Fazit 154

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fazitmagazin.at

#154

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 154 5/2019 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Die Fragen der Würde Caritas-Direktor Herbert Beiglböck im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Juli 2019

FA ZITESSAY

Friedrich von Borries will Design und Gestaltung radikal neu denken Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

Wirtschaftsstandort Österreich. Zurück zum Stillstand?


© JOANNEUM RESEARCH/Bergmann

Wir forschen für ein besseres Klima!

Und nicht nur das! Mit den sieben Forschungseinheiten MATERIALS, HEALTH, DIGITAL, POLICIES, ROBOTICS, LIFE und COREMED ist es der JOANNEUM RESEARCH möglich, interdisziplinäre Lösungsansätze für ein besseres Leben anzubieten. Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und

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Editorial

Von Christian Klepej

E

rinnern Sie sich noch? Im Mai diesen Jahres wurde das Europäische Parlament gewählt und die Europäische Volkspartei ist – mit dem »Spitzenkandidaten« für die Funktion des Kommissionspräsidenten Manfred Weber (CSU) – als stärkste Fraktion aus dieser Wahl hervorgegangen. Neben viel zu vielen unüberschaubaren und komplexen Regelungen des EU-Apparats hat es eine – im Grunde sinnvolle – Abmachung der »proeuropäischen« Parteien gegeben, dass der Kandidat der stärksten Fraktion zum Präsidenten gewählt wird. Eine recht lose Abmachung, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat ja noch vor der Wahl verlauten lassen, er würde Weber nicht unterstützen. Und Macron zumindest hat Wort gehalten. Nach den Verlusten sowohl der Konservativen als auch der Sozialdemokraten in der EU wird er sich nicht darum bemühen, eine Mehrheit für Manfred Weber im EU-Parlament zu verschaffen, sondern hat diese Entscheidung in den Kreis der Staats- und Regierungschefs verlegt. Was aus französischer Sicht nachvollziehbar erscheint –

Beginnen wir endlich damit, die Europäische Union zu demokratisieren!

Macrons Partei »En Marche« ist ja Mitglied der drittstärksten Fraktion im Parlament, der liberalen Sammelbewegung Alde, En Marche selbst stellt nur 27 Abgeordnete. Dort erscheint sein Einfluss endenwollend, im »Europäischen Rat« (eben das Gremium der Regierungschefs) hingegen führt kein Weg am französischen Präsidenten vorbei. Die Chancen des mittlerweile gerne als »politisches Leichtgewicht« oder auch »Brüsseler Sektglashalter« bezeichneten Manfred Weber – er war nie in einer staatlichen Regierungsfunktion tätig –, Kommissionschef zu werden, sind dadurch kaum mehr vorhanden und der Nachfolger Jean-Claude Junckers wird wohl in Brüsseler, Pariser oder sonstigen Hinterzimmern erkoren werden. Was einem weiteren Sündenfall der Union gleichkommen würde. Offenbar merkt hier kaum jemand, welch Schaden der »Institution Europäische Union« zugefügt wird, wenn diese europaweite Wahl, dieses »eine demokratische Mitnehmen« aller Europäer, so kurz nach dem Plebiszit quasi zur Makulatur erklärt wird und mir als Mitwählendem ausgerichtet wird, ich hätte auch nicht abstimmen brauchen. Dabei geht es mir definitiv nicht um die Person Manfred Weber oder – noch weniger – darum, dass der nächste Kommissionspräsident wohl ein Konservativer ist. Nein, jedenfalls würde ich auch einen sozialdemokratischen (oder von welcher Fraktion auch immer) Kandidaten akzeptieren, der eben die Mehrheitsfraktion vertritt. Die Europäische Union hat so verdammt viele Bausstellen, so unglaublich viel Reformbedarf, nein, dringende Reformnotwendigkeit, da erscheint es geradezu grotesk, das mit Junckers Wahl (endlich!) begonnene Spitzenkandidatensystem, dass wenigstens einen Hauch von (sinnvollen!) demokratischen Strukturen eingeleitet hat, jetzt schon wieder aufzugeben. Noch ist die Union nichts anderes als die Summe ihrer Mitgliedsstaaten. Gibt es die einzelnen Nationen nicht, gibt es auch keine Union. Da kann Ulrike Guérot mit ihrem Mitstreiter Robert Menasse noch so viel über eine »Europäische Republik« schwadronieren. Einer Idee, der man im Übrigen natürlich nachhängen kann, nur muss die Union

zuvor einige Hausaufgaben erledigen. Diese paar Sätze habe ich schon im Februar in einem Aufsatz über Europa geschrieben und diese Sache mit den »Hausaufgaben« scheint nun von Monat zu Monat, von Woche zu Woche brisanter zu werden. Ich sollte als Bürger der Europäischen Union, der österreichische Nationalrat kann ja keine Gesetze mehr beschließen, die ohne Bezug zu EU-Recht stehen (»80-Prozent-Mythos« hin oder her), wissen, wie »EU-Recht« zustande kommt. Das ist mir aber kaum möglich. Der so wichtige Bezug des Bürgers (hier Österreicher) zu seiner gesetzgebenden Versammlung (also Nationalrat) ist klar, einfach und schlüssig. Im Falle der Union ist er unklar, überkomplex und kaum nachvollziehbar. Es ist höchst an der Zeit, sich diesen Problemfeldern zu stellen und in einer gesamteuropäischen Kraftanstrengung endlich daranzugehen, die Union zu modernisieren und demokratisieren und damit zu einer Instanz – ob nun ein Staatenbund oder vielleicht auch ein Bundesstaat – zu machen, die (wieder) auf breite Zustimmung und Aktzepanz aller Europäer stößt. »Wir können das schaffen«, hat die bundesdeutsche Kanzlerin 2015 verlauten lassen. Jetzt gilt, wir müssen das schaffen! n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JULI 2019 /// 3


Inhalt Fazit Juli 2019

Wettbewerbsfähigkeit

Die Regierung Kurz hat einen Turnaround geschafft. Doch der Standort leidet weiter unter zu hohen Steuern und Reformstau.

39 Fotos: Adobe-Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Heimo Binder (2), Andreas Pankarter

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Vertreter der Nächstenliebe

Caritas-Direktor Herbert Beiglböck über Integration, Hilfsbereitschaft, soziale Kälte und das Verhältnis der Parteien zur Kirche.

Gesellschaft und Design

Im Fazitessay regt der Berliner Architekt Friedrich von Borries dazu an, die Begriffe Design und Gestaltung neu zu denken.

Gesprächsoffen …

Michael Petrowitsch hat sich mit der stellvertretenden Indendantin des Steirischen Herbst getroffen. Seite 80

Ausgabe Juli 2019 XVI. Jahrgang Nr. 154 (5/2019) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 44

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Kunsthandel und Vertrauen

Der Teppichexperte und Kunsthändler Helmut Reinisch erläutert, wie er wertvolle Kunst von Kitsch unterscheidet.

Rubriken Editorial 3 Politicks 12 Investor 32 Außenansicht 38 Da Wanko 48 Immobilien 66 Sichrovsky und … 68 Alles Kultur 80 Schluss 82

Im Fazitthema geht es um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich. Die Regierung Kurz hat nach Jahren rot-schwarzen Stillstands einen beachtlichen Turnaround geschafft. Doch viele Baustellen bleiben offen – hohe Steuern und Abgaben und der Reformstau.

Beim Fazitgespräch trafen wir auf den steirischen Caritas-Direktor Herbert Beiglböck. In seiner Funktion setzt er sich kritisch mit den parteipolitisch geprägten Positionen zu Migration, Integration und Fragen der Menschwürde auseinander. Finanzielle Kürzungen, neue Sozialhilfe und andere Maßnahmen der vorigen Regierung sieht er in einem der reichsten Länder der Welt als Rückschritt. Für das Fazitporträt haben wir das Baby- und Kindermodengeschäft Gerstner auf dem Grazer Franziskanerplatz besucht. Der Familienbetrieb trotzt seit über 80 Jahren nicht nur den Turbulenzen und Kapriolen der Modebranche, sondern zeigt sich auch resistent gegenüber dem Phänomen des Onlinehandels. In diesem sympathischen Geschäft sind Kundennähe, ein konservativer Hang zur Qualität sowie die traditionelle Atmosphäre über die Jahre erhalten geblieben. Gutes Lesen! -red-

Kindermode im Wandel der Zeit

Das Baby-und Kindermodengeschäft Gerstner trotzt seit mehr als 80 Jahren den Stürmen der Modebranche und dem Onlinehandel.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

d (24) g l o Erfhrung46 Fü Seite

Lektorat AdLiteram

Außenansicht Peter S

ichrovsky stellt die Frage, ob die SPÖ noch gebrau cht wird.

IMPRESSUM

Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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Seite 38

Liebe Leser!

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JULI 2019 /// 5


Bild: Adobe Stock

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Fazitthema

Von Johannes Tandl

Dem Versuch von ÖVP und FPÖ, Österreich nach Jahren des rot-schwarzen Stillstands wieder auf die Überholspur zu bringen, ist nach einigen ambitionierten Anfangserfolgen durch den Ibiza-Skandal vorerst der Saft abgedreht worden. Denn nachdem die Wettbewerbsfähigkeit unter den SPÖ-ÖVPRegierungen massiv gelitten hatte, schaffte die Regierung Kurz in nur eineinhalb Jahren einen Turnaround. Doch der Standort leidet trotz der ersten Entlastungsschritte immer noch unter zu hohen Steuern und Abgaben, einer überbordenden Bürokratie und mangelnden strukturellen Reformen FAZIT JULI 2019 /// 7


Fazitthema

K

aum ein anderes EU-Land hat in so großem Ausmaß von den EU-Grundfreiheiten profitieren können wie Österreich. Und so startete das Land nach dem Beitritt im Jahr 1995 eine spektakuläre wirtschaftliche Aufholjagd. Bis 2007 ist Österreich signifikant stärker gewachsen als Deutschland. Zwischen 1998 und 2007 hat sich Österreich beim in Wirtschaftskreisen maßgeblichen globalen IMD-Standortranking vom 24. auf den sensationellen elften Platz vorgearbeitet, während Deutschland einen 16. Rang behaupten konnte. Zwischen 2008 und 2017 wurde Österreich beim IMD-Ranking auf den 25. Platz nach hinten durchgereicht, während Deutschland im Zuge der Hartz-Reformen trotz Eurokrise auf Rang sechs vorpreschen konnte. Beim 2019er-Ranking reichte es für unseren Wirtschaftsstandort immerhin für den 18. Platz. In Deutschland führt die Reformmüdigkeit der »Groko« hingegen zu einer Schwächung des Standortes, die sich in einem Rückfall auf Rang 13 ausdrückt. Immerhin wächst Österreichs Wirtschaft seit dem Ende des rotschwarzen Stillstands wieder signifikant stärker als die deutsche. 2017 – noch vor dem Regierungswechsel zu Türkis-Blau – analysierten die OECD-Experten nämlich, dass »mächtige Lobbys« – gemeint waren die Sozialpartner – die österreichische Gesetzgebung massiv beeinflussen und etwa den unternehmerischen Zugang im Dienstleistungsbereich und im Einzelhandel behindern würden. Die OECD attestierte dem Dienstleistungssektor eine viel zu niedrige Produktivität und empfahl dringend Maßnahmen, die für mehr Wettbewerb, Innovation und Wachstum sorgen. Auch der IWF schloss sich der unverblümten Kritik der OECD am österreichischen Modell der Sozialpartnerschaft an. Aus Sicht des Währungsfonds hatte sich die Sozialpartnerschaft vom Garanten des sozialen Friedens zu einem Hindernis für einen nachhaltigen Aufschwung gewandelt. In der Vergangenheit bestand Österreichs wirtschaftliches Erfolgsrezept nämlich aus der Konsensorientierung der Sozialpartnerschaft. Doch anstatt die Wirtschaft weiter nach vorne zu bringen und eine Politik zu unterstützen, die den Wohlstand mehrt, begannen sich die roten und schwarzen Sozialpartner in den letzten Jahren von Rot-Schwarz gegenseitig zu lähmen. Sie scheiterten nicht nur an der Arbeitszeitflexibilisierung, sondern auch an der Reform des Sozialstaates, des Gesundheitswesens oder der

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Fazitthema

Pflegefinanzierung. Und da sich weder die SPÖ noch die ÖVP über ihre in Gewerkschaften und Kammern organisierte Kernklientel hinwegsetzen konnten, war Stillstand die logische Konsequenz. Seitdem die SPÖ die Regierung verlassen musste, wächst die österreichische Wirtschaft wieder deutlich stärker als die deutsche. Das hat natürlich nicht nur mit türkis-blauen Reformerfolgen zu tun, aber das Anspringen der Konjunktur als Ergebnis einer globalen Entwicklung oder einer deutschen Schwäche abzutun, greift dennoch viel zu kurz. Schließlich konnte Österreich in Bezug auf die Konjunktur nicht nur Deutschland, sondern auch die Eurozone und die EU-28 signifikant überflügeln. Die türkis-blauen Reformen sind vor allem auf die Nichtberücksichtigung der Standpunkte der SPÖ-nahen Sozialpartner zurückzuführen. Unter Rot-Schwarz trafen die Sozialpartner ihre Vereinbarungen und die Steuerzahler mussten dafür aufkommen. Das Erfolgsmodell der 60er- und 70er-Jahre brauchte jedoch enorme Wachstumsraten, um funktionieren zu können. Da dieses Wachstum nach der Finanzkrise ausblieb, wuchsen daher jene Bereiche, die sich die beiden großen Sozialpartner-Blöcke als »heilige Kühe« gegenseitig zustanden, so stark an, dass die staatliche Effizienz darunter zu leiden begann. Die Reformdividende der letzten beiden türkis-blauen Regierungsjahre hätte noch deutlich größer ausfallen können. Doch die meisten der »heiligen Kühe« der Sozialpartner sind mit Verfassungsmehrheiten abgesichert. Außerdem musste Türkis-Blau die Kernbereiche der ÖVP-nahen Sozialpartner von vornherein unangetastet lassen. Vor dem Hintergrund wäre eine Regierungskonstellation, die mit einer Zweidrittelmehrheit ausgestattet ist und bei der entweder SPÖ oder ÖVP in Opposition ist, durchaus interessant. Zu diesen »heiligen Kühen« zählen immer noch die Eisenbahner-, aber auch die Beamtenprivilegien, die Agrarsubventionen, die aufgeblasenen Apparate der Kammern oder die viel zu großen Verwaltungskörper des Bundes, der Länder und Gemeinden. Wer es in Österreich schafft, in einer der roten oder schwarzen Schutzzonen »unterzukommen«, muss sich daher immer noch keine Sorgen um sein gesichertes Auslangen machen. Daher liegt die Staatsquote – das ist der Anteil der Staatsausgaben am BIP – in Österreich traditionell zwischen 50 und 55 Prozent. Seit dem EU-Beitritt wurde die 50-Prozentmarke nur in den

»Als größten Defizitbereich unter den österreichischen Standortfaktoren definiert die Unternehmensberatung Deloitte jedoch das österreichische Bildungssystem. Es sei maßgeblich für den Fachkräftemangel verantwortlich, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen bereits deutlich gebremst wird.«

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Boomjahren 2007 und 2008 unterschritten. Mit wirtschaftlichem Rückenwind schaffte die türkis-blaue Regierung auf Anhieb eine Punktlandung. Im Vorjahr gelang es sogar, die Staatsquote auf den niedrigsten Wert der letzten 30 Jahre – auf 48,5 Prozent – zu drücken. Um das teure Staatswesen und den Sozialstaat zu finanzieren, liegt Österreich sowohl bei der Lohn- und Einkommensteuer als auch bei den Sozialversicherungsabgaben traditionell im internationalen Spitzenfeld. Bei den Unternehmenssteuern dürfte es ähnlich sein. Aber bisher haben es die EU-Staaten noch immer nicht geschafft, die Bemessungsgrundlagen für die Unternehmenssteuern zu harmonisieren. Daher ist ein belastbarer EU-Vergleich kaum möglich. Als größten Defizitbereich unter den österreichischen Standortfaktoren definiert die Unternehmensberatung Deloitte jedoch das österreichische Bildungssystem. Es sei maßgeblich für den Fachkräftemangel verantwortlich, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen bereits deutlich gebremst wird. Tatsächlich schneiden heimische Pflichtschüler trotz hoher Pro-Kopf-Ausgaben in den für die Karriere maßgeblichen Fächern Lesen und Mathematik nur unterdurchschnittlich ab. Daher kla-

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Fazitthema

gen die Unternehmen darüber, dass sie zu wenige geeignete Lehrlinge finden. Aber auch im Universitätsbereich gibt es Probleme. Österreich fehlt ein absolutes Spitzeninstitut wie etwa die ETH Zürich für die Schweiz. Außerdem gibt es nach wie vor Engpässe in den MINT-Studienrichtungen – also jenen Bereichen, die von der Wirtschaft besonders nachgefragt werden. Darüber hinaus sinkt die Zahl der Doktoranden. Im Mai 2019 waren übrigens 20,6 Prozent der Menschen, die nur die Pflichtschule absolviert haben, arbeitslos. Bei Lehrabsolventen betrug die Arbeitslosigkeit 5,6 Prozent und bei Akademikern 3,1 Prozent. Das österreichische BIP wuchs im Vorjahr um 2,7 Prozent. Dieses hohe Wachstum wurde vor allem von der exportorientierten Industrie getrieben. Das Exportvolumen lag bei 150 Milliarden Euro und stieg gegenüber 2017 um sechs Prozent. Fast 80 Prozent der Exporte gingen nach Europa. Doch bereits heuer wird sich das Wachstum deutlich abschwächen. Die EU senkte die Wachstumsprognose für Österreich zuletzt von 1,6 auf 1,5 Prozent. Zurückzuführen ist das einerseits auf internationale Unsicherheiten – vom Brexit bis zur US-Handelspolitik. Stabilisierend wird jedoch der starke Privatkonsum als Folge der deutlich gestiegenen Lohnabschlüsse, aber auch des Familienbonus bewertet. Wenige Impulse sind hingegen

von der Eurozone zu erwarten. Der Euroraum wird heuer nur um 1,2 Prozent wachsen und das deutsche Wachstum wird gar auf 0,5 Prozent zurückfallen. Nachdem Österreich im Jahr 2015 noch die am langsamsten wachsende Volkswirtschaft war, hat das Land endlich zurück auf den Wachstumspfad gefunden. Obwohl keine Rezession in Sicht ist, steht die nächste Bundesregierung in punkto Bürokratie, Abgaben- und Bildungssystem vor gewaltigen Aufgaben. Denn nur dann kann das Land langfristig wettbewerbsfähig bleiben und beim IMD-Ranking vielleicht irgendwann sogar bei den globalen »Top Ten« anklopfen.


Fotos: LParlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG / Christian Hofer, Foto Rothwangl

linke Flanke der SPÖ abdecken, denn dort kommt die Kritik an Ex-Kanzler Sebastian Kurz bekanntlich besonders gut an. Als daraufhin ÖVP-Landesrat Christopher Drexler die SPÖ mit der Alternative einer vorgezogenen Landtagswahl konfrontierte, um einen die Sachpolitik lähmenden einjährigen Dauerwahlkampf zu vermeiden, lenkte Schickhofer jedoch rasch ein. Er suchte von sich aus den Kontakt zu den Medien, um mit kalmierenden Tönen zurück zu rudern. Damit konnte er den Mai als Wahltermin vorerst retten. Eine Wahlvorverlegung wird es daher nur bei einem unüberbrückbaren Koalitionsstreit oder im Konsens zwischen ÖVP und SPÖ geben.

FPÖ-Chef Mario Kunasek lacht derzeit von den steirischen Plakatwänden und sieht seine Partei – auch nach dem Ibiza-Video – gut für die Landtagswahl gewappnet. Bleibt es beim Mai 2020 als Landtagswahltermin? Klar ist aber, dass die steirische ÖVP nichts gegen eine Vorverlegung der steirischen Landtagswahl hätte, während SPÖ-Chef Michael Schickhofer unbedingt erst in 10 Monaten, im Mai 2020, wählen lassen will. Schickhofer dürfte sich beim spätestmöglichen Wahltermin wohl bessere Chancen auf ein gutes Abschneiden ausmachen. Nachdem Schickhofer sich als SPÖ-Speerspitze im für die steirische Volkspartei überhaupt nicht nachvollziehbaren Kurz-Bashing versuchte, sah man dort die Zusammenarbeit mit der SPÖ »erheblich belastet«. Offenbar wollte Schickhofer die 12 /// FAZIT JULI 2019

Die steirische FPÖ ist bereits mitten im Wahlkampf. Ein Blick auf viele Plakatwände zeigt, dass sich die FPÖ bereits intensiv auf die Landtagswahl vorbereitet. Denn derzeit lässt sich nur FPÖ-Obmann Mario Kunasek landesweit im Großformat affichieren. Kunasek ist nach seinem Ausscheiden als Verteidigungsminister als FPÖ-Klubchef in den Landtag zurückgekehrt. Vor Bekanntwerden des Ibiza-Videos hat er nie einen Hehl daraus gemacht, dass er den Landtag lieber heute als morgen wählen lassen würde. Aber obwohl die FPÖ mit ihrer medienfernen Wählerschicht kaum unter den korrupten Angeboten, die Ex-Vizekanzler Strache im Video unterbreitet hat, leidet, ist Kunasek um Schadensbegrenzung bemüht. Er spricht zwar ständig davon, dass die FPÖ einen Neuwahlantrag zur Vorverlegung der Landtagswahl unterstützen könnte; einen eigenen Antrag der Freiheitlichen hat er bisher jedoch nicht in den Steirischen Landtag eingebracht. Schützenhöfer für Rotschwarz Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat vor wenigen Tagen in einem Doppelinterview mit dem burgenländi-

schen ÖVP-Chef Thomas Steiner in der BVZ erklärt, dass sein Herz für eine Zusammenarbeit zwischen ÖVP und SPÖ schlägt: »Ich war immer ein Anhänger der Zusammenarbeit zwischen ÖVP und SPÖ«, so Schützenhöfer und er ergänzt: »Ich bin lange genug auf der Welt, um zu wissen, dass die Erfolgsgeschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit diesen beiden Parteien zu tun hat.« Schon möglich, dass Schützenhöfer das nur gesagt hat, um die burgenländische ÖVP als Juniorpartner einer rotschwarzen Burgenland-Koalition im Spiel zu halten. Denn im Burgenland hat SPÖ-Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil die Ibiza-Affäre dazu genützt, die Landtagswahl von Mai 2020 auf Ende Jänner 2020 vorzuverlegen. Freilich, ohne die Zusammenarbeit mit der FPÖ tatsächlich zu beenden oder sich gar zu einer FPÖ-Ausgrenzung für die nächste Legislaturperiode hinreißen zu lassen. Doch zurück in die Steiermark. Derzeit scheinen die Wogen zwischen ÖVP und SPÖ wieder geglättet. LH-Vize Michael Schickhofer wird sich hüten, der ÖVP einen weiteren Grund für die Beendigung der Landeskoalition zu liefern. Und da die ÖVP die Periode nur bei Vorliegen von aus Sicht der Wähler klar nachvollziehbaren Gründen beenden wird, ist trotz des derzeitig günstigen Momentums für die Schützenhöfer-ÖVP tatsächlich erst mit einer Mai-Wahl zu rechnen. Daher spricht nichts dagegen, dass die FPÖ schon demnächst einen Vorwand für einen Neuwahlantrag findet und entsprechend vorprescht. Schließlich wird dieser Antrag ohnehin keine ausreichende Mehrheit im Landtag finden. Für einen Politwirbel im Hochsommer reicht das aber allemal. Anlaufschwierigkeiten beim Gesundheitstelefon 1450 Seit wenigen Monaten gibt es mit der Tele-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

fonnummer 1450 für die gesamte Steiermark eine zentrale Anlaufstelle, um außerhalb der Ordinationszeiten einen Arzt zu erreichen. Beim »Gesundheitstelefon 1450« werden die anrufenden Patienten durch kompetente Rotkreuzmitarbeiter beraten und im Bedarfsfall von einem Visitationsarzt zu Hause besucht oder von der Rettung ins Krankenhaus transportiert. Eigentlich ist das neue System ein Meilenstein in der steirischen Gesundheitsversorgung. Doch das »Gesundheitstelefon 1450« hatte bisher seine Anlaufschwierigkeiten und sorgte so für jede Menge Ärger bei den Anrufern. Entweder war die Telefonnummer überlastet oder den Callcenter-Agents des Roten Kreuzes standen zu wenig Ärzte zur Verfügung, die sich bereit erklärt hatten, beim Visitationssystem mitzumachen. Im Gesundheitsfonds des Landes Steiermark erklärt man sich diese Kapazitätsprobleme mit dem unglaublichen Zulauf zum Gesundheitstelefon. Denn im deutlich größeren Niederösterreich hätte die Nummer zwischen 1. April und 25. Juni nur etwa 5.000 Anrufe zu verzeichnen gehabt, in der Steiermark jedoch mehr als 23.000. Bisher nehmen zu wenige Ärzte am neuen Bereitschaftssystem teil Das System hat jedoch eine Schwäche. Denn während sich die Ärzte im alten System in ihren Kassenverträgen dazu verpflichteten, Bereitschaftsdienste zu übernehmen, basiert das »Gesundheitstelefon 1450« auf Freiwilligkeit. Vorerst wurde die Bereitschaftspflicht zwar nur auf drei Jahre ausgesetzt; Gesundheitslandesrat Christopher Drexler ist jedoch davon überzeugt, dass sie vor den Höchstgerichten keinen Bestand mehr hat. Im alten System versahen die niedergelassenen Ärzte ihren Wochenend- und Bereitschaftsdienst von ihren Ordinationen aus und erhielten die Kosten mit zusätzlichen

118 Euro je Dienst von der GKK bezahlt. Am »Gesundheitstelefon 1450« können auch Spitals- und Wahlärzte teilnehmen, und für die niedergelassenen Kassenärzte wurde die Ordinationsprämie gestrichen. Der Wegfall dieser Leistung veranlasste viele Kassenärzte, aus dem neuen, ausschließlich auf Visitationen beruhenden System auszusteigen. Und tatsächlich konnte die Zahl der erforderlichen Mediziner an den Wochenenden bisher nur zu 55 bis 65 Prozent erfüllt werden. Daher konnten die Telefon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter viel zu oft nur die Rettung vermitteln oder zu einem Besuch in der nächstgelegenen Spitalsambulanz raten, anstatt den Besuch eines Visitationsarztes zu zusagen.

Die Öffnung der Ordinationen soll die Teilnahmebereitschaft steigern Inzwischen hat auch die GKK erkannt, dass den Patienten auch an den Wochenenden offene Ordinationen zur Verfügung stehen müssen. Daher soll es, beginnend mit 20. Juli, an allen Wochenenden und an Feiertagen, jeweils von 8 bis 11 Uhr, in jeder der 25 steirischen Versorgungsregionen des Gesundheitstelefons eine bis zwei offene Arztordinationen geben. Wie diese Zahl angesichts der Freiwilligkeit erreicht werden soll, bleibt abzuwarten. Die geöffneten Ordinationen können im Internet abgerufen werden und stehen den Patienten auch ohne vorigen Anruf beim »Gesundheitstelefon 1450« zur Verfügung. Ob das ausreicht, um die Meinung der Ärzte in jenen Regionen, in denen sich die Mediziner bisher beinahe geschlossen an der Teilnahme am Visitationssystem des Gesundheitstelefons verweigerten, zu ändern, bleibt abzuwarten. In Feldbach war es in den ersten drei Monaten praktisch unmöglich, einen ärztlichen Visitationstermin zu bekommen. Dort gaben die Hausärzte als Grund für ihre bisherige

Mit der Öffnung der Arztordinationen an Wochenenden will Gesundheitslandesrat Christopher Drexler das »Gesundheitstelefon 1450« optimieren. Totalverweigerung jedoch nicht nur das Ordinationsproblem an, sondern auch die angeblich mangelhafte Kompetenz der Telefonberater. Dass sich Ärzte in medizinischen Angelegenheiten von nichtärztlichen Callcenter-Agenten etwas sagen lassen müssen, ist aus Sicht der Mediziner beinahe ehrenrührig. Daher bleibt zu hoffen, dass die freiwillige Teilnahme am neuen Bereitschaftsdienst durch die Ordinationsöffnung steigt. FAZIT JULI 2019 /// 13


Recht haben

Kurz & News

BAU - Überwachungskameras

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

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Chillhill findet jeden Dienstag im besonderen Flair des Schloss St. Veit statt.

Wo die Zeit nicht läuft, sondern noch spazieren geht! In Kapfenberg findet Chill Hill in diesem Jahr bereits zum 6. Mal statt und das mit Erfolg! Auch in Graz wird heuer zum zweiten Mal ins Aiola im Schloss St. Veit zum Chillen eingeladen. Jeden Dienstag ab 18 h werden dem breit gefächertem Publikum musikalische Acts der verschiedensten Genres präsentiert. Entspannen, Zuhören, Tanzen, Philosophieren im besonderen Flair des Schloss St. Veit mit wunderbarem Blick auf den Grazer Schlossberg! Zusätzlich werden bei jedem Termin ausgewählte Winzer ihre Weine vorstellen, welche man auch gerne verkosten kann. Chill Hill findet bei jedem Wetter statt! Tickets erhältlich auf www.chillhill.at Bei Fragen: Tel. 0664/99024 024; Mo bis Fr 09.00 h bis 12.00 Uhr

Junge Industrie bei LH Schützenhöfer LH Hermann Schützenhöfer empfing am 14. Juni Julia Aichhorn und Dominik Santner, seit Ende 2018 Vorsitzende der Jungen Industrie Steiermark. In besonderer Weise widmete man sich dem wichtigen Thema der Kinderbildung und -betreuung. LH Schützenhöfer verweist auf die Ausweitung entsprechender Angebote: „Wir müssen in Bildung und Ausbildung, Wissenschaft und Forschung investieren, damit die Steiermark auch unseren Kindern und Enkelkindern eine gute Heimat ist.“ „Attraktive Kinderbetreuungsangebote bieten den Frauen mehr Möglichkeiten zur Karrieregestaltung. Gut ausgebildete Frauen sind ein enormer Mehrwert nicht nur für die Industrie – hier sehen wir in der Steiermark Handlungsbedarf“, so Aichhorn und Santner.

Fotos: Schiffer@photoesign.at, steiermark.at / Leiß

Im Anlassfall betrieb der Kläger ein Logistik- und Speditionsunternehmen mit rund 200 Mitarbeitern, die teilweise in Arbeitspausen eine Teichanlage auf einem der Liegenschaft des Beklagten benachbarten Grundstück nutzten. Obwohl die zuständige Behörde regelmäßig Lärmmessungen durchführte und das Unternehmen Lärmschutzmaßnahmen getroffen hatte, fühlte sich der Beklagte durch den Lärm des Betriebes gestört. Deshalb befestigte er eine funktionsfähige Videokamera nahe der Grundstücksgrenze in etwa 40 m Entfernung zur Teichanlage, um eigenständig Lärmspitzen in Form von Tonaufnahmen aufzuzeichnen. Die Kamera wurde zum Grundstück des Klägers ausgerichtet. Die durch die Kamera erfassten Aufnahmen enthielten Bild- und Tonmaterial sowie Datum und Uhrzeit. Waren in der Nähe der Kamera Personen anwesend, so waren deren Stimmen deutlich hörbar. Schlussendlich musste der Beklagte die Kamera entfernen, da diese durch ihren Standort und ihre Ausrichtung einen Eingriff in die Privatsphäre der Mitarbeiter des benachbarten Unternehmens darstellte. Ein Eingriff in die Privatsphäre besteht, wenn Nachbarn durch den Standort oder der Ausrichtung einer Videokamera berechtigt befürchten können, sich im Überwachungsbereich zu befinden und von den Aufzeichnungen erfasst zu sein. Nach ständiger Rechtsprechung gelten die zu (aktiven) Kameras entwickelten Grundsätze auch für Kameraattrappen. Grundsätzlich ist das Aufstellen von Kameras nicht verboten, jedoch bedarf es eines berechtigten Interesses und einer geeigneten Maßnahme, sofern die Kamera auf das Nachbargrundstück ausgerichtet ist, um deren Aufstellung zu rechtfertigen. Im vorliegenden Fall ist jedoch die angebrachte Videokamera zur Feststellung und Dokumentation einer Lärmbelästigung nicht das schonendste Mittel, um den Interessenszweck, also das Messen von Lärm, zu erreichen. Der Einsatz eines Lärmbzw Schallpegelmessgeräts stellt hier ein gelinderes Mittel dar. Fazit: Beim Aufstellen von Kameras ist Vorsicht geboten. Zwar dürfen zum Schutz des Eigentums Kameras aufgestellt werden, dennoch muss bei ihrer Ausrichtung darauf geachtet werden, dass sich Nachbarn dadurch nicht kontrolliert fühlen. Sind Kameras auf das Nachbargrundstück ausgerichtet, so stellt dies einen Eingriff in die Privatsphäre der Nachbarn dar und ist daher unzulässig.


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stolz ihre „Stadt neben der Stadt“. Im Technopark Raaba arbeiten mehr als 2.000 Menschen und profitieren von Infrastruktur und einem ausgewogenen Branchenmix. Fuego Austria ist ein unabhängiger Zusammenschluss von renommierten Unternehmen im Süden Österreichs mit dem Ziel, Expertenwissen zu teilen und Menschen in Arbeitgeberbetrieben aller Branchen zu vernetzen.

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Mit dem Jugendcoaching und der Produktionsschule werden Jugendliche mit Benachteiligungen fit für den Arbeitsmarkt gemacht - Unternehmen profitieren somit von besser qualifizierten Nachwuchskräften. Dem Jugendcoaching obliegt insbesondere die Heranführung an die Ausbildungspflicht durch Information der Jugendlichen, Eltern bzw. Erziehungsberechtigten sowie die Begleitung der Jugendlichen. Die Berufsausbildungsassistenz (BAS) begleitet Jugendliche mit Behinderung bzw. anderen Vermittlungshemmnissen bei ihrer Ausbildung in Form einer verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung sowohl im Betrieb als auch in der Schule und sichert damit nachhaltig diesen Ausbildungsweg ab. Sie fungiert als Drehscheibe zwischen Betrieb, Berufsschule und den Auszubildenden. Die Aufgaben der Arbeitsassistenz liegen in der Sicherung, der Erhaltung und der Unterstützung bei der Suche und Erlangung eines Arbeitsplatzes. Die ArbeitsassistentInnen sind zentrale Ansprechpersonen für benachteiligte Arbeitssuchende, Arbeitnehmende, Dienstgebende, Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen. Das Jobcoaching soll speziell Menschen mit Lernbehinderung zur selbständigen Bewältigung ihres Arbeitsalltags befähigen. Betrieben hilft es, die langfristige und nachhaltige Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu sichern. Bei Fragen zu finanziellen Zuschüssen und Förderungen können Sie sich an die NEBA-Anbieter/innen in Ihrer Region wenden. Sprechen Sie mit den NEBA-Berater/innen, lernen Sie Unternehmen kennen, welche die kostenlosen NEBA Services bereits erfolgreich genutzt haben und werden Sie selbst Partner/in dieses erfolgreichen Netzwerkes. Infos unter: www.neba.at

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Unter den Gästen waren (von li.) Günter Grabner (PV-Invest), Elisabeth Steiner-Gady, Walter Stepar (Aufsichtsrat Soravia) FAZIT JULI 2019 /// 15

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05 99 88 österreichweit


Graz hat's

Stimmengenuss statt Steuerverdruss

Das 1974 gegründete Les Ballets Trockadero de Monte Carlo ist in der Welt des Tanzes längst kein Geheimtipp mehr. Es ist ein Tanzphänomen, das international seinesgleichen sucht. Die Männer in Tutu und Spitzenschuhen verzauberten die Oper Graz und das Publikum gleichermaßen. Vom Tanzneuling bis zum ausgesprochenen Ballettkenner hat die Vorstellung für Begeisterungsstürme beim Publikum und bei den prominenten Gästen gesorgt.

VIELEN DANK für Ihr Vertrauen!

WB Graz nominiert Martina Kaufmann und Kurt Egger

Drei Monate vor der Nationalratswahl am 29. September nominiert der Grazer Wirtschaftsbund die amtierende WB-Abgeordnete Martina Kaufmann und Generalsekretär GR Kurt Egger. „Mit Martina Kaufmann haben wir eine erfahrene Unternehmerin im Parlament, die die Anliegen der Grazerinnen und Grazer sowie der Unternehmerinnen und Unternehmer kennt und sich für sie einsetzt, so die Obfrau des Wirtschaftsbundes Graz, Daniela Gmeinbauer. Einstimmig erfolgte daher der Beschluss, Kaufmann und – wie bereits bei der letzten Nationalratswahl – Kurt Egger zu nominieren. Über den Vorschlag des WB Graz wird In den nächsten Wochen der Stadtparteivorstand tagen sowie die Wahlkreisliste erstellen.

CityRadler schwitzten mit „harten Hunden“

12 Auszeichnungen in den letzten 13 Jahren:

1. Platz

Exzellente Kundenorientierung Alljährlich werden in einer unabhängigen, österreichweiten Studie 8.000 Versicherungs- und BankkundInnen zu ihrer Zufriedenheit befragt – mit einem eindeutigen Ergebnis: Auch 2019 wird die GRAWE in der Kategorie „Versicherungen bundesweit“ mit dem 1. Platz und zusätzlich für „Exzellente Kundenorientierung“ ausgezeichnet.

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16 /// FAZIT JULI 2019 Recommender_Fazit_90x120.indd 1

Wenn das beliebte CityRadeln ruft, wissen schon viele: Es ist wieder Glocknerman-Zeit. Gemeinsam mit den Extremsportlern, diesen „harten Hunden“, die noch am selben Tag von Graz aus den Großglockner per Rennrad bezwingen wollen, rollt man gemeinsam zum Center West – und genießt dort das vom Verein Glocknerman großzügig bestückte Buffet. Dafür haben die Teilnehmer des Extremrennens, unter ihnen die Extremrad-Asse Edi Fuchs und Christoph Strasser, keinen Blick mehr: Sie strampeln im Minutenabstand einzeln los, um Österreichs höchsten Berg zu bezwingen. Für die rund 550 Hobbyradler, die „nur“ das CityRadeln bestritten, ging es dann zurück zum Ausgangspunkt auf dem Mariahilferplatz.

24.05.19 07:44

Fotos: Hofer Leitinger, WB Graz, Stadt Graz/Erwin Wieser, sascha-vaughan-swan-lake

Lustigste Ballettcompagnie zu Gast in Graz

Am 6. Juni fand im Palais Meran die Veranstaltung „Stimmengenuss“ von Hofer Leitinger Steuerberatung statt. Der bewährte Klienten-Event der Steuerberatung bringt Werke großer Meister der Komposition auf unvergleichliche Weise dem Publikum näher. Wie jedes Jahr führte Prof. Ulf Bästlein das Publikum in die Welt zauberhafter Lieder und Arien ein. So haben auch heuer die talentierten Gesangsstudierenden ausgewählte Stücke vorgetragen, die Prof. Bästlein pointiert und launig vorstellte. Im Anschluss gab es ein gemütliches Beisammensein mit schmackhaften Kleinigkeiten von Scheibelhofer und einer Weinbegleitung von Rossmann.


Foto: Teresa Rothwangl

Kinder-Tierschutzkonferenz in der Steiermark Bei der 1. Kinder-Tierschutzkonferenz in Graz im Juni konnten sechs Schulklassen ihre Tierschutzprojekte präsentieren und Fragen an politische Entscheidungsträger richten. Mit Unterstützung des international anerkannten Vereins „Tierschutz macht Schule“ konnten die Schulklassen ihr Wissen über die Bedürfnisse von Heimtieren, Wildtieren und Nutztieren vertiefen. Initiator LR Anton Lang betonte: „Mit dieser Konferenz haben sie die Möglichkeit, sich für die Tiere einzusetzen. Sie lernen dabei, kritisch zu denken und an politischen Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Die Kinder-Tierschutzkonferenz ist ein sehr wichtiges Projekt für mich, denn Tierschutz ist auch mir persönlich ein riesiges Anliegen.“

100 Jahre Bildungshaus St. Martin

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des ältesten Bildungshauses in Österreich und damit der Wiege der österreichischen Volksbildung lud LR Johann Seitinger zum Jubiläumsfest. LH Hermann Schützenhöfer, Ehrengäste sowie zahlreiche Besucher erschienen am 26. Juni bei schönstem Wetter, um das Bildungshaus zu würdigen. Anlässlich des Jubiläums wird die St. Martiner Erfolgsgeschichte, die für unzählige Menschen in der Steiermark zukunftsweisend war, heuer mit einem umfassenden Programm gefeiert. „Für das Jubiläumsjahr haben wir ein besonderes Festprogramm zusammengestellt, um die große Bedeutung und die Offenheit des Hauses sichtbar und spürbar zu machen“, betonte Direktorin Anna Thaller.

Fotos: Land Steiermark, Robert Frankl, Purgar Peter, Foto Fischer

Große Bühne für Talente im Handel

Die elf besten Nachwuchstalente matchten sich am 12. Juni 2019 beim großen „Gipfeltreffen“ der Handelslehrlinge im Grazer Cineplexx. Den ersten Platz im Landeslehrlingswettbewerb und damit den Titel „Junior Sales Champion 2019“ holte sich Martin Köberl (Landring Weiz). Ebenfalls mit herausragenden Leistungen hochverdient mit am Stockerl waren Julia Taferner (2. Platz, Fussl Modestraße) und Kerstin Krapfenbauer (3. Platz, Lieb Markt). Aber noch vor dem großen Talente- und Wissens-Check durch die Fachjury betonte Handelsspartenobmann Wohlmuth: „Es braucht mehr als nur Talent. Es braucht auch eine gehörige Portion Mut, diesen einen Schritt mehr zu tun und sich dem direkten Vergleich zu stellen.“

Talentcenter zum weltbesten Bildungsprojekt gekürt

Dass am Talentcenter der WKO Steiermark erstklassige Berufsorientierung geboten wird, ist in der Steiermark schon lange kein Geheimnis mehr. In Sachen Berufsorientierung wurden damit neue Maßstäbe gesetzt. Als bestes Bildungsprojekt wurde das Talentcenter beim Kongress der „International Chamber of Commerce“ in Rio de Janeiro ausgezeichnet. „Damit haben wir nicht nur die beste Bildungsinitiative der Welt in der Steiermark, sondern sind auch international zum absoluten Vorbild geworden“, freuen sich WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und WIFI-Institutsleiter Martin Neubauer über die Auszeichnung. Sie hoffen, dass das Konzept des Talentcenters auch in anderen Ländern Anklang findet.

Kurz im Gespräch mit Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Europa, Wissenschaft und Forschung Für die laufende Periode bis Ende 2020 stehen der Steiermark noch 59 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung – welche Bereiche sollen besonders davon profitieren? Aus dem EFRE-Topf werden zahlreiche Projekte in der Wirtschaft, der Wissenschaft und Forschung sowie der Regionalentwicklung umgesetzt. In der aktuellen Periode stehen dabei fünf Schwerpunkte im Fokus: Forschung, Entwicklung & Innovation; Investitionen von KMU; die Verringerung von CO2-Emmissionen; Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung sowie regionale Standortentwicklungsprojekte.

Warum ist ein so hoher Anteil der EFRE-Mittel bislang ungenutzt im Topf verblieben und was hemmt Unternehmen eventuell, die Gelder abzurufen? Die aktuelle Periode konnte erst Mitte 2016, also mit mehr als zwei Jahren Verspätung gestartet werden. Der Grund waren Probleme mit Verordnungstexten auf EU-Ebene, die nicht rechtzeitig fertiggestellt worden sind. Trotz der Verzögerungen konnten seit dem Start mehr als 300 Projekte mit EFRE-Unterstützung umgesetzt werden. Welche Impulse erhoffen Sie sich von der Digitalisierung für die Steiermark? Mit der Innovationskraft unserer Betriebe und der Kompetenz der heimischen Forschungseinrichtungen haben wir die besten Voraussetzungen, zum Gewinnerland der Digitalisierung zu werden. Viele Projekte zeigen eindrucksvoll, wie die Chancen des digitalen Wandels in der Steiermark genutzt werden. Auf der Website www.greif-nach-den-sternen.at sind zahlreiche Beispiele zu finden. FAZIT JULI 2019 /// 17


Wirtschaft

Zum Wunschkind mit Atemluftanalyse Von Josef Schiffer

Das Schlagwort Kohlendioxid sorgt im Zusammenhang mit Atmosphäre und Klimaveränderungen immer wieder für Schlagzeilen, aber das unauffällige geruchlose Gas kann auch ganz andere Seiten zeigen. Das Grazer Start-up Carbomed macht sich die winzigen Schwankungen des CO2-Gehalts in der Atemluft zunutze und hat den Zyklustracker breathe ilo entwickelt, um die empfängnisbereiten Tage der Frau zu bestimmen und so den Weg zum Wunschbaby zu erleichtern. sions der SFG erhalten hat, betont Krapinger. Das Kernteam von Carbomed ist mittlerweile auf neun Personen angewachsen und mit zahlreichen Partnern der Branche vernetzt.

Das junge Team rund um Marketingleiterin Lisa Krapinger, Head of Marketing (li.) und GF Bastian Rüther (re. vo.) hat mit langem Atem noch viel vor. In den westlichen Industrieländern wird der Kinderwunsch von vielen Frauen aus Karriere- oder anderen Gründen immer länger aufgeschoben. Mit dem zunehmenden Alter wird es allerdings auch schwieriger, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Die bislang üblichen Methoden zum Bestimmen der fruchtbaren Tage im Zyklus, wie Messung der Körpertemperatur oder Urintests, sind etwas umständlich im Handling und noch dazu relativ unsicher, er18 /// FAZIT JULI 2019

klärt Lisa Krapinger, Head of Marketing bei Carbomed.

Idee aus medizinischer Forschung Das Phänomen der Schwankungen im CO2-Gehalt der Atemluft im Verlauf des weiblichen Zyklus ist schon länger bekannt. Der Ideengeber und Co-Gründer von Carbomed, Dr. Ludwig Wildt, hat bereits in den 90er Jahren in Innsbruck zu diesem Thema umfangreiche Forschungen betrieben und publiziert. Das

Zusammentreffen von Wildt mit dem Medizintechniker Dr. Horst Rüther vor etwa sechs Jahren gab den Ausschlag und führte zu konkreten Schritten, die Forschungen in eine praktische Anwendung umzusetzen. Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2013 das Start-up Carbomed, das seine Arbeit 2014 nach dem Einstieg verschiedener Investoren und dem Erhalten von Anschubförderungen aufgenommen hat. Hilfreich war dafür auch das Training, das man bei den Pitching Ses-

Zusammenwirken vieler Disziplinen Was folgte, war die Umsetzung der Idee in ein alltagstaugliches Gerät, das von allen Frauen unkompliziert und verlässlich angewendet werden kann. Das erfordert die Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Spezialisten. Von der Medizin über Softwareentwicklung bis hin zur Mathematik und Engineering sind viele Disziplinen bei Carbomed unter einem Dach vereint, sagt Krapinger. Die dynamische Motivation des jungen Teams, die Mitgliedschaft beim Human Technology Styria Cluster und das Umfeld im Zentrum für Wissenstransfer beim LKH Graz, wo das Start-up seinen Sitz hat, bilden ideale Voraussetzungen für die Zielsetzung: Das Unternehmen möchte präzises Zyklustracking per Atemluft zukunftsfähig machen und in das 21. Jahrhundert bringen. „Die vier Jahre Entwicklungszeit waren natürlich geprägt


Anzeige Fotos: Carbomed

Einmal täglich nur eine Minute durch die Öffnung atmen und frau weiß Bescheid. von vielen Höhen und Tiefen. Solche Geräte gab es ja nur in groß und für den klinischen Anwendungsbereich, es klein und handlich zu machen, war schon eine Herausforderung“, berichtet der Geschäftsführer und Sohn des Co-Founders, Bastian Rüther.

Einfache und sichere Anwendung Inzwischen ist das Produkt zur Serienreife gelangt und wird seit Anfang Mai im eigenen Webshop verkauft. Die Anwendung von breathe ilo ist komfortabel und erfordert auch keine weiteren Verbrauchsmaterialien, die nur Kunststoffmüll produzieren. Nachdem frau eine Minute lang in das kleine handliche Gerät geatmet hat, zeigt die dazugehörige App am Smartphone an, ob es sich um das fruchtbare Zeitfenster der Frau handelt. Das technische Prinzip des in jahrelanger Arbeit weiter verfeinerten Geräts und seiner Software lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: „Durch die Hormone, die im Zyklus einer Frau auftreten, ändern sich verschiedene Symptome. Eines dieser Symptome ist das Phänomen der Hyperventilation: Rund um den Eisprung herum werden Progesteron und Östro-

gene produziert, die zu dieser Hyperventilation führen. Die Frau atmet unbewusst etwas schneller und durch diese schnellere Atmung wird nun etwas weniger CO2 pro Atemstoß ausgestoßen. Mit Hilfe moderner Sensorik lässt sich dieser Abfall sehr präzise messen“, erklärt Marketingleiterin Krapinger.

Studien bestätigen die Methode Zahlreiche Studien haben die Genauigkeit dieser Methode inzwischen bestätigt. „Der Indikator CO2 in der Atemluft ist zuverlässiger als andere Methoden zur Ermittlung der fruchtbaren Tage“, erklärt Bastian Rüther. Professor Wildt und das Carbomed-Team haben bisher vier Studien abgeschlossen. An den Studien haben jeweils über 100 Frauen teilgenommen und es wurden mehrere hundert Zyklen getestet. Die gewonnene Erkenntnis: Für die meisten der teilnehmenden Frauen wurden treffsicher fünf von sechs fruchtbaren Tagen erkannt. Die Genauigkeit wird über einen auf KI basierenden Lernalgorithmus für jede Anwenderin kontinuierlich verbessert. „Damit heben wir uns wesentlich von unseren Mitbewerbern ab und unterstützen

hoffentlich Millionen von Paaren weltweit dabei, ihren Kinderwunsch durch Atmen zu verwirklichen”, so Krapinger.

Große Zukunftspläne Das Durchstarten ist durch den Einstieg neuer Investoren bei der Show „2 Minuten 2 Millionen“ gelungen. Hier konnten sie Hans-Peter Haselsteiner, Leo Hillinger und Martin Rohla für breathe ilo begeistern und insgesamt eine Million Euro lukrieren. In näherer Zukunft will man sich bei der Vermarktung des Gerätes vor allem auf den DACH-Raum konzentrieren, in weiterer Folge auf die Länder der Europäischen Union. Als nächster Schritt soll das Gerät auch im Bereich des medizinischen Zyklus-Tracking verwendbar sein. „Mit breathe ilo soll auch Frauen geholfen werden, die zum Beispiel das

PCO-Syndrom oder andere Zyklusstörungen haben“, betont Krapinger. Auf längere Sicht soll breathe ilo auch als Verhütungsmittel einsetzbar sein, was allerdings umfangreiche Zulassungen erfordert, erklärt sie: „Für den Kinderwunsch ist das fruchtbare Fenster kleiner definiert. Zur sicheren Verhütung müssten dann auch die Tage mit wenig Wahrscheinlichkeit angezeigt werden.“ Dafür startet Carbomed in Zusammenarbeit mit Dr. Möller vom Kinderwunschzentrum Potsdam derzeit eine groß angelegte klinische Studie.

Carbomed

Medical Solutions GmbH Neue Stiftingtalstraße 2/2. OG A-8010 Graz lisa.krapinger@carbomed-ms.com breatheilo.com

Das handliche Gerät befriedigt nicht nur praktische, sondern auch ästhetische Ansprüche.

FAZIT JULI 2019 /// 19


Kurz & News

Radworkshop an VS Seiersberg-Pirka

Die Wiener Städtische Versicherung setzt ihren erfolgreichen Weg auch im Jahr 2019 fort. Im ersten Quartal sind die Prämien in Österreich um 2,1 Prozent auf mehr als 1 Milliarde Euro gewachsen, besonders hoch war das Plus in der Sachsparte, die 4 Prozent zulegen konnte. Weiterhin stark ist auch die Nachfrage nach privater Gesundheitsvorsorge. Vor diesem Hintergrund bietet die Wiener Städtische in der Steiermark 20 neuen Versicherungsberatern die Chance, das Team der Landesdirektion zu verstärken. „Persönliche Beratungsgespräche und eine vertraute Ansprechperson im Schadensfall können durch digitale Tools bestenfalls ergänzt, jedoch nie ersetzt werden“, sagt Landesdirektorin Sonja Steßl.

Die AUVA sorgt seit 15 Jahren, mit Unterstützung des Landes Steiermark an steirischen Volksschulen für kostenlose Radworkshops. Klarer Auftrag des Erfolgsprojekts: Förderung von Radfahrkompetenz und Sicherheitsbewusstsein. Verkehrslandesrat Anton Lang besuchte die VS Seiersberg-Pirka und machte sich selbst ein Bild, wie die Schüler auf den Alltagsradverkehr vorbereitet werden: „Es macht Freude, zu sehen, mit wie viel Begeisterung die Kinder bei der Sache sind. Aber neben dem Spaß vergessen sie auch nicht auf die richtige Ausrüstung, die Verkehrsregeln und das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Das alles spielerisch im Hindernisparcours zu lernen, ist eine richtig tolle Sache.“ Infos: www.radworkshop.info

Um Eltern dabei zu unterstützen, für ihre Kinder das richtige Ferienprogramm inklusive Betreuung zu finden, startet das Familienressort des Landes Steiermark gemeinsam mit der Kinderdrehscheibe auf Initiative von LR Ursula Lackner eine Webseite, über die sie bequem einen Überblick über die bestehenden Ferienangebote erhalten. Diese ist als Sammelstelle der wichtigsten Informationen konzipiert: Eltern können mittels Suchfunktion die passenden aus den derzeit schon mehr als 600 Angeboten herausfiltern und erhalten gleich alle relevanten Informationen dazu. Künftig soll ein elektronisches Buchungssystem integriert werden. Info: www.kinderdrehscheibe.net/kinderbetreuung/ferienbetreuung

Das Jahr 1994 markierte einen Meilenstein in der Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in der Steiermark: Seither fahren alle Busse, Straßenbahnen und Züge zum einheitlichen Tarif im Verkehrsverbund – zunächst nur im Großraum Graz, seit 1997 in der ganzen Steiermark. 25 Jahre und mehr als 250 Millionen verkaufte Fahrkarten später wird das Angebot immer kräftiger verbessert. Beeindruckende Zahlen, die auf eine positive Zukunft hoffen lassen. „Mobilität bestimmt jede Lebensphase der Menschen, von Jung bis Alt. Umso wichtiger ist der Verkehrsverbund als Drehscheibe“, ist LR Anton Lang zufrieden, „allein für heuer sind im Finanzplan Ausgaben in Höhe von 138 Millionen Euro veranschlagt.“

Der Landesparteivorstand der steirischen SPÖ hat in im Rahmen einer geheimen Wahl die LTAbg. und Judenburger Vizebgm. Gabriele Kolar einstimmig als nächste Präsidentin des steirischen Landtages designiert. Kolar folgt in dieser Funktion Bettina Vollath nach, die in das Europäische Parlament nach Brüssel wechselt. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und bedanke mich für das Vertrauen, das mir meine Partei und unser Vorsitzender geschenkt haben. Als Landtagspräsidentin möchte ich eine verbindende und ausgleichende Stimme sein. Besonders möchte ich die Themen saubere Umwelt und Klimaschutz ins Zentrum stellen und sie zu einem überparteilichen Schwerpunkt machen“, so Kolar.

Mit rund 250 Gästen läuteten LR Barbara Eibinger-Miedl und Hausherr Erich Neuhold mit den Superradlern bei der Grünen Nacht von Steiermark Tourismus bei hochsommerlichen Temperaturen den Radsommer ein. Touristiker aus den Orts- und Regionsverbänden, Hoteliers, Gastronomen, Journalisten, Fotografen sowie Vertreter aus dem Kulturbereich und der Politik gaben sich die Radklingel in die Hand. Sie holten sich bei den Superradlern Sandro Nistelberger, Martin Kubanek und Anja Gleichweit, die schon mehr als die Hälfte der Touren absolviert haben, den einen oder anderen Radtipp, stärkten sich mit einer Radlerjause und bereiteten sich somit bestens auf den Steiermark-Sommerradurlaub vor.

Ferienangebote für Kinder auf einen Blick

Innovativer Klimaschutz im Zentrum

20 /// FAZIT JULI 2019

Verkehrsverbund feiert 25 Jahr-Jubiläum

Grüne Nacht im Zeichen der Superradler

Fotos: Volksbank/Photo by-RS, Land Steiermark, Patrick Neves – SPÖ Steiermark, Land Steiermark, Robert Frankl, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder

Wiener Städtische sucht neue Mitarbeiter


Foto: JR / Bernhard Bergmann

Kurz im Gespräch mit

Foto: Rocco Dürlich – OktettB

Wolfgang Pribyl, GF von Joanneum Research

Die „South West Oldtime Allstars“ gastieren beim Dixie- & Swingfestival Fürstenfeld.

»New Orleans« zwischen Weinbergen und Thermen

Nicht weniger als dreizehn Bands mit 76 Musikern aus sechs Nationen werden ab 14. August beim Internationalen Dixie- & Swingfestival Fürstenfeld unter dem Motto „New Orleans“ für Stimmung, Tanz und Musik sorgen.

D

er diesjährige Gaststar Marianne Mendt wird am Mittwoch, den 14. August, das Festival mit ihrer Band eröffnen. Am Donnerstagabend treten dann als echte „Zeitzeugen“ die „South West Oldtime Allstars“ in der Fürstenfelder Stadthalle auf. Ihr Drummer Trevor Richards lebte schließlich von 1966 bis 1968 in New Orleans und war Meisterschüler von Louis-Armstrong-Schlagzeuger Zutty Singleton. Schließlich kommt am Freitag Big Band-Leader Sigi Feigl mit der „Big Band Graz Süd“ und ihrem charismatischen Sänger Erwin Adelmann in die steirische Thermenhauptstadt. Im Spätprogramm gibt sich Nobuo Watanabe als Vertreter der gehobenen Barmusik am Stride-Piano am Mittwoch und Freitag von 23 bis 1 Uhr früh „Beim Borckenstein“ die Ehre. Am Donnerstagvormittag lockt die Besucher ein Little Jazzbrunch mit Papa Steph & his Brassband im Café Segafredo, die auch am

Freitagvormittag das Programm ebendort bestreiten. Zu diesen Hauptkonzerten gibt es noch zahlreiche Side-Acts: Ein „New Orleans“-Straßenfest in der Fürstenfelder Innenstadt am 17. August mit der legendären „Bridge Band“ aus Prag, der „Bohém Ragtime-Jazz Band“ (HU), „Swing a la Django“ (HU) und vielen weiteren Acts. Eine große Ausstellung „New Orleans – The Sound of a City“, die bereits ab 9. August gezeigt wird, und sogar Kreolische Küche in der Trattoria de la Rosa ergänzen die musikalischen Darbietungen. Das gesamte Programm ist unter www. dixiefestival-fuerstenfeld.at zu finden. Tickets gibt es bei Ö-Ticket, kroneticket.at und wienticket.at. Im Festivalpass sind die Ausstellung, ein historischer Rundgang am „Festungsweg“ und der Eintritt zum New Orleans Straßenfest inkludiert.

Die steirische Forschungsgesellschaft Joanneum Research erweiterte jüngst die Kooperation mit der TU Graz, wo liegen die Vorteile für beide Seiten? Ziel der Kooperation ist die strategische Zusammenarbeit in bestimmten Themenbereichen wie zum Beispiel der Nanotechnologie sowie die wechselseitige Nutzung der hochmodernen Labor-Infrastruktur von „Materials“ am Standort Weiz und jener der Fakultät für Technische Chemie, Verfahrenstechnik und Biotechnologie an den Standorten Graz und Triest. Die Intention, Infrastruktur zu teilen, ist nicht nur für den Wissensaustausch förderlich, sondern auch ein Zeichen für ressourcenschonendes Handeln.

Joanneum Research Digital liefert Technologie für eine Marsmission der NASA, welchen Stellenwert hat das Thema Raumfahrt in Ihrem Forschungsspektrum? Aktuell befindet sich die Weltraumindustrie im Um- und Aufbruch. Die Telekommunikation und Themen wie automatisiertes Fahren haben starke Auswirkungen auf die Weltraumforschung. Für diese und andere Anwendungen werden rasche und zuverlässige Datenkanäle benötigt. Und dafür braucht man Übertragungsmöglichkeiten mit höherer Kapazität. Die Joanneum Research liefert in diesem Bereich wertvolle Technologiekomponenten. Welche Rolle spielt die Joanneum Research für die rasch wachsende Start-up-Szene der Steiermark? Ein Kernelement des Unternehmensauftrages der Joanneum Research ist auch der Technologietransfer in die Wirtschaft. Dies geschieht primär durch die gemeinsame Arbeit in Forschungsprojekten, aber auch durch die Gründung von Spin-offs und Start-ups durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. FAZIT JULI 2019 /// 21


Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Christian Klepej mit Fotos von Marija Kanizaj

Die Fragen der Würde Caritas-Direktor Herbert Beiglböck über

die Nähe der politischen Parteien zur Kirche, soziale Kälte und das Konservieren der Urcaritas.

22 /// Fazit Juli 2019



Fazitgespräch

Bunt bemalte Holzbalken säumen den Neubau. In der Mitte ist der Name der Einrichtung zu lesen: Schlupfhaus. Es ist nur eine von vielen Einrichtungen der Caritas der Diözese Graz-Seckau, die eine liebevollen Namen trägt und in die Menschen einkehren, die mitunter vom Schicksal gebeutelt wurden. Das Schlupfhaus ist eine Notschlafstelle für Jugendliche und junge Erwachsene, das einfach zugängliche Soforthilfe anbietet. Ein Bett, ein warmes Essen, eine Dusche, aber auch eine Waschmaschine, ein Telefon oder Internet. Es bietet die Möglichkeit für eine Verschnaufpause, heißt es auf der Website der Caritas Steiermark. Es ist jener Ort, den wir mit Herbert Beiglböck vereinbaren, um uns in einem einstündigen Gespräch der Arbeit der Caritas zu nähern. Als wir ein paar Minuten vor dem vereinbarten Treffpunkt durch die Türe eintreten wollen, öffnet uns der Caritas-Direktor persönlich die Tür.

24 /// Fazit Juli 2019



Fazitgespräch

Worauf wir auch schauen müssen, sind die völlig neuen Formen von Armut. Herbert Beiglböck

Herr Beiglböck, darf für einen Politiker gebetet werden? Für jeden Menschen kann gebetet werden, allerdings ist immer die Frage, ob das Gebet öffentlich sein muss. Typisch ist eher, im Verborgenen zu beten.

Darf man als Politiker bei einem Awakening-Event so auftreten wie Sebastian Kurz? Natürlich ist Religion etwas Öffentliches, aber kein Element der öffentlichen Inszenierung. Und es wird kritischer, wenn so ein Gebet im Verbund mit einer Veranstaltung stattfindet, die von Gruppen getragen wird, zu denen man berechtigterweise die eine oder andere Frage stellen kann. Ich frage mich zum Beispiel schon, ob sich bei den evangelikalen Gruppen, die Träger dieses Awakening-Events waren, noch das Christentum spiegelt, für das die Caritas steht. Mein Verständnis – und da spricht eher der Theologe aus mir – ist, dass sich der Glaube auch in den Argumenten darstellen lassen muss. Es geht immer darum, das, was wir aus dem Evangelium verstehen, mit all unserer Kompetenz und großer Anstrengung in die heutige Zeit zu übersetzen. Das braucht ein Stück Interpretation dessen, was biblische Botschaft ist. Und zwar in einer Differenziertheit, die ich in manchen evangelikalen Gruppen vermisse und die in meinem Verständnis aber ganz stark zum Katholischen dazugehört. Viele dieser Gruppen laufen Gefahr, manche Fragen sehr schwarz-weiß zu beantworten. Eine Gefahr, die auch unserer Gesellschaft nicht fremd ist. Weil wir gerade über den Chef der neuen Volkspartei gesprochen haben. Hat die neue Volkspartei ihren christlich-sozialen Charakter verloren? Es gibt die noch immer gültige Formel von Kardinal König, dass die Parteien ihre Nähe und Distanz zur Kirche und auch zur Caritas selbst bestimmen. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass die gesamte gesellschaftliche Situation sehr dynamisch ist und es immer wieder Situationen gibt, wo die eine Partei der Kirche mal nähersteht und dann wieder eine andere. Für mich ist entscheidend, dass in möglichst allen Parteien gute Ansätze vorhanden sind, in denen sich das Christlich-Soziale abbildet und die Verantwortung für das Gemeinwohl und die Schwachen unserer

26 /// FAZIT JULI 2019

Gesellschaft deutlich wird. Diese Ansätze sehe ich auch aktuell in allen Parteien mehr oder minder ausgeprägt.

Als die türkis-blaue Regierung Geschichte war, haben Sie in einer Pressekonferenz gesagt, Sie seien »nicht extrem traurig«, dass ÖVP und FPÖ sich nicht mehr in einer Koalition befinden. Wir interpretieren: Sie waren nicht der größte Fan der letzten Regierung. In der Wahrnehmung der Caritas und auch in meiner persönlichen war die Frage der Menschenwürde unabhängig von Herkunft und Religion in der letzten Bundesregierung nicht hoch angesiedelt. Wir hatten auch den Eindruck, dass die zivilgesellschaftliche Beteiligung bei vielen Regierungsvorhaben mangelhaft war. In welchen Bereichen zum Beispiel? Nehmen wir die Asylwerber, die begonnen haben, einen Beruf zu erlernen und schon auf einem sehr guten Integrationsweg waren. Wir wissen, dass wir diese Facharbeiter brauchen würden, und trotzdem werden diese Menschen abgeschoben. Das ist menschlich ziemlich unwürdig und auch für unsere wirtschaftliche Situation nicht g’scheit. Da geht es darum, Standpunkte durchzusetzen und Härte zu zeigen, die nicht menschengerecht ist. Wir hatten auch den Fall einer Tschetschenin, die in einer unserer Caritas-Einrichtungen untergebracht war und rechtmäßig abgeschoben wurde nach den Dublinkriterien, obwohl sie sich gerade einer Chemotherapie unterzog. Ein paar Monate nach ihrer Abschiebung verstarb sie an Krebs. An so einer Person zerbricht unser Staat nicht, das könnten wir uns leisten. Auf der Caritas-Website steht, Sie wünschen sich weniger soziale Härte in der österreichischen Politik und ein stärkeres Verständnis für ein Füreinander in unserer Gesellschaft. Wir haben in der EU etwa acht Prozent der Weltbevölkerung, 22 Prozent der Wirtschaftsleistung und 50 Prozent der Sozialleistungen weltweit. Wir geben also ungemein viel Geld für unseren Sozialstaat aus. Wie kann man dann von Zeiten sozialer Härte sprechen? Zum einen muss man sagen, dass die großen Summen der Sozialausgaben die Pensionen, die Gesundheit, Jugendwohlfahrt und



Fazitgespräch Pflege betreffen. Die klassischen Sozialausgaben wie Mindestsicherung sind ein sehr kleiner Teil. Niemand will aber die großen Brocken infrage stellen. Das zweite Thema ist die Frage der Abgabenquote. Die Schweden, Deutschen und Österreicher haben die höchste Abgabenquote und sind die Sehnsuchtsländer der Welt. Bulgarien und Rumänien – um in Europa zu bleiben – haben die niedrigsten Abgabenquoten, aber niemand will dorthin. Offensichtlich sind sozialstaatliche Regelungen sehr begehrt und machen aus, was als gutes Leben gesehen wird. Wir müssen dort weiterbauen, was den Menschen wichtig ist. Für mich ist die zentrale Frage, ob wir mit den Steuerleistungen gut und richtig umgehen. Eine 30-prozentige Abgabenquote wird in einem korrupten Land niemanden glücklichen machen. Kommunizieren wir vielleicht die großartigen Leistungen unseres Sozialstaates zu selten? Das würde ich sofort unterschreiben und sage ich auch öfters. Wir haben einen gut ausgebauten Sozialstaat. Es funktioniert viel. Wir haben keine Probleme mit Obdachlosigkeit und niemand muss hungern. Wir müssen nur schauen, dass wir nicht Schritte zurück machen. Die neue Sozialhilfe steht stellvertretend für die Gefahr, einen Schritt zurück zu machen, weil sich einzelne Personengruppen mit diesen Beträgen schwertun werden, existenzielle Bedürfnisse abzudecken. Worauf wir auch schauen müssen, sind die völlig neuen Formen von Armut. Wir sind hier im Schlupfhaus, einem Ort, an dem sich unter anderem zeigt, dass immer mehr junge Menschen den Einstieg in unsere Gesellschaft nicht schaffen. Wir müssen uns fragen, wie wir einen Beitrag leisten

können, Menschen früh gut an einen geregelten Alltag in Beschäftigung heranzuführen, damit sie nicht ein Leben lang Mindestsicherung und Mindestpension empfangen. Auch in der Frage der Pflege wird gerade viel nachgedacht. Einsamkeit im Alter ist eine andere Facette der Armut, die mit Geld nicht abgedeckt ist. Wir müssen ein Netz der Aufmerksamkeit schaffen, um das Füreinander mehr ins Zentrum zu rücken.

Werden wir uns all das leisten können? Wir zählen zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Wenn wir es uns nicht leisten können, wer dann? Wir werden in der Pflege eine gesicherte Finanzierung brauchen und ohne zusätzliche Belastung wird das nicht funktionieren. Ich glaube, dass die meisten Menschen in diesem Land bereit sind, das gemeinsam zu tragen. Wir müssen aber etwa darauf achten, dass wir die teure Form der Pflege in einer stationären Wohneinrichtung nur dann einsetzen, wenn sie auch nötig ist. Da braucht es andere Modelle, wie Pflege in der Familie oder Tagesseniorenzentren. Sie haben angesprochen, dass es Menschen eben nicht nach Bulgarien oder Rumänien, sondern in reiche Länder wie Österreich zieht. Die Migration ist bestimmendes Thema unserer Zeit. Wie sollte man sich eine Lösung dieser Problematik Ihrer Meinung nach nähern? Wir hatten 2014 und 2015 eine große Anzahl von Menschen, die aus verschiedenen Ländern nach Europa geflüchtet sind. Man kann ruhig sagen, dass es eine Situation war, die alle überfordert hat. Auch die Politik und die Caritas. Wir haben diese im Miteinander eigentlich erstaunlich gut bewältigt und daraus gelernt.

GRAZ. WIN-WIN FUR ALLE. Ob für kleine Unternehmen oder internationale Konzerne – Graz ist attraktiver Wirtschaftsstandort. Und darauf sind wir stolz.

wirtschaft.graz.at

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Fazitgespräch Wir haben als Caritas etwa gelernt, dass die Integration von Menschen aus Syrien oder Afghanistan stärkerer Begleitung bedarf als Menschen, die während der Bosnienkrise zu uns kamen. Die eine Frage ist, wie wir mit den Menschen, die damals gekommen sind, jetzt gut umgehen. Ich halte es schon für überlegenswert, diese langen Verfahren abzuschließen und auch einen Ansatz zu finden wie jene Menschen, die einen negativen Bescheid haben, trotzdem bleiben können. Wenn Sie wollen: Eine Amnestie für jene Menschen, die vor fünf Jahren gekommen sind, damit hier Ordnung in das System kommt und die Menschen Gewissheit haben und sich an der Gesellschaft beteiligen können. Und die globale Frage? Wir haben Flüchtlingsströme auf der Welt, wir haben 2015 gelernt, dass es gesicherte Grenzen geben muss. Aber das, was die Genfer Konvention an verpflichtenden Asylgründen und Asylrechten definiert, sollten wir nicht schmälern. Wir brauchen diese Regelungen in dieser Situation. Ich glaube schon, dass die Europäische Union hier überlegen muss, wie das nationale Spiel zu einem gemeinsamen europäischen Projekt wird und wir Verantwortung übernehmen für Menschen, die berechtigterweise nach Europa kommen wollen. Glauben Sie wirklich noch daran, dass das funktioniert? Wir reden auch über den Klimawandel schon sehr lange und plötzlich haben wir das Gefühl, dass der Funke übergesprungen ist. Ich hoffe, dass auch in der Migrationsfrage der Punkt kommt, an dem erkannt wird, dass gewisse Dinge nur gemeinsam gelöst

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werden können. Bei allen Zweifeln, die ich mit Ihnen teile, sehe ich keine Alternative dazu.

Die letzte Regierung hat Integrationsmaßnahmen tendenziell zurückgeschraubt. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass durch weniger Integration brennende Vorstädte wie in Frankreich vor einigen Jahren herangezüchtet werden. Das ist eine berechtigte Sorge. Wir haben zwei Phasen hinter uns: Wir hatten am Beginn dieser Entwicklung eine unglaubliche Willkommenskultur mit einer großen Hilfsbereitschaft. Dann wurde wahrgenommen, dass es nicht so einfach geht, und da oder dort machte sich Frustration breit. Bald haben wir eine gegenteilige Stimmung erlebt. Nun scheint mir der Zeitpunkt gekommen, an dem wir mit sachlich-vernünftigen Lösungen mit den Problemstellungen umgehen. Ich glaube, dass die Emotion in der Breite der Bevölkerung deutlich geringer geworden ist. Wir fragen uns, was notwendig ist, um diese Menschen zu integrieren. Weil, wenn wir eine größere Anzahl an Menschen haben, die kaum eine Chance auf Integration haben, wird es problematisch werden. Das betrifft anerkannte Flüchtlinge, die wir gut begleiten müssen, aber noch viel mehr jene gar nicht so kleine Anzahl von illegal bei uns lebenden Menschen, die einen negativen Bescheid haben, aber nicht abgeschoben werden. Diese Menschen haben keinen Zugang zum Arbeitsmarkt und befinden sich in einem Graubereich. Warum können diese Menschen nicht abgeschoben werden? Weil die Heimatländer sie nicht zurücknehmen oder es keine sichere Situation in den Heimatländern gibt.

Ideal, um Freunde zu besuchen. Einen Tag lang in der gesamten Steiermark fahren! Tageskarte für eine Person um t 11,– Gültig für Bus, Bahn und Bim in der Steiermark (außer Railjet-, Eurocity-, Intercity-, D- und Nightjet-/Euronight-Züge, RegioBusse 311/321 nach Wien). Jeden Samstag, Sonntag oder Feiertag. Verkauf: Busse, Straßenbahnen, tickets.oebb.at, ÖBB App, Graz Mobil App, Ticketautomaten, Ticketschalter Infos: www.verbundlinie.at

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Herbert Beiglböck wurde 1960 in Hartberg geboren. Er studierte Theologie in Graz und war ab 1984 Generalsekretär der Katholischen Jugend Österreich. In der Folge fungierte er als Jugendstellenleiter der Diözese Graz-Seckau, Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark und stellvertretender Leiter des Bischöflichen Pastoralamtes. 2001 wechselte er als Leiter Marketing zur Kleinen Zeitung Graz und absolvierte ein postgraduales Wirtschaftsstudium in Wien. 2004 wurde er Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau und 2016 zu deren Direktor bestellt. Herbert Beiglböck ist verheiratet und hat drei Kinder sowie vier Enkelkinder.


Fazitgespräch

Ein ständiger Begleiter einer Einrichtung wie der Caritas ist, dass es immer mehr Arbeit als Mittel gibt. Herbert Beiglböck

Herr Beiglböck, Sie sind seit 2016 Direktor der Caritas Diözese Graz-Seckau und scheinen mehr operativ tätig zu sein als Ihr Vorgänger Franz Küberl. Täuscht dieser Eindruck? Franz Küberl war auch Präsident der Caritas Österreich und von dieser Aufgabenstellung her auch mit bundesweiten Themen beschäftigt. Ich kann meine Kraft und Energie der Caritas hier widmen. Das ist die rein formale Komponente. Ich glaube außerdem, dass man eine Organisation sehr gut kennen muss, um sie gut führen zu können. Ich möchte wissen, was in der Organisation passiert, um entsprechend in die Tiefe gehen zu können.

Vielen Menschen ist die Caritas wegen der Haussammlung ein Begriff. Wie wichtig ist die eigentlich noch? Wir haben in der Steiermark ziemlich genau 100 Millionen Euro Umsatz. Ein Großteil dieses Umsatzes bewegt sich in Dienstleistungsbereichen wie Pflege oder Beschäftigung. Der klassische Arbeitsbereich »Hilfe« ist der kleinste Bereich bei uns, aber der Spendeneinsatz ist dort extrem wichtig. Wir haben insgesamt sechs Millionen Geldspenden, davon zwei Millionen fürs Ausland und vier Millionen fürs Inland. Davon wiederum ist knapp eine Million aus der Haussammlung.

Die Caritas hilft Menschen in sozialen Notlagen, aber wie sehr muss eine karitative Einrichtung auch unternehmerisch denken? Die Spender, aber auch die öffentliche Hand erwarten sich zu Recht, dass wir mit den Mitteln sehr verantwortungsbewusst umgehen. Wir sichern, dass Spenden möglichst effizient eingesetzt werden. Es ist bei einer großen Organisation wie bei der Caritas auch eine Herausforderung, eine möglichst schlanke Struktur zu finden, um wirklich für die Menschen da zu sein. Das Zweite ist, dass alle Mitarbeiter ihr Gehalt bekommen wollen. Und zwar pünktlich. In der Größe, in der wir Verantwortung wahrnehmen, können wir das nur, wenn wir wirtschaftlich gut arbeiten. Trotzdem hoffe ich sehr, dass wir uns etwas von der Ursprünglichkeit der Caritas erhalten und stets kreativ genug sind, um helfen zu können, wenn es darauf ankommt.

Und wenn die finanziellen Ressourcen nicht vorhanden sind … … dann müssen wir darüber nachdenken, wie wir es hinkriegen. Ein ständiger Begleiter einer Einrichtung wie der Caritas ist, dass es immer mehr Arbeit als Mittel gibt.

Es obliegt meinem journalistischen Ethos, dass die Leser erfahren, dass ich (Anm.: Peter K. Wagner) ein Naheverhältnis zur Caritas habe, weil ich auch in Teilzeit beim Caritasprojekt Megaphon tätig bin. Als ich angestellt wurde bei der Caritas, hieß es, ich müsse vielleicht zu Ihnen, da ich nicht mehr Mitglied der katholischen Kirche bin. Es sei in solchen Fällen üblich, ein persönliches Gespräch mit dem Caritas-Direktor zu führen. Ich wurde allerdings nicht vorgeladen. Warum? Eine spannende Frage. Weil ich das nicht schaffe, mit allen Menschen, die ohne Bekenntnis sind, ein Gespräch zu führen. Die Grundfrage, die damit verbunden ist: Wir bewegen uns in einem Korridor. Wir sind die Hilfsorganisation der katholischen Kirche und müssen genügend Leute bei uns unter den Mitarbeitern haben, die von sich aus in der Lage sind, authentisch zu vermitteln, was die Identität der Caritas ist. Zur Identität gehört der Bezug zum Evangelium. Dafür ist eine Kirchenmitgliedschaft ein Indikator, aber nicht der einzige. Die andere Wirklichkeit ist aber auch, dass wir als große Institution möglichst viel von der Gesellschaft abbilden müssen. Und dazu gehört Diversität. Wir sind für alle da, aber schauen bei den Mitarbeitern, die Balance zu halten. Gibt es dazu Zahlen? Wir haben knapp 70 Prozent Mitglieder der katholischen Kirche, 15 Prozent sind Mitglieder anderer Religionen und etwa 15 Prozent sind ohne Bekenntnis. Einen Caritas-Direktor, der nicht Mitglied der katholischen Kirche ist, wird es also nie geben? Es ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Herr Beiglböck, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JULI 2019 /// 31


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Das Steuerrecht als Segel im Wind gesellschaftlicher Entwicklungen

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Foto: Land Steiermark/Streibl

Der Entwurf der (nun-leider-doch-nicht?) Steuerreform der letzten Regierung liefert ein gutes Beispiel dafür, wie gesellschaftliche Themen Einfluss auf die Steuergesetzgebung nehmen. Im Text des Entwurfs wird festgehalten, dass im Rahmen der Verfolgung von Klima- und Energiezielen „ohne steuerliche Begleitmaßnahmen“ die „verpflichtende Reduktion des CO2-Ausstoßes kaum zu erreichen“ sei. Daher sei „eine begleitende Unterstützung durch steuerliche Maßnahmen“ notwendig. Also wurde ein steuerliches Maßnahmenbündel geschnürt: (1) Es sollten die CO2-Grenzwerte für die ökologisch begünstigte Besteuerung mit 1,5 Prozent der Bemessungsgrundlage im Zusammenhang mit der Umstellung des Messverfahrens und dem Sachbezug angepasst werden. (2) Dienstnehmern zur Privatnutzung überlassene arbeitgebereigene Fahrräder und E-Krafträder sollten keinen Sachbezug auslösen. (3) Die einmalige und laufende Besteuerung für künftig zugelassene Pkw und Krafträder sollte durch sozial verträgliche und ökologische Umgestaltung der Kraftfahrzeugsteuer und Normverbrauchsabgabe lenkend wirken. (4) Für E-Krafträder sollte der Vorsteuerabzug zustehen. (5) Ebenfalls in Umsetzung der Klima- und Energiestrategie sollte „Eigenstromerzeugung“ mittels PV-Anlage von der Elektrizitätsabgabe befreit werden.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landesrätin Barbara EibingerMiedl präsentieren die EFRE-Kampagne „Die Steiermark greift nach den Sternen“.

Nun wird das Steuerrecht aber auch noch für zahlreiche andere politische Themen instrumentalisiert, wie etwa die Familien- und Wirtschaftsförderung oder das Sozialwesen, woraus schließlich naheliegend dessen – lassen Sie mich sagen – Unübersichtlichkeit resultiert. Wenn man weiß, dass weltweit betrachtet der durch Tierfleischkonsum ausgelöste Treibhauseffekt deutlich belastender als der gesamte Straßen- und Luftverkehr zusammengenommen ist, darf man schon gespannt sein, was die nächsten lenkenden steuerlichen Maßnahmen sein werden.

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Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

Land sucht Abnehmer für 59 EU-Millionen

»Die Steiermark greift nach den Sternen« heißt eine Kampagne, mit der bis Ende 2020 59 EU-Fördermillionen aus dem EFRE-Topf an förderungswürdige Projekte ausgeschüttet werden sollen. Gemeinsam mit den Koförderungsmitteln aus dem Landeshaushalt und dem finanziellen Engagement der Förderungswerber sollen dadurch Investitionen im Umfang von rund 300 Millionen Euro gehebelt werden. irtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl sieht die Steiermark vor großen Weichenstellungen: „Wir stehen vor einem neuen Jahrzehnt, das durch Entwicklungen wie die Digitalisierung und große Herausforderungen, etwa den Klimawandel, tiefgreifende Veränderungen für alle Bereiche unserer Gesellschaft bringen wird. Darüber hinaus gehen alle Wirtschaftsforscher für die kommenden Jahre von einem geringeren Wirtschaftswachstum aus als zuletzt.“ Daher wäre jetzt der optimale Zeitpunkt, um entsprechende Konjunkturimpulse zu setzen. Mit der Kampagne „Die Steiermark greift nach den Sternen!“ will die Landesrätin die Unterneh32 /// FAZIT JULI 2019

men motivieren, den Griff nach den Sternen zu wagen und entsprechende Investitionsprojekte vorzuziehen. Im Mittelpunkt der EFRE-Offensive stehen Unternehmen sowie die Wissenschaft. Auf der Online-Plattform der Kampagne „www.greif-nach-densternen.at“ sind Beispiele für förderbare Projekte dargestellt. Woche für Woche sollen dort weitere Best-Practice-Beispiele folgen. Die Steiermark müsse das Streben nach Spitzenleistungen auch mit den noch verfügbaren EFRE-Fördermöglichkeiten weiter forcieren, um das Land in eine positive Zukunft zu führen, stellte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer anlässlich der Präsentation der EFRE-Kampagne klar.


„Wir sind ein Land der Talente. Und die sind dafür verantwortlich, dass viele unserer Unternehmen Weltmarktführer sind und wir auch bei Forschung und Entwicklung eine führende Position in Europa einnehmen“, so der Landeshauptmann. EFRE unterstützt Projekte, die für Wachstum und Beschäftigung in den europäischen Regionen sorgen. In der aktuellen Förderperiode (2014 bis 2020) sind die EFRE-Schwerpunkte Forschung, Entwicklung und Innovation, Investitionen von Klein- und Mittelbetrieben, die Verringerung von CO2-Emmissionen in allen Wirtschaftssektoren, Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung (Smart City) sowie regionale Standortentwicklungsprojekte (Stadt-Umland-Entwicklung). Für die Steiermark stehen für die gesamte Periode 130 Millionen Euro zur Verfügung, die mit nationalen Fördermitteln (Bund und Land) ko-finanziert werden müssen. Dass gegen Ende der Finanzperiode immer noch 59 EFRE-Millionen im Topf sind, hängt auch mit der bislang sehr komplizierten Abwicklung durch das zuständige Bundeskanzleramt zusammen. Da die mittlerweile abgewählte Bundesregierung dem „Golden Plating“ den Kampf angesagt hat, soll es inzwischen einfacher sein, an Mittel aus den EU-Fördertöpfen zu gelangen. Und so sollen bis Ende 2020 noch Investitionen von insgesamt rund 300 Millionen Euro in der Steiermark ausgelöst werden.

Luxusmarkt:

Chinesen ersetzen Europäer als Trendsetter

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ie Chinesen haben sich als stärkste Macht im weltweiten Luxusgeschäft etabliert. Ihre enorme Kaufkraft beflügelt den Absatz von hochpreisigen Accessoires, Kosmetik, Schmuck oder Kleidung – und dies vor allem in ihrem Heimatland. Das globale Luxusgütergeschäft hat sich auf einem hohen Wachstumsniveau eingependelt. „Diese neue Normalität wird sich bis 2025 mit jährlichen Zuwachsraten von 3 bis 5 Prozent fortsetzen“, zeigt sich der „Luxusexperte“ Oliver Merkel von Bain & Company überzeugt. Diese anhaltende Dynamik beruhe vor allem auf der Kauflust asiatischer Konsumenten. Alle anderen Regionen verzeichnen ein wesentlich moderateres Wachstum. Vor allem in die nach 1995 in China geborene modebewusste Generation Z setzt die Branche ihre größten Hoffnungen. Schon heute hat sich diese Schicht mit ihrer Neigung zu Spontankäufen zur spannendsten Kundengruppe entwickelt. Laut Bain-Studie wird der Absatz von Premiummarken in China 2019 um bis zu 20 Prozent stei-

START!KLAR

gen. Und da die Chinesen immer häufiger in ihrem Heimatland shoppen, laufen die Geschäfte nicht nur in ihren traditionellen europäischen Einkaufsdestinationen, sondern auch in Hongkong und Macau schlechter. Dennoch boomt das Luxusgeschäft in Asien auch außerhalb Chinas weiter mit einem Plus von 10 bis 12 Prozent. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die wachsende Mittelschicht in Indonesien, Vietnam und auf den Philippinen. Die gesättigten Märkte in Europa und den USA wachsen daher mit ein bis drei Prozent nur mäßig. Auch Nord- und Südamerika werden mit zwei bis vier Prozent nur unwesentlich stärker wachsen. In puncto Mode und Lebensstil werden junge selbstbewusste Chinesen in Zukunft die Europäer und Amerikaner als Trendsetter ablösen. 2025 werden chinesische Konsumenten mehr als 45 Prozent aller weltweiten Luxuskäufe tätigen. Der immer noch europäisch dominierten Luxusgüterindustrie steht daher ein völliger Umbruch ihrer Marketinganstrengungen ins Haus.

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Wirtschaft

Knapp AG wächst 2019 weltweit und investiert Das in Hart bei Graz beheimatete Technologieunternehmen Knapp AG ist im letzten Geschäftsjahr kontinuierlich gewachsen und investiert in nachhaltige Projekte.

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Anzeige Foto: KNAPP/Kanizaj

ie Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres liest sich erfreulich: Der Nettoumsatz stieg um 34,5 % auf 954 Mio. Euro und erstmals in der Unternehmensgeschichte überstieg das Auftragsvolumen die Milliardengrenze. Im Vergleich zum Vorjahr erzielte die Knapp AG einen Gewinnzuwachs von 44,2 % – mit einem EBIT von 65,2 Millionen Euro. Das Vorstandsteam mit Gerald Hofer, Franz Mathi und Christian Grabner freut sich über den nachhaltigen, wirtschaftlichen Erfolg und verweist gleichzeitig auf laufende Investitionstätigkeiten. Im letzten Jahr investierte das Unternehmen über 43 Mio. in Gebäude und Infrastruktur und weitere 48 Mio. in Forschung und Entwicklung – eine Steigerung um 25 %. „Innovation und Entwicklung ist für die Knapp AG nach wie vor ein starker Schwerpunkt“, bekräftigt Franz Mathi, Knapp COO. Die Mitarbeiterzahl ist weltweit um mehr als 700 gestiegen und liegt bereits bei über 4.500. Aktiver Beitrag für Gesellschaft „Unser Headquarter ist in der Steiermark, wir zahlen hier Steuern und leisten somit mit unseren Mitarbeitern einen beachtlichen Beitrag für die Allgemeinheit“, so Gerald Hofer, CEO Knapp AG. Rund 136 Millionen Euro an Lohnsteuer, Sozialabgaben und Ertragssteuern werden jährlich in Österreich bezahlt. Darüber hinaus entsteht natürlich eine hohe Wertschöpfung innerhalb der Region. Die Knapp AG sieht sich als aktiven Teil der Gesellschaft, der zum Wohlstand beiträgt und von einer tragfähigen Gesellschaft profitiert. Daher wird auch in nachhaltige, ökologische und soziale Entwicklungen investiert. Umweltschutz hat einen sehr hohen Stellenwert und mit dem innovativen Mobilitätsprogramm „Knapp goes green“ wurde im letzten Jahr ein Vorzeigeprojekt gestartet. 34 /// FAZIT JULI 2019

Kooperation von Joanneum Research und TU Graz Bereits 2004 wurde der Grundstein für eine jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit der Joanneum Research und der Technischen Universität Graz erstmals vertraglich festgehalten. Im April 2017 wurde zwischen den Forschungsinstitutionen eine Zusatzvereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen Materials, dem Institut für Oberflächentechnologien und Photonik der Joanneum Research, und der Fakultät für Technische Chemie, Verfahrenstechnik und Biotechnologie der TU Graz getroffen. Nun unterzeichneten JR-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl, TU Graz-Rektor Harald Kainz sowie der Dekan der TU-Fakultät Frank Uhlig und JR-Materials-Direktor Paul Hartmann einen weiteren Kooperationsvertrag.

Erfolge für steirische Tischlerlehrlinge

Die besten Tischlerlehrlinge Österreichs trafen sich am 22. Juni in Rust, um sich einer besonderen Challenge zu stellen. Das Ergebnis: Zwei Mal Gold, ein Mal Silber und die beste Mannschaftswertung: Die steirischen Tischlerlehrlinge brillierten beim 60. Bundeslehrlingswettbewerb. Das Team um Matthias Pichler, Clemens Pink, Wolfgang Ramminger, Juliane Kerber und Lukas Erkenger gewann die Länderwertung. Somit ging der Bundessieg zum zweiten Mal in Folge in die Steiermark. An den Start ging der Berufsnachwuchs aller drei Lehrjahre im Bereich der klassischen Tischlerlehre sowie der zwei Ausrichtungen der Tischlereitechnik (Produktion und Planung).

KSKP – „Wir sind gewachsen und heute feiern wir“

Ein rauschendes Sommerfest für die Klienten und Freunde der KSKP Rechtsanwälte ist es geworden; die Metamorphose der Rechtsanwaltskanzlei am Eisernen Tor. „Treffend daher auch die Auswahl der Örtlichkeit“, so Andreas Konrad und Andreas Kaufmann mit einem Schmunzeln. Im Szenelokal MM, den so genannten Metamorphosen, das an die Kanzleiräumlichkeiten grenzt, feierte man den erfolgreichen Zusammenschluss der Rechtsanwaltsteams. „Es ist aber vor allem ein Fest für unsere Klienten“, betonen Konrad, Kaufmann und ihre Partner und begrüßten an die 150 Gäste, unter ihnen SFG-Chef Christoph Ludwig, Konsulent Manuel Fähnrich, Philipp Neubauer und Clemens Konrad.

Fotos: Joanneum Research, WKO Stmk / Foto Fischer, pierer.net, geopho.com, frischblut, Foto Jörgler

Das KNAPP-Vorstandsteam mit Franz Mathi, Gerald Hofer und Christian Grabner.


Sie sorgten für einen innovativen und unterhaltsamen Abend: (v.li.) Oliver Kröpfl, Josef Herk, Dagmar Eigner-Stengg, Martin Kosch und Karlheinz Bauer.

Entschlossener Innovationsreigen im Schlössl

Ein wahres Feuerwerk an innovativen Ideen und serienreifen Produkten wurde vor den rund 250 Gästen am 18. Juni bei der Veranstaltung »Innovation am Punkt.« im aiola im Schloss St. Veit gezündet. Mehr als 250 Kundinnen und Kunden waren an dem lauschigen Frühsommerabend der Einladung der Steiermärkischen Sparkasse in den Grazer Norden gefolgt.

Anzeige Foto: Margit Kundigraber

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er innovative Abend stand ganz im Zeichen des Slogans »EntSCHLOSSen zu neuen Ideen!«, wie Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse, bei der Begrüßung erklärte: »Das Motto steht nicht nur für diesen Veranstaltungsort, sondern verweist auf die Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit innovativer Unternehmen, denen wir als Partner zur Seite stehen.« In dieselbe Kerbe schlug Josef Herk, Präsident Wirtschaftskammer Steiermark: »Junge Unternehmen und Start-ups brauchen viel Mut, Energie und Bestimmtheit, um ihre Ziele zu verfolgen und zu erreichen. Viele steirische Unternehmen sind mit diesen Eigenschaften erfolgreiche Innovationstreiber in Österreich und darüber hinaus.« Moderiert von Dagmar Eigner-Stengg, Leiterin des GründerCenters, und Karlheinz Bauer vom Kommerzkundenmanagement der Steiermärkischen, präsentierten neun

ideenreiche Unternehmen, unterstützt von knackigen Videos und Diagrammen, ihre Innovationen und standen im Anschluss dazu Rede und Antwort auf Fragen der Moderatoren.

Digitalisierung, Sensorik und mehr Auch die bereits fünfte Auflage der jährlichen Veranstaltung ergab wieder ein beeindruckend weites Feld an innovativen Produkten und Ideen für den Alltag ebenso wie hochspezialisierte Anwendungsbereiche. Das Hightech-Start-up »Evolve« von Matthias Zöhrer ermöglicht durch das Herausfiltern störender Umgebungsgeräusche mittels eines Chips bei Telefongesprächen und in Smart-Home-Environments die kristallklare Kommunikation mit Maschinen. Andrea Rusconi Clerici Beltrami von »USound« hat den kleinsten, enorm leistungsfähigen Lautsprecher der Welt entwickelt, der auch für den Staatspreis

2019 nominiert wurde. Das Unternehmen »Tectos« von Dieter Höfler hat sich der Entwicklung und Produktion von Antriebssträngen für Prüfstände, zum Beispiel für Rennautos, verschrieben. Das Unternehmen »QBot« von Thomas Schiefermair hat eine einzigartige CNC-Fräsmaschine inklusive Software für Hochpräzisions-Prototypen auf den Markt gebracht. Auf einem ähnlichen Gebiet ist »Hage 3D« von Thomas Janics vertreten, dessen spezieller 3D-Drucker auf 5-Achsen drucken kann, u. a. Prothesen für die Medizintechnik.

Hilfe im Alltag Bastian Rüther von »Carbomed« präsentierte das Atemluftmessgerät »Breathe Ilo« mit Sensoren für den CO2-Gehalt zum einfachen Bestimmen des Zyklus und der fruchtbaren Tage der Frau. Ebenfalls in den Bereich Medizintechnik und Digitalisierung gehört »Ilvi« von Christoph Kauer,

das sämtliche Messdaten und Informationen zu Patienten oder Pflegepersonen übersichtlich in einer Schnittstelle zusammenführt. »Equal Sport« von Herbert Pichler bietet unter dem Schlagwort »functional evolution« individuelle Trainingsprogramme für Menschen mit Beeinträchtigungen oder Bewegungsverlust. »Greenhive« von Robert Kögl-Rettenbacher erleichtert die Arbeit von Bauern mittels mit Tanks ausgestatteter Drohnen, die Pflanzenschutzmittel bodenschonend ausbringen können. Im Anschluss an die Präsentationen ergab sich bei einem reichhaltigen Grillbuffet und edlen Weinen reichlich Gelegenheit zum Netzwerken und Diskutieren mit den innovativen Unternehmen. Als heiterer Schlusspunkt erfolgte ein »Anschlag« auf die Lachmuskeln von Kabarettist Martin Kosch zum Thema: »Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück«. FAZIT JULI 2019 /// 35


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AUVA-Unfallkrankenhaus Von der orthopädischen Heilanstalt zum interdisziplinären Kompetenzzentrum.

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ativ Innov ig alt Nachh g i Günst

m 1. März 1919 wurde das Orthopädische Spital der Arbeiterunfallversicherungsanstalt in der Grazer Theodor Körner Straße seiner Bestimmung übergeben. Die Kapazität umfasste damals 100 Betten. Heute feiert das älteste Unfallkrankenhaus Österreichs seinen 100. Geburtstag. Seit 37 Jahren befindet es sich in der Grazer Göstinger Straße und ist mittlerweile Teil des UKH Steiermark, des größten traumatologischen Zentrums der Steiermark. Alleine am Standort in Graz werden pro Jahr über 50.000 ambulante und 7.000 stationäre Fälle behandelt und über 5.300 Operationen durchgeführt. Dafür stehen an die 450 Bediensteten im Einsatz und 145 Betten (davon 9 Intensivbetten) zur Verfügung. Primarius Dr. Michael Plecko, seit 2015 ärztlicher Leiter des UKH Graz und seit September 2018 auch ärztlicher Direktor des UKH Steiermark: „Das UKH Steiermark Standort Graz st als regionale und überregionale Versorgungseinheit ein wichtiger Bestandteil der Steirischen Traumaversorgung. Neueste Versorgungstechnik macht es heute möglich, auch schwierigste Eingriffe sowohl in der Unfallheilbehandlung wie auch in der Orthopädie mit hoher Präzision und großem Erfolg durchführen zu können. Durch den Zusammenschluss mit dem Standort Kalwang ist das größte Trau-

Nutzen Sie die komfortable Möglichkeit, Solarstrom direkt am eigenen Dach zu produzieren. Sie profitieren von 100 % erneuerbarer Energie und sparen mit jeder kWh. Energie Graz – Ihr kompetenter Partner für das Photovotaikanlagen-Komplettservice, von der Planung über die Stromverteilung bis hin zur Wartung. Weitere Informationen dazu finden Sie auf www.energie-graz.at. Das alte Orthopädische und Unfallkrankenhaus Graz im Jahr 1919. 36 /// FAZIT JULI 2019


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Das moderne UKH Steiermark-Standort Graz in Eggenberg; jährlich werden hier über 50.000 Patienten behandelt. mazentrum des Landes entstanden und dies wird der steirischen Bevölkerung auch in Zukunft eine optimale Versorgung auf dem Gebiet der Orthopädie und Traumatologie garantieren. Die Zusammenarbeit mit anderen Krankenanstalten, insbesondere mit der Universitätsklinik Graz soll im Traumanetzwerk Steiermark weiter intensiviert werden“. Im Jahr 1914 wurde dann das Orthopädische Spital in der Theodor Körner-Straße fertiggestellt, in dem ab November bis 1918 Kriegsverwundete behandelt wurden. Am 1. März 1919 wurde das Gebäude als orthopädisches Spital der Arbeitsunfallversicherungsanstalt der ärztlichen Leitung von Univ. Prof. Dr. Arnold Witteck übergeben. Der erste „Unfallpatient“ wurde am 1.4.1919 eingeliefert; 1926 wird die Kapazität des Unfallkrankenhauses auf 170 Betten erweitert. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich erfolgt 1938 die Einführung der reichsgesetzlichen Unfallversicherung und das Krankenhaus geht in das Eigentum der Bergarbeiter-Unfallversicherung über. 1940 erfolgt der Umbau des Hauses zum Spezialbehandlungszentrum für Unfallopfer. Die ärztliche Leitung übernimmt Doz. Dr. Walter Ehalt, seit 1934 Assistent von Univ. Prof. Lorenz Böhler. Nach dem Kriegsende 1945 übernahm die

Bergarbeiter-Versicherungsanstalt das Krankenhaus. Mit dem Erwerb eines Narkose-Feldgerätes von den Engländern gab es in der Steiermark den ersten „Fach-Anästhesisten“. 1948 lernt Dr. Ehalt bei Dr. Gutmann in Stoke Mandeville die Behandlung von Querschnittgelähmten kennen; richtungsweisend für neue Behandlungsmethoden in der Steiermark. 1948 war auch das Jahr, in dem die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt als Rechtsträger der sozialen Unfallversicherung das Krankenhaus wieder übernahm. 1949 wurde im Unfallkrankenhaus eine Knochenbank errichtet, wodurch weltweit zum ersten Mal Knorpel- und Knochenplastiken bei Knieverletzungen durchgeführt wurden. 1951 wurde der Zubau mit 200 Betten fertiggestellt. Eine Modernisierung erfolgte auch mit einem neuen Röntgenzimmer, Klimaanlagen in den OP-Sälen, Blutbank, Knochenbank, etc. Das Rehabilitationszentrum Tobelbad wird als erste europäische Einrichtung zur Behandlung von Querschnittgelähmten eröffnet. 1956 erfolgt die Umbenennung in „Arbeitsunfallkrankenhaus“. Am 17. Mai 1974 wird der Grundstein für das heutige Unfallkrankenhaus in Eggenberg gelegt; die feierliche Eröffnung erfolgte am 26. Februar 1982. FAZIT JULI 2019 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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uf der linken Seite des politischen Spektrums tummelt sich eine Reihe von Parteien, die von ihren Programmen her untereinander austauschbar wären. Wer könnte schon, ohne die Webseiten der Parteien zu studieren, genau die Unterschiede zwischen Neos, Grüne und Jetzt (Liste Pilz) erklären? Auch Überschneidungen zwischen SPÖ und den kleineren Parteien lassen wenige Unterschiede zu. Historisch gesehen entwickelte sich die Sozialdemokratie aus der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts und ihre Leistungen sind zu respektieren, nicht nur in der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen, sondern auch in Errungenschaften wie sozialem Wohnbau, Errichtung von Kindergärten, Pensionistenheimen, Frauenhäusern und anderen Einrichtungen, die den »Vergessenen« der Bevölkerung gewidmet wurden. Diese Form der Fürsorge ließ sich jedoch leicht kopieren von anderen Parteien, und als die Konservativen entdeckten, dass sie Wähler mit sozialen Angeboten von den Sozialdemokraten weglocken konnten,

Brauchen wir eigentlich noch eine SPÖ?

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begann der Schmelzprozess der Sozialisten. Irgendwann erkannte die Klasse der Lohnabhängigen, dass der »böse« Kapitalist mit Unternehmen meistens mehr Geld verdient als der Direktor des verstaatlichten Betriebes und dass der Unternehmer am ehesten einen Teil des Profits weitergeben kann. Der Erfolg der freien Marktwirtschaft schuf ein Vermögen und einen Lebensstandard für die bisher Vermögenslosen, das es in der Geschichte der Menschheit bisher nicht gegeben hatte. Die Lohnempfänger konvertierten zu den vehementesten Verteidigern der kapitalistischen Gesellschaftsstruktur. Was also tun, wenn einem die »Kunden« abhandenkommen? Die SPÖ mit ihren Funktionären steht heute da wie eine Schule mit Lehrkörper in einer Gegend, in der es keine Kinder gibt. Eine Zeitlang versuchte es die Parteiführung mit »moralischer Überlegenheit«. Bei der EU-Wahl ging es laut SPÖ um »Anstand«, den man bei den Sozialdemokraten finden würde, und sie versuchte vergeblich den Wählern zu erklären, es sei »anständig«, die SPÖ zu wählen, und man würde so die »Anständigen« unter den Politikern wählen. Doch das klappte schon gar nicht. Wer in der Wahlzelle vor einer Liste von Parteien lässt sich schon einreden, dass ein kleines Kreuz mit dem Bleistift die Anständigen von den Unanständigen trennt. Dann kamen sie auf die Idee, die Konzerne anzugreifen, was immer das bedeuten sollte, und vergaßen, dass es Konzerne sind, die ihre Wähler beschäftigen und bezahlen und ihnen auch ein Iphone verkaufen. Jetzt ist es ruhiger geworden, nach der EUWahl. Hie und da hört man von inneren Querelen und Streitereien, wer der oder die bessere Vorsitzende sein könnte, aber das war’s dann schon. Eine merkwürdige Stille breitet sich aus, Polemiken und Angriffe fehlen und das Expertenteam hat ihnen die Angriffsflächen weggenommen. Es gibt in der Marktwirtschaft Waren, die einst erfolgreich waren und plötzlich verschwanden. Der Kunde konnte nichts mehr damit anfangen, das Produkt hat den Anschluss an die Jetztzeit der Bedürfnisse versäumt. Selbst moderne Bewegungen

Die SPÖ mit ihren Funktionären steht heute da wie eine Schule mit Lehrkörper in einer Gegend, in der es keine Kinder gibt.

wie Klimawandel, Umweltschutz, Plastik und Elektroautos gingen an ihnen vorbei. Sie standen daneben und staunten nur mehr, ohne zu verstehen, wie sich Bedürfnisse und Interessen der Menschen plötzlich ändern. Sie haben das situative Verhalten, das Reagieren auf Veränderungen, das Erkennen und auch Erahnen von Sehnsüchten und Träumen verlernt. Aus der einst von Künstlern und Intellektuellen unterstützen zukunftsorientierten Bewegung ist eine schwerfällige, kraftlose, auf Vergangenheit fixierte Organisation geworden, deren Vertreter keine Ahnung haben, wer sie in Zukunft wählen könnte. Marx definierte einst den Kommunismus als Totengräber und den Sozialismus als Arzt am Krankenbett des Kapitalismus. Wenige Symbole haben sich in der Geschichte so umgedreht wie diese: Der Kapitalismus hat den Kommunismus längst begraben und sitzt am Krankenbett der Sozialdemokraten und zögert mit der Verschreibung der rettenden Medizin. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Friedrich von Borries

Design formt Gesellschaft 100 Jahre Bauhaus

ch sitze am Schreibtisch und bin müde. Der Tag war lang, die Nacht zuvor haben die Kinder schlecht geschlafen und ich deshalb auch. Nun sind sie wieder im Bett. Endlich Zeit zum Arbeiten. Ganz oben auf meiner To-do-Liste steht dieser Text über das Bauhaus und die Frage, ob Gestaltung Gesellschaft verändern kann – und der Esstisch, der noch nicht abgedeckt ist. Wie lässt sich die Fallhöhe zwischen dem historischen Bauhaus, dem Gesellschaftsdesign und dem dreckigen Geschirr aushalten? Oder anders gefragt: Warum soll man sich mit dem Bauhaus beschäftigen, wenn noch so viel anderes zu tun ist? Und ist für das, was heute zu tun ist, ein Blick auf das Bauhaus sinnvoll? Das historische Bauhaus stand, verkürzt ausgedrückt, vor der Frage, mit welchen neuen, unkonventionellen Gestaltungsansätzen die in seiner Zeit virulenten Probleme industrieller Produktion gelöst und eine moderne Kultur und gerechte Gesellschaft erschaffen werden könne. Es ging also darum, wie man Gestaltung so weiterentwickelt, dass sie nicht mehr bürgerliche oder gar aristokratische Repräsentationswünsche erfüllt, sondern den Idealen und der Verfasstheit der entstehenden demokratischen Gesellschaft einen Ausdruck verleiht. Oder besser noch: wie man deren hehre Ideale und Vorstellungen in gelebte Wirklichkeit und materielle Kultur übersetzt. Dazu gehörten der Wohnungsbau, aber auch Gegenstände des täglichen Bedarfes. Etwa die berühmten Möbel wie der Freischwinger, auf dem man nicht sitzt wie auf einem Thron, sondern, wie der Name schon sagt, frei schwingt; etwas unsicher vielleicht, immer in Bewegung – aber dafür auch frei. Der Versuch, die moderne Industrieproduktion zu reformieren und der modernen Gesellschaft mittels der neuen Gestaltung einen eigenen ästhetischen Ausdruck zu verleihen, schlug sich auch im Umgang mit Form und Materialität nieder. Die Bauhäusler nutzten moderne Materialien und Technologien. Es entstanden einfache, minimalistische Formen, auf überflüssigen Dekor wurde verzichtet.

Heute stehen wir vor dem Scherbenhaufen der weltweiten Modernisierung, die es weder geschafft hat, im globalen Maßstab die Deckung eines Mindestbedarfes (Versorgung mit Wohnraum, Bildung, Gesundheit) zu gewährleisten, noch eine gerechte Gesellschaft zu bauen. Im Gegenteil: Die Moderne hat eine Spur der ökologischen und psychosozialen Zerstörung gelegt und die globale Ungerechtigkeit verstärkt, an der die zukünftigen Generationen sich werden abarbeiten müssen. Gleichzeitig haben sich die technologischen Möglichkeiten weiter entwickelt, als man vor 100 Jahren ahnen konnte oder träumen wollte. Mit künstlicher Intelligenz, synthetischer Biologie, Nanocomputing und Neuroengineering stellt sich die Frage nach dem »neuen Menschen« in einer ganz anderen Weise, als es sich die Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts vorstellten. Das alles führt dazu, dass wir heute – vergleichbar, aber eben doch ganz anders als vor einem Jahrhundert – die Begriffe »Design« und »Gestaltung« radikal neu denken müssen. Im Folgenden werde ich dazu einen Vorschlag skizzieren. Um welche Gestaltung geht es? Überlebensdesign Um das bedrückende, ja erdrückende Erbe der Moderne – die industrielle, weltzerstörende Massenproduktion und die naturvergessene Wachstumslogik – zu bewältigen, steht Design heute vor einer grundsätzlichen Aufgabe: Es gilt, das Überleben der Menschheit zu sichern. Diese Überlebenssicherung setzt beim Kampf gegen die Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen an, die unsere Gesellschaft nach wie vor betreibt. Plastikmüll, Klimawandel, Überfischung – die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Designer der Gegenwart müssen die Ausrüstungsgegenstände für einen Lebensstil entwickeln, der eben nicht die eigenen Lebensgrundlagen zerstört, sondern sie zumindest erhält – und gleichzeitig diesen neuen Lebensstil begehrlich, attraktiv, lebenswert erscheinen lässt.

Mit der »Bauhaus-Idee« verbinden sich vor allem schnörkellose, in Form und Farbe reduzierte Architektur, schlichte wie elegante Funktionalität sowie klares und scheinbar zeitlos modernes Design. Anläßlich ihres 100jährigen Bestehens will der Berliner Architekt Friedrich von Borries die Begriffe Design und Gestaltung radikal neu denken.

Foto: Projektbüro Borries

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Friedrich von Borries, geboren 1974 in Berlin, ist deutscher Architekt, Kurator und Hochschullehrer. Er studierte Architektur an der Universität der Künste in Berlin und promovierte an der Universität Karlsruhe. Seit 2009 lehrt von Borries als Professor für Designtheorie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und leitet das Projektbüro Friedrich von Borries in Berlin. friedrichvonborries.de FAZIT JULI 2019 /// 39


Design formt Gesellschaft

Ob sichtbar oder unsichtbar: Design kontrolliert, formt und steuert die Gesellschaft und die Individuen. Es beeinflusst auf materieller und immaterieller Ebene die Arten und Weisen unseres Zusammenlebens.

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Sicherheitsdesign Während beim Überlebensdesign gesellschaftlich ein ziemlich großer Konsens zu herrschen scheint – wenngleich zu diesem Konsens gehört, sich den Konsequenzen aus den von einer großen Mehrheit unbestrittenen Erkenntnissen zu verweigern –, herrscht über die Frage, was »Sicherheit« ist und wie diese zu erreichen sei, große Uneinigkeit. Das Spektrum der – klassischen, weil materiellen – Designaufgaben reicht vom Bau von Mauern (seien sie nun an der Grenze zwischen Mexiko und den USA oder an den Grenzen der EU) oder Pollern (in Fußgängerzonen, vor Botschaften und Weihnachtsmärkten) bis hin zur Gestaltung von Auffanglagern und Flüchtlingsunterkünften. Weniger dinglich – und damit schwerer zu fassen – ist die Gestaltung unsichtbarer Formen der gegenwärtigen »Sicherheitskonstruktion«; die subtilen Formen der Überwachung – von Videoüberwachung, Payback-Karte bis Smartphone. Die als Serviceleistung bemäntelte Überwachung dient vor allem dazu, Profile von uns anzulegen, die der Kontrolle, Vorbeugung und Steuerung dienen. Dies sind, ob man will oder nicht, Formen von Sicherheitsdesign und gehören zu dem, was vom Schweizer Soziologen Lucius Burckhardt in den 1980er Jahren als »unsichtbares Design« beschrieben wurde. Es sind aber Formen von Sicherheitsdesign, die nicht in die Freiheit, sondern in die Unterwerfung führen. Eine Aufgabe von Design in der Gegenwart ist deshalb, sich der Versicherheitlichung in allen gesellschaftlichen Funktionsbereichen entgegenzustellen. Dazu zählen Projekte, die die Strategien der Abschreckung aushebeln, wie, um ein Beispiel zu nennen, die materiellen Manifestationen der Willkommenskultur in Form von Initiativen, Veranstaltungen und Netzwerkarbeit. Zu einem demokratischen Sicherheitsdesign gehört aber auch, die reale Unsicherheit auszuhalten und Werkzeuge zu entwickeln, die uns dabei helfen. Gesellschaftsdesign Die Art, wie wir Sicherheit denken und in unserem Alltag herstellen, bestimmt oder – um einen designaffinen Begriff zu benutzen – bedingt den Freiheitsgrad unserer Gesellschaft. Ob sichtbar oder unsichtbar: Design kontrolliert, formt und steuert die Gesellschaft und die Individuen. Es beeinflusst auf materieller und immaterieller Ebene die Arten und Weisen unseres Zusammenlebens. Ob wir ängstlich oder mutig sind, frei oder unfrei, vereinsamt oder in Gemeinschaft, wird zwar nicht nur, aber auch von Design gelenkt, ganz im Sinne des Marx’schen Diktums »das Sein bestimmt das Bewusstsein«. Zu abstrakt formuliert? Ein paar konkrete Beispiele: Nehmen wir den Wohnungsbau. Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Art Rentner-WG aufmachen, also mit anderen Menschen zusammenleben, aber nicht mehr auf studentischen Niveau, sondern mit eigenem Bad und einer großen Küche, in der man gemeinsam kocht und isst. Kennen Sie einen Neubau, der dafür den passenden Grundriss anbietet? Oder denken Sie sich in eine junge Familie hinein, bei der sich die Eltern gerade trennen. Zwei Wohnungen mit Kinderzimmern können sie sich finanziell nicht leisten, aber ein Wohnungskonzept, das patchworkgeeignet ist – zum Beispiel mit getrennten Eingängen – gibt es nicht. Das Ergebnis: Die Kinder bleiben mit einem Elternteil in der Wohnung leben, das andere Elternteil nimmt sich eine Kleinstwohnung, die Kinder kommen alle 14 Tage am Wochenende zu Besuch und schlafen auf der Couch. Ja, das ist doch normal, werden Sie jetzt vielleicht sagen – aber es ist nicht normal, weil es der Wunsch der Betroffenen ist, sondern weil im Massenwohnungsbau keine Grundrisse geplant werden, die vom tradierten Familienmodell abweichen. Doch ändern würde sich das nur, wenn neben der Imaginationskraft der Architektinnen und Architekten auch die Fördergrundsätze im sozialen Wohnungsbau und die wohnungspolitischen Rahmenbedingungen geändert werden würden – weil Gestaltung eben mehr umfasst als Räume und Dinge. Selbstdesign Design muss in unserer Zeit aber auch radikal neu gedacht werden, weil sich die Gegenstände der Gestaltung geändert haben. Das Bauhaus, die Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts, träumten vom »neuen Menschen«, der nun erneut am Horizont erscheint – wenn nicht gleich als Cyborg, als Mischwesen aus Mensch und Maschine, dann doch als halbsynthetisches Produkt zwischen Mind-Enhancement, plastischer Chirurgie und moderner Prothetik. Und wem das immer noch zu abgedreht erscheint, der sei an das Selbstdesign erinnert, das zwischen Fitnessstudio, Anorexie und Selfie-Wahnsinn zur zeitgenössischen Alltagskultur geworden ist. Wir alle sind Designobjekte – und wir alle sind, ob wir es wollen oder nicht, zu den Designerinnen und Designern unserer Selbst geworden. Und das ist gar nicht so einfach, es muss gelernt und geübt werden, sonst drohen die Möglichkeiten des Selbstdesigns in einen Zwang zur Selbstoptimierung abzudriften. Denn es besteht die große Gefahr, dass wir uns mehr und mehr der Smarti-


Essay von Friedrich von Borries

fizierung unterwerfen, anstatt mit Hilfe der neuen Technologien Momente der Freiheit zu entwerfen. Wofür 100 Jahre Bauhaus? Kann uns bei diesen Aufgaben das Bauhaus helfen? Oder, da es das historische Bauhaus ja nicht mehr gibt, zumindest eine Auseinandersetzung mit ihm? Um es gleich vorauszuschicken: Ich habe da so meine Zweifel. Das Bauhaus beziehungsweise die Auseinandersetzung mit dem historischem Phänomen Bauhaus, so scheint mir, hat inzwischen eine rituelle Funktion, nämlich die der Selbstvergewisserung. Das Bauhaus ist Teil der deutschen und westlichen Identitätskonstruktion geworden, Zeuge, dass es nicht nur ein rechtskonservatives, faschistisches und nationalsozialistisches Deutschland gab. Allerorten wird deshalb »das Bauhaus« als Inkorporation oder Emanation des Wahren, Schönen, Guten präsentiert. Übertrieben gesagt: Jede Kleinstadt, in der zwischen 1919 und 1933 ein weißes Haus gebaut wurde, bekommt eine Bauhaus-Plakette. Es stehen große Fördertöpfe bereit, um das überall entdeckte Bauhaus-Erbe für den Tourismus zu erschließen. Diese Vereinnahmung für die nationale Identitätskonstruktion und das regionale Standortmarketing spiegelt nicht unbedingt das wider, was das Bauhaus in seiner Zeit relevant gemacht hat. Nun gut. Gehen wir mit dem Philosophen Theodor Lessing davon aus, dass Geschichte immer im Nachhinein ein Sinn gegeben wird, so wird verständlich, warum die Auseinandersetzung mit dem Bauhaus häufig auch Züge einer Selbstlegitimation trägt. Gegenwärtig sind dabei zwei miteinander konkurrierende Deutungs- und Vereinnahmungsversuche zu erkennen. Auf der einen Seite stehen die kritischen Geister, die ihre eigene Arbeit in eine gesellschaftlich akzeptierte Tradition stellen, um ihre kritische Positionierung zu Gegenwartsfragen unter die Leute zu bringen – das Bauhaus als Trojanisches Pferd. Das ist zwar schlau, bewegt sich aber letztlich auf dem gleichen Niveau wie die andere Form der Selbstlegitimation, der man zurzeit nicht entgehen kann: die Marktschreier der Re-Editionen, die nun – zu 100 Jahren muss man ja was machen – alte Bauhaus-Produkte neu auflegen, schick bedruckt oder in feschen Farben, damit die Lifestyle- und Designmagazine mit Hochglanzfotos kostenlos dafür Werbung machen. Muss das alles wirklich sein? Mein Vorschlag: Lassen wir das Bauhaus doch einfach mal Vergangenheit sein.

100 Jahre Bauhaus, alles umsonst, also? Vielleicht nicht ganz. Ein Hoffnungsschimmer bleibt, dass zwischen allem Getöse doch noch etwas anderes durchscheint, was es lohnenswert macht, sich auch heute noch mit dem Bauhaus auseinanderzusetzen. So ließe sich etwa erfahren, dass es einmal eine Zeit gab, in der man nicht nur mit »Sachzwängen« argumentierte und sich auf die Suche nach der »marktgerechten Demokratie« machte, sondern in der Gestalter glaubten, dass sich die Welt durch ihre Arbeit zum Besseren verändern lässt. Es ließe sich zeigen, dass man unter Design auch mehr verstehen kann als kapitalistische Verkaufsförderung. Nicht zuletzt wird man erkennen, dass das Bauhaus ein Ort war, an dem Menschen aus aller Welt zusammenkamen, um gemeinsam an der Umsetzung einer utopischen Idee zu arbeiten. Zumindest für mich war diese Erkenntnis ausschlaggebend für die Entscheidung, Architektur zu studieren – verbunden mit der Hoffnung, mit Gestaltung, mit gutem Design, die Gesellschaft verändern zu können.

Es ließe sich zeigen, dass man unter Design auch mehr verstehen kann als kapitalistische Verkaufsförderung.

Welche Utopie? Aber wohin die Gesellschaft verändern? Und was bitte ist gutes Design? Für gutes Design gibt es viele Kriterien. Es kann nach ökologischen, ökonomischen oder ästhetischen Kriterien »gut« sein. Mich interessiert eine andere Perspektive, nämlich die politische. Was ist demnach gutes Design? Die Kriterien sind vielleicht nicht so leicht objektivierbar, denn sie sind abhängig von den normativen Grundlagen und kulturellen Prägungen. Ich würde wahrscheinlich etwas anderes als »politisch gut« definieren als – zum Beispiel – Donald Trump. Um diese Differenz zu präzisieren, habe ich in meinem Buch »Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie« (2016) versucht, eine nachvollziehbare Argumentation zu entwickeln. Sie basiert auf einem einfachen Gegensatz: nämlich dass gutes Design entwerfendes Design sei und das Gegenteil zu unterwerfendem Design; Design also ein Akt der Befreiung aus der Unterwerfung. Und das ist – siehe die oben

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Design formt Gesellschaft

Es gilt, auch über die Zukunft der Parteien, von Wahlverfahren und über neue Formen der politischen Willensbildung nachzudenken.

umrissenen Gestaltungsaufgaben der Gegenwart – auch dringend notwendig. Gerade für diesen Ansatz kann eine Auseinandersetzung mit dem Bauhaus eine wichtige Funktion haben – wenn man das Bauhaus nicht überhöht und glorifiziert, sondern sich mit dem wiederholten Scheitern dieser Hochschule auseinandersetzt. Es muss ja nicht gleich eine neue Gesellschaft sein, die man entwirft. Das 20. Jahrhundert zeigt, dass die großen Entwürfe meist scheitern. Vielleicht reichen ja pragmatische, konkrete Utopien: Verhindern, dass Menschen verhungern. Verhindern, dass Menschen ertrinken. Verhindern, dass unsere Gesellschaft noch chauvinistischer wird und in einen Wohlstandstotalitarismus abrutscht. Verhindern, dass der Mensch zum Gegenstand genetischer und neuropsychologischer Optimierung wird. Dazu braucht es einen Gegenentwurf zu den herrschenden Bedingungen des totalen Kapitalismus, in dem alles und jedes Ware ist und auf seine Verwertbarkeit hin geprüft wird. Es braucht Ausweichräume, in denen Offenheit möglich ist, die Gelassenheit, Menschen einfach etwas machen zu lassen, und der Mut, Ideen auch im Unfertigen, Unbestimmten, aber damit eben auch Offenen zu belassen. Wenn man sich also damit abfindet, statt nach den großen Zukunftsentwürfen die pragmatischen Utopien im Vorhandenen zu suchen, kommen einem die Verkrustungen unserer Demokratie in den Sinn – also die Frage, ob man sich als Designer, als Architektin, als Gestalter, nicht auch den merkwürdig veralteten Repräsentationsformen unserer Demokratie widmen müsse. Nehmen wir die zu »Wahlurnen« umgenutzten Mülltonnen, in die man an Wahltagen seinen Stimmzettel wirft: Ließe sich für die Wahlurne nicht eine Form finden, die dem wichtigen Akt des Wählens angemessen ist? Auch die Form, in der versucht wird, besonders engagierten Bürgerinnen und Bürgern eine Wertschätzung zuteil kommen zu lassen: Noch immer geschieht das häufig durch die Übergabe von Blechkreuzen. Entsprechen Ordensverleihungen, und vor allem der teils intransparente Vorgang der Auswahl der Empfängerinnen und Empfänger, noch heutigen Anforderungen an Kommunikation und Repräsentation? Könnten wir nicht Rituale, Zeremonien, eigene kulturelle Ausdrucksformen entwickeln, die die Demokratie stärker in Wert setzen? Es ist ja nicht so, dass es in unserer Demokratie keine Zeremonien gäbe – man denke nur an das Format »Staatsempfang« –, sie sind nur vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Die To-do-Liste für das Redesign der überkommenen Formen symbolischer Repräsentation von Demokratie ist lang und endet bestimmt nicht bei überdimensionierten Dienstwagen und sinistren Businessanzügen, die nach wie vor zum Repräsentationsrepertoire zu gehören scheinen. Doch wer nun denkt, mein Vorschlag zum Redesign der Demokratie beschränke sich auf die dinglich-materielle Repräsentation, irrt. Es gilt, auch über die Zukunft der Parteien, von Wahlverfahren und über neue Formen der politischen Willensbildung nachzudenken. In einer Zeit, in der milieuspezifische Bindungen an Kraft verlieren und die Bereitschaft sinkt, sich dauerhaft in der Organisationsstruktur »Partei« zu engagieren, während gleichzeitig neue, meist rechtsextreme, nationalistische oder populistische Bewegungen erstarken, ist auch das System der »Repräsentation« kritisch zu befragen. Hier wird es nicht reichen, nur das Mantra von »den Bürger ernstnehmen« zu wiederholen und Formen symbolischer, oberflächlicher Partizipation zu entwickeln. Es braucht die Möglichkeit echter Teilhabe. Warum nicht Räume öffnen, in denen andere, bekannte demokratische Verfahren experimentell weiterentwickelt und neu erprobt werden, vom Rätesystem bis zum Losverfahren? Wenn man an den vorhandenen Strukturen klebt, obwohl man sieht, dass sie teils dysfunktional geworden sind, verspielt man die Errungenschaften unserer Demokratie. Doch Demokratie ist nicht nur ein politisches System, nicht nur eine Verwaltungsform, sondern auch eine Lebenspraxis. Der Alltag ist ein anderes Feld, in dem unsere demokratische Gesellschaft sich weiterentwickeln könnte: Es steht an, auch die Lebenswelt der Vielen weiter zu demokratisieren, also die hierarchischen Strukturen in öffentlichen Institutionen und in Unternehmen aufzubrechen. Denn womöglich ist es der Demokratie nicht zuträglich, wenn man zwar alle vier Jahre wählen gehen darf, aber ansonsten den Großteil seines Alltages in hierarchischen, top-down-organisierten Strukturen verbringt. Also: Warum nicht als pragmatische Utopie die Sicherung und Weiterentwicklung unserer Demokratie in Angriff nehmen? Ästhetik der Demokratie

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Ähnlich wie das Bauhaus einen ästhetischen Ausdruck für seine Zeit gesucht hat, stellt sich auch heute die Frage, was der ästhetische Ausdruck unserer Gesellschaft – oder der


Essay von Friedrich von Borries

Idealvorstellung unserer Gesellschaft von sich selbst – sein könnte. Es ist mit Sicherheit nicht der blitzende Stahl der sogenannten Bauhaus-Möbel. Die Ästhetik der Demokratie der Gegenwart ist sicherlich auch nicht im ästhetischen Minimalismus der Gegenwart zu suchen, der eine seiner Wurzeln ebenfalls im historischen Bauhaus hat. Dass die für den Bedarf breitester Bevölkerungsschichten gedachten Möbel zu Repräsentationsobjekten der Oberschicht wurden, ist eine paradoxe Geschichte, die – was diesen Anspruch angeht – vom Scheitern des Bauhauses zeugt.

Eine zu unserer diversen, demokratischen Gesellschaft passende Ästhetik würde sicher nicht so perfekt, so ausgewogen, so »schön« sein, wie viele der Dinge, die das Bauhaus hervorgebracht hat. Die Ästhetik der demokratischen Gegenwart wäre vielleicht in vielem gerade das Gegenteil zum »Bauhaus-Stil«, weil die Gesellschaft, in der wir heute leben, nicht den Anspruch hat, »perfekt« zu sein und einen »neuen Menschen« zu schaffen. Sie lässt zu, dass Menschen so divers und unterschiedlich sind, wie sie sind, und dass Gesellschaft deshalb zwangsläufig brüchig und widersprüchlich ist. Unsere Gesellschaft versteht diese Widersprüchlichkeit aber als Stärke, weil es Teil ihrer Offenheit ist, das Andere zuzulassen. Diese Haltung findet im Idealfall auch ihren Ausdruck in der Gestaltung. Um nochmal zur Architektur zu kommen: Ein zeitgemäßes Gebäude muss nicht harmonisch, nicht »schön« sein, sondern es kann auch vielfältig, vielstimmig und irgendwie widersprüchlich sein. Gestalterische Prozesse, die Werte und Prinzipien einer Demokratie in den Alltag einzubinden versuchen, erfordern Offenheit. Diese Offenheit, die zulässt, dass Dinge, Strukturen, Zustände verändert werden können, sucht noch ihren spezifischen ästhetischen Ausdruck. Zu diesem Ausdruck, so glaube ich, würde auch ein Moment des Unfertigen, des Unabgeschlossenen gehören, weil das Unfertige ausstrahlt, erlaubt, ja fordert, dass es angeeignet und fortgesetzt wird.

Ein zeitgemäßes Gebäude muss nicht harmonisch, nicht »schön« sein, sondern es kann auch vielfältig, vielstimmig und irgendwie widersprüchlich sein.

Aber eine solche Ästhetik der Offenheit kann anstrengend sein. Sie ist weder steril noch gemütlich, sondern herausfordernd. Sie widerspricht unseren Sehgewohnheiten. Sie muss deshalb erprobt, geübt werden. Und auch ein Selbstdesign, das Offenheit zulässt, das, um mit dem Philosophen Ludwig Feuerbach zu sprechen, »porös« ist, will gelernt sein. Und dazu braucht es vielleicht etwas, das für unsere Zeit das sein könnte, was das Bauhaus für seine Zeit gewesen ist. Denn das Bauhaus war vor allem eine Schule, also ein Ort des Lernens, der Übung und des Ausprobierens. Und solche Einrichtungen brauchen wir auch. Natürlich heute ohne Meisterhäuser, ohne Abschlussdiplom und auch nicht nur für Menschen, die eine Berufsausbildung machen müssen. Heute brauchen wir etwas, wo Menschen in jeder Lebensphase für, sagen wir, einen Monat im Jahr hingehen, um ihre alltäglichen Strukturen zu verlassen, andere Erfahrungen zu sammeln. Etwas, wo man sich nicht – wie im Bauhaus – mit Gestaltung aus der Perspektive des Handwerks, der Kunst, der Architektur auseinandersetzt, sondern mit Gestaltung auch aus Perspektive der Informatik, der Biotechnologie, der Neurowissenschaften und vieler anderer mehr. Etwas, wo man sich aber auch mit dem eigenen Körper und dem Miteinander von Menschen und anderen Spezies auseinandersetzt. Etwas, wo der Verzicht auf Konsum geprobt wird. Ich schreibe »etwas«, weil dieses Etwas keinen festen Ort braucht, kein Gebäude, sondern an verschiedenen Orten auftauchen und wieder verschwinden könnte, und weil es keine Einrichtung, sondern sicherlich eine Mehrrichtung wäre. Dieses Etwas wäre ein Übungsraum, offen und unfertig. Es gibt also genug zu tun – im Großen und im Kleinen, im Utopischen und im Alltäglichen, im Konkreten und im Abstrakten. Nicht weniger als die Demokratie neu zu entwerfen und eigentlich auch ein neues Bauhaus zu gründen, das dann eben nicht mehr »Bauhaus« heißt und sich auch nicht auf das Bauhaus beruft. Und nach all den großen Worten, und der (hoffentlich auch) ermutigenden Perspektive, dass es nicht nur um die großen Utopien, sondern auch um das beständige Üben im Alltäglichen geht, gehe ich jetzt in die Küche und mache endlich den Abwasch. n

Dieser Text erschien erstmals in der Zeitschrift »Aus Politik und Zeitgeschichte«, Ausgabe 13–14/2019, »Identitätspolitik« vom März 2019. bpb.de FAZIT JULI 2019 /// 43


Helmut Reinisch, 1953 als Sohn eines »Steuerfahnders« in Graz geboren, feierte kürzlich das 40jährige Jubiläum seines Teppich- und mittlerweile auch Kunsthandels. Der Vater von drei Kindern und zweifache Großvater ist schon als 16jähriger erstmals nach Bagdad gereist, zum Teppich-Experten geworden und als solcher Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Helmut Reinisch Fotografiert von Heimo Binder

Vertrauen und Bildung M

an kennt den Helmut Reinisch – und doch wieder nicht. Wie das? Seine Galerie mitten am Grazer Hauptplatz in bester Lage, natürlich. Dann dieses eckige Raubkatzentier als Logo, ist das nicht ein Teppichmotiv? Die Hemmschwelle ist hoch, so etwas Banales zu fragen oder überhaupt in die Galerie hineinzugehen. So kennen ihn also die Mutigen, die Nichtmutigen nicht. Dabei ist es ein Vergnügen, mit dem Sammler und Händler von antiken Nomadenteppichen und zeitgenössischer Kunst zu sprechen. Vor allem seine griffigen Statements haben Kultcharakter. »Verschiedene Meinungen sind nur verschiedene Wissensstände« (zur Qualität von Kunst). »Es gibt kein messbares Kriterium« (zur Frage, wann ein Teppich oder Kunst wertvoll sind). Was dann? »Der Laie hat zwei Möglichkeiten: Entweder geht er zu jemandem, dem er vertrauen kann oder er bildet sich selbst weiter.« Letzteres dauere in der Regel zwei Jahre. »Der Verkauf eines Seidenteppichs ist unter meiner Würde« lautet der erste Teil seiner Antwort auf die Frage, ob es nicht genüge, wenn einem bloß etwas gut gefalle. Zweiter Teil: »Wenn Sie wollen, erkläre ich es Ihnen, wenn nicht, nicht.« Eine Reinisch-Antwort klingt schroffer als es gemeint ist – mir hat er es so gut erklärt, dass ich es a) kapiert habe und b) überzeugt wurde. Außerdem schickt er so einen Kunden »gern zu einem seriösen Kollegen, wo er bekommt, was er will.« Zum Leiner. »Und dagegen ist auch nichts einzuwenden.« Und was ist mit den Perserteppichen, mit Täbris, Keschan und Co, die uns unsere Eltern vererben? »Nach 1722 hat es gar keine mehr gegeben, erst 150 Jahre später, 1880, wurden Perserteppiche auf den Weltaustellungen in Wien und Paris präsentiert und bestellt und daher wieder produziert. Das sind üppige Kitschbodenbeläge, mit denen der europäische Markt versorgt wurde und die heute preislich völlig verfallen sind.« Als gerichtlich beeideter Sachverständiger für Teppiche weiß Helmut Reinisch Bescheid und freut sich darüber, seinen Kunden auch nach Jahren noch in die Augen schauen zu können: »Die-

se Ware haben wir nie geführt.« Sondern die der Erfinder und Träger der Teppichkultur, nämlich jene der Nomaden, die den Teppich zum Leben im Zelt gebraucht haben. Denn ein Teppich müsse – wie auch Kunst – authentisch sein und Qualität haben, hinter der Talent und Begabung stecken. »Das trifft auch auf einen Van Gogh zu und selbst bei ihm gibt es nur 30 oder 40 Bilder, die absolute Highlights sind. So wie die Schwertlilien aus dem Museum in Pasadena, ohne die ich keine wirklich gute Van Gogh-Ausstellung machen kann. Daher will sie jeder ausleihen.« Auch bei seinen Künstlern trifft das zu. »Ich will nicht einfach einen Herbert Brandl, ich will ganz einen guten Brandl. Ich habe einen großen Brandl, der ist so gut, so wichtig, ein Schlüsselwerk, das jetzt schon zum vierten Mal in einem Museum ausgestellt ist.« Daran erkenne man auch wertvolle Kunst. »Wenn ein Tennisspieler Wimbledon und Paris gewonnen hat, weiß ich, dass er gut sein muss. Solange ein Messi Tore schießt, weiß ich dass er gut ist. Das Gleiche gilt in der Kunst: Wenn der Künstler in Museen ausgestellt wird, dann muss er gut sein.« Ein weiterer Merksatz: In der Kunst geht es nicht um das Was, sondern um das Wie. Daher gehe es auch niemals um Seide als Material für Teppiche oder um feine Pinselführung und tausend einzeln gemalte Baumblätter in der Malerei. Der bekennende Francis Bacon-Verehrer hat noch andere Interessen. Mit seinem großen Lehrmeister Horst Gerhard Haberl, dem Erfinder der legendären Humanic-Werbung, ist er immer wieder in der Werbeberatung tätig und trotz Abbruchs seines Architekturstudiums (»Ich habe eigentlich nichts gelernt«) hat er bei der Restaurierung seines Schlosses Kalsdorf (um 1 Schilling vom Land Steiermark erworben) ein so gutes Händchen bewiesen, dass er als Folgeauftrag alle Rekreationszentren der Merkur-Versicherung gebaut hat. Und ein paar Villen. Und ein Gesundheitshotel. Und er betreut Sammler. Wie sagt Helmut Reinisch noch: »Kultur ist, wenn man sie macht.« n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Frauen in der Technik Wie Kopfkino Erfolg hemmt.

Fotos: Marija Kanizaj, NHL-Graz/Alexander Engelbogen

Ein Interview von Carola Payer mit Renate Frank, Geschäftsführerin der Zentren für AusbildungsManagement Steiermark.

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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enn ich Überraschungseier kaufe, bin ich immer wieder verwundert, dass es noch eigene Überraschungseier für Mädchen gibt. Als Inhalt findet man hier selten eine technische Herausforderung oder technische Objekte, sondern Glitzerringe, Bärlis, Zauberfeen. Was diese speziell für Mädchen angebotenen Überraschungseier von den »normalen« unterscheidet. Auch Renate Frank bestätigt: »Es werden immer noch zu viele gesellschaftliche Bilder geschaffen, dass Frauen mit Technik nichts am Hut haben.« Sie werden immer noch mit Bildern »beliefert«: »Frauen sind in Mathematik schlecht.« »Nur wenn man Mathe kann, kann man Technikerin werden.« »Ein Beruf in der Technik ist zu schwer für Frauen.« Auch das experimentelle Probierfeld fehlt oft. Mädchen bekommen seltener Lego-Technik geschenkt als Buben. Handwerkliches fehlt in Kindergarteneinrichtungen, Schulen und in der Freizeitbeschäftigung. Klassische Rollenteilung bei den Eltern hat ebenfalls Einfluss: Papa repariert das Rad, Mama kocht und tröstet die Kinder. Technik wird männlich und rigid dargestellt Bei technischen Berufen wird zu sehr der rationale, logische, rigide Anteil dargestellt. Die beziehungsorientierten, prozessorientierten, organisatorischen Anteile werden weniger »verkauft«. Frauen haben ein hohes Anliegen, einen sozialen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, und sehen daher in anderen Berufsfeldern mehr die Möglichkeit sich auszuleben. Renate Frank nennt ein Beispiel: »Wenn wir einen Kurs zur Mechatronikerin ausschreiben, haben wir weniger Anmeldungen, als wenn wir den Kurs »Medizintechnik« nennen. Eine reine mechanistische Betrachtung einer Sache spricht Frauen anscheinend weniger an, als wenn sie einen Bezug zum Umfeld, wo die Technik Nutzen bringt, hat. Der medizinische Bereich und die IT-Branche, insbesondere die Softwarebereiche, ziehen Frauen intensiver an. Die zam Steiermark GmbH arbeitet im Auftrag des AMS Steiermark und des Landes Steiermark zur Förderung der beruflichen Chancen von Frauen in der Arbeitswelt. Immer mehr wird das Schaffen einer Basis, dass Frauen selbstverständlicher in technische Berufe gehen, zu einem Wettbewerbsfaktor auch in steirischen Regionen. zam Steiermark stellt mit 14 Regionalstellen das Ausbildungsmanagement für Frauen und Unternehmen flächendeckend in der gesamten Steiermark zur Verfügung. Oberstes Ziel der Zam-Steiermark ist es, bedarfsgerechte Lösungen für ausbildungsinteressierte Frauen und Unternehmen mit Personalbedarf zu entwickeln und gleichzeitig die Chancengleichheit von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt im Auge zu behalten. Daher ist das Thema »Frauen in die Technik« für Zam auch eine tagtägliche Herausforderung. Weil Betriebe massiv nach Fachkräften im technischen Bereich suchen und laut Renate Frank »immer mehr erkennen, dass der Arbeitsmarkt an weiblichen Personalressourcen genutzt werden muss. Der Fachkräftemangel zwingt sie dazu.« Der Leidensdruck führt zu mehr Offenheit durch die Betriebe. Renate Frank: »Man besinnt sich plötzlich auf 50 Prozent des restlichen Arbeitsmarktes.« Experimentieren ist wichtig Renate Frank: »Wir sind überzeugt davon, dass jede Frau was Technisches kann. Wir erarbeiten mit den Frauen eine Technische Kompetenzbilanz. Wir schaffen Labors zum Löten, Bohren, Schweißen usw., wo sie probieren können. Damit steigen das Selbstbewusstsein und das Zutrauen. Durch die fehlende Erfah-


Managementserie [24]

rung glauben viele Frauen erst durch das Experimentieren, dass sie wirklich dazu fähig sind. Wir loten sowohl Fähigkeiten und Talente aus als auch, welche Fertigkeiten man erwerben kann, um technisch zu arbeiten.« Man eröffnet hier die Möglichkeit, dass Frauen einen technischen Schauplatz auch realer als ihre Vision und ihren Karriereweg sehen. Berufsfelder, die vorher eventuell gar nicht wahrgenommen und schon gar nicht für einen selbst in Betracht gezogen wurden, werden plötzlich interessant. Zam hat ganz spezielle Programme für Frauen in Handwerk und Technik. Positive Erfahrungen von Unternehmen mit Technikerinnen Renate Frank: »Wenn ein Unternehmer sich auf eine Frau einlässt, erkennen diese, dass Frauen viel wissbegieriger, neugieriger und genauer sind. Auch die Kommunikationsfähigkeiten und die Integrität stechen hervor. Unternehmen sagen, wenn Frauen gut ausgebildet sind, gibt es keinen Unterschied zu Männern.« Die Fach- und Methodenkompetenz bestimmt das Potenzial und nicht das Geschlecht. Renate Frank: »In der Anfangsphase müssen sich Frauen oft mehr behaupten. Es gibt immer eine spannende Probe- und Checkphase. Danach sind sie gleichgestellt. Unternehmer sind auch stolz und vermarkten, dass Frauen in der Technik beschäftigt sind.« Renate Frank: »Trotzdem gibt es immer noch viele Vorurteile, weil Betrieben oft noch die Erfahrungen mit Frauen fehlt. Spannend ist zu beobachten, dass wenn zwei Frauen in einer Abteilung sind, plötzlich das Umfeld auch »frauengerechter« wird. Große Unternehmen haben schon tolle Programme, mit Infotagen für Frauen und Mädchen, Betriebsführungen und Mentoringprogrammen. Auch wenn die Bereitschaft dazu eventuell aus der Not heraus passiert.« In der Öffentlichkeit bringen solche Maßnahmen Unternehmen auch ein gutes Image und es trägt zum Employer Branding bei.« Für Zam ist es eine große Herausforderung, bei der Vermittlung von bereits ausgebildeten Frauen in potentiellen Betrieben eine Person zu finden, die zuhört, offen ist und den Mut hat, das erste Experiment mit einer Frau zu machen. Zam vermittelt Frauen sowohl an Kleinstunternehmen als auch an Großunternehmen.

brauchen ein Bildungssystem, wo Lehrende ebenfalls Potenziale sichtbar machen und fördern und nicht Bilder verbreiten, dass Frauen nicht für technische Berufe geeignet sind. Renate Frank: »Es fehlt einfach massiv das Probierenkönnen. Es braucht mehr Motivation und Engagement von den Lehrenden.«

Die Zukunft ist überreif für Frauen in der Technik Renate Frank: »Die Zukunft ist technisch. Die Zeit ist mehr als reif für mehr Frauen in der Technik. Daher werden wir weiter tagtäglich das Selbstbewusstsein von Frauen stärken, Kompetenzen sichtbar machen, motivieren und das Mindset der Frauen und Betriebe dafür öffnen. Wir müssen immer am Puls der Zeit sein: Was ist gerade gefragt in Unternehmen? Geeignete Ausbildungsprogramme müssen flexibel initiiert werden. Kooperationen mit Unternehmen für die Nutzung von Anlagen, Geräten ist wesentlich. Es ist mein Herzenswunsch, dass Unternehmen den Frauen Herz und Türen öffnen!« Unser Fazit: Die Technikerin als Selbstverständlichkeit hat noch viel Luft nach oben! n

Mag. Renate Frank, Geschäftsführerin Zentren für Ausbildungs-Management Steiermark (»zam-Steiermark GmbH«), Zentrale in Graz, 14 Standorte in der Steiermark. Das Unternehmen arbeitet im Auftrag des AMS-Steiermark und des Landes Steiermark zur Förderung der beruflichen Chancen von Frauen in der Arbeitswelt. zam-steiermark.at

In der Elternarbeit und im Bildungssystem ansetzen Um Frauen technische Berufe zu ermöglichen und schmackhaft zu machen, müssen wir gesellschaftlich natürlich viel früher anfangen. Elternarbeit, die Potenziale von Kindern und nicht geschlechtsspezifische Stereotype zu fördern, ist notwendig. Wir

»Wir sind überzeugt davon, dass jede Frau was Technisches kann.«

RENATE FRANK

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Da Wanko

Es ist zu heiß für mich in dieser Stadt …

M

eine Tochter hat gemeint, ich soll diese Kolumnen verschiedenen Themen widmen. Finde ich jetzt nicht schlecht, so trifft man verschiedene Geschmäcker. Dann habe ich sie gefragt, mit welchem Thema ich denn beginnen soll. Meint sie GAK. Habe ich gemeint, GAK ist ein immer gutes Thema, ein sehr gutes sogar, aber die andere Reichshälfte wird dann bald einen ziemlichen Schleim auf mich haben. Meint Sie, dann soll ich halt über die Stadionsituation in Graz schreiben, zwei Vereine, ein Stadion, die geht beide etwas an. Dann sage ich okay und frage sie, wie sie das so sieht: Meint Sie, wir Weinzödl, ist doch klar, wir sind die aus dem Norden und »die andern« sollen im Süden bleiben, in Liebenau. Gut, dann brauchen wir »nur« noch Investoren, damit wir uns das leisten können, denke ich mir. Tatsächlich würde ich lieber jeden Cent in die Mannschaft stecken, bevor ich auch nur ein Sackerl Zement für ein Stadion besorgen würde. Blöderweise kommt das Heimatgejammer immer dann auf, wenn sonst nix läuft – das kann man auch politisch so sehen. Wer ein eigenes Stadion will, muss Geld in die Hand nehmen, und da muss man aufpassen. Die Austria Salzburg ist daran gescheitert und nicht nur die. Ein Dutzend renommierte englische Profivereine sind auf dem Weg zum eigenen Stadion in den Konkurs gegangen, das brauchen wir im steirischen Fußball nicht mehr. Die Fan-Sektoren sind eh schon hübsch getrennt, die Roten im Süden, die Schwarzen im Norden. Ist ja in den Neunzehnneunzigererjahren auch gut gegangen, muss jetzt auch gehen, Liebenau gehört allen. Aber das sind halt nur Probleme von ein paar 1.000 Menschen, denen es sonst an nix fehlt. Jetzt, wenn Sie diese Zeilen lesen, dann werden Sie schon ziemlich unter der Hitze leiden oder eine Freude haben, dass ihre G’schroppn jeden Tag im Freibad sein können, je nachdem. Solange der Hagel nicht alles ruiniert, wird das wieder ein guter Weinsommer in der Steiermark. Ist ja die volle Hitze da. Der Wein wird nun jährlich ein bisserl südlicher schmecken, voller im Geschmack sein, weil er ja ein Sonnen-

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

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tanker ist. Die Feigen am Balkon gedeihen auch dieses Jahr wieder prächtig, wir haben wirklich reiche Ernte, wenn wir sie zwecks Hagelgefahr schön im geschützten Bereich lassen. Die Feigenblätter werden sonst gnadenlos zerrissen und die Früchte durchlöchert. Also irgendwie stimmt das mit der Hitzeoptimierung doch noch nicht so ganz, ist ja beim Menschen auch nicht anders. Es wird heißer und plötzlich drehen dann die Menschen durch, die diese Hitze nicht gewohnt sind. Das hängt im Hirn mit dem limbischen System zusammen, habe ich mir sagen lassen. Das meldet sich, wenn die Birn’ zum Kochen beginnt und ein bisserl Abkühlung braucht. Spritzwein oder Sodabier meinen die Experten. Diese Situation spielt natürlich wieder unserer »Klima-Gretel« in die Karten. Letztens hatte ich mit ihr wieder viel Spaß, da bekam sie den Menschenrechtspreis oder so und da warf ich einmal auf dem Pressefoto einen Blick auf die Jüngerinnen und Jünger hinter ihr. Oida, die sind drauf! Voller Weisheit, das sicher, aber dafür sind sie schwer paralysiert und die absoluten Spaßbremsen, das sicher auch. Irgendwie kommen mir die vor wie eine Sekte aus einer Netflix-Serie. In meinem Bild gehen die durch halbverrottete Welten, androgyne Wesen mit verklärten Augen, der Einsicht nahe, dafür voll unlustig. Schlussendlich werden sie die Welt retten, zumindest auf Netflix. Natürlich gibt’s die Befriedigung in der Askese, ist ja klar. Dennoch: Auch Spaß muss sein, auch wenn er Energie kostet. »Mein Auto fährt auch ohne Wald« hat es einmal in meiner Jugend geheißen, eh blöd, aber gelacht habe ich trotzdem, weil das eben Sarkasmus pur war und nicht so ein Sektenwahn inklusive Massenhysterie, wie bei unserer Klima-Gretel. Also passen Sie auf ihre Kinder auf, dass sie nicht zur Klimasekte abdriften und reden Sie mit Ihnen. Reden hilft bekanntlich immer und ein bisserl entspannen. Falls Sie jetzt noch dabei sind, gratuliere ich Ihnen für Ihren Geschmack, wir sind ein wunderbares Team! Mein CD-Player spielt gerade Paolo Conte, den Dottore aus Genua, richtig, der klingt immer ein bisserl verärgert, klagt an, trägt es aber mit Fassung. Das wäre eigentlich das Thema des Sommers, die Welt mit Fassung zu ertragen. Ihr sehr gefasster G Punkt. n


Kurz & News

WIR SIND INNOVATIONSMEISTER Mit einer F&E-Quote von mehr als 5 % liegt die Steiermark bei Innovationen im Spitzenfeld der EU.

GKB erhält Österreichischen Exportpreis 2019

Fotos: Klaus Morgenstern / FH Joanneum, WKÖ_Helmrich, Foto Fischer, Foto Fischer, Hannes Loske

Jobbörse für Asylberechtigte

Die erste „Jobbörse für asylberechtigte und subsidiär schutzberechtigte Personen“ fand am 24. Juni 2019 in der Wirtschaftskammer Steiermark statt. Rund 500 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte nutzten die Einladung des AMS, um zahlreiche Bewerbungsgespräche zu führen. Alle Teilnehmer wurden im Vorfeld durch vom AMS gescreent, um die Erfolgschancen für ein positives Matching zu erhöhen. Vor Ort waren 35 Unternehmen, die ihre offenen Stellen präsentierten und Bewerbungsgespräche mit den Asylberechtigten führten. Insgesamt hatten die Unternehmen vor Ort bis zu 400 offene Stellen zu besetzen. Die Bandbreite der Unternehmen war groß, von Gaulhofer über ÖBB bis hin zu XXXLutz und Saubermacher.

Steirischer Chemienachwuchs überzeugt

Mit 210 teilnehmenden Schulen aus Österreich, sowie insgesamt weiteren zehn aus Deutschland, Ungarn und der Slowakei ist „Alles Chemie – nachhaltig und innovativ“ der größte naturwissenschaftliche Projektwettbewerb Österreichs. 16.800 Schüler nahmen heuer am bereits 15. Durchgang der Initiative teil, im Zuge derer Lehrmittel sowie unterrichtsgebundene Preisgelder von 270.000 Euro zur Verfügung standen. Und nicht nur mittendrin, sondern hocherfolgreich vorne mit dabei präsentieren sich hier auch weiß-grüne Schulen, die gemeinsam mit Projektpartnern aus der Wirtschaft die Jury überzeugten. Gleich zwei der neun Hauptpreise gingen an die NMS Wildon sowie das BG/ BRG Carnerigasse Graz.

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DIE STEIERMARK GREIFT NACH DEN STERNEN Bezahlte Anzeige

Die Wirtschaftskammer Österreich würdigte die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) mit dem Österreichischen Exportpreis in Gold in der Kategorie Transport und Verkehr. Mit dem Preis wird alljährlich überdurchschnittlicher Erfolg heimischer Unternehmen in Auslandsmärkten gewürdigt. Die GKB wagte bereits zu Beginn der europäischen Eisenbahnliberalisierung mittels Joint Ventures den Schritt in den internationalen Güterverkehr. Sie ist heute mit den Tochterfirmen LTE und ADT in fast ganz Europa tätig, aktuell erstreckt sich die Geschäftstätigkeit der Unternehmensgruppe bis nach China. Generaldirektor Franz Weintögl zeigte sich, „hoch erfreut über diese großartige Auszeichnung“.

Landesaward für Berufsfotografen Erstmals wurde kürzlich von der Innung der Berufsfotografen der Landesaward für die besten Fotografen vergeben. In den Kategorien „Portrait“, „Illustration & Composing“ und „Nude“ siegte Michael Schnabl, im Bereich „Wedding“ Michael Kainz. In der Kategorie „Baby“ sowie „Architektur“ überzeugte Johann Lülik, im Bereich „Business“ Kurt Remling und Robert Sommerauer. Im Bereich „Fashion & Style“ reüssierte Lizz Sator, im Bereich „Produkt“ Andreas Friedl. Werner Krug und August Zöbl siegten in der „Industrie“, außerdem schaffte Krug auch Platz eins in der Kategorie „Food“. Bei den Lehrlingen überzeugte Moritz Stallegger (Fotowerkstatt J. Seidl), bei den Jungfotografen Eva Schrofler (Ortweinschule).

FH-Masterlehrgang sucht Bewerber

Im Oktober 2017 wurde an der FH Joanneum in Graz der postgraduale Masterlehrgang „Technische Dokumentation“ ins Leben gerufen, um in dem wichtigen Berufsbild des Technischen Redakteurs eine einschlägige, auf Expertenlevel tekom-akkreditierte Aus- und Weiterbildung anzubieten. Anfang 2019 konnten 12 Studierende des Lehrgangs aus dem 1. Jahrgang ihr Studium erfolgreich mit dem Titel MSc. abschließen. Das Mindestmaß an 15 Anmeldungen für den 3. Jahrgang ist bisher noch nicht erreicht, sodass sein Zustandekommen gefährdet ist. Die FH Joanneum appelliert daher an die Unternehmen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, dieses interessante Studienangebot wahrzunehmen.

FAZIT JULI 2019 /// 49


Kurz & News AK | Graf-Putz

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Aktion 20.000 ist ein großer Erfolg Am 30. Juni ging die Aktion 20.000 nach dem Willen der abgetretenen Bundesregierung zu Ende, obwohl sie eine überdurchschnittliche Behalte- bzw. Vermittlungsquote aufweist. „Die Aktion 20.000 war und ist ein großer Erfolg und muss fortgesetzt werden“, fordert Soziallandesrätin Doris Kampus unter Verweis auf aktuelle Zahlen. Von jenen 561 Personen, die aktuell in der Steiermark beschäftigt werden, werden 138 von ihren Dienstgebern übernommen. „Das ist eine Erfolgsquote von fast 25 Prozent und somit ein hervorragender Wert“, betont Kampus. Die steirische Soziallandesrätin appelliert daher an Sozialministerin Brigitte Zarfl, eine Fortführung des arbeitsmarktpolitischen Erfolgsmodells zu prüfen.

Was tun bei Urlaubsmängeln?

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Zu den häufigsten Problemen zählen Mängel in der Unterbringung am Urlaubsort. Informieren Sie den Vertreter des Reiseveranstalters vor Ort und lassen Sie sich eine Bestätigung geben. Der Reiseveranstalter muss die Möglichkeit zur Verbesserung haben. Dokumentieren Sie alle Mängel möglichst genau mit Fotos, Videos, Name und Adresse von Mitreisenden. Nach der Rückkehr können Sie mittels Einschreiben an den Reiseveranstalter eine Reisepreisminderung verlangen. Die „Wiener Liste und Frankfurter Tabelle“ (Entscheidungssammlungen) helfen, um die Höhe der Forderung einzugrenzen.

Mitte Juni nutzt die steirische Entsorgungs- und Ressourcenwirtschaft der WKO Steiermark das elektronische Musik- und Kunstfestival „spring“ in Graz, um auf die richtige Entsorgung von Lithium-Akkus und Batterien hinzuweisen. Bei insgesamt zwölf Locations des springfestivals informierten die steirischen Entsorger über die Folgen der Fehlwürfe von Lithium-Akkus und Batterien. Akkus reagieren insbesondere auf Wärmezufuhr und mechanische Beschädigungen. Alt-Akkus und Batterien gehören keinesfalls in den Restmüll, denn dort entzünden sie sich häufig und verursachen gefährliche Brände. Lithium-Akkus bzw. Elektroaltgeräte können bei den kommunalen Altstoffsammelzentren kostenlos abgegeben werden.

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Spring-Festival als Infoplattform

Die Lithium-Ionen-Batterien sind aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie sind zu beinahe 75 Prozent recycelbar, sodass wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen werden können. Nicht fachgerecht entsorgte Lithium-Ionen-Batterien besitzen eine hohe Explosions- und Brandgefahr. Noch werden nur 45 Prozent aller Lithium-Batterien korrekt über die Altstoffsammelzentren oder Geschäfte, in denen Batterien verkauft werden, einer Entsorgung zugeführt. Leider landen immer noch zu viele dieser Batterien im Restmüll. Genau dort gehören sie aber am allerwenigsten hin, LR Johann Seitinger will daher eine Bewusstseinskampagne für eine bessere Trennmoral beim Restmüll in die Wege leiten.

50 /// FAZIT JULI 2019 04.06.19 09:09

Fotos: Peter Drechsler / Land Steiermark, Peterquelle, Jorj Konstantinov / Geopho, WKO Stmk

AK-Expertin Birgit Auner antwortet:

Im Jahr 1959 hat das steirische Unternehmen Peterquelle in Deutsch Goritz seinen Ursprung genommen, heute ist es neben der klassischen Peterquelle mit vielen Produkten im Handel vertreten, wie Minaris, Steirerquell MiZi, HiZi und Apfelspritzer. LHStv. Michael Schickhofer ließ es sich nicht nehmen, dem Unternehmen, das sich unter der Leitung von GF Gerald Doleschel auf Expansionskurs befindet, zur 60-Jahr-Feier zu gratulieren. Für die musikalische Untermalung sorgten Marlena Martinelli und die Edlseer. Unter den Gästen waren LK Vizepräs. Maria Pein, LTAbg. Anton Gangl, Bgm. Heinrich Tomschitz, Spar-GF Christoph Holzer, Eigentümer Hans Jürgen Riegel mit Gattin und viele weitere.


Foto: Anna Stöcher

Kurz im Gespräch mit

Foto: AK Stmk

Werner Luttenberger, Geschäftsführer Steirischer Wein

Die Leiterin der AK-Frauenabteilung, Bernadette Pöcheim, präsentierte gemeinsam mit AK-Präsident Josef Pesserl den 6. Kinderbetreuungsatlas der Steiermark.

Arbeitende Eltern hadern mit Kinderbetreuung Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es in der Steiermark zwar leichte Verbesserungen auf dem Gebiet der Kinderbetreuung, es besteht aber noch Luft nach oben, erklärten Mitte Juni die Leiterin der AKFrauenabteilung, Bernadette Pöcheim, und AK-Präsident Josef Pesserl anlässlich der Präsentation des 6. Kinderbetreuungsatlas.

D

er AK-Kinderbetreuungsatlas ist ein Instrument, um Betreuungsdefizite aufzuzeigen und Verbesserungen für Eltern und Kinder voranzutreiben. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt er wenig veränderte Ergebnisse auf, insgesamt steckt das Ziel einer flächendeckenden Kinderbetreuung noch in den Kinderschuhen. Von 287 steirischen Gemeinden erfüllen 126 (2018: 124) die Kriterien für die „Kategorie A“: „Für diese Kategorie müssen eine Betreuungseinrichtung für Kinder unter drei Jahren, ein Ganztagskindergarten und eine Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder vorhanden sein“, erklärt Bernadette Pöcheim. Seltener sind Gemeinden, die den zusätzlichen Kriterien des „Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf“ (VIF) gerecht werden. „Nur“ 57 Gemeinden haben Betreuungsangebote für Kinder von

0 bis zehn Jahren mit Öffnungszeiten, die beiden Elternteilen eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen. In 83 Gemeinden werden Kinder in einem Halbtageskindergarten betreut. 29 Gemeinden bieten keine Betreuung von unter Dreijährigen. Positiv sind verbesserte Jahresöffnungszeiten in den Ferien durch die Kooperationen der Kindergärten innerhalb einer Gemeinde und angrenzender Gemeinden. Verbesserte Tagesöffnungszeiten bei mehreren Einrichtungen einer größeren Gemeinde oder Stadt sind ebenfalls erkennbar. Trotz vieler Fortschritte gibt es noch Lücken, sagt AK-Präsident Pesserl: „Die zeitlichen Anforderungen an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie auch die von ihnen verlangte Flexibilität steigen ständig. Es ist daher dringend erforderlich, flächendeckend ausreichende Kinderbetreuungsangebote zu schaffen.“

Was bringt das neue DAC-System für den Steirischen Wein? Die wichtigste Errungenschaft mit dem DAC-System ist, dass wir von einem austauschbaren Sortenmarketing zu einem unverwechselbaren Herkunftsmarketing umsteigen. Die Rebsorte Sauvignon blanc z. B. ist die am zweitmeisten verbreitete Weißweinsorte der Welt. Für die drei steirischen DAC-Gebiete sind die Weine aus dieser Rebsorte hinkünftig jedenfalls nicht mehr austauschbar. In der Weinwirtschaft ist die Herkunft das wichtigste Element, um sich von Mitbewerbern abzuheben zu können. Was bedeutet das für die Praxis? Das neue Herkunftssystem streicht bewusst die Vorzüge des steirischen Weins hervor: Die traditionelle Rebsortenvielfalt bleibt erhalten, wobei der Fokus auf lokal vorherrschenden Leitsorten liegen wird. Die Inverkehrbringungstermine mit 1. März bzw. 1. Mai wurden so gewählt, dass die Weine genügend Zeit zur Entwicklung ihres herkunftstypischen Charakters erhalten und ihr Potenzial speziell auf Ortsund Riedenebene voll entfalten können. Damit zeigt die Steirische Weinwirtschaft, dass es durch Zusammenhalt möglich ist, auch als kleines Weinland mit schwierigen Produktionsbedingungen das sehr hohe Qualitätsniveau weiter zu verbessern, die Alleinstellungsmerkmale der Steiermark zu kommunizieren und dafür einen gerechten Erlös zu erzielen. Wie hat sich der Jahrgang 2018 bewährt? Beim neuen Herkunftssystem ist nicht nur der Start geglückt, sondern wir können in der Zwischenzeit behaupten, dass das System sich auch schon bei den Weingütern durchgesetzt hat. FAZIT JULI 2019 /// 51


Reise

Auf dem Klapprad durch Großbritannien Radreisen erfreuen sich bereits seit ewigen Zeiten großer Beliebtheit. Auch der Mellacher Helmut Wagner ist begeisterter Radfahrer. Nicht nur in seiner Freizeit, sondern auch beruflich, ist er doch seit rund 20 Jahren Fahrradbote bei Veloblitz in Graz. Heuer hatte er eine besonders ungewöhnliche Idee: Vom nördlichsten Punkt Schottlands, John O’Groats, zum südwestlichsten Punkt Englands, Land’s End, zu fahren. Doch das wirklich Ungewöhnliche daran ist, dass er die Strecke auf einem Brompton-Klapprad bewältigte.

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bereits einige aufweisen. So nahm er unter anderem am Transcontinental Race Teil, umrundete Irland beim Transatlantic Way (2.500 km) und nahm auch an der Grenzsteintrophy (1.200 km) erfolgreich teil. Am 25. April startete er im äußersten Norden Schottlands, um sich auf den langen Weg durch ganz Großbritannien zu machen. Bei typisch britischem Wetter – Wind, Wolken, ein wenig Regen – hat der ambitionierte Radfahrer Fotos: Wagner

ie kommt man aber auf so eine Idee? „Ich habe mit ein paar englischen Freunden gewettet. Die Wette war: Im April starten, self-supported, mindestens 1.000 Meilen, täglich fünf Bier und eben auf einem Brompton“, erzählt Wagner. „Eigentlich wollte ich schon länger ein Brompton und so hatte ich eine kleine Rechtfertigung“, so Wagner weiter. Erfahrung im Langstreckenfahren kann der Veloblitzer

Start im schottischen John O’Groats

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52 /// FAZIT JULI 2019

auch viele Sehenswürdigkeiten und Städte besucht. Unter anderem Loch Ness. „Leider habe auch ich Nessie nicht gefunden“, berichtet der Steirer lächelnd. Doch warum legt man die Strecke eigentlich auf dem Rad und nicht viel bequemer und schneller im Auto oder im Zug zurück? „Das ist einfach: Radfahren ist für mich ein unglaublich intensiver Weg, ein Land zu erkunden. Man ist immer mit der Gegend in Kontakt, lernt auch sehr viele nette und interessante Menschen auf diese Weise kennen“, erklärt Wagner. Doch nicht nur England und Schottland durchquerte der Grazer Fahrradbote auf seiner

Reise, sondern auch Wales. „Es war eine der schönsten Touren, die ich jemals gemacht habe. Mit dem Wetter hatte ich Glück, da es meist Seitenoder leichten Rückenwind gab. Auch hat es nur an einem Tag geregnet, als ich die Grenze nach Wales passiert habe“, so Wagner begeistert. Nach 12 Tagen erreichte er Land’s End. Am Ende des Trips standen 1.647 Kilometer und rund 16.000 Höhenmeter auf dem Tacho. Pläne für zukünftige Reisen gibt es auch schon: etwa eine Durchquerung Österreichs oder eine erneute Teilnahme am Transcontinental Race, an dem Wagner bereits 2016 teilnahm, aber nach knapp 2.000 km aufgeben musste.

Das Ziel ist nach 1.647 km erreicht.


(V.l.n.r.) Andreas Gamsjäger, Gerhard Samberger, Susanne Leitner-Böchzelt, Johannes Gsaxner und Bgm. Kurt Wallner

Leobner Kulturprogramm 2019/20 Leoben bietet auch heuer wieder Unterhaltung auf hohem Niveau in allen Kultursparten vom Theater über Musik bis hin zu Literatur und Stadtgeschichte.

Anzeige Foto: Freisinger

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wei Schlagworte kennzeichnen seit vielen Jahren unser Kulturprogramm: Themenvielfalt und Breitenwirksamkeit“, beschreibt Bgm. Kurt Wallner die Idee hinter der Vielfalt. Ein Highlight 2019 ist die Ausstellung „Eiszeit Safari“ in der Kunsthalle Leoben. Kulturreferent Johannes Gsaxner sieht Stadt Leoben als „kulturellen Motor der Obersteiermark“ und Kulturmanager Gerhard Samberger weist auf die günstigen Abonnements für Besucher der Veranstal-

tungen hin. Im MuseumsCenter Leoben werden „Stadtgeschichte“ und „literarische Abende“ mit heimischen Autoren sowie Kunstausstellungen groß geschrieben. Mit passenden Workshops setzen wir auf unser junges Publikum“, erklärt Museumsleiterin Susanne Leitner-Böchzelt. Auch für Andreas Gamsjäger, Franchisenehmer von McDonald’s, ist sein Sponsoring des Kulturprogramms eine Win-win-Situation für beide Partner.

Krispel zum dritten Mal bester steirischer Heuriger Nach 2016 und 2018 wurde der Gutsheurige vom Weingut Krispel in Neusetz bei Straden heuer erneut zum Sieger gekürt.

Lisa und Toni Krispel bei der Verleihung.

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ir Krispels essen und trinken selbst gerne und lieben es, die Sinne in entspannter Atmosphäre zu verwöhnen.“ Wenn man den jungen Ausnahmewinzer Stefan Krispel über das familiengeführte Genussgut im Steirischen Vulkanland reden hört, kann man schon erahnen, warum der Gutsheurige 2019 be-

reits zum dritten Mal zum besten Heurigen der Steiermark gewählt wurde. Die Leidenschaft, welche die Familie Krispel für gute Produkte, Nachhaltigkeit und ehrliche Arbeit aufbringt, spürt man auch, wenn man dort zu Gast ist. Die Kombination aus Tradition und Innovation gibt dem Ganzen das besondere Etwas. Die persönliche Handschrift spürten auch die 25.000 Genussliebhaber, die das Genussgut Krispel zum beliebtesten Heurigen der Steiermark gewählt haben: Es erreichte großartige 95 von 100 möglichen Falstaff-Punkten. Österreichweit liegt Krispels Gutsheuriger auf dem 3. Platz. FAZIT JULI 2019 /// 53

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Der neue Peugeot 508 gewinnt als äußerst kostengünstiges und klimafreundliches Fahrzeug zwei Marcus Awards des ÖAMTC.

Zwei Marcus-Awards für Peugeot 508 Bei der siebenten Auflage des Marcus Award des ÖAMTC hat Peugeot erneut groß gepunktet. Die neue Limousine Peugeot 508 wurde sowohl als wirtschaftlichste als auch als klimafreundlichste Neuheit in ihrer Kategorie ausgezeichnet.

Foto: Peugeot

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ie besonderen Anstrengungen der Marke Peugeot, den CO2-Ausstoß und den Spritverbrauch zu reduzieren, die faire Preispolitik sowie die überaus günstigen Unterhaltskosten für den PEUGEOT 508 gaben den Ausschlag dafür. In der Kategorie „Wirtschaftlichste Neuheit“ werden mit dem Marcus Award des ÖAMTC jene Fahrzeuge ausgezeichnet, die hinsichtlich ihrer Gesamt-

kosten über die Laufzeit von fünf Jahren besonders günstig sind. Der Peugeot 508 überzeugte dabei die Jury vollends. Einerseits überzeugt der Peugeot 508 mit seinen fairen Listenpreisen und den günstigen Betriebsund Unterhaltskosten. Peugeot unternimmt seit vielen Jahren große Anstrengungen, CO2-Ausstoß und Spritverbrauch weiter zu reduzieren. Die Effizienz des Peugeot 508 in der 1,5-Li-

ter-Dieselmotorisierung mit 130 PS und Achtgang-Automatikgetriebe gab den Ausschlag für die Auszeichnung als klimafreundlichste Neuheit in seiner Kategorie. „Nach dem Erfolg im letzten Jahr nun wieder mit dem Marcus ausgezeichnet zu werden, und das gleich zwei Mal, ist ein sehr großer Erfolg!“, freut sich Silvia Rieger, Direktorin der Marke Peugeot in Österreich. „Die beiden Marcus Auszeich-

nungen beweisen, wie gut Peugeot unterwegs ist: einerseits unsere Kompetenz, zugleich attraktive als auch wirtschaftliche Fahrzeuge anzubieten. Und außerdem zeigt es, wie effizient und klimafreundlich unsere Fahrzeuge heute auf dem Markt sind. Der niedrige CO2-Ausstoß ist auch für Dienstwagenfahrer sehr interessant, ohne auf Fahrperformance verzichten zu müssen.“

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Kurz & News

Mit dem Leitthema „digital minds“ setzt der Leobener Logistik Sommer 2019 sein Erfolgskonzept fort und beschäftigt sich mit digitalen Trends, Innovationen und Lösungen, aber auch mit der Entwicklung einer neuen Ethik- und Wertewelt im digitalen Zeitalter. Den Vordenker-Thinktank am 26. und 27. September 2019 an der Montanuniversität Leoben gestalten internationale Top-Speaker wie der Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, Automatisierungsspezialist Paul O’Leary (MUL), Digitalisierungs-Experte Robert Schweiger, voestalpine, oder Markus Tomaschitz, AVL List Vice President CHR. Weitere Highlights sind Workshops, die begleitende Ausstellung und das Abendprogramm. Info: logistik-sommer.at

WB übt Kritik am Papamonat

Die steirischen Jungwinzer 2019 Seit nunmehr 18 Jahren gibt es den Wettbewerb „Jungwinzer der Steiermärkischen Sparkasse“ aus dem bereits zahlreiche international bekannte Topwinzer hervorgegangen sind. „Die steirischen Jungwinzer und die Steiermärkische Sparkasse haben eine klare gemeinsame Zielsetzung: Zufriedene Kundinnen und Kunden bringen langfristigen unternehmerischen Erfolg“, so Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse. Als Sieger wurden von der hochkarätigen Jury heuer gekürt: David Ulrich – Welschriesling 2018, Roland Sternat – Weißburgunder 2018, David Josef Marko – Sauvignon Blanc Klassik 2018, Florian Lieleg – Gelber Muskateller Grand Classik, und David Ulrich – Zweigelt Eruption 2015.

Der Wirtschaftsbund Steiermark hält es für problematisch, wenn Mitarbeiter für längere Zeit durch einseitige Rechtsansprüche ausfallen. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für unsere Mitarbeiter ist uns wichtig. Der aktuelle Vorschlag geht allerdings auf Kosten der Wirtschaft, denn in Zeiten des Fachkräftemangels ist es für kleine und mittlere Betriebe unmöglich, Ersatzmitarbeiter für längere Ausfallszeiten kurzfristig zu finden“, so Präsident Josef Herk, Landesgruppenobmann WB Steiermark „Die sogenannten Arbeiterparteien SPÖ und FPÖ setzen mit dieser Mehrbelastung durch die Einführung des Papamonats bewusst Arbeitsplätze aufs Spiel“, erklärt Herk abschließend.

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Fotos: Freisinger, Margit Kundigraber, WKO Steiermark,

Leobener Logistik Sommer 2019 – Digital Minds


Kurz & News

Japan-Ausstellung auf Burg Rabenstein Die Ausstellung „Japaneum“ auf Burg Rabenstein widmet sich der Beziehung zwischen Japan und Europa in der Zeit zwischen 1550 und 1914. Anlass ist der 150. Jahrestag der diplomatischen Kontakte zwischen Österreich und Japan. Ein erfahrenes Team von Kulturvermittlern wird den Besuchern die faszinierende Welt Ostasiens näherbringen, darüber hinaus wird es ein erweitertes didaktisches Programm für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren geben, das Jung und Alt in die Grundsätze des Essens mit Stäbchen, das Schreiben von Kanji (japanischer Schriftzeichen) und den Bau einfacher Origami-Tiere einführt. Von Sa., 27. 04. 2019 bis So., 04. 08. 2019; Öffnungszeiten: Mi. bis So., 10.00– 18.00 Uhr

Erfolge für junge Mechatroniker Am 6. Juni traten 44 der talentiertesten jungen Nachwuchskräfte der Bereiche Mechatronik und Elektrobetriebstechnik in der LBS Eibiswald zum Kampf um die Stockerlplätze an. Die jeweils ersten Plätze gingen im Bereich Mechatronik-Automatisierungstechnik an Hannes Leitinger, Kendrion GmbH, Mechatronik-Elektromaschinentechnik an Gerald Kliem, Andritz Hydro, Mechatronik-Fertigungstechnik an Martin Kessler, Siemens Mobility GmbH sowie im Bereich Elektrobetriebstechnik an Manuel Wendler, Energie Steiermark. „Diese jungen, engagierten Menschen zeigen, wie erfolgreich und wichtig die Ausbildung qualifizierter Kräfte für die heimische Produktion ist, zollt FGO Hans Höllwart seinen Respekt.

Neues Vorstandsteam für die Steiermärkische Mit 3. Juni 2019 hat sich der Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse neu aufgestellt. Im neuen Vorstandsteam der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG sind neben den bestehenden Vorstandsmitgliedern Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender, und Georg Bucher, nun auch zwei neue Vorstandsmitglieder vertreten. Oliver Kröpfl und Walburga Seidl sind langjährige Mitarbeiter des Hauses mit umfangreicher Erfahrung und fundiertem Wissen über die Bankengruppe und waren in den vergangenen Jahren bereits in Managementfunktionen tätig. Kröpfl ist Jurist und leitete das Generalsekretariat, Seidl ist Betriebswirtin und verantwortete die Abteilung Strategisches Risikomanagement.

Energie Steiermark beteiligt sich an Funknetzbetreiber

Die steigende Nachfrage nach privater Gesundheitsversicherung sorgt für ein solides Wachstum der Merkur Versicherung AG und weist für 2018 eine solide Prämienentwicklung aus. Die abgegrenzten Prämien über alle Sparten betragen 493,7 Mio. Euro und knüpfen mit einem Plus von 5,1 % an das Vorjahreswachstum an (2017: + 5,1 %). Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2018 ist durch sinkende laufende Finanzerträge aufgrund des Zinsniveaus belastet. GenDir Gerald Kogler zieht trotzdem eine positive Bilanz: „Trotz eines schwierigen Zinsumfeldes und der angespannten Lage auf den Kapitalmärkten ist es uns gelungen, das fünftbeste Ergebnis in ihrer 220-jährigen Unternehmensgeschichte zu erwirtschaften.

Die Energie Steiermark hat eine Beteiligung von 34 Prozent am österreichischen Funknetzbetreiber ArgoNET erworben. Das Unternehmen errichtet und betreibt als alleinige Inhaberin der 450 MHz-Lizenzen in Österreich qualitativ hochwertige Funknetze für die sichere Datenübertragung im Wachstumsmarkt der Maschinenkommunikation (M2M). Die Kommunikationslösungen richten sich vor allem an Unternehmen und Betreiber wesentlicher Dienste und Versorgungsaufgaben. Christian Purrer und Martin Graf, Vorstandsteam der Energie Steiermark: „Wir kooperieren seit 2016 mit ArgoNET und haben in der Steiermark in die Infrastruktur über 6,5 Mio. Euro investiert. Unter anderem wird die Übertragung aller Smart Meter-Daten über dieses Netz abgewickelt.“ 56 /// FAZIT JULI 2019

Fotos: Joel Kernasenko, geopho.com, WKO Stmk / Foto Fischer, Margit Kundigraber,

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Kurz & News

Unternehmer-Podcast mit Saubermacher Roth

Kampagne für Wirtschaftsregion Oststeiermark

Mit einem neuen Medium ist Peter Siegmund seit Kurzem auf dem virtuellen Markt. In Gut.Besser.Wir, dem Podcast, der auf allen großen Plattformen wie Google, iTunes, YouTube, Spotify, Podigee oder Soundcloud abrufbar ist, präsentiert Siegmund erfolgreiche Unternehmen und die Menschen, die für deren Erfolge verantwortlich sind. „Ich freue mich darüber, in der Reihe jener Persönlichkeiten, die in diesem Podcast zu Wort kommen werden, zu den Ersten zu gehören“, sagte Roth nach dem gut halbstündigen Interview. „Es war ein sehr angenehmes Gespräch und ich hoffe und glaube, im Zuge dessen einiges von meinen Lebenswerten, meiner Philosophie und jener unseres Unternehmens transportiert zu haben.“

Apfel und Urlaub – damit wird die Oststeiermark oft assoziiert, dabei steht die Region für vieles mehr und ist ganz vorne dabei was Wirtschaftsleistung, Innovation und Nachhaltigkeit betrifft. Mit der Kampagne „Wirtschaftsregion Oststeiermark“ will die Regionalentwicklung Oststeiermark das jetzt ändern und die Stärke der Region – die Verbindung von boomender Wirtschaft mit Lebensqualität – anhand von Vorzeigeunternehmen sichtbar machen. Die auf drei Jahre angelegte Kampagne setzt dabei auf Bewusstseinsbildung in der Region und internationalen Netzwerkaufbau. Der Auftakt fand am 12. Juni mit LH- Stv. Michael Schickhofer, LR Barbara Eibinger-Miedl und dem LAbg. Hubert Lang in Weiz statt.

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Mehr Fairness und soziale Gerechtigkeit für die Steirer! Neues Sozialhilfe-Grundsatzgesetz umsetzen • Behebung aller vom Rechnungshof aufgezeigten Missstände • Umsetzung der neuen und strengeren Bestimmungen zur Vermeidung von Sozialtourismus Schluss mit der Willkommenspolitik • Max. 1,50-Euro-Entschädigung für Asylwerber im gemeinnützigen Hilfsdienst • Freiw. Sozialleistungen für Asylwerber einschränken Gesundheitsversorgung sichern • Bewährte Spitalsstandorte weiter erhalten • Effektive Maßnahmen gegen den Ärztemangel

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Kurz & News

Erfolgreiche Konzertreihe in Russland

Unter dem obigen Motto stand am 29. Mai die Hauptversammlung der RLB Steiermark in Raaba. „Kooperationen eingehen, Innovationen nutzen – das ist, was Raiffeisen in der Steiermark so stark macht“, erklärte RLB Steiermark-GenDir Martin Schaller. Mit seinen Vorstandskollegen Matthias Heinrich und Rainer Stelzer sowie AR-Präsidenten Wilfried Thoma begrüßte er die zahlreichen Ehrengäste wie Raiffeisen-Generalanwalt-Stv. Jakob Auer, RBI-Chef Johann Strobl und Landesrat Johann Seitinger. Laut Beschluss der Hauptversammlung gehören dem RLB-Aufsichtsrat ab sofort zusätzlich die Campus-02-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder sowie der Uni-Graz-Professor Thomas Krautzer an.

Employer Branding als Strategie

Der Tourismusverband Seiersberg-Pirka lud am 9. Mai zu einem Vortrag mit SinnWin zur „Bekämpfung des Fachkräftemangels durch Stärkung der Arbeitgebermarke“ ein. Die Seiersberger Unternehmerin Claudia Schenner-Klivinyi (SinnWin) informierte, wie Unternehmen mit Maßnahmen zu Employer Branding von Kleinst- bis Großunternehmen erfolgreich und pragmatisch unter Nutzung von Förderungen dem Fachkräftemangel begegnen können. Sie stellte Maßnahmen zu Employer Branding und Fördermöglichkeiten anhand ihrer Seiersberger Kunden, Ingenieurbüro Pilz und Steuerberatung Gusel, sowie beim Großunternehmen Knapp AG vor. Eine angeregte thematische Diskussion rundete die Veranstaltung ab.

58 /// FAZIT JULI 2019

Gady übernimmt Traditionswirtshaus

Die Gady Family hat Zuwachs aus der Gastronomie bekommen. Die Übernahme des Seggauer Schlosskellers in Leibnitz markiert für das erfolgreiche Familienunternehmen den Einstieg in die Gastronomie. Das traditionsreiche Haus wird nach eingehender Renovierung in neuem Glanz erstrahlen. Unter dem Namen Schlosskeller Südsteiermark wird ein exklusiver Treffpunkt für Liebhaber der bodenständigen, traditionellen steirischen Kulinarik entstehen. Die Eröffnung ist für 2020 geplant. Damit wird einer der schönsten Flecken der Südsteiermark wieder belebt. „Mit der Übernahme des Seggauer Schlosskellers können wir einen Beitrag zur Belebung der Region leisten“, erklärt Philipp Gady.

Großer Andrang beim Weltmilchtag Sympathische Aktion der heimischen Milchbauern in der Landeshauptstadt Graz. Sie verteilten anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni wertvolle gentechnikfreie Milch und Milchprodukte an die Grazerinnen und Grazer. Europaweit einzigartig stellen die heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern die heimische Milch gentechnikfrei her. Außerdem zählt Milch zu den am sorgfältigst kontrollierten Lebensmitteln – vom Stall über die Molkerei bis zum Ladentisch. LK-Präsident Franz Titschenbacher: „Die heimischen Milchbauern erfüllen die Wünsche des Lebensmittelhandels nach mehr Tierwohl und hoher Produktqualität. Das kostet mehr und muss von Handel und Konsumenten abgegolten werden.“

Fotos: A.R.A.C.A., Peter Riedler / Raiffeisen, Sinnwin, LK/Fischer

Vernetzt handeln für Generationen

Die Cellistin Carola Krebs, der Pianist Philipp Scheucher und Yevgeny Chepovetsky an der Violine absolvierten kürzlich auf Einladung von A.R.A.C.A. Austrian-Russian-Asian Culture Association und Präsident Wolfgang Kasic mehrere Konzerte in der russischen Region Chelyabinsk (größer als Österreich). Die drei Absolventen der Kunstuniversität Graz sind mittlerweile international erfolgreich und waren als Solisten gemeinsam mit dem renommierten Russischen Orchester KLASSIKA zu hören. Mit Beethovens Tripelkonzert, einem Arrangement des Grazers Anselm Schaufler für diese Konzertreihe, das erstmals aufgeführt wurde, füllten sie die Konzertsäle in drei russischen Großstädten.


Foto: Freisinger

Kurz im Gespräch mit

Foto: MSSS/Jason Van Beek

Wilfried Eichlseder, Rektor der Montanuniversität Leoben

Die stereoskopisch fokussierbaren Zoom-Kameras ermöglichen detailgenaue 3D-Visualisierungen der Marsoberfläche.

Grazer Technologie für Marsmission 2020

Die spannende Suche nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten geht weiter. Die steirische Forschungsgesellschaft Joanneum Research liefert dazu nach jahrelangen Vorarbeiten Schlüsseltechnologien für den „Mars 2020 Rover“ der NASA. Mit Hilfe von modernstem 3D-Visualisierungsequipment wird unter anderem die Suche nach Wasser auf dem Nachbarplaneten der Erde unterstützt. ls 3D-Vision-Experte der Joanneum Research und Teil des internationalen Teams der NASA-Marsmission 2020 war DI Gerhard Paar vom Institut „Digital“ kürzlich zu Besuch in Kalifornien, um bei „Malin Space Science Systems“ (MSSS) das Flugmodell des „Mastcam-Z Instruments“ für den Mars 2020 Rover geometrisch zu kalibrieren. Bei dieser in Graz mitentwickelten Ausrüstung für das Marsfahrzeug handelt es sich um ein Abbildungssystem, das aus zwei identischen multispektralen sowie stereoskopisch fokussierbaren Zoom-Kameras besteht. Es wird für diese Aufgabenstellung auf dem Mast des Rovers montiert und erst nach der erfolgreichen Landung mit der aktualisierten Software versorgt. Dieses hochsensible Instrument wurde von der NASA ausgewählt, um nach der Landung des Mars 2020 Rovers die Marsoberfläche unter anderem photogrammetrisch dreidimensional zu rekons-

Foto: Joanneum Research

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Gerhard Paar reiste nach Kalifornien, um das Equipment zu kalibrieren. truieren. Diese 3D-Rekonstruktion und die nachfolgende Visualisierung werden ebenfalls von Joanneum Research sowie dem Forschungspartner VRVis GmbH aus Wien bereitgestellt. Die rekonstruierte Oberfläche wird es den Wissenschaftlern ermöglichen, interessante geologische Strukturen auf dem Mars zu entdecken und zu analysieren, die Hinweise auf alte Wasser- und/oder Lebenspuren zeigen.

Mit dem kommenden Semester werden Sie Ihre dritte Amtsperiode als Rektor der Montanuniversität antreten, was sind Ihre Pläne und Projekte? Die Montanuniversität ist immer konsequent entlang des Wertschöpfungskreislaufs Rohstoffe – Werkstoffe gegangen. Dieser Weg soll prinzipiell fortgesetzt werden, wobei auf die sich ändernden Anforderungen eingegangen werden soll. Dies betrifft z. B. die Digitalisierung, die sich auch im Studienangebot niederschlagen wird. Es wird ein Studium im Bereich der Digitalisierung eingeführt, das auf die Anforderungen unserer Universität abgestimmt ist. Nachhaltigkeit und Recycling werden immer wichtigere Themen in der Wirtschaft, wie äußert sich das im Studienangebot? Das Studium der Umwelttechnik wurde im Jahre 1992 eingeführt, jenes der Recyclingtechnik 2012. Es befassen sich aber alle Studien der MUL direkt oder indirekt mit Themen der Nachhaltigkeit, angefangen bei der Rohstofftechnik über die Hochleistungswerkstoffe bis zur Produktentwicklung. Welche Impulse und Chancen bietet die Montanuni für die Start-up-Szene in der Steiermark? Die Montanuniversität betreibt einen eigenen Inkubator, um Ausgründungen aus der Universität zu betreuen und auch finanziell zu unterstützen. Dieser Inkubator öffnet nun seine Türen auch für technologieorientierte Start-ups, die nicht aus der Montanuniversität kommen. Ferner gibt es eine Reihe von Formaten und Qualifizierungsmaßnahmen, um Gründer in der Frühphase zu fördern. FAZIT JULI 2019 /// 59


Wirtschaft

Employer Branding durch Gesundheitsmanagement stärken Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGF) ist eine nachhaltige Personalstrategie zur Verbesserung von Arbeitszufriedenheit, Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Durch deren Partizipation werden die Gesundheitsverhältnisse im Unternehmen wie auch das Gesundheitsverhalten entscheidend verbessert.

Von Claudia Schenner-Klivinyi

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ie Leitidee dahinter ist, dass die Mitarbeiter selbst die besten Experten ihrer Arbeit sind und daher am ehesten wissen, wie diese verbessert werden kann. Zu Gesundheitsverhältnissen gehören zum Beispiel ergonomische Arbeits-

plätze, vereinfachte Arbeitsabläufe/Schnittstellen, die Stress reduzieren, Information/ Kommunikation, Führungsverhalten etc. Zum Gesundheitsverhalten zählen auch die Bewusstseinsbildung und Maßnahmen zu Bewegung,

Ernährung, Entspannung und Suchtprävention.

Erheben der Ressourcen Die Mitarbeiter erheben in Workshops ihre gesundheitlichen Ressourcen und achten darauf, dass diese weiterhin

aufrecht bleiben. Weiters werden Belastungen analysiert und dazu von ihnen selbst detaillierte Lösungsideen erarbeitet. Die Ressourcen und Lösungsideen werden der Geschäftsführung präsentiert. Die Geschäftsführung entscheidet, welche Lösungsideen bis wann umgesetzt oder auch nicht umgesetzt werden. Daraus wird ein Gesundheitskonzept für die nächsten Jahre erarbeitet und das Thema Gesundheit im Unternehmen verankert. BGF wird durch die Maßnahmen intern und die Auszeichnung mit dem BGF-Gütesiegel öffentlich wirksam. Dieser Prozess kann auch mit der gesetzlich verpflichtenden Evaluierung psychischer Belastung am Arbeitsplatz kombiniert werden, wodurch der Organisationsaufwand bei der Einführung optimiert wird. Weiters er-

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Wirtschaft

gänzt BGF ideal die ISO 45001 („Occupational health and safety“) sowie auch das österreichische SGM der AUVA zum Thema Gesundheitsmanagement mit einem ganzheitlichen Ansatz. Pragmatische Lösungen Teilweise haben Geschäftsführungen bei Projektstart Bedenken, dass von den Mitarbeitern in den Workshops „übertriebene“ Lösungsideen genannt werden, die nicht leistbar sind. Die Erfahrung hat gezeigt, dass – wenn das Projekt gut aufgesetzt ist und die Rahmenbedingungen gut kommuniziert sind – sehr pragmatische Lösungsideen von den Mitarbeitern genannt werden, die größtenteils keine oder wenig Kosten verursachen. Es geht vielfältig um Verbesserung organisatorischer Themen, die rasch umsetzbar

Mag.a Claudia Schenner-Klivinyi sind. Diese bringen den MitarbeiterInnen einen sehr großen Nutzen in Bezug auf die Stressbelastung im Arbeitsalltag.

Hilfe durch externe Moderation Ein wichtiges Erfolgskriterium, neben den oben genannten Punkten, ist die externe Moderation dieser Workshops, die eine größere Offenheit der

Mitarbeiter − aufgrund der Vertraulichkeit im Workshop − und dadurch bessere Ergebnisse gewährleistet. Es ist auch belegt, dass ein Euro an Maßnahmen in Betriebliches Gesundheitsmanagement einen Return on Investment von 2,5 bis 10,1 Euro bewirkt (WKO, 03.2011). Mit betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen und -auszeichnungen (z. B. BGF-Gütesiegel, Gesundheitspreis) sprechen Unternehmen eine breitere Personengruppe als künftige MitarbeiterInnen an bzw. halten bestehende MitarbeiterInnen langfristig in der Organisation und wirken so dem Fachkräftemangel besser entgegen. Dadurch verbessert sich der Organisationserfolg. Diverse interessante Förderungen für die Einführung von „betrieblicher Gesundheitsförderung“ für Großunternehmen,

aber auch Kleinst- und Kleinunternehmen sind zusätzlich verfügbar.

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Das Land Steiermark Kultur


Kurz & News

Jürgen Roth wird Vizepräsident von EuroCommerce Der steirische Unternehmer Jürgen Roth hat mit 4. Juni das Amt des Vizepräsidenten von EuroCommerce angetreten. Roth wurde von Präsident Régis Degelcke in die Führungsspitze des europäischen Handelsdachverbandes EuroCommerce geholt. Ein besonderes Anliegen Roths ist es, sich für Zukunftsthemen wie Digitalisierung, neue Technologien, Innovation und Internationalisierung einzusetzen. „Jürgen Roth hat sich bereits in seiner bisherigen Funktion als Vorstandsmitglied für unsere Organisation sehr engagiert. Mit seiner Expertise und Erfahrung wird er jetzt als Vizepräsident von EuroCommerce einen noch wesentlicheren Beitrag für den Handel in Europa leisten“, freut sich EuroCommerce-Präsident Degelcke.

Fairer Wettbewerb im Taxigewerbe

Spar in Graz-Wetzelsdorf neu eröffnet Die Spar-Erneuerungsoffensive geht weiter: In Wetzelsdorf feierte der Spar-Supermarkt nach knapp zweimonatiger Umbauphase am 28. Mai seine Wiedereröffnung. Neu ist nicht nur der moderne Look von außen, sondern auch die großzügige Gestaltung des Innenraums. Gleich geblieben sind die bewährte Spar-Frische und der Fokus auf regionale Spezialitäten. „Einkaufen bei Spar soll mehr sein als eine Erledigung“, betont Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland. „Wir haben bei der Gestaltung unsere neuen Märkte immer das Wohlbefinden der Kundinnen und Kunden im Fokus. Schon beim Betreten eines Spar-Supermarktes wird klar: Hier herrschen Frische und Regionalität.“

Nach einjährigen Verhandlungen wurde die Vereinheitlichung des Personenbeförderungsgewerbes auf den Weg gebracht. Die Novelle des Taxigewerbes soll im Nationalrat beschlossen werden. WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk: „Im Sinne eines fairen Wettbewerbs stellt die Novelle gleiche Voraussetzungen für alle Unternehmen sicher.“ Obfrau Sylvia Loibner ergänzt: „Es wird somit ausländischen Fahrtendienstvermittlern nicht mehr möglich sein, aus dem Ausland Billigpreise vorzuschreiben und dabei für jede Fahrt 25 Prozent Provision zu kassieren, während die Verpflichtung für Steuer- und Sozialversicherungsabgaben und sogar für verhängte Strafen beim durchführenden Mietwagenunternehmen verblieben ist.“

Gewinnertrio von Nachwuchspediteuren

Unter der Leitung seines Obmannes, LAbg. Marco Triller, machte der Kontrollausschuss des Landtages Steiermark gemeinsam mit Vertretern des Landesrechnungshofes eine dreitägige Studienreise nach Luxemburg. Am Programm stand der Besuch zweier bedeutsamer EU-Einrichtungen, nämlich des Europäischen Rechnungshofes und des Europäischen Gerichtshofes. Wir haben wertvolle Einblicke in die Arbeit der EU-Prüforgane erhalten“, betont Triller nach dem Treffen mit hochkarätigen Vertretern. „Der Erfahrungsgewinn wird sich mit Sicherheit nicht nur auf die parlamentarische Arbeit, sondern auch auf die Zusammenarbeit von Kontrollausschuss und Landesrechnungshof positiv auswirken“, ist Triller überzeugt.

Die steirischen Spediteure waren auf der Suche nach einem Superstar und haben drei gefunden. Tobias Tropper hat die steirischen Meisterschaften „StyrianSkills“ gewonnen und verwies Jasmina Basic (2.Platz) und Marisa Gumprecht (3.Platz) nur knapp auf die Plätze. Mit 23 Jahren ist der Maturant und frisch gebackene Speditionskaufmann, der im Juli auch seine Lehre als Logistiker bei Kühne+Nagel abschließt, fast schon als Spätberufener zu bezeichnen: „Ich habe mich von einer Schulfreundin für diesen Lehrberuf begeistern lassen“, erzählt der Sieger freudestrahlend. Als größte Faszination in seinem Job bezeichnet er die Herausforderung, Probleme in kürzester Zeit lösen zu müssen.

Am 4. Juni wurden vier verantwortungsvolle Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitspreis Trigos ausgezeichnet. Die Spannung war groß, als Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, die Gäste, Partner und Stakeholder in der Alten Universität in Graz begrüßte: „Ich danke allen hier anwesenden Unternehmen dafür, dass sie sich dazu entschlossen haben, nachhaltig zu wirtschaften.“ Zu den glücklichen Trigos-Gewinnern zählten: Breitenfeld Edelstahl GmbH in der Kategorie Vorbildliche Projekte; Weizer Schafbauern eGen.m.b.H. in der Kategorie Regionale Wertschaffung; dahir GmbH in der Kategorie Social Innovation & Future Challenges sowie Saubermacher Dienstleistungs AG in der Kategorie Klimaschutz.

Jedes Kind in der Steiermark soll steiermarkweit die Sicherheit haben, binnen 30 Minuten Fahrzeit Zugang zu einem hochqualifizierten Beratungs- und Betreuungsangebot zu haben: Diese Vorgabe nennt Soziallandesrätin Doris Kampus als ihr politisches Ziel im Kinder- und Jugendschutz. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Innovationen gesetzt und bauen den Kinder- und Jugendschutz auch weiter aus“, erläuterte Kampus bei einem Besuch im Grazer Eltern-Kind-Zentrum in der Petersgasse. Neben der Verdichtung des landesweiten Kinderschutzangebotes nannte Kampus vor allem Gewaltprävention im Familiensetting und die laufende Pflegeelternoffensive als weitere Schwerpunkte.

Trigos Steiermark

62 /// FAZIT JULI 2019

LR Kampus: Kinderschutz

Fotos: EuroCommerce / Neil McMillan, Spar, Landesrechnungshof, Jimmy Lunghammer, Hannes Krainz, Land Steiermark / Drechsler

Delegation beim Europäischen Rechnungshof


WKO Steiermark Präsident Josef Herk (r.) und Direktor KarlHeinz Dernoscheg freuen sich über eine stabile Geschäftslage.

Stabile Konjunktur bei nachlassender Dynamik

Die steirische Konjunktur präsentiert sich zur Jahresmitte weiterhin stabil, auch wenn sich die Wirtschaftsdynamik etwas abgeschwächt hat – daraufhin deuten die Zahlen aus den Umfrageergebnissen des aktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark, die am 28. Juni präsentiert wurden.

Foto: Foto Fischer

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ie steirischen Unternehmer zeigen sich bei der Umfrage im Großen und Ganzen mit der Situation zufrieden. Der Positivsaldo beim allgemeinen Wirtschaftsklima sinkt zwar von +41,9 auf +14,4 Prozentpunkte, dafür erweisen sich aber die Detailwerte als höchst stabil. Es gibt Silberstreifen, denn nicht wenige der Trendpfeile, etwa bei Umsatz, Auftragslage, Preisniveau, Investitionen oder Beschäftigung, zeigen sogar nach oben. „Von einer nachhaltigen Konjunktureintrübung kann also keine Rede sein“, betont WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Allerdings müsse man die Signale auch ernst nehmen. „Wir brauchen eine rasche Umsetzung der eigentlich schon beschlossenen Steuerreform, um die Dynamik wieder anzukurbeln.“ Insgesamt 751 steirische Unternehmen haben an der großen Konjunkturumfrage

teilgenommen. „Sie spiegelt daher sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und lässt darüber hinaus auch einen Vergleich mit bundesweiten Daten zu“, erklärt Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der WKO Steiermark. Für ihn zeigen die Daten ein klares Bild: „Auch wenn sich die wirtschaftliche Dynamik verlangsamt hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt mit Sicherheit keine Krisenstimmung angesagt. Die Lage hat sich viel mehr auf einem guten Level stabilisiert, wie die Konjunkturdaten im Detail zeigen.“ Erfreulich die Situation in der Steiermark: die Konjunktureinschätzung der steirischen Unternehmer liegt im aktuellen Wirtschaftsbarometer klar über dem bundesweiten Trend und sämtliche Werte, vor allem bei Investitionen und Beschäftigung, liegen klar über dem Bundesschnitt. Damit es nicht zu einem Nach-

lassen der Konjunktur kommt, braucht es Entlastung und Reformen, stellt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk klar: „Wir müssen die Signale einer nachlassende Konjunkturdynamik ernst nehmen. In der Umfrage ist schließlich die aktuelle Regierungskrise noch nicht einmal berücksichtigt“, so Herk.

Keine teuren Wahlzuckerl Nach den positiven Impulsen durch Flexibilisierung der Arbeitszeit oder die Reform der Sozialversicherungen weckt, so Herk, das „freie Spiel der Kräfte“ im Parlament Erinnerungen an teure Wahlzuckerl. Als Interessenvertretung der Wirtschaft pocht die WKO daher auf Fairness – und allen Wahlkampfüberlegungen zum Trotz – auf eine verantwortungsvolle Politik, „die in dieser Situation keine weitere Schuldenpolitik macht“, betont Herk. Als WKO stellt

man sich dafür gerne für entsprechende Expertise und Know-how zur Verfügung – so wie im Fall der neuen Standortanwaltschaft. „Diese wird im Institut für Wirtschaftsund Standortentwicklung der .WKO Steiermark angesiedelt und mit Anfang Juli offiziell gestartet“, so Herk und Dernoscheg. Als weitere Anliegen der steirischen Unternehmerschaft benennt Herk die Beseitigung von Hürden für Unternehmer, wie die rasche Umsetzung bereits beschlossenen Steuerreform 2020, die Priorisierung der für die Wirtschaft notwendigen Infrastrukturmaßnahmen und die finanzielle Gleichstellung von Meistern und Akademikern. Um den Fachkräftemangel zu mindern bedarf es einer Forcierung der betrieblichen Lehrlingsausbildung, der Mobilisierung des vorhandenen Potentials und Öffnung des Arbeitsmarktes. FAZIT JULI 2019 /// 63


Kurz & News

Die Raiffeisen „Elba-App“ ist schon heute die am meisten genutzte und damit erfolgreichste Banking-App Österreichs. Bisher wurde sie mehr als 1,5 Millionen Mal heruntergeladen – bereits mehr als 60 Prozent der Zugriffe auf das Online-Banking von Raiffeisen erfolgen mobil über das Smartphone. Die neue Version mit dem Namen „Mein Elba-App“ macht das Mobile Banking von Raiffeisen mit dem jetzt noch komfortabler. Neben dem modernisierten Design und einer Reihe weiterer Funktionen bringt das neue Autorisierungsverfahren pushTAN viele Vorteile. Nicht nur der Login ist künftig über Fingerprint oder Face ID möglich, sondern auch Transaktionen – egal ob via Smartphone, Tablet oder in der Desktop-Version.

Tram im Design der Personenbetreuer Ein ganzes Jahr lang wird eine Straßenbahn in Graz die wertvolle Arbeit der Personenbetreuerinnen und Personenbetreuer für unsere Gesellschaft transportieren. Sie ist das Herzstück einer neuen Imagekampagne. Die Zahl der selbstständigen Personenbetreuer ist in zehn Jahren in der Steiermark von 18 auf 16.301 gestiegen. Eine rasante Erfolgsgeschichte. „Schließlich sind es die Personenbetreuerinnen und Personenbetreuer, die pflegebedürftigen Menschen ein Leben in vertrauter Umgebung ermöglichen“, weiß Fachgruppenobmann Andreas Herz, seines Zeichens auch Vizepräsident der WKO Steiermark. Übrigens gibt es in unserem Bundesland mittlerweile auch schon an die 200 Vermittlungsagenturen.

Zwei Preise für Juwelier Schullin Am 6. Juni wurden die Gewinner des German Brand Award 2019 in der Telekom Hauptstadtrepräsentanz in Berlin verkündet. Der Grazer Designer und Juwelier Schullin freut sich über die Auszeichnung seines Tudor-Events „Born to Dare“ als Winner in den Kategorien „Excellence in Brand Communication – Storytelling & Content Marketing“ und „Brand Experience of the Year“. Eine „einmalige“ Location wählten Anne Marie und Hans Schullin für ihr Tudor-Event im November letzten Jahres, denn diese wurde nur zwei Wochen später abgerissen. Wie in der Einladung versprochen, entführte bei der Performance der Uhrenexperte Gisbert L. Brunner bei seinem Vortrag in die Welt der Uhren-Manufaktur Tudor.

SPÖ-Kritik an Ex-Minister Kunasek

Der Klubobmann der steirischen SPÖ, Hannes Schwarz, kritisiert den Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek: „Fehlende Budgetierung für die Airpower – Sind die Hubschrauber für Aigen auch in Gefahr, Herr Kunasek?“ Schwarz zeigt sich besorgt über weiteren Schaden für die Steiermark: „Die Airpower ist ein Aushängeschild und ein wichtiger Faktor für den steirischen Tourismus. Gerettet werden kann die so wichtige Veranstaltung offenbar nur zu Lasten des Ausbildungsbudgets. Da stellt sich mir die Frage, welche geplanten Projekte des Bundesheeres noch in Gefahr sind, wie etwa die neuen Hubschrauber für den Standort Aigen, die entgegen aller Zusicherungen von Kunasek niemals bestellt wurden.“

Auch im Urlaub ganz Ohr sein

Die Urlaubszeit rückt näher und das heißt: Sommer, Sonne, Badespaß. Einige Tipps vom Hörakustikspezialisten Neuroth: Man sollte die Hörgeräte nicht in die pralle Sonne legen. Bei warmem Wetter schwitzt man mehr, deshalb sollte man seine Hörgeräte auch regelmäßig mit Reinigungstüchern abwischen. ber Nacht können sich die Hörgeräte erholen und trocknen, am besten in einer elektronischen Trockenbox aus der Neuroth-Pflegepalette. Vor dem Sprung ins kühle Nass ist es unbedingt notwendig, die Hörgeräte sicher zu verwahren. Nach dem Badespaß sollte man seine Ohren unbedingt zuerst mit einem feinen Handtuch trocknen, bevor man die Hörgeräte wieder trägt – sonst könnte Wasser eindringen.

64 /// FAZIT JULI 2019

Modehaus Roth baut größten Kleiderschrank Erst vor fünf Jahren, im Jahr 2014, hat das Modehaus Roth am Hauptplatz in Leibnitz eröffnet. Nun folgt der nächste Schritt: die Vergrößerung auf über 2.500 m² Verkaufsfläche und damit entsteht der „größte Kleiderschrank der Südsteiermark“, mit Mode für die ganze Familie, für Damen, Herren und in Zukunft auch für Babys und Kinder. Die Umbauarbeiten laufen bereits seit April und werden bis August abgeschlossen sein. Für die kompetente Modeberatung, als Ansprechpartner für die ganze Familie vor Ort und für umfassende Serviceleistungen ist das Modehaus Roth bekannt. Im größten Kleiderschrank der Südsteiermark werden 40 Mitarbeiter, davon fünf Lehrlinge, für viele modische Glücksmomente sorgen.

Fotos: phocst / Lutz Sternstein, Raiffeisen, SPÖ Stmk, Foto Fischer, pixelmaker, Joshua Reddekopp/Unsplash,

Neue RaiffeisenBanking-App


Kandelaber und Livestream

den Verstorbenen nehmen und die Verabschiedungsfeierlichkeit bleibt dennoch würdevoll und diskret – denn Begleitung ist Vertrauenssache.

Ein Traditionsunternehmen geht mit der Zeit und präsentiert sich in modernem Design. Die neue, freundliche Homepage (grazerbestattung.at) bietet nicht nur schnelle Hilfe auf den ersten Blick anlässlich des Verlustes eines geliebten Menschen, sondern passt sich auch perfekt an die heutige, moderne und digitalisierte Welt an. Sie ist Ratgeber bei tiefergehenden Fragen rund um das Thema, Verlust – Trauer und Abschied. „Warum zu einem privaten Bestattungsunternehmen gehen, wenn es die Grazer Bestattung gibt?“ meint Geschäftsführer Fritz Probst „98% unserer Kunden sind mit unserer Leistung äußerst zufrieden und empfehlen uns weiter“, stellt GF Probst weiter fest und fügt an, „was bietet mehr Zuverlässigkeit und Vertrauen als ein kommunales Traditionsunternehmen der Stadt Graz? „Wir leisten aus traditionellem Bewusstsein seit über 115 Jahren unsere Dienste für die Steirerinnen und Steirer“. Tatsächlich ist die Grazer Bestattung 24 Stunden/7 Tage die Woche treuer Begleiter in schweren Stunden für viele Steirerinnen und Steirer. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern, ist sie ein durch und durch steirisches Unternehmen, mit bestens geschultem Personal. Am Ende sind die Mitarbeiter der Grazerbestattung für Sie da und erledigen alles rund um den Todesfall Ihres geliebten Menschen. Steiermarkweites Service, nicht nur im Großraum Graz, sondern auch in den verschiedenen mo-

dernst ausgestatteten Filialen, steht bei der Bestattung Graz im Mittelpunkt. Gerade im Trauerfall gilt es, ein letztes Mal, individuelle Wünsche zu erfüllen und so bietet man vom Schauraum über Tablet und HD-Flatscreen die verschiedensten technischen Möglichkeiten für eine persönliche Gestaltung. „Wir sind nicht die Teuersten sondern die Besten! Auch bleibt die Wertschöpfung im Land und wird nicht von Kärntnern Unternehmen abgezogen.“ So Bestattung Graz Geschäftsführer Mag. Gregor Zaki: „Mit der völligen Transparenz in Sachen Begräbniskosten und der Möglichkeit der Online-Planung einer Verabschiedung gehen wir völlig neue Wege. So ist es möglich, schon bevor man die notwendige persönliche und professionelle – aber dennoch - einfühlsame Beratung in der Grazer Bestattung aufsucht, gleichsam als Erstorientierung die Verabschiedung

online mit dem Konfigurator zusammenzustellen“. Bestattung Graz Geschäftsführer Fritz Probst ergänzt: „Durch dieses Angebot bleibt im ersten Schock des Geschehenen genügend Zeit um sich einen ersten Überblick zu verschaffen“. Live-Stream der Verabschiedungszeremonie und virtuelles Kondolenzbuch Darüber hinaus kann man über die neue Website auch Verstorbenen via Internet letzte Grüße schicken oder eine Gedenkkerze anzünden. Völlig neu ist es, Bekannte oder Verwandte, die nicht die Möglichkeit haben bei der Verabschiedungsfeier persönlich anwesend zu sein, per Internetlink dazu einzuladen. So ermöglicht man es beispielsweise auch Verwandten aus dem Ausland, nach Eingabe eines Zugangscodes, per „Livestream“ der Verabschiedung beizuwohnen. Auf diese Weise können auch sie Abschied von

„Am Ende sind die Mitarbeiter der Grazer Bestattung für Sie da und erledigen alles rund um den Todesfall Ihres geliebten Menschen.“

„Wir leisten aus traditionellem Bewusstsein seit über 115 Jahren unsere Dienste für die Steirerinnen und Steirer.“

Friedrich Probst, GF Bestattung Graz

Gregor Zaki, GF Bestattung Graz

grazerbestattung.at ein Unternehmen der Holding Graz

Der Zeremoniensaal ist wohl der schönste Ort für letzte Grüße Zur feierlichen Verabschiedung in würdigem Rahmen bieten sich vor Ort zahlreiche Möglichkeiten und Räume. Vom wunderschönen, denkmalgeschützten Zeremoniensaal – der Kunden der Grazer Bestattung exklusiv zur Verfügung steht – bis zur individuellen, familiären Atmosphäre in separaten Räumen bietet sich die Möglichkeit für einen emotionalen Abschied. Krematorium - seit 1932 die „Nummer 1“ bei Feuerbestattungen „Das heute top moderne Krematorium der Grazer Bestattung bietet ein lückenloses Kontrollsystem und damit die absolute Sicherheit, die etwaige Verwechslungen ausschließt“, halten die beiden Geschäftsführer Gregor Zaki und Fritz Probst fest. Unmittelbar nach der Verabschiedung erfolgt die Einäscherung. Das Krematorium ist zur Gänze in steirischer Hand, ohne auswärtige, profitorientierte Investoren. Urnenbeisetzung und Baumbestattung voll im Trend Auf dem großzügigen Areal des stets gepflegten Urnenfriedhofs, der eigene Parkplätze und Anbindung an die Öffis bietet, werden nicht nur bereits über 11.000 Urnengräber durch die Friedhofsgärtnerei gepflegt. Seit langem sind auch naturnahe Bestattungsformen, wie Baum- und Rasenbestattungen möglich, welche immer öfter der „Letzte Wille“ von Verstorbenen ist, sodass das Areal des Friedhofs ständig erweitert werden muss.


Foto: Saubermacher/ Scheriau

Bauen & Wohnen

Projektziele wurden erfüllt: (von li.) Martin Graf, Christian Purrer, Hans Roth, LH-Stv. Michael Schickhofer, LH Hermann Schützenhöfer, Bgm. Erich Gosch und Bgm. Manfred Reisenhofer.

»Smart Village«: Das Projekt gegen Müllberge

Die Verbesserung der Recyclingquote, eine Reduktion der Restmüll-Menge, höhere Transparenz und bedarfsgerechte Services für Gemeinden und ihre Bürger sind die Ziele des Smart Village-Projektes, das vor rund zwölf Monaten gestartet wurde.

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owohl in Feldkirchen als auch in Riegersburg haben wir diese Ziele erreicht“, ziehen Christian Purrer und Martin Graf, Vorstandsduo der Energie Steiermark, und Hans Roth, Gründer der Saubermacher AG, eine deutlich positive Bilanz der Testphase. Saubermacher testete in beiden Gemeinden den Einsatz eines Wertstoffscanners mit Direktfeedback sowie intelligente Mülltonnen. Die Energie Steiermark startete in der Gemeinde Riegersburg die Pilotprojekte GPS-Streckenerfassung und Eissensoren in der Fahrbahn und gemeinsam mit der Gemeinde Feldkirchen werden Spezialsensoren getestet, die Beleuchtung von Straßenlaternen effizienter machen sollen. Konkretes Ergebnis: Im Restmüll der beiden Gemeinden landeten nur noch halb so viel Altpapier, Kunststoffe oder Metalle sowie Bioabfälle. An

66 /// FAZIT JULI 2019

besonders guten Tagen konnten die Fehlwürfe sogar um bis zu 80 Prozent verringert werden. Das Konzept ist weltweit einzigartig. „Das ist ein toller Erfolg“, so Erich Gosch, Bgm. von Feldkirchen, „denn Restmüll ist die teuerste Abfallart. Wenn die Menge sinkt, profitieren davon nicht nur die Kommunen, sondern auch die Gesellschaft und die Umwelt insgesamt.“ LH Hermann Schützenhöfer zeigte sich von den Projekten begeistert: „Diese Projekte verdeutlichen einmal mehr, dass die Steiermark mit ihrem Fokus auf Wissenschaft, Bildung und Ausbildung richtig liegt. Diese Technologien zeigen, was die steirischen Talente und klugen Köpfe alles können. Die Zusammenarbeit innovativer Unternehmen mit unseren Hochschulen und Forschungseinrichtungen macht die Steiermark erfolgreich.“

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FAZIT JULI 2019 /// 67


Sichrovsky und …

rt mit dem Peter Sichrovsky plaude ünder eines Weltenbummler und Gr in London österreichischen Lokals Christian Malnig.


Sichrovsky und …

Ein Schnitzel in London Im Norden Londons, direkt mit der »Northern Line« der Londoner U-Bahn erreichbar, kann der hungrige Tourist aus Österreich, der nach indischen, chinesischen, persischen und koreanischen Spezialitäten immer noch keine Lust auf typisch englisches »Pub-Food« mit Fish and Chips und einem eher zähen Sonntagsbraten hat, sich in ein heimatliches Café-Restaurant flüchten, das ihm alles bietet, was er von Zuhause gewöhnt ist.

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as »Kipferl« ist eine Institution hier in London unter Österreichern und allen, die österreichisches Essen lieben, das sich weit über den kleinen Kreis der heimatlichen Fans durchgesetzt hat und immer wieder in Listen der besten Restaurants von London auftaucht.

Foto: Adriane Benten

Die nahe gelegene Untergrundbahnstation ist Angel im Stadtteil Islington, das sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der hohen Lebensqualität immer mehr als Wohngegend der oberen Mittelklasse durchgesetzt hat, ohne die protzigen Autos der Millionärsviertel. Besonders um die U-Bahn-Station herum haben sich viele kleine Restaurants angesiedelt. Dort gibt es (über einem Pub) auch ein Theater, The Old Red Lion Theatre, in dem kleinere, unabhängige Produktionen zu sehen sind, sowie verschiedene Clubs, unter anderem den der von Carsten Höller entworfene Double Club, der westliche und kongolesische Kultur und Lebenskunst zu verbinden sucht. Teile der Harry-Potter-Reihe spielen in Islington. Hier befindet sich das Hauptquartier des »Orden des Phönix«, der »Grimmauldplatz Nr. 12«. Der Claremont Square diente in den Harry-Potter-Filmen als Drehort. Von der U-Bahn-Station erreicht man das Restaurant über die Upper Street, der Hauptgeschäftsstraße der Gegend, biegt einfach einmal rechts und dann wieder links ab und erreicht eine schmale Gasse, kaum breit genug für die zuliefernden LKW, mit kleinen Läden, Eisgeschäften, Cafés und Restaurants und mitten drinnen das Restaurant »Kipferl«. Schräg gegenüber »The African Waistcoat« mit interessanten Kleidungsstücken aus aller Welt und ein paar Meter weiter der Comedy Club »Angel Comedy«.

Christian Malnig, der das Restaurant gemeinsam mit mehreren Partnern leitet, war eine Zeitlang nicht erreichbar für ein Gespräch und antwortete mir per Email, er sei in Schottland. Als ich ihn eine Woche später in seinem Restaurant traf, prahlte er nicht mit der Qualität seiner Speisen, sondern erzählte, dass er einmal im Jahr in einem Nationalpark in Schottland arbeiten würde, wo er mit anderen Freiwilligen die frisch gelegten Eier der Fischadler bewachen würde, damit sie nicht von anderen Tieren gestohlen werden. Auf dem Weg nach Schottland und zurück habe er der Erzählung »Die Tante Jolesch« zugehört, von Friedrich Torberg persönlich gelesen, und wie leid es ihm täte, dass er Torberg nie persönlich kennenlernen konnte. Von Kanada über Österreich nach England Diese ungewöhnliche Einleitung eines Gesprächs mit einem Restaurantbesitzer setzt sich fort in der kurzen Beschreibung seines Lebens. In Montreal als Sohn eines Ingenieurs geboren, mit fünf Jahren nach Europa übersiedelt und mit 15 Jahren nach Österreich, wo er in Baden die Matura abschloss und in Wien Wirtschaft studierte. Nach dem Studium ging er nach England, arbeitete im Finanzbereich in Nottingham, eine Zeitlang in Skandinavien, dann wieder zurück in England, wo er seit 23 Jahren lebt und sich hier eigentlich zu Hause fühlt. Christian Malnig überrascht mit der Vielfalt seines Backgrounds. Einen Schnitzelkoch in London stellt man sich anders vor. Vor mir sitzt ein fast fünfzigjähriger Mann, dessen Ehefrau Architektur unterrichtet, ein Doktorat in FAZIT JULI 2019 /// 69


Sichrovsky und …

Wir haben das Restaurant Kipferl genannt, weil es so gut die Vielfalt der Wiener Küche symbolisiert. Christian Malnig

Philosophie hat und der seine Freizeit in einem schottischen Nationalpark verbringt, wo er frisch gelegte Eier von Fischadlern bewacht. Doch da lauerte eben auch das andere »Ich« in ihm, das er entdeckte, als er während des Studiums in Wien in einem türkischen Restaurant arbeitete. Die Faszination für Esskultur und Spezialitäten schlummerte in ihm die nächsten Jahre, auch wenn er mit ganz anderen Tätigkeiten sein Geld verdiente. Doch die Jahre im Finanzsektor wurden immer unerträglicher und so entwickelte er ein Konzept für ein Delikatessengeschäft in London, das sich auf kontinentale Spezialitäten konzentrierte. 2004 eröffnete er mit einem britischen Partner in der Nähe von Smithfield im Zentrum von London das Geschäft. Der Laden lief gut, doch der eigentliche Hit waren die paar Tische vor dem Geschäft. Malnig erkannte bald, dass die Londoner im Grunde genommen keine Lust haben, selbst zu kochen, und besonders gern neue Restaurants ausprobieren. Vor acht Jahren fanden sie den Platz in der »Camden Passage« in Islington, der ideal zu ihrem Plan passte, ein Café-Restaurant zu eröffnen.

»Wir wollten ein Kaffeeaus-Restaurant-Konzept umsetzen, wo es den ganzen Tag warmes Essen gibt, man aber auch bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen Zeitung lesen kann, so lange man will. Im Kipferl kann man um zehn Uhr morgens ein Schnitzel und ein Bier oder auch nur ein Frühstück bestellen,« beschreibt Malnig sein Restaurant. Auf der Speisekarte findet sich Frittatensuppe, Backhendlsalat und Palatschinken, obwohl Malnig meint, er könnte auch ein Lokal eröffnen, wo es nur Schnitzel, Apfelstrudel und Sachertorte gäbe, das wären die meistbestellten Speisen. Malnigs Kollege unterbricht uns und bringt einen kleinen Teller mit zwei Vanillekipferln …

»Wir haben das Restaurant Kipferl genannt, weil es so gut die Vielfalt der Wiener Küche symbolisiert. Mit einem türkischen Halbmond und Mandeln, die es gar nicht gibt in Österreich«, sagt Malnig. Der Legende nach sei das Kipferl in seinen vielen Formen

70 /// FAZIT JULI 2019


Sichrovsky und …

in Wien als Hohn auf die erfolglose zweite Türkenbelagerung entstanden. »Viele, die zu uns kommen, haben einen Bezug zu Österreich, waren dort im Schiurlaub oder in Wien oder im Sommer Bergsteigen in Tirol. Andere sind zweite oder dritte Generation von Österreichern, die noch den Kaiserschmarren der Großmutter in Erinnerung haben, oder Engländer, die mit einem österreichischen Partner leben. Es geht oft um Erinnerungen und Erlebnisse, andere sind einfach nur neugierig und kommen mit dem Wunsch eines neuen Erlebnisses, « beschreibt Malnig seine Gäste. Österreichische Küche sei nicht einfach zu verkaufen, meint er. Im Gegensatz zu italienischen, chinesischen Restaurants und anderen Spezialitäten habe sich die Wiener Küche kaum international durchgesetzt. Viele Speisen seien aufwendig in der Vorbereitung, mit regionalen Gewürzen und Zutaten. Selbst die Semmelwürfel für die Knödel und die Brösel für Schnitzel hätten eine ganz besondere Qualität.

angeboten werde. An Wochenenden würden vor seinem Lokal die Menschen sich anstellen und müssten oft lange warten, während andere Lokale mit klingenden Namen halb leer seien. Er selbst beschäftige sich immer weniger mit dem Alltag im Restaurant und denke an neue Konzepte und mögliche Neueröffnungen. Es gäbe zum Beispiel weder in London noch in der Umgebung einen Heurigen.

Malnig unterbricht das Gespräch. Eine Weinlieferung sei gekommen. Wir gehen hinaus auf die Straße, wo aufgestapelt die Kisten mit Weinen aus Österreich über einander liegen. Er lächelt und sagt, er kenne jeden Weinbauer, bei dem er bestelle, und man kann sich plötzlich gar nicht vorstellen, dass dieser Mann ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und einst im Finanzbereich gearbeitet hatte. n

Fotos: Adriane Benten (2), Kipferl (4)

Die komplizierten Rezepte aus Österreich Ich erzählte ihm von einer warmen Süßspeise, die meine Mutter immer gekocht hatte, dem »Scheiterhaufen«, den ich immer wieder versucht hätte, der mir jedoch nie richtig gelingen wollte. Malnig nickt und meint, das sei ein gutes Beispiel. Ein simples Rezept, das in der Durchführung extrem kompliziert sei. Das gelte für viele österreichische Spezialitäten. Wien habe alle guten Speisen und auch den Kaffee aus den umliegenden Ländern zu eigenen Spezialitäten gemacht, das sei das eigentliche Geheimnis der Wiener Küche. Malnig blickt optimistisch in die Zukunft. Die Schließung zahlreicher Restaurantketten zeige, dass die Kunden kleine, unabhängige Unternehmen schätzen würden, die zwar eine begrenzte Speisekarte hätten, jedoch gute Qualität bieten. Der Kunde sei nicht mehr bereit, nur für einen Namen einen hohen Preis zu zahlen, wenn dann auch noch mittelmäßige Qualität

Kipferl Austrian Coffeehouse & Kitchen 20 Camden Passage, London, N1 8ED kipferl.co.uk

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Fazitportrait Von Volker SchĂśgler mit Fotos von Heimo Binder

Anständig angezogen

72 /// Fazit Juli 2019




Fazitportrait

Seit mehr als 80 Jahren trotzt das Babyund Kindermodengeschäft Gerstner am

Grazer Franziskanerplatz den Stürmen der Modebranche und dem Onlinehandel.

Der Familienbetrieb in dritter Generation setzt

so konsequent wie erfolgreich auf Kindertrachten, Anlassmode und Qualität.

W

enn es stimmt, was der Philosoph Ernst Bloch gesagt hat, nämlich dass das eigentliche Paradies, die Heimat, in die wir zurückkehren wollen, die Kindheit ist, dann ist das Paradies am Franziskanerplatz in Graz. So erscheint es zumindest vielen frischgebackenen Eltern, die das Kindermodengeschäft Gerstner »Zum Storch« noch aus eigenen Kindheitstagen kennen und dort vielleicht sogar eingekleidet wurden. Oder Großeltern, die von sich Gleiches behaupten können. Oder Urgroßeltern. Und – man glaubt es kaum – deren Eltern, die dort zumindest eingekauft haben könnten, denn irgenwer muss bereits im Jahr 1938 Kundschaft gewesen sein. Damals, vor 81 Jahren, entschloss sich eine 35-jährige Abteilungsleiterin vom Kaufhaus Kastner und Öhler, selbständig zu werden. Ihre Name: Grete Gerstner. Ihre Geschäftsidee: ein Kindermodengeschäft. Unmittelbar an die Außenmauern der Franziskanerkirche schmiegten sich schon damals kleine, aus heutiger Sicht romantische Läden aus dem 19. und 20. Jahrhundert. In einem dieser Läden fand sie sprichwörtlich Unterschlupf, denn damals war das Geschäft noch wesentlich kleiner als es sich heute präsentiert. Wer konnte schon wissen, dass ein Jahr später der Zweite Weltkrieg ausbrechen und vom Geschäft nur Schutt und Asche übrigbleiben würde? Es folgte eine sogenannte »Umquartierung« auf den nahegelegenen Kapaunplatz, wo sich heute noch Lager und FAZIT JULI 2019 /// 75



Fazitportrait

Das mag konservativ oder altmodisch sein, aber im positiven Sinn! Eva Tiefnig

Auslagen befinden. Die zerbombten Anbauten an die Franziskanerkirche wurden wieder aufgebaut und neben den zahlreichen Fleischereien im sogenannten »Kälbernen Viertel« etablierte sich das winzige Kindermodengeschäft unter der strengen Führung von Grete Gerstner von Neuem.

Altmodische Werte Die alte »National«-Registrierkassa für das Bargeld links neben dem Eingang, die noch in Kronen und Heller rechnen würde, repräsentiert nach wie vor die Tradition des Familienbetriebes und steht auch für vorgeblich altmodische Werte wie Qualität und Verläßlichkeit, Eigenproduktion und Stolz, aber auch für persönliche Bedienung auf der einen Seite und Kundentreue auf der anderen. Tatsächlich versteckt sich unter der Kassa ein Computer mit Bildschirm und zeitgemäßer Rechnersoftware. Die »gute alte Zeit«, die bekanntlich so gut auch wieder nicht war, ist gerne Gast im Franziskanerviertel, weil die Sehnsucht nach einer glücklichen Vergangenheit zumeist größer ist als die Sehnsucht nach dem Glück der Gegenwart. Im Geschäftsleben bleibt für derartige Romantisierungen allerdings wenig Platz. Ausdruck dafür ist nicht nur der Computer, sondern viele kleine Nachjustierungen im Geschäft, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen – genau das ist ja auch das Kunststück, das gelingen muss, wenn Althergebrachtes so erhalten bleiben soll, dass der Romantiker in uns nicht enttäuscht wird, und der überzivilisierte Wohlstandsneurotiker trotzdem auf seine Kosten kommt. Man kann sich vorstellen, wie ungemütlich es seinerzeit in diesen kleinen Geschäften war, eiskalt im Winter, unerträglich heiß im Sommer, jedes Öffnen der Eingangstür eine klimastrategische Überlegung. Kein Wunder, dass die alten Geschäftsleute gern ein strenges Regiment geführt haben, im Innenverhältnis mit ihren Angestellten, im Außenverhältnis mit den Kunden. Letztere durften bestenfalls Könige sein, niemals aber Partner so wie heute, aber auch nicht verzweifelte Selbstbesorger wie im Baumarkt. In einer selbstbedienungsgewohnten, aber nicht mehr alltagstauglichen, weil überspezialisier-

ten Gesellschaft, deren letzte Generation einen Tankwart gerade einmal für einen Panzermechaniker hält, ist Kundenbedienung heute zu einem heiklen Balanceakt zwischen Aufdringlichkeit und Vernachlässigung geworden. Auch hier sorgen kleine Veränderungen der jetzigen Chefin für große Wirkung.

Hängen und/oder legen? Eva Tiefnig, die seit 1983 im Geschäft ist, hat 1996/97 von ihrer Mutter Margarete Zaunschirm in dritter Generation Kindermoden Gerstner übernommen und einen klugen Kompromiss gewählt. Der zunächst wirklich winzige Laden konnte sein Raumangebot in der 1970er Jahren zwar um das rechts daneben gelegene ehemalige Geschäftslokal einer Fleischerei auf 37 Quadratmeter verdoppeln, aber aufgrund der noch immer geringen Verkaufsfläche wurde die Ware nach wie vor nicht hängend, sondern im Regal untergebracht – also stark personalgebunden, wenn auch näher am Kunden. Das änderte sich erst ab 2008, als die an der linken Flanke angrenzende Trafik schloss, und damit ein weiterer Raum dazukam, sodass nunmehr rund 55 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Damit war endlich genug Platz, um die mannigfaltige Ware zum Teil auch hängend zu präsentieren. So kann die Kundschaft auch selbständig gustieren und muss sich nicht jedes Stück extra vorlegen lassen, was heutzutage kaum jemand mehr gewohnt ist. Trotzdem ließ Eva Tiefnig die personalintensive Fachbedienung bestehen, wodurch neben ihr selbst und ihrer Mutter immer auch drei Verkäuferinnen im Geschäft sind, un d die Kundennähe sowie die traditionelle Atmosphäre über die Jahre erhalten blieben. »Das mag konservativ oder altmodisch sein, aber im positiven Sinn!«, strahlt die Chefin und man glaubt ihr aufs Wort. Eigene Kleiderproduktion Angesichts der soziokulturellen Umbrüche und der grundlegenden Änderung so vieler anderer Rahmenbedingungen in den letzten 81 Jahren grenzt es an ein Wunder, dass das Kindermodengeschäft Gerstner nach wie vor Bestand hat. Zum einen mag es an

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Fazitportrait

der vorwiegend traditionell ausgerichteten Kleidermode liegen. Dirndl, Lodenjanker, Lederhosen und sonstige Trachtenstücke sind nicht so sehr den rasant wechselnden Modetrends ausgeliefert, Erstausstattungen vulgo Nachhausegewand und Babystandards sind beliebte Geschenksideen und Mitbringsel. Auch Anlassgewand für Taufe, Kommunion oder Hochzeit sind fixe Posten, denen offenbar nicht einmal der Gottseibeiuns der Handelsleute, der Onlinehandel, allzu nahe kommt. Zum anderen hat der Erfolg von Gerstner, dessen Umsatz mit insgesamt zehn (Teilzeit-)Mitarbeitern kontinuierlich weit über der Halbmillioneneurogrenze liegt, auch etwas mit Kontinuität und mit Konsequenz zu tun: in der Auswahl der Kernmode, in der Unternehmensführung und in der eigenen Geschichte, vor allem der Gründerin. Deren Tochter Margarete Zaunschirm, die seit 1955, ihrem 14. Lebenjahr im Geschäft steht, weiß, wie Grete Gerstner ihren Ruf gefestigt hat, auch in schweren Zeiten für alle etwas zu haben: »Die Mutter konnte aus alten Sachen, die gewendet wurden, neue machen.« Bis heute gehört neben dem Handel die Erzeugung der Bekleidung zu den großen Stärken des kleinen Betriebes. Insbesondere die in dieser Ausgestaltung sonst nirgends erhältlichen Kindertrachten mit den dazupassenden Accessoires – vom exakt abgestimmten Kapperl bis zum Hemd mit dem gleichen Muster wie die Aufschläge der Hose oder Partnerlook zwischen Mutter und Tochter – bringen das Elternherz zum Schmelzen. Ebenfalls bis heute gelten die Maximen von Grete Gerstner: »Wenn jemand in dieses Geschäft hereinkommt, dann muss er was wollen.« Oder: »Von Das-hammanet-Kunden können wir nicht leben.«

Männer, die einkaufen Durch diese Schule des Verkaufs ging in den 1960er Jahren übrigens auch jemand als Lehrling, der beziehungsweise die es in der

Folge ganz schön weit gebracht hat: Waltraud Klasnic, später bekanntermaßen Landeshauptmann der Steiermark. Heute würde man Landeshauptfrau sagen – auch so etwas, was sich geändert hat, wie etwa der Umstand, dass heute auch Männer zur Stammkundschaft vom Gerstner gehören, während sie früher vor der Tür gewartet haben, bis die Frau den Einkauf für das Kind erledigt hat. Bei aller Traditionsverbundenheit hat Eva Tiefnig auch ein Gefühl gegenüber überkommenen Einschränkungen, sowohl das Personal als auch die Kundschaft betreffend. Etwa wenn es an heißen Sommertagen für die Mitarbeiterinnen schon einmal eine Eispause während der Geschäftszeit gibt. Und wenn dann ein ebenfalls mit einem Eis »ausgestatteter« Kunde eintritt, darf weiterbedient werden – früher undenkbar.

Nachhaltigkeit und Qualität Letztlich ist es aber doch das märchenhafte Warenangebot, das die Kundschaft aus nah und fern anzieht. Beim Gerstner lassen sich Kinder von 0 bis 16 Jahren von der Unterwäsche bis zum Mantel vollständig einkleiden und das in einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Gerade Naturmaterialien wie Baumwolle und Leinen ermöglichen zum Beispiel bei einem Dirndl eine weitere Nutzung für die kleinen Schwestern und entsprechen in puncto Nachhaltigkeit dem Trend der Zeit. Das ist eine der weiteren Stärken gegenüber der Billigkonkurrenz. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ist die eigene Schneiderei, in der viele Modelle entworfen und zugeschnitten werden, um dann im Inland in Heimarbeit zusammengenäht zu werden. Außerdem wird die Kleidung in allen Größen, von XS bis XXL, angeboten, schließlich ist das Einheitsgrößenkind noch nicht erfunden. Auch Touristen zieht dieses Kindermodengeschäft wie ein Magnet an – denn wissen Sie, was es hier noch gibt? Stutzen. Richtige Kinderstutzen! n

Kindermoden Gerstner GmbH 8010 Graz, Franziskanerplatz 15 Telefon +43 316 824440 gerstner-kindermoden.at

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Ich bin stillos. Ich habe Freunde, die wohnen sehr modern, da ist nichts zu viel. Bei mir ist alles zu viel. Elfriede Ott, Schauspielerin, 1925–2019

Henriette Gallus über Kunst, Graz und die Steiermark

Wesentlich gesprächsoffen. Oder so … die Dinge sind eben nicht so einfach. Beruflich interessieren mich diese Nationalisierungen natürlich weitaus mehr.

Von Michael Petrowitsch

H

enriette Gallus, stellvertretende Intendantin des Steirischen Herbst, spricht locker und aber sowas von entspannt über das zweite Jahr ihres herbstlichen Daseins. Über ihre Projekte und über ihre beruflichen Ausrichtungen. Da geht’s ums Berufliche! Aber lesen Sie selbst! Bist Du angekommen? Als Grazerin? Da sind wir schon bei einem unserer Festivalthemen. Nationale Konzepte sind nicht meins, ich komme aus der DDR, also einem Land, das es nicht mehr gibt. Zuschreibungen dieser Art sind mir fremd, obwohl das natürlich gleichzeitig prägt. »Deutsche im Ausland« zu sein, ist nicht meine primäre Wahrnehmung. Ich sehe alles kleinteiliger,

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Gab es eine Sozialisierung, die Dich in das Politische, das der Herbst mit Ekaterina Degot intensiv betreibt, geführt hat? Gab es einen großen Bruch in Deiner Biographie? Im Literaturbetrieb, in dem ich als Lektorin gearbeitet habe, waren mir Kommunikationskonzepte und Strategien wichtig. 2011 kam mir die Documenta in Kassel quasi dazwischen und hat mich über Nacht ins Zentrum der Kunstwelt katapultiert. Ich war für die Stelle, wenn man ehrlich ist, überhaupt nicht qualifiziert. Aber ich habe mich nicht gefürchtet und mich festgebissen. Das mache ich heute immer noch so.

Wenn du Kassel mit Graz vergleichst, sind die Leute anders, reagierst du kuratorisch anders? Ich selber sehe mich nicht als Kuratorin. Die Narrative, die wir erzählen, kommen von der Intendantin Ekaterina Degot. Ich denk dann darüber nach, wie sich ihre Ideen in Graz, in der Steiermark, und in der Welt gut vermitteln und manifestieren lassen. Graz ist, was die Kunstszene angeht, wesentlich breiter, weitläufiger und viel besser ausgestattet als in Kassel. Die Kulturschaffenden sind hier wesentlich mehr Teil des offiziellen Diskurses. In Kassel konzentriert es sich auf die großen Museen und die Documenta, die freie Szene hingegen ist sehr klein, dafür gibt es eine starke Kunstuniversität, die sehr wichtig

ist. Graz ist wesentlich kommunikationsintensiver, gesprächsoffener, als ich das aus Deutschland, Griechenland oder Norwegen – wo ich auch schon gelebt und gearbeitet habe – kenne, das gefällt mir. Graz ist natürlich hübscher als Kassel, was ja nicht so wahnsinnig schwer ist [lacht]. In Graz kann man ohne Probleme ein bis zwei Wochen verbringen, ohne dass einem auffällt, dass es um die Welt sonst ziemlich schlecht bestellt ist und einiges den Bach runtergeht. Was ist Dein Kunst- bzw. Kulturbegriff, entschuldige, das interessiert mich auch … Kunst schafft Räume und spiegelt wider, was im täglichen Leben passiert. Wenn es gute Kunst ist, dann schonungslos und unverstellt und ehrlich. »Die Kultur« hingegen ist institutionalisierter und gezähmter, organisiert und verwaltet. Kunst ist im Idealfall frei von Zwängen und Bedenken.

Was ist der Steirische Herbst, was ist das »steirische« am Steirischen Herbst? Wir haben uns viele Gedanken gemacht über die Steiermark. Von Anfang an. Für uns war klar, dass wir nicht einfach irgendetwas machen wollen, sondern etwas, das bewegt und Bedeutung hat. Wir hatten Recherchereisen in die Steiermark, haben uns wahnsinnig viel umgesehen, dafür haben wir uns Zeit genommen. Wir wollen, dass die Arbeiten vor Ort und aus dem Ort entstehen. Nicht woanders erarbeitet und dann quasi importiert. Vielgestaltiges Engagement in den Gemeinden wird wichtig, natürlich mit globaler Relevanz.


Alles Kultur 100 Jahre Gruabn

Charakterfrage

Von Peter K. Wagner

F

Wieder La Strada Wenn acht Wesen, die halb Mensch und halb Lautsprecher sind, Klangbilder erschaffen und von einer graziösen Frau angeleitet werden, ist wieder »La Strada«. »Décor Sonore und Oposito« nennt sich die Künstlervereinigung, die bei freiem Eintritt ein Programm für die ganze Familie bietet . Erstmals am 27. Juli bei der Stadtpfarrkirche in der Herrengasse, um 11 und um 19 Uhr. Mehr Termine und alle weiteren Veranstaltungen inklusive Ticketinfos des Straßenfestivals im Zeichen der Straßenkunst und des Figurentheaters finden Sie online auf lastrada.at n

ußballromantiker ist, wer sich in einem alten Fußballstadion mit Charakter wohler fühlt als in einer hochmodernen neuen Multifunktionsarena. Fußballromantiker ist auch, wer eine Mannschaft voller Spieler aus der Region mit bescheidenen fußballerischen Fähigkeiten den Starensembles von Real Madrid oder Manchester City vorzieht. Und Fußballromantiker ist in steirischen Gefilden, wer es mochte, Spiele des SK Sturm Graz in der so genannten Gruabn zu besuchen. Die altehrwürdige Spielstätte des Vereins, deren Pachtvertrag Hannes Kartnig dereinst im Vorfeld des schwarz-weißen Konkurses um 1,5 Millionen Euro an die Stadt Graz verscherbelte, ist längst Heimat des ebenso traditionsreichen, aber heute nicht so erfolgreich Fußball spielenden Grazer Sportclubs. Der Ort, dessen historische Holztribüne dank einer erfolgreichen Crowdfundingkampagne von Sturm-Aficionados noch länger bestehen soll, bleibt ein Sehnsuchtsort für all jene Fußballfans der Stadt, die der schwarzen Hemisphäre zuzuordnen sind. Und dieser Kultort am Jakominigürtel, einen Steinwurf von der Grazer Messe entfernt und berühmt für sein enges Spielfeld und eine Atmosphäre, die Zuschauenden

das Gefühl gab, mittendrin im Geschehen am Rasen zu sein, diese altehrwürdige Gruabn wird heuer 100 Jahre alt. Das und die 110 Jahre, die es den SK Sturm gibt, führten zum Erscheinen eines textund bildgewaltigen Buches. Herausgeber Herbert Troger, Martin Behr und Christian Wiedner erzählen zusammen mit einem ausgewählten Autorenteam die Geschichte des erfolgreichsten steirischen Fußballklubs aller Zeiten nach – auch und vor allem anhand der legendären Spielstätte. Gepaart mit einer großen Auswahl historischer Aufnahmen entstanden 340 Seiten voller Charakter, an denen alle Vertreter der schwarzen Hemisphäre der Fußballstadt Graz viel Gefallen finden werden. Das Werk hat sogar Potential, über Vereinsgrenzen hinweg Fans zu gewinnen. Zumindest unter Fußballromantikern. n

Mythos Gruabn bit.ly/MythosGruabn FAZIT JULI 2019 /// 81

Fotos: Michele Pauty, Clara Wildberger, Xavier Cantat, SK Sturm

Könnte der Steirische Herbst so etwas werden wie die Documenta in Kassel? Wie soll der Steirische Herbst in zwei oder drei Jahren aussehen? Der Steirische Herbst ist für mich – der Documenta ähnlich – auch eine Bildungsund Forschungsinstitution. Das zu vermitteln, ist uns wichtig. Der Herbst macht seit über 50 Jahren kontinuierliche Arbeit auf hohem Niveau. Vieles davon ist dank Martin Ladinig, der hier über viele Jahre das Archiv betreut hat, noch da. Dieses jahrzehnteschwere Archivmaterial von eher flüchtigen Formaten ... das ist europaweit einzigartig! Wir arbeiten daran, diesen Schatz in Zukunft öffentlich zugänglich zu machen. n


Wagner macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen diesmal von Peter K. Wagner

M

anchmal ist ein kleines Feuer vielleicht Vorbote für einen bevorstehenden Brand. Am 19. Juni hat sich ein Mann, der im Irak geboren wurde, aufgemacht, um an vier Orten in Graz einen Brandanschlag zu verüben. Es dürften eher dilettantische Akte gewesen sein, zu Schaden ist glücklicherweise niemand gekommen. Sein Motiv soll privater Natur gewesen sein. Selbst wenn der Mann psychisch krank ist, war sein Verhalten wohl Ausdruck des Unverständnisses, der Machtlosigkeit und noch wahrscheinlicher: der Perspektivlosigkeit. Einer der Orte, den er ausgewählt hat, war die Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung beim Grazer Hauptbahnhof. Wenige Tage nach dem Vorfall war ich selbst in dieser Einrichtung. Auch Grazern stehen diese Amtstüren nämlich offen, was die wenigsten Menschen wissen, und dazu führt, dass man hier Stempel für verringerte Kinderkrippenbeiträge verhältnismäßig rasch bekommt. Die mir nun ab nächstem Herbst bevorstehende Kosten-

Willkommenskultur und andere Perspektiven der Migration

82 /// FAZIT JULI 2019

ersparnis in der Nachwuchsbetreuung ist nur ein regionalspezifischer Beweis dafür, dass wir uns in Österreich an einem Sozialstaat erfreuen können, der im globalen Vergleich beneidenswert ausgebaut ist. Dieser Sozialstaat ist einer der Hauptgründe dafür, dass ich an diesen Junivormittagen als Vertreter einer Jungfamilie mit Migrationshintergrund alles andere als eine Ausnahme war. Als überzeugter Freund der Diversität fühle ich mich dann nicht fremd im eigenen Land, sondern wohl im eigenen Land. Aber ich hab auch leicht reden. Es waren jeweils wohl kaum mehr als sieben Minuten, die ich in der Bezirkshauptmannschaft verbracht habe. Und doch war ich lange genug vor Ort, um als aufmerksamer Beobachter ein stichprobenartiges Bild zu erhalten, was in der Umgebung eines sozialen Brennpunktes wie dem Grazer Hauptbahnhof an Problemen in der Luft liegt. Viele der Antragssteller haben kaum oder schlecht Deutsch gesprochen, einige waren Mindestsicherungsempfänger oder arbeitslos. Als ich nach dem zweiten Besuch erleichtert und mit Stempel in der Tasche das Gebäude verließ, habe ich für mich eine These aufgestellt. Ich glaube, dass es mit Amtsmitarbeitern in solchen Gegenden in etwa so sein dürfte wie mit Polizisten, von denen ich selbst ein paar kenne, die in Gebieten stationiert sind, wo sehr viele Straftäter erwischt werden, die Migrationshintergrund haben – viele dieser Beamten sind so genervt von Menschen mit Migrationshintergrund in sozialen Notlagen, dass sie Parteien wählen, die sich für Einwanderungsstopps und Diskriminierung von Migranten aussprechen. Ich verzichte hier auf Statistiken zu Kriminalfällen, weil einerseits keiner weiß, welche Zahlen wirklich ungeschönt sind – und das ist keine Verschwörungstheorie – und andererseits jegliches Zahlenmaterial nach gerade passender Textaussage verdreht werden kann. Zugespitzt in zwei Beispielen ausgedrückt: Menschen mit Migrationshintergrund verkaufen deshalb oft Drogen, weil sie schlicht und ergreifend keine andere Chance haben, in der Gesellschaft anzu-

kommen. Und Menschen mit Migrationshintergrund kommen deshalb oft ins Amt, um Sozialleistungen zu beantragen, weil sie ebenso schlechte Chancen haben, in unserer Mitte aufgenommen zu werden. Und nun das Paradoxon meiner These: Trotzdem wählen gerade jene, die am meisten unter mangelnden Integrationsmaßnahmen einer Regierung leiden, oft Parteien, die Mittel zur Integration kürzen wollen. Man kann der Meinung sein, dass Boote leer sind oder voll, aber man sollte sich in Österreich einig werden, dass kleine Feuer wie jenes in Graz Vorbote genug sind. Wir brauchen hoffentlich keine brennenden Vorstädte wie sie Frankreich schon vor 15 Jahren erleben musste, um nüchtern und ehrlich über die Perspektiven von Zuwanderern zu diskutieren. Ganz ohne naive Willkommenskultur und geleugnete Mentalitätsunterschiede auf der einen Seite oder menschenverachtenden Rassismus und unrealistische Ausweiseszenarien im anderen politischen Extrem. n

Sie erreichen den Autor unter peter.wagner@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 31. JULI 2019!



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achtzigzehn | Foto: Lupi Spuma | bezahlte Anzeige

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