Fazit 155

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fazitmagazin.at

#155

FA ZITGESPR ÄCH

Stadt der Spiele

Nr. 155 6/2019 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Spieleforscherin Johanna Pirker im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

FA ZITESSAY

Muamer Becirovic mit einer kleinen Geschichte des Geldes

August 2019

Wasserstoff! Sackgasse oder Energiewende?

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


ktundp.com Illustration: Maria Skrigan


Steiermag. Das neue Onlinemagazin. Ab September in einem Internet in Ihrer Nähe!

steiermag.at fb.com/steiermag

Steiermag ist eine Onlinepublikation aus der Fazit-Redaktion.

Only good news are good news.


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Wir forschen für ein besseres Klima!

Und nicht nur das! Mit den sieben Forschungseinheiten MATERIALS, HEALTH, DIGITAL, POLICIES, ROBOTICS, LIFE und COREMED ist es der JOANNEUM RESEARCH möglich, interdisziplinäre Lösungsansätze für ein besseres Leben anzubieten. Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und

Industrie in einem breiten Branchenspektrum und‚ betreibt Spitzenforschung auf internationalem Niveau. Innovation ist Kultur des Unternehmens und wird mit dem Slogan THE INNOVATION COMPANY zum Ausdruck gebracht.

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Editorial

Von Christian Klepej

L

etztens ist meiner kleinen Tochter ein Mißgeschick im Wochenendhaus meiner Eltern passiert. Sie hatte sich beim Versteckspielen mit ihrer Oma im Badezimmer eingesperrt. Die Aufregung war groß gewesen, meine Mutter und meine Tante mussten von meiner großen Tochter während der Rettungsmaßnahmen durch meinen Vater beruhigt werden. Und diese waren – unter dem von Kinderaugen bestaunten Einsatz einer »Flex« – rasch abgeschlossen und meine kleine Kleine also nach nur wenigen Minuten wieder in der sicheren Obhut von Großeltern und -tante. Die Große hat danach die ganze Geschichte zusammenfassend noch weiter meine Mama getröstet und diese darauf hingewiesen, was für ein Glück das gewesen sei, dass das bei »Omaopa« passiert ist und nicht daheim bei ihren Eltern. Weil nämlich ihre beiden Großväter »Handwerker« seien und alles und das sofort immer »reparieren« könnten. Daheim bei ihrem Vater ist das offensichtlich nicht ganz so. Und das hat auch was, kommen meine beiden Engel doch nie mit ramponiertem Spielzeug zu mir, und

Only good news are good news. Fazit wird wieder größer

wenn, dann nur, damit ich es so schnell wie möglich den Opas bringen darf. Gestern nun bekam ich doch was zu tun, es ging um die offensichtlich nach traditionsreichen japanischen Vorlagen gefaltete Gebrauchsanweisung einer neuen »LOL-Surprise«-Puppe (wenn sie wüßten, wie lieb meine Kinder dieses »LOL-Surprise« aussprechen, entzückend). Die ließ sich nicht mehr so kunstfertig zusammenlegen und mit den Worten, »Du machst ja Zeitungen, das kannst Du ja gut, also kannst Du das sicher auch wieder schön zusammenlegen« übertrug man mir dann doch einmal eine eher handwerkliche Aufgabe. Warum ich Ihnen das erzähl? Weil es eine schöne Geschichte ist und weil es hier heute nur um schöne Geschichten – um »gute Nachrichten« also – gehen soll. Kindermund tut ja oft Wahrheit kund und insgesamt als Fazit-Team haben wir die letzten 15 Jahre durchaus und immer wieder »gute Zeitungen« gemacht. Man darf also behaupten, wir können das ganz gut. Seit dem letzten Jahr arbeiten wir intensiv an einem Relaunch unserer Internetseiten, die zwar von den Lesern durchaus gut aufgenommen wird – das zeigen alle statistischen Auswertungen –, die aber »technisch« recht überaltet daherkommt. Und im Zuge dieser Überlegungen ist die Idee geboren, ein eigenes, ausschließlich im Netz publiziertes Magazin zu machen. Fazit wird also weiter diversifizieren. Mit 1. Juli haben wir den noch internen Probebetrieb aufgenommen und am 1. September wird unser Onlinemagazin starten. Es wird den Titel »Steiermag« tragen und sich ganz nach dem Motto »Only good news are good news« nur den postiven Seiten unseres Bundeslandes widmen. Das globale Denken bringt das Steiermag-Team, das sich zu großen Teilen aus der Fazit-Redaktion rekrutiert, jedenfalls mit, mit diesem neuen steirischen Onlinemagazin wollen wir nun im Internet auch regional handeln. Wer mit offenen Augen und Ohren und einem offenen Herzen durch unser Land fährt, lernt viele wundervolle Menschen kennen, unglaublich spannende Initiativen und Unternehmen und natürlich auch tolle (oft gemeinnützige) Vereine. Helden des

Alltags also, die mit dem was sie tun, unser Bundesland bereichern und zu einem besseren Ort machen. Diesen Menschen, diesen Unternehmen und Projekten wollen wir mit Steiermag eine weitere Bühne bieten. Wer die Steiermark mag, der wird im Steiermag viele spannende Dinge kennenlernen, die wir thematisch weder im Fazit noch im ebenfalls von uns herausgegebenen Karrieremagazin »Mostwanted« perfekt aufgehoben sehen. Wir wollen unseren Lesern jenes einzigartige Steiermark-Bild vermitteln, das uns selbst geprägt hat. Wir sind nämlich davon überzeugt, dass es kaum einen besseren Ort zum Leben, zum Lernen und Arbeiten aber auch zum Sporteln und Urlauben geben kann. Durch die oft furchtbaren Nachrichten und Informationen, die tagtäglich auf uns durch zahlreiche Kanäle einprasseln, übersehen wir oft, wie gut es uns allen im Grunde (auch) geht, und was für ein Glück es bedeutet, in der Steiermark leben zu können. Natürlich arbeiten wir auch mit Eifer an der Weiterentwicklung der Fazit-Netzpräsens. Zuvor werden wir aber die guten Seiten der Steiermark ins Netz bringen und damit hoffentlich auf Ihren Zuspruch stoßen. Seien Sie dabei, wenn am 1. September Steiermag online geht! Einen schönen Sommer! n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT AUGUST 2019 /// 5


Inhalt Fazit August 2019 22

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Fotos: Adobe-Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Gary Milano, Heimo Binder (2)

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Wasserstoff

Welchen Beitrag kann Wasserstoff für die Energiewende leisten? Und wann stehen die Stadt der Spiele benötigten Technologien zur Verfügung? Die Grazer Spieleforscherin Johanna Pirker wurde vom Forbes-Magazin in die »Top 30 under 30« gewählt.

Über das Geld

Im Fazitessay beschäftigt sich Muamer Becirovic mit der Bedeutung des Geldes. Ein Ausflug in die Geschichte des Finanzwesens.

Der Weltbeste

Volker Schögler trifft in der Fazitbegegnung den selbstbestimmten Querdenker und weitgereisten Kosmopoliten Rudolf Lantschbauer. Seite 44

Ausgabe August 2019 XVI. Jahrgang Nr. 155 (6/2019) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 66

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Da Wanko 48 Immobilien 64 Sichrovsky und … 66 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Im Fazitthema geht es um das Potential von Wasserstoff zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Wegen der Wirkungsgradprobleme der Brennstoffzellen sehen vor allem Umweltpolitiker darin eine technologische Sackgasse. Doch für immer mehr Forscher führt kein Weg am grünen Wasserstoff vorbei. Zum Fazitgespräch trafen wir die Spieleforscherin Johanna Pirker. Es geht um die Bedeutung von Graz für die internationale Spieleindustrie, um Virtual-Reality-Labore an Schulen und Potentiale von Videospielen. Vor dem Schreddern war Ibiza, davor war die Kunst und noch weiter davor die Kultur. Dissens überall, aber Konsens ist in Wahlzeiten ohnehin eher hinderlich. Dass trotz völlig unterschiedlicher Zugänge die Dialogfähigkeit erhalten werden kann, beweist ein Diskurs zwischen dem eher linken Michael Petrowitsch und dem eher rechten Ernst Brandl.

Für die Fazitbegegnung trafen wir den Grazer Autor, Fotografen und Publizisten Rudi Lantschbauer, außerdem feiert die Wiener Uno-City ein Jubiläum und in der Managementserie herrschen flexible Führungsstile. Schönen Sommer und gutes Lesen! -red-

Humorlose Abnickgesellschaft

Sichrovsky und Joesi Prokopetz. Der grantige Musiker, Autor und Kabarettist bereichert Binder bindet seit bald 50 Jahren die Kulturszene. Der Anlagenbauer Binder+Co in einem Fazitporträt, das klar werden lässt, wie ein Mittelständler Innovation leben kann.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

d (25) g l o Erfhrung46 Fü Seite

Lektorat AdLiteram

Außenansicht Peter Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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Sichrovsky über Kindermörder im Namen Gottes.

IMPRESSUM

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT AUGUST 2019 /// 7


Bild: Adobe Stock

8 /// FAZIT AUGUST 2019


Fazitthema

Wasserstoff Technische Sackgasse oder maßgeblich für die Energiewende? Von Johannes Tandl

Als Ex-Kanzler Sebastian Kurz Ende Juni ankündigte, Österreich zur Wasserstoff-Nation Nummer eins machen zu wollen, hat er Teile der Klimaschutzbewegung gegen sich aufgebracht. Aus deren Sicht sind nur mit Batterien betriebene E-Autos umweltfreundliche E-Autos. Doch die Wasserstofftechnologie betrifft nicht nur die Mobilität, sondern alle Bereiche, in denen fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzt werden sollen. Fazit geht daher der Frage nach, wie der Einsatz von Wasserstoff wissenschaftlich zu bewerten ist. FAZIT AUGUST 2019 /// 9


Fazitthema

Primärenergieverbrauch nach Energieträgern

Aus Sicht von BP wird sich der Anteil erneuerbarer Energien am globalen Energiemix zwar erhöhen, doch auch der fossile Energieverbrauch steigt weiter an.

Anteile der Primärenergie

W

asserstoff ist das einfachste und universellste Element im Periodensystem. Es hat das Symbol H und besteht aus einem einfach positiv geladenen Proton und einem negativ geladenen Elektron. 75 Prozent der Masse unseres Sonnensystems bestehen aus Wasserstoff. Wasserstoff ist das mit Abstand häufigste chemische Element im Universum und kommt als gebundener Wasserstoff in sämtlichen lebenden Organismen vor. Auf der Erde gibt es Wasserstoff praktisch nur in seiner molekularen Form als H2. Mit der Wasserstoffherstellung ist daher immer die Bereitstellung von H2, gemeint. Um Wasserstoff als klimafreundlichen Energieträger nutzen zu können, sind noch große Investitionen in die Herstellung, die Speicherung und den Transport notwendig. So gibt es in ganz Österreich aktuell nur fünf H2-Tankstellen. Was den Einsatz von Wasserstoff im Bereich der Mobilität angeht, gilt also Ähnliches wie für netzstrombetriebene Batteriefahrzeuge. Auch dort müssten für einen umfassenden Umstieg von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren viele Milliarden Euro in Stromnetze und Ladekapazitäten investiert werden. H2-betriebene Fahrzeuge erzeugen Wasserdampf als einzige Emission. Den Vorteilen wie der großen Reichweite oder dem schnellen Tanken steht jedoch der im Vergleich zu Batteriefahrzeugen höhere Kaufpreis von wasserstoffbetriebenen Autos gegenüber. Man benötigt nämlich Platin für die Herstellung der Brennstoffzellen, in denen der Wasserstoff im Fahrzeug in Strom umgewandelt wird. Und das treibt die Kosten in die Höhe. Außerdem gibt es noch keine Massenproduktion von Wasserstofffahrzeugen. Der Wirkungsgrad von H2-Autos, der das Verhältnis der erzeugten Energie zur eingesetzten Energie angibt, ist zudem noch immer ein Problem. Bei batteriegetriebenen Autos liegt dieser schon heute bei 70 Prozent der eingesetzten Energie. Bei Brennstoffzellen, aber auch Diesel- und Ottomotoren sind es nur etwa 30 Prozent. Wegen der enormen Energiedichte von Wasserstoff kann die Brennstoffzelle jedoch vieles, was eine Batterie nicht kann – nämlich Eisenbahnen, Lastkraftfahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge antreiben.

Klimaneutraler Wasserstoff muss aus Öko- oder Atomstrom gewonnen werden

10 /// FAZIT AUGUST 2019

Einen Beitrag zur Verminderung von Treibhausgasemissionen kann der Wasserstoff nur leisten, wenn er klimaneutral hergestellt wird. Dazu muss er mit CO2-neutral erzeugtem Strom im Elektrolyseverfahren aus Wasser (H2O) gewonnen werden. Grundsätzlich kann man H2 nämlich auch mit fossil erzeugtem Strom, aus Erdgas (Methan und anderen Kohlenwasserstoffverbindungen) oder aus Biomasse erzeugen. Klimaneutral gewonnener Wasserstoff entsteht also durch die


Fazitthema

sogenannte Wasserspaltung. Dazu benötigt man einen Elektrolyseur. Das ist eine Vorrichtung, in der Wasser starker elektrischer Energie ausgesetzt wird. Dadurch wird es in seine zwei atomaren Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Ursprünglich ergab die Elektrolyse nur Sinn, wenn auch der reine Sauerstoff verwertet werden konnte, denn über lange Zeit lag der Wirkungsgrad der Elektrolyse bei bestenfalls 80 Prozent. Inzwischen haben Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) einen Katalysator entwickelt, mit dem sich die Effizienz der Wasserspaltung auf 100 Prozent steigern lässt. Wenn der Strom, der zur Elektrolyse herangezogen wird, aus erneuerbaren Quellen bzw. aus Kernkraftreaktoren stammt, wird bei der Elektrolyse kein CO2 freigesetzt. Ein klimaneutraler Betrieb von Elektrolyseanlagen ist daher nur sinnvoll, wenn entweder ein Überangebot an treibhausgasfrei erzeugtem Strom vorhanden ist oder es keine Möglichkeit gibt, den Ökostrom in die Stromnetze einzuleiten. Solange daher ein Mangel an Ökostrom herrscht, sollte dieser dort eingesetzt werden, wo er den höchsten Wirkungsgrad bzw. die größte Treibhausgasreduktion bewirkt. Denn nicht nur die Wasserstoffherstellung ist energieintensiv, auch die Speicherung und anschließende Rückverstromung reduziert den Wirkungsgrad im Vergleich zu netzbetriebenen Elektromotoren.

Wasserstoff als Energiespeicher

Aber nicht nur in Österreich stoßen die für den effizienten Betrieb von dezentralen Wind- und Photovoltaik-Parks erforderlichen Hochspannungstrassen auf den erbitterten Widerstand der betroffenen Bevölkerung. In der deutschen Nordsee gibt es schon jetzt Hunderte Windräder mit insgesamt 900 Megawatt Nennleistung. Bis 2030 ist der Aus-

bau auf 15 Gigawatt bereits beschlossen. Dieser Ökostrom wird nämlich von der Industrie in Bayern und Baden-Württemberg – am anderen Ende Deutschlands – dringend benötigt, um den Ankauf teurer Klimaschutzzertifikate zu vermeiden. Er kann aber nicht dorthin gelangen, weil es an den Leitungskapazitäten fehlt. Ein Konzept von Siemens, dem Netzbetreiber Tennet und Shell sieht inzwischen sogar einen forcierten Windpark-Ausbau vor, der deutlich über die derzeit geplante Nennleistung von 15 Gigawatt hinausreicht. Um weitere Hochspannungsleitungen zu vermeiden, wollen sie den Windstrom daher elektrolytisch in Wasserstoff umwandeln und speichern. Stromleitungen müssen dann nur mehr von den Offshore-Windrädern zu einem großen Elektrolyseur an der Küste geführt werden. Die regenerativ erzeugte Energie kann auf diese Art gespeichert werden, um in windstillen Phasen in einem Wasserstoffkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung oder einer stationären Brennstoffzelle verstromt zu werden. Außerdem kann so der für die Elektromobilität und die chemische Industrie benötigte Wasserstoff umweltfreundlich gewonnen werden. Das Transportproblem des hochexplosiven H2-Gases ist inzwischen weitgehend gelöst. Es gibt bereits Technologien zum sicheren – flüssigen – Transport, die reif sind, um sie im Megawatt-Maßstab einzuführen. Um den regenerativ erzeugten Wasserstoff sicher zu verwahren, wird er durch eine chemische Reaktion an eine organische Trägerflüssigkeit gebunden und später wieder freigesetzt. Ähnlich wie beim Pfandflaschensystem wird die Flüssigkeit mit H2 auf- und entladen. Bei der als »Liquid Organic Hydrogen Carrier« (LOHC) bezeichneten Trägersubstanz handelt es sich und Dibenzyltoluol (C21H20). Es wird nicht verbraucht, sondern lässt sich nach jedem Wasserstoff-Speicherkreislauf wiederverwenden. Dibenzyltoluol

Zunehmende neue erneuerbare Energien erfordern neue Speicherkapazitäten in Österreich

Österreich muss entweder seine Pumpspeicherkapazitäten verdoppeln oder auf andere Speichertechnologien wie Wasserstoff setzen.

FAZIT AUGUST 2019 /// 11


Fazitthema

ist für seine Stabilität und ungiftigen Eigenschaften bekannt und dient in der Industrie bisher als Wärmeträger.

Wasserstoff in der Mobilität

Das derzeit interessanteste Anwendungsgebiet für die Wasserstofftechnologie ist die Elektromobilität. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, ein Tochterunternehmen der Münchner Fraunhofer-Gesellschaft, hat erst kürzlich auf Basis bereits eingeführter Technologien und derzeitiger Kosten die unterschiedlichen Pkw-Antriebsarten untersucht. Auftraggeber war H2-Mobility, ein Joint Venture von Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total. Während Batterieauto-Pionier und Tesla-Boss Elon Musk die Brennstoffzellen, die auf Englisch »Fuel Cells« heißen, immer noch als »Fool Cells«, also »Deppen-Zellen« abtut, haben die Fraunhofer-Forscher herausgefunden, dass mit Brennstoffzellen betriebene Fahrzeuge schon heute mit Steckdosen-E-Fahrzeugen und mit Dieselautos mithalten können.

Erst ab 160.000 Kilometern Laufleistung sind E-Autos effizienter als Verbrenner

Der Ökoeffizienztest von Batterie-, Brennstoffzellen und Dieselautos umfasste nicht nur die Betriebsemissionen, sondern auch die Klimaeffekte der Fahrzeugherstellung und des Recyclings.

Dabei kam heraus, dass sowohl Batterie- als auch Brennstoffzellenfahrzeuge ihre ökologischen Stärkefelder haben, dass aber die Verbrenner bis zu einer Gesamtlaufleistung von 160.000 Kilometer ökologisch besser sind als der Brennstoffzellenantrieb und sogar bis 200.000 Kilometer effizienter als die Batterietechnologie. Getestet wurden ein Hyundai-Nexo – ein Brennstoffzellenfahrzeug mit 95 kW Leistung, 5,6 Kilogramm Tankkapazität, 1,9 Tonnen und einer Reichweite von 500 Kilometern –, ein Hyundai Tucson 1.6 CRDi mit Dieselmotor, einem Verbrauch von 5,9 Litern auf 100 Kilometer, einem Gewicht von 1,75 Tonnen sowie zwei Batteriefahrzeuge. Und zwar ein zwei Tonnen schwerer, batteriebetriebener Opel Ampera-e mit 60 kWh Batteriekapazität und einem Verbrauch von 19,5 kWh auf 100 km sowie ein Jaguar-I-Pace mit einer 90-kWh-Batterie, rund 400 Kilometer Reichweite, einem Verbrauch von 20,4 kWh auf 100 km und einem Gewicht von 2,3 Tonnen. Der Berechnung wurde der deutsche Strom-Mix zugrunde gelegt.

Bei »echten Autos« ist die Brennstoffzelle effizienter als die Batterie

Seit 15 Jahren gibt es einen Richtungsstreit zwischen den Befürwortern und Gegnern der wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle. Bei entsprechenden Vergleichen hatten in der Vergangenheit

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Fazitthema

Bei Kleinautos haben die Verbrenner ökologisch die Nase vorne

Die Fraunhofer-Studie lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenautos sind deutlich klimafreundlicher als Batteriefahrzeuge mit ähnlicher Reichweite. Steckdosenfahrzeige mit kleinen Batterien – also Kleinwagen – schneiden wegen ihres Gewichtsvorteile hingegen deutlich besser ab als Wasserstofffahrzeuge. Die Grenze liegt der Studie zufolge bei einer Kapazität von 50 kWh. Klimafreundlicher als Diesel-

fahrzeuge sind Batterie- und Brennstoffzellenautos aber erst ab einer Laufleistung von deutlich über 150.000 Kilometern. Da die meisten Kleinfahrzeuge weniger als 10.000 Kilometer pro Jahr gefahren werden, erreichen viele das Betriebsalter gar nicht, ab dem sie ökologisch effizienter werden als kleine Autos mit Verbrennungsmotor. Vor diesem Hintergrund deutet einiges darauf hin, dass der Widerstand vieler etablierter Klimaschützer gegen die Forcierung der Wasserstofftechnologie entweder auf veralteten Informationen, auf fehlerhaften ordnungspolitischen Vorgaben oder auf Revierkämpfen beruht. Die deutschen »Original Equipment Manufacturer« (OEMs), also die Autohersteller, – darunter Volkswagen und BMW – sind gerade erst dabei, mit dreistelligem Milliardenaufwand von der Verbrenner-Technologie auf den Batterieantrieb umzusatteln. Und natürlich wollen sie die staatlichen Unterstützungen nur ungern mit Herstellern teilen, die den Batterieantrieb überspringen und gleich auf die für größere Fahrzeuge effizientere Brennstoffzelle zur Stromerzeugung wechseln. Faktum ist darüber hinaus, dass die Klimaschutzvorgaben der Europäischen Union vor allem die Betriebsemissionen der Gesamtflotte eines OEMs im Fokus haben, während die Ökobilanz über den gesamte Bau-, Betriebs- und Entsorgungszyklus jedes einzelnen Fahrzeuges nur eine untergeordnete Rolle spielt.

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immer die Batterieautos die Nase vorne. Doch inzwischen hat der technische Fortschritt im Bereich der Fahrzeugtechnik, der Elektrochemie und des Energiemix dazu geführt, dass die Autos mit Brennstoffzelle deutlich besser abschneiden. Die Herstellung einer 95 kW starken Brennstoffzelle verursacht nämlich 5,8 Tonnen CO2, der Bau eines 90-kwh-Akkupakets mit 11,9 Tonnen mehr als doppelt so viel. Der Kohlendioxyd-Baunachteil der Batterieautos führt dazu, dass die Brennstoffzellenfahrzeuge ab einer Reichweite von mindestens 250 Kilometern besser abschneiden als die Steckdosenstrom-Fahrzeuge. Batterien mit größerer Reichweite würden – wegen der im Vergleich zu H2 niedrigeren Energiedichte – das Gewicht der Fahrzeuge so stark erhöhen, dass die Öko-Effizienz zum Wasserstoff- bzw. Dieselantrieb extrem abfällt.


Die Zukunft fängt zu Hause an. Ursula von der Leyen (15. April 2007)

Fotos: Dominik Butzmann, Sandro Halank

Alle gegen Kurz Es ist atemberaubend, wie extrem weit die Allianz derjenigen, die die Wiederwahl von Sebastian Kurz mit allen Mitteln verhindern wollen, inzwischen reicht. Dass die Oppositionsparteien gemeinsame Sache mit einer frustrierten FPÖ machen, um der in Umfragen stabil starken ÖVP zu schaden, ist legitim – sozusagen »Part of the Game«. Dirty Campaigning ist nämlich aus keinem Wahlkampf mehr wegzudenken. Dabei geht es oft gar nicht darum, die Wähler aus anderen Lagern zu sich herüberzuholen, sondern um Destabilisierung. Sowohl Peter Pilz als auch Beate Meinl-Reisinger, Pamela Rendi-Wagner und Werner Kogler wissen genau, dass sie mit ihren Angriffen gegen den Ex-Kanzler kaum Stimmen dazugewinnen können. Sie können jedoch womöglich einige ÖVP-Wähler – am ehesten jene mit einem christlich-sozialen und keinem unternehmerischen Hintergrund – zum Zweifeln bringen. Das Ziel der Angriffe ist daher die Demobilisierung des Gegners. Wenn ein Teil der Kurz-Wähler am 29. September zu Hause bleibt, hätte das Dirty Campaigning somit seinen Zweck erfüllt.

Wer andern eine Grube gräbt, muss sich vor Solidarisierungseffekten fürchten Jenen Kampagne-Managern, die Kurz nicht mit Argumenten, sondern mit Untergriffen besiegen wollen, muss dennoch klar sein, dass sie nicht über das Ziel hinausschießen dürfen. Gerade die SPÖ hat schon mehrere Male die Erfahrung machen müssen, dass schlecht gemachtes Dirty Campaigning zur Solidarisierung mit den verunglimpften Personen führt. Etwa als ihr ehemaliger Vorsitzender Alfred Gusenbauer die EU-Sanktionen gegen das schwarzblaue Schüssel-I-Kabinett einleiten ließ, oder vor zwei Jahren, als Ex-Kanzler Christian Kern 14 /// FAZIT AUGUST 2019

Tal Silberstein für die SPÖ-Kampagne engagierte. Das, was Silberstein gegen Kurz ausarbeiten ließ, war dann sogar den eigenen Mitarbeitern zu viel. Denn nur deshalb ist die Affäre aufgeflogen. Nun hat gerade wieder eine anonyme Anti-Kurz-Organisation das Spielfeld betreten. Sie will angeblich von Genf aus mit vermeintlichen Skandalstorys aus dem persönlichen Umfeld die Wiederwahl von Sebastian Kurz verhindern. Wer hinter dieser sich selbst als »Zoom-Institute«

Der deutsche Spitzenjournalist Georg Restle fordert einen »werteorientierten Journalismus«, der endlich damit aufhören soll, nur abzubilden, was ist.

bezeichnenden Gruppe steht, ist völlig unklar. Weil deren Verunglimpfungen jedoch zwangsläufig zur Solidarisierung mit Sebastian Kurz führen werden, ist es kaum vorstellbar, dass irgendwelche österreichischen Wahlkampfzentralen etwas damit zu tun haben. Vorstellbar ist jedoch, dass einigen der zahlreichen Gegner der türkisblauen Politik jedes Mittel recht zu sein scheint, um Kurz am Wiedereinzug in das Kanzleramt zu hindern.

Parteiräson vor Staatsräson SPÖ, FPÖ und Liste Jetzt haben den amtierenden Bundeskanzler ohne sachlichen Grund aus dem Amt geworfen. Es ging ihnen vor allem darum, zu verhindern, dass Kurz mit einem Kanzlerbonus in die Nationalratswahl gehen kann. Das brachte den drei Parteien zu Recht den Vorwurf ein, dass sie ihre Parteiinteressen vor die Staatsinteressen stellen. Und weil diese Vorwürfe auch vom Großteil der Wähler geteilt werden, ist inzwischen ein Wahl-

kampfklima entstanden, bei dem die Inhalte völlig auf der Strecke zu bleiben drohen.

Die Schredderaffäre ist ein Strohhalm für die Kurz-Gegner Das wird gerade auch wieder bei der sogenannten Schredderaffäre klar. Aber so wie man eine Wohnung, aus der man auszieht, besenrein zu übergeben hat, ist es längst der normalste Vorgang der Welt geworden, bei einem politischen Wechsel sämtliche Datenträger gewissenhaft zu cleanen. Und weil die Datenforensik solche Fortschritte gemacht hat, dass sich selbst gewissenhaft gelöschte Daten wieder rekonstruieren lassen, führt an der völligen Zerstörung von Festplatten und USB-Datenträgern durch Unternehmen wie die Firma Reißwolf kein Weg vorbei. Dass alles, was mit den hoheitlichen Aufgaben des Kanzlers zu tun hat, archiviert werden muss, ist ohnehin klar. Gleichzeitig ist es jedoch völlig legitim, den Nachfolgern alle politischen Informationen vorzuenthalten, die von diesen missbräuchlich – etwa für Dirty Campaigning – verwendet werden könnten. Mit welcher Inbrunst und moralischen Entrüstung selbst einige sich als unabhängig bezeichnende Journalisten an den diversen Verschwörungstheorien gegen Sebastian Kurz beteiligen, ist nicht nachvollziehbar. Die Blödheit eines Kanzleramtmitarbeiters, der mehrere Datenträger außer Haus zerstören lassen wollte und dabei zwar die richtige Telefonnummer, aber, weil er anonym bleiben wollte, einen falschen Namen angegeben hat, zu einer Staatsaffäre aufzublasen, ist daher ziemlich skurril. Auch das deutsche Fernsehen ist Teil der Allianz gegen Sebastian Kurz Dass die Schredder-Story mitten in der hochsommerlichen Sauregurkenzeit aus


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Sicht der Zeitungsverleger viel zu gut ist, um sie nicht aufzugreifen, ist natürlich klar. Sogar die beiden deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, ZDF und ARD, haben sich auf den dummen Rechnungspreller gestürzt. Das schafft natürlich Potenzial für eine Märtyrergeschichte, die Kurz geschickt verwerten wird. Die meisten Verunglimpfungsversuche, die über das Ausland gespielt werden, nützen dem Angegriffenen letztlich mehr als dem Angreifer. Und das ZDF hat in seiner Nachrichtensendung »Heute« sogar eine Live-Sonderschaltung nach Wien aufgebaut. Dort wurde Florian Klenk die Gelegenheit eingeräumt, jene abstrusen Skandalisierungstheorien, mit denen er sonst die linksalternativen Falterleser unterhält, im gesamten deutschen Sprachraum zu verbreiten.

Persönliche Angriffe ersetzen den Diskurs Irgendwie scheint in diesem Wahlkampf kein vernünftiger Diskurs mehr möglich zu sein. Ein demokratischer Austausch unterschiedlicher Ideen und Positionen findet bisher nicht statt. Dafür werden Sachargumente immer öfter durch die moralische Bewertung desjenigen, der etwas vorzubringen versucht, ersetzt. Wer etwa die durchaus an Schlepperei erinnernde Seenotrettung diverser NGOs kritisiert, steigt im öffentlich rechtlichen Meinungsklima im besten Fall als kaltherziges Scheusal und im schlimmsten Fall als Neonazi aus. Ein anderes Tabuthema ist der Umgang mit der Erderwärmung. Auch wer Arbeitslose kritisiert, die trotz einer Rekordzahl an offenen Stellen keine Jobs finden wollen, macht sich hochgradig verdächtig. Und wer die EU für ihren Zentralisierungsdrang angreift, gerät selbstverständlich unter Nationalismusverdacht. Wer die Flüchtlinge in Afrika halten will, weil ihnen dort viel effizienter geholfen werden kann, wird ohnehin als Rassist niedergemacht.

Veröffentlichte Meinung und Mehrheitsmeinung driften weiter auseinander Dieses Meinungsklima führt längst dazu, dass inzwischen eine empirisch bestätigte Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger das Gefühl hat, eine Minderheit würde den Ton angeben und die veröffentlichte Meinung beherrschen. Diese Mehrheit wagt es schon lange nicht mehr, unbefangen über bestimmte Themen zu sprechen, denn niemand will als Nazi, Ausbeuter oder als Rassist gelten. Diese Mehrheit ist politisch vor allem bei der FPÖ, aber auch der ÖVP zu Hause. Und das macht es aus Sicht der Meinungsführer nur noch schlimmer. Würde man Österreich nur aus den Twitter-Postings seiner Eliten kennen, müsste man wohl annehmen, dass bei uns Flüchtlinge durch die Straßen gejagt werden und sie sich ihres Lebens nicht sicher sein können. Ebenso müsste man davon ausgehen, dass alle Österreicher, von der Mittelschicht abwärts, in Lumpen gekleidet durch die soziale Kälte irren. Die FPÖ hat mit eigenen Kommunikationskanälen auf ihre Behandlung in den Medien reagiert. Aus blauer Sicht ist nicht damit zu rechnen, dass die FPÖ in den Medien ordentlich behandelt wird. Denn wie sollen Journalisten, die ihre Leserschaft in Kommentaren und Social-Media-Auftritten moralisch gegen die Blauen aufmagazinieren, in ihrer Berichterstattung Fairness zeigen? Sowohl der mediale Umgang mit rechts verorteten Ideen als auch der Aufbau der FPÖ-Social-Media-Kanäle leistet der gesellschaftlichen Spaltung Vorschub. Werteorientierter Journalismus oder die Rückkehr der Propaganda Irgendwann erscheint den Indoktrinierten dann fast jedes Mittel legitim, um die politischen Gegner zu besiegen. Da treten die Meinungsfreiheit und die Verwerflichkeit von persönlichen Diffamierungen schon

Bis jetzt waren sämtliche Versuche, Ex-Kanzler Sebastian Kurz zu diffamieren, wirkungslos. Ob seine Teflonschicht bis zum Wahltag hält? einmal in den Hintergrund. Schließlich wird die Welt aus ihrer subjektiven Sicht zu einem besseren Ort, wenn Andersdenkende kleingehalten werden. Der Chefredakteur des ARD-Magazins Monitor, Georg Restle, hat sich auf Twitter sogar für einen »werteorientierten Journalismus« ausgesprochen, der endlich damit aufhören sollte, nur abbilden zu wollen, was ist. Wahrscheinlich hat der gute Mann nicht bedacht, dass die Unterdrückung von Sachargumenten in allen totalitären Diktaturen ein beliebtes Propagandainstrument ist. In einer intakten Demokratie dürfen Menschen, die mit der »falschen Meinung« sympathisieren, daher nicht als zu bekämpfende Gegner stigmatisiert werden, und schon gar nicht darf ihnen der Diskurs verweigert werden. FAZIT AUGUST 2019 /// 15


Recht haben

Wirtschaft

Schikaneeinwand bei geringfügigem Grenzüberbau

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT AUGUST 2019

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl mit dem bayrischen Staatsminister Florian Herrmann.

Leistungsfähige Bahnverbindung nach Bayern

Auf der Suche nach Verbündeten für den EUfinanzierten Ausbau der Pyhrn-Schober-Bahn traf die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl gemeinsam mit IV-Präsident Georg Knill den bayrischen Staatsminister für Europaangelegenheiten, Florian Herrmann. Voraussetzung für die EUBeteiligung ist die Aufnahme der Pyhrn-Schober-Achse in die Transeuropäischen Netze (TEN).

A

ls exportorientiertes Industrieland ist die Steiermark wegen ihrer schwierigen geografischen Lage abseits der europäischen Hauptverkehrsströme ganz besonders auf den Ausbau der Bahn- und Straßenverbindungen angewiesen. „Wir brauchen für unsere Unternehmen den Ausbau der Tauern-Pyhrn-Schober-Achse als direkte Verbindung für den Güterverkehr nach Deutschland“, ist Eibinger-Miedl überzeugt. Der Ausbau dieser Bahnstrecke würde neben dem Semmering-Basistunnel und dem Koralmtunnel eine weitere Stärkung für den Wirtschaftsstandort Steiermark mit sich bringen, so Eibinger-Miedl, die hofft, im bayrischen Staatsminister Florian Herrmann einen Mitstreiter gefunden zu haben. Hermann bekräftigte das bayrische Interesse an der Verbindung, die auch für die starke bayrische Industrie neue Möglichkeiten zur Erschließung der südosteuropäi-

schen Märkte bringen würde. Die Eisenbahnachse über die Pyhrn- und Schober-Strecke ist für die Steiermark die wichtigste Verbindung in den oberösterreichischen Zentralraum und weiterführend in die bedeutenden deutschen Wirtschaftszentren sowie zu den nordwesteuropäischen Häfen. Deshalb bemüht sich die Steiermark um die Aufnahme der Eisenbahnverbindung in das Transeuropäische Netz, das derzeit von der EU neu bewertet wird. Weitere Themen des Gesprächs waren die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Steiermark und Bayern, die Zusammenarbeit im Hochschulbereich und eine engere Vernetzung der Automobilregionen. Deutsche Unternehmen sind die mit Abstand wichtigsten Exportpartner der steirischen Wirtschaft. Viele steirische Unternehmen, die heute global tätig sind, begannen ihre Exportoffensive im süddeutschen Raum.

Foto: Land Steiermark/Streibl

Oft kommt es bei der der Errichtung von Grenzbauten, beispielsweise einem Zaun oder einer Mauer, zu geringfügigen Grenzüberschreitungen. Der daraus resultierende Nachbarschaftsstreit wird nicht selten vor Gericht ausgetragen, wobei sich die Parteien auch von den nicht unerheblichen Kosten für die Beiziehung eines Sachverständigen aus dem Bereich des Vermessungswesens regelmäßig nicht abschrecken lassen. Ist die Überschreitung der Grundgrenze und somit der Eingriff in das fremde Eigentumsrecht festgestellt, stellt sich dennoch die Frage, ob selbst geringfügige Grenzüberschreitungen dazu geeignet sind, einen Beseitigungsanspruch zu begründen. Nach Ansicht des Obersten Gerichtshofes (OGH) kann bei geringfügigen Grenzüberbauten ein Einwand der schikanösen Rechtsausübung gerechtfertigt sein. Die Geringfügigkeit des Grenzüberbaus alleine vermag eine schikanöse Rechtsausübung nicht zu begründen. Vielmehr bedarf es dazu weiterer Voraussetzungen. Konkret muss zwischen den Interessen des Nachbarn, in dessen Eigentum eingegriffen wurde, und den Interessen des Bauführers ein krasses Missverhältnis bestehen oder die Schädigungsabsicht den einzigen Grund für die Rechtsausübung bilden. Eine Definition des „geringfügigen Grenzüberbaus“ ist der Rechtsprechung des OGH nicht zu entnehmen. Vielmehr fokussiert sich der OGH auf eine Gesamtwürdigung aller Umstände und nicht auf eine starre, ziffernmäßige Grenze. Um dem Leser einen Eindruck über die bestehende Judikatur zu vermitteln, sei gesagt, dass ein Grenzüberbau von 5–10 cm jedenfalls als geringfügig angesehen werden kann. Vereinzelt finden sich Entscheidungen in denen, aufgrund der erheblichen Aufwendungen im Zusammenhang mit der Entfernung einer Grenzmauer, auch bei einem Überbau von 15–20 cm von einer schikanösen Rechtsausübung und somit von einem geringfügigen Grenzüberbau ausgegangen wurde. Als Conclusio kann festgehalten werden, dass bei einem geringfügigen Grenzüberbau ein Schikaneeinwand des Bauführers gerechtfertigt sein kann – dies unter der Voraussetzung, dass eine Interessenabwägung gegen die Beseitigung des Grenzbaues spricht oder die Schädigungsabsicht den alleinigen Grund für die Rechtsausübung darstellt. Für den Einzelfall resultiert aus diesen Grundsätzen, dass rechtsverbindliche Aussagen nur eingeschränkt möglich sind und im Vorfeld eines jeden Verfahrens eine kritische Gesamtschau aller Umstände vorzunehmen ist.


Politik

ÖVP-Klubobfrau Riener ist zufrieden mit dem neuen, modernen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz.

Neues steirisches Kinderbildungsund -betreuungsgesetz Nach einer Begutachtung mit verschiedenen Gruppierungen wie der ARGE Kinderbildung- und -betreuung, der auch die Gewerkschaften und der Berufsverband angehören, sowie dem Städte- und dem Gemeindebund wurde auf Landesregierungsebene der Entwurf für ein neues Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz erarbeitet.

Anzeige Foto: Marija Kanizaj

D

tenjahres 2020/21 können er steirischen Volksparvorgezeigt“, so Klubobfrau RieKinder mit einem Nachweis tei war die gesetzliche ner. Ab März 2020 ist daher über die Masernimpfung bei Berücksichtigung eines aufder Nachweis einer Masernder Aufnahme in Kinderbilrechten Masernimpfstatus für impfung für die Aufnahme von dungs- und -betreuungseindie Aufnahme in KinderbilKindern in eine Kindertagesdungs- und -bestätte oder Schule treuungseinrichnotwendig. »Es ist sehr erfreulich, dass viele Anregungen tungen besonders Eine weitere weaus dem Begutachtungsverfahren von der wichtig. „Nur so sentliche Ändezuständigen Landesrätin aufgenommen können wir den rung bringt die wurden und nun als Vorlage für die sogenannten Herstufenweise LeiVerhandlungen im Landtag aufliegen.« denschutz und tungsfreistellung Barbara Riener damit eine Durchab der ersten richtungen bevorzugt werden. impfungsrate von 95 Prozent Halbtagsgruppe. Hier komme „Unsere Verantwortung ist erreichen“, freut sich Barbara man bei der Finanzierung den der Schutz der Jüngsten und Riener, Klubobfrau der Steiristeirischen Gemeinden und Schwächsten. Und Impfpflicht schen Volkspartei im Landtag. damit auch der finanziell stark ist dann ganz klar keine PrivatSo wird gegen die Häufung der betroffenen Stadt Graz entgesache mehr, wenn andere BaMasernfälle in der Steiermark gen. Mit dem neuen Gesetz soll bys und Kinder betroffen sind. vorgegangen. außerdem ein neues Modell Deutschland hat das bereits Mit Beginn des Kindergarder Nachmittagsbetreuung

eingeführt werden, das mehr Flexibilität für Eltern und Kinder bringt. Auch der Übergang von der Krippe in den Kindergarten wird flexibler gestaltet. Die Mindestanwesenheitszeit in Krippen wird von vier auf drei Tage reduziert. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kinderbildungsund -betreuungseinrichtungen wird das neue Gesetz weniger Verwaltungsaufwand bedeuten. Es wird eine Anpassung von Ausnahmeregelungen geben, die weniger Bürokratie, dafür mehr Zeit für Kinder bringt, sowie eine gesetzliche Ferienregelung für Kinderhöchstzahlen bei Tagesmüttern und Tagesvätern. FAZIT AUGUST 2019 /// 17


Graz hat's

Bei fabelhaftem Wetter feierten beim 2. Grazer Schlossbergball die rund 1.500 Gäste bis vier Uhr in der Früh die bezauberndste Sommernacht des Jahres und damit den Start in den Sommer. Das absolute Highlight war jedoch der Ballsaal in den Kasematten, in den die Society Rookies in Begleitung von Buena Banda einzogen und, unterstützt von Akrobaten in leuchtenden Kostümen, zur unvergleichlichen Musik von Queen den Schlossbergball eröffneten. Die eleganten Luster strahlten mit den coolen, sich zur Musik bewegenden Kinetik-Balls um die Wette und boten ein einzigartiges Lichtkonzept, welches sich mit den beiden Orchestern – Sigi Feigl Orchester und Orchesta Fuego Latino – abwechselte.

Erfolg für Freifahrtaktion der Bühnen

Digitaler Gütertransport mit Grazer Know-how Informationen über Güterwaggons in Echtzeit sowie automatisierte Prozesse schaffen mehr Effizienz, Zeitgewinn und Kosteneinsparungen, die den Gütertransport auf der Schiene attraktiver machen. Die Technologie dazu liefert das patentierte Monitoring-System WaggonTracker von PJM. Die Vorteile schätzen die SBB Cargo und Mercitalia, aber auch in Österreich sorgt der WaggonTracker für intelligente Güterwaggons: Lenzing AG hat über 100 Güterwagen mit diesem System ausgestattet, außerdem hat die Rail Cargo Austria den WaggonTracker installiert. „Weltweit sind bereits über 2.000 WaggonTracker-Systeme erfolgreich im Einsatz“, freuen sich Martin Joch und Günter Petschnig, die beiden Gründer und CEOs vom PJM.

In 80 Tankstellen um die Welt

Zur erfolgreichen Aktion „Freie Fahrt zu den Bühnen Graz“ findet eine Online-Befragung statt, an der sich bislang 2.800 Personen beteiligten. LR Anton Lang und Bernhard Rinner, GF der Bühnen Graz, freuen sich über das Befragungsergebnis, das zeigt, dass das Angebot bereits von 38 Prozent der Befragten genutzt wurde: „Die Resonanz auf die Freie Fahrt zu den Bühnen Graz ist sensationell: Bereits nach einer Saison kennt der Großteil des Publikums das Angebot und nimmt es zahlreich in Anspruch. Mit der Nutzung des öffentlichen Verkehrs zum Nulltarif für die Besucher aus der ganzen Steiermark ist uns ein weiterer Schritt in Richtung ‚Theater für alle‘ gelungen, der gleichzeitig auch unserer Umwelt Gutes tut."

Unter diesem Titel kann im Foyer der WKO Steiermark eine Ausstellung des Grazers Andreas Ledl besichtigt werden. Seit 30 Jahren sammelt er schon Bilder von Tankstellen aus aller Welt, rund 8.000 Fotografien sind dabei bis jetzt zusammengekommen. Die Auswahl für diese Ausstellung war darum auch alles andere als einfach, wie Ledl betont: „Ich sehe diese als Ergänzung zur aktuellen Mythos-Tankstelle-Ausstellung im Volkskundemuseum Graz. Ich betrachte mich dabei als Archivar einer Kulturgeschichte, viele Fotos sind Mitbringsel von Freunden und Bekannten.“ Unterstützung für seine Pläne fand Ledl beim Obmann der Fachgruppe Energiehandel, Jürgen Roth, und Tankstellenobmann Harald Pfleger.

Mittwoch ist Veggie-Day in Graz. Für Graz Tourismus ein guter Grund, während der Sommermonate einen kulinarischen Veggie Walk mit köstlichen kulinarischen Zwischenstopps für Gäste und Einheimische anzubieten, um die GenussHauptstadt so richtig zu genießen – gesund und nachhaltig. Bürgermeister Siegfried Nagl freut sich über diese Initiative, „denn dieser Rundgang wird auf das breite, schon jetzt vorhandene vegetarische Angebot der Grazer Gastronomie hinweisen und Lust auf die Ausweitung dieses Angebots machen. Ein wichtiger Schritt, um den Veggie Day gut sichtbar zu machen.“ Den Veggie Walk gibt es jeden Mittwoch um 17 Uhr von 7.8. bis 30.10., Treffpunkt: Joanneumsviertel/Rolltreppe, Preis: 35 Euro.

Im Rahmen der 8. Odilien Golf Charity 2019 wurde am 12. Juli – erstmalig am Golfclub Gut Freiberg – mit Hilfe der Flightsponsoren und zahlreicher Spender ein Reinerlös von 15.000 Euro erspielt. Bei wechselhaftem Wetter mit einem kurzen Hagelschauer beteiligten sich 88 Spieler und Spielerinnen am Turnier. Das Ergebnis freut Rudolf Zangl, Direktor und GF des Odilien-Instituts: „Der großartige Einsatz von sozial engagierten Firmen und Menschen ermöglicht es uns, Projekte umzusetzen, die über eine reine Regelfinanzierung nicht machbar wären.“ Er dankte allen Mitwirkenden und Unterstützern für das Ergebnis aus ganzem Herzen und wird das Geld für ein Leitprojekt am Odilien-Institut einsetzen.

Veggie Walk am Grazer Veggie Day

18 /// FAZIT AUGUST 2019

8. Odilien Golf-Charity

Fotos: Schlossbergball / Marija Kanizaj, Land Steiermark, IV-Steiermark/Kniepeiss, Momood / PJM, Lunghammer, Manfred Lach

Traumwetter zum Schlossbergball


Foto: Fischer

Kinderstadt im GrazMuseum Mit einem großen Stadtfest ging am 12. Juli die Grazer Kinderstadt „Bibongo“ zu Ende. Bereits zum fünften Mal boten die Kinderfreunde Steiermark dort Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren die Chance auf ein unvergessliches Ferienerlebnis: Im GrazMuseum bauten sie eine Woche lang ihre eigene Stadt. Mehr als 1.700 Kids wurden dabei zu Bürgern der Kinderstadt. Den Höhepunkt gab’s am Dienstag, als 380 Kinder über den Tag verteilt „Bibongo“ besuchten. Sie arbeiteten auf dem Bauernmarkt, versuchten sich als Rettungssanitäter oder ließen sich als Sportler feiern. Mehr als 100 Jobs konnten an über 40 Stationen ausprobiert werden und einige Kinder gründeten heuer wieder ihr eigenes Gewerbe.

Öko-Wertstoffbehälter aus Recycling

Die Saubermacher Ökobins werden nahezu vollständig aus dem Rezyklat alter Abfallsammelbehälter erzeugt, d. h. aus alten Saubermacher-Tonnen werden neue erzeugt. Das Kärntner Unternehmen Europlast hat das Fertigungsverfahren selbst entwickelt und die Behälter in Dellach / Kärnten nach höchsten Umweltstandards produziert. Ab sofort testet Saubermacher in der Marktgemeinde Gnas die Ökobins auf Formstabilität und mehr. Das Kreislaufsystem „Tonne zu Tonne“ ist in Österreich einzigartig. „Das Projekt ist ein praktisches Beispiel dafür, wie aus alten Mülltonnen neue werden, anschaulich und nachvollziehbar“, freut sich Hans Roth, Saubermacher-Gründer und Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Fotos: Kinderfreunde Steiermark, WKO UBIT, Saubermacher / Scheriau, Land Stmk

Sexualpädagogik ist gelebter Kinderschutz

Fast jedes vierte Mädchen und fast jeder achte Bursche in Österreich unter 16 Jahren machen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. Pornografische Webseiten, medial verbreitete Schönheitsideale, Rachepornos und Sexting üben massiven Einfluss auf die heutige Jugend aus. „Sexualpädagogik ist heute wichtiger denn je“, stellt Bildungs-LR Ursula Lackner fest. „Wir leben in einer Zeit sexueller Reizüberflutung.“ Das Land Steiermark unterstützt daher den Einsatz von ausgebildeten Sexualpädagogen, deren Aufgabe es ist, sexuelle Bildung dorthin zu bringen, wo sie am nötigsten gebraucht wird. Sie sollen fundiert informieren und aufzeigen, wie und in welchem Ausmaß Grenzen gewahrt werden.

KMU Digital muss fortgesetzt werden

Das Budget von „KMU Digital“ ist wegen der großen Nachfrage erschöpft. Eine Neuauflage war für 2019 geplant, doch nach dem Ende der türkisblauen Regierung liegt das Vorhaben auf Eis. „Eine Nichtfortsetzung dieses erfolgreichen Förderprogramms kann zu einer bedrohlichen Situation für den Mittelstand führen“, sagt Dominic Neumann, Obmann der Fachgruppe UBIT der WKO Steiermark. Bisher wurden österreichweit rund 11.000 Förderfälle eingereicht. „Gerade wenn es um IT-Security geht, kann sich der Bund nicht aus der Verantwortung nehmen“, mahnt Neumann, „IT-Sicherheit ist die Basis aller digitalen Geschäftsprozesse und essenziell, wenn es um Geschäftserfolg und den Wirtschaftsstandort Österreich geht.“

Kurz im Gespräch mit Richard Peer, Marketingleiter Holding Graz

Sie sind seit einigen Monaten als neuer Marketingchef der Holding Graz tätig, welche Aktivitäten wollen Sie hier setzen? Unsere Marke viel stärker mit positiven Emotionen und „guten Nachrichten“ zu verknüpfen, ist unser großes Ziel. Der öffentliche Verkehr ist hier ein extrem wichtiger Bereich. Die Verlängerungen der Straßenbahn, die neue Buslinie 66, Testbetriebe für Wasserstoff- und E-Busse beweisen, dass wir hier zukunftsfit sind. Deshalb werden wir hier in Zukunft viel offensiver und selbstbewusster auftreten. Fakt ist: Kaum ein Unternehmen fördert den Umweltschutz in dem Ausmaß, wie wir es machen. Dazu zählen auch unserer Leistungen in Sachen Müllentsorgung, Grünraumpflege und Freizeitgestaltung.

Die hauseigene Agentur achtzigzehn der Holding Graz ist in einer Vielzahl von Kampagnen für die Stadt Graz tätig, worin liegen die wechselseitigen Vorteile? Graz hat eine hohe Dichte an herausragenden Agenturen, die der Creative City Graz ihren Namen geben. Dazu zählt auch die Agentur achtzigzehn. Die Vorteile einer Inhouse-Agentur sind sicherlich, dass das Team alle Player, Prozesse und Verwaltungsabläufe der Stadt Graz und ihrer Beteiligungen kennt und so innerhalb kürzester Zeit agieren kann. Zugleich besteht aber auch die Herausforderung, bei wiederkehrenden Prozessen ständig kreativ zu bleiben und sich neu zu erfinden. Das gelingt dem Team hervorragend.

Wo liegen in der Arbeit die Unterschiede im Vergleich zu einer privat geführten Agentur? Der größte Unterschied ist sicherlich die Gesamtverantwortung für die Bereiche Marketing, Vertrieb und Kommunikation eines so großen Konzerns. FAZIT AUGUST 2019 /// 19


Kurz & News

Gefahren für Kinder beim Badespaß

Zum dritten Mal veranstalten heuer wieder gemeinsam das Leobener City Management, die Stadt Leoben und Gösser das Brau-Stadt-Fest auf dem Leobener Hauptplatz, bei dem die Gösser-Bierfreunde wieder auf ihre Rechnung kommen werden; und zwar ab 14 Uhr am 2. August, dem internationalen Tag des Bieres. Dazu gibt es heuer das Gösser Naturweizen. „Durch seine ausgewogene Karbonisierung ist das neue Gösser NaturWeizen besonders gut trinkbar und durch seine erfrischend neue Rezeptur mit heimischem Weizen- und Dinkelmalz und hintergründiger Fruchtigkeit das perfekte Weizenbier für Einsteiger“, so Gösser-Braumeister Andreas Werner. Weiters gibt es heuer noch mehr Kulinarik, Musikunterhaltung und ein großes Gewinnspiel.

Ob Planschbecken, See, Pool oder Badewanne: Kinder spielen mit Begeisterung am und im Wasser. Für Erwachsene eine Herausforderung, denn schon ein kurzer unbeaufsichtigter Moment kann für die Kleinen Lebensgefahr bedeuten, denn 90 Prozent aller Ertrinkungsunfälle passieren im unmittelbaren Umfeld von Erwachsenen. Jeder fünfte Ertrinkungsunfall endet tödlich, und viele Kinder müssen als Folge mit einer schweren geistigen Behinderung leben. Anlässlich des Tages der Sicherheit am 4. Juli machte die Grazer Wechselseitige Versicherung auf diese Thematik aufmerksam. Mit der Aktion „Sicherer Badespaß!“ sollen Eltern und Aufsichtspersonen für die Gefahren am und im Wasser sensibilisiert werden.

Mit 7. Juli 2019 fährt auch die Region Weiz auf den neuen RegioBus ab. „Die Region auf der Strecke von Weiz nach Graz sowie nach Eggersdorf, Weinitzen, Fischbach, Puch, Sinabelkirchen und auf die Teichalm profitiert ab diesem Zeitpunkt von dichten Takten und neuen Busknoten. Besonders im Freizeitverkehr gibt es neue Zuckerl für die Kunden im Angebot“, freut sich der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang. So kann man an Sonn- und Feiertagen neu mit der Linie 250 Graz nach St. Radegund bis zum Schöcklkreuz fahren, und das im Stundentakt von 6.30 bis 20 Uhr ab Graz und retour. Ein Highlight auch die direkte Anbindung für Ausflüge zur Tierwelt Herberstein von Graz über Weiz, Feistritzklamm und Stubenberg.

Erfolgreich gelebte Regionalität

Mit dem Bau eines 550 Meter langen Radwegabschnitts wurde eine weitere wichtige Teilstrecke der prioritären Ein- und Auspendlerachse für Radfahrer im südöstlichen Grazer Ballungsraum hergestellt. Zudem wurde die L 370, die Raabastraße, gleich mitsaniert. Die Kosten belaufen sich auf 1,62 Mio. Euro, wobei die Gemeinde Raaba-Grambach rund 660.000 Euro übernimmt“, berichtet LR Anton Lang. Und Bgm. Karl Mayrhold betont: „Das ist ein großer Meilenstein für die Marktgemeinde Raaba-Grambach. Nun sind die beiden Ortsteile größtenteils mittels Geh-und Radweg verbunden. Jetzt fehlt nur noch der Radweganschluss Richtung Süden zum Ortszentrum Grambach und nach Graz-St. Peter im Norden.“

Die Länderversicherer (VÖL) blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück. Die Stärke der heimischen Gesellschaften zeigte sich in einem herausfordernden Marktumfeld, volatilen Finanzmärkten und der Bewältigung zum Teil katastrophaler Wetterereignisse. Der Prämienzuwachs betrug 3,53 Prozent, die Bilanzsumme erhöhte sich um 2,58 Prozent, die Zuwächse aus Kapitalanlagen betrugen 3,95 Prozent. Die Eigenmittel stiegen um 8,77 Prozent und die Anzahl der Verträge konnte auf rund 6,5 Mio. erhöht werden. „Teilweise mehr als 200 Jahre Erfahrung machen die Mitgliedsunternehmen der VÖL zu zuverlässigen Partnern für ihre über 1,6 Mio. Kundinnen und Kunden“, erklärt der Vorsitzende der VÖL, Grawe-Gen-Dir. Klaus Scheitegel.

Über 700 Gäste fanden sich am 4. Juli beim Sommerempfang der Industriellenvereinigung Steiermark im Veranstaltungszentrum Seifenfabrik in Graz ein. Sie erfuhren aus erster Hand von Johanna Pirker, Tobias Thomas und Fabian Schnell, was Regionen brauchen. Georg Knill leitete Maßnahmen für die Steiermark ab und erläuterte: „Wer eine Region entwickeln will, muss dabei Bildung und Jugend in den Mittelpunkt rücken. Bildungspolitik wird immer mehr zum zentralsten Teil der Standortpolitik. Das muss auch und gerade für das Industrieland Steiermark gelten. „LH Hermann Schützenhöfer und LH-Stv. Michael Schickhofer skizzierten in ihren Ausführungen, wo heute die Stärken der Steiermark liegen.

Neuer RegioBus für den Raum Weiz

20 /// FAZIT AUGUST 2019

Neuer Geh- und Radweg für Raaba-Grambach

Sommerempfang der IV Steiermark 2019

Fotos: Freisinger, Frankl, Koch/VÖL, Ralph König / Grawe, Gemeinde Raaba-Grambach, IV-Steiermark/Kniepeiss

3. Brau-Stadt-Fest ganz in Grün


Foto: SPÖ Landtagsklub

Kurz im Gespräch mit Johannes Schwarz, steirischer SPÖ-Klubobmann

Foto: Wko Sparte Handel

Langsam, aber sicher tritt der Nationalratswahlkampf in seine heiße Phase, auf welche Themen setzt die SPÖ? Der Klimawandel und die Maßnahmen zum Klimaschutz nehmen eine zentrale Rolle ein. Allerdings ist für uns die Frage des Klimawandels untrennbar mit der sozialen Frage verbunden, das unterscheidet uns von allen politischen Mitbewerbern.

Berufsinformationswoche des Steirischen Handels 2019

V

on 8. bis 11. Oktober 2019 geht im Europasaal der Wirtschaftskammer Steiermark wieder die Berufsinformationswoche des Steirischen Handels über die Bühne. Sie wird zum 24. Mal von der Sparte Handel der WKO Steiermark veranstaltet – rund 34.000 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Schulstufe haben sie bereits besucht. Das Ziel der Veranstaltung ist es, die Vielfalt der interessanten Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen im Handel auf jugendgerechte Art darzustellen. Weiters stellen sich steirische Lehrbetriebe vor und bieten ihre konkreten Schnuppermöglichkeiten sowie Lehrstellen an. Ein Veranstaltungsblock dauert zweieinhalb Stunden und beinhaltet u. a. folgende Programmpunkte: Kurzpräsentation „Was ist der Handel?“, Rollenspiele, Quiz, Berufstest, Austausch zwischen Unternehmer-Schüler-Lehrer sowie Präsentation der „neuen“ Berufsbilder und der Initiative „Lern was Gscheit’s“. Insgesamt werden

im Laufe dieser Woche rund 1.500 Schüler und Schülerinnen aus 50 steirischen Schulen (Hauptschulen, Polytechnischen Schulen, Neuen Mittelschulen) an der Veranstaltung teilnehmen. Der Steirische Handel beschäftigt rund 67.500 Mitarbeiter und bildet 2.200 Lehrlinge in 580 Betrieben aus. Rund 20 Branchen und Berufe sind mit einem eigenen Stand vertreten und werden von Unternehmern und Lehrlingen betreut – vom Lebensmittel- über Textil- bis hin zu Baustoff- und Einrichtungsfachhandel. Anmeldung und weitere Informationen unter: www.lern-was-gscheits.at/berufsinformationswoche Kontakt: Dr. Isabella Schachenreiter-Kollerics, WKO Steiermark, Sparte Handel, Körblergasse 111-113, 8010 Graz, T 0316/601-779, F 0316/601-566, E isabella.schachenreiter-kollerics@wkstmk.at

Die Sommerkampagne der SPÖ Steiermark ist dem Klimaschutz gewidmet, wie wollen Sie die Menschen dafür gewinnen? Der Klimaschutz ist alternativlos. Bereits jetzt sind die Folgen des Klimawandels in der Steiermark spürbar, auf den Jahrhundertwinter folgten Unwetter- und Hochwasserkatastrophen. Wenn wir wollen, dass unsere wunderschöne Steiermark auch für nachfolgende Generationen so lebenswert bleibt, dann müssen wir handeln. Hat die Abwahl der Bundesregierung das Klima zwischen SPÖ und ÖVP in der Steiermark dauerhaft belastet? Nein. Natürlich war es eine gewisse Herausforderung, aber für SPÖ und ÖVP steht klar das Wohl der Steirerinnen und Steirer im Vordergrund. Wir sind gewählt, um zu arbeiten, und das wollen wir bis zum Ende der Periode.

Wie beurteilen Sie die Möglichkeit einer schwarz-blauen Zusammenarbeit nach den steirischen Landtagswahlen? Mein Fokus liegt auf der guten Zusammenarbeit zwischen SPÖ und ÖVP in der „Koalition.Zukunft.Steiermark“. Wir leisten gute Arbeit, die Wirtschaft ist im Aufschwung und die Arbeitslosigkeit sinkt beständig. Was allerdings Schwarz-Blau im Bund für Österreich bedeutet hat, muss ich nicht genauer erläutern. Ich sage nur beispielhaft 12-Stunden-Tag, Krankenkassen zerschlagen, Ibiza, kaputtgespartes Bundesheer … FAZIT AUGUST 2019 /// 21


Fazitgespräch Von Volker Schögler und Peter K. Wagner mit Fotos von Marija Kanizaj

Stadt der Spiele Spieleforscherin Johanna Pirker über das Potential von Graz für

die internationale Spieleindustrie, Virtual-Reality-Labore an den Schulen und die Bedeutung von Videospielen für völlig andere Branchen.

22 /// Fazit August 2019



Fazitgespräch

Geht es nach Johanna Pirker, soll sich in Graz eine Spieleindustrie entwickeln, die es ermöglicht, am riesigen Kuchen der Computerspielbranche kräftig mitzunaschen.

Die im Vorjahr vom Forbes-Magazin geadelte Assistenzprofessorin an der TU Graz erkennt in der steirischen Landeshauptstadt ein enormes Potential mit perfekter Infrastruktur für diese Industrie, deren Größe sträflich unterschätzt wird. Und sie erklärt, warum sie in Harvard ausgerechnet mit Archäologen zusammengearbeitet hat. Und warum Programmieren und Computational Thinking auf die Stundenpläne unserer Schulen gehören.

24 /// FAZIT AUGUST 2019



Fazitgespräch

Ich kann über das Programmieren meine Gedanken interaktiv begehbar machen. Johanna Pirker

Vor eineinhalb Jahren wurden Sie vom internationalen Forbes-Magazin unter die besten 30 unter 30 gewählt. Und erhielten erst dadurch auch in Österreich viel Aufmerksamkeit. Gilt der Prophet im eigenen Land nichts, ehe er im Ausland entdeckt wird? Ich weiß nicht, ob das mit der Forschung oder der Qualität zu tun hat. Ich würde mir allgemein für die Zukunft wünschen, dass die Forschung selbst als Werk und die Forscher als Personen mehr gefeiert werden. Ist das nicht eine Frage der PR und des Marketings der Hochschulen? Es gab vorher schon Pressemeldungen über meine Aktivitäten, aber Forbes hat die Aufmerksamkeit gebracht, was die These mit dem Propheten bestätigen würde. Ich glaube schon, dass sich gerade die lokalen Medien mehr in der Region umsehen sollten.

Auf Ihrem Schreibtisch im Büro sieht man einen Controller für eine Spielkonsole ebenso liegen wie VR-Brillen. Einen Arbeitsplatz wie diesen würden sich viele videospielaffine Menschen wünschen. Aber wie kann man sich den Alltag von Ihnen vorstellen? Ich kann schon ehrlich sagen, dass ich versucht habe, mein Hobby zum Beruf zu machen. Spiele waren mir schon immer extrem wichtig und es hat mich etwa frustriert, dass Spiele nicht als das wahrgenommen wurden, was ich in ihnen gesehen habe. Ich habe mit drei Jahren meine ersten Videospiele gespielt.

Am DOS-Computer des Vaters »Prince of Persia« ... Genau. Ich bin von vielen Seiten als Nerd bezeichnet worden, aber für mich waren Spiele immer mehr. Wenn ich ganz ehrlich bin, will ich das auch aufzeigen. Es ein extrem interessantes Forschungsgebiet. Wenn ich mir ein großes Videospiel anschaue: Das motiviert Millionen von Menschen. Wenn ich beispielsweise mittels Datenanalyse herausfinden kann, warum das so ist, kann ich mit denselben Mechaniken, die aus dem Gamedesign bekannt sind, etwa Therapien oder Lernen interessanter gestalten. Das sind nur zwei der vielen Potentiale.

26 /// FAZIT AUGUST 2019

Welche Spiele liefern aktuell wichtige Erkenntnisse, weil sie unheimlich beliebt sind? Wir haben zum Beispiel in meiner Branche viel mit »Destiny« gearbeitet, ein Open-Online-Shooter, wo Menschen gegeneinander spielen können. Aber gerade die Multiuser-Spiele wie »Fortnite« sind auch ein gutes Beispiel. Und was sagen diese Spiele über die Gesellschaft? Es gibt extrem hohes Interesse, dass man miteinander oder zumindest in sozialen Konstruktionen spielt. Das finde ich total schön und spannend. Ich werde öfter von beunruhigten Eltern gefragt, warum Kinder mit diesen Spielen so viel Zeit verbringen. Die heutigen Teenager haben kein Facebook-Konto mehr, das ist unfassbar alt und out. Es werden Technologien wie Instagram verwendet – oder man spricht mit Kollegen aus der Schule oder Freunden mittels »Fortnite«. Das gilt für Burschen wie für Mädchen. Früher waren es Telefone, dann kamen Dinge wie der Ö3Chat auf und noch zuletzt der Facebook-Messenger – und die aktuelle Generation tauscht sich eben lieber über ein interaktives Medium aus.

Spiele wie »Fortnite« und »Destiny« sind furchtbar – es geht dabei um Krieg und Menschen abschlachten. Es ist eher teilweise wie Versteckenspielen ... ... mit tödlichem Ausgang. Es geht nicht darum, dass jemand tot ist, aber es ist ein Actionspiel, ja. Es ist eher wie beim Versteckenspielen: Die erste Person, die ich gefunden habe, ist weg. Sie ist deshalb aber nicht tot. Bei »Destiny« geht es aber definitv darum, andere Leute zu erschießen. Warum ist dieses Genre noch immer so beliebt? Ich vergleiche die Spielindustrie gerne mit der Filmindustrie. In der Filmindustrie gibt es extrem viele Actionfilme, aber auch Dokumentarfilme oder Dramas. Die Spielindustrie kennt dieselben Formate. Die aktuelle gesellschaftliche Debatte bezieht sich



Fazitgespräch stets auf Actionspiele, das wäre dasselbe, wenn man sagen würde, Actionfilme dürfen nicht mehr angeschaut werden, weil sie gewaltverherrlichend sind. Die Spielindustrie wird außerdem wesentlich bunter. Es wurden – ähnlich wie in der Filmindustrie – Möglichkeiten geschaffen, damit Spiele leichter entwickelt werden können. Man kann es sich etwa vorstellen wie Youtube, wo billiger werdendes Kameraequipment für immer mehr Videos gesorgt hat. Heute können auch Einzelteams oder -kämpfer Spiele entwickeln. Welche Spiele entstehen dabei? Ein Spiel, das ich sehr wichtig finde, ist »Path Out« – ein österreichisches Indiegame. Das Spiel kann gratis auf der Plattform »Steam« gespielt werden und dauert etwa ein oder zwei Stunden. Ich spiele extrem viel und gerne, aber für mich ist es wie Lesen oder Fernsehen, daher ist gerade diese Spiellänge auch interessant. Was macht dieses Spiel bedeutsam? Der Hauptentwickler ist der syrische Flüchtling Abdullah Karam. Er kam 2014 nach Österreich und erzählt über das Videospiel, welche schwierige Reise er hinter sich hat. Ein Film ist extrem emotional, aber man ist nicht selbst die Person. Bei »Path Out« laufe ich mit Abdullah durch einen Wald, begegne einer Person und werde plötzlich erschossen. In diesem Moment poppt ein Realvideo von Abdullah auf, der sagt: »Wenn ich im realen Leben so ungeschickt gehandelt hätte wie du in meinem Spiel, wäre ich nicht mehr am Leben.« Aus diesem Grund werden Spiele und Virtual Realities oft als Empathiemaschinen bezeichnet. Solche

Erfahrungen können uns eine Idee geben, wie es wäre, in Schuhen von anderen zu laufen. Spiele können mich noch trauriger machen als Filme. Bei VR muss man eigentlich schon aufpassen, was man sich selbst zutraut.

Sie erlebten mit Ihren jungen 31 Jahren bereits eine beeindruckende Karriere, sind nicht nur an der TU Graz angestellt, sondern auch als Vortragende auf der ganzen Welt gefragt – bis nach Harvard. Hatten Sie auf Ihrem Karriereweg besondere Förderer? An das MIT bin ich über meinen Dissertationssupervisor Christian Gütl gekommen. Er war mein Masterarbeitsbetreuer und hatte die Kooperation mit dem MIT aufgebaut und mich dorthin geschickt. Mit dieser Offenheit gegenüber Internationalisierung hat er mich gefördert. Ich habe aber auch selbst Initiative gezeigt ins Ausland zu gehen, Neues zu lernen, zum Beispiel durch die Arbeit bei Electronic Arts oder den Unterricht an deutschen Unis, das waren Projekte von mir. In Harvard habe ich mit Archäologen zusammengearbeitet, in Berlin auch. Warum Archäologen? Die von mir verwendeten Tools sind auch für andere Dinge praktisch, z. B. für den medizinischen Bereich oder den kunsthistorischen oder eben den archäologischen. Denn damit kann ich digitalisieren, das heißt ich kann mit den gleichen Tools, mit denen ich eine Spielumgebung erstelle, eine Ausgrabungsstätte darstellen. Ich habe ein Lehrkonzept entwickelt, mit dem man ohne Programmierkenntnisse kleine digitale virtuelle Museen erstellen kann. Ich kann etwa ein Fundstück 3-D-scannen und di-

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Fazitgespräch

Wie weit ist diese Entwicklung in der Praxis bereits gediehen? Archäologische Institutionen verwenden tatsächlich bereits Spiele-Engines, um alte Gebäude oder Ausgrabungsstätten digital erlebbar und immersiv zu machen, das heißt, das Gefühl zu vermitteln, völlig eintauchen zu können. Die VR-Brillen werden bald noch flexibler werden, nicht an Kabel gebunden, mit einer Art Handschuh bekomme ich ein Druckfeedback. Visuell und beim Sound sind wir schon sehr weit, aber spannend kann es auch werden, wenn wir zum Beispiel Gerüche wahrnehmen können. Dieser Bereich steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Wie weit ist denn jetzt nach rund eineinhalb Jahren das »physikalische Klassenzimmer Maroon« gediehen, das Grund für Ihre Forbes-Auszeichnung war? Wir sind im Entwicklungsstadium, waren jetzt zum ersten Mal an den steirischen Schulen, wobei es uns wichtig ist, zuerst zusammen mit den Schülern und Lehrern zu optimieren, bevor es sozusagen in die Masse geht. Das interaktive Physikklassenzimmer ist bei der Zielgruppe jedenfalls gut angekommen und wir sind in Phase 2, wo das Feedback umgesetzt werden soll. Es ist aber nicht nur ein Physikklassenzimmer, es soll auf Chemie und Computerscience, also Informatik, erweitert werden.

Wie digital sollte die Zukunft der Schulen sein? Mein Wunschszenario wäre, dass es so, wie es ein reales Physiklabor und ein reales Chemielabor gibt, an jeder Schule auch ein Virtual-Reality-Labor mit VR-Brillen und -Setups gibt, wo die Schüler in Projektstunden oder vielleicht auch nach der Schule hingehen und selbständig lernen können. Virtual Reality hätte den Vorteil, dass einerseits Experimente gezeigt werden können, die in einem realen Labor zu teuer, zu gefährlich oder gar nicht durchführbar sind. Andererseits kann man mit diesen Setups auch völlig andere Erfahrungen machen: Man kann zum Himalaya und man kann die Maya-Stätten besuchen, das heißt, das Labor wäre nicht nur für den Physikunterricht interessant, sondern für alles Mögliche, es ist fast grenzenlos. Konnten Sie von den amerikanischen Universitäten zusätzlich etwas mitbringen, das auch bei uns umsetzbar ist? Doch, ich habe dort das erste Mal Hackathons und Gamejams gesehen. Das sind Events, wo es darum geht, zusammen mit 30, 40 Leuten aus ganz verschiedenen Disziplinen an bestimmten Problemstellungen zu arbeiten und innerhalb von 48 Stunden in Kleingruppen ein Spiel zu einem bestimmmten Thema oder Begriff, wie zum Beispiel »Superpower«, zu entwickeln. Solche Gamejams und Hackathons veranstalten wir jetzt alle drei bis sechs Monate auch hier bei uns. Ziel ist es immer, einen Spieleprototypen zu entwickeln. Sollte Programmieren auf dem Stundenplan aller Schule stehen?

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gitalisieren. Das bringe ich in eine Spieleentwicklungsumgebung, eine sogenannte Gameengine, und kann das so wie ein Spiel veröffentlichen, damit es Menschen auf der ganzen Welt über einen Webbrowser spielen können. Dieses Konzept habe ich etwa in Harvard unterrichtet.

DANKE Engagiere auch du dich in einer der steirischen Einsatzorganisationen – sie brauchen dich. Eine Liste der Einsatzorganisationen findest du hier:

www.katastrophenschutz.steiermark.at


Johanna Pirker wurde am 26. Juni 1988 geboren. Nach der Schulzeit in Graz studierte Pirker an der TU Graz und machte ihre Masterarbeit am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Nach dem Doktorat an der TU Graz, erhielt sie eine Assistenzprofessur an der Hochschule am Institut fßr interaktive Systeme und Datenwissenschaften. 2018 wurde sie vom internationalen Forbes-Magazin unter die besten 30 unter 30 gewählt.


Fazitgespräch

Es gibt eine Szene, die Szene wächst und sie produziert verdammt gute Sachen. Johanna Pirker

Ja, auf jeden Fall, das ist uns ein großes Anliegen. Programmieren und Computational Thinking wird immer wichtiger, deshalb ist es gut, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man mit Strukturen, die wir auch in der Programmierung verwenden, arbeiten kann. Zum Beispiel, wie kann ich sortieren, wie arbeitet ein Computer – das ist eine Denkweise, die ein bisschen anders ist, aber nicht nur für das Programmieren wichtig und spannend. Das gehört früh genährt. Für mich ist Coding das Schönste, was man machen kann. Ich kann meine Gedanken interaktiv begehbar machen und das ist eigentlich ziemlich cool.

Haben Sie Mathematik in der Schule gemocht? Und hätten Sie einen Tipp für Schüler, der dem meistgefürchteten Schulfach zumindest teilweise den Schrecken nimmt? Ich war nicht übernatürlich begabt und habe in der Schule noch nicht verstanden, wo überall man die Mathematik verwenden kann. Ich glaube, es gibt da extrem viel Nachholbedarf, was die Kommunikation bezüglich Mathematik und auch Programmieren anbelangt. Mir hat erst die – zugegeben sehr attraktive – Spieleentwicklung eine erste Idee gegeben, wofür ich mathematische Konzepte und Programmieren verwenden kann. Und die Anwendungsgebiete für Mathematik wie auch Coding umfassen alle möglichen Disziplinen und Interessen und sind äußerst weitreichend. Deshalb lade ich Schüler ganz gern hierher ein und habe aktuell auch fünf Praktikantinnen, um ihnen einen Einblick zu geben. Was sind Ihre Zukunftspläne und welche Rolle spielt Graz dabei? Ich sehe schon viel Sinn in dem, was ich mache. Natürlich könnte ich in die Industrie gehen, ins Ausland gehen, aber ich möchte lieber hier etwas Großes aufbauen. Ich möchte an der TU Graz die Gamesforschung und Gameslehre weiterbringen und glaube, dass ich dabei gut als Multiplikator fungieren kann. Und ich will auch, dass auf der einen Seite die Spiele von mehr Menschen so wahrgenommen werden wie von mir und dass deswegen auf der anderen Seite die Spieleindustrie in Österreich und vor allem in der Steiermark einen großen Platz einnehmen kann. Vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus sehe ich eine Megaindustrie, warum sollen wir da kein Stück vom Kuchen kriegen? Gerade in Graz haben wir das Megapotential. Wir haben eine verdammt gute technische Uni, wir haben verdammt gute Einrichtungen für die künstlerischen Aspekte, wie 2D-Grafiken oder 3D-Modellieren, wir haben großartige musikalische Ausbildungsstätten – wichtig

für die Audiokomponente von jedem Spiel – und wir haben interessante Business-Ausbildungsstätten. Das heißt, wir hätten eine perfekte Infrastruktur für diese Industrie. Das möchte ich so weit wie es geht unterstützen. Was wird diesbezüglich unternommen? Wir veranstalten zum Beispiel schon zum fünften Mal die österreichweit größte Spielentwicklerkonferenz in Graz, das sind die jährlichen internationalen »Game Dev Days«, heuer von 6. bis 8. September. Die Konferenz ist gratis, aus Raumgründen auf 500 Personen limitiert, wir haben internationale Speaker von sehr bekannten Spielen, sowohl von Triple-A-Spielen als auch von Indie-Spielen. Wir zeigen aber auch die Entwicklungen in Österreich, die Entwickler selbst, auch die Spiele werden ausgestellt. Mit der Etablierung dieses Events können wir zeigen: Es gibt eine Szene, die Szene wächst und sie produziert verdammt gute Sachen. Hätten Sie ein Beispiel? Zum Beispiel hat einer unserer Studenten einen internationalen Apple-Design-Award gewonnen, das ist eine von den Megaauszeichnungen, die es überhaupt gibt. Die Ironie ist, dass dieser Award international beachtet wird, bei uns aber untergeht.

Wer ist das? Das ist Klemens Strasser, ein Indie-Developer, ein Einzelkämpfer, der mit »Subwords« ein Spiel kreiert hat, das aktuell in jedem Handy vorinstalliert ist – egal in welchen Applestore weltweit man geht. Oder ich denke an den sehr bekannten Mario Zechner, der eine eigene Spiele-Engine entwickelt hat, die weltweit verwendet wird. Im Übrigen sitzt mit »Bongfish« auch das größte österreichische Spieleentwicklungsunternehmen in Graz. An diesen Beispielen sieht man, wie stark die Szene bei uns schon ist. Also ist hierzulande Graz und nicht etwa Wien das heimliche Mekka der Branche? Deshalb ist es für mich auch viel reizvoller, mich hier als Multiplikator einzubringen, statt ins Ausland zu gehen und mit vorhanden Ressourcen zu arbeiten. Wenn man bedenkt, dass die Computerspielbranche mittlerweile höhere Umsätze erzielt als die Filmindustrie Hollywoods, ist das eine Riesenchance für Graz. Frau Pirker, vielen Dank für das Gespräch!

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Steuerboard

Gibt es in Österreich einen gesetzlichen Mindestlohn?

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Immer wieder wird behauptet, dass es in Österreich einen generellen gesetzlichen Mindestlohn gäbe. Dieser sei angeblich stets dann zwingend zu beachten, wenn kein Kollektivvertrag (KV) oder eine andere lohngestaltende Vorschrift anwendbar ist. Tatsächlich werden in den meisten Fällen die Löhne der Arbeitnehmer branchenspezifisch über Mindestlöhne bzw. Mindestgehälter über Kollektivverträge geregelt. Diese werden regelmäßig zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern ausverhandelt. Es ist aber auch eine Tatsache, dass es darüber hinaus in Österreich keinen einheitlichen, gesetzlich geregelten Mindestlohn gibt. Ist daher keine lohngestaltende Vorschrift – wie Kollektivvertrag oder Mindestlohntarif – anzuwenden, kann das Entgelt ohne Rücksicht auf die Ortsüblichkeit frei vereinbart werden. Die Grenze bildet lediglich die Sittenwidrigkeit zufolge Lohnwuchers gemäß § 879 ABGB. Lohnwucher wird von der Rechtsprechung bei „Schuld- und Hungerlöhnen“ angenommen, deren Höhe in auffallendem Missverhältnis zum Wert der Leistung des Dienstnehmers steht, wenn ihre Vereinbarung durch Ausbeutung des Leichtsinns, einer Zwangslage, der Unerfahrenheit oder der Verstandesschwäche des Arbeitnehmers zustande gekommen ist. Es gibt in Österreich also – anders als z.B. gemäß dem deutschen Mindestlohngesetz – keinen generellen gesetzlichen Mindestlohn.

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Konjunktur: Industrie schwächelt, Privatkonsum stützt

Während das IHS die Konjunktur im stabilen Hoch sieht und bis 2023 ein stabiles Wachstum prognostiziert, schlägt die IV-Steiermark Alarm. Bei der jüngsten Konjunkturerhebung schwenken wesentliche Indikatoren in den negativen Bereich.

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ie jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark zeichnet ein wenig positives Bild für das zweite Halbjahr 2019. Erstmals seit 2015 gehen die Erwartungen der steirischen Industrieunternehmen für die kommenden Monate wieder in den negativen Bereich. Nachdem die Industrie in jüngster Vergangenheit treibende Kraft hinter dem steirischen Jobaufbau war, werden nun mehr Arbeitsplätze abgebaut als geschaffen (Index fällt auf -20). Auch die allgemeine Geschäftslage (-22) und die Erträge (-26) rutschen über den Sommer ins Minus. Das Institut für Höhere Studien (IHS) sieht Österreichs Wirtschaft hingegen auf einem guten Weg. Die Mittelfristprognose bis 2023 sieht die Wirtschaft in den nächsten fünf Jahren im Schnitt

jährlich um 1,6 Prozent wachsen – weniger als in den vergangenen fünf Jahren (1,8 Prozent), aber mehr als im Euroraum (1,4 Prozent). Verantwortlich für das Wachstum ist der starke Privatkonsum. Die Investitionen und das Exportgeschäft dürften

IV-Geschäftsführer Gernot Pagger unterstreicht die Rolle von Freihandelsabkommen für den Erhalt des Wohlstandes.

hingegen nachlassen. Das deckt sich mit dem Konjunkturbarometer der IV. IV-Geschäftsführer Gernot Pagger betont: „Die Unternehmen brauchen gerade in einem unsicherer werdenden weltwirtschaftlichen Umfeld für ihre Planung am Standort Österreich einen verlässlichen und stabilen Rahmen. Die bereits detailliert angekündigte Steuerreform muss so rasch wie möglich kommen.“

IV und Graz vergeben Teacher’s Awards

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ereits zum dritten Mal wurden Anfang Juli von Stadt Graz und IV-Steiermark die Grazer Teacher’s Awards vergeben. Die Auszeichnung würdigt herausragende Pädagoginnen und Pädagogen für Ausbildungskonzepte und Projekte in den Kategorien Elementarpädagogik, MINT, Individualität und Wirtschaftskompetenz im schulischen Bereich. Stadtrat Kurt Hohensinner und IV-Steiermark-Geschäftsführer Gernot Pagger zeichneten die Preisträger 2019 aus und betonten im Rahmen der Verleihung, dass „das Engagement und der Einsatz der Pädagoginnen und Pädagogen zentral ist, wenn es darum geht, Talente von Kindern bestmöglich zu fördern und Zukunftskompetenzen zu vermitteln.“ Die Gewinner durften neben dem Titel „Grazer Teacher’s Award 2019“ auch Graz-Gutscheine in der Höhe von jeweils 1.000 Euro entgegennehmen. Die Preise wurden von den Grazer Industriebetrieben AVL List GmbH, GAW technologies GmbH, Infineon Technologies AG und der Sattler AG gestiftet.

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Foto: Kanizaj

Mag. Jessica Ghahramani-Hofer


Tech-Giganten verändern die Geschäftsmodelle

Die Digitalisierung, der Onlinewettbewerb und die wachsenden Kundenerwartungen führen dazu, dass 61 Prozent der weltweit führenden Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen planen, sich von ihren traditionellen, vertikal integrierten Geschäftsmodellen zu lösen. Mehr als 80 Prozent der Befragten sehen in Amazon und anderen Tech-Giganten die neuen Hauptkonkurrenten.

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nfang 2019 befragte der japanische IT-Consulting-Konzern „NTT DATA“ 471 Führungskräfte für die Studie aus den Bereichen Banken, Versicherungen, Brokerage, Vermögensverwaltung und Kreditkarten & Zahlungsverkehr in den USA, Großbritannien, Deutschland, Spanien, Italien und Japan. Fast 50 Prozent der Befragten stammten aus Institutionen mit einem Jahresumsatz von mehr als 10 Milliarden US-Dollar. Die meisten Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen haben damit begonnen, eigene Digital-Business-Plattformen (DBP) zu gestalten. Sie sollen es ihnen ermöglichen, mit Fintechs, Insurtechs und anderen Marktteilnehmern in einem globalen Ökosystem zusammenzuarbeiten, um den Verbrauchern rund um die Uhr einen einzigartigen Mehrwert zu bieten. 90 Prozent der weltweit führenden Marktteilnehmer sind von der Notwendigkeit dieser digitalen Transformation über-

zeugt. „Plattformgetriebene Unternehmen wie Amazon, Google und Netflix, die ihren Kunden schnelle und einfache digitale Erlebnisse bieten, verändern die Erwartungen an Finanzdienstleistungen und Versicherungsunternehmen“, sagt Toshi Fujiwara, der Executive Vice President Fi-

formen die Chance zur Neupositionierung. „Durch die Schaffung digitaler Geschäftsplattformen können Banken und Versicherungsunternehmen mit Fintechs und Insurtechs zusammenarbeiten, um neue digitale Technologien einzubinden, Anwendungsprogrammierschnittstellen zu nutzen und Kundendaten auszutauschen“, so Dieter »Der Großteil der weltweit führenden Bank- und Loewe, Geschäftsführer Versicherungsunternehmen sieht sich aufgrund von NTT DATA Deutschder Performance von plattformgetriebenen land. 53 Prozent der BeUnternehmen wie Amazon, Google und Netflix fragten wollen in Zukunft dazu veranlasst, seine eigenen digitalen Drittanbieterprodukte in Plattformen für Fintecs zu öffnen.« ihre digitalen Plattformen integrieren. Diese globalen technischen nance von NTT DATA. Die agilen GeschäftsEntwicklungen haben natürlich massive modelle der Tech-Giganten würden ihnen Auswirkungen auf die heimische von Reermöglichen, bestehende Kundendaten zu gionalbanken dominierte Bankenszene. So nutzen und neue Produkte schnell und koshat etwa die Steiermärkische bereits IT-Kotengünstig anzupassen. Um diesen Kräften operation mit führenden Fintecs in Angriff am Markt zu begegnen, sehen 85 Prozent genommen. der Befragten in digitalen Geschäftsplatt-

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Gut gebrüllt im Steuerdschungel Wer sich gerne auf dem Weg in die Arbeit ein paar Steuertipps von Profis holen will, wird beim Steueraffen fündig – unsere Podcast-Empfehlung für Unternehmer.


(v.l.n.r.) Nicole Riedrich, Alexander Hofer, Simone Wesiak – das Steueraffen-Team.

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Anzeige Fotos: Hofer Leitinger, Adobe Stock

an liest Zeitungen, man durchblättert Zeitschriften, man starrt auf Bildschirme – wenn es um Wissenswertes geht, wurde der Gehörgang eigentlich viel zu lange schon vernachlässigt. Unsere Augen sind mehr als ausgelastet, höchste Zeit, das Ohr für Informationsbeschaffung wiederzudecken. Seit über zehn Jahren bietet das Internet eine wunderbare Möglichkeit dazu: Podcasts – das sind periodisch via Internet verbreitete Audiobeiträge, die heute etablierter Bestandteil der Medienwelt sind. Steuertipps zum Frühstück Wer keine Zeit hat, gemütlich die Morgenzeitung durchzublättern oder ein wöchentliches Update bei seinem Steuerberater einzuholen, dem sei mit dem Podcast namens „Steueraffe“ geholfen. In 15-minütigen Beiträgen geben Expertinnen und Experten der Hofer Leitinger Steuerberatung wöchentlich einen angenehm unaufgeregten, verständlichen Überblick über Themen aus der Steuerwelt. Die Steueraffen-Redaktion, bestehend aus Mag. Alexander

Hofer, DI Nicole Riedrich und Mag. Simone Wesiak, bereitet Beiträge aus dem Steuer- und Arbeitsrecht in Interviewsituationen kurzweilig auf. „Komplizierte, komplexe Sachverhalte aus dem Steuer- und Arbeitsrecht vereinfachen wir für unsere Hörerinnen und Hörer und liefern verständliche Antworten auf oft unverständliche Fragen“, erklärt Podcastgründer Alexander Hofer kurz das Steueraffen-Konzept. Erklärt werden Themen wie Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), wie man ein Unternehmen gründet, worauf Ärzte auf dem Weg in die Selbstständigkeit achten sollten u. v. m.

Warum man diesen Podcast unbedingt hören sollte Neben dem Verzicht auf Steuerfachjargon ist ein wesentlicher Vorteil des Podcasts, dass der Konsum der Inhalte zeit- und ortsunabhängig ist. „Unsere Hörer sind nicht von fixen Sendezeiten abhängig, sondern bestimmen selbst, wann und wie lange sie einer Steueraffen-Folge lauschen

wollen. Zudem ist der Content kostenlos“, informiert Alexander Hofer, „Natürlich ersetzt unser Podcast keine Beratung durch einen Steuerberater, aber er liefert wichtige Informationen im Vorfeld.“ Keine lästigen Unterbrechungen, keine Werbung – auch das garantiert der Steueraffe. „Am Ende jeder Podcast-Folge sollen unsere Hörer etwas ‚klüger‘ sein – das ist unser Anspruch bei jeder Folge“, fasst Hofer zusammen. Themenvorschläge kommen direkt von den Expertinnen oder Experten bzw. werden via Social Media (Facebook und Instagram @steueraffe) von den Hörerinnen und Hörern kommuniziert. Natürlich kann man diese auch per Mail an hello@steueraffe.at deponieren. Der Steueraffe ist überall zu finden und zu hören, wo es Podcasts gibt (Spotify, iTunes, Google Podcast u.v.m.) und unter www.steueraffe.at.

Wie Sie den Steueraffen abonnieren: Mit den Podcast-Apps (Spotify, iTunes, Google Podcasts, YouTube) greift man über die Navigationssymbole leicht auf den Steueraffen zu. Tippen Sie auf der Seite des Steueraffen auf „Abonnieren“. Mit einem Tipp auf eine beliebige Folge können Sie den Podcast abspielen. In „Meine Podcasts“ kann man sämtliche Abos verwalten und alle Folgen abspielen. Vorteil: Wenn Sie den Steueraffen abonnieren, erhalten Sie automatisch eine Information, wenn eine neue Folge verfügbar ist.

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Kurz & News

Die Steiermark hat neue Weinhoheiten

Rund 130 Gäste fanden sich Montagabend in der Raiffeisen Landesbank Steiermark in der Grazer Kaiserfeldgasse zum dritten Meet-up der Female Founders South ein. Als besonderen Gast des Abends präsentierten Stefanie Horvath, Martina Hölzl und Julia Plakolm die Gründerin und CEO von The Blue Minds Company GmbH, Eveline Steinberger-Kern. Die Gattin von Ex-Bundeskanzler Kern erzählte von ihrem beruflichen Werdegang in der Energiewirtschaft und ihrem Weg in die Selbstständigkeit, u. a. in Israel, wo sie von den Tugenden wie „unternehmerische Nächstenliebe“ und Chuzpe sowie der dortigen Fehlerkultur inspiriert wurde: „In Israel wird man nicht gleich geächtet, wenn man einmal Pleite gegangen ist.“

Die neue steirische Weinkönigin heißt Katrin I. Sie und ihre Hoheiten Beatrix (Luttenberger) und Lisa (Müller) wurden am 9. Juli von einer siebenköpfigen Jury, bestehend aus Tourismusund Weinexperten, als neue Weinhoheiten für die kommenden zwei Jahre gewählt. Katrin I. heißt mit bürgerlichem Namen Katrin Dokter und kommt aus Ligist. Die 20-Jährige stammt von einem Weinbau- und Buschenschankbetrieb und macht gerade die Ausbildung zum Meister für Weinbau- und Kellerwirtschaft. Als Steirische Weinhoheit möchte sie den Leuten die Vielschichtigkeit und Bedeutung des steirischen Weins näherbringen, ebenso die steirische Institution Buschenschank und seinen Einfluss auf unsere Weinkultur.

Solarzellen als Energiequelle der Zukunft gehören bereits zum Landschaftsbild, aber wie effizient und nachhaltig sind sie tatsächlich? Forscher von Materials, dem Institut für Oberflächentechnologien und Photonik der Joanneum Research, entwickeln neue Solarzellen, die um bis zu 50 Prozent effizienter Energie erzeugen als herkömmliche Solarzellen. Technischer Physiker und Projektleiter Roman Trattnig über die Herausforderung: „Die Herstellung der Solarzellen muss hoch qualitativ, effizient und kostengünstig sein. Die Kontakte werden an unserem Standort in Weiz in schmalen Strukturen von unter 100 Mikrometern mit dem Tintenstrahldrucker aufgetragen und anschließend mittels Laser verschmolzen.“

Das E-Kleinkraftwerk Oedt des Unternehmens Kiendler in Ragnitz wurde mit einer modernen und ökologischen Fischaufstiegshilfe mit naturnahem Beckenpass ausgestattet. Die Investitionskosten für diese Einrichtung liegen bei rund 200.000 Euro. Insgesamt wurden 34 Becken gebaut, um den Höhenunterschied von vier Metern zu überwinden und um den Fischen den Aufstieg zu erleichtern, werden die Becken mit 200 Liter Wasser pro Sekunde gespeist. Am 14. Juni, dem Tag der Kleinwasserkraft, wurde die Fischaufstiegshilfe der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei Führungen durch das E-Werk wurde den zahlreichen Besuchern ein einmaliger Blick hinter die Kulissen der sauberen Stromerzeugung aus Kleinwasserkraft geboten.

Die Sommerkampagne der steirischen SPÖ steht ganz im Zeichen des Klimaschutzes. Zwei zentrale Elemente im Kampf gegen die Klimakrise sind Grünraum und Hightech-Lösungen. LH-Stv. Michael Schickhofer will gemeinsam mit den steirischen SPÖ-Gemeinden und Städten 10 Mio. Euro in die Begrünung der Zentren investieren und sensorgesteuerte Beleuchtungssysteme zum Einsatz bringen. Weiters sollen Anreize geschaffen werden, Pkw-Kurzstreckenfahrten durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und des Radwegenetzes zu reduzieren, so Schickhofer: „Wir wollen einen Green New Deal für die Steiermark denn um die Klimakatastrophe abzuwenden, braucht den Umbau unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems.“

Auch heuer betreibt Christina Dow von 23. bis 27. August wieder das „Weinbote Magnum Eck“ auf der 50. Steirischen Weinwoche in Leibnitz. Ausgeschenkt werden außergewöhnliche Riedenweine – ausschließlich aus Großflaschen (Magnum und Doppelmagnum). Zum Verkosten gibt es diese im Sechzehntel-Glas. Welche Winzer heuer dabei sind, wird laufend auf Facebook verraten, darunter wieder bekannte Güter, wie Polz, Tement, Potzinger, Jaunegg, Maitz etc. Zu finden ist das Magnum Eck am ersten Stand rechts nach dem Eingang (am Stand von Michi Lorenz).

Nachhaltige Solarzellen für die Zukunft

Neue Energien für Klima und Politik

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Fischaufstiegshilfe für Kiendler-KW Oedt

Magnum Eck auf der Steirischen Weinwoche

Fotos:SPÖ Steiermark, Lunatico / Raiffeisen, JR / Buchgraber, LK/Kochen & Küche, Kiendler, Apresvino

Mut für steirische Gründerinnen


Foto: FPÖ Steiermark

Kurz im Gespräch mit

Foto: Hermann Burgstaller

Mario Kunasek, FPÖ-Klubobmann Steiermark

Die 27 Absolventen feierten ihren erfolgreichen Studienabschluss im Garten der Generationen in Weiz.

Akademische Feierstunde im Garten der Generationen in Weiz

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ie steirische Wirtschaft freut sich über weitere 27 topausgebildete Fachkräfte, die sich berufsbegleitend weiterqualifiziert haben. Die frischgebackenen Absolventen der Diplomstudiengänge Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbau, Elektrotechnik sowie Technische Informatik feierten am 4. Juli ihren erfolgreichen Studienabschluss im Garten der Generationen in Weiz. Neben Vertretern der Hochschule Mittweida waren auch zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft zum Festakt geladen, die Gratulanten sprachen großes Lob und Anerkennung für die Leistungen aus. Den Erfolg macht das Studienzentrum Weiz und Ingenium Education in Kooperation mit der deutschen Hochschule Mittweida möglich. Die stufenlose Verknüpfung von berufsbegleitenden Diplomingenieurstudien nach der HTL in zwei Jahren mit den darauf aufbauenden Masterstudien ermöglicht das Studium neben der Berufstätigkeit und vereint

technisches mit wirtschaftlichem Knowhow. HR Günther Friedrich, Gründer des Studienzentrum Weiz und von Ingenium Education, betont: „Vor 20 Jahren hat dieses grenzübergreifende Projekt begonnen. Unsere Absolventen sind unsere Visitenkarte: Mittlerweile können wir auf über 6.000 erfolgreiche Absolventen zurückblicken, mehr als 60 Prozent davon sind heute in leitenden Positionen tätig.“ Derzeit nutzen etwa 1.700 aktive Studierende an 30 Studienstandorten diesen Weg der akademischen Weiterqualifizierung. Attraktiv ist insbesondere die Tatsache, dass der Unterricht geblockt am Wochenende erfolgt und ergänzt wird um Fernstudienelemente. Klaus Harter, Absolvent des Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen: „Mein Ziel war es schon immer, ein Studium mit wirtschaftlichem Hintergrund zu absolvieren. Das vom Studienzentrum Weiz angebotene Programm war für mich als Berufstätigen die ideale Lösung.“

Sie haben gemeinsam mit der SPÖ im Parlament eine Erhöhung des Budgets für das Bundesheer beschlossen, sind Sie zuversichtlich, dass diese von der nächsten Regierung auch umgesetzt wird? Nachdem hinlänglich bekannt ist, dass das ÖBH mit den derzeitigen finanziellen Mitteln seine Aufgaben nicht adäquat erfüllen kann, ist eine markante Aufstockung des Regelbudgets unabdingbar. Diese habe ich in meiner Amtszeit als Minister auch konsequent eingefordert. Ich bin zuversichtlich, dass die künftige Regierung diese Notwendigkeit erkennt und für die Sicherstellung der notwendigen Ressourcen Sorge trägt.

Sie machen sich für eine Schuldenbremse im steirischen Landesbudget stark, wie könnte diese funktionieren? Prinzipiell wäre es ausreichend, wenn die von FPÖ, ÖVP und NEOS auf Bundesebene geplante Schuldenbremse eine Umsetzung erfährt. Schließlich würde deren Installierung auch eine Defizitbeschränkung für das Land Steiermark bedeuten, was angesichts des steirischen Schuldenberges von rund fünf Milliarden Euro ein notwendiger Schritt wäre. Welche Maßnahmen erwarten Sie von der steirischen Landesregierung angesichts der Zunahme illegaler Grenzübertritte? Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer muss sich bei Innenminister Peschhorn und Verteidigungsminister Starlinger für die umfassende Sicherung unserer Grenzen einsetzen. Darüber hinaus gehört die Bevölkerung permanent über die Migrationsströme informiert. Besonders wichtig ist auch, dass die Mindestsicherung sowie alle weiteren Sozialleistungen möglichst schnell reformiert werden, damit die Steiermark nicht weiterhin ein Anziehungspunkt für Sozialtouristen aus aller Herren Länder ist. FAZIT AUGUST 2019 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

V

or ein paar Tagen sprengte sich ein Dreizehnjähriger in Afghanistan in die Luft, riss mehrere Menschen mit sich in den Tod und verletzte ein Dutzend Unbeteiligter, die zufällig in der Nähe waren. Der junge Selbstmordattentäter kannte seine Opfer nicht, hatte sie nie vorher gesehen, es war weder Rache noch Vergeltung für ein Verbrechen, das ihm oder seiner Familie angetan worden war. Irgendjemand hatte ihm befohlen, sich und andere zu töten, und ihn so lange manipuliert, bis er selbst daran glaubte, dass der eigene Tod und der anderer Menschen einen Sinn habe und er selbst für die Tat belohnt werden würde. Vor ein paar Jahren zeigte eine Journalistin eine Dokumentation, in der sie eine Schule filmte, wo Vertreter der Taliban in Afghanistan zukünftige Selbstmordattentäter vorbereiteten. Kinder aus völlig verarmten Familien, denen Geld, Kleidung und Essen angeboten wurde, waren bereit, einen Sohn den Taliban zu übergeben, die diese Kinder in eigenen Schulen unter fürchterlichen Bedingungen misshandelten, psychisch und physisch unterdrückten. Bis zu

Kindermörder in Gottes Namen

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acht Stunden im Tag wird gemeinsam der Koran gelesen, weder Radio, noch Fernsehen oder andere Bücher sind erlaubt. Es gibt nur ein- oder zweimal pro Tag Essen, meist trockenes Brot, etwas Gemüse und Wasser, Spiele sind verboten und die Kinder dürfen untereinander nicht sprechen. Diese Berichte sind es wert, einmal von einer anderen Seite betrachtet zu werden. Man stelle sich einen der Lehrer vor. Ein älterer Mann, meist mit mehreren Frauen verheiratet und einem Dutzend Kinder, in einem Einfamilienhaus irgendwo in einem Dorf in Afghanistan mit genügend Geld, ohne je wirklich gearbeitet zu haben, steht am Morgen auf und genießt sein Frühstück, das ihm eine der Partnerinnen vorbereitet hatte. Vielleicht scherzt er noch mit seinem Sohn, der den Papa fragt, wann er denn heute von der Schule zurückkomme und ob er, wie er versprochen hat, mit ihm noch Fußball spielen werde. Und der Vater lächelt und verspricht, pünktlich nach Hause zu kommen. Ein Auto wartet vor dem Haus, der Fahrer reißt die Tür auf und der bärtige Mann setzt sich nach hinten, holt sein Mobiltelefon aus der Tasche und ruft seinen Kollegen in der Schule an und erinnert ihn, dass es heute um eine wichtige Entscheidung gehe. Der Wagen setzt ihn vor einem Gebäude außerhalb des Dorfes ab, das mit Stacheldraht eingezäunt ist und mit bewaffneten Männern bewacht wird. Auf dem Weg in sein Büro drischt er mit einem Stock auf einen Jungen, der ihn nicht richtig begrüßt hatte. Bei der Lehrerkonferenz ein paar Stunden später wird heute eine wichtige Entscheidung getroffen. Es soll ein Schüler ausgewählt werden, der sich während der Hochzeit der Tochter eines Konkurrenten im Nachbardorf mit einer Bombe am Körper töten soll. Die Kollegen gehen die einzelnen Buben durch, besprechen die unterschiedliche Bereitschaft der Einzelnen und einigen sich auf einen Dreizehnjährigen, der durch Disziplin und Gehorsam aufgefallen ist. Der Junge wird in den Konferenzraum gerufen und man teilt ihm mit, dass auf ihn eine besondere Ehre warte und ein ewiger Platz im Paradies, und wer weiß, was man

Diese faschistoide Mentalität kann höchstens mit den Gaskammern der Nationalsozialisten verglichen werden, wo Kinder zu Tausenden ermordet wurden. ihm sonst noch alles einredet. Noch nie wurde bekannt, dass einer der Geistlichen, der Lehrer oder religiösen Führer seinen eigenen Sohn geopfert hatte. Sie schicken gerne Kinder von verarmten Familien ins Paradies und vergnügen sich unter weltlichen Bedingungen im Leben vor dem Tod. Keine Religion der Welt kennt solche Perversionen, solche Formen der Verachtung gegenüber Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinschaft. Keine der Religionen würde Kinder opfern, um Feinde oder Gegner zu ermorden, kein Priester, kein Rabbiner ein Kind im Namen Gottes zum Selbstmord zwingen, mit absurden Versprechungen für das Leben nach dem Tod. Diese faschistoide Mentalität kann höchstens mit den Gaskammern der Nationalsozialisten verglichen werden, wo Kinder zu Tausenden ermordet wurden. Sie benutzen Religion, um ihre Lust zu töten zu befriedigen. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Muamer Becirovic

Eine kleine Geschichte des Geldes D

ie Geschichte erklärt durch die Vergangenheit die Gegenwart und schärft den Blick für die Zukunft. Das trifft auf Staaten, wie auch Unternehmen und die Volkswirtschaft selbst zu. Seit Anbeginn der Menschheit tauschte man Steine, Muscheln oder andere Dinge gegen Waren ein. Das Tauschmittel musste widerstandsfähig, transportierbar und von der Gemeinschaft als anerkanntes Tauschmittel akzeptiert sein. Der Besitzer kann dabei ein Medium gegen eine Ware eintauschen, insofern der Wert der Ware den Tausch in seinen Augen rechtfertigt. Das Problem, das bei Muscheln oder anderen Tauschmitteln auftrat, ist ihre individuelle Ausprägung, die die Bemessung des Tauschwertes erschwert. Das Geld hingegen gehört wohl zu den präzisesten, simpelsten und quantifizierbarsten Tauschmedien, die man sich vorstellen kann. Auf dem Geldpapier steht die Zahl eines Wertes, dass sich vom anderen Geldpapier nur in der abgedruckten Zahl unterscheidet, die sich ab einer bestimmten Anzahl gegen eine Ware austauschen lässt. Geld machte buchstäblich jeden Gegenstand quantifizierbar.

Geld ist auf der Welt allgegenwärtig. Unternehmen, sogar Staaten, stehen, wachsen und fallen mit ihrer Finanzsituation. Doch wie sieht die Reise des Geldes durch die Menschheitsgeschichte aus und wie gelang es zu solcher Relevanz? Ein Ausflug durch die Geschichte des Finanzwesens.

600 vor Christus – Die ersten Münzen Im antiken Griechenland, dem Reich der Lydia, prägte man die ersten Münzen und unterwarf die Bevölkerung der Währung. Denn im Vergleich zu Muscheln und Steinen war die Herstellung von Münzen wesentlich komplizierter und die Produktion einigen Wenigen vorbehalten.

16. Jahrhundert – Erste globale Währung 1502 hat sich ein spanischer Oberst Namens Francisco Pizzaro in die weiten Ozeane gemacht, um sein Vermögen zu vergrößern. Als er in das Reich der Inkas ankam, traute er seinen Augen nicht, wie viel Gold und Silber, nach dem Europa dürstete, zu finden war. Als daraufhin der Inder Diego Gualpa 1524 in das spanisch kolonialisierte Peru einen Berg voller Silber entdeckte, veränderte das gemäß dem Historiker Niall Ferguson den Verlauf der Wirtschaftswelt. Wieso? In Europa war der Bedarf nach Silber groß - Immerhin galt bis ins 19. Jahrhundert der Silberstandard. Diese Nachfrage konnten die Spanier mit ihrer Kolonie bedienen. 170 Tonnen Silber transportierte Spanien jedes Jahr nach Europa, machte die dortige Krone reich und stimulierte zukunftsweisend den Geldmarkt Europas. Die Spanier setzten damit wohl unbeabsichtigt die erste globale Währung durch. Doch wie das mit Angebot und Nachfrage so ist, je mehr es von dem Silber gab, desto weniger wurden es im Laufe der Zeit wert. Nachdem Spanien seine Eroberungsfeldzüge mit großen Mengen von Silber finanzierte, sank der Wert von Jahr zu Jahr. Und so schwand auch der spanische Einfluss. Die Weiterentwicklung des Geldes wurde damit nicht gestoppt. In Italien hob man man sie auf eine neue Stufe. Renaissance in Italien – Aufstieg der Banken In der italienischen Republik Florenz machte sich die Bankiersfamilie Medici im 15. und 16. Jahrhundert auf den Weg, eines der einflussreichsten Bankhäuser Europas zu werden. Sie besetzten höchste Ämter, wurden Päpste und einflussreiche Staatsmänner. Wie sie das schafften? Sie handelten mit Fremdwährungen, der Skalierung und Streuung von wechselnden Verbindlichkeiten und Risiken. Die Geldwelt bis ins 17. Jahrhundert be-

Foto: Julius Hirtzberger

10–11. Jahrhundert – Das erste Papiergeld 500 Jahre bevor die Europäer mit Papiergeld handelten, haben die Chinesen das bereits getan. Erst im 19. Jahrhundert sollte sich das Papiergeld global durchsetzen. Den ersten Schritt zur ersten globalen Währung überhaupt sollte ein Spanier machen.

Muamer Becirovic, geboren 1996 in München, studiert Politikwissenschaften in Wien. Er ist freier Redakteur und Herausgeber des Onlinemagazins Kopfumkrone. kopfumkrone.at

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Eine kleine Geschichte des Geldes

stand allein in einem Land aus hundert einzelnen Währungen, die aus Silber, Gold und anderen Edelmetallen zusammengemischt waren. Die Medicis nutzten die Wertentwicklung der einzelnen Währungen und tauschten diese je nach Profit aus. Mit einem Kapital von 20.000 Florentinen im Jahr 1402 und einer Payroll von rund 17 Menschen, generierten sie von 1397 bis 1420 jedes Jahr 6.326 Florentinen – insgesamt 151.820 Florentinen, was einem Return von über 30 Prozent entsprach. Durch die Dezentralisierung ihrer Standorte und die Diversifizierung der Risiken wurden sie in der Geschichte zum ersten Geldadel, der staatliche Macht besaß. Die Medicis zogen ein Fazit: Skalieren, skalieren, skalieren. Zu dieser Zeit konnte immerhin ein einziger Schuldner eine Bank in die Pleite führen. Wie das zirkulierende Kapital realwirtschaftlich aushelfen kann, haben die niederländischen seetüchtigen Gewürzhändler herausgefunden.

Aber die wohl größte Innovation, die die Niederländer vollbrachten, war der Aktienmarkt.

17. Jahrhundert – Geburt der modernen Aktie 1602 wurde in Amsterdam die erste Girobank ins Leben gerufen. Kunden konnten von nun an ihr Geld aufbewahren, auf andere Personen transferieren und Geld abheben. Aber die wohl größte Innovation, die die Niederländer vollbrachten, war der Aktienmarkt. Von den 22 Schiffen der niederländischen Gewürzhändler, die 1598 über 14 Monate durch die Weltmeere segelten, kehrten lediglich ein Dutzend zurück. Angesichts dieses Risikos vereinigten das Parlament und die Kaufleute ihre sechs Firmen zu einer Beteiligungsgesellschaft: Der Niederländischen Ostindienkompanie. Nicht nur um profitabel zu sein, sondern auch die Spanier und Portugiesen aus ihren Häfen zu vertreiben. Als Investor kam jeder in Frage: Privatleute, Institutionen, Händler und andere. Diese Öffnung für Fremdkapital machte das Unternehmen mit 6,45 Millionen Gulden Beteiligungskapital zum größten seiner Zeit. Die große Ostindienkompanie der Briten war vergleichsweise mit 820.000 Gulden weit schlechter aufgestellt. Die Vorgehensweise machte sich auch bezahlt. Von 1602 bis 1733 stieg ihre Aktie von 100 auf 786 – trotz britischer Konkurrenz. Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass 1609 die Amsterdam Exchange Bank gegründet worden war, zumal ein Aktienmarkt ohne solidem Währungssystem nicht funktionieren kann. Nachdem niederländische Banker begonnen haben, VOC-Aktien, eben Aktion der Vereinigten Ostindienkompanie, als Kreditsicherheit zu akzeptieren, hat die Verlinkung von Aktienmarkt und Krediten begonnen. Die Liquidität war gesichert und die moderne Aktiengesellschaft war geboren. So erfolgreich diese Innovation war, so war sie nicht von Rückschlägen verschont. 18. Jahrhundert – Die erste europäische Geldblase Deren Geschichte beginnt bei einem der ersten Geldtheoretiker und zugleich hoffnungslosen Spielernatur: John Laws. Da Frankreich im 18. Jahrhundert am Boden lag, bekam Law die Erlaubnis, Unternehmen zu gründen, aber auch neues Geld zu drucken – gedeckt sollte dieses durch Grund und Boden sein. Nach anfänglichen Erfolgen seines Unternehmens wurde er etwas später sogar Generalkontrolleur der französischen Finanzen. Die Aktien seiner Mississipi-Firma, die auf den Hoffnungen auf Überseeschätzen beruhte, schossen schnell von 500 auf 10.000 Livre. Trotzdem verlor er im Laufe der Zeit durch die verlockenden Investments und der Versuchung, frisches Geld dafür zu drucken, den Überblick. Nachdem die ersten Siedler zurückkehrten, berichteten sie von mörderischen Indianern, aber von keinem Gold oder Edelsteinen. Daraufhin wollten die Anleger ihr Geld zurück. Um einen Zusammenbruch seiner Unternehmen zu verhindern, druckte Law Geld ohne Ende, was die Geldmenge und Inflation in die Höhe trieb. 2,6 Milliarden Livres wurden letzten Endes in die Umlaufbahn gebracht. Laws Kartenhaus begann in sich zusammenzubrechen, er wurde vertrieben und die Franzosen kehrten zu Silberund Goldmünzen zurück. Moderne Notenbanken haben aus diesem historischen Beispiel des unkontrollierten Geldruckens ihre Lehren gezogen. Doch wie kam der Staat selbst an Geld?

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19. Jahrhundert – Der Anleihemarkt und sein Finanznapoleon Rothschild Wenn das Kredit- und Schuldensystem die Väter unseres erfolgreichen Wirtschaftssystems sind, dann sind die Kriege die Väter des Anleihmarktes. Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert loderte in ganz Europa fast durchgehend das Kriegsfeuer. Da staatliche Konflikte nicht kostenlos geführt wurden, erfanden Staaten den Anleihemarkt zur Finanzierung


Essay von Muamer Becirovic

ihrer Kriegsgelüste, die in Italien mit dem Verkauf von Darlehen ihren Ursprung fanden. Eine Wiener Familie stach in ihrer Exzellenz im Finanzwissen besonders hervor. Nathan Rothschild, als der begabteste Finanzkopf der Rothschilds, entdeckte für sich den Anleihemarkt. Ihm gelang einer der größten Finanzcoups der Geschichte.Trotz des überbordenden Antisemitismus zu dieser Zeit, stieg er zum Napoleon der Finanzbranche auf, der selbst Kaisern, Prinzen und Staaten Geld lieh. Wie gelang ein solch genialer Kopf zu solch einem beeindruckenden Reichtum? Zum einen hatte die Bankiersfamilie Niederlassungen quer durch Europa wie in Wien, Paris, Frankfurt und London, die von den einzelnen Familienmitgliedern geführt wurden. Zum anderen versorgte der geschickte Nathan die Briten während ihrer Konflikte mit Napoleon mit Gold und sicherte ihnen somit Liquidität, um ihre Kriege zu finanzieren. Als Napoleon 1814 besiegt war, was für Nathans Geschäft zu früh passierte, sanken die Ausgaben fürs Heer und andere Verpflichtungen. Die Briten brauchten sein Gold nicht mehr. Was wiederum bedeutete, dass die Nachfrage nach Gold sank und somit sein Preis. Nathan fand einen Ausweg, um daraus doch noch ein erfolgreiches Unterfangen zu machen. Er nahm sein Gold und kaufte in großem Maße billige, britische Staatsanleihen. Er spekulierte darauf, dass der Sieg die Schuldenaufnahme der Briten reduzieren würde, womit der Kurs der Staatsanleihen steigen würde. Nathan setzte einen Großteil seines Vermögens auf eine Karte: Er erwarb mit Hunderttausenden von Pfund britische Staatsanleihen beim Kurs von 55-57. Geduldig und mit eisernen Nerven saß er ein Jahr lang auf dieser Spekulation, bei der einiges hätte schiefgehen können. Doch sie ging auf. Die Erholung Großbritanniens trat ein und Nathan verkaufte bei 85. Die Höhe des Profits aus diesem Geschäft wäre heute umgerechnet 600 Millionen Pfund. »Geld ist der Gott unserer Zeit und Rothschild ist ihr Prophet«, befand der deutsche Poet Heinrich Heine im Anblick dieses Geniestreichs.

Innovation und Computerisierung des Geldes Muscheln, Steine, Münzen, Scheine, Papiere, Karten und Zahlen im Computer veranschaulichen in greifbarer Weise, wie sich die Form des Geldes entwickelt hat. Wie ist man eigentlich den bis zu tausenden Währungen in einem einzigen Land Herr geworden? Woher kommt die Kreditkarte? Und wie kam das Geld in den Computer und das elektronische Geld zum Verbraucher? 16. Jahrhundert - Die ersten Schritte einer Zentralbank Heute sind Zentralbanken bekannt dafür, die Geldausgabe von Staaten und die Währungs- und Geldpolitik zu regeln. Außerdem regulieren sie die im Umlauf zirkulierende Geldmenge, versorgen die Wirtschaft mit Liquidität und erleichtern die Abwicklungen im Zahlungsverkehr. Zusätzlich sorgen sie für die innere und äußere Stabilität von Währungen und verwalten ihre Währungsreserven. Zu all diesen Aufgaben kam die Zentralbank nicht über Nacht. Begonnen hat diese Entwicklung mit Privatbankhäusern, die unter anderem Privatnotenbanken waren, die mit staatlicher Erlaubnis Münzen prägten. Daraufhin kamen Zettelanweisungen und etwas später die Ausgabe von Geldnoten.

Den Anfang machte die Wisselbank von Amsterdam im 16. Jahrhundert. Über 800 Währungen und Münzen – oft in mangelnder Qualität – kursierten in den schiffstüchtigen Niederlanden, die die riesige Menge, den Handel seinerzeit erschwerten. Für die Lösung dieses Problems war die Wisselbank wie geschaffen. Sie erfüllte dabei zwei Funktionen: 1. Wer Geld auf sein Konto einzahlen wollte, konnte das nur mit Münzen in guter Qualität tun und Wechselgeschäfte, die bei dieser hohen Anzahl an Währung von enormer Bedeutung waren, mussten ab 600 Gulden von Kaufleuten über die Wisselbank abgewickelt werden. 2. Die Kaufleute mussten ein Konto bei der Wisselbank haben. Damit

Begonnen hat diese Entwicklung mit Privatbankhäusern, die unter anderem Privatnotenbanken waren, die mit staatlicher Erlaubnis Münzen prägten.

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Eine kleine Geschichte des Geldes

vereinfachte man den baren und nichtbaren Zahlungsverkehr. Bis heute gehört das zu den Haupttätigkeiten einer Zentralbank. Warum und wie der Staat das Währungsmonopol an sich riss, hat mehr mit Pragmatismus, als mit Weltanschauung zu tun gehabt. Die ersten dahingehenden Schritte wurden immerhin im Geburtsort des Kapitalismus gemacht: Großbritannien. Das staatliche Währungsmonopol Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Privat- und Notenbanken miteinander verkoppelt und waren in der Regel nicht in staatlichem, sondern im privaten Besitz. Im 19. Jahrhundert galt das private Gelddrucken als eines der Faktoren, wieso viele Banken in die Pleite gingen. Die Banken brauchten für Investitionen Geld und druckten es privat. Aufgrund der immer höheren Geldmenge, schoss die Inflation in die Höhe bis das Geld durch das viele Drucken kaum etwas wert war. Das wertlos gewordene Geld behinderte den Zahlungsverkehr und legte die Wirtschaft damit lahm. Um mit diesem Treiben, das in England zu Rezessionen führte, fertig zu werden, verabschiedete das Parlament in England mehrere Gesetze regulatorischer Natur. Die Bankenaufsicht wurde gestärkt. Das gedruckte Geld musste nach dem Bank Charter Act 1844 durch Gold gedeckt sein. Das Benutzen der privaten Notenbankpresse wurde eingeschränkt und außerdem mussten alle zwei Wochen Berichte über das Geldangebot veröffentlicht werden. Im Laufe der Krisen wuchs die Rolle des Staates in Währungs- und Wirtschaftsfragen immer weiter an. Im Jahre 1921 bekam die Bank of England dann die völlige Kontrolle über das Geldangebot in England. Das damit faktisch erreichte staatliche Währungsmonopol führte zu einer Zentralisierung wie auch Standardisierung im Zahlungsverkehr. Einen zusätzlichen Nebeneffekt hatte die immer stärkere Rolle des Staates allerdings noch: Die Durchsetzung der Geldnoten.

1871 hat das amerikanische Unternehmen Western Union, das es heute noch gibt, als eines der ersten Firmen Geld mit einem großen Telegrafennetz elektronisch transferiert.

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Im 19. Jahrhundert begannen Geschäftsbanken durch die Zentralisierung Münzreserven durch Geldnoten zu ersetzen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Notenbank ein essentieller Bestandteil des Geld- und Währungssystems. Schließlich förderte die staatliche Garantie massiv das Vertrauen in die Notenbank, zumal man damit rechnen konnte, dass die hinterlegte Summe in Gold oder Silber im Zweifelsfall ausbezahlt wird. Da sich die Geldnote nun durchgesetzt hat, bleibt die Frage übrig, wie sich das Geld vom greifbaren Papier erstmals immateriell elektronisch transferiert wurde. Wer, wenn nicht die für Innovation bekannten Amerikaner, hatten eine kreative Idee dafür.

19. Jahrhundert – Die Elektrifizierung des Geldes Unseren täglichen Geldtransfer erledigen wir heute mit solch einer Selbstverständlichkeit, als hätte es vorher nichts anderes gegeben. Sei es beim Zahlen mit der Bankomat-Karte oder wenn man zum Geburtstag seinen Liebsten Geld überweist. Wir drücken auf einen Button - und zack - das Geld ist transferiert. Der Weg zu dem, wie wir es heute haben, war allerdings von einer etwas längeren Reise geprägt, als dem unmittelbaren Drücken auf einen Knop. 1871 hat das amerikanische Unternehmen Western Union, das es heute noch gibt, als eines der ersten Firmen Geld mit einem großen Telegrafennetz elektronisch transferiert. Sie waren es, die den Startschuss für das elektronische Geld gaben. Wie vom telegrafischen Geldtransfer das Geld in Kartenform zum täglichen Begleiter wurde, fand ein Bankier heraus. 20. Jahrhundert – Die erste (Kredit-)Bankkarte 1946 hat ein amerikanischer Banker John Biggins die erste Bankkarte eingeführt. Der Kunde verwendete die Karte und die Rechnung wurde an seine Bank weitergeleitet. Die Bank bezahlte den Händler und bekam die Zahlung vom Kunden. Allerdings konnten Transaktionen in dieser Form nur vor Ort getätigt werden und die Charge-it Karteninhaber mussten bei Biggins ein Konto besitzen. Wie das bei Erfindungen oft so ist, entstehen die Weiterentwicklungen eines bestehenden Produkts bei der Lösung eines Problems. Frank McNamara hatte ein Geschäftsessen in New York. Leider vergaß er dabei seine Brieftasche. Er konnte somit seine Rechnung nicht begleichen. Im selben Moment kam ihm die Idee, eine Alternative für das Bargeld zu finden und erfand die »Diners Club Card«, die die erste weit verbreitete Kreditkarte


Essay von Muamer Becirovic

wurde. Die Pappkarte ersetzte man später durch Plastik, aber sie war eine Kreditkarte, dessen Rechnung man am Ende des Monats zu begleichen hatte und seine Benutzung nicht nur auf einen bestimmten Ort beschränkt war. Die Kreditkarte war allerdings nicht der Gipfel der Entwicklung. Das Computerzeitalter sollte das ändern.

20. Jahrhundert – Die Computerisierung des Geldes Das »E-Money« fand seine erste Anwendung im Flugsektor. IBM und die American Airlines kreierten ein System Namens »Sabre«, das die Büros der Airlines in die Terminals eingepflegt und telefonisch miteinander verband. Die Agenturen konnten damit direkt die Flugzeiten, Sitzverfügbarkeit und Reservierungen checken und mit einer Art von Kreditsystem bezahlen. Die ersten Anwender von Großcomputern, diese riesigen Kästen, die man heute in Museen sieht, waren Banken. In den USA und Europa in den Neunzehnsiebzigerjahren verfolgten sie Transaktionen zwischen Filialen und anderen Banken. Der Computer erleichterte den Geldwechsel international erheblich. Als sich Computer in Unternehmen verbreiteten, wurde die Verfolgung von elektronischem Geld und ihren Transaktionen zu einer immer wichtigeren finanziellen Leistung. Bei Unternehmen kam das E-Money bereits an. Für die Anwendung beim Konsumenten sollte das nicht mehr lange dauern. Im Jahre 1994 hat Pizza Hut in der Hoffnung, dass das Internet ihrem Geschäft helfen würde, als eines der ersten Unternehmen eine Online-Bezahlung mit mehreren Bezahlmöglichkeiten eingeführt. Die Durchsetzung des elektronischen Geldes markierte allerdings ein anderes Unternehmen: Paypal.

Als sich Computer in Unternehmen verbreiteten, wurde die Verfolgung von elektronischem Geld und ihren Transaktionen zu einer immer wichtigeren finanziellen Leistung.

Peter Thiel, einer der der heute bekanntesten Sillicon-Valley-Investoren, gründete in Kalifornien mit zwei weiteren Kollegen im Jahre 1998 Paypal. Mit dieser Dienstleistung konnte man nun fast schon risikolos Geld ausgeben, ohne befürchten zu müssen, dass die Kreditkartendaten gestohlen werden. Paypals größte Innovation bestand allerdings darin, jedem Verbraucher ein digitales Konto, das per Überweisung oder Kreditkarte aufgeladen werden konnte, zur Verfügung zu stellen. Mit nur einer Emailadresse lies sich Geld versenden und empfangen. Bis zur Gründung von Paypal verarbeitete man die Geldtransfers telefonisch oder einer Onlinekreditkartenverarbeitung. Paypals Gründung stellte die alten Bezahlmethoden völlig auf den Kopf und markierte den wahren Beginn des elektronischen Geldes, das nicht nur Unternehmen, sondern nun auch Verbrauchern zugänglich gemacht wurde. n

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Rudolf Lantschbauer wurde am 4. Februar 1954 in Graz geboren. Der Wein- und Foodjournalist, Fotograf, Foodstylist, Verleger, Herausgeber und Werbefachmann war der erste Zivildiener Ă–sterreichs. Er lebt und arbeitet zusammen mit seiner Partnerin Yula Cai und ihrer Tochter. Gemeinsam produzieren sie Wein aus Eigenanbau.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Rudolf Lantschbauer Fotografiert von Heimo Binder

Der Weltbeste R

udolf Lantschbauer ist wahrscheinlich schon mit langen Haaren auf die Welt gekommen. Niemand kennt ihn anders. Sogar als erster Zivildiener der Nation verstand er es, bei seinem Dienstantritt am 1. April 1975 die Haare unter dem Rot-KreuzKapperl zu verstecken, ein Trick, den er bis heute beibehalten hat. Als selbstbestimmter Querdenker ist er nirgends wirklich festzumachen, ein weitgereister Kosmopolit, in dessen Garten mitten in Graz buchstäblich der Pfeffer wächst. Er ist zugleich einer von jenen, vor denen uns unserer Eltern gewarnt haben könnten, aber auch einer, mit dem man in der Buschenschank ein gemütliches Achterl trinken kann. Das hat er schon vor Jahrzehnten gemacht, als viele noch glaubten, Wein gibt es nur aus der Doppelliterflasche. Da kennt er sich mittlerweile so gut aus, dass er Bücher drüber schreiben kann. Und das tut er auch. Auf 57 Stück hat er es bereits gebracht, die meisten im eigenen Vinothek-Verlag. Ein paar Kochbücher sind auch dabei, aber das passt ja gut zusammen. So wie er wohl zu Recht behaupten kann, Geburtshelfer des Zivildiensts gewesen zu sein, so groß – und lange Zeit unbedankt – sind auch seine Verdienste um den Wandel der hiesigen Weinkultur. Sein erstes Buch (»Das Buch vom steirischen Wein«) datiert 34 Jahre zurück und wurde just an jenem 23. April 1985 präsentiert, an dem der Glykolskandal publik wurde. Der Rest ist Geschichte und an dieser hat Rudolf Lantschbauer nicht nur als Chronist mitgeschrieben. Als ehemaliger Berufsgruppenobmann in der Fachgruppe Werbung der damaligen Handeskammer und Seminarentwickler für die Werbeagenturprüfung konnte er sein Wissen als Werbegestalter und seine bereits vorhandenen Kontakte zu Weinbauern überzeugend einbringen. Der darauf folgende Imagewandel und die Erfolgsgeschichte der Weinwirtschaft ist auch professionellen Stellschraubendrehern wie ihm zu verdanken. Selbst das scheint angesichts der Übersetzungen in sieben Sprachen, weltweiten Erfolge und höchsten Auszeichnungen

von mehr als einem Dutzend seiner Bücher noch untertrieben. Mehrere Male heimste er mit seinen Büchern bereits den Titel für das beste Essen- und Weinbuch der Welt und die Auszeichnung »Weltbester Weinbuchverleger« ein. Lantschbauer bedient nicht zuletzt unter Mithilfe seiner langjährigen Lebenspartnerin Yula Cai sogar den chinesischen Markt. Letzteren seit 12 Jahren zum Teil gemeinsam mit Gernot Langes-Swarovski, dem vormaligen Seniorchef der Tiroler Swarovski-Dynastie. Der verfügt (nicht nur) in China über ein 200 Hektar großes Weingut. Lantschbauer selbst bewirtschaftet im burgenländischen Rust seit 26 Jahren 1,5 Hektar – rot natürlich – und keltert den Wein im Keller seines Hauses in Graz. Seinen letzten Coup landete er mit einem außergewöhnlichen Projekt. Beim internationalen Kochbuchfestical »Gourmand International« in Macao wurde im Juli »Abenteuer Alter« gemeinsam mit »Elderly Care Austria« als weltbestes Seniorenprojekt ausgezeichnet. Das multimediale Seniorenkochbuch hat Rudolf Lantschbauer gemeinsam mit Josef Rauch, Herbert Maria Schurz und Annemarie Ploier kreiert. Die Idee dahinter: Die Plattform übersetzt heimische Traditionsrezepte, damit ausländische Pflegekräfte sie leichter nachkochen können. Die Rezepte werden ins Slowakische, Kroatische, Rumänische, Bulgarische und Ungarische übersetzt. Lantschbauer: »Ich habe in den letzten zehn Jahren meine Mutter gepflegt und dadurch auch die Problematik kennengelernt, wie das mit älteren Menschen und der Küche so ist: Wenn du nicht mehr selbstbestimmt, sondern auf die Hilfe anderer angewiesen bist, dann kann es eben ohne weiteres sein, dass du nicht mehr das zu essen bekommst, was dir Freude macht.« Dementsprechend lautet das Motto »Was wir immer gern gekocht und gegessen haben«. Und damit es den pflegebedürftigen Menschen tatsächlich gut schmeckt, werden die Rezepte im Vorfeld auch getestet. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Sicherheit durch Flexibilität

Unklompiziert Führen.

Ein Interview von Carola Payer mit dem Geschäftsführer der »Projekt 5 Security«, Daniel Fritscher.

D

aniel Fritscher sagte ja, als man ihm anbot, die Sicherstellung von Sicherheitskonzeptionen und deren Umsetzung bei Rennen am Ring in Spielberg zu übernehmen. Berührung mit Security hatte er schon durch die Firma seines Vaters. Dennoch war es ein Sprung ins kalte Wasser. Das Angebot einer motorsportlichen Ausrichtung des Sicherheitsthemas mit einem eigenen Unternehmen reizte ihn sehr. Seit dem Jahr 2016 erstellt er Konzepte für Sicherheits- und Ordnungsdienste und stellt das Personal, die Marshalls, die z. B.: für Grid, Boxengasse, Boxenein- und -ausfahrt, Zielturm, Track Limits, Side Event und den Parc fermé (geschlossene Parkplätze, wo die Rennteams nach Qualifying oder Rennen keine Änderungen an ihren Fahrzeugen vornehmen dürfen) zuständig sind, bereit. Klare Erwartungen, wobei Sicherheit und Einhalten von Regeln absoluten Vorrang haben Daniel Fritscher lebt eine klare Führung, bei der Sicherheit und Einhalten von Regeln absoluten Vorrang haben. Großevents wie die »Formel 1« oder den »Moto GP« zu planen und durchzuführen, erfordert die Kenntnis der Reglements vom Ring und aus der Branche generell. Man muss gut eingelesen sein, die Reglements studieren, um es dann perfekt umzusetzen. In der Sache hat er klare Erwartungen und toleriert keine Grauzonen. »Wenn es um Sicherheit geht, bin ich autoritär«, sagt Daniel Fritscher. »Zu spät zu einem Startmeeting zu kommen, toleriere ich nicht. Bei Sicherheit gibt es keine Diskussionen. Wenn Spielchen mit mir gespielt werden, werde ich extrem sauer. Da gibt es sofort Interventionen.« Perfekter Infofluss für die optimale Umsetzung von Erwartungen

Fotos: Marija Kanizaj, Project 5 (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Analysiert man die meisten Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen, stechen schlecht abschneidende Kriterien wie »Ich fühle mich nicht ausreichend informiert« hervor. In immer komplexeren Umfeldern wird trotz vielschichtiger Kommunikationskanäle die empfängerorientierte Informationsweitergabe zur Herausforderung. Die Informations- und Kommunikationskultur hat bei Projekt 5 einen sehr hohen Stellenwert. Der Chef selbst will immer top über seinen Kunden und dessen Anforderungen am letzten Stand sein und geizt nicht damit, diese Informationen seinen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Daniel Fritscher: »Der Infofluss ist enorm wichtig. Wir müssen alle Mitarbeiter umfangreich informieren. Wir versuchen, die Infos runterzubrechen in Verhaltensregeln für die einzelnen Rollen.« Funkprobleme während des Events sind ein Horror für ihn. Mitarbeiter- und Teamorientierung, wenn es um den Menschen geht

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Daniel Fritscher betont: »Bitte kein Einzelbild von mir im Artikel, nur ein Teambild. Das Team ist der Erfolg. Meine Mitarbeiter sind mein Kapital. Das Wohl der Mitarbeiter und Respekt sind mir extrem wichtig. Sie fasziniert der Motorsport, die Gemeinschaft und das wir hier ein ‚Riesending‘ machen.« Neue Mitarbeiter werden


Managementserie [25]

überwiegend aus Empfehlungen von bestehenden Mitarbeitern rekrutiert. Ein Employer Branding durch Mundpropaganda, das sich so manch andere Unternehmen wünschen würde. Daniel Fritscher: »Wir haben bei unseren 129 Mitarbeitern eine gute Mischung von Jungen und Erfahrenen. Jeder bekommt den gleichen Respekt und die gleiche Aufmerksamkeit. Erfolg ist für mich, wenn gute und motivierte Leute da sind, die mit allen Informationen ausgestattet sind. Erfolg ist auf jedes Event gemessen sofort sichtbar, wenn es gut geklappt hat.« Ein Gespür für die Führung seiner Leute glaubt Daniel Fritscher aus seiner 20-jährigen Erfahrung als Fußballer mitzubringen.

ändert.« Bei einem kurzen Interview mit einem Mitarbeiter von Daniel Fritscher bekommen wir eine Bestätigung dessen Führungsstils. Auf die Frage, wie er ihn wahrnimmt: »Voll lässig, wie ein Kumpel. Aber du weißt, dass er dein Chef ist, und du weißt genau, was du zu tun hast.« Flexibles wertschätzendes Eingehen und klare Erwartungen – ein Führungsmenü mit Erfolg. n

Führungstugend Entscheidungsstärke Die Homepage von Projekt 5 ziert der Spruch: »In jedem Moment der Entscheidung ist das Beste, was Sie tun können, das Richtige. Das Schlimmste, was du tun kannst, ist nichts. « (Theodor Roosevelt) Daniel Fritscher: »Das bedeutet für mich, vor allem aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Das ist meistens das Richtige. Events dieser Größenordnung fordern das. Diese Qualität hat mir auch mein Vater vorgelebt. Er lebt das zu 100 Prozent!« Fehlende Fähigkeiten in jeder Situation neu nachzudenken und zu entscheiden oder gar nichts zu tun, ist im Sicherheitsgeschäft untragbar. Führungshaltung Unkompliziertheit, Lösungsorientierung und Humor Daniel Fritscher beherrscht die Anforderungen an Führungskräfte in agilen Organisationen. Daniel Fritscher: »Die Begegnung mit meinen Mitarbeitern gestalte ich unkompliziert und auf Augenhöhe. Da spielen Autorität und Hierarchie überhaupt keine Rolle. Ich habe viel Humor, verliere nicht die Nerven bei Problemen. Der Spaß darf trotz hoher Erwartungen nicht zu kurz kommen. Man muss immer akzeptieren, was kommt, und auf die bestmögliche Art und Weise darauf reagieren. Situationen muss ich manchmal hinnehmen, so wie sie sind. Gewisse Ereignisse braucht man im Moment, wo sie passieren, nicht hinterfragen. Man darf sich nicht verkrampfen und Dinge weiter verkomplizieren, wenn diese eh schon kompliziert sind. Allerdings nach dem Event gilt: Professionelle Analyse und Aspekte, die nicht gepasst haben, werden das nächste Mal ge-

Daniel Fritscher Projekt 5 Security GmbH Sicherheitskonzeptionen, Entfluchtungen, Leitungen von Großevents und Bereitstellung von Personal bei Motorsportveranstaltungen project5.at

»Wenn es um Sicherheit geht, bin ich autoritär.«

DANIEL FRITSCHER

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Da Wanko

Die Kunst und der Wirbel

L

etztens traf ich einen guten Bekannten aus Salzburg in Graz wieder. Alexander sein Name, er lebt seit kurzem hier. Wir redeten über dies und jenes, was wo in der Kunst passiert und gingen kurzerhand ins Künstlerhaus, um am letzten Tag noch die Ausstellung vom Böhmermann zu sehen. Ich war ziemlich positiv überrascht, weil sie noch immer sehr gut besucht war, gerade von jungen Menschen ganz ohne Schule und Lehrer, also freiwillig. Die Ausstellung war jetzt nicht der Wahnsinn auf Erden, aber sie hat schon gepasst, vor allem war sie zielsicher. Irgendwie kamen dann Alexander und ich auf das Forum Stadtpark zu sprechen. Das war ziemlich lustig, denn zuerst musste ich dem Salzburger erklären, was »das Forum« darstellt. Er dachte nämlich, das Forum Stadtpark beim »Rostigen Nagel« sei eine Notunterkunft für Penner und gestrandete Jugendliche, die nicht wissen, wohin. Dort im Umfeld würde ja alles so ausschauen. Am Anfang vermutete ich, er wolle mich verarschen, aber dem war nicht so. Er glaubte mir einige Zeit nicht, dass das Forum Stadtpark vor einem halben Jahrhundert die allererste Kunstadresse für junge Künstler war, das galt eine Zeit lang sogar für Österreich. Bei uns ist es fast noch immer so, denn aufmerksame Grazer Schüler kennen das Forum schon alleine aus dem Unterricht und ich räume ein, dass die Situation heute natürlich schwieriger ist, weil es in Graz nun schon einige weitere »Foren« gibt, die zumindest auf ein ähnliches Publikum abziehen. Das Umfeld des Forums ist vielleicht auch nicht »nur« optimal, nicht jeder geht mehr gerne durch den Stadtpark. Ich erzählte Alexander noch einiges aus der wilden Zeit in den Neunzehnsiebzigerjahren, in der der Autor Helmut Eisendle beispielsweise einmal nach seiner Lesung seinen Hut im Forum vergaß, in der tiefen Nacht jedoch nochmals zum Forum zurückkehrte, leicht angegluckert einen Pflasterstein nahm und ihn gegen die Glastüre schmiss, damit er zu seinem Hut kommt. Tatsächlich zerbarst die Türe in tausend Teile. Jetzt ging es nur noch

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

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darum, einzusteigen und den Hut zu holen. Den Vorgang beobachtete jedoch ein rüstiges Pensionistenpaar mit Dackel. Sie riefen wagemutig die Bullerei aus der Telefonzelle neben dem Forum, um den gerade geschehenden Einbruch im Forum zu melden. Die Bullerei vom Paulustor war keine Zigarettenlänge vor Ort und schon kam der gute Eisendle in arge Bedrängnis. Natürlich war er kein Einbrecher, dafür wurde eigens Fredy Kolleritsch aus dem Bett geholt, den damaligen Forum-Chef. Eingesperrt wurde niemand, aber über das Forum viel geredet. Unvergesslich auch HC Artmanns Auftritt mit brennenden Fackeln, lebensgefährlich! So kennt jeder eine andere Lieblingsstory über das Forum, die sich genau so oder zumindest so ähnlich passiert sein musste. Und heute meint Alexander, das Forum schaut aus wie eine Notunterkunft für Penner. Bei all meinen Einwänden fragt er mich, warum denn dann der Böhmermann nicht im Forum ausstelle, sondern 100 Meter weiter im Künstlerhaus, wenn das Forum so revolutionär sei. »Damit du etwas zum Goschern hast!«, habe ich ihm geantwortet und die Diskussion war erledigt, weil ich das Thema wechselte und seinen Verein Red Bull Salzburg beleidigte, er denunzierte dafür meinen GAK. Eh klar, Kunst steht nur für die Kunst, aber nachdenklich stimmte mich die Situation trotzdem. Wann nahm ich das Forum Stadtpark das letzte Mal aufgrund einer Ausstellung oder Lesung so richtig wahr? Das war die Feier zum 80. Geburtstag vom immer jungen Jazzer Dieter Glawischnig, aber das ist auch schon ein Jahr her. Natürlich den 60er vom Forum und Heidrun Primas, die Leiterin und gute Seele des Hauses, und der leider »noch« nicht ins »Kulturjahr 2020« genommene Programmpunkt der »autofreien Zone«. Über das Forum Stadtpark sollten die Zeitungen grundsätzlich mehr schreiben, egal ob es nun genügend »ähnliche« Veranstalter gibt oder nicht, das Forum ist die Mutter der Grazer Kulturszene. Dazu wären aber ein paar »Programmbomben« erforderlich, die den Weg in den Stadtpark wieder selbstverständlich machen, dann wird mein Kumpel aus Salzburg nicht mehr von der Notschlafstelle im Stadtpark sprechen, obwohl es eine solche an einem anderen Ort auch gibt. Ihr sehr geschichtsträchtiger G Punkt. n


(V.l.n.r.) Werner Pail (Mühlenhof Duroc Schweinehof) Spar-GF Christoph Holzer, Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck, Siegfried Weinkogl (TANN) und Siegfried Rath (AMA) präsentierten das neue Markenfleisch vom DurocMühlenhof-Schwein. Andreas Cretnik (rechts) präsentierte mit seinem Team Bio-Eis in außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen.

Erfrischendes Bio-Eis, verfeinert mit Kürbiskernöl, Holunder und Paradeiser, begeisterte in Graz zahlreiche Schleckermäulchen bei Verkostungen der Landwirtschaftskammer zum Auftakt der Bundesländertour.

Anzeige Foto: LK / Kristoferitsch

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ie heimischen Kürbiskernöl-Bauern haben sich auch heuer wieder etwas Besonderes einfallen lassen: Seit drei Jahren besuchen sie im Sommer alle Bundesländer – diesmal haben sie außergewöhnliche Bio-Eissorten mit Kürbiskernöl-, Holunder- und Paradeiser im Gepäck. „Die Kernölbauern überraschen heuer alle Schleckermäulchen mit außergewöhnlichen Gaumenfreuden“, freut sich Andreas Cretnik, Obmann der Gemeinschaft steirischer Kürbisbauern. Und weiter: „Sie bringen bei dieser Ice-Surprise-Tour nicht nur das perfekte Eis mit steirischen Zutaten, sondern erstmals auch alle Eissorten in reinster Bio-Qualität in aller Munde“, so Cretnik.

Neuer Kooperationspartner Bio Austria Für die diesjährige Eistour durch Österreich wurde mit Bio Austria ein neuer Partner

gefunden. „Wir freuen uns, bei der Ice-Surprise-Tour dabei zu sein und die Lebensmittel unserer Bio-Austria-Biobäuerinnen und Biobauern, verarbeitet zu reinstem Eisgenuss, den ganzen Sommer über unter die Leute bringen zu dürfen. Abkühlung und Genuss durch biologische Lebensmittel aus der Region – eine perfekte und sinnvolle Kombination für die heiße Jahreszeit“, so Bio-Ernte-Steiermark-Sprecherin Barbara Hauszer. Graz ist der Start der zehnwöchigen Tour der Kürbiskernöl-Bauern durch Österreich. Danach machen die Initiatoren noch Station in Wien, Innsbruck, Linz, Klagenfurt, Parndorf, Salzburg, St. Pölten und Bregenz. Der Abschluss findet am 5. September wieder in Graz statt. Die Kostproben sind für alle Besucher der Ice-Surprise-Tour kostenlos. Alle Termine unter: www.steirisches-kuerbiskernoel.eu.

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as Fleisch vom TANN Mühlenhof-Duroc-Schwein, das bei SPAR in der Steiermark erhältlich ist, zeichnet sich nicht nur durch seinen hervorragenden Geschmack aus. In der Südsteiermark werden die Tiere unter artgerechten Bedingungen gehalten, die die gesetzlichen Vorgaben übertreffen. Der Mühlenhof wurde mit dem „Tierschutzpreis des Landes Steiermark“ ausgezeichnet und mit dem AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl“ zertifiziert. Das Mühlenhof-Duroc-Schwein vereint die besten Eigenschaften heimischer Rassen und des amerikanischen Duroc-Schweins, das für seine ausgezeichnete Marmorierung und saftige Fleischqualität bekannt ist. „Mit dem Fleisch vom TANN Mühlenhof-Duroc-Schwein bieten wir unseren Kundinnen und Kunden seit März ein Gourmet-Fleisch aus der Region, das man mit gutem Gewissen genießen kann“, so Spar-GF Christoph Holzer. Mehr Auslauf für hohe Lebensqualität Die 1.850 Mühlenhof-Duroc-Schweine werden am Müh-

lenhof in der Südsteiermark in Gruppen mit über 60 Prozent mehr Platzangebot als gesetzlich vorgeschrieben gehalten. „Außerdem können sich die Tiere frei zwischen einem überdachten Außenbereich und einem klimatisierten Stall hin- und her bewegen und im Außenklimastall Sonnenlicht und frische Luft genießen. Zusätzlich wurde mit dem erhöhten Platzangebot eine wichtige Grundlage für ein verbessertes Tierwohl geschaffen“, zeigt sich Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck begeistert. Werner Pail vom Mühlenhof Wittmannsdorf freut sich über die Auszeichnung: „Dass wir jetzt noch mit dem steirischen Tierschutzpreis ausgezeichnet wurden, zeigt, dass unser Weg, auf Qualität und Tierwohl zu setzen, der richtige ist.“ Die Mühlenhof-Duroc-Schweine werden u. a. mit regionalem Maisfuttermehl gefüttert, einem Nebenprodukt der Polentagries-Erzeugung der benachbarten Niederlmühle.

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Anzeige Foto: Krug / Spar

Tierschutzpreis für SPAR-MarkenBio-Eisfreuden in originellen Varianten schweinefleisch


In zwei Jahren vom Ing. zum Dipl.-Ing. (FH) Unter diesem Motto bietet das Studienzentrum Weiz seit nunmehr 20 Jahren berufsbegleitende akademische Weiterqualifikation im Bereich Technik an. Die Diplomstudien der Hochschule Mittweida sind speziell auf praxiserfahrene HTL-Absolventen abgestimmt. Durch die mögliche Anrechnung von Vorqualifikationen verkürzt sich die Studiendauer von 8 auf 4 Semester. Gute Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie Der Studienablauf ist mit der Kombination aus Präsenzveranstaltungen und Fernstudienelementen optimal auf die Bedürfnisse Berufstätiger abgestimmt und ermöglicht

flexible Zeiteinteilung. Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende statt, am Semesterende ist eine Block- bzw. Prüfungswoche angesetzt. Die angebotenen Studien ermöglichen es, die praktische Erfahrung aus dem Berufsleben mit dem theoretischen Wissen aus den Lehrveranstaltungen zu verzahnen. Nächste Starts September 2019 – jetzt noch schnell anmelden! • Wirtschaftsingenieurwesen • Elektrotechnik • Maschinenbau

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LRin Doris Kampus: Weitere 7,7 Mio. Euro für innovatives Wohnen für Menschen mit Behinderung.

Innovatives Wohnen für Menschen mit Behinderung

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as Sozialressort des Landes Steiermark verstärkt seine Initiativen im Bereich inklusiven Wohnens. Mit einem Aufwand von 7,7 Mio. Euro werden 21 Single- und sechs Paarwohnungen für Menschen mit Behinderung errichtet – und zwar in Mureck, Weiz, Fohnsdorf, St. Lambrecht und Bad Radkersburg. Das Land Steiermark stockt dabei sein eigenes Budget mit Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums auf. „Wir schaffen damit behindertengerechten Wohnraum

und setzen unseren Weg der Inklusion fort“, unterstreicht Soziallandesrätin Doris Kampus. Bereits im Dezember des Vorjahres wurde eine erste Tranche ausgeschrieben – umgesetzt werden dabei Projekte in Liezen, Ramsau und Trofaiach. Zielgruppe sind erwachsene Menschen mit einer Behinderung, die in einer eigenen Wohnung leben wollen und können. Idealerweise haben diese Menschen bereits Erfahrungen im praktischen Leben gesammelt und sind in der Lage, sich im Bedarfsfall Hilfe zu organisieren.

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Studium & Job : Das Studienzentrum Weiz macht’s möglich

Der steirische Arbeitsmarkt im Juni 2019

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it Ende Juni ist die Aktion 20.000 ausgelaufen, fast ein Drittel der 558 Betroffenen hat eine Zusage zur Weiterbeschäftigung. Bei 60 Personen (10,8 Prozent) ist die weitere Beschäftigung noch offen/ungeklärt, für 328 Personen (58,7 Prozent) endete die Tätigkeit mangels Weiterförderung oder aus anderen Gründen. AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe fordert: „Wir benötigen auch weiterhin Programme zur Arbeitsmarktintegration älterer Langzeitarbeitsloser.“ Im Juni blieb die Arbeitslosigkeit in der Steiermark nahezu unverändert, gegenüber dem VorjahresmoAMS-GF Karl-Heinz nat gab es einen Rückgang um 110 Snobe fordert Personen (-0,4 Prozent) auf 28.567 Fortsetzung der Personen. Einschließlich der 7.354 Programme zur Schulungsteilnehmer waren damit Integration älterer 35.921 Personen ohne Job. Die Zahl Arbeitsloser. der offenen Stellen sank leicht auf 12.210 (-50, -0,4 Prozent). Bei den unselbstständig Beschäftigten gab es geschätzt einen Zuwachs um 9.000 Personen auf 538.000 Personen (+1,6 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,0 Prozent (-0,1 Prozentpunkte).

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Wirtschaft

Vorhang auf für den sechsten EPU Erfolgstag Wirtschaftsbund: Entlastung wie geplant umsetzen Wegen der Ibiza-Affäre und der Abwahl der Bundesregierung konnte u. a. das Maßnahmenpaket zur Steuerentlastung nicht beschlossen werden. Der steirische Wirtschaftsbund fordert im Sinne der Steuerzahler die rasche Umsetzung der geplanten Steuerreform.

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eidtragende sind die Steuerzahler, die nun länger auf die Entlastung hoffen müssen“, zeigt sich Präsident Josef Herk, Landesgruppenobmann WB Steiermark, enttäuscht. Die von Ex-Finanzminister Hartwig Löger ausgearbeitete Reform hat zahlreiche Maßnahmen gerade für kleine und mittlere Einkommen vorgesehen. „Wichtig ist eine spürbare Entlastung für all jene, die tagtäglich hart arbeiten und den Wirtschaftsstandort vorantreiben“, so Herk und weiter: „Der von der ÖVP eingebrachte Initiativantrag ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, dennoch bleibt hier aber noch Luft nach oben.“ Der Gesetzesentwurf sieht in der ersten Phase die Erhöhung der Kleinunternehmergrenze auf 35.000 Euro sowie Verbesserungen bei der Betriebsausgabenpauschalierung und der Absetzbarkeit von geringwertigen Wirtschaftsgütern vor. Darüber hinaus sollen die Krankenversicherungsbeiträ-

ge für Selbstständige um 0,85 Prozent sinken.

Auf Reformweg bleiben Über den Antrag soll im September abgestimmt werden. Bis dahin liegt der Entwurf zur Begutachtung vor. „Die ersten Schritte sind gesetzt, aber der erhoffte große Wurf bleibt vorerst leider aus“, ergänzt Herk. Der WB fordert schon länger eine spürbare Entlastung aller Unternehmer. „Damit unsere Unternehmer nun endlich aufatmen können, müssen wir den Reformweg mit Sebastian Kurz weiter gehen“, betont Herk. Gerade kleine und mittlere Betriebe brauchen eine dringende Entlastung, denn sie beleben die Regionen, sorgen für Wachstum und Wohlstand und bieten tausenden Menschen Arbeit. „Wir müssen dafür sorgen, dass sie die besten Rahmenbedingungen vorfinden, um gemeinsam weiter wachsen zu können und so den Wirtschaftsstandort zu stärken“, so Herk abschließend.

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ber 48.000 Ein-Personen-Unternehmen (EPU) zählt man mittlerweile in der Steiermark. Auch wenn diese in den unterschiedlichsten Branchen tätig sind, so sind sie doch immer wieder mit ähnlichen Herausforderungen und Fragestellungen konfrontiert. Außerdem wird der Großevent genutzt, um auf die Anliegen der Kleinstunternehmer hinzuweisen, wie EPU-Beiratsvorsitzender Burkhard Neuper erklärt: „Als Umsetzer von neuen und innovativen Geschäftsideen, Produkten und Dienstleistungen tragen EPU wesentlich zur dynamischen Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Steiermark bei. Die Arbeit des EPU-Beirats steht ganz im Zeichen der Interessenvertretung für EPU und der Herausforderung, einen Ausgleich zwischen großen und kleinen Unternehmen zu unterstützen.“ Aus diesem Grund veranstaltet die WKO Steiermark gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort des Landes zum sechsten Mal den EPU Erfolgstag. Geboten werden fundiertes Fachwissen, diverse Workshops und die Möglichkeit, das eigene Netzwerk zu erweitern. Zwanzig namhafte Referenten – darunter keine geringeren wie der Extremsportler, Musiker und Unternehmer Joey Kelly sowie „Mister Sonnentor“ Johannes Gutmann und Digitaltherapeutin Anitra Eggler − geben ihr Wissen in

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WB-Obmann Josef Herk fordert die rasche Umsetzung der geplanten Steuerentlastung.

Am 7. September 2019 steht die WKO Steiermark wieder voll und ganz im Zeichen der über 48.000 Kleinstunternehmer im Land. An diesem Tag findet – in Kooperation mit dem Land Steiermark − der sechste EPU Erfolgstag statt. Den rund 1.000 Besuchern werden auch heuer wieder jede Menge Highlights geboten – und das kostenlos für alle WKO-Mitglieder.

Burkhard Neuper: „EPU tragen viel zur dynamischen Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Steiermark bei.“ spannenden Vorträgen und praktischen Workshops an alle Interessierten weiter. Die Bandbreite reicht dabei vom Verkaufstraining über Digitalisierung, Social Media, Steuerwissen und rechtliche Rahmenbedingungen bis hin zu Marketing, Kommunikation und Sozialkompetenz.

Infos und Anmeldungen ab Anfang August unter www.erfolgstag.at.

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Kurz & News

Spaß beim Erdäpfelgraben und Weckerlbacken

Die Steiermärkische Sparkasse verlängert die Kooperation mit der ÖH der Karl-Franzens-Universität Graz erneut um ein weiteres Jahr. Neben der finanziellen Unterstützung stellt die Steiermärkische Sparkasse den jüngsten Studierenden die Erstsemestrigen-Mappe zur Verfügung. Denn, „Was zählt, ist junge Talente zu fördern“, darüber sind sich die Kooperationspartner David Schradenecker, Leiter der Filiale Merangasse der Steiermärkischen Sparkasse, Michael Schabhüttl, Wirtschaftsreferent der ÖH Uni Graz, Michael Ortner, Vorsitzender ÖH Uni Graz und Ekkehard Koch, Leiter Region Graz Schlossberg der Steiermärkischen Sparkasse, einig.

Spielend Maschinen bauen

Fünfzehn steirische Jugendliche tauschten eine Woche lang Ferien und Freibad gegen den Werkssaal in der WKO Steiermark: Im Pilotprojekt „Entdeckungsreise: Holz, Metall und Elektro“ – initiiert vom Talentcenter und der Sparte Industrie – innovierten und konstruierten die „Nachwuchstechniker“ fantastisch-kreative Rube-Goldberg-Maschinen. Diese erledigen eine an sich einfache Aufgabe mit einer Vielzahl an unnötigen, bewusst komplizierten und höchst umständlichen Zwischenschritten. „In diesem Pilotprojekt konnten die Jugendlichen die Bereiche Holz, Metall und Elektro in einer realitätsnahen Anwendung erkunden“, betont WKO Steiermark Direktor Karl-Heinz Dernoscheg den Nutzen des Projekts.

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Unterstützung für ältere Arbeitslose

Für LR Doris Kampus und SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch ist die Wiederbelebung der Aktion 20.000 ein wichtiger Schritt, um die Arbeitsmarktchancen für ältere Arbeitslose zu verbessern. Die Zahlen zeigen: Die Aktion 20.000 war ein voller Erfolg. Aus diesem Grund hat sich die SPÖ immer für den Erhalt dieser Fördermaßnahme eingesetzt. Anfang Juli stimmten FPÖ und Liste Jetzt für den SPÖ-Fristsetzungsantrag. „Die Beschäftigungsverhältnisse sind Ende Juni ausgelaufen, wir wollen eine Verlängerung für zwölf Monate. Wir lassen ältere Arbeitslose nicht im Stich und freuen uns, dass im September im Nationalrat ein dementsprechender Beschluss gefasst wird“, erklärte Kampus und Muchitsch.

Dank an Mitarbeiter von Schloffer Möbel Die Firma Schloffer GmbH in Großpetersdorf im Burgenland verbindet Erfahrung und Innovation im Möbel- und Objektbau. Die Konzentration auf Design und die ständige Weiterentwicklung von Einrichtungstrends bringen dem Unternehmen internationale Aufträge in mehr als 60 Ländern. Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind die Mitarbeiter, die in der Produktion den Grundstein für den Erfolg legen. Bei einer Firmenfeier gab es für drei langjährige Mitarbeiter ein besonderes Dankeschön. Regionalstellenobmann Gerald Guttmann überreichte als Auszeichnung und Anerkennung Urkunden und Medaillen der WKO Burgenland.

Fotos: Kundigraber(Steiermärkische Sparkasse, Foto Fischer, SPÖ Steiermark, Foto Fischer. wko Bgld

Steiermärkische verlängert ÖH-Kooperation

Was frisst die Kuh? Was bedeuten die vielen Gütesiegel? Wie ist das Getreidekorn aufgebaut? Wer findet die größten Erdäpfel? Bei den heurigen Projekttagen in der land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Grottenhof konnten die 700 Volksschülerinnen und Volksschüler in vier Stationen Vielfalt und Hintergründe der heimischen Landwirtschaft erleben. Zusätzlich zum Stationenbetrieb haben die Kinder das Alter eines Baumstammes geschätzt. LK-Präsident Titschenbacher: „Die Bauernhoferlebnistage in Graz zeigen den Schülern, woher unsere Lebensmittel kommen. Mit großer Begeisterung haben die Kinder Erdäpfel ausgegraben, Weckerl gebacken, mitverfolgt, woher die Milch kommt und die Tiere gestreichelt.“


Foto: Land Steiermark/Drechsler

Kurz im Gespräch mit Doris Kampus, Landesrätin für Soziales, Arbeit und Integration

„Optimum“-Coaches Bernd Haas (Sportwissenschafter) und Veronika Schöngrundner (Diätologin) mit „Optimum“-Testerin Denise Schönbichler und GF Gernot Deutsch.

Das neue Zentrum für individuelle Gesundheit Mit „Optimum“ startet das Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf ein einzigartiges Angebot, mit dem sich die Gesundheit langfristig optimieren lässt. Über sechs Monate lang werden die Kunden individuell betreut und digitale Gesundheitstools ergänzen das Spezial-Programm.

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Foto: Heiltherme Bad Waltersdorf

as muss man tun für ein gesundes Leben? Empfehlungen findet man wie Sand am Meer, aber sie sind im stressigen Alltag oft schwer umsetzbar – und auch widersprüchlich. Sind Kohlenhydrate nun gut oder schlecht? Wie oft soll man wirklich trainieren bzw. wie verändert man Gewohnheiten? Pauschal gültige Antworten gibt es hier nicht.

Gesundheit gibt es nicht von der Stange „Genau hier setzen wir an“, erläutert Gernot Deutsch, GF des Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf. „Gesundheit gibt es nicht von der Stange – sie ist Maßarbeit! Unsere ‚Optimum‘-Coaches stellen daher für jeden Menschen das für ihn individuell passende Programm für Bewegung, Entspannung und Ernährung zusammen. Und weil es Zeit braucht, bis man Gewohnhei-

ten langfristig verändert und in den Alltag integriert, läuft unser Programm über sechs Monate hinweg.“ Während dieser Zeit verbringen die Kunden 14 Nächte im Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf – jeder Kunde entscheidet individuell, wie er diese Nächte auf das halbe Jahr verteilt. Darüber hinaus erfolgt das Coaching für Bewegung, Entspannung und Ernährung online und auf Wunsch auch offline. Beim Sommerfest am 12. Juli wurde das „Optimum“-Zentrum für individuelle Gesundheit offiziell eröffnet und in bewährter Manier gefeiert. Wetterbedingt fand die Veranstaltung im Quellenhotel statt, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Musik kam dabei von „Zeitlos“, Peter Jungbauer und sein Küchenteam sorgten mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der TSM-Kulinarik für das leibliche Wohl.

Das Gesetz zur Sozialhilfe neu wurde erst dieses Frühjahr beschlossen, erwarten Sie von einer künftigen Regierung hier noch Verbesserungen? Zum einen muss man sagen, dass das Gesetz vom Verfassungsgerichtshof geprüft wird. Zum anderen ist es uns gelungen, einige der Giftzähne zu ziehen, insbesondere was die soziale Situation von Menschen mit Behinderung in der Steiermark betrifft. Sie wären massiv betroffen gewesen. Nun liegt das Hauptaugenmerk darauf, gemeinsam mit unserem Koalitionspartner das Grundgesetz des Bundes für die Menschen in der Steiermark anzupassen.

Es gab kritische Berichte des Rechnungshofes zum steirischen Sozialbudget? Grundsätzlich achten wir auf einen strikten Budgetvollzug. Richtig ist, dass der Rechnungshof in einem Teilbereich, beim Vollzug der Mindestsicherung, Anlass zur Kritik gefunden hat. Schon zuvor habe ich aufgrund eigener Kontrollen eine Fachkommission eingesetzt. Erste Maßnahmen zur Verbesserung, auch im Bereich der Kontrollen, haben wir bereits gesetzt. Die Zahl der Menschen in Grundversorgung in der Steiermark sinkt kontinuierlich. Aktuell sind es knapp über 3.600. Wenn kein Asyl gewährt wird, dann ist das Innenministerium am Zug, die Rückführung zu organisieren. Wie wollen Sie den Kinder- und Jugendschutz in der Steiermark verbessern? Das ist einer meiner politischen Schwerpunkte in diesem Herbst. Wir regionalisieren das Betreuungs- und Beratungsangebot. Jedes Kind wird binnen 30 Minuten Fahrzeit Zugang zu einem qualifizierten Angebot haben. Mein Ziel ist es, die Steiermark zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen. FAZIT AUGUST 2019 /// 53


Vier Jahrzehnte Uno in Wien Text von Thomas Goiser

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Vierzig Jahre Uno-City

Vienna International Center: Österreich als Standort für globalen Dialog und Entwicklung

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m 23. August jährt sich die Eröffnung des Vienna International Centre (VIC, landläufig »Uno-City« genannt). Bereits Ende Mai fand zum Gedenken ein Festakt mit António Guterres, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, statt; regierungskrisenbedingt von der Öffentlichkeit ziemlich unbeachtet. Dabei ist Wien neben New York, Genf und Nairobi einer der vier offiziellen Amtssitze der Uno. Die Schwerpunkte der 15 in Wien angesiedelten Uno-Organisationen liegen auf dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen, die Korruption und den Terrorismus, auf der Nichtverbreitung von Atomwaffen und Rüstungskontrolle sowie der Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die rund 5.000 Mitarbeiter im VIC stammen aus 125 Ländern, ein Drittel kommt aus Österreich. Rund als 70.000 internationale Teilnehmer kommen jährlich zu Konferenzen und Treffen der UN-Organisationen nach Wien. 2005 wurden die hier ansässige Internationale Atomenergieorganisation IAEA und ihr Generaldirektor Mohammed el Baradei für ihren Einsatz gegen die Ausbreitung von Atomwaffen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

hann Staber als Sieger hervor. Die Bauarbeiten für die sechs Bürotürme mit bis zu 120 Metern Höhe und die zwei Konferenzgebäude begannen 1972. Die Errichtungszeit des Komplexes war mit sieben Jahren – im Gegensatz zu anderen öffentlichen Infrastrukturprojekten wie Flughafenerweiterungen oder Spitälern – vergleichsweise kurz. Dabei umfasst die Uno-City heute etwa 6.500 Telefone, 13.500 Türen und 8.000 Kilometer Kabel, für die Beleuchtung sorgen rund 182.000 Lampen. Der Gebäudekomplex gilt seit 2015 als klimaneutral, dabei verfügt er über 2.500 Parkplätze. Die ortsunübliche Miete für das VIC ist durch den besonderen Status begründet: Für 99 Jahre wird pro Jahr symbolisch ein Schilling, mittlerweile also sieben Cent verrechnet. Neben dem VIC sind in Wien noch ein paar Dutzend weitere internationale Organisationen in Wien vertreten, darunter etwa die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). Beide sind in der Wiener Innenstadt angesiedelt. n

Großkomplex mit kurzer Bauzeit und langer Miete Der Eröffnung vor 40 Jahren waren umfangreiche Bemühungen vorausgegangen: Bereits 1966 bot die österreichische Regierung den Vereinten Nationen an, in Wien ein internationales Zentrum zu errichten. Aus einem internationalen Architektenwettbewerb mit 288 Einreichungen ging der Entwurf des Österreichers Jo-

Mit sieben Jahren war die Errichtungszeit des Wiener Amtssitz der Uno vergleichsweise kurz WEITERE INFORMATIONEN Fotos: Tobias B. Köhler, Archiv der Uno-Wien

Unter internationalen Wien-Touristen ist die Uno-City ein beliebter Besuchspunkt. Für Gruppen werden laufende Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten veranstaltet. Besucher müssen dabei mit Sicherheitskontrollen wie am Flughafen rechnen. Nächster Höhepunkt der Jubiläumsfeiern des Vienna International Center ist ein Tag der offenen Tür am 8. September. unis.unvienna.org FAZIT AUGUST 2019 /// 55


Kurz & News

SW Steuerberatung feiert 5 Jahre mit Zeitung

Bad Waltersdorf ist ab diesem Sommer „Optimum – Zentrum für individuelle Gesundheit“. Es bietet den Gästen ein einzigartiges Angebot, mit dem sie die eigene Gesundheit langfristig optimieren können. Das Werkzeug dazu sind individuelle Coachings für Bewegung, Entspannung und Ernährung sowie eine sechs Monate lange Betreuung. Kärntens Star-Elf Wolfsberg konnte sich von dem ganzheitlichen Gesundheitscoaching überzeugen und testete die neuesten digitalen Gesundheitstools. Aber nicht nur die Mannschaft aus Wolfsberg fühlt sich in der Heiltherme Bad Waltersdorf wohl, auch der FC Middlesbrough, die Nationalmannschaft von Bahrain oder der SK Sturm Graz, um nur einige zu nennen, tankten hier bereits neue Kräfte.

Gady feierte in Deutsch Goritz Viel los war am 29. Juni im südsteirischen Deutsch Goritz. Das Traditionsunternehmen Gady Family lud zur Eröffnung des neu adaptierten Standorts. Prominenz aus Politik und Wirtschaft sowie hunderte Interessierte feierten zu den Klängen der Grenzlandtrachtenkapelle Mureck und bei bester kulinarischer Verpflegung. Die Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort im steirischen Vulkanland. „Mit dem neu adaptierten Schauraum, der modernen Direktannahme inklusive Prüfstraße, der E-Schnellladestation und den hochmodern eingerichteten Werkstätten stellen wir sicher, dass unsere Kunden im Vulkanland besten Gady Service vor Ort erwarten können“, erklärten die beiden GF Philipp Gady und Eugen Roth.

Regionale Beratungszentren

Einfach erreichbar, kompetent informiert: Das ist das Angebot der regionalen Beratungszentren, die von LR Doris Kampus und Behindertenanwalt Siegfried Suppan präsentiert wurden. In sieben steirischen Regionen werden diese Beratungszentren errichtet – ein Pilotprojekt in Voitsberg läuft seit September 2018 erfolgreich. „Unser Ziel ist kompetente und umfassende Erstinformation, die regionalen Beratungszentren sind dazu einfach erreichbar“, erklärt Kampus. Behindertenanwalt Suppan betont dazu: „Aus unserer langjährigen Tätigkeit wissen wir, dass eine umfassende und unabhängige Beratung und Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und ihr Umfeld besonders wichtig.“

AK klagte erfolgreich Iberia

Raiffeisen Rechenzentrum für „digital winners“

Ein Grazer Paar hatte bei der Fluglinie Iberia den Rückflug von Havanna über Madrid nach Wien gebucht. Aufgrund eines technischen Defekts landeten sie erst mit 18-stündiger Verspätung. Da auf ihre Beschwerden nur mit einer Entschuldigung reagiert wurde, wandte sich das Ehepaar im Oktober an die AK. Doch auch auf die Interventionen von Konsumentenschützerin Katharina Gruber kam nie eine dem Inhalt entsprechende Antwort zurück. Als im Dezember die letzte Aufforderung zur Zahlung von je 600 Euro pro Person sowie die Ankündigung einer allfälligen Klage ohne Reaktion blieb, ging die AK vor Gericht. „Iberia musste die 1.200 Euro sowie die Prozesskosten zahlen“, freut sich Gruber für das Paar.

Vor genau zehn Jahren öffnete das RRZ umfassende IT-Dienstleistungen auch für externe Firmen. Mittlerweile vertrauen der 100-Prozent-Tochter der RLB Steiermark mehr als 100 heimische und internationale Unternehmen. Zum Anlass des Jubiläums präsentierten der für IT zuständige RLB-Vorstandsdirektor Matthias Heinrich sowie die beiden RRZ-GF Ulfried Paier und Dietmar Schlar digitale Trends und Wege für die heimischen Unternehmen. Als stimmige Analogie zum digitalen Erfolg bot der Kundenevent ausgewählte Motorräder der Extraklasse. „Mit einer ebenso hohen Performance und innovativen Technik wie für den Moto-GP wollen wir auch in Zukunft unsere Kunden betreuen“, sind sich Heinrich, Paier und Schlar einig.

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Fotos: F. Pessentheiner / Heiltherme Bad Waltersdorf, Foto Fischer, Apresvino, Land Steiermark / Drechlser, Peter Riedler / RLB,

Trainieren und entspannen in Bad Waltersdorf

Am 7. Juli, genau zum fünfjährigen Geburtstag, präsentierte die pinke Steuerberatungskanzlei aus Graz-Geidorf im Café Promenade die hauseigene SW-Zeitung. Künstlerin Marion Rauter und Klangmöbeltischler Bernhard Lenz motivierten, „das eigene Ding“ zu machen. „Die Würfel sind gefallen, was war, was ist, was wird“ – das Motto der SW-Zeitung soll laut Gründerin und GF der SW Steuerberatung GmbH Mag. Doris Wagner den Weg zum großen Ganzen aufzeigen: „Der SW-Würfel hat sieben Seiten, steht für das Ganze und zeigt, dass es mehrere Seiten zu beleuchten gilt. Wir sind nicht nur Steuerberater geworden, um ein Formular auszufüllen, sondern wollen Wegbegleiter für Unternehmer sein.“


Besuchen Sie uns. Hier dreht sich alles um Sie. Ehre, wem Ehre gebührt: Die Siegerinnen und Sieger der Lehrlingswettbewerbe wurden von LRin Barbara EibingerMiedl und WKO Steiermark Präsident Josef Herk mit den begehrten StyrianSkills-Awards ausgezeichnet.

Vorhang auf für die steirischen Top-Lehrlinge Die StyrianSkills, die steirischen Lehrlingswettbewerbe, bringen Jahr für Jahr die besten Lehrlinge auf die Bühne. 700 junge Leute aus 38 Berufen nahmen heuer teil – die 41 Siegerinnen und Sieger nahmen am 1. Juli im Europasaal der WKO die gläsernen Trophäen entgegen.

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00 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, 38 Berufe, 41 strahlende Siegerinnen und Sieger: Die StyrianSkills, die steirischen Lehrlingswettbewerbe, holen seit 2011 die besten steirischen Lehrlinge vor den Vorhang. Die begehrten gläsernen StyrianSkills-Trophäen wurden bei der großen Abschlussgala am 1. Juli 2019 von WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl überreicht. „Der größte Bodenschatz der Steiermark sind die jungen Menschen, die hier heute ausgezeichnet werden“, betonte Herk. Erfreut zeigte er sich auch über die Auszeichnung des „Talentcenters“ der WKO: „Mit dem ‚weltbesten Bildungsprojekt‘ schaffen wir die besten Bedingungen für die jungen Talente.“ LRin Eibinger-Miedl betonte: „Die Unternehmen sind die Ersten, die sich auf den vielfältigen Wandel wie Digitalisierung und Automatisierung ein-

stellen, daher bietet die duale Ausbildung die perfekten Zukunftschancen.“

EuroSkills 2020 kommen nach Graz Die Berufseuropameisterschaften EuroSkills, die alternierend mit dem Weltmeisterschaften WorldSkills alle zwei Jahre ausgetragen werden, kommen 2020 nach Graz. Für Herk, treibende Kraft hinter der Bewerbung, bietet der Mega-Wettbewerb die einmalige Chance, das hervorragende duale Ausbildungsmodell international zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Zu dem Event werden über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund 30 Ländern erwartet, dazu an die 100.000 registrierte Besucherinnen und Besucher, was für enorme Wirtschaftsimpulse in der Stadt Graz und in der Steiermark sorgen wird. „Da steckt viel Arbeit dahinter“, betonte Herk, „aber auch viel Leidenschaft!“ FAZIT AUGUST 2019 /// 57

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in ausgewogenes Fitnesstraining ist die Grundlage für jede sportliche Betätigung. Es kann und wird aber auch ganz generell dabei helfen, den Alltag durch eine gesteigerte Kraft und Ausdauer besser zu meistern bzw. dadurch individuelle Ziele schneller zu erreichen. Georg Stübinger-Nöbauer will den Nutzern seiner Plattform eine einfache Möglichkeit in die Hand geben, ohne viel Material, Zeitaufwand, Platz und Vorerfahrung ein Training zu Hause oder auch unterwegs (also etwa im Urlaub oder auf Geschäftsreisen) selbst erstellen und durchführen zu können, um die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu steigern und damit nicht zuletzt auch Gesundheitsvorsorge zu betreiben. Der Nutzenfaktor gerade im Alltag, wenn Zeit und Ressourcen begrenzt sind, ist dadurch sehr hoch, erklärt Stübinger-Nöbauer: „Meine Seite ist ganz einfach aufgebaut. Alle Übungen, mit Aufwärmen und Dehnen, sind sehr anschaulich zum Nachmachen konzipiert, inklusive Video und detaillierter Beschreibung. Es ist kein umständliches und teures Fitnesszubehör nötig. Man trainiert nur mit Hilfe des eigenen Körpergewichts oder überall einfach verfügbarer Haus58 /// FAZIT AUGUST 2019

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halts- und Alltagsgegenstände.“ Im kostenpflichtigen Teil der übersichtlichen Plattform werden zwischen 200 und 300 verschiedene Übungen angeboten, um einen Beitrag 2,99 Euro pro Monat, außerdem ist ein Probemonat zum unverbindlichen Testen gratis. Der kostenlos verfügbare Bereich der Seite bietet eine reduzierte Übungsanzahl und gibt einen guten Eindruck von den zahl-

Der Grazer Sportwissenschafter Georg Stübinger-Nöbauer gibt Fitness-Tipps für den das Trainig im Alltag.

reichen Möglichkeiten und der guten Skalierbarkeit an individuelle Bedürfnisse von Hometraining per Internet. Diesbezüglich kann man auch zwischen sechs unterschiedlichen Intensitäten von sehr leicht bis sehr schwer wählen, die nicht über, aber auch nicht unter dem persönlichen Fitnessniveau liegen. Eine eigene App zum mobilen Hometraining für Smartphones (Apple und Android) ist für den Herbst ebenfalls geplant. Infos und Mitgliedschaft:

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Altspeiseöl bei SPAR nachhaltig entsorgen Nur etwa zehn Prozent des jährlich in Haushalten konsumierten Speiseöls werden fachgerecht recycelt. Der Löwenanteil landet im Restmüll oder wird über die Kanalisation entsorgt und so zum Problemstoff.

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n Kooperation mit der Firma E&P UCO-Recycling setzt SPAR ein Zeichen für den Umweltschutz und testet die Rückgabe von Altspeiseöl: An neun steirischen Teststandorten in Supermärkten ist es möglich, Altspeiseöl in einem Sammelautomaten nachhaltig zu entsorgen. Für jeden Liter reines Altspeiseöl erhalten die Kunden 10 Cents vergütet. Das gesammelte Altspeiseöl wird dann zu Biodiesel weiterverarbeitet. Über 50 Millionen Liter Speiseöl werden jährlich in Österreichs Haushalten konsumiert. Davon wird nur ein geringer Prozentsatz ordnungsgemäß entsorgt. Das bedeutet nicht nur eine große Belastung für die Umwelt, sondern auch hohe Folgekosten für die Wartung und Reinigung der Kanalisation einerseits und Kosten durch verstopfte Rohre im Haushalt andererseits. Dabei stellt Altspeiseöl einen wertvollen Rohstoff für die Produktion von Biodiesel dar. So kann jeder Österreicher für sich selbst entscheiden: ein Liter durch den Abfluss entsorgtes Altspeiseöl verursacht Folgekosten von rund 0,7 Euro. Ein Liter richtig entsorgtes Altspeiseöl entspricht der Rohstoffmenge für knapp einen Liter Biodiesel. Darüber hinaus ist daraus produzierter Biodiesel CO2-neutral, reduziert die Feinstaubbelastung und vermindert die Treibhausgasemissionen. Nachhaltiges Entsorgen leicht gemacht Es gibt also mehr als nur einen

Grund, Altspeiseöl in der Küche zu sammeln und richtig zu entsorgen. In neun steirischen SPAR- bzw. EUROSPAR-Teststandorten gibt es ab sofort einen Altspeiseöl-Sammelautomaten, bei dem Kundinnen und Kunden während des Einkaufs ihr Altspeiseöl nachhaltig entsorgen können: • SPAR-Supermarkt in 8055 Graz (Brauquartier 1) • EUROSPAR in 8280 Fürstenfeld (Hauptstraße 32) • SPAR-Supermarkt in 8490 Bad Radkersburg (Halbenrainerstraße 12) • SPAR-Supermarkt in 8291 Burgau (Neudauerstraße 375) • EUROSPAR in 8200 Gleisdorf (Schillerstraße 16) • EUROSPAR in 8430 Leibnitz (Wasserwerkstraße 32) • SPAR-Supermarkt Mühldorf in 8330 Feldbach (Gewerbepark 2) • SPAR-Supermarkt in 8401 Kalsdorf (Koralmstraße 4) • SPAR-Supermarkt in 8072 Fernitz (Kalsdorferstraße 8)

Altspeiseöl entsorgen und Geld sparen Die neun SPAR-Standorte ermöglichen den Konsumenten das Entleeren ihres Altspeiseöls dort, wo ihre täglichen Wege vorbeiführen, nämlich direkt im Supermarkt. Das ordnungsgemäße Entsorgen

Konsumenten können ab sofort an neun SPAR-Standorten in der Steiermark ihr Altspeiseöl nachhaltig entsorgen. von Altspeiseöl wird belohnt. Pro Liter reinem Altspeiseöl gibt es € 0,10 Vergütung in Form eines Vergütungsbons, der einfach an der Supermarkt Kassa eingelöst werden kann. Entwickelt und betrieben wer-

den die Sammelautomaten von der Firma E&P UCO-Recycling. Das in den Automaten gesammelte Altspeiseöl wird fachgerecht gesammelt und zu den Biodiesel-Produktionsstätten weitertransportiert.

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15 UHR Beginn Brau-Stadt-Fest 17 UHR Eröffnung mit Bieranstich

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Braustadt Brieflose zahlreiche Sofortgewinne* und attraktive Hauptpreise* Verlosung der Hauptpreise am Fest Preis pro Los 1,50€ Hauptpreise • Gösser Ballonfahrt für 2 Personen • Besuch Gösser Brauerei + Gösseum für 10 Personen • ein zweitägiger Aufenthalt in der Bierhauptstadt Leoben für 2 Personen *Eine Barablöse der Gewinne ist nicht möglich.

Eine Veranstaltung der City Management Leoben GmbH

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Kurz & News

Mit dem 1. Juli wurden dem Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WKO Steiermark die Agenden einer Standortanwaltschaft übertragen. Ihre Aufgabe ist es, Vorschriften, die für ein Vorhaben sprechen, geltend zu machen und Beschwerden an das Bundesverwaltungsgericht einzureichen bzw. Revisionen anzustrengen. „Wir sind damit die Anwaltschaft der Unternehmerinnen und Unternehmer bei Umweltverträglichkeitsprüfungen und werden deren Interessen weisungsungebunden vertreten“, kündigt der Leiter Ewald Verhounig an. Sehr zur Freude von WKO Steiermark Direktor Karl-Heinz Deroscheg: „Diese Anwaltschaft ist ein weiterer Schritt zu einer noch unternehmerfreundlicheren Steiermark.“

Industrial Design Show 2019 Dem Alltag kurz entfliehen – ganz entspannt die Kopfhörer aufsetzten und dem „digital detox“ hingeben oder lieber sportlich bei einem Street-Football Match? Die passenden Produkte lieferte die Industrial Design Show 2019 im designforum Steiermark. Bis 27. Juli präsentierten dort Studierende des Bachelor- und Master-Studiums Industrial Design an der FH Joanneum ihre Arbeiten und Modelle. So breit wie das Spektrum der Ausstellungsobjekte aus den Bereichen Product Design, Mobility Design und Eco-Innovative Design, sind auch die Kooperationspartner gestreut: Diese reichen von KTM Fahrrad, über Porsche Design oder MAN Truck & Bus AG bis zu B/S/H Hausgeräte oder Melitta.

Vielfalt und Kreativität in Graz Alle Jahre wieder begrüßt die Steiermärkische Sparkasse als Hauptsponsorin das Festival La Strada in Graz. Das Straßenfestival der außergewöhnlichen Art findet heuer von 26. Juli bis 3. August statt. „Über den Tellerrand schauen, gedankliche Grenzen auflösen und die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten, sind die wichtigsten Merkmale für das internationale Straßenfestival LaStrada. Wir sind stolz, dass wir es auch heuer wieder unterstützen können“, betont Georg Bucher, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse. Die neue LaStrada App (für Apple und Android) bietet nicht nur eine gute Übersicht über alle Aufführungen und Spielorte, sondern auch den online Ticketkauf.

100 Jahre AUVA-Unfallkrankenhaus in Gra

Am 1. März 1919 wurde das Orthopädische Spital der Arbeiterunfallversicherungsanstalt in Graz seiner Bestimmung übergeben. Heuer feiert das älteste Unfallkrankenhaus Österreichs seinen 100. Geburtstag. Seit 37 Jahren befindet es sich in der Grazer Göstinger Straße und ist Teil des UKH Steiermark. Alleine am Standort in Graz werden pro Jahr über 50.000 ambulante und 7.000 stationäre Fälle behandelt und über 5.300 Operationen durchgeführt. Der ärztliche Leiter Prim. Michael Plecko erklärt: „Neueste Versorgungstechnik macht es heute möglich, auch schwierigste Eingriffe sowohl in der Unfallheilbehandlung wie auch in der Orthopädie mit hoher Präzision und großem Erfolg durchführen zu können.“

Neue Zusammensetzung des Vorstandes

Die Steiermärkische Verwaltungssparkasse hat ihren Vorstand neu aufgestellt. Friedrich Santner, bisheriger Vorsitzender des Vorstandes, und Manfred Wehr, bisheriger Vorsitzender-Stellvertreter, scheiden aufgrund ihrer Funktionen im Aufsichtsrat der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG aus dem Vorstand aus. Als Nachfolgerin von Friedrich Santner wurde Eva Heigl als Vorsitzende des Vorstandes bestellt, sie ist Vorstand der Kreuzschwestern Europa Mitte. Als Nachfolger von Manfred Wehr wurde Werner Hauser als Vorsitzender-Stellvertreter des Vorstandes bestellt. Er ist FHProf. für öffentliches und privates Wirtschaftsrecht sowie Fachbereichs-Koordinator für Recht an der FH Joanneum.

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Sommerfest der Atmenden Wände Zur Feier des nationalen und internationalen Erfolgs der „Atmenden Wände“ lud Malermeister Hannes Herbsthofer am 27. Juni über 150 illustre Gäste zum Fest in das Schloss Obermayerhofen. Vor allem die mittlerweile sechs Markenpartner von Herbsthofer standen im Mittelpunkt dieses 1. Sommerfestes. Nach Grußworten von WKO Präsident Jürgen Roth, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landesrat Seitinger genossen die Gäste die Feier am Gaisrieglhof. So feierten VP-Politiker Reinhold Lopatka mit Gattin Franziska, der Kaindorfer Bgm. Thomas Teubl, Brigitte Kottulinsky, Ökoregion Chef Thomas Karner und viele weitere Prominente eine unvergessliche Sommernacht.

Fotos: Foto Fischer, Margit Kundigraber, AUVA/Lippitsch, Foto Furgler Geopho, Kanizaj

Start für neue Standortanwaltschaft


Kurz & News

Schulterschluss Südtirol und Steiermark LR Johann Seitinger besuchte am 10. Juli seinen Südtiroler Amtskollegen Arnold Schuler. Bei Produktion, Verarbeitung und Vermarktung, aber auch bei der Förderpolitik und Großraubwild suchen beide den Schulterschluss. Seitinger berichtete, dass das Thema Wolf auch in der Steiermark hochaktuell ist und er daher eine gemeinsame Strategie für das Großraubwild im Alpenraum unterstützt. „Wir müssen einen besonderen Fokus auf die benachteiligten kleinen und mittleren Bergbauernbetriebe lenken, da die Bewirtschaftungskosten sehr hoch und der volkswirtschaftliche Mehrwert der Landschaftspflege nicht nur für den Tourismus, sondern für die gesamte Gesellschaft von größter Bedeutung ist“, betont Seitinger.

Filialeröffnung in Deutschlandsberg Am 26. Juni eröffnete die Steiermärkische Sparkasse mit zahlreichen Gästen die umgebaute Filiale Deutschlandsberg. Mit modernster Austattung auf 380 Quadratmeter barrierefreier Fläche und diskreten Beratungszonen werden alle Bereiche des Geldlebens abgedeckt. Alarm- und Sicherheitstechnik befinden sich auf dem neusten Stand. „Das moderne Design vereint Übersichtlichkeit, Transparenz und Sicherheit in einer Raumstruktur. Durch die Auflockerung klassicher Bankelemente, heben wir die Beratung und Betreuung auf ein neues Qualitätslevel und bieten unseren Kundinnen und Kunden somit ein völlig neues Bankerlebnis,“ erläutert Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse.

Socar eröffnet erste Tankstelle in Graz

Fotos: Luef / die Steirerin, Lebensressort, Patrick Schlauer, Kiendler, Stadt Graz/Christian Glösl, WKO Steiermark/Klaus Morgenstern

Jubiläumsfeier 7 Jahre „Steirerin“ Mehr als 300 Gäste erschienen im Café Orange in Graz zum feierlichen Get-together, zu dem das Team der Steirerin rund um GF Nicole Niederl und Team lud. Nicht nur, um sieben Jahre Magazinerfolg zu zelebrieren, sondern auch um unsere Jubiläums-Steirerin zu präsentieren und den Partnern für die langjährige Zusammenarbeit zu danken. Unter den Gratulanten befanden sich LH-Vize Michael Schickhofer, die Künstlerin Valentina Eberhardt und die decasa-Kreativ-Duo Carola und Sabrina Deutsch. Gründe zum Feiern gab es genug: „Vom ,verflixten siebten Jahr‘ haben wir nichts gemerkt: laut Mediaanalyse 2018 konnten wir unsere Reichweite um sensationelle 4,3 Prozent erhöhen“, freut sich GF Niederl.

Socar ist die neue preiswerte Qualitätsmarke im österreichischen Tankstellenmarkt. Der Tankstellenbetreiber eröffnete am Grazer Eggenbergergürtel seine erste Tankstelle in Österreich. Mit einem grossen Eröffnungsfest wurde diese heute offiziell in Betrieb genommen. Ergänzt wird das Angebot durch eine moderne Wäschestrasse und ein attraktives Shopkonzept von „Nah & Frisch punkt“. In den nächsten Jahren wird die Marke Socar schrittweise das Logo von A1 ersetzen. CEO Edgar Bachmann freut sich: „Für Socar  stehen Treibstoffe und die persönlichen Bedürfnisse seiner mobilen Kunden an oberster Stelle.

CityRadeln als „Hit in der Hitz“

Knapp 34 Grad zeigte das Thermometer, als am 2. Juli um 18 Uhr auf dem Mariahilferplatz der Startschuss zur Großschädel-Tour des beliebten CityRadelns der städtischen Abteilung für Verkehrsplanung fiel. Rund 520 begeisterte „Pedalritter“ machten die Tour zum „Hit in der Hitz‘“. Die Firma Großschädl stellte als Toursponsor nicht nur ein großzügiges Buffet an der Labestelle zur Verfügung, sondern auch eine große Delegation von Radlern im Pulk. Dort entdeckte man beim Ritt durch den Grazer Westen u. a. auch den steirischen ARBÖ-Präsident Klaus Eichberger und Rad-Ass Edi Fuchs, der vor kurzem beim international stark besetzten Extremradrennen Ultracycling Dolomitica Platz 2 erreicht hatte.

WKO fordert Unterstützung bei Baumaßnahmen „Die Umsatzeinbußen wegen Baumaßnahmen sind unvermeidbar und können von den ansässigen Unternehmen niemals ausgeglichen werden. Gerade aus diesem Grund muss hier die Stadt Graz noch stärker dafür sorgen, die Behinderungen so gering wie möglich zu halten“, so WKO Präsident Josef Herk. „138 Mio. Euro an Kommunalsteuer alleine im Jahre 2018 tragen Grazer Unternehmen zur Entwicklung der Stadt bei – dafür können sie erwarten, dass sie möglichst ungestört ihrem unternehmerischen Tun nachgehen können.“ Die WKO Graz fordert daher bei Baustellen, deren Dauer über vier Wochen liegt, bereits zumindest neun Monate im Voraus die im Umfeld ansässigen Betriebe zu informieren.

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Kurz & News

Der Welterschöpfungstag, an alle verfügbaren natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr bereits verbraucht sind, ist heuer auf den 29. Juli vorgerückt. Es muss daher oberste Priorität haben, schnellstmöglich Lösungen gegen den überbordenden Ressourcen-Raubbau zu finden, wenn wir unseren Nachkommen in die Augen sehen wollen, erklärte LH Hermann Schützenhöfer. Mit gezielter Bewusstseinsbildung müssen die Menschen dazu motiviert werden, regionale, saisonale und gesunde Lebensmittel einzukaufen. „Bedauerlicherweise hat die Ernährung im Bildungsangebot nicht mehr den entsprechenden Stellenwer“, so LR Johann Seitinger. Hier brennt wahrlich der Hut und es braucht dringend ein Umdenken und Handeln.

Weltpremiere für neues Superfood Am 8. Juli stellte der innovative oststeirische Superfood-Pionier Fritz Rauer seinen neu kreierten und einzigartigen Brokkoli-Powerriegel im Science Tower in Graz vor. Weiters präsentierte Rauer die neu entwickelten Kreationen 2019 wie den einzigartigen Sprossenessig sowie essfertige Pflücksalate mit Hanföl-Dressing. „Diese erstklassigen Lebensmittel haben einen hohen gesundheitlichen Wert und verwöhnen die Gaumen der Menschen. Überdies stammen sie aus der Region und sind CO2-neutral produziert“, betont Rauer. Eine Weltpremiere ist sein Brokkolisprossen-Powerriegel mit antikarzinogener Wirkung, denn durch in Brokkoli-Sprossen sind Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe vervielfacht.

Freitopia – die Kinderstadt in Kapfenberg Nach dem großen Erfolg im Jahr 2018 öffnen sich auch heuer wieder die Stadttore von Freitopia in Kapfenberg! Die jungen Freitopianer spielen Stad mit eigener Politik, Bildung, Bank, Arbeitsamt und vielem anderen mehr. In Freitopia haben Kinder und Jugendliche von 6 bis 12 Jahren die Chance, die unterschiedlichsten Jobs und Berufe auszuprobieren. Mit einer stadteigenen Währung, den „Freitalern“, verdienen sie sogar eigenes Geld. Und wer unsere Kinderstadt besonders aktiv mitgestalten will, kann sich für einen Tag als Bürgermeister oder Stadtrat wählen lassen. Ziel des Projektes ist es, Kinder zu selbstverantwortlichem Tun anzuregen sowie Demokratiebewusstsein zu erlernen. Infos: www.kinderfreunde-steiermark.at

Soundportal-Tramway in neuem Design

Nach einigen Jahren war es wieder an der Zeit für ein Redesign für die beliebte Soundportal-Straßenbahn. Die feierliche Übergabe an das Soundportal-Team erfolgte am 19. Juli 2019, das eine Riesenfreude damit hat: „Wir werden mit der stylisch gestalteten Straßenbahn täglich das ganze nächste Jahr über flächendeckende Präsenz in der Landeshauptstadt Graz wirksam zur Schau stellen. Coole Musik und rockiger Style, tolle jugendliche Präsenz tingelt wieder mit den neuen Partnern wunderschön und werbewirksam neu gestaltet quer durch Graz, denn die Grazerinnen und Grazer fahren auf die neue Strassenbahn ab.“ Im Anschluss wurde das freudige Ereignis in der Herzl-Weinstube gefeiert.

Rasche Hilfe für Voestalpine-Mitarbeiter

„Ritterschlag“ für die Murhof Legends

Nach der Hiobsbotschaft, dass die Voestalpine Tubulars 125 Mitarbeiter entlassen wird, geben nun LH-Stv. Michael Schickhofer und LR Doris Kampus den Beschäftigten, die ihre Arbeitsplätze zu verlieren drohen, Hoffnung. Sie kündigen bei Bedarf die Ausweitung einer bestehenden Stiftung an. „Gemeinsam mit dem AMS werden wir alles Menschenmögliche unternehmen. Wir lassen niemanden im Stich“, betonen Schickhofer und Kampus in einer ersten Stellungnahme. Der drohende Verlust von 125 Arbeitsplätzen ist für die Mitarbeiter und ihre Familien eine furchtbare Situation. Daher wird das Land alles unternehmen, um diesen Menschen wieder Zukunftsperspektiven zu bieten“, erklären Schickhofer und Kampus.

Eine Delegation der Murhof Gruppe rund um Geschäftsführer Klaus Geyrhofer und Marketingleiter Gerald Stangl weilt derzeit bei den mit zwei Millionen Pfund dotierten Senior Open im Royal Lytham & St. Annes Golf Club, wo mit Ian Woosnam und dessen Management auch Gespräche über den Turnierstart in der Steiermark geführt wurden. „Ian Woosnam ist wie alle anderen Spieler der Staysure Tour sehr umgänglich und wollte möglichst viel über die Murhof Legends in Erfahrung bringen. Dass wir gleich im ersten Jahr des Turniers einen Golf-Giganten wie Woosnam am Murhof begrüßen dürfen, ist einfach nur sensationell und eine Bestätigung unserer Arbeit“, freut sich Turnierorganisator Gerald Stangl.

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Fotos: Land Steiermark, Rauers Vitaminreich, M. Krobath-Austriannews, Murhof Legends, Nikola Milatovic / Kinderfreunde

Appell für sorgsameren Umgang mit Ressourcen


Kurz & News

Wettbewerb für künftiges Stadtbootshaus Zur Ermittlung der besten Lösung für das geplante Stadtbootshaus an der Mur im Bereich des Marburger Kais wurde vom Referat Hochbau der Stadtbaudirektion Graz ein Architekturwettbewerb ausgelobt, an dem sich neun steirische Büros beteiligten. Das Preisgericht unter dem Vorsitz der Architektin Hemma Fasch entschied sich für den Entwurf der jungen Grazer Architektin Nina Maria Kuess und ihres Teams. Hervorstechendstes Merkmal sei „die Interpretation der Aufgabe als Hybrid“, der vielseitige Nutzungen ermögliche und sich mehr als Struktur und weniger als Gebäude wahrnehmen lasse, betonte die stellvertretende Preisgerichtsvorsitzende Andrea Redi bei der Präsentation des Entwurfs am 11. Juli.

Bilanz der styriarte 2019 „Verwandelt“ lautete das treffende Motto für die styriarte 2019, die sich selbst mitten im Wandlungsprozess hin zu einem noch innovativeren, noch breiter aufgestellten Sommer-festival befindet. Die styriarte 2019 lief in einem Budgetrahmen von rund 2,7 Mio. Euro, wovon etwas weniger als 50 % durch Karten- und Sponsorerträge vom Festival selbst erwirtschaftet wurden. Mehr als 30.000 Besucher bescherten der styriarte einen Kartenertrag von mehr als 1,2 Mio. Euro und damit eine Auslastung jenseits von 90 %. 2020 findet die styriarte von 19. Juni bis 19. Juli statt und wird unter dem Motto „Geschenke der Nacht“ ein Programm rund um die Fux-Oper „Gli ossequi della notte“ präsentieren.

Tonweber kauft Grundstück nahe TU Graz

Fotos: Stadt Graz / Fischer, Vogl + Co, Sebastian Sontacchi / Black Phoenix Positioning, Tonweber, Angelika Mende (Cooltours)

Lockenwunderwaffe bei Intercoiffeur Mayer Intercoiffeur Mayer lud am 19. Juli zur Österreich-Premiere: Beim Presse-Get-Together unter dem Motto „Curly Summer Splash“ präsentierten Gerhard Mayer und Stylistin Jozica „Joey“ Lah die Lockenwunderwaffen von HH Simonsen aus Dänemark. „Liebe, herzige Locken sind, verzeihen Sie den Ausdruck, aber ein Schaß. Locken müssen heutzutage geil, lässig, atemberaubend sein. Mit den Stylingtools von HH Simonsen sind curly Hollywood-Looks ohne großes Geld in wenigen Minuten umsetzbar - im Salon wie auch zu Hause“, erklärt Gerhard Mayer. Erhältlich sind die innovativen Lockenstäbe von HH Simonsen in mehreren Ausführungen für unterschiedliche Lockenlooks ab sofort im Flagshipstore Sporgasse in Graz.

Formel 1-Besuch bei Vogl + Co in Knittelfeld

Schon Oskar Vogl hatte ein Faible für schnelle Motoren. Er liebte den Rennsport, fuhr seit Beginn der 50er-Jahre selbst zahlreiche Bergrennen und Rallyes und wurde dreimal österreichischer Staatsmeister. Die Liebe zum Rennsport hat er vielen Vogl + Co-Kollegen mitgegeben und so freute es umso mehr, zwei Formel 1- Profis live und hautnah zu erleben. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg, Formel 1-Piloten im Rennstall vom Renault F1 Team, statteten Vogl + Co Knittelfeld am 27. Juni auf dem Weg nach Spielberg einen Besuch ab. Hautnah und zum „Angreifen“ – ein schöneres Geburtstagsgeschenk zum 100-Jahr-Jubiläum von VOGL+CO konnte das Renault F1 Team dem Jubilar nicht machen.

In der Friedrich Kaulbach Straße – in direkter Nachbarschaft zur TU Graz – sichert sich das Investment-Unternehmen Tonweber eine weitere Top-Adresse am Grazer Immobilienmarkt und setzt damit seine Investment-Offensive erfolgreich fort. Die Wohnungen wurden aufgrund der direkten Universitätsnähe vorzugsweise für studentisches Wohnen und eine zukünftige Vermietung konzipiert. Die Wohnungsgrößen betragen 33 bis 36 Quadratmeter. Großzügige Freiflächen mit Balkon oder Gartenanteile wurden dabei ebenfalls berücksichtigt. Die Fertigstellung wird termingerecht mit April 2020 erfolgen, teilt CEO Thomas Tonweber mit.

Bene eröffnete erste Ausstellungsfläche in Israel

Mit mehr als 100 Gästen, Kunden und Freunden des Hauses eröffnete Bene von 23. bis 25. Juni seine erste Ausstellungsfläche in Israel. Der internationale Büroexperte zeigt im Schauraum des lokalen Partners Global auf 120 m2 in Tel Aviv seine zukunftsorientierte Bürolösungen. Mit seinen innovativen Büroraumlösungen passt Bene perfekt nach Israel, das sich als Hub für Start-ups, innovative Unternehmen und internationale Techgrößen positioniert hat.

SinnWin bei langer Nacht der Nachhaltigkeit

Am 27. Juni hielt Claudia Schenner-Klivinyi von Sinnwin im Rahmen der „Langen Nacht der Nachhaltigkeit“ (organisiert von Cooltours, WKO und WIN) einen Vortrag zu „Strategischen Managementansätzen für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung“. Die Vortragende gab dem Publikum einen Überblick, wie Organisationen mit nachhaltigen, gesunden strategischen Managementansätzen einen Wettbewerbsvorteil erzielen im gleichzeitigen Einklang mit sozialen und Umweltaspekten. Bei dem Vortrag wurden fachlich-inhaltliche Themen, aber auch die Frage der richtigen Art der Umsetzung unter Einbezug der Stakeholder besprochen, um sinnvolle Win-Win Situationen zum Nutzen aller Beteiligten zu erzielen.

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Foto: werbelechner

Bauen & Wohnen

(vlnr.): Ing. Jürgen Spanninger, Granit | GF Ewald Streicher, Aira | GF Roman Ascherov, Aira | GF Ing. Günther Lederhaas, Granit | Ing. Sascha Gesslbauer | Architekt DI Viktor Angerbauer

Baustart für außergewöhnliche Terrassenhausanlage von Aira Real Estate Development Mit dem Spatenstich in der Baiernstraße realisiert Aira nun ein weiteres exklusives Immobilienprojekt in der steirischen Landeshauptstadt. In der achtgeschossigen Terrassenhausanlage entstehen 32 moderne Wohneinheiten.

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as aufsehenerregende Bauprojekt am Fuße des Plabutsch wurde unter Berücksichtigung der vor Ort ansässigen Fauna und Flora geplant und schafft somit eine Symbiose zwischen Natur und Architektur. Wunderschön eingebettet in einen Hang, lädt die Anlage mit einem grandiosen Blick auf das Unesco Weltkulturerbe Schloss Eggenberg, zum Verweilen ein. Die komfortablen und lichtdurchfluteten Eigentumswohnungen sind mit großzügigen Freiflächen (Terrasse oder Balkon) ausgestattet. In der ruhigen Baiernstraße, umgeben von Grünoasen steht einem stilvollen Wohnen in den 2 bis 4 Zimmerwohnungen nichts mehr im Wege. Der knapp 8 Quadratkilometer große Bezirk Eggenberg im 64 /// FAZIT AUGUST 2019

Westen von Graz bietet seinen knapp 23.000 Bewohnern in vielen Belangen eine überdurchschnittlich hohe Lebensqualität und ab Frühjahr 2021 können die Besitzer in der Baiernstraße diese in ihren Wohnungen genießen. Als bauausführendes Unternehmen konnte man das renommierte Grazer Bauunternehmen Granit gewinnen, welches für Qualität, Termintreue und fachliche Kompetenz steht. Die Bauarbeiten bei dem weiteren Bauprojekt von Aira Real Estate Development, in Graz, St. Peter, Nussbaumerstraße schreiten indes zügig voran. So konnte man hier bereits die Dachgleiche feiern und der geplanten Fertigstellung im Sommer 2020 entgegensehen.

Greencity Graz in Straßgang 2- und 3-Zimmer-Eigentumswohnungen, jede Wohnung mit Terrasse. Tiefgaragenplätze, Sofortbezug möglich. Auch für Anleger geeignet. HWB: 23,11 kWh/m²a, fGEE: 0,85, KP auf Anfrage, Wohnung finden auf: www.greencity-graz.at, Beratung und Verkauf: 050100-26400, graz@sreal.at

Renditeobjekt in Hörmsdorf bei Eibiswald: Zinshaus, Die Liegenschaft umfasst 12 Wohneinheiten auf drei Geschossen, ein zusätzlich vermietetes Wohnhaus, und eine großzügige Grundfläche - 2917 m², HWB: 117 kWh/ m²a, KP: 690.000,- Euro. Wilfried Fröhlich, 0664-8184141, www.sreal.at

Frauental, Nähe Deutschlandsberg: Wohnbauprojekt mit 8 modernen „gesunden“ Wohnungen zw. 50 m² und 88 m², Terrasse oder Balkon, hochwertige Ausstattung, offener Wohn- Ess- Kochbereich, Fußbodenheizung, HWB: 45 kWh/m²a, ab 129.231,- Euro. Wilfried Fröhlich, 06648184140, www.sreal.at

Ich suche für unsere vorgemerkten Kunden ein Haus in Graz oder Graz-Umgebung. Ich freue mich auf Ihren Anruf: Michaela Rettenbacher, MA BSc, Tel.: 0664/818 41 30, michaela.rettenbacher@sreal.at


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Sichrovsky und ‌

rt mit dem Peter Sichrovsky plaude Autor Liedermacher, Musiker, und Kabarettisten Joesi Prokopetz.


Sichrovsky und …

Humorlose Abnickgesellschaft »Jessas!«, ruft Joesi Prokopetz und schiebt die Kaffeetasse, die vor ihm auf dem Esstisch in seinem Einfamilienhaus südlich von Wien steht, zu mir. »Jetzt hab ich Ihnen extra einen Kaffee mit Milch gemacht und mir einen Espresso, und ich sitz da und trink aus Ihrer Tasse«, sagt er lachend. Ich reiche ihm die kleine Tasse mit dem Espresso, den er mir gab und aus dem ich allerdings ebenfalls bereits einen Schluck genommen hatte.

S

Foto: Gary Milano

oll ich einen neuen Kaffee machen? Ich hab wirklich nur einen Schluck genommen. Nehmen’S das Häferl einfach auf der anderen Seite«, sagt er und wischt die Stelle ab, wo er getrunken hatte. Auch ich gestehe ihm, dass ich bereits von seinem Kaffee gekostet hatte, und muss plötzlich lachen. Die Szene erinnert mich an einen Sketch von Prokopetz, den ich hier einfach »den Prokopetz« nenne, da es ja in Wien üblich ist, selbst engste Freunde mit dem Familiennamen anzusprechen. In einem seiner Monologe macht er sich über das Verhalten von Menschen lustig, die am liebsten aus den Tellern ihrer Tischnachbarn essen und beginnt den Sketch mit dem Satz, den er hasst: »Darf ich kosten?« Nun haben wir beide den Kaffee des anderen gekostet. Unser Gespräch läuft eher planlos, von einem Thema zum anderen. Egal worüber wir uns unterhalten, er reagiert mit dieser langsam-verlorenen Wiener Sprache. Jeder Satz hat eine inszenierte Struktur. Das ist eben kein Dialekt, sondern ein völlig eigenständiges Konstrukt und nur Unwissende sehen es als Teil der deutschen Sprachkultur. Prokopetz baut die Sätze mit Hindernissen, wie es der Wiener Tradition entspricht, und beginnt mit ein paar einfachen Worten, bis der Bruch kommt, der Widerspruch, das unerwartete Loch, in das man hineinfällt, wenn man nicht seiner Doppelbödigkeit folgt und sich in eine Zwischenetage rettet. Für ihn ist das entscheidende Wort im Satz der Wiener das »Aber« nach dem Beistrich, das alles vorher Gesagte zunichtemacht. Er nennt ein paar Beispiele: Ich bin ja kein Rassist, aber … Ich finde das Theaterstück ja interessant, aber … Der Bundeskanzler ist ja ein fescher Kerl, aber … Alles Wiener Jeder werde seiner Meinung nach irgendwann zum »Wiener«. Das sei keine Ortsbezeichnung, sondern ein Zustand. Auch Finnen oder Chinesen würden sich zu Wienern verändern, wenn sie intolerant, grantig, unfreundlich, ungeduldig und pessimistisch werden. Dahinter verberge sich jedoch ein weites Herz, das man suchen müsste. Seine innere, intellektuelle Unruhe mit der ewig zwei- und mehrdeutigen Rhetorik widerspricht der geordneten, äußeren Umgebung. In dem gut organisierten und gemütlich eingerichteten Haus fehlt jede klischeehafte Spur eines Künstlers oder wie

man sich das Zuhause eines Künstlers eben vorstellt. Prokopetz scheint seine Ordnung zu genießen und hat gewisse Vorstellungen über Strukturen und Zeitabläufe. Nachdem er mich fragt, ob wir Licht brauchen, drehte er es einfach auf, bevor ich noch antworten konnte. Auch der Vorschlag, am Sofa oder Esstisch Platz zu nehmen, ist rein rhetorisch, denn er sitzt längst am Tisch, wieder bevor ich eine Meinung dazu haben konnte.

Bedürfnis nach Langschlafen 1952 als Sohn eines Druckereibesitzers geboren, war seine Zukunft als Nachfolger geplant, bis er das Schreiben entdeckte. In der Druckerei sei er schon aufgrund des Zeitplans gescheitert, da er als Lehrling bereits um sieben Uhr früh anwesend sein musste. Das habe seinem Bedürfnis nach Langschlafen widersprochen. Es blieb dann nur mehr das Schreiben als Beruf, da er nicht an einen »Betrieb« – wie die Druckerei – gebunden sei. Das Wort »Betrieb« verursache bei ihm bis heute Kopfschmerzen. Doch auch an das Schreiben hatte er die Erwartungshaltung, dass es ein entsprechendes Leben finanzieren würde. Dazwischen, als es finanziell nicht so gut klappte, arbeitete er erfolgreich als Werbetexter, weil es eben notwendig war und er einen angenehmen Alltag gegenüber dem Hungerdasein des Künstlers vorziehe. Kreativität und Einfälle fehlten nicht. Schwieriger war es, sie der Werbebranche zu verkaufen. Den Hit »Lustig samma – Puntigama« zum Beispiel wollten seine Auftraggeber anfangs nicht, weil es ja Puntigamer heißt und nicht Puntigama. Als er es bis zum europäischen Kreativdirektor geschafft hatte und in Europa herumreiste, ging es ihm plötzlich auf die Nerven. Er verließ die Werbebranche und konzentrierte sich auf das Schreiben. Eine Vielzahl kreativer Tätigkeiten folgte. Politisches Kabarett interessiere ihn nicht, da habe die Realsatire das Kabarett längst überholt. Wenn man zum fünfundzwanzigsten Mal sich über die Ohren von Kurz oder Ibiza lustig macht, sei das bereits erledigt, und er meint dazu: »Nehmen Sie Ibiza, auf so etwas kommt man einfach nicht als Satiriker, ebenso die Verteidigungsrede von Strache, die rhetorisch einmalig war. Der Cicero wäre beeindruckt gewesen, wie daraus eine Anklage wurde, einfach wunderbar!« Im Grunde genommen interessiere ihn der Alltag der Menschen, es sind die täglichen Selbstverständlichkeiten, die ihn reizen, sich darüber lustig zu FAZIT AUGUST 2019 /// 67


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machen und die Widersprüche zwischen Erwartung und Realität aufzuzeigen. Seine intellektuelle und künstlerische Spielwiese seien die Wiederholungen des täglichen Lebens, betont Prokopetz. Er könne sich nicht vorstellen, politisches Kabarett zu machen. Was auf diesem Gebiet geboten werde, komme ihm ziemlich hilflos vor. »Zu Beginn schrieb ich schwülstige lyrische Prosa«, erzählt er. »Einfach unleserlich. Bis ich mich eines Tages hinsetzte und das Lied ‚Da Hofa‘ schrieb, in einer dreiviertel Stunde, einfach so aufs Papier. Ich zeigte es Ambros, den ich noch aus der Schulzeit kannte. Der hat immer schon musiziert, aber so nichts sagende, englische Texte geschrieben. Er hat den ‚Hofa‘ vertont und immer wieder vor Freunden gespielt, bis es eine wohlhabende Dame aus guter Gesellschaft zufällig hörte und eine Aufnahme finanzierte. Wir zeigten es einem Produzenten und der meinte, das sei kein Lied, das habe keinen Refrain!« Von der Süddeutschen verrissen »Da Hofa« erschien 1971 als Single und 1972 auf der LP »Alles andere zählt net mehr …« bei Amadeo und hielt sich in der österreichischen Hitparade acht Wochen auf Platz 1. Das Lied war der Beginn des »Austropop«, wie es ein Münchner Journalist nannte, und reiht sich in die Liste der Dialektevergreens wie der »G’schupfte Ferdl« von Helmut Qualtinger. Dutzende Liedertexte folgten für zahlreiche Sänger und Sängerinnen, bis Prokopetz sich an eine Wienerische Interpretation von Goethes »Faust« wagte, die er »Fäustling« nannte. »Das Stück wurde von der Süddeutschen Zeitung verrissen«, erzählt er lachend. »Doch man bot mir eine Tournee durch verschieden Ostblockstaaten. Darauf ließ ich mir in meiner Zimmer-Küche-Wohnung sofort das Wasser einleiten. Die Tournee wurde dann abgesagt und ich saß auf einem Riesen Schuldenberg, aber das änderte sich bald.« Er schrieb die Texte zu »Der Watzmann ruft«, das später zu einem Musical erweitert wurde und ein großer Erfolg war. Der wichtige Kontakt zum Publikum Immer wieder spricht Prokopetz über den Kontakt zum Publikum, den Lesern und Zuhörern. Er könne nicht akzeptieren, wenn Künstler jammern, dass sie keiner verstehen würde. Er beziehe das Material für seine Texte von Menschen, die ihn umgeben, die er beobachtet, egal ob Publikum oder zufällige Bekanntschaften, und kann sich zum Beispiel in einem Programm minutenlang darüber lustig machen, wie ihm verschiedene Leute einen Weg beschreiben und all die guten Ratschläge ihn nie zum Ziel führen. Dabei übernimmt er manchmal die Rolle des Kritikers seiner eigenen Arbeit und macht sich in einem Text lustig über den Alltag eines Kabarettisten in Österreich, von den banalen Bemerkungen des Publikums bis zum grausigen Essen, das ihm die Veranstalter vor der Vorstellung in der Garderobe vorbereiten. »Ich glaube, das sind meine jüdischen Wurzeln und der jüdische Humor mit seiner grenzenlosen Selbstironie«, sagt Prokopetz

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Wir zeigten den Hofa einem Produzenten und der meinte, das sei kein Lied, das habe keinen Refrain. Joesi Prokopetz

und erwähnt die Mezuzah, die am Eingang neben seiner Haustür an der Wand hängt und er in Jerusalem gekauft hatte. Wer denn jüdisch in seiner Familie sei, frage ich ihn und er antwortet, seine Mutter, worauf ich ihm erkläre, er habe keine »jüdischen Wurzeln«, sondern sei nach dem Gesetz der Halacha, der Schrift der Juden, einfach Jude. Denn wer eine jüdische Mutter hat, ist Jude. Das ist alles, was zählt. Er spricht von der christlichen Erziehung, die seine Mutter bekommen habe, nachdem sie kurz vor Einmarsch der Deutschen getauft wurde. Auch er sei als Kind nie mit dem Judentum in Berührung gekommen. Erst später durch Verwandte, die nach Israel ausgewandert seien, habe sein Interesse begonnen und die vielen Reisen nach Israel hätten ihn jedes Mal begeistert. »Ich fahre immer gerne nach Israel, aber ‚Gefillte Fisch‘ esse ich trotzdem nicht«, sagt er lachend. Auch sein Bezug zum Judentum hat eine Anekdote. Bei der Bar Mitzvah des Sohnes seines Onkels traf er Rabbiner Eisenberg, den ehemaligen Oberrabbiner von Wien, der ihn während des Buffets im Anschluss an die religiösen Feierlichkeiten ständig beobachtete. Bis ihm auffiel, dass es nicht um ihn selbst ging, sondern um die Kette, die er um den Hals trug, an der die Serviette hing. Nach dem Essen ging er zu Eisenberg und schenkte ihm die Kette, der außer sich vor Freude war und ihm zuflüsterte: »Vor allem meine Frau wird eine Freude damit haben.« Cosmischer Dolm 1983 schuf er mit der Gruppe DÖF (Deutsch-Österreichisches Feingefühl) den Schlager »Codo ... düse im Sauseschritt«, der sich mehr als 2.5 Millionen Mal verkaufte. Codo, das laut Prokopetz entweder »Cosmischer Dolm oder Cosmischer Depp« heißen kann, wird nach wie vor gespielt wie viele andere Kompositionen aus diesen Jahren und sind zu Evergreens geworden. Prokopetz nennt die Hits aus dieser Zeit, die mit absurden Texten begeistern, lieber die »Ever-Blacks«. Zu seinen »Helden« in dieser Zeit zählt Georg Kreisler, den er im Konzerthaus gesehen hatte, als er nach der Pause in einer grünen Badehose, mit Taucherbrille und


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Flossen auf die Bühne kam und ohne mit einem Wort auf seine Bekleidung einzugehen, sich ans Klavier setzte und weitermachte. Heute sei die Sprache des Austro-Pop einfacher und derber, während musikalisch die Lieder sich verbessert hätten, vor allem durch moderne technische Möglichkeiten. Aber Texte wie der ‚Überzieher‘ von Armin Berg gäbe es nicht mehr, weder im Kabarett noch in den Dialektliedern. Manche der alten Lieder könnten als ‚politisch inkorrekt‘ auch nicht mehr gespielt werden wie zum Beispiel: »A jeder Kongo-Neger hod zwa Hosenträger, aber unsereiner, der hod nix. A jeder Fetzenschädel hod a Schweden-Mädel, aber unsereiner, der hod nix!«

Foto: Gary Milano

Lebenslauf voller Kreativität Ein anderes Vorbild war und ist Helmut Qualtinger. Den »Herrn Karl« konnte er schon als Jugendlicher auswendig. Die Schallplattenfassung beeinflusste ihn mehr als alle Kabarettisten und Liedermacher gemeinsam. Und natürlich Nestroy, der viel zu wenig aufgeführt werde. 2001 spielte er unter der Regie von Elfriede Ott in Nestroys »Mandoletti« auf der Burg Liechtenstein. Werbung, Kabarett, Lieder und Musicals, Theater, Bücher – sein Lebenslauf ist eine lange Liste seiner Kreativität. Auf zukünftige Pläne angesprochen, weicht er aus. Er habe nie ein Ziel gehabt, Ziele hätten ihn gefunden. Derzeit arbeite er an drei Erzählungen. In einer schleicht sich der Teufel in ein Dorf, in der der Pfarrer gestorben ist, und übernimmt dessen Stelle. Prokopetz kann kaum weitererzählen, weil er immer wieder lachen muss, als würde man ihm die eigene Geschichte vorlesen. So geht das während des ganzen Interviews. Kaum eine Antwort, Anekdote oder Beschreibung, die nicht druckreif als kabarettistische Szene dargeboten werden könnte. Prokopetz gibt keine Interviews, er geht in seinen Gedanken und Erinnerungen spazieren und amüsiert sich dabei köstlich. Für ihn scheint alles Gegenwart zu sein. Vergangenes und Zukünftiges wird erzählt, als passiere es jetzt, und es erheitert ihn und sein Lachen ist ansteckend. Man sitzt nicht vor ihm und wartet auf Antworten, man begleitet ihn bei seinen Reisen durch die Komik des Alltags, die er wie kein Zweiter beschreiben und wiedergeben kann. In einer Art Pensionszeit Er hat seine eigene Definition von Pensionszeit, in der er sich laut Selbstbeschreibung befindet. Alleine September und Oktober tritt er sechs Mal und im November acht Mal in verschiedenen Städten in Österreich auf mit Programmen wie »Pferde können nicht reiten« und »Gürteltiere brauchen keine Hosenträger« und »Giraffen können nicht husten«. Joesi ist weiters Intendant zweier Festivals in Niederösterreich, zum Einen von der Ybbsiade - das zweiwöchige Kabarett- und Kulturfestival in Ybbs an der Donau, das seit 31 Jahren jährlich veranstaltet wird – und zum Anderen seit heuer auch Intendant der Sommerspiele in Maria Enzersdorf im Schloss Hunyadi »Humor im Schloss«. Dennoch, trotz Optimismus und Schaffensvielfalt beobachtet Prokopetz

ein Nachlassen des Interesses gegenüber kulturellen Veranstaltungen. Wenn sich die »Nickautomatik« nicht einschalte – wie Prokopetz es bezeichnet – und man das Gesagte nicht »abnicken« könne, vermeiden Zuseher die Veranstaltungen. Die Neugierde gehe verloren, das Publikum laufe zu Bewährtem und Bekanntem und sei immer weniger bereit, sich überraschen zu lassen. Man möchte hören, was man schon gehört hat und kennt, und damit auch bestätigt werde, mit der eigenen Meinung richtig zu liegen. Der »Quotenwitz« dominiere das Kabarett und den Humor, der heute ein etwas geschliffener Stammtischwitz sei. Es werden Witze über Menschen und Ereignisse erwartet, über die man Witze hören möchte und diese eben dann »abnicken« könne. Wir verabschieden uns mit meinem Versprechen, am 17. September zu seiner Vorstellung nach Graz ins Theater-Kaffee zu kommen. »Es geht dort ein bisschen um Thomas Bernhards Gedanke, dass die Jungen den Alten nichts zu sagen hätten und dass I junge Leut‘ ned mag …«, sagt Prokopetz, und als ich ihm antworte: »Na, da muss ich ja kommen. Wir sind ja beide in einer ähnlichen Situation!«, lachen wir beide wie zwei alte Männer, die immer noch ihren Spaß haben mit einer Welt, die wir dennoch immer weniger verstehen. n

Joesi Prokopetz Geboren 1952 in Wien. 1971 wurde er bekannt mit dem Hit »Da Hofa«, vertont und gesungen von Wolfgang Ambros, danach weitere Liedertexte wie »Es lebe der Zentralfriedhof«. 1974 erscheint das gemeinsam mit Manfred Tauchen und Wolfgang Ambros erstellte Konzeptalbum »Der Watzmann ruft«. 1983 war er Mitbegründer, Musiker und Songwriter der Gruppe »DÖF« (Deutsch-Österreichisches Feingefühl). Gemeinsam mit Manfred Tauchen, Annette und Inga Humpe hatte DÖF einen internationalen Erfolg mit dem Lied »Codo … düse im Sauseschritt«. Mitte der 80er-Jahre war er dann mit »Sind Sie Single?« auf Platz 1 der heimischen Hitparade. Als Werbetexter kreierte er Anfang der Neunzehnachtzigerjahre mit seinem Werbeunternehmen den heute noch bekannten Werbeslogan »Lustig samma – Puntigamer«. Im Jahr 2008 wurde Prokopetz der Berufstitel »Professor« verliehen. Seit 2015 ist Prokopetz Intendant der Ybbsiade.

FAZIT AUGUST 2019 /// 69


Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Binder bindet 70 /// Fazit August 2019




Fazitportrait

Binder+Co, der Spezialist für Aufbereitungs-, Umwelt- und Verpackungstechnik wird 125 Jahre alt. Geboren und aufgewachsen in

Graz, hat er sich die letzten knapp 60 Jahre gut eingelebt in Gleisdorf und baut mittlerweile

innovative Maschinen bis hin zur Marktführerschaft. Eine kleine Reise in einem Auto mit Schiebedach, Umwege inklusive. Fahren Sie mit.

I

mmer schon war es leicht nach Gleisdorf zu kommen. Was wie ein Romaneinstieg bei Marcel Proust klingt, ist seit 13. September 1969 tatsächliche Realität. An diesem Tag wurde die Autobahn nach Gleisdorf als Teil der A2 eröffnet. Als eine der ältesten Autobahnen Österreichs wurde sie schnell populär, ja sogar legendär, weil sie in beiden Fahrtrichtungen bereits über jeweils drei Fahrspuren verfügte, was damals fast unanständig war, wie auch später gebaute Autobahnen heute noch zeigen. Was noch in den Neunzehnsiebzigerjahren als größenwahnsinnig verunglimpft wurde, kann heute angesichts der Massenmotorisierung gar nicht hoch genug als vorausschauende Verkehrspolitik geschätzt werden – auch wenn der Pannenstreifen zu schmal dimensioniert wurde. Aber das war schon meinen Eltern egal, mit denen ich regelmäßig an den hohen Feiertagen die Verwandten in der Oststeier zu besuchen hatte. Zuerst mit einer Renault Dauphine, dann mit einem Peugeot 404, später 504, schließlich Mercedes 230 E, dann C 200. Mit der Dauphine freuten sich immer alle auf das Bergabstück ab Laßnitzhöhe. Eingequetscht zwischen einer sehr dicken Tante und einem ebensolchen Onkel, in der Sicht zusätzlich durch den dichten Zigarettenrauch meiner Eltern gehindert, spürte ich spätestens auf der Höhe von Nestelbach jedes Mal deutlich die zunehmende Geschwindigkeit. Bei der Rückfahrt war es umgekehrt. Ab dem Peugeot wurde alles besser: mehr Platz auf der Rückbank, FAZIT AUGUST 2019 /// 73


Fazitportrait

Unsere starke Basis sind Maschinen und Kleinprojekte unter einer Million Euro. Jörg Rosegger

mehr PS, bessere Sicht wegen der Kaminfunktion des Schiebedachs. Und höhere Geschwindigkeit, die sogar an Grenzen stoßen durfte. Seit 45 Jahren gilt die 130-km/h-Begrenzung. Außer beim IG-L-100er. Aber das gab es auf Autobahnen auch schon im Erdölschockjahr 1973 für knapp drei Monate und dann noch 120 km/h für zwei Monate. Viele Zeitzeugen glauben übrigens bis heute, dass die Autobahn Graz–Gleisdorf genau 18 Kilometer lang ist. Das galt zwar für die erwähnte Eröffnung 1969 tatsächlich, aber die Autobahn führte nur bis Raaba. Der weiterführende Anschluss an Graz-Ost wurde erst im Herbst 1970 fertiggstellt.

Ankunft in Gleisdorf Damals wie heute war die Autofahrt von Graz nach Gleisdorf in der Regel besser und schneller zu bewältigen als der innerstädtische Weg von Eggenberg nach St. Peter. Und damals wie heute bietet sich bei der Abfahrt Gleisdorf-West dasselbe Bild: Zur rechten Hand erhebt sich gleich zu Ortsbeginn die architektonisch markante und mittlerweile legendäre Stahlrundhalle von Binder+Co. Das Unternehmen, das in erster Linie Maschinen und Anlagen zur Aufbereitung von Wert- und Rohstoffen herstellt, gehört seit fast 60 Jahren zum Weichbild der Stadt Gleisdorf, und die vom Enkel des Gründers entworfene, 1960 errichtete Rundhalle ist sprichwörtlich zu einem Wahrzeichen geworden. Die heutige Binder+Co-Gruppe ist ein modernes Unternehmen mit Töchtern in Italien, den USA und China, gilt als Technologie- und Weltmarktführer in verschiedenen Bereichen und beliefert mit sechs Kontinenten im wahren Sinne des Wortes die ganze Welt. Tatsächlich feiert das Unternehmen heuer sein 125. Bestandsjubiläum, das heißt, sein Ursprünge gehen auf das Jahr 1894 zurück. Die ersten 65 Jahre befand es sich in Graz-Eggenberg, vom Namensgeber Ludwig Binder als Bau- und Kunstschlosserei gegründet. Heute umfasst das Geschäftsmodell drei Standbeine: Kerngeschäft sind die Einzelmaschinen, in denen so viel Innovationskraft und Knowhow steckt, dass etwa beim Sieben und beim Sortieren von Weltmarktführerschaft gesprochen werden

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darf. Zweites Standbein ist das System- und Projektgeschäft, bei dem komplexe Gesamtanlagen verkauft werden. Das dritte ist das nicht minder wichtige Service- und Ersatzteilgeschäft. Als Mission von Binder+Co kann die Frage nach dem Umgang mit Roh- und Wertstoffen bezeichnet werden. Das Angebot an die Kunden des oststeirischen Unternehmens umfasst dabei sechs Prozessschritte: brechen (zerkleinern) – sieben – nass aufbereiten – thermisch aufbereiten – sortieren. Der sechste Schritt – verpacken und palettieren – bezieht sich ausschließlich auf das Segment Verpackungstechnik: Dort hat es Binder+Co durch ein Joint Venture mit einem vormaligen Mitbewerber als »Statec Binder GmbH« unter die Top 3 geschafft und bedient die Industrien für Petrochemie, Düngemittel, Saatgut sowie Lebens- und Futtermittel. Schließlich muss fast alles verpackt werden, egal ob Getreide, Kunststoffgranulat oder Düngemittel, alles sogenannte freifließende Schüttgüter. Und auf Paletten geschlichtet – machen alles die Maschinen von Statec-Binder, die mit 80 Mitarbeitern im Industriepark von Gleisdorf angesiedelt ist. Trocknungsanlage für 18 Millionen Euro Das Geschäft am Standort von Binder+Co in der Grazer Straße ist also die Aufbereitung von Roh-und Wertstoffen und es teilt sich etwa 50 zu 50 auf. Bei der Aufbereitung von Rohstoffen geht es in erster Linie um Primärrohstoffe wie Kohle, Erze oder Sand. Hier werden die Industrien Baustoffe, Bergbau, Steine und Erden sowie Eisen und Stahl bedient. Zu den Kunden zählen zum Beispiel die Strabag, die Voest in den USA (Trocknungsanlage) oder die Eurochem in Russland. »Eurochem war ein großes Bergbauprojekt«, erläutert Vorstandsmitglied Jörg Rosegger. »In den letzten vier Jahren von 2014 bis 2018 haben wir dort für mehr als 18 Millionen Euro eine Trocknungsanlage für Kalisalz gebaut.« Das Geschäft im Segment Umwelttechnik spielt sich im Sekundärroh- oder Wertstoffbereich ab. Hier gibt die Recyclingindustrie den Ton an. Zu 80 Prozent dreht sich hier alles um Glas, genauer Altglas. Kunden sind vor allem Glashütten, die selbst sammeln und




Fazitportrait

aufbereiten und sich damit wieder selbst einen Rohstoff besorgen. Denn auch für Glashütten ist die Altglasscherbe interessanter als es die original Rohstoffe sind. Und Glas ist unendlich oft rezyklierbar, seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Die zusätzliche Verwendung von Altglas macht die Produktion günstiger. »Unsere Kunden sind aber auch Unternehmen, die spezialisiert auf Sammeln und Recyclen sind und dieses Glas oder diese Kunststoffe dann einer Glashütte oder einem Kunststoffaufbereiter verkaufen«, so Rosegger. Kunden sind etwa Remondis in Deutschland, einer der weltweit größten Dienstleister für Recycling, Service und Wasser oder Vetropack in Pöchlarn und Kremsmünster. Martin Pfeffer, Vorstandsvorsitzender: »Aktuell bauen wir gerade für die Firma Sirkel in Norwegen eine der modernsten Glasaufbereitungsanlagen mit einem Volumen von 15 Millionen Euro, die bis Dezember 2019 fertig sein soll.«

Sensorbasiertes Verfahren Wie überhaupt die Glasaufbereitung jenes Metier ist, in dem Binder+Co weltweit Anerkennung gefunden hat. Das Unternehmen verwendete schon in den 1980er Jahren Lichttechnik im Glasrecycling und war damit der Pionier der Branche. Während damals noch ausschließlich mit Infrarot Keramik, Stein und Porzellan grob aussortiert wurden, umfasst das sogenannte sensorbasierte Verfahren längst das gesamte Lichtspektrum bis UV und Röntgen. Und es werden damit mittlerweile nicht nur Glas, sondern auch Kunststoffe, Papier und Mineralien sortiert. Wie das erreichbar war, beantwortet Jörg Rosegger so: »Es gibt verschiedene technische Verfahren und Anwendungen, dafür ist

ausgiebige Grundlagenforschung notwendig. Diesbezüglich arbeiten wir mit entsprechenden Institutionen zusammen, wie zum Beispiel mit der Montanuniversität, mit Joanneum Research oder dem Fraunhofer Institut in Deutschland und noch anderen Partnern. Die machen für uns die Grundlagenforschung, etwa auch welche Sensortechnologie jeweils notwendig ist, verschiedene Kamerasysteme und verschiedenste Lichtquellen – wir entwickeln das dann weiter und machen den Maschinenbau dazu.« Mit dem Umsatz im Geschäftsjahr 2018 in Höhe von 106,12 Millionen Euro (2017: 118,18 Millionen Euro) für die Binder+Co-Gruppe (insgesamt 378 Mitarbeiter, 93 Prozent Exportquote) war man zwar nicht ganz zufrieden, sieht aber keinen Grund zur Sorge. Martin Pfeffer: »Das Ergebnis wird deutlich verbessert werden, das wissen wir jetzt schon, weil wir bereits zum Halbjahr über dem Vorjahr liegen.« Die Aktiengesellschaft ist seit 2016 endgültig nicht mehr an der Börse. Mit den Industrieholdings Liaunig (30 Prozent) und Treibacher (17 Prozent) sowie der Albona Privatstiftung (24 Prozent) und Veit Sorger (7 Prozent) habe man eine solide Kerneigentümerstruktur und der hohe Aufwand für die immer strenger werdenden Gesetze und Vorschriften an der Börse haben sich wegen vier Prozent im Streubesitz nicht mehr rechtfertigen lassen, ist sich der Vorstand einig. Einigkeit herrscht ganz offensichtlich auch darüber, dass in diesem Betrieb gern gearbeitet wird. Was einerseits dadurch belegt scheint, dass die Mitarbeiterfluktuation gering ist und andererseits, dass auch dem Außenstehenden eine sympathische Unternehmenskultur entgegenweht. Binder bindet. Und das merken wohl auch die Kunden. n

Binder+Co AG 8200 Gleisdorf, Grazer Straße 19–25 Telefon +43 3112 800 binder-co.com

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Die Nichtausübung von Macht mißfällt den Leuten. Und wohlgemerkt: nicht den Chefs mißfällt das, sondern den Untergebenen. Luciano De Crescenzo, Schriftsteller, 1928–2019

Aus Ibiza lernen? Brandl vs. Petrowitsch

Vor dem Schreddern war Ibiza und davor die Kunst und noch weiter davor die Kultur. Sollte es in irgendeinem Gefüge noch so etwas wie einen roten Faden geben der zum besseren Verständnis dieser Diskussion beitragen könnte, dann dieser aufgezeichnete Dialog.

Foto: Archiv

Ausgangspunkt war ein Ausstellungsprojekt von Michael Petrowitsch beim Kulturzentrum Minoriten. Ernst Brandl hat daraufhin einen Diskurs eröffnet, aber lesen Sie selbst ...

78 /// FAZIT AUGUST 2019

D

ie aktuelle Ausstellung von Michael Petrowitsch »Grimassen des Realen« im Grazer Kultum arbeitet unter anderem mit der »Ibiza-Affäre« in schnappschussartigen Bildern und spricht auch ohne Worte, in Bänden. Petrowitsch’ mosaikhafte »Facials« von bekannten TV-Größen in Ausübung ihres journalistischen Mundwerks visualisieren Momentaufnahmen des Unfassbaren. Ein Korrespondenzdisput über eine Ausstellung, die ohne Worte auskommt und dennoch die Wirkmächtigkeit von TV-Bildern, Texthülsen, Politik und Journaille freilegt.

Geschätzter Michele! Du stadtbekannter Kulturschwerenöter! Hast – bei der Steilvorlage aus Ibiza – einem Schnellschuss nicht widerstehen können, und zack, zack, zack eine Fotoausstellung bei den Minoriten (ja wo denn sonst in Graz ist man geneigt zu sagen) zu den Bilder- und Kommentarfluten, die angeblich unsere Republik veränderten, – aus dem Ärmel geschüttelt! Gratuliere zunächst – aber nicht alles, was so an ehrwürdigen Gemäuern an der Wand hängt, muss sich gleich Ausstellung nennen. Auch ein fetziger (von Zizek geklauter) Titel (»Grimassen des Realen«) gebiert noch kein staunendes Publikum. Mir ist beim Betrachten Deiner Fotos Wolfgang Bauer eingefallen, der ja auch selbst bei »schlechten Gedichten« aus seiner Feder frohlockte – In diesem »Bauer’schen Sinn«: Gratuliere zur Ausstellung! Dein Lieblingsburschenschafter Ernst B.

Werter Ernesto! Erstmal herzlichen Dank, du machst einen glücklichen Mann sehr alt. Dem Bauer-Vergleich zum Trotz wende ich als begnadeter Kirchensteuerzahler und Zehn-Gebote-Fan dennoch ein: Ich klaue nicht! Der Titel der Ausstellung »Grimassen des Realen« wurde von good old Slavoj nur entlehnt, geborgt in gewisser Weise – meinetwegen auch zitiert. Der Inhalt des Büchleins, dessen Übersetzung in den 1990ern Isolde Charim besorgte, steht ohnehin diametral zu meinem ursprünglichen in der Ausstellung geäußerten Ansinnen. Da dezentriert der Autor das Subjekt mit Hilfe der Hegelschen Subjektphilosophie und treibt auch sonst allerhand Schabernack, den zu lesen man vor 25 Jahren, als die Tage lang, die Mieten niedrig und die Bierpreise im Keller waren, noch eine unterhaltsame Wohltat war. Jetzt akzeptiere ich als Freigeist ohnehin fast alles (auch die Dezentrierung des Subjekts mit Hilfe der Hegelschen Subjektphilosophie), aber aus dem Ärmel geschüttelt wird bei dieser Art von Künsteln nichts. Das kommt aus dem Bauch, in dessen Nähe bekanntlich das Hirn sitzt. Und zum Thema Fotoausstellung möchte ich dann auch noch was sagen müssen. Dein M Ach Michele, Deine offensichtliche »Freigeisterei«, die du so selbstverliebt, fast monstranzenhaft, vor Dich herträgst, macht Dich ja eigentlich unwiderstehlich – zumindest was Deinen fotografischen Blick betrifft. Mit


Alles Kultur Sommerspecial anderen Worten, deine »zack, zack, zack Ausstellung« hätte der vorangestellten Auratik der Wort- und Denkergrößen Hegel oder Zizek nicht bedurft. Deine ausgestellten Schnappschüsse (verzeih mir diese banale Beschreibung deiner fotografischen Technik) der offenen Münder und feixenden Augenpaare der Kommentaristen der Ibiza-Ereignisse künden auch ohne Worte von großen und schicksalsschweren Sauerei- und Staunereien. Wenn Du mit Deiner Handykamera die vollen Lippen, dentalen Defizite und Krähenfüße um die Augenwinkel der Ibiza-Erklärer dokumentierst, stellst Du damit weniger »Grimassen der Realität« dar als vielmehr das »Schlamassel der Journaille«, die ob der »besoffenen G’schicht« in Ibiza ebenso wie die beiden Protagonisten dieses absurden Dramoletts nicht in der Lage waren, »nüchtern« zu berichten. Ob des »Unfassbaren« rund um die Worte des Herrn Vizekanzlers Strache und die wenigen, aber aussagekräftigen Gesten des Herrn Gudenus offenbarte sich bei Filzmayer (deine mosaikhafte Bilderserie des ORF-Chef-Politologen ist herrlich demaskierend) und Co das, was ohnehin nicht sonderlich ausgeprägt in der heimischen Medienlandschaft zu sein scheint: nüchterne Objektivität! Es waren diese Damen und Herren aus dem TV-Kastl, die uns Österreicher und

ÖstereicherInnen »Ibiza-Gate« erklärten und aus der absurden Text- und Bildervorlage des Videos uns erst die skandalöse Wirklichkeit dazu erklärten. In diesem Sinne ist deine Fotoausstellung beinah eine Sammlung von Täterfotos. Was wirklich fehlte, um dieses »Schlamassel der Journaille« rund um Ibiza darzustellen, wären Schnappschüsse der tippenden Finger der heimischen Redakteurs- und RedakeurInnenzunft. Denn diese erhobenen Zeigefinger, mit der die Medien uns Leser, Seher und Abonnenten täglich bedrohen, wären wirklich eine weiterführende Ausstellung wert … Ich zähl auf Dich, du Freigeist! Ernst Lieber Ernesto! Jetzt zügle einmal deine Pferde! Vor allem die, die noch immer im Stall ausharren müssen und nicht zur Polizeischule dürfen. Natürlich brauchen wir einen Hegel und einen Zizek, in schicksalhaften Zeiten wie diesen umso mehr. Ist doch dieser einer, der immer wieder neu interpretiert wird und hüben wie drüben nutzbare Dienste leistet. Und jener einer, der sich selbst permanent neu erfindet (oder uns zumindest glauben macht, das zu tun) und beschauliche Büchlein für vergnügliche Lesestunden ohne Ende rausknallt. Die Belobigun-

gen, dass ich Kunst auch ohne alles kann, macht mich natürlich erröten. Die Idee, den erhobenen Zeigefinger zu thematisieren, die hat wohl etwas, mögen das aber andere tun. Ich bebastle inzwischen meine Thematiken. Jedoch nun zu ganz etwas anderem und nicht unbedingt mit der Ausstellung korrespondierend. Was sonst möge die Rousseausche vierte Gewalt im Lande tun mit ihren Fingerchen? Däumchen drehen? Man war ja vorbereitet auf mindestens zwei Legislaturperioden Türkis-Blau und hat es sich schon – je nach Lebensumständen – äußerst bequem oder massiv unbequem eingerichtet. Dass ausgerechnet ein paar Sätze in einem Video so einen »Skandal« hervorrufen, der in anderen Ländern (wie in Somalia oder etwa im Südsudan, die die Bestenliste der korruptesten Länder der Welt 2018 anführten) nicht einmal eine mediale Eintagsfliege wären, ja das war im Sinne erbaulicher Medienmassage ein unterhaltsamer, ja geradezu erfrischender Zwischenfall. Wohl sagt es auch etwas aus über eine Opposition. Etwa dass es nicht sie war, die der Regierung ins Popschi gezwickt hat, sondern paritätisch verteilt Spiegel und SZ und alsbaldig der Rest der Mannschaft. Wenn diese Sache mit Ethik und Moral im Kulturland Österreich nicht wäre. Und auf

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Alles Kultur

so »Zeugs« zähl ich schon noch ein wenig und auf Teile der Presse, die, egal um welche Partei es sich handelt, genauer hinsieht. Ich bin da ein bisserl konservativ, ich weiß … Wenn Harald Schmidt wie unlängst in der Stuttgarter Zeitung danach gefragt wird, ob er in der Ibiza-Villa übernachten würde, dann erzürnen ihn nur die 1.000 Euro pro Nacht. Denn die sind ihm für dieses Unterfangen zu günstig und daher die gesamte Thematik zu »billig«. Jedoch, Hand aufs Herz: Hat es den dir Nahestehenden geschadet? Verfolgst du die neusten Umfragen? Hörest du die Rundfunk-Signale? Wenn ich meine Fingerchen nunmehr nicht zum Tippen, sondern zum Zählen benutze, sehe ich wieder eindeutige Trends nach oben, während jene, die profitieren sollten, stagnieren. Die vom Staatsfernsehen besorgte Runde der Chefredakteure vor wenigen Tagen sprach da eine deutliche Sprache. Das Narrativ war die Interviewsituationen von Pam, während »Ibiza« kaum noch thematisiert wird. In was für modernen und schnelllebigen Zeiten wir doch leben und wie schnell doch der Mensch vergisst. Mit sonntäglichem Gruß, Dein M Michele! Wenigstens haben deine Polemiken gegen meine alten türkis-blauen Brötchen-

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geber einen Hauch von Witz. Die von dir erwähnte darniederliegende Opposition im Lande hat ja nach Ibiza bewiesen, dass es links der Mitte immer noch tiefer geht – vor allem was den Schlagwortkatalog für die Wählergewinnung betrifft: Denn wenn die Warnung vor dem »Scheißdreck-Populismus« (Diktion Grünen-Chef Kogler) von Kurz/Strache, zur Akquise der linksintellektuellen Wählerschichten reicht, dann lob ich mir den Schliff von Zizek! Demnach könnte dein Hang zu großen Gesten und geschliffenen Zitaten ja nachgerade vorbildhaft sein für die vereinigte Linke, die sich in ihrem Eifer, eine Mitte-Rechts-Regierung zu verdammen, recht bodenständig und wirtshaustauglich inszeniert. Also höre meine Worte: Vielleicht kommt der Begriff »Scheißdreck-Populismus« ebenso in die engere Wahl zum Unwort des Jahres wie der »Zack-zack-zack«-Imperativ der vermeintlichen HC-Strache-Republik-Verschwörung. Bei meiner teilnehmenden Beobachtung an Wirtshaustischen rund um dem Grazer Kaiser-Josef-Platz kristallisierte sich jedoch eindeutig das unwiderstehlich-einprägsame »Zack-Zack-Zack« als Favorit heraus. Wetten wir um eine Frucade oder ein Murauer? Bezüglich Deiner koketten Frage, ob das Ibiza-Theater den Nahestehenden geschadet hätte, sind wir dann endlich bei des Pudels Kernfrage! Auch dein Kurator dei-

ner Ausstellung hat diese Frage ja ganz nebenbei in seiner Laudatio auf deine Kunst (und auf dich) in den Raum gestellt. »Was kann man lernen aus Ibiza?« Um in dieser Frage bei deiner Ausstellung zu bleiben: Deine Schnappschüssen der Kommentaristen der Ibiza-Affäre zeigen predigende Münder und besserwisserischen Blicke unter dem Motto »Wir haben es ja schon immer gewusst – mit dieser FPÖ ist kein Staat zu machen!« Nur, und das ist schon die nächste Lehre aus Ibiza: Die Leute haben die Nase voll von Besserwissern und Propheten des Untergangs der Welt oder in unserem Fall der Republik. Die Vielzahl sieht das Polittheater, als das was es ist – als Unterhaltung, Politainment oder schlichtweg Inszenierung – quasi eine Form des modernen Regietheaters auf der Bühne der Politik. Ich hab von dir auch ein interessantes Interview mit der stellvertretenden Intendantin des steirischen herbst in Erinnerung, die auf deine Frage, was Kunst sei heißt, meinte: »Kunst spiegelt wider, was im täglichen Leben passiert« und sei »im Idealfall frei von Zwängen und Bedenken«! Wenn man das auf Politik und die Berichterstattung über Politik münzte, hätten wir uns die Runde der Chefredakteure, die uns allen die staatspolitischen Dimensionen der Ibiza-Affäre (»Verkauf der Republik« und »Angriff auf die Pres-


Alles Kultur

sefreiheit« ...) gebetsmühlenartig einhämmern wollten, ersparen können. Politik soll »das tägliche Leben spiegeln« (und gelegentlich auch regeln) und die Journaille soll »frei von Zwängen und Bedenken« berichten dürfen. Aber von »bedenkenfreier« Berichterstattung war und ist in unserer Medienlandschaft nur schwerlich zu lesen. Und was das Vergessen betrifft, halt ich es mit dem Operetten-Hit schlechthin: »Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!« Also »scheiß drauf«, um in der GrünInnen-Diktion zu bleiben. Dennoch Dein Ernst Lieber Ernst! Aus alten Brötchengebern werden oft schnell neue Brötchengeber, da mach ich mir keine Sorgen um deine Zukunft. Aber in meinem Inneren brodelt es schon: Wo ist denn genau »links der Mitte«? Ich selbst trau mich das gar nicht eindeutig zu beurteilen, wie ich grundlegend schwer mit Schubladisierungen aller Art umzugehen weiß. Eins scheint mir sicher bereits seit Kindergartentagen: »Scheiße sagt man nicht!«. In Zeiten schwarzer Pädagogik hat man dafür zwei Stunden Winkerlstehen ausgefasst, mindestens. Zudem finde ich die Idee vom »Unwort des Jahres« längst verblasen. Zwar braucht die medienmas-

sierte Öffentlichkeit etwas zum Festhalten und sucht nach Ikonen des Pop-Alltags, aber als Unwort als solches würde ich es nicht bezeichnen, wäre auch fad. Außerdem plant der geniale Chocolatier Zotter bereits eine Zack-zack-zack-Schoko mit handgeschöpften und fair tradierten Bestandteilen. Leckerschmecker. Zum Thema »Frucade oder Murauer«, um kulinarisch zu bleiben, da bleib ich dann doch bei unserem nichtprivatisierten Wasser. »Wasser bricht den stärksten Stein«, sagt der Aphoristiker und hält sich über das weitere bedeckt. Johannes Rauchenberger hingegen hat vollkommen richtig gefragt, denn was lernen wir denn wirklich? Ich sag mal altbacken: Weniger spektakelgesellschaftlich aufzutreten, sondern handfeste Thematiken angehen. Klingt naiv, ist es auch. Anyway. Zumindest passiert es momentan gerade unter Bierlein. Da macht das »freie Spiel der Kräfte« (was immer das ist) ein bisschen zack zack zack. Bundespräsident van der Bellen etwa konnte bei Lou Lorenz ungewohnt nicht sonderlich präzise antworten auf die Frage, was Politiker besser machen als eine Beamtenregierung. Das Einzige, was er vorbringen konnte, war der Punkt, »Neues« zu initiieren, und meinte damit Gesetze, da sich das Leben, um uns herum so schnell ändert. Naja, sei’s drum und wie wahr... Und wenn du ausgerechnet die Fleder-

maus als Gewährsviecherl heranziehst. So dicht an der Wahrheit war wohl keiner dran wie Strauss. Die Operette ist ja eigentlich richtig traurig, kann da gar nichts Unterhaltsames entdecken. Es gibt da gar kein richtiges Glück, wenn ich das einigermaßen richtig interpretiere. Bei der Fledermaus haben alle Dreck am Stecken und sind Beteiligte einer gigantischen Illusionsmaschine. Fast wie im richtigen Leben. Ich gebe dir schlussendlich doch teilweise Recht und biege in die Zielgerade: Irgendwie zählt trotz aller Ikono- und Choreo-und sonstiger -grafie der Mensch. »Weil der Mensch zählt«, wie der große Alf Poier zu singen pflegte. Selbst das war geklaut, bzw. äh zitiert. Sozusagen, und damit schließe ich. Mit kollegialem Sommergruß, M

Ernst Brandl ist Magistratsbediensteter der Stadt Graz und war Pressereferent im Verteidigungsministerium unter Mario Kunasek. Michael Petrowitsch ist unter anderem Künstler und Kurator und lebt gerne in Graz. Alle Illustrationen zu diesem Diskurs stammen aus der aktuellen Ausstellung von Michael Petrowitsch.

FAZIT AUGUST 2019 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

M

it ihrem Konzept, Österreich bis 2030 zur Wasserstoffnation Nummer 1 zu machen, hat die ÖVP für einen ordentlichen Wirbel gesorgt. So sieht etwa die Liste Jetzt ihre antikapitalistische Agenda gefährdet, weil das ÖVP-Programm Konzerne wie die OMV und den Verbund subventionieren würde. Auch die einschlägigen NGOs von VCÖ bis zu Greenpeace zeigen sich abwartend bis ablehnend. Und die Neos, bezeichneten die Idee von Ex-Kanzler Sebastian Kurz sogar als klimapolitischen Irrsinn. Dabei tut die ÖVP eigentlich nur, was jede verantwortungsvolle Partei tun sollte. Sie versucht, die Interessen der Wirtschaft mit jenen der Umwelt unter einen Hut zu bringen, und will mit einem 500-Millionen-Euro-Programm sicherstellen, dass auch unser Wirtschaftsstandort von der Dekarbonisierung des Verkehrs, der Industrie und der Energiewirtschaft profitiert. So heißt es im türkisen Positionspapier etwa, »wenn wir unserer Automobilzulieferindustrie aus der Abhän-

Die ÖVP liegt richtig mit ihrer Wasserstoffstrategie

82 /// FAZIT AUGUST 2019

gigkeit vom Verbrennungsmotor lösen wollen, müssen wir die Unternehmen bereits heute dabei unterstützen, Kompetenz und Wettbewerbsvorteile bei alternativen Antriebstechniken aufzubauen«. Das passt natürlich jenen Parteien nicht, die ihre Erfolge als Oppositionspartei damit begründen, die Gesellschaft populistisch auseinanderzudividieren. Bei der Stärkung der Wasserstofftechnologie geht es nicht darum, die batteriebasierte Elektromobilität zu schwächen. Doch inzwischen kommt kein einziges ernsthaftes Szenario, das uns bei anhaltender Wirtschaftsleistung den Klimazielen näherbringt, ohne Wasserstoff aus. Allein um den geplanten Ausbau von regenerativem Wind- und Sonnenstrom in den Nachtstunden und windstillen Phasen im Stromnetz abzusichern, müssten die Pumpspeicherkapazitäten in den Alpen verdoppelt werden. Aus ökologischer Sicht ist das ein Irrsinn! Trotz der Wirkungsgradverluste im Vergleich zur Pumpspeicherung eignet sich klimaneutral hergestellter Wasserstoff hervorragend zur Verstromung – entweder in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) oder durch Stromwandler in stationären Brennstoffzellen. Aus heutiger Sicht würden sich KWK besser anbieten, denn die Industrie benötigt dringend klimaneutral gewonnene Prozesswärme. Und auch die meisten kommunalen Energieversorger würden ihre fossil erzeugte Fernwärme lieber heute als morgen durch treibhausgasfrei erzeugte Hitze ersetzen. Noch träumt die Voestalpine nur davon, ihre fossil betriebenen Hochöfen mit regenerativem Wasserstoff zu betreiben. Die ÖVP fordert die Entwicklung einer nationalen Strategie, bei der Forschung und Wirtschaft klare Schwerpunkte für den Einsatz von Wasserstoff definieren. Denn es sind noch wesentliche technische Innovationen erforderlich, um die industrielle und großflächige Nutzung von Wasserstoff in Industrie, Mobilität und Energiewirtschaft zu ermöglichen. Die Innovationsgeschwindigkeit im Bereich der Wasserstoffanwendungen hat jedoch jene in der Batterieentwicklung bereits

überholt. So hat eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts nachgewiesen, dass wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Elektroautos mit mehr als 250 km Reichweite schon heute energieeffizienter sind als batteriebetriebene E-Fahrzeuge mit ähnlicher Reichweite. Nur bei Kleinfahrzeugen mit geringen Stromladekapazitäten schneidet das Batterieauto (noch) besser ab als das Wasserstoffauto. Die deutschen Grünen haben erst vor wenigen Tagen in einem neuen Positionspapier ihre ablehnende Haltung zum Wasserstoffeinsatz revidiert. Auf fünf Seiten skizzieren die Autoren rund um Energiesprecherin Ingrid Nestle, welchen wichtigen Beitrag Wasserstoff zum Gelingen der Energiewende leisten werde. Wie bei uns fordert auch in Deutschland die Industrie die Verfügbarkeit von Wasserstoff, der elektrolytisch aus regenerativem Strom hergestellt wird. Die Grünen wollen dazu sogar jenen Teil des Ökostroms, der für die Wasserstofferzeugung benötigt wird, von den Netzentgelten befreien. Vielleicht sollte die Politik ja auch bei uns einen Schulterschluss zur Forcierung der Wasserstofftechnologie wagen. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 25. SEPTEMBER 2019!


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