass einer der wichtigsten Abteilungen ein gravierender Korruptionsvorwurf gemacht wird, zusätzlich taucht ein Video von einer Büroparty auf, das Sie selbst als »unerträglich« eingestuft haben – wie geht man mit so etwas um?

Ein bestimmtes Medium hat von Anfang an mit Vorverurteilungen gearbeitet. Das trifft einen, denn es betrifft ja nicht nur zwei oder drei Personen. Das wirkt sich auf die gesamte Abteilung aus. Und es wirkt sich letztlich auf die Landesregierung aus, auf die Bezirkshauptmannschaften als Teil des Verwaltungsapparates. Schlussendlich war die Qualität der Arbeit dieser Behörde im Instanzenzug immer bestätigt worden. Und das sofort eingeleitete Disziplinarverfahren von einer unabhängigen Kommission hat ergeben, dass die Vorwürfe nicht ausreichend waren, um die mittlerweile nicht mehr dort tätige Spitzenperson zu entlassen. Das sind Irritationen, mit denen es eben gilt, zurecht zu kommen.

UVP-Verfahren sind ein zentraler Punkt in der öffentlichen Wahrnehmung. Die dauern oft jahrelang, was immer wieder in der Kritik steht. Kann man festlegen, wie schnell eine solche UVP-Prüfung nun vonstattengehen soll?

Nein, man kann die Dauer für solche Verfahren, die immer komplexer werden, nur sehr schwer eingrenzen. Bei Wasserkraftanlagen geht es zum Beispiel auch darum, wie man bestehende Anlagen optimieren kann. Auch das sind Verfahren, die abgearbeitet

werden. Dazu braucht es Leute, die materienfest sind und eine gute Kommunikationsfähigkeit haben. Dazu kommt, dass sich in vielen Bereichen die Vorgaben laufend verändern. Bis man da zu einem Bescheid kommt, der allen Anfechtungen standhält – das dauert. Das ist kein steirisches Phänomen, sondern das gibt’s auch in den anderen Bundesländern.

Gibt es nicht trotzdem einen Weg, das zu beschleunigen? Es braucht einfach ausreichend gutes Personal.

Reichen die 20 Mitarbeiter, die neu in die A13 gekommen sind? Es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die personellen Ressourcen braucht es aber nicht nur bei uns, sondern im Instanzenzug auf vielen Ebenen.

Kurz gesagt: Leichter wird’s nicht. Schneller auch nicht … Wir gehen davon aus, dass wir mit der Verstärkung des UVPTeams und der Sachverständigen in diesen Themen schneller werden. Seit wir Anfang des Jahres die Neuaufstellung der A 13 abgeschlossen haben, konnten wir spürbar mehr Verfahren als sonst abwickeln. Das ist ein Fortschritt.

Nun sind die UVP-Verfahren die eine Sache. Neue Photovoltaik- und Windkraftanlagen sind eine andere. Hier haben Sie offenbar einen Weg gefunden, die Dinge zu beschleunigen.

Ja. Bei der Windkraft hat die Steiermark schon seit 2014 das »Sachprogramm Windkraft«. Da wurden Zonen gesucht und gefunden, in denen die Errichtung von Windkraftanlagen möglich ist. So haben wir es auch jetzt mit der Photovoltaik gemacht: Wir haben Zonierungen vorgenommen. Damit ist die Frage, wo ein Energieschauplatz errichtet werden kann und wo nicht, beantwortet.

Wie genau ist der Fahrplan? Die Zeit drängt ja – schon in sieben Jahren wollen wir ja 100 Prozent unserer Energie mit erneuerbaren Quellen erzeugen.

Beim Wind ging man 2019 in eine zweite Phase. Jetzt stehen wir am Beginn einer dritten Phase, weil wir uns das Ziel gesetzt haben, 2030 über 250 Windkraftanlagen in der Steiermark zu verfügen. Ähnlich wie bei Windkraft gehen wie bei der Photovoltaik vor. Auch da haben wir Zonierungen vorgenommen, die die aus der überörtlichen Sicht die Errichtung entsprechender Anlagen ohne weiteres UVP-Verfahren ermöglichen – das ist der Vorteil eines Sachprogrammes. Ein weiterer Vorteil: Dort, wo’s nicht geht, ist der Schutz für Landschaft und Boden gewährleistet. Bis dato haben wir 778 Hektar in 36 Zonen festgelegt.

Kritiker sagen, das sei viel zu wenig.

Es ging um die Frage, wie man Sonnenenergie rasch verfügbar machen konnte, die 778 Hektar erfüllen alle Voraussetzungen. Darüber hinaus wird es Einzelstandortverordnungen geben, bei Flächen, die

26 /// FAZIT JUNI 2023 Fazitgespräch
Sünden der Vergangenheit lassen sich nur schwer revidieren. Aber wir tun was, und zwar an allen Ecken und Enden.
Ursula Lackner

Fazitgespräch

wir nicht im Sachprogramm ausgewiesen haben. Weil die Energie von dort nicht ins Netz muss, sondern beispielsweise örtlichen Betrieben direkt zur Verfügung gestellt wird. Daran arbeiten wir. Die Priorität haben Flächen, die versiegelt sind. Im neuen Baugesetz ist auch eine gewisse Fläche für PV-Anlagen bei entsprechenden Bauvorhaben vorgeschrieben. Es ist hier sehr viel in Bewegung.

Ganz ehrlich: Glauben Sie, dass sich das bis 2030 ausgeht?

In der Steiermark tun wir sehr viel dafür. Man muss einfach dranbleiben. Das Sachprogramm Photovoltaik in der Steiermark ist einzigartig. Kein anderes Bundesland hat das in dieser Form.

Ja, aber ist das Ziel, bis 2030 nur mehr erneuerbare Energien zu verwenden, realistisch?

Wir müssen da schauen. In der Klima- und Energiestrategie sind wir wie jedes andere Bundesland stark von der Bundesregierung abhängig. Wo wir motivieren können, tun wir das, zum Beispiel mit Förderungen.

Wie sieht‘s mit den Anschlüssen an Nahwärmenetze aus – gibt es für Privathäuser Förderungen?

Ja, »Sauber heizen für Alle«, das ist so eine Fördermaßnahme. 2022 haben wir hier mit über 9.500 Förderansuchen einen Rekord gebrochen. Dazu kommt noch eine Förderung für Solarthermie. Was Nahund Fernwärme betrifft, gibt es zwei Förderschienen: zum einen die Produktion, zum anderen die Förderung von Anschlüssen. Voraussetzung ist, dass 80 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen kommt, dann gibt’s eine Anschlussförderung für die Haushalte.

UNSERE INDUSTRIE schafft

Sollte das nicht eher eine kommunale Aufgabe sein? Fernwärmenetze zu konzipieren und zu definieren, kann doch nicht nur den Energieversorgern überlassen sein.

Sie haben Recht und das passiert ja auch. Das ist in der Energieproduktion sehr gut erkennbar. Wir hatten bis vor ein paar Jahren Standorte, an denen Energie in großem Stil erzeugt wurde. Denken Sie an Mellach oder an die großen Flusskraftwerke! In den letzten Jahren hat sich das sukzessive in die Regionen verlagert und auch in die Gemeinden.

Apropos Gemeinden. Die Ausdünnung der Ortszentren ist ein Riesenthema, das auch in Ihr Ressort fällt. Alles verlagert sich in Richtung Ortsränder und in den Raum Graz. Welche Maßnahmen werden hier gesetzt?

Einige. Das novellierte Bau- und Raumordnungsgesetz war ein Meilenstein. Aber die Sünden der Vergangenheit sind schwer wieder gutzumachen. Wir können jedoch für die Zukunft viel tun. So haben wir festgelegt, dass wir uns das verbindliche Ziel setzen, dass zunächst die Ortszentren entwickelt werden. Dazu gehören deren Reaktivierung und die Nutzung versiegelter Flächen im Hinblick auf Grünzonen. Hier ist schon viel passiert. Ein eigener Ortskernkoordinator ist damit beauftragt, das in den Gemeinden voranzutreiben und die Gemeinden zu unterstützen.

Hinsichtlich der Regionalentwicklung ist auch viel zu tun. Ganze Regionen sterben aus, weil alles in die Ballungsräume zieht. Die Probleme in Orten wie Eisenerz, Trofaiach oder Vordernberg kennt man ja, aber mittlerweile sind auch Regionen, die vor gar nicht allzu

Wohlstand

Steiermarks Industrie ist Treiber für Fortschritt sowie Garant für Wachstum und Lebensqualität. Sie steht für mehr als ein Drittel der Wertschöpfung in unserem Land und indirekt hängt jeder zweite steirische Arbeitsplatz an unserer Industrie.

langer Zeit noch gut funktioniert haben, betroffen – Hartberg oder Judenburg zum Beispiel.

Die Obersteiermark hat vereinzelt demografisch ein Plus zu verzeichnen. Das hängt u.a. damit zusammen, dass wir den öffentlichen Verkehr entwickelt haben: Wir haben jetzt eine andere Taktung bei der Schnellbahn, wir werden Fahrt aufnehmen mit dem Semmeringbasistunnel und der Koralmbahn, das Regiobussystem schafft Verbindungen. Gemeinden wissen, dass sie, wenn sie attraktiv bleiben wollen, etwas für Familien tun müssen, von der Kinderkrippe bis zu einem Kindergarten mit vernünftigen Öffnungszeiten.

Die großen Erfolge sind allerdings noch nicht wirklich sichtbar … Noch einmal: Sünden der Vergangenheit lassen sich in diesem Bereich nur schwer revidieren. Aber wir tun was, und zwar an allen Ecken und Enden. In vielen Bereichen setzen wir konkrete Maßnahmen, um gewisse Trends in eine andere Richtung lenken. Sicher ist: Wir sind noch lange nicht fertig. Es wird noch sehr viel Konsequenz auf diesem Weg brauchen, damit wir die wirklich großen Erfolge erzielen werden. Aber das Zusammenspiel von Ressortbereichen – etwa die von meinem Ressort mit dem Wirtschaftsressort – macht sich hier bezahlt.

Damit zum nächsten Thema: der SPÖ. Wen haben Sie gewählt? Nun, ich habe gewählt. So viel kann ich verraten.

Nichts anderes hätten wir erwartet. Sind Sie zufrieden damit, wie die Mitgliederberfragung gelaufen ist?

ICH SCHALTE AUF LEISE

Die Mitglieder in dieser Situation zu befragen, war absolut wichtig. In der Frage der Vorsitzführung das höchste Votum zusammenbringen zu müssen – das passt. Natürlich hat es da oder dort Anlaufschwierigkeiten gegeben, immerhin musste man die sehr unterschiedliche Mitgliederstruktur zu beachten. Es hat Kritik gegeben, daran, wie das alles aufgesetzt wurde …

War die berechtigt?

Ich glaube, dass dieser Prozess letztlich mit Umsicht in die Wege geleitet worden war. Es ist jetzt absolut wichtig, dass wir aus den internen Diskussionen herauskommen. Die Verlockung, sich nur mit sich selbst zu beschäftigen, ist ja unglaublich groß! Wir haben aber Aufgaben zu lösen. Im Sinne der Bevölkerung, im Sinne der Not, in der sich gerade viele Menschen aufgrund der Teuerung befinden. Jetzt, da die Klarheit wieder hergestellt ist, erwarte ich mir, dass wir uns mit voller Energie den Themen widmen können, die die Menschen wirklich beschäftigen.

Teuerung ist das nächste Stichwort … Sind die Maßnahmen der Regierung ausreichend?

Nein. Denn es gibt sie ja gar nicht.

Die Bundesregierung sieht das anders.

Hier muss man sagen: Es sind so viele Menschen bereits in einer finanziell prekären Lage, dass selbst Familien, die man der Mittelschicht zurechnen kann, in Not geraten. Ich verstehe nicht, dass man die Menschen jetzt so im Regen stehen lässt. Dass man nicht versucht, das auszugleichen. Es sind ja viele, viele Einzelschicksale.

Fazitgespräch
graz.at/miteinander Weil ich an andere denke. achtzigzehn Foto: Lex Karelly Bezahlte Anzeige

Mag. Ursula Lackner wurde 1960 in Graz geboren. Sie studierte nach dem Gymnasium zunächst Germanistik (Lehramt, Abschluss 1984) und danach Geschichte und Sozialkunde (Lehramt, Abschluss 1985). Nach drei Jahren am OeverseeGymnasium wechselte sie 1988 als Geschäftsführerin und Projektleiterin zum gemeinnützigen Sozialverein Isop. Sie war Geschäftsführerin der SPÖ-Graz-Umgebung, danach Referentin im Büro des Landesrates Günther Dörflinger, Beamtin im Steiermärkischen Landesarchiv, Landtagsabgeordnete, dritte und zweite Landtagspräsidentin. Seit 2015 ist sie als Landesrätin zunächst für Bildung und Gesellschaft, seit 2019 für Umwelt, Klimaschutz, Energie, Regionalentwicklung und Raumordnung zuständig. Ursula Lackner ist ledig und wohnt in Hart bei Graz.

Tatsächlich hat man hunderte Millionen in die Hand genommen, um die Teuerung auszugleichen.

Eingriffe ins System sind jetzt gefragt, nicht Einmalzahlungen. Die Thematik ist mit Einmalhilfen nicht zu lösen, die, wie ihr Name schon sagt, einmal helfen, aber im nächsten Monat schon nicht mehr. Bei der Pandemie war es ja auch kein Thema, sehr schnell zum Beispiel die Mehrwertsteuer auf Getränke zu senken …

… was nie an die Konsumenten weitergegeben wurde. Jetzt keinen Deckel auf die Energiepreise zu setzen oder auf die Lebensmittelpreise oder die Mieten – das birgt eine große Gefahr in sich, nämlich eine Spaltung der Gesellschaft. Es wird gesetzliche Maßnahmen zum Ausgleich der Teuerung geben müssen, es wird gar nicht anders gehen.

Wäre eine Vermögensteuer ein gangbarer Weg zur Gegenfinanzierung?

Das war schon immer eine Forderung der Sozialdemokratie. Denn die Kluft zwischen denen, die haben, und denen, die zu wenig haben, die wird größer. Jetzt sind auch Konzerne Krisengewinner, und das geht überhaupt nicht. Da muss der Staat eingreifen. Reiche haben es auch in der Krise leichter, ihren Status beizubehalten.

Aber reich zu sein ist weiterhin nicht unmoralisch? Nein. Aber es geht darum, Reichtum fair zu verteilen.

Was jetzt am Tisch liegt, ist eine Substanzsteuer. Das heißt überspitzt gesagt, am Ende des Tages ist vom Vermögen nichts mehr übrig, weil alles wegbesteuert wurde. Was ist daran fair?

Wir reden von Vermögen in einer Kategorie, die nur mehr manchen vorbehalten ist. Nicht von denen, die sich durch Ersparnis und harte Arbeit ein bissl was auf die Seite gelegt haben. Wir reden von richtig Reichen.

Warum, glauben Sie, zählen die Leistungen der Sozialdemokratie in der öffentlichen Wahrnehmung immer weniger?

Vieles ist einfach selbstverständlich geworden. Wir müssen selbstbewusster kommunizieren. Unter die Leute gehen und sagen, was unsere Verdienste sind. Spenden, wie das die KPÖ-Regierungsmitglieder der verschiedenen Ebenen tun, ist das Eine. Das machen wir übrigens auch, wir haben einen Solidaritätsfonds, den wir bestücken. Aber da gibt’s viel mehr, über das wir reden sollten, weil es allen hilft und nicht nur in Einzelfällen.

Zum Beispiel?

Dass wir das Klimaticket noch leistbarer gemacht haben. Dass wir uns für Kinderbetreuung stark machen. Dass wir Maßnahmen setzen, um den Menschen nicht nur Erholungsraum zur Verfügung zu stellen, sondern diesen auch nachhaltig schützen. Für alle. Nicht nur für die, die es sich leisten können.

Muss man sich mit Forderungen immer gegenseitig übertreffen?

Eine 32-Stunden-Arbeitswoche ist zum Beispiel aus Sicht jedes Arbeitgebers Irrsinn.

Arbeitszeitverkürzung ist seit Jahrzehnten eine Forderung der Sozialdemokratie. Was möglich ist und was notwendig, das ist immer aus der jeweiligen Zeit heraus zu verstehen. Seit 50 Jahren hat sich die Arbeitszeit nicht verändert, die Produktivität hat sich erhöht.

Aber irgendwann ist genug, oder? Irgendwann wird niemand mehr arbeiten.

Es ist Zeit, darüber zu diskutieren. Es steht jetzt einmal eine Stundenzahl im Raum. Wenn man Lösungen beim Arbeitskräftemangel, bei künstlicher Intelligenz, bei Digitalisierung, beim Knowhow-Transfer etc. herbeiführen will, dann muss man einen neuen Rahmen stecken.

In einem globalen Raum: Solange man in Indien 48 Stunden pro Woche und in der USA 50 Wochen im Jahr arbeiten muss, werden wir mit 32 Stunden pro Woche nicht wirklich konkurrenzfähig sein, oder?

Bei uns herrscht trotzdem Produktivität und Wirtschaftlichkeit. In den Standortrankings stehen wir ja nicht schlecht da. Natürlich müssen wir da und dort nachjustieren. Um die Qualität zu halten, ist Ausbildung beispielsweise ein wesentlicher Faktor – schwer genug, wie ich weiß.

In aller Kürze: Was kann die Sozialdemokratie besser als der Kommunismus in Österreich?

[Längere Pause] Die Sozialdemokratie ist auf alle Fälle weltoffener. Und in der Festlegung von Maßnahmen, die wir als unabdingbar für eine gute Entwicklung für alle Gesellschaftsteile erkannt haben, haben wir Österreich zu dem gemacht, was es auch im Ansehen geworden ist.

Frau Landesrätin, wir danken für das Gespräch!

FAZIT JUNI 2023 /// 31 Fazitgespräch
Arbeitszeitverkürzung ist seit Jahrzehnten eine Forderung der Sozialdemokratie.

ChatGPT und Steuerberatung

Kann KI Steuerberater ersetzen? Wie groß war noch vor wenigen Jahren die Aufregung darüber, welche Berufe der digitalen Transformation zum Opfer fallen würden. „Experten“ übertrafen sich gegenseitig in Beschwichtigungen wie, es habe in jeder technischen Revolution immer noch einen Zuwachs an neuen Arbeitsplätzen gegeben. Aus heutiger Sicht kann man nur sagen: Hoffentlich nicht! In einer Welt mit immer weniger Arbeitsfähigen und Arbeitswilligen scheint KI aktuell der einzige Lichtblick zu sein, diesen strukturellen Problemen etwas entgegenzusetzen. Da reden wir vordergründig gar nicht von Schlagworten wie „Prozessoptimierung“ oder „Verbesserung des Kundenservice“. Wenn das allerdings sehr erfreuliche Folgeerscheinungen sind. Klassische Steuerberatungsdienstleistungen wie Buchhaltung und Personalabrechnung profitieren zweifellos vom Einsatz der KI durch Automatisierung, Effizienzsteigerung und Genauigkeit sowie Verlängerung der Wertschöpfungskette durch Analyse von Finanzdaten und Trendvorhersagen. Grenzen liegen hier allenfalls im Datenschutz aber auch im Vergleich mit der Qualität des menschlichen Urteilsvermögens. In der persönlichen Interaktion mit Kunden, mit den Fähigkeiten, komplexe Aspekte zu erläutern sowie Gesetzesentwicklungen einzuschätzen und auf ihre Relevanz für bestimmte Sachverhalte zu evaluieren sind Steuerberater (noch) nicht vollständig ersetzbar.

(Dieser Text wurde mithilfe von ChatGPT erstellt … und sehr viel umformuliert)

George Business –Intuitives Onlinebanking für Geschäftskunden

Das Onlinebankingsystem George ist seit Jahren ein wichtiges Ankerprodukt für das Retail-Geschäft der Steiermärkischen Sparkasse. Vor allem die gute Usability wird von den Kunden der Erste Bank und Sparkassen geschätzt und die App inzwischen europaweit millionenfach genutzt. Daher lag es durchaus nahe, das im Vergleich zu George eher sperrige Businessonlineportal an George zu orientieren. Und so erfolgt gerade der Rollout von George Business, als „George für Unternehmenskunden“.

George Business ist ebenso einfach und intuitiv zu bedienen wie George und ist fokussiert auf Unternehmen, die ein umfassendes Finanzmanagement brauchen – vom Handwerksbetrieb bis zu großen Industrieunternehmen. George Business umfasst sämtliche Unternehmenskonten und stellt den Usern eine umfassende Benutzer- und Zeichnungsberechtigungsverwaltung zur Verfügung – samt Kartenmanagement, Sammelüberweisungen und weiteren nützlichen Features.

Damit können auf der Onlinebanking-Plattform sämtliche Themen für die Geschäftskunden abgewickelt werden. Das entlastet sowohl die Unternehmen als auch die Steiermärkische Sparkasse extrem im Tagesgeschäft. Dadurch sollen noch mehr und bessere Kapazitäten für die Kundenberatung als eigentliche Kernaufgabe der Bank zur Verfügung gestellt werden können.

Ganz egal ob ein Unternehmenskonto, zwei oder über tausend. George Business ist auf die Bedürfnisse und Anforderungen jedes einzelnen Unternehmens flexibel anpassbar. Das gilt auch für die unterschiedlichen Benutzerrollen im Unternehmen. Über die Multibanking-Schnittstelle können auch Konten aller anderen heimischen Banken in George Business eingebunden werden. Somit ist gewährleistet, dass die Unternehmer tatsächlich ihr gesamtes Finanzmanagement mit einer App bzw. webbasierten Lösung immer im Blick behalten, ohne ihre Buchhaltung kontaktieren zu müssen. George Business soll zudem laufend weiterentwickelt werden und um neue Funktionen, die sich aus dem Kundenfeedback ergeben, ergänzt werden. n

32 /// FAZIT JUNI 2023
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Mag. Alexander Hofer Graz
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Raiffeisenbanken: Solide Bilanz in durchwachsenem Umfeld

RLB-Generaldirektor Martin Schaller: „52 Milliarden Euro an gemanagten Kundengeldern sind ein besonderer Vertrauensbeweis unserer Kunden.“

Das operative Geschäft der Raiffeisen-Bankengruppe (RBG) Steiermark sowie der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark entwickelte sich 2022 trotz der geopolitisch herausfordernden Zeiten sehr solide. Und so konnte der Bilanzgewinn der RLB gegenüber 2021 um etwa 1,5 Millionen Euro auf 30,4 Millionen erhöht werden.

„Rund 52 Milliarden Euro an gemanagten Kundengeldern sind als besonderer Vertrauensbeweis unserer Kunden zu werten“, führte Generaldirektor Martin Schaller bei der Bilanzpräsentation aus. Darüber hinaus belege ein Wachstum im Finanzierungsbereich (+8,6 Prozent), dass die heimischen Betriebe in der Lage seien, die aktuellen Herausforderungen gut zu managen und Chancen –etwa in der Energiewende – entsprechend zu nutzen.

Schaller sieht die Rolle der Raiffeisen-Banken als Puffer für die Wirtschaft. Ihre Aufgabe sei es, auf Basis guter Ergebnisse als Blutkreislauf der steirischen Wirtschaft zu fungieren.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) der Raiffeisenbankengruppe (RBG) beläuft sich auf 293 Millionen Euro. Die Kernkapitalquote beträgt 21,8 Prozent und liegt damit deutlich über den gesetzlichen Erfordernissen. Das EGT der Raiffeisenlandesbank als führendes Institut innerhalb der RGB beträgt 121,5 Millionen Euro. Die Kundenkredite wuchsen um 11 Prozent und auf der Einlagenseite konnten die hohen Stände gehalten werden. Die RLB betreut in 14 Bankstellen etwa 87.500 Firmen- und Privatkunden.

RLB-Chef Martin Schaller sieht es als wichtige Managementaufgabe, der steigenden Bedeutung des Nachhaltigkeitsthemas, das sich in der Wirtschaft gerade zum neuen Standard entwickelt, auch innerhalb von Raiffeisen die entsprechende Bedeutung zukommen zu lassen. Denn für Raiffeisen sei Nachhaltigkeit bereits Bestandteil des Gründungsgedankens. „Da wir als Bank hohe Expertise in diesem Bereich aufgebaut haben, geben wir diese auch an unsere Kunden weiter“, so Schaller. Konkret werden für Unternehmen spezielle Nachhaltigkeits-Workshops angeboten, um sich auf künftige Normen einstellen zu können und langfristig Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Deloitte: Arbeitsmarkt gefährdet Standortqualität

Österreich gilt zwar immer noch als attraktiver Wirtschaftsstandort, doch in den wichtigsten internationalen Standortrankings verharrt die Alpenrepublik seit Jahren im Mittelfeld. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte wird das langsam, aber sicher zu einem ernsthaften Problem. Denn neben multiplen Krisen sägt die Arbeitsmarktsituation an der Wettbewerbsfähigkeit.

Mit dem Deloitte Radar werden jährlich die Attraktivität und internationale Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Wirtschaftsstandortes untersucht. Im Durchschnitt der herangezogenen Indizes belegt Österreich aktuell nur Platz 10 – ohne Aussicht auf eine Verbesserung in Richtung Spitze. Vor allem der anhaltende Arbeitskräftemangel, gepaart mit der anrollenden Pensionierungswelle, bringe Herausforderungen mit sich, denen sich der Wirtschaftsstandort stellen müsse, erklärt dazu Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich.

Denn ein funktionierender Arbeitsmarkt gilt im internationalen Wettbewerb als zentraler Erfolgsfaktor. In Österreich fehlt es an Ambition, das Problem des Personalmangels strukturell zu lösen. Klare Schwächen finden sich etwa bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Auch die Attraktivität des Arbeitsmarktes für Expats lässt zu wünschen übrig. 38 % benoten diese mit „Genügend“ oder „Nicht genügend“, 39 % mit „Befriedigend“.

90 Prozent der Unternehmen fordern als Antwort steuerliche Erleichterungen bei Zuverdienstmöglichkeiten in der Pension. Fast ebenso viele fordern die Senkung der Lohnnebenkosten für Arbeitnehmer ab 60 Jahren. Ein weiterer Punkt ist die aktive Zuwanderungspolitik. Auch der erleichterte Arbeitsmarktzugang für Geflüchtete hat die Zustimmung von 83 Prozent der der heimischen Unternehmen.

Weitere Probleme sehen die Befragten durch Versäumnisse bei der Digitalisierung und bei der Bürokratie. Auch die hohe Einkommensbesteuerung brennt unter den Nägeln. Fast 60 Prozent der Unternehmen stellen dafür ein „Genügend“ oder „Nicht genügend“ aus. n

FAZIT JUNI 2023 /// 33
Investor
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Fotos: RLB/PeterRiedler,
Steiermärkische Sparkasse

SFG-Zukunftstag 2023 –Resilienz und Utopie

Der SFG-Zukunftstag am 31. Mai im Messecongress Graz steht unter dem Motto „Heute flexibel morgen schaffen“ und beschäftigt sich mit dem Thema „Resilienz und Utopie“. Die Veranstaltung, die vom TV-Moderator Christian Clerici moderiert wird, setzt sich mit den großen Herausforderungen – den Folgen der Pandemie, Klimakrise, dem demografischen Wandel, dem Krieg in Europa –und den massiven Auswirkungen dieser Verwerfungen auf die gesamte Weltwirtschaft auseinander.

Hauptkeynoter ist der international bekannte Historiker und Bestsellerautor Philipp Blom, der sich vor dem Hintergrund gegenwärtiger Umbrüche verstärkt mit Gegenwarts- und Zukunftsthemen auseinandersetzt und 2018 die viel beachtete Eröffnungsrede bei den Salzburger Festspielen gehalten hat. Beim Zukunftstag 2023 spricht Blom zum Thema „Zukunftsgewandtheit – Optimismus für Erwachsene“.

Auch die international bekannte Extrembergsteigerin und Buchautorin Gerlinde Kaltenbrunner tritt als Keynoterin auf und spricht über die Welt der Achttausender als persönlichen Lehrmeister. Kaltenbrunner

ist die erste Frau, die alle Achttausendergipfel ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff und Hochträgern bestiegen hat. In ihren Vorträgen gibt sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse weiter und inspiriert damit ihr Publikum.

Wirtschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl sieht im Zukunftstag eine hervorragende Gelegenheit, sich über die Keynotes und Panels wichtige Inputs für die eigene Tätigkeit zu holen. Dass der SFG-Zukunftstag nahezu einzigartige Networking-Möglichkeiten bietet, spricht ebenfalls für die Teilnahme der wesentlichen Stakeholder der Steirischen Wirtschaft.

In Panel #1 diskutieren IV-Präsident Georg Knill, MedUni-Vizerektorin Caroline Schober, AVL-Stratege Georg List und der Innovator Helmut Schwab mit Phillip Blom über dessen Keynote. Blom geht mit der klassischen Wirtschaftstheorie und dem aktuellen Umgang mit der Natur hart ins Gericht. Der Austausch zwischen Philosophie, Industrie, Innovation, Medizin und Green Tech verspricht jedenfalls eine spannende Diskussion.

Panel #2 beschäftigt sich mit dem Thema „Resilient durch Innovation“. Die innovativen Unternehmerpersönlichkeiten Martin Karner, Maria Leitner, Herbert Ritter und Daniel Huber diskutieren die Bedeutung von Resilienz in Zeiten der Unsicherheit und des Wandels für Unternehmen, Institutionen und ganze Wirtschaftsstandorte. Sie gehen der Frage nach, wie ein starkes Innovationsökosystem entstehen kann, das die nötige Widerstandsfähigkeit schafft.

In Panel #3 geht es darum, wie Digitalisierung gedacht werden muss, um wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen im Sinne einer nachhaltigen Zukunft zu meistern. Die Diskussions-Teilnehmer sind Markus Staeblein, CEO von NXP Semiconductors, Herbert Tanner, Niederlassungsleiter von Siemens Graz und Klagenfurt, Silvia Russegger von der Forschungsgruppe „Connected Computing“ bei Joanneum Research und Gerald Murauer, CEO von Silicon Austria Labs.

34 /// FAZIT JUNI 2023 34 /// FAZIT JUNI 2023
Bestsellerautor Philipp Blom geht sowohl in seiner Keynote als auch im Panel mit der herrschenden Wirtschaftstheorie und ihres Umgangs mit der Umwelt hart ins Gericht.
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Der ÖIF zu Besuch bei SPAR: (v.l.n.r) Sabina Džalto (Leiterin Integrationszentrum Graz), Roland Goiser (Stv. Dir. ÖIF), Spar-GF Christoph Holzer, Manuela Krenn (Leiterin Personal) und Sonja Ziganek (ÖIF)

Karriereplattform für Flüchtlinge zu Gast bei SPAR Graz

Die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt erfordert neue Ansätze: Daher lud SPAR Steiermark arbeitssuchende ukrainische Vertriebene sowie Asylund subsidiär Schutzberechtigte zu einem Info-Tag in die SPAR-Zentrale Graz. Am 11. Mai informierten Experten des Österreichischen Integrationsfonds über Arbeitsmöglichkeiten.

Dabei stellten Recruiting-Teams die vielfältigen Job- und Berufsmodelle bei SPAR vor. Die Zentrale in Graz ist mit dem Großhandelslager, den Produktionsbetrieben und den SPAR-Märkten in der Steiermark mit rund 4.300 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region. Aktuell sind rund 100 Stellen in der Steiermark zu besetzen – dies betrifft vor allem Verkaufspersonal in den SPAR-Märkten.

Offenheit für neue Modelle

SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer begrüßt die Info-Offensive des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). „Wir leben Vielfalt und beschäftigen Mitarbeiter aus beinahe 60 Nationen. Neue Arbeits- und Lebensmodelle werden auch in Zukunft unser Berufsleben entscheidend mitgestalten – daher freuen wir uns ausdrücklich über Bewerbungen interessierter Teilnehmer und Teilnehmerinnen.“ Seitens des ÖIF betont Sonja Ziganek, Leiterin der Integrationsprogramme, wie entscheidend Arbeitsmarkteinstieg und Selbsterhaltungsfähigkeit bei der Integration von Zuwanderern sind. Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels bringt der ÖIF mit der Karriereplattform asylberechtigte Menschen, die eine Arbeitsbewilligung haben, mit den Unternehmen zusammen. Zusätzlich werden Angebote zum berufsbegleitenden Deutschlernen ausgebaut. Doris Kampus, Landesrätin für Soziales, Arbeit und Integration, begrüßt diese Initiative: „Ich finde es großartig, dass Arbeitgeber wie SPAR hier einen Schritt vorausgehen und Chancen ermöglichen. Menschen aus der Ukraine haben oft eine gute Qualifikation. Und sie wollen natürlich auch arbeiten, um in der Steiermark noch besser Fuß zu fassen.“

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Kurz & News

Neuer Busbahnhof Faßlberg wurde eröffnet

Nach rund einem Jahr Bauzeit wurde am 22. April der neue Busbahnhof Faßlberg in der Gemeinde Kumberg (Graz-Umgebung) als moderne Mobilitätsdrehscheibe feierlich eröffnet. Damit ist ein wichtiger Schritt im Sinne einer Qualitäts- und Komfortsteigerung für den öffentlichen Verkehr sowie der Verkehrssicherheit geschehen. „Wir bauen den öffentlichen Verkehr in der Steiermark weiter aus. Das zeigt auch die Fertigstellung des Busbahnhofs Faßlberg, der für den RegioBus-Verkehr des Busbündels Weiz der finale Puzzlestein ist. Die Nachfrage nach diesen Angeboten ist in den letzten Jahren stark gestiegen und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freute sich Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang anlässlich der Eröffnung.

Konferenz der Landesfinanzreferenten

Unter dem Vorsitz des Burgenlandes haben sich am 5. Mai auf der Burg Schlaining die Finanzreferenten zu ihrer Konferenz getroffen. Zentrales Thema waren die Verhandlungen zum neuen Finanzausgleich. „Die Aufgaben der Länder sind in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Insbesondere in den Bereichen der Gesundheit, der Pflege und der Elementarpädagogik stehen wir vor großen Herausforderungen“, betonte LH-Stv. Anton Lang. Der von den Bundesländern geforderte neue Aufteilungsschlüssel würde für die Steiermark wichtige Mehreinnahmen bedeuten. „Die Herausforderungen werden in Zukunft, etwa im Klimaschutz, weiter zunehmen. Daher braucht es diese Mehreinnahmen für die Steiermark, ebenso für Städte und Gemeinden“, so Lang.

Berufschancen für Menschen mit Behinderung

Gefördert vom AMS Steiermark fanden seit dem Vorjahr mehr als 20 Menschen mit einer anerkannten Behinderung in allen zehn Grazer McDonald’s-Restaurants eine Beschäftigung. „Damit unterstützen wir aktiv die Integration dieser Personengruppe in den Arbeitsmarkt“, betont AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe. Mittlerweile arbeiten 27 Menschen in McDonald’s-Restaurants in Graz und Umgebung. Das AMS Graz Ost unterstützte bei der Vorauswahl der Personen und förderte die Beschäftigung über Eingliederungsbeihilfen, also Zuschüssen zu den Lohnkosten. McDonald’s nimmt bei der Gestaltung der Dienstpläne und Pausen Rücksicht auf ihre Bedürfnisse und bemüht sich, die Mitarbeiter entsprechend ihren Wünschen einzusetzen.

Gesundheitsangebot für junge Familien

Mit einem neuen Leistungsschwerpunkt in der Krankenversicherung geht die Generali treffsicher auf die Bedürfnisse der Menschen in Österreich ein. CIO Martin Sturzlbaum erklärt: „Die Vorsorge bildet das Fundament für ein langes Leben in guter Gesundheit und beginnt bereits in der Schwangerschaft. Gerade für Eltern ist es wichtig, rasche und sichere Beratung und Behandlung zu bekommen.“ Bestehende oder neue Kunden der Generali können ihr Kind im Alter von bis zu 14 Jahren mitversichern und bekommen für die ersten drei Jahre 30 Prozent Nachlass auf die Kinderprämie. Darüber hinaus können Kunden, die eine Familie planen, mit der Erweiterung „Baby-Option“ schon vor der Schwangerschaft und ohne Gesundheitsprüfung ihr Neugeborenes für das erste Lebensjahr kostenlos versichern.

36 /// FAZIT JUNI 2023 36 /// FAZIT MAI 2023 Foto:
/ Tauscher,
/
Land Steiermark, Harry Schiffer, AMS
AK Stmk
Radspieler

AK fordert bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege

Die Situation im Pflegebereich ist dramatisch: Das Personal ist überlastet, das System steht vor dem Kollaps. Die AK Steiermark hat daher einen umfassenden Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen präsentiert.

Welche erneuerbaren Energien stehen im Fokus der Energie Steiermark?

Um die Energiewende zu schaffen, ist es notwendig, neben Photovoltaik und Windkraft erneuerbare Ressourcen wie Wasser und Biomasse bestmöglich zu nutzen. Daher haben wir ein Investitionspaket in der Höhe von 2,5 Mrd. Euro geschnürt. Bis 2030 werden 1,5 Mrd. Euro in den Netzausbau fließen und mehr als 1 Mrd. Euro in die Errichtung von Wasserkraftwerken, Windparks und PV-Anlagen. Gleichzeitig nutzen wir unser Know-how für Forschungsprojekte wie die Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Gabersdorf, um in Zukunft auch alternative Lösungen für nachhaltige Energien zu haben.

Sind angesichts weiter schwankender Märkte für Ihre Kunden flexible Tarife wieder interessanter als gebundene Fixtarife?

Die AK-Vollversammlung hat am 4. Mai einen Forderungskatalog an die Bundes- und die Landesregierung beschlossen. Darin enthalten sind zahlreiche Maßnahmen, von zeitgemäßen Personalberechnungsmodellen bis zur besseren Anerkennung der Pflege als Schwerarbeit. Das Wichtigste sei jedoch, ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung zu haben, erklärt der AK-Pflegeexperte Alexander Gratzer. Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe, berichtet aus der Praxis: Es komme öfters vor, dass eine Mitarbeiterin im Nachtdienst allein sei, egal ob das Haus 30 oder 70 Betten habe. „Die gesetzlichen Vorgaben, wie und wann die Arbeitszeiten zu vereinbaren sind, werden fast nie eingehalten.“ Aufgrund der enormen Belastungen verlassen viele Beschäftigte den Pflegebereich.

Akuter Handlungsbedarf bei Pflegeberufen

„Seit vielen Jahren weisen wir darauf hin, dass es bessere Arbeitsbedingungen und einen besseren Personalschlüssel braucht“, betont AK-Präsident Josef Pesserl. „Das Pflegepersonal hat in den letzten 20 Jahren immer neue Aufgaben erhalten, die Personalplanung im Hintergrund wurde aber nicht angepasst. Auch bei der Ausbildung neuer Pflegekräfte besteht akuter Handlungsbedarf, denn der Rückgang an Ausbildungswilligen ist alarmierend, so Pesserl: „Gute Arbeitsbedingungen machen einen Beruf attraktiv. Damit Pflegekräfte wieder gerne arbeiten gehen, muss vieles verbessert werden. Wir appellieren daher dringendst an die Politik, Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege jetzt umzusetzen, denn Pflege darf nicht auf eine Kostenfrage reduziert werden. Pflege sichert die Lebensqualität der österreichischen Bevölkerung.“ n

Ja, vor allem weil die flexiblen Tarife aktuell sehr attraktiv sind und auch keine Bindefrist haben. Zudem senkt die Energie Steiermark mit 1. Juli für mehr als 330.000 Kunden ihre Strompreise – insgesamt um 27 %. Das ist österreichweit einzigartig und bedeutet für sie eine Ersparnis von bis zu 670 Euro pro Jahr. Auch den Gaspreis haben wir mit 1. Mai um 34 % gesenkt und geben so die Vorteile aus dem günstigen Marktumfeld proaktiv an unsere Kunden weiter.

Wie stehen die Chancen, die Strompreiszone mit Deutschland wieder zu beleben?

Aktuell steht das gesamte europäische Strommarktdesign am Prüfstand, die Diskussion ist voll im Gange. Ob ein Zusammenrücken der zwei Märkte wieder denkbar ist, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Aber insgesamt wird im Moment wesentlich europäischer als noch vor zwei Jahren gedacht.

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Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark Kurz im Gespräch mit Foto: Lex Karelly AK-Präs. Josef Pesserl, Beatrix Eiletz (Volkshilfe) und Alexander Gratzer, Leiter der AK-Abt. Gesundheit, Pflege und Betreuung, präsentierten den AK-Forderungskatalog.

Letztens hab ich mich dabei ertappt, wieder einmal Selbstgespräche zu führen. Also damit Sie keine falsche Vorstellung von mir haben, ich rede da mit niemanden, ich imaginiere mir keinen Harvey, ich red einfach. Laut vor mich hin. Selbstverständlich nur wenn ich alleine bin. Ich möchte nämlich nicht, dass Sie mich in einen Topf werfen mit noch vor allem jungen Menschlein, die ganz für sich durch die Straßen wandern und in irgendeinen versteckt plazierten Knopf hineinsprechen. Das übrigens so laut, als wäre das Telefon noch gar nie nicht erfunden worden. Dieser Topf, da sind vielleicht auch jene flacheren Gemüter drinnen, die in geschlossenen Räumen Hüte oder sonstige wie abwegigere Kopfbedeckungen tragen. Sollen sogar Universitätsprofessoren darunter sein. Nein, dieser Topf ist nicht der meine. Bis dato hab ich bei der Rederei keinen Grund zur Sorge empfunden, waren es doch vor allem kleine und mittlere Reden zur Lage der Nation oder solche Texte wie der hier für Sie und vor allem mich, die ich da laut werden ließ. Was übrigens etwas schmerzt, der Herrgott hat mich leider nicht mit einem ordentlichen Kurzzeitgedächtnis versorgt, ich sag Ihnen, da waren Perlen dabei, die mich ungeheuer gut unterhalten haben. Die – wäre ich ein Linker und damit besserer Mensch – jedenfalls im

Vielleicht ist es auch die reine Gewohnheit, dass halt ständig wer was sagt. Bin ich nicht alleine zuhause, bin das selbstredend nicht ich, der was zu sagen hat. Ich lebe mit drei Frauen in einem Haushalt.

Zur Lage #102

Anläßlich der im Frühjahr stattgefundenen Krönung des langjährigen Fürsten von Wales zu König Karl III. gibt es nach zwei Jahren erstmals wieder eine Lage. Diesmal über Selbstgespräche und Geschlechterrollen.

Burgtheater ihre Aufführung gefeiert hätten. Nur hab ich leider die schönsten dieser Kleinode schon Minuten nachdem ich auslache wieder vergessen. Nun aber, ich war beim Ertappen, nun aber stelle ich immer öfter fest, ich verfalle geradezu in eine Art Zwiesprache mit mir selbst. Noch antworte ich mir dabei wenigstens nicht laut. Erklärungsansätze hab ich schon gestrickt, zum Ersten vermute ich, es ist mein überragender Intellekt, der – ist er ganz auf sich allein gestellt – einer künstlichen Intelligenz gleich sich verselbständigt und gesellschaftliche Interaktion imitiert. Vielleicht ist es auch die reine Gewohnheit, dass halt ständig wer was sagt. Bin ich nicht alleine zuhause, bin das selbstredend nicht ich, der was zu sagen hat. Ich lebe mit drei Frauen in einem Haushalt. Es könnte also auch, zum Dritten, eine tiefenpsychologische Kompensationshandlung sein. Was mich weiter hat denken lassen und darauf gebracht hat, wenn das neue Selbstbestimmungsgesetz endlich im deutschen Bundestag – und damit mit weltweiter Gültigkeit versehen, darunter machen es die Bundesdeutschen dankenswerterweise nicht – beschlossen sein wird, mich als Frau zu lesen. Ja, also das sagt man heute so. Und für alle Menschen mit noch ein klein wenig Verstand, also für alle, die das gar nicht verstehen, was es meint, »sich als Frau zu lesen«, erlaub ich mir das kurz auseinanderzusetzen. Es gibt nämlich, zumindest laut Judith Butler und vielen anderen Wissenschaftserfinderinnen, gar keine »Männer« und gar keine »Frauen«. Es gibt ganz im Gegenteil hunderte, ich merk mir die gerade gültige Idiotenzahl gar nicht, warum auch?, Geschlechter, und die gibts offenbar auch nicht wirklich, die werden »gelesen«. Wenn Sie etwa einer Person, nehmen wir Arnold Schwarzenegger, ich verwende bewusst keinen Artikel, das würde Sie beeinflußen, ansichtig werden – diesem 110-Kilo-Kerl von einer Person mit Muskeln wie Stahl –, dann ist das nur das böse Patriarchat, das durch Jahrhunderte hindurch uns so manipuliert und indoktriniert hat, dass wir beide, Sie und ich, bloß glauben, es handle sich um einen »Mann«. Dabei kann diese Person, nach der von Judith Butler erfundenen Wissenschaft, genausogut eine lesbische POC sein. Ach, »POC« werden Sie jetzt

hoffentlich auch nicht kennen, wenn doch, muss es Ihnen hier bei mir nicht peinlich sein. POC steht für »Person of Color«, also »Person von Farbe«, was gut veranschaulicht, warum die ganzen Hirschköpfe nur englische Begriffe verwenden. Aber ich schweife ab. Man wird also sowieso nur von der Umwelt »gelesen«. Und deswegen bin ich ab sofort eine Frau.

Auf den ganzen patriarchalischen Klimbim wie »Frauenkleidung« (was eine Unterdrückung, dass es solch jede Menschlichkeit vermissende Diminutive überhaupt gibt!) oder Schminkereien (welch chauvinistisches Konstrukt!) werde ich selbstverständlich verzichten. Und auch meine primären Geschlechtsorgane dabei in dem Kontext unberührt lassen; das sind in Hinkunft dann für mich und alle Welt bloß neofeminin »zu lesende« Anhängsel. Natürlich hat diese Umwandlung ins schwache Geschlecht auch ihre Nachteile. Die Gesetzmäßigkeit, dass ich dann weniger verdienen werde als alle Männer, beunruhigt mich dabei gar nicht so. Schon jetzt bringt meine Frau jedes Monat deutlich mehr nach Hause als ich. Da bin ich auf der sicheren Seite. Nein, es ist eine andere, wohlwahrscheinlich christlich-fundamentierte Ungerechtigkeit, die mich etwas angst und bange werden lässt, Frauen leben deutlich länger. Müssen also zahlreiche Jahre mehr auf diesem von wöchentlichen Klimakatastrophen heimgesuchten Planeten des Grauens ihr Dasein fristen. Und als wäre das nicht unverschämt genug, hab ich am Weltfrauentag vom Momentum-Institut oder irgendeiner Arbeiterkammer-Denkfabrik jedenfalls auf Ö1 erfahren, es geht bei dieser Diskriminierung gar nicht nur um diese paar Jahre Mehrbelastung für alle Frauen, nein, Frauen müssen diese Jahre auch deutlich weniger gesund als Männer durchstehen. Das hat dann selbst mich alten weißen katholischen Mann rührselig werden lassen. Männer sind sogar wenn sie tot sind, besser dran als Frauen.

Das bringt mich einfachen Charakter in Versuchung, doch ein Mann zu bleiben. Aber, das ist ja auch nicht wirklich schlimm, Manderl oder Weiberl, das kann man in Kürze ganz legal bei jedem Klogang aufs Neue entscheiden. Wie auch immer, bleiben Sie mir gewogen. n

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Von Christian Klepej

Wir verlangten Solidarität und schauten doch nur auf uns selbst

Jetzt braucht es Leadership

Guter Rat setzt guten Willen voraus. Gute Beratung setzt voraus, dass die beratene Seite der Tat den Gedanken voraussetzen will. Es liegt ein Buch vor, wieder. Es ist ein Jahrbuch. Hand aufs Herz: Das alles mutet längst anachronistisch an: An die Stelle des guten Rates trat der selbstgefällige Hinweis, allenthalben indiskret, oder gar die boshafte Denunziation, gegen andere, ad hominem, statt für etwas, etwas Gutes. An die Stelle der Bücher traten Tweets. Deren Wert und Kraft möge nicht geringgeschätzt werden, aber in ihrer Funktion als Funken um das Feuer, als Monde um den Planeten, nicht als Feuer, nicht als Planet; vielfach sind sie aber Ruß, der sich als Feuer geriert, sind es blendende Sternschnuppen, die sich als Planeten gerieren. Und ein Jahr? Die Jahre dieses gegenwärtigen Jahrzehnts, und auch bereits des vergangenen, sind prall an Ereignissen, an Hoffnungen und deren Enttäuschung, an Skandalen und deren Relativierung, an Plänen und deren Zerstreuung, an Destruktion und Konstruktion, an abrupten Abschlüssen und ambitioniertem Neubeginn. Wäre der Anspruch an einen Beitrag für ein solches Jahrbuch ein holistischer, man müsste an diesem Anspruch unweigerlich scheitern. Welt und Menschheit werden in diesen Jahren kräftig durchgebeutelt. Die Politik ist gefordert, Stabilität und Orientierung zu geben, wird aber vielfach hin- und hergerissen. Hier setzt an, was ich als den schwerstwiegenden politischen Mangel unserer Zeit ausmache: den Mangel an Leadership; was ich versuchen möchte, hier zumindest schemenhaft zu skizzieren: Leadership!

So anachronistisch Unterfangen wie jene dieses Jahrbuchs wirken mögen, so dringend und wichtig sind sie. Das Adjektiv im Buchtitel steht Pate dafür: Als politisch wird heute kaum noch etwas begriffen, am wenigsten die Politik, besonders seitens der meisten sich im Politgetriebe Tummelnden. Dabei ist doch alles politisch, fast alles. Jahrzehnte der Gehässigkeit, der Polemik, der ideologischen Verbrämung von Untugenden wie Neid, Hass und Stolz – unzureichend beschrieben in der politischen Alltagssprache mit dem Terminus des Populismus – haben das Politische weitgehend vergessen gemacht. Politik wird dann degradiert etwa zu einer Karriereoption, einem Planspiel oder einem geistlosen Kräftemessen um kurzfristige Interessen. Das Politische, nach Max Weber ein Handwerk, das mit Leidenschaft und Ausdauer betrieben werden müsse, nach der katholischen Soziallehre für das Gemeinwohl, das Bonum Commune, im Rahmen eines Staates, der nach Ernst-Wolfgang Böckenförde von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht schaffen könne; das Politische, das legitimiert wird durch demokratische Prozesse, deren zentrales Wesenselement nach Sir Karl Popper der Faktor Zeit sei, dass also jedes politische Mandat an ein zeitlich prädefiniertes Ende komme und der Souverän Gestaltungsmacht neu verteile; das Politische, zu dem alle in der einen oder anderen Weise beitragen, indem sie die Voraussetzungen schaffen, in denen der Staat sich für seine Bürgerinnen und Bürger bewähren muss, indem sie das aktive und das passive Wahlrecht nützen oder eben nicht, verlangt ein unbedingtes Bekenntnis zur gleichen Würde jedes Menschen sowie zur Freiheit, die uns Menschen kennzeichnet, die stets verteidigt gehört. Auf diesem Humus kann Leadership gedeihen.

Führen heißt dienen. Führen heißt sprechen. Führen heißt verantworten. Hierin eingebettet liegt die Antwort. Antworten geben zu können, auskunftsfähig zu sein, erklären zu können, warum etwas so bewertet wird und nicht anders, warum welche Handlung wie gesetzt wird, welche kurz-, mittel- und langfristigen Ziele verfolgt werden. Dies alles gehört zu menschen- und sachgerechter Führung. Führen heißt ermutigen und ermächtigen.

Zu führen bedeutet, der Freiheit Raum zu geben – und einen Rahmen. Zu führen bedeutet, niemanden zu bremsen, der vorwärtsgehen möchte, und niemanden zurückzulassen, der nicht weiterkann. Leadership nimmt Gefühle ernst, Ängste wie Hoffnungen. Statt Unzulänglichkeiten zu leugnen oder zu verstecken zu versuchen, beteiligt Leadership viele am Gemeinsamen, um durch Diversität mehr zu erreichen. Leadership lebt Loyalität, bevor es sie verlangt. Leadership setzt große Visionen in die kleinen Aktionen des Alltags um. Ist politisches Leadership möglich? Es ist bitter nötig.

Persönliches Risiko einzugehen, wenn es dem Gemeinwohl dient, voranzugehen und dabei Visionen und Pläne zu erklären, zuzuhören und auskunftsfähig zu sein. Das und mehr macht aus der Sicht des Europaabgeordneten Lukas Mandl politisches Leadership aus. Im Mangel daran sieht er Ursachen für die politischen Krisen unserer Zeit.

Mag. Lukas Mandl, geboren 1979 in Wien, ist seit 2017 Mitglied des Europäischen Parlaments, wo er stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses ist und den Ausschüssen für innere Sicherheit, Arbeitsmarkt und Außenpolitik angehört. Zuvor war er von 2008 bis 2017 Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag. lukasmandl.eu

FAZIT JUNI 2023 /// 39 Essay von Lukas Mandl
Foto: Marc Lahousse

Jetzt braucht es Leadership

Vor der Pandemie wähnte ich die politischen Systeme unserer Hemisphäre in einem Zustand des Vakuums. Orientierungshilfen, stabile Bezugspunkte für Menschen und Gesellschaften waren sukzessive erodiert, waren beschädigt worden und hatten sich zum Teil selbst beschädigt: Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Institutionen, dann auch Medien, die Wissenschaft, sogar die engagierte Zivilgesellschaft. Das Vakuum füllte sich zunächst mit dem, was Populismus genannt wird – was ich oben versucht habe, näher zu beschreiben. In den USA gipfelte es vorläufig in Ausschreitungen am Dreikönigstag 2021 am Capitol Hill. Die Schockwellen, die dieses Ereignis in der klaren Führungsnation der freien Welt ausgelöst hat, werden in Europa vielfach unterschätzt. Eine Phase, in der Frechheit und unausgesetzt offen zur Schau getragene Bosheit zum Politikprinzip stilisiert worden waren, mündete in Straßenschlachten, die einen gewalttätigen Mob bis ins Herz der Demokratie geführt haben. Es gab Tote und Verletzte. Die Aufklärung aller Hintergründe nimmt viel Zeit in Anspruch. Die gesellschaftlichen Gräben wurden nicht überbrückt, sondern noch größer. Sie werden sich im kommenden Jahr im Zuge der US-Präsidentschaftswahl besonders deutlich zeigen; auch schon während der Vorwahlen. Seit dem kurzen Durchatmen nach der Wahl von Joe Biden ins Weiße Haus ist bis dato nichts Beruhigendes an den innenpolitischen Vorgängen in den USA. Im Vereinigten Königreich führte eine beispiellose Lügenkampagne zu einem Votum gegen die EU-Mitgliedschaft dieses wichtigen europäischen Staates. In Frankreich kam eine offen destruktiv-extremistische Kandidatin bedrohlich nahe an den amtierenden Präsidenten heran. In Ungarn oder Polen sind es die Regierungen selbst, die zu spalten versuchen – unwürdig. Es war nicht bloß heiße Luft, mit der sich das Vakuum füllte, es waren gefährliche Gase.

Phase der Paradoxien

Denn wer Mitmenschen pauschal unterstellt, prinzipiell auf Kosten der anderen ihren Vorteil zu suchen, läuft Gefahr, bald selbst so zu denken, so zu sprechen, so zu handeln, und das noch für Recht und billig zu halten.

Was dann kam, nachdem sich in unserem Bewusstsein die Pandemie als für lange anhaltendes Faktum festgesetzt hatte, war eine Phase der Paradoxien. Wir verlangten Solidarität und schauten doch nur auf uns selbst. Wir verlangten von der Politik die Kraft zur Krisenbewältigung, hatten das Vertrauen in die Politik aber jahrzehntelang untergraben, mit hemmender Rückwirkung auf jene, die politisch handeln sollten. Wir leben nicht in totalitären Verhältnissen, sondern genießen die Freiheit, Missstände anprangern und Umstände ändern zu dürfen, manche missbrauchen diese Freiheit aber, um eine vermeintliche Diktatur anzuprangern, niemand ruft Stopp; jedenfalls nicht laut genug. Stattdessen verziehen sich viele Bürgerinnen und Bürger in ein neues Biedermeier, weil es ihnen zu dumm ist, auf öffentlich posaunte Parolen einzugehen, auf welche die wohl beim ungarischen Schriftsteller Ferenc Molnár um die vorletzte Jahrhundertwende zuerst zu findende Redewendung von etwas, das »so falsch ist, dass nicht einmal das Gegenteil stimmt«, zutrifft. Wir profitieren wie keine Generation vor uns von der Wissenschaft, wir kamen besser durch eine Pandemie als jede Generation vor uns; aber die meisten Menschen der durchaus verständigen Mehrheit nehmen es achselzuckend zur Kenntnis, dass eine Minderheit mit Fake News, Hassparolen und Verschwörungstheorien gleichsam gegen alles und jeden mobilmacht, gegen die Covid-Impfungen und deren Verteilung, gegen Maßnahmen dieser oder jener Art. – Es ist ja nicht so, dass nicht manches verbesserungswürdig wäre, dass man nicht manches mit den Erkenntnissen seit 2020 besser oder jedenfalls anders machen würde. Das trifft weltweit zu. Aber was in der Phase des Vakuums und davor abhandengekommen war, ist die Größe, anderen Menschen einen guten Willen zu unterstellen. Und das betrifft keineswegs nur eine Minderheit. Es führt zu Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Und wenn der sprichwörtliche Schelm wirklich »so ist, wie er denkt«, ist das nur der Anfang vom Ende. Dann trifft die oben beschriebene Hemmung jener, die politisch handeln sollten, bald auf alle zu. Denn wer Mitmenschen pauschal unterstellt, prinzipiell auf Kosten der anderen ihren Vorteil zu suchen, läuft Gefahr, bald selbst so zu denken, so zu sprechen, so zu handeln, und das noch für Recht und billig zu halten. Die Dämme des Anstands sind brüchig, manche sind schon geborsten. Eine weitere Paradoxie verführt uns in die dritte Phase – nach jener des Vakuums und der Paradoxien in jene des sich schon abzeichnenden Fatalismus: Wir genießen Lebensqualität, steigende Lebenserwartung, Wohlstand und vielfachen Fortschritt durch Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und ein System, in dem der einzelne Mensch zählt. Für uns in Österreich gilt, dass Generationen seit 1945 dieses Lebensumfeld geschaffen haben. Bis 1955 bestand das reale Risiko, dass wir in den Sog der verbrecherischen sowjetischen Einflusssphäre geraten, die unseren östlichen Nachbarstaaten zum Verhängnis geworden ist. Jahrzehnte hindurch war den Menschen dieser Staaten ein Lebensumfeld wie das uns geschenkte verwehrt. Es war das Wirken von Leopold Figl und den anderen österreichischen Verhandlern, und es war auch die Gunst des Augenblicks, dem Tod von Stalin (dem Jörg Baberowski in seinem 2012 erschienen Werk Verbrannte Erde attestiert,

40 /// FAZIT JUNI
2023

»alle Kriterien eines typischen Psychopathen« aufgewiesen zu haben: »Gefühlskälte, Gewissenlosigkeit, ein manipulatives Verhältnis zur Umwelt und die Unfähigkeit, Reue oder Mitgefühl mit anderen Menschen zu empfinden«) und vor der kältesten Phase des kalten Krieges, Österreichs Souveränität ermöglicht zu bekommen. – Wir leben gut und lange durch die Errungenschaften der freien Welt, aber eine nicht irrelevante Minderheit bei uns kokettiert mit einem Despotismus, der kriegslüstern und blutrünstig genau diese freie Welt zerstören will. Das ist die groteskeste Paradoxie unserer Zeit. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Zeitgenossen gibt, die es verhohlen – und manchmal unverhohlen – nachgerade prickelnd finden, was Putin macht, und wie er es macht. Man darf sich der Frage nicht entziehen: Was genau war dann der Nutzen von Jahrzehnten des Geschichtsunterrichts und der politischen Bildung? Oder wie schlimm wäre es ohne Bewusstseinsbildung für Werte wie jene der Menschenwürde und der Freiheit? Es war eine Vertrauenskrise, die der Phase des Vakuums vorausgegangen war. Darauf folgte die Phase der Paradoxien, die uns jetzt in die Enge treibt: in den Fatalismus, per definitionem die politische Enge! Das dürfen wir nicht zulassen! Gerade in diesen Zeiten müssen wir die Höhe und die Weite suchen, die Perspektive und, ja, die Vision! Wohin sollen sich Welt und Menschheit bewegen? Welche Lebensbedingungen werden Menschen in 100 Jahren auf unserem Planeten vorfinden und was können wir heute dazu beitragen. Was sich hier liest wie eine schöne Phrase, erfordert Kraftakte, Mut, Weitblick – und Leadership! Die oben beschriebenen Phasen sind hausgemacht in unserer freien Welt des politischen Westens, es gibt sie wirklich, die vielzitierte spätrömische Dekadenz, die durch den viel zu früh verstorbenen Guido Westerwelle in die zeitgenössische politische Sprache eingeführt wurde. Aber sie sind nicht nur hausgemacht: Die destruktive Kraft von Putin-Russland hat es über Jahrzehnte verstanden, gesellschaftliche Gräben zu vertiefen, Spaltungstendenzen zu verstärken, Unfrieden in unseren Gesellschaften zu säen. Es gab und gibt nicht nur diesen einen Akteur der hybriden Kriegsführung, wie die Fachwelt das längst unumwunden nennt. Aber mehr als die Hälfte der einschlägigen Aktivitäten haben ihren Ursprung in Putins Russland. Die Arbeit des Sonderausschusses des Europäischen Parlaments gegen Desinformation und Foreign Interference legt das dar.

Neuer Fatalismus

Die gesellschaftlichen Dissonanzen im Zusammenhang mit der Pandemie könnten sich als noch vergleichsweise glimpflich herausstellen, führte der neue Fatalismus zunächst zu einer Verhärtung der Fronten zwischen gesellschaftlichen Gruppen, dann zu einer Zerrüttung in vielen Gesellschaftsbereichen, und schließlich zu Zerfallserscheinungen, die möglicherweise nicht ohne Gewalt ablaufen würden. Was ist hier die Anfrage an echtes Leadership? Sie umfasst die Verantwortung für die Lösung der Probleme des Tages, den Plan für die Probleme von morgen, und eine Vorstellung von den Szenarien übermorgen. Alles das gilt es auch zu vermitteln. Alles das muss sich an der kritischen Rückfrage weiterentwickeln und so auch Kraft und Zielorientierung stärken. Wahres Leadership lässt sich nicht mit Despotismus oder Populismus verbinden, auch nicht mit Relativismus. Wahres Leadership kann zwischen gut und böse sowie zwischen richtig und falsch unterscheiden und die Unterschiede auch kommunizieren; wird es aber niemals an der Wertschätzung und dem Respekt gegenüber der Würde ausnahmslos jedes Menschen fehlen lassen. Vielmehr wird Leadership diese Würde sowie die Freiheit der Person stets verteidigen. Wenn Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 1. März 2022 in der Sondersitzung des Europaparlaments angesichts von Putin-Russlands Angriffskrieg betonte, wir müssten »die Hand ausstrecken an das andere Russland«, dann flackerte Leadership auf. Wenn Bundeskanzler Karl Nehammer angesichts des innenpolitischen Hickhack darauf verweist, seine Kraft auf die Bewältigung der Krisen des Alltags – von Pandemie über Teuerung und Krieg bis zur durch den Krieg ausgelösten Energiekrise sowie selbstverständlich der Klimakrise – fokussieren zu müssen, dann ist das die sprachliche Vermittlung von Prioritäten und Größenordnungen. Und die gehört zu dem, was Leadership ausmacht. So ist auch der nicht zu unterschätzende Befreiungsschlag aus einem sicherheitspolitischen Vakuum, in das sich Österreich manövriert hatte, zu verstehen, mit dem der Bundeskanzler die Erarbeitung einer neuen Sicherheitsstrategie für Österreich beauftragt hat. Wenn der tschechische Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2022 die ursprünglich durch die französische Ratspräsidentschaft unter Emmanuel Macron vorgedachte – der Gedanke vor der Handlung! – Europäische Politische Gemeinschaft (EPG) zusammentreten ließ und so erstmals 43 europäische Staaten versammelte, dann beweist das jene Übersicht, die von Leadership mit Recht verlangt wird. Am 1. Juni traf sich die EPG zum zweiten Mal, und zwar in der Republik Moldau, einem Kleinstaat unter ständiger existenzieller Bedrohung durch Putin-Russland. Buchstäblich am Rand der freien Welt fand dieses Treffen statt. Das

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Zeitgenossen gibt, die es verhohlen – und manchmal unverhohlen – nachgerade prickelnd finden, was Putin macht, und wie er es macht.

FAZIT JUNI 2023 /// 41
Essay von Lukas Mandl

Jetzt braucht es Leadership

Unterfangen der EPG verdient, vertieft zu werden. Das müsste bedeuten, schnell die Freiheitsbewegung aus Belarus einzubeziehen – derzeit ist Belarus nämlich der einzige nicht vertretene europäische Staat – und behutsam eine parlamentarische Dimension wachsen zu lassen. Regierungen allein werden die Sache nicht nachhaltig verankern können. Denn die EPG muss mehr sein als ein Strohfeuer, wenn sie wirken soll. Und sie darf nicht mutieren zu einem Feuer, das sich in das Haus Europa frisst, wie es nun einmal steht, mit seinen angegliederten Rohbauten und Entwicklungsflächen: Die Breite der EPG ist beeindruckend. Sie ist auch ein Zeichen dafür, dass das heutige Europa nicht bereit ist, den Präzedenzfall der Durchsetzung welcher Ziele auch immer mit Mitteln des Angriffskriegs zuzulassen. Und die EPG weist auf einen weiten Horizont, wo ein wirklich geeintes Europa möglich sein wird, zum Nutzen der Europäerinnen und Europäer sowie der Welt. Das macht Hoffnung, das motiviert auch zu den kleinen Schritten. Aber die EPG darf nicht ein Alibi dafür werden, dass die Integration der sechs Westbalkanstaaten weiterhin nicht gelingt. Der Mangel an Leadership in den vergangenen zwei Jahrzehnten rächt sich hier. Jetzt gilt es, voranzugehen. Es braucht einen Neubeginn mit dem Vereinigten Königreich und eine viel transparentere und vertrauensvollere Zusammenarbeit mit der Schweiz. Echtes Leadership arbeitet an der großen Vision und auch dem großen Format, das die EPG bietet, und gleichzeitig widmet es sich mit der nötigen Hingabe jedem dieser Staaten, jedem der mit den Relationen zwischen diesen Staaten verbundenen Szenarien.

Die Heranführung der Ukraine und der anderen Staaten der östlichen Partnerschaft an die Standards der Europäischen Union muss dann schnell, schwungvoll und so unbürokratisch wie möglich vonstattengehen.

Leadership braucht Persistenz, Durchhaltevermögen, den sprichwörtlichen langen Atem Der Wiederaufbau der Ukraine und die Festigung einer zivilen Gesellschaft in Freiheit und Frieden müssen jetzt geplant werden. Einzelne Initiativen dazu gibt es schon. Die Heranführung der Ukraine und der anderen Staaten der östlichen Partnerschaft – Georgiens und der Republik Moldau – an die Standards der Europäischen Union muss dann schnell, schwungvoll und so unbürokratisch wie möglich vonstattengehen. Und es braucht gleichsam das Protokoll der freien Welt und besonders der Europäischen Union für jenen Moment, in dem das Putin-Regime gefallen sein wird und wir im Interesse kommender Generationen dazu beitragen, dass die von Ursula von der Leyen apostrophierte »ausgestreckte Hand« ergriffen wird. Schon im Herbst 2020 hatte die Europäische Kommission einen Vorschlag für ein Asyl- und Migrationspaket gemacht, der auch aus europäischer parlamentarischer Sicht und namens der Österreicherinnen und Österreicher gutgeheißen werden konnte und vielfach gutgeheißen wurde. Dennoch kam es bis Anfang 2023 nicht zu Entscheidungen, weil mangels Betroffenheit und Prioritätensetzung, teils aus ideologischen Gründen, seitens mitgliedsstaatlicher Regierungen und auch seitens mancher Kräfte im Europäischen Parlament die Verhandlungen verschleppt worden waren und es nicht zu Ergebnissen gekommen war. Es hatte einen Weckruf seitens Österreichs im Winter 2022/23 gebraucht, um Tempo in die Sache zu bringen. Der schwedische Ratsvorsitz ab Jahresbeginn 2023 hat ebenfalls dazu beigetragen, auf dem Entscheidungsweg voranzukommen. Noch steht der finale Abschluss des Asyl- und Migrationspakets aus. Aber Europa ist einem Szenario, in dem es die Fähigkeit beweist, sich hier um seine eigenen vitalen Interessen angemessen zu kümmern, näher denn je. Der Grund dafür ist Leadership, das mit Courage vorangeht und andere auf den Weg mitnimmt. Eine Republik wie unsere – unser Heimatland Österreich! – braucht Handlungsfähigkeit in den multiplen Krisen, denen die Welt ausgesetzt ist. Das gilt ganz besonders für den Regierungschef. Gleichzeitig bedeutet Leadership als Parteichef, die Stärken der Volkspartei teils wiederzuentdecken und teils zur Geltung bringen zu lassen. Zu den wieder zu entdeckenden Stärken gehörten die bewährte und stets weiterzuentwickelnde Programmatik der Christdemokratie, die beachtlichen Vorbildfunktionen, die von historischen Persönlichkeiten der Volkspartei ausgehen, die reiche Erfahrung vieler ehemaliger Funktionärinnen und Funktionäre. Zu den Stärken, die mehr zur Geltung kommen müssen, nicht nur in der Kommunikation, sondern auch in der Politikentwicklung und -gestaltung, gehören die Leistungen, die Mandatarinnen und Mandatare der Volkspartei täglich auf lokaler und regionaler Ebene erbringen; rund zwei Drittel der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister werden von der Volkspartei gestellt. Zu den Erfolgsfaktoren ihrer Arbeit gehört, dass sie für alle da sind, jenseits von Parteipolitik. Dass die TV-Show Wetten, dass…? im Samstag-Hauptabendprogramm über viele Jahre von der Oma bis zum Enkel die ganze Familie vor dem Fernseher versammelt habe und am nächsten Tag fast überall über die Sendung geredet worden sei, sagte Moderator Günther Jauch einmal. Er nannte das treffend den Lagerfeuereffekt. Schon zum Auslaufen der TV-Show schrieben die Vorarlberger Nachrichten: »Das Lagerfeuer ist aus.« Diese Metapher gilt auch für Politik und Gesellschaft. Alte gemeinsame Narrative höhlen aus. Neue entstehen kaum. Unbewusst durch Algorithmen

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und bewusst durch Streamingdienste vereinzeln wir in unserem Medienkonsum. Worüber wir nachdenken und was uns bewegt, das unterscheidet sich mehr und mehr von Mensch zu Mensch. Wir Menschen sind aber aufeinander angewiesen. Die Herausforderungen der Zeit lassen sich nur im Miteinander bewältigen, nicht im Nebeneinander und schon gar nicht im Gegeneinander. Die anstehenden Aufgaben echten Leaderships nach innen stellen sich mindestens so herausfordernd dar wie jene nach außen, die oben skizziert wurden: Die Lehren seit dem Beginn der Pandemie 2020 und jene des konventionellen Kriegs 2022 verlangen, dass Fake News, Hassrede und Verschwörungstheorien nicht mit halbherzigen Botschaften begegnet wird, sondern mit der vollen Kraft und der ganzen Klarheit der wissenschaftlichen Evidenz, der fachlichen Expertise, der recherchierten Fakten sowie auch mit Wahrhaftigkeit zu anstehenden und zu lösenden Problemen der Gesellschaft und jedes einzelnen Menschen. Nichts soll relativiert werden. Nur zu reagieren ist oft zu spät. Echtes Leadership agiert proaktiv.

All das wird aber noch nicht reichen: Mehr denn je gilt es, das Toleranz-Paradoxon, das Sir Karl Popper im Standardwerk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde beschrieben hat, und zwar im Jahr 1945 – ein Datum, dessen Bedeutung wir sowohl für das Verständnis der Geschichte als auch für die Deutung der Gegenwart als auch in der Hinwendung zur Zukunft gar nicht überschätzen können – in den Blick zu nehmen! Die Verweigerung des rationalen Diskurses wird von Popper als erste Form der Intoleranz beschrieben, der Aufruf zu Gewalt gegen Andersdenkende als deren zweite Form. Hand aufs Herz: Die erste Form der Intoleranz bricht sich Bahn – seit Jahren – in unseren Gesellschaften der freien Welt, und zwar massiv. Die zweite Form ist unübersehbar da, sie zeigte sich am Capitol Hill, wie oben beschrieben, sie kulminierte etwa in den Angriffen gegen die Medizinerin Lisa-Maria Kellermayr, die sich nach Jahren der Nachstellungen das Leben genommen hat. In einer großen Kundgebung am Wiener Stephansplatz wurde ihrer im Sommer 2022 gedacht. Popper wörtlich: »Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.« Wenn Staaten und Gesellschaften so unbeschadet wie möglich durch diese Zeiten kommen sollen, dann gilt es, Menschenwürde und Freiheit auch in ihren Dimensionen der Toleranz und des couragiert geführten öffentlichen Diskurses zu verteidigen und gleichzeitig unmissverständlich – mit Worten, Symbolen und Handlungen – die unbedingte Achtung für ausnahmslos alle Menschen zu vermitteln – auch und gerade für jene Mitmenschen, die sich von irrationalen oder intoleranten Gedanken leiten lassen oder diese sogar verbreiten. Abgesehen von der Menschenwürde, die »unantastbar« ist, wie es etwa das deutsche Grundgesetz formuliert, die von moralisch legitimem Leadership diese Haltung verlangt, legen auch die Logik und die Antizipation kommender Entwicklungen nahe, dass gerade jene, die sich immer weiter von Ratio und Toleranz entfernen, eng in das Ganze der Gesellschaft eingebunden werden müssen, um Fliehkräfte hintanzuhalten und die Tore und Wege immer hoch und weit zu halten. Desinformation von außen, Dekadenz im Inneren, manifester Vertrauensverlust, Vakua zu Fragen der Orientierung, allerlei Paradoxien und ein neuer Fatalismus drohen unsere Gesellschaften zu schwächen. Ja, man muss es so martialisch ausdrücken, da es geschieht: Es herrscht Krieg auf europäischem Boden! Unsere Gesellschaften können so sogar sturmreif werden. Die Haltung der Kooperation, die Europa attraktiv und frei, stark und reich gemacht hat, ist auch jene Haltung, die Europa im Zugehen auf andere Teile der Welt konsequent leben muss. Viele dieser anderen Teile der Welt suchen das Gegenteil: die Konfrontation. Dabei werden nicht nur lautere Mittel eingesetzt. Ganz im Gegenteil: Lüge, Hassideologie, nationalistische Hybris, Gewaltbereitschaft, blutige Aggression, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Terror finden sich neben der allgegenwärtigen Desinformation im Arsenal jener, die Konfrontation suchen. Dagegen müssen wir uns wappnen. Das erfordert Leadership, wie oben darzustellen war. n

Die Haltung der Kooperation, die Europa attraktiv und frei, stark und reich gemacht hat, ist auch jene Haltung, die Europa im Zugehen auf andere Teile der Welt konsequent leben muss.

FAZIT JUNI 2023 /// 43
Essay von Lukas Mandl
Vorliegender Text ist dem im Frühjahr 2023 in der Edition Mezzogiorno erschienenen »Jahrbuch für politische Beratung 2021/22« entnommen und wurde vom Autor leicht überarbeitet. proverbis.at

Anton Hergouth wurde am 13. Mai 1947 in Graz geboren, Marianne Hergouth am 22. Juli 1956 in Gleisdorf; beide entstammen Handwerkerfamilien. Sie haben drei Kinder und acht Enkelkinder. Das Installationsunternehmen der Pensionäre wird von einem Sohn weitergeführt. Sie sind vielfache Triathlonweltmeister in ihren jeweiligen Altersklassen mit unzähligen weiteren Sportleistungsmedaillen und Pokalen und haben bereits an rund 500 Wettbewerben teilgenommen.

Fazitbegegnung

Volker Schögler trifft Marianne und Anton Hergouth

Das Triathletenduo

Als Anton Hergouth vor einem halben Jahrhundert zu laufen begann, war von der »Joggingwelle« in Österreich noch nichts zu spüren. Die »Dauerläufer« von damals wurden eher schräg angesehen. Heute, mit 76 Jahren, ist er sechsfacher Weltmeister im Triathlon und zweifacher im Duathlon, in verschiedenen Altersklassen. Seine Frau Marianne, 66, steht ihm dabei um nichts nach: sechsfache Triathlonweltmeisterin sowie einmal im Duathlon und einmal Europameisterin im Triathlon, ebenfalls in verschiedenen Altersklassen. Plus jeweils unzählige weitere Spitzenplätze, sodass bereits gute zehn Kilogramm Medaillen zusammengekommen sind. Und – unter anderem – das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark für besondere Verdienste als Botschafter des Sports für Anton Hergouth.

Der Gründer eines Installationsunternehmens, in dem auch seine Frau gearbeitet hat, hört oft den Satz »Warum tut Ihr Euch das an?«. Seinen Gegenfrage lautet: Warum macht ein Jüngerer beim Ironman mit, obwohl er weiß, dass er nicht gewinnen wird? –Das muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Außerdem seien die meisten Leute eher desinteressiert, »weil wir ihr schlechtes Gewissen sind.« Wer fühlt sich jetzt ertappt? Ja, der Mensch ist ein Bewegungstier und Sportler leben gar nicht länger, sondern Nichtsportler sterben zu früh. Der Laufweg des Ehepaars führte zunächst über Volksläufe bis zu internationalen Marathons und mündete in den Triathlon, für viele die Königsdisziplin des aeroben Körpertrainings: Schwimmen (750 Meter oder Langdistanz vier Kilometer), Rad fahren (20 oder 180 Kilometer) und Laufen (fünf oder 30 Kilometer), die Distanzen können etwas variieren. Im Winter wird Schwimmen durch Langlaufen ersetzt. Alles geschieht unmittelbar hintereinander, im Schnitt sind die beiden dabei zwischen einer und neun Stunden unterwegs. Alle Altersklassen haben die gleiche Strecke und Distanz zu bewältigen wie die Elite. »Die Belohnung ist, dass wir hinterher über den Bewerb reden können«, meint er. Dass »es gut ist für den Stressabbau«, meint sie. Beide genießen jedenfalls die Kombination Reisen und Sport: Spanien (2012), China (2014), Australien (2016), Estland (2017), Rumänien

(2020), Italien (2022), Norwegen und Ibiza (2023) – dabei das sind nur jene Länder, in denen einer von beiden die WM gewonnen hat. 2022 brachten sie in Andorra das Kunststück zustande, beide den Weltmeistertitel in ihrer jeweiligen Altersklasse zu erringen. Die Hergouths gehören damit wohl zu den gefürchtetsten Mitbewerbern in der Szene, ziemlich sicher aber sind sie das erfolgreichste Ehepaar. Dabei hat Marianne Hergouth erst mit 40 Jahren so richtig mit dem Laufen begonnen. Mit 50 hat ihr Mann sie überraschend zum Ironman angemeldet. »Dafür habe ich erst kraulen lernen müssen«, erzählt sie lachend. Beim Ironman muss man 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und über die Marathondistanz von mehr als 42 Kilometern laufen. Sie hat das bereits sechsmal gemacht. Mein stummer Ausdruck des Erstaunens oder schlechten Gewissens oder einer Mischung aus beidem lässt sie beruhigend erklären: »Durch Sport bin ich besser über den Wechsel gekommen.«

Auch Anton Hergouths Erfahrungen lassen neue Erkenntnisse zu. Seinen WM-Titel in China errang er nach mehr als acht Stunden mit nur einer Minute Vorsprung auf den Zweiten: »Der Aerohelm bringt auf 100 Kilometer eine Minute, ebenso wie rasierte Beine, aber die hat fast jeder Fahrer.« Und das sind ganz schön viele. Bei normalen Veranstaltungen kommen 200 bis 500 Sportler, bei Multisportbewerben 3000 bis 4000. Auch der finanzielle Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Für das Rennrad muss man wie für das Mountainbike mit 6.000 Euro rechnen und wenn noch alles mit dem Flugzeug transportiert werden muss, wie letzten März nach Norwegen, entstehen schon einmal ziemlich hohe Reisespesen – die das Ehepaar natürlich aus eigener Tasche bezahlen muss. Dafür sind der südsteirische Triathlon oder jener in Stubenberg wieder mit dem eigenen Minivan erreichbar. Die daraus resultierende Gesundheit und Fitness ist ohnehin unbezahlbar. »Aber«, so Anton Hergouth, der übrigens eine Neffe des Dichters Alois Hergouth ist, »früher haben wir fünfmal in der Woche trainiert, heute brauchen wir nach einem Wettkampf schon drei Tage zur Regeneration.« Ich weiß nicht, ob er das nicht nur zu meiner Beruhigung gesagt hat. n

FAZIT JUNI 2023 /// 45 Menschen
Foto: Andreas Pankarter

Managementserie Erfolg braucht Führung

Toooor! I werd narrisch

Sport und Ehrenamt im Zeitalter der Generationen Z und Alpha

Das Ehrenamt ist der erforderliche Urstoff, aus dem Sportvereine und -verbände entstanden sind. Gemeinschaftsbildung und soziale Werte ermöglichen das ökonomische Überleben von Vereinen. Wie jedes Segment der Gesellschaft hängt auch der Sport qualitativ entscheidend davon ab, ob eine große Zahl an Menschen bereit ist, durch freiwilliges und unbezahltes Engagement an der Gestaltung mitzuwirken. Verbindliche und aufopfernde Vereinsmeierei der Babyboomer trifft jetzt auf eine unverbindliche Onlinegeneration. Wie kann da Sport im Ort und ehrenamtliches Engagement in Vereinen noch funktionieren.

Gerald Stadler, Jugendleiter und Trainer des SV SMB Pachern in Hart bei Graz, koordiniert rund 110 männliche und weibliche Kicker in den Gruppen U7 bis U15. Der Zulauf ist – vor allem zwischen zehn und elf Jahren – groß. Durch die Lockdowns in der Corona-Zeit haben einige den Fußballschuh an den Nagel gehängt, meistens im Alter von zwölf bis 15 Jahren. Bedingt durch fehlende Möglichkeiten ist es zu einer Verschiebung der Interessen und Hobbys gekommen. Diese Generation fehlt schon als mögliche Trainer für die ganz kleinen Nachwuchsspieler.

Fehlende sportliche Grundbasis

Gerald Stadler: »Es fehlt weniger an der Motivation bei den Kindern. Kinder haben nach wie vor Freude an der Bewegung. Kinder wollen nach wie vor spielen und gewinnen. Herausfordernd ist, dass viele Bewegungsmuster zu Hause oder in der Schule nicht mehr erworben werden. Ein Purzelbaum war früher keine Diskussion, heute muss er erst erlernt werden. Es fehlt an Bewegungsmobilität und Koordination. Die Trainer sind hier gefordert. Wir haben in der Trainingseinheit nur 1,5 Stunden Zeit. Wenn die Kinder koordinativ nicht gut sind, müssen wir ihnen das auch beibringen. Man muss sich aber trotzdem an den guten Spielern orientieren und die, die hier noch schlechter ausgestattet sind, nachziehen lassen. Macht man das umgekehrt, brechen dir die Guten weg, weil sie unterfordert sind. Das ist immer eine Gratwanderung. Spielverständnis beizubringen ist sehr viel Arbeit. Spannend ist, dass unter 10 Jahren alle im Tor spielen wollen, danach aber keiner mehr. Wir haben daher jetzt einen eigenen, sehr guten Tormanntrainer. Da erfahren die Kinder, was wirklich dahintersteckt, sie lernen jetzt mehr und das Training macht Spaß. So haben wir geschafft, die Tormannposition attraktiver zu machen. Bei den anderen Positionen merken die

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Fotos: Marija Kanizaj, Archiv
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
»Die Siegermentalität ist nicht mehr so vorhanden wie einst. Einige wollen gewinnen und gut spielen. Einigen ist das aber komplett egal.«
GERALD STADLER
Ein Gespräch von Carola Payer mit Gerald Stadler, dem Jugendleiter und Trainer des SV SMB Pachern

Kinder selbst, was sie gut können, und sie spielen dann auch in dieser Aufstellung. Das sportliche Grundniveau hat auch Auswirkungen darauf, wie viel gute Spieler man entwickeln kann. Wir wollen auch Profifußballer herausbringen und unser Verein ist daher auch auf Professionalität ausgerichtet. Hier geht es aber nur mit intrinsischer Motivation. Die nicht wirklich wollen, hören auf, sobald es leistungsorientierter wird.«

Herausforderungen im Verein

Viele Familien, die neu dazukommen, sehen den Verein eher als Betreuungsstätte. Daher fehlen hier Ressourcen aus den Familien, die sich früher oft in Vereinen engagiert haben. Gerald Stadler: »Wir brauchen vor allem gute, kinderaffine Trainer. Die Trainer müssen richtige »Kinderversteher« sein, einen guten Umgang pflegen und vor allem eine kindgerechte Sprache sprechen. Ab der U9 braucht es auch Trainer, die Spieltaktik vermitteln können. Der Trainer muss sehr gut mit dem Ball umgehen können, weil Kinder sehr durch Nachahmung lernen. Heute hat sich der Verband gut umgestellt und achtet darauf, wie man Kindertrainings abhält und was zu beachten ist. Hierfür gibt es auch eigene Trainerausbildungen. Wir legen darauf Wert, dass wir eine gute Gemeinschaft im Team haben. Die Kinder, vor allem die ganz jungen, sind aggressiver geworden. Es wird mehr gerauft und es gibt mehr ‚aggressive Auszucker‘. Der Respekt hat sich geändert. Grüß Gott oder Hallo zu sagen, wenn man kommt, und zuhören, wenn etwas erklärt wird, muss oftmals erst kultiviert werden. Wir haben eingeführt, gleich am Ende eines

Spiels über den Matchverlauf zu reden und ihn zu analysieren. Das fördert die Gemeinschaft extrem. Fehler werden auf Augenhöhe besprochen. Wir vermeiden dadurch, dass über Dritte Infos ungefiltert oder abwertend zurückkommen. In der Elternarbeit wurde vereinbart, dass die Eltern beim Match nicht mitreden oder von der Seitenline Anweisungen geben. Keine Kommandos von außen ist unser Motto! Am Jahresanfang reden wir mit den Eltern, wie wir uns das Sportjahr vorstellen. Natürlich gibt es wie früher auch hin und wieder heiße Diskussionen zwischen Eltern und Trainern. Was nicht sein darf ist, dass Konflikte kontraproduktiv sind oder böses Blut erzeugen.«

Sinkende Siegermentalität

Gerald Stadler und seine Trainer motivieren ihre Teams durch die Möglichkeit, auch gegen sehr gute und bekannte Mannschaften zu spielen: »Die Siegermentalität ist nicht mehr so vorhanden wie einst. Einige wollen gewinnen und gut spielen. Einigen ist das aber komplett egal. Eine Art Wurschtmentalität im Sinne von ‚Na, dann hamma halt verloren.‘ Da ist wieder der Trainer gefragt! Aber es gibt auch andere Extreme – zum Beispiel zu viel Ehrfurcht vor dem Gegner. Das hatten wir auch schon bei einem Jahrgang. Wenn die Spieler da ein Sturm-Leibchen sahen, erstarrten sie vor Ehrfurcht. Das klingt im Nachhinein witzig, aber als Trainer waren wir richtig ohnmächtig in dieser Situation. Natürlich macht die Trainerarbeit mit einem topmotivierten Team, mit der Einstellung: ‚Jetzt erst recht kämpfen!‘ noch mehr Spaß. Leadertypen kristallisieren sich sowohl bei fußballerisch starken, aber auch bei nicht so guten Kickern heraus. Die Leadermentalität liegt stark in den Genen.«

Für Gerald Stadler ist die Vereinsarbeit viel Aufwand, aber am Ende des Tages schätzt er den Spaß und die Erfolge: »Ich arbeite einfach gerne mit den Jugendlichen. Allerdings muss die ganze Familie mitziehen, damit das möglich ist. Wir haben die letzten Jahre gute Mannschaften entwickelt und einige, teils unerwartete, Erfolge mit ihnen erreicht. Wir sind froh, mit der Firma SMB aus Hart bei Graz einen verlässlichen Sponsorpartner zu haben. Wir würden uns auch freuen, wenn die Gemeinde uns den Sportraum für die Wintereinheiten der U7 kostenfrei zur Verfügung stellen würde. In vielen Gemeinden wird das Ehrenamt auch in dieser Form unterstützt.« n

SV Pachern

8075 Hart bei Graz, Eisweg 5

Im Bild die U12 (oben) und die U15 svpachern.at

FAZIT JUNI 2023 /// 47 Managementserie [60]

Stellen wir uns eine Fußballmannschaft mit einem Trainer vor, den zwei Drittel der Spieler ablehnen würde, über den sie der Meinung wären, seine Anweisungen seien falsch, er würde die anderen Mannschaften nicht verstehen und die eigene falsch vorbereiten. Die Spieler sind der Ansicht, würden sie den Traineranweisungen folgen, wären sie von Beginn an verloren. Doch das Team macht weiter, die Fußballer laufen aufs Spielfeld und kämpfen gegen die gegnerische Mannschaft: Eine, deren Spieler ihrem Trainer vertrauen, ausnahmslos dessen Ideen und Strategien übernehmen und versuchen, diese umzusetzen. Wer hätte wohl mehr Chancen bei dem Spiel?

Die Sozialdemokraten haben sich bei der Abstimmung für einen Parteichef entschieden, der euphorisch diesen Sieg feierte – als ob die zwei Drittel, die ihn ablehnten, plötzlich nicht mehr existierten.

Etwa 35.000 Mitglieder haben eine Person ausgewählt, die für die Partei im Wahlkampf genügend Vertrauen (von Nichtmitgliedern) sammeln sollte, um in einer

Mannschaft ohne Trainer

Koalitionsregierung sozialdemokratische Ideen umzusetzen. 35.000 sind etwa 0,5 Prozent der Wahlberechtigten. 99,5 Prozent sind entweder keine SPÖ-Mitglieder oder solche, die den Sieger der Abstimmung ablehnen. Die Vorstellung eines Drittels der SPÖ-Mitglieder, dass ihre Sympathie für einen Spitzenkandidaten die wahlberechtigten Nichtmitglieder motivieren werde, ist gewagt – im Grunde genommen nicht nachvollziehbar. Man kann sich an Parteitage der verschiedensten Parteien erinnern, bei denen Abstimmungen über führende Politiker und Politikerinnen kritisch kommentiert wurden, bei denen die Ergebnisse unter 80 Prozent der abgegebenen Stimmen lagen. Das galt oft schon als halbe Niederlage. Wie soll das nun funktionieren, wenn 65 Prozent den Parteichef ablehnen? Die stabile Grundlage der SPÖ ist das Engagement der Mitglieder und Funktionäre, mehr als in allen anderen Parteien. Es gibt tausende Vereine, regelmäßige Treffen, gemeinsame Reisen, sportliche Wettkämpfe und Demonstrationen. Die »Genossen« sind eine Gemeinschaft, es verbindet sie nicht nur das Kreuz am Stimmzettel alle paar Jahre, sondern eine Weltanschauung, eine Ideologie, eine Form der Kameradschaft. Keine andere Partei hat ein derart intensives, verbindendes Clubleben wie die Sozialdemokraten. Sie wählten in der Vergangenheit nicht nur ihren Spitzenkandidaten oder ihre Spitzenkandidatin, sie respektierten diese Person, vertrauten ihr, glaubten an sie. Das ist besonders eindrucksvoll am ersten Mai zu beobachten.

Bei den internen Wahlkämpfen im Vorfeld dieser Abstimmung ging es fast ausschließlich um Sympathie und die Unterstützung der Mitglieder. Die Frage, wer von den drei die größten Chancen bei den Nationalratswahlen haben könnte, war kaum ein Thema – und wenn ja, war es nur in wenigen Fällen ein Argument bei der internen Wahl.

Nun könnte man mich als ahnungslos bezeichnen, der die internen Mechanismen der Partei(en) nicht verstehen würde.

Doch ist für mich eine Partei heute vergleichbar mit einem Unternehmen, das

ein Produkt verkaufen möchte. Und damit kommt der Begriff Marketing ins Spiel. Die Vermarktung ist dann erfolgreich, wenn Kunden das Produkt kaufen. Übertragen auf die Politik sind fast alle Kunden keine Mitglieder der SPÖ. Wer von den Bewerbern um den Chefposten garantiert das optimale Marketing, damit das Produkt erfolgreich im Markt platziert wird? Ist dabei die Meinung der Mitarbeiter wichtig oder geht es um ganz andere Kriterien – wie Verkaufstalent, strategische Kreativität, Marketingerfahrung, Erfolg in verschiedenen Bereichen, Kenntnis des Marktes und der Konkurrenz, Organisation der Finanzen?

Politische Parteien haben sich von Ideologie weitgehend gelöst. Nur ein paar wenige Themen trennen »links« von »rechts«. Die Unterschiede in de n politischen Strategien betreffend Kultur, Wirtschaft, Bildung und Gesundheit lösen sich mehr und mehr auf. Die intelligente Vermarktung einer Partei mit einer überzeugenden Leitfigur wird immer wichtiger; immer schwieriger. Konkrete Inhalte rücken in den Hintergrund. Es gibt kein schlechteres Marketing als interne Konflikte, egal ob bei Unternehmen oder politischen Parteien. Auf den Fußball zurückkommend, hat diese Mannschaft noch vor dem ersten Spiel die schlechtesten Chancen in der Meisterschaft.

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Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at
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Gute Grawe-Bilanz trotz Krieg und Krisen

Im operativen Versicherungsgeschäft konnte die Grawe im Geschäftsjahr 2022 zulegen, die Ergebnisse waren aufgrund von Abschreibungen im Ukraine-Geschäft sowie der Finanzmarktturbulenzen des Vorjahres jedoch rückläufig. Die fordernde Lage spiegelt sich in den Bilanzzahlen wider. Das Geschäft ist versicherungstechnisch sowohl in Österreich als auch in der Gruppe (inkl. Auslandsgeschäft, Bankengruppe und Immobilien) gut gelaufen, betonen Gen.-Dir. Klaus Scheitegel und Vorstandschef Othmar Ederer. So konnte die Bilanzsumme auf 3,73 Mrd. Euro (plus 0,5 Prozent) in Österreich gesteigert werden, in der Gesamtgruppe um 2,7 Prozent auf 12,83 Milliarden Euro. Die Prämien haben um 10, 5 bzw. 11,5 Prozent zugelegt.

MINUTE 4.357: NOCH KEIN EINZIGES

MAL GESUDERT.

Das ist rekordverdächtig: Der kritische Ehemann genießt seinen Urlaub. Bei dem vielfältigen Wohlfühl-Angebot, der Gastronomie, den Saunen und dem Thermalwasser mit wissenschaftlich belegter Heilwirkung ist das auch kein Wunder. Nur seine Frau, die wundert sich.

Thermenresort Loipersdorf: Ein Ort, der rekordverdächtig wunschlos glücklich macht.

AMS fördert Ausbildungen zur Elementarpädagogik

Eine flächendeckende und hochwertige Kinderbetreuung ist eine zentrale Voraussetzung für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie und somit für den steirischen Arbeitsmarkt. Doch auch dieser gesellschaftlich so bedeutende Bereich ist vom Personalmangel betroffen – momentan sind 160 offene Stellen steiermarkweit beim AMS gemeldet. Daher verstärkt das AMS Steiermark seine Bemühungen, Arbeitskräfte für diese Berufe zu qualifizieren. Momentan befinden sich 26 Personen in entsprechenden AMS-Kursen. „Die Ausbildung ist uns ein echtes Herzensanliegen“, betont die stv. AMS-Landes-GF Christina Lind. „Eine weiterführende Ausbildung an den Kollegs für Elementarpädagogik verbessert die beruflichen Perspektiven.“

Foto: Grawe / Sophie Zechner AMS Steiermark

Einjahresfeier für Suzuki Reisinger

Im Rahmen von „1 Jahr Suzuki Reisinger“ übergab GF Walter Graf an die Krebshilfe Steiermark, vertreten durch Florentia Peintinger, einen neuen S-Cross zur Unterstützung der mobilen Krebsberatung. 4.000 Beratungen werden steiermarkweit im Jahr durchgeführt, ein Drittel davon mobil. Dafür ist der neue, von Reisinger und Suzuki Austria zur Verfügung gestellte S-Cross ein wichtiger Helfer. Als Keynote Speaker fungierte Paralympics-Sieger Thomas Geierspichler, der in einem emotionalen, authentischen Vortrag über sein bewegendes Leben berichtete und für Gänsehautmomente bei den Zuschauern sorgte. Diese dankten ihm mit Standing Ovations, im Anschluss wurde zu musikalischer Begleitung von Johannes Lafer gefeiert.

Hypo Vorarlberg erhält Recommender-Award

Österreichs größte Jury hat entschieden: Aus der Befragung von 8.000 Bank- und Versicherungskunden ging die Hypo Vorarlberg am 10. Mai als Sieger des FMVÖ-Recommender-Awards in der Kategorie „Regionalbanken“ hervor. Die Bank freut sich über die höchste Weiterempfehlungsbereitschaft, also die zufriedensten Kunden aller Regionalbanken und durfte das Gütesiegel für exzellente Kundenorientierung entgegennehmen. Aufgrund des größten Zuwachses bei den Weiterempfehlungen unter allen Banken wurde die Hypo Vorarlberg zudem mit dem Sonderpreis „Aufsteiger des Jahres“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen einer feierlichen Gala im Palais Niederösterreich in Wien statt und wurde online übertragen.

Mit Bus und Bahn in die Natur

„Auf der Freizeitschiene durchs Steirerland“ heißt es bei S-Bahn, RegioBus & RegioBahn. Besonders für die sieben steirischen Naturparke wird das öffentliche Verkehrsangebot noch attraktiver: Neue Verbindungen ins Mürzer Oberland, mehr RegioBus in der Steirischen Eisenwurzen: Almen, Moore und Teiche, waldreiche Flusstäler und alpine Passlandschaften sind lohnende Ziele für Wanderungen, Ausflüge und erholsame Urlaube. Besonders für Wanderungen bieten die steirischen Öffis einige Vorteile: „Man muss nicht zum Ausgangsparkplatz zurückkehren, sondern kann sich speziell bei Durchquerungen, Überschreitungen und Mehrtagestouren von den Öffis gemütlich nach Hause zurückbringen lassen“, berichtet LH-Stv. Anton Lang.

Die Landeshauptstadt ist um eine Galerie reicher. Ausgestellt werden dort aber keine Bilder, sondern die Ideen junger Visionäre und Visionärinnen. Die #glaubandich-Galerie der Steiermärkischen Sparkasse bietet Gründern und Start-ups eine Plattform für ihre Produkte und Dienstleistungen. Im Herzen von Graz, der Grazer Albrechtgasse, gelegen, ist die Ausstellungsfläche mit allem ausgestattet, was Unternehmer für eine adäquate Präsentation ihrer Leistungen benötigen. „Mit der Glaubandich-Galerie setzen wir einen wichtigen Impuls für die heimische Start-up-Landschaft und stehen Jungunternehmern mit unserem Know-how aus dem Gründer-Center als verlässliche Partnerin zur Seite“, erklärt Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl.

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„Glaubandich“-Galerie der Steiermärkischen
Fotos: FMVÖ / Martin Hörmandinger , Reisinger, Harry Schiffer, Foto Fischer

Graz auf dem Weg zur Klimaneutralität

Als erste Stadt Österreichs hat Graz einen detaillierten Maßnahmenkatalog für das Haus Graz, also die gesamte Stadtverwaltung und städtische Unternehmen, erstellt. Das Ziel ist, dass die Stadtverwaltung und die städtischen Unternehmen bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden.

Nach dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zum Klimaschutzplan im März 2022 wurde nun in intensiver Zusammenarbeit der erste Fortschrittsbericht erarbeitet. Dieser umfasst einen detaillierten Aktionsplan, um die CO2-Emissionen im Haus Graz zu reduzieren, und beschreibt den Weg zum Erreichen der Klimaziele der Stadt Graz. Damit soll eine lebenswerte Stadt auch in Zukunft sichergestellt werden.

Vize-Bgm. Judith Schwentner erklärt: „Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer stärker spürbar − insbesondere Kinder und ältere Menschen leiden besonders unter Tropennächten. Wir müssen jetzt unsere CO2-Emissionen drastisch reduzieren. Als erste Stadt Österreichs hat Graz nun einen detaillierten Aktionsplan erstellt, um im Haus Graz bis 2030 klimaneutral zu sein. Unsere Ziele können wir nur gemeinsam erreichen und daher werden

wir die Menschen in Graz bestmöglich einbinden.“

Aktionsplan, um Klimaziele zu erfüllen Das Haus Graz hat einen Aktionsplan erstellt, um die eigenen CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Mit dieser Pionierleistung will die Stadt Graz als gutes Beispiel vorangehen. Der Aktionsplan umfasst 400 Maßnahmen, welche von Mitarbeitern aus allen Bereichen ausgearbeitet wurden. 70% der CO2-Emissionen können damit bis 2030 reduziert werden. Durch den erarbeiteten Aktionsplan für das Haus Graz ist es möglich, Maßnahmen zum Klimaschutz sinnvoll und effizient umzusetzen.

Umweltamtsleiter Werner Prutsch hält fest: „Von den 400 erarbeiteten Maßnahmen ist ein beträchtlicher Teil auch wirtschaftlich interessant. Hier gilt es anzupacken und die richtigen Prioritäten zu setzen.“ n

Kurz im Gespräch mit

Seit vorigem Jahr kommen viele ukrainische Kinder zu uns, wie viele sind es heute und wie funktioniert die Integration?

In Österreich befinden sich derzeit rund 1.400 geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche in den Schulen. Die Aufnahme in die Klassenverbände war sehr einfühlsam. In Schulen mit mehreren ukrainischen Kindern wurden eigene Deutschförderklassen eingerichtet und auch ukrainische Lehrer eingesetzt. Die Integration verläuft also gut, besonders aufgrund des außerordentlichen Engagements unserer Pädagogen und Schulleiter.

Der Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache wächst, wie hoch ist hier der sprachliche Förderbedarf?

Sprache ist der Schlüssel zur Integration und vor allem zur gesellschaftlichen Teilhabe. Wie bei allen demografischen Entwicklungen ist es unsere Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, um allen Schülern, unabhängig von ihrer Herkunft und Erstsprache, die bestmögliche Bildung zu vermitteln. Das ist auch das Ziel der Deutschförderklassen und -kurse, die auf die individuellen Bedürfnisse und Sprachniveaus der Schüler ausgerichtet sind.

Wie schreitet die Digitalisierung an den steirischen Schulen voran?

Die Pandemie hat bei der Digitalisierung viele Entwicklungen beschleunigt und die Rahmenbedingungen für digital unterstützten Unterricht wesentlich verbessert. Das neu eingeführte Unterrichtsfach „Digitale Grundbildung“ sowie die Ausstattung aller Schüler mit digitalen Endgeräten bringt neue methodische Möglichkeiten ins Klassenzimmer. Es ist jedoch essenziell, die Balance zwischen einem Unterricht ohne und mit digitalen Medien zu halten.

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Elisabeth Meixner, Bildungsdirektorin Steiermark
Foto: Foto Fischer
Fotos: Holding Graz/Fischer
(v.l.n.r.) Umweltamtsleiter Werner Prutsch, Vize-Bgm. Judith Schwentner, Magistratsdirektor Martin Haidvogl und Holding-CEO Wolfgang Malik

Die Sieger des Wettbewerbs 2023: Warum „fit im job“ auch nach zwei Jahrzehnten eine Erfolgsformel ist

Knapp 255.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den 21 Jahren seit Bestehen des Wettbewerbs von den gesunden Initiativen der heimischen Betriebe profitiert, die unter dem Titel „fit im job“ zu einer Erfolgsformel wurden. Die Sieger des Wettbewerbs 2023 wurden auch heuer mit viel Beifall – zum ersten Mal in der Seifenfabrik – gefeiert. Ganz nach dem Motto: Gesundheit verpflichtet, moderiert von „fit im job“-Botschafterin Viktoria Schnaderbeck.

Nicht weniger als 769 Projekte wurden in über zwei Jahrzehnten bei „fit im job“ eingereicht. Eine Initiative, mit der Initiator Wolfgang Kasic im Jahr 2002 einen echten Meilenstein gesetzt hat, und die mittlerweile als Förderpreis für körperliche und geistige Gesundheit ganz fest in der weiß-grünen Unternehmerlandschaft verankert ist. Dabei erfreut sich die langjährige Initiative weiter zunehmender Akzeptanz, spielt doch der eklatante Facharbeitermangel „fit im job“-Betrieben ein weiteres Werkzeug in die Hand, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Das wiederum hat auch die Liste der Kooperationspartner in den 21 Jahren von drei auf 15 wachsen lassen. Darunter allen voran das Land Steiermark und die Wirtschaftskammer Steiermark, die Arbeiterkammer, die SVS, die AUVA und die Pensionsversicherung oder die Österreichische Gesundheitskasse.

Von der Energiewaschstraße bis zum Mittagstisch

Die gesunden Projekte der „fit im job“-Newcomer (Einsteigerprojekte) oder der Teilnehmer über Jahre sind beeindruckend: Eine Energiewaschstraße findet sich darunter ebenso wie ausgefeilte Sportprogramme für Mitarbeiter, der gesunde Mittagstisch, Betriebs-

kindergärten oder psychologische Beratung. WKO-Präsidentin Gabi Lechner zollte als Laudatorin vor allem jenen Betrieben Respekt, „die in einer Zeit die Initiative aufgegriffen haben, als Gesundheit am Arbeitsplatz noch gar kein Thema war“. Vinzenz Harrer (ÖGK) brachte – ebenso wie Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauss – den ökonomischen Effekt auf den Punkt: „Jeder eingesetzte Euro rechnet sich mehrfach, weil gesunde Mitarbeiter einfach viel produktiver sind.“

Applaus als „Triebmittel“ für gesunde Initiativen

Daniela Gmeinbauer, Obfrau der Fachgruppe Sport- und Freizeitbetriebe, hat auch mit der heurigen Preisverleihung bewiesen, wie wichtig es ist, Unternehmer vor den Vorhang zu holen, „weil der Applaus ein wichtiges Triebmittel für solche Initiativen ist.“ Viktoria Schnaderbeck, ehemalige Hochleistungs- Fußballerin und „fit im job“-Botschafterin, bestand ihre Feuertaufe als Moderatorin, unterstützt von Oliver Zeisberger, mit Bravour: „Man kann dem Druck im Job, auf der Bühne und auf dem Fußballfeld nur standhalten, wenn man fit ist. Geistig und körperlich.“

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Daniela Gmeinbauer, Obfrau Fachgruppe Freizeit- u. Sportbetriebe (li.), und WKO Steiermark-Vize-präsidentin Gabi Lechner (re.) mit den „fit im job“-Siegern und -Siegerinnen in den einzelnen Kategorien.
Fotos: Foto
Fischer

Die begehrte Trophäe „Fit im job“ präsentiert sich in zurückhaltender, modern gestylter Eleganz.

Die „fit im job“-Award-Gewinner 2023

Einsteigerförderung 1 bis 10 Mitarbeiter: Jens Ebert Heinzelmännchen im und ums Haus, Mitterberg

KFZ Har-Mann OG, Söding

Michaela Schreck-Deon Blitzeblank, Graz

Einsteigerförderung 11 bis 50 Mitarbeiter: Heilpädagogischer Kindergarten Hartberg Umgebung

Friebe Gesellschaft m.b.H., Graz

Award Betriebliches Gesundheitsmanagement:

„fit

im job“-Sonderpreis für SAPPI

Der weltweit führende Anbieter von nachhaltigen Holzfaserprodukten und -lösungen in den Bereichen Chemiezellstoff, Druckpapiere, Verpackung, SAPPI mit seinem Standort in Gratkorn, war unter den ersten steirischen Unternehmen, die Betriebliche Gesundheitsförderung im Betrieb umgesetzt haben.

51 bis 250 Mitarbeiter: Windisch Elektro Technik GmbH, Kirchberg a. d. Raab ab 251 Mitarbeiter: FH Joanneum GmbH, Graz ab 251 Mitarbeiter: ÖBB-Infrastruktur AG − Geschäftsbereich SAE Region Süd 1, Wien ab 251 Mitarbeiter: Sonderpreisträger: Sappi Austria GmbH und Co KG, Gratkorn Award Betriebliche Gesundheitsförderung:

1 bis 10 Mitarbeiter: Bezirkspolizeikommando Murtal, Knittelfeld

11 bis 50 Mitarbeiter: Trieb & Kreimer GmbH & Co KG, Weiz

11 bis 50 Mitarbeiter: Weststeirische Saubermacher GmbH, Köflach ab 251 Mitarbeiter: AHT Cooling Systems GmbH, Rottenmann

Als eines der ersten Unternehmen, die betriebliche

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Gesundheitsförderung eingeführt haben, erhielt die Firma SAPPI den „fit im job“-Sonderpreis.

Bernd Pischetsrieder über „Laptop und Lederhosen auf Steirisch“

Der Wahlsteirer Bernd Pischetsrieder ist Aufsichtsratsvorsitzender der Daimler AG und war Vorstandschef von BMW und Volkswagen. Der Auto-Boss mit dem großem Herz für die Steiermark besitzt seit knapp 20 Jahren ein Anwesen in der Südsteiermark und stand dort für ein Gespräch zur Verfügung.

Bernd Pischetsrieder ist Aufsichtsratschef der Daimler AG und war zuvor CEO von BMW und von VW. Seinen zweiten Lebensmittelpunkt hat er in der Südsteiermark gefunden, wo er für die Serie „Botschafter mit Herz“ des „Standortmarketing Steiermark“ interviewt wurde.

Sie kennen die ganze Welt und haben sich ausgerechnet die Steiermark als weiteren Lebensmittelpunkt ausgesucht.

Wie kam es dazu?

Wir haben mit der Familie immer viele Oldtimerfahrten gemacht. Und nachdem mein Schwager in Voitsberg geboren ist, hat er einmal empfohlen, diese Fahrten in die Steiermark zu verlegen. Und das haben wir dann auch gemacht. Und so sind wir an die steirische Weinstraße gekommen. Anfangs waren wir noch in Hotels, aber eines schönen Tages haben wir ein tolles Platzerl gefunden und uns angesiedelt.

Wofür muss man die Menschen in der Steiermark mögen?

Zum einen sind gerade die Weinbauern hier Unternehmer, also Menschen, die etwas unternehmen wollen. Und zum anderen ist hier einfach ein sehr viel freundlicherer Menschenschlag beheimatet, als ich ihn in Bayern kennengelernt habe. Als Bayer weiß man zwar, dass diese Unfreundlichkeit nicht so gemeint ist. Aber in der Steiermark sind die Leute sehr herzlich und sehr offen.

Wie ist Ihr Blick auf die Steiermark, wie würden Sie das Land jemandem erklären, der noch nie da war?

Es liegt nahe, dass man einen bayrischen Spruch, den unser Ministerpräsident einmal geprägt hat, nämlich „Laptop und Lederhosen“, auch auf die Steiermark überträgt. Ich weiß schon, die Steirer lieben nicht, wenn man sagt, das ist die österreichische Toskana, aber das ist so der Eindruck, den man hat, wenn man aus dem bayrischen Alpenvorland kommt. Wenn man gutes Essen, guten Wein, nette Leute und eine insgesamt sehr angenehme Atmosphäre mit einer tollen Gastronomie –von einfacher Buschenschank bis hin zur Spitzen-Cuisine – mag, dann ist man in der Steiermark gut aufgehoben.

Wirtschaftlich ist die Steiermark eng mit Deutschland verbunden. Der Mercedes G, der bei Magna gebaut wird und auch in Graz entwickelt wurde, ist eine einzige Erfolgsstory. Was macht Graz als Industriestandort aus?

Also meine Lebenserfahrung sagt mir, Menschen tun und können das am besten, was sie mit Emotion tun. Und das ist glaube ich auch die Erklärung dafür, warum der G und seine Vorgängermodelle wie etwa der Haflinger so erfolgreich waren und sind. Die Emotion ist da. Ein Mensch, der Automobile entwickelt, der macht das zwar am Computer, aber es gehört auch die Emotion dazu. Und was ich kennengelernt habe, in vielen Jahren der Zusammenarbeit gerade mit dem Unternehmen, das heute den G herstellt: Das sind einfach Menschen, die haben – manchmal sagt man, die haben Benzin im Blut – ich glaube eher, die haben das Kletterauto-Gen im Blut.

Welche Chancen tun sich für Zulieferer in der derzeit stattfindenden Transformation innerhalb der Autobranche auf?

Es gibt hier ja einen wirklich starken Technologie-Cluster. Die Emotion, etwas Neues machen zu wollen, die technologischen Fähigkeiten mit einer hervorragenden Technischen Universität in Graz sind die

Voraussetzung dafür, dass man den technologischen Wandel auch beherrschen kann. Ich glaube, die Innovationsfähigkeit hat abgesehen vom Wissen und dem entsprechenden emotionalen Umfeld auch die Begeisterung als Voraussetzung. Und wenn die da ist, dann werden es die Unternehmer in der Steiermark möglicherweise besser schaffen als irgendwelche anonym geführten Konzerne, die ihr Headquarter irgendwo haben.

Die Südsteiermark entwickelte sich vom Geheimtipp zu einem touristischen Hotspot. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Also zu viel Massentourismus tut der Region überhaupt nicht gut. Und zu viel Massenproduktion beim Wein tut ihr auch nicht gut. Die Landschaft ist geprägt davon, dass hier viele relativ kleine Winzer auf einer auch sehr kleinteiligen Landschaft in relativ schwierig zu bewirtschaftenden Weinbergen ohne große Unterkunftsmöglichkeiten bestehen. Nichts gegen große Hotelkonzerne, aber hierher gehören die nicht. Alles, was davon drastisch wegginge, würde auf lange Sicht gesehen wahrscheinlich das Grüne Herz etwas bluten lassen.

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Saubermacher unterstützt Bienenprojekt

Saubermacher-Gründer Hans Roth unterstützt das zukunftsweisende Projekt „Bienenforschungspark“ und den Botanischen Garten der Universität Graz. Gemeinsam mit Rektor Peter Riedler, dem Team Fundraising sowie den Leitern des Botanischen Gartens wurden beide Umweltprojekte präsentiert. Noch bis zum 30. Juni 2023 können Firmen und Privatpersonen Teil des Projekts „Bienenforschungspark“ werden, mit dem ein Zuhause für mehr als eine Million Bienen geschaffen wird. Mit einer Spende von 50 Euro fördert man symbolisch eine Arbeitsbiene und eine Bienenkönigin mit 250 Euro. Gastgeber für bis zu 50.000 Bienen wird man als Bienenstock-Stifter mit einer Spende von 1.500 Euro. Mehr Informationen unter www.bienenforschungspark.at.

Weiterbilden für Green Jobs

Das AMS Steiermark unterstützt Unternehmen beim Personalaufbau für Green Jobs: Gemeinsam werden interessierte Jobsuchende direkt am Arbeitsplatz zu neuen Fachkräften im Umweltund Klimabereich ausgebildet.

Die Energie- und Klimawende ist die größte Herausforderung unserer Zeit und kann nur gemeinsam gelingen. Green Jobs sind Berufe mit Sinn und Zukunft – das Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark unterstützt Unternehmen dabei, neue Fachkräfte im Umwelt- und Klimabereich auszubilden. „Die Energiewende erfordert tüchtige Hände und kluge Köpfe“, betont AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe – die ökologische Transformation sei auch eine Herausforderung für den heimischen Arbeitsmarkt. Aus diesem Grund forciert das AMS gemeinsam mit dem Land Steiermark und mit Partnereinrichtungen der beruflichen Erwachsenenbildung Schulungen für Green Jobs.

„Wir fördern steirische Betriebe, die bereit sind, interessierte und geeignete Jobsuchende direkt am Arbeitsplatz zu neuen Mitarbeiter_innen auszubilden. Unsere arbeitsplatznahen Qualifizierungen sowie Stiftungen stehen Unternehmen aller Größen und Branchen offen und werden von AMS und Land Steiermark finanziell unterstützt“, erklärt Snobe. So werden über die bundesweite Umweltstiftung Aus- und Weiterbildungen für klimarelevante Berufe gezielt mit 17,5 Millionen Euro gefördert. Dank der Umweltstiftung absolviert etwa der 31-jährige Issa Fayli beim Grazer Unternehmen RadAktiv eine verkürzte Lehre zum Fahrradmechatroniker. An einer Zusammenarbeit mit dem AMS Steiermark interessierte Betriebe können sich an ihre Beraterin, ihren Berater im Service für Unternehmen wenden.

Mehr Informationen: https://greenjobs-steiermark.ams.at/

SPÖ-Graz-Offensive für pflegende Angehörige

Mit 1. Jänner 2024 sollen die ersten pflegenden Angehörigen in Graz angestellt werden können. Mit dieser bahnbrechenden sozialen Maßnahme nach dem Modell des Burgenlandes ist die SPÖ in die Grazer Koalition eingetreten – nun wird dieses Vorhaben, wie versprochen, umgesetzt. Eine Arbeitsgruppe ist mit der Ausarbeitung der Details befasst. Als Budget steht für die ersten 20 Teilnehmerinnen eine Million Euro zur Verfügung. SPÖ-Graz-Vorsitzende Doris Kampus: „Ohne die Pflege durch Angehörige würde unser System zusammenbrechen. Gerade Frauen leisten dabei Großartiges, hängen aber sozial oft komplett in der Luft. Wenn wir pflegende Angehörige anstellen, schaffen wir für sie soziale Sicherheit in einer schwierigen Lebenssituation.“

Gemeinsam ausbilden: RadAktiv-GF Georg Siebenhofer, Lehrling Issa Fayli und AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe

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ENTGELTLICHEN EINSCHALTUNG Fotos: AMS/Fischer
Fotos: Saubermacher, Peter Drechsler

Neues Bildungszentrum für Leoben

In den kommenden Jahren wird in der Fröbelgasse in Leoben-Leitendorf ein weiteres modernes Bildungszentrum entstehen. Durchsetzen konnte sich im Wettbewerbsverfahren der Entwurf des Wiener Architekturbüros Franz & Sue, das bereits das Bildungszentrum Innenstadt sowie das Studienzentrum der Montanuni geplant hat. Bgm. Kurt Wallner: „Ich freue mich, dass mit der Wahl des Siegerprojektes ein entscheidender Schritt in Richtung Umsetzung des neuen Bildungszentrums Fröbelgasse gesetzt wurde. Der Entwurf von Franz & Sue wird allen Ansprüchen an eine moderne Schule mit unterschiedlichsten Lern- und Betreuungssituationen gerecht und schafft eine perfekte Symbiose zwischen der Erhaltung bestehender Strukturen und zeitgemäßer Pädagogik.“

Female Business Convention von FiW

Rund 200 steirische Unternehmerinnen folgten der Einladung von Frau in der Wirtschaft Steiermark am Grazer Flughafen. Die Herausforderungen rund um den Arbeitsund Fachkräftemangel, der Umgang mit New Work und der zukünftigen Generationenvielfalt sind derzeit ein viel diskutiertes Thema, das wir im Rahmen der ‚Femcom‘ in den Mittelpunkt gerückt haben“, betonte FiW-Landesvorsitzende Gabriele Lechner. Durch eine gemeinsame Zusammenarbeit von Silver Society und Generation Z, aber auch einen wertschätzenden Umgang miteinander kann neben vielen weiteren neuen Strategien der zukünftige Arbeitsmarkt positiv beeinflusst werden, hob Bestsellerautorin, Influencerin und YouTuberin Greta Silver in ihrer Keynote hervor.

Generali Mobilitäts-App feiert 1. Geburtstag

Mit der App hat die Generali Versicherung eine mobile Begleiterin für die Menschen in Österreich entwickelt, die neben der Sicherheit im Straßenverkehr auch auf ihren CO2-Abdruck achten und diesen reduzieren möchten. Die Zufriedenheit der Nutzer von Generali Mobility spiegelt sich auch in den Download-Zahlen der App wider: Seit ihrem Launch wurde sie über 10.000 mal heruntergeladen. Generali Österreich CEO Gregor Pilgram freut sich: „Mit Generali Mobility wollen wir Autofahrer dazu zu bewegen, im Straßenverkehr rücksichtsvoller und nachhaltiger unterwegs zu sein – und das mit Spaß und Belohnungen. Zwei Drittel unserer User heben die innovative Eigenschaft der App hervor und die Hälfte finden Gefallen an der Möglichkeit, mehr über das eigene Mobilitätsverhalten zu erfahren.“

Moderne Ausrüstung für den Straßendienst

Der steirische Straßenerhaltungsdienst sorgt mit seinen Mitarbeitern täglich für die Sicherheit auf den steirischen Straßen. Um die Tätigkeiten bestmöglich ausführen zu können, braucht es die dafür notwendigen Gerätschaften. „Neu im Fuhrpark ist ein Fahrzeug vom Typ ‚Unimog‘, das künftig von der Straßenmeisterei Gußwerk zur Betreuung von ca. 160 Kilometern Landesstraße verwendet wird“, informiert Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. „Das Fahrzeug kommt im schneereichsten Teil der Steiermark zum Einsatz. Neben dem Mariazellerland betreuen die Mitarbeiter alle Landesstraßen bis hin zum Mürztal und im Norden bis zur Landesgrenze zu Niederösterreich“, erklärt der Leiter des Straßenerhaltungsdienstes Franz Zenz.

Grawe erhält Recommender Award 2023

Am 10. Mai fand die Verleihung des Recommender Award auf der FMVÖ-Recommender-Gala in Wien statt. Zum bereits 16. Mal in 17 Jahren feierte die Grazer Wechselseitige Versicherung AG einen großen Erfolg. Sie wurde erneut und bereits zum 11. Mal in Folge mit dem Recommender Award ausgezeichnet. Zusätzlich wurde diesmal auch das Gütesiegel „Exzellente Kundenorientierung“ an die Grawe verliehen. Vorstandsdirektor Georg Schneider nahm den Preis im Namen des gesamten Unternehmens entgegen und betont: „Über all diese Jahre hinweg den Recommender Award zu erhalten, ist eine große Auszeichnung für unser Unternehmen. Wir sind sehr stolz, wiederholt den 1. Platz in der Kategorie ‚Versicherungen bundesweit‘ erreicht zu haben.“

56 /// FAZIT JUNI 2023
Foto: Freisinger, Klaus Morgenstern , FMVÖ / Martin Hörmandinger, Land Steiermark/Resch, recreation, WKO

Industrie braucht zukunftssichere Energie Österreichs Industrievertreter drängen auf eine „zukunftssichere Energieversorgung der Industrie“ sowie Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel. Gefordert werden schon jetzt Maßnahmen zur Gasspeicherung für den nächsten Winter. Dazu brauche es unter anderem eine Diversifizierung der Erdgaslieferländer samt Ausbau der Infrastruktur zur Anbindung an LNG-Terminals in Deutschland, Italien und Kroatien. „Wir müssen auf politischer Ebene für eine professionelle und kosteneffiziente Sicherung der Gasversorgung im kommenden Winter sorgen“, erklärten Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie der WKÖ, und der steirische Industrie-Spartenobmann Max Oberhumer bei der Industrie-Klausur im niederösterreichischen Mauerbach.

Partnerschaft mit Recreation verlängert

An der Seite des Grazer Orchesters „Recreation“ steht seit der Jubiläumssaison 2021/22 die Steiermärkische Sparkasse. Ihr Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch bekräftigt für die kommende Saison die Partnerschaft und sieht viele Gemeinsamkeiten: „Die Musik von Recreation fungiert seit vielen Jahren als kultureller Anker, der Beständigkeit vermittelt und Gemeinsinn stiftet. Recreation setzt auch auf den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne. Auch in diesem Bereich erkenne ich Ähnlichkeiten, da auch für uns die Förderung von jungen Menschen im Bereich der finanziellen Bildung besonders wichtig ist. Deshalb fungieren wir als verlässliche Partnerin von Initiativen, die Jugendliche in diesem Gebiet begleiten.“

STARKE STEIERMARK –STARKES EUROPA

Europa? Gerade jetzt!

Jeden Tag bringt uns die Zusammenarbeit innerhalb der EU weiter nach vorne und macht uns stärker. Wir sehen heute mehr denn je, wie wichtig der Zusammenhalt in einem geeinten Europa ist, denn es gibt Herausforderungen, die nur auf europäischer Ebene bewältigt werden können. Umso wichtiger ist es, dass die Stimme der Steiermark in Europa gehört wird und wir die internationale Politik mitgestalten – denn Europa sind wir alle!

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Lifestyle-Obstweine aus alten Apfelsorten

Die Landesprämierung 2023 war eine Sternstunde für das Lifestyle-Getränk Most. Unter den sechs Landessiegern katapultierte sich Günter Brunner mit einem Hattrick – also mit drei Landessiegen – an die absolute Spitze. Ebenfalls mit einem Landessieg gekrönt wurde die Qualitätsarbeit der frischgebackenen Obstbaumeisterin Hanna mit ihrem Vater Martin Mausser aus Hitzendorf: Sie reüssierten mit ihrem Qualitätsobstwein der alten Sorte „Champagner Renette“. Die weiteren zwei Landessieger gehen ebenfalls an Größen der Mostszene: Julia und Michael Kuchlbauer aus Vorau für trockenen Rubinette-Qualitätsobstwein; Tanja und Manfred Macher aus Leska bei Weiz für restzuckerhaltigen Qualitätsobstwein, ebenfalls aus der Sorte Rubinette.

Kreativpotenzial beim Grazer Designmonat

Die Welt ist geprägt von einem tiefgreifenden Wandel in sozialen und ökonomischen Bereichen. Daher liegt der Fokus beim Designmonat Graz 2023, der die UNESCO City of Design Graz von 6. Mai bis 4. Juni mit einem dichten Programm bespielt, auf dem Thema „Revolution“. Die über 130 Programmpunkte und 115 Programm- und Projektpartner zeigen auf, welchen Beitrag die Kreativwirtschaft in den Zeiten des Umbruchs leisten kann. „Der Designmonat Graz zeigt dieses enorme Innovationspotenzial jedes Jahr aufs Neue. Unter dem Dach der Creative Industries Styria gelingt es den Kreativen zudem, als Motor für innovative Produkte und Dienstleistungen in anderen Branchen zu wirken“, betont LRin Barbara Eibinger-Miedl.

Landesregierung beschließt Grundverkehrsnovelle

Die Steirische Landesregierung hat eine Grundverkehrsgesetz-Novelle beschlossen, die noch vor dem Sommer vom Landtag beschlossen werden soll. „Diese Novelle soll Spekulationen mit landwirtschaftlichen Flächen unterbinden, Versorgungssicherheit erhalten und dafür sorgen, dass Bauernland in Bauernhand bleibt“, so Agrarlandesrat Hans Seitinger. Sie enthält wesentliche Verschärfungen für Rechtsgeschäfte, die land- und forstwirtschaftliche Flächen betreffen. „Das Gesetz ist die Basis für eine nachhaltige und leistungsfähige Landwirtschaft. Zudem bekommen 22 weitere Vorbehaltsgemeinden ein effizientes Instrument zur Beschränkung von Zweitwohnsitzen, damit der Siedlungsraum für die Bevölkerung leistbar bleibt.“

Knapp-Robotik-Wettbewerb begeistert Schüler

„May the best robot win“ hieß es auch bei der diesjährigen Auflage der Knapp-RoboLeague, die am 24. Mai 2023 in Hart bei Graz über die Bühne ging. Beim Robotik-Wettbewerb für die Unterund Oberstufe traten die Schüler und Schülerinnen mit selbst gebauten Lego-Robotern in verschiedenen Bewerben an. Die Roboter wurden bereits im Unterricht vorbereitet und vor Ort wurde ihnen noch der letzte Feinschliff verpasst. Den ganzen Tag über stellten die 40 Teams aus der Steiermark und Kärnten ihre Roboter in bis zu fünf Bewerben unter Beweis. Die Siegerteams der Schulen BG/BRG/BORG Köflach, BRG Petersgasse, BRG Kepler und Mittelschule Semriach wurden feierlich prämiert und durften sich über Kino-Gutscheine freuen.

58 /// FAZIT JUNI 2023
Foto: LK Steiermark / Danner, Lebensressort , Raneburger, Knapp / Luef, SPAR / Krug, , S&K Werkstatt

Neue Spar-Kaufleute für Saaz

Familie Schögler, die den Spar-Nahversorger in Unterlamm betreibt, hat das Lebensmittelgeschäft in Saaz übernommen. Die Stammkundschaft freut sich auf eine große Auswahl an feinen Lebensmitteln und steirischen Schmankerln.

Claudia Schögler, Sohn Christopher und Schwiegersohn Joachim übernehmen den Spar-Markt. Das Spar-Team von 26 Mitarbeiter:innen wird weiterhin beschäftigt. Familie Schögler legt einen starken Fokus auf Kundenservice: Neben steirischen Lebensmitteln und Feinkost in Bedienung stehen Snacks „to go“, ein Blumen-Sortiment sowie eine Lotto-Toto-Annahmestelle bereit. Christoph Holzer, GF Spar Steiermark, sagt: „Unsere Kaufleute stellen die Nahversorgung sicher und zeichnen sich durch besonderes Engagement aus. Ich gratuliere Familie Schögler herzlich zum zweiten Spar-Standort und bin überzeugt, dass die Menschen in und um Saaz die freundliche Atmosphäre im Geschäft sehr schätzen werden.“

Bei der Übernahme durch die Spar-Familie Schögler übergab der Spar-GF einen Scheck in Höhe von 1.500 Euro an die Gemeinde Paldau. Der Betrag kommt örtlichen sozialen Einrichtungen sowie bedürftigen Familien zugute.

Flughafen Klagenfurt:

Neustart mit Profis

S&K-Werkstatt feiert acht Jahre Kompetenz

Ihr bereits 8-jähriges Bestehen feiert in diesem Jahr die S&K-Werkstatt in der Puchstraße in Graz. Als freie Kfz-Werkstatt bieten die Experten im Bereich Mechanik, Karosserie, Spenglerei und Lackiererei den Kunden höchste Qualität zu einem günstigen Preis. GF Marco Schweighofer über die Vorteile einer freien Werkstatt: „Bei uns steht der Kunde im Zentrum, wodurch mehr auf individuelle Wünsche eingegangen wird. Unser Vorteil gegenüber Markenwerkstätten ist, dass wir nicht verpflichtet sind, auf vorgegebene Auflagen einzugehen, und weniger, dafür aber produktiveres Personal beschäftigen, was sich in den Stundensätzen widerspiegelt. Dadurch können wir Dienstleistungen bei gleichbleibender Qualität zu einem fairen Preis anbieten.“

Nach der bevorstehenden Re-Verstaatlichung des Klagenfurter Flughafens braucht es ein tragfähiges Geschäftsmodell, das nur zusammen mit echten Luftfahrtprofis gelingen kann. „Land und Stadt Klagenfurt müssen dafür sehr rasch ein tragfähiges Geschäftsmodell für den Flughafen entwickeln“, fordert IV-Kärnten-Präsident Timo Springer in einer Aussendung. Dafür gelte es, endlich absolute Profis an Bord zu holen. Ein funktionierender Airport mit Anbindung an das internationale Linienflugnetz sei für einen so exportstarken Industriestandort wie Kärnten unverzichtbar, so Springer: „Linienflüge, Billigflieger und Charterangebote allein werden sich in Klagenfurt nie rechnen. Es braucht daher ein umfassendes neues Konzept, soll der Airport nicht zum Millionengrab von Steuergeld werden.“

„Goldener Tanne“ für Spar Fernitz

Die „Goldene Tanne 2022“, die höchste Auszeichnung der SPAR Österreich, ging an den Spar Fernitz in Graz-Umgebung. Sein gesamtes Team hat wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen und bewiesen, dass man es mit viel Engagement und persönlichem Einsatz weit bringt.

Mit kompetenter Beratung und einer vielfältigen Auswahl an regionalen sowie internationalen Spezialitäten sorgen die 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Spar Fernitz dafür, dass keine Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden unerfüllt bleiben. Satzer nahm die „Goldene Tanne“ im Rahmen der Filialtagung in Spielberg für die gesamte Belegschaft entgegen.

Alfred Satzer leitet den Spar in Fernitz seit Dezember 2000 und ist seit 1996 für das Familienunternehmen Spar tätig. Ausschlaggebend für den Sieg waren neben der perfekten Optik des Marktes die Sortimentsvielfalt, Top-Werte bei der Kundenzufriedenheit sowie die Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeitenden. „Die Auszeichnung ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit im Markt. Wir werden weiterhin unseren Kunden den besten Service bieten“, so Satzer über den Gewinn der „Goldene Tanne“.

FAZIT JUNI 2023 /// 59 Wirtschaft
Neuübernahmen und Scheckübergabe mit Christopher Schögler und Joachim Schögler (mit Schlüssel) und Spar-GF Christoph Holzer (re.). Marktleiter Alfred Satzer ist Gewinner der Goldenen Tanne 2022.

Forderung nach Energiemasterplan

Österreichs Weg zur Klimaneutralität bis 2040 wird zunehmend zur Belastungsprobe für die heimische Wirtschaft und Industrie – dieses Bild zeichnete die WKO Steiermark-Regionalkonferenz in Weiz. Die Tagung zeigte allerdings auch neue Wege auf: „Wer den Klimaschutz ernst nimmt, muss den Ausbau sauberer Energien unterstützen. Dies darf allerdings nicht auf Kosten der Unternehmer geschehen. Daher dürfen wir kein Denkverbot für die Weiterentwicklung bestehender Technologien verhängen. Wir brauchen einen offenen Diskurs über die Zukunft der Energieversorgung und einen Masterplan für die Energiewende, der eine geordnete Herangehensweise an eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ermöglicht“, fordert WKO-Präs. Josef Herk.

Holzindustrie präsentiert Forderungspaket

Beim traditionellen „Holzgipfel“ standen am 4. Mai die „heißen Eisen“ der Branche auf der Agenda. Die Vertreter der FG Holzindustrie trafen mit LH Christopher Drexler, LH-Stv. Anton Lang und die Landesräte Johann Seitinger, Barbara Eibinger-Miedl, Ursula Lackner, Werner Amon und Doris Kampus zusammen. Diskutiert wurde mit den Branchenvertretern – neben Monika Zechner Robert Frischer, Manfred Gaulhofer, Alfred Liechtenstein, Vinzenz Raith, Manfred Steinwiedder, Richard Stralz und Albert Weissensteiner − nicht nur der akute Arbeitskräftemangel, sondern auch die kostenintensive Energieversorgung, der Ausbau von Förderungen im Holzbau sowie das Thema Verfahrensbeschleunigung und die Forcierung des Breitbandausbaues.

RLB startet mit Innovationsoffensive

Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark lud am 24. Mai zur Generalversammlung ins Headquarter nach Raaba-Grambach. Der Festakt stand ganz im Zeichen der Zukunftsgestaltung durch Innovation und Nachhaltigkeit. Gen.-Dir. Martin Schaller sieht die Wirtschaft sowie den Bankensektor vor einer grundlegenden Transformation in Richtung Innovation und Nachhaltigkeit, die durch die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen noch befeuert werde. Raiffeisen Steiermark habe über Jahrzehnte zeigen können, dass Wirtschaft, Umwelt und Soziales keine Gegensätze sein müssen. Der Schlüssel zu neuen Modellen seien Innovationsgeist und eine starke Wir-Kultur. Raiffeisen soll dabei ein ‚Center of Gravity‘ in der Steiermark sein, erklärte Schaller.

Benefiz-Gala für junge Operntalente

In der Oper Graz fand unter Beisein der Intendantin Nora Schmid eine Benefiz-Gala des Förderkreises der Oper Graz statt. Seit Jahrzehnten versteht sich dieser als treuer Begleiter und Unterstützer für zahlreiche Projekte. Zahlreiche junge Künstler erhielten zu Beginn ihrer Karriere Unterstützung des Förderkreises der Oper Graz, u. a. Anna Brull, Dariusz Perczak, Neven Crnić und Mario Lerchenberger. Aktuell werden im Opernstudio der Oper Graz

Corina Koller und Andżelika Wiśniewska gefördert. Um die finanziellen Belange kümmert sich seit Jahren engagiert der Schatzmeister KR Hans Roth: „Als Schatzmeister des Förderkreises der Oper Graz danke ich den vielen Besucher:innen der Benefizabende und Unterstützer des Förderkreises.

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Fotos: Foto Fischer, LIDO, RLB Steiermark / Peter Riedler, Oper Graz, Caroline Knauder / BKS, LRH Stmk, RLB Steiermark / Kanizaj

Geldanlagen im Spannungsfeld

Alois Wögerbauer zählt zu den erfolgreichsten Fondsmanagern Österreichs. Welche Auswirkungen die hohe Inflation und die steigenden Zinsen auf Geldanlagen haben, präsentierte er am 4. Mai auf Einladung der BKS Bank in Klagenfurt. Die Gäste erhielten wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen sowie Anregungen für eine erfolgreiche Veranlagung in den kommenden Monaten. Als Fondsmanager ist Wögerbauer immer am Puls der Zeit. In seinem mitreißenden und informativen Vortrag ging er auf die maßgeblichen Trends Digitalisierung und Energiewende im Detail ein. „Das derzeitige Umfeld birgt trotz zahlreichen Herausforderungen neue Möglichkeiten, erfolgreich zu investieren. Die richtige Positionierung ist aber eklatant“, so Wögerbauer.

Rechnungshof prüfte finanzielle Hilfsmaßnahmen

Rund ein Jahr lang durchleuchtete der Landesrechnungshof unter der Leitung von Dir. Heinz Drobesch die Hilfsmaßnahmen des Landes zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie. Darunter fielen 56 finanzielle Hilfestellungen und 76 Systemleistungen, die von der steirischen Landesverwaltung zwischen 1. Februar 2020 bis 31. Dezember 2021 erbracht wurden. Insgesamt schlugen sämtliche Maßnahmen mit 378 Mio. Euro zu Buche, wovon vom Bund knapp 295 Mio. Euro refundiert wurden. Ein Manko lässt sich laut LRH jedenfalls erkennen: Der Zeitraum für das Erreichen eines ausgeglichenen Landeshaushaltes verlängert sich deutlich. Seitens des LRH wird empfohlen, die aus der Pandemie gewonnenen Erkenntnisse und Verbesserungspotenziale zu nutzen.

Chancen am steirischen Immobilienmarkt Raiffeisen Research präsentierte den großen steirischen Immobilien-Report. Die Studie zeigt: Die Steiermark gehört zu den preisgünstigeren Pflastern in Österreich. Dennoch ist das Preisgefälle zwischen Graz samt Umland sowie dem Rest des Bundeslands beträchtlich. Kurzfristig ist kein preislicher Wetterumschwung zu erwarten, aber das Zinsniveau wird 2023 höher sein als 2022. Dennoch gilt: „Was hoch gestiegen ist, muss nicht zwangsläufig tief fallen“, so Matthias Reith, Senior Ökonom bei Raiffeisen Research. „Nach Jahren des Anstiegs erwarten wir einen Sinkflug, aber keinen Sturzflug. Auch nach der unterstellten nominalen Preiskorrektur von insgesamt 10 % dürfte Wohneigentum somit spürbar teurer bleiben als vor der Pandemie.“

RLB emittiert erste grüne Anleihe

Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark bietet eine erste grüne Anleihe an und setzt damit neue Standards im Bereich Nachhaltigkeit. Die Verzinsung beträgt 3,25 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Die Besonderheit dabei ist, dass der Erlös aus der Grünen Anleihe ausschließlich in Projekte investiert wird, die das Klima und die Umwelt schonen oder entlasten. Ein Beleg für die starke regionale Verankerung der Bankengruppe sowie die Unterstützung der Wirtschaft für Investitionen in klimafreundliche Aktivitäten. „Wir zeichnen uns durch unsere regionale Ausrichtung, die Bestrebungen in der Nachhaltigkeit sowie die Stärke der gesamten Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark aus“, erklärt RLB-Gen.-Dir. Martin Schaller.

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Leoben ehrte die Heldinnen des Alltags

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März hat die Stadt Leoben zur Nominierung von Heldinnen des Alltags aufgerufen, um sie für ihr Engagement auszuzeichnen. Die Beweggründe für die Nennungen waren vielfältig und reichten vom ehrenamtlichen Engagement bei Wohltätigkeitsorganisationen, über Nachbarschaftshilfe, Pflege von Angehörigen bis hin zum Dank an die weibliche Belegschaft der freiwilligen Feuerwehr, die ihre Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit stellt. Bgm. Kurt Wallner: „In einer Gemeinschaft braucht es aber gerade diese Menschen, um die schwächsten Glieder der Gesellschaft zu unterstützen, daher ist es mir ein persönliches Anliegen, diese vor den Vorhang zu holen und ihnen meinen aufrichtigen Dank auszusprechen.“

10.000 Bäume für Schutzwald in Mallnitz

Die BKS Bank unterstützt die Aufforstung heimischer Objektschutzwälder. In Mallnitz wird ein Objektschutzwald mit Lärchen-, Fichten und Bergahorn-Jungpflanzen aufgeforstet. 5.000 Bäume sind bereits gepflanzt, weitere 5.000 folgen. „Den aktiven Einsatz für Klimaschutz sehen wir als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Dazu gehört das Angebot nachhaltiger Bankprodukte wie des Natur- und Zukunft-Kontos, mit dem wir den Fortbestand von Schutzwäldern unterstützen. Für jedes abgeschlossene Konto wird ein Baum gepflanzt. Dabei achten wir auf die Biodiversität und auf die Besonderheiten des Standorts. Unsere Bäume sorgen für Schutz vor Naturgefahren wie Lawinen oder Hangrutschungen“, so Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.

Neue Friseurakademie eröffnet

Die Friseurausbildung in der Steiermark wird auf neue Beine gestellt. Mit dem Neubau der Friseurakademie gibt es eine neue Ausbildungsheimat am Wifi Süd in Premstätten. Die neue Ausbildungsstätte wurde von WKO-Präs. Josef Herk, Dir. Karl-Heinz Dernoscheg, Spartenobmann Hermann Talowski sowie Wifi-Institutsleiter Martin Neubauer und LIM Doris Schneider eröffnet. Davon werden die Lehrlinge in den über 200 Ausbildungsbetrieben sowie die Meister der Branche profitieren. Das Wifi-Programm für Friseure soll jetzt zusätzlich mit Weiterqualifizierungen ausgebaut werden. „Wir haben uns für den Standort entschieden, weil dort bereits jetzt schon unsere Ausbildungen in den Bereichen Gesundheit & Sport stattfinden“, erklärt Neubauer.

BKS Bank schließt Kapitalerhöhung ab

Am 12. Mai endete die Angebotsfrist der BKS Bank-Kapitalerhöhung. 2,86 Mio. Stück neuer Aktien konnten innerhalb weniger Tage erfolgreich am Markt platziert werden. Mit dem frischen Kapital stellt die BKS Bank Investitionen in die Energiewende und in die Digitalisierung sicher. „Es freut mich sehr, dass wir im sehr anspruchsvollen Marktumfeld dieses Ergebnis erzielen konnten. Mein Dank gilt den zahlreichen Aktionären und Neuaktionären, die mit ihrer Zeichnung in die Zukunft der BKS Bank investiert haben. Strategisch wichtige Ziele können nun noch ambitionierter in Angriff genommen werden“, so Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Gezeichnet werden konnten die Jungen Aktien in Österreich, Slowenien und Kroatien.

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Foto: Patrick Sommeregger / Baurecht, Freisinger, Gernot Gleiss, Loske

Unsere Bauern „powern“ die Energiewende

Anlässlich der Woche der Landwirtschaft im Mai bekräftigte LK-Präsident Franz Titschenbacher seine Forderung, das Stromnetz in der Steiermark rasch auszubauen. Vor allem in den Berggebieten schlummern mit Flächen von mehr als 96.000 Hektar riesige Sonnenstrom-Potenziale, nur ein paar Prozent davon reichen für den Photovoltaikausbau in der Steiermark.

Viele Land- und Forstwirte steuern konsequent und erfolgreich ihre Bauernhöfe in Richtung Energieautarkie: (v.r.n.l.) Präs. Franz Titschenbacher, Andrea Ertl und Franz-Josef Wallner (Milchviehhalter), Vize-Präs. Maria Pein und Christian Metschina (LK-Energieexperte)

Titschenbacher betont, dass Bauernhöfe in mehrfacher Hinsicht die regionalen Energiezentralen der Zukunft sind: „Viele Land- und Forstwirte steuern konsequent ihre Bauernhöfe in Richtung Energieautarkie. Schon jetzt spielen sie als Energieerzeuger und -dienstleister mit Biomasse eine gewichtige Rolle bei der Energiewende“, skizziert er den eingeschlagenen Kurs.

Landwirtschaft stützt Energiewende LK-Energieexperte Christian Metschina führt im Detail aus: „Bereits jetzt ist die Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark das Rückgrat der erneuerbaren Energieversorgung. Ohne deren Energieträger würde der Erneuerbaren-Anteil nicht bei beachtlichen 31 Prozent, sondern bei nicht einmal 16 Prozent liegen. Das Erreichen der Energie- und Klimaziele ist ohne diesen aktiven Beitrag völlig illusorisch.“ Die Zahlen können sich sehen lassen: 620 Heizwerke versorgen über 120.000 Steirerinnen und Steirer mit C02-neutraler Wärme. Darüber hinaus sichern die heimischen Waldbesitzer die Rohstoffversorgung von 130.000 Biomassekleinfeuerungen. 37 Biogasanlagen produzieren Ökostrom

und Wärme für 30.000 Haushalte. Hinzu kommen Anwendungen in den Bereichen Holzgas, Solarthermie, Photovoltaik, AgrarPhotovoltaik und Wasserkraft.

Energienetze offensiv ausbauen

Um die verbindlich festgelegten Energie- und Klimaziele zu erfüllen, muss sich Österreich bis 2030 bilanziell mit grünem Strom selbst versorgen können. Als unabdingbare Säule dafür hat die Steiermark bis dahin die mehr als vierfache Menge an PhotovoltaikStrom herzustellen, um auf Importe von Atom- oder Kohlestrom verzichten zu können. „Bei Sonnenstrom kann die steirische Landwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag leisten“, unterstreicht Titschenbacher: „Nicht fruchtbare Ackerböden, sondern Sonnenstrom von Dächern, aus landwirtschaftlicher Doppelnutzung und von wenig produktiven Flächen auch auf steileren Hängen im Berggebiet sind ideale Sonnenstrom-Lieferanten.“ Zur optimalen Erschließung dieser großen SonnenstromPotenziale verlangt Titschenbacher von allen Netzbetreibern, eine rasche und konsequente Netzausbauoffensive sowie faire Netzzugangskosten: „Viele landwirt-

schaftliche Betriebe wollen Sonnenstrom erzeugen, scheitern aber an unzureichender Infrastruktur.“

Milchviehhaltung mit Sonnenstrom Trotzdem gibt es inzwischen schon zahllose Beispiele für die erfolgreiche Integration von Sonnenstrom in bäuerlichen Betrieben, die sich in der alltäglichen Nutzung bestens bewähren und als Vorbilder für den weiteren Ausbau dienen können. Bereits zu 60 Prozent decken Franz-Josef Wallner und Andrea Ertl ihren Strombedarf für ihren Milchviehstall mit Sonnenstrom vom Dach. „Künftig sollen es 100 Prozent werden und auch für die Versorgung weiterer Haushalte mit grünem Strom ist das Dachflächen-Potenzial vorhanden. Das sind auf jeden Fall sinnvolle Investitionen“, sagt Franz-Josef Wallner. Er sieht in der Photovoltaik ein wichtiges neues Standbein für kleine Betriebe, das Wertschöpfung auf die Höfe bringt, und plädiert ebenso für stärkere Energienetze.

FAZIT JUNI 2023 /// 63
Anzeige Foto: LK Steiermark/Danner

Italienisches Flair beim Grazer Rathaus

Der Gastronom Kened Baftiaj, der seit 20 Jahren das Il Centro am Mehlplatz führt, hat Mitte April in der Albrechtgasse beim Billa-Eck schräg gegenüber dem Grazer Rathaus eine Kombination von Café und Bar mit Sitzgarten eröffnet. Sein Neffe Albert Baftiaj, der auch im Il Centro gewirkt hat, fungiert als Geschäftsführer des italophilen Neuzugangs namens „Amaro“.

Das sogenannte Rathausgrätzl und die bunte Gastromeile der Schmiedgasse haben damit einen kulinarisch interessanten Zuwachs erhalten. An der Adresse Albrechtgasse 2 serviert man im neu und edel eingerichteten Tagescafé „Amaro“ den Gästen ab sofort heimische und italienische Weine, Prosecco, Champagner, Spaten-Bier vom Fass, Tramezzini sowie kleine Süßspeisen. Das Lokal ist ein echtes Kunstwerk geworden, das bemalte Deckengewölbe ist ein absoluter Hingucker und Goldelemente sowie eine gestreifte Wand sorgen zusätzlich für Style. Die feierliche Eröffnung ging am 21. April über die Bühne: „Inzwischen haben wir dann auch schon den Gastgarten aufgestellt“, freute sich Albert Baftiaj schon, dass es nach den aufwendigen Umbauarbeiten nun endlich losgeht. An der Eröffnungsfeier nahm neben zahlreichen Gästen eine uniformierte Abordnung der Grazer Bürgergarde teil.

„L’amaro“ ist zwar im eigentlichen Sinne der italienische Begriff für einen Bitterlikör – „aber ich hab im Lokalnamen die Namen meiner Kinder Anita, Marta, Martina und Robert verewigt“, verrät Kened Baftiaj. Der Glanzpunkt des neuen Etablissements soll freilich der große und einladende Sitzgarten sein, der die Ecke am Hauptplatz am Ende der Schmiedgasse aufwerten und zum rege besuchten Szenetreff machen soll.

Neuer HightechWeinkeller für Weingut Krispel

Am 11. und 13. Mai eröffnete das Genussgut Krispel in Neusetz bei Straden seinen neuen Weinkeller, der bei einer Investition von 8,2 Mio. Euro keine Wünsche offenlässt. Rund 2.500 Besucher machten sich an diesen Tagen ein Bild vom neu errichteten, auch architektonisch interessanten Bauwerk.

Einen Weinkeller eröffnet man auch hierzulande nicht alle Tage, schon gar nicht mit einem Investment in dieser Größenordnung. Auf einer Fläche von insgesamt 3.400 m2 findet sich daher alles, was die Technik auf dem neuesten Stand kann und was es für ein modernes Weingut braucht. „Alles unter einem Dach zu haben, ermöglicht uns eine vereinfachte Logistik sowie eine genau geplante Verarbeitung des Traubenguts bis zu einer topmodernen Abfüllung. Das alles im Zeichen der Qualitätssicherung und Steigerung“, so der Winzer Stefan Krispel.

Weinerzeugung im Zeichen höchster Qualität

Unter den prominenten Besuchern ist auch LH Christopher Drexler, der sich von der technischen Perfektion der Anlage beeindruckt zeigt: „Der Wein ist für die Steiermark eine wichtige Visitenkarte. Vom Großfasskeller bis zu den Stahltanks ist hier durch regionale Unternehmen ein Weinkeller in einer bemerkenswerten architektonischen Qualität entstanden.“ Aber natürlich ist auch der Blick über die Grenzen wichtig, weiß LRin Barbara Eibinger-Miedl: „Das Familienunternehmen Krispel steht für Wein mit Qualität auf höchstem Niveau, der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt ist. Solche Betriebe tragen wesentlich zum Erfolg des Tourismusstandorts und zum Ruf der Steiermark als Feinkostladen Österreichs bei.“ Bei den Festakten gab sich auch das Who is Who der Weinwelt die Ehre. Weinbau-Dir. Werner Luttenberger, Wein-Obmann Stefan Potzinger, Sommelier-Union-Präs. Annemarie Foidl, die Winzerkollegen Sepp und Josef Dockner, Hans Schwarz, Stefan Müller und Fritz Frühwirth sowie zahlreiche Vertreter von Wirtschaft und Handel.

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Anzeige Foto: Il Centro / Amaro
Kened Baftiaj und seine Ehefrau (Mitte) freuen sich über den neuen attraktiven Standort ihres Lokals im „Rathausgrätzl“.
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Ein Gläschen zur Eröffnung: LR Barbara Eibinger-Miedl mit Stradens Bgm. Gerhard Konrad (re.) und GF Stefan Krispel.

Start in die „wilde“ steirische Spargelzeit

Passend zum Auftakt der Grillsaison stellt SPAR mit den „jungen wilden Gemüsebauern“ den steirischen Spargel ins Rampenlicht. Die Zusammenarbeit mit den innovativen Landwirten aus der Südoststeiermark geht heuer in das fünfte Jahr.

Grüner und weißer Spargel läuten bei uns die leichte Sommerküche ein. Dass saisonales Gemüse aus der Steiermark boomt, zeigen aktuelle Zahlen: Die Anbaufläche von Spargel der vier „jungen wilden Gemüsebauern“ rund um Bad Radkersburg hat sich in den fünf Jahren auf über 25 Hektar mehr als verdreifacht. Als eine von ihnen sagt Claudia Tscherner: „Aufgrund von weniger Sonnenstunden im April beginnt die Saison heuer etwas später. Das langsamere Wachstum tut der Qualität keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Wir freuen uns über vollen Ertrag und exzellente Produktqualität.“

Frischer Spargel auf dem Griller

Ein neuer Trend ist das Grillen von Spargel. Die „jungen wilden Gemüsebauern“ wissen Tipps und Tricks, wie weißer und grüner Spargel am Griller perfekt gelingt und stellen für die SPAR-Kunden Rezepte bereit. SPAR-GF Christoph Holzer meint dazu: „Frisches Gemüse und leichte Sommergerichte passen wunderbar zum Start der Grillsaison. Wir wissen, dass unsere Kunden heute mehr als je zuvor Wert auf Frische, Regionalität und exzellente Produktqualität legen. Unsere ‚jungen wilden Gemüsebauern‘ setzen diese Wünsche in Perfektion um.“

„Wir sind froh, mit SPAR schon das fünfte Jahr in Folge einen starken Partner an unserer Seite zu haben und so unseren Spargel im gesamten Bundesland anbieten zu können“, erklärt Tscherner zur nachhaltigen Zusammenarbeit mit SPAR. Die vier „jungen wilden Gemüsebauern“ sind alle um die 30 Jahre jung und gehen in der Landwirtschaft innovative Wege. Nicht nur beim Spargel trägt diese Kooperation Früchte. So liefern die „jungen Wilden“ saisonal auch steirische Himbeeren, Heidelbeeren und Kiwibeeren in höchster Bio-Qualität.

Wertschätzung für Mitarbeiter à la Card

Der Tourismusverband Thermen- & Vulkanland präsentierte Ende April auf Schloss Kapfenstein sein neues Wertschätzungsprogramm für Mitarbeiter im Tourismus: die Mitarbeiter-Card.

Die steirische Erlebnisregion präsentiert sich als ein wahres „Sehnsuchtsziel“ für Gäste aus nah und fern. Wunderschöne Naturkulissen, gediegene Hotels und Gastronomie, kulturelle Glanzpunkte und Ausflugsziele voller Abwechslung – ihr Slogan lautet: Hier ist es „zu schön, um nicht da zu sein“.

Dieser Gedanke wurde nun von den Verantwortlichen erweitert, denn für sie ist die Erlebnisregion auch „zu schön, um hier nicht zu arbeiten“. Ausdruck findet das im neuen, mit EU-„Leader“Programm gefördertem Employer-Branding-Projekt: der Mitarbeiter-Card. „Die Erfolgsfaktoren der Region sind vor allem die Menschen, die hier arbeiten und die täglich ihr Bestes geben“, so Thermen- & Vulkanland-GF Christian Contola. „In unserer Region sind knapp 6.000 Menschen in Tourismus und Freizeitwirtschaft tätig. Für sie haben wir dieses Projekt erarbeitet“, ergänzt der Projektverantwortliche der Erlebnisregion, Jörg Pfeifer.

Lukrative Incentives für Mitarbeiter

Herzstück ist die Plattform mitarbeitercard.at, über die alle Beschäftigten im Tourismus die kostenlose Mitarbeiter-Card anfordern können. Sie ist der Schlüssel zu zahlreichen Vergünstigungen und Vorteilen wie kostenlose Thermeneintritte. Weitere Benefits, von denen die Mitarbeiter im Tourismus künftig profitieren werden, sind umfangreiche Weiterbildungsprogramme, gemeinsame Aktivitäten, News- und Informationsforen sowie ein regionales Jobportal. „Das Projekt zielt auch darauf ab, touristischen Betrieben der Region Hilfestellungen bei der Mitarbeitersuche und -bindung zu ermöglichen. Das Arbeitgeber-Weiterbildungsprogramm steigert auch deren Kompetenz hinsichtlich Recruiting, Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung“, zeigt sich Vorsitzende Sonja Skalnik erfreut.

FAZIT JUNI 2023 /// 65 Anzeige F oto: SPAR / Gerald Flor
Foto: Thermen& Vulkanland Die vier „jungen wilden Gemüsebauern“ (v.l.n.r.) Andreas Domatschitz, Markus Klobassa, Claudia Tscherner und Richard Oberer. (v.ln.r.) Präsentation der Mitarbeiter-Card mit Jörg Pfeifer, Christoph Winkler-Hermaden, Daniel Binder, Bgm. Josef Ober, Erlebnisregion-Vors. Sonja Skalnik, Veronika Kollmanitsch und Erlebnisregion-GF Christian Contola.
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Exportfrühstück in der BKS Bank

Wie Export erfolgreich gelingen kann, darüber informierte die BKS Bank mit der OeKB und der ICC Austria in Graz und in Klagenfurt. „Das Exportgeschäft nimmt kräftig Fahrt auf und eröffnet vielen Unternehmen neue Chancen. Im Jahr 2022 wurden Waren im Wert von rund 194,1 Mrd. Euro aus Österreich exportiert. Wie Sie das Exportgeschäft erfolgreich gestalten, darüber informieren wir Sie in Kooperation mit unseren langjährigen Partnern, der OeKB und der ICC-Austria“, so Nikolaus Juhász, Vorstandsmitglied der BKS Bank, der die interessierten Teilnehmer in der BKS Bank-Zentrale herzlich begrüßte. Thematisch ergänzt wurde das Exportfrühstück durch die Impulsvorträge von Manfred Seper von OeKB sowie Angelika Zoder, Beraterin der ICCAustria.

Neues Zentrum an der Montanuni Leoben

Aus den Infrastrukturmitteln des BMBWF wird an der Montanuni Leoben ein Zentrum für digitale Drucktechnologie entstehen. Die effiziente Herstellung von dehnbaren Leiterbahnen, elektronischen Schaltungen und Bauelementen gehört zum stark wachsenden Forschungsfeld der gedruckten Elektronik. Diese gilt als Schlüsseltechnologie für das Internet der Dinge, das Auto der Zukunft mit flexiblen Displays und Sensoren sowie die nächsten Generationen von Wearables. „Damit wollen wir einfach und kostengünstig elektrische Bauteile mit Hilfe von leitfähigen Tinten bzw. Pasten durch einfache Drucktechniken wie z. B. dem Tintenstrahloder Siebdruck herstellen“, erläutert Thomas Grießer vom Lehrstuhl für Chemie der Kunststoffe.

Neue Märkte mit EU-Mercosur-Abkommen „Um im Außenhandel auch künftig erfolgreich zu sein und weiter Arbeitsplätze in unserem Land schaffen zu können, brauchen Unternehmen bessere Rahmenbedingungen auf ihren Exportmärkten“, betont Manfred Kainz, Obmann des Landesgremiums des steirischen Außenhandels. Das Handelsabkommen EU-Mercosur soll den steirischen Außenhändlern neue Märkte und Chancen in Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay erschließen. Schon jetzt exportieren österreichische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Wert von über einer Milliarde Euro in die Mercosur-Staaten. „Kommt es zu keinem Abschluss des EU-Mercosur Handelsabkommens, bedeutet das für unsere Wirtschaft, dass wichtige Rohstoffe für Solarpaneele und Windräder fehlen“, warnt Kainz.

Spielend Kreislaufdenken lernen

Um Kindern auf spielerische Weise das Wissen für Abfallvermeidung und Abfalltrennung zu vermitteln, wurde eine neue Schul. Paket.Abfall.Spiele.Sammlung (S.P.A.S.S.-Box) entwickelt. LR Hans Seitinger und LR Werner Amon präsentierten die kindgerechte Lernwerkstatt zu Abfällen und Kreislaufwirtschaft, die ab sofort für Schulen beim Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark entlehnbar ist. „Die Zeit des Kreislaufdenkens ist angebrochen”, betonen beide Landesräte im Zuge der Präsentation mit den Schülern der VS Engelsdorf in Graz. Die zweite Auflage der Lernwerkstatt unterstützt den verstärkten Fokus auf das Kreislaufdenken, denn so wichtig die richtige Abfalltrennung auch ist, so sehr steht nun das Kreislaufdenken im Vordergrund.

66 /// FAZIT JUNI 2023
Foto: Helge Bauer / BKS, Foto Fischer, MUL, Erwin Scheriau, SPAR / Werner Krug Verena Kaiser, Michael Schnabl

Erster „Despar express“-Shop in Graz eröffnet

Das Energieunternehmen Eni Austria und der österreichische Lebensmittelhändler Spar starten mit neuen, in Österreich bislang einzigartigen Tankstellen-Shops. Die Shops sollen italienisches Lebensgefühl versprühen und werden – nach dem in Italien üblichen Markennamen von Spar – „Despar express“ heißen. Von der Auswahl bietet im Lebensmittel- und Gastrobereich neben einem ausgewählten Supermarkt-Sortiment besonders viele original italienische Produkte an. Die erste Eröffnung hat am 16. Mai 2023 in Graz – in der Eni Tankstelle Alte Poststraße − stattgefunden. Zwei weitere Teststandorte entstehen im Sommer in Salzburg und Wien. Alle Spar-Eigenmarken sowie Brot, Gebäck, Obst und Gemüse haben denselben Preis wie im Supermarkt.

Neuer Standort für Küchenstudio Cookina

Am 24. Mai war es soweit: Das Grazer Küchenstudio Cookina zeigt sich ab sofort mit „Cookina moves“ von seiner variablen Seite. Mit neuem Standort in der Annenstraße 47 – über dem Möbelschauraum von Joka – und neuer Designlinie setzt das Team weitere Schritte in Richtung Zukunft. „Schon seit Jahren träumen wir davon, Cookina vom Küchenstudio hin zum Marktplatz für Genuss, Lebensfreude und Qualität weiterzuentwickeln“, erklärt GF Bernhard Brandstätter. „Mit Cookina moves, dem neuen Standort und der geänderten Designlinie, die die Veränderung aufgreift, gehen wir nun den ersten Schritt in diese Richtung.“ Es folgte eine gemeinsame Abrissaktion mit Skirennläuferin Conny Hütter und Radsportlerin Sarah Bärnthaler vom Cookina Team.

Neue Rekordzahl an steirischen Unternehmen

Am 24. Mai war es so weit: Mit der Gewerbeanmeldung von Katharina Dingsleder in der Regionalstelle Südsteiermark überstieg die Zahl der WKO-Mitglieder in der Steiermark erstmals die magische Schwelle von 100.000. „Ein historischer Höchststand, noch nie zuvor gab es so viele Unternehmerinnen und Unternehmer in unserem Land“, freuen sich WKO-Präs. Josef Herk und Dir. Karl-Heinz Dernoscheg anlässlich dieses besonderen Anlasses. Die frisch gebackene Tapezierer- und Dekorateure-Meisterin hat sich in Leibnitz eine Werkstatt eingerichtet und will von hier aus ihre unternehmerischen Träume realisieren. „Nach Jahren als Angestellte in der Einrichtungsplanung und im Ladenbau möchte ich jetzt mein eigenes Projekt umsetzen“, so Dingsleder.

Nachruf auf SWV-Ehrenpräsident Erwin Stroß

Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband teilt mit, dass Ehrenpräsident Erwin Stroß am 3. Mai im 96. Lebensjahr verstorben ist. Im Jahr 1928 geboren, erlernte er den Beruf des Mechatronikers. Im Jahr 1955 wurde er Mitglied im Sozialdemokratischen (damals Freien) Wirtschaftsverband, dessen Präsident er 1970 wurde; eine Funktion, die er 42 Jahre lang mit großem Engagement ausübte. 1985 wurde er Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag und bekleidete verschiedene Funktionen in der SPÖ Steiermark. Für seine Verdienste um die steirische Wirtschaft erhielt Stroß viele Auszeichnungen, unter anderem die silberne Ehrenmedaille der Kammer der gewerblichen Wirtschaft und das große goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark.

FAZIT JUNI 2023 /// 67

Bauen & Wohnen

Gleichenfeier Terrassenresidenzen Lieboch

In Lieboch entstehen zentrumsnah in der Josef-Mihalits-Straße 24 neue Wohneinheiten mit Blick auf den Rosenkogel und die Koralm, gebaut wird in nachhaltiger Ziegelmassiv-Bauweise. In erhöhter und doch zentraler Lage verwirklicht Raiffeisen an diesem Standort eine moderne und attraktive Wohnanlage mit besonderem Fokus auf großzügige Südsonnenterrassen. Mitte Mai erfolgte nun die Gleichenfeier, die Fertigstellung ist bis Jahresende geplant.

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FAZIT MAI 2023 /// 69

Fazitportrait

Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Bücher aus Gleisdorf

FAZIT JUNI 2023 /// 71

Seit genau 75 Jahren ist die Buchhandlung Plautz in der Stadt Gleisdorf für die literarische Nahversorgung zuständig und hat sich einen so guten Ruf erarbeitet, dass Kunden sogar aus der nahen Landeshauptstadt anreisen.

Der Wohlfühlatmosphäre des oststeirischen Hauses kann sich kaum ein Bücherwurm entziehen.

Es gibt Orte, an denen man sich wohlfühlt, ohne genau zu wissen warum. Nicht dazu gehören Gerichte, Aufbahrungshallen oder Zahnarztpraxen – auch wenn sie allesamt notwendig sind. Dazu gehören Kaffeehäuser mit angeschlossener Konditorei, Kaffeehäuser ohne angeschlossene Konditorei oder Buchhandlungen, egal ob mit oder ohne. Das Beste wäre natürlich ein Kaffeehaus mit Buchhandlung, doch das gibt es nur in Triest. Aber auch in Gleisdorf in der Oststeiermark gibt es so einen Ort zum Wohlfühlen: Die Buchhandlung Plautz, die schon von außen besticht. Mit seiner frischen roten Fassade und seinen weißen Fensterbalken sieht das alte Haus aus wie aus dem Märchenland, jedenfalls so, wie man sich eine idealisierte Buchhandlung vorstellt. Ein Knusperhäuschen, das zum Eintreten regelrecht einlädt. Doch in seinem Inneren wartet keine böse Hexe, sondern im Gegenteil, der nette Herr Schwarz. Claus Schwarz (64) ist der Neffe von Helga Plautz, der Tochter von Karl Plautz, der die Buchhandlung 1948 gegründet hat. Ihr jahrzehntelanges Engagement für eine Leseförderung, die nach ihren Vorstellungen schon ab frühester Jugend gepflegt werden sollte, ist in der Buchhandelslandschaft österreichweit Legion. Nach wie vor liegt daher ein Schwerpunkt des erstaunlich umfangreichen Sortiments der Buchhandlung Plautz auf Kinder- und Jugendliteratur.

Leitbetrieb von Gleisdorf

Die 300 Quadratmeter große Verkaufsfläche – plus 200 Quadratmeter Büro und Lager – ist ständig mit 30.000 Büchern gefüllt. »Jeden Tag werden 200 bis 250 Kilogramm Bücher angeliefert«, so Claus Schwarz, »das werden geschätzt etwa 400 Bücher sein.« Im Durchschnitt tragen sechzig bis siebzig Kundenbestellungen pro Tag ihren Teil zum Umsatz bei, der, wie in der Branche üblich, zwar nicht kommuniziert wird, aber jedenfalls im siebenstelligen Bereich liegt. Das ist auch das Verdienst des insgesamt neunzehnköpfigen Teams, das bei Herausrechnung der Teilzeitanstellungen

72 /// FAZIT JUNI 2023 Fazitportrait

noch immer dreizehn Mitarbeitern entspricht. Nicht zuletzt deshalb wird das traditionsreiche Unternehmen zu den Leitbetrieben von Gleisdorf gezählt. Die Stadt hat rund 12.000 Einwohner, aber mit den Umlandgemeinden ein Einzugsgebiet von 20.000 bis 22.000 Personen. »Aber auch bei Grazern ist die Buchhandlung beliebt«, weiß Petra Schaller, die seit 2021 Geschäftsführerin ist. Am Tag des Interviews gab es knapp 200 zahlende Kunden, also mindestens 200 Buchverkäufe, noch ohne jene an diverse Bibliotheken, Rechnungs- und Onlinekunden.

Lockdown als Onlinebooster

Das Onlinegeschäft in der Buchhandlung Plautz hat sich in der Corona-Zeit entwickelt und macht heute rund 15 Prozent des Umsatzes aus. Schwarz: »In den drei Jahren der Pandemie mussten wir insgesamt 16 Wochen unser Verkaufslokal schließen. Zum Glück hatten wir bereits im Jahr 2019 einen Onlineshop geplant und im November 2019 im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft auch installiert. Als daraufhin 2020 der erste Lockdown kam, hatten wir den modernsten Internetshop im österreichischen Buchhandel.« Für eine vorausschauende und innovative Vorgehenssweise vor allem in Servicebereich ist die Buchhandlung Plautz seit langem bekannt – nicht umsonst wurde sie unter anderem im Jahr 2017 vom Bundeskanzleramt zur »Buchhandlung des Jahres« gekürt oder vom AVJ, der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, als kinderfreundlichste Buchhandlung Österreichs mit dem Kinderbuchhandlungspreis ausgezeichnet. In der Gleisdorfer Buchhandlung ist man stolz darauf, die Lockdownphase ohne Kurzarbeit und ohne Förderungen bewältigt zu haben. Ein eigener Tonbanddienst wurde eingerichtet, eine »Click & Collect«-Station, Bilder im Netz sowie online und telefonische Beratung stellten viele Kunden zufrieden, und zugestellt wurden die Bücher persönlich. Schwarz: »Das habe ich oft mit dem Fahrrad gemacht, genauso wie mein Großvater damals, als man sich noch kein Auto leisten konnte.« Onlinebuchtrailer, Autoreninterviews und das intensive Bespielen der Auslagen entwickelten sich zu einem wichtigen Bestandteil der Werbung von Plautz. Für die Auslagen gab es sogar einige Preise, so etwa vom Diogenes Verlag. Dass die im Onlineshop bestellten Bücher versandkostenfrei zugestellt werden, ist eine Folge der entsprechenden Vorgehensweise und Geschäftspolitik von Amazon, dem natürlichen Feind aller Buchhandlungen. Dieser Onlinehändler und auf Bestseller konzentrierte, unpersönliche Fachmarktket-

ten holten sich bereits vor mehr als zehn Jahren nach Einschätzung des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels 10 bis 20 Prozent des Umsatzes, heute sind es wesentlich mehr. Buchhändler wie Claus Schwarz schätzen den Abgang auf 40 bis 50 Prozent. Im positiven Sinne schätzen sie aber auch die Solidarität ihrer Kunden, die in kleineren Städten und Gemeinden möglicherweise größer ist als in Metropolen. Schwarz: »Manche Kunden bestehen sogar darauf, das Porto zu bezahlen. In der Lockdownzeit haben wir sicher viele Kunden von Amazon gewonnen.«

Zur Kundschaft zählt die Buchhandlung ferner vier Universitäten, mehrere Büchereien und seit einem halben Jahr auch die Nationalbibliothek. Besonders wichtig erscheint dem Gleisdorfer Betrieb die Versorgung verschiedener Bibliotheken. So wird etwa eine langjährige Kooperation mit Kindergärten und Schulen gepflegt. »Durch den Generationenwechsel bei den Lehrern geht dieser langjährige Bezug zu uns als Buchhandlung leicht verloren, daher bemühen wir uns dranzubleiben«, so Geschäftsführerin Petra Schaller. Als eine der größten eigentümergeführten Buchhandlungen Österreichs leistet sich Plautz etwas, das mangels Kostendeckung nicht mehr viele Buchhandlungen machen: Es werden Büchertische zur Verfügung gestellt. Etwa für die Pädagogische Hochschule, die Kirchlich Pädagogische Hochschule, die Elementarpädagik, den ORF Steiermark/Hör-und Seebühne, den Steiermarkhof oder auch einmal pro Monat für Lesungen in der Steiermärkischen Landesbibliothek. Insgesamt werden zwischen 70 und 80 Institutionen mit Büchern von dem oststeirischen Unternehmen beliefert.

Noch besserer Wohlfühlort

Claus Schwarz, der ab 2005 die Geschäftsführung innehatte und seit 2015 Eigentümer ist, weiß, wie wichtig der kontinuierliche Kontakt mit den Kunden ist. Die sich wiederum des Slogans »Buy local« (daheim einkaufen) immer mehr bewusst zu werden scheinen. Schaller: »Gerade im Handel kann es nur miteinander funktionieren. Die Kunden sollen sich bei uns wohlfühlen und wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem Service punkten. Aber natürlich muss es auch für uns passen. Wenn wir in der Gesellschaft nicht zusammenhalten, wird es bald keinen Handel mehr geben und man wird durch leere Innenstädte ohne jegliches Flair spazieren.« Die Buchhandlung Plautz ist ein gutes Bei-

74 /// FAZIT JUNI 2023 Fazitportrait
Manche Kunden bestehen sogar darauf, das Porto zu bezahlen.
Claus Schwarz, Buchhändler

spiel dafür, dass es einer gehörigen Portion Unternehmergeistes bedarf, mit Risiko- und Investitionsbereitschaft, einem Sensorium für Entwicklungen und einem klaren Ziel. Erst kürzlich investierte Claus Schwarz über 100.000 Euro in einen Umbau, im Laufe der Geschäftsentwicklung wurden die Papierhandlung und eine Filiale aufgegeben, weil sich die Marktbedingungen geändert hatten, um schließlich – nicht zuletzt mit Hilfe einer Feng-Shui-Expertise – einen Wohlfühlort zu einem noch besseren Wohlfühlort zu machen. Dazu ist es auch notwendig, neben Fenstern und Türen in andere Welten, sprich Bücher, sogenannte Nonbooks, sprich Geschenkartikel, anzubieten. Vom Booklight über Schreibwaren und Spiele bis zu Artikel für anlassbezogene Bereiche, wie zum Beispiel Taufkerzen. Noch wichtiger aber ist es, Aktivitäten zu setzen. Und das macht die Buchhandlung Plautz. Jedes Jahr werden vier bis sechs Lesungen mit Gastautoren im Haus organisiert. So waren schon Illja Trojanow, Franzobel, Judith Taschler, Alex Beer, Konstantin Wecker oder Martin Walker in Gleisdorf. Betreut werden aber auch Großveranstaltungen mit mehreren hundert Gästen, zum Beispiel mit der Stadt Gleisdorf im »Forum Kloster« mit Autoren wie Paul Lendvai oder Christian Wehrschütz. »Lesegenuss nach Ladenschluss« ist eine weitere Spezialität des Hauses: Vier- bis fünfmal pro Monat können fünf bis zehn Personen die Buchhandlung nach 18 Uhr für jeweils 20 Euro für sich allein nutzen, schmökern und sich an Sekt, Wein, anderen Getränken und Prosciuttojausen laben. Dafür sind engagierte Mitarbeiter notwendig, die insbesondere viel Lesearbeit in ihrer Freizeit erledigen, um die Kunden unmittelbar und gut beraten zu können, denn kompetente Beratung ist eine der herausragenden Stärken dieser Buchhandlung; neben

zahlreichen weiteren Veranstaltungen, die sich etwa unter dem Motto »Kids & Books« gezielt an Eltern mit Kindern richten.

50 Jahre Schulbuchaktion

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Buchhandlungen, so auch für Plautz, ist die Schulbuchauslieferung. Durch die Schulbuchaktion, die 1972 unter dem damaligen Bundeskanzler Kreisky als familien- und bildungspolitische Leistung eingeführt wurde, werden Schülerinnen und Schüler an österreichischen Schulen seit mehr als 50 Jahren unentgeltlich mit den notwendigen Unterrichtsmitteln, genauer den Schulbüchern, ausgestattet. Wenn man so wie Plautz an mehr als 60 Schulen die Bücher ausliefert, ist das zwar ein gutes Geschäft, aber auch beinharte Knochenarbeit. Es müssen fast 100.000 Bücher transportiert werden, das sind rund 70 Tonnen. Dafür mietet Claus Schwarz jedes Jahr extra zwei Lagerhallen und einige Kleintransporter an und er muss sechsstellige Beträge vorfinanzieren. Der Organisationsaufwand ist gewaltig und umfasst etwa auch die Bestellungen der einzelnen Schulklassen und die zeitgerechten Meldungen an die Verlage, die ihre Auflagen danach richten. Das System hat sich offenbar bewährt. Schwarz: »Der Staat verdient nicht nur die zehn Prozent Mehrwertsteuer zurück, die Spediteure und die Verlage bekommen Aufträge und für uns Buchhändler zahlt es sich auch aus. Man muss sagen, ohne Schulbuchaktion würde es die Vielfalt der Buchhandlungen nicht geben.« Apropos Vielfalt: Neben lauschigen, gemütlichen Leseecken und einem Kinderspielbereich mit Rutsche und buchaffinem Spielzeug gibt es in der Buchhandlung Plautz auch eine Kaffeebar und der Kaffee ist gratis. Diesbezüglich hat sie dem Antico Caffè San Marco in Triest etwas voraus. n

Buchhandlung Plautz GmbH

8200 Gleisdorf, Sparkassenplatz 2 Telefon +43 3112 2485 plautz.at

FAZIT JUNI 2023 /// 77 Fazitportrait
Ohne Schulbuchaktion würde es die Vielfalt der Buchhandlungen nicht geben.
Claus Schwarz, Buchhändler

Tina Turner, 1939–2023, Sängerin

Festival

Held:innen

Die Styriarte findet heuer vom 23. Juni bis 23. Juli statt. Ausgehend von der Barockoper »Costanza e Fortezza« aus dem Jahr 1723, steht das Programm unter dem Motto »Held:innen«.

Die Irrungen und Wirrungen um die Finanzierung des Festivals sind überwunden und so startet das Festival friktionsfrei in die neue Sommersaison.

Anfangs lesen wir noch ein wenig im Programmbuch: »Können wir heute mit Helden überhaupt noch etwas anfangen? War deren Zeit nicht schon unwiederbringlich abgelaufen? Nun, wie es aussieht, sind sie wieder da, die Helden und die Heldinnen.«

Heuer forciert die Styriarte also Menschen mit Vorbildfunktion und schlägt thematisch die Brücke nicht nur in die Ukraine und die Popkultur, sondern auch in den Alltag. Einen positiv besetzten Heldenbegriff, das ist ein Anliegen, das Mathis Huber antreibt. Der Sommer 2023 bringt der Steiermark eine Abwandlung des Wiener Heldenplatzes schlechthin: Auf einer Pa-

lette finden sich Freddie Mercury neben Johanna von Orleans, Chaplin neben Bond, Schwarzenegger neben John Lennon ein. Ein Kraftaufwand, den in dieser Breite nur die Styriarte stemmen kann. Natürlich finden wir wieder eine Barockoper im Programm: Johann Joseph Fux ist ja das Leitmotiv seit 2017. Diesmal ist es »Costanza e fortezza«, uraufgeführt vor genau 300 Jahren zur Krönung Karl VI. zum König von Böhmen.

Die Masterminds des Festivals, Mathis Huber und Thomas Höft, betrachten Fux aber nur als Basis und Teilprojekt des jährlich wiederkehrenden Reigens. Jordi Savall, als Dauergast, setzt mit einem reinen Frauenorchester ein Zeichen, dies in Gedenken an Vivaldi. Zudem findet sich etwa die Uraufführung eines fiktiven Dialogs aus den Konversationsheften des ertaubten Beethoven mit Karl Markovics auf dem Programmzettel. Eine Fahrradtour in Gedenken an starke Grazer Frauen aber auch »Hasta La Vista, Baby!«, eine Hommage an Arnie mit einer musikalischen Wanderung um den Thalersee, garnieren das Outgoingkonzept.

Rising Stars wie Marie Spaemann oder Miriam Kutrowatz markieren die große Spanne und diverse Breite an Mitwirkenden und machen Lust auf einen weiteren ereignisreichen Styriarte-Sommer. n

Styriarte 2023

23. Juni bis 23. Juli styriarte.com

Die 2016 eröffnete Elbphilharmonie ist das neue Wahrzeichen Hamburgs. Und ist jeden Besuch wert.

78 /// FAZIT JUNI 2023
Von Michael Petrowitsch
Menschen fragen mich oft, wann ich damit beginne, leiser zu treten. Dabei habe ich gerade erst angefangen.

Alles Kultur

Auf in den Norden

Hummel, Mors und Hamburg

Eurowings verbindet flugtechnisch seit kurzem Graz mit der weiten Welt und auch der Hansestadt. Wir waren beim Jungfernflug in den Norden dabei. Eine Sommerverbindung, die man intensiv nutzen sollte.

Von Michael Petrowitsch persönliche Vorlieben hintanstellen. Für die kurzen Tage der Anwesenheit kann man getrost wirklich alles nehmen, was sich anbietet, die Elbphilharmonie muss einfach sein.

Das Hafenviertel, sorry, die HafenCity in der Hansestadt blüht auf. Gentrifizierer haben ihre wahre Freude, die Quadratmeterpreise für die frischen Wohnungen taumeln ins Unendliche. Für den architekturbegeisterten Städtereisenden hingegen bietet sich ein Eldorado an spannenden Neubauprojekten, die das Viertel nächst der Speicherstadt aufzuweisen hat. Eine kluge Entscheidung für, sagen wir, eher Betuchte, sich dort einzukaufen, denn man kann nach Gusto und defacto mit Hauspatschen auf einen Abstecher in die Elbphilharmonie spazieren und in der wunderbaren Altstadt den Abend ausklingen lassen.

Nicht ohne Elbphilharmonie

Die Stadt an Alster, Elbe und Bille hat natürlich weitaus mehr zu bieten als die üblichen Touristenattraktionen wie Reeperbahn, St. Pauli und das seit 2001 ununterbrochen laufende Rührstück »Der König der Löwen«. Letzteres ist für Familienausflügler fürwahr ein etablierter Zuschauermagnet. Um Karten sollte man sich rechtzeitig vor Reiseantritt kümmern. Das gilt ebenso für Konzerttickets im großen Saal der Elbphilharmonie, einem Pflichttermin bei jedem (!) Besuch. Und anlässlich dieses Besuches sollte man in der Wahl nicht pingelig sein und

Immer internationaler

Die Stadt ist im Wandel und das merkt man nicht nur an den Preisen und der stark verbesserten internationalen Kulinarik. Die internationalen Investments liefern ihren Beitrag. China klopft an. Jetzt aber zum Titel und ein wenig Historisches: »Hummel, Hummel – Mors, Mors« gilt als Hamburgs Schlacht- oder Erkennungsruf. »Hummel« war ursprünglich der Kose- respektive damals Schimpfname eines Wasserträgers in der Hamburger Neustadt. Er lebte von 1787 bis 1854, hieß eigentlich Johann Wilhelm Bentz und soll griesgrämig, reizbar und nicht zuletzt etwas beschränkt gewesen sein. Den Hamburger Kindern jedenfalls, die ihm ihr »Hummel, Hummel« nachriefen, knurrte er regelmäßig ein »Mors, Mors« zurück, was bis heute eine ähnliche Aufforderung bedeutet wie das plattdeutsche »Klei di an’n Mors« (Fass dich an den Hintern!). Eines der vielen lieblichen Histörchen, die uns in der Stadt ständig begegnen.

Für passionierte Umweltbewusste oder einfach Fans der »Radlausborgerei« gibt

FAZIT JUNI 2023 /// 79
Fotos: Peter Lindbergh, Nikola Milatovic, Thies Raetzke
> Lesen Sie weiter auf Seite 82

Hamburgs Speicherstadt

Rezension

Warum?

Verlassene und vergessene Orte faszinieren uns. Georg Lux und Helmuth Weichselbraun haben einige von ihnen in Kroatien aufgespürt. Und erzählen ihre Geschichte(n).

es – wie in mittlerweile vielen europäischen Städten – auch neuerdings in dieser Stadt die Möglichkeit, kostengünstig einfach per App ein Zweirad zu entlehnen und an ausgewählten Stützpunkten abzustellen. Dies erachten wir als umso vorteilhafter, wenn,man sich feschen Zielen wie etwa dem Bezirk Ottensen oder dem empfehlenswerten Elbstrand sportlich annähern will. Der Stadtteil Ottensen an sich wiederum ist ein kleiner Geheimtipp, ein architektonisches Kleinod, das, in viel Grün gebettet, zum beinstrampelnden Villenbestaunen einlädt. Die Klammer schließt sich zum oben erwähnten Hafenviertel.

Und den Ruf »Hummel, Hummel« gibt es im Übrigen noch immer. Man hört ihn heute im HSV-Stadion. Immer wenn ein Tor für den HSV fällt, ruft der Stadionsprecher: »Hummel, Hummel« und die Fans antworten mit »Mors, Mors«. Und auch um Tickets für den HSV oder für FC St. Pauli, je nach Einstellung, sollte man sich rechtzeitig kümmern. Auf die Gefahr hin, sich mit diesem einfachen Tipp zu wiederholen, just saying. n

Es war Anfang der Neunzehnneunziger, als ich mit meinen Eltern auf der Insel Katarina auf Urlaub war. Die Insel liegt direkt vor Rovinj und besteht mehr oder weniger ausschließlich aus einem Hotel. Ich erinnere mich an einen Pool mit Salzwasser, an den Moment, an dem ich, noch Volksschüler, und meine Schwester, auch noch Volksschülerin, meine Eltern nicht mehr finden konnten – Sie raten richtig, wir haben sie wieder gefunden – und an eine Bootsfahrt. Die Bootsfahrt hatte, wie so viele adriatische Bootsfahrten vor und nach ihr, eine besonders einsame und wundervolle Bucht zum Ziel. Und doch war diese Bucht noch besonderer. Denn nur wenige Meter den Hügel hinauf hatte ich damals meine erste Begegnung mit einem Ort, der heute als »Lost Place« bezeichnet würde – ich entdeckte, gefühlt wie einst Howard Carter das Grab des Tutanchamun, als erster Mensch meiner Generation überhaupt, ein verlassenes Hotel. Eingeschlagene Scheiben, Matratzen, die noch so schön waren, dass sie nur auf Leintücher zu warten schienen, aber auch: ganz viele Gedanken und noch mehr Fragen: Was war das? Wie endete es? Und vor allem: Warum?

Fußabdrücke der Geschichte »Lost Places sind Fußabdrücke der Geschichte eines Landes, auch der dunkelsten Stunden«, schreiben Georg Lux und Helmuth Weichselbraun in ihrem Vorwort des Buches »Lost Places in Kroatien«. Sie haben sich in einem der beliebtesten Urlaubsländer von Herr und Frau Österreicher auf Spurensuche nach verlassenen Casinos, Schnapsfabriken oder ganzen Städten gemacht. Es ist ein Reiseführer der anderen Art, der zumindest in mir mindestens ebenso großes Fernweh auslöst wie ein herkömmliches Handbuch für Urlaub. Im Internet sind verlassene Orte seit langer Zeit schon ein Renner, die Aufarbeitung von Lux und Weichselbraun geht aber tiefer als Instagrampostings. Sie

recherchieren in die Tiefe und erzählen nicht zuletzt oft die politische Dimension hinter dem Ende eines einst prunkvollen Baus – oder erklären gar die Geschichte des Alcatraz in der Adria. Auch Hotels sind Teil des Buches. Vom Penthouse für Playboys in Haludovo bis zu einer ganzen Bucht, deren Hotellerie den Kroatienkrieg nicht »überlebt« hat.

Womit wir wieder bei meiner Kindheitserinnerung wären. »Das Hotel wird nach dem Jugoslawienkrieg nicht mehr wieder bezogen worden sein«, hatte mein Vater damals gemutmaßt. Ich werde wohl wieder mal nach Rovinj müssen, ein Boot nehmen und mich auf die Suche machen. Und wenn ich dort, wo einst nur Ruinen waren, keinen Lost Place finde, kenne ich dank Lux‘ und Weichselbrauns Werk ja mittlerweile einige andere Orte, die in mir neuerdings die Frage nach dem Warum aufwerfen werden. Nur, dass ich in diesen Fällen dank der Buchmacher auch die Antworten erhalte. n

80 /// FAZIT JUNI 2023 Alles Kultur
Von Peter K. Wagner
kann auch tagsüber besucht werden, schöner ist es gegen Abend hin.
Fortsetzung von Seite 81 >
Lost Places Von Georg Lux und Helmuth Weichselbraun Verlag Styria 2023 styriabooks.at

Ja, ein Neinhorn

Im Next Liberty war die Adaptierung von Marc-Uwe Klings Kinderbuchneoklassiker

»Das Neinhorn« zu Gast. Das gefiel Eltern wie Kindern.

Es ist nicht genau überliefert, ob im Jahr 2010 wirklich schon von einem Podcast die Rede war – oder eher von einem Radiohörspiel. Außer Frage steht, dass Marc-Uwe Kling damals, vor 13 Jahren, begann, für einen ebensolchen –oder ein ebensolches, suchen Sie es sich aus – beim Berliner Radiosender Fritz als Autor tätig zu sein. »Neues vom Känguru« war der Titel, aus denen später nicht nur Bücher, sondern sogar Kinohits wurden. Doch der gebürtige Stuttgarter hat es nicht nur mit Kängurus, sondern auch mit Einhörnern. Besser gesagt: Mit Neinhörnern, oder noch exakter: mit einem Neinhorn.

Hauptdarsteller der Einschlafprimetime

»Das Neinhorn« erreichte das Kinderzimmer in der Wohnung des Autors dieser Zeilen im Sommer vor zwei Jahren. Seitdem ist es das meistgelesene Buch im Haus. Auch andere Kling-Klassiker

wie des Neinhorns Aufeinandertreffen mit der Schlangeweile (sic!) oder eine gewisse »Prinzessin Popelkopf« sind Hauptdarsteller der hiesigen Einschlafprimetime. Abgesehen von wirklich auch sehr charmanten Zeichnungen und großformatiger Aufmachung gibt es zwei einfache Gründe, warum ein Einhorn, das so oft und gerne »Nein« sagt, dass es von seiner Tante zum Neinhorn umgetauft wurde, so beliebt ist: Kling ist einerseits ein Buchstabenakrobat, der nicht nur Wortwitze, sondern auch Reime auf kindgerechtem hohen Niveau anzubieten hat. Andererseits ist ein Protagonist wie das Neinhorn mit seinen Freunden wie der KöngisDOCHter (sie sagt gerne »doch«), dem Wasbären (ein Waschbär, der gerne nichts versteht und daher »Was?« fragt) oder dem stets relaxten Nahund (ein Hund, der gerne – richtig – »Na und?« zum Besten gibt) ein Kinderbuchheld der pädagogischen Sorte, den sowohl Kinder als auch Erwachsene nur schätzen können. Schließlich gibt es kaum jemanden, dem nicht einmal alles zu viel ist.

Wundervolles im Next Liberty

Zu viel. Ein gutes Stichwort. »Zu viel« darf man sich üblicherweise nicht erwarten, wenn Bücher, die man verschlingt, auf anderer Bühne aufgeführt werden. Das geht nämlich nur allzu gerne schief. Der Autor dieser Zeilen wusste das schon, als er mit seinem Junior im Next Liberty zu Gast war. Der Sprössling selbst nicht. Umso wundervoller war dann die Erfahrung für Groß und Klein nach der Aufführung im Grazer Jugendtheater Nummer eins. Eine sehr gelungene Mischung aus Originaltexten aus dem Buch und Bühnenadaptierungen führte zu einem ausnahmslos begeisterten Publikum. Eine Adaptierung war das mehrmals vorgetragene Lied, das Klings »Neinhorn«-Humor in wenigen Worten konzentriert auf den Punkt bringt, und im Druckwerk nicht zu finden ist: »Nein! Doch! Was? Na und! Dafür braucht es keinen Grund.« Ein Lied, das dazu führt, dass in unserem Hause seit dem Theaterbesuch neben der Bestreaderlisten auch die Hitparaden von einem gewissen Neinhorn angeführt werden. n

FAZIT JUNI 2023 /// 81 Alles Kultur
Kindertheater
Von Peter K. Wagner Fotos: Claudio Testa, Helmuth Weichselbraun, Stella Kager Das Neinhorn im Next Liberty Leider am 31. Mai 2023 um 10.30 Uhr zum letzten Mal.

Tandl macht Schluss!

Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Den meisten Unternehmern ist längst klar, dass das heimische Arbeitskräfteangebot nicht ausreicht, um die offenen Stellen besetzen zu können. Daher fordern sie gezielte Anwerbekampagnen in den Schwellenländern, um möglichst viele einigermaßen gut ausgebildete arbeitswillige Auswanderer nach Österreich zu holen. Doch das ist alles andere als einfach! Schließlich haben alle Industriestaaten das gleiche Problem. Und überall dort, wo die österreichischen Unternehmen rekrutieren wollen, stehen sie im Wettbewerb mit attraktiveren Einwanderungsdestinationen. Selbst wenn inzwischen alle anerkannten –aber auch die meisten abgelehnten, jedoch nicht zur Ausreise verpflichtbaren Asylwerber – in Österreich arbeiten dürfen und auch wollen, löst das die Probleme nicht. Vielen fehlen einfach die Mindestqualifikationen für einen Job. Sie bräuchten zuerst einen Pflichtschulabschluss und anschließend eine Berufsausbildung.

Bis auf die FPÖ haben die österreichischen Parteien daher längst realisiert, dass Öster-

reich nicht länger »kein Einwanderungsland« bleiben kann. Nach Einschätzung der Industriellenvereinigung leidet Österreich im Wettbewerb um ausländische Fachkräfte bereits massiv unter jenem ausländerfeindlichen Image, das von der FPÖ befeuert wird. Das Schlagwort von der »Festung Österreich« spreche sich herum und das sei bereits deutlich spürbar, erklärte kürzlich der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill, vor dem Verband der Auslandspresse. Auch WKÖ-Präsident Harald Mahrer schlug gegenüber der Tageszeitung »Die Presse« in dieselbe Kerbe: Eine Partei wie die FPÖ, die »Mauern aufziehen« will, sei, so Mahrer, schlecht für ein exportorientiertes Land, das außerdem von internationalen Touristen abhängig sei. Er könne sich auf Bundesebene daher nur schwer eine Zusammenarbeit mit Menschen vorstellen, die das Land, in einer Festung Österreich einmauern wollten, so Mahrer.

droht er zumindest nicht die Wettbewerbsposition des Wirtschaftsstandorts.

Wie

wird Österreich attraktiver für qualifizierte Migranten?

Das Erfolgsmodell der FPÖ ist tatsächlich relativ simpel. Sie weist ihre Wähler einfach immer wieder darauf hin, dass unser hervorragendes Sozialsystem nur dann reicht, wenn es nicht durch unkontrollierte Massenzuwanderungswellen wie etwa im Jahr 2015 oder auch im Vorjahr überfordert wird. Und dass ein Sozialsystem nur dann Bestand haben kann, wenn die Sozialausgaben nicht schneller wachsen als die Wirtschaft, die es gemeinsam mit den Arbeitnehmern bezahlt, liegt auf der Hand. In einer hoch produktiven, weitgehend wissensbasierten und automatisierten Volkswirtschaft finden halt nur qualifizierte Arbeitnehmer einen Job.

Das wirkt sich trotz des Arbeitskräftemangels fatal auf jenes Fünftel der heimischen Erwerbsbevölkerung aus, das es nur zu einem Pflichtschulabschluss gebracht hat, weil es ihm am geistigen Potenzial für umfassende Qualifizierungsmaßnahmen mangelt. Unter diesen Geringqualifizierten liegt die Arbeitslosigkeit daher bei unglaublichen 25 Prozent.

Der Fachkräftemangel gilt unter allen Experten als riesige Bedrohung für den gesellschaftlichen Wohlstand. Da es jedoch allen Industrienationen ähnlich geht, be-

Wie man es deutlich besser machen kann als Österreich, beweist der angloamerikanische Raum. Nordamerika gilt als besonders tolerant gegenüber gut qualifizierten Migranten. So fährt man in Kanada seit vielen Jahren sehr gut damit, potenzielle Zuwanderer nach einem Punktesystem zu klassifizieren. Als Folge dieser gesteuerten Zuwanderung verfügen etwa 45 Prozent der in den letzten fünf Jahren in Kanada Zugewanderten über einen Universitätsabschluss. Und selbstverständlich erreichen in Kanada auch die meisten Kinder der Migranten einen akademischen Abschluss. Damit übertreffen sie den Nachwuchs der gebürtigen Kanadier bei weitem. Bei uns hingegen liegen die Bildungsabschlüsse von Migranten der zweiten Generation dramatisch hinter jenen der Einheimischen. Kanada beweist, dass man aus der Zuwanderung ein Geschäft machen kann, von dem auch die eingesessene Bevölkerung profitiert. Um jedoch qualifizierte Zuwanderer zu motivieren, auch Österreich in Erwägung zu ziehen, darf man diese nicht durch eine pauschale Ausländerfeindlichkeit abschrecken. n

82 /// FAZIT JUNI 2023 WIR LESEN UNS WIEDER AB 28. JUNI 2023!
Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at

MEHR NETTO VOM BRUTTO!

#schaffenwir jetzt bessere Bedingungen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter:innen!

Wie zum Beispiel durch eine deutliche Ausweitung der Steuerbegünstigung von Überstunden, damit mehr im Börsel bleibt.

Eine Initiative der

Women’s Selection Gute Vorsorge sorgt für ein Lächeln. #frausorgtvor Ihre Sorgen möchten wir haben. Damit bleib ich gut connected. neuroth.com Neuroth: 24 x in der Steiermark Service-Hotline: 00800 8001 8001
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