Fazit 140

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Fazitportrait

Was bei uns gekauft wurde, wird auch bei uns repariert. Paul Kiendler

den Hackschnitzelheizung aus der eigenen Nahwärmeversorgung und Photovoltaik aus dem Sonnenkraftwerk eingesetzt. Sogar für Technikskeptiker ist es interessant, auf der Homepage von Kiendler den frei zugänglichen Diagrammkurven der Stromerzeugungsdaten der Photovoltaikanlage zu folgen: Die Monatsrückschau belegt tatsächlich das eingangs erwähnte Kaiserwetter am 30. Jänner, dem Tag dieses Interviews und zeigt zugleich, dass die Sonne am 1. Februar noch kräftiger gewesen sein muss. Dies möge nicht nur als unkontrollierter Stoßseufzer eines Laien aufgefasst werden, sondern als Beleg dafür, dass zum Beispiel eine Schadensversicherung heute nicht nur weiß, wann ein Gewitter stattgefunden hat, sondern auch wieviel Blitze, wann, wo und wohin eingeschlagen haben; wahrscheinlich geben sie den Blitzen sogar Namen, wie Frizz oder Ariel. Das war jetzt fast New Journalism. Als literarische Reportage, dies sei noch ergänzt, die sich durch Freiheiten wie innere Monologe oder Perspektivenwechsel auszeichnet, ist er auch ein Mittel gegen Langweile, wenn erwünschte Lebendigkeit unter Fakten begraben wird.

E-Handel und E-Technik Gut, dass die Kiendlerfakten auch mit Unterhaltung, genauer Unterhaltungselektronik, sogenannter Braunware wie Fernseher und Handys, sowie Weißware wie Mixer für den Haushalt zu tun haben. Die führt das Unternehmen bereits seit mehr als sechzig Jahren neben der Zentrale in Ragnitz in mittlerweile drei Red-Zac-Filialen in Gralla, St. Stefan im Rosental und Hl. Kreuz am Waasen. Der Elektrohandel ist mit rund 20 Prozent am Gesamtumsatz beteiligt. Während mit 70 Prozent der größte Teil des Umsatzes aus dem Bereich Elektrotechnik kommt. Dort arbeiten auch die meisten der insgesamt 140 Mitarbeiter. Kiendlers Stärke

ist schnell erklärt: »Bei uns kommt alles aus einer Hand. Von der Planung über die Schaltschrankfertigung bis zur Elektroinstallation und die Inbetriebnahme.« Dazu kommt noch die Abteilung für Mess- und Prüftechnik. So ist die Mannschaft aus dem kleinen Ort Ragnitz in Finnland, Schweden, Frankreich, der Schweiz, praktisch in ganz Europa unterwegs. Ein großer Auftrag wird gerade für das Lafarge Zementwerk in Retznei abgewickelt, in Rußland ist die Kiendler-Gruppe für Schaltung und Steuerung eines riesigen Pelletswerks von Mayr-Melnhof zuständig. Auf der Referenzliste stehen auch Magna beziehungsweise AVL mit Klimalabors oder das altehrwürdige Hotel Sacher, das von Kiendler in die elektrotechnische Neuzeit versetzt wurde.

Märchenhaft Das Unternehmen ist historisch gewachsen und blickt auf eine mehr als 300 Jahre lange Tradition zurück. Bereits im Jahr 1696 wurde die Schiffsmühle in Ragnitz das erste Mal urkundlich erwähnt. Um diese Zeit herum heiratete der Sohn des Oberjägers Kiendler aus Wolfsberg im Schwarzautal die Tochter des Müllermeisters Pucher in Ragnitz. Was nach einer Mär klingt, ist tatsächlich eher ein Märchen. Seit damals ist das Unternehmen in geradlinigem Besitz der Familie Kiendler. Paul und Johanna Kiendler haben mit ihren drei Söhnen Paul jun. (30), Markus (28) und Ulrich (25) bereits für die 12. Generation gesorgt. Ihre Vorfahren waren Müller und brachten mit Hilfe von Wasserkraft den Strom Anfang des 20. Jahrhunderts in die Ortschaft und das erste elektrische Licht. Dann musste noch jemand für die Installation sorgen. Das erste, was angesteckt wurde, waren übrigens Kühltruhen. Die musste auch jemand besorgen und damit Handel betreiben. So ergab eines das andere. Märchen? Wahr geworden. n

Kiendler GmbH 8413 Ragnitz 5 Telefon +43 3183 8201*0 kiendler.at

FAZIT MÄRZ 2018 /// 73


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