Fazit 141

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fazitmagazin.at

#141

Nr. 141 2/2018 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

FA ZITGESPR ÄCH

Vater der Startups

Michael Altrichter im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

April 2018

Droht Europa ein Handelskrieg?

FA ZITESSAY

Für Rainer Zitelmann ist Kapitalismus kein Problem, sondern die Lösung Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


IMMER FÜR SIE DA. DAMALS WIE HEUTE.

2 01 8 ©Wirz/Thomas Benesch

19 58

1958

1 963

2018

KR Theodor Poppmeier gründete 1958 die freie Handelskette SPAR Steiermark / Südburgenland. Dieser Zusammenschluss zwischen Groß- und Einzelhändlern war ein Meilenstein in der Geschichte des Lebensmittelhandels.

Die Pioniergeschichte ging weiter. 1963 wurde der erste TANN-Betrieb Österreichs in Graz als ein Ein-MannBetrieb ins Leben gerufen. Die Familie Poppmeier hat in ihrem SPAR-Markt in der Humboldtstraße als erster Lebensmittelhändler Frischfleisch angeboten.

SPAR Steiermark / Südburgenland feiert heuer 60 Jahre und TANN 55 Jahre. Die Gründerfamilie sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten täglich daran, Ihre Bedürfnisse zu erkennen und diese bestmöglich zu erfüllen.


Editorial

Von Christian Klepej

A

m 22. März hat der österreichische Nationalrat das im Jahr 2015 beschlossene Nichtraucherschutzgesetz (in der Gastronomie) gekippt und ein neues Gesetz zur Einschränkung der Gefahren durch das Rauchen beschlossen. Rauchen in Lokalen wird also weiterhin möglich sein. Die Debatte im Parlament wurde äusserst emotional geführt, wie weit man den Wutausbruch von Neos-Klubchef Matthias Strolz verstehen oder wenigstens nachvollziehen kann, bleibt dabei jedem Beobachter selbst überlassen. Bei aller Sympathie für Strolz hat sich mir zumindest einiges an künstlicher – vor allem der Show dienender – Erregung in sein offensichtlich ehrliches Engagement gegen die Gefahren des Rauchens hinzugetan. Am selben Tag hat die Grazer Kleine Zeitung ein »Interview« mit dem ÖVP-Abgeordneten und ehemaligen Rektor der Grazer Medizinischen Universität, Josef Smolle, veröffentlicht, das in letzter Konsequenz nur dazu dienen konnte, Smolle – als klaren Gegner dieser nun beschlossenen Gesetzesänderung – vorzuführen.

Leben und Politik sind ohne Kompromisse nicht möglich

Unter der Flagge »des Richtigen« segelnd, hat die Kleine eine eindeutige Intervieabsage Smolles als Interview abgedruckt. Dass diese natürlich sehr wortkarge und inhaltsleere Botschaft und mit ihr deren vermeintlicher Verfasser dann auf allen internetten Medienkanälen durch den Kakao gezogen wurde, war von vornherein klar. Sogar aus Deutschland retweeteten und facebookten mehr oder minder Medienschaffende dieses für sie »Beispiel eines tollen Interviews«. Ich finde das falsch. Wenn jemand sagt, und das gilt sogar auch für Politiker, er möchte kein Interview geben, dann ist das von einem Medium zu respektieren. Und dann darf man nicht aus der Absage ein Pseudointerview zurechtzimmern. Alle Medien haben auch rechtschaffene Möglichkeiten ihren (oft berechtigten) Ärger über eine Interviewabsage auszudrücken. Zum einen den klaren Hinweis, dass eine Anfrage abgelehnt wurde und zum anderen, das stärkere Mittel, den vorgesehenen Platz leer zu lassen. Und damit – ohne Fakenews zu generieren – ein starkes Statement abzugeben. Denn auch wenn man sich für »das Richtige« – wobei, nur der Himmel weiß in letzter Konsequenz immer was das ist – einsetzt, gilt es, die Regeln der Fairness einzuhalten. (Der Kommentar zu dieser Parlamentsentscheidung von Thomas Götz tags darauf in der Kleinen Zeitung erschien mir übrigens sehr interessant. Dieser Hinweis, weil ich mich ja auch um Fairness bemühen möchte und weil er eben eine sehr lesenswerte Abrundung der Ereignisse darstellt.) Um auf die Sache selbst, das nun abgesagte totale Gastronomierauchverbot, noch einzugehen, darf ich wiederum auf mein Editorial aus dem Fazit 139 verweisen, dort habe ich das schon ausnehmend behandelt. Und meine klare Haltung gegen das Rauchen in Lokalen ausgedrückt. Heute geht es mir mehr um den durch diese Abstimmung, bei der ja 28 ÖVP-Mandatare, die bereits 2015 bei der Abstimmung dabei waren, ihre damalige Entscheidung verwarfen, wieder einmal vieldiskutierten »Klubzwang« und um »das freie Mandat«. Ich bezeichne den Klubzwang ja gerne als

die Freiheit vom Volk gewählter Parteien untereinander Koalitionsverträge abzuschließen, an die es sich zu halten gilt. Mit selbstverständlichen Abschlägen eigener Positionen. Solange eine Partei mit absoluter Mehrheit regiert, spielt der Klubzwang eine sehr untergeordnete Rolle. (Oder sollte er zumindest spielen!) Sobald sich aber mehrere Parteien zu einer Regierung finden müssen, was ja heute die – wohl noch länger andauernde – Regel ist, müssen sich eben zwei Partner in langwierigen Verhandlungen einigen und dann einen Pakt schließen, bei dem ein Stimmverhalten gegen den Koalitionspartner nicht möglich ist. Natürlich ist es zu bedauern, dass die Freiheitlichen in der Rauchfrage eine so – nennen wir es – fragwürdige Position einnehmen. Aber das war mit ein Preis, der für die Errichtung dieser Koalition von der ÖVP zu bezahlen war. Das kann man ablehnen, dann darf man diese beiden Parteien nicht (mehr) wählen. Oder man kann das große Ganze für gut befinden. Wie ich es etwa tue. Das freie Mandat sehe ich also durch Pakttreue nicht in Gefahr. Sinnvolles Koalieren wie Regieren kann nicht ohne Kompromisse stattfinden. Das ist in der Politik nicht einfacher als im echten Leben. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT APRIL 2018 /// 3


Inhalt Fazit April 2018

Droht ein Handelskrieg?

Trotz der »vorläufigen« Ausnahme der EU von den US-Schutzzöllen gibt es enorme Verwerfungen im transatlantischen Handel.

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Fotos: Sowiller, Erwin Scheriau, Enlarge, Marija Kanizaj (2), Prisma Film

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Der Vater der Startups

Michael Altrichter hat sein Start-up-Unternehmen um viele Millionen verkauft und ist seitdem Investor und Business Angel.

Kapitalismus

Kapitalismus ist kein Problem, sondern die Lösung. Rainer Zitelmann vertritt die These, dass mehr Kapitalismus gut tut.

Der Fall Murer

Peter K. Wagner hat sich für Fazit den Eröffnungsfilm der diesjährigen Diagonale angesehen. Seite 81

Ausgabe April 2018 XV. Jahrgang Nr. 141 (2/2018) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und » « gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 44

72

Rubriken Editorial 3 Politicks 14 Investor 30 Zur Lage 38 Da Wanko 48 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Selbst wenn die EU »vorläufig« von neuen US-Zöllen ausgenommen ist, sind die USA davon überzeugt, dass sie von der EU krass benachteiligt werden. Das Fazitthema geht der Frage nach, ob sich Europa zu Recht vor einem Handelskrieg mit den USA fürchtet, und ob wirklich nur US-Präsident Donald Trump schuld an den Problemen ist. Der aus der Puls-4-Show »2 Millionen 2 Minuten« bekannte Investor Angel Michael Altrichter hat seine eigenen beiden Startups »Paysafecard« und »Payolution« lukrativ verkauft und begleitet seitdem mit seinem Geld andere Gründer von der Seed- über die Growth-Phase bis zum Exit. Im Fazitgespräch gewährt er einen Einblick über seinen Zugang zum Erfolg.

Mit seinem neuen Buch »Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung« hat es Rainer Zitelmann auf die Bestsellerlisten geschafft. Im Fazitessay erklärt er, warum nicht ein Versagen des Marktes zur Finanzkrise geführt hat und warum mehr Kapitalismus den Menschen gut tut.

Das Lächeln des Balkans

Der im Kosovo geborene Künstler Resul Jusufi malt mit Acryl auf Leinwand und Karton und lebt seit einiger Zeit in Graz.

Und in »Tandl macht Schluss« solidarisiert sich der Autor mit der grünen Idee, die Öffentlichen Verkehrsmittel für die Pendler deutlich billiger zu machen. Gutes Lesen! -red-

Der Fiedler am Klavier

Das Grazer Klavierhaus Fiedler ist ältester Vertragspartner von Bösendorfer. Stephan Fiedler ist persönlich der jüngste.

Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Zur Lage Seite 38

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

it erssonal v i D Per 46 eite

Christian Klepej ü Flughafen, von de ber einen Jahren keine Flie m seit elf ger starten.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT APRIL 2018 /// 5


Grafik: Peter Pichler, ppa Group


Fazitthema

Das Wirtschaftswachstum ist zurück; und damit frisches Geld für die öffentlichen Hände. Es sitzen zwar fast überall in Europa Sozialstaatsromantiker an den Hebeln der Macht, die ihrer Klientel vorzumachen versuchen, dass Gemeinwohl und Profit nichts miteinander zu tun haben. Doch auch die wissen insgeheim, dass nur nachhaltiges Wachstum die soziale Sicherheit erhalten kann. Daher fürchtet sich Europa zu Recht vor einem Handelskrieg mit den USA. Und selbst wenn dieser von der TrumpAdministration vorläufig abgesagt wurde, bleiben die USA davon überzeugt, dass sie durch ungleiche hohe Zölle von der EU krass benachteiligt werden. Daher müssen die Verwerfungen im transatlantischen Handel dringend beseitigt werden. Von Johannes Tandl

S

elbst renommierte Ökonomen hatten den Glauben daran, dass die Wirtschaft die Krise jemals wieder hinter sich lassen könnte, beinahe aufgegeben. Doch irgendwie hat Europa die Kehrtwende geschafft. Und bei aller berechtigten Kritik – zuerst am Eurorettungsschirm und danach an der Europäischen Zentralbank – kann festgehalten werden, dass die Maßnahmen – zumindest vorläufig – gegriffen haben. Natürlich gibt es Skepti ker, die davon überzeugt sind, dass die teure Schlussrechnung für das Anleiheaufkaufprogramm der EZB und die künstlich herbei geführte Nullzinspolitik erst noch präsentiert wird. Schließlich weiß niemand so genau, welche Papiere genau gekauft wurden und welcher Giftcocktail sich darunter verbirgt. Und von den Folgen der Nullzinspolitik ist bisher nur bekannt, dass sie allein durch die nicht abgegoltene Inflation Millionen europäische Spa rer etwa um ein Fünftel ihres Geldvermögens gebracht hat. Wie heftig die Blasenbildung durch künstlich billige Kredite am Im mobilienmarkt und in anderen spekulativen Sektoren wirklich

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Fazitthema

Die wichtigsten Außenhandelspartner der EU 2016 Export Türkei

4%

Rußland

4% 8%

Schweiz

10%

China

21%

USA

53%

Andere

Import Türkei

4%

Rußland

7%

Schweiz

7%

USA China Andere

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ist, wird erst erkennbar sein, wenn für geliehenes Geld wieder marktkonforme Preise gelten. Doch nur mit Hilfe der EZB können die Kreditzinsen für die überschuldeten EU-Staaten niedriggehalten und die Aktienmärkte befeuert werden. So werden allein die österreichischen Gebietskörperschaften bei einer angenommenen Zinsersparnis von etwa drei Prozent für ihre Schulden mit etwa neun Milliarden Euro jährlich mit EZB Hilfe von den Sparern subventioniert. EU-weit dürfte dieser Wert bei einer halben Billion Euro jährlich liegen. Obwohl die Unternehmen nun beinahe ein Jahrzehnt lang nur das Notwendigste investiert haben, sind die österreichischen Steuereinnahmen doppelt so schnell gewachsen wie die Löhne und Einkommen. Man hätte beinahe den Eindruck gewinnen können, dass der alte Wirtschaftskammer-Slogan „Geht’s der Wirtschaft gut, geht s uns allen gut nicht mehr gilt. Denn trotz der Rezession von 2008 und einem Jahrzehnt der wirtschaftlichen Stagnation hat Österreich die Staatsausgaben erhöht und eine Mindestsicherung eingeführt, die selbst unter den reichsten Ländern der Welt ihresgleichen sucht.

Der Staat hat sich über steigende Steuern und Abgaben finanziert

14% 20% 47%

Scheinbar konnte der Staat das Gemeinwohl auch ohne die Wirtschaft steigern. Darin mögen linke Politiker eine Weiterentwicklung des keynesianischen Prinzips des Deficit Spending erkennen. Denn der Autobahnbau hat, technologisch bedingt, heutzutage ja kaum mehr Beschäftigungseffekte. Daher setzen linke Eliten lieber darauf, Personen zu alimentieren, die nicht von ihren Arbeitseinkommen leben können. Dass zu einer Politik des Deficit Spendings auch gehören würde, die Staatsausgaben in Aufschwungsphasen zurückzufahren, sei nur nebenbei erwähnt. Das wird jedoch gerade von linken Politikern gerne mit dem Prädikat der sozialen Kälte stigmatisiert. In der Rückschau lässt sich natürlich genau ermitteln, woher das Geld für den Luxus gekommen ist, den sich Österreich trotz Krise geleistet hat. Die Abgabenquote ist zwischen 2008 und 2015 nämlich um zwei Prozent auf unglaubliche 43,8 Prozent angestiegen. Der Staat hat ganz einfach die Steuerschraube angezogen. Doch nun ist die Hochkonjunktur zurück und die Gewinnerwar-


Fazitthema

tungen führen dazu, dass die Unternehmen endlich auch wieder expandieren können, anstatt bloß die alten Anlagen durch effizientere neue zu ersetzen.

Die US-Wirtschaft und Deutschland als globale Wachstumsmotoren

Dass die Weltwirtschaft so floriert und die OECD die Prognosen für die Höhe des globalen Wachstums für die Dauer der Aufschwungsphase deutlich nach oben schrauben konnte, hängt laut OECD unmittelbar mit der US Steuerreform zusammen, mit der US-Präsident Trump erreicht hat, dass es der größten Volkswirtschaft der Welt so gut geht wie schon lange nicht. Die europäischen Wachstumssieger findet man wegen der geringen Staatsschulden und Sozialausgaben, aber auch wegen des deutlich niedrigeren Ausgangsniveaus wie immer in Osteuropa. Doch auch sterreich, Deutschland und die Beneluxstaaten wachsen überdurchschnittlich. Dank der Ausgabenoffensive der neuen deutschen Regierung ist sogar mit einem weiteren Hinaufsetzen der österreichischen Wirtschaftsprognosen auf deutlich über drei Prozent zu rechnen. Probleme gibt es weiterhin in Italien. Auch Frankreich wächst langsamer als Mitteleuropa. Und in Großbritannien ticken die Uhren ohnedies gänzlich anders. Aber das hat mit den Ängsten der Unternehmen vor dem schiefgegangenen Brexit Votum zu tun. Ohne den Wirtschaftsaufschwung könnten viele EU-Staaten nicht mehr budgetieren. Wie man bei entsprechendem ökonomischen Rückenwind auch ohne Ambitionen ein Nulldefizit erreichen kann, zeigt Deutschland seit Jahren vor. Dank der enormen Produktivitätsvorteile gab es für die deutsche Wirtschaft, ganz anders als etwa für die italienische oder die französische, trotz Krise und Globalisierung kaum Anreize, die Wertschöpfungsbereiche in Billiglohnländer auszulagern. Und so wurde Deutschland in Bezug auf die Produktivität zur echten Wirtschaftssupermacht, von der auch Österreich mitgerissen wird. Denn obwohl Österreich unter Schwarzblau I und II noch als ökonomischer Musterschüler galt, reichten die starken deutschen Impulse und die Kraft der heimischen Unternehmen gerade aus, um ein Abdriften auf ein niedrigeres Produktivitätsniveau zu verhindern.

»Unser zukünftiger Wohlstand wird nicht nur durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump gefährdet, sondern auch durch den von Lobbyisten befeuerten Protektionismus der Europäischen Union.«

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Fazitthema

Die türkisblaue Regierung profitiert vom Aufschwung

Foto: Bitcoin

In sterreich können Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz Christian Strache zwar ein Jahrzehnt rotschwarzer Reformverweigerung nicht ungeschehen machen, doch die Chance, das Budget über das Wirtschaftswachstum statt mit einem harten Sparkurs zu sanieren, lässt sich Finanzminister Hartwig Löger dennoch nicht nehmen. Besonderen Rückenwind erhält die Regierung ausgerechnet durch einen besonders perfiden Akt, den die SP im Vorjahr gesetzt hat, als die von Christian Kern geführte Regierung in den letzten Zügen lag und die Sozialdemokraten den Ausstieg aus der kalten Progression gestoppt haben. Daher sorgt die Inflationsrate von über zwei Prozent auch weiterhin dafür, dass die Steuereinnahmen doppelt so schnell weiterwachsen wie die Wirtschaft. Und Türkisblau hat bereits angekündigt, den Steuerzahlern die kalte Progression auch in den nächsten Jahren nicht abzugelten. Leider gehen die Prognosen davon aus, dass der Konjunkturzyklus bereits heuer seinen Höhepunkt erreichen wird. Doch wenn nichts Unvorhersehbares eintritt, bleibt das Wirtschaftswachstum

bis 2021 bei etwa zwei Prozent. Damit würde die Arbeitslosigkeit von derzeit neun auf deutlich unter acht Prozent sinken. Der Rückenwind für den Budgetkurs bleibt daher bestehen.

Was geschieht, wenn die USA die Zölle doch erhöhen?

Die USA waren 2016 mit 21 Prozent der mit Abstand größte Abnehmer europäischer Exporte. Dem stehen EU-Importe aus den USA von 14 Prozent gegenüber. Höhere US-Zölle würden die europäische Wirtschaft empfindlich treffen. Sie könnten sogar einen Wachstumseinbruch der gesamten Weltwirtschaft auslösen. Was bisher aus Brüssel kam, um höhere US Zölle abzuwehren, klingt jedenfalls ziemlich lächerlich. Die USA haben die vorläufige Ausnahme für die EU ganz sicher nicht wegen der geplanten Gegenmaßnahmen erlassen. Statt dessen hoffen die Amerikaner – nachdem sie der EU die Rute ins Fenster gestellt haben – auf ein Einlenken ihres wichtigsten Verbündeten. Denn Harley-Davidson verkauft in Österreich knapp 1.000 Motorräder jährlich.


Fazitthema

Hat Trump Recht mit seinen Vorwürfen gegenüber der EU?

Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn erregte vor wenigen Tagen mit der These Aufsehen, dass sich die EU seit Jahren künstlich gegen die US-Konkurrenz abschottet. So werden etwa US-Fahrzeuge, die nach Europa verkauft werden, mit 10 Prozent Zoll belegt, während europäische Autos in den USA bisher nur mit einem Zoll von 2,5 Prozent künstlich verteuert werden. Die europäische Außenhandelspolitik sei, so Sinn, seit jeher davon geprägt, bestimmte Wirtschaftslobbys auf Kosten von Anbietern in den USA und in der Dritten Welt, aber vor allem zu Lasten der europäischen Verbraucher zu bevorzugen. In einem Anti-Trump-Klima, das nicht nur die europäischen, sondern auch die US-Medien erfasst habe, werde das aber völlig verzerrt dargestellt. Besonders massiv sei die unfaire EU Abschottung im landwirtschaftlichen Bereich. Wegen der massiven Zölle müssten die europäischen Konsumenten etwa um 20 Prozent mehr für Lebensmittel bezahlen, als

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aufgrund der Weltmarktpreise gerechtfertigt sei. Dass die Agrarlobbys wenig Mitleid mit den Verbrauchern haben, wenn es darum geht, höhere Preise durchzusetzen, ist ohnedies kein Geheimnis. So wird amerikanisches Rindfleisch mit einem Zoll von 69 Prozent belastet. Von einem zollfreien Agrarhandel würden daher vor allem ärmere Schichten enorm profitieren.

Die EU ist ein Paradies für Protektionisten

Nach dem Scheitern des TTiP Freihandelsabkommens, das endlich für faire Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA hätte sorgen können, scheinen die USA nun endgültig genug vom europäischen Protektionismus zu haben. Deshalb will Trump europäische Autos in den USA ähnlich hoch verzollen, wie das die Europäer mit US-Fahrzeugen tun. Als Antwort auf Trump Jeans, Schnaps und Motorräder besteuern zu wollen, zeigt auf, dass die EU auch in Zukunft nicht an fairen Handelsbeziehungen interessiert sein dürfte. Für Hans-Werner Sinn steht fest, dass die EU ein essenzielles Interesse an hohen Schutzzöllen und sogar an einem Handelskrieg habe, weil die Einnahmen zum größten Teil direkt in das EU Budget fließen.

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Und auch ein Einfuhrzoll auf Levi’s-Jeans und Whiskey dürfte die Trump-Regierung nicht wirklich beeindruckt haben.


Fazitthema

Brüssel verdient mit Schutzzöllen jährlich 20 Milliarden Euro

gemeinsam mit den Grünen und den Rechtspopulisten ab. In sterreich musste Bundeskanzler Sebastian Kurz sogar das längst beschlossene Rauchverbot in der Gastronomie dafür opfern, um eine von der FPÖ angestrebte Volksabstimmung über Ceta zu verhindern. Aufgrund der Komplexität der Materie und der geschlossenen Ablehnung durch SPÖ, FPÖ und Grüne wäre der Ausgang eines solchen Referendums abzusehen. Und in den USA sieht sich Präsident Donald Trump durch die den WTO-Abkommen zugrunde liegenden Meistbegünstigungsklauseln darin bestätigt, dass das derzeitige System die USA benachteilige. Diese Klauseln führten bisher dazu, dass die USA wesentlich niedrigere Zölle aufschlagen dürfen als ihre Handelspartner.

Brüssel verdient an den EU Schutzzöllen derzeit mehr als 20 Mil liarden Euro jährlich. Da die zukünftige EU-Finanzierung wegen des Brexit ohnehin auf der Kippe steht, will die Kommission auf dieses Geld, das indirekt von den europäischen Verbrauchern bezahlt wird, nicht verzichten. Über Verordnungen und Vorschriften ist es den Lobbyisten der Industrie und Agrarverbände zudem gelungen, ein Netzwerk von nichttarifären Handelshemmnissen aufzubauen, das es gerade für die Exporteure aus Entwicklungsländern besonders schwierig macht, ihre Produkte in Europa auf den Markt zu bringen.

China soll besonders bluten

Obwohl den meisten Beteiligten längst klar geworden ist, dass nur der rasche Ausbau des Freihandels zu einer Beseitigung der Handelsverwerfungen führen würde, deutet nichts darauf hin, dass Europa besonders ambitioniert an eine Wiederaufnahme von TTiP herangeht. Sogar die Sozialdemokratie ließ sich vom Populismus erfassen und lehnt den Abbau von Handelsschranken

Deshalb plant Trump bereits neue Zölle, die speziell auf China abzielen. So sollen die Schutzzölle chinesische Waren im Gesamtwert von etwa 60 Milliarden Dollar erfassen. Trump argumentiert, dass dies Produkte seien, die durch Industriespionage entwickelt wurden. Damit scheint es der US-Präsident regelrecht auf einen Handelskrieg anzulegen. Im Sinne seiner „America First Politik will er durch neue Handelsbarrieren amerikanische

Mehr Freihandel steht weder in Brüssel noch in Washington auf der Agenda

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Fazitthema

Arbeitsplätze retten. Doch die gleichen Unternehmen, die Trump noch vor kurzem wegen seiner Steuerpolitik feierten, fürchten nun eine Abschottung der US-Wirtschaft. Zuletzt lehnten 45 US-Unternehmensverbände in einer gemeinsamen Initiative an das Weiße Haus neue Zölle auf chinesische Importe ab. Die Angst vor chinesischen Gegenmaßnahmen ist enorm. Denn die würden erst recht amerikanische Arbeitsplätze vernichten.

Ist die Veranschaulichung der Freihandelsvorteile zu komplex?

Auch für Hans-Werner Sinn wäre ein Handelskrieg eine Katastrophe. Nur in einer Welt weitgehend freier Handelsbeziehungen kann sich jede Volkswirtschaft auf ihre Stärken besinnen und sich auf die Produktion jener Dienstleistungen und Güter spezialisieren, bei denen sie besonders konkurrenzfähig ist. Das Prinzip des absoluten und erst recht des komparativen Kostenvorteils als Grundlage für den Ausbau des Freihandels ist unter Ökonomen unumstritten. Es ist jedoch komplex und den ökonomisch kaum gebildeten Bürgern nur schwer vermittelbar. Damit wissen auch die linken und rechten Populisten, wo sie sich zu positionieren haben. Dabei ist der Tauschvorteil recht einfach zu erklären. Ohne

Freihandel müsste jede Volkswirtschaft von allem genau so viel produzieren, wie sie benötigt – ganz egal ob sie dazu in der Lage ist oder nicht. Da ist es doch besser, wir holen die Autos aus Deutschland und die Computerprogramme aus den USA und verkaufen dafür Maschinen und andere Industrieprodukte in die ganze Welt oder bringen Ausländern das Schifahren bei. Österreich hat als kleine offene Volkswirtschaft noch von jedem Freihandelsabkommen überproportional profitiert. Der internationale Wettbewerb hält unsere Unternehmen fit und produktiv. Nach Deutschland sind ausgerechnet die USA unser zweitwichtigster Handelspartner. Der zukünftige Wohlstand wird jedoch nicht nur durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump und die linken und rechten Freihandelsgegner gefährdet, sondern ebenso durch die Brüsseler Hüter des Binnenmarktes, die vor den Lobbyisten in die Knie gehen um deren Interessen zu schützen.


Willst du den Wert des Geldes kennenlernen, geh und versuche dir welches zu borgen. Benjamin Franklin

Prozent und SPÖ und FPÖ bei jeweils 26 Prozent. Zur Beurteilung von Grünen (6 Prozent), NEOS (5 Prozent) und Kommunisten (3 Prozent) eignet sich die Umfrage kaum. Dazu ist die Schwankungsbreite mit 4,3 Prozent zu groß. Die Ergebnisse von ÖVP, SPÖ und FPÖ werden auch durch parteiinterne Umfragen bestätigt, die von den Parteimanagern in Hintergrundgesprächen hin und wieder als »off the record« lanciert werden, um die eigene Stärke oder Ausgangslage zu untermauern. Obwohl die Umfrage nur das wiedergibt,

Fotos: Archiv, VP-Kärnter

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer nutzt den LH-Bonus. Die ÖVP lässt SPÖ und FPÖ hinter sich. Der ÖVP nützt der Landeshauptmann-Bonus Für einen klassischen Aha-Effekt hat vor wenigen Tagen eine Umfrage der Kronen Zeitung zur politischen Situation in der Steiermark gesorgt. Darin bestätigt sich nämlich genau das, was sämtliche Experten bereits im Jahr 2015 prognostiziert hatten. Als damals Franz Voves zurücktrat und er Hermann Schützenhöfer als Landeshauptmann und Michael Schickhofer als SP Chef vorschlug, war klar, dass die VP den Landeshauptmann Bonus diesmal besser nutzen würde als unter Waltraud Klasnic. Und Schützenhöfer führt seitdem die Landesregierung souverän. Sein Koalitionspartner Michael Schickhofer bemüht sich zwar redlich, mit der SPÖ den Anschluss zu halten, aber das ist eine unlösbare Aufgabe.

Die Neuwahldiskussion ist hypothetisch Die vom Grazer Institut BMM durchgeführte Umfrage sieht die ÖVP bei 34 14 /// FAZIT APRIL 2018

LH-Vize Michael Schickhofer kämpft mit dem Erbe von Franz Voves, der Hermann Schützenhöfer zum Landeshauptmann gemacht hat. was alle erwarteten, sorgt sie dennoch für Unruhe. Die Frage, was wäre, wenn nach dem Sommer gewählt werden würde, ist jedoch eine hypothetische. Die steirische ÖVP weiß nämlich ganz genau, was der Wähler von mutwillig vom Zaun gebrochenen Wahlen hält, und die SPÖ hat trotz ihres großartigen Kärntner Ergebnisses keinen Grund, aus der steirischen Koalition auszusteigen. Daher wird mit ziemlicher Sicherheit erst im Jahr 2020 gewählt. Die größten Klippen für die Landeskoalition Dennoch muss die schwarzrote Landes-

regierung einige Klippen umschiffen. Die Bundesregierung wird sich nämlich nicht mit einem Nulldefizit beim Bundeshaushalt begnügen. Sie wird auch die Länder und Gemeinden in die Verantwortung nehmen. Einen Haushaltsabgang von 380 Millionen Euro im Landesbudget darf es daher nicht mehr geben. Außerdem muss sich Finanzlandesrat Anton Lang etwas für die Zeit nach der Beendigung der Niedrigzinsphase überlegen. Noch werden die Schulden durch die Europäische Zentralbank – vorbei am Markt – billig gehalten. Bei einem marktkonformen Zins könnten sich die Belastungen für den Landeshaushalt um bis zu 200 Millionen Euro jährlich erhöhen. Und das, obwohl die Ertragsanteile – das sind die Anteile des Landes an den Steuereinnahmen des Bundes – aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums deutlich steigen. Zu erwarten ist ein Einnahmeplus von fünf bis sechs Prozent jährlich. Dennoch muss das Land bei den großen Brocken Gesundheit und Soziales sparen. Mit Sparen ist zwar nicht gemeint, dass die Kosten in diesen Bereichen sinken, aber selbst ein Einfrieren ist politisch für die SPÖ kaum durchzustehen.

Auch die Vereinheitlichung der Mindestsicherung belastet die SPÖ Die SPÖ ist auch bei der anstehenden bundesweiten Vereinheitlichung der Mindestsicherung gefordert. Die Bundesregierung wird sich ein Modell ausdenken, das vor allem die Ansprüche von Zuwanderern und arbeitslosen Ausländern reduziert. Auch die Senkung des Arbeitslosengeldes bei langer Arbeitslosigkeit zielt genau auf diese Gruppe. Obwohl Soziallandesrätin Doris Kampus alles tut, um dem Bund und anderen Bundesländern das steirische System der Mindestsicherung schmackhaft zu machen, wird sich die FPÖ nicht darauf einlassen. Um die Mindestsicherung langfristig zu retten, werden daher die Länder den ausstehenden Bundesvorschlag samt der möglicherweise darin enthaltenen »Grauslichkeiten« annehmen müssen.


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Vor diesem Hintergrund ist es womöglich unklug, dass die Kärntner SPÖ eine Koalition mit der ÖVP und nicht mit der FPÖ anstrebt. Denn je stärker die FPÖ in den Landesregierungen verankert ist, desto geringer sind die Möglichkeiten von HC Strache, die Bundesländer zu schikanieren. Der steirische FP Chef Mario Kunasek hat übrigens beim Interview für die letzte Fazitausgabe angekündigt, dass seine Partei alles tun werde, um auch die Steiermark auf einen »Zukunftskurs« zu bringen. Doch dazu muss es der FPÖ zuerst gelingen, einen Keil zwischen die steirischen Regierungsparteien zu treiben. Sowohl die Mindestsicherung als auch die Umsetzung der Gesundheitsreform bieten sich dafür an. Das ambitionierte türkisblaue Budget Finanzminister Hartwig Löger hat ein sehr ambitioniertes Budget für 2018 und 2019 erstellt. Erstmals seit 65 Jahren soll es wieder einen Budgetüberschuss geben. Die schwarzen Zahlen sollen dann bis zu den geplanten nächsten Wahlen im Jahr 2022 fortgeschrieben werden. Aufgrund der günstigen Wirtschaftssituation könnte das auch gelingen. Das Wirtschaftswachstum von heuer 3,2 Prozent und erwarteten 2,2 Prozent im nächsten Jahr könnte sogar dazu führen, dass Türkisblau zwei an sich völlig inkompatible Ziele gemeinsam erreicht; nämlich eine schwarze Null beim Budget und das Heranführen der Abgabenquote an die 40-Prozentschwelle. Das strukturelle Defizit soll im nächsten Jahr noch 0,5 Prozent oder 400 Millionen Euro betragen. Daher kann man implizieren, dass das Budget für 2019 noch Abgrenzungsposten und Einmaleffekte im Ausmaß von etwa einer Milliarde Euro vorsieht. Als strukturelles Defizit wird jener Teil des Staatsdefizits bezeichnet, der nicht auf konjunkturelle Schwankungen zurückgeht. Das sind also jene neuen Schulden, die entstehen, wenn die Einnahmen und Ausgaben in jener Höhe angesetzt werden, die sich bei einem langfristig geglätteten Konjunkturverlauf ergeben würden.

tiger, Programme für Arbeitnehmer zu initiieren, die das lebenslange Lernen fördern. Wie viel die nderung der Notstandshilfe bringen soll, geht aus dem »Budget ziegel« – so wird der Papierausdruck des Voranschlages bezeichnet – nicht hervor. Auch die Einsparungen aus der Anpassung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder von in Österreich tätigen Arbeitnehmern sind nicht genau angesetzt. Die Rede war zuletzt von 80 Millionen Euro jährlich.

Finanzminister Hartwig Löger erwieß sich bei seiner Budgetrede als sachorientierter Experte. Die EZB-Nullzinspolitik hilft Löger mit 2,5 Milliarden Euro Zusätzlichen Rückenwind erhält der Finanzminister von der Zinsverfälschung durch die EZB. Dadurch erhalten die Gläubiger des Bundes um etwa 2,5 Milliarden Euro jährlich weniger an Kreditbzw. Anleihezinsen. Dennoch muss auch gespart werden. So wird das Investitionsprogramm der BB wieder einmal in die Länge gestreckt. Betroffen sein sollen unter anderem die Elektrifizierung der Steirischen Ostbahn zwischen Graz und Fehring sowie mehrere geplante Bahnhofsausbauten. Auch der Wegfall der Aktion 20.000 bringt 600 Millionen. Statt Vereine und Organisationen zu subventionieren, die über einen beschränkten Zeitraum Langzeitarbeitslose einstellen, erachtet es die Regierung als nachhal-

Bereits ein Viertel der Ausgaben geht in das Pensionssystem Dringenden Handlungsbedarf sieht der Finanzminister bei den Pensionen. Der jährliche Zuschuss an die Pensionsversicherungsanstalt sowie die Beamtenpensionen beträgt bereits ein Viertel des gesamten Haushalts. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird er langfristig weiter steigen; von 18,8 Milliarden im heurigen auf über 20 Milliarden im nächsten Jahr. Beginnend mit 2019 soll übrigens das Antrittsalter für die Altersteilzeit stufenweise von 58 auf 60 Jahre hinaufgesetzt werden. Eine große Pensionsreform sei, so Löger, ebenfalls überfällig. Er sieht darin jedoch kein Projekt der Bundesregierung, sondern etwas, das nur im Konsens sämtlicher Entscheidungsträger – also gemeinsam mit den Gebietskörperschaften und den Sozialpartnern – gestemmt werden kann. Da die Zahl der Beitragszahler sinkt, während die der Empfänger steigt, müsse zunächst ein effektives Pensionsalter von 60 Jahren erreicht werden. Bei der Pflege sei die Abgeltung der Kosten der Regressabschaffung an die Länder auf einem guten Weg. Zukünftig müsse die Diskussion jedoch anders geführt werden. Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, seien derzeit im Vergleich zu den Angehörigen von Heimpatienten stark benachteiligt.

FAZIT APRIL 2018 /// 15


Recht haben

Im Rahmen von Bauprojekten bestehen zahlreiche Gründe für eine nachträgliche Änderung des vertraglichen Leistungsumfangs. Diese reichen von behördlichen Vorgaben bis hin zu veränderten Wünschen des Auftragnehmers (AN). Je nachdem, ob die Ver tragsparteien die Anwendbarkeit der NORM B 2110 verein bart haben oder stattdessen die Regelungen des ABGB zur An wendung kommen, lösen Leistungsänderungen unterschiedliche Rechtsfolgen aus. Dabei bestehen für beide Vertragsparteien erhebliche Fallstricke, die beim Auftraggeber (AG) zur Unzulässig keit nachträglicher Leistungsänderungen und beim AN zu einem Verlust des Anspruchs auf das zusätzliche Entgelt führen können. Der AN ist bei einem ABGB Vertrag nicht dazu verpflich tet, andere als im Vertrag vereinbarte Leistungen zu erbringen. Eine Leistungsänderung bedarf somit eines Konsenses. Ein Recht zur Leistungsänderung kann dem AG sowohl nachträglich als auch bereits im Vertrag eingeräumt werden. Möchte der AG den konkreten Leistungsumfang nicht bereits bei Vertragsabschluss festlegen, können insbesondere Alternativ- oder Eventualpositionen vereinbart werden. Anders stellt sich die Rechtslage gemäß NORM B 2110 dar. Danach ist der AG berechtigt, den Leistungsumfang zu ändern, sofern dies zur Erreichung des Leistungsziels notwendig und dem AN zumutbar ist. Durch die Voraussetzung der Notwen digkeit soll verhindert werden, dass der AG den Leistungsumfang willkürlich ändert. Unzumutbar ist eine Änderung insbesondere dann, wenn diese eine Neuplanung erfordert. Ordnet der AG eine Leistungsänderung an, muss der AN den Anspruch auf Anpassung der Leistungsfrist und/oder des Entgelts vor der Ausführung der Leistung gemäß NORM B 2110 dem Grunde nach anmelden. Dadurch soll der AG über die Ansprüche des AN aufgrund der Leistungsänderung in Kennt nis gesetzt werden und entsprechende Dispositionen treffen können. Meldet der AN seinen Anspruch dem Grunde nach nicht rechtzeitig an, droht ihm gemäß NORM B 2110 ein An spruchsverlust, sofern die unterlassene Anmeldung zu einer Einschränkung der Entscheidungsfreiheit führt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der AG in Kenntnis des zusätzlichen Anspruchs des AN andere Leistungsteile entfallen hätte lassen. Als Conclusio ist festzuhalten, dass die Vertragsparteien bereits im Rahmen des Vertragsabschlusses mitbedenken müssen, ob nachträgliche Leistungsänderungen zulässig sein sollen. Wurde die Anwendbarkeit der NORM B 2110 vereinbart, sind daraus resultierende Ansprüche des AN, bei sonstigem Anspruchs verlust, vor Leistungserbringung grundsätzlich anzumelden. Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316 7222950, dklra.at

16 /// FAZIT APRIL 2018

Entgeltliche Einschaltung Foto: AMS / Foto Fischer

Vorsicht bei nachträglichen nderungswünschen im Bau

„Das AMS ist für uns ein wichtiger Ansprechpartner bei der Personalsuche“, erklärt Brigitte Schafarik, GF Volkshilfe Steiermark, und Karl-Heinz Snobe, Landesgeschäftsführer AMS, ergänzt: „Der Pflegebereich erfordert enge Kooperation mit den einstellenden Betrieben.“

Das AMS geht wieder auf Tour

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50 Beraterinnen und Be rater des Arbeitsmarktservice (AMS) sind in ganz s terreich Ansprechpartner für Firmen bei der kompetenten Personalvermittlung und der Beratung über Förderungen. Das Thema Vermittlung steht vom 3. bis 30. April 2018 auch im Mittelpunkt der Unternehmens-Tour des AMS. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Service für Unternehmen besuchen Betriebe aus allen Branchen, nehmen offene Stellen entgegen und stellen unsere Dienstleistungen vor , erläutert der Lan desgeschäftsführer des AMS Steiermark, Karl-Heinz Snobe. Ein Augenmerk liege dabei auf der Gesundheits und Pflege branche: „Das ist ein wichtiger Zukunftsberuf, wir bemerken aber einen Mangel an Fachkräften. Wir stellen jedoch fest, dass viele Personen eine

Stelle im Pflegebereich inter essant finden und umsteigen wollen. Daher arbeiten wir eng mit den Betrieben in diesem Bereich zusammen , setzt Sno be fort. Einer dieser Betriebe ist die Volkshilfe Steiermark, wie Geschäftsführerin Brigitte Schafarik erklärt: „Das AMS ist ein wichtiger Ansprechpartner bei der Personalsuche. Eine Tätigkeit in der Pflege ist eine anspruchsvolle Aufgabe und bietet einen sicheren Arbeitsplatz mit vielen Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Infos zum AMS Steiermark:

www.ams.at/stmk


Wirtschaft

Das neue Firmengebäude der KNAPP AG zeichnet sich durch modernes Design aus.

KNAPP errichtet neues Innovationszentrum D

ie stetig wachsende Mitarbeiterzahl – seit 2004 hat sich die Anzahl der Mitarbeiter von 1.000 auf rund 2.200 mehr als verdoppelt – und das starke Auftragswachstum erforderten diese Investition. KNAPP wächst pro Jahr allein am Standort in Hart um circa 150 Mitarbeiter und ist laufend auf der Suche nach qualifizierten Technikern – vor allem für die Bereiche Software und IT sowie für die Planung, Projektierung und Inbetriebnahme von Logistikanlagen. „Wir konnten in den letzten Jahren allein im Auftragseingang ein Wachstum von 15 bis 16 Prozent verzeichnen, unsere Umsatzerlöse im Schnitt um 14,5 sowie unsere Profitabilität um 21 Prozent steigern. Dieses Wachstum verlangt, dass wir Infrastrukturen in unseren Niederlassungen und hier am Standort Hart nachziehen , so KNAPP COO Franz Mathi.

Innovationszentrum mit Showroom Das neue Firmengebäude zeichnet sich durch modernes Design aus und wird ressourcenschonend mit Fernwärme

beheizt. Neben dem Empfangsbereich im Erdgeschoß sind Räumlichkeiten für Mitarbeiter- und Kundenevents sowie ein eigener Vortragssaal für 130 Personen geplant. Das Gebäude wird einen exklusiven Showroom mit einer Raumhöhe von bis zu zehn Metern, in dem KNAPP seinen Kunden und Gästen die neuesten Technologien aus der Welt der Lagerlogistik präsentiert, beherbergen. Büros über vier Stockwerke werden 470 Mitarbeitern ein modernes Arbeitsumfeld bieten. Durch die kammartige Anordnung der Trakte sind die lichtdurchfluteten Büros auf kurzem Weg erreichbar. Die Raumgrößen sind flexibel gestaltbar und bieten optimale Kommunikationsmöglichkeiten. Alle Bürogeschoße haben Freiflächen in Form von gedeckten Loggien. Die begrünten Dachterrassen der vier Innenhöfe sind als Aufenthaltszonen für Mitarbeiter gestaltet. Spatenstich Bauoffensive 2018 Am 16. März erfolgte der feierliche Spatenstich mit den Vorständen der KNAPP AG,

Anzeige Fotos: Knapp AG

Nach Fertigstellung der Konzern- und Entwicklungszentrale investiert die KNAPP AG erneut am Standort in Hart bei Graz. Bis Herbst 2019 wird ein modernes sechsgeschossiges Bürogebäude mit Innovationszentrum entstehen. eiters werden zwei er shallen sowie eine hotovoltai anlage für effizientes Energiemanagement errichtet.

Die KNAPP-Vorstände Gerald Hofer (li) und Franz Mathi (re) enthüllten mit NRAbg. Verena Nussbaum und LH Hermann Schützenhöfer das Gebäudemodell des neuen Innovationszentrums. Gerald Hofer und Franz Mathi, der Familie Knapp und zahlreichen Ehrengästen wie LH Hermann Schützenhöfer, NRAbg. Verena Nussbaum, BH Burkhard Thierrichter und Bgm. Jakob Frey, Gemeinde Hart bei Graz, wie auch den Partnerunternehmen Architekt Bramberger, Eichholzer-Frick ZT, Thomas Lorenz ZT und dem Bauunternehmen Granit. LH Schützenhöfer freut sich über den tollen Impuls für die Steiermark, der von dieser Investition ausgeht Das Beispiel KNAPP zeigt, dass steirische Innovationskraft Perspektiven schafft. In seinen Grußworten dankte LH Schützenhöfer

auch den Verantwortlichen der Firma KNAPP, die das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Anbieter von Logistiklösungen gemacht haben und damit in der Steiermark über 2.700 Menschen Arbeit bieten. Parallel zum Neubau wird eine Werkshalle aufgestockt. Auf einer Fläche von 10.000 m² werden zwei weitere Hallen errichtet und damit die Produktionsflächen verdoppelt. Auch hier entstehen neue Arbeitsplätze für rund 150 Mitarbeiter. Die autarke Stromversorgung werden zwei leistungsstarke Photovoltaikanlagen auf den Hallendächern sicherstellen. FAZIT APRIL 2018 /// 17


Kurz & News

Die Jugendsprecher der Koalitionsparteien, Lukas Schnitzer (VP) und Michaela Grubesa (SP), haben die Forderung von steirischen Jugendlichen nach kostenlosen Internetzugängen auf öffentlichen Plätzen aufgegriffen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Grubesa und Schnitzer fordern die Gemeinden auf, mehr WLAN Hotspots an öffentlichen Orten zur Verfügung zu stellen. Unterstützt wird dies von der EU-Kommission. 120 Mio. Euro stehen bis 2019 zur Verfügung. Eine wichtige Grundvoraussetzung, um schnelles Internet anbieten zu können, ist der flächendeckende Ausbau des Breitbandnetzes. LR Barbara Eibinger Miedl hat die Gründung einer eigenen Infrastrukturgesellschaft initiiert.

Neue Website des ÖVP-Landtagsklubs Der Landtagsklub der Steirischen Volkspartei hat eine neue Website. Unter www.klub.stvp.at stehen umfassende Informationen über die Mandatare zur Verfügung, wie sie kein anderer Klub bereitstellt. So warten alle 14 VP-Abgeordneten mit persönlichen Informationen, aktuellen Neuigkeiten auch aus den Sozialen Medien sowie den zentralen Themen und Anliegen ihrer Landtagsarbeit auf. Klubobmann Karl Lackner: „Mir ist wichtig, dass jeder nachlesen kann, wer die gewählten Vertreter im Landtag sind und wofür sie stehen. Dieses Angebot haben wir mit unserer neuen Website geschaffen und laden dort aktiv dazu ein, mit jedem Abgeordneten der Steirischen Volkspartei direkt in Kontakt zu treten.

Start in die Laufsaison > Neuer Termin > Neue Strecke

Foto: Vidalli, Fotolia.com

Startzeit

Strecke

Nenngeld Runden Voranmeldung

1

€ 21,--

€ 27,--

1

€ 3,--

€ 3,--

1

€ 7,--

€ 9,--

2

€ 10,--

€ 14,--

2

€ 18,--

€ 24,--

Samstag

Uhr 7,3 km Nordic Walking 13:00 13:15 Uhr 300 m Knirpse-Lauf 13:30 Uhr 1,2 km Kinderlauf 13:30 Uhr 2,4 km Jugendlauf 5 km 14:30 Uhr Hobbylauf 14:30 Uhr 10 km Hauptlauf

Nenngeld Nachmeldung

€ 27,-€ 21,-. April 2018 Voranmeldung bis 24

Fotos: VP-Klub

WLAN-Ausbau an öffentlichen Orten beschlossen

w.frohnleiten.at

Info & Anmeldung auf ww

8 1 0 2 l i r p A . 28 ab 13:00 Uhr

4

Stadtgemeinde

Frohnleiten


Foto: Wolfgang Spekner

Kurz im Gespräch mit

Foto: Geopho / Konstantinov

Oliver Wieser, SPÖ-Landesgeschäftsführer

Präsentierten den gemeinsam (digital) unterschriebenen Wertekatalog: v.r. AK-Präs. Josef Pesserl, WK-Präs. Josef Herk, IV-Präs. Georg Knill, LWK-Präs. Franz Titschenbacher und ÖGB-Landessekretär Wolfgang Waxenegger.

Herausforderungen der Digitalisierung

M

it der Unterzeichnung eines gemeinsamen Wertekatalogs erfolgte am 2. März der Startschuss für einen neuen Themenschwerpunkt der steirischen Sozialpartner. Im Fokus stehen dabei die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt und die zentrale Frage: Welche Anpassungen braucht es in der Steiermark? Antworten darauf soll eine umfassende Studie geben. Das Audimax der FH Joanneum bildete die Bühne für die Auftaktveranstaltung zum neuen Schwerpunkt der steirischen Sozialpartner rund ums Thema Digitalisierung. Ziel ist es, notwendige Anpassungen, speziell was die vielfältigen Bereiche der Aus , Weiter und ualifizierungspolitik betrifft, gemeinsam in die Wege zu leiten. Dafür wurde in Kooperation mit dem AMS eine Studie beauftragt, die im Mai präsentiert werden soll. Die von den Sozialpartnerpräsidenten unterzeichnete Erklärung enthält Werte und Grundsätze, nach denen die künftigen Maßnahmen

ausgestaltet werden sollen. Josef Herk, Präsident WKO Steiermark erklärte: „Die Digitalisierung stellt eine neue Form der industriellen Revolution dar, der sich niemand entziehen kann. Studien zufolge ist das wirtschaftliche Potenzial der Digitalisierung vergleichbar mit dem Wiederaufbau in den 50er Jahren. Trotzdem sind viele Menschen hierzulande skeptisch und die öffentliche Wahrnehmung ist stärker als anderswo von Sorgen und Ängsten geprägt. Diese wollen wir gemeinsam als Sozialpartner nehmen. Auch IV Präsident, Georg Knill, LWK-Präsident Franz Titschenbacher und AMS-GF Karl-Heinz Snobe setzten sich mit den Risiken und Chancen auseinander. AK Präsident Josef Pesserl ergänzte: „Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist zweifellos die größte Herausforderung, vor der die Gesellschaft steht. Ziel aus unserer Sicht muss sein, dass die aufgrund des technologischen Fortschritts entstehende höhere Produktivität gerecht verteilt wird.

Sie sind selbst als Quereinsteiger zur SPÖ gekommen, wollen Sie diese Rolle auch in Zukunft stärken? Ja, diesen Öffnungsprozess möchte ich unbedingt weiter voranbringen. Wir müssen einerseits noch offener und attraktiver für neue Mitglieder werden, diese in weiterer Folge aber auch entsprechend in unsere Strukturen einbinden. Das Wichtigste für mich ist dabei, dass diese Personen für die Sozialdemokratie und ihre Ideen brennen. Auf welche Bereiche wollen Sie sich in der Positionierung Ihrer Partei für den Wahlkampf im Jahr 2020 konzentrieren? Als Landesgeschäftsführer obliegt mir grundsätzlich die Aufgabe, für den idealen organisatorischen Ablauf zu sorgen. Ähnlich wie bei einem Boxenstopp in der Formel 1 müssen im Wahlkampf alle Handgriffe perfekt sitzen. Inhaltlich gilt es, mit klaren, sozialdemokratischen Positionen zu punkten. Wo braucht die SPÖ Reformen und eine chärfung des rofils Unser Landesparteichef Michael Schickhofer ist als Leiter der Reformgruppe auf Bundesebene dabei, hier die nötigen Veränderungen einzuleiten. Es geht vor allem darum, mehr parteiinterne Mitbestimmung und eine engere Einbindung in Entscheidungsprozesse für unsere Mitglieder zu garantieren. Bis Oktober dieses Jahres wird auch unser Zukunftsprogramm stehen, das genau für diese nötige Schärfung unseres Profils sorgen wird. Hat sich die Einstellung zur steirischen ÖVP seit der neuen Regierungskoalition auf Bundesebene geändert? Ganz und gar nicht. In dieser Zukunftspartnerschaft konnten wir für die Steirerinnen und Steirer in den vergangenen Jahren sehr viel bewegen.

FAZIT APRIL 2018 /// 19


Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Volker Schögler mit Fotos von Erwin Scheriau

Vater der Startups Der aus dem Fernsehen bekannte Investor Michael Altrichter über seine Lust am

Netzwerken, über »sandboxes« und Lottospielen, über Unternehmensbewertungen und Steueranreize und über Reichtum und Pivotieren.


Fazit April 2018 /// 21



Fazitgespräch

In Linz beginnt‘s, heißt ein alter Werbespruch. Im Gebäudekomplex der ehemaligen Linzer Tabakfabrik, die heute als hippe Location für den Startup-Campus Factory 300 dient, klingt das sowas von Old School. Auf dem Weg zur Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft wird gerne denglisch gesprochen. Hier wird von der Seed- über die Growth-Phase gepitcht, gefounded, geraised, bis zum ersehnten Exit. Und hier treffen wir den Gründer und Investor Michael Altrichter, bekannt aus Start-Up-Show »2 Minuten 2 Millionen« auf Puls 4.

Nach dem äußerst lukrativen Verkauf seiner zwei Unternehmen Paysafecard und Payolution investiert er in andere Startups und fungiert als beratender Business Angel.

Fazit April 2018 /// 23



Fazitgespräch

Ich bin in der glücklichen Lage, bei einem moderaten Lebensstil bis zum Lebensende kein Geld mehr verdienen zu müssen. Michael Altrichter Herr Altrichter, Sie sind bekannt als Gründer, Startup-Investor und Businessangel. Was ficht Sie an, auch als Ninja Warrior in einer Wettkampfshow beim Sender Puls 4 aufzutreten? Für mich war sofort klar, da bin ich dabei. Ich habe zwei Ziele gehabt: nicht gleich beim ersten Hindernis peinlich scheitern – das habe ich geschafft. Und einmal bis zum Buzzer zu kommen – das habe ich nicht geschafft. Da zuvor keine Zeit für ein Training war, wollte ich herausfinden, ob ich über genügend Grundkondition verfüge. Ich war ja Milizoffizier beim Jagdkommando, worauf ich auch ein bisschen stolz bin. Dort habe ich viel gelernt und viel Sport betrieben. Auch beim nächsten Ninja Warrior überlege ich mir, wieder dabei zu sein. Es heißt, Physiker können alles werden. Ein Bekannter von uns wurde Zirkusdirektor – was wollten Sie eigentlich werden? Bei so manchem Treffen mit Startups kommt es mir so vor, als wäre ich auch Zirkusdirektor [lacht]. Spaß beiseite, im zweiten Abschnitt meines Studiums bin ich draufgekommen, dass mein Enthusiasmus für eine wissenschaftliche Karriere endenwollend ist. Mein Schlüsselerlebnis hatte ich bei der Kapitelüberschrift »Das Lösen unlösbarer Gleichungen«. Da habe ich entschieden, etwas anderes zu suchen. Was haben sie gemacht? Nach Studienende 1996 war ich als Einjährig-Freiwilliger beim Bundesheer und dann folgten zwei berufliche Lehr- und Wanderjahre. Zunächst bei Connect Austria, dem späteren One-Mobilfunk Anbieter, wo wir das Funknetz aufgebaut haben. Dann bekam ich ein Stipendium für die International Space University, und nahm am Summer-Session-Programm in Ohio teil. Ich wollte damals ernsthaft Astronaut werden, aber Österreich nimmt leider an keinem bemannten Raumfahrtsprogramm teil. Es ist vergleichsweise leichter, Bundespräsident zu werden, der wird immerhin alle sechs Jahre gewählt. Schließlich habe ich bei Frequentis im Vertrieb angeheuert.

Gab es zu der Zeit schon Ideen für eine Unternehmensgründung, Ideen, aus denen nichts geworden ist? Ja, schon als Kind wollte ich etwa das »Brunnerweckerl«, ein Gebäck unseres alten Dorfbäckers, das auch nach Tagen noch saftig gut schmeckte, österreichweit ausliefern, was aber logistisch zu schwierig war. Oder die Idee, was wäre, wenn jeder Österreicher mir einen Schilling geben würde? Mit dem Älterwerden erkannte

ich zwei Probleme. Erstens das Marketing-Problem: Wie mache ich das jedem Österreicher klar? Und zweitens das logistische Problem: Wie sammle ich das Geld ein? Sie haben mit drei Kollegen im Jahr 2000 das Startup-Unternehmen Paysafecard gegründet und gut zehn Jahre später für einen kolportierten dreistelligen Millionenbetrag an den Londoner Zahlungsdienstleister Skrill verkauft. Das gleiche ist Ihnen mit dem zweiten Startup Payolution sogar innerhalb weniger Monate gelungen. Was war die Idee und wie läuft so etwas ab? Wir haben die Paysafecard mit der klaren Absicht gegründet, eine Prepaid-Karte zum Bezahlen im gesamten E-Commerce auf den Markt zu bringen. Investoren waren unter anderem Hannes Androsch und Willi Dörflinger von AT&S, die Bawag und die Commerzbank. Wir sind im Jahr 2000 mit Hurra gestartet und nach wenigen Monaten vor dem Aus gestanden, denn kurz nach Einsammeln der ersten Investorenrunde ist die Internetblase geplatzt. Viele Geschäftsmodelle, so auch unser angepeilter Markt des »Paid Content«, also das Bezahlen für Internetinhalte, haben sich in Luft aufgelöst. Weil bezahlte Internetinhalte nicht oder kaum vergebührt wurden, war es also plötzlich nicht mehr klar, was man mit der Karte bezahlen soll? Wir haben alles Mögliche ausprobiert, sogar den Erotikbereich, auch da hat unser Produkt nicht gepasst. 2003 ist es dann endlich passiert. Die damalige »Bet-and-win« hat im Gegensatz zu den anderen Läden »angezogen« und wir haben gesehen: Leute, für Wetten und Spielen verwenden sie unsere Karte! Also haben wir uns auf die Sportwettbranche konzentriert, und dann kam uns noch der Pokerhype 2005/2006 zugute. In weiterer Folge sind die Games-Anbieter dazugekommen, die »MMOGs«, also die Multiplayer Games, und der boomende E-Sports Bereich, was mittlerweile einen sehr großen Teil bei Paysafecard ausmacht. Dieses Pivotieren ist typisch für Startups. Kaum ein Gründer kommt ohne komplette Neuausrichtung seines Produktes oder Geschäftsmodells aus. Ab wann konnten Sie schwarze Zahlen schreiben? Erst 2007 waren wir Break-Even, haben also sieben Jahre nach Gründung zum ersten Mal mehr Geld verdient, als wir jährlich verbraten. Insgesamt gab es neun Investitionsrunden, da wurden viele Millionen von den Investoren verheizt, aber Gott sei Dank Fazit April 2018 /// 25


Fazitgespräch hat sich‘s gedreht und von da an gings immer weiter bergauf. Bis heute ist die Paysafecard ein profitables, noch immer stark wachsendes Unternehmen und Teil einer größeren Gruppe, der »paysafe-group«. Und vor dem Verkauf haben Sie noch schnell Payolution (»Kauf auf Rechnung«) gegründet? Ich habe 2010, nach genau zehn Jahren, den Vorstand der Paysafecard verlassen, um mich neu zu orientieren. Gemeinsam mit Stefan Kalteis habe ich 2011 die Payolution gegründet und gleich verkauft. Das war der schnellste Exit zwischen Wien und Silicon Valley: Im Februar 2011 gegründet, mit der Maßgabe, im Mai eine Businessangelrunde zu machen. Ich habe mein Netzwerk durchgerufen und einer der Angels, der damalige CEO von Skrill, hat noch im Juli die ganze Firma gekauft. Und 2012 wurde schließlich auch die Paysafecard von Skrill übernommen.

Stimmt die Zahl von 140 Millionen Euro, die Sie bei den Exits lukrieren konnten? Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Wir waren vier Gründer, zum Verkaufszeitpunkt waren wir 130 Mitarbeiter, mittlerweile sind es über 200. Den Großteil haben die Investoren lukriert, die uns ja durch viele Investmentrunden getragen haben. Ich bin in der glücklichen Lage, bei einem moderaten Lebensstil bis zum Lebensende kein Geld mehr verdienen zu müssen. Nach zehn Jahren vollstem Commitment und höchstem Einsatz für das Unternehmen und erfolgreichem Exit wollte ich mich neu ausrichten. Ich habe mir eine Auszeit genommen und eine Familie

gegründet. Aber ganz ohne berufliche Herausforderung geht es bei mir auch nicht, bei mir hat es immer wieder gekribbelt.

Und so sind Sie selbst ein Businessangel geworden? Das Aufkommen der Business Szene kam gerade recht, hier habe ich am Aufbau aktiv mitgewirkt. Mein erstes und glücklicherweise eines meiner größten Investments habe ich in Wikifolio gemacht, eigentlich eine frühe Form des Crowdinvestments: Private Anleger können der Anlagestrategie anderer Personen mit echtem Geld folgen. Damals war auch der Ausdruck Business Angel noch nicht so geläufig. Das Geld aus den Exits habe ich einerseits in Immobilien angelegt, das ist mir zu fad und eintönig geworden. Dann habe ich es am Aktienmarkt probiert, das war schon etwas interessanter, hat mich aber auch nicht wirklich gejuckt, so habe ich begonnen, nach Wikifolio auch in andere Startups zu investieren und habe gemerkt, das gefällt mir, ich kann mich mit Knowhow und Netzwerken einbringen. So bin ich immer stärker hinein gerutscht und stehe heute bei 35 Investments in Startups und bin an meiner persönlichen Kapazitätsgrenze angelangt. Da passte es perfekt, dass Michael Eisler und Bernhard Lehner vor zwei Jahren die »startup300 AG« ins Leben gerufen haben und mit diesem Unternehmen nicht nur die Entwicklung von einzelnen Unternehmen, sondern den Aufbau eines umfassenden Startup-Ökosystems vorantreiben. Da habe ich mich gleich engagiert. Mit der startup300-Familie haben wir das Startup- und Business-Angel-Wesen in Österreich professionalisiert und gemeinsam mit unseren 140 Aktionären, allesamt erfahrene Angels, auf eine neue Ebene gehoben.

Gemeinsam die Welt erleben Kinderbetreuung mit Verantwortung www.wiki.at


Fazitgespräch Wenn man sozusagen ausgesorgt hat, drängen sich dann nicht neben dem Lebensglück die großen Sinnfragen in den Vordergrund? Natürlich sind das die entscheidenden Fragen, insbesondere bei lebensentscheidenden Riesenevents wie einem großen Exit oder dem ersten Kind. Aber eigentlich fragt man sich das ja permanent. Gehe ich den richtigen Weg, wollte ich immer schon Journalist sein oder Angestellter oder Lehrer oder Vater? Diese Feedbackfrage und die Selbsterkenntnis ist unsere Pflicht Ist mein Weg der richtige für mich und mein Umfeld? In einer Zeit, wo man Familie gründet, Haus baut, die Stadt verlässt und aufs Land zieht, wo ich und meine Frau aufgewachsen sind, muss man sich schon sehr genau überlegen, wie man sein Leben weiter gestalten will. Da kam, relativ zeitgleich, die Anfrage von Puls 4, bei der Startup-Show »2 Minuten 2 Millionen« mitzutun. Das war eine wichtige Entscheidung, die ich mit meiner Frau und unserem Umfeld intensiv diskutiert habe. Ich bin heute froh, dass ich das Angebot angenommen habe. Das Thema Startup wurde noch mehr in die Breite getragen und ist heute sehr präsent. Wie wichtig ist es, eine Marke zu kreieren? Da muss man zunächst unterscheiden zwischen Markenimage und Markenbekanntheit. Das Image zu pflegen, hat klarerweise immer oberste Priorität. Eine breite Bekanntheit zu erlangen, ist für Endkundenprodukte wichtig. Dabei wird oft unterschätzt, wenn man glaubt, mit einem kleinen Erstinvestment und ein bisschen viralem Marketing ist es getan. B2C-Geschäftsmodelle, auch oder gerade im Internetzeitalter sind marketingintensiv, das braucht‘s viele Millionen Euro an Werbeetat, wenn man glo-

bal groß ausrollen möchte. Als Angelinvestor investiert man typischerweise in einer Range von 20.000 bis 200.000 Euro, in seltenen Fällen auch mehr. Dem Erstinvestor muss allerdings auch klar sein, dass noch wesentlich mehr Mittel in so ein aufbauintensives Markenunternehmen fließen müssen. Da ist es mit einer halben Million aus einer Businessangel-Runde nicht getan, da braucht es viele Millionen. Zwischen Erstinvestor und Foundern muss daher unbedingt schon bei Gründung Einigkeit herrschen, dass ein extrem starkes Wachstum angestrebt wird, das natürlich zu vielen Finanzierungsrunden führt und die Gründer immer wieder verwässert. Glücklicherweise gibt es in Österreich eine hervorragende Förderlandschaft, mit der sich mitunter mühsam aufgestellte Finanzierungsrunden hebeln lassen, also verdoppeln bis verdreifachen. Damit kann man auch in Österreich abseits der globalen Startup-Hubs ordentlich durchstarten. Zahlt es sich als Investor wirklich aus, kommt das Geld in der Regel wieder zurüc eun von zehn tartups scheitern ja. Es braucht schon ein sehr gutes Händchen und Gespür, dass man das Verhältnis auf eines von drei runterbricht. Für mich darf ich sagen, hat es sich ausgezahlt. Aber es ist natürlich ein hochriskantes Geschäft, bei dem sich auch schon viele die Finger verbrannt haben. Sie haben 35 Beteiligungen, gibt es diese Unternehmen alle noch? Nein, fünf sind verschwunden, alle anderen gibt’s noch. Die, die verschwinden, tun zwar einmal weh, weil das Geld weg ist – hat nicht funktioniert, o. k., Schwamm drüber. Über die guten freut

Masern sind sehr ansteckend.

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Ohne Impfung erkranken 95 von 100 Menschen. Auch Erwachsene. Bei 10 von 100 Masern-Fällen ist mit schweren Folge erkrankungen zu rechnen. Die Masern-Impfung schützt. Verlässlich. Auch Ihre MitarbeiterInnen. Gratis für Menschen jeden Alters. Bei den steirischen HausärztInnen und Gesundheitsämtern. fazitmagazin.at fb com fazitmagazin

Europäische Impfwoche: 23.-28. April 2018

Informationen, wie Sie beim Gewinnspiel mitmachen können, erfahren Sie unter fazitmagazin.at. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

FAZIT


Fazitgespräch

man sich natürlich. Ärgerlich ist die dritte Gruppe, die sogenannten Zombies. Das sind die, die nicht sterben, aber auch nicht wirklich überleben. Sie sind arbeitsintensiv, oft sind Founder-Issues zu klären, die Geschäftsführung zu verändern – das sind die, die am anstrengendsten sind und am wenigsten Freude machen. Zombie kann im besten Fall auch heißen, dass er irgendwann Break-Even wird und eigenständig weiterlebt, aber man sieht das Geld meist nicht mehr, das Investment steht zwar noch in den Büchern, denn das Unternehmen gibt es ja. Es macht vielleicht sogar einen kleinen Profit, aber auf Jahre gesehen kommst du kaum mehr zu deinem Geld. Das ist in Einzelfällen ja eh o. k., aber als Risikokapitalinvestor hat man einen sehr kurzen Investmenthorizont von typischerweise fünf bis sieben Jahren, um das Geld wieder herauszubekommen. Investoren, die in Familienunternehmen investieren, haben einen anderen Horizont und wollen vielleicht über Jahrzehnte etwas aufbauen. Das ist selbstredend höchst lobenswert, es ist eben kein typisches Startup-Investment. Wie sieht das aus Ihrer Sicht aus? Ein Startup muss einerseits disruptiv sein, also ein völlig neues Produkt oder Geschäftsmodell haben und andererseits hypergrowth-fähig sein, also ein extremes Wachstum vorzeigen können. Investoren in Startups sind meist Exit-getrieben Das kläre ich auch explizit bei jedem Investment mit den Foundern. Ich habe das einmal leider nicht gemacht und es kam zu einem katastrophalen Founderclash, weil die Founder das Unternehmen nie verkaufen wollten und auch keine Anteile abgeben wollten, aber trotzdem Geld von Investoren haben wollten. Ein Unternehmen zu gründen, das über Generationen hinweg in Familienbesitz bleiben soll, ist natürlich voll in Ordnung und höchst ehrbar, nur ist das eben kein Investment Case für einen Startup-Investor. Ein Startup kann natürlich auch eigenständig stetig weiterwachsen, aber irgendwann wirst du an die Börse gehen oder dich von einem größeren Unternehmen kaufen lassen. Wie bestimmen Sie oder Ihre Kollegen den Unternehmenswert? Zu dieser Frage gibt es keine Berechnungsmodelle oder Formeln. Das ist reine Ermessenssache zwischen den Parteien. Der Business Angel investiert in ein Team und nicht in eine Idee. Es gibt ein paar Faustregeln, zum Beispiel, dass pro Kopf eine Million bezahlt wird. Das ist natürlich eine ganz grobe Regel und es gibt

dabei krasse Unterschiede. Das ist zwar überhaupt keine Metrik, die angewandt wird, aber witzigerweise hat sich das schon ein paarmal bewahrheitet. Für mich als Investor muss der Unternehmenswert mindestens das Potenzial eines »Tenbaggers« haben, also sich verzehnfachen können, wenn nicht noch mehr. Das ist bei vielen physischen Produkten, die produziert und verteilt werden müssen, nicht möglich, zum Beispiel im Lebensmittelbereich, wo man etwas herstellt, einkauft, verkauft, lagert und so weiter. Bei neuen Technologien im IKT-Bereich, also Informations- und Kommunikationstechnik, ist es leichter möglich, so schnell zu wachsen. Daher reagieren wir Juroren bei »2 Minuten 2 Millionen« schon manchmal heftig, wenn Unternehmensbewertungen mit ein, zwei oder fünf Millionen ausgerufen werden, aber zuwenig Wachstum gezeigt werden kann. Weil die Idee alleine bei so einem Geschäftsmodell eben nicht Millionen wert ist. Hingegen kann man sich bei einer Technologie, die noch nicht auf dem Markt sein muss, aber chancenreich erscheint, schon vorstellen, dass sie in Kürze 10, 20, 50, 100 Millionen oder mehr wert ist. Das geht nicht mit Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs und bei Unternehmensgründungen im klassischen Sinne. In Österreich werden jedes Jahr 40.000 Unternehmen gegründet. Jeden einzelnen, der sich das traut, finde ich toll. Aber nur die wenigsten sind hoch skalierbare Startups.

Wie bewerten Sie die Situation in Österreich aktuell? Die Awareness von Startup-Unternehmen hat deutlich zugenommen, das Thema ist breiter geworden, ja, da hat sich viel getan. Auf der anderen Seite gibt es in Österreich noch immer viel Skepsis, viele Nörgler und Neider und Leute die darauf warten, dass du scheiterst. Und die sich nach einem Scheitern abwenden. Das beste Beispiel ist die berühmte Geschichte von Damian Izdebski, dem Gründer von »DiTech«, der in Österreich zunächst einen Riesenerfolg und dann eine große Pleite hingelegt hat. Jetzt startet er mit »techbold« wieder durch, ich habe da gleich investiert. Ein Gründer der schon einmal gescheitert ist, hat wesentlich mehr Erfahrung als jeder Absolvent einer Business School. Damian hat ein Buch geschrieben, »Meine besten Fehler«, in dem er unter anderem beschreibt, dass Scheitern etwas Gutes ist, aus dem man etwas lernt. Dieses Bewusstsein gehört in Österreich verstärkt. Nach jedem Bauchfleck heißt es aufstehen, Krone richten und weitergehen.

Michael Altrichter (45) investiert regelmäßig in junge Unternehmen, vorzugsweise aus dem digitalen Bereich. Nach der Gründung von »paysafecard« und »payolution« sowie deren Verkauf ist er heute einer der aktivsten österreichischen Business Angels und Impact Investor. Der Verkauf um rund 140 Millionen Euro gilt nach wie vor als einer der größten »Exits« (Unternehmensverkäufe) in Österreich. Sein aktuelles Portfolio umfasst Beteiligungen an 35 Startups, darunter unter anderem »rublys«, das Rubbelos fürs Smartphone, »Discovering Hands« sowie die Arzneimittelinformationsplattform »Diagnosia« oder die Social-Trading-Anlageplattform »wikifolio« (www.wikifolio.com). Der studierte Physiker ist Aufsichtsratsvorsitzender der »Startup300-Gruppe«, die ihrerseits 40 Investments hat. Altrichter wohnt in Allhartsberg in Niederösterreich, ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren. michaelaltrichter.pro

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Fazitgespräch

Hätten Sie konkrete Verbesserungsvorschläge? Einen ganzen Katalog. Es kann nicht sein, dass eine Gründung im Schnitt 23 Tage dauert. Eine Unternehmensgründung muss in einer Viertelstunde online zu erledigen sein. Weiters sollten »sandboxes« eingerichtet werden, also geschützte Plätze, wo sich ein Startup ein bis drei Jahre mit einem Minimum an Regulierung, Kammerthemen oder Bankenaufsicht entfalten darf. Die Paysafecard war in den ersten Jahren ein offizielles Zahlungsmittel, eine regulatorische Katastrophe für ein Startup! Es überleben ohnehin nur zehn Prozent der Unternehmen die ersten drei Jahre. Ab dann wäre es immer noch früh genug für bürokratische Auflagen. So ein Startup-Fenster würde helfen, da gehört entrümpelt, damit sich viel mehr Leute drübertrauen.

Hätten Sie einen Rat, wo ein Privater sein Geld noch anlegen könnte, außer in Sparbuch, Wertpapiere und Betongold? Könnte es für Investitionen in Startups etwa bessere staatliche Rahmenbedingungen oder Absicherungen geben? Immer wenn der Markt versagt, muss der Staat eingreifen. Leider wird hierzulande viel zu wenig privates Geld in Unternehmensgründungen investiert. Privates Geld gibt es in Österreich genug, Über 1000 Milliarden ist das Vermögen der Österreicher. Wenn davon nur ein Promille in Startup-Unternehmensgründungen fließen würde, wäre das eine Milliarde, also zehnmal mehr als jetzt pro Jahr in Startups fließt. Für das Lottospielen geben die sterreicher jedes Jahr über eine Milliarde aus. Ich würde gerne einmal den Vergleich sehen, was mit dem österreichischen Standort passieren würde, wenn diese Milliarde in Unternehmensgründungen fließen würde. Wenn das private Geld allerdings nicht am Markt verfügbar ist, dann muss der Staat einspringen. In Österreich ist das ohnehin schon sehr stark der Fall, es gibt ja viele Förderungen. Was noch fehlt, sind mehr Steueranreize: Privatinvestoren könnten etwa über Tax Credits ermuntert werden, Geld in Startups zu stecken, und allfällige Verluste steuerlich verwerten. Das wäre höchst sinnvoll, weil natürlich jedes investierte Geld im Unternehmen Steuern erzeugt, das würde sich auch für den Finanzminister rechnen. Herr Altrichter, vielen Dank für das Gespräch.

FAZIT APRIL 2018 /// 29


Steuerboard

Drittanstellung von Geschäftsführern im Sozialversicherungsrecht

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In Unternehmensverbänden ist es üblich, dass ein Geschäftsführer auch für Tochtergesellschaften die Geschäftsführung übernimmt, ohne dass er mit dieser einen eigenen Arbeitsvertrag abschließt. Die Geschäftsführung bei der Tochter entspringt vielmehr den Verpflichtungen aus dem „originären“ Dienstvertrag. Nach jüngster Ansicht des Verwaltungsgerichtshofes ist nun aber zwangsläufig ein eigenes sozialversicherungsrechtliches Dienstverhältnis mit der Tochtergesellschaft anzunehmen. Begründet wird dies damit, dass der Beschäftiger (z. B. die Tochtergesellschaft) wegen des formellen Geschäftsführer-Bestellungsakts einen direkten Anspruch auf Arbeitsleistung geltend machen kann. Diese Beurteilung steht im Widerspruch zur bisher gepflegten Auffassung, dass für die sozialversicherungsrechtliche Einordnung nicht die Organstellung, sondern allein die schuldrechtliche Vereinbarung maßgeblich ist. Harmlos? Mitnichten! Folge der jüngsten Judikatur ist ein wesentlicher verwaltungstechnischer Mehraufwand: künstliche Splittung von Anstellungsverträgen, Mehrfachanmeldungen, getrennte Beitragsabfuhr, insbesondere aber Mehrfachbelastung mit SV-Beiträgen auf Arbeitgeberseite sowie die Notwendigkeit, dass Rückerstattungsanträge durch die betroffenen Arbeitnehmer bei der GKK gestellt werden müssen. Lösungen? Kontaktieren Sie Ihren Steuerberater!

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Foto: Marija Kanizaj

Mag. Alexander Hofer

BU IV-Geschäftsführer Gernot Pagger und Präsident Georg Knill nutzten die Präsentation einer Studie zur regionalen Wertschöpfung, um ein Maßnahmenpaket für den Wirtschaftsstandort zu postulieren.

Industrie: Maßnahmen für den Standort

Die steirische Industriellenvereinigung fordert ein Maßnahmenpaket zur Stärkung und Sicherung des steirischen Wirtschaftsstandorts. IV-Präsident Georg Knill zielt dabei auf einfachere Genehmigungsverfahren, die er mit einem Bekenntnis zur Wirtschaft in der Landesverfassung erreichen will, ab. Er fordert darüber hinaus mehr Landesgeld für Forschung und Entwicklung, Verbesserungen im Bildungsbereich, ein Bekenntnis zu einem überregionalen Arbeitsmarkt, der auch die Nachbarregionen einschließt, sowie einen regelmäßig tagenden Standort-Zirkel bestehend aus Vertretern der Leitbetriebe und der Landesregierung.

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it einem Wertschöpfungsanteil von 34 Prozent und 29 Prozent der Be schäftigten bildet der produzierende Sektor das zentrale Stärkefeld der steirischen Wirtschaft. Um diese Zahlen abzusichern brauche es, so Knill, eine offensive regionalen Technologie- und Innovationspolitik, die durch ein Bekenntnis zur Wirtschaft in der Landesverfassung abgesichert wird. Damit will die IV die Genehmigungsverfahren vereinfachen und beschleunigen und mehr Rechtssicherheit für investitionsbereite Unternehmer erreichen. Trotz der steirischen Rekordforschungsquote von 5,1 Prozent müsse das Land einen höheren Beitrag leisten. 75 Prozent der Forschungsausgaben kommen von den Unternehmen. Der finanzielle Beitrag des Landes sei jedoch äußerst bescheiden. 30 /// FAZIT APRIL 2018

„Im Voranschlag für 2018 liegen wir bei 44 Millionen Euro. Oberösterreich hat im Voranschlag für 2018 74 Millionen Euro eingestellt , so IV Geschäftsführer Gernot Pagger. Einen besonderen Stellenwert nehmen aus Sicht der Industrie die Maßnahmen gegen den Facharbeitermangel ein. Der Personalbereich bilde schon heute eine Wachstums- und Investitionsbremse. Die IV fordert daher ein Maßnahmenbündel aus qualifiziertem Zuzug und Bildung. IV-Präsident Knill kritisierte in diesem Zusammenhang besonders den Plan der Bundesregierung, den Arbeitsmarkt für Kroaten auch weiterhin geschlossen zu halten. Besondere Engpässe sieht die IV in den Bereichen Mechatronik, Informatik und Nanotechnologie.


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m internationalen Vergleich für exzellentes Clusterma nagement verlieh die VDI VDE Berlin dem steirischen Green Tech Cluster die Höchst note von 100 Punkten. Der Umwelttechnik Cluster führt damit die weltweite Liste von 1.000 auditierten Clustern aus vier Kontinenten an. „Wir haben in der Steiermark bereits vor über 20 Jahren begonnen, auf Cluster und damit auf die verstärkte Zusammenarbeit von Unternehmen untereinander sowie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu setzen. Unsere steirischen Cluster sind heute Erfolgs modelle, die international viel beachtet und nachgeahmt werden. Das gilt gerade auch für den Green Tech Cluster, der nun bereits drei internationale Rankings als bester Umwelttechnik Cluster der Welt anführt , freut sich Wirt schaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

Weltpremiere für den Jaguar I-Pace

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it einer glamourösen und informativen Präsentation – mittels Livestream in die ganze Welt übertragen – wurde Anfang März der erste vollelektrische Jaguar in seiner neuen Produktionshalle bei Magna-Steyr in Graz enthüllt. Der I-Pace ist das erste in Großserie und mit hohen Stückzahlen gebaute Elektroauto in Österreich. An der Präsentation nahm auch der britische Botschafter Leigh Turner teil, und auch für Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, LHStV. Michael Schickhofer und Wirtschaftslandesrätin Barba ra Eibinger-Miedl bildete die Präsentation einen Meilenstein für den steirischen Wirtschaftsstandort. Die 90 kWh Li thium Ionen Batterie verhilft dem I-Pace zu einer Reichweite von 480 Kilometern (im neuen WLTP-Zyklus), was im realen Alltag 380 bis 400 km Reichweite bedeuten wird. Besitzer werden die Batterie an einer 100-kW-Schnellladesäule mit

Gleichstrom in weniger als 40 Minuten von Null auf 80 Pro zent aufladen können; wer nur 15 Minuten Zeit hat, kann auf gleiche Weise 100 Kilometer Reichweite nachtanken . Den I-Pace gibt es ab 78.380 Euro. Seit der Übernahme durch den indischen Autokonzern Tata Motors ist Jaguar zurück auf der Erfolgswelle. Mit dem I-Pace erhält Tesla erstmals eine echte Konkurrenz. Dass ausgerechnet Jaguar als erster klassischer Premiumhersteller einen Rivalen zum Tesla Model auf den Markt bringt ist durchaus auch als Ohrfeige für die deutschen Autobauer zu werten. Der Erfolg von Tesla hat die Premiumhersteller bekanntlich eiskalt erwischt. Tesla hat mit dem Model S die Mercedes S Klas se, die 7er Reihe von BMW und den Audi A8 sowohl in den USA als auch in Europa beim Absatz bereits überholt. BMW ist mit dem I 3 zumindest bei den mittleren E-Fahrzeugen

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Foto: Jaguar/NickDimbeleby

Hohe Auszeichnung für Green-TechCluster

v.l: Magna-Steyr-Präsident Günther Apfalter, JaguarLand-Rover-CEO Ralf Speth, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, LH.-Stv. Michael Schickhofer und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl vor dem Jaguar I-Pace. vertreten. Audi, Mercedes und Porsche bringen ihre elektrifizierte Oberklasse frühestens 2019 auf den Markt.

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Wirtschaft

Freiheitliche Wirtschaft fordert Standortoffensive

Anzeige Foto: Michael Kurzweil

Während die Konjunktur dank internationaler Impulse auch in Österreich erste Anzeichen von Erholung zeigt, haben Reformstau und überbordende Bürokratie die Rahmenbedingungen für Unternehmen in den vergangenen Jahren vielfach weiter verschlechtert, mahnt Dr. Erich Schoklitsch, Landesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft Steiermark. Im folgenden Interview mit FAZIT thematisiert er die größten Wirtschaftshemmnisse sowie dringend notwendige Korrektive, um Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand zu sichern.

FW-Landesobmann Dr. Erich Schoklitsch: „Die Freiheitliche Wirtschaft hat Ideen und Perspektiven um Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand zu sichern.“ Eines unserer vordringlichsten Probleme ist der zunehmende Fachkräftemangel, was soll die Regierung dagegen unternehmen? Ich sehe hier eine ganze Reihe an Maßnahmen, um die Lehre wieder attraktiver zu machen. Viele Schulabgänger erfüllen leider nicht mehr die in vielen Berufen geforderten Grundqualifikationen, hier muss in jedem Fall an einer deutlichen Verbesserung des Bildungssystems angesetzt werden. Zusätzlich sollte die Berufsberatung an den Schulen möglichst früh ansetzen, um ein positives Image von handwerklichen Berufen zu ver32 /// FAZIT APRIL 2018

mitteln statt für ein Studium an übervölkerten Universitäten zu werben. Einen weiteren Impuls würde die Wiedereinführung des Blum Bonus für die Lehrausbildung liefern und das bewährte duale Lehrsystem kann schließlich als Vorbild für eine solide Berufsausbildung in ganz Europa dienen.

Ein großes Anliegen der FW sind ja auch die Senkung der Lohnnebenkosten und Bürokratieabbau? Dank der neuen Bundesregierung sehe ich hier vielversprechende Ansätze, auf einen guten Weg zu kommen.

Erste Schritte sind hier die Erleichterungen im Betriebsanlagenrecht ab 2019, Reformen zur Verschlankung der Wirtschaftskammer und Beitragssenkungen bei der Unfallversicherung. Aber es braucht mutigere Schritte mit Senkung der Lohnnebenkosten und Einkommensteuern, Erleichterungen bei der Finanzierung und vor allem die Zusammenführung von Sozialversicherungen. Auf EU-Ebene wünschen wir uns eine Reduktion unsinniger Vorschriften und die Verhinderung des übereifrigen Goldenplatings in unserem Land. Zudem würde eine verbesserte steuerliche Heranziehung der internationalen Großkonzerne unsere Kleinund Mittelbetriebe entlasten. Die Arbeitswelt wird sich durch die Digitalisierung grundlegend verändern, welche Perspektiven sehen Sie hier? Für viele Branchen ist Digitalisierung das Zukunftsthema schlechthin. Um die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort zu stärken, ist eine stärkere Forcierung der Breitbandoffensive ein unbedingtes Muss. Die Pläne der Bundesregierung zielen in diese Richtung und ein konsequenter Ausbau der Netzabdeckung entlang der Bahnstrecken wird von BM Norbert Hofer massiv in An-

griff genommen. Weitere Faktoren sind die Verbesserung der IT-Sicherheit und Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitnehmer in Hinblick auf Industrie 4.0. Die digitale Grundbildung muss zudem auch in den Schulen verstärkt auf den Lehrplan kommen. Welche Themen haben für Sie als Landesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft einen besonderen Stellenwert? Einer unserer jüngsten Erfolge ist die Rücknahme der Mehrwertsteuer-Erhöhung auf Nächtigungen, damit wurde eine zentrale Forderung der Freiheitlichen Wirtschaft durchgesetzt. Zu unseren langjährigen Forderungen zählen außerdem die verstärkten Kontrollen des grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehrs, da nur so unseren Wirtschaftstreibenden ein fairer Wettbewerb garantiert werden kann. Die günstige Wirtschaftsentwicklung muss unbedingt durch ausgewogene Budgets und verstärkten Sparwillen genutzt werden, um die Schuldenlast unseres Landes zu reduzieren.


Wirtschaft

Ist Ihr Unternehmen auf die EU-DSGVO vorbereitet? D

ie Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union werden Ende Mai 2018 rechtlich verbindlich. Ziel der europäischen Verordnung ist die europaweite Vereinheitlichung der Datenschutzbestimmungen; dies bezweckt den verbesserten Datenschutz, aber auch den „freien Verkehr personenbezogener Daten . Den Unternehmen werden erhöhte Anforderungen an die Datenschutzdokumentation durch Führung von Verfahrensverzeichnissen und weitreichenderen Nachweis und Rechenschaftspflichten auferlegt, was einen erhöhten Verwaltungsaufwand mit sich bringt. Betroffen sind alle Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten. Hierbei handelt es sich um all jene Angaben, die sich auf eine zumindest theoretisch identifizierbare Person beziehen. Auch pseudonyme Cookies und IP-Adressen fallen darunter. Eine Verarbeitung liegt praktisch bei allen erdenklichen Verwendungen wie Erheben, Speichern, Offenlegen durch Übermittlung, Löschen, usw. vor. Die DSGVO gilt nicht nur für die rein elektronische bzw. automatisierte, sondern auch für die teil- und nicht automatisierte Verarbeitung von Daten. Unternehmen, die ihre Kundendaten rein analog speichern, müssen die Datenschutzbestimmungen dennoch beachten. Ausnahmsweise ist die DSGVO dann nicht anwendbar, wenn

weniger als 250 Mitarbeiter in einem Unternehmen beschäftigt sind und die Verarbeitung personenbezogener Daten in kleinen Unternehmen bloß gelegentlich erfolgt. Da moderne Unternehmen Daten über ihre Website, Onlineshop, CRM Systeme, Lohnabrechnungssysteme etc. laufend und nicht nur gelegentlich, verarbeiten, wird diese Ausnahme in der Praxis kaum zum Tragen kommen. Die neuen Datenschutzbestimmungen erfordern eine genaue Dokumentation der Datenverarbeitungsprozesse und eine laufende Überprüfung auf deren Zulässigkeit. Dreh- und Angelpunkt ist das Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten, welches darstellt, wie das Unternehmen mit personenbezogenen Daten umgeht und von jedem Unternehmen zu führen ist. In dem Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten müssen der Verarbeitungszweck, eine Beschreibung über die Kategorien der erhobenen und gespeicherten Daten sowie die Empfängerkategorien angeführt werden und daraus hat hervor zu gehen, ob Übermittlungen von Daten in Drittländer erfolgen. Das Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten ist mindestens einmal jährlich zu überprüfen. Die vorgeschriebenen Löschungsfristen der Daten sind überdies anzugeben. Darüber hinaus muss eine Beschreibung der technischen und organisatorischen Datensicherheitsmaßnahmen enthalten sein. Neben diesem Verzeichnis wird es auch er-

Anzeige Foto: ASPIDA

Am 25.05.2018 tritt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union in Kraft. Bis dahin müssen die Unternehmen ihre Datenanwendungen an die neue Rechtslage angepasst haben. Für Unternehmen, welche die erforderlichen Maßnahmen bis dahin nicht getroffen haben, kann es teuer werden, denn es drohen hohe Strafen bis zu 20 Millionen Euro.

Mag. Wolfgang Ehß ist Rechtsanwalt und Partner der Rechtsanwaltskanzlei ASPIDA in Graz. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten zählt neben Wirtschaftsund Unternehmensrecht auch das Datenschutzrecht. forderlich, dass jedes Unternehmen, das eine Website betreibt oder Onlinedienste zur Verfügung stellt, eine der neuen Rechtslage entsprechende Datenschutzerklärung bereitstellt und alle erforderlichen Kennzeichnungen bei den verwendeten Kontaktformularen einfügt sowie die Daten verschlüsselt übermittelt. Werden sensible Daten, wie etwa Gesundheitsdaten, religiöse oder sexuelle Daten verarbeitet, kann es zudem erforderlich sein, einen Datenschutzbeauftragten zu bestellen und eine Datenschutzfolgenabschätzung vorzunehmen. Die derzeit noch vorgeschriebenen DVR-Meldungen bei der Datenschutzbehörde ent-

fallen in Zukunft; wobei dies Unternehmen aber nicht vor der Pflicht zum Führen eines Verzeichnisses der Datenanwendungen befreit. Wer für einzelne Datenanwendungen bereits eine DVR Nummer hat, muss für diese keine Datenschutzfolgenabschätzung durchführen. Wenn es aber zu einer Änderung der Datenanwendung kommt, ist unter bestimmten Voraussetzungen eine Datenschutz-Folgenabschätzung durchzuführen. Jedes Unternehmen hat die Kunden und sonstigen Betroffenen vor der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten unter anderem darauf hinzuweisen, was mit den Daten geschieht und wie lange sie gespeichert werden. Dabei ist es gleichgültig, ob das Unternehmen die Daten digital oder analog verarbeitet. Der Hinweis geschieht im Regelfall durch eine Datenschutzerklärung des Unternehmens. Durch die neuen Bestimmungen wird das Datenschutzrecht wesentlich umfangreicher und bedingt durch teilweise unpräzise Regelungen für juristische Laien nur schwer verständlich. Es erscheint daher empfehlenswert, Rechtsexperten mit der Analyse der Gegebenheiten und Erfordernisse im Unternehmen und der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zu beauftragen um den Vorschriften der Datenschutzverordnung Genüge zu tun.

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FAZIT APRIL 2018 /// 33


Ein neugieriges Kind & Medizinische Implantate

Wirtschaft

Thomas Cook setzt auf Qualität und Markenvielfalt

Fazit traf den Österreich-Vorstand von Thomas Cook und Neckermann-Reisen, Ioannis Afukatudis, und sprach mit ihm über Entwicklungen in der Reisebranche.

Anton war schon immer ein Tüftler, bereits als Kind hat er am liebsten Dinge erfunden. Noch heute geht die Welt des neugierigen Zerspanungstechnikers weit über das Feilen, Sägen, Fräsen und Polieren hinaus. Bei seinem Arbeitgeber, einem Sondermaschinenhersteller, kann Anton sein ganzes Geschick und seine ganze Leidenschaft für Technik einbringen. Und mit seinen Hightech-Metallund Kunststoffbauteilen Leben retten. Seine Arbeit wird beispielsweise in einem speziellen 3D-Drucker eingesetzt, der passgenaue medizinische Implantate individuell produziert. Ziemlich smart, wie Anton findet, der schon die nächste Idee im Kopf hat. Zukunft erfinden in der steirischen Industrie.

Einer nachhal g guten Qualität des Lebens verpflichtet.

Herr Afukatudis, Ihr Unternehmen gilt als der Erfinder der Pauschalreise. In Österreich sind Sie unter anderem mit den Marken Thomas Cook und Neckemann auf dem Markt. Was spricht für diese Mehrmarkenstrategie? Seit 2001 gehören Thomas Cook und Neckermann zusammen. Thomas Cook war zuvor ein sehr traditionelles britisches Unternehmen. Unser Gründer hat vor 177 Jahren in England die Pauschalreise erfunden. Neckermann ist hingegen ein traditionelles deutsches Nachkriegsunternehmen, das das Reisen für die breite Masse erschwinglich gemacht hat. Und wie sind die Marken positioniert? Thomas Cook steht für hochwertige Premiumprodukte. Unter Thomas Cook Signature bieten wir exklusive Destinationen mit hochwertigen Hotels an. Außerdem ist Thomas Cook unsere klassische Hauptmarke in Großbritannien und in Nordeuropa. Neckermann spricht ein wesentlich breiteres Kundensegment an und ist unsere traditionelle Hauptmarke. Steht besonders in Deutschland, Österreich aber auch in west- und osteuropäischen Märkten für beste Qualität zum günstigen Preis. Der Pauschalreisemarkt ist heiß 34 /// FAZIT APRIL 2018

umkämpft. Wie will Thomas Cook seine Position als weltweite Nummer zwei behaupten? Wir wollen nicht der größte sondern, der beliebteste Urlaubsmacher werden. Das geht nur mit noch mehr Qualität und noch mehr Service mit Individualisierungen. So bieten wir unseren Kunden mit der Flex Option die Möglichkeit, ihren Urlaub bis zehn Tage vor Reiseantritt ohne Angabe von Gründen umzubuchen. Falls ein Kunde mit seinem Hotel nicht zufrieden ist, kann er mit dem „24-Stunden-Zufriedenheitsversprechen gegen Erstattung des vollen Reisepreises heimfliegen. Er kann sich mit Mein Zimmer in seinem Urlaubshotel sein Lieblingszimmer reservieren oder sich am Hotelpool seine Sonnenliege vorab reservieren lassen.

ohin fliegen die sterreicher am liebsten auf Urlaub? Besonders begehrt bei den sterreichern sind heuer Mallorca und die Kanaren, aber bei den Steirern ist Griechenland die Nummer eins. Erst danach folgen Spanien, Kroatien und Bulgarien.

Ist die Terrorangst endgültig überwunden? Die Terrorangst ist nicht mehr das Thema. Bei der Türkei und auch in Nordafrika waren es eher die politischen Komponenten, die die Gäste abgehal-


Wirtschaft

Neudörfl, Samstag, 20:15 Uhr:

Christian Greider SIEHT NICHT FERN!

ten haben. Aber heuer ist vor allem die Türkei wieder stark im Kommen.

Was passiert, wenn eine Destination völlig abstürzt, wie vor einigen Jahren Ägypten? Wir haben zu den ersten gehört, die auf Alternativen gesetzt haben. Damit haben wir etwa Bulgarien als Pauschalreiseziel so entwickelt, dass das Land in eine völlig andere Kategorie unter den Tourismuszielen aufsteigen konnte. Wir haben auch die Möglichkeit, Destinationen in der Ferne zu entwickeln und entsprechend zu positionieren.

Welche Rolle spielen Reisebüros in der heutigen Zeit eigentlich noch? Über 80 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir über die Reisebüros. Unsere Kunden recherchieren online – zuletzt lag die Zahl bei 90 Prozent – danach gehen die meisten ins Reisebüro, um sich beraten zu lassen und zu buchen. Dabei kann es dann eine andere Destination oder ein anderes Hotel werden. Ist das für die Kunden nicht teurer als gleich online zu buchen? Selbstverständlich nicht! Es gibt keine Preisdifferenz zwischen einem Online-Abschluss oder einer Buchung im Reise-

Er druckt gerade mit seinen Kollegen Ihr Magazin. Damit es garantiert pünktlich zum Einsatz kommt.

Foto: Thomas Cook

Machen die politischen Unwägbarkeiten die Planung für Sie als Veranstalter nicht zur unlösbaren Aufgabe? Wie versuchen entsprechende Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und die Kapazitäten flexibel zu gestalten, damit wir kurzfristig reagieren können, wenn wir der Meinung sind, dass ein Zielgebiet nicht gut laufen oder besonders gut laufen wird. Wir haben eine sehr gute Infrastruktur in den Urlaubsregionen und können so die Informationen einbeziehen. Wir haben als TC Group ein Krisenmanagement, das rund um die Uhr die Entwicklungen beobachten und auch sehr kurzfristig reagieren kann.

Thomas-Cook-Vorstand Ioannis Afukatudis sieht die Chancen für den größten Reiseveranstalter der Welt vor allem im weiteren Ausbau der Serviceversprechen.

büro. Die Österreicher geben viel Geld für ihren Urlaub aus und wollen die Sicherheit, dass alles bestens ist. Sie wollen einen Ansprechpartner, der ihnen das face to face garantieren kann. Das Reisebüro ist also tatsächlich Ihr Partner und nicht Ihr Konkurrent? Auf der Webseite neckermannreisen.at bieten wir den Kunden einen Merkzettel an, den wir ihnen per Mail schicken und der dann auch die Adressen von Reisebüros enthält, von denen wir überzeugt sind, dass sie ein optimales Angebot machen. Thomas Cook ist mit 26.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 9,4 Milliarden britischen Pfund der größte Reiseveranstalter der Welt. Seit 2001 gehört auch Neckermann-Reisen zur Thomas Cook Group. Damit wurde auch die ehemalige Lufthansa-Tochter Condor Teil der Thomas Cook Airlines.

FAZIT APRIL 2018 /// 35

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Schullin unter den Top 100 Juwelieren Mit der Auszeichnung Top 100 werden Geschäfte aus dem deutschsprachigen Raum für Exzellente Schmuckkultur ausgezeichnet. Auch Juwelier Schullin aus Graz konnte sich über die besondere Ehrung freuen und nahm die begehrte Urkunde aus der Hand von Alexander Meth, Gründer und Eigentümer des Verlags Meth Media, in Empfang. Prämiert werden das 14. Jahr in Folge jene Juweliergeschäfte, die alle Kriterien exzellenter Schmuckkultur erfüllen. Verliehen wurde die Auszeichnung auf der Schmuckmesse „Inhorgenta Munich , die von 16. bis 19. Februar 2018 in München stattfand. Als eine der wichtigsten Plattformen für die Schmuckbranche bot sie auch dieses Jahr wieder den perfekten Rahmen.

Die Charity-Kampagne des Odilien-Institutes 2018 Ein Areal von insgesamt 15.000 m2 instand zu halten, ist eine große Herausforderung, und wichtige Projekte können dankenswerter Weise oft durch Spenden ermöglicht werden. Die Charity Kampagne 2018 dient daher der Realisierung dieser wichtigen Leitprojekte. Als Testimonials kommen heuer 13 Prominente aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens zum Einsatz, u.a. Didi Dorner, Anita Frauwallner, Michael Ostrowski, Monika Primas, Frido Hütter, Paul Stajan, Kathryn List und Stefan Krispel. Die ausdrucksstarken Portraits der Testimonials in Verbindung mit einem einprägsamen Slogan sollen die Betrachter innen zum Spenden eines konkreten Betrages über www.odilien.at spenden animieren. we process the future

Immer mehr Menschen weltweit leiden unter einer Hörminderung. Auch in Österreich ist rund jeder Fünfte von einer Hörminderung betroffen, wie Schätzungen zeigen – eine Zahl, die kontinuierlich steigt, wie Experten anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März warnten. „Das Hören bildet die Grundlage für alltägliche Kommunikation und soziale Interaktion. Leider wird die Wichtigkeit des Gehörs aber oft unterschätzt , sagt Neuroth Hörakustikexperte Andreas Grill, Neben der Altersschwerhörigkeit ist vor allem der Lärm die häufigste Ursache für eine Hörminderung. Umso wichtiger ist es, einerseits bestmöglich vorzusorgen und andererseits eine Hörminderung rechtzeitig versorgen zu lassen.

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36 /// FAZIT APRIL 2018

Fotos: Daniel Reiter, Meth Media, Florian-Lierzer, Neuroth, FH Joanneum / Klaus Morgenstern, Hermann Burgstaller, Land Steiermark /Strasser,

Jeder 5. Österreicher leidet an Hörminderung


Foto: Foto Fischer

FH Joanneum eröffnet neue Lehr- und Forschungsfabrik An der FH Joanneum Kapfenberg wurde am 7. März das Smart Production Lab eröffnet. Die Lehr- und Forschungsfabrik schafft einen offenen Platz für Kreativität und Innovation für die digitale Produktion. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 2,7 Mio. Euro, davon finanziert die Stadt Kapfenberg 1,1 Mio. für die bauliche Infrastruktur; namhafte Industriepartner und Sponsoren unterstützen das Smart Production Lab mit rund einer Million Euro. Zur Eröffnung des Smart Production Lab begrüßte man an der FH Joanneum in Kapfenberg über 300 Personen aus Wirtschaft, Industrie und Politik, darunter Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger Miedl, Bildungslandesrätin Ursula Lackner und Bgm. Friedrich Kratzer.

Sponsion im Barocksaal des Priesterseminars Graz

Weitere 43 Absolventen der berufsbegleitenden Studiengänge Betriebswirtschaft und Bauingenieurwesen unterstützen nun die steirische Wirtschaft. Diesen Erfolg machte Ingenium Education in Kooperation mit der HTWK Leipzig und der OTH Regensburg möglich. Neben Vertretern der Hochschulen aus Bayern und Sachsen gratulierten Ehrengäste aus Wirtschaft und Politik und sprachen großes Lob für die erbrachten Leistungen aus. HR DI Günther Friedrich (Gründer Studienzentrum Weiz und Ingenium Education) betonte Vor 19 Jahren hat dieses grenzübergreifende Projekt begonnen, heute können wir auf über 5.000 erfolgreiche Absolventen zurückblicken, mehr als 60 % davon sind heute in leitenden Positionen.

S-Bahn Steiermark sorgt für reine Luft

„Das Jahr 2018 steht in den Ressorts Verkehr und Umwelt ganz im Zeichen der Luftreinhaltung. Auch die S Bahn Steiermark leistet dazu einen wesentlichen Beitrag , so Landesrat Anton Lang. Laut Lang werden sämtliche Aktivitäten in den Ressorts Verkehr und Umwelt gebündelt, um eine nachhaltige Sicherstellung der guten steirischen Luftqualität zu gewährleisten. Das Ziel ist es, die S Bahn und auch die anderen steirischen ffis weiter zu attraktivieren. Wir Die S Bahn Steiermark mit ihren attraktiven Taktungen und ihrer modernen Infrastruktur ist dazu ein wichtiger Baustein , lädt der Landesrat einmal mehr zum Umsteigen auf unsere steirischen ffis ein.

Unternehmerinnen auf dem Vormarsch

Die Zahl der Unternehmerinnen wächst weiter stark an Bereits 27.191 steirische Betriebe befinden sich in weiblicher Hand, das sind um 1.392 mehr als noch im Jahr zuvor – ein neuer Rekord. Frau in der Wirtschaft setzt sich anlässlich des Weltfrauentags für noch bessere Rahmenbedingungen ein. Vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht weiterhin im Fokus Es gibt in vielen Bereichen aber auch Verbesserungsbedarf. Die Hauptlast bei Vereinbarkeit von Job und Familie liegt nach wie vor bei den Frauen. Hier ist nicht nur ein gesellschaftliches Umdenken notwendig, sondern auch politische Weichenstellungen , mahnt FiW Landesvorsitzende Adelheid Moretti.

Kurz im Gespräch mit Siegfried Nagl, Bürgermeister von Graz Bis wann könnte eine Bewerbung von Graz und den Partnerregionen für die Olympischen Spiele 2026 0der 2030 über die Bühne gehen? Nachdem wir am 15. März den Letter of Intent im Gemeinderat mit Stimmen von VP, FP und Neos beschlossen haben, kommt es jetzt zu einer Erhebungs- und Evaluierungsphase, gemeinsam mit dem IOC. Wenn diese bereit sind, ihre eigen Agenda 2020 mit Sportlern im Mittelpunkt, nachhaltig und ohne Bombast ernst zu nehmen, wäre der Oktober 2018 der Start zur Intensivphase!

Inwiefern waren die Special Olympics 2017 eine Art Generalprobe für dieses Vorhaben? Dass die Stadt Graz auch große Veranstaltungen bewältigen kann, haben wir im Kulturhauptstadtjahr 2003, mit den World Choir Games 2008 mit 25.000 TeilnehmerInnen und auch im letzten Jahr, als wir Host City für die Special Olympics mit 2800 Athletinnen und rund 7.000 Begleitpersonen waren, bewiesen. Insofern waren auch die Special Olympics eine Generalprobe! Welche weiteren Infrastrukturmaßnahmen im Raum Graz wären dafür notwendig? Für Graz bedeutet das, eine enge Kooperation mit den Investoren der Smart City Reininghaus, wo das olympische Dorf entstehen soll, das im Anschluss als Wohnraum für 3.000 Menschen weiter genutzt werden wird.

äre dieses Gro ereignis in finanzieller Hinsicht für Graz bzw. die Steiermark überhaupt zu stemmen? Das IOC finanziert die Olympischen Spiele selbst zurzeit mit 900 Mio. Dollar. Die Investition in die Infrastruktur ist sowieso notwendig. Ich sehe kein Problem für die Finanzierung, sofern das IOC seine eigenen Beschlüsse ernst nimmt FAZIT APRIL 2018 /// 37


Zur Lage #89 Einzig und alleine über den »Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (in Bau)«. Und damit über eine der teuersten Baustellen Europas, die ein gutes Beispiel darstellt, wie in unserem vereinten Europa mit öffentlichen Mitteln umgegangen wird.

J

etzt hab ich auch noch einen Lieblingsflughafen. Also »haben« ist da jetzt sehr übertragen gemeint. Nicht nur, weil er mir selbstverständlich nicht gehört, nein, weil es ihn so richtig noch gar nicht gibt. Es ist – oder wird einmal sein – der Berliner Flughafen, mit vollem Namen zur Stunde »Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (in Bau)«. 2007 bzw. 2012 hätte der schon eröffnet werden sollen, aber irgendwo scheint da im sonst so perfekten bundesdeutschen Getriebe der Wurm zu stecken. Besonders imponiert mir übrigens die Tatsache, dass es mittlerweile auch keinen fixen Eröffnungstermin mehr gibt, die »Verantwortlichen« sprechen nunmehr lediglich von einem »belastbaren Termin für den Betriebsstart« im Oktober 2020. Buchen würde ich noch nicht. Die Geschichte ist insgesamt wirklich super. Planungsbeginn war anno 1997 und man ging damals von einer Eröffnung im Jahr 2007 aus. Das hatte man noch relativ schnell im Griff und es gab bald eine größere Verschiebung auf den November 2011. 2010 herum verschob man die dann auf den Juni 2012 und nur drei Wochen vor dieser geplanten Eröffnung wurde auf Herbst 2012, kurze Zeit später auf August 2013 verschoben. Dann war irgendwann einmal, ich habe jetzt während des Schrei-

Und wenn die dort 750 Bildschirme haben, dann will ich gar nicht wissen, wie viele Klos die haben müssen.

38 /// FAZIT APRIL 2018

Von Christian Klepej bens plötzlich die Lust auf weitere genaue Recherchen bezüglich dieses Idiotenprojektes verloren, irgendwann einmal also, eine »Teileröffnung« für das Frühjahr 2014 geplant. Das offenbar ausgefallen ist. Die Eröffnung auf jeden Fall. Ob nun dieser »belastbare Termin 2020« eingehalten werden wird können, scheint nach jüngsten Entwicklungen mehr als ungewiss zu sein. Denn vor bald zwei Wochen wurde bekannt, dass etwa 750 Bildschirme »ausgetauscht« werden müssen. Ja, ausgetauscht! Die haben nämlich im Großen und Ganzen das »Ende ihrer Betriebszeit« erreicht. Die laufen nämlich seit 2012 (für den damals eben geplanten Start) rund um die Uhr und sind jetzt quasi ausgebrannt. Gut, wer will ihnen das verübeln? Wollen wir wirklich die Bildschirme dafür verantwortlich machen, dass kaum einer, bis auf ein paar Bauarbeiter und Sicherheitsbedienstete, deren Nichtbotschaften beachtet hat? Außerdem, ein Klacks, dieser Informationssystemaustausch soll sich mit lediglich 500.000 Euro zu Buche schlagen. Ein Klacks nämlich, wenn man sich die Gesamtkosten dieses Projektes anschaut. Beim Spatenstich 2006 waren zwei Milliarden Euro Kosten vorgesehen. Mit Ende 2017 ist diese Summe auf doch stolze 6,5 Milliarden Euro angewachsen gewesen. Und im Februar dieses Jahres, kurz vor dem notwendigen Austausch der paar Bildschirme (nicht einmal ein halbe Million Euronen, in Milliarden ist das so weit hinterm Komma, dass das nicht einmal ersichtlich ist!) hat ein neuer »Businessplan« des »Betreibers« des neuen Hauptstadtflughafens (in Bau!) ergeben, dass weitere 0,8 Milliarden Euro notwendig sein werden. Damit stehen wir zur Stunde bei Gesamtkosten von 7,3 Milliarden Euro. Für einen Flughafen, des es hoffentlich einmal geben wird. Wobei, jetzt waren die Bildschirme da also fünf Jahre im Dauerbetrieb, da werden sie jetzt (vielleicht) den gleichen Fehler machen, den ich früher gerne gemacht habe; nämlich zu denken, ja warum waren die denn eingeschalten? Ist aber ganz egal, die hätte der »Flughafenbetreiber« sowieso wegschmeissen können. Lassen Sie einmal ihr Auto sagen wir vier Monate vor der Haustüre stehen. Und kümmern sie sich

nicht darum. Das können sie danach wahrscheinlich verschrotten. Dinge, die Dinge unserer Zeit zumindest, die man nicht verwendet, die werden kaputt. Und – ich widme diesem Thema viel zu viel Platz, der Otto wird wieder schimpfen – jetzt ist noch was vorgefallen. Wie ich das mit diesen Bildschirmen erfahren hatte, hab ich mir gedacht, um Gottes Willen, genau, da werden ja die Sachen langsam hin, jedenfalls aber alt. Nehmen wir nur die Toiletten, die sind ja alle schon seit Jahren fertig. Und wenn die dort 750 Bildschirme haben, dann will ich gar nicht wissen, wie viele Klos die haben müssen. (Irgendwann sollen dort 55 Millionen Fluggäste im Jahr ihre Notdurft verrichten können, also rund 150.000 am Tag. Da braucht man schon einiges an Muscheln. Von den Wasserhähnen gar nicht zu reden.) Diese Toiletten rotten am Berliner Flughafen im Bau langsam aber sicher seit bald sechs Jahren vor sich hin und haben nichts bekommen, was sie hätten wegspülen können in dieser Zeit. (Wieder ungeachtet der im Vergleich halt sehr wenigen Bauarbeiter und Sicherheitsbediensteten und deren geringe Anforderungen an ein Kanalsystem dieser Dimension.) Wie ich das also erfahren habe, hat mich plötzlich ein Schreck erfasst, die müssen das gach auch alles neu machen, hab ich mir gedacht. Austauschen, wie die Bildschirme. Und wie die Bildschirme wird es sicher noch andere solcher auszutauschenden Dinge geben. Was lese ich dann vor einigen Tagen in der Frankfurter Allgemeinen? Ein Vorstand der Lufthansa soll sich auf die Prognose festgelegt haben, der Flughafen müsse abgerissen und komplett neu (geplant und) gebaut werden. Er argumentiert jetzt nicht unbedingt mit den Toiletten, aber im Grunde ähnlich. Alleine die Lufthansa werde alles Mobiliar neu machen müssen, nicht nur deswegen, weil deren Logo und die gesamte Corporate Identity sich inzwischen geändert hätten. Vielleicht also abreißen. Ich war echt begeistert beim Skizzieren dieses Textes, hatte mich gut unterhalten und bin jetzt am Ende in einer eher trostlosen Stimmung. Ich denke, ich werde diese Lage abreissen und nächstes Monat neu aufbauen. Billiger als der Berliner Flughafen wird es jedenfalls sein. Bis bald. n


Essay von Rainer Zitelmann

Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung nter dem Eindruck des Zusammenbruchs der sozialistischen Systeme Ende der 80er-Jahre war für viele Menschen weltweit die Überlegenheit der Marktwirtschaft offensichtlich. Dennoch haben sich latent oder offen antikapitalistische Ressentiments gehalten, die seit der Finanzkrise 2008 wieder erheblich an Zustimmung gewonnen haben. Politik, Medien und Intellektuelle sind sich in der Deutung dieser Krise weitgehend einig: Der Markt oder der Kapitalismus habe versagt, wir bräuchten deshalb mehr Staat. Dieses Buch entstand aus Sorge darüber, dass wir vergessen, was die Basis unseres wirtschaftlichen Wohlstandes ist. Das Wort »Kapitalismus« weckt bei den meisten Menschen negative Assoziationen. Dies war auch schon vor der Finanzkrise so, aber inzwischen sind Verfechter einer konsequent marktwirtschaftlichen Orientierung immer mehr in die Defensive geraten und werden als »Marktradikale« denunziert. Es gibt in der modernen Zeit grundsätzlich zwei Möglichkeiten, eine Wirtschaft zu organisieren: Im ersten Fall gibt es kein Privateigentum an Produktionsmitteln sowie Grund und Boden, sondern nur Staatseigentum. In Planungsbehörden wird festgelegt, was in welcher Menge produziert wird. Im zweiten Fall ist das Privateigentum garantiert und die Unternehmer produzieren im Rahmen einer rechtlichen Ordnung jene Güter, von denen sie glauben, dass die Konsumenten sie brauchen. Preise geben ihnen die Informationen darüber, ob sie mit ihrer Annahme richtiglagen, also ob sie das Richtige in der richtigen Menge produziert haben.

Das erste System nennt man Sozialismus, das zweite Marktwirtschaft oder Kapitalismus. Ich verwende beide Begriffe synonym, spreche aber vom »Kapitalismus«, weil sich heute auch Gegner der Marktwirtschaft verbal zu ihr bekennen, in Wahrheit aber Mischsysteme meinen, die sie als »soziale« oder »ökologische« Marktwirtschaft bezeichnen. Tatsächlich existiert in der Realität keines dieser Systeme – Kapitalismus oder Sozialismus – in Reinkultur. Selbst in sozialistischen Staaten wie der DDR oder sogar in Nordkorea gab oder gibt es neben dem Staats- auch Privateigentum und neben dem alles dominierenden Plan Elemente von Marktwirtschaft, legal oder illegal. Ohne diese Marktelemente hätte die Wirtschaft in diesen Ländern noch schlechter oder gar nicht mehr funktioniert. Zwar gibt es in sozialistischen Staaten dem Namen nach auch »Preise«, doch diese haben eine ganz andere Funktion als in einer Marktwirtschaft. Letztlich haben diese Pseudopreise mehr Ähnlichkeit mit Steuern, wie der Ökonom Zhang Weiying bemerkt. In den kapitalistischen Ländern existiert neben dem Privat- auch Staatseigentum und der Staat greift regulierend in die Wirtschaft ein oder verteilt durch Steuern die erzielten Erträge um, indem er den Reichen Geld wegnimmt und dies an die Mittelschicht oder die Ärmeren verteilt. Das kann extreme Ausmaße annehmen, wie etwa in den 70er- und 80er-Jahren in Schweden. Am Beispiel von Großbritannien werden wir sehen, wie schlecht eine Wirtschaft funktioniert, wenn der staatliche Anteil zu groß wird, und dass eine Voraussetzung für mehr Wohlstand ist, den Staat wieder in seine Schranken zu verweisen.

Der »reine Kapitalismus« existiert in keinem der Länder, die in diesem Buch dargestellt werden. Entscheidend ist, wie stark die Rolle des Staates ist und wie viel Freiheit dem Unternehmer eingeräumt wird. Die These des Buches: Wird der Kapitalismusanteil in einer Wirtschaft erhöht, so wie das etwa in den letzten Jahrzehnten in China geschah, dann führt das in der Regel zu mehr Wachstum und der Mehrheit der Menschen geht es damit besser. Der Kapitalismus ist, anders als der Sozialismus, kein von Intellektuellen erdachtes System, sondern eine Wirtschaftsordnung, die sich evolutionär entwickelt hat, ohne dass es dafür eines zentralen, lenkenden Planes oder einer Theorie bedurfte. Eines der wichtigsten Erkenntnisse, die Friedrich August von Hayek hervorgehoben hat, lautet, der Ursprung von funktionierenden Institutionen liege »nicht in Erfindung oder Planung, sondern im Überleben der Erfolgreichen«, wobei »die Auswahl durch Nachahmung der erfolgreichen Institutionen und Bräuche« erfolge.

»Der Markt hat versagt, wir brauchen mehr Staat!« Das behaupten seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren Politik, Medien und Intellektuelle. Rainer Zitelmann vertritt die Gegenthese: Mehr Kapitalismus tut den Menschen gut.

Foto: Archiv

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DDr. Rainer Zitelmann, geboren 1957 in Frankfurt am Main, ist Historiker, Autor und Unternehmer. Nach seiner Tätigkeit an der Freien Universität Berlin war er u.a. Ressortleiter bei der Tageszeitung »Die Welt«. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben und herausgegeben, die internationale Beachtung fanden. rainer-zitelmann.de FAZIT APRIL 2018 /// 39


Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung

Es zeigt sich, wie der Vormarsch des Kapitalismus und der Rückzug des Sozialismus in China aus einem bettelarmen Land, in dem noch vor 60 Jahren Dutzende Millionen verhungerten, die größte Exportnation der Welt machten, in der niemand mehr hungern muss.

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Der größte Irrtum, der Sozialisten jeglicher Spielart mit den führenden Männern und Frauen der Zentralbanken vereint, ist die Überzeugung, dass einige dazu berufene Meisterdenker und -lenker (regelmäßig solche, die im Staatsdienst stehen) klüger seien und besser wüssten, was für die Menschen gut sei, als die Millionen Unternehmer, Investoren und Konsumenten, deren Einzelentscheidungen in der Summe denen einer Planbehörde, einer Zentralbank oder einer anderen staatlichen Lenkungsstelle überlegen sind. Daher ist es nur von beschränktem Erfolg, wenn versucht wird, ein solches Marktsystem »von oben« zu verordnen. Das Beispiel Chinas zeigt, dass der Kapitalismus seine Kraft gerade deshalb entfaltete, weil er »von unten« wuchs und sich durchsetzte – was freilich ohne die Duldung von »oben«, also durch Politiker wie Deng Xiaoping, nicht möglich gewesen wäre. Deng und die anderen Reformer waren so klug, sich nicht ein neues, ideales System auszudenken, sondern erstens spontanen Entwicklungen in den Weiten dieses großen Landes ihren Lauf zu lassen und sich zweitens in vielen Ländern umzuschauen, um in Augenschein zu nehmen, was dort funktioniert und was nicht.

Der Ansatz in diesem Buch ist es ebenfalls, zu schauen, was funktioniert hat und was nicht. Ich vergleiche Länder, die man ganz gut vergleichen kann, weil sie die gleiche oder eine in vielen Punkten ähnliche Geschichte und Kultur haben: Nord- und Südkorea, die DDR und die Bundesrepublik Deutschland, Venezuela und Chile. Es zeigt sich, wie der Vormarsch des Kapitalismus und der Rückzug des Sozialismus in China aus einem bettelarmen Land, in dem noch vor 60 Jahren Dutzende Millionen verhungerten, die größte Exportnation der Welt machten, in der niemand mehr hungern muss. Linke Kapitalismus- und Globalisierungsgegner glauben, der Kapitalismus sei das Problem, das zu Hunger und Armut auf der Welt führe. Am Beispiel Afrikas wird gezeigt, dass das Gegenteil richtig ist: Der Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung. Mehr Kapitalismus hilft Afrika wirksamer als mehr Entwicklungshilfe. Untersuchungen belegen, dass die Armut in jenen Entwicklungsländern, die stärker marktwirtschaftlich orientiert sind, nur 2,7 Prozent beträgt, in wirtschaftlich unfreien Entwicklungsländern dagegen 41,5 Prozent. In der Regel bedeutet mehr Staat weniger Zunahme an Wohlstand und manchmal sogar einen absoluten Rückgang des Wohlstandes für eine Gesellschaft. Mehr Kapitalismus führt zu einer schnelleren Zunahme des Wohlstandes für die meisten Menschen. Das wird unter anderem am Beispiel der kapitalistischen Länder England und USA belegt, wo in den 80er-Jahren die überzeugten Marktwirtschaftler Margaret Thatcher und Ronald Reagan den Staat aus der Wirtschaft zurückgedrängt und mehr Kapitalismus gewagt haben. Nach diesen Reformen ging es beiden Ländern wesentlich besser als davor. Manchmal ist es wichtig, einen ausufernden Wohlfahrtsstaat wieder deutlich zu stutzen, wie am Beispiel Schwedens nachgewiesen wird. Obwohl die antikapitalistischen Experimente immer wieder gleich desaströs endeten und die Zulassung von Kapitalismus überall zu mehr Wohlstand führte, scheint die Lernfähigkeit der Menschen begrenzt zu sein. Der deutsche Georg Wilhelm Friedrich Hegel meinte in seinen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte: »Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dies, dass Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.« Sogar in den USA träumen heute viele junge Menschen vom »Sozialismus «, wenngleich sie damit nicht ein System wie in der Sowjetunion meinen, sondern eine verklärte und missverstandene Form des skandinavischen Sozialismus. Dabei ist auch diese Variante in den 70er- und 80er-Jahren in Schweden gründlich gescheitert.

Sorge bereitet mir weniger, dass in den nächsten Jahren in westlichen Industrieländern im großen Stil Verstaatlichungen vorgenommen werden könnten und ein offen sozialistisches System eingeführt würde. Viel gefährlicher ist, dass in westlichen Ländern der Kapitalismus Stück für Stück zurückgedrängt wird und der planende und umverteilende Staat eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Zentralbanken führen sich wie Planungsbehörden auf, die ihre Aufgabe nicht mehr darin sehen, die Geldwertstabilität zu garantieren, sondern die Marktkräfte zu beseitigen. In Europa hat die Zentralbank den für die Marktwirtschaft entscheidend wichtigen Preismechanismus teilweise außer Kraft gesetzt, weil echte Marktzinsen praktisch abgeschafft wurden. Die maßlose Verschuldung der Staaten wurde dadurch nicht eingedämmt, sondern erheblich verstärkt. »Je länger die Phase der niedrigen Zinsen andauert«, warnt der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank Thomas Mayer, »desto stärker werden die Preise für Vermögenswerte verzerrt und desto größer ist die Gefahr, dass der Ausstieg aus der Politik der


Essay von Rainer Zitelmann

niedrigen Zinsen einen erneuten Einbruch der Wirtschaft und eine weitere Finanzkrise zur Folge hat.« Diese Krisen, das kann man mit Sicherheit vorhersagen, werden von Politikern und Medien dann dem »Kapitalismus« zugeschrieben, obwohl sie in Wahrheit gerade aus einer Verletzung kapitalistischer Prinzipien resultieren. Wenn die Diagnose falsch ist, ist auch die Therapie falsch. Und diese falsche Therapie heißt dann: Noch mehr Staat, noch weniger Markt. Früher haben die Sozialisten die Unternehmen einfach verstaatlicht. Heute wird die Planwirtschaft nicht mehr durch Verstaatlichungen eingeführt, sondern dadurch, dass die Politik den Unternehmen immer stärker hineinredet und sie durch Steuerpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Regulierung, Subventionen, Ge- und Verbote ihrer Handlungsfreiheit beraubt. So wurde beispielsweise in Deutschland die Energiewirtschaft Stück für Stück in eine Planwirtschaft umgewandelt.

All dies ist nur möglich, weil viele Menschen einfach nicht wissen oder vergessen haben, dass die Marktwirtschaft die Basis unseres Wohlstandes ist. Viele junge Menschen kennen sozialistische Systeme, wie sie bis Ende der 80er-Jahre in der Sowjetunion und in den Ostblockstaaten herrschten, nur noch aus den Geschichtsbüchern. Kapitalismus oder freie Marktwirtschaft sind zu Negativbegriffen geworden. In einer bereits im April 2011 veröffentlichten Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstitut Globe-Scan in verschiedenen Ländern gefragt, ob die Menschen folgender Aussage zustimmen: »Die freie Marktwirtschaft ist das beste System für die Zukunft der Welt.« In Großbritannien stimmten nur 19 Prozent der Befragten voll und ganz zu, obwohl gerade einmal drei Jahrzehnte zuvor Margaret Thatcher durch konsequent marktwirtschaftliche Reformen das Land aus einer dramatischen wirtschaftlichen Lage zu mehr Wachstum und Wohlstand geführt hatte. Die höchste Zustimmung in Europa gab es in Deutschland, aber auch hier stimmten uneingeschränkt nur 30 Prozent der Befragten zu. In Frankreich, einem Land, dessen Probleme viel damit zu tun haben, dass die meisten Menschen wenig von Marktwirtschaft halten, äußerten nur sechs Prozent volle Zustimmung. Die Prozentsätze fielen beruhigenderweise deutlich höher aus, wenn man jene Befragten hinzuzählt, die dieser Aussage »somewhat« (etwas) beipflichteten Dann waren es 68 Prozent in Deutschland, 55 Prozent in Großbritannien und 52 Prozent in Spanien. In Frankreich war dagegen die Ablehnung enorm: 57 Prozent lehnten die Marktwirtschaft ab. In den Vereinigten Staaten war die Zustimmung zum Markt, die 2002 noch bei 80 Prozent gelegen hatte, inzwischen auf 59 Prozent gefallen, bei einkommensschwachen Gruppen betrug sie sogar nur noch 45 Prozent. Diese Daten führte 2013 der Ökonom Samuel Gregg in seinem Buch »Becoming Europe« an, in dem er die Amerikaner warnte, den Weg der europäischen Wohlfahrtsstaaten zu gehen.

Insbesondere junge Amerikaner haben eine starke Affinität zu antikapitalistischen Ideen. Eine im Jahr 2016 von dem Institut You-Gov durchgeführte Umfrage ergab, dass 45 Prozent der Amerikaner zwischen 16 und 20 für einen Sozialisten stimmen würden und 20 Prozent sogar für einen Kommunisten. Nur 42 Prozent der jungen Amerikaner sprachen sich für eine kapitalistische Wirtschaftsordnung aus (verglichen mit 64 Prozent der Amerikaner über 65 Jahren). Erschreckend ist übrigens, dass bei der gleichen Umfrage ein Drittel der jungen Amerikaner meinte, unter George W. Bush seien mehr Menschen getötet worden als unter Josef W. Stalin. Bei einer Umfrage des Gallup-Institutes im April 2016 erklärten 52 Prozent der Amerikaner, »dass unsere Regierung den Wohlstand durch hohe Steuern für Reiche umverteilen sollte«. Bei einer Erhebung von Infratest-dimap in Deutschland im Jahr 2014 stimmten 61 Prozent der Befragten der Ansicht zu: »Unsere Demokratie ist keine echte Demokratie, da die Wirtschaft und nicht die Wähler das Sagen haben.« Immerhin 33 Prozent der Deutschen (in Ostdeutschland 41 Prozent) meinten, der Kapitalismus führe »zwangsläufig zu Armut und Hunger«, und 42 Prozent (in Ostdeutschland 59 Prozent) stimmten der Aussage zu, der »Sozialismus/Kommunismus ist eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt wurde«. Es scheint so, dass mit dem Abstand zum Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in der westlichen Welt manches in Vergessenheit gerät und das Bewusstsein für die Überlegenheit der marktwirtschaftlichen Ordnung verloren zu gehen droht – insbesondere bei der jungen Generation, die im Geschichtsunterricht meist nur am Rande über die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in sozialistischen Ländern informiert wurde. In diesem Buch geht es nur um ein einziges Thema: Welches ökonomische System bringt einer Mehrheit von Menschen die größte Lebensqualität? Sie wird nicht nur vom Maß

Erschreckend ist übrigens, dass bei der gleichen Umfrage ein Drittel der jungen Amerikaner meinte, unter George W. Bush seien mehr Menschen getötet worden als unter Josef W. Stalin.

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Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung

des wirtschaftlichen Wohlstandes bestimmt, sondern auch vom Maß politischer Freiheit. Demokratie und Kapitalismus sind in der Geschichte häufig zusammen aufgetreten, doch es gibt auch politisch unfreie Länder mit kapitalistischer Ordnung. Wenn in diesem Buch Länder miteinander verglichen werden, dann nur unter dem Aspekt der Wirtschaftsordnung und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Nicht weil die politische Freiheit weniger wichtig wäre, sondern weil dies einfach eine andere Fragestellung wäre. Dieses Buch hat bei allen Gegensätzen eine Gemeinsamkeit mit Thomas Pikettys »Das Kapital im 21. Jahrhundert«: Piketty kritisiert an der heutigen Wirtschaftswissenschaft, sie habe eine »kindliche Vorliebe für die Mathematik und für rein theoretische und oftmals sehr ideologische Spekulationen […], was zulasten der historischen Forschung und der Kooperation mit anderen Sozialwissenschaften geht«. Er plädiert, man solle »pragmatisch vorgehen und Methoden und Ansätze anwenden, mit denen auch die Historiker, Soziologen und Politikwissenschaftler arbeiten «. Sein Buch sei daher »sowohl ein historisches als auch ein ökonomisches Buch«. Ich selbst habe Geschichte und Politikwissenschaft studiert und in Geschichte und Soziologie promoviert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich in diesem Buch historisch argumentiere.

Daran, dass die Armut weltweit durch die kapitalistische Globalisierung zurückgegangen ist, kann es keinen Zweifel geben.

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Piketty bedauert vor allem, dass heute – so meint er jedenfalls – »Verteilungsfragen « nicht mehr im Mittelpunkt der Ökonomie und der Sozialwissenschaften stünden. Es sei »höchste Zeit, die Frage der Ungleichheit wieder in den Fokus der Wirtschaftsanalyse zu stellen« und »die Verteilungsfrage wieder in den Mittelpunkt der Analyse zu rücken«. Einerseits argumentiert er, die Schere zwischen Reich und Arm sei zu Beginn des 21. Jahrhunderts weiter auseinandergegangen, andererseits räumt er ein, es sei »nicht ausgemacht, dass die Vermögensungleichheiten insgesamt auf globaler Ebene wirklich zunehmen«. Die Datenbasis seines und haarsträubende methodische Fehler seiner Vorgehensweise wurden an anderer Stelle ausführlich kritisiert. Inzwischen hat er selbst unter dem Eindruck der vernichtenden Kritik zentrale Thesen zurücknehmen müssen. Ich möchte hier nur darauf hinweisen, dass meine Fragestellung eine völlig andere und aus meiner Sicht für die Mehrheit der Menschen ungleich wichtigere ist als die von Piketty: Es ist gar nicht entscheidend, ob die »Vermögensungleichheit« zunimmt oder nicht, sondern ob der Lebensstandard der Menschen insgesamt durch die Entwicklung des Kapitalismus eher angehoben wird oder nicht. Piketty beklagt, in den Jahren 1990 bis 2010 sei die Schere zwischen Arm und Reich mit Blick auf Einkommen und Vermögen auseinandergegangen. Tatsache ist jedoch, dass gerade in diesen Jahrzehnten Hunderte Millionen Menschen weltweit – dank der Ausbreitung des Kapitalismus – der bitteren Armut entronnen sind, besonders in China, aber auch in Indien und anderen Teilen der Welt.

Ist es für diese Hunderte Millionen Menschen entscheidend, dass sie nicht mehr hungern und der Armut entronnen sind oder dass sich – möglicherweise – im gleichen Zeitraum das Vermögen von Multimillionären und Milliardären noch stärker vermehrt hat als ihr Lebensstandard? Im ersten Kapitel dieses Buches werde ich zeigen: Dass in den vergangenen Jahrzehnten in China die Zahl der Millionäre und Milliardäre stark gestiegen ist und sich für Hunderte Millionen der Lebensstandard so sehr verbessert hat, sind nur zwei Seiten einer Medaille und die Folgen des gleichen Prozesses, nämlich der Entwicklung vom Sozialismus zum Kapitalismus, von der Plan- zur Marktwirtschaft. Daran, dass die Armut weltweit durch die kapitalistische Globalisierung zurückgegangen ist, kann es keinen Zweifel geben. Kontrovers diskutiert wird, ob der steigende Wohlstand in ehemals unterentwickelten Ländern zugleich in den westlichen Industrienationen, also namentlich in Europa und den USA, bei den unteren Einkommensgruppen zu Wohlstandseinbußen geführt habe. Zunächst: Wenn dies so wäre, weil die Niedriglohnbezieher in entwickelten Ländern heute im direkten Wettbewerb mit den Arbeitern in aufstrebenden Ländern stehen, dann wären die antikapitalistischen Globalisierungskritiker im Westen vor allem Verteidiger einer privilegierten Situation der Menschen in Europa und den USA – obwohl sie sich doch eigentlich vor allem als Anwälte der Armen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas verstehen. Die These von den »Globalisierungsverlierern« in Europa und den USA ist jedoch darüber hinaus umstritten, denn laut einer OECD-Untersuchung aus dem Jahr 2011 gab es nur zwei OECD-Länder, in denen die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung geringere Realeinkommen zu verzeichnen hatten als Mitte der 80er-Jahre, nämlich Japan und Israel. Wenn man in den Medien immer wieder lesen kann, die Zahl der Armen in den entwickelten westlichen Industrieländern sei gestiegen, dann liegt das oft einfach daran, dass Armut in den zugrunde


Essay von Rainer Zitelmann

liegenden Studien relativ gemessen wird. Arm ist beispielsweise im offiziellen Armuts und Reichtumsbericht der deutschen Bundesregierung, wer weniger als 60 Prozent des sogenannten Medianeinkommens verdient. Wie fragwürdig diese Definition ist, sieht man an einem Gedankenexperiment: Angenommen, bei gleichem Geldwert stiegen alle Einkommen um das Zehnfache. Untere Einkommensbezieher, die beispielsweise bisher 1.000 Euro im Monat hatten, bekämen nunmehr 10.000 Euro. Keiner müsste sich mehr sorgen. Das Leben wäre schön. Jedoch – nach der herrschenden Armutsdefinition gemäß der 60-Prozent-Formel – hätte sich nichts geändert. Immer noch gäbe es genauso viele »Arme« wie zuvor, obwohl deren Einkommen jetzt zehn Mal höher ist als zuvor. Für Kapitalismuskritiker wie Piketty ist die Wirtschaft ein Nullsummenspiel, bei dem die einen (die Reichen) gewinnen, was die anderen (die Mittelschicht und die Armen) verlieren. Doch so funktioniert die Marktwirtschaft nicht. Kapitalismuskritiker beschäftigen sich immer mit der Frage, wie der Kuchen verteilt wird; ich beschäftige mich in diesem Buch damit, unter welchen Bedingungen der Kuchen größer oder kleiner wird. Natürlich kann man einwenden, das Beste sei, wenn sowohl die Wirtschaft und der allgemeine Lebensstandard wüchsen und gleichzeitig auch die Gleichheit zunähme. Tatsächlich hat der Kapitalismus genau dies sogar nach den Berechnungen von Piketty im 20. Jahrhundert geleistet. Wem die Erhöhung der Gleichheit der Menschen untereinander wichtiger ist als die Erhöhung des Lebensstandards für eine Mehrheit, wird andere Prioritäten setzen als umgekehrt. Noam Chomsky, einer der führenden amerikanischen Linksintellektuellen, vertritt einen solchen Standpunkt, wenn er in seinem 2017 erschienenen Buch »Requiem für den amerikanischen Traum« schreibt, »dass es um die Gesundheit einer Gesellschaft umso schlechter bestellt ist, je mehr sie von Ungleichheit geprägt ist, egal, ob diese Gesellschaft arm oder reich ist«. Ungleichheit an sich sei bereits zerstörerisch.

Karl Marx hatte recht, dass die Produktivkräfte (also Technik, Maschinen, Organisation des Produktionsprozesses usw.) und die Produktionsverhältnisse (also das Wirtschaftssystem) zusammenhängen und sich wechselseitig bedingen. Aber es ist nicht so, dass sich die Produktivkräfte zuerst entwickeln und sich danach die Produktionsverhältnisse ändern. Vielmehr ist die Änderung der Produktionsverhältnisse die entscheidende Ursache für die Entwicklung der Produktivkräfte. Der Kapitalismus ist der Grund für ein ungeheures Wachstum des Lebensstandards, wie es ihn vor der Entwicklung der Marktwirtschaft in der ganzen Menschheitsgeschichte nicht gegeben hat. Seit den Ursprüngen der Menschheit vor etwa 2,5 Millionen Jahren benötigte es 99,4 Prozent der Menschheitsgeschichte, bis vor etwa 15.000 Jahren ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Weltbevölkerung von 90 internationalen Dollar erreicht wurde (der internationale Dollar ist eine Recheneinheit, die auf der internationalen Kaufkraft des Jahrs 1990 basiert). Bis zum Jahr 1750 brauchte es weitere 0,59 Prozent der Menschheitsgeschichte, um das Welt-BIP pro Kopf auf 180 internationale Dollar zu verdoppeln. Und dann, in weniger als 0,01 Prozent der Menschheitsgeschichte, von 1750 bis zum Jahr 2000, wuchs das Welt-BIP pro Kopf um das 37-Fache auf 6.600 internationale Dollar. In anderen Worten: 97 Prozent des Reichtums der Menschheit wurden in den vergangenen 250 Jahren, also in 0,01 Prozent der Menschheitsgeschichte, erzeugt. Die Lebenserwartung eines Menschen hat sich in diesem kurzen Zeitraum fast verdreifacht (1820 lag sie noch bei 26 Jahren). Die Menschen sind nicht plötzlich so viel intelligenter oder fleißiger geworden in dieser Zeit, sondern in den westlichen Ländern hat sich vor etwa 200 Jahren ein Wirtschaftssystem entwickelt, das allen anderen in der Menschheitsgeschichte überlegen ist – der Kapitalismus. Dieses auf Privateigentum, Unternehmertum, freier Preisbildung und Wettbewerb beruhende System, das die ungeheure wirtschaftliche und technische Entwicklung erst ermöglicht hat, ist in der Menschheitsgeschichte also noch sehr jung. Es ist erfolgreich, aber es ist auch verletzlich. n

Der Kapitalismus ist der Grund für ein ungeheures Wachstum des Lebensstandards, wie es ihn vor der Entwicklung der Marktwirtschaft in der ganzen Menschheitsgeschichte nicht gegeben hat.

Vorliegender Text ist ein Auszug (die Einleitung »Das Experimentierfeld der Geschichte«) aus dem Buch »Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung« von Rainer Zitelmann. Erschienen im Frühjahr 2018 im Finanzbuchverlag (München). kapitalismus-ist-nicht-das-problem.de FAZIT APRIL 2018 /// 43


Resul Jusufi wurde 1968 im Kosovo geboren und besuchte dort die Technische Hochschule in Pristina, anschlieĂ&#x;end die Academy of Fine Arts in Tirana (Albanien) und die Academy of Film and TV in Warschau (Polen). Seit 2015 lebt er hauptsächlich in Graz. resul-jusufi.at


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Resul Jusufi. Fotografiert von Marija Kanizaj.

Das Lächeln des Balkans E

r liebt die Farbe Blau. Sie sei sein Favorit, denn Blau bedeute Freiheit: »Sea and sky«, sagt er mit ausladender Geste und lacht über das ganze Gesicht. Wenn Resul Jusufi lacht, wirkt das ansteckend und er lacht viel und zeigt die volle Pracht seine Zähne. Er strahlt von innen heraus, großzügig und vorbehaltslos und begründet das so » ou know, ich bin vom Balkan!«

Freundlich und offen zu anderen und zu sich selbst, ein selten gewordenes Faszinosum in Zeiten überreglementierter Überzivilisation, rätselhafter Betroffenheit und köpfesenkender Verunsicherung. Resul Jusufi ist Albaner oder vielmehr Kosovare, aber eigentlich interessiert ihn das nicht, was sind schon Grenzen? Blau ist nicht nur Hoffnung, sondern eben Freiheit. Und die sucht er auch in seinen Bildern. Sie strahlen genauso von innen heraus, wie ihr Urheber, der Maler, Regisseur, Filmemacher, der Künstler, der sich nicht festlegen und einengen will auf eine einzige Sparte. »I‘m thinking positiv, all doors are open to you.« So liebt er auch die Farbe Orange »This is sun and this is love!« Dass es auch die Komplementärfarbe von Blau ist, ist kein Thema, es ist sein Spürsinn. Sinnlich sind sie, die Bilder von Resul Jusufi, voller Heiterkeit verbreiten sie »Good Vibrations« - nicht beschreibbar, nicht erklärbar, nur spürbar. Seine Bilder haben keine Titel, so macht jeder Betrachter das daraus, was er selbst darin sieht. So einfach ist das. Oder scheint es zu sein. Er malt mit Acrylfarben auf Leinwand, manchmal Karton. Er braucht Wochen bis Monate für ein Bild, er ist Freund des Flows, jenes kindlichen Weggetretenseins, das den Rest der Welt vergessen macht, als wäre er eine Zeitlang ausgeknipst wie ein Fernsehapparat. Seine Welt heißt eigene Welt und in der tut man, was man will. Er tut es vorzugsweise mit vielen Farben, Farbschichten und bermalungen, bis etwas entsteht, das zusammenhängend und homogen erscheint, eine andere Welt. Wer Zugänge sucht, kann sie finden »Be open minded.« Diese Einstellung bevorzugt Resul Jusufi, der seit einem Jahr in Graz lebt, auch bei seinen Workshops mit Tanz, Schauspiel und Pantomime. Nach drei Jahren an der Filmakademie in Warschau in den 1990-er Jahren hat der 50 jährige vor 20 Jahren in Polen zur Malerei gefunden und die ließ ihn nicht mehr los. Freiheit bekomme er nicht immer im Leben, sagt er, aber immer in der Kunst. »Beauty, but enigma«, sagt er, Schönheit und zugleich Rätsel hat er als Ziel. Wie man dahin komme? »Art is a step forward«, sagt er auf Englisch und auf Deutsch sagt er »Ein Schritt in die Zukunft.« Nach einem Theaterworkshop im April kann man sich im Mai in der Grazer Glacisstraße 9 davon überzeugen lassen: bei einer Installation in der Galerie Centrum. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Ein Gespräch mit Petra Gauster (Global Director Human Resources), Blazan Djakovic (stellvertretender Leiter Vorzurichtung/Zurichtung) und Davut Demirarslan (Schichtleiter) aufgezeichnet von Carola Payer.

Diverses Personal Wie man 40 Nationen in der Produktion unter einen Hut bekommt. Am Beispiel von Wollsdorf Leder.

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

B

ei Produktionsunternehmen mit hohem Anteil an Beschäftigen mit Migrations hintergrund und Mitarbeitern, die täglich vom Ausland zur Arbeit anreisen, misst sich Führung an ganz eigenen Erfolgsfaktoren. Die Führungskräfte in der Produktion bei Wollsdorf Leder stellen sich jeden Tag der Herausforderung, sprachliche und kulturelle Missverständnisse im Arbeitsprozess auszuräumen. Der multikulturelle Mix, die Sicherstellung der gleichen Wahrnehmung an Erwartungen und die Einhaltung von Qualitätsstandards sind aus mehreren Gründen nicht einfach zu managen.

Die Verständigung – die Mitarbeiter »erreichen« Die Beherrschung der deutschen Sprache ist zum Teil bis gar nicht gegeben. Das beeinflusst natürlich die Möglichkeit der klaren Vermittlung von Arbeitsaufgaben, Arbeitsverfahren, Qualitätsanforderungen und Sicherheitsvorschriften. Blazan Djakovic, stellvertretender Leiter Vorzurichtung/Zurichtung, bestätigt die Herausforderung durch Kommunikationsprobleme aufgrund von Schwierigkeiten, die deutsche Sprache zu verstehen. Er erklärt: »Selbst einfache Arbeitsanweisungen führen oft zu Missverständnissen. Erklärungen bzw. Wiederholungen des Gesagten sind mühsam und zeitaufwändig.« Er betont die hohe Bedeutung der Körpersprache. »So können wir erkennen oder ableiten, ob das Gesagte verstanden wurde oder nicht.« Ein sofortiges »Ja« ist eher mit Vorsicht zu bewerten. »Körpersprache lesen können« ist für Führungskräfte eine wesentliche soziale Kompetenz. »Wir unterstützen die Führungskräfte an der Wertschöpfungsbasis ein Gespür für Kommunikation zu entwickeln. Ein individuelles Umgehen mit jedem Mitarbeiter ist unabdingbar.« Davut Demirarslan erzählt, dass eigene Fingerzeichen entwickelt wurden, die Fehler oder Zustände bei Maschinen zeigen. Blazan Djakovic forciert bildhafte Darstellung im Arbeitsalltag. Praktische Schulungen, wie »Zeigen-Vormachen-Nachmachen-Zeigen lassen« sind das tägliche Geschäft. Blazan Djakovic betont aber auch, dass auch informelle Kontakte mit Mitarbeitern während den Pausen sehr wichtig sind. Nähe ersetzt die Distanz durch die fehlende Sprache. Kennenlernen der Mitarbeiter ermöglicht ein besseres Einschätzen im Arbeitsprozess. Vertrauen entsteht durch Nähe und Auseinandersetzung mit dem Gegenüber.

Fotos: Marija Kanizaj, Enlarge

Das Miteinander – multikulturelle Teams formen Unterschiedliche Gewohnheiten, Denk- und Handlungsmuster sind schon im eigenen Kulturkreis eine Herausforderung und führen zu Konflikten. Die Menschen aus verschiedensten Kulturen, mit oft auch grundsätzlich anderen Arbeitshaltungen oder spirituellen Zugängen und anderen gesellschaftlichen Riten, verschärfen das Konfliktpotenzial. Blazan Djakovic sieht als Erfolgsfaktor, dass ein grundsätzliches Verständnis für andere Kulturen im Unternehmen gegeben ist. Wahrscheinlich trägt der Tatbestand, dass viele Führungskräfte, insbesondere Prozessgruppen46 /// FAZIT APRIL 2018


Managementserie [12]

leiter, Schichtleiter wie auch Blazan Djakovic als stellvertretender Leiter Vorzurichtung/Zurichtung schon im Unternehmen Karriere gemacht haben, dazu bei. Multikulturell ist nicht nur der Kreis der Arbeiter, sondern auch der gesamte Führungskreis in der Produktion. Blazan betont, dass die Unterstützung und Förderung seines Vorgesetzten viel zu seinem Weg beigetragen haben. Aktive Personalentwicklung wird daher auch ernst genommen und hat keine kulturellen oder sprachlichen Grenzen. Das Potenzial des Mitarbeiters steht im Vordergrund. Petra Gauster weist darauf hin, dass man auch sehr achtsam gegenüber diskriminierendem Verhalten ist. Signale dafür werden sofort ernst genommen und bearbeitet. Davut Demirarslan betrachtet es als wichtig, sich für andere Länder zu interessieren. Davut forciert es, alle Mitarbeiter freundlich zu grüßen. Er ist stolz darauf, in vielen Sprachen »Wie geht es dir?« sagen zu können. Er will damit Aufmerksamkeit demonstrieren. Oft ist es auch wichtig, durch eine Berührung Distanz ab zu bauen. Ein Schulterklopfen ist Ersatz für ein schön formuliertes Lob, das eventuell nicht verstanden werden würde.

Die Planung – kulturell bedingte Urlaube und Umstände unter einem Hut bekommen Blazan Djakovic erklärt, dass aus Zeichen des Respektes und der Wertschätzung auf Wünsche für Urlaube bei Feiertagen (z. B. Ramadan) sehr viel Rücksicht genommen wird. Führungskräfte fordern noch, dass Urlaubswünsche oft erst unmittelbar vor diesen Tagen angemeldet werden. Die Planung wird manchmal auch durcheinander geworfen, weil bei Fahrgemeinschaften z. B. aus Slowenien plötzlich der Fahrer krank wird und die vier Kollegen aus der Fahrgemeinschaft damit auch ausfallen. Die Flexibilität der Mitarbeiter bei zusätzlichen Schichten ist durch kosten- und zeitaufwändige Fahrten von und zur Arbeit nicht immer gegeben. Gezielte Weiterentwicklung – Wollsdorf Academy Die Mitarbeiter in der Produktion zu unterstützen, ist ein großes Anliegen von Petra Gauster. Für Blazan Djakovic sind internen Schulungen der Wollsdorf Academy zu Sicherheit, Ordnung & Sauberkeit am Arbeitsplatz, interne Kunden-Lieferanten-Beziehung, Schichtübergabe, Rückverfolgbarkeit ein wesentliches Element, um ein gemeinsames Verständnis für die Arbeit und den zu erreichenden Output zu erhalten. Eine gute Vermittlung der internen Abläufe und Prozesse, ein besseres Verständnis vor allem für kostenstellen- und abteilungsübergreifendes Arbeiten fördert Mitarbeiter, über den Tellerrand des eigenen Arbeitsschrittes zu denken. Bewusstseinsschärfung für die Wich-

tigkeit und Konsequenzen der einzelnen Prozessschritte sind ihm ein großes Anliegen. Petra Gauster entwickelt Programme, um die Führungskräfte an der Basis zu unterstützen. Die Bandbreite reicht vom Umgang mit Emotionen bis hin zu einem gemeinsamen Führungsverständnis. Wertschätzende und klare Kommunikation, Schulen der Wahrnehmung, Fördern von Teamgeist, Umgang mit Stress. Die Academy gilt auch als Potenzial-Assessment. Fehlende sprachliche Kenntnisse oder fehlendes Selbstbewusstsein verschütten zeitweise auch die Sicht auf die Potenziale der Mitarbeiter. Diese werden oft in den Ausbildungen, abseits des »getakteten« Arbeitsalltages sichtbar. Die Führungskräfte bei Wollsdorf Leder bewältigen jeden Tag den Spagat zwischen Geduld und Wertschätzung und der Erreichung der anspruchsvollen Produktionsziele. Jeder weiß, wie schwer es sein kann, in druckvollen Situationen cool zu bleiben und das Gegenüber ruhig abzuholen. Wir ziehen unseren Hut vor dieser Leistung des täglichen Arbeitsalltags. n Der oststeirische Lederhersteller und Kfz-Zulieferer Wollsdorf Leder Die Lederherstellung ist ein komplexer Prozess aus einer Vielzahl von mechanischen und chemischen Arbeitsschritten. Das mit der Zentrale in Wollsdorf ansässige, weltweite und im Familienbesitz agierende Unternehmen bietet 1.100 Mitarbeitern Arbeit. Vertriebsniederlassungen bestehen in der USA, Australien, Hongkong, China. Zum Jahresende 2018 soll auch in Mexiko ein neues Werk mit rund 150 Beschäftigten eröffnet werden. Die Einsatzgebiete sind sehr vielfältig und gehen vom Automobilleder, Möbelleder, Flugzeugleder bis hin Bootund Bahnleder. Spezialanwendungen sind auch noch der Einsatz von Leder im Bekleidungsbereich, Aussenbereich oder in der Medizinbranche. Im Moment werden unter anderem gesucht: Leitung Logistik/Supply Chain Management – Headquarter Österreich (Wollsdorf), Ledertechniker SQA (Supplier Quality Assurance) – Headquarter mit Reisetätigkeit Europa, Lokale Fach- und Führungskräfte für Mexiko & Uruguay. wollsdorf.com

Petra Gauster und Blazan Djakovic FAZIT APRIL 2018 /// 47


Da Wanko

Die Sache mit der Sucht

A

lso, wenn Sie diese Seite hier lesen, dann wird es laut größtmöglicher Wahrscheinlichkeit so sein, dass ich nach wie vor nicht rauche. Die Sache mit dem Nichtrauchen macht mich zwar noch immer ein bisserl nervös, aber im Großen und Ganzen funktioniert es. Es funktioniert sogar so gut, dass ich kreativ tätig sein kann, ohne ans Rauchen zu denken. Zwar klopft gelegentlich ein Geist bei mir an, der meint, dass ein Tschick doch gehen müsste, oder? Nur einer, ich meine, einer ist ja keiner. Doch ich packe dann meine virtuelle Faust aus und vertreibe jeglichen Anflug von Irrsinn. Es bleibt nie bei der einen Zigarette und Rückfälle nehmen einen immer mit. Dazu bin ich jetzt auch noch heikel geworden. Ich vermeide Lokale, in denen geraucht wird. Die Cohi in der Leonhardstraße und die Kombüse lasse ich noch aus Sentimentalitätsgründen durchgehen, beides harte Nikotin-Buden, aber geht es um neue Lokale, bleibe ich hart, kein Rauch mehr. Wissen Sie, wie angenehm das ist, wenn man nach Hause kommt und nicht so stinkt, als wäre neben einem der halbe Regenwald abgebrannt? Und dazu kommt der Wein, der schmeckt anders, seit ich nicht mehr rauche, viel geschmacksintensiver. Als ob mir über Nacht Geschmacksknospen gewachsen sind. In der Bahn ist das Nichtrauchen besonders angenehm, weil man an den klassischen Stationen, wo der Zug länger als drei Minuten hält, auch auf keine Lungentorpedos hetzen muss, jetzt aber auch nicht unausstehlich wird, weil man auf ungewolltem Entzug ist. Das Nichtrauchen hat etwas, zumal ja die coolen Raucher immer weniger werden. Anders gesagt, ich kenne keine Raucher über 30, die freiwillig rauchen. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich nicht schon vor langer Zeit aufgehört habe, das mit dem Aufhören funktioniert ja so einfach. Einfach nein sagen und jedem Menschen die Ohren vollquatschen, dass man nicht mehr raucht. Dann schließen sich die Türen hinter einem automatisch. Natürlich habe ich das schon angetestet: Letztens in München traf ich meine Kollegen aus Köln, wegen unseres Drehbuchs, das wir gerade schreiben. Die Arbeit stand unter einem guten Stern und wir waren früher fertig als erwartet. Ich ging dann am Abend durch die Stadt und gluckerte mir einen an, jetzt nicht schlimm, gerade so, dass es gemütlich war. Da hätte ich bis zum Abwinken rauchen können, habe es aber nicht getan. Jetzt können Sie mich natürlich fraMartin G. Wanko (47) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

48 /// FAZIT APRIL 2018

gen, ob ich stolz darauf bin, dann sage ich, ja das bin ich. Voll kindisch und blöd, aber gelegentlich ist Eigenlob verdammt wichtig. Ich bin verdammt stolz darauf, nicht mehr zu rauchen. Was soll ich jetzt als nächstes in Angriff nehmen? Rein essenstechnisch habe ich mich so halbwegs unter Kontrolle, meine Wampe könnte zwar etwas kleiner sein, aber es geht noch so. Und die Sucht nach meinem Fußballverein will ich hier nicht ins Spiel bringen, da wird in die Wochenenden richtig investiert! Facebook! Klingt blöd, aber einmal in der Woche einen Facebook-freien Tag zu machen, ist sicher sinnvoll. Mal schauen, wie sich das anfühlt. Wahrscheinlich sollte man überhaupt einen Tag in der Woche das Smartphone weglegen. Der Autor Marc Fischer meinte einmal, es kommt nicht von ungefähr, dass ein Iphone die Maße einer Zigarettenschachtel hat. Natürlich kann man jetzt sagen, dass dieser Vergleich doch ziemlich weit hergeholt ist und überhaupt! Von irgendetwas muss man ja abhängig sein, Sucht ist ja geil. Nein, eben nicht. Sucht ist total uncool, weil sie einem das Leben verkackt. Ich habe jetzt einen kleinen Test gemacht Ich ertappte mich stündlich dabei, dem Impuls nachzugeben, irgendeinen Schwachsinn zu googeln, die Nachrichtendienste nach Neuigkeiten abzuklappern oder die Mails zu überprüfen. Warum eigentlich? Noch vor gar nicht so langer Zeit lag am Morgen die Tageszeitungen vor der Türe, tagsüber trällerten die Nachrichten im Radio und am Abend folgte die Zib. Dann kam der Teletext, als erstes Medium, das sehr schnell reagieren konnte. Kann mich noch erinnern, wie man da bei Fußballspielen saß und schaute, ob das Ergebnis verharrte oder nicht. Dann kam das Internet und wir mussten plötzlich alle hinein, um nicht alt auszuschauen. Moorhuhn-Spiel und alles Drum und Dran, die erste Hotmail-Adresse und Wörter wie Update, Web und Speicherplatz waren Teil der neuen Wirklichkeit. Aber die PCs waren noch anständige Trümmer und man konnte sie nicht durch die Gegend schleppen. Das Smartphone schafft das alles und hat uns jetzt ziemlich unter Kontrolle. Es wird Zeit, abzuschalten. Machen Sie mit? Ihr werter G Punkt. n


Kurz & News

Mehr Jobs für Menschen mit Behinderung Von der guten Wirtschaftsentwicklung in der Steiermark und der größeren Nachfrage nach Arbeitskräften profitieren leider einige Personengruppen wenig. Dazu gehören vor allem Steirerinnen und Steirer, die eine Behinderung haben. Soziallandesrätin Doris Kampus und WKO-Präsident Josef Herk haben daher ein Sechs-Punkte-Maßnahmenpaket für jene Menschen geschnürt, die es in ihrem Leben und auch am Arbeitsmarkt oft besonders schwer haben. „Unser großes Ziel ist es, mehr Menschen mit Behinderung in Beschäftigung zu bringen , erläutert LR Kampus und WKO-Präs. Herk unterstreicht, „dass die Integration von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen ist.

104. Gady Markt in Lebring

Zu einem echten Besuchermagneten entwickelte sich heuer der 104. Gady Markt am 10. und 11. März in Lebring. Schon am ersten Markttag, Samstag ab 10 Uhr früh, strömten die Besucher aus nah und fern auf das Gelände. Im Lauf der zwei Tage wurden es mehr als 25.000 Besucher, die sich das Steirische Volksfest nicht entgehen ließen. Zahlreiche Attraktionen von der sterreich Premiere des BMW 2 über das hochkarätige Wirtschaftsgespräch zum Thema Sport & Wirtschaft und den ORF Frühschoppen bis zum Besuch der königlichen Hoheiten des Narzissenfestes und die Steirischen Weinhoheiten begeisterten die Besucher. Die charmanten Vertreter des größten Frühlingsfestes Österreichs sorgten für königlichen Glanz.

Fotos: Landespressedienst / Janderka, Gady, Steiermark Tourismus / Erwin Scheriau,

Steiermark sucht die Superwanderer

Die Steiermark besticht durch ihre Landschaft „vom Gletscher zum Wein . Grund genug für Steiermark Tourismus, für die gleichnamige Wanderroute einen ganz speziellen Sommer Job auszuschreiben. Im April geht’s los: Dann startet der Aufruf, sich für einen besonderen Sommer-Job in der Steiermark zu bewerben. Gesucht werden zwei Wanderer, die von Ende Juni bis Anfang September die Nord und die Südroute der Wanderroute Vom Gletscher zum Wein bewandern.

Neue Potenziale für den Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich immer stärker vom klassischen Angebotsmarkt hin zum Nachfragemarkt. Die besten Mitarbeiter zu finden, war schon immer schwierig. Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzutreten, ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit des Service für Unternehmen (SfU) des AMS Steiermark mit den Zeitarbeitsunternehmen. „Um die schwierige Suche der Wirtschaft nach Fachkräften gut zu unterstützen, setzen wir auf gute Zusammenarbeit , betont AMS GF Karl Heinz Snobe bei der Präsentation der aktuellen Arbeitsmarktdaten. Forciert wird die Vernetzung mit den Unternehmen der Zeitarbeit, die aktuell in der Steiermark rund 15.000 MitarbeiterInnen beschäftigen. FAZIT APRIL 2018 /// 49

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Kurz & News

Steuersenkung stärkt unseren Tourismusstandort

Der große steirische Frühjahrsputz

Rund 54.000 ehrenamtliche Mitwirkende waren letztes Jahr beim „großen steirischen Frühjahrsputz dabei, rund 204.000 Kilogramm Müll wurden gesammelt und der Entsorgung zugeführt. Die erfolgreiche Umweltaktion findet heuer das 11. Jahr in Folge statt: Von 3. bis 28. April sind in der Steiermark wieder alle dazu eingeladen, ein Zeichen gegen das unbedachte Wegwerfen von Müll zu setzen und Wiesen und Wälder zu reinigen. Das Motto lautet: Stop Littering!

„Goldene Tanne“ für Spar Leoben Die Goldene Tanne 2017 , die höchste Auszeichnung der Spar Österreich, ging an den Supermarkt Leoben LCS. Das gesamte 29 köpfige Team mit Marktleiterin Angela Greiner hat zu diesem Erfolg beigetragen und damit bewiesen, dass man es mit Engagement und persönlichem Einsatz weit bringt. Die wesentlichen Kriterien der „Goldenen Tanne sind vor allem die Freundlichkeit der Mitarbeiter, die Kundenzufriedenheit und die Warenverfügbarkeit im Markt. In Empfang genommen hat die Marktleiterin die begehrte Trophäe auf der traditionellen SPAR-Filialtagung, die im heuer am Ring in Spielberg stattfand.

Weltreise mit Vesna Petkovic 3Secrets lautet der Titel des neuen Albums der Grazer Sängerin Vesna Petkovic. Es entfaltet ein buntes Panorama an unterschiedlichen Stilen, aufgenommen mit über 25 Musikern aus über zehn Ländern – eine musikalische Weltreise also. So vielfältig wie die Herkunftsländer der Musiker, so vielfältig sind auch die Stationen der Reise: Sie reichen von Jazz über die traditionelle Musik des Balkans bis hin zu musikalischen Einflüssen aus Afrika, gewürzt mit einer Prise Klassik und Pop. Petkovic präsentiert am 10. April ihr neues Album 3Secrets im Grazer Schauspielhaus.

SkyWork Airlines fliegt auf Berlin

Von Graz in die Weltstadt Berlin und dazwischen liegt ein kleines Stück Schweiz: „Flights made in Switzerland – nach diesem Leitsatz richtet die Schweizer Fluggesellschaft SkyWork Airlines AG ihren Service am Boden und in der Luft aus. Sie befindet sich in einer Expansionsphase. Im Jahr 2017 noch an 18 Zielen präsent, stehen im Sommer 2018 bereits 22 Ziele auf dem Flugplan – darunter auch Graz. Dafür werden fünf Saab 2000 und mit einem Embraer auch ein Jet eingesetzt. 120 Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die Expansion auf feste Beine zu stellen. Die Saab 2000 ist mit einer Maximalgeschwindigkeit von rund 680 km/h eines der schnellsten Turboprop-Flugzeuge im zivilen Luftverkehr.

Richtige Müllvermeidung live auf Sendung

50 /// FAZIT APRIL 2018

Eva Pölzl und Oliver Zeisberger begrüßten die Zuschauerinnen und Zuschauer der ORF Sendung „Guten Morgen sterreich kürzlich live aus Straß. Das Schwerpunktthema lautete So ein Mist – Müllvermeiden, aber richtig! Mit dabei vor Ort auch Saubermacher Chef Hans Roth und der Bgm. Reinhold Höflechner. Die Entsorgungsfachberaterin Ulrike Garber von der Firma Saubermacher, unterstützt von Liane Ninaus, gab Experten-Tipps, wie Müll vermieden, weiterverwendet und recycelt werden kann. Durch den nachhaltigen Umgang mit den Abfällen können die im Müll enthaltenen wertvollen Rohstoffe zum großen Teil wiedergewonnen und dann weiterverwertet werden.

Fotos: Foto Furgler, Spar, Sabine Hoffmann, ORF Wolf, Saubermacher, SkyWork Airlines,

VP-Tourismussprecher LTAbg. Hermann Hartleb ist hocherfreut über die von der Bundesregierung beschlossene Senkung der Umsatzsteuer bei Übernachtungen. Er sieht positive Effekte für die ganze Steiermark, wie er sie beispielhaft für seine Heimatregion, die Obersteiermark West mit den Bezirken Murau und Murtal, beschreibt: „Die Senkung der Umsatzsteuer für Nächtigungen von 13 auf zehn Prozent stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandortes Steiermark. In einer touristisch vom Wintersport bis hin zu den Großveranstaltungen wie Formel 1, Moto-GP, Airpower oder großen Konzerten so gefragten Region wie der unseren werden Beherbergungsbetriebe besonders profitieren können.


Foto: Fotostudio Lend, Graz

Kurz im Gespräch mit

Anzeige Foto: Teresa Rotwangl

Diethart Schliber, Leiter des Sozialministeriumservice Landesstelle Steiermark

Gesundheitslanderat Christopher Drexler wirbt bei jungen Menschen, damit sie eine Laufbahn in einem Pflegeberuf ergreifen.

Pflegausbildung: Land übernimmt die Kosten

M

it den Worten „Wir brauchen mehr engagierte Menschen, die den schönen und erfüllenden Pflegeberuf ergreifen, denn das ist Dienst am Menschen im besten Wortsinn , wirbt Landesrat Christopher Drexler bei jungen Menschen, damit sie sich für eine entsprechende Ausbildung entscheiden. Seit dem Herbst des Vorjahres wird an allen Schulen für Gesundheits und Krankenpflege die neu geschaffene Diplomausbildung zur Pflegefachassistenz angeboten. Das Einstiegsalter für die Ausbildung beträgt 17 Jahre. Für junge Menschen, die das 17. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, gibt es am Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit beim LKH-Universitätsklinikum Graz eine Vorbereitungsschule, die der 10.

Schulstufe gleichgestellt ist. Das Land Steiermark bietet an allen sechs Schulstandorten seit Herbst 2017 die neue zweijährige Diplomausbildung in der Pflegefachassistenz als Grundausbildung kostenfrei an. Bedauerlicherweise halten sich die Anmeldungen für die ualifizierung von der Pflegeassistenz zur Pflegefachassistenz noch in Grenzen , so Drexler. Deshalb hat sich das Land Steiermark dazu entschlossen, als zusätzlichen Anreiz zu dieser Karrieremöglichkeit auch die Kosten dafür zu übernehmen. Die Ausbildung zum gehobenen Dienst für Gesundheitsund Krankenpflege wird stufenweise an die Fachhochschule JOANNEUM überführt und ist somit künftig ausschließlich im Hochschulbereich angesiedelt.

ie entwic elt sich das etzwer erufliche Assistenz (NEBA) als Hilfe für bessere Integration in die Arbeitswelt? In der Steiermark wurden im Jahre 2017 durch dieses Netzwerk (Jugendcoaching, Produktionsschule, Arbeitsassistenz, Berufsausbildungsassistenz und Jobcoaching) insgesamt 13.776 Personen betreut (2016 11.525). Die Ausbildungspflicht bis 18 hat das Ziel, dass alle Jugendlichen eine Ausbildung abschließen, die über den Pflichtschulabschluss hinausgeht. Wie werden die Angebote zur Inklusion von Seiten der Wirtschaft bzw. Unternehmen angenommen? Nur eine gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft führt zu einer nachhaltigen beruflichen Inklusion. Das Sozialministeriumservice ist mit zahlreichen Angeboten beratend, begleitend und unterstützend tätig. Inwiefern wirkt sich hier die günstige konjunkturelle Entwicklung aus? Auch die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Vermittlungseinschränkungen hat in einem geringeren Ausmaß abgenommen. Vor allem benachteiligte Jugendliche konnten vermehrt in Lehrverhältnisse gebracht werden. Im Durchschnitt stehen in der Steiermark ca. 1.300 Lehrlinge im Rahmen der „Verlängerten Lehre oder Teilqualifikation in Ausbildung.

Helfen Einrichtungen wie Produktionsschulen auch bei der Integration von jugendlichen Migranten? Jugendliche Migranten und Migrantinnen, denen Asyl gewährt worden ist, können in der Produktionsschule jene Basisqualifikationen und Kompetenzen erwerben, die notwendig sind, um den nächsten Ausbildungsschritt (z. B. Lehre) absolvieren zu können. FAZIT APRIL 2018 /// 51


Wirtschaft

Mehr Energie im Job!

Eine gesunde Balance aus Energie und Entspannung, positive Energie bei der Arbeit und ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen steigern die Produktivität nachhaltig. Die „Energie-Waschstraße“ macht energetisch rein, bis man innerlich strahlt. Gelegenheit zum Ausprobieren der ganz besonderen Energiequelle gibt es am 26. April in der WKO Steiermark.

W

ie sieht der ideale Arbeitsplatz aus, wie klingt er, wie duftet und wirkt er? Die Expertinnen und Experten der Wirtschaftsenergetik wissen das. „Wenn man bedenkt, wie viele Stunden wir am Arbeitsplatz verbringen, sieht man, wie wichtig es ist, diesen Bereich zu harmonisieren und für positive Energie zu sorgen , so Ingrid Karner, Fachgruppenobfrau der persönlichen Dienstleister in der WKO Steiermark. Der richtige Einsatz von naturreinen Düften verbessert außerdem die Raumluft merklich und sorgt für mehr Konzentration. Disharmonien in Räumen entstehen auch durch

Erdstrahlen und Wasseradern. Energetische Methoden wie Biofeedback, Bioresonanz und Radionik sorgen im Unternehmen für eine positive Grundstimmung. Hilfsmittel wie Pendel, Wünschelrute oder Tensor kommen dabei ebenso zum Einsatz wie hochkomplexe technische Radionikgeräte. Die Harmonie im Unternehmen lässt sich so verbessern. Es kann sein volles Potenzial ausschöpfen. Zusätzlich zur betrieblichen Gesundheitsförderung leisten die Energetikerinnen und Energetiker im Unternehmen also wertvolle Vorsorgearbeit gegen Stress und Burnout. Kinesiologie hat sich im beruflichen Umfeld be-

Fachgruppenobfrau Ingrid Karner: „Es ist wichtig, am Arbeitsplatz zu harmonisieren und für positive Energien zu sorgen.“

Anzeige Fotos: WKO STEIERMARK

währt , betont Ruth Berghofer, Methodensprecherin für Kinesiologie in der WKO Steiermark. Blockaden emotionaler und mentaler Natur lassen sich damit gut lösen.

Am 26. April können Besucher die Wirkungen der „EnergieWaschstraße“ bei der WKO Steiermark in Graz erleben. 52 /// FAZIT APRIL 2018

Energetisch rein in der „Energie-Waschstraße“ Am 26. April ist die „Energie Waschstraße zu Gast beim „Tag der persönlichen Dienstleister im Europasaal der Wirtschaftskammer Steiermark. Sie lässt seelischen Schmutz einfach abperlen und verleiht ein ungeahntes Gefühl von Wohlbefinden. An drei Stationen erleben die Besucherinnen und Besucher die Wirkung der besonderen Waschstraße. Erkenne dich! heißt die erste Station. Negative Gedanken, die sich im Laufe des dicht gedrängten Tagesablaufs im Unternehmen angesammelt haben, werden aufgespürt. Dieser seelische Schmutz muss weg! In Sta-

tion zwei heißt es Löse dich! Ist der Schmutz erkannt, geht es darum, ganz persönliche Energiequellen zu aktivieren Klang, Duft, Ruhe, Bewegung. Stärke dich! nennt sich schließlich Station drei. Bevor es zurück in das alltägliche Umfeld geht, nehmen Sie nützliche Begleiter mit, die Ihre Ruhe und Ihr Engagement stärken: einen Duft, eine Farbe oder die Form eines Gegenstandes, der Sie fortan im Alltag umgibt. Beim Tag der persönlichen Dienstleister wird es neben der „Energie-Waschstraße auch eine Reihe interessanter Fachvorträge geben, unter anderem zu den Themen Datenschutz, Wirtschaftsastrologie sowie Betriebshaftpflicht und Rechtsschutzversicherung.

persönliche-dienstleister-stmk.at

WKO STEIERMARK

Fachgruppe der persönlichen Dienstleister Körblergasse 111-113, 8010 Graz


Anzeige Foto:SPAR/Werner Krug

Jetzt Projekte bis 31. Mai 2018 einreichen. Infos unter wko.at/fitimjob Unsere Kooperationspartner:

Die Steiermark-Card bringt 2018 neue Vorteile Mit einem erweiterten Angebot startet die SteiermarkCard am 1. April in die Saison 2018. Das Paket ist gewachsen und bietet nun Gratis-Eintritte bei 141 Ausflugszielen im Gesamtwert von rund . Euro. Die grüne Karte gibt’s ab sofort steiermarkweit in allen Geschäften von SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR – und bis 31. März noch zum Frühbucherpreis.

V

on der Grazer Märchenbahn bis zum Freilichtmuseum Stübing, von Wellness in steirischen Top-Thermen bis zur Kultur, von der Outdoor-Aktivität zum Genusserlebnis fächert sich das Programm, das für Steirer und Besucher jeden Alters Vorteile bereithält. Neben den bishe rigen Ausflugszielen öffnen heuer 13 neue Partner die Tore für Card Besitzer – zum Nulltarif. Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland, erklärt zur Kooperation: „Als österreichisches Unternehmen sind wir stark mit unserer Region verbunden. Wir sind sehr begeistert über die Partnerschaft mit der Steiermark Card, die nun bereits das dritte Jahr in Folge bei SPAR erhältlich ist. Steiermark Card GF Andrea Jöbstl-Prattes ist ebenfalls begeistert: „Mit Spar haben wir

den idealen Partner gefunden, der die Card regional flächen deckend in der Steiermark anbietet. Die Steiermark Card versteht sich als Plattform und verbindet ihre Partnerbetriebe mit den Card Besitzern. Be sonderes Augenmerk wird auf den Service mit Herz und Hingabe gelegt. Zu diesem Service gehört neben dem Vertriebsnetz unter anderem die mobil optimierte Website www.steiermark-card.net, wo Card Besitzer über Wetter, An fahrtsrouten, Öffnungszeiten etc. informiert werden. Die Steiermark Card Leistungen wurden in der abgelaufenen Saison 2017 von rund 15.000 Card Besitzern in Anspruch genommen, einn stolzes Plus von 2.000. SPAR als Vertriebspartner hat über ein Viertel der Gesamtumsätze erzielt. FAZIT APRIL 2018 /// 53

© Rothwangl

Johann Kandlbauer (Gesellschafter Steiermark Card), Andrea Jöbstl-Prattes (GF Steiermark-Card), Rudolf Huber (Gesellschafter Steiermark-Card), Christoph Holzer (GF SPAR Steiermark und Südburgenland)

Mag. Christopher Drexler Landesrat für Kultur, Gesundheit, Pflege und Personal

Ich möchte, dass die Steirerinnen und Steirer gesünder sind und länger leben als der Rest der Welt und im Krankheitsfall die beste und optimale Versorgung erhalten. Der Arbeitsplatz ist jener Ort, an dem wohl die meiste Zeit unseres Lebens verbracht wird. Um Leistung zu erbringen, ist auch körperliche und geistige Fitness wesentlich. Mit „fit im job“ – dem Förderpreis für körperliche und geistige Gesundheit – werden steirische Unternehmen ausgezeichnet, die sich besonders intensiv um die Gesundheit ihrer MitarbeiterInnen kümmern. Als Gesundheitslandesrat ist es mir daher ein großes Anliegen, alles zu unterstützen, was dazu dient, dass unsere Bevölkerung länger körperlich und geistig fit bleibt.

HR Univ.-Prof. Prof. DI Kurt Völkl Generaldirektor der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau Die VAEB sieht sich als Partner ihrer Unternehmen bei der Gestaltung gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen und der Zurverfügungstellung passender Gesundheitsangebote für die Beschäftigten. Der „fit im job“-Preis sollte Ansporn für alle Unternehmen sein, sich in Sachen Gesundheit zu engagieren, da es eine zeitgemäße Notwendigkeit und betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit ist.

Weitere Kooperationspartner:


Obstbauchef Wolfgang Mazelle (l.), Vizepräsidentin Maria Pein und Verkostungschef Georg Thünauer freuen sich mit den frischgebackenen Landessiegern Most und Saft.

Landesprämierung Saft, Most und Edelbrände 2018 Die Verkostung der besten steirischen Säfte und Moste ist jedes Jahr ein großes Ereignis für die steirischen Obstverarbeitungsbetriebe. 120 Betriebe reichten in Summe 489 Säfte, Nektare, Moste und Innovationen zur Prämierung ein. Wie gewohnt wurden die 26 Sortensieger und die 8 Landessieger von einer Fach-Jury ermittelt. Die Kategoriensiege verteilen sich auf 17 Betriebe.

T

rotz des zweiten katastrophalen Obstjahres in Folge – Spätfrost 2017, nach Spätfrost und Hagel 2016 – kam es bei der Landesbewertung Saft & Most 2018 zu einer Rekordbeteiligung. 272 Produkte

konnten eine Prämierung in Gold und 148 Produkte eine Prämierung erreichen. Diese Entwicklung spiegelt ganz klar die enorme Qualität der steirischen Produkte wider. Erstmals wurde der Titel des Saftprodu-

zenten des Jahres verliehen, der ganz eindeutig an den Be trieb Gangl’s Fruchtsaft ging. Ebenfalls zum ersten Mal wurde der Titel Mostproduzent des Jahres verliehen. Auch diese Auszeichnung konnte sich ein

alter Bekannter unter den Lan dessiegern sichern. Michael Pöltl vom Obsthof Glanz-Pöltl konnte abermals mit seinen Produkten aus der rotflei schigen Apfelsorte Red Love punkten und freut sich neben 2 Sortensiegern auch über einen Landessieger.

Rekordbeteiligung auch bei Edelbränden „Die Landesprämierung Edelbrände ist ein besonderer Höhepunkt für die steirischen Obstveredler und sprengt mit einer neuen Rekordbeteiligung alle bisherigen Grenzen , unterstrich LK-Vizepräsidentin Maria Pein bei der Prämierung. 565 klassische Edelbrände sowie neue Produktlinien wie Gin, Whisky und edle Liköre hat die 22-köpfige Top Expertenjury bewertet, ein Plus von 85 eingereichten Proben oder 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dazu Pein: „Unsere Obstbauern veredeln

Das Land Steiermark Kultur


Anzeige Fotos: LK / Roman Musch / Danner

Maria Pein, Wolfgang Mazelle und Georg Thünauer gratulieren Franz Simon zum Titel „Edelbrenner des Jahres 2018“.

zunehmend ihre hochqualitativen Früchte und sehen darin eine wichtige Betriebssparte. Die Landes- und Sortensieger zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Brennkunst und dem jahrelangen Feilen an der Top-Qualität ihrer Produkte aus , unterstreicht Verkostungs leiter Georg Thünauer. Der begehrte Titel „Edelbrenner des Jahres 2018 geht ganz klar an Franz Simon aus Fehring. Er überzeugte die Jury mit Höchstpunkten, sicherte sich mit seinem GIN II den Landessieg und erzielte zwei Sortensiege mit seinem Whisky Single Malt Strong und seinem Birnenbrand.

Landessieger der Most-Saft- Edelbrand Prämierung 2018 Kategorie / Name / Produkt

Kernobstbrände / Ing. Harald Ertl / Apfel Golden Delicious Steinobstbrände / Fritz Mayer / Marille Wachau Holzfassgereifte Brände / Fachschule Silberberg / Zigarrenbrand Internationale Spirituosen / Edelbrände Simon / Gin ll Liköre / Destillerie Hochstrasser GmbH / Heidelbeerfruchtsaftlikör Spezialitäten / Semlitsch-Naturprodukte / Erdbeerbrand Apfelmost trocken / Holzer Most, Anton und Martha Holzer Rubinette Steirermost Classic Apfelmost mit RZ alte Sorten / Anton und Martha Holzer Maschansker MA2912 Apfelmost mit RZ neue Sorten / Mausser Most / STM "Lieblich" Cider / Obsthof Glanz-Pöltl Red Love Cider Apfelsaft / Mausser Most / Apfelsaft klar Apfelmischsaft / Weingut Ferlberjörgl / Apfel-Johannisbeersaft Sonstige Fruchtsäfte & Innovationen / Kollerhof am Eichberg / Gelber Muskateller TS Nektar / Gangl´s Fruchtsaft Andrea Gangl / Williamsnektar

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Wirtschaft

»Tag der offenen Türen« bei der WKO Steiermark Am 10. April 2018 öffnet die WKO Steiermark die Türen für alle, die schon immer hinter die Kulissen der Interessenvertretung der Wirtschaft blicken wollten. Neben einem Einblick in spannende Projekte und in die breite Angebotspalette aus Interessenvertretung, Service, Branchen und Bildung haben Interessierte beim „Tag der offenen Türen“ die Gelegenheit, die Verantwortungsträger der WKO Steiermark, an der Spitze Präsident Josef Herk, Direktor Karl-Heinz Dernoscheg und die beiden Vizepräsidenten Benedikt Bittmann und Andreas Herz, zu treffen.

V

on A wie Arbeitsrecht bis Z wie Zertifizierung gehen die zahlreichen Service-Angebote der Wirtschaftskammer Steiermark. Wer sich einen guten Überblick über die vielfältigen Leistungen verschaffen will, hat am 10. April die Gelegenheit dazu. Dazu gibt es natürlich auch informative Fachvorträge zu den der aktuellen Top-Themen im Service, wie die Datenschutz-Grundverordnung, Wissenswertes für Gründerinnen und Gründer, sowie und ein kompakter Kurzworkshop mit den Expertinnen und Experten zum Thema bergabe und Nachfolge. Auch das ICS – Internationalisierungscenter Steiermark – die Export Service Organisation der steirischen Wirtschaft - bietet spannende Einblicke in die eigene Arbeit vor Ort und im weltweiten Netz der rund 110 Stückpunkte der Außenwirtschaft Austria.

Interessenvertretung und Branchenpräsentationen Nicht fehlen darf natürlich ein interessanter Einblick in die interessenpolitische Arbeit der WKO Steiermark sowie die Präsentationen aus den unterschiedlichen Branchen. Dabei stellen sich die Sparten Industrie, Information und Consulting sowie Bank und Versicherung, Transport und Verkehr, Gewerbe und Handwerk, Handel, sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft vor. Weiters präsentieren sich Junge Wirtschaft und Frau in der Wirtschaft mit ihren Teams und ihren Aufgabenbereichen in den Räumlichkeiten des Netzwerkcenters. Auch über den Verein Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft und „Ein-Personen-Unternehmen erfährt man dort mehr.

Bildung Ein wesentlicher Faktor für den Wirtschaftsstandort ist das

Themenfeld Bildung und da steht die WKO Steiermark mit ihren 60.000 Bildungskunden pro Jahr an vorderster Front. Das WIFI Steiermark als Nummer eins in der beruflichen Erwachsenenbildung bietet mit spannenden Rundgängen durch die Ausbildungsstätte einen interessanten Blick hinter die Kulissen. Ein wichtiger Faktor im Bereich Bildung ist natürlich auch die FH CAMPUS 02, die gemeinsam mit dem INNOLAB am Tag der offenen Türen vertreten ist. Weiters steht eine Führung durch das Talentcenter, dem Zentrum für professionelle Berufsorientierung für junge Erwachsene, am Programm. Der Tag wird mit spannenden Projekten rund um die Cyber Security Hotline , Artificial Intelligence und Virtual, Augmented and Mixed Reality , Robotics und Robocopter sowie Informationen zu den EuroSkills 2020 und der Möglichkeit, die Redaktion der

Tag der offenen Türen 10. April 2018 Interessante Vorträge Informative Führungen Spannende Projekte Infos und Anmeldung:

wko.at/stmk/tagderoffenentueren

56 /// FAZIT APRIL 2018

Steirischen Wirtschaft , der Zeitung der WKO Steiermark, kennenzulernen, abgerundet.

Austausch mit Verantwortungsträgern Ein besonderes Highlight ist aber sicher auch die Möglichkeit eines Austausches mit den Verantwortungsträgern der Wirtschaftskammer Steiermark. Sowohl Präsident Josef Herk wie auch die Vizepräsidenten Andreas Herz und Benedikt Bittmann sowie Direktor Karl Heinz Dernoscheg stehen allen Besucherinnen und Besuchern gerne Rede und Antwort. WAS: »Tag der offenen Türen« WANN: Dienstag, 10. April, von 8:30 bis 16:00 Uhr WO: WKO Steiermark, Körblergasse 111-113, 8010 Graz ANFAHRT: mit dem Auto (begrenzte Anzahl von Parkplätzen) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus-Linie 39 – Endstation »Wirtschaftskammer«, Taxi-Standplatz vor Ort) Anmeldung und detaillierte Infos unter:

wko.at/stmk/tagderoffenentueren


Kurz & News

Jetzt Projekte bis 31. Mai 2018 einreichen. Infos unter wko.at/fitimjob Knapp Coding Contest 2018 ein sensationeller Erfolg Bereits zum 7. Mal traf sich die Coding Community zum Program mierwettbewerb im Knapp Headquarter in Hart bei Graz. Mit rund 120 Schülern und Studenten hat sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel erhöht. Nach über zwei Stunden intensiver Programmierarbeit und dem anschließenden Chill out wurden die Sieger in den beiden Kategorien gekürt.

Löwenstarke Partnerschaft mit Spar

Mit Amira zieht erstmals ein Weibchen in das Löwengehege der Tierwelt Herberstein ein. Spar übernimmt die Patenschaft für die junge Berberlöwin, deren Rasse in der freien Wildbahn bereits ausgestorben ist. Die Partnerschaft mit dem steirischen Tiergarten kommt auch den Spar-Kundinnen und -Kunden zugute: Sie erwarten vergünstigte Eintrittskarten und ein Gewinnspiel.

Unsere Kooperationspartner:

Dr. Herwig Lindner Präsident der Ärztekammer Steiermark Arbeit hat auch gesundheitsfördernde Aspekte, die sich positiv auf unsere Lebensqualität auswirken. Es freut uns, dass sich bereits viele Arbeitgeber bemühen, nicht nur Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen, sondern versuchen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken, motivierende Rahmenbedingungen zu schaffen und eine wertschätzende Unternehmenskultur zu leben. Genau deswegen unterstützt die Ärztekammer Steiermark seit Jahren die Auszeichnung der „gesundheitsfördernden Arbeitgeber“.

Fotos: Knapp AG, www.renestrasser.at, LK Kristoferitsch, Oliver Wolf

Spitzenqualitäten bei Kürbiskernöl-Prämierung 2018

Das Kürbiskernöl 2018 hat aufgrund der hervorragenden Kernqualität eine kräftige, dunkelgrüne Farbe und den charakteristischen nussigen Geschmack. „Die Top Kürbiskernöle des Jahres 2018 sind gekürt. Bei der Landes prämierung erzielten die Produzenten das bisher beste Zeugnis , gratuliert LK-Vizepräs. Maria Pein. Aufgrund der Fruchtfolge kam es im Kürbisjahr 2017 zwar zu massiven Flächenreduktionen, aber die Erträge 2017 waren im Schnitt sehr gut. „Die geernteten Kerne waren von erstklassiger Qualität, die Ölmühlen haben diese perfekt in die Flasche gebracht , unterstreicht Obmann Franz Labug ger. Und er erwartet: „Auch im Kürbisanbaujahr 2018 werden die Anbauflächen weiterhin niedrig bleiben.

Shopping Nord – 10 Jahre und kein bisschen leise

Zahlreiche Gäste aus den Be reichen Politik, Society, Kunst, Sport, Mode, den Medien sowie Wegbegleiter des Shopping Nord kamen zusammen, um mit Eigentümervertreter Christian Kovac und Centerleiterin Heike Heinisser anzustoßen. Durch das abwechslungsreiche Programm führte Gernot Haas, der auch mit einer Kabaretteinlage für herzhaftes Lachen sorgte. FAZIT APRIL 2018 /// 57

Josef Pesserl Präsident der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark Die körperliche und geistige Gesundheit der Beschäftigten ist eine der wesentlichsten Voraussetzungen für ihre Leistungsfähigkeit und damit für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Betriebliche Gesundheitsförderung, ganzheitlich und nachhaltig betrieben, trägt erheblich zur Erhaltung der Gesundheit bei und ist damit ein Gewinn für das Unternehmen und für die Beschäftigten. Ich bedanke mich bei den Verantwortlichen der steirischen Betriebe und bei den BelegschaftsvertreterInnen für dieses Engagement und unterstütze die Auszeichnung der Betriebe im Rahmen von „fit im job 2018“ sehr gerne.

Weitere Kooperationspartner:


Kunst

Bühnen Graz wecken mit Festival »Klanglicht« Emotionen Das Frühjahr hält Einzug und damit wird auch die Grazer Innenstadt am 28., 29. und 30. April 2018 wiederum lichterloh erklingen! Die Bühnen Graz inszenieren bereits zum vierten Mal das Kunstevent »Klanglicht«, das heuer an drei Abenden die Stadt in Licht- und Klangerlebnisse tauchen wird.

gen, verstärken oder überhöhen will, wird sich des Klanges und des Lichts bedienen müssen. Ohne diese beiden Elemente – kein Zauber!

Über 50.000 Besucher wurden von »Klanglicht 2017« in den Bann gezogen.

A

ls wahrer Publikumsmagnet entpuppte sich das Festival schon im vorigen Jahr, als 50.000 Menschen zum Klanglicht in die Grazer Innenstadt strömten und sich von den reizvollen Kombinationen aus Klang und Licht verzaubern ließen. Das Klanglicht Graz fand 2015 zum ersten Mal statt und ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Aufgrund des großen Erfolges wurde die Veranstaltung ein Projekt der Bühnen Graz heuer auf drei Abende ausgeweitet. Nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler bespielen die Häuser der Bühnen Graz – Oper Graz, Schauspielhaus Graz, Next Liberty und Dom im Berg –, zahlreiche Plätze und öffentliche Orte sowie weitere Landmarks, wie die Murinsel, das Kunsthaus und das Künstlerhaus. Das Motto lautet: Eintauchen in die Emotionen, die Klang und Licht erzeugen, wie Theaterholding GF und Initiator Bernhard Rinner erklärt: „Mit beiden Elementen wird Freude, Leid, Glück, Melancholie, Trauer und vieles mehr spürbar. Wer Stimmungen erzeu-

58 /// FAZIT APRIL 2018

Dramatik und Magie des Theaters Die Künstlerinnen und Künstler sorgen mit dramatischen Inszenierungen aus Licht, Farbe, Musik, Sound und Text bei freiem Eintritt für neue Perspektiven auf die Stadt. Mit Klanglicht wollen die Bühnen Graz nicht nur zwei wesentlichen Elementen des Theaters – nämlich Licht und Klang – eine öffentliche Bühne bieten, wir wollen auch magische Momente für unsere Besucherinnen und Besucher kreieren. Es geht dabei um besondere Augenblicke, in denen wir innehalten, staunen und Graz aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen. , führt Rinner zum Konzept der Veranstaltungen aus. Als „Kulturerlebnis für alle charakterisiert der zuständige Landesrat Christopher Drexler den hochkarätigen Event: „Mir ist es ein zentrales Anliegen, vielen Steirerinnen und Steirern

einen niederschwelligen Zugang zur Kultur zu ermöglichen. Durch das Klanglicht gelingt genau das und es wird Graz wieder in einem spektakulären Scheinwerferlicht erstrahlen lassen diese abwechslungsreiche Inszenierung, die erstmals an drei Abenden stattfinden wird, zählt zweifellos bereits zu den Highlights unserer hervorragenden Kulturlandschaft. Als Partner wirkt auch dieses Jahr wieder die Energie Steiermark mit.

Spektakuläre Inszenierungen und Installationen Von den 16 Projekten, die bei Klanglicht 2018 gezeigt werden, sind einige außergewöhnliche Projekte schon fixiert. Der Opernring vor der Oper Graz steht in den Nächten von Klanglicht im Zeichen des Tango: Im Rahmen der Installation „Lumi re Tango des Niederländers Wouter Brave bewegen sich 48 Scheinwerfer in einer Lichtchoreographie zu Musik von Astor Piazzolla. Auf der begehbaren Bühne des Schauspielhauses Graz zeigt der in

Peter Rosegger − Ich bin viele Gesichter von Michael Bachhofer & Karl Wratschko.


Kunst

Anzeige Fotos: Philipp Podesser, Bart van Overbeeke, TUe, GLOW 201 , Studio Philip Ross, Michael Bachhofer

Lumiere Tango by Wouter Brave. Graz lebende Künstler David Reumüller die Installation Exposure o.T. aus zwei synchronisierten Projektionen desselben digitalen Bildes, die erst durch die Interaktion mit dem Publikum sichtbar werden. Im Next Liberty beschäftigen sich Michael Bachhofer Karl Wratschko unter dem Titel Ich bin viele Gesichter mit dem journalistischen Schaffen Peter Roseggers. Die italienische Künstlerin Monica Bonvicini bespielt das Kunsthaus Graz mit Guilt , die Niederländer Philip Ross und Joep Le Blanc machen in ihrer Arbeit Transience auf der Murinsel das Wasser der Mur für die Besucherinnen und Besucher spür und erlebbar. Die österreichische Künstlerin LIA realisiert mit Silver Ratio eine neue synästhetische Installation, die das Foyer des Künstlerhauses weithin strahlend in Licht und Ton tauchen wird. Die österreichische Medienkünstlerin Ruth Schnell reagiert mit einer subtilen Installation auf die Geschichte der Grazer Stadtpfarrkirche, die im 15. Jahrhundert auf dem Gelände des jüdischen Ghettos errichtet wurde.

Neue Locations und Rahmenprogramme Das heimische Künstlerkollektiv OchoReSotto feiert mit der audiovisuellen Installation Arkestra of Light parallel in der Grazer Burg eine Premiere Auf einer Fläche von 2.880m2 treffen durch Großbildprojektoren rund 400.000 Lumen auf alle drei Fassaden des Innenhofes der Grazer Burg und erschaffen eine Projektionsfläche der Superlative. Eine Skulptur aus

der Serie Fantastic Planet der Australierin Amanda Parer wird das Lendhotel besiedeln, das in den drei Tagen und Nächten von Klanglicht als Homebase der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler dient und zahlreiche Rahmenprogramme, wie z.B. den Klanglicht Brunch an den Vormittagen der Veranstaltungstage, hostet. Das Kunstestival bereichert die Grazer Kulturszene damit um wesentliche Perspektiven, wie Kulturstadtrat Günter Riegler betont: „Als Kulturstadtrat freut es mich natürlich besonders, dass Klanglicht als Kunstfestival in den letzten vier Jahren eine starke nationale sowie internationale Strahlkraft entwickelt hat. Graz bietet seinen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie allen Gästen eine große kulturelle

Vielfalt, die durch diese Veranstaltung der Bühnen Graz nicht nur bereichert wurde, sondern zudem beweist: Kunst kann auch ein großes Publikum begeistern und berühren.

www.klanglicht.at In Zusammenarbeit mit Busunternehmen werden überregionale Shuttlebusse ab Wien, Niederösterreich und Burgenland angeboten: www.eventbus. at und eigens für Klanglicht haben ausgewählte Hotels der Genusshauptstadt Graz spezielle Hotelpackages geschnürt: www.graztourismus.at. Das Kunstfestival „Klanglicht“ ist eine Veranstaltung der Bühnen Graz.

»Transience« bespielt die Grazer Murinsel. FAZIT APRIL 2018 /// 59


Kurz & News

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Hochkarätiger Besuch aus Wien in der Wirtschaftsbund Steiermark Business Lounge Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger Miedl waren zu Gast in der Business Lounge des Wirtschaftsbund Steiermark zum Thema „Digitalisierung und Wirtschaftsstandort . Neben den aktuell vom Ministerrat beschlossenen Maßnahmen im Rahmen des Standortpakets wurde vor allem darüber diskutiert, welche Auswirkungen die digitale Transformation auf die Wirtschaft hat. Beide waren sich einig, dass die Digitalisierung nicht als Gefahr, sondern als Chance gesehen werden solle, die es zu nutzen gelte.

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3.500 Besucher beim Open House an der FH Joanneum

Die Besucherinnen und Besucher nutzten beim Open House am 10. März an der FH Joanneum in Graz die Chance, einen Blick hinter die Kulissen der Hochschule zu werfen. Auf zwei Dinge konnte man sich in den letzten Jahren beim Tag der offenen Tür an der FH Joanneum Graz verlassen: strahlenden Sonnenschein und den Andrang zahlreicher Besucherinnen und Besucher. Dieses Jahr war darin keine Ausnahme. Rund 3.500 Personen nutzten wiederum die Gelegenheit, die Hörsäle, Labore und Projekträume der Hochschule zu besuchen, mit Studierenden, Lehrenden, Absolventinnen und Absolventen zu sprechen und sich Informationen rund um Aufnahme und Studium zu holen.

Großartige Bilanz für Mawev-Show 2018

Vom 14. bis 17. März 2018 fand am BB Gelände in St. Pölten Wörth die 10. Mawev-Show statt. Die Messe Graz sowie der Verband der sterreichischen Baumaschinenhändler zeigen sich hochzufrieden mit dem Ablauf und dem Besucherinteresse. Lob fanden die 250 Aussteller vor allem für die Qualität der Fachbesucher, die auf der Jubiläumsshow vertreten waren. Insgesamt trotzten über 26.000 Interessierte den teils widrigen Wetterbedingungen und strömten auf das 200.000 m2 umfassende Gelände in St. Pölten. Gut angenommen wurde auch die neu eingeführte Tageskarte für Privatpersonen. Die Mawev-Show ist die größte Demonstrationsschau für Baumaschinen und fahrzeuge in Mitteleuropa.

21.02.18 09:44

Fotos: Land Steiermark, MCG, FH Joanneum / Manfred Terler u. Julian Reidl, Wirtschaftsbund Steiermark

In Kooperation mit:

Durch das Projekt Buchstart soll Familien und Kindern die faszinierende Welt der Bücher eröffnet und die Lust aufs Lesen geweckt werden. „Es ist ein Projekt für Städte und Gemeinden in Zusammenarbeit mit öffentlichen Bibliotheken bzw. Einrichtungen wie Eltern-Kind-Gruppen, Eltern-Kind-Zentren etc. zur Sprach und Lesefrühförderung – da profitieren alle Beteiligten Kinder und Eltern, aber auch die Gemeinden , freut sich LR Ursula Lackner über das große Interesse Bereits mehr als 110 Gemeinden machen mit. Lies-Was-Wochen vom 23. April bis 15. Mai: ffentliche Bibliotheken in allen steirischen Regionen laden zu Lese-Veranstaltungen. Info: www.bücherheldinnen.at


Thomas Cook Signature:

Premium Urlaub für gehobene Ansprüche Vor über 175 Jahren erfand Thomas Cook die Pauschalreise. Mit den gestiegenen Möglichkeiten unserer Zeit haben sich auch höhere Ansprüche an die „schönste Zeit des Jahres“ entwickelt. us diesem Grund wurde die Marke Thomas Cook Signature geschaffen, die ein besonders hohes Servicelevel bietet und viele Sonderleistungen bereits im Reisepreis inkludiert. So kann man mit der FlexOption bis zehn Tage vor Reiseantritt ohne Angabe von Gründen umbuchen. Ebenso enthalten ist ein Qualitätsreiseführer, die bequeme An- und Abreise zum und vom Flughafen mit Rail & Fly bei Fernreisen sowie eine Sitzplatzreservierung bei mehreren Airlines, wie beispielsweise Condor. Auch am Urlaubsort steht Service an erster Stelle. Neben persön lichem Reiseleiterbesuch in ausgewiesenen Unterkünften werden Thomas Cook Signa ture Kunden mit Connected Service rund um die Uhr von unseren Experten telefonisch, per Mail, WhatsApp sowie im Rahmen eines Video- oder Online Chats betreut. Sollte der Gast mit dem Hotel nicht zufrieden sein, weil es nicht mit den Angaben im Katalog übereinstimmt, gilt für alle Hotels von Thomas Cook Signature zudem das 24-Stunden-Zufrie-

denheitsversprechen. Wem selbst dies noch nicht ausreicht, der kann seinen Urlaub individuell und gegen Aufzahlung etwa durch einen Privattransfer oder die Condor Pre mium Class weiter aufwerten. Diesen umfangreichen Service genießt man in sorgfältig ausgewählten Hotels im Vier und Fünf Sterne Bereich oder bei Rundreisen an den schönsten Plätzen der Erde. Das Programm von Thomas Cook Signature umfasst Pre mium-Urlaub vom Mittelmeer bis zur exotischen Fernreise. Ein Highlight auf der Kurzstrecke ist zweifelsohne das im Sommer 2018 neu eröffnete Casa Cook in Chania auf Kreta. Ein Konzept, das den Zeitgeist wie wenige andere Hotels trifft. Direkt am Sandstrand gelegen und nur 500 Meter vom Ortzentrum Chanias ent fernt, überzeugt die 120 Zimmer und Suiten umfassende Anlage mit einem individuellen und inspirierenden Design, frischer lokaler Küche sowie Sport und Wellbeing für Körper und Geist. Wer fremde Länder und Kulturen lieber auf einer Rundreise

kennen lernen möchte, kann dies auf über 100 Routen tun per Mietwagen und Bus bis hin zu Schiffs- und sogar Wanderreise. Viele Thomas Cook Sig nature Rundreisen bieten eine Deutsch sprechende Reiseleitung und eine Durchführungsgarantie ab 2 bis 6 Personen. Zudem sind viele Besichtigun gen und Ausflüge bereits inklu sive. Ob mit einem Segelschiff

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durch die Inselwelten der Seychellen oder einer Kreuzfahrt in 7 Mittelmeermetropolen, ob mit privatem Fahrer durch Sri Lanka, einer Wüstensafari mit Barbecue unter dem beein druckenden Nachthimmel der Vereinigten Arabischen Emirate oder im exklusiven Safarizelt einer luxuriösen Lodge im Okavango Delta Botswanas, Tho mas Cook Signature garantiert für unvergessliche Urlaubsmomente auf hohem Niveau – weil unsere Zeit kostbar ist!

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Kurz & News

Fotos: Lebensressort, Land Steiermark

Weltwassertag: Klimawandel schreitet voran Der Weltwassertag 2018 steht unter dem Motto Nature for Water und fordert naturbasierte Lösungen für das Wasser. „Die Steiermark ist als Wasserland weit über den steirischen, aber auch den österreichischen Grenzen hinaus bekannt , betont Wasserlandes rat Johann Seitinger. Zusätzlich unterstreicht er die Notwendig keit nachhaltiger und zukunftssicherer Lösungen zur Bekämpfung der negativen Auswirkungen des Klimawandels. Diese liegen – so Seitinger – in einer gezielten Bewusstseinsbildung und in der Ent wicklung wassersparender Technologien. „Mit der Ausarbeitung des Masterplans Klimarisiko Landwirtschaft wurden in dieser Hinsicht bereits wichtige Schritte gesetzt , so der Landesrat.

Jede Woche finden mehrere, verschiedene Squash-Events im Landessportzentrum Graz statt. Vom Kinder- und Jugendtraining mit professionellen Betreuern und Anfängerkursen bis hin zum Leistungstraining finden SquashInteressierte alles auf der Webseite von styriansquasher Community & Club.

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Senioren-Urlaubsaktion kennt nur Gewinner Auch 2018 führen das Land Steiermark und die Sozialhilfeverbände wieder die beliebte und erfolgreiche Seniorenurlaubsaktion durch. Rund 2.000 Frauen und Männer über 60 Jahre mit geringem Einkommen sollen so auch heuer wieder in den Genuss eines kostenlosen Urlaubs kommen. „Die Senioren-Urlaubsaktion des Landes wird nun schon seit mehr als 30 Jahren durchgeführt, und es gibt nur Gewinner dabei. Einerseits kann die Großeltern-Generation auch einmal auf Urlaub fahren und die Gastbetriebe, die bei dieser Aktion mitmachen, überbrücken damit schwächere Zeiten, in denen touristisch weniger los ist , freut sich Sozial landesrätin Doris Kampus über die Win Win Situation .


Kurz & News AK | Graf

aktipp

Info-Tour gegen Cybermobbing und Drogen

Warum den Stromanbieter wechseln?

Seit 8. März tourt die erfolgreiche Info Serie mobil sicher von Raiffeisen wieder durch die Steiermark. 24 Stationen stehen auf dem Programm, rund 5.000 Schüler im Alter von 13 und 14 Jahren werden daran teilnehmen. Raiffeisen hat die Themenwahl dabei bewusst auf die wesentlichen Gefahren für Jugendliche ausgerichtet. Die Tour stärkt bei Jugendlichen das Bewusstsein bei den wichtigen Themen Social Media, Verkehrssicherheit, Alkohol und Drogen sowie Umgang mit Geld. „Mobil und sicher ist in der Steiermark einzigartig und eine Erfolgsstory, denn in Summe haben bereits 60.000 steirische Jugendliche in halbtägigen Schulveranstaltungen teilgenommen , erklärt Raiffeisen Gen. Dir. Martin Schaller.

Kundenempfang in der Holter-Zentrale

AK-Experte Thomas Wagenhofer antwortet:

Bei einem Anbieterwechsel können Sie je nach Region Hunderte Euro im Jahr an Stromkosten sparen. Der bisherige Regionalversorger bleibt als Netzbetreiber für den Netztransport zuständig. Deswegen sind diesem auch die Netznutzungstarife, die behördlich festgelegt sind, zu bezahlen bzw. werden diese vom neuen Stromanbieter nur weiterverrechnet. Die Verrechnung des Stromverbrauches erfolgt durch den neuen Anbieter. Sie sollten jedoch darauf achten, ob es Mindestbindungsfristen der Stromlieferanten gibt und ob durch den Wechsel eventuell Rabatte teilweise oder ganz verlorengehen. AK-Strompreisrechner: www.akstmk.at/rechner

Es ist seit einigen Jahren Tradition, dass der Sanitär- und Heizungsgroßhandel Holter seine Installateurpartner aus ganz Österreich am Vortag der Energiesparmesse nach Wels einlädt. Knapp 400 Gäste, und damit so viele wie noch nie, sind heuer der Einladung gefolgt. Sie hatten Gelegenheit, bei Führungen im Zentrallager einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. In der Bäderausstellung informierten Holter Mitarbeiter und Hersteller Vertre ter über Neuheiten bei Serviceleistungen und Produkten. Im Fokus standen die Weiter entwicklung des bewährten Kundenportals Holter-Online, die Vertriebskooperation mit Sonnenkraft sowie Produktpräsentationen von Link 3, Watercryst und Hauff-Technik.

BKS Bank erwartet signifikant besseres Jahresergebnis

In einer Ad hoc Mitteilung gab die BKS Bank ein voraussicht liches Plus fast 47,3 % beim Jahresüberschuss bekannt. Diese besonders positive Geschäftsentwicklung erfordert einen Nachtrag in den kapitalmarktrechtlichen Prospekten und da mit eine Unterbrechung der Kapitalerhöhung. Die BKS Bank verzeichnete im Jahr 2017 eine sehr gute Geschäftsentwicklung. „Wir freuen uns, dass wir 2017 einen voraussichtlichen Jahresüberschuss von 68,0 Mio. EUR erzielen werden – und damit einen Anstieg von 47,3 , so BKS Bank Vorstands vorsitzende Herta Stockbauer. Die endgültigen und geprüften Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 werden voraussichtlich am 4. April 2018 bekanntgegeben.

AK-Hotline 05 7799-0

Am youngHeroes Day, einem Projekt der Caritas und der Steiermärkischen Spar kasse als Partnerin, haben Schülerinnen und Schüler ab der 8. Schulstufe einen Tag lang die Möglichkeit, Praxisluft in einem Unternehmen ihrer Wahl zu schnuppern. Dabei leisten sie auch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Auch heuer ha ben Jugendliche am 14. Februar Praxis gesammelt und unterstützten mit dieser Aktion Caritasprojekte, die Kindern in Not zugutekommen. Als Gegenleistung für die getane Arbeit der jungen Menschen spendeten die teilnehmenden Unternehmen einen Geldbetrag an die Caritas. Die Steiermärkische Sparkasse stellte sich mit 15 Plätzen bereits zum vierten Mal in den Dienst der guten Sache. 64 /// FAZIT APRIL 2018

Fotos: Raiffeisen, Holter, Gernot Gleiss,

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Tausche Klassenzimmer gegen Arbeitsplatz


Foto: Christian Jungwirth

Kurz im Gespräch mit

Foto: Pixelmaker.at

Beatrix Karl, Regierungskommissärin für die Expo 2020 in Dubai

Feierten gemeinsam die eingesparte Million Tonnen CO2: Saubermacher-Gründer Hans Roth, LR Hans Seitinger, J. Primo Fernández (CEO Lafarge), LR Anton Lang, Gerhard Ziehenberger (COO Saubermacher), (v.l.n.r.)

ThermoTeam hilft Umwelt mit doppeltem Recycling Seit 2003 haben Lafarge und Saubermacher in ihrem Unternehmen ThermoTeam rund eine Mio. Tonnen Ersatzbrennstoff (EBS) produziert, der in der Zementindustrie rund 1,2 Mio. Tonnen CO2 einspart, Rohstoffe schont und Arbeitsplätze sichert. Die Erfolgsgeschichte wurde Ende Februar mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gefeiert.

M

it einer Zeitreise ließ man die Meilensteine der Erfolgsgeschichte gemeinsam mit zahlreichen Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Kundenzentrum des Lafarge Zementwerkes in Retznei Revue passieren. Die Gäste, allen voran die beiden Landesräte Anton Lang und Johann Seitinger, zeigten sich vom EBS Erfolgsprojekt von Lafarge und Saubermacher beeindruckt. Von doppelter Verwertung profitieren Der Einsatz von Ersatzbrennstoffen in der Zementproduktion führt zu einem doppelten Recyclingeffekt – energetisch und stofflich. Der zugeführte Ersatzbrennstoff wird vor allem im benachbarten Zementwerk Retznei eingesetzt. „Das Lafarge Zementwerk Retznei liegt mit bis zu 95 Einsatz von Ersatzbrennstoffen im europäischen Spitzenfeld , erklärt Jos

Antonio Primo Fern ndez, CEO Lafarge Zementwerke GmbH, den Mehrwert für die Zementindustrie. Zusätzlich wurden rund 27.000 t Altmetalle und rund 5.000 t PET-Kunststoffabfall aussortiert und stofflich verwertet. Investitionen in die Zukunft „Mit ThermoTeam schaffen wir Arbeitsplätze in der Region, vitale Rahmenbedingungen für den Produktionsstandort und tragen darüber hin-aus zur regionalen Wertschöpfung bei , betont Hans Roth, Gründer und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Saubermacher AG, die wirtschaftlichen Vorteile einer echten Kreislaufwirtschaft. Bis 2019 werden rund 2 Mio. Euro in die Produktionsanlage von ThermoTeam investiert, um die Nachfrage für nachhaltigen Ersatzbrennstoff auch künftig decken zu können.

Welche Aufgaben fallen in Ihren Bereich als Kommissärin für die Expo 2020? Bei dieser ehrenamtlichen repräsentativen Aufgabe vertrete ich Österreich im Außenverhältnis, insbesondere gegenüber der Leitung der Weltausstellung. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort und der Wirtschaftskammer Österreich werde ich die strategische Planung, die Grundsatzentscheidungen sowie die operative Abwicklung beaufsichtigen.

Mit welchen Themenschwerpunkten will sich Österreich dort präsentieren? Wir werden Österreich bei der Expo 2020 als Innovation Leader durch Digitalisierung, digitale Transformation und digitale Innovation positionieren, der mit erstklassiger Ausbildung, einem breiten Branchenmix und einer perfekten geopolitischen Lage punktet. Für Österreich stellt diese Beteiligung eine einmalige Chance dar, in Bereichen wie neue Technologien, e-&m-Government, Life-Sciences, Sicherheitssysteme – insbesondere Cyber Security – sowie innovative Verkehrslösungen sein Know-how und seine Stärken zu präsentieren. Welche Rolle spielt die Golfregion insgesamt für Österreichs Außenhandel? Die Vereinigten Arabischen Emirate sind die wichtigsten Handels- und Wirtschaftspartner für Österreich in der Golfregion. Zirka 250 österreichische Unternehmen sind mit Investitionen in den Emiraten registriert. Von besonderer Bedeutung für die österreichische Wirtschaft sind die in den Emiraten stattfindenden Leitmessen mit überregionaler Bedeutung. FAZIT APRIL 2018 /// 65


Wirtschaft

Modernstes Ausbildungszentrum für Energie Steiermark L

Entwicklungen frühzeitig ausmachen und entsprechende Wege einschlagen können. „Der Erfolg unseres Unternehmens liegt in der ualifikation und Motivation unserer Kollegen und Kolleginnen, sich für eine sichere und zuverlässige Versorgung einzusetzen. Sie sind der Schlüssel, um die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich managen zu können , so Vorstandsdirektor Martin Graf, „daher ist diese Investition

Der neue E-Campus soll bis Herbst 2019 fertiggestellt sein. für den Konzern ein klares Bekenntnis zum nachhaltigen Wirtschaften. Insbesondere

achtzigzehn | Foto: LUPI SPUMA | bezahlte Anzeige

Energie Steiermark Vorstände Christian Purrer und Martin Graf

ehrlingsausbildung hatte stets einen hohen Stellenwert für das steirische Unternehmen, bei dem im Verlauf der Jahre über 1.200 Jugendliche eine Lehre abgeschlossen haben. Und so investiert die Energie Steiermark auch jedes Jahr rund zwei Mio. Euro in ihre Nachwuchskräfte, indem sie diese zu Profis ausbildet. Zu Spezialisten, die mit dem raschen Fortschritt auf dem Energiesektor nicht nur mithalten können, sondern auch künftige

Foto: Markus Pernthaler Arch.

Engagierte Lehrlinge sind mehr denn je gefragt: Die Energie Steiermark errichtet in Graz mit einem Investitionsvolumen von 10 Mio. Euro das österreichweit modernste Ausbildungszentrum im Bereich „Green Energy“. Der „E-Campus“ soll im Herbst 2019 bezugsfertig sein.

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die neuen Technologien im Bereich Photovoltaik, Speicher, Smart Home und Smart Meter verlangen innovative Köpfe am Puls der Zeit. Baubeginn für das Großprojekt, für dessen Planung der Architekt Markus Pernthaler verantwortlich zeichnet, ist noch im heurigen Jahr. Das rund 3.000 Quadratmeter große Gebäude in der Grazer Neuholdaugasse wird mit der modernsten Technik ausgestattet. Der E Campus entsteht am Areal des Technik-Zentrums Graz Süd, wo sich seit 1956 die Lehrwerkstätte der Energie Steiermark befindet. Das Projekt versetzt uns in die Lage, ab der Inbetriebnahme jährlich rund 40 Prozent mehr Lehrlinge als bisher aufzunehmen. Wir bilden heute die Experten von morgen aus, um damit die Fachkompetenz unseres Teams nachhaltig sicher zu stellen , so Graf. Die Kooperation mit an-

Fotos: Energie Steiermark

Wirtschaft

Die Energie Steiermark bietet eine große Bandbreite an interessanten Lehrberufen. deren Bildungseinrichtungen und privaten Unternehmen ist dabei Teil einer branchenübergreifenden Strategie, um den Nachwuchs zu Green Energy Profis zu machen.

Große Bandbreite an Lehrberufen Insgesamt fünf technische Berufe umfasst das Ausbildungsangebot, dazu zählen

Elektro- und Gebäudetechnik sowie Anlagen und Betriebstechnik. Bei allen mit dabei das Ausbildungsmodul „Green Energy Profi . Darin lernen die Mädchen und Burschen alles zu erneuerbarer Energie, also Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse. „Damit starten wir die größte ualifizierungs Offensive

in der Geschichte des Unternehmens , so Vorstandssprecher Christian Purrer. In den nächsten 15 Jahren werden rund 30 Prozent unserer MitarbeiterInnen in Pension gehen, eine zukunftsorientierte Personalentwicklung muss daher proaktiv handeln, um Erfahrung und Kompetenz für unsere 600.000 Kunden abzusichern. Derzeit sind es mehr als 80 Jugendliche, die in der Energie Steiermark ihre Fach-Ausbildung erhalten und nach der Abschlussprüfung ein Übernahme-Angebot vom Landesenergie-Unternehmen erhalten. Im neuen E Campus soll auch die zentrale Fortbildungs-Drehscheibe für den gesamten Konzern untergebracht werden. Insgesamt werden jährlich über 700 Kurse, Seminare und Qualifizierungsmaßnahmen für die insgesamt rund 1.700 MitarbeiterInnen angeboten.

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Innovation

Globalisierte Forschung als Thema der 8. Zukunftskonferenz Seit 2011 ist die Zukunftskonferenz der steirischen Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH ein Fixtermin der heimischen Wissenschaftsszene. Das Thema der achten Veranstaltung am 7. März lautete „Internationalisierung“ – aufgezeigt wurde die zunehmende Bedeutung von Forschung im globalen Kontext. Park in Klagenfurt. Die Kärntner Technologiereferentin LH-Stv. Gaby Schaunig erklärt: „Die Vernetzung und Kooperationen sowie Partnerschaft mit der Steiermark und weiteren Bundesländern bildet eine Grundlage für die Internationalisierung von Forschung. Diese Strategie hilft uns dabei, auch international als Forschungsland sichtbarer zu werden. Die Beteiligung an der JOANNEUM RESEARCH ist

Die Ausstellungen der Forschungseinheiten stießen auf reges Interesse.

V

on einer Leistungsschau der einzelnen Forschungseinheiten der JR hat sich die Zukunftskonferenz zu einer überregional und über die Grenzen hinaus viel beachteten Veranstaltung mit Symposium und Wissenschaft zum Anfassen gemausert. Die rund 700 Teilnehmer erlebten im MesseCongress Graz interessante Vorträge, anregende Diskussionen und spannende Exponate in der Ausstellung. JR-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl ist über den wachsenden Zuspruch hocherfreut: „Die Zukunftskonferenz ist zu einer Veranstaltung mit internationalem Format geworden. Wir freuen uns sehr über die positive Bestätigung seitens unserer Kunden und Partner, die wie jedes Jahr nicht nur als Besucher zur Zukunftskonferenz kommen, sondern diese aktiv mit wertvollen 68 /// FAZIT APRIL 2018

Inhalten in den Sessions mitgestalten.

Vernetzung der Südachse Österreichs Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger Miedl hob die große Bedeutung der steirischen Forschungsgesellschaft bei ihrer Begrüßung hervor Die Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH trägt wesentlich dazu bei, dass die Steiermark heute eine der innovativsten Regionen in Europa ist. Sie wird auch in Zukunft eine führende Rolle spielen, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in die praktische Anwendung in unseren Unternehmen zu bringen! Seit einigen Jahren ist Kärnten an der JOANNEUM RESEARCH beteiligt und beherbergt das ROBOTICS Institut für Robotik und Mechatronik im Lakeside

v.l. LH-Stv. Gaby Schaunig, JR-GF Wolfgang Pribyl, LR Barbara EibingerMiedl, Franz M. Androsch (Voest) konnten über 700 Besucher auf der 8. JR-Zukunftskonferenz begrüßen. einer der wichtigsten Bausteine dafür. Dazu zählt auch der zunehmende Anteil von Forschern aus europäischen und überseeischen Ländern, die zum Teil auch längerfristig an den Projekten der JOANNEUM RESEARCH mitarbeiten und ihre wertvollen Erfahrungen einbringen. Forschung vor globalem Hintergrund Als Keynote-Speaker der Veranstaltung referierte Franz M. Androsch, Leiter F&E und Innovation der voestalpine AG zum Thema der Konferenz. In seinem Vortrag sprach er über Strategien, die ein


Innovation

Technologie zum Anfassen Bei der Ausstellung zur Zukunftskonferenz waren Produkte und Projekte der JOANNEUM RESEARCH zu sehen, die internationale Erfolge feiern. Präsentiert wurden zum Beispiel der 2D Video Distrometer, ein Regenvermesser , der weltweit vertrieben wird und einzigartig ist – auch die NASA arbeitet damit –, sowie neueste Drucktechnologien wie gedruckte Sensorik. Ein besonderes Highlight war der sensitive Roboter Panda . Er ist einer der Ersten seiner Art in Österreich und gehört zur neuesten Generation der Industrie-4.0-Roboter. Gezeigt wurde auch, wie ein kollaborativer Roboter fit für die Zusammenarbeit mit Menschen gemacht wird Anhand des Universal Robot 10 , der mit einer so genannten Airskin ummantelt ist. Diese Airskin ist eine sensitive Roboterhaut und ermöglicht es, anhand der eingebauten Sensoren Berührungen zu erkennen und den Roboter dadurch für die Zusammenarbeit mit dem Menschen sicherer zu machen. In den sechs Sessions der einzelnen Forschungseinheiten präsentierten Expertinnen und Experten der JOANNEUM RESEARCH gemeinsam mit Kunden und Partnern aktuelle Projekte. Ziel der Sessions war es, offene Dialoge und Diskussionen zu den jeweiligen Themen zu führen, um den aktuellen Bedarf und die Anforderungen der Wirtschaft und Industrie zu bewerten. Diskutiert wurden folgende Themen Satellite Communication and Next Generation Mobile Network (5G) Coexistence – Challenges and Synergies (DIGITAL), Life Science – Lokale Netzwerke für den globalen Erfolg (HEALTH), „Ökonomische Auswirkungen von Klimarisiken in einer globalisierten Wirtschaft (LIFE), MAT goes international – und die

Welt kommt zu MATERIALS , Internationalisierung der Steiermark und ihrer Forschung (POLICIES) und Robotik – eine Technologie an der Grenze des Möglichen (ROBOTICS).

50 Jahre steirische Forschungsgeschichte Die Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH kann inzwischen auf ein halbes Jahrhundert voller Innovationen zurückblicken, in dem sie wesentliche Impulse für die Hightech-Forschung gesetzt hat. Sie ist als Forschungseinrichtung in ihrer Art einzigartig in Österreich und entstand in den 1950er und 1960er Jahren aus einem Investitionsmittelbedarf der Grazer Universitäten. Für die für Forschung notwendigen Großgeräte wie Atomreaktor, Elektronenmikroskope oder Computer stellte der Bund kein Budget ab, somit übernahm das Land Steiermark diese Investitionen. Daran gekoppelt war die Auflage, dass – verbunden mit den neuen Investitionen in die Großgeräte – neue Rechtsträger gegründet werden, die mit den Universitäten kooperieren und dem Land Steiermark zur Verfügung stehen. Diese Vereine wurden 1968 unter neuen Satzungen zusammengeführt und bildeten die Keimzelle zunächst des Forschungszentrum Graz und ab 1978 der Forschungsgesellschaft Joanneum, die 1994 nach Erweiterungen um zahlreiche weitere Forschungsbereiche in JOANNEUM RESEARCH umbenannt wurde. Anfang der 1980er Jahre stieg die Forschungsgesellschaft Joanneum zur zweitgrößten außeruniversitären For-

schungsinstitution Österreichs auf und hält diese Position bis heute. Mit dem Einstieg des Landes Kärnten als weiterer Eigentümer konnte neben den bereits bestehenden Forschungseinheiten MATERIALS, HEALTH, DIGITAL, POLICIES und LIFE der zukunftsweisende Forschungsbereich ROBOTICS aufgebaut werden. Die JOANNEUM RESEARCH

Anfang der 90er Jahre war die JR an der Weltraummission Austromir federführend beteiligt. startet in kommenden 50 Jahre mit dem neuen Forschungsbereich COREMED. Das kooperative Zentrum für Regenerative Medizin wird gemeinsam mit der Medizinischen Universität Graz betrieben. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums fand im Anschluss an die Zukunftskonferenz ein Festakt statt, bei dem dieses halbe Jahrhundert mit Bildern untermalt und eine Festschrift zur Geschichte der Forschungsgesellschaft präsentiert wurde. Anzeige Foto: JOANNEUM RESEARCH/Bergmann, JR / Martin Wiesner

Unternehmen mit globalen F&E-Partnerschaften zum Erfolg führen sowie über die zentrale Rolle von Forschungsarbeit, wie sie von der JOANNEUM RESEARCH in vielen Sparten geleistet wird: „Moderne High-Tech-Stahlprodukte, wie sie die voestalpine erzeugt, basieren auf intensiver anwendungsorientierter Grundlagenforschung und auf der Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Die Produktvielfalt an Stahllegierungen für die diversesten Anwendungen ist in den letzten Jahrzehnten auf heute mehrere Tausend Sorten explodiert und erfordert neue Schweiß- und Fügungstechniken, die in umfangreichen Testreihen zunächst erprobt werden müssen, ehe sie auf den Markt kommen.

Beim Anschnitt der Jubiläumstorte: v.l. LT-Präs. Bettina Vollath, LH-Stv. Gaby Schaunig, JR-GF Wolfgang Pribyl, LR Barbara Eibinger-Miedl, Bgm. Siegfried Nagl FAZIT APRIL 2018 /// 69


Foto: Raiffeisen

Bauen & Wohnen

Investoren und Projektpartner freuen sich mit den siegreichen Architekten (v.l.): Juryvorsitzender Andreas Lichtblau, Kai-Uwe Hoffer (Stadtbaudirektion), SiegerArchitekten Stefan und Werner Nussmüller, Dieter Johs (GF WEGRAZ), Nikolaus Lallitsch (Raiffeisen Immobilien).

Heimsieg für smarte Architektur-Ideen Fast 500 Wohnungen, rund 10.000 Quadratmeter Flächen für Geschäfte, Gastronomie, Büros, großzügige Frei- und Grünräume, Kinderspielplätze und A stellflächen für w und Fahrräder das Baufeld Nord der Smart City Graz Mitte soll bis zum Jahr alle tüc eln spielen.

D

er Science Tower mit seinen richtungsweisenden nachhaltigen Technologien ist als wahres Leuchtturmprojekt bereits in Betrieb – rundherum entsteht bis 2021 in der Smart City Graz Mitte westlich des Hauptbahnhofs von Graz ein nachhaltiger Stadtteil, der als Stadt der kurzen Wege alle Bedürfnisse der Menschen in fußläufiger Entfernung anbieten wird. Rund 3.000 Menschen werden hier im Endausbau wohnen und arbeiten, lehren und lernen, einkaufen, Sport treiben und Kultur genießen. Vielfältiges und flexibles Wohnungsangebot Den Architekturwettbewerb für diese innovative Stadtteilentwicklung holte sich bei der Bewertung durch die Jury einstimmig das Grazer Büro Nussmüller Architekten ZT GmbH. Die Jury unter dem Vorsitz von

70 /// FAZIT APRIL 2018

Andreas Lichtblau und Architektin Sonja Gasparin würdigte beim siegreichen Entwurf die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema einer Smart City, besonders hervorgehoben wurde die „feinsinnige Gestaltung der Fassaden im Sinne einer kleinteiligen und differenzierten Ausarbeitung“ mit einem vielfältigen und flexiblen Wohnungsangebot. Fünf Investoren – die Wegraz, Haring Group, Trivalue Real Estate Investments, Raiffeisen und die SC Mitte Projektentwicklung Gmbh – werden die Umsetzung des Entwurfs in Angriff nehmen. Insgesamt werden in den energieeffizienten und emissionsarmen Stadtteil Smart City Graz Mitte mit höchster Lebensqualität rund 3.000 Menschen leben, die Gesamtinvestitionen betragen etwa 350 Millionen Euro.

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Bildquelle:Google


Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Marija Kanizaj

Der Fiedler am Klavier 72 /// Fazit April 2018




Fazitportrait

Graz, Eisernes Tor, Hausnummer zwei, allerbeste Geschäftslage. Links die Buchhandlung Moser, rechts Lederwaren Breineder Gibiser.

Der hohe Rundbogeneingang des prächtigen,

schönbrunngelben vierstöckigen Bürgerhauses, vielmehr Stadtpalais, wird links von Hörgeräte

Neuroth und rechts von Optik Neuroth flankiert, was nicht nur fassadentechnisch für eine beruhigende Symmetrie sorgt.

Davor ein kleiner Kinderspielplatz, die Mariensäule, der Springbrunnen und keine Tiefgarage. Was für eine Lage.

Z

wischen dritter und vierter Etage prangt seit mehr als hundert Jahren in riesigen Lettern ein Schriftzug, als wäre das Haus extra dafür gebaut worden. Zwei Worte, die nicht als billige, grellbunte Neonreklame daherkommen, sondern in zurückhaltend mattschwarzen Versalien, wie der Titelkopf einer seriösen, hochkonservativen Tageszeitung: Klavierhaus Fiedler. »Ich ziehe bewusst keinen Anzug an, sondern trage lieber Jeans«, spielt Stephan Fiedler auf die Hemmschwelle an, die die Noblesse des Hauses mit 170-jähriger Unternehmensgeschichte und die Lage der Geschäftsräumlichkeiten im ersten Stock mit sich bringt. – Und so manchen potentiellen Kunden schon abgeschreckt haben mag, im Klavier Salon entspannt zu gustieren. Insbesondere sein Großvater Kommerzialrat Gerhard Fiedler hat noch ein strenges Regiment alter Schule geführt. So blieb er auch bis zu seinem Tod im Jahr 2002 der Chef, sodass Stephans Vater Peter erst mit 52 Jahren das Unternehmen übernahm. Und das nur für zwei Jahre, weil er aufgrund einer langen und schweren Erkrankung bereits 2004 verstarb. Da war Stephan Fiedler gerade einmal 23 Jahre jung. Seine Sturm- und Drangjahre hatte er nach der Modellschule in der Gastroszene (M1, Poco Loco) verbracht, obwohl ihn sein Großvater schon mit fünfzehn gern als Lehrling im Geschäft gesehen hätte. Vom Lokalchef zum Lehrling Als Stephan eines Sylvestertages zurückkam, sagte der Großvater aber »zu spät«. »Wir haben ein halbes Jahr verhandelt. So bin ich vom Lokalchef zum Lehrling geworden.« – Um kurz vor dem Tod des Großvaters noch die Gesellenprüfung als Klaviermacher zu schaffen. Wie seine Vorfahren konnte auch er bei der Wiener Klavierfabrik Bösendorfer Erfahrung sammeln, was ihm bei der FAZIT APRIL 2018 /// 75


Fazitportrait

2004 war ich der älteste Vertragspartner von Bösendorfer, als Person aber der jüngste. Stephan Fiedler

Unternehmensübernahme nicht zum Nachteil gereichte. Stephan Fiedler repräsentiert bereits die sechste Generation des Unternehmens »Klavier- und Harmonium-Etablissement und Leihanstalt Albert Fiedler & Sohn«, wie der volle Firmenname lautet und kann daher behaupten: »Ich war 2004 der älteste Vertragspartner von Bösendorfer, als Person aber der jüngste.« Und so wurde er vom Lehrling gleich zum Chef, worauf ihn sein Vater aber insofern gut vorbereitete, als er er ihm von Anfang an viel Verantwortung übertragen hatte. Bösendorfer gehört neben Steinway & Sons (USA) und Fazioli (Italien) zu den großen Drei, deren jeweilige Anhänger das, gelinde gesagt, gern zum Glaubensbekenntnis machen. Also vorsichtig formuliert: Natürlich gibt es noch andere hervorragende Hersteller, aber natürlich ist auch es unbestritten, dass Steinway mit großem Abstand Marktführer ist. Und übrigens vom ausgewanderten Deutschen Heinrich E. Steinweg in New York gegründet wurde, somit auch europäischen Ursprungs ist. Und übrigens vor fünf Jahren an einen Hedgefondsmanager verkauft wurde. Wie auch das urösterreichische Unternehmen Bösendorfer mittlerweile der japanischen Yamaha Corporation gehört. Wahrscheinlich ist das weder gut noch schlecht, sondern zunächst einmal der Lauf der Dinge in einer globalisierten Welt, und wenn sich ein neuer Eigentümer nicht weiter einmischt, außer statt in Wien in Wiener Neustadt zu produzieren, klingt das auch nicht ganz schlecht. Noch besser ist es natürlich, dass damit wohl der Fortbestand des Unternehmens gewährleistet wurde, womit der vorherige Eigentümer, die Bawag, ihre Probleme hatte. Pianos für Schulen Im letzten und vorletzten Jahrhundert lautete die Frage ja nicht, ob man ein Klavier habe, sondern wo es denn stehe. Verglichen mit diesen Zeiten hat sich der Markt gewaltig verändert, das weiß auch Stephan Fiedler und er tut etwas dagegen. So hat er schon 2006 die karitative Konzertreihe »Piano Forte« für hochbegabte Schüler und Schülerinnen gegründet und betreut mit Stadtrat Kurt Hohensinner und dem Landesschulrat das Schulprojekt »Mit dem Piano durch die Pause«, das sich besonderer Beliebtheit erfreut. Dabei stellt das Grazer Klavierhaus Fiedler steirischen Gymnasien jeweils für zwei Monate kostenlos ein Piano zur Verfügung. 76 /// FAZIT APRIL 2018

Das steht nicht etwa im Musiksaal, sondern in einem Gang oder Pausenraum. Dahinter steckt die Idee, dass Schüler in den Pausen darauf spielen können und so nicht nur dem Instrument näher kommen, sondern auch etwas Ruhe und Entspannung finden. Das Echo ist sehr erfreulich: »Vom 48 Gymnasien haben wie 45 Anmeldungen, die anderen drei haben schlicht keinen Platz«, so Fiedler. Und weiter: »Zur Zeit sind 14 Instrumente in den Schulen, nach Ostern kommen weitere 14 dazu.« Weil es so gut funktioniert, soll das Projekt auf Volks- und Neue Mittelschulen ausgeweitet werden. »Und eventuell sogar flächendeckend für Deutschland«, gerät er ins Schwärmen. Außerdem kann jede Schule ein Video über die Aktion gestalten, das auf der Facebook-Seite des Klavierhauses gepostet wird. Der Schule mit den meisten »Likes« will Fiedler für ihr Sommerfest einen fabriksneuen Bösendorfer Konzertflügel im Wert von über 100.000 Euro zur Verfügung stellen.

Mieten oder kaufen Womit wir beim Preis wären – ja, ein Bösendorfer-Flügel liegt heute zwischen schlanken 70.000 bis 150.000 Euro. Auch das kann man noch »updaten«, schließlich hat die Digitalisierung auch vor der Klavierbranche nicht haltgemacht. So hat ein Anytime Piano (Kopfhörerklavier, ab 5.000 Euro) echte Saiten und eine Seele, aber auch eine elektronische Komponente verbaut, die es ermöglicht, für andere lautlos Klavier zu üben. Naturgemäß hält der Klavierhändler von reinen Digitalpianos gar nichts: »Die sind seelenlos im Klang.« Von den rund 150 pro Jahr verkauften Instrumenten sind der Großteil Pianos, vorwiegend der Marke Kawai aus Japan. Der Neupreis für ein Piano beginnt bei 3.200 Euro, gebraucht bei 2.000 Euro. Beliebt ist auch die Mietvariante, die bei durchschnittlich 40 bis 200 Euro pro Monat liegt, die Faustregel dabei lautet zwei Prozent des Listenpreises. Fiedler: »Ich bin der Meinung, dass nicht die Eltern, sondern die Kinder sich das Klavier aussuchen sollen.« Vorausgesetzt, es ist auch für sie bestimmt. Wichtig ist Stephan Fiedler der persönliche Kontakt. Auch um die eingangs erwähnte Hemmschwelle abzubauen, veranstaltet der Klavierhändler gern Führungen und hat dafür sein umfangreiches Wissen in ein schmales wie kluges und verständliches Heft gepackt. »Entdeckungsreise ins Klavier. Geschichte und Konstrukti-




Fazitportrait

on« heißt es und ist so gut, dass es sogar als Lehrbehelf in Schulen verwendet wird. Außerdem ist er Autor des Kinderbuches »Der geheimnisvolle Erfinder des Klaviers«, das ein Ergebnis seiner Führungen für Dreijährige (!) und mindestens ebenso empfehlenswert ist. Das sieht auch der Leykamverlag so, der dafür gerade den chinesischen Markt sondiert. Musische Kindheit Mit seinen fünf Mitarbeitern betreut der 37-jährige verheiratete Vater zweier Kinder 5.000 Kunden in Kärnten, der Steiermark und im Burgenland sowie 400 Klaviere in 30 Institutionen, wie Grazer Oper, Schauspielhaus, Konservatorium und Kunstuni oder das Konservatorium in Klagenfurt und einigen Musikschulen. Als Sproß musischer Eltern – Mutter Elisabeth Fiedler ist Leiterin der Abteilung Außenkunst im Universalmuseum Joanneum – kam der heutige Klavierhauschef sehr früh mit Kunst und Künstlern in Berührung. Im Klaviersalon selbst zeugen nur wenig Artefakte davon; so eine Büste des Großvaters von Gustinus Ambrosi mit zugehörigen Begleitbrief und eine mehrteilige Druckgrafik Serie von Günter Brus. Die freigelegten Deckenfresken verleihen dem insgesamt 260 Quadratmeter umfassenden Klaviersalon mit Parkettböden, Doppelflügeltüren und einem wunderbaren gemauerten Balkon mit Balustraden und Blick auf das Platzambiente des Eisernen Tors zusätzlichen Charme. Als Stephan Fiedler am Klavier jenes Bach-Stück vorspielt, das ihm eine 83-jährige Anfängerin ihrerseits ein Jahr, nachdem sie ihm ein Klavier abgekauft hatte, vorspielte (Zitat Fiedler: »Klavierspielen ist leicht zu erlernen.«), erklärt er nebenbei die enharmonische Verwechslung. Musikaffine Fazitleser wissen schon, das hat zum Beispiel etwas mit der schwarzen Taste zwischen C und D zu tun, ist es ein Cis, ist es ein Des? Der Gedanke macht sich

schleichend breit, dass es vielleicht schon einfach sein mag, die 88 Tasten zu erlernen (selbst abgezählt, nicht gegoogelt), aber ohne die Fähigkeit Noten lesen zu können . . . ? Ach, der Herr Fiedler haben ab dem sechsten Lebensjahr neun Jahre lang Klavier gelernt? Dann die Pubertät, wir wissen Bescheid. Aber mit 21 »wieder gerne angefangen«? Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Die Liste meiner erfolglosen Musiklehrer ist lang. Bei Bach fliegen die Gedanken, offenbar auch, – oder gerade wenn, – man selbst spielt (»Zehn Minuten üben an zwei Tagen pro Woche genügt«, hat er auch noch gesagt.) und der Mann am Klavier fliegt in seine Kindheit, als immer wieder Künstler bei seinen Eltern verkehrt oder sogar gewohnt haben. So auch der vor etwa zehn Jahren früh verstorbene deutsche Maler, Bildhauer, Gesamtkünstler Martin Kippenberger. Von ihm stammt die Reihe »Weiße Bilder«, die – noch dazu plan – auf, besser in weißen Ausstellungswänden appliziert sind und auf die in Kinderschrift und ebenfalls in weiß, daher schwer lesbar, Benotungen ihrerselbst geschrieben sind. Sie lauten durchgehend »sehr gut« und niemand weiß das besser als Stephan Fiedler – er hat es als Kind im Auftrag Kippenbergers geschrieben. Mehr mit Klavier zu tun hat die Geschichte, dass Robbie Williams auf einem Fiedler-Klavier anläßlich eines Fests bei Gaston Glock in Kärnten gespielt hat. Aber am besten erklärt eine Geschichte des Pianisten Andrei Gawrilow die Magie um den warmen Wiener Klang eines Bösendorfer-Flügels. Anläßlich eines Auftritts im Stefaniensaal bot Fiedler ihn an, sich in seinem Klaviersalon einzuspielen, was dieser dankend annahm. Als Fiedler nach einer Weile nachschaute, hatte sich der Pianist seiner Kleidung bis auf die Unterwäsche entledigt und spielte barfuß am Flügel mit der zauberhaften Begründung: »Ich wollte dem Instrument näher sein.« Hören Sie sich das selbst an. n

Klavierhaus Fiedler & Sohn 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2 Telefon +43 316 830552 klavierhaus-fiedler.at fb.com/klavierhaus.fiedler

FAZIT APRIL 2018 /// 79


Mit der Mode kann man keine Weltanschauung demonstrieren, denn so rasch ändert niemand seine Prinzipien. Hubert de Givenchy, Modedesigner, 1927–2018

Herbst

Ausstellungen quer durch Graz Nach zwölf Jahren unter Veronica Kaup-Hasler will der

Steirische Herbst den Cut schaffen. Und schickt sich an, dank neuer Intendanz noch einzigartiger zu werden.

M

an kennt diese Funktion vom Datenverarbeitungsprogramm seines Vertrauens: Durchstreichen. Ein probates Stilmittel, um dem Kollegium oder dem Lektoratswünschenden mitzuteilen, dass etwas nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Der Steirische Herbst bedient sich neuerdings auch dieses Stilmittels. Wohl gar nicht so sehr deshalb, um der bisherigen Intendanz in Persona Veronica Kaup-Hasler – im Übrigen mit zwölf Jahren in dieser Position die am längsten dienende der Festivalgeschichte – verstehen zu geben, dass die von ihr verantworteten Herbstära streichwürdig sei. Flankiert von symbolischen Scherben will der Steirische Herbst im Jahr 51 seines Bestehens einfach nur eines: einen metaphorischen Cut vollziehen. Das Motto für diese kommenden, erhofft einschneidenden fünf Jahre – oder zumindest einmal für das nächste –, das schien sich die künstlerische Leitung noch offen lassen zu wollen: »Volksfronten«. Die neue Intendantin, die gebürtige Russin Ekaterina Degot, erklärt das so: »Es ist als ambivalenter Titel zu verstehen, deshalb ist er auch etwas ungewohnt im Plural gehalten.« Er stehe für die moderne Welt der ideologischen Kämpfe zwischen links und rechts. Hergeleitet von der linken, antifaschistischen »Front populaire« (französisch für Volksfront) auf der einen und der rechtsextremen Organisation aus den USA

80 /// FAZIT APRIL 2018

im Umfeld der White-Power-Szene auf der anderen Seite. Wohin diese Zugänge in etwa führen, wird im Mai erklärt, wenn das Programm vorgestellt wird. »Interdisziplinär« soll es fast selbstredend werden, »Geschichten» wolle man natürlich erzählen – und ein »Ausstellungsparcours durch Graz« dürfe erwartet werden. »Und wenn wir etwa im Orpheum zu Gast sind, wollen wir auch den historischen oder politischen Hintergrund des Gebäudes berücksichtigen«, führt Degot weiter aus. Und unterstreicht bei all den Durchstreichungen schließlich noch etwas: »Es wird ein einzigartiges Programm bestehen. Mit Fokus auf Auftragsarbeit.« n

Steirischer Herbst 2018 »Volksfronten« 20. September bis 14. Oktober 2018 Offenbar diverse Spielstätten. Auf der u.a. Webseite ist derzeit nur das hier rechts abgebildete Sujet zu finden. Mehr kommt wohl später. steirischerherbst.at

Fotos: Givenchyofficial, Patricia Peribanez/Prisma Film, Grupa ee

Von Peter K. Wagner


Alles Kultur Film

Wider des Erwischens

Die diesjährige Diagonale eröffnete mit »Murer – Anatomie eines Prozesses« von Christian Frosch. Ein ärgerliches Stück Geschichte, das wertvoller ist als man sich wünschen würde.

Von Peter K. Wagner

E

s sind üblicherweise Filmdokumente aus fremden Ländern, Aufarbeitungen neuer Erkenntnisse oder auch Zuspitzungen unbewusster Missstände, die es vermögen, den Zuschauer zu erwischen. Und so kommt es, dass es einen Grazer irgendwie befremdet ist, wenn ihn so eine Mischung aus Aufarbeitung und Zuspitzung so richtig erwischt. Die Diagonale 2018 eröffnete mit dem schließlich als »besten österreichischen Spielfilm des Jahres« ausgezeichneten Werk »Murer – Anatomie eines Prozesses«. Und der vermag es ordentlich, zu erwischen. Es ist die Geschichte von Franz Murer, der 1941 bis 1943 für das Ghetto im litauischen Vilnius verantwortlich und dort als »Schlächter« gefürchtet war. Murer war nach Kriegsende eher zufällig festgenommen, in der Sowjetunion zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und schließlich im Rahmen des Staatsvertrages 1955 an Österreich ausgeliefert worden. Auf Bestreben von Simon Wiesenthal wurde er erst 1962 wieder angeklagt und 1963 unter großem Jubel von Teilen der österreichischen Öffentlichkeit freigesprochen. In Graz. Die gesellschaftlichen Umstände und die Einstellung der Bevölkerung sowie die politischen Zusammenhänge und Fürsprecher für den angesehenen Lokalpolitiker und Großbauern Franz Murer sezieren dabei ein österreichisches Opferbild, das

einen Grazer eben erwischt. Und noch mehr ärgert. Denn »Murer« ist in Zeiten, in denen es eine österreichische Partei gibt, die erkannt hat, dass es eine Idee wert wäre, sich ziemlich genau 23.000 Tage nach Parteigründung schließlich doch mit der eigenen NS-Vergangenheit zu beschäftigen, leider viel wertvoller als man sich wünschen würde. n

Murer. Anatomie eines Prozesses Regie und Drehbuch: Christian Frosch, Kamera: Frank Amann, Schnitt: Karin Hammer, Produzenten: Viktoria Salcher und Mathias Forberg; Prisma Film (Wien) Läuft derzeit in den Kinos murer-film.com

FAZIT APRIL 2018 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

D

ie steirischen Grünen fordern schon lange ein stark subventioniertes Jahresticket um 365 Euro für das gesamte steirische ffi Netz. Natürlich drängt sich die Frage auf, ob das volkswirtschaftlich und ökologisch Sinn ergibt oder ob die Idee bloß dem inhaltlichen Angebot einer Partei entspricht, die zuletzt kaum Berührungsängste zu ziemlich linken Ideen hatte? Allein nach Graz pendeln täglich 85.000 Arbeitnehmer ein und 32.000 aus. Während der Großteil der Einpendler aus der Großregion Graz mit ihren 470.000 Einwohnern stammt, nehmen Tausende Grazer Arbeitnehmer täglich einen Anfahrtsweg in Kauf, der bis Slowenien oder Ungarn reichen kann. Bedenkt man, dass in der steirischen Landeshauptstadt täglich 790.000 Pkw Fahrten stattfinden, von denen 380.000 die Stadtgrenzen überschreiten, und denkt sich dann das pendlerbedingte Verkehrsaufkommen in allen anderen steirischen Zentralorten zwischen Bad Radkersburg und Bad Aussee und zwischen Murau

Eine grüne Idee, die allen nützt

82 /// FAZIT APRIL 2018

und Hartberg dazu, dann kann man sich ausmalen, was ein Jahresticket um 365 Euro, in Bezug auf den Klimaschutz, die Feinstaubbelastung und vor allem auf die finanzielle Belastung der arbeitenden Steirerinnen und Steirer bewirken würde. Derzeit kostet das Jahresticket je nach Tarifzone zwischen 422 und 2.160 Euro. Der Jahrestarif von 247 Euro innerhalb von Graz gilt nur für die Bewohner der Stadt und ergibt sich, weil diese 175 Euro auf die 422 Euro zuschießt. Dadurch hat sich die Zahl der in Graz verkauften Jahrestickets trotz der »Gratis Altstadtbim« seit 2015 übrigens von 12.000 auf über 40.000 mehr als verdreifacht. Beim steirischen Verkehrsverbund schätzen die Experten den Mehraufwand für das Landesbudget auf 10 bis 13 Millionen Euro jährlich. Dieser Betrag ergibt sich aus den Verbilligungen für die bestehenden ffi Nutzer und müsste zusätzlich aus dem Landeshaushalt zugeschossen werden. Das ist viel Geld für ein Bundesland, das keines hat. Was die Experten beim Verkehrsverbund nicht abschätzen können, ist, wie viele zusätzliche Jahreskarten sie an jene Pendler verkaufen könnten, die derzeit keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, weil diese als zu langsam, zu unbequem oder zu teuer erachtet werden. Der grüne Landeschef Lambert Schönleitner führt bei seinem Feldzug für das billige Jahresticket die Wiener Situation ins Treffen. Dort wurde das 365 Euro Ticket im Mai 2012 eingeführt. Im Jahr 2011 gab es rund 360.000 Jahreskartenbesitzer und fünf Jahre später sind es mit 733.000 mehr als doppelt so viele. Sollten in der gesamten Steiermark 100.000 Jahreskarten an Neukunden verkauft werden, würde das 36,5 Millionen Euro in die Kassen des Verkehrsverbundes sowie der Bahn und Busunternehmen spülen. Das wäre Geld, mit dem die benötigten Verkehrsmittel betrieben, die bestehenden Linien verdichtet und zusätzliche Linien eröffnet werden könnten. Dass die Zahl von 100.000 zusätzlich verkauften Jahrestickets realistisch sein kann – solange das Angebot stimmt – ergibt sich aus den über 200.000 steirischen Lohn und

Einkommenssteuerzahlern, die bei ihrer Steuerveranlagung die Pendlerpauschale des Bundes beantragen und beziehen. Das 365 Euro Ticket und die dafür erforderlichen 13 Millionen Euro könnten also wie ein ökologischer und ökonomischer Multiplikator wirken. Mit »nur« einem Viertelprozent des Landeshaushalts von etwa fünf Milliarden Euro würde diese grüne Idee auch echte Verbesserungen für die Menschen in den steirischen Randregionen mit sich bringen. Die steirische Regierung hat sich ohnedies die Aufwertung der Lebenschancen in den Regionen zum Hauptanliegen gemacht. In Vorarlberg wurde das 365-Euro-Ticket übrigens 2014 eingeführt. Auch dort hat sich die Zahl der Jahreskartenbesitzer in nur zwei Jahren um 30 Prozent auf 65.000 erhöht. Schönleitner und seine Grünen hoffen, dass das, was in Wien und Vorarlberg möglich war, auch in der Steiermark möglich sein wird. Und wenn schon die Verbesserung der Luftqualität für VP und SPÖ nicht ausreicht, um über ihren Schatten zu springen, einer grünen Idee zuzustimmen, sind es ja womöglich die finanzielle Entlastung für die arbeitende Bevölkerung und der Impuls für die Aufwertung des öffentlichen Verkehrs in den peripheren Zentralorten. n

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